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FIB Papers Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung Veröffentlichungsreihe der Forschungsgruppe Internationale Beziehungen P 92 - 301 Ewiger Friede oder Anarchie? Demokratie und Krieg Wolf-Dieter Eberwein März 1992 Publication Series of the International Relations Research Group Reichpietschufer 50 D 1000 Berlin 30

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FIB PapersWissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

Veröffentlichungsreihe der Forschungsgruppe Internationale Beziehungen

P 92 - 301

Ewiger Friede oder Anarchie? Demokratie und Krieg

Wolf-Dieter Eberwein

März 1992

Publication Series of the International Relations Research Group Reichpietschufer 50

D 1000 Berlin 30

ABSTRACTIs eternal peace on the march or is the return to anarchy a more adequate characterization of the situation in Europe after the breakdown of Communism and the disappearance of the Soviet Union as a superpower? Both alternatives are evaluated in light of the findings on the outbreak of military conflict and war. Empirical evidence is presented with respect to the temporary destabilization in the international system resulting from domestic regime change for the 1816-1980 period. The findings indicate that regime change in general and the transition to democracy in particular increases conflict in the international system.

ZUSAMMENFASSUNGIst der ewige Friede im Anmarsch oder ist die Rückkehr der Anarchie eine angemessenere Charakterisierung der Situation in Europa nach dem Zusammenbruch des Kommunismus und der Auflösung der Sowjetunion als Supermacht? Beide Alternativen werden vor dem Hintergrund der Forschungsergebnisse über den Ausbruch militärischer Konflikte und ihrer Eskalation zum Krieg evaluiert. Empirische Ergebnisse zur Frage der temporären Destabilisierung des internationalen Systems als Folge innerstaatlicher Regimewechsel für den Zeitraum 1816-1980werden vorgelegt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, daß Regimewechsel im allgemeinen, der Übergang zur Demokratie im besonderen, zur Erhöhung militärischer Konflikte im internationalen System führt.

Inhaltsverzeichnis

1 Langer Friede und kein Ende?................................................................................. 1

2 Zurück in die Zukunft oder globaler Frieden ........................................................ 3

3 Demokratie, Frieden und Krieg - Eine Revision K ants........................................ 8

4 Trend zum Globalen Frieden................................................................................... 11

5 Zusammenfassung und A usblick ........................................... ................................. 21

6 B ibliographie.............................................................. ............................................... 25

1 Langer Friede und kein Ende?*)Im Anschluß an den zweiten Weltkrieg kam in Europa eine Neuordnung zustande,

in deren Gefolge eine außergewöhnlich lange Phase des Friedens (im Sinne der Abwe­senheit von Krieg) begann. Gaddis (1986:92) weist auf eine Ironie dieses Tatbestandes hin, weil seiner Ansicht nach diese Nachkriegsordnung sich durch eine beliebige und künstliche Trennung der Welt auszeichnet. Im Gegensatz dazu sei die weitaus sorgfältiger ausgearbeitete Versailler Friedensordnung bereits nach 20 Jahren auf dem Schlachtfeld beseitigt worden.

Mit Recht stellt sich die Frage, warum diese Friedensphase so lange gedauert hat, deren herausragendes Merkmal der außergewöhnliche erbitterte und dauerhafte Antago­nismus zwischen den beiden führenden Mächten war (Gaddis, 1986:92). Als die Staats­und Regierungschefs der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit im November 1990 in Paris den Kalten Krieg offiziell für beendet erklärten, gingen sie davon aus, damit den Grundstein für eine politische Ordnung gelegt zu haben, die durch Frieden und zwischenstaatliche Zusammenarbeit bestimmt sein würde. Diese Erwartungen mögen zwar nach wie vor bestehen, sie sind allerdings erheblich gedämpft worden.

Der Putsch in der Sowjetunion im August 1991 führte zur Auflösung dieser imper­ialen Macht. Mit der Entstehung der Gruppe unabhängiger Staaten auf dem Territorium der ehemaligen UdSSR ist zugleich die Gefahr nuklearer Proliferation aus dem Bereich der akademischen Spekulation eine denkbare Alternative geworden. Der Bürgerkrieg in Jugoslawien hat nur verdeutlicht, welche Konsequenzen die neu erwachten Forderungen nach Selbstbestimmung und nationaler Souveränität nach sich ziehen kann. Daß diese innerstaatliche Konflikte über die bestehenden Grenzen schwappen können, ist nicht mehr auszuschließen, nachdem die hegemoniale Ordnungsfunktion der bipolaren Machtstruktur entfallen ist (vgl. Weede, 1975; 1989).

Meine Absicht besteht nun keineswegs darin, eine detaillierte Bestandsaufnahme der Konflikte in Mittel und Osteuropa zu machen. Es wäre allerdings ein Treppenwitz der Gesichte, wenn der Lange Friede in Europa durch die bestehende Instabilität zu Ende ginge. Denn die derzeitige Entwicklung ist ja nur der vorläufige Endpunkt der Demok­ratisierungswelle, die in den 70er Jahren in Europa begann, ihre Forstsetzung in Latei­namerika fand und schließlich Ende der 80er Jahre nach Mittel- und Osteuropa überschwappte und dort die kommunistischen Machthaber hinwegschwemmte.

Für seine konstruktive Kritik bin ich meinem Kollegen Thomas R. Cusack zum Dank verpflichtet, ebenso meinem Mitarbeiter Jörg Stangl für seine sorgfältige Durchführung der notwendigen Datena­nalysen.

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Der Historiker Gaddis konnte natürlich 1986, als er seinen Aufsatz schrieb, die Ereignisse von 1989 und danach nicht voraussehen. Er bewies aber ein hohes Maß an weiser Voraussicht bei der Diskussion denkbarer Zukunftsentwicklungen. Geschichte, betonte Gaddis (1986:141), habe die Eigenschaft sowohl diejenigen, die sie machten als auch diejenigen, die darüber berichteten, zu schlechten Propheten zu machen. Man könnte in diesem Falle sogar noch weitergehen: die Entwicklung in Europa hat zumindest eine Reihe zentraler theoretischer Annahmen über internationale und innerstaatliche Stabilität in Zweifel gezogen. Von Beyme (1990:468) spricht sogar vom Schwarzen Freitag der Sozialwissenschaften.

Internationale Stabilität und Wandel werden häufig auf Großmachtkriege (vgl. etwa Levy, 1983) oder auf die Erosion hegemonialer Stabilität (vgl. etwa Gilpin, 1989) zurückgeführt. Die Auflösung der Sowjetunion, die über Nacht gewißermaßen aufhörte zu existieren, ist mit solchen theoretischen Ansätzen nur bedingt zu erklären. Gurr und andere (1991:70) haben die parallele Entwicklung stabiler Demokratien und autoritärer Systeme als ein herausragendes Entwicklungsmerkmal des Staatensystems im 20. Jahr­hundert betont. Was die autoritären Syteme betrifft, hatten Gurr und seine Kollegen Recht, allerdings nur bis 1989. Ein anderer langfristiger Entwicklungstrend, den sie identifizierten, kann dagegen zutreffen, nämlich die graduelle Demokratisierung der nördlichen Hemisphäre.

Historiker - und nicht nur sie - stehen zu Recht Vorhersagen skeptisch gegenüber. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, daß sie sich mit der Erklärung spezifischer Ereignisse und Entwicklungen beschäftigen. Eine Reihe von Politikwissenschaftler dagegen, ist nicht von ihrem Bemühen abzubringen, nach generalisierenden Erklärung­smustern zu suchen. Auf der Grundlage erfolgreicher, d. h. empirisch fundierter Erklärungen vergangener Ereignisse oder Abläufe sind nämlich bedingte Vorhersagen möglich.

Aus der Gegenüberstellung von zwei konträren Zukunftsprojektionen, die der Ausgangspunkt der nachfolgenden Analyse sind, ergeben sich völlig unterschiedliche Erwartungen. Die eine basiert auf der Zurück in die Zukunft Vision, wie sie Marsheimer (1990) entwickelt hat. Die andere dagegen, ausführlich dargelegt von Doyle (1983a/b;1986), sieht die Entwicklung hin zum globalen Frieden als Folge der Demok­ratisierung der Staaten im internationalen System.

Levy (1988:662) hat betont, daß die Abwesenheit von Krieg zwischen Demokra­tien noch am ehesten einem empirischen Gesetz in den internationalen Beziehungen gleichkommt. Andere, wie Maoz/Abdolali (1989:3), Russsett (1989:245) und Bremer (1991:27, zit. nach Ray, 1991:14) haben diesen Zusammenhang systematisch überprüft, dessen Gesetzmäßigkeit bestätigt und zugleich betont, daß es sich um keinen zufälligen Zusammenhang handelt (vgl. auch Bächler, 1988; Czempiel, 1986; Rittberger, 1987). Nimmt man diese empirische Tatsache zum Ausgangspunkt, verfügen wir über ein wenn

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auch schmales Fundament, auf dem der Frage nachgegangen werden kann, unter welchen Bedingungen und mit welchen Konsequenzen Demokratisierung und Demokratie zur Stabilität im internationalen System beitragen kann. Dabei verwenden wir im Rahmen dieser Arbeit einen restriktiven Stabilitätsbegriff. Darunter ist hier nur Abwesenheit von Krieg bzw. militärischen Konflikten zu verstehen.

