finanzmärkte – ohnmachtsgefühle oder mitgestaltung? karin küblböck Öfse Österreichische...
TRANSCRIPT
Finanzmärkte – Ohnmachtsgefühle oder
Mitgestaltung?
Karin KüblböckÖFSE
Österreichische Forschungsstiftung für
Internationale Entwicklung
Struktur der Präsentation
• Funktionen von Finanzmärkten• Entwicklung der Finanzmärkte• Fehlentwicklungen• Finanzkrisen• Reformvorschläge
Funktionen von Finanzmärkten
FM erfüllen wesentliche FunktionenFinanzierung der Erzeugung und des Konsums
von Waren und Dienstleistungen
Währungstausch für internationalen HandelKredite für Entwicklungsfinanzierung
Diese Funktionen haben relativ an Bedeutung verloren!
Haushalte= SparerInnen
Unternehmen= InvestorInnenFinanzmarkt
Industriekapitalismus der Nachkriegszeit
Europe, USA, Japan
„Fordismus“ – ArbeiterInnen sind auch KonsumentInnen, steigende Reallöhne schaffen Nachfrage für neue Produkte
„Gezähmter Kapitalismus“: Hohe Wachstumsraten, Gewinne zwischen Arbeit und Kapital aufgeteilt.
Aber auch: Kosten: Internationale Arbeitsteilung, Genderbeziehungen, Umwelt,..
Geld und Finanzpolitik des Industriekapitalismus
Finanzmärkte dienen
der Industriellen Entwicklungund dem internationalen Handel
=> Geringe Zinssätze
=> Bedarf nach stabilen Wechselkursen
Geringe Zinssätze
Zinssatz minus Wachstumsrate
Bretton Woods Regime
US-Dollar as lead and anchor
currency
Fixed exchange
rates
Assistance in case of
balance of payments problems
(IMF)
Politischer Konsens
Stabile Bedingungen für Wirtschaftsentwicklung
WEED PeWa
Capital Controls
Krise des Bretton Woods Systems
Wirtschaftsentwicklung von Westeuropa und Japan
USA druckt Geld um Vietnamkrieg zu unterstützen – Goldbindung wird immer unglaubwürdiger
1971 beendet USA Konvertibilität (Frankreich wollte seine US-$ in Gold wechseln)
Frei schwankendeWechselkurse
Beginn der derzeitigen Globalisierung –
„Finanzialisierung“
1973: Ende von BW
Neue Geld und Finanzpolitik
Hohe Zinssätze
Inflationsbekämpfung
Deregulierung und Liberalisierung der Finanzmärkte
Kombiniert mit Revolution der Informationstechnologie
Änderung der Rolle der Finanzmärkte
Zinssätze
Zinssätze minus Wachstumsrate
„Finanzialisierung“:
Facts & Figures
Währungsreserven und Devisenhandel weltweit, 1980 - 2004
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
4500
Wäh
run
gsr
eser
ven
in M
rd. $
am
Jah
rese
nd
e
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
2000
Dev
isen
han
del
in M
rd. $
pro
Han
del
stag
Währungsreserven* 413 768 983 1358 1636 2022 3812
Devisenhandel** 120 590 820 1190 1490 1200 1880
1979/80 1989 1992 1995 1998 2001 2004
Quellen: BIZ, 66., 71., und 76. Jahresbericht; Triennial Central Bank Survey, Foreign Exchange and derivative masrket activity in 2004, March 2005
Explosion des Devisenhandels
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
3200 Billons US$
25 Billion US$
Daily Traded Foreign Exchange
Daily Volume of World Trade
20072007
Aktienbestand und Aktienhandel weltweit, 1980 - 2005
0
10
20
30
40
50
60
Bill
ion
en D
olla
r
0,0
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
1,6
1,8
Um
sch
lag
häu
figke
it p
ro J
ahr
Aktienbestand* 2,9 8,9 10,6 10,1 12,9 14,5 17,1 19,5 21,7 25,4 35,0 31,0 26,6 22,8 31,3 39,5 44,5
Aktienhandel** 0,3 5,7 5,7 5,6 8,1 9,5 10,8 14,0 19,6 23,5 33,1 49,8 38,1 33,1 33,3 42,3 51,1
Umschlaghäufigkeit**** 0,1 0,6 0,5 0,6 0,6 0,7 0,6 0,7 0,9 0,9 0,9 1,6 1,4 1,5 1,1 1,1 1,1
1980 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005
* Marktkapitalisierung am Jahresende; Quelle: World Federation of Exchanges
Finanzgeleiteter Kapitalismus
Produktive
Investoren
„Finanzmärkte sind bestimmt von Unternehmen und Individuen, die nach profitablen Investitionen suchen, die
immer knapper werden.
