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ULMER ECHO Gefangenenmagazin aus der JVA Düsseldorf Ulmer Höh’ ULMER ECHO 2/2008 D D r r o o g g e e n n p p o o l l i i t t i i k k i i n n e e i i n n e e r r s s a a u u b b e e r r e e n n R R e e p p u u b b l l i i k k Z Z u u m m v v e e r r l l i i n n k k t t e e n n I I n n h h a a l l t t s s v v e e r r z z e e i i c c h h n n i i s s h h i i e e r r k k l l i i c c k k e e n n ! !

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Page 1: Gefangenenmagazin aus der JVA Düsseldorf Ulmer Höh ... - Ulmer … · Unser Titelbild mit dem Plenarsaal des Bundes-tages: Gestaltung [er/ws] Layout [ws/er] Auflage 2.500 Exemplare

ULMERECHOGefangenenmagazin aus der JVA Düsseldorf Ulmer Höh’

ULMER ECHO 2/2008

DDrrrrooooggggeeeennnnppppooooll ii tttt iikkkk

iiiinnnn eeeeiiiinnnneeeerrrr ssssaaaauuuubbbbeeeerrrreeeennnn RRRReeeeppppuuuubbbbllll iiiikkkk

ZZuumm vveerrll iinnkktteennIInnhhaall ttssvveerrzzeeiicchhnniiss

hhiieerr kkll iicckkeenn!!

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Impressum

Liebe Leserinnen undLeser des ULMER ECHO,

Weihnachten werden Kleineund Große mit Geschenkenbeschert – und es gibt sienoch, die leuchtenden Kin-deraugen. Dessen ungeachtetist die Rede von einer „schö-nen Bescherung“ meist sar-

kastischer Ausdruck für herbe Enttäuschungen oderkatastrophale Entscheidungen. Seit Jahrzehntenführen verpasste Chancen in der Drogenpolitikimmer wieder zu „schönen Bescherungen“, dienicht selten Elend und Lebensgefahr verursachen.Das laufende, jahrelange Hickhack um die „Origi-nalstoffvergabe“ zeigt überdeutlich die Verantwor-tungslosigkeit Vieler in der Bundespolitik.

Vom globalen „Krieg gegen die Drogen“ bis zudem, was uns die aktuelle Landesregierung im hei-mischen NRW an „Schönem“ beschert hat, reichendie Themen unseres Schwerpunktes, den wir ausder Sonderausgabe „Drogen“ entnommen haben.

Liegt es an den vielen ermutigenden Reaktionenauf unsere neu konzipierte Sonderausgabe „Dro-gen“? Der Redaktion kommt jedenfalls mancheFormulierung in unserem Heft inzwischen zu harm-los vor. Ist die „Logik“ aktueller Drogenpolitik soverbreitet (und prägend!), dass der Menschen ver-achtende Widersinn erst denen aufscheint, die sichin journalistischem Ernst für eine Weile dem Heu-len mit den Wölfen und dem Wiederkäuen derimmer gleichen Unwahrheiten versagen?

Nach wie vor käme es darauf an, Menschen in Notzu helfen – und nach wie vor wird Helfen durchGesetze und staatliche Maßnahmen verunmöglichtoder erschwert. Nirgends wird das so deutlich wiein den von drogenabhängigen Kleinkriminellenüberschwemmten Vollzugsanstalten, in denen unterchronischem Personalmangel das politisch zu ver-anwortende Elend verwaltet wird.

Wir wünschen allen, die dieses ULMER ECHO in dieHand bekommen, neben einer interessanten Lektü-re zum Weihnachtsfest eine wirklich schöneBescherung: die Wärme echter Begegnungen unddie Ermutigung strapazierter Hoffnung! Frohe Weihnachten wünscht für die Redaktion

ULMER ECHOGefangenenmagazin aus der JVA Düsseldorf

– seit 1975 –

35. Jahrgang. Ausgabe 2/2008

Schwerpunkt: Drogenpolitik

Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich:P. Wolfgang Sieffert OP

Redaktion dieser AusgabeEdy R..[er]Alex B. [ab]Wolfgang Sieffert OP [ws]

Titelgestaltung[er/ws]

Unser Titelbild mit dem Plenarsaal des Bundes-tages: Gestaltung [er/ws]

Layout[ws/er]

Auflage2.500 Exemplare

DruckEigendruck auf Risograph RN 2000 EP

AnschriftULMER ECHOUlmenstraße 95, 40476 Düsseldorf

[email protected]

ULMER ECHO im Internet (seit 1996)www.ulmerecho.de (mit Archiv, Fotos u.v.a.m.)

TrägerKatholischer Gefängnisverein Düsseldorf e.V.

Auskünfte0211/9486-230 oder -348

FinanzierungDas ULMER ECHO finanziert sich ausschließlich ausSpenden und wird kostenlos abgegeben. Ohne Spenden kein ULMER ECHO.

Spendenbitte an: Kath. Gefängnisverein,Postbank Köln; BLZ 370 100 50Kto.-Nr. 74558-506, Vermerk: ULMER ECHO

Nachdruck erwünscht!Unter Angabe der Quelle und gegen Zusendungzweier Belegexemplare ist Nachdruck ausdrücklichgestattet.

Der Herausgeber

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3ULMER ECHO 2/2008 Inhalt

Schwerpunkt: Drogenpolitik

Streit um Substitution, Methadonund Heroin .......... ab Seite 17

Ulmer Höh’ internMusik macht Gefühle hörbar (Musikangebote in der Ulm) . . . . . 28Viele Vorteile – und ein „großer“ Nachteil: Yoga . . . . . . . . . . . . 29Spiel, Satz und Sieg: Volleyballcup 2008 . . . . . . . . . . . . . . . . . 30Entlassungsvorbereitung: Hilfe bei der Arbeitssuche . . . . . . . . . 31Diverses: Spielgruppe, Theatergruppe, Scheideweg, Lesen . . . . 32Diverses: Tagung, Ombudsmann, Aids-Hilfe . . . . . . . . . . . . . . . . 33Essen auf der Ulm´: Friss oder stirb . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34Essen auf der Ulm´: Das Ei (KEINE Satire!) . . . . . . . . . . . 35Zeitreise: nach 21 Jahren wieder im Knast . . . . . . . . . . . . . 36GefangenenMitVerantwortung (GMV) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37Todesanzeigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

Leserbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40Kurz notiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42Pressespiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

Hinweise / RatgeberSportplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48Einkaufstermine 2008 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49Beratungsstelle Gefangenenfürsorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50Buchvorstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51Medienzentrum: neue DVDs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .52Gruppenangebote und Ansprechpartner . . . . . . . . . . . . . . . . .54Preisfrage und Kreuzworträtsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

Drogenkonsum steigt weltweit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6Drogen und Terror (Artikel von Günter Amendt) . . . . . . . . . . . . . 6Kosten und Nutzen der Drogenkriminalisierung . . . . . . . . . . . . . . 8Hartwigs-Rechnung (Kosten der Prohibition) . . . . . . . . . . . . . . . 10Ist das BtmG (Betäubungsmittelgestez) noch sinnvoll? . . . . . . . 11Nachrichten: NRW, Studierende, Kinder, USA . . . . . . . . . . . . . . 16Methadon: Wieso Abhängige eine gefährliche Droge erhalten . . 17Irrsinniger Kompromiss (Methadonvergabe) . . . . . . . . . . . . . . . 19Der große Streit ums Heroin (Originalstoffvergabe) . . . . . . . . . . 23NRW ist stolzer Vorreiter in Sachen Diskriminierung . . . . . . . . 25Presseartikel: „NRW greift durch“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26Sein Tatort ist der Knast (Joe Bausch, JVA-Arzt) . . . . . . . . . . . . 27

Drogenpolitik und Terrorismus.............................. ab Seite 6

Margot Gräfin von Schwerinist gestorben .............. Seite 39

Buch: „Frauen im Gefängnis.“Auch das gibt es! ....... Seite 51

Titelbild (das Original-Titelbild ohne Inlet) . . . . . . . . . . . . . . . (57)Editorial und Impresssum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2Spendenaufruf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4Weihnachtsprogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

ZZeeii llee kkll iicckkeenn == AArrtt iikkeell ööff ffnneenn

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NNooeell bbaayyrraammiinnzz kkuuttlluu oollssuunnGGllaadd JJuullVVeesseell BBÙÙûûiiBBoonn NNaattaallee

MMeerrrryy CChhrriissttmmaassFFeelliizz NNaavviiddaaddGGllÊÊddeelliigg JJuullAAlleeggrree NNaattaall

BBoonn NNooeellRRaaddeessttaann BBÚÚûûiicc

BBoollddoogg,, kkeelllleemmeess kkaarr��ccssoonnyyii ¸̧nnnneeppeekkeett!!VVoooorr KKeerrttaavvoonnddVVeesseellÈÈ VV��nnooccee

ULMER ECHO 2/20084 Bitte um Unterstützung

WWiirr ww¸̧nnsscchheenn uunnsserenn LLesserrIInnnenn

und einen guten Start ins Jahr

2009 !Ihre & Eure

ULMER ECHO-Redaktion

Spendenaufrufe gibt es mehr als genug. Unser Appell richtet sich ganz speziell an Sie: Wir benö-tigen Ihre Unterstützung für das ULMER ECHO. Die einzige nicht von einer Anstaltsleitung herausgegebeneGefangenenzeitschrift Westdeutschlands kann ohne Unterstützung von „draußen“ nicht überleben.Diese einzigartige Stimme äußert sich in unserem bis zu viermal erscheinenden Magazin, in den so wichti-gen Broschüren, in denen die Redaktion in fünf Sprachen Inhaftierte mit den notwendigsten Informationenversorgt, in den in Schulen und Bildungsarbeit stark nachgefragten Sonderausgaben und in unserer dauer-haften Präsenz im Internet.Unsere Präsenz im Internet kostet fast nichts, Denken und Redaktionsarbeit kosten uns wenig, da die JVA dieRedakteure „bezahlt“. Beträchtliche Kosten verursachen die jährlich bis zu 25.000 Druckerzeugnisse(Magazine, Info-Broschüren für Gefangene, Sonderausgaben und Faltblätter), Farbe und Papier (für bis zu1 Mio Drucke im Jahr!), Toner, Reparaturen der kleinen Schnelldruckmaschine usw.

Das ULMER ECHO

•• hhiillfftt IInnhhaaffttiieerrtteenn uunndd AAnnggeehhöörriiggeenn,, ssiicchh zzuurreecchhtt zzuu ffiinnddeenn,,

•• sseettzztt ssiicchh kkrriittiisscchh uunndd kkoonnssttrruukkttiivv ffüürr ppoossiittiivvee WWeeiitteerreennttwwiicckklluunnggeenn iimm VVoollllzzuugg eeiinn,,

•• nniimmmmtt ggeesseettzzlliicchhee AAnnsspprrüücchhee uunndd ddeerreenn UUmmsseettzzuunngg uunntteerr ddiiee LLuuppee,,

•• uunndd iinnffoorrmmiieerrtt ddiiee ÖÖffffeennttlliicchhkkeeiitt aauuff hhoohheemm iinnhhaallttlliicchheenn NNiivveeaauu..

Bitte helfen Sie uns!Das ULMER ECHO: die unzensierte, kritische

und authentische Stimme aus der Vollzugswirklichkeit

Sie gehen als SpenderIn auf Nummer sicher:100 % kommen dem eigentlichen Zweck zu Gute – es gibt keine

Verwaltungs- und Werbungskosten.Die Konto-Angaben finden Sie im Impressum – oder nutzen Sie den beigefügten Überwei-sungsträger. Bitte vergessen Sie nicht, Name und Anschrift anzugeben, damit wir Ihnen Ihre

Spendenquittung ordnungsgemäß zusenden können.

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5ULMER ECHO 2/2008 Weihnachten auf der Ulm

Weihnachtsprogramm 2008 auf der UlmNachfolgend erhaltet Ihr einen Überblick über Veranstaltungen, Umschluss und Gottesdienstzeiten Weihnachten 2007 undSylvester. Selbstverständlich findet an jedem Tag auch die Freistunde statt. Neben den Gottesdiensten und den „Steh-parties” sind die zusätzlichen Umschlusszeiten nach den sonst üblichen Verschlusszeiten (15 Uhr) mit der Gestellung vonzusätzlichem Personal verbunden.

Wir danken denen, die zu diesen Zeiten zusätzlichen Dienst schieben!

ErwachsenenvollzugMittwoch, 24.12.2008 (Heiliger Abend)Um 9 Uhr „Christmette” in der Kirche. Anschließend verteilen die Hausarbeiter für jeden Inhaf-tierten eine kleine Gabe des Kath. Gefängnisverein (Kuli,Kerze, was zu rauchen) auf die Zellen. Besonderer Umschluss: im Anschluss an die Abendessen-ausgabe (ca. 15 Uhr) wird auf Wunsch bis zum Rück-schluss (gegen 20 Uhr) Umschluss innerhalb der Abteilun-gen gewährt.

Donnerstag, 25.12.2008 (1. Weihnachtstag)Um 9 Uhr katholische Weihnachtsmesse in der Kirche.Nach dem Mittagessen (bis 14.45 Uhr) „Stehparty” für dieInhaftierten des A- und des C-Flügels in der Kirche (Kath.Gefängnisverein).Kein besonderer Umschluss.

Freitag, 26.12.2008 (2. Weihnachtstag)Um 10 Uhr (bis zum Mittagessen) „Stehparty” für dieInhaftierten des B- und des E-Flügels in der Kirche (Evang.Gefangenenfürsorgeverein)Besonderer Umschluss: im Anschluss an die Abendessen-ausgabe (ca.15 Uhr) wird auf Wunsch bis zum Rück-schluss (gegen 20 Uhr) Umschluss innerhalb der Abteilun-gen gewährt.

Samstag, 27.12. bis Dienstag, 30.12.2008:alle Abläufe wie an normalen Tagen.

Mittwoch, 31.12.2008 (Sylvester)Um 9 Uhr katholischer Jahresabschlussgottesdienst in derKirche. Besonderer Umschluss: im Anschluss an die Abendessen-ausgabe (ca. 15 Uhr) wird auf Wunsch bis zum Rück-schluss (gegen 20 Uhr) Umschluss innerhalb der Abteilun-gen gewährt.

Donnerstag, 01.01.2009 (Neujahr)Keine besonderen Veranstaltungen.Besonderer Umschluss: im Anschluss an die Abendessen-ausgabe (ca. 15 Uhr) wird auf Wunsch bis zum Rück-schluss (gegen 20 Uhr) Umschluss innerhalb der Abteilun-gen gewährt.

Jugendhaus

Mittwoch, 24.12.2008 (Heiliger Abend)10 bis 12 Uhr für eine, 13 bis 15 Uhr für die andere Hälfte des Hauses:Weihnachtsfeiern mit Gästen von draußen.

Donnerstag, 25.12.2008 (1. Weihnachtstag) undFreitag, 26.12.2008 (2. Weihnachtstag)jeweils drei Gottesdienste

PaketmarkeWer draußen keine/keinen hat, die oder der ihm einWeihnachtspaket schickt, kann seine Weihnachtspa-ketmarke dem

Katholischen Gefängnisvereingeben und bekommt dafür eine Gabe.Dieses Angebot gilt nur an Weihnachten und nur fürdie Weihnachtspaketmarke, nicht für andere! Weih-nachten läuft eine Spendenaktion, die das möglichmacht.

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ULMER ECHO 20086

Der UN-Drogenbericht im Jahr2006 berichtet von 200 Millio-

nen Menschen weltweit, die illegaleDrogen – von Heroin bis Ecstasy – zusich nehmen.

Opium- und Coca-AnbauDie globale Produktion von Roh-

Opium lag 2004 nach UN-Schätzun-gen bei 4.850 Tonnen, die zur Herstel-lung von rund 565 Tonnen reinenHeroins ausreichen dürften.

Afghanistan bleibt trotz des Krie-ges der bei weitem größte Opium-Pro-duzent der Welt. Das Land lieferte2005 fast 90% des weltweit angebau-ten Roh-Opiums, das zur Herstellungvon Heroin benutzt wird.* Afghani-sche Drogenlieferanten würden dasOpium inzwischen zunehmend schonvor dem Export zu Heroin weiterverar-beiten lassen, heißt es in dem UN-Report.

Dagegen zeigt der Kampf gegenden Opiumanbau im so genanntenGoldenen Dreieck von Birma, Laosund Thailand Erfolge. In Laos sei derOpiumanbau um 42 Prozent und inBirma um 23 Prozent zurückgegangen.

In Südamerika wurde ein Rückgangbei der Kokain-Produktion Kolum-biens durch einen verstärkten Coca-Anbau in Peru und Bolivien aufgefan-gen. Diese Länder produzieren zusam-men noch immer 97 Prozent des welt-weit verkauften Kokains.