Inwieweit die Demokratisierung in Mittel- und Osteuropa, ebenso wie in den neu­konstituierten Staaten auf dem Territorium der UdSSR erfolgreich abgeschlossen wird, vermag ich nicht zu beurteilen. Allerdings bin ich fest davon überzeugt, daß der Erfolg oder Mißerfolg des in Gang befindlichen Demokratisierungsprozesses weitreichende Konsequenzen für die Stabilität in Europa und darüber hinaus haben dürfte.

In diesem Aufsatz werde ich von dem Zusammenhang von Demokratie und Frieden ausgehen. Dieser generelle Zusammenhang erscheint mir aus einer Reihe von Gründen von Bedeutung. Theoretisch ist er wichtig für die Entwicklung des internationalen Sys­tems nach dem Ende der Bipolarität. Zweitens ist dieser Zusammenhang wichtig für die Theorieentwicklung, denn der angesprochene Zusammenhang verweist auf die längst fällige Synthese von Realismus und Institutionalismus in der internationalen Politik hin. Anders formuliert, eine Konzeptualisierung ist erforderlich, die Stabilität und Wandel des internationalen Systems in den Kontext innerstaatlicher Bedingungen und internationaler Strukturbedingungen als Determinanten des Verhaltens der Staaten im internationalen System selbst stellt. Schließlich ist diese Problematik auch deswegen von Bedeutung, weil, wie Merritt und Zinnes (1991:230) betonen, das Forschungsprogramm über den Zusammenhang von Demokratie und Krieg irritierend und frustrierend zugleich ist. Dabei liegt eine Fülle von empirischen Forschungsergebnissen vor, die endlich kumulativ verknüpft werden könnten und müßten.

Zunächst werde ich die theoretischen Überlegungen an Hand der Diskussion der zwei Zukunftsvisionen von Mearsheimer und Doyle entwickeln. Im Anschluß daran soll kurz die revidierte Fassung von Kants internationalem Liberalismus, wie sie Doyle vor­gelegt hat, diskutiert werden. In der darauf folgenden empirischen Bestandsaufnahme werde ich sowohl die kurz- wie die langfristigen Effekte innerstaatlicher Regimewechsel auf internationales Konfliktverhalten diskutieren. Die Diskussion der theoretischen und empirischen Konsequenzen, die sich aus dieser Analyse ergeben sowie knappen speku­lativen Aussagen über denkbare zukünftige Entwicklungen beschließen diesen Aufsatz.

2 Zurück in die Zukunft oder globaler FriedenFukuyama (1989) kürzlich seine ursprüngliche These vom Ende der Geschichte

zurückgenommen und mit einer völlig entgegengesetzten Formulierung revidiert, nämlich mit dem Beginn der Geschichte (Fukuyama, 1991). Wie dieser Beginn oder Neubeginn der Geschichte ablaufen könnte, haben Mearsheimer und Doyle mit ihren

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Zukunftsvisionen ausgeführt. Die eine Zukunftsvision ist pessimistisch, die andere opti­mistisch. Die pessimistische Vision basiert auf dem strukturellen Realismus, die opti­mistische auf dem idealistischen Paradigma.

Mearsheimer (1990) zeichnet ein grimmiges "zurück in die Zukunft" Bild. Zen­trales Kennzeichen ist die Wiedererstehung einer Konflikt- vielleicht sogar Kriegszone. Innerstaatliche Instabilität, internationale Konflikte und nukleare Proliferation sind die zentralen Merkmale dieser Vision. Dolye (1983a/b;1986), der sich auf Kant beruft, geht von einem wesentlich längeren Zeithorizont aus. Er glaubt an die Ausweitung der Frie­denszone im internationalen System. Demokratie sei unaufhaltsam. Jedes neue demok­ratische Regime trägt seiner Ansicht nach zur Ausweitung der liberalen Friedenszone im internationalen System bei.

Die empirische Forschung stützt durchaus Mearsheimers Projektionen. Erweiterte nukleare Abschreckung, wie Weede (1989; s. a. 1976; 1983) belegt, verhindert den Aus­bruch von Kriegen zwischen den unter Großmachtkurateil stehenden Staaten. So wenig schlüssig die Forschungsergebnisse über erweiterte Abschreckung im allgemeinen sind (vgl. Huth/Russett, 1989), so konklusiv scheinen sie im Hinblick auf die nukleare Dimension zu sein. Die Wahrscheinlichkeit des Ausbruchs militärischer Konflikte zwis­chen benachbarten Staaten mit ungelösten Problemen, die zugleich zur Einflußsphäre der Supermächte gehören ist geringer (Wede,1989:15) als bei denen, wo die Ordnungsfunk­tion der Supermächte nicht greift. Zusätzliche Ergebnisse stützen Mearsheimers Überle­gungen, so etwa die Erkenntnis, daß im Falle der Machtüberlegenheit zwischen benach­barten Staaten Krieg und militärische Konflikte weniger wahrscheinlich sind als im Falle annähernden Machtgleichgewichts (Weede, 1976). U. a. ungeklärte Grenzprobleme und die Abwesenheit eines allzu großen Machtgefälles sind kennzeichnend für eine ganze Reihe von Staaten in Mittel- und Osteuropa.

Alerdings sprechen auch Forschungsergebnisse für Doyles längerfristige Betrach­tung bezüglich der Ausweitung der liberalen Friedenszone im internationalen System. Zum einen führen Demokratien keinen Krieg gegeneinander. Zum anderen zeigt Starr (1991:379, daß die Zahl demokratischer Staaten auch vor 1989 systematisch gewachsen ist. Ähnliche Trends berichten auch Doyle (1983a:211), der diese Zahl auf 49 schätzt. McColm (zit. in Ray, 1991:14) kommt an Hand der von Freedom House veröffentlichten Angaben zu dem Schluß, daß 1990 von den etwa 165 Staaten im internationalen System 76 formale liberale Demokratien sind, 36 auf dem Wege dahin. Demzufolge wären ber­eits 70 Prozent aller Staaten Demokratien.

Wie Demokratie "gemessen" wird, ist in diesem Zusammenhang entscheidend. Es dürfte kaum zu erwarten sein, daß je ein einmütiger Konsens erzielt werden kann, wann

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ein Staat das prädikat demokratisch verdient und wann nicht. Der Demokratisierungs­trend dagegen dürfte unbestreitbar sein. Wenn die Demokratisierung der Länder Mittel­und Osteuropas erfolgreich verläuft, hätte das erneut ein Anwachsen der Friedenszone zur Folge.

Natürlich weiß niemand, ob die Geschichte eine unendliche Variation von Macht­politik ist, wie Mearsheimer glaubt, oder aber ob das internationale System sich hin zur liberalen Pazifizierung entwickelt, wie es Doyle postuliert. Aufschlußreich ist allerdings, daß beide Autoren, wenn auch von unterschiedlichen Positionen her argumentierend, partiell übereinstimmen. Sie gehen beide von der Existenz des Sicherheitsdilemmas aus. Sie sind sich auch darin einig, daß zwischenstaatliche Konflikte ubiquitär sind. Darüber hinaus schließen beide nicht aus, daß auch in Zukunft bewaffnete Konflikte zwischen Staaten ausbrechen können.

Im Gegensatz zu Mearsheimers ungebrochenem Realismus liegt Doyles Argumen­tation eine implizite institutionalistische Perspektive zugrunde. Diese institutionelle Komponente rückt den evolutionären Aspekt des internationalen Systems in den Vor­dergrund und ergänzt gewißermaßen die machtpolitische Betrachtung. Demokratie ist eine notwendige Bedingung für die Abschaffung von Krieg als Mittel zwischenstaat­licher Konfliktlösung. Buneo de Mesquita und seine Kollegen (1991:181) haben das dahingehend formuliert, daß innerstaatliche politische Institutionen und Werte, wie sie insbesondere in demokratisch verfaßten Staaten anzufinden sind, sich im Sinne von Restriktionen bei der Entscheidung über den Einsatz von Gewalt bei zwischenstaatlichen Konflikten auswirken.

Damit liegt es nahe, an Doyles Überlegungen anzuknüpfen, zumal er im Ansatz versucht, eine Synthese beider Paradigmen herzustellen. Bevor ich aber auf seine Über­legungen zurückkomme, erscheint ein knapper konzeptioneller Exkurs über außenpoli­tische Entscheidungen angebracht. Der Einsatz militärischer Gewalt gehört zweifelsohne zum außenpolitischen Handlungsrepertoire der Staaten. Außenpolitisches Handel defi­niert Hermann (1983:274) als die Entwicklung und bewußte Umsetzung von bevorzugten Zielen durch einen Akteur. Demzufolge ist außenpolitisches Handeln "purposeful action resulting from the implementation o f a political-level decision to act so as to influence attitudes, beliefs, and/or actions of one or more other actors" (Hermann, 1983:275).

