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V e r g i f t u n g s f a l l e . A 730

(Aus der II. Abteilunqg fiir Interne l~iedizin des Horthy MiklSs-Kranken- hauses tier Haupt- und Residenzstadt Budapest. Oberarzt: Priv. Doz.

Dr. G y u l a Ba l~zs . )

E v i p a n - V e r g i f t u n g .

(Selbstmordversuch.)

Von P ~ t e r V a r g a .

Da wir w~der in der einh~im4schen, noch in der uns za Gebote stehenden ausl~ndischen Literatur iiber Evipanvergiftung eiae Mittei- lung fanden, betrachten wir unseren einzigeu Fall einer k u r ~ n Be- spreehung wert.

Dis verheiratete, 48 J. alte Frau K. J. wurde am 13. 11. 1936, mit unbekanntem Gift vergiftet, durch die Rettungsgesellschaft auf unsere Abteilung gebracht. Eine Magenspfilung wurde schon vorgenommen, sowie ein Abfiihrmittel verabreicht.

Aufnahmebefund: (n. M. 18 h. 30 Min.) die Patientin ist sehr so- porSs, reagiert aber auf st~rkere Reize, 5ffnet tile Augen fiir kurze Zeit, spricht einige Worte, schl~ift abet welter. Gesichtsfarbe etwas blal~. Pupillen rand, gleichgrol3, etwas verengt, mit guter Reaktion. Cornealreflex erhalten. Patellarreflex normal. Pulssehlag rhythmisch, mittelvoll und -gespannt, Zahl 96/Min. Atmung fief, schnarchend, rhyth- misch. Temperatur 36,9 ~ C. Blutdruck 140--105 mmHg. HerztSne rein. Aus der Blase entleert sich (lurch Katheter 400 cm S Urin, welcher mit negativem Ergebnis untersucht wurde.

Da alas klinische Bild einer leichten, durch ein Hypnoticum verur- sachten Vergiftung entsprach, best2~nd unsere Therapie, aul~er Magen- spiilung and Durchtreibung, in tier, in den ersten 24 Stuaden 5fters wiederholten Verabreichuag yon 0,40 g Coffein.

Folgenden Tages ist die Kranke zwar noch etwas benommen, schl~f- rig, gibt aber atff Fragen schon deut!iche Antwort, schl~ift abet den grS~ten Teil des Tages durch. Dritten Tags schwindet auch die Sehl~- rigkeit, sie ffihlt sic~ ganz wohl and gib:t auf unser Fragen an, in selbstmSrderischer Absicht, gegen 12 Uhr mittags eine Phiole roll, 10 Tabletten Evipan, in 1 dl Wasser eingenommen zu haben. Verl~l~t die Abteilung vSllig genesen am 4. Tag.

Dis in unserer Praxis allgemein angewendeten Schlafmittel, auch das Evipan, sind AbkSmmlinge der Barbiturs~iure. Evipan abet unto)r -

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scheidet sich' chemisch yon den iibrigen; ein 8tickstoffatom ist dutch ein Methylmolekiil ersetzt (N-methylcyklohexenylmethylbaxbiturs~iure).

Das Evipan ist als 8chlaf- resp. WiedereinschF~erungsmittel ge- briiuchlicl~. Die Wirkung setzt rasch ein, auf eine Tablette (0,25 g) schon nacl~ 10--20 Min. un, d w~hrt ~turchschnitttich 4--6 Stunde~. Aui das Erwachen folgt keine Benommenheit, kein Schw~che,gefiihl oder Arbeitsunlust. Auch wiederholte Anwendung ist schadlos, ohne GewShnm~g. Die kurze Wirkung wird erkl~rt durch den raschen Ab- bau im Organismus, welcher in der Leber erfolg$. Erst bei Verahrei- chung sehr grol$er Mengen erscheint im Ham 2,3~2,8% des Evipans in der Form einer bisher unbekannten Barbitursiiureverbindung. Die Entfernung zwischen tier hypnotischen und tier toxischen Gabe ist sehr groin. Evipan is~ also verhiiltnism~lSig schadlos, was auch unser Fall bekr~iftigt, da trotz der einverleibten 2,5 g das Bild einer nur leichten Hypnoticavergiftung best~nd, aus welcher das Erwachen sehr rasch', ohne Nachsch~iden erfolgte.

Anschrift des Verfassers: Aditmkt Dr. P 6 t e r V a r g a , Budapest, Horthy Mikl6s-Krankenhaus, II. Abk fiir interne Medizin.