Spitzenreiter200 Millionen KonsumentInnen

illegaler Rauschmittel: das waren 15Millionen mehr als im Jahr davor undfünf Prozent der Weltbevölkerungzwischen 15 und 64. Damit liegt derDrogenkonsum aber laut UNODC aberimmer noch weit unter der Zahl derErwachsenen (weltweit 30 ProzentRaucher und 50 Prozent Alkohol), dieAlkohol und Tabak konsumieren.

Die meisten Nutzer illegaler Dro-gen rauchten Cannabis (160 Millio-nen), 26 Millionen nahmen Ampheta-mine, 8 Millionen Ecstasy und schät-zungsweise 16 Millionen Opiate. Vonihnen galten 11 Millionen als heroin-süchtig.

Ein Monster mit RiesenumsatzDer Umsatz des globalen Rausch-

gifthandels ist nach Schätzungen derExperten auf etwa 265 Milliarden Eurogestiegen. DieUN-Drogen-fahnder verbu-chen es schonals Erfolg,dass sie 2004rund ein Vier-tel der Heroin-Produktion be-schlagnahmenkonnten. Al-lerdings habedas vor alleman der erheb-

lich gesteigerten Produktion von Roh-Opium in Afghanistan gelegen. Diegrößten Mengen gingen den Fahndernin den Nachbarländern Iran und Paki-stan ins Netz. UNODC-Leiter AntonioMaria Costa meinte in dem Bericht,der auch in New York, Stockholm undBangkok vorgelegt wurde: „Es ist keinkleiner Feind, gegen den wir da kämp-fen. Es ist ein Monster.” Der von derUNODC angegebene Umsatz im Welt-Rauschgifthandel ist größer als dieBruttoinlandsprodukte von fast 90 Pro-zent aller Staaten und scheint uns nochvorsichtig hochgerechnet (s. unserenArtikel „Kosten und Nutzen der Dro-genkriminalisierung“ und „Hartwigs-rechnung“).

* Quelle: Jahresbericht UNODC(UN-Büro gegen Drogen

und Verbrechen)

Drogenkonsum steigt weltweitVon Alex B. und Wolfgang Sieffert OP

Polizeiliche Sicherstellung in Deutschland

Drogen und TerrorZumindest den „War on Drugs” hat der Westen bereits verloren

Von Günter Amendt *

In einem seiner lichten Momentekonnte sich selbst der Präsident

der Vereinigten Staaten der Erkenntnisnicht verschließen, dass sich das„Netzwerk des Terrors” aus den Hin-nahmen des internationalen Drogen-handels finanziert. Das war unmittel-bar nach den Ereignissen des 11. Sep-tember 2001. und der Präsident

beschloss, seine Erkenntnis in prak-tische Politik umzusetzen. Er ließAfghanistan bombardieren, und er sta-tionierte US-Kampftruppen am Hindu-kusch. Seitdem jagt der Mohnanbauvon Rekordernte zu Rekordernte. Seit-dem fließen die stetig steigenden Pro-fite aus dem Opium- und Heroinhandelin die Taschen von Druglords und von

dort in die der wiedererstarkten Tali-ban. Die Aufständischen sind, wie diejüngsten Gefechte im Süden Afghani-stans beweisen, waffentechnischbestens gerüstet und mental gut vorbe-reitet auf den Guerillakampf.

Kolumbien auf der einen, Afghani-stan auf der anderen Seile, das sind diederzeitigen Brennpunkte des „War on

Schwerpunkt: Drogenpolitik

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7ULMER ECHO 2008

Drugs”, der auch dann ein Krieg ist,wenn die Waffen, wie in Afghanistan,aus übergeordneten taktischen Grün-den schweigen. Eben erst hat das UN-Büro für Drogen- und Verbrechens-bekämpfung (UNODC) in seinemJahresbericht 2006 festgehalten, dassdie Opiumwirtschaft in Afghanistanein „beispielloses Ausmaß” erreichthat. Im Jahr 2006 habe die Produktionum 49 Prozent zugenommen. Mehr als90 Prozent des weltweit produziertenOpiums stammten aus Afghanistan.Diese Zahl ist sicher zu hoch gegriffen,denn sie berücksichtigt nicht, dass süd-ostasiatische Opiumhändler nochimmer aktiv am Markt sind, auch wennsie nicht mehr die Bedeutung haben,die sie in den Zeiten des „GoldenenDreiecks” einmal hatten. Auch ausanderen traditionellen Anbauregionenwird der Drogenmarkt weiterhin belie-fert. Wie hoch der Anteil am Heroin-weltmarkt auch tatsächlich sein mag.Afghanistan hat das Opiummonopol.Das ist unstrittig. Die Drogenwirt-schaft macht rund ein Drittel des Brut-toinlandsprodukts aus. Auch der Han-fanbau und die Haschischproduktiongewinnen wieder an Bedeutung. ImOpiumanbau sind um die 15 Prozentder Landbevölkerung beschäftigt.

In Parlament und RegierungDie Interessenvertreter der Opium-

händler sitzen im Parlament und in derRegierung. Die Behebung des Pro-blems werde, so die Autoren des UN-Berichtes, nicht Jahre, sondern Jahr-zehnte dauern, auch weil es keine ähn-lich ertragreichen Agrarprodukte gibt,die zum Verzicht auf den Mohnanbaumotivieren könnten. Wenn manbedenkt, dass eine UN-Konferenz fürdas Jahr 2008 eine „drogenfreie Welt”versprochen hatte, dann ist derUNODC-Report 2006 das Eingeständ-nis einer Niederlage auf ganzer Linie.Nicht Jahre, sondern Jahrzehnte werdees dauern, das Problem zu lösen, Jahr-zehnte, in denen die Drogenökonomieden Krieg und den Terror am Laufenhält.

Warum lässt es die europäische undinsonderheit die deutsche Öffentlich-

keit völlig kalt, dass vor den Augenvon Isaf-Truppen und Spezialeinheitender US-Army afghanische Drogen-händler unbehindert den Weltmarktmit Opium und Heroin beschickenkönnen? Hat diese Ignoranz damit zutun, dass der Heroinmarkt in Westeu-

ropa stagniert? Die Preise sind niedrig,die Qualität ist hoch - ein klassischesZeichen für einen gesättigten Markt.Auch wenn der Stoff, der in Europazirkuliert, vorwiegend aus afghani-schen Labors kommt, so ist auf abseh-bare Zeit eine nennenswerte Steige-rung der Nachfrage unwahrscheinlich,denn Heroin als Modedroge ist out.

Heroin für die ArmenWohin also fließt der Stoff, der am

westeuropäischen Markt und in denUSA keine Abnehmer mehr findet? Erfließt in großen Mengen in die Länder,die unmittelbar an Afghanistan gren-zen: Pakistan, Indien, der Osten desIran, die südlichen Republiken der frü-heren Sowjetunion, aber auch dieUkraine, Weißrussland, die baltischenStaaten und Russland selbst sind dieHauptabsatzmärkte für afghanischesOpium und Heroin.

Der Osten holt auf auch an derDrogenfront: Nicht nur in Düsseldorf,

Mailand und Zürich, sondern auch inKiew, Minsk und Moskau ist Kokainfür die Leistungseliten so leicht ver-fügbar wie Cannabis für die Kiffer. DieDroge der Unterschicht ist Heroin.Mehrere Millionen Menschen sindabhängig von dieser Droge. DieWeltgesundheitsorganisation regi-striert eine dramatische Zunahme vonHIV-Infektionen und Aidserkrankun-gen im Osten Europas und in Zentral-asien, wo das Hygieneniveau schon imalltäglichen Medizinbetrieb beklagens-wert niedrig ist.

Wie üblich schließt der Jahresbe-richt des UN-Büros für Drogen- undVerbrechensbekämpfung mit demAppell an die Verbraucherländer, dieNachfrage zu verringern. Mit diesemGewäsch enden alle UN-Berichte zurDrogenfrage seit mehr als drei Jahr-zehnten. Dabei steht ein in der „NeuenZürcher Zeitung” zitierter Drogen-fahnder in Bogota, der davon ausgeht,dass „nur die Entkriminalisierung desKokaanbaus und eine kontrollierteLegalisierung des Kokains als Sucht-mittel einen Ausweg bietet”, nichtalleine. Eine im Juli 2005 bekanntgewordene Studie der britischenRegierung, die bis heute unter Ver-schluss gehalten wird, bescheinigt dem„War on Drugs”, gescheitert zu sein.

Dogma wird in Frage gestelltIn der Studie, die in Teilen der

englischen Tageszeitung „Observer”vorliegt, werden darüber hinaus auchdie Repressionskosten auf eine Summevon über 20 Milliarden Pfund hochge-rechnet. Nicht nur in der angelsächsi-schen Presse, auch in deutschsprachi-gen Mainstreammedien wie der „FAZ”und der „NZZ” wird das Prohibitions-dogma in Frage gestellt. In La-teinamerika regt sich Widerstandgegen den von Präsident Clinton ein-gefädelten Plan Colombia, der auf einemilitärische Lösung setzt. Der künftigePräsident von Ecuador grenzt sichscharf ab von der in Kolumbien betrie-benen Drogenpolitik. Die wiederaufgenommene Besprühung derKokapflanzen mit giftigen Chemika-lien schädigte die Nutzpflanzen, das

Schwerpunkt: Drogenpolitik

Weltweite Opium-produktion 2006

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ULMER ECHO 20088 Schwerpunkt: Drogenpolitik

Wasser, die Tierwelt und bedrohe diein der Grenzregion lebenden Ein-wohner Ecuadors. Auch Ivo Morales,der Präsident Boliviens, distanziertsich vom Drogenkrieg unter US-ame-rikanischer Anleitung. Noch ist unklar,welche Alternative zur bisherigen Poli-tik ihm vorschwebt. Mit der Wiederzu-lassung des Kokaanbaus für den tradi-tionellen Eigengebrauch wird es jeden-falls nicht getan sein.

Dummheit und FeigheitDie Drogenprohibition ist geschei-

tert. Aber was Experten weltweit undPolitiker in den Produzentenländernoffen aussprechen, ist für das deutscheParlament noch immer ein Tabu. Inden Debatten zum Einsatz der Bundes-wehr in Afghanistan wird der steigen-de Opiumanbau im Einsatzgebiet zwarregistriert und kritisch kommentiert,

doch nicht ein einziger Beitrag istjemals zum Kern des Problems vorge-stoßen. Ist das Dummheit? Ist dasFeigheit? Es ist beides. Das intellek-tuelle Niveau der mit der Drogenfragebeauftragten Politiker und Politikerin-nen ist erbärmlich, die Substanzlosig-keit ihrer Argumente erschreckend, dieUnfähigkeit in größeren Zu-sammenhängen zu denken und zuargumentieren, bezeichnend. Das musseinfach gesagt werden, auch wenn mandie pauschale Verurteilung von Politi-kern für bedenklich halten mag. DasDrogenproblem ist in der Wahrneh-mung der Politik auf einen gesund-heitspolitischen Spezialfall zusam-mengeschrumpft.

Politiker, die das Problem und des-sen Komplexität verstanden haben,gibt es natürlich auch. Doch sieschweigen, wie Joschka Fischer, der

sich bei seinen Uno-Auftritten nichtein einziges Mal von der amerikani-schen Drogenkriegsstrategie distan-zierte oder eine Revision dieser Strate-gie forderte. Da kommt die Feigheitins Spiel. Denn die internationale Dro-genpolitik für gescheitert zu erklärenund die Aufhebung der Prohibition zufordern, fuhrt unweigerlich zu einemCrash mit der amerikanischen Militär-strategie, die zur Sicherung von Ein-flusssphären auf ihre Kriege mit gerin-gem Einsatz (low intensity) und fernvon der öffentlichen Aufmerksamkeitnicht verzichten will. Angesichts dersich zuspitzenden Lage in Afghanistandarf man gespannt sein, wie lange esden politischen Parteien im deutschenParlament noch gelingt, das über derProhibitionsfrage liegende Tabu auf-rechtzuerhalten.

* Aus: Konkret 03/2007

Kosten und Nutzen der DrogenkriminalisierungDie Drogenmafia wird nicht gehindert, am Elend der Abhängigen zu verdienen

Von Hermann S., Alex B. Wolfgang Sieffert OP

Fataler Irrglaube

Das folgende Zitat beinhalteteine grundlegend falsche

Annahme, die hierzulande höchsterfolgreich als widerspruchsfrei darge-stellt wird: „Der Handel mit illegalenDrogen muss bekämpft werden, damiteine skrupellose Mafia nicht immer

mehr Geld und Einfluss gewinnt unddamit Menschen vor dem Konsumgefährlicher Stoffe geschützt werden.“Das ist jedenfalls ein weit verbreiteterGlaube; ebenso, dass deswegen Stoffeim Betäubungsmittelgesetz als illegaleinzustufen sind und deren Besitz zukriminalisieren ist. Klar und folgerich-tig ist in diesem Glaubenssystem auch,dass für diesen „sittlichen Kampf“ganz erhebliche Mittel zur Verfügunggestellt werden: für Zoll, Polizeikräfte,

Staatsanwälte, Richter, Gefängnisse,medizinische und psychologische Stu-dien, wissenschaftliche Kongresse ...Ganze Heerscharen von Wissenschaft-lern, Publizisten, Polizisten usw. leben(gut) von der Kriminalisierungbestimmter Rauschmittel.

Milchmädchen rechnet nichtDabei beruht das ganze System auf

einem fundamentalen Irrtum. DieMittel der Bekämpfung – Illegalisie-rung und Kriminalisierung – helfenkeineswegs. Im Gegenteil wird einSchuh daraus: erst durch Illegalisie-rung und Kriminalisierung werden dieDrogenmafia und ihre Gewinneermöglicht. Das allergrößte Interessean der Strafverfolgung der illegalenDrogen hat noch vor den oben genann-

ten Gruppen die Clique, die am Handelim internationalen und großen Stil ver-dient. Würde die Kriminalisierung auf-gehoben (wie bei Alkohol) oder dieVerteilung der Rauschgifte in dieHände der Ärzte gelegt (wie bei Medi-kamenten; unserer Meinung nach müs-ste der Weg in diese Richtung gehen),hätte unsere Gesellschaft eine Mengeselbst geschaffener Probleme weniger,vor allem aber würden die Großdealermit leeren Händen dastehen.

Die folgenden, grob kalkulierten„Rechnungen“ sollen zeigen, um wases geht und damit auch den fatalenGrundirrtum anschaulich machen. Das„Milchmädchen“ in seiner sprichwört-lichen Blauäugigkeit wird all demnicht folgen: weil es arglos ist, wird esauch weiter getäuscht. Milchmädchenrechnet nicht, Milchmädchen möchtesich auch nicht mit den Voraussetzun-gen drogenpolitischer Annahmen aus-einandersetzen. Milchmädchen möch-te glauben, dass alles so richtig ist, wiees ist. Alle Nicht-Milchmädchen aber

Es läuft objektiv gesehen etwas falsch, wenn der Konsum einer Drogegegen das Gesetz verstößt und der Konsum einer anderen – nicht wenigerschädlicheren – Droge beworben, begrüßt und eindrücklich erwünscht ist.

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9ULMER ECHO 2008

laden wir ein, die nächsten Zeilen zulesen und zu fragen: Warum darf dasalles so sein?

Wie viele Betroffene?Wie viel Heroin?

Laut einer Studie des DresdenerProfessors Wittchen liegt die Zahl derHeroinabhängigen in Deutschlandzwischen 168.000 und282.000. Er liegt damitdeutlich über der regie-rungsoffiziellen Zahl:dort wird von 150.000gesprochen, von denen50.000 mit Ersatzstoffensubstituiert werden.

Für jeden nachvoll-ziehbar ist die nun fol-gende Rechnung mitmittleren Schätzwerten.

- Wir gehen, ausge-sprochen vorsichtig, vonnur 100.000 Heroinabhängigen inDeutschland aus.

- JedeR KonsumentIn benötigt eineTagesdosis von 3 Gramm Straßenhero-in (Wirkstoffgehalt 10%).

- Täglicher Gesamtbedarf: 300.000Gramm (300 kg).

- Bedarf für ein Jahr: 109.500 kg(109 Tonnen) Straßenheroin.

- Heroin in internationaler Han-delsqualität hat einen Reinheitsgradvon mindestens 80%.

- Daher jährlicher Importbedarf:ca. 13.000 kg (13 Tonnen).

Wenn wir einen Kilopreis von nur20.000,- € ansetzen (Großhändlerpreisvor dem Strecken), wird jährlich Hero-in für 260.000.000 € (260 Millionen €)importiert. Diese Geldmenge wirddem BinnenwirtschaftskreislaufDeutschlands dauerhaft entzogen.