Logischerweise wäre dieser Definition zufolge der Einsatz militärischer Gewalt rational. Das kann unter bestimmten Voraussetzungen durchaus der Fall sein, zum Zwecke der Selbstverteidigung sogar legitim. Blainey (1975:114) ist davon überzeugt, daß es zum Krieg kommt, wenn sich Staaten über ihren jeweiligen Machtstatus uneinig sind. Dieser Dissens tritt immer wieder auf, insbesondere zwischen Großmächten (siehe Bremer, 1980; s. a. Eberwein, 1982). Aus der Realpolitik-Perspektive ist das genau der Tatbestand, den man auf Grund der postulierten Anarchie im internationalen System erwarten würde. Ungeklärt bleibt damit aber zugleich, warum militärische Gewalt, zumal

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dann, wenn ihr Einsatz als rational gilt, nicht zum generalisierten Mittel der Kon­fliktlösung in der internationalen Politik geworden ist, sowohl zwischen Großmächten als auch kleineren Mächten.

Wären die außenpolitischen Entscheidungsträger bedingungslos rational und völlig frei in der Wahl der Mittel bei der Konfliktlösung, müßten militärische Konflikte sehr viel häufiger auftreten. Die Entscheidung, Krieg zu führen, wie Domke (1988:1) betont, kann aber nicht auf die Aussage eingeschränkt werden, es handle sich um berechnete Handlungen durch die jeweiligen Regierungen. Diese Entscheidungen unterliegen zugleich Einschränkungen, wie er betont, die in der Umwelt der Regierungen angesiedelt sind. Most und Starr (1984) haben diese Entscheidungen mit dem Zwillingskonzept von opportunity und willingness erfaßt.

Wäre Hermanns Definition geeignet, das tatsächliche Verhalten zu beschreiben, müßte jegliche Form außenpolitischen Handelns als rational angesehen werden. Das ist aber nicht der Fall. Umgekehrt kann auch nicht a priori ausgeschlossen werden, daß bestimmte Verhaltensweisen rational sind. Für Most und Starr sind deswegen Opportu­nität und Bereitschaft notwendig und hinreichend, um außenpolitisches Verhalten zu erklären. Nur so kann zugleich die paradoxe Situation theoretisch beseitigt werden, daß es sowohl bei vergleichbaren Bedingungen zu unterschiedlichen Handlungen kommt, ebenso wie umgekehrt unterschiedliche Bedingungen zu vergleichbaren außenpolitis­chen Handlungsweisen führen (Most/Starr, 1984:405).

So einleuchtend dieses Argument auf der abstrakten Ebene ist, so ist es dennoch nicht hinreichend präzise. Denn außenpolitisches Handeln unterliegt gleichermaßen, wie Domke etwa betont, strukturellen Restriktionen. Bereitschaft beinhaltet nicht nur die Umsetzung rationaler Kalkulationen in die Tat, sondern auch die Berücksichtigung von Verhaltensnormen. Gaddis (1986:137) illustriert diesen Aspekt im Hinblick auf die Dis­krepanz zwischen der bestehenden Doktrin des begrenzten Einsatzes von Nuklearwaffen und der tatsächlichen Praxis. Vor die Wahl des begrenzten nuklearen Einsatzes in Indo­china gestellt, soll Eisenhower angeblich gesagt haben: "you boys must be crazy. We can’t use those awful things against Asians for the second time in ten years. My God."

An dieser Stelle wird die Bedeutung von Institutionen relevant. Normen, wie Axelrod (1986:1095) theoretisch begründet und experimentell demonstriert hat, sind ein bedeutsamer Mechanismus für die Konfliktregulierung in Gruppen selbst dann, wenn es keine zentrale Autorität gibt, d. h. wenn der Zustand der Anarchie besteht. Zugleich gibt es Axelrod (1986:1102) zufolge verschiedene Mechanismen, auf Grund derer Normen aufrechterhalten werden, so etwa Dominanz, Internalisierung, Abschreckung, Recht oder Reputation. Normen sind ihrerseits konstitutive Elemente von Institutionen. Young (1989:5) hat konsequenterweise Institutionen umfaßend wie - extrem - abstrakt als "identifiable practices consisting of recognized roles linked by clusters of rules or con­ventions governing relations among the occupants of these roles" definiert.

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Drei neuere Studien belegen eindeutig die Bedeutung von Institutionen in der internationalen Politik: die Abschaffung der Sklaverei (Ray,1989), die Beseitigung des Söldnertums (Thomson, 1991) und die Institutionalisierung der Souveränität im Gefolge der Kolonialisierung (Strang, 1990; 1991a,b). Alle drei Fälle sind deswegen so bedeut­sam, weil sie, wie ich vermute, zeigen, daß die entsprechenden Normen deswegen so dauerhaft geworden sind, weil sie von den einzelnen Staaten intemalisiert worden sind.

Zugleich ergeben sich daraus auf nicht intendierte Folgen. Bezüglich der Abschaf­fung des Söldnertums ist es die Politisierung von Kriegen, wie Thomson zeigt, denn nicht mehr Fremde sterben auf dem Schlachtfeld sondern Bürger des eigenen Staates. Erober­ungskriege sind damit zugleich weniger leicht zu begründen. Darum sind auch Stellvertreter-Kriege (wie etwa mit den Contras) für Regierungen so attraktiv. Sie können damit die Kontrolle durch Parlament und Öffentlichkeit zumindest zeitweilig unterlau­fen.

Strang (1990; 1991a,b) zeigt, daß im Zuge der Eroberung durch den Westen die terra nulla zunächst in den abhängigen Status geriet. Im Zuge der Dekolonialisierung haben diese abhängigen Gebiete dagegen den Status souveräner Nationen erreicht. Ein­mal diesen Status erreicht, ist die Wahrscheinlichkeit dramatisch zurückgegangen, die Souveränität wieder zu verlieren. Nach 1945 ist nur ein Staat wieder abhängig geworden (St. Pierre et Miquelon, Strang, 1991a). Der Grund, daß dennoch Staaten auch nach 1945 aufhörten zu exisitieren, ist darin zu sehen, daß entweder die Durchsetzung des Selbst­bestimmungsrechts zum Zuge kam oder sich Staaten freiwillig zusammengeschlossen bzw. wieder aufgelöst haben (etwa die Vereinigte Arabische Republik). Das war in neun von 15 derartiger Ereignisse der Fall (Strang, 1991b:156/57).

Das sind Beispiele dafür, daß Institutionen im allgemeinen, Normen im besonderen zu dauerhaften Einrichtungen im internationalen System werden können. Sie begrenzen damit zugleich den außenpolitischen Handlungsspielraum, wobei nichtintendierte Folgen auftreten können. Im Falle der Souveränität ist es etwa der Konflikt mit dem Prinzip der Selbstbestimmung. Das zeigte sich deutlich im Falle der Anerkennung Sloveniens und Kroatiens. Die Einhaltung von Normen beinhalten aber nicht moralische Überlegenheit derjenigen, die sie einhalten, auch wenn, wie Ray im Falle der Sklaverei zeigt, deren Abschaffung zugleich durch ethische Motive herbeigeführt wurde.

Daß Demokratie einen solchen restriktiven Handlungsrahmen darstellt wird deut­lich an der Einhaltung von Bündnisverpflichtungen. Sabroski (1980) zufolge, haben nur 27 Prozent der Allianzpartner die in den von ihnen unterzeichneten Bündnissen festge­legten Pflichten eingehalten, sei es, den Partner nicht anzugreifen, sei es sich im Falle eines Konflikts mit einer Drittpartei jeglicher Aktivitäten zu enthalten. Schlimmer noch, wie Ray (1989:77) zeigt, Büdnispartner sind nicht nur häufiger in militärische Konflikte verwickelt, sondern auch in Kriege. Für Kriege hat das Bueno de Mesquita (1981) theo­retisch begründet um zugleich empirisch systematisch belegt.

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Nun belegen Siverson und Emmons (1991), daß demokratische Staaten über­durchschnittlich viele Allianzverpflichtungen eingehen. Demokratien haben aber bislang keinen Krieg gegeneinander geführt. Das bedeutet, daß Demokratien die von ihnen ein- gengangenen Bündnisverpflichtungen gegenüber ihren demokratischen Partnern einhal- ten. Im Falle politisch anders verfaßter Regime dagegen, sind Allianznormen Gegenstand utilitaristischer Überlegungen (vgl. Kegley/Raymond,1989).

3 Demokratie, Frieden und Krieg - Eine Revision Kants

Festhalten können wir vor diesem Hintergrund, daß Demokratien politische Sys­teme sind, in denen die Norm der Kriegsenthaltung untereinander intemalisiert zu sein scheint. Warum dies bislang der Fall gewesen ist, ist theoretisch nicht klar. Small und Singer (1976), Chan (1984) und Weede (1984) haben gezeigt, daß Demokratien nicht weniger in Kriege verwickelt sind als andere politische Syteme. Diese empirische Tat­sache gilt unabhängig davon, wie Kriege und Demokratie operational definiert sind.

