fairtrade in zahlen · 2017-12-01 · fairtrade-prämie ein, das waren rund sieben prozent der...
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FAIRTRADE IN ZAHLEN
SIEBTE AUSGABE 2015
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Fairtrade International
Fairtrade International entwickelt die international gültigen Fairtrade Standards, koordiniert die
Unterstützung für Produzenten und unterstützt die internationale Fairtrade-Bewegung in den
verschiedenen Verbraucher- und Anbauländern. Die Mitglieder von Fairtrade International sind
die drei kontinentalen Produzentennetzwerke, die die Interessen der Produzenten repräsentieren,
sowie die nationalen Fairtrade Organisationen der Verbraucherländer. Die Entscheidungsgewalt
ist paritätisch zwischen Produzentennetzwerken und Fairtrade Organisationen aufgeteilt.
www.fairtrade.net
FLOCERT
FLOCERT ist die globale Zertifzierungsorganisation, die seit ihrer Gründung 2003 für Kontrolle
und Zertifzierung nach Fairtrade-Standards zuständig ist. Die Gesellschaft arbeitet mit einem
unabhängigen und weltweit konsistenten Zertifzierungssystem nach den Anforderungen der
Akkreditierungsnorm ISO 17065. FLOCERT betreibt vier internationale Niederlassungen, mit 80
Angestellten und über 100 Kontrolleuren weltweit. Weitere Informationen unter www.focert.net
TransFair e.V.
TransFair e.V. ist die nationale Fairtrade Organisation für Deutschland. Der Verein wurde 1992 mit
dem Ziel gegründet, benachteiligte Produzentengruppen in Entwicklungsländern zu unterstützen.
Als unabhängige Organisation handelt TransFair e. V. nicht selbst mit Waren, sondern vergibt das
Fairtrade-Siegel für fair gehandelte Produkte und fördert das Bewusstsein für einen nachhaltigen
Konsum. www.fairtrade-deutschland.de
Fairtrade in Zahlen
Siebter Monitoringbericht 2015
Copyright: Fairtrade International 2016
Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Publikation darf ohne vorherige schriftliche
Genehmigung durch Fairtrade International weder ganz noch teilweise, in keiner Form und
durch kein Mittel (elektronisch, mechanisch, durch Fotokopie, Aufzeichnung oder andere Mittel)
verwendet, vervielfältigt oder übertragen werden.
Die hier zur Verfügung gestellten Daten und Fakten dienen ausschließlich Informationszwecken.
Fairtrade International gewährt das Nutzungsrecht für den persönlichen, nicht-kommerziellen
Gebrauch ohne jegliche Rechte auf Weiterverkauf oder Weiterverbreitung der Informationen oder
auf die Zusammenstellung neuer oder aus diesem Bericht abgeleiteter Werke.
Titelbild: Esther Nyaboke of Finlays in Kenia wiegt den von ihr gepfückten Tee. © Simon Rawles
http:www.fairtrade-deutschland.dehttp:www.flocert.nethttp:www.fairtrade.net
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INHALT
. Kurzbericht und wichtigste Daten im Überblick 6 - 13
. Grafken im Überblick 14 - 19
. Fairtrade-Produkte im Fokus: Kaffee 20 - 27
. Fairtrade-Produkte im Fokus: Bananen 28 - 36
. Fairtrade-Produkte im Fokus: Kakao 37 - 50
. Fairtrade-Produkte im Fokus: Tee 51 - 52
. Fairtrade-Produkte im Fokus: Zucker 53 - 61
. Fairtrade-Produkte im Fokus: Baumwolle 62 - 71
. Fairtrade-Produkte im Fokus: Blumen 72 - 79
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VORWORT Der Countdown zum Jahr 2030 hat begonnen und im Jahr 2016 kommen die Ziele
für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) erstmals
über ein volles Jahr hinweg zur Anwendung. Es geht darum, das Leben der ärmsten,
am stärksten benachteiligten Milliarden Menschen zu verändern. Mit Zielen wie der
Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zur Bekämpfung des Klimawandels sind die
17 SDGs der ambitionierteste und umfassendste Plan aller Zeiten, um die Weichen für
eine nachhaltigere und stabilere Zukunft für unsere Welt zu stellen.
Fairtrade kann und wird eine bedeutende Rolle in der erfolgreichen Umsetzung
der SDGs übernehmen. Wir wissen, dass es keine schnellen Lösungen gibt bei der
Bekämpfung von Ungleichheit, der Eröffnung von Chancen und der Abschaffung von
Ausbeutung, aber wir können auf greifbare Veränderungen verweisen, die unsere
Arbeit bereits bewirkt hat und daraus lernen. Dieser Bericht – die siebte Ausgabe von
Fairtrade in Zahlen1 – stellt detailliert den aktuellen, weltweiten Stand von Fairtrade dar,
zeigt aber auch deutlich, dass unsere Arbeit – und die Arbeit all der anderen Akteure,
die für Handelsgerechtigkeit kämpfen – massiv verstärkt werden muss, um zukünftig
spürbare Veränderungen zu erreichen. Ja, die Zahlen bewegen sich langsam in die
richtige Richtung: Neun Prozent mehr Bäuerinnen und Bauern, Arbeiterinnen und Arbeiter
haben sich Fairtrade angeschlossen, wir verzeichneten Marktzuwächse für die meisten
der prominentesten Produkte und eine leichte Steigerung der Gesamtzahl von Fairtrade-
Organisationen weltweit. Doch es geht nur langsam voran.
Wir selbst sind unsere schärfsten Kritiker. Doch müssen wir andererseits auch
realistisch sein, sowohl was die globalen Umstände angeht, unter denen wir arbeiten, als
auch die Herausforderungen, die sich uns stellen – genauso wie die Bäuerinnen, Bauern,
Arbeiterinnen und Arbeiter, mit denen wir in verschiedenen Ländern zusammenarbeiten.
Viele Probleme, die sich diesen Menschen stellen, sind nach Generationen der
Ausgrenzung und Ausbeutung tief verwurzelt. Die SDGs stellen uns vor ein Paradox: Es ist
unumgänglich, dass wir schnell und in angemessenem Umfang handeln, um nachhaltige
Entwicklung für alle zu erreichen, während wir gleichzeitig akzeptieren müssen, dass
es Zeit braucht, um lokale Eigenverantwortung und Führungsrollen aufzubauen, ein
Schlüsselfaktor um die Wirkung von Fairtrade zu erhöhen.
Die Tatsache, dass so viele Bauernfamilien und Arbeitskräfte auf Plantagen von
einem globalen Handelssystem ausgegrenzt werden, von dem einige wenige auf Kosten
der Mehrheit proftieren, bedeutet nicht, dass Handel an sich schlecht ist. Handel kann
– und sollte – als ein wichtiges Instrument und Katalysator zur Überwindung der Kluft
in Gesellschaften dienen. Ein gerechterer Handel kann für nachhaltige Veränderungen
sorgen, indem er die Kluft zwischen Arm und Reich verringert, Möglichkeiten für einen
sozialen und wirtschaftlichen Wandel bietet und mehr Achtung von Menschenrechten
sowie der so kostbaren natürlichen Ressourcen unserer Erde fördert.
Die Auswertung unserer Wirkung ist unverzichtbar, wenn wir erfolgreiche Strategien
und Maßnahmen ausbauen und die weniger erfolgreichen korrigieren wollen. Mit jedem
Jahr entwickeln sich unsere Kontrollen, unsere Evaluation und unsere Lernprozess weiter
und unsere Untersuchungen werden umfangreicher und detaillierter. Das bedeutet
wiederum, dass wir neue Erkenntnisse effektiver anwenden können. Doch je tiefer wir in die
Daten eintauchen und je mehr wir über die Geschichten der Menschen hinter den Zahlen
erfahren, desto mehr sind wir gefordert. Um mit Al Gore zu sprechen: Die unbequeme
Wahrheit ist, dass trotz all unserer Erfolge Fairtrade auf dem Weltmarkt und in komplexen
Marike de Peña, Vorstandsvorsitzende Fairtrade International © Kyle Freund / Fairtrade International
1 Englischer Originaltitel „Monitoring the Scope and Benefts of Fairtrade“
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5 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
multinationalen Lieferketten noch lange nicht das erreicht hat, was eigentlich nötig wäre.
Ich bin stolz, Vorsitzende einer Organisation zu sein, die international anerkannt ist für
ihre Offenheit im Umgang mit diesen Herausforderungen und die konkrete Maßnahmen
ergreift, um diese aktiv anzugehen. Vor kurzem wurde Fairtrade International positiv dafür
hervorgehoben, eine der wenigen Organisationen zu sein, die regelmäßig ihre Evaluationen
veröffentlicht, egal ob sie positiv oder negativ ausfallen. Unser Anspruch geht aber noch
darüber hinaus – wie können wir sonst noch dazulernen und uns verbessern? Doch wir
wissen auch, dass diese Transparenz die Aufmerksamkeit auf unsere Wirkung lenkt und
dass wir trotz des moderaten Zuwachses nicht zufrieden sein können.
Es heißt oft, Wissen sei Macht. Wenn Fairtrade erfolgreich zur Umsetzung der
SDGs beitragen will, ist die umfassende Kenntnis unserer Wirkung unverzichtbar. Das
vorliegende Dokument führt diesen wichtigen Aspekt unserer Arbeit fort.
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Kurzbericht und wichtigste Daten im Überblick
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7 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Die Daten dieses Berichts zeigen insgesamt weiterhin ein Wachstum von Fairtrade im Jahr
2014, sowohl in Bezug auf die Beteiligung von Kleinbäuerinnen und -bauern, Lohnarbeitskräften
und ihrer Produzentenorganisationen, als auch in Hinblick auf die Absatzvolumen von
Produkten, die von Produzentenorganisationen zu Fairtrade-Bedingungen erzielt wurden.
Kleinbauern, Lohnarbeitskräfte und Produzentenorganisationen Die Zahl der Kleinbäuerinnen, Kleinbauern und Lohnarbeitskräfte im Fairtrade-System
stieg bis Ende 2014 auf 1,65 Millionen, neun Prozent mehr als im Jahr zuvor. Ca. 64 Prozent
aller Kleinbäuerinnen, Kleinbauern und Lohnarbeitskräfte im Fairtrade-System leben in Afrika
und dem Mittleren Osten. Die Zahl der Fairtrade-Kleinbäuerinnen und -bauern stieg in allen
drei Regionen – Asien, Lateinamerika und Afrika - sowie für den Großteil der prominentesten
Produktgruppen. Dagegen sank die Zahl der Arbeiterinnen und Arbeiter auf Fairtrade-
Plantagen leicht. Insgesamt stieg die Zahl der Fairtrade-Produzentenorganisationen deutlich
langsamer als in den Jahren zuvor und erreichte zum Ende des Jahres 2014 einen Stand
von 1.226, ein Zuwachs von nur einem Prozent gegenüber 2013. Obwohl die Zahl der
zertifzierten Bäuerinnen und Bauern in Afrika und dem Mittleren Osten rasant anstieg,
sank die Zahl der Fairtrade-Produzentenorganisationen.
Im Jahr 2014 befanden sich über 28 Prozent aller Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern in
Ländern mit geringem Einkommen (Englisch: low-income countries, LICs). Es gab Fairtrade-
zertifzierte Produzentenorganisationen in 20 der 31 von der Weltbank als LICs eingestuften
Länder. Produzentenorganisationen in LICs nahmen 2013–14 rund acht Millionen Euro
Fairtrade-Prämie ein, das waren rund sieben Prozent der weltweit gezahlten Fairtrade-
Prämiengelder. Insgesamt befanden sich 2014 über 80 Prozent aller Bäuerinnen und Bauern
sowie Arbeiterinnen und Arbeiter aus Fairtrade-zertifzierten Produzentenorganisationen
gemäß der Weltbankdefnition in Ländern mit niedrigem Einkommen oder Ländern mit
mittlerem Einkommen im unteren Bereich.
