flashmob auf rollen...ein flashmob auf skateboards“, erklärt einer der initiatoren. namentlich...

1
16 STADT [LIFT 08.16] Wer in den letzten Wochen mit dem Auto im Stuttgarter Westen unterwegs war, wurde un- ter Umständen Zeuge einer überaus merk- würdigen Prozession. Ein Haufen junger Men- schen saust auf Rollbrettern die Reinsburg- straße herab, am Ende sind es über hundert Skater. Die Autofahrer fahren verwundert rechts ran, beobachten das Spektakel. Nach fünf Minuten ist es vorbei und eine fast un- wirkliche Stille liegt über der Straße. Was hier passiert ist? Kesselride natürlich! „Kesselride ist im Grunde ein Flashmob auf Skateboards“, erklärt einer der Initiatoren. Namentlich genannt werden möchte er nicht, so ein Flashmob lebt eben von der Anonymität. Rund 150 Skater sind es, die da downhill in die City sausen. Kesselride, das ist also eine Art gesellige Feier- abendausfahrt auf Rollen, die regelmäßig auf verschiedenen Wegen in die Innenstadt führt. Die nächste steigt am 27. August. „Ziel ist im- mer das Zwölfzehn, mit dem wir die ganze Sa- che auch veranstalten.“ Der Clou: Wer bei der Ausfahrt dabei ist und sich einen Stempel abholt, hat abends freien Eintritt an der „Talstation“, wie die Veranstal- ter das Zwölfzehn nennen. „Dort gibt’s dann erst mal Freibier und ein paar Spiele und Tricks, außerdem stellen unsere Sponsoren Goodies zur Verfügung. „Ohne die“, stellt er klar, „könn- ten wir das nicht aufrechterhalten.“ Danach geht’s rund an den Turntables, oft sind DJs mit reichlich Renommee wie 5ter Ton am Start. Ein wenig erinnert das alles an ein Fa- milientreffen. „Definitiv“, meint der passio- nierte Skater, „die Skate-Szene in Stuttgart ist zwar groß und hat viel auf die Beine gestellt, aber bei Events wie Kesselride merkt man, dass wir alle zusammenhalten.“ Wie bei den Massiven Tönen eben: Wir sind die Coolsten wenn wir cruisen, wenn wir durch die City düsen... BS KESSELRIDE [27.8., Zwölfzehn, Paulinenstr. 45, S-Mitte] Schaut man in die vielen Autos, die sich mor- gens in den Kessel schlängeln, fällt eins auf: In den meisten sitzt nur ein Mensch, und zwar der Fahrer. Würden sich all die Einzelpiloten zusammentun, um zur Arbeit zu fahren, gäbe es mit Sicherheit eines: weniger Stau. Auch die schlechten Feinstaub-Werte im Kessel könn- ten somit verbessert werden. Das dachten sich auch die Gründer von „Match Rider“. Das Heidelberger Start-Up-Unternehmen, das bereits eine Platt- form für Mitfahrgelegen- heiten entwickelt hat, präsentiert jetzt die dazu- gehörige App, die genau das Thema angehen und Pendler aus der Region zu- sammenbringen soll. Versuchskaninchen für das Pilotprojekt ist ausgerechnet die B27 zwischen Tübingen und Stuttgart, „wo es sich zu den Berufsverkehrszeiten täg- lich extrem staut“, sagt Katina Schneider von Match Rider. Das Mitfahr-System ist bekannt und doch an- ders: Die Fahrtangebote sind verbindlich und gibt’s zum Fixpreis von 15 Cent pro Kilometer. Sogenannte „Match Points“ fungieren auf festgelegten Routen wie Bushaltestellen, um Mitfahrer bequem aufzupicken. Wenn eine Fahrt verpasst wird, kann man gleich die näch- ste buchen. Damit soll ein flexibles, zuverläs- siges Netz aus Mitfahrgelegenheiten auf Kurz- streckenbasis aufgebaut werden. Hier scheinen jedenfalls Zukunftsglocken zu läuten: Zwischen dem Studentenstädtle und dem Kessel gibt es täglich bereits 40 feste Sit- ze – innerhalb nur eines Monats. LEH [www.matchridergo.de] DOWNHILL IN DIE INNENSTADT GEHT NICHT NUR AUF BIKES – SAGEN DIE GUERILLA-SKATER VON KESSELRIDE FLASHMOB AUF ROLLEN TESTGEBIET B27: NEUE APP „MATCHRIDERGO“ SOLL VERKEHRSCHAOS LICHTEN SCROLLEN STATT DAUMEN RAUS Foto: Match Rider (u.), Kesselride (o.) Einer, zwei, drei – viele. Bei Kesselride rauschen Stuttgarter Rollbrettfahrer durch die City