Täglich 9 MillionenJunkies beziehen ihren Stoff im

Kleinhandel, wobei sie für ein Gramm(Wirkstoffgehalt 10%) ca. 30,- Euroaufwänden müssen. Der Tageskonsumliegt meist zwischen 2 und 8 GrammStraßenheroin. Setzen wir durch-schnittlich nur 3g pro Tag an, ergibtsich ein täglicher Bedarf von9.000.000,- €. Der Einzelhandel mit

Heroin kommt also auf einen Jahres-umsatz von ganz sicher mehr als 3Milliarden Euro. (Wir wollen nichtausschließen, dass es in Wirklichkeitvielleicht auch 5 oder 10 Mrd € sind,aber wir bleiben, wie schon geschrie-ben, gaaanz vorsichtig). Ein wirklicherstaunliches Potential – in kriminellenund sicher oft skrupellosen Händen.

Volkswirtschaftlicher SchadenWoher kommt diese riesige Summe

Geld? Allen ist klar, dass Heroinab-hängige sämtliche zur Verfügung ste-henden Quellen nutzen: eigene Ein-künfte aus Arbeit, Arbeitslosengeldoder Renten, aber u.U. auch Freundeund Eltern beklauen, Prostitution usw.Die legal zu beschaffenden Summenreichen in den allermeisten Fällennicht aus. Ein großer Anteil des Dro-gengeldes stammt aus polizeilicherfassten kriminellen Aktivitäten wieEinbruch, Autodiebstahl usw. Ein Jun-kie, der ein Auto aufbricht und denRadiorekorder unsachgemäß „aus-baut”, verursacht mit Leichtigkeiteinen Schaden, der 500,- € weit über-steigt. Für diese Beute zahlt ein Hehlermit Glück 100,- €, meist aber nur 20bis 50,- €. Wenn wir also (wir sindwieder sehr vorsichtig) annehmen,dass nur ein Viertel des täglichenFinanzbedarfs der Drogenabhängigenaus Ladendiebstählen, Einbrüchen undähnlichen kriminellen Aktivitätenstammt, ist davon auszugehen, dassBeschaffungskriminalität jeden TagSchäden von Zig Millionen Euro ver-ursacht und pro Jahr viele Milliarden.Darüber freuen sich vielleicht Versi-cherungsunternehmen; insgesamt

bleibt eine Riesenbelastung für dieVolkswirtschaft. Die Folgekosten imBereich Polizei, Justiz und Strafvoll-zug sind hier nicht einmal mitgerech-net; ebenso wenig die Summen, die derHandel mit anderen illegalen Drogenverursacht.

Drogenpolitische SündenIn Geld nicht zu berechnen

sind die psychosozialen Konse-quenzen der Beschaffungskri-minalität. Gerade Straßenkrimi-nalität wie Handtaschenraubund Wohnungseinbrüche verur-sachen nicht nur bei älterenOpfern erhebliche seelischeBeschädigungen und Einbußender Lebensqualität. Dochscheint das politisch kaumjemand zu kümmern; jedenfallswerden diese Folgen nicht zumAnlass genommen, drogenpoli-

tische Prämissen zu überdenken. Dieentstehenden Ängste sind Wasser aufdie Mühlen jener Politiker, die mitallen Mitteln alles und jedeN kontrol-lieren wollen. Alle anderen könnenüber die entstehende Kriminalitäts-furcht in der Bevölkerung genausowenig erfreut sein wie über die Ver-elendung der Abhängigen, die entste-henden wirtschaftlichen Schäden unddie Gewinne in den Händen der Dro-genmafia (wen oder was kontrollierenund beeinflussen die eigentlich mitihren Milliardengewinnen: nurbestimmte Wirtschaftszweige oderlängst auch die Politik, die in beharr-licher Verbohrtheit ihre Gewinneermöglicht?).

Die nun wirklich nicht mehr läss-lichen Sünden der Politik liegen klarauf der Hand; dass z.B. nicht viel getanwird, um durch ärztliche Vergabemög-lichkeiten so viele Menschen wie mög-lich aus dem Teufelskreis von Krimi-nalität, Strafverfolgung und Verelen-dung heraus zu holen, spült weiterGeld und Einfluss in dunkle Kanäle.Kein Mensch möchte dass Heroin anjedem Kiosk frei zu erwerben ist, aberdie Kriminalisierung macht nur für dieDrogenmafia Sinn.

Schwerpunkt: Kriminalisierung

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Hartwigs-RechnungProhibition ist nicht nur unnütz, sie schadet!

Die Bochumer Ökonomen Karl-Hans Hartwig und Ingo Pies stellten 1996 in einer Studie fest, dass der vergeblicheKampf gegen das verbotene Heroin und andere Rauschdrogen die Gesellschaft mehr als 6,8 Milliarden Euro (Stand 1996)kostet. Sie kommen zu dem Schluss: „Prohibition ist nicht nur unnütz, sie schadet”. Quelle: Der Spiegel 1997

Um das Heroin-Verbot durchzusetzen - ein Versuch, der nur punktuell gelingt, aber generellscheitert -, entstehen bei der Polizei Kosten: 240

Sehr viel teurer ist die polizeiliche Verfolgung der Kriminalität, die Süchtige begehen, umGeld für ihren Stoff zu beschaffen: 644

Für ihre Beute erzielen Drogenabhängige beim Hehler nur einen Bruchteil des Wertes. DerSachschaden, den sie durch ihre Delikte verursachen, beträgt mindestens: 1.612

Die Arbeit der Justiz zur Aburteilung der Beschaffungskriminalität und der Verstöße gegendas Heroin-Verbot kostet: 258

Die bestraften Täter verbringen pro Jahr fast 4 Millionen Tage im Gefängnis: 416

Im Vergleich zur Verfolgung sind die Ausgaben für die Drogenberatung, die Entgiftungim Krankenhaus und die Therapie in Spezialeinrichtungen relativ gering: 301

Die Investitionen in die Prävention und in die Forschung verschwinden beinahe in der Bilanz: 13

Im Loch der Subventionen, die in den Herkunftsländern der Drogen Anbau-Alternativenfördern sollen, aber nur zu einer regionalen Verlagerung führen, verflüchtigen sich: 23

Da jeder Bundesbürger ökonomisch einen Produktivfaktor darstellt, schlagen sich Krankheitund Tod der überwiegend jungen Süchtigen als Wertschöpfungsverlust nieder: 3.370

Die gesellschaftlichen Gesamtkosten ergeben eine Summe, die in etwa vergleichbar mitdem Etat des Bundesfamilienministeriums oder des Landwirtschaftministeriums ist:

ULMER ECHO 200810 Schwerpunkt: Kriminalisierung

Der Drogenkonsum soll mit Hilfe der Kriminalisierungunsichtbar gemacht werden. Der Junkie ist der Sünden-bock. Daher beeindruckt es die Verfechter der Kriminali-sierung auch nicht, wenn sie beobachten, dass im Straf-vollzug in den am besten überwachten Einrichtungen dermodernen Gesellschaft der Drogenhandel blüht; dennwas im Knast geschieht, bleibt unsichtbar.

Kriminalisierung verbirgt der Wahrnehmung, dass es sichweniger um ein sachliches, sondern vor allem um einmenschliches Problem handelt. Deshalb wird die Straf-verfolgung trotz rechtlicher Unlogik (Süchtige schädigenprimär sich selbst; Strafrecht soll Rechtsgüter Dritterschützen) mit gewundenem Denken, aber auch mit hef-tigsten Affekten und Unterstellungen verteidigt.

6.877

Es ist kein Ammenmärchen, dassein Teil unserer Politiker trinkt.

Sie brauchen nur mal eine feierlicheEröffnung mit politischer Beteiligungoder einen Staatsempfang zu besu-chen. Da heißt es unter Garantie min-destens einmal „Hoch die Becher!”Weiterhin gilt als erwiesen, dassmanch ein Politiker die Nase immermal wieder in den „Koksnapf” steckt.Auch Raucher, Kiffer und Tabletten-

süchtige sind keine Seltenheit in denFührungsetagen unseres Landes.

Ich möchte diesen Menschen nichtverbieten, Alkohol oder Drogen zunehmen. Die Entscheidung muss jederfür sich fällen. Als freier Bürger mei-nes Landes hätte ich aber gern dieGewissheit, dass diejenigen, denen wirdie Entscheidungen über unser Lebenüberlassen, auch in der Lage sind,diese zu fällen. Drogenkonsumenten

möchte ich diese Aufgabe doch sehrungern überlassen. Mir wird ganz heiß,wenn ich mir vorstelle, wie ein paarzugekokste Politiker eines Morgensüber Krieg oder Nichtkrieg entschei-den. Und was wäre wohl passiert,wenn es jemand geschafft hätte, Hitlervon seinen Amphetaminen und seinemKokain abzuhalten?

„Anton Anonymus” (Leserzuschrift)

Mill. €

Verkokste Entscheidungen und Politiker auf Drogen?

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11ULMER ECHO 2008 Schwerpunkt: BtmG

Der Umgang mit bestimmtenRauschmitteln wird in allen

Staaten der Erde mit Strafe bedroht.Die Durchsetzung der entsprechendenGesetze und die sozialen Folgen desUmgangs mit Betäubungsmitteln ver-schlingen weltweit hohe Milliardenbe-träge. Die Bekämpfung der global ope-rierenden Rauschgiftkriminalität hatsich als völlig unwirksam erwiesenund die Verfolgung von Kleindealernstellt sich als Sisyphusarbeit dar.

Exotische und heimische Rauschgifte

Von der Sache her ist kaum nach-vollziehbar, warum der Umgang mitbestimmten Narkotika unter Strafegestellt ist, während andere gefährli-che Rausch- und Betäubungsmittel wieSchlafmittel (verschreibungsfähigdurch Ärzte) oder Alkohol (anErwachsene frei verkäuflich) legalerhältlich sind. Als „Rauschgift“ ver-steht der Alltagssprachgebrauch nebeneiner Reihe von Segnungen der moder-nen Chemie vor allem Produkte, dieaus Mohn, Cannabispflanzen oderCocablättern hergestellt werden undaus exotischen Ländern stammen.

Doch auch in Mitteleuropa wachseneine Vielzahl von Kräutern und Pilzen,aus denen sich ohne Schwierigkeitenhalluzinogene Wirkstoffe gewinnen

lassen oder deren Genuss direkt ent-sprechend fatale Wirkungen hervor-ruft. Schon Roswitha von Ganders-heim (+ 973) hat die Wirkung vonHexenkraut und Schlehensud beschrie-ben. Klöster unterhielten imMittelalter Kräutergärtlein, diealle möglichen Pülverchen lie-ferten. Neben den kirchlichenBemühungen um die Volksge-sundheit verdienten sich meistalleinstehende Frauen (Kräuter-hexen) durch das Sammeln von„Heilkräutern“ ihren Lebens-unterhalt.

Kaffee für die ReichenKaffee wurde Ende des 17. Jh

nach der erfolglosen BelagerungWiens durch die Türken sukzes-siv in Mitteleuropa verbreitet. ZuBeginn seiner beispiellosen Karrierewar der Genuss von Kaffee nur Patri-zierfamilien vorbehalten. In Städtenwie Rothenburg o.d.T. gab es denBeruf des Kaffeeriechers, der in denGassen der armen Stände fahndete.Erschnüffelte dieser den Geruchfrischgebrühten Kaffees etwa im Hauseines Sälzers oder Leinwebers, so wur-

den diese durch denRat drakonischbestraft. Diese Re-striktionen warenlokaler Natur unddie Obrigkeit gabsie bald auf; solcheRegelungen warennicht durchzuset-zen. Ähnlich ginges Verboten fürAlkohol und Tabak.Besonders sei andie Alkoholprohibi-tion am Anfang der1930er Jahre

erinnert, als in den USA Alkohol ver-boten war: Schmuggel, Brennen undVerkauf des illegalen Alkohols machtedamals die Mafiaorganisationen groß.

„Made in USA“Nach dem 2. Weltkrieg entdeckten

Mafia-Gruppen in den USA dasimmense ökonomische Potential desHandels mit Opium- und Cocaproduk-

ten, Europa wurde Ende der 1960erJahre erreicht. Kriminelle Personenund Organisationen, die sich bis dahinmit illegalem Glücksspiel, Zigaretten-schmuggel, Waffenhandel oder Prosti-tution befassten, nahmen sich diesenBereich mit ungeheurer Energie vor.Auch der Konsum von Heroin wurdewährend des Vietnamkrieges zunächstbei Soldaten der US-Armee üblich,verbreitete sich dann in den USA underst später in Europa. Seit nunmehrdreißig Jahren rollt die Drogenwelleüber die zivilisierten Wohlstandsge-sellschaften der westlichen Demokra-tien hinweg.

Da auch der illegale Rauschgifthan-del den „ewigen“ Gesetzen des Mark-tes folgt, unterliegen die Preise fürKokain und Heroin dem Wechselspielvon Angebot und Nachfrage. Verfol-gungsdruck erhöht die Preise undmittelfristig die Gewinne der Drogen-mafia. Richter und Polizei sind unge-wollt Erfüllungsgehilfen der wirklichgroßen Drahtzieher des Rauschgift-handels.

Ist das Betäubungsmittelgesetz noch sinnvoll?Die Realität zwingt umzudenken

von Hermann S., Alex B. und Wolfgang Sieffert OP

Opiumernte im goldenen Dreieck

Arm eines Junkies

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ULMER ECHO 200812

Des StaatesFreude an den Steuern

Allerdings wurde bald auch diesteuerliche Verwertbarkeit erkannt.Tabak- und Alkoholsteuern erfreuensich beträchtlicher Beliebtheit in fastallen Finanzministerien. Nikotin undAlkohol erfreuen sich seit je hergesellschaftlicher Akzep-tanz. Kein Politiker for-dert unter Hinweis aufdie schädlichen Folgenein allgemeines Alkoholoder Nikotinverbot.Alkoholverbote wie inSaudi-Arabien oder Iransind religiös verbrämteMakulatur. Diese Beschränkungen för-dern einen Umgehungstourismus, sodass viele Saudis zum Wochenendenach Bahrain fahren oder für ein paarDollar nach Istanbul fliegen, wo siesich bis zum Augenstillstand betrin-ken. In den 1970er Jahren versuchtendie Länder Skandinaviens ihren Bür-gerInnen Alkohol durch saftige Steu-ern abzugewöhnen. In der Folge wur-den Schiffskurzreisen Volkssport.

Kosten der KriminalisierungDie gesellschaftliche Akzeptanz

mancher Rauschmittel geht in unserenGesellschaften so weit, dass dieKosten direkter Folgen des Miss-brauchs (z.B. Lungenkrebs, Leberzirr-hose) via Krankenkasse von der Allge-meinheit getragen werden. Demgegen-über werden andere Drogen kriminali-siert, deren Konsumenten vehementverfolgt. Allein bei der Polizei sind injeder Großstadt zig BeamtInnen direktmit der mehr oder weniger fruchtlosenBekämpfung illegaler Drogen beschäf-tigt. Polizeipersonal kostet Geld, dane-ben sind zu berücksichtigen Fahrzeugeund Gerät. Auch der Aufwand, denZoll und Bundespolizei treiben, verur-sacht immense Kosten. Allein die poli-zeilichen Kosten der Drogenkriminali-sierung liegen jährlich im Bereich vie-ler hundert Millionen Euro. Hinzukommen Staatsanwaltschaften,Gerichte, Heere von Beamten, Rechts-anwälten, Gutachtern usw., die sichmit den Folgen der Strafverfolgung

herumschlagen. Die Justiz selbst istdurch die Menge der Verfahren soüberlastet, dass alle Untersuchungsge-fangenen monatelang auf die Verhand-lung ihres Falles warten. Schließlichkosten Gefängnisse viel Geld; würdeauch nur ein Drittel der momentanenInhaftierten ausfallen, weil die Straf-

verfolgung bestimmter Drogen einEnde hätte, würde mit Sicherheit einBetrag in Milliardenhöhe eingespart.

Illegal heißt teuerIllegale Drogen sind teuer; wären

sie nicht illegal, kosteten sie ver-gleichsweise wenig. Ein noch relativwenig konsumierender Heroin-Abhän-giger braucht im Monat etwa 1.200 bis

1.500 € für Stoff, für einen vergleich-baren Kokainisten liegen die Kostenbei 5.000 bis 10.000 € - jeweils zusätz-lich zum normalen Lebensunterhalt.Da die wenigsten Junkies hochdotierte

Vorstandsposten innehaben, bleibennur illegale Wege der Bedarfsfinanzie-rung. Die Palette der Möglichkeiten isthier breit gefächert: Drogenverkauf anandere Junkies, Ladendiebstähle, Heh-lerei, Diebstähle aus Autos und Woh-nungen, Prostitution (für Frauen undjüngere Männer), Zuhälterei, Straßen-

raub, Betrug.