Fairtrade arbeitet weiterhin hauptsächlich mit Kleinbäuerinnen und -bauern zusam-
men: 80 Prozent der Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifzierung sind
Kleinbauernorganisationen. Die durchschnittliche Anbaufäche von Fairtrade-Bäuerinnen
und -Bauern beträgt nur 1,4 Hektar. Die Anbaufäche für Fairtrade-Tee in Ostafrika ist im
Durchschnitt sogar nur 0,3 Hektar groß. Zum Größenvergleich: kleine Familienfarmen in
den USA sind 98 Hektar groß.1
Foto: Dennis Korir auf seiner fünf Morgen großen Teefarm nahe der Finlays Teeplantage in Ainamoi, Kenia. Dennis ist Mitglied der Fairtrade-zertifzierten Fintea Growers Co-operative Union (FGCU), die ihren grünen Blatttee an die Finlays Verarbeitungsbetriebe der Gegend verkauft.
© Riccardo Gangale / Fairtrade Africa
1. Robert Hoppe (2014) Structure and Finances of U.S. Farms: Family Farm Report, 2014, EIB-132 Economic Research Service/ USDA, http://ers.usda.gov/media/1728096/eib-132.pdf
TABELLE 2.1
Entwicklung der Anzahl von Kleinbäuerinnen und -bauern, Lohnarbeitskräften und Produzentenorganisationen im Fairtrade-System 2014 weltweit
Gesamt Fairtrade-Produzentenorganisationen weltweit 1.210 1.226 1%
Gesamt Kleinbäuerinnen und -bauern 1.305.500 1.447.900 11%
Gesamt Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade-Plantagen 210.900 204.000 -3%
Gesamt Kleinbäuerinnen/-bauern und Lohnarbeitskräfte 1.516.400 1.651.900 9%
Gesamt Länder mit Fairtrade-zertif zierten Produzentenorganisationen 74 74
http://ers.usda.gov/media/1728096/eib-132.pdf
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8 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Fairtrade-Verkaufsvolumen und -Prämieneinnahmen Die Gesamteinnahmen durch die Fairtrade-Prämie stiegen deutlich an, sowohl für
Kleinbauernorganisationen als auch für Beschäftigte auf Plantagen. Im Vergleich zu
2012–13 ergibt die Auswertung der für 2013–14 gemeldeten Zahlen einen Anstieg der
Fairtrade-Prämieneinnahmen um 12 Prozent. Wie bereits 2012–13 gingen 85 Prozent aller
gemeldeten Prämieneinnahmen an Kleinbauernorganisationen oder Organisationen mit
Vertragsproduktion und 15 Prozent an Plantagen.
Auch die Umsätze, die Produzentenorganisationen über ihre Fairtrade-Verkäufe
erzielten, stiegen im Berichtsjahr, allerdings insgesamt um lediglich einen Prozentpunkt. Der
leichte Rückgang für Einnahmen aus Fairtrade-Verkäufen von Kleinbauernorganisationen
spiegelt die anhaltende Instabilität der Kaffeepreise auf dem Weltmarkt im Jahr 2014
wider. Die Preise erholten sich leicht von ihrer Talfahrt 2013, doch felen sie gegen Ende
2014 erneut. Das führte dazu, dass Produzentinnen und Produzenten zwar mehr Kaffee
zu Fairtrade-Bedingungen verkauften, doch dafür einen geringeren Preis erhielten als im
Vorjahr. Nicht unwichtig ist auch, dass die Umrechnung der Fairtrade-Einnahmen in Euro
für den Bericht Währungsschwankungen unterworfen ist. Dagegen stieg die Fairtrade-
Prämie trotz der Preisschwankungen für Kaffee, weil sie ein Festpreis gebunden an
Absatzmengen ist. Insofern stellen die Fairtrade-Prämie und der Fairtrade-Mindestpreis
weiterhin eine wichtige Stütze für Bäuerinnen und Bauern dar, wenn die Rostoffpreise
auf dem Weltmarkt instabil sind.
Wie bereits 2012–13 verzeichneten Organisationen mit Lohnarbeitskräften im
Berichtsjahr 2013–14 ein starkes Umsatzwachstum. Fairtrade-Prämieneinnahmen
stiegen um zwölf Prozent, Einnahmen aus Fairtrade-Absätzen um 18 Prozent. Das
Wachstum konzentrierte sich auf Bananen und Blumen. Die Marktchancen für andere
Plantagenprodukte wie Tee blieben gering.
Die Produzentinnen und Produzenten meldeten für 2013–14 stark gestiegene
Absatzvolumen für Bananen (15 Prozent) und Kakao (17 Prozent). Nach mehreren Jahren
sinkender oder stagnierender Verkäufe stiegen die Absätze auch für Fairtrade-Baumwolle
um 21 Prozent. Andere zentrale Produkte wie Kaffee, Zucker und Blumen verzeichneten
ein gemäßigtes Absatzwachstum zu Fairtrade-Bedingungen um jeweils sechs, vier und
fünf Prozent.
Damit Produzentinnen und Produzenten möglichst effektiv von Fairtrade proftieren
können, müssen sie einen wesentlichen Teil ihrer Ernten zu Fairtrade-Bedingungen
TABELLE 2.2
Gesamtentwicklung Fairtrade-Umsätze und Fairtrade-Prämieneinnahmen 2013–14
Gesamtsumme gemeldet von Kleinbauernorganisationen 81,3 90,5 11%
Gesamtsumme gemeldet von Organisationen mit Lohnarbeitskräften 14,0 15,7 12%
Gesamtsumme aller gemeldeten Fairtrade-Prämieneinnahmen 95,2 106,2 12%
Gesamtsumme gemeldet von Kleinbauernorganisationen 840 826 -2%
Gesamtsumme gemeldet von Organisationen mit Lohnarbeitskräften 106 125 18%
Gesamtsumme aller gemeldeten Fairtrade-Umsätze 946 951 1%
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9 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
verkaufen. Zwar ergeben sich bereits einige Vorteile nur durch die Einhaltung der
Fairtrade-Standards, doch Umsätze zu Fairtrade-Bedingungen bringen direkte
wirtschaftliche Vorteile und sind die Voraussetzung für Investitionen aus der Fairtrade-
Prämie. Die fnanziellen Vorteile durch Fairtrade sind die Hauptmotivation der meisten
Produzentenorganisationen, die dauerhaft in eine Zertifzierung investieren. Wenn ihnen
die Einkünfte nach Investitionen in die Zertifzierung zu niedrig erscheinen, entscheiden
sich Produzentenorganisationen unter Umständen, ihre Zertifzierung aufzugeben. Daher
ist es wichtig zu beobachten, in wieweit die Produzentenorganisationen ihre Produkte zu
Fairtrade-Bedingungen verkaufen können.
40 Prozent aller Produzentenorganisationen verkauften 2013–14 über die Hälfte
ihrer Produktionsmengen zu Fairtrade-Bedingungen. Kleinbauernorganisationen
verkauften insgesamt 39 Prozent ihrer Gesamtproduktion über Fairtrade,
während Organisationen mit lohnabhängigen Arbeitskräften 22 Prozent ihrer
Gesamtproduktion über Fairtrade verkauften. Von Produkten jeder Kategorie werden
erhebliche Mengen nicht zu Fairtrade-Bedingungen verkauft. Um diesem Umstand
entgegen zu wirken, hat Fairtrade spezielle Rohstoffprogramme eingeführt, damit
neue Absatzmöglichkeiten für Produzenten von Zucker, Kakao und Baumwolle
entstehen. Weitere Informationen über die Fairtrade-Programme für Kakao, Zucker
und Baumwolle und was sie für Bäuerinnen und Bauern bedeuten, erfahren Sie auf
http://www.fairtrade.net/about-fairtrade/fairtrade-sourcing-programs.html.
Teeproduzentinnen und -produzen hatten weiterhin Schwierigkeiten, ihren Tee zu
Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen: Sowohl Kleinbäuerinnen und -bauern als auch
Organisationen mit Lohnarbeitskräften wie Plantagen konnten nur weniger als zehn
Prozent ihrer Gesamtproduktion über Fairtrade verkaufen. Die Zahl der zertifzierten
Teebäuerinnen, -bauern und Arbeitskräfte stieg 2014, so dass mittlerweile 21 Prozent aller
an Fairtrade Beteiligten im Teeanbau tätig sind. Fairtrade arbeitet daran, Teeproduzenten
wirksamer zu unterstützen, beispielsweise anhand mehrerer neuer Anforderungen in den
Fairtrade-Standards für Plantagen und über branchenweite Zusammenarbeit für bessere
Löhne für Teearbeitskräfte.
Addiert man alle gemeldeten Fairtrade-Prämieneinnahmen und rechnet sie als
Durchschnittswert auf die 2013–14 zertifzierten Organisationen um, so erhält man
einen groben Eindruck, ob die Fairtrade-Prämienerträge für die Produzentinnen und
Produzenten, die mit Fairtrade arbeiten, gestiegen sind. Durchschnittlich erhielten
Produzentenorganisationen 2013–14 jeweils etwas mehr als 100.000 Euro Fairtrade-Prämie,
ähnlich wie 2012–13 (vgl. Grafk 2.1). Im Vergleich zu 2012–13 stieg die durchschnittliche
Fairtrade-Prämiensumme deutlich für Plantagen, fel aber für Kleinbauernorganisationen
leicht geringer aus. Diese Mittelwerte bilden jedoch nicht die großen Unterschiede
zwischen den verschiedenen Produkten und Regionen ab: Kleinbauernorganisationen
erhielten für ihre Bananen durchschnittlich 193.600 Euro Fairtrade-Prämie. Dem gegenüber
nahmen Organisationen, die Gemüse anbauten (eine relativ neue Produktkategorie bei
Fairtrade) im Durchschnitt nur 10.900 Euro Fairtrade-Prämie pro Organisation ein. Der
Abstand zwischen den Produkten mit den meisten Fairtrade-Prämieneinnahmen und den
Produkten mit den geringsten Einnahmen verringerte sich 2013-14 leicht.
Im Berichtsjahr 2013–14 investierten Kleinbauernorganisationen ihre Prämie nach
wie vor hauptsächlich in die Entwicklung und Stärkung ihrer Unternehmen sowie in
Direktleistungen für ihre Mitglieder. Kleinbauernorganisationen stimmten dafür, rund 22
Prozent ihrer Fairtrade-Prämie in Einrichtungen und Infrastruktur für ihre Betriebe – wie die
Verarbeitung, Verpackung, Lagerung oder den Transport der Ernten – zu investieren. Diese
Investitionen sind wichtige Voraussetzungen zur Kapazitätssteigerung, für verbesserte
Qualität und eine bessere Wertschöpfung, was wiederum zu höheren Einkünften für die
Mitglieder führen kann. Rund 42 Prozent der Fairtrade-Prämie wurden für Direktleistungen
an Bäuerinnen und Bauern der Organisationen ausgegeben, u.a. für Fortbildungen,
Geräte, Betriebsmittel, Kredite und fnanzielle Beihilfen, aber auch für Direktzahlungen an
Mitglieder über die Fairtrade-Preise hinaus. So erhöht sich das Engagement der Mitglieder
durch zusätzliche Direkteinnahmen aus Fairtrade-Verkäufen und die einzelne Bäuerin bzw.
http://www.fairtrade.net/about-fairtrade/fairtrade-sourcing-programs.html
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10 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
der einzelne Bauer proftiert von einem höheren Einkommen. Ausgaben für Infrastruktur
und Dienstleistungen für Bäuerinnen und Bauern zusammengenommen, schätzen wir,
dass um die 31 Prozent der Fairtrade-Prämie für Investitionen ausgegeben wurden, die
zu einer höheren Produktivität oder Qualität führen können.