Darum ist Rummels (1985;s. a. 1983) Schlußfolgerung nicht haltbar, "libertarian systems" seien per se weniger konfliktträchtig. Seine Ergebnisse kommen auf Grund des kurzen Untersuchungszeitraums und der wenigen Fälle zustande, die er in seiner Analyse berücksichtigt (Weede, 1984; Vincent, 1987). Doyle ist dieser Tatbestand wohlbekannt. Demzufolge muß er zwangsläufig Kants These revidieren, Republiken seien per se weniger konfliktanfällig. Er beseitigt diese Inkonsistenz, indem er gleichzeitig zwei Aspekte von Kants Theorie des internationalen Liberalismus näher beleuchtet.

Der erste Aspekt bezieht sich auf das, was er als Kants "legacy of liberal pacifica­tion" bezeichnet. Daraus leitet er die Schlußfolgerung ab, daß der Liberalismus schla­genden Erfolg bei der Errichtung einer liberalen Friedenszone zwischen ähnlich ver­faßten Staaten erreicht hat (Doyle, 1983b:323). Demgegenüber gibt es zugleich die "legacy of liberal imprudence". Daraus kann ab geleitet werden, warum auch Demokra­tien immer wieder in Kriege mit nichtliberalen Staaten verwickelt sind. Gewalt ergibt sich als Folge von Berechnungen und Fehlberechnungen von Interessen, Mißverständnissen und gegenseitigem Mißtrauen zwischen diesen beiden Staatengrup­pen (Doyle,1986:1157). Diese Formulierung entspricht in etwa der klassichen Machtpo­litik Konzeption, derzufolge es immer wieder zu Kriegen kommen kann. Darum wird die Koexistenz zwischen dem Kriegszustand und dem Friedenszustand im internationalen System so lange andauem, solange nicht alle Staaten stabile Demokratien sind.

A uf dieser Grundlage interpretiert Doyle Kants drei Definitifartikel als Hypothesen über die Entwicklung des Kriegs im internationalen System um (siehe auch Czem- piel,1986:121ff.). Der erste Artikel stellt die Forderung auf, alle Staaten müßten Repu­bliken werden, der zweite, daß alle Republiken eine Friedensgemeinschaft bilden sollten,

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und der dritte, daß alle Staaten vom Prinzip der universellen Gastfreundschaft ausgehen müßten, um den freien Zugang und Austausch für Personen, Ideen und Güter zu gewährleisten.

Der erste Definitifartikel geht von der Annahme aus, daß Menschen, die in Freiheit und Wohlstand leben, gegen militärische Abenteuer ihrer Regierungen sind. Der zweite Definitifartikel impliziert die Institutionalisierung der Antikriegsnorm zwischen Demokratien. Diese zweite These wird nun durch den dritten Definitifartikel qualifiziert, demzufolge nur der unbegrenzte Austausch von Ideen, Menschen und Gütern die hinrei­chende Garantie dafür darstellt, daß die Antikriegsnorm als Institution von Dauer ist. Wer mit dem Konzept der pluralistischen Sicherheitsgemeinschaft von Karl Deutsch (1957) vertraut ist, wird unschwer die von Doyle umformulierten Kantschen Prinzipien als die konstitutiven Faktoren dieser Friedensgemeinschaft erkennen.

Damit glaubt Doyle die Grundlage für die Erklärung der liberalen Friedenszone in der Vergangenheit ebenso gelegt zu haben wie die Voraussetzungen für deren Projektion in die Zukunft. Der historische Demokratisierungstrend, der seiner Ansicht unaufhaltsam und irreversibel ist, sollte seinen Erwartungen zufolge zur globalen Pazifizierung führen, die im Jahre 2108 erreicht sein dürfte. Auch Kant, so betont er, hat Rückschläge in Betracht gegen, etwa wegen der Entstehung autoritärer Regime, des Auftretens von Pro­tektionismus oder wegen dem Bemühen um Autarkie. Doch diese Rückschläge könnten den unausweichlichen Demokratisierungstrend nicht aufhalten.

Dieser Trend ist letztlich auf einen fundamentalen Lernprozess zurückzuführen, daß Kriege zu kostspielig sind. Nur Demokratie garantiere letztlich Freiheit und Wohlstand und, in Verbindung mit Interdependenz, die Aufrechterhaltung und Stärkung der Norm der Gewaltlosigkeit. Doyle führt in diesem Zusammenhang eine ad hoc Hypothese ein, auf Grund derer eine Verstärkung der Lernfähigkeit zu erwarten ist. Kant konnte unmöglich die Erfindung nuklearer Waffen vorhersehen. Nuklearwaffen, so postuliert Doyle (1983b:350) tragen dazu bei, den eratischen und langwierigen Prozess von "edu­cative wars" zu verkürzen. Die Logik nuklearer Waffen verstärke den graduellen Prozess zur Herrschaft des Friedens hin, so daß sie noch bevor alle Staaten demokratisch seien, erreicht werden könnte.

Beide Hypothesen sind zumindest fragwürdig. Die Arbeit von Singer und Cusack (1980) zeigt zumindest indirekt, daß von einem Lemeffekt eigentlich keine Rede sein kann, weil das Aufteten von Kriegen kein zyklisches Verlaufsmuster aufweist. Analog gilt dies auch für militärische Konflikte unterhalb der Kriegsschwelle, wie Eberwein und Nienstedt (1984) zeigten. Weder in Lateinamerika noch in Mittel- und Osteuropa ist der Demokratisierungsprozess durch Kriege ausgelöst worden. Damit bestätigt sich Wrights (1965:848) Vermutung, daß Demokratie eher Folge von Frieden ist als daß sie ihn bewirkt.

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Was den Pazifizierungseffekt nuklearer Waffen betrifft, so hat er zwar zu einer theoretisch interessanten Debatte geführt, empirisch schlüssige Beweise gibt es aber nicht mit Ausnahme der Arbeiten von Weede (1975; 1983; 1989), die aber räumlich und funk­tional eng umgrenzt sind. Waltz (1989; s. a. 1988) ist überzeugt, daß diese Waffen wegen der Zweitschlagsfähigkeit nicht eingesetzt werden. Wegen ihrer Abschreckungswirkung könnte das zur Folge haben, daß nur noch ärmere Länder Krieg führen. Kaysen (1990) und Mueller (1988; s. aber Jervis, 1988) dagegen glauben, daß diese Waffen keine Son­derrolle spielen wegen der generellen technologischen Fortschritte auch im konventio­nellen Bereich. Krieg würde zunehmend "subrationally unthinkeable" wie Mueller betont, d. h. daß Politiker im Konfliktfalle den Einsatz von Waffen als Option immer weniger berücksichtigten (siehe auch Ray, 1991). Organski und Kugler (1980:200) dagegen glauben belegen zu können, daß Nuklearwaffen so gut wie keinen dämpfenden Einfluß auf das konkrete Konfliktverhalten der Staaten, die darüber verfügen, gehabt haben.

Doyle zeigt sicherlich recht eindrucksvoll, daß Kants Überlegungen nach wie vor aktuell sind. Doch sein Versuch, Kant auf eine theoretisch solide Basis zu stellen, ist nicht so erfolgreich, wie er es glaubt. Dafür gibt es mehrere Gründe:

Erstens können wir nicht davon ausgehen, daß der Übergang zur Demokratie, ist er erst einmal geschafft, irreversibel ist. Auch wenn die Arbeit von Gurr (1974) und Harmel (1980) zeigt, daß Demokratien eine höhere "Lebenserwartung" haben als andere Regime, belegt zugleich die Entwicklung Lateinamerikas (vgl. Gurr et al.,1991), daß dies nicht immer und überall gilt.

Zweitens ignoriert Doyle die Größe des internationalen Systems. Wäre die Zusam­mensetzung dieses Systems konstant, würde in der Tat jeder Übergang zur Demokratie die liberale Friedenszone relativ und absolut vergrößern. Wächst aber die Zahl der Staaten schneller als die Zahl der neu hinzukommenden Demokratien, würde die liberale Friedenszone relativ rückläufig sein.

Drittens ist der Übergang von einem politischen Regimetyp zu einem anderen, von einer Diktatur zur Demokratie oder umgekehrt, Ausdruck innerstaatlicher Instabilität. Kommt es häufig zu derartigen Wechseln stellt sich die Frage, ob bzw. in welchem Ausmaße darunter auch die Stabilität des internationalen Systems in Mitleidenschaft gezogen wird.

Doyle greift keine dieser Fragen auf. Deren Antwort könnte Hinweise darauf geben, inwieweit seine Zukunftserwartungen durch die historische Evidenz gestützt werden. Maoz (1989) etwa berichtet hohe positive Korrelationen zwischen der Interaktionsop­portunität (definiert als Summe bilateraler Beziehungen im internationalen System) und dem Auftreten von militärischen Konflikten. Demzufolge müßte also mit dem Wachstum des internationalen Systems eine höhere Konfliktanfälligkeit verknüpft sein, der gegenläufig zum globalen Pazifizierungstrend ist.

