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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste 1 Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste Fachrichtungsübergreifende Vorbereitung für die Zwischenprüfung Projektarbeit der IT13B 2015 1. Archiv 2. Bibliothek 3. Information und Dokumentation 4. Bildagentur 5. Medizinische Dokumentation Das Joseph-DuMont-Berufskolleg: selbstorganisiert - mediengestützt - gesund

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

Fachrichtungsübergreifende Vorbereitung für die Zwischenprüfung

Projektarbeit der IT13B 2015 1. Archiv 2. Bibliothek 3. Information und Dokumentation 4. Bildagentur 5. Medizinische Dokumentation

Das Joseph-DuMont-Berufskolleg: selbstorganisiert - mediengestützt - gesund

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

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Vorwort

Dieses Skript soll zur optimalen Vorbereitung auf die Zwischenprüfung dienen.

Unser Ziel war es, aus den uns vorliegenden Unterrichtsmaterialien, der

einschlägigen Fachliteratur und diversen Internetquellen ein möglichst gut

strukturiertes, übersichtliches und vollständiges Skript zu erstellen.

Jeder der fünf Fachrichtungen ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Die Kapitel enthalten

die wichtigsten Informationen, ergänzt durch Graphiken, Fotografien und

Schaubilder. Zum Abschluss eines jeden Kapitels kann das erlernte Wissen mit Hilfe

von Übungsfragen überprüft werden. Diese Fragen orientieren sich an vorherigen

Zwischenprüfungen und Klausuren.

Wir hoffen, dass dieses Skript nachfolgende FAMI-Generationen hilfreich beim

Lernen für die Zwischenprüfung unterstützt.

Viel Erfolg!

Eure IT13B

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

Fachrichtung Archiv

Adriana Caruana Friederike Hatkämper Katharina Mühlens Nicole Segers

Das Joseph-DuMont-Berufskolleg: selbstorganisiert - mediengestützt - gesund

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1. Definition, Bedeutung, Aufgaben

Institution, in der Unterlagen gesammelt, aufbewahrt, erschlossen und für jeden nutzbar gemacht werden

Drei Bedeutungsebenen: o Gebäude (z.B. Gebäude des Stadtarchivs Münster) o Institution (z.B. Stadtarchiv Dortmund) o Archivtektonik – Tätigkeitsfeld des Archivs (z.B. Archiv des Deutschen

Städtetages im Landesarchiv Berlin)

Gesellschaftlicher Auftrag: Verhindern, dass die historische Erinnerung abreißt bzw. Lücken entstehen; gerade durch Flüchtigkeit digitaler Quellen besteht diese Gefahr

Gedächtnis der Gesellschaft: mündliche Überlieferung nicht zuverlässig, Aufzeichnungen von Generationen sichern

Aufbewahrung von Urkunden und Schriftstücken = Erhaltung rechtlicher Beweiskraft

Kulturelles Erbe dauerhaft bewahren, zur Erforschung der Vergangenheit

2. Ordnungsprinzipien

Provenienzprinzip: (Lat. = Herkunft) Bestimmte Registraturbildner werden bestimmten Archiven zugeordnet. Die Registraturbildner sind die Provenienzen eines Archives. Das Archivgut wird einzeln, nach Registraturbildnern abgelegt und nicht nach Sachzusammenhang sortiert. Die Archivalien sollen in der logischen Ordnung verbleiben, in der sie beim Registratubildner entstanden und abgelegt worden sind. Dadurch wird der Zusammenhang der einzelnen Schriftstücke am besten bewahrt und der Vorgang kann am objektivsten nachvollzogen werden. Bsp.: Historisches Archiv Köln, Registraturbildner: Ämter, Behörden usw. der Stadt Köln. Das Provenienzprinzip hat zur Folge, dass sich Unterlagen zu einem bestimmten Betreff in unterschiedlichen Beständen befinden. Bsp.: Archivalien, die sich auf eine bestimmte städtische Schule beziehen, liegen je nach Entstehungszusammenhang in den Beständen des Schulverwaltungsamtes oder des Hochbauamtes. Das Provenienzprinzip bestimmt das Archivwesen auf mehreren Ebenen: 1. Organisationsprinzip des Archivwesens insgesamt 2. Gliederungsprinzip innerhalb eines Archivs 3. Ordnungs- und Erschließungsprinzip von Archivbeständen 4. Forschungsprinzip bei der Auswertung von Archivgut

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Pertinenzprinzip: (Lat. = betreffen) Sammlungsgut wird nach Sachzusammenhang und nicht nach Herkunft archiviert. Archivgut/ Archivalien: sind Zeugnisse und Überreste von Verwaltungshandeln und Geschäftstätigkeit, Information und Informationsträger bilden eine Einheit, sind immer Unikate Wichtig: Aus Geschäftsschriftgut werden historische Quellen Bsp.: Urkunden, Akten, Gerichtsprotokolle, Pläne Sammlungsgut: sind keine Unikate, ohne Provenienz-Zusammenhang, Sammlungsgut wird nach dem Pertinenzprinzip oder chronologisch geordnet Bsp.: Zeitungsausschnitte, Plakate, Orden, Postkarten 3. Archivlandschaft – Archivsparten Staatliche Archive:

Archive des Bundes o Bundesarchiv in Koblenz o Archiv des Auswärtigen Amtes in Berlin o Archiv des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des

Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR o Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin

Staats- oder Landesarchive o in NRW: die früher selbstständigen Staatsarchive Düsseldorf, Münster,

Detmold wurden organisatorisch zu einem Landesarchiv zusammengefasst, Düsseldorf ist das Hauptstaatsarchiv und verwaltet gleichzeitig die Akten der obersten Landesbehörde (Landesregierung)

o aufgrund des Föderalismus o unterliegen den Archivgesetzen der Länder o Organisation und Anzahl in den Ländern unterschiedlich o Bestand/ Archivgut: z.B. Akten der Landesministerien (im

Hauptstaatsarchiv), Sitzungsprotokolle

Kommunale Archive:

Stadt-, Gemeinde- und Kreisarchiv; Archive der Landesverbände (nur in NRW)

unterliegen den Archivgesetzen der Länder →Pflichtaufgabe der Kommunen Bsp.: Kreisarchiv des Märkischen Kreises

Kommunale Selbstverwaltung,

Bestand: z.B. Kommunale Verwaltungsakten Kirchliche Archive

Evangelische Kirche o Evangelisches Zentralarchiv, Berlin o Landeskirchliche Archive o Pfarrarchive der Kirchengemeinde

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Katholische Kirche o Vatikanisches Archiv, Rom o Archiv des Sekretariats der deutschen Bischofskonferenz, Bonn o Diözesan- und Bistumsarchive o Pfarrarchive o Archive der Klöster und Orden

Sonstige kirchliche Einrichtungen

o Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland, Heidelberg

Archivgut: z.B. Unterlagen der Kirchengeschichte, Kirchenschriften, Briefwechsel etc.

Herrschafts-, Haus- und Familienarchive (Adelsarchive)

Meist in Privatbesitz

Nur wenige fachlich betreut (Ausnahme NRW: Betreuung durch Archivpflegestellen der Landesverbände)

In den neuen Bundesländern nicht vorhanden

Archivgesetz nicht gültig (Ausnahme Bundesgesetz: Verbot von Verkauf wertvoller Privatarchive ins Ausland)

Archivgut: Z.B. Stammbäum, Fotos, Gemälde, Erbstücke

Wirtschaftsarchive

Branchenarchiv: Bergbau-Archiv Bochum

regionale Wirtschaftsarchive; von IHK getragen

Unternehmensarchive

Archivgut: z.B. Unterlagen zur Unternehmensgeschichte, Entwicklung u.s.w.

Parlaments-, Partei-, Verbandsarchive

Dokumentation der parlamentarischen Praxis

Parlamentsarchive sind aufgrund der Gewaltenteilung entstanden

Parteiarchive bei parteinahen Stiftungen (z.B. Friedrich-Ebert-Stiftung →SPD, Konrad-Adenauer-Stiftung →CDU, Heinrich-Böll-Stiftung →GRÜNE)

Gewerkschaften und Verbände haben eigene Archive

Bestand: z.B. Flyer, Wahlplakate, Nachlässe von Parteimitgliedern

Medienarchive

Schnittstelle zwischen Archiv und Dokumentation

Rundfunk- und Fernsehanstalten

Zeitschriften- und Zeitungsredaktionen (FAZ und Spiegel Archiv)

Bildarchive

z.B. Deutsches Rundfunkarchiv

Nutzung meist gegen eine Gebühr

Bestand: z.B. Mitschnitte aus Fernsehbeiträgen

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Hochschularchive und Archive wissenschaftlicher Institutionen

Hochschularchive: öffentlicher Träger Uni; unterliegen Archivgesetz und Hochschulsatzung; Bestand: Gelehrtennachlässe, Schriftgut der Verwaltung und der Fakultäten & Institute

Archive wissenschaftlicher Institutionen: öffentliche und private Träger; z.B. Max-Planck-Institut

Literaturarchive: keine Medienarchive; Bestand: z.B. Vor- und Nachlässe von Autoren

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4. Erwerbungsarten

Übernahme (aus Archivsprengel)

kein Etat notwendig

zeitlich nie abreißende Kette

entstandene Verwaltungsunterlagen des Archivsprengels, zur Übernahme verpflichtet

Massenakten; höchstens 10% dauerhaft archiviert

Entscheidung, was ist archivwürdig, was wird kassiert: Prägung des Geschichtsbildes

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Depositum

Rechte und Pflichten von Archiv und Depositalgeber in Depositalvertrag festgehalten

Nutzungsrecht und Archivierung; kein Eigentumsrecht

Vorteil: kostengünstig; Nachteil: Widerruf der Überlassung möglich

Z.B. Archivgut eines Vereins Schenkung

ungebunden und gebundene Schenkung (ohne/mit Auflagen)

Arbeits- und Platzaufwand

Prüfung auf Archivwürdigkeit,; Schenkung passt ins Aufgabengebiet des Archivs

Schenkungsvertrag

Eigentumsrecht beim Archiv

Z.B. Postkartensammlung Kauf

ergänzende Funktion, Schließung von Überlieferungs-Lücken

Etat notwendig, meist begrenzt

Eigentumsrecht beim Archiv

Z.B. Einzelstücke zur 5. Die Aktentitelaufnahme Bestandteile der Sachaktentitelaufnahme: Provenienz: Die Provenienzermittlung ist Voraussetzung für die Beständebildung. Titel: In Anlehnung an den vorhandenen Aktentitel, knapp, präzise, verständlich und wertungsfrei. Vermeidung von Abkürzungen. Laufzeit: Beschreibt den Anfangs- und Endzeitpunkt der Bearbeitung einer Verzeichnungsarbeit (nur Jahresangaben). Bandangabe: Bandangaben sind zwecks korrekter chronologischer Ordnung anzugeben. Aktenzeichen: Altsignatur, wichtig für den Entstehungszusammenhang Signatur: Bestandsbezeichnung und laufende Nummer, eindeutige Identifikation

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6. Erklärung wichtiger Begriffe

Akte: Geschäfts- bzw. Verwaltungsunterlagen

Akzession: Bewertung und Auswahl / Übernahme

Archivalisch: Bezogen auf das Archivgut, bzw. Archivale

Archivarisch: Bezogen auf den Archivar / die Archivarin

Archivisch: Bezogen auf das Archiv, bzw. das Archivwesen

Archivpluralismus: Vielfalt der Archive, entstanden durch förderalistischen

Staatsaufbau und kommunale Selbstverwaltung

Archivsprengel: Geografisches Einzugsgebiet eines Archivs

Archivwürdigkeit: Bezeichnet die Eignung von Archivalien, dauerhaft aufbewahrt zu

werden, um in das Gedächtnis der Gesellschaft aufgenommen zu werden

Findbuch: Strukturiertes Verzeichnis der Archivalien eines Archivs

Kassation: Vernichtung von Registraturgut, das nicht archivwürdig ist, und deshalb

nicht langfristig aufbewahrt werden kann. Je nach Art des Archivs sind davon bis zu

90% des Materials betroffen. Erfassung in Kassationslisten

Massenakten: Massenhaft gleichförmige Akten, maximal 10% werden archiviert

Provenienz: Kreis-Ausschuß des Siegkreises Titel: Enteignungs-Sachen Laufzeit: 1890-1927 Band: I Aktenzeichen: 194/2 Signatur: Landratsamt Siegkreis 1954

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Numerus currens: Vergabe der Signatur nach fortlaufender Nummer

Registratur: geordnete Unterlagen einer Behörde, die dem Archiv übergeben werden

Registraturbildner: Institutionen, bei denen das spätere Archivgut entsteht

7. Übungsfragen

1.) Erläutern Sie das Provenienz- und das Pertinenzprinzip

2.) Was ist der Unterschied zwischen Sammlungsgut und Archivgut?

3.) Was beinhaltet die Kassation?