Insgesamt nutzen Kleinbauernorganisationen rund neun Prozent ihrer Fairtrade-Prämie für
Investitionen in Gemeinschaftsprojekte. Während viele Produzentenorganisationen vorhaben,
in beträchtlichem Umfang Gemeinschaftsprojekte zu fnanzieren, erkennen sie jedoch auch
die hohe Bedeutung von Investitionen in die Zukunftsfähigkeit ihrer Unternehmen. Die
Fairtrade-Prämie ist ein wichtiges und fexibles Hilfsmittel, das es Produzentenorganisationen
ermöglicht, Investitionen gemäß ihrer eigenen Prioritäten zu tätigen.
Arbeitskräfte auf Plantagen verwenden ihre Prämie hingegen weiterhin hauptsächlich für
eine Vielzahl von Projekten zur Erfüllung der Bedürfnisse der Beschäftigten. Arbeiterinnen
und Arbeiter stimmten dafür, rund 64 Prozent ihrer Fairtrade-Prämie für Bildung,
Unterkünfte, Gesundheitsversorgung und andere Dienstleistungen für Arbeitskräfte
auszugeben. Da viele Arbeiterinnen und Arbeiter mit steigenden Lebenshaltungskosten
zu kämpfen haben, bilden Hilfsleistungen aus der Fairtrade-Prämie eine wichtige
Extraleistung. Bei vielen Organisationen wurde die Fairtrade-Prämie außerdem zur
Entwicklung und Förderung der eigenen Arbeiter-Organisation genutzt. Ca. 20 Prozent
der Fairtrade-Prämie auf Plantagen foss in Gemeinschaftsprojekte wie Schulen vor Ort
oder Gesundheitsversorgung. Insgesamt 27 Prozent der Fairtrade-Prämie auf Plantagen
fnanzierte Bildungsangebote: entweder Bildungsmaßnahmen für Arbeitskräfte und ihre
Familien oder Bildungsmaßnahmen und Schulen im erweiterten Umfeld der Plantage.
GRAFIK 2.1
Fairtrade-Prämieneinnahmen im weltweiten Durchschnit t 2011–14 (€)
HLO Organisationen mit Lohnarbeits-2011–12
kräften / Plantagen u. Farmen 2012–13 (Hired Labour Organizations) 2013–14 SPO Kleinbauernorganisationen
(Small Producer Organizations)
120.000
110.000
100.000
90.000
80.000
70.000
60.000
50.000
40.000
30.000
20.000
10.000
Durchschnittliche Durchschnittliche Durchschnittliche Fairtrade-Prämie Fairtrade-Prämie Fairtrade-Prämie aller
je SPO je HLO Organisationen
Hinweis: Diese Auswertung basiert auf Rückmeldungen von 85 Prozent aller Produzenten-organisationen, die am Ende des Jahres 2014 über eine Fairtrade-Zertif zierung verfügten. Sie berücksichtigt nur Daten von Produzentenorganisationen, die für den gesamten Erhebungs zeitraum Fairtrade-zertif ziert und berechtigt waren, Fairtrade-Prämie zu beziehen. Sie umfasst keine Organisationen, die sich während des Audits in der Prüfungs -phase zur Zulassung befanden und 2014 ihre Zertif zierung erhielten. Außerdem sind keine Produzentenorganisationen berücksichtigt, die ihre Fairtrade-Prämieneinnahmen nicht gemeldet haben.
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0 Durchschnittliche Fairtrade-Prämie je Bäuerin/Bauern
Durchschnittliche Fairtrade-Prämie je Arbeitskraft auf
Plantagen
Durchschnittliche Fairtrade-Prämie aller Bäuerinnen, Bauern
und Arbeitskräfte
0
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11 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
ebnisse aus Fairtrade-Studien Wir binden im Verlauf dieses Berichts immer wieder Ergebnisse aus aktuellen unabhängigen
Studien und von uns in Auftrag gegebenen Erhebungen ein, die die Daten des Monitorings
ergänzen und einen tieferen Einblick in die Wirkung und Herausforderungen von Fairtrade
bieten. Zu den wichtigsten Erkenntnissen zählen:
■■ Eine neue Studie von LEI Wageningen untersucht die Wirkung von Fairtrade
auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene sowie hinsichtlich der Stärkung von
Rechten für Arbeiterinnen und Arbeiter auf zertifzierten Bananenplantagen in
der Dominikanischen Republik, Kolumbien und Ghana im Vergleich zu nicht-
zertifzierten Plantagen. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass Fairtrade zwar
keine direkte Auswirkungen auf die Lohnsituation hatte, doch vor allem über die
Fairtrade-Prämie verschiedene Sachleistungen für Arbeiterinnen und Arbeiter bot,
von denen viele von wirtschaftlicher Bedeutung waren. Wenn man den Wert dieser
Sachleistungen (z.B. subventionierte Lebensmittel, Unterbringung, Verkehrsmittel,
Gesundheitsfürsorge, oder Bildung) beziffert, wird deutlich, dass Fairtrade durchaus
zu einer wirtschaftlichen Verbesserung für Arbeiterinnen und Arbeiter in allen drei
untersuchten Wirkungsbereichen beiträgt. Fairtrade-Arbeitskräfte sind enorm
abhängig von ihrem Lohn und ebenso von den Sachleistungen, die die Fairtrade-
Zertifzierung ihnen bietet.
Es zeigte sich, dass eine Fairtrade-Zertifzierung zu einem höheren Lebens-
standard für Plantagen-Arbeiterinnen und Arbeitern in der Dominikanischen Republik
beiträgt. Arbeitskräfte auf Fairtrade-zertifzierten Plantagen waren zufriedener mit
ihrem Lebensstandard, konnten mehr Geld zurücklegen und lebten mit höherer
Ernährungssicherheit. Allerdings konnte die Studie keine deutlichen Unterschiede
zwischen den Haushaltsvermögen von Arbeitskräften auf Fairtrade-zertifzierten und
nicht-zertifzierten Plantagen in Ghana oder Kolumbien feststellen. Das legt nahe,
dass trotz der wirtschaftlichen Vorteile einer Fairtrade-Zertifzierung für Arbeitskräfte
aller drei Länder, die Vorteile in Ghana und Kolumbien bisher nicht so weit reichten,
dass Arbeiterinnen und Arbeiter Rücklagen ansparen oder ihr Vermögen steigern
konnten.
Die Autoren der Studie betrachteten mehrere Indikatoren in Bezug auf Arbeits-
bedingungen, Arbeiterrechte und Empowerment. Fairtrade-Plantagen schneiden
bei Arbeitsbedingungen, Tarifverhandlungen sowie dem Dialog zwischen
Belegschaft und Unternehmensleitung tendenziell besser ab als nicht-zertifzierte
Plantagen. Allerdings gibt es noch Raum für Verbesserungen in Bezug auf
Geschlechtergerechtigkeit, die Kenntnisse der Arbeiterschaft über ihre Rechte
und die Stärkung der Rechte von Wanderarbeitern. ■■ Im Rahmen unserer Recherchen zur Situation von Frauen in der Landwirtschaft
beauftragte Fairtrade 2015 Wissenschaftler des niederländischen Instituts KIT,
ein partizipatives Videoprojekt mit einer Gruppe von 25 Kakaobäuerinnen aus der
westlichen Elfenbeinküste zu entwickeln. Alle Frauen hatten eine Verbindung zu
Fairtrade-Kooperativen, entweder weil sie selbst Mitglied waren, oder Ehepartnerin
eines Mitglieds. Über zehn Tage hinweg trafen sich die Frauen, um den Umgang mit
den Kameras und Mikrofonen zu erlernen und Ideen für ihre Filme zu entwickeln.
Anschließend drehten sie zwei Filme vor Ort in ihren Dörfern. Sie editierten die
Filme gemeinsam und führten sie schließlich den Mitgliedern des Vorstands ihrer
Kooperativen und dem Management vor.
Die Filme thematisieren Einblicke in die Herausforderungen, mit denen Frauen
im Kakaoanbau konfrontiert sind. Zu den Hauptthemen gehörten der Wunsch der
Frauen, unterschiedliche Arten von Arbeiten zu verrichten, über mehr Einfuss auf
das Haushaltseinkommen zu verfügen und eine führende Rolle in ihren Gemeinden
und den Kooperativen zu übernehmen. Sie benötigen einen besseren Zugang zu
Ressourcen, wie Betriebsmitteln, Fortbildungen und Transportmitteln, um ihre
Kakaoproduktion abzusichern. Sie würden sich gerne mehr in ihre Kooperativen
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12 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
einbringen, doch fühlen sich weder ausreichend in die Treffen der Kooperativen
noch in die Entscheidungsprozesse einbezogen. In den Filmen interviewen sie
das Management ihrer Kooperativen und verhandeln mit ihnen über Belange von
Frauen. Am Ende des Projekts fühlten sich die Frauen ermutigt und gestärkt, um
mit größerem Nachdruck die Interessen von Frauen in den Kakaokooperativen
einzufordern - ein Prozess, den Fairtrade unterstützen möchte.
Die Filme sind online abrufbar und kommen auf Workshops mit anderen
Produzentinnen und Produzenten in Afrika zum Einsatz, um Diskussionen über
Geschlechterrollen anzuregen. http://www.fairtrade.net/new/latest-news/single-
view/article/raising-the-voices-of-rural-women.html ■■ Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Georg-August-Universität Göttingen und
des International Food Policy Research Instituts (IFPRI) untersucht und vergleicht
die Wirkung von drei nachhaltigkeitsorientierten Standards (Fairtrade, Bio und
UTZ) auf das Leben von Kleinbäuerinnen und -bauern im Kaffeeanbau Ugandas.
Die Autoren der Studie wählten drei Kooperativen mit ähnlichen agro-ökologischen
Bedingungen und Marktzugängen aus der Zentralregion Ugandas aus. Die
Kooperativen verfügten über unterschiedliche Kombinationen aus UTZ-, Fairtrade-
and Bio-Zertifzierungen. Die Untersuchung ergab, dass eine Fairtrade-Zertifzierung
in diesem Zusammenhang den Lebensstandard von Haushalten um 30 Prozent
erhöhte und die Verbreitung sowie den Grad der Armut zertifzierter Bäuerinnen
und Bauern verringerte. Für die anderen Zertifzierungen konnten in dieser Hinsicht
keine spürbaren Effekte festgestellt werden.
Die Wissenschaftler halten dies für das Ergebnis mehrerer speziell mit dem
Fairtrade-Ansatz verbundener Aspekte, u.a.: ■■ Der Fairtrade-Mindestpreis, der im Untersuchungszeitraum, als die Kaffee-
preise niedrig waren, zu höheren Preisen für Fairtrade-Bäuerinnen und
-Bauern beitrug, ■■ Investitionen in produktive Infrastruktur aus der Fairtrade-Prämie sowie ■■ Der Schwerpunkt von Fairtrade auf die Zertifzierung von Produzenten-
organisationenunddenAufbaudirekterHandels-und Vermarktungsbeziehungen
zwischen Fairtrade-Produzenten und ihren Abnehmern. ■■ Im Jahr 2014 starteten Fairtrade International, Fairtrade Africa, das World Agroforestry
Centre (ICRAF) und Bioversity International gemeinsam eine Grundlagenstudie
über Kleinbäuerinnen und -bauern und ihre Kooperativen im westafrikanischen
Kakaoanbau. Rasant ansteigende Fairtrade-Beitrittszahlen von Kakao anbauenden
Produzentenorganisationen aus Ghana und der Elfenbeinküste bildeten eine
einzigartige Gelegenheit, eine Grundlage für zukünftige Datenerhebungen und
Wirkungsstudien zu schaffen. Die Ergebnisse der Studie werden in Abschnitt 7.3
dieses Berichts zusammengefasst.