Illegales Geldim legalen Sektor

Der Erzeuger, z.B. einBauer in Afghanistan, istder erste, der ein wirt-schaftliches Interesse amDrogenkonsum hat. Mit

dem Anbau anderer Produkte könnteder Lebensunterhalt kaum erwirtschaf-tet werden. Eine wichtige Rolle für denAnbau von Rauschmitteln (auch inLateinamerika) spielen Guerillabewe-gungen, lokale Warlords usw., dienicht auf eigene Steuereinnahmenzurückgreifen können. Auf die eineoder andere Weise verdienen z.T. auchStaaten an Anbau und Export, in vielenFällen jedenfalls Personen, die hohestaatliche Positionen besetzen odervon dort protegiert werden. Wenn Län-der wie Kolumbien oder Thailand,selbst die Türkei, in Deutschland Waf-fen kaufen, fließt Geld aus Drogenge-winnen (Narko-Dollars) in unser schö-nes Land, während von der Anlage derGewinne die Schweiz und andere pro-fitieren. Niemand braucht sich zu wun-dern, dass Drogenkartelle keineSchwierigkeiten haben, kompletteStaaten zu korrumpieren oder eigeneFlugzeuge zu kaufen. Die Geldmen-gen, die der Drogenhandel bislang dennationalen Wirtschaftskreisläufen ent-zogen hat, haben ein unvorstellbarhohes Ausmaß erreicht. Da nicht anzu-nehmen ist, dass diese Milliardenbe-träge verdunsten, sind diese Geldmen-gen längst als Investitionskapital inden legalen Wirtschaftskreislaufzurückgeflossen. Zumindest Teile derorganisierten Kriminalität halten milli-ardenschwere Aktienpakete in Hän-den. Dass Eigentum an Produktions-mitteln auch politische Macht bedeu-tet, wird niemand ernsthaft bestreiten.

Schwerpunkt: BtmG

„Der kolumbianische Verteidigungsminister musste zugeben,dass es dem illegalen Drogenhandel gelungen ist, bis in höch-ste Ebenen der Streitkräfte des Landes einzudringen. Er sprachdavon, dass Militärs von sehr hohem Rang unter den Verdäch-tigen seien, nannte aber keine Namen. Eine Reihe von Ange-hörigen der Streitkräfte seien festgenommen worden, und wei-tere Festnahmen würden folgen.” (FAZ 02.08.07)

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13ULMER ECHO 2008 Schwerpunkt: BtmG

Erfolgloses GesetzDer Versuch, den Konsum illegaler

Drogen durch das Betäubungsmittel-gesetz (BtmG) und Strafverfolgung zuverhindern, ist gescheitert. Es gibtimmer noch politische Akteure, diegegen alle Vernunft verschärfte Maß-nahmen gegen die Konsumenten for-dern und durchsetzen. Aber auch siekönnen nicht mehr unsichtbar machen,dass so Menschen verfolgt werden undin ein wirkliches Elend gestoßen wer-den, ohne dass sich an der vorgeblichbekämpften Problematik (Drogenhan-del und Drogenkonsum) etwas ändert.

Normalität unmöglichUser illegaler Drogen befinden sich

quasi ständig unter Druck: Geldnotund Geldbeschaffung; Angst vor demEntzug, wenn kein Stoff zur Verfügungsteht; Angst vor der Strafverfolgungwegen des Besitzes illegalen Substanz;viele schließlich müssen befürchten,mit ihrer Beschaffungskriminalität

aufzufallen und in die Gefängnisse zuwandern.

Ein „normales“ Leben bei regelmä-ßigem Gebrauch illegaler Drogen istso gut wie unmöglich. Manche bürger-lichen Existenzen versuchen es, langeklappt es meist nicht. Sie kommen inGeldprobleme, betrügen oder klauenselbst in ihrer vertrauten Umgebung,katapultieren sich aus ihrem Job undzerstören so selbst Familie undFreundschaften. Hinzu kommt die

Furcht, als Süchtiger und Konsumentillegaler Drogen aufzufallen. Bei man-chen sozial und beruflich gut Situier-ten dauert es, bis sie sich z.B. mitihrem Kokskonsum wirklich ruinierthaben.

VerelendungAnders bei

sozial Instabile-ren: hier fährt derZug schnell dahin,dass keine länger-fristige Beziehungmehr existiert unddas Leben unterständigem Verfol-gungsdruck eineVielzahl negativerFolgeerscheinungnach sich zieht.N o t w e n d i g eÄmtergänge wer-den verschoben,

bis es zu spät ist und z.B. kein ALG IImehr gezahlt wird oder die Mitglied-schaft in der Krankenkasse futsch ist.Ohne regelmäßige Mietzahlung gehtdie Wohnung verloren. Die Sorge umanständige Nahrung leidet, weil Geldfür die Drogenbeschaffung verbrauchtwird und der „Run“ hinter dem Stoffund vor der Polizei keine Zeit lässt;Mangelernährung und fehlende kör-perliche Abwehrkraft ist die Folge.Fehlende Hygiene und vernachlässigte

Gesundheitssorge (welcher Junkielässt sich schon gerne im Wartezimmereines Arztes von allen anstarren?) füh-ren zu Hautkrankheiten, verunreinigteNadeln zu Abszessen, Nadeltausch zulebensgefährlichen Hepatitis- undHIV-Infektionen, viele Drogenabhän-gige leben mit dauerhaft geschädigtenOrganen auch durch Beimischungen,die der Stoff beim Strecken erhält. ImStraßenheroin ist schon Rattengift undArsen festgestellt worden.

Nach ganz untenDie Vernachlässigung sämtlicher

Lebensdimensionen führt inZusammenhang mit Gefängnisaufent-halten, Schulden, Krankheiten,Abbruch der Ausbildung oder Verlustder Arbeit und sozialer Ausgrenzungzu einer Existenz am untersten Randder Gesellschaft. Problematisch ist,dass für viele Junkies so etwas wieeine Perspektive (Entgiftung, Drogen-therapie, Neuanfang mit Wohnen,Arbeit, Freunden) schwer vorstellbarist. Wer so etwas nie erlebt hat, demfehlt es auch an Kompetenzen zueinem geregelten bürgerlichen Leben,wie es sich die meisten Drogenabhän-gigen (entgegen dem verbreiteten Kli-schee) eigentlich wünschen. Darüberhinaus ist es gerade für Menschen amRande schwer, gesellschaftlichen Ver-sprechungen wie „JedeR hat eineChance“ zu glauben, weil sie an sichselbst und in ihrer direkten Umgebunglängst erlebt haben, dass Viele ebenkeine solche haben. Drogenabhängig,ohne soziale Unterstützung, ohne Aus-bildung – gibt unsere Gesellschaft daeine Perspektive auf gutes Leben(ohne Drogenmissbrauch)?

Leben rettenUnter den Bedingungen der Krimi-

nalisierung ist das Leben Abhängigerständig in höchster Gefahr. Die mei-sten der mehr als 1.700 Heroinabhän-gigen, die jährlich an den Folgen ihresKonsums sterben, sterben an simplenund leicht vermeidbaren Ursachen. Oftgenug ist es eine unbeabsichtigteÜberdosis, weil der Stoff auf der Stra-ße schwankende Qualität hat. Oder

Heroinraucher

Utensilien zum Heroinrauchen

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ULMER ECHO 200814

eine simple Blutvergiftung ist todbrin-gend, weil unter den Bedingungen desLebens in der Szene der Weg ins Kran-kenhaus nicht rechtzeitig angetretenwird. Ohne gesetzliches Verbot vonHeroin gäbe es diese Todesursachen sogut wie nicht. DerStoff hätte einekontrolliert gleich-bleibende Rein-heit, die Nadelnwären sauber undwer sonst nochKomplikationenhat, kann zumArzt gehen. Auchder „GoldeneSchuss“ als be-wusst gewählterAusweg aus demunsäglich aufrei-benden Lebeneines verelendetenund kriminalisier-ten Außenseitersohne Zukunfts-perspektive wäreviel seltener. Le-galisierung würde Menschenleben ret-ten.

Politik für Menschen,gegen Drug-Lords

Unsere viel beschworene Wertege-meinschaft sollte Rauschmittelabhän-gige endlich als die behandeln, die siein Wirklichkeit sind: als Menschen, diesoziale Probleme haben und kranksind. Der widersinnigen Kriminalisie-rung ein Ende zu machen, würde eineMenge Geld frei machen. Diese Sum-men statt für Strafverfolgung für kran-ke Menschen und die Minderung sozi-aler Problematiken einzusetzen: dasmachte Sinn. Gleichzeitig würde durchdie legale Vergabe bisher illegaler Dro-gen der international operierenden Kri-minalität eine wichtige Grundlage ent-zogen. Die Sorge um etwaigen Macht-missbrauch durch Wirtschaftspotentialin Händen krimineller Strukturenwürde kleiner. Der Geldfluss zu War-und Drug-Lords würde ausgetrocknet,Tausende von Menschenleben könntengerettet werden. Beschaffungskrimina-

lität würde reduziert, die Autoversi-cherungsprämien würden gesenkt, diePolizei könnte sich wieder sinnvolle-ren Tätigkeiten zuwenden und dieunsägliche Überlastung der Gerichtehätte ein Ende.

Schutz der JugendViele mögen hier einwenden, dass

wir die Pflicht haben, die Jugend zuschützen. Das ist ebenso richtig wiedass die momentane Regelung diesemAnspruch nicht gerecht wird. Regelnund Gesetze sollen die Mitgliedereines Gemeinwesens vor Schadenbewahren, wo das nicht gelingt, verlie-ren sie ihre Berechtigung. Da dasBtmG versagt, muss nach besserenMöglichkeiten gesucht werden. In denBlick gehören alle gesellschaftlichenBemühungen, die jungen MenschenZukunftsperspektiven eröffnen, ihnenBildung und vor allem auch sozialeKompetenz vermitteln, aber auchUnterstützung und Hilfe für Familienin schwierigen Situationen. Aufklä-rungsbemühungen über die Risikenvon Rauschmittelkonsum allein genü-gen nicht; sie müssen da versagen, woes Adressaten an Selbstwertgefühl,Zufriedenheit und sozialer Sicherheitfehlt.

Legalisierungheißt nicht „Freigabe“

Wichtig ist diese Unterscheidung:ein Ende der Kriminalisierung bedeu-tet nicht, dass harte Drogen im Super-markt frei verkäuflich wären. Wer wie

wann und unterwelchen Bedin-gungen an bisherillegale Drogenheran kommenkann, ist zu überle-gen. Eines aber istklar: auch wenndas Ei des Kolum-bus nicht in Sichtist, wäre es allemalbesser, wenn Ab-hängige über ihrenArzt die Zugangs-berechtigung fürihren Stoff erhiel-ten, als über einenDrogendealer. Eswäre jedenfallskaum zu befürch-ten, dass der Arztals Dealer sich an

Schulkinder heranmacht, um seinenKundenkreis zu erweitern. Auch daswäre schon ein Erfolg.

Alle bisherigen Erfahrungen mitOriginalstoffvergabe an Heroin-Abhängige zeigen auch Grenzen derjeweiligen Projekte auf. Doch ließesich bei entsprechendem politischenWillen z.B. auch am Schweizer ProjektVieles verbessern. Suchtexpertensagen, dass bei einer Legalisierung undvernünftigen gesetzlichen Maßgabenin Zukunft jedenfalls nicht mit einerZunahme der Zahl Heroinabhängigerzu rechnen ist.

Stoff nicht ohne ArztWie könnten zukünftige Vergabere-

geln z.B. für Heroin aussehen? Wie beivielen Medikamenten dürfte niemandHeroin ohne ärztliche Kontrolle erhal-ten. Die sicherste Möglichkeit wäre einDrogenkonsumraum, in dem unterärztlicher Aufsicht sauberes Heroinverabreicht wird. Die Abhängigenbekämen den Stoff hier also gar nichtselbst in die Hand. Ähnliches kann

Schwerpunkt: BtmG

Plan Colombia1999 präsentierte der damalige Präsident Kolumbiens den „Plan Colom-bia“. Mit 7,5 Milliarden Dollar wollte Kolumbien den Kokaanbau zurückdrängen. Die Hälfte des Geldes sollte aus dem Ausland kommen. Die USAals wichtigster Helfer verstanden die Zusammenarbeit allerdings im Sinneihres Krieges gegen Drogen: die Armee sollte im Urwald östlich der AndenKokafelder zerstören und die Farc-Rebellen bekämpfen. Die USA habenden Plan mit mehr als 4,3 Milliarden $ unterstützt, 80 Prozent ging in dieMilitärhilfe für Hubschrauber und Armeeausbilder.Acht Jahre später ist die Bilanz bestenfalls durchwachsen. Entführungen undMorde sind um mehr als die Hälfte zurückgegangen, auch zahlreiche Para-milizen aufgelöst und Guerilleros haben ihre Waffen abgegeben. Jedochbeklagen die USA, dass die Anbauflächen der Kokapflanzen in den letztenJahren leicht zugenommen haben. In Kolumbien sieht man den Plan zwie-spältig, er war ein Fehlschlag was den Drogenhandel betrifft. In seinem Jah-resbericht meldete das UN-Büro für Drogenkriminalität (UNODC), dasnoch immer zwei Drittel der 1.000 Tonnen Kokain, die jedes Jahr weltweitgehandelt werden, aus Kolumbien kommen. Zudem seien mit den Waffen-lieferungen aus den USA auch Paramilizen aufgerüstet worden.

Aus: Das Parlament, Nr. 3, 14.01.2008

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15ULMER ECHO 2008 Schwerpunkt: BtmG

niedergelassenen Ärzten ermöglichtwerden, u.U. nach einer Art Lizensie-rung. Das wäre auch eine gute Grund-lage für eine gute allgemeinärztlicheVersorgung. Das ärztliche Rezept undder Stoff aus der Apotheke wird inbestimmten Fällen u.U. als weitereAlternative Teil einer zukünftigen Lö-sung sein, die sich bei zuverlässigenPatienten anbietet.

Genaueres ist auszuhandeln. Füreine Vielzahl anderer Fragen liegen dieAntworten nicht einfach auf der Hand,sondern ergeben sich aus den Rahmen-

bedingungen politisch entschiedenerAlternativen. Manches muss sich ein-fach auch in der Praxis entwickeln.

Würde Heroin verschreibungs-pflichtig, müsste es noch nicht einmalunbedingt von der Krankenkassebezahlt werden. Es ist billig herstell-bar. Wenn Konsumenten für einGramm Heroin 5 Euro in der Apothekeselber bezahlen müssten, könnte derPreis noch reichlich Steuern beinhal-ten. Er wäre trotzdem viel billiger alsbeim Dealer. Außerdem hätten Konsu-menten dann auf jeden Fall keinenunsauberen Stoff wechselnder Qualitätmehr, dem unbeabsichtigten „goldenenSchuss“ und der Verelendung wäre einRiegel vorgeschoben.

Drogenpolitik gegen VernunftAbhängigen muss geholfen wer-

den. Die Drogenkartelle müssen finan-ziell ausgetrocknet werden. Ein weitbesseres Gesetz für Betäubungsmittel(BtmG) ist dringend notwendig undmachbar; worum es in den Grundzü-gen gehen muss, ist allen Fachleutenklar und vernünftig nicht bestreitbar.

In der aktuellen Drogenpolitik aberkann von Vernunftorientierung keineRede sein. Das BtmG wird verteidigtwie eine heilige Kuh – auch gegen jedeRationalität und gegen alles, was Kri-

minologie, Sozialwissenschaften,Psychologie und Medizin beigetragenhaben. Im Fokus der Drogenpolitikscheinen nicht Menschen zu stehen,sondern die Verteidigung eines Dog-mas: illegale Drogen müssen illegalbleiben. Wer immer sich intensiver mitder Thematik der Rauschmittel unddem Elend der Ab-hängigen beschäf-tigt, steht fassungslos, wütend und fru-striert vor dem Verhalten bestimmterSaubermänner und Sauberfrauen inPolitik und Öffentlichkeit. Statt fataleVorurteile und Fehleinschätzungen imvorherrschenden Bewusstsein aufzu-klären, werden sie bewusst geschürt.Ihr populistischer Eifer geht zu Lastender Abhängigen, die ins Elend abrut-

schen oder sterben. Gleichzeitig sorgtdiese Politik dafür, dass die Profite kri-mineller Organisationen wiegeschmiert weiterfließen.

Menschen verachtender EiferAls Beispiel für den Menschen und

Vernunft missachtenden Eifer in deraktuellen politischen Bemühungen seihier genannt das Trauerspiel um dasPilotprojekt zur Originalstoffvergabean Schwerstabhängige in einigen deut-schen Städten (dazu finden sie eineneigenen Artikel in dieser Ausgabe).

Eine weitere Veranschaulichungsind die mit Drogenabhängigenebenso überfüllten wie überforder-ten Gefängnisse in unserem Land:wo Vollzugsbedienstete und andereVollzugspraktiker einhellig dieNotwendigkeit von mehr Personalbetonen, fordern nicht wenigePolitikerInnen schärfere Strafenund schärfere Strafverfolgung.

