fachmagazin dergartenbau

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•die Mittel- und Hochgrasprärie, mit jahreszeitlich wechselndem Farbver- lauf • der «echte» Präriegarten, in dem Grä- ser dominieren • Bepflanzungen, die sich auch für kleine Gärten eignen Die Randbereiche sind mit grossen Grup- pen von Gräsern und Stauden bepflanzt, die eine Kulisse für die gesamte Anlage bilden. Europäische Ziergräser wie das Reitgras (Calamagrostis acutifolia ‘Karl Foerster’ ) sind mal in Reihen gepflanzt, mal kombiniert mit Waldschmiele (De- schampsia), gelbem Brandkraut und der rotlaubigen Fetthenne ‘Matrona’. Dies ist der einzige Bereich, der in der Pflege auf- wendiger ist, da die Pflanzen in gewissen Abständen aufgenommen und geteilt werden müssen. In dem Beet der «echten» amerikani- schen Prärie finden sich typische Gräser wie das hohe Bartgras (Andropogon gerar- dii), wegen seiner Farbe auch Blauhalm genannt, Prärie-Besengras (Schizachy- rium scoparium), Goldbartgras (Sorghast- rum nutans), Rutenhirse (Panicum virga- tum) und Tautropfengras (Sporobolus heterolepis). Dazu gesellte Lianne Pot dergartenbau Ausgabe 33/2012 12 Von den Gräsern zur Prärie Die Leidenschaft für Gräser legte den Grundstein für die Gärten und die Gärtnerei von Lianne Pot in der Provinz Groningen (NL). Zunächst begann die Gartendesignerin Ziergräser zu sammeln. Im Jahr 2000 eröffnete sie die Gärtnerei. Seit 2005 hält sie die nationale niederländi- sche Sammlung von Ziergrä- sern mit ungefähr 300 Arten und Sorten. Cremefarbener Klee (Trifolium ochrocleuca) und Wolfsmilch (Euphorbia) rahmen den Weg und setzen die violette Katzenminze (Nepeta) in Szene. Text und Bilder: Cordula Hamann, Garten- und Landschaftsplanerin, Bremen (D) Adresse Lianne’s Siergrassen Jan Gosseswijk 31 9367 TE De Wilp (NL) Tel. +31 594 644263 Öffnungszeiten: 21. März bis 1. November, Do., Fr., Sa. 9 bis 17 Uhr und besondere Schautage Internet: www.siergras.nl, www.prairietuin.nl Von den Ziergräsern bis zur Prärie ist der Weg nicht weit und er führte Lianne Pot nach Nordamerika. In der Prärie fas- zinierten sie die Schönheit der Pflanzen und das Gleichgewicht der Pflanzenge- sellschaft. Die Idee, einen eigenen Prä- riegarten anzulegen, liess sie nicht mehr los. Ihre Ansprüche waren ehrgeizig: Der Garten sollte langlebig sein, weder ge- düngt noch gewässert werden, mit ge- ringem Pflegeaufwand auskommen, die verschiedenen Lebensbereiche der Prä- rie aufgreifen und über das ganze Jahr seine Schönheit entfalten. 2008 begann Lianne Pot mit der Anlage des 3500m² grossen Gartens. Die schätzungsweise 12 000 Stauden und Gräser und 10 000 Frühlingszwiebeln halten sich nicht streng an das Vorbild, sondern die Prärie war Quelle der Inspiration. Dabei haben die Ziergräser einen Anteil von 30 bis 50 %. Verschiedene Themen Lianne Pot zeigt verschiedene Möglich- keiten auf, wie von der Prärie inspirierte Gärten angelegt werden können. Die ge- stalterischen Themen sind: • rabattenähnliche Pflanzungen mit Grä- sern und Stauden •Farben, die den Verlauf eines ganzen Gartenjahres begleiten

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Fachmagazin dergartenbau, augustus 2012

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Page 1: Fachmagazin dergartenbau

•die Mittel- und Hochgrasprärie, mitjahreszeitlichwechselndem Farbver-lauf

•der«echte»Präriegarten,indemGrä-serdominieren

•Bepflanzungen,diesichauchfürkleineGärteneignen

DieRandbereichesindmitgrossenGrup-penvonGräsernundStaudenbepflanzt,dieeineKulissefürdiegesamteAnlagebilden.EuropäischeZiergräserwiedasReitgras (Calamagrostis acutifolia ‘Karl Foerster’ )sindmalinReihengepflanzt,malkombiniertmitWaldschmiele (De­schampsia),gelbemBrandkrautundderrotlaubigenFetthenne‘Matrona’.DiesistdereinzigeBereich,derinderPflegeauf-wendigerist,dadiePflanzeningewissenAbständen aufgenommen und geteiltwerdenmüssen.