Die Ausgangsdaten zeigen, dass die Kooperativenverbände erste Schritte
unternommen haben, um wirtschaftlich funktionsfähig zu sein. Sie haben
Geschäftsbeziehungen zu Käufern aufgebaut und sind Kooperationen mit
Dienstleistern eingegangen, haben Verfahren für den grundlegenden Geschäftsbetrieb
und zur Einhaltung der Fairtrade-Standards ausgearbeitet und wertvolle Erfahrungen
im Betrieb eines als Kooperative organisierten Unternehmens gesammelt. Der
Bericht weist auf Herausforderungen für kommende Entwicklungsphasen dieser
noch jungen Kooperativen hin, die keinen Einfuss auf den An- und Verkauf des
Kakaos haben und deshalb nur eingeschränkt ihre Finanzen konsolidieren oder
ihre Betriebe vergrößern können. Die Autoren der Studie empfehlen, dass Fairtrade
und seine Partner mit den Kooperativen zusammenarbeiten sollten, um sie bei der
nächsten Phase ihrer Entwicklung zu unterstützen.
Auf Haushaltsniveau legen die Ergebnisse nahe, dass Bäuerinnen und Bauern
über Ausschüttungen der Fairtrade-Prämie und grundlegende Dienstleistungen
wie technischer Unterstützung von der Zertifzierung proftieren konnten. Es
besteht ein erhebliches Potenzial zur Steigerung der Auszahlungen aus Fairtrade-
http://www.fairtrade.net/new/latest-news/single
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13 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Prämieneinnahmen durch die Kooperativen an ihre Mitglieder, wenn Abnehmer
größere Mengen zertifzierten Kakaos einkaufen. ■■ Fairtrade beauftragte 2014 AidEnvironment, eine Grundlagenstudie mit Fairtrade-
Baumwollbauern in Westafrika durchzuführen. Die Wissenschaftler erhoben Daten
von 177 Faitrade-zertifzierten und 87 nicht-zertifzierten Bäuerinnen und Bauern
aus fast 40 Produzentenorganisationen im Senegal, in Mali und Burkina Faso.
Das Ergebnis der Untersuchung soll eine verlässliche Grundlage für zukünftige
Evaluationen der Wirkung von Fairtrade-Zertifzierungen in Westafrika bringen.
Das Forscherteam untersuchte Fairtrade-Kooperativen und verglich sie mit
nicht-zertifzierten Gruppen in Bezug auf drei Themenbereiche: Steigerung der
Agrarleistung, Verbesserung von Marktzugängen sowie Stärke und Inklusivität
der Kleinbauernorganisationen. Die Ergebnisse der Studie werden in Abschnitt 7.6
dieses Berichts zusammengefasst. Die zertifzierten Gruppen schnitten für viele
der Indikatoren der Studie besser ab.
Die Autoren der Studie stellten ein klares Potenzial dafür fest, dass Fairtrade
deutlich mehr zur Entwicklung von Baumwollbäuerinnen und -Bauern in Westafrika
beitragen könnte, wenn sich mehr Marktchancen für ihre zertifzierte Baumwolle
erschließen ließen. Die Forscher empfahlen außerdem eine stärkere Unterstützung
für Fairtrade-Baumwollbäuerinnen und -bauern. Obwohl Fairtrade-Bäuerinnen und
-Bauern besseren Zugang zu Dienstleistungen haben als Bäuerinnen und Bauern
der Vergleichsgruppen, stellte die Untersuchung dennoch fest, dass auch für sie
Fortbildungen und der Ausbau ihrer Kompetenzen intensiviert und weiträumiger
angeboten werden sollte.
Schließlich stellte die Studie fest, dass die Struktur des Baumwollsektors in
Westafrika Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern dabei behindert, in direkte Verhand-
lungen mit Käufern zu treten und dass Fairtrade mehr tun sollte, um den fairen
Handel gegenüber den Hauptakteuren der Region zu bewerben.
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14 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
-
- -
über
1,65 millionen Bäuerinnen, Bauern und Arbeitskräfte sind in Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen
zusammengeschlossen
64% Aller Fairtrade-Bäuerinnen, Bauern und Arbeitskräfte
befinden sich in Afrika und dem
Mittleren Osten
GRAFIK 3.3
Regionale Verteilung von Fairtrade-Kleinbauern und -Lohnarbeitskräften 2014
Lateinamerika und Karibik Fairtrade-Kleinbäuerinnen/-bauern 316.100 Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade- zertif zierten Plantagen 12.600 Gesamt 328.700
Afrika und Mittlerer Osten Fairtrade-Kleinbäuerinnen/-bauern 968.000 Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade- zertif zierten Plantagen 87.500 Gesamt 1.055.500
Asien und Pazif kregion Fairtrade-Kleinbäuerinnen/-bauern 163.700 Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade- zertif zierten Plantagen 104.000 Gesamt 267.700
Weltweit Fairtrade-Kleinbäuerinnen/-bauern 1.447.900 Lohnarbeitskräfte auf Fairtrade- zertif zierten Plantagen 204.000 Gesamt 1.651.900
Afrika und Mittlerer Osten
Anteil Kleinbäue rinnen/-bauern
Anteil Arbeitskräfte
Anteil gesamt
67%
43%
64%
Asien und Pazif kregion
Anteil Kleinbäue rinnen/-bauern
Anteil Arbeitskräfte
Anteil gesamt
11%
51%
16%
Lateinamerika und Karibik
Anteil Kleinbäue rinnen/-bauern
Anteil Arbeitskräfte
Anteil gesamt
22%
6%
20%
Hinweis: Die Summe der Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert.
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15FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
GRAFIK 3.5
Regionale Verteilung aller Fairtrade-Kleinbäuerinnen/-bauern und -Lohnarbeitskräfte 2014
Karibik 35.000
Zentralasien 1.000
Mittlerer Osten 4.300
Westafrika 184.200
Pazif kregion 19.700
Südasien 184.600
Ostafrika 801.800
Ostasien 3.500
Zentral-amerika und Mexiko 121.100
Südost- asien 59.000
Südamerika 172.600
Südliches Afrika 59.900
Nordafrika 5.300
Lateinamerika und Karibik 328.700
Afrika und Mittlerer Osten 1.055.500
Asien und Pazif kregion 267.700
Weltweit 1.651.900
Hinweis: Die Summe der Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert.
GRAFIK 3.11
Frauenbeteiligung bei Fairtrade 2014
Anzahl weiblicher Mitglieder im Vergleich zu männlichen Mitgliedern, Kleinbauernorganisationen
200.000 400.000 600.000 800.000 1.000.000
Afrika und Mittlerer Osten
111111111111111111111111 222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222 1 25%
Asien und Pazif kregion
11 2222222222222 1 12%
Lateinamerika und Karibik
111111 2222222222 2222222222 222 1 22%
Weltweit 11111111111111111111111111111111 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2 1 23%
Gesamt Bäuerinnen 1 23%
Anzahl Arbeiterinnen im Vergleich Anzahl Arbeiter, Organisationen mit Lohnarbeitskräften 2014
20.000 40.000 60.000 80.000 100.000
Afrika und 1111111111111111111111111111111111111 Mittlerer Osten
222222222222222222222222222222222222222222222222 1 44% Asien und 1111111111111111111111111111111111111111111111111111111111 Pazif kregion
2222222222222222222222222222222222222222222222 1 55% Lateinamerika 111und Karibik
222222222 1 24% Weltweit 11111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111
2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 2222222222 222 1 48% Hinweis: Diese Übersicht enthält nur Produzentenorganisationen, die sowohl Angaben Gesamt Arbeiterinnen 1 48% über die Gesamtzahl ihrer Bauern bzw. Arbeitskräfte sowie die Gesamtzahl ihrer weiblichen Mitglieder bzw. Arbeitskräfte gemeldet haben. Die Analyse basiert auf Daten von 98 Prozent aller zum Ende 2014 zertif zierten Organisationen mit Lohnarbeitskräften und 95 Prozent aller Gesamt Bäuerinnen und Arbeiterinnen weltweit 1 26% zum Ende 2014 zertif zierter Kleinbauernorganisationen.
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16 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
1.226Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen
in 74 Ländern
64% aller Produzentenorganisationen sind seit mindestens drei Jahren
2013 2012 2014
fairtrade-zertifiziert
Im Durchschnitt erhielten Fairtrade-Produzentenorganisationen
über
100.000 €
Fairtrade-Prämien
Kleinbauernorganisa-tionen investierten
31% ihrer Fairtrade-Prämie in
Massnahmen zur
Produktivitäts-oder Qualitätssteigerung
€ € € € €
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17 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
1,4 HEkTAR land werden durch-schnittlich von Fairtrade-Bäuerinnen und Bauern
bewirtschaftet
1,4 Hektar
Abverkäufe über Fairtrade ergaben951 Millionen € Einnahmen für Produzentinnen
und Produzenten
im Jahr 2013–14
40% aller Fairtrade-Produzentenorganisationenverkauften 2013-14 über die Hälfte ihrer Ernte unter Fairtrade-
Bedingungen
52%aller Fairtrade-Produzentenorganisationen
sind auch Bio-zertifiziert
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18FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
GRAFIK 6.2
Fairtrade-Prämieneinnahmen nach Produkten 2013–14
Kaffee
Bananen
Kakao
Rohrzucker
Blumen und Pf anzen
Tee
Baumwolle
Andere
• 47% Kaffee
18% Bananen •
10% Kakao •
10% Rohrzucker •
5% Blumen und Pf anzen •
4% Tee •
1% Baumwolle •
5% Andere •
47%
18%
10%
10%
5%
4%
1%
5%
Hinweis: Die Summe der angegebenen Anteile entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.
GRAFIK 6.9
Verwendung der Fairtrade-Prämie in Kleinbauernorganisationen 2013–14
Investitionen in Produzentenorganisationen 47%
Leistungen für Kleinbäuerinnen/-bauern 42%
Leistungen für die Gemeinde 9%
Andere 2%
• 22% Anlagen und Infrastruktur
• 24% Personal-
• 2% Schulungen und Weiter-bildungen für Angestellte und
Vorstandsmitglieder
• 4% Kredite und Finanzleistungen
• 1% Bildung für Bäuerinnen/
3% Land- und betriebswirtschaftliche Schulungen für Kleinbauern •
1% Gesundheitsversorgung für Bäuerinnen/Bauern und ihre Familien •
4% Einführung vorbildlicher Verfahren auf Farmen •
20% Auszahlungen an Bäuerinnen/Bauern •
5% Bereitstellung land-wirtschaftlicher Geräte und Betriebsstoffe •
4% Andere Leistungen für Klein-bäuerinnen/-bauern oder Lohnarbeitskräfte •
1% Infrastruktur der Gemeinde • 2% Bildung • 1% Umweltschutz • 2% Gesundheitswesen • 2% Soziale und wirtschaftliche Leistungen • 1% Andere Leistungen für die Gemeinde •
• 2% Andere
wesen und Verwaltung
Hinweis: Die Summe der angegebenen Anteile entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent. Bauern und ihre Familien
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19FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
GRAFIK 6.10
Verwendung der Fairtrade-Prämie in Organisationen mit Lohnarbeitskräften 2013–14
1% Andere Leistungen für die Gemeinde • 4% Soziale und wirtschaftliche Leistungen • 4% Gesundheitswesen •
5% Bildung • Leistungen für Arbeitskräfte
und ihre Familien 64%6% Infrastruktur
Fortbildungen und Stärkung der der Gemeinde • Rechte von Arbeitskräften 15%
Leistungen für die Gemeinde 20% 2% Fortbildungen für Arbeitskräfte • Andere 1%
1% Fortbildungen für Inte-ressenvertreter der Arbeitskräfte •
12% Unterstützung des Fairtrade- Prämienkomitees oder anderer Arbeiterorganisationen •
15% Andere Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien •
Hinweis: Die Summe der angegebenen Anteile entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.