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Im restlichen Teil dieses Aufsatzes werde ich die angesprochenen Fragen der Reihe nach aufgreifen: zunächst die Frage der Veränderung der Größe des internationalen Sys­tems, dann die Frage der Häufigkeit von Regimewechseln innerhalb der Staaten dieses Systems. Schließlich lege ich eine erste empirisch systematische Bestandsaufnahme zum Zusammenhang von innerstaatlichem Regimewechsel und dem Auftreten militärischer Konflikte vor. Dieser empirische Teil wird mit der Zusammenfassung empirischer Ergebnisse zum strukturellen Pazifizierungseffekt von Demokratien abgeschlossen.

4 Trend zum Globalen FriedenBevor die empirischen Ergebnisse im einzelnen dargestellt werden, kurz einige

Bemerkungen zu den Daten und der entsprechenden Operationalisierung von unabhängigem Staat, militärischer Konflikt und Demokratie. In der Forschung am wenigsten kontrovers ist die operationale Definition souveränder Staaten. Die breiteste Definition ist die UN Mitgliedschaft (nach 1945). Durchgesetzt hat sich allerdings die restriktivere Formulierung von Small und Singer (1982). Im Rahmen des Correlates o f War Project wird unter anderem die Mindestgröße von einer halben Million Einwohner verwendet, um Ministaaten auszuschließen.

Wer von einem Zusammenhang zwischen Demokratie und Krieg ausgeht, muß qualitativ wenn nicht sogar quantitativ festlegen, was eine Demokratie ist, und wann ein Konflikt als Krieg zu gelten hat. Offensichtlich ist nicht zu erwarten, daß hier je eine Lösung gefunden werden könnte, die alle befriedigt. Bezüglich der Kriegsdefinition hat sich inzwischen die vom Correlates of War vorgeschlagene Eingrenzung durchgesetzt. Dabei ist zu berücksichtigen, wie Siverson (1991) betont, daß jeder Krieg als militäris­cher Konflikt beginnt, aber nicht jeder militärische Konflikt zum Krieg eskaliert. Kon­sequenterweise werden militärische Konflikte als die explizite Drohung eines Staates mit dem Einsatz von Waffen oder dem tatsächlichen Einsatz militärischer Gewakt definiert (vgl. Cusack/Eberwein, 1982).

Wann aber ist ein solcher Konflikt ein Krieg? Der Verzicht auf eine operational definierte Schwelle kann zu beliebigen Interpretationen verführen, wann ein Konflikt ein Krieg oder keiner ist. In der Konsequenz würde damit das Prinzip der Intersubjektivität verletzt. Konsequenterweise haben sich die "Väter" des Correlates of War Projects dazu durchgerungen, eine solche Schwelle festzulegen. Ein Krieg ist definiert als militärischer Konflikt, an dem zumindest ein souveräner Staat (siehe oben) beteiligt ist, und mindes­tens tausend gefallene Soldaten bei den Konfliktparteien zu beklagen sind.

Noch viel kontroverser ist die operationale Definition von Demokratie. Eine Option besteht darin, diese Festlegung am Verhalten staatlicher Autoritäten festzumachen, wie Merritt und Zinnes (1991) zeigen. Entsprechende Einstufungen werden dann mit Hilfe von Skalen vorgenommen, wie sie etwa Bollen oder Gastil vorgeschlagen haben. Für eine andere Option haben sich Gurr und seine Mitarbeiter (1989; 1991) entschieden. Sie

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erfassen politische Systeme gemäß spezifischer institutioneller Merkmale. An Hand von zehn Dimensionen reduzieren Gurr et al. die verschiedenen Indikatoren auf zwei sich nicht überschneidende Skalen, eine Autoritarismus-Skala und eine Demokratie-Skala. Jede hat zehn Punkte und besteht aus fünf bzw. vier Dimensionen.

Wenn ein Staat einen Wert von sieben auf einer der beiden Skalen erreicht hat, wird er als kohärentes autoritäres bzw. demokratisches System identifiziert. Die Staaten, die Werte für beide Skalen aufweisen und auf keiner einen Wert von sieben oder mehr erreichen, gelten als Mischsysteme. Sie sind, gemäß früherer Arbeiten von Gurr (1974), die an Eckstein anknüpfen, als Anokratien definiert. Dadurch gehen natürlich die Spezi­fika jedes einzelnen politischen Systems verloren, andererseits sind an Hand dieser bei­den Skalen grundsätzliche institutionelle Dimensionen der Herrschaftsorganisation identifizierbar.

Jeder Wechsel, sofern er abrupt und innerhalb eines bestimmten Zeitraums erfolgt, wird von Gurr als polity change definiert. Abrupt heißt eine Veränderung auf einer oder beiden Skalen um mindestens zwei Punkte. Ein solcher polity change, der nicht identisch ist mit einem Auswechseln von Personen, etwa durch einen Militärputsch, kann dadurch erfolgen, daß ein Staat seine Souveränität erhält. In diesem Falle fallen polity change und Staatsgründung zusammen. Wenn ein Staat bereits souverän ist, bleibt er zwar bestehen, doch kommt es gleichzeitig zum polity change. Bei dieser Datensammlung wird noch festgehalten, ob der polity change innerhalb eines Jahres erfolgt, oder sich über mehrere Jahre hinzieht, bevor die neue polity funktionsfähig ist. Die Obergrenze für die Dauer wird auf maximal zehn Jahre festgelegt. Gurrs Polity II Datensammlung deckt, analog zu den Correlates of War Daten den Zeitraum von 1816 bis 1986 ab.

Nach dieser Vorklärung der Datenlage und der entsprechenden Operationalisierun­gen ist zunächst zu klären, wie sich das internationale System entwickelt hat. Das Wachstum souveräner Staaten ist durch zwei komplementäre Entwicklungen bestimmt, zum einen durch den Prozess der Kolonisierung und der sich daran anschließenden Dekolonisierung außerhalb Europas, die vor allem nach dem Ende des Zweiten Welt­kriegs einsetzte, und durch die Herausbildung der Nationalstaaten in der westlichen Hemisphäre selbst. In Abbildung 1 ist der Kolonisierungsprozess graphisch abgebildet. Der Kolonisierungsprozess erreichte zunächst im 18. ein erstes Plateau. Eine Spitze ist im 20. Jahrhundert erreicht. Nach 1945 nimmt die Zahl abhängiger Staaten dramatisch ab, so daß 1987 nur noch 35 "dependencies" übrig blieben.

Anders verlief dagegen die Entwicklung der souveränen Staaten, definiert gemäß dem Correlates of War Project. Im 19. Jahrhundert wuchs diese Zahl von 23 Staaten im Jahre 1816 auf 47 vor Beginn des Ersten Weltkriegs. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte dann das exponentielle Wachstum souveränder Staaten voll ein, wie aus Abbildung 2 deutlich hervorgeht. Mit der Auflösung der UdSSR ist kurzfristig ein neuer Wach­stumsschub eingetreten. Ob dies zugleich die letzte Veränderung der Zusammensetzung

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Abb. 1: Kolonisierung und Dekolonisierung im Internationalen System

Quelle: David Strang (1991) Global Patterns of Decolonization, 1500-1987. International StudiesQuarterly 35(4), S. 435

des internationalen Systems ist, kann mit Recht bezweifelt werden. In dem Maße, in dem es nur noch souveräne Staaten im internationalen System gibt, gewinnen Forderungen nach Selbstbestimmung an Gewicht. In Quebec etwa wird seit langem die Forderung nach Unabhängigkeit erhoben. In den neuen Staaten auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion bestehen ebenfalls Forderungen nach Selbstbestimmung. Das bedeutet, daß die Größe des internationalen Systems auch in Zukunft keine Konstante sein wird und Veränderungen immer wieder möglich sind, und sei es auch eine Verringerung etwa durch die politische Integration von Staaten.

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Abb. 2: Wachstum des Internationalen Systems

Quelle: Thomas R. Cusack and Richard J. Stoll (1990) Exploring Reedpolitik. Boulder & London:Lynne Rienner Publishers, S. 9

Wie sieht nun die Entwicklung der liberalen Friedenszone aus? In Abbildung 3 habe ich auf der Grundlage der Gurr Polity II Daten die Zahl der unabhängigen sowie die demokratisch verfaßten Staaten aufgeführt. Die Zahl unabhängiger Staaten, 132 im Jahre 1986, ist bei Gurr geringer als die des Correlates of War (COW) Datensatzes. Gurr setzt die Mindestgröße eines Staates auf eine Million Einwohner hoch, während bei COW diese Grenze bei 500000 liegt. Aus dieser Abbildung geht hervor, daß die liberale Frie­denszone von 28 auf 43 Demokratien angewachsen ist. Allerdings liegt das Maximum des relativen Anteils dieser Friedenszone mit 34.3 Prozent im Jahre 1960.