4.) Begründen Sie, warum es prinzipiell keine mehr oder weniger wichtige Archive

gibt

5.) Ordnen Sie den Archiven die Archivsparte zu:

Spiegel-Archiv Hamburg

Archiv der Gemeinde Jüchen

Bergbau-Archiv Bochum

Archiv der Friedrich Ebert Stiftung

Bistumsarchiv Köln

Universitätsarchiv Bonn

6.) Nennen Sie die Erwerbungsarten, die in Archiven üblich sind

7.) Erklären Sie den Begriff „Registraturbildner“

8.) Nehmen Sie folgende Akte auf:

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

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Informationen wurden teilweise aus folgenden Quellen entnommen: Praktische Archivkunde : ein Leitfaden für Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste Fachrichtung Archiv / hrsg. von Norbert Reimann. - 2. überarb. Aufl. - Münster : Ardey-Verlag, 2008; S. 23-44 FaMI Azubi Wiki: http://famiazubiwiki.darkangelmirasun.de [Stand 27.03.2015] http://wiki.infowiss.net/Archivkunde [Stand 27.03.2015] Böttger, Klaus-Peter : Basiskenntnis Bibliothek ; eine Fachkunde für Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste 4. völlig neubearb. Aufl. 2009, 1.2 Archive Akten: Landratsamt Siegkreis ; Landschaftsverband Westfalen-Lippe Archiv

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Bildungsgang Fachangestellte für Medien und

Informationsdienste

Fachrichtung Bibliothek Frank Ellinghaus Jasmin Höck Jörn Koopmann Maidath Preu Kathrin Stallkamp Robin Thomalla

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Was ist eine Bibliothek?

Definition:

Der Begriff „Bibliothek“ hat drei verschiedene Definitionen. Zum einen ist es eine Einrichtung zur Erfassung, Erhaltung, Betreuung, Beschaffung und Zugänglichmachung von Büchern. Zum anderen steht der Begriff „Bibliothek“ für eine geordnete Büchersammlung sowie für den Raum oder das Gebäude der Einrichtung Bibliothek.1

Der Begriff „Bibliothek“ kommt aus dem griechischen und beschreibt ursprünglich ein Behältnis für Papyrusrollen.2

Bedeutung und Aufgaben:

Bibliotheken sind unverzichtbare Einrichtungen der Kultur, Bildung, Information, Wissenschaft und Forschung.

Sie sind die Kultureinrichtungen, die die meisten Menschen erreicht. Menschen aus allen Altersgruppen und sozialen Schichten nutzen Bibliotheken. Vor allem das vielseitige Medienangebot von öffentlichen Bibliotheken spricht viele unterschiedliche Menschen an. Eine Bibliothek ist heute nicht mehr nur eine Büchersammlung, sondern bietet auch viele andere Medien (Datenträger/Vermittlungsprozesse zur Weitergabe von Informationen) an. Zum Beispiel: Zeitungen, Zeitschriften, DVDs, Hörspiele, E-Books, Videospiele, Datenbanken, Mikrofilme und Dias.

Bibliotheken stehen allen Bevölkerungsgruppen offen. Sie ermöglichen den freien Zugang zu Informationen für alle. Sie sind somit von großer Bedeutung für die schulische und berufliche Aus- und Weiterbildung der Bevölkerung. Auch für die politische Meinungsbildung und die Vermittlung von Werten, wie Grund- und Menschrechten spielt die Bibliothek eine wichtige Rolle. Man kann durchaus sagen, dass Bibliotheken, und das in ihnen enthaltene Wissen, die Gesellschaft und Werte wie Demokratie, Gerechtigkeit und Toleranz stärken.3

1 Vgl. http://www.duden.de/rechtschreibung/Bibliothek

2 Vgl. Klaus Gantert / Rupert Hacker „Bibliothekarisches Grundwissen“, S. 11

3 Vgl. Gantert / Hackert, S. 11 - 16

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Öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken

Allgemein betrachtet lassen sich zwei Hauptgruppen von Bibliotheken unterscheiden:

Öffentliche Bibliotheken und wissenschaftliche Bibliotheken.

Öffentliche Bibliotheken dienen der allgemeinen Information, der politischen und

beruflichen Bildung sowie der Unterhaltung. Sie stehen der gesamten Öffentlichkeit

zur Verfügung. Ihr Angebot richtet sich an alle Altersgruppen und spricht alle

Bildungsschichten an. Dementsprechend besteht der Bibliotheksbestand aus

unterschiedlichsten Medienarten. Neben Büchern gibt es auch Audio-CDs, DVDs,

Hörbücher, PC- und Videospiele sowie Brett- und Gesellschaftsspiele. Der

thematische Schwerpunkt der Medien einer öffentlichen Bibliothek liegt auf

Belletristik und Ratgeberliteratur.

Öffentliche Bibliotheken sehen sich nicht nur als Medienanbieter sondern auch als

Kultureinrichtung. Sie sind zum Beispiel Veranstaltungsort von Autorenlesungen,

bieten Programme zur Leseförderung an, richten Lesewettbewerbe aus und bringen

sich aktiv in das öffentliche und gesellschaftliche Leben ihrer Stadt oder Gemeinde

ein. Durch diese ausgeprägte Öffentlichkeitsarbeit versuchen sie ständig neue

Bibliotheksnutzer zu gewinnen. Hierbei richten sie sich insbesondere an Kinder und

Jugendliche, für die auch spezielle Bibliotheksführungen angeboten werden.

Wissenschaftliche Bibliotheken dienen in erster Linie wissenschaftlichen Studien und

der Forschung. Außerdem leisten sie Unterstützung bei der beruflichen Bildung bzw.

der beruflichen Tätigkeit.

Da sie sich meist an eine bestimmte Zielgruppe richten, ist ihr Benutzerkreis

begrenzt. Er setzt sich hauptsächlich aus Studierenden, Wissenschaftlern, Dozenten

und Personen zusammen, die wissenschaftliche Literatur für die Ausübung ihres

Berufes benötigen.

Der Bibliotheksbestand ist wissenschaftlich ausgerichtet. Es gibt viel Fachliteratur,

häufig Lehrbücher, wissenschaftliche Zeitschriften und Datenbankzugänge.

Belletristik hingegen findet sich hier kaum.

Im Gegensatz zu öffentlichen Bibliotheken leisten wissenschaftliche Bibliotheken

kaum Öffentlichkeitsarbeit. Wissenschaftliche Bibliotheken sind in der Regel anderen

Institutionen – wie etwa einer Hochschule – angegliedert und erhalten von dort

„automatisch“ ihre Nutzer. Ein Student ist „gezwungen“ die Hochschulbibliothek zu

nutzen, da er dort die Literatur erhält, die er für sein Studium benötigt. Die Bibliothek

braucht ihn als Nutzer nicht zu werben.

In einigen Fällen übernehmen wissenschaftliche Bibliotheken auch die Funktion

eines Archivs. Sie bewahren und erschließen Nachlässe (zum Beispiel von

Hochschulprofessoren) und machen diese für ihre Nutzer zugänglich.

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Die Begriffe öffentliche Bibliothek und wissenschaftliche Bibliothek sind unscharf, da

auch wissenschaftliche Bibliotheken oft allgemein zugänglich sind.

Zwischen beiden Bibliothekstypen bestehen keine scharfen Grenzen, da z.B. auch

öffentliche Großstadtbibliotheken wissenschaftliche Literatur anbieten oder

wissenschaftliche Bibliotheken der gesamten Einwohnerschaft offen stehen.

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

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Öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken – eine Übersicht

In der folgenden Tabelle sind die Unterscheidungsmerkmale der beiden

Bibliotheksgruppen stichpunktartig aufgelistet

Öffentliche Bibliotheken Wissenschaftliche Bibliotheken

Funktion:

dienen der allgemeinen Information,

politischen und beruflichen Bildung,

Unterhaltung (Kulturauftrag)

Funktion:

dienen vor allem wissenschaftlichen

Studien und der Forschung,

Unterstützung beruflicher Tätigkeit

Zielgruppe:

die gesamte Öffentlichkeit, alle

Altersgruppen, alle Bildungsschichten

Zielgruppe:

eingeschränkter Benutzerkreis, setzt sich

hauptsächlich aus Studierenden,

Wissenschaftlern oder Personen

zusammen, die wissenschaftliche

Literatur für die Ausübung ihres Berufes

brauchen

Bestand:

soll alle Bevölkerungsgruppen

ansprechen (unterschiedlichste

Medienarten, Belletristik,

Ratgeberliteratur)

Bestand:

ist wissenschaftlich ausgerichtet (viel

Fachliteratur, Datenbanken, wenig

Belletristik)

Öffentlichkeitsarbeit:

ausgeprägte Öffentlichkeitsarbeit

(insbesondere für Kinder und

Jugendliche)

Öffentlichkeitsarbeit:

kaum Öffentlichkeitsarbeit

Archivfunktion:

in der Regel keine Archivfunktion

Archivfunktion:

zum Teil Archivfunktion

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

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Bibliothekstypen

Die Unterscheidung zwischen Öffentlichen und Wissenschaftlichen Bibliotheken ist

nur eine erste grobe Unterteilung der verschiedenen Bibliotheksarten. Innerhalb der

beiden Hauptgruppen unterscheidet man weitere Bibliothekstypen. Sie grenzen sich

durch ihre verschiedenen Aufgaben voneinander ab.

Bei den öffentlichen Bibliotheken erfolgt die Unterscheidung nach ihren

Zuständigkeitsbereichen.

1. Gemeindebibliothek → Zuständig für: Versorgung einer Gemeinde mit

Literatur

2. Stadtteilbibliothek → Zuständig für: Versorgung eines Stadtteils mit Literatur

3. Stadtbibliothek → Zuständig für: Versorgung einer Stadt mit Literatur

4. Kreisbibliothek → Zuständig für: Versorgung eines Kreises mit Literatur

Wissenschaftliche Bibliotheken ordnet man – entsprechend ihren Hauptaufgaben – in

die folgenden vier Typen ein:

Bibliotheken von nationaler (überregionaler) Bedeutung → Aufgabe: nationale

(überregionale) Literaturversorgung

Landes- und Regionalbibliotheken → Aufgabe: Literaturversorgung für eine

Region (=Land, Bezirk, Stadt)

Universitäts- und Hochschulbibliotheken → Aufgabe: Versorgung einer

Universität bzw. Hochschule mit Literatur

Spezialbibliotheken → Aufgabe: Bereitstellung von Literatur für ein spezielles

Fachgebiet

Die einzelnen wissenschaftlichen Bibliothekstypen werden in den nachfolgenden

Kapiteln genauer beschrieben.

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

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Bibliotheken von nationaler Bedeutung

Die Deutsche Nationalbibliothek

In Deutschland hat sich aufgrund der föderalen Staatsstrukturen und der späten

Reichsgründung niemals eine mit anderen Ländern vergleichbare dominante

Nationalbibliothek herausgebildet. Hier gibt es stattdessen mehrere große

Bibliotheken mit nationaler Bedeutung, die gemeinsam nationalbibliothekarische

Aufgaben erfüllen.

Einen großen Teil dieser Aufgaben übernimmt die Deutsche Nationalbibliothek, die

1912 gegründet wurde. Sie ist in ihrer heutigen Form bei der Wiedervereinigung

Deutschlands durch die Vereinigung der Deutschen Bücherei in Leipzig, der

Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main und dem Deutschen Musikarchiv in Berlin

(mittlerweile in Leipzig) entstanden. 2006 erfolgte die Umbenennung in „Deutsche

Nationalbibliothek“. Als Archivbibliothek sammelt und verzeichnet sie die gesamte

nationale Literaturproduktion. Neben der in Deutschland erschienenen Literatur sind

aber auch deutschsprachige Literatur des Auslandes, Übersetzungen deutscher

Werke und fremdsprachige Werke über Deutschland Bestandteil der Bibliothek.

Darüber hinaus sammelt und verzeichnet die Deutsche Nationalbibliothek auch

audiovisuelle Medien und digitale Datenträger, ebenso wie Netzpublikationen.

Die Deutsche Nationalbibliothek ist der Herausgeber der Deutschen

Nationalbibliografie (DNB). Hierin ist der gesamte Bestand der Deutschen

Nationalbibliothek verzeichnet, somit erfüllt sie auch die Aufgabe eines

nationalbibliografischen Zentrums.

Nach der gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtablieferung müssen Verlage in

Deutschland je zwei Exemplare ihrer herausgegebenen Werke an die Deutsche

Nationalbibliothek abgeben.4

Die Aufgaben sind im Gesetz über die Deutsche Nationalbibliothek festgehalten. Dort

heißt es: Die Deutsche Nationalbibliothek hat die Aufgabe, „die ab 1913 in

Deutschland veröffentlichten Medienwerke und die ab 1913 im Ausland

veröffentlichten deutschsprachigen Medienwerke, Übersetzungen deutschsprachiger

Medienwerke in andere Sprachen und fremdsprachigen Medienwerke über

Deutschland im Original zu sammeln, zu inventarisieren, zu erschließen und

bibliografisch zu verzeichnen, auf Dauer zu sichern und für die Allgemeinheit nutzbar

zu machen sowie zentrale bibliothekarische und nationalbibliografische Dienste zu

leisten, das Deutsche Exilarchiv 1933–1945, die Anne-Frank-Shoah-Bibliothek sowie

das Deutsche Buch- und Schriftmuseum zu betreiben, mit den Facheinrichtungen

Deutschlands und des Auslands zusammenzuarbeiten sowie in nationalen und

internationalen Fachorganisationen mitzuwirken“5

4 Vgl. Gantert / Hacker, S. 21-23

5 § 2, DNBG, http://www.gesetze-im-internet.de/dnbg/__2.html, Stand: 20.03.2015

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Im Gegensatz zu Nationalbibliotheken anderer Staaten sammelt die Deutsche

Nationalbibliothek nicht alle wichtigen ausländischen Neuerscheinungen.

Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz und Bayerische Staatsbibliothek

Die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (SBB) ist die Nachfolgerin

der früheren Preußischen Staatsbibliothek, welche in der Zeit von 1661 bis 1947

bestand. Sie war seit dem Ende des 19. Jahrhunderts die größte und

leistungsfähigste Bibliothek in Deutschland. Mit der Teilung Deutschlands zum Ende

des zweiten Weltkrieges teilte sich auch die Bibliothek und zwar in die „Deutsche

Staatsbibliothek“ (Ostberlin) und die „Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz“

(Westberlin).

1992 wurden beide Bibliotheken im Zuge der Wiedervereinigung zur heutigen

„Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz“ zusammengeschlossen.

Träger der Bibliothek ist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die von Bund und

Ländern gemeinsam finanziert wird.

Die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) in München ist aus der 1558 gegründeten

Hofbibliothek der bayerischen Herzöge, Kurfürsten und Könige hervorgegangen. Sie

war das Gegenstück zur Preußischen Staatsbibliothek und in der Zeit von 1945 bis

zur Vereinigung der beiden Berliner Staatsbibliotheken auch die größte Bibliothek im

deutschsprachigen Raum.

Sowohl die SSB als auch die BSB sind Archivbibliotheken und verfügen über

umfassende Literaturbestände, die vor Ort und auch für den auswärtigen Leihverkehr

stark frequentiert werden.

Ihre nationale und auch internationale Bedeutung beruht auf:

ihren großen und wertvollen Altbeständen

ihren großen Beständen aktueller Literatur

ihren Sonderbeständen wie z.B. Handschriften, Inkunabeln, Bestände für

Orientalistik und Slawistik und Karten6

Zentrale Fachbibliotheken

Zentrale Fachbibliotheken führen Literatur zu bestimmten Themengebieten. Ziel

dieser Bibliotheken ist es, die Literatur ihres jeweiligen Themengebietes in einer

6 Vgl. Gantert / Hacker, S. 23-24

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

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größtmöglichen Vollständigkeit anzubieten. Dementsprechend erstreckt sich ihr

Bestand sowohl auf inländische als auch auf ausländische Literatur. Ihre

Bibliotheksbestände werden umfassend erschlossen und auswärtigen Nutzern

zugänglich gemacht.

In Deutschland gibt es drei zentrale Fachbibliotheken:

Technische Informationsbibliothek (TIB) in Hannover → Zentrale

Fachbibliothek für Technik und ihre Grundlagenwissenschaften wie Chemie,

Physik, Informatik und Mathematik

Deutsche Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED) in Köln → Zentrale

Fachbibliothek für Medizin und ihre Grundlagenwissenschaften

Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW) in Kiel →

Zentrale Fachbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (Volks- und

Weltwirtschaft)

Sie decken den steigenden Bedarf an Informationen aus praxisnahen

Wissenschaften und sind überregionale Mittelpunkte für die Literaturversorgung in

ihren Fachgebieten.7

Landes- und Regionalbibliotheken

Regionalbibliotheken sind typisch für Deutschland mit seiner Gliederung in

Bundesländer und Landesteile. Manchmal nennt man solche Bibliotheken auch

Staats- oder Staatliche Bibliothek. Dieser Bibliothekstyp versorgt eine bestimmte

Region mit Literatur.

Unter einer Region versteht man

o ein Bundesland

o ein größerer Teil eines Bundeslandes

o ein Regierungsbezirk

o eine Stadt und ihr Umland

Der Begriff Landesbibliothek wird häufig für Regionalbibliotheken verwendet, die für

einen größeren Landesteil oder einen Bezirk zuständig sind. Historisch sind sie oft

aus früheren Hofbibliotheken entstanden.

Landes- und Regionalbibliotheken sind Universalbibliotheken und der Mittelpunkt der

Literaturversorgung ihrer Region. Sie verfügen über umfangreiche Literaturbestände,

oft auch wertvolle Altbestände, Handschriften und Inkunabeln.

7 Vgl. Gantert / Hacker, S. 24-35

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

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Ihre beiden Hauptaufgaben sind die Versorgung ihrer Region mit wissenschaftlicher

Literatur und die Sammlung, Erschließung und Bereitstellung von Regionalliteratur.

Der Schwerpunkt ihrer wissenschaftlichen Literatur liegt auf Literatur, die außerhalb

von Universitäten und Hochschulen benötigt wird, aber nicht von den kleineren

Stadtbibliotheken geliefert werden kann und die gleichzeitig nicht so speziell ist, dass

sie von überregionalen Bibliotheken bezogen werden muss.

Die Sammlung, Erschließung und Bereitstellung von Regionalliteratur bezieht sich

auf die Literatur, die in der jeweiligen Region veröffentlicht wird (regionale

Pflichtablieferung). Außerdem gehört auch landeskundliche Literatur dazu, also

Literatur, deren Inhalt die jeweilige Region thematisiert. In der Regel finden sich in

Regionalbibliotheken auch Nachlässe von regional bedeutenden Menschen. Diese

und auch die Regionalliteratur werden archiviert.

Sind die landesbibliothekarischen Aufgaben mit denen einer Universitätsbibliothek

kombiniert, spricht man von Universitäts- und Landesbibliotheken. Solche

Bibliotheken erfüllen eine Doppelfunktion und heißen meist „Universitäts- und

Landesbibliothek“ oder „Staats- und Universitätsbibliothek“.8

Universitäts- und Hochschulbibliotheken

Universitäts- und Hochschulbibliotheken haben die Aufgabe, die

Hochschulangehörigen mit Literatur zu versorgen. Dementsprechend setzen sich ihre

Nutzer zum größten Teil aus Studenten, Professoren, Dozenten und

wissenschaftlichen Assistenten zusammen. In vielen Fällen dürfen aber auch Nicht-

Hochschulangehörige die Bibliothek nutzen, wodurch dieser Bibliothekstyp auch

einen Beitrag zur lokalen und regionalen Literaturversorgung leistet.

Universitätsbibliotheken sind meist Universalbibliotheken mit einem umfassenden

Literaturangebot für breit gefächerte Themengebiete. Die Fachhochschulbibliotheken

hingegen sind häufig Spezialbibliotheken, deren Literaturangebot wenige spezielle

Themengebiete abdeckt.

Im Laufe der Zeit hat sich das Bibliothekssystem an Universitäten stark verändert.

An älteren Universitäten war früher das duale (=zweischichtige) Bibliothekssystem

vorherrschend. Eine zentrale Bibliothek bestand neben mehreren selbstständigen

Institutsbibliotheken, die für die einzelnen Fachbereiche der Universität zuständig

waren. Sie waren unabhängig von der Zentralbibliothek und unterstanden finanziell

und personell dem Vorstand des jeweiligen Instituts.

Grundsätzlich ergänzten sich Universitätsbibliothek und Institutsbibliotheken in der

Literaturversorgung. Dabei kümmerten sich die Institutsbibliotheken um die schnelle

8 Vgl. Gantert / Hacker, S. 26-29

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

23

Beschaffung von fachspezifischer Literatur, die von Professoren ausgewählt wurde.

Die Universitätsbibliothek übernahm Aufgaben der allgemeineren

Literaturversorgung. Sie beschaffte Lehrbücher, pflegte Sonderbestände und bot

Dienstleistungen an wie etwa Fernleihe, Auskunfts- und Bibliografierdienste.

Dieses System hatte allerdings den Nachteil, dass Universitätsbibliothek und

Institutsbibliotheken oft beziehungslos und ohne Abstimmung nebeneinander

bestanden. Dies führte zu Geldverschwendung durch unnötige

Mehrfachanschaffungen. Außerdem wurde die Institutsbibliothek häufig nicht in den

Gesamtkatalog der Universitätsbibliothek aufgenommen. Es fehlte also eine

Übersicht über den Gesamtbestand der Universität. Hinzu kam, dass die

Institutsbibliotheken oft nur für Institutsangehörige zugänglich waren und die Medien

so anderen Hochschulangehörigen verwehrt blieben. Außerdem wurden die

Institutsbibliotheken nicht immer von Fachpersonal betrieben mit der Folge, dass die

Literatur unsachgemäß verwaltet wurde.

In den meisten Fällen hat sich aus dem dualen Bibliothekssystem ein kooperatives

Bibliothekssystem entwickelt. Ziel war es, die Nachteile des dualen Systems zu

beseitigen, die Arbeitsabläufe besser aufeinander abzustimmen und so die

Literaturversorgung der gesamten Hochschule zu verbessern. Grundlage dieser

Bestrebungen bilden die Hochschulgesetze der Bundesländer. Dort ist vorgesehen,

dass die Institutsbibliotheken der Leitung der zentralen Bibliothek unterliegen.

Merkmale des kooperativen Bibliothekssystems sind ein gemeinsamer

Bibliothekskatalog, die Übertragung von Aufgaben wie Neuerwerbung und

Katalogisierung von den Institutsbibliotheken an die Universitätsbibliothek, die

Abstimmung der Neuanschaffungen zur wirtschaftlicheren Verwendung der

Geldmittel und soweit möglich die Zusammenfassung von einzelnen

Institutsbibliotheken zu Teilbibliotheken.

Bei der Gründung von neuen Hochschulen sollten die Nachteile des dualen

Bibliothekssystems von vornherein vermieden werden. Moderne

Universitätsbibliotheken sind nach dem integrierten (oder auch einschichtigen)

Bibliothekssystem aufgebaut. (Der Begriff „integriertes Bibliothekssystem“ bezeichnet

hier den Aufbau und die Organisation der Universitätsbibliotheken und ist nicht zu

verwechseln mit dem integrierten Bibliothekssystem als Grundlage des integrierten

Geschäftsganges zur Verwaltung des Literatur- und Medienangebotes einer

Bibliothek.) Hierbei sind alle bibliothekarischen Einrichtungen – also die

Bibliothekszentrale und die einzelnen fachlichen Teilbibliotheken – als eine Einheit

unter einer Leitung organisiert. Die Universitätsbibliothek umfasst die gesamten

Medienbestände der Universität. Budget und Mitarbeiter sind der Leitung des

Bibliotheksdirektors unterstellt. Die finanziellen und personellen Mittel werden dann

den Teilbibliotheken durch die Bibliotheksleitung zugeteilt. Im Vergleich zu den alten

Institutsbibliotheken sind die Teilbibliotheken größer und umfassen thematisch

mehrere Fächer, die zu einem Fachbereich zusammengefasst sind. Die

Bibliothekszentrale befindet sich räumlich meist im Zentrum der Universität, während

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

24

die Teilbibliotheken in der Nähe ihres Fachbereichs untergebracht sind. Trotzdem

sind auch die Teilbibliotheken für alle Hochschulangehörige – also auch für Personen

aus anderen Fachbereichen – zugänglich.

Die Tätigkeiten der Zentralbibliothek und der Fachbibliotheken sind in hohem Maße

aufeinander abgestimmt. Der gesamte Literaturbestand der Universität ist in einem

einheitlichen Katalog nach einem einheitlichen Signaturschema systematisiert. Bei

der Medienauswahl arbeitet die Bibliothek eng mit den Professoren zusammen, was

einen ausgewogenen Bestandsaufbau und eine sinnvolle Geldmittelverwendung

erleichtert.9

Spezialbibliotheken

Der Bestand von Spezialbibliotheken (oder auch Fachbibliotheken) ist auf ein

bestimmtes Fachgebiet beschränkt. Sie sind entstanden durch die stetig

zunehmende Spezialisierung der Wissenschaft und der immer größer werdenden

Menge an wissenschaftlichen Publikationen. Spezialbibliotheken sind nicht

selbstständig, sondern gehören fachlich spezialisierten Organisationen an wie etwa

Forschungsinstituten, Behörden oder Industrieunternehmen. Ihre Aufgaben sind

deshalb immer durch die Institution bestimmt, der sie angehören. Allgemein

betrachtet ist die Aufgabe einer Spezialbibliothek die optimale Literaturversorgung

der Angehörigen ihrer Institution.

Charakteristisch für Fachbibliotheken ist ein Bestand aus vorwiegend aktueller

Literatur, der umfassend erschlossen ist. Häufig ist auch „Graue Literatur“ (=

Literatur, die nicht im Buchhandel erhältlich ist) vorhanden, wie zum Beispiel

Geschäftsberichte, Gutachten und Statistiken. Für die Literaturversorgung wird auch

auf Datenbanken und externe Quellen wie etwa Dokumentenlieferdienste

zugegriffen.10

9 Vgl. Gantert / Hacker, S. 29-32

10 Vgl. Gantert / Hacker, S. 32-33

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

25

Bestandsaufbau

Grundlagen und Kriterien der Buchauswahl

Der Aufbau und die sinnvolle Entwicklung des Bibliotheksbestandes gehört zu den

wichtigsten Tätigkeiten des Bibliothekars. Die Auswahl der zu erwerbenden Medien

muss kritisch und planmäßig erfolgen und sich nach den Aufgaben der Bibliothek

und den Erwartungen der Benutzer richten. Folgende Kriterien sollten beachtet

werden.

Erwerbungsprofil

Detaillierte Auflistung und Erklärung der Kriterien für die Anschaffung in den

jeweiligen Fachgebieten, Literaturarten, Publikationsformen und Sprachen.

Das Erwerbungsprofil legt die Prioritäten und den Umfang der Anschaffungen fest.