Upload: others

Post on 01-Jun-2020

5 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: FLASHMOB AUF ROLLEN...ein Flashmob auf Skateboards“, erklärt einer der Initiatoren. Namentlich genannt werden möchte er nicht, so ein Flashmob lebt eben von der Anonymität. Rund

16 STADT

[LIFT 08.16]

Wer in den letzten Wochen mit dem Auto imStuttgarter Westen unterwegs war, wurde un-ter Umständen Zeuge einer überaus merk-würdigen Prozession. Ein Haufen junger Men-schen saust auf Rollbrettern die Reinsburg-straße herab, am Ende sind es über hundertSkater. Die Autofahrer fahren verwundertrechts ran, beobachten das Spektakel. Nachfünf Minuten ist es vorbei und eine fast un-

wirkliche Stille liegt über der Straße. Was hierpassiert ist? Kesselride natürlich! „Kesselride ist im Grundeein Flashmob auf Skateboards“, erklärt einerder Initiatoren. Namentlich genannt werdenmöchte er nicht, so ein Flashmob lebt eben vonder Anonymität. Rund 150 Skater sind es, dieda downhill in die City sausen. Kesselride, das ist also eine Art gesellige Feier-

abendausfahrt auf Rollen, die regelmäßig aufverschiedenen Wegen in die Innenstadt führt.Die nächste steigt am 27. August. „Ziel ist im-mer das Zwölfzehn, mit dem wir die ganze Sa-che auch veranstalten.“ Der Clou: Wer bei der Ausfahrt dabei ist undsich einen Stempel abholt, hat abends freienEintritt an der „Talstation“, wie die Veranstal-ter das Zwölfzehn nennen. „Dort gibt’s dannerst mal Freibier und ein paar Spiele und Tricks,außerdem stellen unsere Sponsoren Goodieszur Verfügung. „Ohne die“, stellt er klar, „könn-ten wir das nicht aufrechterhalten.“ Danach geht’s rund an den Turntables, oft sindDJs mit reichlich Renommee wie 5ter Ton amStart. Ein wenig erinnert das alles an ein Fa-milientreffen. „Definitiv“, meint der passio-nierte Skater, „die Skate-Szene in Stuttgart istzwar groß und hat viel auf die Beine gestellt,aber bei Events wie Kesselride merkt man, dasswir alle zusammenhalten.“ Wie bei den Massiven Tönen eben: Wir sinddie Coolsten wenn wir cruisen, wenn wir durchdie City düsen... BS

KESSELRIDE [27.8., Zwölfzehn, Paulinenstr. 45, S-Mitte]

Schaut man in die vielen Autos, die sich mor-gens in den Kessel schlängeln, fällt eins auf: Inden meisten sitzt nur ein Mensch, und zwarder Fahrer. Würden sich all die Einzelpilotenzusammentun, um zur Arbeit zu fahren, gäbees mit Sicherheit eines: weniger Stau. Auch dieschlechten Feinstaub-Werte im Kessel könn-ten somit verbessert werden.Das dachten sich auch die Gründer von„Match Rider“. Das HeidelbergerStart-Up-Unternehmen,das bereits eine Platt-form für Mitfahrgelegen-heiten entwickelt hat,präsentiert jetzt die dazu-gehörige App, die genaudas Thema angehen undPendler aus der Region zu-sammenbringen soll. Versuchskaninchen für dasPilotprojekt ist ausgerechnetdie B27 zwischen Tübingenund Stuttgart, „wo es sich zuden Berufsverkehrszeiten täg-

lich extrem staut“, sagt Katina Schneider vonMatch Rider.Das Mitfahr-System ist bekannt und doch an-ders: Die Fahrtangebote sind verbindlich undgibt’s zum Fixpreis von 15 Cent pro Kilometer.Sogenannte „Match Points“ fungieren auffestgelegten Routen wie Bushaltestellen, umMitfahrer bequem aufzupicken. Wenn eineFahrt verpasst wird, kann man gleich die näch-

ste buchen. Damit soll ein flexibles, zuverläs-siges Netz aus Mitfahrgelegenheiten auf Kurz-streckenbasis aufgebaut werden.Hier scheinen jedenfalls Zukunftsglocken zuläuten: Zwischen dem Studentenstädtle unddem Kessel gibt es täglich bereits 40 feste Sit-ze – innerhalb nur eines Monats. LEH

[www.matchridergo.de]

DOWNHILL IN DIE INNENSTADT GEHT NICHT NUR AUF BIKES – SAGEN DIE GUERILLA-SKATER VON KESSELRIDE

FLASHMOB AUF ROLLEN

TESTGEBIET B27: NEUE APP „MATCHRIDERGO“ SOLL VERKEHRSCHAOS LICHTEN

SCROLLEN STATT DAUMEN RAUS

Foto

: Mat

ch R

ider

(u.),

Kes

selri

de (o

.)

Einer, zwei, drei – viele. Bei Kesselride rauschen Stuttgarter Rollbrettfahrer durch die City