A uf Grund der Analyse von Cusack und Eberwein (1982) geht hervor, daß die Zahl militärischer Konflikte pro Nation und Jahr weitgehend konstant ist, kontrolliert man über die Größe des intemtionalen Systems. Das heißt aber ceteris paribus, daß bei wach­sender Zahl von Nationen die Zahl militärischer Konflikte zunimmt. Allerdings ist his­torisch festzustellen, daß die Wahrscheinlichkeit der Eskalation dieser Konflikte zum Krieg vor dem Zweiten Weltkrieg noch 11 Prozent betrug, nach 1945 aber auf 5.6 Prozent zurückgegangen ist. Aus diesen Ergebnissen kann die Schlußfolgerung gezogen werden, daß Demokratisierung und Wachstum konträre Entwicklungstrends zugrunde liegen.

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Abb. 3: Internationale Systemgröße und Demokratisierung, 1950-1986

Quölle: Gurr et aL, *1989

Bevor aber eine schlüssige Antwort möglich ist, stellt sich die Frage, inwieweit Demokratisierung ein historisch konsistenter Trend ist. Das wäre dann der Fall, wenn neue Staaten als Demokratien in die Staatenwelt einträten bzw, wenn nichtdemokratisch verfaßte Staaten den Übergang zur Demokratie schafften, gleichzeitig aber der Wechsel in die umgekehrte Richtung weitgehend unterbliebe. Daß diese Annahme sich nicht mit der Realität deckt, wird aus Tab. 1 deutlich, in der die Regimewechsel für drei Perioden unter Ausschluß der beiden Weltkriege darsgestellt ist. Bei diesen Daten ist zu berücksichtigen, daß nur die Fälle in Betracht gezogen wurden, wo neue polities bzw. polity changes innerhalb der drei Zeiträume unter Ausschluß der beiden Weltkriege erfolgten.

Zunächst einmal belegt Tabelle 1 deutlich, daß die Zahl der neuen Staaten nach 1945 mit Abstand am ausgeprägtesten ist, was auch zu erwarten war. Der Anteil neuer Demokratien ist immer geringer als der Staaten mit gemischten Herrschaftsstrukturen (Anokratien). Was den Übergang bestehender Staaten zur Demokratie betrifft, so ist der Anteil von 10.3 Prozent vor dem Ersten Weltkrieg auf 17.8 Prozent nach 1945 angestie­gen. Insofern ist ein gewisser Demokratisierungstrend erkennbar. Gleichzeitig aber zeigt sich, daß der Übergang zu kohärenten autoritären Systemen im 20. Jahrhundert mit 42.4 Prozent zwischen den Weltkriegen und fast 40 Prozent nach 1945 wesentlich stärker ausgeprägt ist. Die Tatsache, daß der Übergang zur Anokratie im Zeitablauf zurückgeht,

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Tab. 1: Regime Wechsel

1816-1913

Von / Nach

Neu =>

DemokratieAnokratieAutokratieSumme(Prozent)

Demokratie Anokratie Autokratie

6 32 5 II

1 2 08 49 130 21 9

15(10.3)

104(71.2)

27(18.5)

n=43

n=3n=70

n=30n=146(100.0)

1.51 Regimewechsel pro Jahr, darunter 29.45 Prozent neue Staaten

1919-1938

Von / Nach Demokratie Anokratie Autokratie

Neu => 3 4 l 1

Demokratie 1 2 6

Anokratie 2 12 15

Autokratie 1 9 2

Summe(Prozent)

7(11-8)

27(45.8)

25(42.4)

n=9

n=9

n=29

n=12n=59

(100.0)

3.11 Regimewechsel pro Jahr, darunter 15.25 Prozent neue Staaten

1946-1980

Von / Nach

Neu =>

DemokratieAnokratieAutokratieSumme(Prozent)

Demokratie Anokratie Autokratie

II w 21 21 1

6 10 10

6 43 35

10 23 22

40 97 88(17.8) (43.1) (39.1)

n=60

n=26

n=84

n=55

n=225(100.0)

6.62 Regimewechsel pro Jahr, darunter 26.67 Prozent neue Staaten

von 71.2 Prozent im 19. Jahrhundert auf 43.1 Prozent nach 1945, bestätigt zugleich Gurrs These, daß die Herausbildung kohärenter Autokratien und Demokratien das typische Entwicklungsmerkmal des 20. Jahrhunderts ist.

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Diese Zahlen verdeutlichen zum einen, daß der Demokratisierungstrend weitaus schwächer ausgeprägt ist als der Übergang zu autoritären Herrrschaftsformen. Sie bele­gen auch, daß Demokratie keineswegs der Endzustand der politischen Organisation ist, wie aus den Übergangsmatrizen hervorgeht. Schließlich belegen diese Tabellen auch, daß Regimewechsel zum charakteristischen Merkmal des nuklearen Zeitalters geworden sind. Im Schnitt kommt es zu fast sieben Regimewechseln pro Jahr, was auf eine poten­tielle Instabilitätsquelle im internationalen System hindeutet.

Starr (1991) gibt zu bedenken, daß Regimewechsel nicht alleine mit innerstaatli­chen Faktoren erklärt werden können. Vielmehr liegt seiner Vermutung nach auch ein "Ansteckungsprozess" vor. Einen solchen Effekt belegt er für die Zeit zwischen 1974 und 1987. Die Ereignisse in Mittel- und Osteuropa scheinen diese Vermutung zu bestätigen. Das letzte Wort dürfte hier allerdings noch lange nicht gesprochen sein. Zum einen kann diese Häufigkeit der Regimewechsel nach 1945 eine Spätfolge der Entkolonialisierung sein, Diffusion somit nur scheinbar besteht. Zum anderen ist es denkbar, daß durch den Wegfall restriktiver Bedingungen Regimewechsel erst möglich sind. Die Widerrufung der Breschnew-Doktrin durch Gorbatschow entspräche der Beseitigung einer solchen Barriere. Dennoch dürfte Starr (1991:378) zweifellos Recht mit der Schlußfolgerung haben, daß sowohl innerstaatliche wie internationale Randbedingungen Regimewechsel fördern oder behindern.

Regimewechsel als Ausdruck innenpolitischer Instabilität können zugleich die internationale Stabilität gefährden, wenn die prospektiven neuen Machthaber aus dem bestehenden Macht- und Abhängigkeitsgefüge ausbrechen wollen bzw. andere Staaten dies befürchten. Wenn die Hypothese zutrifft, dann ist zu erwarten, daß Regimewechsel eine Quelle für internationale Konflikte sind. Inweiweit fallen Regimewechsel mit mili­tärischen Konflikten zusammen?

Von insgesamt 195 Konfliktbeteiligungen, in die im Gesamtzeitraum Staaten ver­wickelt waren, die gleichzeitig einen Regimewechsel hatten, waren nur in 20 Fällen, d. h. etwa zehn Prozent, neue Staaten verwickelt. Der überwiegende Anteil der Konfliktbe­teiligungen neugegründeter Staaten (17 insgesamt) erfolgte nach 1945. Das bedeutet zugleich, daß in knapp 90 Prozent der Fälle militärische Konflikte im Zusammenhang mit Regimewechseln in bereits etablierten Staaten auftreten. In Tabelle 2 sind die relative Konfliktanfälligkeit der neu entstandenen Regime ebenso aufgelistet wie die Gesamt­summe der Konfliktbeteiligungen und Regimewechsel.

Wie aus der vorletzten Zeile von Tabelle 2 hervorgeht, betrug die mittlere Kon­fliktbeteiligung pro Regimewechsel vor dem Ersten Weltkrieg 44 Prozent. Sie stieg auf 49 Prozent zwischen 1919 und 1938 an. Nach 1945 ging dieser Anteil auf 45 Prozent zurück. Damit steht fest, daß Regimewechsel vergleichsweise häufig mit internationalem Konflikt einhergingen.

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Tab. 2: Regime Wechsel und Militärische Konfliktbeteiligungmittlere Häufigkeit

1816-1913 1919-1938 1946-1980

Demokratiemittlere Konfliktbeteiligung 0.66 0.28 0.45

Konfliktbeteiligungen 10 2 18(Summe der Regimewechsel) (15) (7) (40)Anokratiemittlere Konfliktbeteiligung 0.34 0.41 0.38

Konfliktbeteiligungen 35 11 37(Summe der Regimewechsel) (104) (27) (97)

Autokratiemittlere Konfliktbeteiligung 0.74 0.64 0.52

Konfliktbeteiligungen 20 16 46(Summe der Regimewechsel) (27) (25) (88)

Mittlere Konfliktbeteiligung proRegimewechsel 0.44 0.49 0.45

Konfliktbeteiligungen n=65 n=29 n=101

Was die Konfliktanfälligkeit neu entstehender demokratischer Regime betrifft, so waren diese in den der ersten Periode mit 66 Prozent überproportional hoch, mit 28 Prozent wesentlich niedriger im Vergleich zum gesamten Durchschnitt von 49 Prozent zwischen den beiden Weltkriegen, und identisch mit dem Mittelwert von 45 Prozent nach 1945.

Im Falle des Übergangs zu einer autoritären Regierungsform ist der Mittelwert der Konfliktbeteiligungen pro Regimewechsel in allen drei Perioden höher als der Mittel­wert. Allerdings nimmt diese Differenz zunehmend ab. Der Übergang zur Autokratie ist somit ein höherer Risikofaktor für die internationale Stabilität als der Übergang zur Demokratie.