Benutzerkreis

Die Auswahl der Medien richtet sich an den Benutzerkreisen und der Funktion einer

Bibliothek aus. Dementsprechend unterscheiden sich die Bestände von öffentlichen,

wissenschaftlichen und Spezialbibliotheken deutlich.

Nutzungsstatistiken

Nutzungsstatistiken helfen der Bibliothek zu erkennen welche Medien oder welche

Themen häufig von Nutzern nachgefragt werden. Die wirkt sich auf die Auswahl

neuer Medien aus.

Aktualität und Bedeutung

Wichtige Kriterien sind außerdem Qualität, Wissenschaftlichkeit, die Aktualität

Bedeutung der zukünftigen Werte der Werke.

Budget

Ein Etat ist wichtig, um die richtige Auswahl der Medien zu treffen. Bibliotheken

haben meist begrenzte Etats. Das sollte bei den Medien berücksichtigt werden.

Bibliographische Angaben

Bibliographische Angaben enthalten die wichtigsten Informationen über das Medium.

Anhand dieser Angaben lässt sich schnell entscheiden, ob ein Medium für den

Bestand geeignet ist oder nicht. Stammt das Medium von einem renommierten

Verlag oder Verfasser? Was sagt der Titel über das Medium aus? Lässt sich vom

Verlag auf den Inhalt oder die Qualität des Mediums schließen? Ist das Medium in

der richtigen Sprache vorhanden? Wie hoch war die Auflage? All das sind wichtige

Kriterien, die sich mit einem Blick auf die bibliographischen Angaben klären lassen.

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

26

Sichtung des Buchangebots

Bei einer Sichtung können folgende Hilfsmittel - sogenannte „ Marktsichtungsmittel“-

benutzt werden:

Nationalbibliographien

Neuerscheinungsdienste

Veröffentlichungen des Buchhandels (z.B. das Börsenblatt des deutschen

Buchhandels)

Verlagsprospekte

Anfragen der Nutzer

Begutachtung durch Einsichtnahme (zur Ansicht zeitaufwändig und viel

Organisation, lohnenswert bei teuren Exemplaren)

Buchrezensionen

Antiquariatskataloge

ID-Zettel der ekz

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Erwerbungsarten

Bei der Erwerbung von Büchern und anderen Medien wird zwischen fünf

verschiedenen Erwerbungsarten unterschieden: Kauf, Tausch, Lizenz, Geschenk,

Pflichtablieferung.

1. Kauf

Die mit Abstand wichtigste Erwerbungsart ist die Anschaffung durch den Kauf.

Gekauft werden sowohl Neuerscheinungen (Novitäten) als auch antiquarische

Bücher (Antiquaria). Es werden Bücher und Zeitschriften in gedruckter Form gekauft.

Je nach Art des Buches wird zwischen unterschiedlichen Beschaffungswegen

unterschieden. Inländische Neuerscheinungen werden meistens durch eine oder

mehrere ortsansässige Sortimentsbuchhandlungen beschafft.11

Ausländische Neuerscheinungen werden durch einheimische Importbuchhandlungen

oder leistungsfähige ausländische Sortimente, oder bei Bibliothekslieferanten im In-

oder Ausland beschafft. Internationale Zeitschriftenagenturen werden für die Be-

schaffung von Zeitschriften aus dem Ausland herangezogen.

Nicht über den normalen Buchhandel erhältliche Publikationen werden meist direkt

bei den herausgebenden Institutionen bestellt. Da gerade die Erwerbung dieser

sogenannten „Grauen Literatur“ besonders arbeitsintensiv ist, haben sich einige

Versandbuch-handlungen auf die Beschaffung solcher Publikationen spezialisiert.12

Bei der Erwerbungsart Kauf spielen der Bibliotheksrabatt und die Subskription eine

wichtige Rolle.

In Deutschland gilt für Bücher der Grundsatz des festen Ladenpreises, d.h. der

Verleger bestimmt den Preis, an den der Buchhändler gebunden ist. In der Regel

gewährt der Buchhandel den Bibliotheken einen Preisnachlass, den sogenannten

Bibliotheksrabatt. Bei allgemein zugänglichen wissenschaftlichen Bibliotheken

beträgt der Rabatt 5% des Ladenpreises, bei öffentlichen, konfessionellen und Schul-

bibliotheken beträgt der Rabatt 10% des Ladenpreises. Die Rabatte werden von den

Sortimentern getragen.13

Bei der Subskription verpflichtet sich der Käufer bereits vor Erscheinen des Werkes

den Titel zu erwerben. Im Gegenzug erhält der Käufer einen Nachlass von

durchschnittlich 10-15% des späteren Ladenpreises. Die Subskription wird vor allem

bei teuren und mehrbändigen Werken ausgeschrieben, um die Auflage leichter be-

stimmen zu können, um die Kostendeckung zumindest zum Teil sichern zu können

und um einen Anreiz zum Kauf eines Werkes zu schaffen.14

11

vgl. Gantert, Klaus / Hacker, Rupert: Bibliothekarisches Grundwissen, S. 138. 12

vgl. Gantert / Hacker, S. 139. 13

vgl. Gantert / Hacker, S. 139. 14

vgl. Gantert / Hacker, S. 140.

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28

Neben dem Kauf von Neuerscheinungen kann für die wissenschaftlichen Biblio-

theken auch der Kauf von antiquarischen Büchern wichtig sein. Die traditionelle Form

des antiquarischen Kaufs geschieht meist auf der Grundlage von Antiquariats-

katalogen. Eine moderne Form der Erwerbung von Antiquaria bildet die Nutzung von

Internetportalen, in denen eine Vielzahl von Antiquariaten ihre Angebote gemeinsam

präsentieren.15

Eine besondere Bedeutung kommt dem antiquarischen Kauf von Handschriften,

Inkunabeln, kostbaren und seltenen Büchern sowie Briefen und Autographen zu.

2. Lizenzierung

Bei der Lizenzierung werden elektronische Medien wie E-Books, E-Journals und

Datenbanken lizenziert. Die Lizenz wird in einem Lizenzvertrag geregelt. Durch

diesen erwirbt die Bibliothek ein zeitlich begrenztes Nutzungsrecht an den Daten für

die Dauer des Vertragsverhältnisses. Die Eigentumsrechte verbleiben beim Anbieter.

Bei Lizenzverträgen sind neben dem Preis auch die Benutzungsbedingungen

verhandelbar. Zu diesen Bedingungen gehören:

Definition der Nutzergruppe: Hier wird festgelegt, wer genau die lizenzierten

Publikationen, zu welchen Bedingungen und zu welchem Zweck nutzen kann.

Modalität der Nutzung: Hier wird festgelegt, ob die lizenzierten Publikationen

nur in den Räumen der Bibliothek oder auch durch Fernzugriff über das

Internet benutzt werden können und wie viele Benutzer gleichzeitig auf eine

Publikation zugreifen können.

Datenexport: Hierbei wird vereinbart, ob die Bibliotheksbenutzer Auszüge der

elektronischen Publikationen ausdrucken oder in digitaler Form weiter

verarbeiten dürfen.

Langzeitnutzung: Hierbei wird vereinbart, ob die einmal bezahlten Daten der

Bibliothek auch nach Ablauf der Vertragslaufzeit noch zur Verfügung stehen.16

3. Geschenk

Bücher kommen häufig als Geschenke in die Bibliotheken. Sie stammen von

Freunden und Förderern der Bibliothek, von Verlagen und Vereinen oder von

verstorbenen Privatleuten. Manchmal schenken auch Autoren ihre eigenen Werke

der Bibliothek. Da Geschenke durch die Buchbearbeitung in der Bibliothek nicht

unerhebliche betriebswirtschaftliche Kosten verursachen, ist bei jeder Schenkung

sorgfältig zu prüfen, ob sich ihre Übernahme in den Bestand lohnt. Zu den Prüfungs-

kriterien gehören:

15

vgl. Gantert / Hacker, S. 140. 16

vgl. Gantert / Hacker, S. 141.

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29

1. Passt das Geschenk in das Erwerbungsprofil der Bibliothek?

2. Entstehen Dubletten durch das Geschenk?

3. Wie ist der physische Zustand der angebotenen Werke?

4. Sind Auflagen an das Geschenk geknüpft?17

4. Tausch

Bei der Erwerbungsart Tausch werden Bücher unentgeltlich erworben. Der Tausch

verlangt eine Gabe der erworbenen Stelle und eine Gegengabe durch den

Tauschpartner. Der Vorteil bei dem Tausch ist, dass Bücher erworben werden, die es

in Buchhandlungen nicht zu kaufen gibt. Getauscht werden eigene

Veröffentlichungen der Bibliothek, Dissertationen und andere Hochschulschriften

sowie Schriften von Akademien und Gelehrten und Dubletten.

Die Erwerbungsart Tausch unterscheidet sich zwischen:

dem Pauschaltausch:

Bei dem Pauschaltausch werden eigene Veröffentlichungen, Dissertationen

und Akademieschriften getauscht. Der Tausch wird regelmäßig zwischen den

Bibliotheken und deren Tauschpartner durchgeführt.

dem Einzeltausch:

Der Einzeltausch strebt keinen exakten Wertausgleich an. Zum Beispiel

können Bücher gegen Bücher und Zeitschriftentitel gegen Zeitschriftentitel

getauscht werden. Der Vorteil dabei ist, dass die thematischen Interessen der

Bibliothek bzw. das Erwerbungsprofil stärker berücksichtigt werden.

dem Verrechnungstausch:

Der Verrechnungstausch hingegen verlangt einen exakten Wertausgleich.

Hierbei besteht die Basis von Laden- bzw. Originalpreisen und es wird eine

exakte Kontoführung von den Tauschgaben betrieben. Eine Sonderform vom

Verrechnungstausch wäre der Kauf- Tausch. Hierbei werden die

angeforderten Tauschgaben gekauft. Dies spielt jedoch nur bei dem

internationalen Schriftentausch eine Rolle.

dem Tausch von Dissertationen:

Der Tausch von Dissertationen wird hauptsächlich von Unibibliotheken

betrieben. Diese Art des Tauschs ist jedoch stark rückläufig, da immer mehr

Dissertationen in elektronischer Form veröffentlicht werden.

dem Dublettentausch:

Bei dem Dublettentausch werden Dublettenlisten erstellt und nur an einen

Tauschpartner geschickt.

17

vgl. Gantert / Hacker, S. 143.

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30

5. Pflichtablieferung

Unter Pflichtablieferung versteht man die gesetzlich vorgeschriebene Abgabe von

„Medienwerken“ an eine Bibliothek. Unter Medienwerken werden hierbei

Darstellungen in Schrift, Bild und Ton in körperlicher, zum Teil auch in elektronischer

Form verstanden. Die abzugebenden Stücke heißen Pflichtexemplare. Die

Pflichtablieferung kommt nicht in allen Bibliotheken vor, nur an denen, die durch

Gesetz zum Empfang von Pflichtstücken berechtigt sind, z.B. an National-, Staats -,

Landes oder Regionalbibliothek.

Es gibt zwei Arten der Pflichtablieferung, die regionale und die nationale.

Bei der regionalen Pflichtablieferung ist in den Pflichtablieferungs- bzw.

Pressegesetzen vorgeschrieben, dass Verleger des jeweiligen Bundeslandes ein

Exemplar jeder Neuerscheinung kostenlos, bzw. gegen Entschädigung an die

Landes- oder Regionalbibliotheken abzuliefern haben. Es besteht ebenfalls eine

Anbietungspflicht.

Bei der nationalen Pflichtablieferung sind die deutschen Verleger dazu verpflichtet,

zwei Pflichtexemplare an die Deutsche Nationalbibliothek abzugeben. Im Gesetz

über die Deutsche Nationalbibliothek ist festgehalten, dass alle in der Bundesrepublik

Deutschland hergestellten Medienwerke in zweifacher Ausfertigung an die deutsche

Nationalbibliothek abgeliefert werden müssen.

Online – Publikationen werden nur als einfache Ausfertigung abgeliefert. 18

6. Mitgliedschaft:

Die Mitgliedschaft in Vereinen oder Gesellschaften zählt in gewisser Weise ebenfalls

zu den Erwerbungsarten, da diese ihre Publikationen an ihre Mitglieder oft kostenlos

oder zu einem ermäßigten Preis abgeben.

Sie wird allerdings nur selten genutzt, zum Beispiel bei Vereinszeitschriften.

18

vgl. Gantert / Hacker, S. 143/144.

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31

Bestelltypen

Die Bestelltypen geben Auskunft darüber, auf welche Art und Weise die bestellten Medien in

die Bibliotheken gelangen.

Feste Bestellung

Die häufigste Bestellart bei Monografien ist die feste Bestellung. Hierbei wird das

Medium ohne Vorbehalt bestell.

Bei der Einzelbestellung wird von einem Medium nur ein Exemplar bestellt. Man

unterscheidet zwischen zwei Sonderformen:

1. Bestellung eines Probeheftes bei Zeitschriften

2. Paketbestellungen

Bei Paketbestellungen bieten einige Verlage „Pakete“ von Einzeltiteln an, die nur in

ihrer Gesamtheit erworben werden können. Diese Pakete umfassen entweder die

befristete Verlagsproduktion, können aber auch nach Fächern oder

Publikationsformen auf gesplittet sein. Durch die Paketbestellung wird in der Regel

der einzelne Titel rabattiert.

Zu der festen Bestellung gehört auch die gestaffelte Bestellung. Bei ihr werden

mehrere Exemplare eines Buches gleichzeitig bestellt.