• 1% Andere
• 22% Bildungsangebote für Arbeitskräfte und
ihre Familien
• 8% Finanzielle Bei-hilfen und Kredite
für Arbeitskräfte
• 4% Gesund-heitsversorgung für Arbeitskräfte
und ihre Familien
• 14% Investitionen in Arbeiterunterkünfte
• 2% Zahlungen an Arbeitskräfte und
ihre Familien
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Fairtrade-Produkte im Fokus: Kaffee
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21 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
445 KAFFEE-PRODUZENTENORGANISATIONEN
REPRÄSENTIERTEN
812.500 BÄUERINNEN UND BAUERN IN 30 LÄNDERN
80% des FAIRTRADE-KAFFEES KOMMT AUS lateinamerika
UND DER KARIBIK
1,1 MILLIONENhektar
Kaffee-ANBAUFLÄCHEN WELTWEIT
Kaffee-ORGANISATIONEN ERHIELTEN
49 millionen € FAIRTRADE-PRÄMIE
IM ZEITRAUM 2013-14
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22 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Zahlen und Fakten: Fairtrade-Kaffee Foto: Hidayah pfückt Kaffeekirschen in der ■■ Zum Jahresende 2014 verfügten 445 Kleinbauernorganisationen in 30 Ländern
über eine Fairtrade-Zertifzierung für Kaffee. Mehr als 812.000 Kleinbäuerinnen und
-bauern waren Mitglieder in Fairtrade-zertifzierten Produzentenorganisationen für
Kaffee, das entspricht einem Anstieg um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. ■■ Schwankende internationale Preise belasteten Kaffeeproduzentinnen und -produ-
zenten auch weiterhin. Die Preise waren bereits im Jahr 2013 sehr niedrig, oftmals
sanken sie unterhalb der Produktionskosten. Zwar erholten sich die Preise für
konventionellen Kaffee im ersten Quartal 2014, doch im letzten Quartal des Jahres
begann ein weiterer Abwärtstrend. Um dieser Situation zu begegnen, startete
Fairtrade u.a. ein internationales Projekt zur Erfassung der aktuellen Kosten für
eine nachhaltige Kaffeeproduktion. ■■ Über 75 Prozent des verkauften Fairtrade-Kaffees wurden in Lateinamerika und
der Karibik angebaut, wovon Kolumbien den meisten Fairtrade-Kaffee produziert.
Brasilien und Peru gehören weiterhin zu den zehn Ländern mit den größten
Verkaufsmengen. Anbauländer in Afrika und Asien wie Kenia, Äthiopien und Indo-
nesien erweitern die Vielseitigkeit von Fairtrade-Kaffee. ■■ Fairtrade-Kaffeeorganisationen bebauen über 1,1 Millionen Hektar weltweit und
produzierten 2013–14 mehr als 549.000 Tonnen zertifzierten Kaffee her. Davon
trugen 34 Prozent auch das Bio-Siegel. ■■ Die gemeldeten Verkäufe von Fairtrade-Kaffee stiegen 2013-2014 um sechs Prozent.
Das Verkaufsvolumen von Fairtrade-Kaffee betrug insgesamt 150.800 Tonnen. ■■ Im globalen Schnitt konnten Produzentenorganisationen 28 Prozent ihres Fairtrade-
zertifzierten Kaffees zu Fairtrade-Bedingungen verkaufen. Dennoch gibt es viele
Kaffee-Kooperativen, die mehr als die Hälfte ihrer Ernte zu Fairtrade-Bedingungen
verkaufen konnten. Fairtrade unterstützt die kommerziellen Aktivitäten der Pro-
duzenten durch aktive Teilnahme an bedeutenden Branchenevents, wie der jährlichen
Messe der Specialty Coffee Association of America (SCAA) und der internationalen
Industriemesse Coffee Tea Cocoa (COTECA). Neben der Kommunikation
über die Wirkung von Fairtrade bieten diese Veranstaltungen Gelegenheit für
Geschäftsgespräche zwischen Produzenten und Partnerunternehmen, initiiert
beispielsweise über Verkostungen, in denen wir das vielseitige Angebot der
Fairtrade-Kaffeewelt nach Qualität und Anbauland vorstellen. ■■ Die Bauernorganisationen proftierten weiterhin von der Erhöhung der Fairtrade-
Prämie für Kaffee von 0,10 auf 0,20 UD-Dollar pro Pfund aus dem Jahr 2011.
Kaffee-Bäuerinnen und Bauern erhielten 2013–14 Fairtrade-Prämien von insgesamt
mehr als 49 Millionen Euro. ■■ Im Geschäftsjahr 2013–14 investierten Produzentenorganisationen für Fairtrade-
Kaffee einen wesentlichen Teil ihrer Fairtrade-Prämie (44 Prozent) in die Verbesserung
von Infrastruktur, Einrichtungen und Prozessen ihrer Organisationen. Weitere 46
Prozent fossen in Direktleistungen an Bäuerinnen und Bauern. Darunter felen
Direktzahlungen an einzelne Bäuerinnen und Bauern in Höhe von 24 Prozent der
gesamten Fairtrade-Prämieneinnahmen für Kaffee. ■■ Im Jahr 2014 beschränkte sich die durchschnittliche Anbaufäche eines Fairtrade-
Kaffeebauern in Afrika auf 0,8 Hektar. Kleinbäuerinnen und -bauern in Asien und der
Pazifkregion bestellten etwas größere Anbaufächen von einem Hektar, während
Kleinbauern in Lateinamerika und der Karibik ihren Kaffee auf durchschnittlich 3,1
Hektar anbauten. ■■ Weltweit beträgt die Durchschnittsgröße von Fairtrade-Kaffeefeldern 1,4 Hektar,
das entspricht rund 1,3 Fußballfeldern. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass Fairtrade
weiterhin vor allem Kleinbäuerinnen und -bauern unterstützt. ■■ Die Auswirkungen des Klimawandels und der Kaffeerost-Ausbruch setzten Kaffee-
bauern weiterhin schwer zu. Im Jahr 2014 starteten Fairtrade International und das
Produzentennetzwerk für Lateinamerika und die Karibik (CLAC) ein Pilotprojekt zur
Rettung von Kaffeerost befallener Büsche in El Salvador. Das Projekt fördert die
Fairtrade-zertifzierten Kooperative Koperasi Baithul Qiradh Baburrayyan (KBQB) in Indonesien. © Nathalie Bertrams
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23 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Zusammenarbeit und den Wissensaustausch zwischen Produzentenorganisationen
aus unterschiedlichen Ländern Mittelamerikas. Im Projekt wenden die Teilneh-
merinnen und Teilnehmer spezielle Verfahren aus dem Fairtrade-Programm gegen
Klimawandel an, um Risiken vor Ort, Optionen und Maßnahmen zu identifzieren.
Sie treten in Kontakt mit den nationalen Kaffeebranchen, um mehr über verfügbare
Technologien zu erfahren und mögliche Partnerschaften im Kampf gegen die
Auswirkungen des Klimawandels zu ermitteln. Außerdem gehört die Rettung einer
acht Hektar großen Anbaufäche an Kaffeerost erkrankter Pfanzen auf einer Testfarm
zum Projekt. Fairtrade führt derzeit ein von der fnnischen Regierung gefördertes
Programm zur Kapazitäten- und Kompetenzförderung von Kaffeebäuerinnen und
-bauern in Nicaragua, Honduras und Guatemala ein. ■■ Fairtrade förderte weiterhin Führungsrollen unter Kleinbäuerinnen und -bauern, um
eine Zusammenarbeit mit den wichtigsten Akteuren der globalen Kaffeebranche zu
erreichen. ■■ Gemeinsam mit Produzentinnen und Produzenten, gewerblichen Partnern, weite-
ren Akteuren der Kaffeeindustrie, Regierungen und anderen wichtigen Interessen-
vertretungen unterstützt Fairtrade Kleinbäuerinnen und -bauern, damit sichergestellt
ist, dass sie auf globaler und regionaler Ebene Gehör fnden. So beteiligt sich Fairtrade
beispielsweise aktiv an globalen Initiativen wie der Plattform Vision 2020, dem Global
Coffee Forum, das u.a. von der International Coffee Organization organisiert wird,
und an der EXPO Milan 2015.
GRAFIK 7.1
Fairtrade-Kaffee: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Kaffee 2008–2014
Anzahl Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertif zierung für Kaffee
500
400
300
200
100
302 316 329 348
402 439 445
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
0
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FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015 24
GRAFIK 7.2
Fairtrade-Kaffee: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Kaffee 2014
Mexiko 46
Guatemala 14
Honduras 25
Nicaragua 29
Haiti 01 Vietnam 06
Dominikanische Republik 01
Uganda 11 Äthiopien 04 Laos 01 El Salvador 03
Thailand 01Costa Rica 08
Elfenbeinküste 03 Papua-Indien 09Kolumbien 65 Kamerun 02 Neuguinea 03 Kenia 38 Demokratische
Ecuador 02 Tansania 08Republik Kongo
01 Malawi 01
Indonesien 16
Peru 90 Osttimor 01 Ruanda 07
Bolivien 21
Brasilien 25 Burundi 03
Lateinamerika Afrika und Asien und Gesamt und Karibik Mittlerer Osten Pazif kregion aller Regionen 330 78 37 445
GRAFIK 7.3
Fairtrade-Kaffee: Anzahl Kleinbäuerinnen und -bauern 2014 nach Regionen
Zentralamerika Südasien und Mexiko 21.000 90.500
Karibik Südostasien 9.800 52.200
Westafrika Ostafrika 1.200 523.600
Südamerika 109.900 Südliches
Afrika Pazif kregion 1.400 2.800
Lateinamerika Afrika und Asien und Gesamt und Karibik Mittlerer Osten Pazif kregion aller Regionen 210.200 526.200 76.100 812.500
Hinweis: Die Summe der Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert.
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25 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
-
Fairtrade-Kaffee: Wichtigste Daten 2014 im Überblick
2014 gab es
812.500 Fairtrade-Kaffee bäuerinnen und -bauern
R10% seit 2013
1.105.600 Hektar Anbauf äche für Fairtrade-Kaffee
R9% seit 2013
2013 –14 produzierten Bäuerinnen und Bauern
549.400 t zertif zierbaren Kaffee
R16% seit 2012–13
185.300t bzw. 34% trugen das Bio-Siegel
R5% seit 2012–13
2013–14 verkauften Fairtrade-Kaffeebauern
150.800 t zu Fairtrade-Bedingungen
R6% seit 2012–13
Insgesamt verkauften zertif zierte Organisationen
28% ihres Kaffees zu Fairtrade-Bedingungen*
Kaffeebauern erhielten
49.424.500 € Fairtrade-Prämie
R12% seit 2012–13
Hinweis: * Die Berechnung von Fairtrade-Verkaufsvolumen anteilig am Produktionsvolumen berücksichtigt keine neu zertif zierten Organisationen, die noch nicht berechtigt waren, ihren Kaffee im Berichtszeitraum zu Fairtrade- Bedingungen zu verkaufen. Außerdem nicht enthalten sind Produzentenorganisationen, die keine Angaben zu ihren Gesamtproduktionsmengen oder ihren Fairtrade-Absätzen oder zu keinem von beidem gemacht haben.
GRAFIK 7.4
Fairtrade-Kaffee: Fairtrade-Verkaufsvolumen und -Prämieneinnahmen 2011–2014
Fairtrade-Kaffee Verkaufsvolumen (Tonnen)
160.000
140.000
120.000
100.000
80.000
60.000
40.000
20.000
0
134.100
142.400
150.800
Fairtrade-Prämien-einnahmen (in € )
50.000.000
45.000.000
40.000.000
35.000.000
30.000.000
25.000.000
20.000.000
15.000.000
10.000.000
5.000.000
0
49.424.500
37.304.100
43.960.700
2011–12 2012–13 2013–14 2011–12 2012–13 2013–14
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26 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
GRAFIK 7.5
Fairtrade-Kaffee: Verwendung der Fairtrade-Prämie 2013–14
1% Bildung •
Investitionen in Produzenten- organisationen 44%
Leistungen für Kleinbauern 46%
Leistungen für die Gemeinde 8%
Andere 2%
• 20% Einrichtungen und Infrastruktur
• 22% Personal-wesen und Verwaltung
• 2% Schulungen und Weiterbildungen für
Angestellte und Beauftragte
• 6% Kredite und Finanzleistungen
1% Bildungs- und Gesundheitsleistungen •
3% Land- und betriebswirtschaftliche Schulungen für Kleinbauern •
5% Einführung guter landwirtschaftlicher Praxis auf Farmen •
24% Auszahlungen an Kleinbauern •
4% Bereitstellung landwirtschaftli-cher Geräte und Betriebsstoffe •
3% Andere Leistungen für Kleinbauern oder Lohnarbeitskräfte •
1% Infrastruktur der Gemeinde •
1% Umweltschutz • 1% Gesundheitswesen • 3% Soziale und wirtschaftliche Leistungen • 1% Andere Leistungen für die Gemeinde •
• 2% Andere
Hinweis: Die Summe der prozentualen Anteile ergibt auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.
