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(Fach-)Wortschatzförderung im Unterricht
Spezifische Wortschatzförderung zielt darauf, die Fachbegriffe im Unterricht lernbar zu machenDas Beispiel Biologie. Wie lässt sich die Checkliste für eine sprachbezogene Lernbegleitung auf den Fachunterricht Biologie übertragen, so dass Synergie-Effekte zwischen sprachlicher Förderung und Hilfen zum Erreichen der Unterrichtsziele entstehen? (Begriffe jagen, strukturevozierende Fragen und impulse, kontextoptimierte Arbeitsblätter).
Unterricht ist einer der wichtigsten Motoren der kognitiven und
sprachlichen Entwicklung.
Die im Unterricht heute erarbeiteten Fachbegriffe
(z.B. im Sachunterricht)
prägen wesentlich
den Alltagswortschatz künftiger Altersstufen.
Kurz: Die Unterrichtssprache von heute ist die Alltagssprache von morgen.
Unterrichtssprache lernbar zu machen
bedeutet Sprache zu fördern.
Mathematische
Ebene -
mathematische
Sprache
Symbolische
Ebene
Symbol-
sprache
Sprachliche
Ebene
Verbalsprache
Fachsprache
Unterrichtssprache
Alltagssprache
Bildsprache -
bildliche
Ebene
Nonverbale
Sprache -
Gegenständliche
Ebene
Sprachsensibler Fachunterricht (Leisen) – ausgewählte Aspekte
Sprachbad: CALP (Cognitive Academic Languagee Proficiency)
Sprachlich reichhaltig Kognitiv anregendLernergerecht
bewältigbar
Sprachfördernd
sprachsensibel
Schulbezogene
Kognitive
Sprachkenntnisse
Sprachfähigkeiten
(Bildungssprache)
Sprachfähigkeiten
(kognitiv akademischer
Bereich)
CALP-Fähigkeiten
bewältigen die
Schriftlichkeit
Zunahme der Abstraktion
Bildungssprache
Sprachstörungsbezogene Barrieren (innere & äußere) imLernprozess in der Schule und beim
Erwerb neuer Kompetenzen
Kompetenzstufennach Meyer
SelbstständigeSteuerung des
eigenenLernprozesses
Handeln in derEinsicht in die
Aufgabenstellung
Handeln nach Vorgaben des
Lehrenden
Nachteile im Bereich der UmweltfaktorenSchereneffekt (Absinken des IQ)
Defizite im Bereich der globalen psychosozialen FunktionenDefizite im Bereich der spezifischen mentalen Funktionen
Nachteile im Bereich der Aktivitäten und PartizipationNachteile im Bereich der Funktionen von Temperament und
PersönlichkeitGeringe Fähigkeiten im Monitoring des Sprachverstehens
Geringe grammatische Kompetenzen und Schwierigkeiten beimVerständnis komplexer W-Fragen
Geringe Fast-mapping Fähigkeiten bei komplexen Wörtern undFachwörtern
Defizite beim Management semantischer LernstrategienWortfindungsstörungen und geringe
Automatisierung sprachlichen WissensMangelndes Verständnis von FunktionswörternFesthalten an frühen Spracherwerbsstrategien
Geringe Wortbildungs- und DekompositionsfähigkeitenGrammatische Erwerbsstörungen
Semantisch-lexikalische ErwerbsstörungenPhonologische Erwerbsstörungen
Geringe Kapazität des phonologischen Arbeitsgedächtnisses
ZEIT
Naiv-ganzheitlichesAusführen einer
Handlung
Checkliste für Sprachförderung als sprachliche Lernförderung
1. Minimalwortschatz erarbeiten: Prüfen Sie, welche (Fach)-Wörter mindestens nötig sind,
damit der Schüler die inhaltlichen Lehr- und Lernziele erreichen kann.2. Minimalwortschatz oft wiederholen:
Sorgen Sie dafür, dass im Unterricht diese Wörter klar hervorgehobenund oft gehört, gesprochen, gelesen und geschrieben werden.