In dem Beet der «echten» amerikani-schenPräriefindensichtypischeGräserwiedashoheBartgras(Andropogon gerar­dii),wegenseinerFarbeauchBlauhalmgenannt, Prärie-Besengras (Schizachy­rium scoparium),Goldbartgras(Sorghast­rum nutans),Rutenhirse(Panicum virga­tum) und Tautropfengras (Sporobolus heterolepis). Dazu gesellte Lianne Pot

dergartenbauAusgabe33/201212

Von den Gräsern zur Prärie

Die Leidenschaft für Gräser legte den Grundstein für die

Gärten und die Gärtnerei von Lianne Pot in der Provinz Groningen (NL). Zunächst

begann die Gartendesignerin Ziergräser zu sammeln. Im Jahr 2000 eröffnete sie die

Gärtnerei. Seit 2005 hält sie die nationale niederländi-

sche Sammlung von Ziergrä-sern mit ungefähr 300 Arten

und Sorten.

Cremefarbener Klee (Trifolium ochrocleuca) und Wolfsmilch (Euphorbia) rahmen den Weg und setzen die violette Katzenminze (Nepeta) in Szene.

Text und Bilder:CordulaHamann,Garten-undLandschaftsplanerin,

Bremen(D)

AdresseLianne’sSiergrassenJanGosseswijk319367TEDeWilp(NL)Tel.+31594644263Öffnungszeiten:21.Märzbis1.November,Do.,Fr.,Sa.9bis17UhrundbesondereSchautageInternet:www.siergras.nl,www.prairietuin.nl

VondenZiergräsernbiszurPrärieistderWegnichtweitunderführteLianne

PotnachNordamerika.InderPräriefas-ziniertensiedieSchönheitderPflanzenunddasGleichgewichtderPflanzenge-sellschaft.DieIdee,eineneigenenPrä-riegartenanzulegen,liesssienichtmehrlos.IhreAnsprüchewarenehrgeizig:DerGartensolltelanglebigsein,wederge-düngtnochgewässertwerden,mitge-ringemPflegeaufwandauskommen,dieverschiedenenLebensbereichederPrä-rieaufgreifenundüberdasganzeJahrseineSchönheitentfalten.2008begannLiannePotmitderAnlagedes3500m²grossenGartens.Die schätzungsweise12000StaudenundGräser und 10000Frühlingszwiebeln halten sich nichtstrengandasVorbild,sonderndiePräriewarQuelleder Inspiration.DabeihabendieZiergräsereinenAnteilvon30bis50%.

Verschiedene ThemenLiannePotzeigtverschiedeneMöglich-keitenauf,wievonderPrärieinspirierteGärtenangelegtwerdenkönnen.Diege-stalterischenThemensind:•rabattenähnlichePflanzungenmitGrä-sernundStauden

•Farben,diedenVerlaufeinesganzenGartenjahresbegleiten

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PfLANZENVErWENDuNG

13dergartenbauAusgabe33/2012

farbenspiel in Blau und rot mit Phlox ‘Blue Paradise’ und Sonnenhüten.

Die aufrechten Blütenkerzen von Ehrenpreis, Bartfaden und Prachtscharte stehen im Kontrast zu den Korbblüten des Sonnenhutes.

Echinacea paradoxa leuchtet in strahlendem Gelb vor den Gräsern (rutenhirse, Imperata cylindrica mit roten Spitzen) und dem dunklen Laub des felberichs (Lysimachia ciliata ‘firecracker’).

Die Blüten von Stipa gigantea erheben sich über Staudensalbei und Sonnenauge; das Gartensandrohr (Calamagrostis acutiflora ‘Karl foerster’) im Hintergrund bilden eine ruhige Kulisse.

kräftigeStaudenwieScheinaster(Verno­nia crinita), Präriezapfenblume (Ratibida pinnata),Seidenpflanze(Asclepias incarna­ta),SonnenhutunddieaufrechtePracht-scharte(Liatris spicata).