Durchschnittliche Kaffee-Anbauflächen pro Kleinbäuerin/-bauer 2014 (in Hektar)
Karibik 2,0 ha
Ostafrika 0,8 ha
Südliches Afrika 0,9 ha
Zentralamerika und Mexiko 2,6 ha
Pazif kregion
Südasien 0,6 ha
Südostasien 1,1 ha
Südamerika 3,6 ha
1,0 ha
Lateinamerika Afrika und Asien und und Karibik Mittlerer Osten Pazif kregion Weltweit 3,1 ha 0,8 ha 1,0 ha 1,4 ha
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FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015 27
Fairtrade-Produktionskapazitäten für Kaffee (in Tonnen): Top 10 Länder 2013–14
6. Mexiko 28.700 MT
8. Honduras 22.400 t
4. Nicaragua 1. Kolumbien 10. Äthiopien 7. Indonesien 32.500 t 162.700 t 19.800 t 22.800 t
9. Kenia 21.800 t
5. Costa Rica 2. Brasilien 32.200 t 87.600 t
3. Peru 87.300 t
Top 10 Gesamt 517.800 t
94 Prozent der Fairtrade-Kaffeeproduktion stammt aus diesen Top 10 Ländern Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem hier angegebenen Gesamtwert.
Fairtrade-Produktionskapazitäten für Bio-Kaffee (in Tonnen): Top 5 Länder 2013–14
2. Mexiko 24.200 t
4. Honduras 15.400 t
3. Indonesien 19.600 t
5. Äthiopien 10.900 t
1. Peru 79.300 t
Top 5 Gesamt 149.500 t
81 Prozent der Fairtrade- und Bio-zertif zierten Kaffeeproduktion stammt aus diesen Top 5 Ländern Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem hier angegebenen Gesamtwert.
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Fairtrade-Produkte im Fokus: Bananen
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29 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
123 bananen-produzentenorganisationen
repräsentieren21.700 Menschen in
11 Ländern
Absätze von Fairtrade-bananen stiegen um 15%
fairtrade-Produzentenorganisationen
verkauften über
60% ihrer bananen zu
Fairtrade-Bedingungen
Angestellteauf Bananenplantagen
investierten 34%
ihrer Fairtrade-Prämie in die Verbesserung von
Arbeiterunterkünften
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30 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Zahlen und Fakten: Fairtrade-Bananen Foto: Recimar Shawilson sortiert frisch ■■ Zum Jahresende 2014 bauten 123 Produzentenorganisationen in 11 Ländern
Fairtrade-Bananen an, 69 von ihnen waren Kleinbauernorganisationen und 54
Plantagen. Die meisten Fairtrade-Bananenproduzenten befnden sich in Kolumbien,
der Dominikanischen Republik und Peru. ■■ Fast 22.000 Menschen waren am Anbau von Fairtrade-Bananen beteiligt: als Mit-
glieder in Kleinbauernorganisationen oder als Beschäftigte auf Plantagen. ■■ Der Absatz von Fairtrade-Bananen stieg im Berichtsjahr um 15 Prozent, was haupt-
sächlich an den stärkeren Verkaufszahlen von Bio- und Fairtrade-zertifzierten
Bananen lag, nach verkaufsfördernden Maßnahmen großer Supermarktketten in
Frankreich, Deutschland und Schweden. ■■ Fairtrade gewann an Bedeutung in der dominikanischen Bananenindustrie. Die
Hälfte aller von hier exportierten Bananen trägt mittlerweile das Fairtrade-Siegel.
Für europäische Länder, vor allem Großbritannien, ist die Dominikanische Republik
ein Kern-Herkunftsland. ■■ Bananen aus Westafrika gewannen an Attraktivität für europäische Abnehmer, weil
der Euro im Vergleich zum Dollar 2014 relativ schwach war. Vor diesem Hintergrund
konnten es Fairtrade-Bananenproduzenten aus Ghana und Kamerun mit klassischen
Anbaugebieten wie Lateinamerika und der Karibik aufnehmen. Langfristig ist es
möglich, dass einige Käufer für ihre Beschaffung von Lateinamerika und der Karibik
auf Westafrika umschwenken werden. ■■ Im Jahr 2014 erhielten Fairtrade-Bananenproduzenten über 19 Millionen Euro Prä-
mieneinnahmen, das entspricht einer Steigerung von knapp 12 Prozent gegenüber
2012–13. Etwa 17 Millionen Euro (oder 89 Prozent) dieser Einnahmen fossen an
Produzentengruppen in der Dominikanischen Republik, Kolumbien, Peru und
Ecuador. ■■ Bananenproduzenten, die während des gesamten Berichtszeitraums für Fairtrade-
Verkäufe zugelassen waren, verkauften durchschnittlich 64 Prozent (Kleinbauern-
organisationen) bzw. 56 Prozent (Plantagen) ihrer Ernteerträge als Fairtrade-Produkte.
Das entspricht einer Steigerung für Kleinbauernorganisationen um drei Prozent im
Vergleich zu 2012–13 und einem Rückgang von neun Prozent für Plantagen. Die
negative Entwicklung für Plantagen lag an dem jüngsten Beitritt einiger großer
Produzentengruppen, die zuvor noch keine bedeutenden Mengen ihrer Bananen
zu Fairtrade-Bedingungen verkauft hatten. ■■ Im weltweiten Durchschnitt betreiben Kleinbäuerinnen und -bauern ihren Bananen-
anbau auf einer Fläche von 2,3 Hektar. Regional reicht das Spektrum durchschnittlicher
Anbaufächen von weniger als einem Hektar in Peru und den Windward Islands bis
zu mehr als fünf Hektar in der Dominikanischen Republik und über sieben Hektar in
Ecuador. ■■ Bananenbäuerinnen und -bauern entschieden sich, rund 54 Prozent ihrer Fairtrade-
Prämie in ihre Organisationen zu investieren, ein leichter Anstieg im Vergleich
zum Vorjahr. Sie gaben 36 Prozent der Prämie für eine Reihe Direktleistungen an
Bäuerinnen und Bauern aus, u.a. für Geräte und Ausrüstung. Acht Prozent der
Prämie fnanzierten Projekte und Angebote für die Gemeinde. ■■ Angestellte auf Plantagen investierten 34 Prozent ihrer Fairtrade-Prämie in die
Verbesserung von Arbeiterunterkünften, dies hatte vor allem für Arbeitskräfte in
Kolumbien eine klare Priorität. Andere Prioritäten lagen auf dem Zugang zu Bildung
für Arbeitskräfte und ihre Kinder durch Zahlung von Schulgebühren, Stipendien
und Unterstützung bei der Anschaffung von Büchern. Insgesamt investierten
Arbeitskräfte aus Betrieben mit Fairtrade-Bananen 21 Prozent ihrer Fairtrade-
Prämie in bildungsbezogene Zwecke. ■■ Produzentinnen und Produzenten von Fairtrade-Bananen waren mit diversen
Herausforderungen konfrontiert, verursacht durch Klimawandel und extreme
Wetterverhältnisse. El Niño bedrohte die Ernteerträge in Peru und Ecuador,
während die Dominikanische Republik 2014 unter Dürre litt. Im Falle der Windward
geerntete Bananen in der Verpackungsanlage von ASOARAC in Monte Cristi, Dominikanische Republik. © James Rodriguez
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31 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Islands haben sich die Erträge der vom Wirbelsturm im Jahr 2010 betroffenen
Bananenbauern noch immer nicht vollständig erholt. Entsprechend sind die
Mitgliederzahlen der Produzentenorganisationen merklich geschrumpft. Fairtrade
unterstützt die Produzentinnen und Produzenten auf den Windward Islands weiterhin
beim Wiederaufbau ihrer Bananenproduktion. ■■ Fairtrade entwickelt innovative Optionen zur Produktivitätssteigerung bei Klein-
bäuerinnen und -bauern in der Bananenbranche. Für diese Maßnahmen sind nur
sehr begrenzt zusätzliche Investitionen nötig und das jeweilige Vorgehen ist auf
die Bedürfnisse von Kleinbauern zugeschnitten. ■■ Auf Plantagen konzentriert sich Fairtrade auf die Förderung von existenzsichernden
Löhnen und ermittelt deshalb Richtwerte für die verschiedenen Anbauregionen.
Darüber hinaus beteiligen wir uns am Aufbau eines Lohndialogs mit der Industrie
und Akteuren der Lieferkette. In der Dominikanischen Republik konzentriert Fairtrade
seine Energie weiterhin auf die Legalisierung von Wanderarbeitskräften. Viel wurde
bereits auf Fairtrade-Plantagen erreicht, denn 97 Prozent der Wanderarbeiterinnen
und -arbeiter haben mittlerweile einen offziellen Legalisierungsprozess durchlaufen,
unterstützt von Fairtrade. Nichtsdestotrotz stehen wir bei der Verbesserung der
Bedingungen für Wanderarbeitskräfte in bäuerlichen Kleinbetrieben noch vielen
Herausforderungen gegenüber, ebenso in den Fällen, wenn jemand nicht über
die nötigen Dokumente seines/ ihres Herkunftslandes verfügt. Fairtrade arbeitet
weiterhin mit der Regierung und anderen Akteuren zusammen, um Lösungen für
diese Menschen zu fnden.
GRAFIK 7.6
Fairtrade-Bananen: Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertifizierung für Bananen 2008–2014
Anzahl Produzentenorganisationen mit Fairtrade-Zertif zierung für Bananen
140
120
100
80
60
40
20
64 71
77 80
109 113 123
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
0
-
32 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
GRAFIK 7.7
Fairtrade-Bananen: Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen 2014 nach Regionen
Ghana SPO 0 HLO 2 Gesamt 2
Kamerun SPO 0 HLO 1 Gesamt 1
Kolumbien SPO 9 HLO 29 Gesamt 38
Ecuador SPO 9 HLO 3 Gesamt 12
Peru SPO 27 HLO 1 Gesamt 28
Dominikanische Republik SPO 20 HLO 16 Gesamt 36
Costa Rica SPO 1 HLO 0 Gesamt 1
Mexiko SPO 0 HLO 2 Gesamt 2
Panama SPO 1 HLO 0 Gesamt 1
Saint Lucia SPO 1 HLO 0 Gesamt 1
Saint Vincent & die Grenadinen SPO 1 HLO 0 Gesamt 1
SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) HLO Organisationen mit lohnabhängig Beschäftigten (Hired Labour Organizations)
Lateinamerika Afrika und Gesamt und Karibik Mittlerer Osten aller Regionen SPO 69 HLO 51 Gesamt 120 SPO 0 HLO 3 Gesamt 3 SPO 69 HLO 54 Gesamt 123
GRAFIK 7.8
Fairtrade-Bananen: Verteilung Kleinbauern und Lohnarbeitskräfte 2014 nach Region
Hinweis: Die Summe der angegebenen Zahlen entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau dem Gesamtwert.
Die Angaben berücksichtigen nur Produzentenorganisationen, die Bananen als ihr erstes Produkt zertif zieren ließen. Bei nur einem einzigen zertif zierten Produzenten in einem der aufgeführten Länder sind die jeweiligen Werte aus Datenschutzgründen nur in die Region eingef ossen.