„Null Toleranz“ in NRWEin Beispiel ist hier die NRW-

Politik, die die im BtmG gegebe-nen Spielräume der Verfahrensein-stellung bei geringen Mengen(Eigenbedarf) per Anweisung andie Staatsanwaltschaften auf Nullreduziert hat und mit ihrer Null-Toleranz-Politik Jugendlicheschon dann einem Gerichtsverfah-ren unterzieht, wenn sie auch nur

eine einzige Ecstasy-Pille bei sich füh-ren.

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ULMER ECHO 200816

Drogenproblematik in NRW

In NRW leben rund vier MillionenMenschen mit einer Suchterkran-

kung. Nach Einschätzung von For-schern und Therapieexperten stellenTabakkonsumenten mit rund 2,9 Milli-onen die größte Gruppe dar, laut Düs-seldorfer Gesundheitsministerium.

Zudem gebe es etwa 400.000 Alko-holkranke und ebenso viele Menschenmit Essstörungen. 300 000 Erkrankteseien von Medikamenten abhängig.Neben 31 000 Rauschgiftsüchtigenrechne man mit Rund 30 000 Glücks-spielsüchtigen. 9,5 Millionen gehenjährlich in die Suchtprävention.

In NRW sind im Jahr 2006 ca. 350Menschen an den Folgen ihres Dro-genkonsums gestorben. Die Zahl der

Drogentoten sei damit im Vergleichzürn Vorjahr unverändert, jedoch imSechs-Jahres-Vergleich um 30 Prozentzurück gegangen, teilte NRW-Innen-minister Wolf mit. Im Jahr 2000 wur-den 505 Drogentote gezählt. Polizeiund Zoll haben nach seinen Angabenim zurückliegenden Jahr mit 258 Kilo-gramm Kokain knapp ein Viertel mehrund mit 334 Kilogramm Amphetamineein Fünftel mehr sicher gestellt. Auchdie Entdeckung illegaler Hanfplanta-gen habe zugenommen. So hoben dieFahnder 21 so genannte Profiplantagenab 1000 Cannabis-Pflanzen aus - dop-pelt so viele wie im Vorjahr.

In NRW wird der Kampf gegenillegale Drogen verschärft, das Land

will die Kriminalisierung von Konsu-menten illegaler Drogen forcieren. DieEigenbedarfsgrenze von Haschischwurde von zehn auf sechs Grammreduziert. Bei Jugendlichen gilt Null-Toleranz, schon bei geringsten Men-gen hat dies nun Konsequenzen wiez.B. Sozialstunden und Zwangsgesprä-che. Bei Heroin und Kokain wurde diebisher tolerierte Menge von 0,5Gramm aufgehoben. Damit werdenDrogenkonsumenten kriminalisiert.Vielleicht haben wir statt eines Dro-genproblems ein Drogenpolitikpro-blem.

Quellen: RP; Videotext WDR 24.12.07

Studierende mit Alkoholproblem

Fast jeder dritte Student hat einerStudie zufolge ein Alkoholpro-

blem. Die Häufigkeit des Alkoholsyn-droms sei mit 30,2 Prozent „alarmie-rend“, sagte Josef Bailer vom Zentral-institut für Seelische Gesundheit (ZI)in Mannheim. 44 Prozent der Männerseien betroffen, bei den Frauen seien es19 Prozent. Oft vernachlässigten die

Studenten nach Trinkgelagen ihre Auf-gaben. Für die gemeinsam mit For-schern der Universität Münster durch-geführte Studie waren 1130 Studentender Universität Mannheim befragtworden. Sie wurde im FachblattPsychotherapie Psychosomatik Medi-zinische Psychologie veröffentlicht.

Aus: FR 24.01.08

USA: Marihuana wichtigstes Agrarprodukt

Laut einer Berechnung der US-Organisation MPP (Marijuana

Policy Project), die für die Legalisie-rung der Droge eintritt, erreichte dieHanf-Ernte 2007 in den USA mit 35,8

Milliarden Dollar einen höheren Wertals Mais (23,3 Milliarden Dollar) undWeizen (7,45 Milliarden Dollar)zusammen. Den Angaben von MPPzufolge verzehnfachte sich die US-

Produktion von Marihuana zwischen1981 und 2006 von 1.000 auf 10.000Tonnen.

Quelle: MPP

Trotz zahlreicher Warnungen istder Verbrauch des Betäubungs-

mittels Methylphenidat dramatischgestiegen. 1993 wurden bundesweit 34kg der Droge verschrieben, 2006waren es 1.221 kg - eine Steigerungum 3.591 %.

Methylphenidat ist ein ampheta-min-ähnliches Psychopharmakon, dasin Produkten wie Ritalin, Medikinet

und Concerta eingesetzt wird. Es wirdKindern verschrieben, denen dieumstrittene Diagnose „Aufmerksam-keitsdefizitsyndrom” (ADS) gestelltwird. Für die Pharmakonzerne sindmedikamentenabhängige Kinder einlukratives Geschäft. Die Pil-lenschwemme geht offenbar auf sys-tematisches Marketing unter Kin-derärzten zurück. So präsentiert bei-

spielsweise der Pharma-Konzern Lilly,der auch ein Medikament gegenHyperaktivität vertreibt, auf seinerHomepage eine ausführliche Liste vonÄrzten, an die man sich bei der Dia-gnose Hyperaktivität wenden soll.Selbst die AOK stellt als Krankenkas-se einen Link zu dieser Seite.

Nach: Spiegel 22 – 2007 [ab]

Ritalin - Kinder im PillenrauschMedikamentenabhängige Kinder sind ein gutes Geschäft

Schwerpunkt: Suchtproblematik

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17ULMER ECHO 2008 Schwerpunkt: Irrweg Methadon

Wieso Abhängige vom Staat eine gefährliche Droge erhaltenMethadon-Substitution: den Teufel mit dem obersten Dämon austreiben

Von K.H. *

Wie alles anfing

Vom Ende der 70er bis hin zurMitte der 80er Jahre war in

den deutschen Metropolen eine offeneDrogenszene entstanden. Das schein-bar schleichend entstandene Problemkonnte nicht länger unter dem Teppichgehalten werden.Zwar stellten die Zah-len der erfasstenDrogentoten im Ver-gleich zu denen desAlkoholmissbrauchseine eher marginaleGröße dar, aber fürden Erwerb von Alko-hol wird immerhineine nicht unerhebli-che Steuer entrichtet.Wo Prominente ausKunst und Musik odereinfach nur Boule-vard-Schickis im Mittelpunkt desMissbrauchs illegaler Stoffe standen,lockte die Sünde. Die Jugend zeigtesich damals sehr am Ausprobierenneuer Formen des Zusammenlebensinteressiert und ein Großteil nahmauch darüber hinaus jede Erfahrungmit. Es war die erste Generation, dieim Glauben an Fortschritt und ver-meintlich dauerhafte Sicherheit auf-wuchs. Der gut gemeinte (?) Film vonVolker Schlöndorff: „Die Kinder vomBahnhof Zoo“ geriet zur denkbar größ-ten Aufforderung an Erstkonsumenten.Er versprach Erfahrungen jenseits derSchrankwanduniversen der Eltern.

Für die Politik ein unpopuläresThema. Mit Hilfestellungen für Jun-kies lässt sich kein Wahlkampfmachen. Öffentlich wurde sich aufStammtisch-Ebene geäußert. Das kamlaut Meinungsforschern (FORSA wardie Glaskugel der CDU) in der breitenBevölkerung gut an. Die Angelegen-heit konnte mittelfristig ausgesessenwerden. Irgendwann muss was getanwerden, sicher, aber nicht heute.

Repressionals goldener (Irr-)Weg

Es folgten für kleines Geld Studienund Gutachten in den 80er Jahren, vondenen bemerkenswerter Weise immergerade jene den Weg in Medien undGesetzgebung fanden, die repressives

Vorgehen gegen Abhängige propagier-ten. Das war damals schon zu langeschon erfolglos praktiziert worden.Machte aber nichts, denn öffentlicheAkzeptanz für Repression gegen Dro-genkonsumentInnen konnte lockervorausgesetzt werden. Des VolkesKenntnisstand zum Thema tendiertegegen Null. „Bild Dir Deine Meinung“gab und gibt die Marschrichtung vor;dafür muss die Frühstückspause rei-chen, wenn nicht gerade Bundesligaist.

Dagegen standen mittlerweilelängst sachverständige Mediziner,betroffene Eltern, weite Teile deranspruchsvolleren Presse und anderedenkende Menschen, deren Bewusst-sein ohne psychedelische Erfahrungenerweitert genug war, um die fataleTragweite des falschen Ansatzes zuüberblicken. Diese nicht dummenMeinungsträger griffen das von undif-ferenzierten Scheinwahrheitenbestimmte öffentliche Bewusstsein an.Es herrschte Ratlosigkeit und unange-nehme Unentschlossenheit. Das Eisenwar so heiß, dass das Thema zu Wahl-

kampfzeiten einfach aus der öffent-lichen Diskussion verschwand; wervorwitzig nachfragte, wurde kurz undbündig abgebürstet. Wer Drogennimmt, verstößt gegen Gesetze, ist kri-minell. Junkies gehören in den Knast.Basta.

Parallel zu dieser über Jahreins Leere greifenden Haltungunserer souverän jegliche Neu-igkeiten in der Sache ignorie-renden VolksvertreterInnen hat-ten die internationalen Kapital-märkte ausreichend Zeit, dasvolkswirtschaftliche Potentialdes illegalen Drogenmarktes zuerkennen und zu nutzen. Inner-halb von zwanzig Jahren wareneine Infrastruktur und sichereWege geschaffen worden, diejeder Variante der Geldwäschekongeniale Sicherheit garantie-

ren konnten.

Sichere Gewinnefür illegale Drogenmärkte

Der plötzliche Besitz feinster„Heckler und Koch“-Produkte (z.B.das berühmte G3-Gewehr) auch imallerletzten Bergstamm Afghanistanskam nicht im direkten Tausch Roho-pium gegen Sturmgewehre zustande.Wer es wissen will, kann sich in freizugänglichen Veröffentlichungen überdie Zusammenhänge globaler Kapital-kreisläufe mit Politik und organisier-tem Verbrechen informieren. Wie esfunktioniert und dass es genau sogeschieht, müsste mündigen BürgerIn-nen klar sein. Bereits in den achtzigerJahren existierte eine funktionierendeLobby, deren Zweck ausschließlichdarin bestand, dafür zu sorgen, dassder Status Quo der Illegalität erhaltenbliebe. Nur so konnte die Kontrolleüber den Markt und vor allem über diePreise überhaupt in der Hand mafiöserStrukturen unter Einbindung vonKapital und Politik verbleiben. DieVerquickung von Kapital und Drogen-

Die Nadel, die Droge, die Kriminali-sierung – der Weg in die Verelendung

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ULMER ECHO 200818 Schwerpunkt: Irrweg Methadon

kartellen mit den legal operierendenglobalen Industrie-Trusts hat in derVergangenheit z.B. zu einer Vielzahlvon an Wahnsinn grenzenden Verein-barungen mit extremsten Unrechts-staaten geführt. Sachzwänge und Kol-lateralschäden gehören im Kapita-lismus zu den Eckpfeilern sicherer undungestörter Geldvermehrung – weiternichts. Die Profiteure würden auch mitNapalm in Tüten Geld verdienen, dagibt es keine Gnade und weder Weit-sicht noch Verantwortung. Das darfnun wirklich nicht persönlich genom-men werden – meinen diese Leute. Esist dieser Club und nur er, der sagt, wieder Laden läuft. Die Genossen undGenossinnen unterschiedlicher Cou-leur, die uns in der großen Politikbegegnen, sind die Kasperles in denVorhallen des großen Geschäfts. KeinGesetz, das gegen die Interessen dergroßen Konzerne verstieße, hat dieChance ratifiziert zu werden.

Der Apparat schreitet zur TatIn der Bundesrepublik war inzwi-

schen die soziale und physische Ver-elendung der Abhängigen unüberseh-bar geworden. Dies als Folge derbegangenen Fehler wahrzunehmen,hätte es möglich gemacht, mit christ-licher Nächstenliebe helfend an dieSache heran zu gehen. Die Deutschen,so erscheint es insgesamt, funktionie-ren da anders. Für die Mehrheit derBevölkerung lag das Problem mehr imoptisch gestörten Stadtbild als imElend und der Verzweiflung jener, diean der Sucht zerbrachen und ein intak-tes soziales Dasein vorzuspielen nichtmehr in der Lage waren. Dass Drogen-konsum in der Musik und Literatursze-ne, in Mode, Werbung und Designbereits zu dieser Zeit weit verbreitetwar, passt zu der Art von Heuchelei,die dann auch so wunderbare Dingewie das Methadon-Programm hervor-brachte.

Abhängig, nicht kriminellEs bedurfte der Quadratur des Krei-

ses, darunter machten sie es nicht. Eshatte sich inzwischen auch unter denUnwilligsten herum gesprochen, dass

Drogenabhängigkeit eine Krankheitist: sie erfüllt alle Bedingungen, dieeine solche definieren. Es ist ja nichtso, dass irgend jemand hin geht undsich sagt: och, ist so langweilig, werd’ich mal drogenabhängig. Vielmehrspielen traumatische Vorschädigungenin der Kindheit, erbliche Prädispositio-nen, psychiatrische Krankheitsbilderund psychische Störungen eine Rolle.Betroffene sind von der Sucht befallenwie von einem bösartigem Virus, nurschwimmt dieser nicht im Blut, son-dern verankert sein prägendes Nest inder Hypophyse, dem Hirnstamm, evo-lutionär eine der ältesten Regionenunseres Gehirns, der u.a. Instinkte,Gefühlsleben und Verhaltensprägun-gen steuert.

Aber Abhängigkeit von Rauschmit-teln (und das betrifft auch die legalenDrogen) ist bei Weitem nicht nur einemedizinische Krankheit und wir kön-nen den Halbgöttern in Weiß, die sichgern Themen (und Gelder) unter Nägelund Interpretationshoheit reißen, dasThema nicht ohne Weiteres überlassen.Neben biologischen und neurologi-schen Faktoren sind die sozialen Kom-ponenten, die Perspektivlosigkeit derBetroffenen und die fehlende Zukunftschwer wiegende Bestandteile der Pro-blematik. Diese werden nicht wahrge-nommen, weil allzu leicht sonst dieFrage nach (gesellschaftlicher undindividueller) Verantwortung im Raumsteht; also bleibt das Problem dankbarMedizin und Knast überlassen.

Abhängigen kann rational noch soklar sein, dass die Droge ihnen in allenBereichen des Lebens nur Verletzungund Zerstörung bringt – sie werdennicht ablassen von ihr, denn die ent-standene Prägung ist stärker als sieselbst, und in ihrem Leben gibt esnichts, was sie diesem Drang ent-gegensetzen könnten.

Methadon:Phönix aus der Asche

In den 90ern hatte sich das Spre-chen von Drogenkrankheit auch in dieAusschüsse und Plenarsäle der Politikvorgearbeitet. Wer ernst genommenwerden wollte, konnte nicht mehr da-

ran vorbei, dass etwas geschehen muss.Aber wie dies dem Volke nahe brin-

gen? Das hätte des öffentlichen Einge-ständnisses bedurft, dass Justiz undLegislative mit ihrer 30 Jahre prakti-zierten Strategie vor die Wand gefah-ren sind, Repression das angeblicheZiel generell verfehlt und darüber hin-aus den betroffenen Menschen großesUnrecht geschehen ist und bis heutegeschieht. Unmöglich: nach demWahlkampf ist vor dem Wahlkampf.Und Staatsmänner und -frauen, diebereit und in der Lage wären, Fehlereinzugestehen, waren gerade ausge-storben. Der nicht mehr weg zu disku-tierende Handlungsbedarf kanalisiertesich wie üblich in fragwürdigen Stu-dien und auf dem Rücken der Betroffe-nen ausgetragenen Scharmützeln.

Wie ein Phönix aus der Asche warer plötzlich da: der güldene Mittelweg,der „Königsweg Methadon“. Abhängi-ge illegaler Drogen waren nun immernoch kriminell, aber auch ein bisschenkrank. Ein Minimum an Flexibilitätwurde schon eingebracht, aber es soll-te auch nichts übers Knie gebrochenwerden, denn dann hätten alle Btmer(wegen Verstoßes gegen das Betäu-bungsmittelgesetz Verurteilte) aus demKnast entlassen werden müssen. DieKästen stünden auf einmal zu zweiDritteln leer. Diese Botschaft demVolk richtig rüber zu bringen, wärewahrscheinlich schwer gewesen. Undwas hätte geschehen sollen mit denHeeren von Fachkräften der Psycholo-gie, Suchtberatung, Sozialarbeit unddes Justizvollzugs? Ein gigantischerKropf, an dem Tausende von Arbeits-plätzen hängen, hätte recht abrupt ent-fernt werden müssen. Oder der 1976gesetzlich beschlossene „Behand-lungsvollzug“ wäre erinnert und tat-sächlich mal durchgeführt worden.