3. Minimalwortschatz effektiv einbetten:Beschränken Sie sich so oft es geht auf die wichtigsten
(Fach-)Wörter und betten Sie diese in möglichst kurze Sätze oderEllipsen ein.
● Minimalwortschatz Biologie Sekundarstufe I (nach Graf 1989)
Geschlechtsorgan, Grundzellplasma, Kohlenstoffdioxid, Mitochondrium, Photosynthese, Aminosäure, Amphibium, Bakterium, Biomembran, Chloroplast, Kohlenhydrat, Krankheitserreger, Mineralstoff, Organismus, Tochtergeneration, Blutkörperchen, Chromosom, Evolution, Generation, Infektion, Nahrungsmittel, Nervensystem, Samenpflanze, Sinnesorgan, Traubenzucker, Verhaltensweise, Alkohol, Antikörper, Auslese, Ballaststoff, Befruchtung, Biotop (Lebensraum), Blutader, Embryo, Entwicklung, Fortpflanzung, Fruchtblatt, Lebewesen, Mutation, Organ, Reaktion, Reptil, Samenzelle, Schwangerschaft, Stoffwechsel, Uterus, Vitamin, Bewegung, Einzeller, Eizelle, Energie, Ernährung, Familie, Frucht, Gewebe, Hormon, Insekt, ...
Keimzelle, Kreislauf, Larve, Lernen, Männchen, Muskel, Nachkomme, Pflanze, Revier, Rückenmark, Sauerstoff, Säugetier, Schnabel, Staubblatt, Verdauung, Vererbung, Verhalten, Wachstum, Weibchen, Wirbeltier, Wurzel, Zellkern, Zellteilung, Alge, Arm, Art, atmen, Atmung, Blatt, Blut, Blüte, Darm, Droge, Enzym, Farn, Fossil, Frau, Geburt, Gehirn, Gen, Gift, Hand, Herz, Klasse, Knochen, Kopf, Körper, Krankheit, Leben, Leber, Lunge, Magen, Mensch, Milch, Mund, Nahrung, Nährstoff, Nest, Niere, Pilz, Pollen, Rasse, Samen, Spross, Stärke, Tierart, Umwelt, Vogel, Wald, Wasser, Zehe, Zelle, Zucker, Auge, Baum, Bein, Beute, Pollen, Boden, Ei, Eiweiß, Feder, Fell, Fett, Fisch, Flügel, Fuß, Gefäß, Haut, Jungtier, Mann, Moos, Nerv, Ohr, Reiz, Stamm, Tier, Tod, Zahn
1. Bilde Gruppen.2. Bestimme pro Gruppe einen Schreiber oder eine Schreiberin!3. Einzelarbeit: Suche in 5 Minuten so viele unbekannte Wörter aus dem Text heraus, wie du finden kannst!4.Besprich die Wörter mit deiner Gruppe. Der Schreiber schreibt dieWörter in die Mitte der Placemate.5. Nach der Phase 4 kommen die Schreiberinnen und Schreiber nach vorne.
5. Bepunktung:1 Pkt. für meine Gruppe, wenn ich den Begriff einer anderen Gruppe erklären kann.1 Pkt., wenn meine Gruppe einen unbekannten Begriff gefunden hat, eine andere aber auch.2 Pkt., wenn nur meiner Gruppe ein bestimmter Begriff aufgefallen ist.Es zählen nur solche Wörter, die richtig geschrieben und richtig gelesen worden sind.
BEGRIFFE JAGEN
Funktionen: Unterrichtseinstieg, unbekannte Wörter finden, Motivation
FORMAT: POWER-LEARNING
1. Wörterliste 1 Minute mit Vorlage vorsprechen.2. Vorlage umdrehen. 1 Minute lang die Wörterauswendig sprechen.---------------------------------------------------------------------------------------------3. Die Wörter – bei umgedrehter Vorlage – 1 Minute langauswendig aufschreiben.4. Kontrolle mit Vorlage.Die Zeiten können je nach Lernvermögen und Wortmaterial variiert werden.