Wir verwenden Windward Islands als Sammelbegriff für St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen.
Mexiko und Zentralamerika (Mexiko, Costa Rica, Panama) SPO 300 HLO 300 Gesamt 600
Westafrika (Ghana, Kamerun) SPO 0 HLO 4.300 Gesamt 4.300
Dominikanische Republik SPO 2.200 HLO 2.400 Gesamt 4.600
Kolumbien SPO 500 HLO 2.600 Gesamt 3.100
Ecuador SPO 700 HLO 400 Gesamt 1.100
Peru SPO 6.500 HLO 100 Gesamt 6.600
Windward Islands SPO 1.500 HLO 0 Gesamt 1.500
Gesamt aller Regionen SPO 11.600 HLO 10.100 Gesamt 21.700
SPO Kleinbauernorganisationen (Small Producer Organizations) HLO Plantagen/Farmen mit Lohnarbeitskräften (Hired Labour Organizations)
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33 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
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Fairtrade-Bananen: Wichtigste Daten 2014 im Überblick
2014 gab es im Bananensektor 35.600 2013–14 ernteten Produzentinnen und 406.300 t 21.700 Fairtrade-Bäuerinnen, -Bauern und Beschäftigte auf
Hektar Anbauf äche für Fairtrade-Bananen
Produzenten
803.000 Tonnen zertif zierbare Bananen
bzw. 51% trugen das Bio-Siegel
Fairtrade-Plantagen
S4% S8% R1% R39% seit 2013 seit 2013 seit 2012–13 seit 2012–13
2013–14 verkauften Insgesamt verkauften Bananenproduzenten nahmen Fairtrade-Bananenproduzenten
zertif zierte Organisationen 19.109.500 €
468.200 64% (SPO) bzw. Fairtrade-Prämie ein Tonnen ihrer Früchte unter Fairtrade Bedingungen
56% (HL) ihrer Bananen unter
R15% Fairtrade-Bedingungen
R12% seit 2012–13 seit 2012–13
Hinweis: * Die Auswertung der Fairtrade-Absätze, dargestellt anteilig an den Produktionsvolumen, beinhaltet keine neu zertif zierten Organisationen, die noch nicht berechtigt waren, ihre Bananen im Berichtszeitraum zu Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen. Außerdem nicht enthalten sind Produzentenorganisationen, die keine Angaben zu ihren Gesamtproduktions-mengen oder ihren Fairtrade-Absätzen oder zu keinem von beidem gemacht haben.
GRAFIK 7.9
Fairtrade-Bananen: Fairtrade-Verkaufsvolumen und -Prämieneinnahmen 2011–14
Organisationen mit Lohnarbeitskräften / Plantagen u. Farmen
Kleinbauernorganisationen
Fairtrade-Bananen Verkaufsvolumen (Tonnen)
500.000
400.000
300.000
200.000
100.000
0
254.200
88.100
284.400
121.000
312.800
155.400
Fairtrade-Prämieneinnahmen aus Bananenverkäufen (€ )
25.000.000
20.000.000
15.000.000
10.000.000
5.000.000
0
12.265.500
3.982.500
11.765.400
5.249.200
12.771.600
6.337.800
2011–12 2012–13 2013–14 2011–12 2012–13 2013–14
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34 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
GRAFIK 7.10A
Fairtrade-Bananen: Verwendung der Fairtrade-Prämie für Kleinbauernorganisationen 2013–14
• 20% Einrichtungen und Infrastruktur
• 32% Personalwesen und Verwaltung
• 2% Schulungen und Weiterbildung für Organisationsvorstand und -angestellte
3% Kredite und Finanzleistungen •
2% Bildungsangebote für Bauern und ihre Familien •
6% Land- und betriebswirtschaftliche Schulungen für Kleinbauern •
2% Gesundheitsversorgung für Bauern und ihre Familien •
2% Einführung guter landwirtschaft-licher Praxis auf Farmen •
5% Auszahlungen an Bauern •
6% Bereitstellung land-wirtschaftlicher Geräte und Betriebsstoffe •
10% Andere Leistungen für Kleinbauern oder Lohnar-beitskräfte •
1% Infrastruktur der Gemeinde •1% Bildung • 2% Gesundheitswesen • 2% Soziale und wirtschaftliche Leistungen • 2% Andere Leistungen für die Gemeinde •
• 2% Andere
Investitionen in Produzentenorganisationen 54%
Leistungen für Kleinbauern 36%
Leistungen für die Gemeinde 8%
Andere 2%
Hinweis: Die Summe der angegebenen Werte ergibt auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.
GRAFIK 7.10B
Fairtrade-Bananen: Verwendung der Fairtrade-Prämie in Organisationen mit lohnabhängig Beschäftigten 2013–14
2%4%1%1%1%
Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien
Fortbildungen und Stärkung der Rechte von Arbeitskräften
Leistungen für die Gemeinde
Andere
3%
2%
• 20% Bildungsangebote für Arbeitskräfte und ihre Familien
• 11% Finanzielle Beihilfen und Kredite
für Arbeitskräfte
• 4% Gesundheits-versorgung für
Arbeitskräfte und ihre Familien
34% Investitionen in Arbeiterunterkünfte •
Direktzahlungen an Arbeitskräfte und ihre Familien •
Andere Leistungen für Arbeitskräfte und ihre Familien •
17% Unterstützung für das Fairtrade-Prämien-komitee und andere Arbeitnehmer-organisationen •
Fortbildungen für Arbeitskräfte und ihre Interessenvertreter •
Bildung • Umweltschutz • Soziale und wirtschaftliche Leistungen • Andere Leistungen für die Gemeinde •
• 1% Andere
74%
18%
7%
1%
Hinweis: Die Summe der angegebenen Werte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht genau 100 Prozent.
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35 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Durchschnittliche Anbaufläche für Bananen pro Kleinbäuerin/-bauer 2014 (in Hektar)
Kolumbien 2,9 ha
Peru 1,0 ha
Ecuador 7,2 ha
Dominikanische Republik 5,3 ha
Windward Islands 0,9 ha
Hinweis: Daten beziehen sich ausschließlich auf Kleinbauernorganisationen. Weltweit 2,3 ha
Fairtrade-Produktionskapazitäten für Bio-Bananen (in Tonnen): Top 5 Länder 2013–14
4. Mexiko 26.200 t
3. Ecuador 71.900 t
2. Dominikanische Republik
143.000 t
5. Ghana 1.300 t
1. Peru 163.000 t
Top 5 Gesamt 405.500 t
100 Prozent der Fairtrade-Bananen mit Bio-Siegel stammen aus diesen Top 5 Ländern
Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem Gesamtwert.
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36 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Fairtrade-Bananen: Top 4 Länder nach Verkaufsvolumen 2013–14 (in Tonnen)
2. Kolumbien 132.900 t
3. Peru 74.700 t
4. Ecuador 48.300 t
1. Dominikanische Republik
161.800 t
Top 4 Gesamt 417.700 t
Die Absätze der Top 4 Länder machen 89% aller Absätze von Fairtrade-Bananen aus
Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem Gesamtwert.
Fairtrade-Bananen: Top 4 Länder nach Prämieneinnahmen 2013–14 (€)
2. Kolumbien 5.494.200 €
3. Peru 3.065.300 €
4. Ecuador 1.834.500 €
1. Dominikanische Republik
6.663.100 €
Top 4 Gesamt 17.057.100 €
Die Einnahmen der Top 4 Länder machen 89% aller Fairtrade-Prämieneinnahmen für Bananen aus
Hinweis: Die Summe der Landeswerte entspricht auf Grund von Rundungen u.U. nicht dem hier angegebenen Gesamtwert.
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Fairtrade-Produkte im Fokus: Kakao
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38 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
129 Kakao-produzentenorganisationen
repräsentieren
179.800 Bäuerinnen und Bauern
in 20 Ländern
In Westafrika leben
140.000 Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern
vom Kakaoanbau
westafrika
Absätze für Fairtrade-Kakao stiegen um 17%
2013–14 erhielten Kakaoproduzenten
10,8Millionen € Fairtrade-Prämie
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39 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Kakaoproduzenteninvestierten 37% ihrer fairtrade-prämiein die Steigerungihrer Produktivität und Produktqualität
Die Durchschnittliche Anbaufläche von fairtrade-Kakaobauern beträgt
2,6 HEkTAR
€€ Zahlen und Fakten: Fairtrade-Kakao
■■ Zum Jahresende 2014 verfügten 129 Kleinbauernorganisationen in 20 Ländern über
eine Fairtrade-Zertifzierung für Kakao, in denen sich 179.800 Kleinbäuerinnen und
-bauern organisiert hatten. ■■ Die Gesamtproduktion von Fairtrade-Kakao erreichte 218.000 Tonnen, ein An-
stieg von 24 Prozent im Vergleich zu 2012–13, der allerdings größtenteils auf
einer exakteren Berichterstattung seitens der Produzentinnen und Produzenten
beruht. Über 43.000 Tonnen des von Fairtrade-Produzentinnen und -Produzenten
angebauten Kakaos trugen außerdem das Bio-Siegel. ■■ Im Berichtsjahr gemeldete Absätze von Fairtrade-Kakao kletterten auf 70.600
Tonnen, ein deutlicher Anstieg von 17 Prozent gegenüber 2012–13. ■■ Zu großen Teilen liegt dieser Anstieg an der Einführung des Fairtrade-Programms für
Kakao. Im März 2014 verkündete beispielsweise Ferrero, dass sich das Unternehmen
zu einer Abnahme von 20.000 Tonnen Fairtrade-Kakaos von der Elfenbeinküsten
innerhalb der nächsten drei Jahre entschieden hat. Auch wenn dies bisher die
größte Selbstverpfichtung innerhalb des neuen Kakaoprogramms ist, beziehen
bereits 18 Firmen Fairtrade-Kakao im Rahmen des Programms. ■■ Das über die Fairtrade-Rohstoffprogramme zusätzlich erwirtschaftete Einkommen
fnanziert Förderprogramme für Produzentinnen und Produzenten vor Ort in
Westafrika. Die Dienstleistungskapazitäten für Produzentinnen und Produzenten
dieser Region wurden verdoppelt. ■■ Kakaoproduzenten, die während des gesamten Berichtszeitraums für Fairtrade-
Verkäufe zugelassen waren, fanden für durchschnittlich 33 Prozent ihrer Ernteerträge
Abnehmer zu Fairtrade-Bedingungen. Dies ist ein Verlust im Vergleich zu vorange-
gangenen Jahren, der einen Anstieg in Produktionsmengen widerspiegelt, der über
die höheren Absatzmengen hinausgeht. ■■ Die Produktionskapazitäten zertifzierbaren Fairtrade-Kakaos aus der Elfenbeinküste
2,6 Hektar
Foto: Gamor Mensa Frederick ist Mitglied der Fairtrade-zertifzierten Kooperative Kuapa Kokoo Union in Ghana. © Linus Hallgren / Fairtrade Sweden
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40 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
übertrafen die in Ghana produzierten Mengen fast um das Doppelte, was die
Elfenbeinküste mit Abstand zum bedeutendsten Herkunftsland für Fairtrade-Kakao
macht. Bäuerinnen und Bauern von der Elfenbeinküste konnten 2014 auf Grund
des Fairtrade-Programms für Kakao größere Mengen ihrer Ernten zu Fairtrade-
Bedingungen verkaufen als zuvor. ■■ Im weltweiten Durchschnitt bearbeiten Kakaobäuerinnen und -bauern, die mit
Fairtrade zusammenarbeiten, Flächen von 2,6 Hektar. Anbaufächen in Westafrika
sind etwas kleiner als in Südamerika. ■■ Im Zeitraum 2012–13 erhielten Produzentenorganisationen Fairtrade-Prämienein-