So kam es wie es kommen sollte,„Methadonsubstitution“ wurde alsKonzept aus der Taufe gehoben, dasangeblich den kriminell-kranken Dro-gennutzenden wie der Gesellschaftnützen sollte. Wer etwas über die Pra-xis dieses Konzeptes wissen will, leseeinfach den folgenden Artikel. * Angaben unter dem nächsten Artikel

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19ULMER ECHO 2008 Schwerpunkt: Irrweg Methadon

Ziel des Methadon-Programmssollte es sein, den Abhängigen

mittels Vergabe eines Ersatzmedika-ments (Substitut) ein drogenfreiesLeben zu ermöglichen.

Manche stellen sich nun die Frage,warum ein Staat eine Droge (Heroin),der er Schädigung der Gesundheitbestätigt, austauscht gegen eine andere(Methadon), die weitaus schädlicherist. Vielleicht, weil „Metha“ Betroffe-nen nicht das ersehnte Rauschgefühlvermittelt, sondern lediglich die Ent-zugserscheinungen unterdrückt? Wäreja noch schöner, wenn Junkies auchnoch was davon hätten! Ein Geschenkan die Hardliner, erkauft durch eineFülle schwerer Nebenwirkungen,gegen die ein Morphinist gesund lebt.Das Suchtpotential von Methadonübersteigt jenes von Opiaten wie Hero-in und Morphium um ein Vielfaches;das erklärt auch die extrem langeWirkdauer von über 24 bis zu 72 Stun-den, je nach Stoffwechsel.

Der akute Entzug ist im Vergleichzu allen anderen Opiaten mindestensdreimal so lang, und selbst für hochmotivierte Ausstiegswillige äußerstschwer zu ertragen. Die Folge derÜberschwemmung des Stammhirnsmit dem Suchtstoff Methadon bewirktdie Entstehung von neuen Rezeptoren– so, wie Radieschen wachsen, wennsie gegossen werden. Da während desEntzuges die Fütterung der Rezeptorenausbleibt, müssen PatientInnen sichauf eine ca. ein Jahr dauernde Entwöh-nungsphase einstellen, die sich durchSchlaflosigkeit, Alpträume, plötzlicheHitze- oder Kälteschübe, unberechen-bare Stimmungsschwankungen usw.auszeichnet, um hier wenigstens diesignifikantesten Auswirkungen zuerwähnen.

Während dieser Phase stellen sichDepressionen, Panikattacken, suizidaleVorstellungen etc. ein, d.h. PatientIn-nen müssen sich jeden Tag neu moti-vieren und die Kraft hierfür aus jedem

Zentimeter des hoffentlich zurückkeh-renden wahren Leben ziehen. Darüberhinaus gibt es keine Hoffnung auf völ-lige Gesundung, Betroffene bleiben ihrLeben lang krank, so wie Alkoholiker,Diabetiker, Allergiker und endogenDepressive.

Im Alltag brachte Methadon Erleichterung

Einigen Abhängigen erschien dieEinführung der Methadon-Vergabezunächst als eine große Erleichterung:das ewige Problem der Finanzierbar-keit der Sucht, den Tag verschlingende(meist kriminelle) Beschaffungstätig-keiten, immer auf der Flucht sein undzusätzlich immer die Angst vor Ent-

zug, der nächsten Verhaftung, einerHausdurchsuchung. Das Methadongibt Abhängigen genau all die Zeit, dievorher zum Aufbringen des täglichenGeldbedarfs und der anschließendenBeschaffung vernünftigen Stoffs ver-braucht wurde; nach all dem war fürsie der Tag in der Regel gelaufen. Alsokonnten sie beginnen, sich wieder umihr Leben zu kümmern. Viele fandenso erst die Kraft, von der Straße runterzu kommen und ihr Leben nach undnach zu ordnen. Es gab Mütter, die ihre

Kinder aus einer Heimunterbringungzurückbekamen, und Leute, die end-lich wieder in der Lage waren, ganznormal arbeiten zu gehen. Nur sollteeben nicht aus dem Blick verschwin-den, dass diese Entwicklungen sicherauch bei der kontrollierten Vergabevon Morphium oder Heroin eintretenwürden. Versuche in England, derSchweiz und inzwischen auch inDeutschland haben dies belegt. WasAbhängige asozial macht, ist vor allemdie Zeit und die Energie, die sie wegender Illegalität ihres Suchtstoffes undwegen der Kriminalisierung und Straf-verfolgung verbrauchen – Zeit, dieihnen fehlt, um ihr soziales Leben auf-recht zu halten.

Wut folgte der EuphorieDie anfängliche Euphorie der

betroffenen Methadon-Patienten wichbald wütender Desillusionierung.Diese Katerstimmung gründete sichvor allem auf die erst nach einiger Zeitder Einnahme auftretenden Nebenwir-kungen und darüber hinaus auf dieVergabepraxis bzw. deren Folgen.

Abseits dieser Problematik kommtbei allen Substituierten früher oderspäter die Erkenntnis durch, dassgenau das, was sie eigentlich im Gift

Irrsinniger KompromissDas Methadon-Programm ist der Alptraum des legalen Drogendaseins

Von K.H. *

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ULMER ECHO 200820 Schwerpunkt: Irrweg Methadon

gesucht und gefunden hatten, demSubstitut Methadon fehlt. Das fehlen-de Steinchen im Mosaik des durch dieSucht geprägten Persönlichkeitspro-fils wird durch Methadon nur unzurei-chend gefüllt. So entwickeln viele derSubstituierten zumindest zeitweiseeine Mehrfachabhängigkeit (Polytoxi-komanie) durch gleichzeitigen Beige-brauch von Alkohol, Tabletten, Heroinund Kokain.

Hilfe oder Zwangstherapie?Die Praxis, wie die die Betroffenen

ihren Stoff erhalten, ist bezeichnendfür den Spagat zwischen Krankheitund Kriminalität. 1994 wurde dasMethadon-Programme fest installiert,nicht von ungefähr in dem Jahr, in demdie Paragraphen 35 und 36 (Therapiestatt Strafe) in das Betäubungsmittel-gesetz (BtmG) aufgenommen wurden.Laut § 35/36 können von einer Btm-Verurteilung maximal vierundzwanzigMonate auf Bewährung ausgesetztwerden, wenn umgehend eine stationä-re Drogentherapie angetreten wird.Der am Ende der Therapie ausgestelltesog. „Cleanschein“ ist das Feigenblattdieses Zwitters aus versagendem„Behandlungsvollzug“ in den Justiz-vollzugsanstalten und Zwangstherapie.Ohne ihn geht`s wieder in den Knast.Nahezu alle hiermit befassten Medizi-ner und Psychologen betrachtenZwang als erschwerend, wenn nichtsogar kontraproduktiv für therapeuti-sche Bemühungen. Klar, denn das Ver-halten während der Therapie bestimmtsich aus der ständig drohenden Gefahr,beim kleinsten Regelverstoß wieder imKnast zu landen. Überstehen Patien-tInnen die ganze Therapie-Prozedur,wird die verbleibende Reststrafe zurBewährung ausgesetzt. Egal ob dieserRest im konkreten Fall zwei Monateoder zwei Jahre ausmacht: fast immerwerden es drei Jahre Bewährung. Mehrgeht bei Btm-Delikten meist nicht.

Der Staat bedientHardliner UND Softies

Ich frage mich: an welchem Punktdes Weges werden auf’s Strengste ver-folgte Kriminelle plötzlich Kranke?

Immerhin hat jede wegen Verstoßesgegen das BtmG verurteilte Person imGefängnis gegenüber anderen Inhaf-tierten erhebliche Nachteile zu erlei-den (bezüglich Arbeitsmöglichkeiten,Ausgang, Urlaub ...). Gleichzeitig wer-

den sie während des Vollzuges durchzum Teil sehr oberflächlich ausgebil-dete Suchtkrankenhelfer den aus-schließlich durch § 35 BtmG überle-bensfähigen stationären Drogenthera-pien zugeführt. Dies kann nicht wirk-lich als Freiwilligkeit verstanden wer-den. So bedient der Staat realpolitischstringent die Hardliner und gleichzei-tig die Softis unterm Wahlstimmvolk.Die Rückfallzahlen belegen denErfolg: etwa zwei Drittel werden mehroder weniger direkt nach der Therapi-eentlassung rückfällig. Dabei ist anzu-merken, dass diese Zahl statistischnicht erfasst wird, obwohl doch sonstauf Kontrolle so ungemein viel Wertgelegt wird. Niemand besitzt aussage-fähige Daten über die Zeit nach über-standener Therapie, denn es existiertkeine die PatientInnen langfristigbegleitende Struktur, die belegenkönnte, welchen Fortgang die Entwik-klung der einzelnen Probanden überdie Jahre nimmt.

Fehlanzeige:einheitliche Regelungen

Fachlich fällt zunächst auf, dasskeine bundeseinheitliche Regelung desMethadon-Programms besteht. Bis ineinzelne Gemeinden werden die vomGesundheitsministerium vorgegebe-nen schwammigen Rahmenbedingun-gen ausgelegt und uneinheitlich umge-setzt. In amtlichen Broschüren hörtsich das alles ganz toll an. Die Betrof-fenen sollen unter der Regie derGesundheitsämter und einzelner hier-für möglichst ausgebildeter niederge-lassener Ärzte an ein sozial integriertesLeben und möglichst arbeitsfähigenZustand herangeführt werden.

Abhängigkeitund Unsicherheit

Die Beziehungen der Betroffenenzu ihren Ärztinnen und Ärzten bzw.den Ausgabestellen der Gesundheits-ämter, wo morgens zum „Abschlu-cken“ anzutanzen ist, sind durch abso-lute und einseitige Abhängigkeitgekennzeichnet. Die PatientInnengenießen keinerlei Rechtssicherheit.Sie können den einseitig formulierten„Behandlungsvertrag“ unterschreibenoder es lassen. Die Rahmenbedingun-gen sind völlig auf die Kontrolle desSubstituierten ausgelegt und von Kom-mune zu Kommune verschieden aus-geprägt. Häufige unter Sichtkontrolledurchgeführte Urinkontrollen gehörenebenso zum demütigenden Standardre-pertoire wie Alko-Tests und sogenannte Abmahnungen bei erwiese-nem Beigebrauch etwa von Beruhi-gungsmitteln. Oft genug wurde ohneEinwilligung geschweige denn Wissender PatientInnen das zuständige Stra-ßenverkehrsamt informiert; der sofor-tige Entzug des Führerscheins war einesehr hilfreiche und fürsorgliche Beiga-be für die Wiedereingliederung.

Dem Abschuss folgt eingefährlicher Entzug

Im Düsseldorfer Gesundheitsamtz.B. und bei einigen hiesigen Substitu-tionspraxen kann die zweite oder dritteAbmahnung zum sofortigen Aus-schluss aus dem Programm führen.

„H“ wird mit Ascorbinsäureaufgekocht und aufgezogen

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21ULMER ECHO 2008 Schwerpunkt: Irrweg Methadon

Dieser ist meist mit einer vierwöchi-gen Sperre verbunden. Eine lebensge-fährliche Praxis. Davon Betroffenewerden auf die Straße geschickt; sichselbst überlassen müssen sie den plötz-lichen Abbruch der Methadonvergabeirgendwie auffangen. Ab einer gewis-sen Höhe der Dosierung, wie sie beiLangzeitabhängigen oft vorkommt(durchschnittlich um die 100 mg; inAusnahmefällen bis 200 mg und darü-ber) müsste diesePraxis von Rechtswegen zur Anklagewegen schwererKörperverletzungführen.

Da die Wirkungdes Methadons aufeiner Depotbildungdes Wirkstoffes inder Hypophysesowie im Hypotha-lamus (Hirnstammund -anhangdrüse)beruht, ist derPatient einer dau-ernden Überdosie-rung ausgesetzt.Einen Tagesbedarfvon 100 mg Methadon mit Heroin aus-zugleichen ist nahezu unmöglich.PatientInnen sind unter diesen Bedin-gungen epileptischen Anfällen,schwersten Entzugserscheinungensowie der Gefahr ins Koma zu fallenausgesetzt. Kein Wunder also, dass das„Metha-Programm“ keine vorge-schriebene Höchstdauer kennt. Man-che Substituierte werden seit vielenJahren substituiert, ggf. auch, weil fürmöglöiche Konsequenzen des Entzu-ges kein Arzt die Verantwortung über-nehmen will.

Die Betroffenen empfinden dierestriktive Vergabepraxis mit den fürsie möglichen katastrophalen Konse-quenzen nahezu durchgängig als aus-gesprochen willkürlich und beängsti-gend, wenn nicht gar als bedrohlich.Sie sind dieser Empfindung täglichausgesetzt, wenn sie nicht das Glückhaben, einen niedergelassenen Arzt zufinden, mit dem sie eine Vertrauensba-sis aufbauen können.

Versuchslabor Knast Ein gutes Beispiel ergeben die

Erfahrungen, die in JVAen über dieJahre zu machen waren. Die unzurei-chende Behandlung Inhaftierter wäh-rend der ersten Wochen der Entzugs-phase unmittelbar nach der Inhaftie-rung hatte im medizinischen Dienstmancher Anstalt eine scheinbar unum-stößliche Tradition. Subtil genug, umrechtlich unangreifbar zu bleiben;

gleichzeitig widerwillig genug bei derAusführung der Bestimmungen, umdie Betroffenen deutlich spüren zu las-sen, welchen Rang ein Junkie dort ein-nimmt. Das als Fortschritt verkaufte„Ausschleichen“ innerhalb unange-messen kurzer Zeit hat zu allen obenbeschriebenen Symptomen einschließ-lich.

Inzwischen wird in der Ulmer Höh’wie in den meisten anderen JVAenunseres Landes Methadon an diejeni-gen ausgegeben, die nachweisen kön-nen, dass sie bereits vor der Verhaftungsubstituiert wurden. Ohne einen sol-chen Nachweis werden Drogenkonsu-menten mit Methadon in einer Radi-kalkur „ausgeschlichen“. Die Dosisder ausgegebenen Menge hilft Lang-zeitabhängigen nur unzureichend.Immer wieder kommt es vor, dassdurch Zufälle und Fehler einzelneohne Methadon durch den Entzugmüssen, weil sie z.B. am Freitag vorirgendwelchen Feiertagen eingefahren

sind und ein Vertretungsarzt unvertret-bar gepennt hat. Nach wie vor werdenHeroinabhängige innerhalb maximal10 bis 12 Tagen auf Null „ausge-schlichen“, egal wie viel oder wielange der Patient zuvor konsumiert hatund in welchem körperlich-seelischemZustand er sich befindet. Immerhinwerden inzwischen in manchenGefängnissen Kurzstrafige durchge-hend substituiert und gelegentlich

kommt es vor, dass vorder Entlassung schonMethadon zum nahtlosen(Wieder-)Einstieg insMetha-Programm nachder Entlassung verab-reicht wird.

ProblemPolytoxikomanie

Heutzutage ist nahezujeder Abhängige einPolytoxikomane. DieGründe hierfür sind, dassalles Verfügbare ge-schmissen, geraucht odergedrückt wird, um denEntzugserscheinungenzu entfliehen oder dem

Kick näher zu kommen, aber auch inder schlechten Qualität des Heroinsund den oben beschriebenen Folgen,die Methadon bei Abhängigen zeitigt.Diesem Krankheitsbild, in dem sichWechselwirkungen verschiedener Dro-gen einschließlich Alkohol und Beru-higungsmitteln gegenseitig auf unbere-chenbare Weise hochschaukeln, wirddie Behandlungspraxis nicht gerecht.Es gibt Fälle, in denen substituierendeÄrzte mit ihren Methadon-PatientIn-nen den Beikonsum anderer Drogenbesprechen; ggf. werden die erforder-lichen Stoffe ärztlich besorgt unddosiert – der einzige Weg, die Kontrol-le über den Beikonsum zu behalten. Ineinigen Bundesländern ist das offiziellmöglich. Wenig Sinn macht es, überdie Rückfallproblematik hinweg zusehen: dass Rückfälle zum Krankheits-bild gehören, ist jeder medizinischenVeröffentlichung in diesem Feld ent-nehmen.

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ULMER ECHO 200822 Schwerpunkt: Irrweg Methadon

Die Richterschaftverwaltet das Elend

Wie kann es passieren, dass einegut ausgebildete Richterschaft, dieverfassungsmäßig über eine ausdrük-kliche Souveränität verfügt, das Elendsehenden Auges verwaltet – und dabeineue Not erzeugt, statt diesem Unsinnden Boden unter den Füßen zu entzie-hen. Wer, wenn nicht sie? UnserePolit-Kasperles haben nicht die cojo-nes, wie der Spanier sagt und einengewissen Mangel an Durchsetzungsfä-higkeit meint. Microsoft,Sony, Daimler/Chryslerund die Kapital-Gangskümmern sich mit Hingabeum die Finanzen globalerDealer – aber um Leute, dienicht wirklich einen lukra-tiven Markt für ihre Pro-dukte bilden, natürlichnicht.