Zur Ansicht

Bei der Bestellform zur Ansicht werden einzelne Werke bestellt. Eine effiziente Form

der Bestellung mit Rückgaberecht ist die Vereinbarung mit dem Lieferanten,

Neuerscheinungen nach zuvor festgelegten Erwerbungsprofilen, Verlagen

automatisch zur Ansicht vorzulegen. Hierbei wird für gewöhnlich eine maximale

Rückgabequote und bestimmte Rückgabefristen vereinbart. Anwendung findet diese

Bestellart bei teuren Werken oder bei Unsicherheit, ob ein Medium gekauft werden

soll. Ein Nachteil dieser Bestellform ist, dass sie einen größeren Arbeits- , Zeit- , und

Platzaufwand benötigt.

Zur Fortsetzung

Die Bestellart zur Fortsetzung findet Anwendung bei Serien und mehrbändigen

Werken. Sie ist eine Bestellung zur laufenden, unaufgeforderten Lieferung aller

Bände bis zur Komplettierung eines Werkes oder bis auf Widerruf. Der Vorteil für die

Bibliothek besteht darin, dass keine Marktsichtung notwendig ist. Außerdem werden

Bände bei Erscheinen automatisch geschickt und eine erneute Bestellung ist nicht

nötig.

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32

Abonnement

Das Abonnement (Abo) ist der regelmäßige Bezug einer Leistung. Das Entgelt wird

i.d.R. Im Voraus entrichtet. Der Preis beim Abo ist meistens günstiger als beim

Einzelbezug. Ein Abo kann für eine gewisse Zeit oder auf Widerruf abgeschlossen

werden. Abos sind beim Bestandsaufbau, vor allem im Bezug auf periodisch

erscheinende Publikationen (Zeitungen, Zeitschriften) wichtig.

Deutsche Publikationen können über den Ortsbuchhandel bezogen werden.

Ausländische Publikationen werden über Zeitschriftenagenturen bezogen. Deutsche

Periodika werden meist auf Widerruf abonniert, das heißt die Laufzeit verlängert sich

automatisch, wenn die Zeitschrift nicht abbestellt wird. Die Berechnung erfolgt i.d.R.

Zu Beginn des Abojahres. Die maximale Kündigungsfrist beträgt drei Monate zum

Ende der Laufzeit des Abos. Ausländische Periodika werden bei Agenturen auf

Widerruf bestellt. Sie müssen jährlich erneuert werden. Ein Vorteil bei der Einbindung

von Zeitschriftenagenturen ist, dass Dienstleistungen übernommen werden können.

Dazu zählen z. B. Durchführung der Eingangskontrolle und die Reklamation.

Standing Order

Hierbei handelt es sich um eine besondere Form des Abos. Bei Standing Order

vereinbaren Bibliotheken mit einem Library Supplier wie z. B. die ekz oder direkt

beim Verlag, dass sie die wichtigsten Neuerscheinungen des Buch- und

Medienmarktes automatisch geliefert bekommen. Im Gegensatz zu Blanket Order,

wo das gesamte Verlagsprogramm abgenommen wird, werden bei Standing Order

meist nur monographische Serien zur Fortsetzung bestellt.

Die ekz bietet als zentrale Dienstleistungseinrichtung für öffentliche Bibliotheken

einen besonderen Standing-Order-Service an. Dabei können sich Bibliotheken aus

einem Angebot aus 130 Profilvarianten ein Standing Order-Profil erstellen. Sie

erhalten danach regelmäßig die entsprechenden Titel ausleihfertig in die Bibliothek

geliefert.

Lieferantenauswahl

Die Auswahl eines Lieferanten, mit dem eine Bibliothek über längere Zeit

zusammenarbeiten will, erfordert sehr viel Sorgfalt und ein methodisches

Vorgehen.19 Die Lieferantenauswahl ist wichtig, um den Kostenaufwand so gering

wie möglich zu halten, da Bibliotheken oftmals nicht genügend Etat zur Verfügung

gestellt bekommen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Lieferanten anhand

folgender Kriterien sorgfältig ausgewählt werden:

19

Vgl. http://www.business-wissen.de/handbuch/lieferantenauswahl/

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33

Die Zuverlässigkeit des Lieferanten Es muss geprüft werden ob der

Lieferant zuverlässig ist, d.h. ob die bestellte Lieferung rechtzeitig und

vollständig in der Bibliothek ankommt

Die Schnelligkeit der Lieferung Die bestellten Bücher sollten so früh wie

möglich geliefert werden, damit sie dem Kunden so schnell wie möglich

bereitgestellt werden können. Um dieses Ziel erreichen zu können, muss die

Lieferzeit eines potentiellen Lieferanten überprüft werden.

Die Qualität der Bücher Nachdem die Bücher geliefert wurden, werden sie

auf Ihre Qualität überprüft, d.h. es werden nach Mängeln oder

Beschädigungen Ausschau gehalten

Die Serviceleistungen des Lieferanten Es wird geprüft, ob die Lieferanten

bestimmte Leistungen erbringen bzw. anbieten. Library Supplier wie die ekz

bieten zum Beispiel den kostenpflichtigen Service an, vor der Lieferung, die

Bücher zu foliieren

Die Gewährung von Rabatten Manche Lieferanten bieten aufgrund der

Menge oder gerade weil es eine Bibliothek ist, bestimmte Rabatte an. Da das

Buch dem Grundsatz des festen Ladenpreises unterliegt, ist die generelle

Regelung bei wissenschaftlichen Bibliotheken 5% und bei öffentlichen

Bibliotheken 10% Rabatt

Der Preis Der Preis spielt hauptsächlich bei nicht preisgebundenen Medien

eine Rolle, wie zum Beispiel bei AV-Medien (DVDs)20

Bei folgenden Lieferanten kann eine Bibliothek die Leistungen beziehen:

Der örtliche Buchhandel Der örtliche Buchhandel muss von den

Bibliotheken unterstützt werden

Der normale Elektrofachhandel Wird eher bei AV-Medien bezogen, da bei

ihnen der Grundsatz des festen Ladenpreises nicht gilt. Dabei muss der

günstigste Anbieter ausgewählt werden

Zeitschriftenagenturen Wird bei dem Erwerb von Zeitschriften oder

hauptsächlich ausländischen Zeitschriften genutzt.

Library Supplier Darunter versteht man Unternehmen die sich für die

Ausstattung von Bibliotheken spezialisiert haben. Unter anderem bieten sie

Bücher und andere Medien an. Der bekannteste Library Supplier ist die ekz

Versandbuchhandel Bücher können dort online ausgewählt und gekauft

werden, wie zum Beispiel der Anbieter Bücher.de

Antiquariate Werden sehr selten genutzt, da der Kauf von antiquarischen

Büchern eher eine ergänzende Funktion hat und so Bücher erworben werden,

die es nicht im normalen Buchhandel zu kaufen gibt. Antiquarische Käufe

i.d.R. von wissenschaftlichen Bibliotheken (Universitäts-, Spezial- und

Fachbibliotheken)

20

Vgl. Klaus Gantert/Rupert Hacker „Bibliothekarisches Grundwissen“ S. 141- 143

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34

Verlag Direktbestellung beim Verlag, insbesondere bei

Subskriptionsangeboten21

21

Vgl. Klaus Gantert/Rupert Hacker „Bibliothekarisches Grundwissen“ S. 141- 143

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35

Der integrierte Geschäftsgang (Monographien)

Als Geschäftsgang (GG) wird in einer Bibliothek wird der gesamte Weg eines

Mediums im Rahmen der Erwerbung bezeichnet. Der Begriff „integrierter GG“

kennzeichnet die Arbeitsorganisation, bei der mittels Datenverarbeitung eine

Verflechtung aller zum Geschäftsgang zählender Arbeitsschritte erreicht wird

(Bestellung, Lieferkontrolle, Rechnungsbearbeitung, Inventarisierung, Erschließung

und Katalogisierung). Der integrierte Geschäftsgang wird komplett mit einer Software

bearbeitet. Dieses System wird auch als integriertes EDV-System bezeichnet.

22

Der integrierte Geschäftsgang

Marktsichtung

Begutachtung

Kaufentscheidung

Dublettenprüfung ist das Medium schon vorhanden oder im

Erwerbungsvorgang?

Wenn Buch nicht vorhanden erfolgt 2.

Schritt die Bestellung

22

Mit freundlicher Genehmigung zur Nutzung im Rahmen des Projektes "FAMI-Buch" durch: LiBRARY.online - Jörg Sanzenbacher

1. Vorakzession

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36

Öffnen des Erwerbungsmoduls/ Bestellmaske

Wenn möglich Fremddatenübernahme*, ansonsten manuelle Eingabe

Ergänzung der Bestelldaten wie z. B. Lieferant, Anzahl der Exemplare, Preis,

zuständiger Lektor/ Fachreferent oder Kostenstelle

Belastung der Kostenstelle es erfolgt ein automatischer Budgetcheck ob

noch genug Etat für den Kauf vorhanden ist

Automatische Vergabe einer Bestellnummer

Übermittlung der Bestellung an den Lieferanten entweder per Fax, Ausdruck,

Mail oder wenn eine Schnittstelle zwischen Bibliothek und Lieferant besteht

online

Medium erhält im OPAC* Status „bestellt“

Wenn Bestellung geliefert wird, erfolgt

Lieferkontrolle

Anlieferung der bestellten Bücher

Mit Rechnung in zweifacher Ausführung und/ oder Lieferschein

Überprüfung der Lieferung auf Übereinstimmung mit Rechnung und

Bestellung

Überprüfung der bestellten Bücher auf Beschädigung

Evtl. Reklamation, wenn Lieferung falsche/ unvollständige Bücher enthält,

bzw. die Bücher Mängel/ Beschädigung zeigen

wenn Bücher keine Beschädigung

aufweisen, erfolgt

Rechnungsbearbeitung

Aufrufen des Bestelldatensatzes über die Bestellnummer

Eingabe der Rechnungsdaten wie Rechnungsnummer,

Rechnungsdatum oder Anzahl der Exemplare falls notwendig

Durchführung von Änderungen wie z. B. Preis oder Bibliotheksrabatt*

Nachrechnen des Rechnungsbetrages durch das System

2. Bestellung

3. Lieferkontrolle

4. Rechnungsbearbeit

ung

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37

Einlesen der Nummer vom Barcode- Etikett dadurch kommt es zur

Verknüpfung des Datensatzes mit dem physischen Exemplar

Bescheinigung der sachlichen und rechnerischen Richtigkeit durch

entsprechenden Stempel und Unterschrift des zuständigen

Sachbearbeiters

Anweisung der Rechnung

nach Rechnungsbearbeitung

erfolgt die Inventarisierung der

Bücher

Vergabe einer Zugangs- bzw. Buchungsnummer (Einkleben des Barcode-

Etikettes ins Buch)

Stempeln des Eigentumsstempels der Bibliothek

Status im OPAC von „bestellt“ auf „geliefert“ bzw. „Einarbeitung“ oder „ im

Geschäftsgang“

Gründe für die Inventarisierung

o Vom Träger vorgeschrieben

o Nachweis über die Verwendung der Haushaltsmittel in jeweils einem

Rechnungsjahres

Begriffserläuterungen zum integrierten Geschäftsgang

Fremddatenübernahme Übernahme bibliographischer Angaben von

einem externen Anbieter. Anbieter für die Fremddatenübernahme sind z. B.

die Nationalbibliothek oder kommerzielle Library Supplier wie die ekz. Darüber

hinaus tauschen Bibliotheksverbände bibliographische Daten aus. 23

23

Vgl. https://familinks.wordpress.com/tag/fremddatenubernahme/

5. Inventarisierung

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38

24

OPAC Online Public Access Catalogue, ist ein elektronischer

Bibliothekskatalog für Kunden/ Kundinnen für Recherchemöglichkeiten. Es ist

ein öffentlicher Onlinekatalog, der von Bibliotheken als Bestandskatalog in

Form einer Datenbank verwendet wird. Der Katalog kann online durchsucht

werden, anhand von Suchkriterien wie Autor, Titel oder ISBN. 25

24

Mit freundlicher Genehmigung zur Nutzung im Rahmen des Projektes "FAMI-Buch" durch: LiBRARY.online - Jörg Sanzenbacher 25

Vgl. http://lexikon.martinvogel.de/opac.html

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Übungsaufgaben

1. Erklären Sie die Bedeutung von Bibliotheken für die Gesellschaft.

2. Erläutern Sie die drei Arbeitsschritte der Buchauswahl.

3. Zählen Sie drei Bestelltypen auf und erklären Sie eine davon ausführlich.

4. Was versteht man unter der Fremddatenübernahme?

5. Worin unterscheiden sich ÖBs und WBs? Nennen Sie drei Merkmale.

6. Was ist ein Lizenzvertrag und worauf ist beim Abschluss zu achten?

7. Was versteht man unter einem integrierten EDV-System?

8. Nennen Sie drei Zentrale Fachbibliotheken.

9. Was ist ein Erwerbungsprofil und wozu dient es?

10. Was ist der Unterschied zwischen Standing Order und Blanket Order?

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Quellenhinweise

1 Vgl. http://www.duden.de/rechtschreibung/Bibliothek

2Vgl. Klaus Gantert / Rupert Hacker „Bibliothekarisches Grundwissen“, S. 11

3 Vgl. Gantert / Hackert, S. 11 – 16

4 Vgl. Gantert / Hacker, S. 21-23

5 § 2, DNBG, http://www.gesetze-im-internet.de/dnbg/__2.html, Stand: 20.03.2015 6 Vgl. Gantert / Hacker, S. 23-24 7 Vgl. http://www.business-wissen.de/handbuch/lieferantenauswahl/ 8 Mit freundlicher Genehmigung zur Nutzung im Rahmen des Projektes "FAMI-Buch" durch: LiBRARY.online - Jörg Sanzenbacher