Von Pastell zu rot NachdemLiannePotdieverschiedenenBereicheihresPräriegartensentworfenhatte,batsiedreiandereGartengestal-ter,PatriciaStols,MichaelKingundJanSpruyt,ihreIdeeneinzubringen.PatriciaStolshatmitFarbengestaltet:ImBeetmitViolett-,Blau-undRosétönenbezau-bert der blasse Sonnenhut (Echinacea pallida)mitseinenherunterhängenden,zartenBlütenblättern inGemeinschaftmitStorchschnabelundKugeldisteln.

OrangeundfeurigesRotleuchteninei-nemanderenBeet umdieWette. DenAnfangmachenlichteundwarmeGelb-undOrangetöne.Unterstütztvonleucht-endemIslandmohn(Papaver nudicaule),derwiezufälligeingestreutwirkt,strah-len imSommerkräftigeRottöne.BlattundBlütenvonSedum ‘Matrona’, India-nernessel,SonnenhutundSchafgarbenoderdiematt-roteLupine‘My Castle’er-gänzeneinander.ZumHerbstgebendieGräsermitihrengedeckterenFarbendenTonan.

DiePflanzensindkräftig,aberkeine«Gi-ganten», sodass sie auch für kleinereGärtengeeignetsind.Obaberderrotlau-

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PfLANZENVErWENDuNG

bigeFelberich(Lysimachia ciliata ‘Firecra­cker’ )wirklichinSchachgehaltenwerdenkann,wirdsichnochzeigenmüssen.

BlumenwiesenähnlichDerGartendesignerMichaelKinghateinewilde,mehrjährigeBlumenwieseentwor-fen.Alleswirktnatürlich,wiemiteinergrosszügigenGesteausgestreut.EsgibtkeineklassischeHöhenstaffelung,son-derneineeherzufälligwirkendeAnord-nung.

ZudenThemenpflanzenwieEhrenpreis,Indianernessel,ScheinasterundSonnen-braut sowie Chinaschilf kommen alsFüllpflanzenTulpen,Gemswurz,Pracht-scharteundTautopfengrashinzu.SowohlderFormkontrastder rundenundker-zenförmigenBlütenalsauchderFarb-kontrastzwischenViolett,BlauundGelbhabeneinenbesonderenReiz.Schwefel-gelbesMädchenauge(Coreopsis verticil­lata ‘Moonbeam’) wird kombiniert mitdemSalbei‘Blaukönigin’,derBlauraute‘Blue Spire’,demSonnenauge(Heliopsis)unddemPrärie-Besengras‘The Blues’,daswieeingrünblauerSchleierwirkt.

Gemischte PrärieDerBereichderMittel-undHochgras-prärie, entworfen von Jan Spruyt, be-stichtdurchdiewechselndenFarben,diesichdurchdasGartenjahrziehen.VomFrühjahr bis zum Herbst zeigen sichkräftigeFarben,umgebenvonGräsern,dieeinenAnteil voneinemViertel aus-machen.Beet-undPräriestaudensindinGruppengesetzt,einigeGräserauch ingeschwungenen Drifts. BeeindruckendsindviolettblaueBlütenvonSalbei(Salvia sylvestris ‘Dear Anja’ ) oder Duftnessel(Agastache)nebengelbgrünerWolfsmilchundglitzerndemDiamantgras(Calamag­rostis brachytricha).

DieFarbenverändernsich:ZunächstsindesBlautöne,unterstützt vonWeissundfrischemGelb. ImSommerfolgendannPfirsich,ViolettundRosa,imherbstlichenFeuerwerksindesGelb,Orange,RotundBraun.

Der Schlüssel zum ErfolgDas Natürliche, vermeintlich Zufälligeistgenauüberlegt.NebengutenPflan-zenkenntnissenund einemGespür fürFarbenundFormensindfürdasGelin-gen eines Präriegartens folgende Vo-raussetzungenwichtig:einvonWurzel-unkräuternfreier,durchlässigerBoden,ausreichend Licht und Sonne und eine

6 bis 8cm dicke, mineralische Mulch-schicht,z.B.Lavasplitt.DieseverringertdasAuflaufenvonWildkräuternundver-hinderteinzustarkesAustrocknen.Er-gänzungen mit Blumenzwiebeln undBegleitstaudenversprecheneinen län-gerenBlütenflor.

Zugegeben,eshörtsichfastzueinfachan–aberderPräriegartenvonLiannePot überzeugt und ist ein imposantesflirrendesFarben-undGräsermeer.

Auch fruchtstände spielen eine aparte rolle. Lupinen im Zusammenspiel mit den braunen fruchtständen (Domen) des Sonnenhutes.