Ausstieg aus derSubstitution: fastunmöglich

Zusammenfassend istüber Methadon zu sagen,dass es vielleicht für einenkleinen Teil der Abhängi-gen Positives schafft.Deren persönliche Krank-heitsbilder sind individuellso verschieden wie in derMedizin üblich. Bei derübrigen Klientel wird derTeufel mit Belzebub ausge-trieben und nachhaltige Schädigungenfür die Betroffenen und deren Lebens-qualität werden seelenruhig in Kaufgenommen.

Eine gewisse soziale und gesund-heitliche Stabilisierung auf dem Wegder Substitution sowie die Restaura-tion eines durch die Sucht über Jahredestabilisierten Lebens braucht Zeitund Kraft. Jeder Rückfall verbrauchtauf diese Weise Jahre, in denen dassoziale Dasein (Beziehungen, Beruf,Altersversorgung, Gesundheit) mit allseinen Unwägbarkeiten stagniert.Überleben Abhängige eine gewisseZahl von Lebensjahren, sind siegesundheitlich ruiniert, menschlich

und sozial isoliert.In seinen Nebenwirkungen be-

schränkt sich Methadon nicht nur aufdie bereits benannten Nebenwirkun-gen, sondern verursacht darüber hin-aus Depressionen, bringt die Libidozum Erliegen und verursacht durch dieBank Antriebsschwäche und Konzen-trationsbeschwerden. Methadon über-trifft die Nebenwirkungen und Spätfol-gen sauberen Heroins bei Weitem. DerProzess eines endgültigen Entzugs aufNull verlangt eigentlich nach einer sta-

bilen Persönlichkeit, verteilt sich überein gutes Jahr und verlangt eine menta-le Anstrengung, die viele umgehendwieder in die Sucht zurückführt.

Psychosoziale Betreuung !?Inzwischen hat sich eine flächen-

deckende Infrastruktur von Betreu-ungseinrichtungen und sozialen Ange-boten bzw. Diensten rund um dasMethadon-Programm gebildet. Injeder Großstadt gibt es z.B. Arztpra-xen, deren ausschließliche KlientelSubstituierte sind.

Eine splendide Idee war 2003 dieEinführung einer verpflichtenden

„psychosozialen Betreuung“ (PSB).Substituierte müssen sich in mehrwö-chigen Abständen Betreuungssitzun-gen aussetzen. Unklar blieb, wer diePSB zu bezahlen hat. Krankenkassen?Kommunen? Eine Düsseldorf Metha-donpraxis löste das auf ihre Weise.Über Jahre hatte sie einen Sozialarbei-ter angestellt, dessen PSB-Angebotverpflichtend war. Monatlich 35 €zahlten, ja richtig geraten, die Patien-tInnen aus der eigenen Tasche. Tat-sächlich sind die für PSB zuständigen

Stellen ebenso überfordert wieteilweise unbeliebt, manchebegnügten sich entgegen derRichtlinie mit freiwilligerTeilnahme. Als ob es nichtgenug Probleme gäbe, wurde– wiederum in Düsseldorf –die notwendige Zahl an Stel-len für psychosoziale Betreu-ung erst gar nicht geschaffen,was eine neue Möglichkeit fürden Abschuss aus dem Pro-gramm – und neue Ängste –bedeutet.

Es ist an der Zeit, dasMethadon-Programm – gebo-ren aus dem geistigen Elendjener, die nichts zu Ende den-ken – einer kritischen Prüfungzu unterziehen und es gründ-lich zu reformieren. Nichtsspräche gegen eine kontrol-lierte Vergabe von sauberemMorphium oder Heroin. Vorallem wird es Zeit, Süchtige

weder als Kriminelle noch als vor sichhin sabbernde Idioten darzustellen, dienicht zu den Mündigen der Gesell-schaft zählen. Die Betroffenen selbstmüssen in die Planungen zu einerLösung des Drogenproblems im Landeinbezogen werden.

* K.H. hat lange Jahre Kämpfen undLeiden im Kontext von Drogen undKnast genauso mitgemacht wie die

Dauermisere Methadon-Substitution

Der Heroindämon kon-trolliert den Süchtigen

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23ULMER ECHO 2008 Schwerpunkt: Orginalstoffvergabe

Seit 2002 erhalten in sieben deut-schen Städten Schwerstabhän-

gige bis zu drei Mal täglich unter ärzt-licher Aufsicht pharmakologisch rei-nes Heroin. Das Ganze findet im Rah-men einer wissenschaftlichen Studiestatt. 1.024 Teilnehmer nahmen teil,davon bekamen die Hälfte Methadon,die anderen Heroin. Ansonsten warendie Ausgangsvoraussetzungen ebensogleich wie die Projektbedingungen.

Strenge RegelnGrundlage war eine Sondererlaub-

nis des Bundesgesundheitsamtes, imstreng geregelten Rahmen die vomBetäubungsmittelgesetz verboteneDroge Heroin (chemisch Diamorphingenannt) zu benutzen. Für die Teilneh-menden galten u.a. diese Vorausset-zungen: mindestens fünf Jahre auf har-ten Drogen und wenigstens 23 Jahrealt. Außerdem mussten bereits zweioder mehr Therapieversuche erfolglosgeblieben sein.

Heroin sollte Arzneimittel werden

Ziel des Modells war es, herauszu-finden, ob und ggf. wie Heroin als ver-schreibungsfähiges Medikament zerti-fiziert werden kann (auf Btm-Rezeptunter Auflagen, wie z.B. Morphium).In Großbritannien, der Schweiz undden Niederlanden ist Diamorphin/-Heroin bereits verschreibungsfähig.

Für die Teilnehmenden war dasZiel, (wieder) menschenwürdige Le-bensnormalität zu entwickeln. Womöglich also zu arbeiten, eine eigeneWohnung zu haben, einen Lebens-rhythmus zu entwickeln, im Idealfallsogar den Ausstieg aus dem Konsumharter Drogen zu schaffen.

Vergleich mit MethadonMehr als vier Jahre also wurden in

Vergleichsgruppen die einen mitMethadon, die anderen mit Heroinsubstituiert und der Projektverlaufgenauestens dokumentiert. Die Ergeb-

nisse lesen sich beeindruckend:in Bonn hatten am Ende alle aus derHeroingruppe einen festen Wohnsitz,bis zu 90% der Studienteilnehmer neh-men am psychotherapeutischenBegleitprogramm teil und 19% an aus-stiegsorientierte Therapien. Ein Drittelgeht einer regelmäßigen Beschäfti-

gung nach, wozu natürlich auch Ein-Euro- und Beschäftigungsmaßnahmengehören. Für die Heroingruppe wurdebei 60% eine Verbesserung desGesundheitszustandes und eineReduktion des Drogenkonsums festge-stellt – während die Quote in derMetha-Kontrollgruppe unter 40% lag.

Ein selten einstimmiges Votum„Einen derart großen Vorsprung im

Therapieerfolg sehen wir äußerst sel-ten.“, resümierte Klinikdirektor Prof.Maier, der das Projekt in Bonn beglei-tete.

Zulassung als Medikament?Es hilft – und es hilft für Viele bes-

ser als die Substitution mit Methadon.„Klar Schiff“ also für ein weiteresInstrument, das Betroffenen wirksamhilft, kalte Entzüge, Überdosen, Herz-attacken, Beschaffungskriminalitätund Gefängnis zu ersparen? Alles klarfür die Entscheidung, Diamorphin (rei-nes Heroin) als Arzneimittel zuzulas-sen, das unter strengen Auflagen undkontrolliert von Ärzten an Heroinab-hängige abgegeben werden kann?Oder wenn es so weit (noch) nichtreicht, so doch wenigstens für dieLegalisierung eines breiter angelegtenModellprojektes?

2007: Skandal der AblehnungMitnichten! Alles kam anders. 2007

setzte sich in beiden Belangen dieAblehnungsfront durch. Über mehrere

Monate blieb sogar fraglich, ob wenig-stens die Sondererlaubnis für die bis-her Teilnehmenden fortgeschriebenwird, was für Manche eine tödlicheAngelegenheit hätte werden können.In Großbritannien, den Niederlandenund der Schweiz wurdeDiamorphin/Heroin inzwischen alsMedikament zugelassen, in Deutsch-land jedoch nicht.

7 Städte riefen um HilfeDer Entscheidung im Bundesrat

vorausgegangen war eine längere Hän-gepartie. FDP, Linke und Grüne posi-tionierten sich im Bundestag klar fürdie Arzneimittelzusage. Eine selteneKonstellation; da auch Abgeordneteder SPD sich in diese Richtung äußer-ten, schien eine Mehrheit wahrschein-lich. Dann aber wurde die ablehnendeHaltung der CDU-Fraktion festge-klopft und Befürworter in der SPDzeigten sich nicht gewillt, dafür einenKoalitionskrach zu riskieren. Wer nochan humane Orientierung in der Politikglaubte oder daran, das sich Vernunftdurchsetzt, hatte es nicht für möglichgehalten: letztendlich setzte sich dieAblehnungsfront durch.

Im Frühjahr 2007 hatten die siebenStädte mit Heroinambulanzen Alarmgeschlagen. Geschlossen riefen sie umHilfe, als klar wurde, dass nicht nurdas eigentliche Ziel Medikamentenzu-lassung gefährdet ist, sondern sogardie Fortsetzung für die Probanden imModellprojekt in Frage gestellt wurdeund die gesetzliche Ausnahmeregelungmit Juni 2007 auslaufen würde.

Prominente Befürworter ...Dabei hatte alles gut ausgesehen.

Die Ergebnisse der Studie waren deut-lich und die Liste der Befürworter liestsich beeindruckend, auch weil hierParteizugehörigkeiten kaum eine Rollespielten. Mehr oder weniger erwartbarsind DPWV und kirchliche Sozialver-bände für die Zulassung unter strengenAuflagen. Dass auch die unterschied-

Der große Streit ums HeroinOriginalstoffvergabe: ideologische Prinzipien siegen über Menschlichkeit und Verstand

Von Alex B. und Wolfgang Sieffert OP

„Ohne das Projekt wäre ichsicher nicht mehr am Leben."(Ein Heroin-Substituierter in

Köln; RP 20.2.2007)

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ULMER ECHO 200824 Schwerpunkt: Orginalstoffvergabe

lich regierten Städte, die sich amModell beteiligt hatten, unisono dafüreintraten und „ihre Süchtigen“ nichtim Regen stehen lassen wollten, weck-te Aufmerksamkeit. Protagonisten, diezumindest für eine Verlängerung ein-traten, waren nicht nicht nur die Dro-genbeauftragte der BundesregierungSabine Bätzing und die zuständigeStaatssekretärin im Gesundheitsmini-sterium, sondern praktisch alle Fach-leute aus Praxis und Wissenschaft.Darüber hinaus äußerten sich öffent-lich auch CDU-Politiker wie Ham-burgs Regierender Bürgermeister Olevon Beust sowie die Ministerpräsiden-ten Rüttgers und Koch: zumindest dienahtlose Fortführung für die bisher mitHeroin Substituierten müsse fortge-setzt werden.

Das einzige wenigstens vernünftiganmutende „Argument“ der Verweige-rungsfront war, dass Diamorphin teu-rer ist als Methadon. Dabei spielt imKostenkonzert der Preis des Ersatz-stoffes angesichts von Personalkostenu.a.m. so gut wie keine Rolle. Und:wie viel dürfte denn menschenwürdi-ges leben kosten?

Über Monate blieb das Themaungeklärt und die Modellprojekte inder Luft hängen. Als sich herauskri-stallisierte, dass der Bundestag dankGroßer Koalition nicht bereit seinwürde, sich von lieb gewonnenen Vor-urteilen zu verabschieden, startete ausmehreren CDU-regierten (!) Länderneine Bundesratsinitiative, für die auch

das Gesundheitsministerium warb:Abgabe von Heroin an Schwerst-abhängige solle staatliche kontrolliertauf Kassenrezept möglich werden.

... erreichen fast nichtsIm November 2007 scheiterte diese

Initiative. Ein halbes Jahr vorher hattenoch das Kanzleramt Zustimmung zurArzneimittelzulassung signalisiert.Jetzt aber hatte sich Dank einer aufEntschiedenheit getrimmten CDU-Fraktion im Bundestag die Ableh-nungsfront durchgesetzt. Ein Teil derCDU hatte in einer meisterhaftenKampagne alle anderen ausgebootet.So kann Demokratie aussehen: dieeinen kämpfen, Manche sind durch dieMehrheitsverhältnisse draußen undDritte erheben ihre Stimme nur, wennes um eigene Interessen geht. „Held“dieser gewonnenen Schlacht ist derCDU-Politiker Kauder, der als Wort-führer und Speerspitze gegen einegeballte Ladung politischer Schwerge-wichte und mehr als gute Argumentedurchsetzte, dass das gute alte, ebensodumme wie unmenschliche „Junkiessind fies; Drogen sind schlimm (abernur die illegalen); geholfen wird nicht“nicht dorthin gelangte, wo es hinge-hört: auf den Müllhaufen der Ge-schichte. Unübersehbar ist in demGanzen ein erheblicher böser Wille,denn der politische Prozess, die Arz-neimittelzulassung von Diamorphingegen alle Rationalität und prominenteBefürworter zu verweigern, muss eine

Menge Kraft gekostet haben.

Trauriges ErgebnisDas traurige Ergebnis wurde im

Frühjahr 2008 festgezurrt. Die bisheri-gen sieben Städten dürfen die bereitsim Programm Befindlichen weiter mitDiamorphin substituiert werden –allerdings nun auf eigene Kasse. DieBundeszuschüsse für die Heroinambu-lanzen wurden gestrichen, die Aufnah-me weiterer Schwerstabhängiger eben-so untersagt, wie die Ausweitung aufandere Städte.

In den Kreisen, die mit der Materiedirekt zu tun hatten, herrscht maßloseEnttäuschung. Das Ergebnis ist einUnglück für die Betroffenen, denenu.U. Leben rettende Hilfe verweigertwird. Unter dem Strich steht einArmutszeugnis der Gesundheits- undSozialpolitik, ein ethisches Armuts-zeugnis und schließlich auch ein öko-nomisches: wer das teurere aber wirk-samere Medikament verbietet, erzeugtin diesem Fall erhebliche Mehrkostendurch Beschaffungskriminalität, Hepa-titis- und HIV-Infektionen, Kranken-haus- und Gefängnisaufenthalte.

Enttäuschend auch, dass die, diesich als Saubermänner und Hardlinergeben, weiterhin den Machenschaftender Drogenmafia das Feld bereiten.

Quellen u.a.: SZ, FAZ, Gesundheitszeitung nach dpa

Konsumräume. In vielen Städten gibt es inzwischen Konsumräume für Heroin-konsumenten: ein typisches Produkt der schizoid anmutenden Lage. Handelnund kaufen darf den Stoff keineR. Aber wer Heroin illegal besorgt, kann sich denStoff unter hygienisch einwandfreien Bedingungen im Konsumraum spritzen.Wer ihn nutzt, muss unterschreiben, dass er dort nicht dealt und nicht im Metha-Programm ist. Vorteile liegen neben sauberen Spritzen u.a. darin, dass hier beiBedarf unkompliziert Kontakt mit Beratungskräften aufgenommen werden kann.Wegen unkalkulierbarer Qualität und Beimischung des Straßenheroins kann esLeben retten, dass hier ständig eine geschulte Kraft anwesend ist, die im Fall derFälle bis zum Eintreffen des Notarztes Hilfe leistet und z.B. Maßnahmen zurWiederbelebung beherrscht. Das illegale Zeug darf in dieser Grauzone konsu-miert werden. Bedauernswert, dass nicht auch sauberer Stoff zur Verfügunggestellt wird, der vor Überdosierung und beigemischten Giftstoffen schützt. Apro-pos Schutz: dadurch würden auch die Opfer der Kleinkriminalität geschützt. Esgäbe noch mehr Vorteile, wenn Staat und Ärzte die „Dealer“ wären. Die Situa-tion mutet schizoid an, paradox ist sie allemal.

2002 traute sich die Poli-zeigewerkschaft nochzu fordern, Marihuanaund Haschisch sollten inApotheken in kleinenMengen erwerbbar sein.Durch den erneut ge-puschten Gefährlich-keitswahn traut sich soetwas kaum noch je-mand. Vernünftig bliebees dennoch, MillionenKonsumenten aus derIllegalität zu holen. Aberwär' doch schade um dieProfite der Dealer, oder?