Sparer:Individuen,
Firmen
Finanzinvestoren Gruppen überschneiden sich
Finanzmärkte: Überliquidität
Heute: Gesellschaften folgen der Logik von Finanzinteressen!
„Gesellschaften sollten fähig sein, ihre Finanzmärkte je nach ihren politischen Prioritäten zu steuern“
verkehrte Logik
Konsequenz:
Finanzmärkte
Wirtschaftspolitik
Unternehmensverhalten
Finanzsektor-interessen
Ökonomische Ergebnisse
Lohnquote in USA, Japan und EU-15, 1975-2005
65
67
69
71
73
75
77
79
81
wag
e sh
are
in %
of G
DP*
EU-15 USA JapanQuellen: European Economy, 6/2002 und 6/2004, Statistical Annex, jedw eils Table 32
* bereinigt um Veränderungen der Beschäftigtenanteile
Financialisation: Steigende Macht von Kapital
Senkung von Unternehmenssteuern Sinkende Reallöhne
Steigende Unternehmensgewinne
höhere Investitionen?
Gewinn- und Investitionsquoten in EU 15, 1975-2005
18
20
22
24
26
28
30
32
34
in %
of G
DP
share of investment
share of profits
Linear (share ofprofits)Linear (share ofinvestment)
Kapital- und Vermögenssteuersätze sinken…
Es gibt (gab…) viel liquides Kapital!
Geld sucht nach profitablen Investitionen
Privatisierungsdruck:
Wasser, Infrastruktur, PensionenNeue Finanzinstrumente: Derivative
Spekulationswellen: Dot.com Aktien, Immobilien, Rohstoffe, Nahrungsmittel –
what next?
Neue Instrumente - Derivative
Neue Akteure: Hedge Funds
• Geschätzte Anzahl: 9.000• Investiertes Volumen: 1,5 Billionen US$• Täglicher Derivathandel: 6 Billionen US$
• Meistens Sitz in Offshore Zentren• Vollkommen unreguliert und inransparent• Hohe Hebelwirkung
Folgen der Finanzialisierung
Steigende Ungleichheit
Steigende Instabilität
Steigende Ungleichheit
not nur ein moralisches, sondern auch ein ökonomisches Problem auch in steigendem Maße von Mainstream-Ökonomie erkannt
Steigende Instabilität • Gefahr von plötzlichem Umschwung der
KapitalflüsseSüdostasienkrise
• AnsteckungsrisikoBrasilien, Russland, SüdafrikaSubprime Krise
• Prozyklische Natur von Finanzmärkten
Instabilität: Private Kapitalflüsse in Entwicklungsländer
Wesentliches Element: Steueroasen
WEED PeWa
•Keine oder niedrige Steuern
•Keine oder wenig Regulierung
•Keine oder wenig Aufsicht
•Keine oder wenig Transparenz
Cayman Islands: British Dependent Territory / internal autonomy
Bevölkerung: 29.200
Banken: 575 (50 clients/bank)
Kapitalstock: 500 billion USD (17 Million/Person)
Registrierte Firmen: 34.000
What to do?
Demokratische Kontrolle der Finanzmärkte
Kapitalflusskontrollen
Langfristige Investitionen fördern
Öffentliche Dienstleistungen erhalten
Steuergerechtigkeit/Internationale Steuerkooperation
Finanzmärkte zähmen
• Kapitaleinfluss-/Ausflusskontrollen • Finanzttransaktionssteuern• Steueroasen (Offshore Zentren) schließen• Zulassungspflicht und Regulierung neuer Produkte (Derivate)• Strenge Regulierung aller Fonds• Wechselkurskooperation • Reform der Internationalen Finanzinstitutionen
• Verstaatlichung der Ratingagenturen • Höhere Eigenkapitalvorschriften für Banken• Verbot von Stock Options • EU-weite Finanzmarktaufsicht• Internationale Steuerkooperation
Sich informieren!
Interessen hinter der Sachzwangrhetorik entziffern
Organisieren! Bildung, Kampagnen, Medien-, Lobbyarbeit
Allianzen schmieden International, National, Lokal
Wie?
Danke für die Aufmerksamkeit!