Am geringsten ausgeprägt ist das Risiko der internationalen Konfliktbeteiligung bei den Regimen, in denen der Übergang zur Anokratie erfolgt. Die mittlere Konfliktbeteili­gung pro Regimewechsel liegt sieben oder mehr Prozent unter dem gesamten Mittelwert, wie aus Tabelle 2 hervorgeht. Zugleich ist der Übergang zur Anokratie die häufigste Form des Regimewechsels.

Insgesamt belegen die Daten in Tabelle 2, daß - wie vermutet - Regimewechsel mit einer regimespezifischen Konfliktträchtigkeit verknüpft sind. Am geringsten ausgeprägt ist das Risiko bei der häufigsten Form des Übergangs, dem Übergang zur Anokratie. Am höchsten ausgeprägt ist es beim Übergang zur Autokratie, der vor allem nach 1945 am

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zweithäufigsten erfolgt. Aber der Übergang zur Demokratie ist keineswegs risikofrei im Sine der Verwicklung dieser neuentstehenden Regime in militärische Konflikte, wie die Daten belegen, auch wenn Demokratisierung nach wie vor die historisch seltenste Form des Übergangs war.

Das Pendant zum Risiko des Regimewechsels für die entsprechenden Staaten, in internationale Konflikte verwickelt zu werden, ist das Risiko der dadurch erhöhten Kon­fliktträchtigkeit des internationalen Systems selbst. Dieses internationale Stabilitätsrisiko ist in Tabelle 3 aufgeführt. Diese Zahlen lassen sich als die Wahrscheinlichkeit interpre­tieren, mit der international das Konfliktniveau steigt, wenn es zum Regimewechsel kommt. Oder anders ausgedrückt, kam es zu keinem Regiewechsel, dann reduzierte sich der Anteil der Konfliktbeteiligungen pro begonnenem militärischen Konflikt zwischen 1816 und 1980 um 20 Prozent. Dieser Anteil wäre im Falle der Abwesenheit von Regi­mewechsel nach 1918 noch weiter zurückgegangen, wären Regimewechsel unterblieben. Zwischen beiden Weltkriegen wie nach 1945 wäre die Zahl der Konfliktbeteiligungen pro militärischem Konflikt um 0.26 bzw. 0.25 zurückgegangen. Positiv formuliert, Regimewechsel erhöhen die Konfliktträchtigkeit im internationalen System.

Tab. 3: Das Stabilitätsrisiko von Regime wechseln für das interna­tionale System

1816-1913 1919-1938 1946-1980

Mittlere Konfliktbeteiligung pro Regimewechsel 0.20 0.26 0.25

Angreifer 0.04 0.13 0.10Angegriffener 0.13 0.11 0.12Beteiligter 0.03 0.02 0.04

Eskalation zum Krieg 0.02 0.0 0.02

(Gesamtzahl der militärischen Kon­flikte) (326) (113) (397)

Sind es die Staaten, in denen ein Regimewechsel erfolgt, die militärische Konflikte vom Zaun brechen, oder sind sie selbst Opfer eines Angriffe von außen? Wie aus Tabelle 3 hervorgeht, waren vor dem Ersten Weltkrieg die Staaten, in denen solch ein Regime­wechsel erfolgte, am häufigsten Opfer von Angriffen. Das heißt, Regimewechsel waren

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eine Gelegenheit für Drittstaaten, bestimmte Konflikte mit militärischen Mitteln zu lösen. Eine aktive Rolle dieser Staaten war ebenso minimal wie die Beteiligung an Konflikten zwischen Drittparteien (Beteiligte an Konflikten).

Im 20. Jahrhundert dagegen erhöhten Regimewechsel das Stabilitätsrisiko im internationalen System in doppelter Hinsicht, zum einen weil diese Staaten im Verlaufe eines Regimewechsels relativ häufig militärische Konflikte initiierten und zum anderen, weil sich dadurch die Gelegenheit für Drittparteien bot, Staaten, in denen ein Regime­wechsel erfolgte, anzugreifen. Die Beteiligung an Konflikten zwischen mindestens zwei anderen Staaten dagegen war in der Regel am wenigsten wahrscheinlich (vgl. die Kate­gorie Beteiligte in Tabelle 3).

Wie sieht es mit dem Kriegsrisiko dieser militärischen Konflikte aus? Wie aus Tabelle 3 hervorgeht, ist die Kriegsgefahr vergleichsweise minimal für die Konflikte, an denen Staaten, die einen Regimewechsel durchmachen, beteiligt sind. Die Verteilung der Kriege, an denen Staaten, wo ein Regimewechsel erfolgte, beteiligt waren, schlüsselt sich wie folgt auf: 1816-1913: Angreifer=2, Angegriffener=2, Drittparteien=3. Für die Peri­ode 1946-1980 sind die entsprechenden Zahlen 2, 2 und 2. In der Zwischenkriegsperiode 1919-1938 eskalierte kein militärischer Konflikt zu Krieg, wenn ein Staat, in dem ein Regimewechsel erfolgte, beteiligt war.

Vorläufig muß also festgehalten werden, daß Regimewechsel mit einem nicht unbeträchtlichen Stabilitätsrisiko für das internationale System verbunden sind. In die­sem deskriptiv erhärteten Tatbestand ist allerdings noch keine Erklärung enthalten, wie dieses Risiko zustande kommt und warum es zu den unterschiedlichen Ausprägungen in den einzelnen Perioden kommt. Erstens, löst der Regimewechsel die Konfliktbeteiligung aus oder verhält es sich umgekehrt? Und zweitens, welche Faktoren (innerstaatlich und international) bestimmen das Kriegsrisiko? Die Vermutung ist sicher plausibel, daß ein Teil der Erklärung, zumindest nach 1945, in den Folgeproblemen des Entkolonialisier­ungsprozesses liegen. Deo darüber zu spekulieren, erscheint mir sinnlos. Nur die zukünftige systematische Analyse wird zeigen können, welche Erklärungsfaktoren Bes­tand haben.

Kommen wir damit zu den längerfristigen Auswirkungen von Regimewechseln. Maoz (1989) hat sich mit diesem Problem näher auseinandergesetzt. Dabei interessierte ihn weniger der Regimetyp als diskriminierender Faktor, sondern vielmehr die Art und Weise, wie neue Herrschaftsstrukturen etabliert werden: revolutionär oder evolutionär. Der revolutionäre Eintritt in die Völkergemeinschaft, der mit Gewalt zustande kommt, führt zu einer länger andauernden und überdurchschnittlichen Konfliktanfälligkeit. Erst nach 20-30 Jahre gleicht sich das Konfliktverhalten dieser Staaten wieder dem niedrig­eren der bereits etablierten Staaten im internationalen System an. Dabei spielt es keine

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Rolle, ob es sich um neu entstandene Staaten oder lediglich um einen Regimewechsel in bestehenden Staaten handelt. Der evolutionäre Eintritt in das internationale System, dagegen, bedarf keiner längeren "Sozialisierung" bezüglich der Konfliktneigung.

Abschließend wollen wir noch kurz auf einige Ergebnisse zurückgreifen, die den strukturellen Effekt von politischer Herrschaftsstruktur zum Gegenstand haben. Maoz und Abdolali (1989:19) haben die Konfliktbeteiligung der Staaten verglichen und zwar vor und nach Regimewechseln. Dabei kommen sie zu der Schlußfolgerung, daß der Übergang von Demokratie zur Autokratie nicht nur die Konfliktträchtigkeit erhöht, son­dern auch, daß das neue Regime zugleich häufiger angegriffen wird als das alte, und daß das neue Regime häufiger in militärische Konflikte und Kriege verwickelt ist. Umgekehrt bewirkt der Übergang von Autokratie zu Demokratie daß das neue Regime weniger häufiger Zielscheibe von militärischen Angriffen ist, die Verwicklung in Kriege (auf der Seite der Angegriffenen) erheblich reduziert wie die Häufigkeit der Verwicklung in mil­itärische Konfliktbeteiligung insgesamt. Schließlich hat der Übergang von Anokratie zu Demokratie zur Folge, daß das neue Regime die Kriegsbeteiligung um etwa die Hälfte reduziert, ebenso wie die Wahrscheinlichkeit der Eskalation militärischer Konflikte zum Krieg.

Damit liegt die Schlußfolgerung auf der Hand, daß die Herrschaftsorganisation der Staaten differenzierte und unterschiedliche Auswirkungen auf deren Konfliktverhalten hat. Dieser Struktureffekt findet sich auch auf der internationalen Systemebene wieder. Maoz und Abdolali zufolge reduziert der Anteil demokratisch-demokratischer Staaten­paare im internationalen System die Anzahl und den relativen Anteil der begonnenen Kriege im internationalen System.