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

Fachrichtung Information und Dokumentation

Grigorij Getahun Theresa Petri Luca Ring Lars Weddewer

Das Joseph-DuMont-Berufskolleg: selbstorganisiert - mediengestützt - gesund

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

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Im Folgenden haben wir die Themengebiete der Fachrichtung Information und Dokumentation für Sie zusammengefasst. Neben den wichtigsten Begriffen, Einrichtungen und Tätigkeitsbereichen, haben wir auch einige Übungsaufgaben für Sie zusammengestellt. Doch was ist IuD eigentlich? Dazu lassen wir die Informationswissenschaft und andere FaMIs zu Wort kommen: Information und Dokumentation (IuD) sind traditionell die beiden zentralen Begriffe der Informationswissenschaft. "Information" ist das Ziel, "Dokumentation" ist der Weg. Ein Mensch kommt also am schnellsten und leichtesten an Informationen, wenn das Gebiet, über das er sich informieren will, gut dokumentiert ist. 26

Information und Dokumentation (IuD) ist eine der fünf Fachrichtungen des Ausbildungsberufs „Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste“ (FAMI) und umfasst außerdem die zwei zentralen Begriffe der Informationswissenschaft, welche das Sammeln, Ordnen, Aufbereiten und Vermitteln von Informationen beschreiben. Die Haupttätigkeiten eines FAMIs der Fachrichtung IuD sind das Beschaffen, Aufbereiten und Verwalten von Informationen. Dokumentiert werden u. a. Fachbücher, Periodika, Zeitschriftenartikel oder sonstige Druckschriften sowie Bilder, Ton- und Filmträger. Einrichtungen, in denen FAMIs arbeiten können, sind beispielsweise in der privaten Wirtschaft als auch im öffentlichen Dienst, unselbständige IuD-Stellen in Forschungs-instituten, Wirtschaftsunternehmen, Firmen, Informationsdienstleister und Fachinforma-tionszentren. 27

26 http://www.uni-saarland.de/fr/campus/facultes/ufr/faculte-de-lettres-iii/ufr/informationswissenschaft/virtuelleshandbuchinformationswissenschaft/informationunddokumentation.html [Stand 13.03.2015] 27 http://fami-treff.de.tl/Information-und-Dokumentation.htm [Stand 26.03.2015]

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Wichtige Begriffe Im Bereich Information und Dokumentation:

Abstract: Ist die Inhaltsangabe einer wissenschaftlichen Arbeit mit folgenden Faktoren

Objektivität: Keine Interpretation oder Wertung

Vollständigkeit: Enthält alle wesentlichen Inhalte

Genauigkeit: Gibt Inhalt und Meinung der Originalarbeit wieder Deskriptor: Ein Deskriptor ist ein Suchwort oder Suchbegriff für die Recherche in einer Datenbank28 Dokument:

Informationsträger mit festgelegten Informationen

Wichtiges Charakteristikum ist die Reproduzierbarkeit. Die zwei Arten von Dokumenten sind:

Primärdokument/dokumentarische Bezugseinheit (DBE): das Objekt selbst, z.B. ein Buch

Sekundärdokument/Dokumentationseinheit (DE): der Datensatz, der stellvertretend für die DBE gespeichert wird

Dokumentationswürdigkeit:

Entscheidung darüber, was aufgrund bestimmter Kriterien wert ist, in den Dokumentationsprozess einzugehen. Solche Kriterien können sein:

Profil der Dokumentationsstelle/Relevanz

Wissenschaftlichkeit/Qualität

Aktualität/Neuartigkeit

Sprache Fachinformation:

Wissen zur Bewältigung fachlicher Aufgaben

Benötigt in Bereichen Beruf, Forschung, Staat, Wirtschaft und Wissenschaft

28 http://www.itwissen.info/definition/lexikon/Deskriptor-descriptor.html [Stand 13.03.2015]

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Information:

Verstandene Nachricht

Wissensvermehrung (Neuigkeitswert)

Wissensbestätigung (Beseitigung von Unsicherheiten) Dabei wird grundsätzlich unterschieden zwischen: Subjektiver Ansatz: Neuigkeit oder Verringerung von Unsicherheit Objektiver Ansatz: Wiedergabe eines Sachverhalts in übermittelbarer Form

Information Retrieval:

Ist das Fachwort für die Recherche, Beschaffung und das Wiederauffinden von Informationen.

Thesaurus Ein Thesaurus ist ein kontrolliertes Systemvokabular. Er besteht aus einer geordneten Sammlung von Begriffen, die alle in thematischen Beziehungen zueinander stehen. In erster Linie werden hier Synonyme verwaltet, aber auch Ober- und Unterbegriffe. Im Allgemeinen ist ein Thesaurus also ein Wissensspeicher, genau wie zum Beispiel ein Wörterbuch. In der Dokumentation eignet sich der Thesaurus als Hilfsmittel für die Sacherschließung. Der Thesaurus dient als Dokumentationssprache zum Indexieren, Speichern und Finden von Dokumenten.4

Tätigkeiten in der Dokumentations- und Informationsarbeit Die Haupttätigkeiten der Information und Dokumentation können unter drei Aspekten zusammengefasst werden: Input:

Sammeln und Beschaffen

Erfassen und Erschließen

Ordnen und Speichern von Dokumenten

Darstellung/Aufbereitung:

Darstellung der Daten in Datenbanken, Online-Diensten, Medien etc.

Aufbereitung der Informationen durch Zusammenfassung, Verdichtung, Veredelung

Umsetzung in andere Darstellungsformen und Medien

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Output:

Aufsuchen und Recherchieren von Informationen (Information)

Nachweisen und Vermitteln von Informationen (Informieren)

Verschiedene Arten von Dokumentation Die Dokumentation lässt sich anhand der folgenden Kriterien unterschiedlich einteilen Dokumentation nach: Zugriffsart:

Direkte Information: Gewünschte Information ist recherchierbar und sofort einsehbar (Volltextdatenbank, Faktendatenbank)

Indirekte Information: Gibt nur Hinweise auf Endinformation (Literaturdatenbank)

Referenzdatenbank/Referral: Hinweise auf Dokumente, die ihrerseits Hinweise auf Informationen geben (Firmendatenbank)

Dokumentationsobjekt:

Individuen (Personen, Experten, Institutionen…)

Ereignisse (Fälle, Termine, Projekte…)

Materielle Gegenstände (Produkte, Inhaltsstoffe…)

Begriffe (Thesauri, Schlagwortdateien…)

Daten (Alphabetisch, Numerisch, Alphanumerisch)

Schrifttum (Bücher, Artikel, Patente…)

Medien (Bilder, Ton, Musik, Pressedokumente…) Fachgebiete:

Naturwissenschaften

Technik

Mathematik

Sozialwissenschaften

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Einrichtungen im Fachinformationswesen

Fachinformationseinrichtungen gibt es als unselbstständige Informationsstellen in Forschungsinstituten, Wirtschaftsunternehmen, Firmen und Behörden sowie als selbstständige fachliche Informationseinrichtungen. Man unterscheidet diese anhand ihrer Aufgaben. Datenbasishersteller, deren Aufgabe es ist, die Fachinformationen elektronisch zu erfassen und zu erschließen und so maschinenlesbare Datensammlungen herzustellen. Datenbankbetreiber und –Anbieter, so genannte Hosts. Die Hauptaufgabe eines Host ist die informationstechnische Aufbereitung und Akquisition von Datenbanken, d.h. das Einlesen der Daten in Hostrechner, die Verwaltung der Datenbestände, die Bereitstellung, die Vermarktung und der Vertrieb der Datenbanken. Online-Informationsvermittlungsstellen, die Online-Recherchen in externen Datenbanken durchführen und daraus ihren Kunden die gewünschten Informationen aufbereiten und vermitteln. Fachinformationszentren sind nationale Einrichtungen, die die Aufgabe haben, Fachinformationen aus bestimmten Fachgebieten in größtmöglichem Umfang zu sammeln, erfassen und zur Verfügung zu stellen und dadurch alle drei Aspekte zu vereinen. Beispiele für Fachinformationszentren:

DIMDI (Deutsches Institut für Medizinische Information und Dokumentation)

GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften

JURIS – das Rechtsportal

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Arbeitsschritte im Bereich Information und Dokumentation

1. Beschaffung

Ein für das Profil der Dokumentationsstelle geeignetes Dokumentationsobjekt muss bekannt sein

Dublettenkontrolle: Prüfen, ob Dokument bereits vorhanden ist

Dokumentationsobjekt muss beschafft werden

Prüfung auf Dokumentationswürdigkeit

Mögliche Schwierigkeiten: Beschaffung grauer Literatur (z.B. Firmen- oder Kongressberichte

Beschaffungsarten:

Kauf:

Beschaffungsetat wird vorausgesetzt

Verbindungen zum Buchhandel oder Verlagswesen müssen bestehen

Tausch:

Setzt eine wertmäßig entsprechende Tauschgabe, z.B. Zeitschrift oder Bibliographie, voraus

Setzt vorherige Kontakte zu anderen Einrichtungen voraus

Schenkung:

Seltene Art der Beschaffung

Dokumentationsstelle hat keinen Einfluss auf Inhalt der Schenkung

Bei den drei eben genannten Beschaffungsarten geht das Werk jeweils in das Eigentum der Dokumentationsstelle über

Leihe:

Zulassung zum Leihverkehr muss vorliegen

Dokument steht dabei nur kurzfristig zur Verfügung

Stehen in der Regel erst relativ spät zur Verfügung (Eigennutzung des Eigentümers)

Alle mit dem Leihprogramm verbundenen Daten wie Leihgeber oder Standort müssen vermerkt werden

Lizenz:

Vertrag zwischen Lizenzgeber und -nehmer muss ausgehandelt werden

Es werden ausschließlich Nutzungsrechte (kein Eigentum) erworben

Bedingungen: Kosten, Zeitliche Begrenzung, Zugriffsrechte

Zusammenschlüsse unter Dokumentationsstellen zur Lizenzerwerbung sind nicht unüblich; dadurch werden Kosten minimiert

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2. Erfassung

Formalerfassung des Dokuments in der Erfassungsmaske (Titel, Autor, etc.)

Zuweisung einer Signatur für die DBE

Auswertung im Hinblick auf das Profil der Dokumentationsstelle 3. Indexierung: Erschließung der Sachverhalte eines Dokuments anhand von Deskriptoren und Abstracts. Man unterscheidet zwischen intellektueller und maschineller Indexierung. Intellektuelle Indexierung:

Hierbei werden die Deskriptoren von einem Menschen

(Dokumentar) vergeben. Dies ist zeit- und kostenintensiv, liefert aber bessere

Ergebnisse. Man unterscheidet zwischen zwei Vorgehensweisen.

Freies Indexieren: Der Indexierer wählt die Deskriptoren aus dem

Gesamtvokabular der Fachsprache selbst aus

+Kreativere Deskriptoren

-Ungenaue Treffermenge durch unterschiedliches Textverständnis und

Synonyme

Gebundenes/thesaurusbasiertes Indexieren: Es werden nur Begriffe aus

einem festen Vokabular/Thesaurus verwendet.

+Indexierer und Rechercheur verwenden dieselben Deskriptoren -> exakte

Treffermenge

-Großer zeitlicher/personeller Aufwand

Automatische Indexierung:

Das System übernimmt, bis auf Stoppwörter, alle Wörter des Textes in den Index.

+Billigste und schnellste Indexierungsart

-ungenaues und ballasthaltiges Retrievalergebnis

4. Speichern:

Im Dokumentationsspeicher (auch Ablage, Archiv, Magazin oder Lager) wird die DBE abgelegt

In der Datenbank wird die dazugehörige Dokumentationseinheit abgespeichert

Im Deskriptorenspeicher werden die Deskriptoren und Indizes hinterlegt und mit den Dokumentationseinheiten verknüpft

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Datenbanktypen: Literaturdatenbank:

Enthält nur Literaturverweise und bibliographische Angaben zu gesuchten

Endinformationen und Dokumenten

Beispiel: Pubmed für den medizinischen Bereich

Faktendatenbank:

Enthält Messwerte, Zahlen und/oder Fakten, die im wissenschaftlichen

Bereich von Belang sind, z.B. Wetterstation

Eine Sonderform wäre ein Firmenregister, das Firmenadressen enthält

Volltextdatenbank:

Enthält den gesamten Text eines Werkes anstatt nur eines Verweises

Einige Zeitschriften/Zeitungen bieten solche Dienste gegen eine Gebühr an

Retrieval:

Eine Suchanfrage muss formuliert werden, ein Kundengespräch ist dabei hilfreich.

Bei bekannten Nutzern, also „Stammkunden“, entfallen Teile der Frage und der Rechercheur ist aufgrund seines Wissens ein Vermittler zwischen der Dokumentation und dem Benutzer

Faktoren wie Zeitraum, Sprache und mögliche Dokumentenformen wie z.B.