→ vds-Bildungsakademie: Reader S. 4, Beispiel auf Seite 6
1. Wörter und Wortreihenrhythmisch „eintrommeln“
2. Affenspiel: Die SuS müssen im Chor
zusammenbleiben,L. macht „den Affen“
und versucht SuS aus dem Takt zu bringen.
FORMAT: Rhythmicals
→ vds-Bildungsakademie: Reader S. 4, Beispiel auf Seite 6
Unterrichtsbezogene Unterstützung fürdas phonologisches Arbeitsgedächtnis
- Arbeit mit Lösungsblättern zur Selbstkontrolle- Lernkartei als Laufdiktat
- „Klassiker“ wie Kimspiele, KofferpackenVokabelheft
- Lieder lernen (z.B. die Jahresuhr von Rolf Zuckowski für das Erlernen der Monatsnamen)
Lernbegleitung bei einem geringen Gradder Elaboration von Wortbedeutungen
- Wortfelder- Wortfamilien
- Clustern und Mindmapping- Tabellen
- Diagramme- unbekannte Wörter markieren
- Wörterbucharbeit (Rechtschreibung, Bedeutung)- Eingekreiste Wörter
(“1. Kinder spielen gerne damit, 2. meistens ist er mit Luft gefüllt,
3. er rollt hin und her” - “BALL”).
Geringe Speicher-Leistungen bei
komplexenneuen Wörtern
Grammatische Störungen
LERN-BARRIERE
Strategische Regression(„Ein-Wort-ein-Ding“
statt Ober- und Unterbegriffe)
Mangelnde Automatisierungund mangelnde
Abrufgeschwindigkeit
Geringe Speicher-Leistungen bei komplexen
neuen Wörtern
Sprachverständis,Sprachproduktion und
sinnentnehmendes Lesenbeeinträchtigt
FOLGEN
Kognitive Sperre Vokabeln und neue
Fachbegriffe zu lernen, Abstraktionsvermögen
wird beeinträchtigt
Lernprozess verlangsamt,Vorwissen steht nur unzureichend
zur Verfügung
Minimalwortschatz im schulinternenCurriculum definieren.
Minimalwortschatz sehr häufig wieder-holen (hören, sprechen,
schreiben, lesen, anwenden)
Übungen zu Subjekt-Verb-Kongruenz, Akkusativ, Dativ und Nebensätzen,
Unterrichtsinhalte in kurzen,komplexen Sätzen zusammenfassen
FÖRDERUNG UND UNTERSTÜTZUNG
a) Fachwort- bzw. Vokabel-Minimalwortschatz oft
wiederholen,b) viel mit Tabellen arbeiten, Mindmaps erstellen lassen,
Vorstrukturierungen, Kuckuckseier
a) Schleichdiktate, Lösungsblätter weit entfernt aufhängen
+ SuS (ohne Stift, Handy und Blatt) dort abgucken lassen,
b) Mindmaps, „Stadt-Land-Fluss“ mit Fachwörtern, Bingo
mit Fachwörtern
LERN-BARRIERE
Mangelnde Fähigkeit,Wörter zu
analysieren undzu synthetisieren
Funktionswörter werdenkaum verstanden
Vermeidungsverhalten statt
angemessene Strategieanwendungbeim Wörterlernen
Unfähigkeit, eigeneWortschatzlücken
Selbstständig zu bemerken
FOLGEN
Schwierigkeiten beim Erwerb undder Anwendung orthografischer
Regeln und beim Verständnis von Wortfamilien, Redewedungen,
Metaphern und Komposita
Sprachverständnis, Sprachproduktion und
sinnentnehmendes Lesenbeeinträchtigt
Fachwörter werden selbstständig kaum gelernt,
Hilflosigkeit, Vermeidungsverhalten,fachliche Inhalte werden
nur unzureichendverstanden
Unfähigkeit, selbstständig unbekannte Wörter
zu markieren
FÖRDERUNG UND UNTERSTÜTZUNG
Silbenbögen, Morphemsegmentierung,Komposita gezielt in Teilwörter
zerlegen, Wortfamilien,Wortfelder, Wörter mit gemeinsamer
Vor- oder Endsilbein Listen sammeln
Präpositionen: z.B. Versteckspiele Blind-Kuh-Varianten
mit Verbalisieren, Pronomen: Rollenspiele + verbalisierte
Handlung, Spiele, bei denen Aufträge gegeben und aus-
geführt werden. Pronomen in Nomen „zurückübersetzen“.