nahmen von knapp 10,8 Millionen Euro für ihren Kakao. ■■ Wie auch bei anderen Produkten wird die Fairtrade-Prämie für Kakao hauptsächlich
verwendet, um Produzentenorganisationen und Bauern bei der Stärkung ihrer
Betriebe und Lebenssituation zu unterstützen. Im Berichtsjahr 2013–14 waren
das 45 Prozent der Fairtrade-Prämieneinnahmen. Davon wurden 27 Prozent
für Gemeinschaftseinrichtungen und Infrastruktur, vor allem für den Bau von
Lagergebäuden für den geernteten Kakao und Lagerstätten für Betriebsmittel, für
die Anschaffung gemeinsam genutzter Fahrzeuge zum Einbringen und Transport
der Ernten, für die Entwicklung verbesserter Trocknungsanlagen und für den Aufbau
von Baumschulen zur Zucht neuer Kakaobäume verwendet. Diese Investitionen
sorgen für eine gute Bewirtschaftung, Lagerung und Verarbeitung des Kakaos,
der Schlüssel zu einer hohen Qualität und geringeren Verlusten, wodurch letztlich
Absätze und Einkommen steigen. Die Gemeinschaftseinrichtungen und Angebote
bilden eine wichtige und hoch geschätzte Unterstützung für die Bauern in den
Kooperativen, die sich solche Investitionen alleine nicht leisten könnten. ■■ Zu 43 Prozent fnanzierte die Fairtrade-Prämie Leistungen an die Mitglieder von
Kleinbauernorganisationen, u.a. landwirtschaftliche Geräte und Betriebsstoffe,
Fortbildungen, Kredite und Direktzahlungen an Bäuerinnen und Bauern. Zumeist
bestehen die Geräte und Betriebsstoffe aus Macheten zur Ernte des Kakaos,
Pestiziden und Spritzgeräten, Gummistiefeln und Gartenscheren zur besseren
Baumpfege. Zu den Fortbildungen gehörten Beratungsdienste für Bäuerinnen und
Bauern sowie die Einführung guter landwirtschaftlicher Praxis auf Farmen. Bäuerinnen
und Bauern erhielten Schulungen zur Produktivitäts- und Qualitätssteigerung,
nachhaltiger Forstwirtschaft, Umweltschutz, Schädlingsbekämpfung sowie Kinder-
und Jugendschutz. ■■ Die Fairtrade-Prämie wurde in 31 Prozent aller Fälle direkt an Kakao-Bäuerinnen
und -Bauern ausgezahlt, häufger als in den Jahren zuvor. In einigen Fällen nutzten
die Organisationen diese Zusatzzahlungen, um die jeweilige Qualität des Kakaos
zu honorieren, die die einzelnen Bäuerinnen und Bauern produzieren. Sie wird
außerdem verwendet, um einen Anreiz für höhere Produktivität und mehr Loyalität
der Mitglieder gegenüber der Kooperative zu geben, so dass Bauern, die mehr
Kakao für die Organisation produzieren und über diese verkaufen, einen höheren
Bonus aus der Fairtrade-Prämie erhalten. Dass Direktzahlungen an Bauern so häufg
vorkommen, verdeutlicht die große Armut unter Kakaobäuerinnen und -bauern aus
Westafrika. ■■ Seit Oktober 2012 werden Produzentenorganisationen für Kakao dazu angehalten,
mindestens 25 Prozent ihrer Fairtrade-Prämieneinnahmen in Aktivitäten zu
investieren, die die Produktivität auf den Farmen ihrer Mitglieder und die Qualität ihres
Kakaos verbessern. Im Berichtsjahr 2013–14 gaben Fairtrade-Kakaoorganisationen
gemäß unserer Berechnungen 37 Prozent ihrer Fairtrade-Prämie für Projekte zur
Verbesserung von Produktivität und Qualität ihres Kakaos aus. Davon fossen zehn
Prozent in Verbesserungen von Farmen, wie Fortbildungen für Bäuerinnen und
Bauern oder Geräte und Betriebsstoffe, 27 Prozent in Gemeinschaftseinrichtungen
und Infrastruktur.
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41 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Produzenten Bericht
An der Elfenbeinküste setzt man auf Wachstum
Ein Produzent der Kooperative ECOOKIM bei der Arbeit. ECOOKIM ist ein Zusammenschluss von sieben Einzelkooperativen aus verschiedenen ländlichen Regionen der Elfenbeinküste. © Nabil Zorkot / Fairtrade Deutschland
Nachgeforscht: Grundlagenstudie mit Fairtrade-Kakaoproduzenten in Westafrika
Investitionen in Maßnahmen zur Unternehmensförderung sind unter
Kakaobäuerinnen und -bauern an der Elfenbeinküste beliebt. Die
Kooperative ECOOKIM verkaufte 2011 erstmals zu Fairtrade-Bedin-
gungen und hat ihre Fairtrade-Prämie in letzter Zeit in den Bau von
Lagerhallen für Kakao, Weiterbildungsprogramme für neue Anbautech-
niken und in die Optimierung von Fermentationstechniken investiert.
Die Organisation legt die Prämie außerdem in Betriebsmittel, Dünger,
neue Pfanzen und Baumschulen an, sie stellte einen Agrartechniker
ein, der Bäuerinnen und Bauern berät und Fortbildungen für regio-
nale Multiplikatoren durchführt.
So konnten die Mitglieder der Kooperative die Qualität ihrer Ernten
erhöhen und ihre Ernteerträge von 250kg auf bis zu 650kg pro Hektar
steigern. Dies hat wiederum zu höheren Absätzen geführt und somit
zu verbesserten Einkommen und positiveren Zukunftsaussichten.
„Es fühlt sich so gut an, wenn jemand auf mich zukommt und sagt
‚Ich habe meine Einkünfte und meine Ernteerträge steigern können‘“,
meint Aminata Bamba, Leiterin für Nachhaltigkeit der Kooperative.
„Schritt für Schritt sehen wir, wie sich die Lebensqualität hier ver-
ändert. Ein Frau erzählte mir kürzlich, ‚Ich habe jetzt ein Bett.‘ Zuvor
hatte sie auf einer gefochtenen Matte geschlafen.“
Die ganze Geschichte können Sie in englischer Sprache hier
lesen: http://bit.ly/SweetDemocracy
Im Jahr 2014 kamen Fairtrade International, Fairtrade Africa, das World Agroforestry Centre
(ICRAF) und Bioversity International zusammen, um gemeinsam eine mehrdimensionale
Grundlagenstudie (Baseline Research) mit Kleinbäuerinnen und -bauern und ihren Koope-
rativen im westafrikanischen Kakaoanbau durchzuführen. Rasant ansteigende Fairtrade-
Beitrittszahlen von Kakao anbauenden Produzentenorganisationen aus Ghana und der
Elfenbeinküste bildeten eine einzigartige Gelegenheit, eine Grundlage für zukünftige
Datenerhebungen und Wirkungsstudien zu schaffen.
Konzept und Methoden Die Studie verwendet einen multidimensionalen Ansatz, der entwickelt wurde, um umfas-
sende Daten über die Lebenssituation von Haushalten im Kakaoanbau sowie über die
wirtschaftliche Überlebensfähigkeit der Kooperativen, die diese Haushalte mit dem
Markt verbinden, zu generieren. Sie betrachtet fünf verschiedene Formen produktiven
„Kapitals“ – Naturkapital, Humankapital, Sozialkapital, Finanzkapital und Sachkapital –
unter der Annahme, dass Menschen umso bessere Möglichkeiten zu Anpassung und
Entwicklung haben, je größer ihr darauf beruhendes Gesamtkapital ist. Die Datenerhebung
erfolgte sowohl auf Ebene der Kooperativen als auch auf Ebene der Bauernhaushalte. Vier
Kooperativen, die mit Fairtrade zusammenarbeiten, wurden für die Studie ausgewählt,
innerhalb von ihnen wurden insgesamt 322 nach dem Zufallsprinzip bestimmte Haushalte
befragt. Außerdem wurden 77 Haushalte dieser Kooperativen aus derselben Gegend
ohne Verbindung zu Fairtrade in die Datenerhebung aufgenommen.
http://bit.ly/SweetDemocracy
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42 FAIRTRADE IN ZAHLEN | S IEBTE AUSGABE 2015
Studienergebnisse auf Kooperativen-Ebene Die vier kooperativen Zusammenschlüsse im ghanaischen Kakaogürtel wurden anhand
einer Reihe mehrdimensionaler Indikatoren untersucht. Diese recht jungen Kooperativen
wurden von externen Organisationen initiiert und registrierten sich zwischen 2011 und
20112 offziell als Kooperativen.
Sozialkapital: ■■ Mitgliederentwicklung: Insgesamt erleben die Kooperativen einen rasanten Zulauf
an Mitgliedern. Bei zwei Kooperativen haben sich die Mitgliedszahlen in der kurzen
Zeit seit ihrer Gründung sogar mehr als verdoppelt. ■■ Hohe Beteiligung von Frauen: Frauen machen einen verhältnismäßig hohen Anteil
unter den Mitgliedern aus, zwischen 30 und 40 Prozent. Dies zeigt mindestens ein
klares Interesse an von Kooperativen gebotenen Leistungen wie dem Zugang zu
Fairtrade-Märkten, Fortbildungen und technischer Unterstützung. ■■ Kakaovertrieb: In Ghana wird der Verkauf und die Vermarktung von Kakao
von Ghanas Cocoa Board, COCOBOD, kontrolliert. Der Ankauf wird über ein
Netzwerk lizenzierter Beschaffungsunternehmen (licensed buying companies,
LBCs) geregelt, die Preise legt der Staat fest. Die Fairtrade-Kooperativen meldeten
fast keine Schwierigkeiten mit ihren LBCs. Dennoch zeigt sich deutlich, dass die
Kakaomengen, die sie zu Fairtrade-Bedingungen an LBCs verkaufen und für die
sie die Fairtrade-Prämie erhalten, nur einen kleinen Anteil der Gesamtproduktion
einer Kooperative ausmachen. ■■ Begrenzter Zugang zu Dienstleistungen: Die Kooperativen bleiben stark abhängig
von externen Organisationen, wenn es um projektbezogene Unterstützung geht.
Weil unterstützende Maßnahmen sehr beschränkt sind, bleiben viele Belange der
Mitglieder ungelöst. Sobald Projekte enden, bleiben die Menschen auf sich gestellt.
Humankapital: ■■ Verwaltungsstrukturen: Die Kooperativen verfügen über grundlegende Verwal-
tungsstrukturen, die den organisatorischen Rahmen für eine Mitgliederbeteiligung
liefern. Frauen machen zwar einen guten Teil der Mitglieder aus, doch in
Führungspositionen sind sie deutlich seltener vertreten. Nur 17 Prozent der Vertreter
auf Generalversammlungen und 20 Prozent der Vorstandsmitglieder sind weiblich. ■■ Informationsaustausch: Ein Wissensaustausch fndet hauptsächlich auf von
den Kooperativen veranstalteten informellen Treffen statt. Einige Mitglieder
drückten ihre Unzufriedenheit mit der Bereitstellung von Informationen seitens
ihrer Organisationen aus. ■■ Beschränkte Verwaltungskapazitäten: Die Kooperativen dokumentieren
Informationen über Einkünfte oder Ausgaben nicht ausreichend. Die weitere
Entwicklung und das Wachstum der Verbände hängen von der Entwicklung eines
besseren Finanzmanagements und einer besseren Übersicht der Verwaltung über
die Mitglieder.
Sachkapital: ■■ Unzureichendes Sachkapital: Auch wenn insgesamt kein besonders hoher Bedarf
an Geräten und Ausrüstung besteht, da Kooperativen weder Massenproduktion
betreiben, noch den Kakao weiterverarbeiten, stellt die Studie trotzdem fest, dass
derzeitig diese Form der Vermögenswerte unterhalb eines wünschenswerten
Niveaus liegen.
Finanzkapital: ■■ Das Überleben der Kooperativen ist an die Fairtrade-Prämie geknüpft:
Derzeit fnanzieren sich die Kooperativen nur aus der Fairtrade-Prämie. Die einzige
Möglichkeit für Kooperativen