Aufsätze müssen geklärt werden

Die Suchfrage wird dabei anhand von geeigneten Deskriptoren durchgeführt,

die sie aus Fachkenntnissen, Kenntnissen des Ordnungssystems oder der

Struktur der Deskriptoren ergeben

Dabei sind Boolesche Operatoren, die auch logische Operatoren genannt

werden unerlässlich: Bei diesen werden Verknüpfungen beziehungsweise

Ausdrücke wie und / oder / nicht verwendet. Dadurch werden Suchergebnisse

enorm eingeschränkt

Die Datenbank wird nun nach relevanten Ergebnissen durchsucht

Bei einem unbefriedigenden Suchergebnis müssen die vorherigen Schritte

überdacht werden

Der Übergabetermin und die Form der Übergabe sind weitere Faktoren, wobei

die Ergebnisse persönlich gegeben, per Post oder elektronisch zugesendet

werden können

Eine Nachfrage beim Benutzer kann zuletzt klären ob der Kunde zufriedengestellt wurde und wie relevant die Ergebnisse waren. Dadurch kann der Rechercheprozess an sich geprüft und verbessert werden

Einige Dokumentationsstellen nehmen Rechercheergebnisse zu ihren Akten auf, um eine Betriebsstatistik oder Leistungsnachweise zu erstellen

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Die Informationskette29

29 Grafik aus: Information und Dokumentation: Sammeln, Speichern und Wiedergewinnen von Fachinformation in Datenbanken von Rolf G. Henzler, S. 9 [Stand 20.03.2015]

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Erklärung der Informationskette Sie beschreibt den Verlauf eines Dokumentes von der Publikation über die Dokumentation und Speicherung, bis hin zur Recherche und Nutzbarmachung anhand dieser durch den Nutzer, der daraus gezogene Informationen wieder für eine eigene Publikation verwenden kann. Die einzelnen Schritte werden im Folgenden kurz erklärt: Ein Autor hat Ideen und Ergebnisse

Mit dem Gesamtvokabular der Fachsprache formuliert er seine Publikation

Die Publikation wird anhand eines Systems nach deren Kriterien ausgewertet

Das zu erfassende Dokument wird nun mit Hilfe eines kontrollierten Systemvokabulars indexiert

Dies führt zur Unterteilung zwischen:

Dem Freitext bestehend aus dem Gesamtvokabular der Fachsprache

Den Deskriptoren aus dem kontrollierten Systemvokabular

Diese werden nun in der EDV-Anlage gespeichert Ein Benutzer mit Ideen und Fragen

Formuliert anhand des Gesamtvokabulars der Fachsprache für sich eine Frage

Für seine formulierte Benutzerfrage wählt er das optimale Informationssystem für seine nachfolgenden Recherchen aus

Nun formuliert er seine Frage für das System um

Durch die systemspezifische Suchanfrage erhält er Freitext und Deskriptoren

Er kann durch diese auf die gespeicherten Daten zugreifen

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Übungsaufgaben zum Bereich IuD

1. Es gibt unterschiedliche Auffassungen über den Begriff „Information“.

a) Erläutern Sie beide Erklärungsansätze anhand eines Beispiels. b) Was versteht man unter dem Begriff Fachinformation?

2. Wofür stehen die Begriffe DBE und DE? Erklären Sie zudem, was man unter

den beiden Begriffen versteht und nennen Sie je zwei Beispiele. 3. Welche Rolle spielt die Dokumentationswürdigkeit beim Bestandsaufbau einer

IuD-Einrichtung? Gehen Sie bei ihren Erläuterungen auf drei Aspekte ein. 4. Welche grundlegenden Tätigkeiten gibt es in der Dokumentation? Beschreiben

Sie diese kurz. 5. Im Fachinformationswesen werden Einrichtungen nach ihren Aufgaben

unterschieden. a) Nennen Sie die verschiedenen Typen. b) Erläutern Sie kurz die Aufgaben von zwei dieser Typen.

6. Erläutern Sie die jeweiligen Vor-und Nachteile einer Beschaffungsart aus der

Sicht einer Dokumentationseinrichtung.

7. Erläutern Sie die Vor- und Nachteile der Nutzung eines Thesaurus bei der

Indexierung. 8. Erläutern Sie anhand der Informationskette die wichtigsten Schritte von der

Idee bis zum Abruf von Informationen aus Sicht eines Benutzers. 9. Zählen Sie drei Möglichkeiten auf, durch die beim Retrieval relevante

Informationen gefunden werden können und Ballast ausgesondert werden kann.

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Quellenhinweise 1http://www.uni-saarland.de/fr/campus/facultes/ufr/faculte-de-lettres-iii/ufr/informationswissenschaft/virtuelleshandbuchinformationswissenschaft/informationunddokumentation.html [Stand 13.03.2015]

2http://fami-treff.de.tl/Information-und-Dokumentation.htm [Stand 26.03.2015]

3http://www.itwissen.info/definition/lexikon/Deskriptor-descriptor.html [Stand 13.03.2015]

4Grafik aus: Information und Dokumentation: Sammeln, Speichern und Wiedergewinnen von Fachinformation in Datenbanken von Rolf G. Henzler, S. 9 [Stand 20.03.2015] Weitere Quelle: Dokumentations- und Ordnungslehre: Theorie und Praxis des Information Retrieval von Wilhelm Gaus

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Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste

Fachrichtung Bildagentur

Rebecca Blüggel Sarah Bürgel Nicole Piasetzki Janet Elfers

Das Joseph-DuMont-Berufskolleg: selbstorganisiert - mediengestützt - gesund

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Fachangestellte der Fachrichtung Bildagentur beschaffen, bearbeiten und verwalten Bilder. Sie beraten Kunden und schließen mit ihnen Verträge ab. 1

Unterschied Bildagentur – Bildarchiv Der Unterschied zwischen einem Bildarchiv und einer Bildagentur liegt darin, dass ein Bildarchiv keine Bilder verkauft, sondern diese ohne Einnahmen nur zur Verfügung stellt und fachgerecht aufbewahrt. Häufig sind Bildarchive an größere Institutionen gebunden (z.B. WDR, Bayer, …). Bildagenturen dagegen sind oft selbstständig. Vorteile Fotograf Der Fotograf hat durch die Bildagentur den Vorteil, dass seine Fotografien fachgerecht erschlossen und gelagert werden. Ebenso verfügt der Fotograf über eine finanzielle Absicherung, da sein Gehalt, welches er durch die Bildagentur erhält, im Fotografenvertrag schriftlich vereinbart wird. Weiterhin hat er einen größeren Kundenkreis und wird von kaufmännischen Aufgaben entlastet. Vorteile Kunden Die Kunden der Bildagenturen erhalten eine professionelle Beratung und Betreuung. Auf Wunsch können sie selbstständig recherchieren oder die Bildagentur führt für sie eine professionelle Recherche durch. Typen Es gibt drei grob unterschiedene Typen von Bildagenturen Pressebildagenturen: Liefern tagesaktuelle Fotos z.B.: dpa, afp, Reuters Universalbildagenturen: Breitgefächerte Bildauswahl Bildmaterial zu sehr vielen verschiedenen Bildern z.B.: Corbes, Gettyimages, Magnum Spezialbildagenturen: Ausgewählter Themenbereich z.B.: Astrofoto

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Geschäftsmodelle Es gibt drei Arten von Geschäftsmodellen Microstock:

Kunde erwirbt über das Internet Billigpreisfotos (ab 1€ pro Bild)

Große Bildauswahl, auch semi-professionell

Nachteil: Verwendung durch Dritte nicht eindeutig geklärt

Royalty Free:

Fotos werden auf CD-ROM zum Pauschalpreis erworben

Mehrfachnutzung der Fotos ist möglich

Preis des Fotos ist abhängig von Bildgröße oder Datenvolumen, nicht von der

Nutzungsart

Lizenzfrei: Bilder können unbegrenzt oft verwendet werden „Lizenzfrei ist

nicht kostenfrei!“

Rights Managed:

Es wird ein einmaliges Nutzungsrecht in vereinbarter Form erworben:

o Zeitlich beschränkt

o Räumlich beschränkt

o Inhaltlich beschränkt

o Projektgebunden

Honorarpflichtig, Bezahlung ist abhängig von Auflagenhöhe

Bildagentur nimmt Maklerrolle ein

Positiv: Urheberrechte werden geschützt, Beratung, Einzelservice-Leistungen

Negativ: Aufwändig (Personen-, administrativer und inhaltlicher Aufwand), für

jede weitere Nutzung muss neuer Vertrag abgeschlossen werden

Lichtbild / Lichtbildwerk Lichtbild:

Semi – professionelle Fotografie / Laienfotografien

Meist schlechte Bildqualität (schlechte Lichtverhältnisse, schlechter

Bildausschnitt, Schärfe des Bildes, ….)

Beispiel: „Selfie“

Lichtbildwerk:

Professionelle Aufnahme

Gute Bildqualität

Bild besitzt einen künstlerischen Wert

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Bildrecht Wann dürfen Bilder veröffentlicht werden?

Wenn die darauf abgelichteten Personen oder deren Erben (nach dem Tod

der abgelichteten Person) zustimmen

Wenn abgelichtete Personen bezahlt wurden

Auch ohne Zustimmung, wenn:

Es sich um Personen des öffentlichen Lebens handelt:

o Absolut: Personen der Zeitgeschichte (z. B. Angela Merkel, Barack

Obama, … Die Privatsphäre muss jedoch berücksichtigt werden!)

o Relativ: Personen sind nur für einen bestimmten Augenblick für die

Zeitgeschichte relevant (z. B. Castingshow – Stars, Flüchtlinge aus

Kriegsgebieten, …)

Personen als Beiwerk gelten (z. B. Dom soll fotografiert werden, jedoch laufen

Personen durch das Bild und gelangen somit auf das Foto)

Veranstaltungen fotografiert werden mehrere Personen prägen die Szene

Personen im Interesse der Kunst auftreten (dient dem Interesse der Kunst

z. B. Fischer wird bei der Arbeit fotografiert)

Auch auf Gebäuden können Rechte liegen und eine Veröffentlichung von Fotos somit verboten oder kostenpflichtig sein (z. B. Eiffelturm bei Nacht, Schloss Sanssouci) Verträge Fotografenvertrag:

Wird zwischen dem Fotografen und der Bildagentur geschlossen

Fotograf verpflichtet sich, der Agentur bestimmte (oder alle, dies wird vorher

festgelegt) Nutzungsrechte an seinem Bild zu übertragen

Festgehalten wird unter anderem:

o Welche Nutzungsrechte vorliegen

o Welche Rechte sich der Fotograf vorbehält

o Vertragsdauer

o Honorarhöhe

o Fotograf bezeugt, die alleinigen Urheberrechte inne zu haben (Dritte

können ausgeschlossen werden)

Model Release:

Vertrag zwischen dem Fotomodel und dem Fotografen

Hält Rechte und Pflichten beider fest

Model erhebt keine Ansprüche oder erhält auch Rechte an dem Bild (TfP-

Basis)

Fotograf bezahlt Model oder räumt diesem Bildrechte ein

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Property Release:

Vertrag zwischen dem Eigentümer (z. B. eines Grundstücks, Autos, …) und

dem Fotografen

Vertrag hält fest, was und wo der Fotograf fotografieren darf, wie die Fotos

genutzt werden dürfen, ebenso ob Geld fließt

Fotografierverbote

Auf Industrie- und Militärgeländen

Luftaufnahmen (nur mit Genehmigung der entsprechenden Behörde möglich)

Stellwerke und Flughallen ( nur mit Genehmigung der entsprechenden Behörde möglich)

Eingeschränktes Fotografierverbot:

Auf privatem Grund und Boden

In Kirchen oder Museen kann der Besitzer/Träger ein Fotografierverbot

aussprechen

Rechte Urheberrecht:

Schöpfer des Bildes = Urheber

Urheber entscheidet, wer das Bild nutzen darf und wie es genutzt werden darf

Urheber besitzt Vervielfältigungs-, Verbreitungs-, Ausstellungs- und

Veränderungsrecht

Urheber kann diese Rechte übertragen = Nutzungsrecht

Schutzfrist = 50 Jahre (können sich auf Todesdatum des Urhebers, das

Herstellungs- oder das Erstveröffentlichungsdatum beziehen)

Erwerbungsarten Kommission: Fotograf bietet Bildagentur Bilder an (siehe Fotografenvertrag) Auftragsfotografie: Fotograf wird von Agentur beauftragt Bildagentur bespricht vorher mit Fotograf den Auftragswunsch Bildagentur kauft direkt das Material des Fotografen Fotomaterialankauf: Ergänzende Funktion Nutzungsrechte werden auf unbegrenzte Zeit an Bildagentur abtreten Bilder werden zum Pauschalpreis gekauft Kooperation und Fusion:

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Zusammenarbeit oder Übernahme von Bildagenturen Dient zur Erweiterung des Bestandes Wird mit einem Übernahmevertrag geregelt Übernahmekriterien Passt die Bildthematik zum Konzept der Bildagentur? Ist die Qualität des Bildes ausreichend? Ist ein ähnliches oder besseres Bild bereits im Bestand der Agentur IPTC International Press Telecomunications Council

Dient zur Beschreibung/Erschließung/Recherche/Speicherung von

Textinformationen zu Bildern in Dateiform

Bildinformationen (Autorenname, Titel, Datum, …) werden direkt in der

Bilddatei gespeichert und müssen intellektuell (d. h. aus dem eigenen Kopf

heraus) vergeben werden

Dazu gehören zum Beispiel:

Caption (Objektbeschreibung): Erdbeere auf Stein vor dem Meer

Autor (Fotograf): Iris Arenz

Überschrift (Headline): Erdbeere im Urlaub

Schlagwörter: Erdbeere, Strand, Meer, Steine, Urlaub, Nahaufnahme,

Froschperspektive

Kategorie (Wo ordnet man das Bild ein?): Natur, Lebensmittel

Erstellungsdatum: 19. Mai 2010

Fußnote: 1 famiazubiwiki.de, Abschnitt Bildagentur

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Übungsaufgaben Wo ist es verboten zu fotografieren? Welche Verträge werden in Bildagenturen abgeschlossen? Nennen Sie die unterschiedlichen Bildagenturtypen & jeweils ein Beispiel! Erklären Sie die Unterschiede zwischen Rights Managed, Microstock und Royalty Free! Vergeben Sie fünf Schlagwörter für dieses Bild!