Anwendung der Strategiestufen nach Bastians
(Neu-Wort-Identifikation,Einspeicherungsstrategien,
Abrufstrategien, Sicherungsstrategien)
Begriffe jagen, Fachwort-Forscher, Refraiming („Such' und schau',
so wirst Du schlau“), Fachwort-Vorgabe, Silbenrätsel, im Raum versteckte Wortkarten,Tischpost für die Tischgruppe
mit Silbenpuzzelteilen
Akquisitionsprozess des Lernens:
Eine neue Operation wird im Prozessierendes gesamten neuropsychologischen
Systems erstmalig vollzogen.
AUTOMATISIERUNGERWERB SPEICHERUNG
GR
ZE
SIK
GR
UB
ER
et
al.
ST
UF
E D
ES
LE
RN
PR
OZ
ES
SE
S
Kognitive Phase:Gekennzeichnet durch eine hohe kognitive
Balastung des Schülers.Entweder muss (automatisiertes) Vorwissen(„konsistentes prozeduales Wissen“ oder
einhohes Maß an anlagebdingten Kognitiven Voraussetzungen.
Behaltensprozess des Lernens:Besteht aus einem besonderen Zyklus,die wiederholte Aktivierung einer neuen
Operation wird dadurch zunehmenderleichtert.
Assoziative Phase:Verdichtung des neuen Wissens und
eine Prozedualisierung von Strategien.In dieser Phase werden besondersFähigkeiten aus dem Bereich der
Wahrnehmungsgeschwindigkeit benötigt.
WO
RT
SC
HA
TZ
AR
BE
IT
Strategiestufe 1:Neu-Wort-Identifikation
Begriffe jagen
Fachwort-Kommissar (findet in x Minutenmindestens y unbekannte Wörter im Text),Refrainiming („Such' und schau', so wirst
Du schlau!), Fach-/Vokabel-Vorgabe(Silbenrätsel, im Raum versteckte Wortkarten,
Briefpost für die Tischgruppen mit Silben-puzzleteilen, Bild-Wort-Domino-Puzzlekarten
Strategiestufe 2:Einspeicherungsstrategien
Strategiestufe 3:Abrufstrategien
Power-Learning, Rythmicals,phonologische und semantische Elaboration
durch Wauschtörter und Kuckuckseier,Duschmännchen
Übungen zu Einspeicherstrategien: Chor-sprechen, Artikel, Plural, Ober- und Unterbe-griffe sortieren, Visualiseierung, Bild-Wort-
Dominokarten, Reim/Wortspiel, Modellieren, …Übungen zu Abrufstrategien: Pantomime,
Blitz-Lesen, Blitz-Hören, Tabu, Teekesselchen, Kim-Spiele, Trimory, ...
Strategiestufe 4:Sicherungsstrategien
Anwendung des fachwortbezogenenMinimalwortschatzes im grammatischen
und sachlichen Kontext, Wiederholung undWeiterführung von Formaten aus der
vorherigen Phase
Mindmap-Arbeit,„Stadt-Land-Fluss“ mit Fachwörtern,
„Bingo“, „Drei in der Reih“,„Six bag pack“
Reaktivierungsprozess des Lernens:Zyklus von spezifischen Teilprozessen im
gesamten Prozessieren des neuropsychischen
Systems.
Autonome Phase:Die Fertigkeiten werden automatisiert, die
Tätigkeiten benötigen nur noch wenig oderüberhaupt keine Aufmerksamkeit,sie werden schnell und präzise.