5 Zusammenfassung und AusblickRegimewechsel im allgemeinen, Demokratisierung im besonderen, wie die voran­

gegangene Analyse aufgezeigt hat, schlägt unmittelbar auf die Stabilität des internation­alen Systems durch, bezogen auf militärische Gewaltanwendung. Dieser Effekt scheint sowohl kurzfristig aufzutreten als auch langfristig. Kant, wie Doyle zu Recht glaubt, war grundsätzlich auf der richtigen Fährte, als er seine Abhandlung über den ewigen Frieden schrieb, obwohl die weltweit zu beobachtende Demokratisierung erst im 20. Jahrhundert zu einem signifikanten Phänomen wurde. Aber sowohl Kant als auch Doyle unterschätzen die Komplexität dieses Prozesses im Hinblick auf seine Dynamik und Konsequenzen:

erstens ist der Wechsel der Herrschaflsstruktur von Staaten ein herausragendesPhänomen des Nuklearzeitalters geworden, wobei der Wechsel sowohl hin zurDemokratie wie umgekehrt verläuft;

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zweitens hat zwar der Demokratisierungsprozess weltweit zugenommen, doch derÜbergang zu anokratischen Herrschaftsformen ist nach wie vor das häufigsteErgebnis bei Regimewechseln, absolut wie relativ;drittens ist der Übergang zu autoritären Herrschaftsstrukturen wesentlich häufiger als der Übergang zur Demokratie;

viertens sind Regimewechsel mit einem kurzfristigen Destabilisierungseffekt verknüpft, als sie vergleichsweise häufig mit militärischen Konflikten auftreten; umgekehrt reduziert die Abwesenheit von Regimewechseln die Zahl der Konflikt­beteiligungen im internationalen System, besonders ausgeprägt beim Übergang zur Autokratie wie zur Demokratie;

fünftens stellen Staaten mit Regimewechseln ein doppeltes Risiko für die interna­tionale Stabilität in der Übergangsphase dar: im 20. Jahrhundert sind sie in etwa gleich häufig die Initiatoren von militärischen Konflikten wie Opfer des Angriffe durch andere Staaten;

sechstens kommt es nach Regimewechseln zu einer längerfristigen Phase derInstabilität, wenn dieser Wechsel gewaltsam erfolgte;siebtens gibt es ausgeprägte regimespezifische Effekte bezüglich der Konflikt- undKriegsverwicklung; Demokratien führen zwar keinen Krieg gegeneinander, doch sind sie ebenfalls immer wieder in Kriege wie in militärische Konflikte verwickelt; achtens, schließlich, ist auf Grund der Forderung nach Selbstbestimmung und der Häufigkeit von Regimewechseln nicht auszuschließen, daß die Zusammensetzung des internationalen Systems auch in Zukunft nicht konstant bleiben wird, was sich entsprechend auf dessen Konfliktträchtigkeit auswirken und den Trend liberaler Pazifizierung umkehren kann.

Aus theoretischer Sicht ist daher auch in Zukunft trotz des Friedenseffektes durch Demokratien kein Ende der Machtpolitik abzusehen. Die Erklärungskraft des machtpo­litischen Ansatzes hat die systematische Forschung hinreichend bestätigt. Die Internali­sierung der Norm der gewaltfreien Konfliktlösung (im Sinne der Abwesenheit von Krieg) stützt aber zugleich auch das institutionelle Paradigma. Aus theoretischer Sicht käme das Bemühen, Erklärungen exklusiv auf den strukturellen Realismus oder den Institutional- ismus aufzubauen, dem Versuch gleich, eine Linie im Wasser zu ziehen (Goldmann, 1989). Um das Auftreten der Gewalt in der internationalen Politik befriedigend zu erklären, muß auf beide Paradigmen zurückgegriffen werden.

Die empirische Evidenz deutet darauf hin, daß Demokratie einen pazifizierenden Effekt hat. Warum das der Fall ist, ist theoretisch nach wie vor ungeklärt. Im Rahmen der von Gurr vorgenommenen Operationalisierung muß die These von Merritt und Zinnes (1991) zurückgewiesen werden, daß bislang ein solcher Regime bzw. struktureller Effekt

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nicht belegt sei. Einer der Gründe ist, daß sie die Arbeit von Maoz/Abdolali möglicher­weise übersehen haben. Dennoch ist ihre Skepsis mehr als gerechtfertigt, was die theo­retische Fundierung des Gesamtzusammenhangs betrifft.

Verschiedene, zum Teil sogar widersprüchliche Wirkungszusammenhänge werden in der Literatur aufgestellt, warum sich demokratische Staaten von nichtdemokratischen unterscheiden. Als Orientierung für die weitere Forschung schlagen Merritt und Zinnes daher vor, die Beziehung in ihre unterschiedliche Dimensionen aufzuschlüsseln, so in die Struktur des außenpolitischen Entscheidungsprozesses, Auswahl der politischen Führung, gesellschaftliche Bedingungen, wirtschaftliche Bedingungen und Diffusion­seffekte. In diesen konzeptionellen Rahmen müssen die vorhandenen empirischen For­schungsergebnisse eingebracht werden. Dazu gehört etwa die Arbeit von Stohl (1975) und Russett (1987; 1989) über wirtschaftliche Bedingungen und innerstaatlichen Protest, dazu gehören auch die Analysen zu Diffusionseffekten etwa von Most und Starr (1980) oder von Siverson und Starr (1990). Nicht unerwähnt darf die neueste Arbeit von Pollins (1991) bleiben. Aufbauend auf dem expected utility Ansatz von Bueno de Mesquita hat er die Frage der Substitution militärischer Gewalt durch wirtschaftliche Sanktionen näher analysiert und plausible Resultate erzielt. Dieser Ansatz könnte mit dem Prinzip der Nichtfungibilität militärischer Macht verknüpft werden, den unter anderem Nye und Keohane immer wieder betont haben.

Auf der Forschungsebene befinden wir uns folglich in der recht befriedigenden Situation, auf eine ganze Fülle empirisch überprüfter Hypothesen zurückgreifen zu können. Sie im Rahmen einer theoretischen Synthese zu verknüpfen, dürfte allerdings alles andere als einfach sein. Damit ist aber, um zum Ausgangspunkt der Analyse zurückzukommen, die Frage noch nicht beantwortet, ob auf Grund dieser wissenschaft­lichen Einsichten konditionale Aussagen über zukünftige Entwicklungen möglich sind.

Wenn die Demokratisierung im internationalen System trotz aller destablisierenden Effekte, die dieser Übergang in der Vergangenheit nach sich gezogen hat, anhält, könnte es in der Tat zur zunehmenden Ächtung des Krieges kommen. Daraus könnte zugleich die praktische Handlungsanweisung abgeleitet werden, die Außenpolitik demokratischer Staaten in Zukunft sehr viel stärker auf das Bemühen um Demokratisierung in anderen Staaten auszurichten. Das könnte zu dem paradoxen Praxiseffekt führen, daß damit erst recht Konflikte geschaffen würden. Denn dann müßte damit explizit und kontinuierlich in die innerstaatliche Entwicklung nichtdemokratischer Staaten eingegriffen werden. Dem steht sowohl das Prinzip der Nichtintervention in innerstaatliche Angelegenheiten ent­gegen als auch die sicher berechtigte Vermutung, daß sich die Staaten, die das Ziel der­artiger Dauerinterventionen wären, dagegen vehement, möglicherweise sogar mit Gewalt wehren würden.

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Eine weitere Konsequenz resultierte ebenfalls daraus. Wie viele, ganz eindringlich und überzeugend auch Czempiel (1986), argumentieren, ist Demokratie nur lebens- und durchsetzungsfähig, wenn zugleich der Wohlstand der Bürger vermehrt wird. So erfol­greich oder aktiv der Westen zuweilen in seinen Kreuzzügen gegen den Kommunismus, vermeintlich oder zu Recht, war, so wenig zeichnete er sich bislang durch Selbstlosigkeit bei der Beseitigung der globalen Unterentwicklung aus. Weder die Politik gegenüber der Dritten Welt, noch neuerdings gegenüber den Staaten Mittel- und Osteuropas wie den Nachfolgestaaten auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion geben Grund zu überzo­genem Optimismus.

Die sicher bei weitem noch nicht definitiven Forschungsergebnisse, die in der vor­liegenden Analyse vorgetragen wurden, geben Aufschluß darauf, welche Bedingungen geschaffen werden müßten, um zum Frieden im Sinne der Abwesenheit von militärischer Gewalt und Krieg beizutragen. Wie diese Bedingungen tatsächlich geschaffen werden können, ist daraus nicht abzuleiten. Damit komme ich noch einmal zum Prinzip von Opportunität und Bereitschaft von Most und Starr zurück. Die Opportunität, die globale Stabilität zu erhöhen dürfte heute größer denn je sein. Ob die Bereitschaft hierfür vor­handen ist, ist bereits eine andere Angelegenheit, zumal sie durch selbstsüchtige nationale Interessen eingeschränkt werden kann. Doch selbst die Bereitschaft im Sinne guten Wil­lens dürfte nicht ausreichen. Raymond Aron hat dieses Problem knapp und bündig zusammengefaßt: les hommes font l’histoire, mais ils ne savent pas l’histoire qu’ils font.

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