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Quellen: famiazubiwiki.de, Abschnitt Bildagentur Müller-Heiden, Barbara: Fachrichtung Bildagentur. Fachangestellt für Medien- und Informationsdienste. Ein Leitfaden zur Ausbildung. Sinzheim: PIAG 2009 Bildquelle (Erdbeere an Kieselstrand + karnevalistischer Hund): Ästhetikfotografie Iris Arenz, Concordiastraße 8 50169 Kerpen-Brüggen

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Medizinische Dokumentation

Fachangestellte für Medien und Informationsdienste

Fachrichtung Medizinische Dokumentation

Nadine Görz

Steffen Kain Luisa Klein

Das Joseph-DuMont-Berufskolleg: selbstorganisiert - mediengestützt - gesund

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Einleitung & Definition „Als Dokumentation bezeichnet man die Tätigkeit des Sammelns, Erschließens, Ordnens und Aufbewahrens von Information oder von Wissen, um beides zu einem späteren Zeitpunkt und für ein gegebenes Ziel nutzbar zu machen. Erst durch die inhaltliche Erschließung werden die in den Dokumenten enthaltenen Informationen zugänglich. Es geht bei der Dokumentation also darum, berechtigten Personen gezielt Informationen oder Wissen zur Verfügung zu stellen. Und zwar vollständig, ohne Ballast, zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort und in der richtigen Form. Die medizinische Dokumentation kann sich auf sehr unterschiedliche Arten von Information und Wissen beziehen. Information über die Befunde einzelner Patienten und über durchgeführte Therapien sowie Wissen über Diagnostik und Therapie bestimmter Krankheiten, über die Ergebnisse von Arzneimittelvergleichen oder auch ein Verzeichnis medizinischer Veröffentlichungen: All das- und mehr- kann Gegenstand einer medizinischen Dokumentation sein, wenn auch selten alles zugleich. Zu typischen medizinischen Dokumentationen gehören aber auch beispielsweise die klinische Basisdokumentation, die Tumordokumentation, medizinische Register, Dokumentation für klinische Studien und für Arztpraxen sowie Dokumentation, die auf Auswertung für das Qualitätsmanagement ausgerichtet sind.“31 Die wichtigste Basis der medizinischen Dokumentation bildet die Krankenakte.

30

https://krankheitenmedizin.files.wordpress.com/2011/09/medizinvisual11.jpg [September 2011] 31Medizinische Dokumentation-Grundlagen einer qualitätsgesicherten integrierten Krankenversorgung,

Lehrbuch und Leitfaden (Florian Leiner u.a.)

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Ziele der medizinischen Dokumentation Allgemeine Ziele

Klinisch-wissenschaftliche Forschung

Patientenversorgung

Administrative, rechtliche Ziele

Qualitätsmanagement

Ziele der medizinischen

Dokumentation

- berechtigte Personen

- relevante Informationen

- richtiger Patient - richtiger Ort / Zeitpunkt - richtige Form

- nachhaltige, kritische Reflexion - systematische Qualitätsbeobachtung - Aus-/ Fort- und Weiterbildung (Anschauungsmaterial etc.)

- Abrechnung von Leistungen

- Planung von Betriebsgeschehen

- rechtliche Auseinandersetzungen

- Dokumentations- und Meldepflichten

- Ansätze für Verallgemeinerung

- einrichtungsübergreifende

Behandlungsdaten

- bestimmte Angaben zu einer definierten Menge von Patienten

- Auswahlpatienten für Studien

- wirkungsvolle, angemessene

Patientenversorgung

- Erinnerungshilfe

- Kommunikationshilfe

- Unterstützung Organisation

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Bedeutung der medizinischen Dokumentation Durch verbesserte Forschungen heutzutage und weil die Menschen immer älter werden, werden auch die Krankheitsbilder immer vielfältiger. Aufgrund einer erhöhten Mobilität, das heißt dass die Menschen immer häufiger ihren Arzt wechseln, besteht ein hoher Kommunikations- und Informationsbedarf zwischen den Ärzten und den Patienten. Mit einer guten und vollständigen medizinischen Dokumentation können Doppelbehandlungen vermieden und die Versorgung des Patienten verbessert werden. Deshalb gewinnt eine gute medizinische Dokumentation immer mehr an Bedeutung. Krankenakte Unter einer Krankenakte versteht man die Zusammenführung besonders relevanter Dokumente, die Auskunft über einen Patienten geben. Eine auf Papier geschriebene Krankenakte wird als konventionelle Krankenakte bezeichnet. Im Gegensatz dazu steht die elektronische Krankenakte, die alle Daten zu einem Patienten digital speichert und anzeigt. In der Regel enthält eine Krankenakte:

Stammdaten: sichere Identifikation des Patienten durch Name, Geburtsdatum u. Behandlungsvertrag, Familienstand, Hausarzt, Kostenträger

Angaben zur Anamnese (Krankenvorgeschichte)

Angaben zu diagnostischen Untersuchungen und deren Befunde sowie die daraus abgeleitete Behandlung

Beschreibung der durchgeführten Therapie

Bilddokumente, zB. MRT, Röntgen und CT-Bilder

Darstellung des Krankheitsverlaufs, des Ansprechens auf die Therapie, der aufgetretenen Komplikationen und deren Behandlung

Angaben zur Bewertung des Therapieerfolgs, zum Zustand des Patienten bei Entlassung und zu weiteren therapeutischen Empfehlungen

Epikrisen (rückblickende und interpretierende Darstellungen eines ganzen Behandlungsabschnittes)

Arztbrief (Information für den nächsten Arzt)

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Datenbeschaffung und Datenweiterleitung in einer Klinik

Anmeldung / Aufnahme

(Erfassung der Stammdaten)

Arztgespräch

(Anamnese, Befunde und Diagnosen)

Weiterleitung der Patientendaten

an die Krankenkassen

innerhalb von 3 Tagen

Diverse Untersuchungen

z.B. Labor, Röntgen, Therapien oder Behandlungen

Entlassung mit Eintrag

der Entlassungsdiagnose

(Arztbrief / Epikrise)

Sammlung und Verschlüsselung

aller Daten nach ICD/ OPS

Weiterleitung an die Krankenkassen

Übernahme in das Krankenaktenarchiv

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Vor- und Nachteile der Elektronischen Krankenakte gegenüber der Konventionellen Krankenakte

Vorteile Nachteile

Konventionelle Krankenakte - kein Computer nötig - niedrige Kosten - problemlos bei Hausbesuchen

- kann verloren gehen - Papier wird mit der Zeit spröde und rissig

Elektronische Krankenakte - kann praktisch nicht verloren gehen - an mehreren Orten gleichzeitig verfügbar - einfache und flexible Präsentation - einfachere und schnellere Organisation der Versorgung

- technische Abhängigkeit - hohe Kosten - digitale Signatur - organisatorisch und rechtliche Probleme z.B. Datenschutz

Aufbewahrungsfristen

10 Jahre in einer Arztpraxis

30 Jahre in einem Krankenhaus (Zeitraum gilt ab jeweils der letzten Behandlung) Ordnung der Krankenakte Nach Abschluss der Behandlung erfolgt die Archivierung der Krankenakte. Diese wird dann nach dem Geburtsdatum (zuerst nach dem Geburtsjahr, dann nach dem Monat und dann nach dem Tag) des Patienten und innerhalb des Geburtsdatum nach seinem aktuellen Nachnamen abgelegt. Das Geburtsdatum ist immer bekannt, selektiert sehr gut und ist unveränderlich. Zusätzlich werden die Krankenakten in den Krankenaktenarchiven noch mit farbigen Reitern innerhalb eines Geburtsjahres markiert damit falsch einsortierte Akten sofort ins Auge fallen.

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Verschieden Funktionsstellen in einer Klinik

Anmeldung

Krankenstation

Labor

Verwaltung

Dokumentation/Krankenaktenarchiv

OP- Bereich

Ambulanz

Apotheke

Küche/Kantine

Notaufnahme

Physiotherapie Rechtsgrundlagen Unter den Rechtsgrundlagen der med. Dokumentation versteht man die Schweigepflicht, Datenschutzmaßnahmen, Dokumentationspflichten und Bestimmungen zur Übermittlung der Patientendaten an die Krankenkassen. Schweigepflicht gilt für alle Mitarbeiter einer medizinischen Einrichtung gegenüber Dritten. Nur der Patient selbst kann Personen von der Schweigepflicht entbinden. Patientendaten dürfen nur entsprechend dem Zweck und Inhalt des Behandlungsvertrages verwendet werden. Datenschutz ist das Recht auf Selbstbestimmung über die Verbreitung der eigenen Information und der Schutz vor Dritten. Datenschutzmaßnahmen können sowohl technisch als auch organisatorisch sein z.B. durch Verschlüsselungen, transparente Datenübertragungen und Lese- und Bearbeitungsschutz. Jede weitere Verwendung von Patientendaten setzt die ausdrückliche und bewusste Zustimmung des Patienten voraus. Allgemein gilt das Bundesdatenschutzgesetz, das Landesdatenschutzgesetz sowie die einzelnen Landeskrankenhausgesetze. Dokumentationspflicht besagt, dass alle medizinischen Einrichtungen an die Dokumentation aller wesentlichen Feststellungen und getroffenen Maßnahmen gebunden sind. Hauptzweck der Dokumentation ist die Information des Arztes über den bisherigen Krankheitsverlauf eines Patienten. Ebenso sollen damit Rechtsstreitigkeiten verhindert werden, wie z.B. im Falle einer unzureichenden Versorgung. Weiterhin sind die Einrichtungen dazu verpflichtet, jede gefährliche Krankheit zu melden, um die Allgemeinheit zu schützen (Bundesseuchenschutzgesetz). Auch zu besseren Forschungsergebnissen dient die Dokumentation (Krebsregister). Die Dokumentationspflicht ist ebenso wichtig für die korrekte Abrechnung mit den Krankenkassen.

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Klassifikationen im Bereich der Medizinischen Dokumentation Unter einer Klassifikation im Bereich der Medizinischen Dokumentation versteht man eine international gültige Aufstellung der Krankheitsbilder und deren Konkretisierung in verschiedene Untergruppen.

ICD ( international classification of diseases and related health problems )

OPS ( Operationen und Prozeduren Schlüssel )

es gibt länderspezifische Ausgaben, in Deutschland z. Zt ICD-10-GM 2015

ICD-10 ist eine monohierarchische Klassifikation, d.h. jede Klasse hat nur eine Oberklasse

die Notationen sind alphanumerisch (Buchstaben/Zahlenkombination)

Die erste Stelle ist ein Buchstabe, Stellen 2 bis 5 sind Ziffern. Nach der 3. Stelle kommt ein Punkt. Je länger die Notation, desto spezifischer ist das Krankheitsbild.

Bsp.:

A95 Gelbfieber

A95.0 Buschgelbfieber

wird jährlich aktualisiert und vom DIMDI herausgegeben

OPS ist eine monohierarchische Klassifikation

die Notationen sind alphanumerisch (Buchstaben/Zahlenkombination). Die Notation kann bis zu 6 Stellen umfassen.

Enthält folgende Teile:

Diagnostische Maßnahmen

Bildgebende Diagnostik

Operationen

Medikamente

Nichtoperative therapeutische Maßnahmen (z.B. Massagen oder Physiotherapie)

Ergänzende Maßnahmen (z.B. Beratung)

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Übungsfragen 1) Nennen Sie fünf wesentliche Bestandteile einer Krankenakte! 2) Warum ist die Medizinische Dokumentation heute so wichtig? 3) Beschreiben Sie den Aufbau und die Merkmale der ICD-10 Klassifikation und nennen Sie ein Beispiel! 4) Beschreiben Sie drei Vorteile der elektronischen Krankenakte gegenüber der konventionellen Krankenakte! 5) Beschreiben Sie kurz den Ablauf der Datenbeschaffung in einer Klinik! 6) Nennen Sie fünf Funktionsstellen in einer medizinischen Versorgungseinrichtung! 7) Erläutern Sie die fünf Ziele der medizinischen Dokumentation! 8) Was versteht man unter der Schweigepflicht in der medizinischen Dokumentation? 9) Erklären Sie die Ordnung der Patientenakten in einem Krankenaktenarchiv! 10) Zeigen Sie an je einem Beispiel eine negative Auswirkung im Bereich der Patientenversorgung und eine für die medizinische Einrichtung, die aus einer unvollständigen bzw. fehlerhaften Krankenakte entstehen können.