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25ULMER ECHO 2008 Schwerpunkt: Null Toleranz in NRW

NRW ist stolzer Vorreiter in Sachen DiskriminierungEin leider bitterer Kommentar zur Drogenpolitik in unserem Bundesland

Von Wolfgang Sieffert OP

Verbotenes hat seine eigenenReize. Vor allem gilt das in der

pubertären Phase des Ausprobierens.Die einen testen ihre eigenen Grenzen,andere machen vor Altersgenossen denMacker. Kaum eine, kaum einer über-steht die Pubertät ohne Ordnungswid-rigkeiten, Vergehen oder Straftaten.Heerscharen von Jugendlichen bege-hen schräge Sachen. Bei den einen istes ein Ladendienstahl, andere probie-ren schwarz zu fahren ohne aufzufal-len, wieder andere machen in derSchule blau oder probieren Rauschmit-tel. Das ist so und war immer so. Dasbedeutet aber gerade nicht, dass alle,die als Jugendliche im Supermarktlange Finger gemacht haben, sich aufeine Lebenskarriere als Dieb festlegen.In aller Regel handelt es sich um ein-malige oder seltene Einzelfälle, selte-ner um eine längere Phase mit delin-quentem Verhalten, Alkohol- oderDrogenmissbrauch, die im Verlauf derJugend durchlaufen wird. Es ist wich-tig fest zu halten, dass es nur in Aus-nahmefällen um sich verfestigendeMuster geht. Millionen Jugendliche,die irgendwann mal normabweichen-des Verhalten zeigen, gehören nicht indieselbe Schublade wie jugendlicheIntensiv- oder Gewalttäter, bei denenes tatsächlich wichtig ist, dass sieGrenzen aufgezeigt und geeignete Hil-fen bekommen. Das beste Mittel, um

eine dauerhaft kriminelle Karriere zuverhindern, ist und bleibt bei den mei-sten jugendlichen Regelverstößen,dass nichts geschieht. Wenn Straftatenoder Ordnungswidrigkeiten in derJugendzeit unentdeckt bleiben oderübersehen werden, ist die Chance derTäterInnen auf ein Erwachsenenlebenohne Straftaten um ein Vielfacheshöher, als wenn die Betroffenen zuObjekten repressiver Maßnahmen wer-

den. Dennoch behauptet die NRW-Justizministerin, die es besser wissenmuss, Repression als das große Heil-mittel.

Die Ministerin gefährdet Jugendliche

Das Gegenteil ist der Fall. Nicht einTeenager mit kleinkriminellen Hand-lungen, sondern die Ministerin gefähr-det eine bürgerliche Zukunft derbetroffenen Heranwachsenden. Für dieAllermeisten führt nicht das alterstypi-sche Ausprobieren ihr Leben auf die„schiefe Bahn“, sondern eine Politik,

die dazu führt, dass schon die Entdek-kung einer einzigen Pille oder einerwinzigen Menge Amphetamin nachdem Diskobesuch zu einer Strafverfol-gung führt. Genügend Beispiele undUntersuchungen belegen, wie geradeetwas „kibbelige“ Jugendliche oderjunge Leute, die sich in einer schwieri-gen Phase befinden, durch Prozedereund Konsequenzen eines Strafverfah-rens ins Abseits und aus der Bahn

gerieten. Erst recht gilt das, wenn es zuHaftstrafen kommt; nichts verfestigtkriminelle Muster mehr als der(Jugend-) Knast. Die Null-Toleranz-Politik Müller-Piepenkötters gefährdetdie Sozialisation vieler Jugendlichenwegen Bagatellen, die sich sonst fastimmer auswachsen. Gleichzeitig bin-det sie Ressourcen der Kriminalitäts-bekämpfung: bekämpft werdenJugendliche statt Verbrechen.

Polizei und Justiz stöhnen„Sollen wir jetzt die richtigen Ver-

brecher laufen lassen, weil es wichti-ger ist, Jugendliche mit ein paarGramm Haschisch vor den Kadi zustellen?“ fragte mich ein Polizist im(privaten) Gespräch. Tatsächlichmacht sich kaum jemand eine Vorstel-lung, welchen Aufwand die Einleitungeines Strafverfahrens mit sich bringt.Verhöre, Schriftverkehr zwischen Poli-zei, Staatsanwaltschaft und Gericht,die Einschaltung eines Anwalts, danndas eigentliche Verfahren vor Gerichtund später ggf. die Kontrolle eventuel-ler Auflagen und Strafen: mit der Ver-folgung eines Halbwüchsigen, schonwenn er erstmalig mit einer Kleinst-menge verbotener Stoffe erwischtwird, werden enorme Kräfte im Poli-zei- und Justizwesen gebunden.

Erwischt werdenimmer dieselben

Wer sich viel auf der Straße aufhält(erst Recht in Bahnhofsnähe), wer sichauffallend verhält oder unangepasstkleidet, wer fremdländisch aussiehtoder der Polizei schon bekannt ist –das sind die Jugendlichen, die miterheblich höherer Wahrscheinlichkeitbeobachtet und kontrolliert werden,dementsprechend auch viel eher mitDrogen auffallen. Daher hat die Null-Toleranz-Politik auch eine diskrimi-nierende Dimension. Repression trifftzwangsläufig vor allem die, die esnicht gewohnt sind, sich unauffällig

Ministerin Müller-Piepenkötter

Die Grünen im Landtag: „Drogenkriminalität wird nicht bekämpft,sondern lediglich die Konsumenten stigmatisiert.” (RP 31.7.2007)

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ULMER ECHO 200826

und angepasst zu verhalten. Wenn dieJustizministerin behauptet, Ziel der„neuen“, d.h. repressiven NRW-Dro-genpolitik sei nicht die Kriminalisie-rung der Jugendlichen, täuscht sie sich(oder uns).

Was ist kluge Drogenpolitik?Eine vernünftige Drogenpolitik ist

vor allem eins nicht: populistisch. Siemuss sich den Wirklichkeiten stellen,und in der Realität erreichen Prohibi-tion (Verbote) und Repression (Verfol-gung und Strafen) oft genau dasGegenteil dessen, was angeblich beab-sichtigt wird. Am Stammtisch mag essich gut anhören; dass Strenge undUnnachgiebigkeit zu mehr Schutz für

Jugendliche führen, ist aber ein Mär-chen. Alle politisch Handelnden, auchin den Medien, vor allem aber führen-de Köpfe einer Landesregierung habendie Pflicht, Öffentlichkeit über dieWirklichkeit aufzuklären. Endlichmüsste eingestanden werden: die Kri-minalisierung der Drogenkonsumentenhat eben keinen Schutz für junge Men-schen gebracht, dafür riesige Kosten,Verelendung und volle Knäste. Und esmüsste mit der auch durch tausendfa-che Wiederholung nicht wahr werden-den Legende aufgeräumt werden, dassEntkriminalisierung Freigabe bedeu-tet: auch wenn bestimmte Stoffe nichtmehr der Kriminalisierung des Betäu-bungsmittelgesetzes unterlägen, wären

sie noch lange nicht erlaubt und über-all zu haben. Aber dann hätte endlicheine an den Menschen orientierte Sozi-al- und Gesundheitspolitik eine Chan-ce. Das wär´ doch schon mal was.

„Speed” für den KriegNicht nur in der Nazizeit wurden dieSoldaten der Wehrmacht mit Ampheta-minen geputscht. Im Zweiten Weltkriegwurden Aufputschmittel auch von denUSA, Großbritannien und Japan inbedeutendem Umfang eingesetzt, umdie Soldaten wach, motiviert undaggressiv zu halten. Heutzutage heißendie Dinger „actionpills" und haltenKampfeinheiten der US-Armee heiß -nicht nur im Irak.Gleichzeitig fangen sich Jugendlichewegen winziger Mengen „Speed”Gerichtsverfahren ein. . . .

Schwerpunkt: Null Toleranz in NRW

Kritik auch vom deutschen Richterbund NRW: Die Eigenbedarfsgren-zen seien eingeführt worden, um Gerichte und Staatsanwaltschaftenvon Bagatellfällen zu entlasten. Nun drohe ein großer Mehraufwand fürdie Justiz. (WZ 31.7.2007)

NRW greift durch: Harter Kurs gegen weiche DrogenLand zieht bei Rauschgift die Zügel an: Besitz soll in jedem Fall Folgen haben. Von Wibke Busch

Düsseldorf. Die Landesregie-rung schlägt einen härteren

Kurs im Kampf gegen den Drogen-missbrauch unter Jugendlichen ein.Justizministerin Roswitha Müller-Pie-penkötter (CDU) wies die 19 Staatsan-waltschaften im Land per Erlass an,den Drogenbesitz bei den 14- bis 21-Jährigen ab sofort in jedem Fall zuahnden. Ermittlungsverfahren sollendaher nur noch unter Auflagen wieregelmäßigen Drogentests, der Teil-nahme an Beratungsseminaren oderTherapien eingestellt werden. Mit derRegelung nimmt das Land nach Anga-ben des Ministeriums eine bundeswei-te Vorreiterrolle ein.Jugendliche rauchen den ersten

Joint immer früherZugleich wird der Besitz von klei-

nen Mengen Heroin, Kokain undEcstasy bestraft – bislang galt bei denso genannten harten Drogen eineGrenze für den Eigenbedarf von bis zueinem halben Gramm. Bei den wei-chen Drogen Haschisch und Mari-huana werden nur noch sechs statt bis-

lang zehn Gramm zum Eigenbedarfgeduldet. Diese Grenze gilt bereits in13 anderen Bundesländern. Müller-Piepenkötter will mit den Maßnahmenein „deutliches Zeichen” setzen undwarnt vor einer Verharmlosung vonDrogen: „Wir dürfen jungen Menschennicht signalisieren: Ein bisschenHaschisch ist ja nicht schlimm.“ Alar-miert ist sie nach eigenen Angabendurch das stetig sinkende Einstiegsal-

ter und die zunehmende Probierbereit-schaft bei Jugendlichen.

Handlungsbedarf sieht Müller-Pie-penkötter auch in den Gefängnissendes Landes: Ende vergangenen Jahreswar fast ein Drittel der rund 18.000Gefangenen im Land drogenabhängig.Daher soll in einer Haftanstalt der Ein-satz eines Spezialdetektors getestetwerden, mit dem bei Gefangenenleichter Drogen entdeckt werden kön-nen.

Die Forderung der Deutschen Poli-zeigewerkschaft (DPolG), dieEigenbedarfsgrenze auch bei weichenDrogen auf Null zu stellen, lehnt dieCDU-Politikerin ab. Ziel sei nicht dieKriminalisierung von Jugendlichen,die mit Drogen in Kontakt kommen,sondern ihnen rechtzeitig „einenSchuss vor den Bug” zu setzen, sagtihr Sprecher. Kritik kommt auch vomdeutschen Richterbund NRW. Die

Eigenbedarfsgrenzen seien eingeführtworden, um Gerichte undStaatsanwaltschaften von Bagatellfäl-len zu entlasten. Nun drohe ein großerMehraufwand für die Justiz. Der Ver-band sieht zudem verfassungsrechtli-che Bedenken. Unklar sei zudem, obein Staatsanwalt verpflichtet werdenkönne, bei Einstellung eines Verfah-rens Jugendlichen Auflagen zumachen. Aus: WZ 01.08.2007

Ministerin Müller-Piepenkötter: bei Kokain oder Heroin soll die Eigen-bedarfsgrenze von 0,5 Gramm komplett wegfallen. (RP 31.7.2007)

Ein Presseartikel als Beleg:

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27ULMER ECHO 2008 Schwerpunkt: Tatort Knast

WERL. Frieren, Zittern, die laufen-de Nase, dann plötzlich Schweißaus-brüche – die Symptome sind dieselben.„Es gibt Leute hier, die haben dasganze Jahr Grippe, jedenfalls schautdas so aus”, sagt Joe Bausch-Höfter-hoff. Der erfahrene Gefängnisarzt, derim Kölner Tatort den Gerichtsmedizi-ner Joseph Roth spielt, hat da eineganz andere Diagnose: kalter Entzug.Andere jedoch sitzen mit scheelemBlick in Bauschs Sprechstunde, baller-breit - wenn sie denn überhaupt nochsitzen können. „Ich schätze, 200 vonden 860 Leuten hier sind dauerhaftDrogenkonsumenten”, meint der 54-jährige Mediziner und schiebt hinter-her: „Auch hier im Knast.“ Besuch beiJoe Bausch. Ein schlichtes Arztzimmermit Krankenliege und Computer,medizinische Tafeln an der Wand.Selbst hier sind die Fenster vergittert.Die JVA Werl, wo der Regierungsme-dizinaldirektor seit 1987 als Arzt arbei-tet, ist ein Hochsicherheitsgefängnis.Mörder, Vergewaltiger, Erpresser,bewaffnete Räuber: Wer in die größteHaftanstalt zwischen Rhein und Weserkommt, der bleibt länger, wenn nichtgar für immer.

Erlass zur StraßenreinigungWenn so viele Häftlinge auch hinter

Gittern Rauschgift konsumieren, hatdie NRW- Justizministerin dann nichtRecht mit ihrer jüngst verkündetenWende in der Drogenpolitik? Wegfallder Eigenbedarfsgrenze bei hartenDrogen, keine Einstellung der Verfah-ren gegen Jugendliche mehr, schärfere

Kontrollen in Gefängnissen, das Her-absetzen der Eigenbedarfsgrenze beiMarihuana und Hasch: Den Erlass vonRoswitha Müller-Piepenkotter (CDU)sieht Joe Bausch ziemlich kritisch. Als

Kurator der Aidshilfe NRW hat derSuchtmediziner und SchauspielerdenPolitikwechsel offen kritisiert. „Stra-

ßenreinigungsprogramm“ - damit ver-gleicht er den Erlass. Ganz offenbargehe es darum, „die Menschen, dieohnehin schon ein Problem haben,schneller in den Knast zu bekommen“.

Nicht dass Bausch Drogen das Wortreden wollte; sie stellen ihn in seinemAlitag als Gefängnisarzt oft genug vorProbleme. Aber mehr Hilfe täte Not,stattdessen aber setze die Politik aufRepressalien, mehr Kontrollen. Genaudas ist, was den Mediziner so ärgert:„Als Gefängnis dieser Größe brauch-ten wir eigentlich fünf, sechs Suchtbe-rater.” Aber in Werl kümmern sich nurzwei Kräfte um die Suchtberatung undhaben dabei noch jede Menge anderesum die Ohren.

Dass ein Gefängnis als bewachterRaum eigentlich ein Ort ohne Drogensein sollte -geschenkt. Für Joe Bauscheine Illusion. Ob beim Angehörigenbe-such, per Post, ob bei der Materiallie-

ferung für eine der vielen Werkstättenauf dem Gefängnisgelände oder eingefüllter, nachts über die Mauergeworfener Tennisball - Wege, wieRauschgift hinter Gitter gelangt, gibtes viele.

Mancher geht reich herausEs wird kontrolliert und auch

immer wieder was gefunden, trotzdemsind die Drogen da. Und: Es gibt Häft-linge, die kräftig dran verdienen. „Somancher geht hier reich raus”, istBausch-Hölterhoff sicher. Die Ministe-rin hatte einen Detektorrahmen ange-kündigt, der bei Gefängnisbesuchernverstecktes Rauschgift erschnüffelnsoll. Ob das den Drogen Schmuggel

effektiv zu begrenzen vermag - abwar-ten.

Er schlägt was anderes vor, um dassich die Politik kümmern sollte: Siesollte sich EU-weit einig werden, wel-che Stoffe als Rauschgift gelten undwelche nicht. Beispiel Subutex - einOpioid, künstlich hergestellt, einSchmerzmittel. In Deutschland fällt esunter das Betäubungsmittelgesetz, inFrankreich sind die Pillen frei aufRezept erhältlich. In Deutschland ent-wickeln sich die Mini-Pillen mehr undmehr zur Einstiegsdroge - auch indeutschen Gefängnissen.

Aus: NRZ vom 06.10.2007

Sein „Tatort” ist der KnastDer Arzt Joe Bausch, als Gerichtsmediziner im TV-Krimi zu sehen,

über Drogenpolitik und Justizvollzug im echten Leben.Von Holger Dumke

Ganz offenbar gehe es darum, „die Menschen, die ohnehin schonein Problem haben, schneller in den Knast zu bekommen".

„Es wirkt auf mich schon eigenartig, wenn für Haschischhandeljahrelanger Knast verhängt wird und auf der Richterbank sitzengleich zwei offensichtlich von Alkoholmissbrauch gezeichneteMänner. Wie wäre es mit einem Alkoholscreening für die, die überFreiheitsstrafen entscheiden?” (Ein Anwalt, der nicht gernenamentlich genannt werden möchte.)

Joe Bausch

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ULMER ECHO 2/200828 Ulmer Höh’ intern: Musik

Für Menschen, die in ihrer Frei-heit eingeschränkt sind, hat

Musik eine besondere Bedeutung.Ohne den von Sklaven „erfundenen“Blues gäbe es weder Jazz noch Rok-kmusik. Blues drückt Gefühle aus, wiesie von Menschen empfunden werden,denen die Freiheit genommen ist. Inbloßen Worten sind solche Gefühleunausdrückbar.

Musik ist Sprache der GefühleIch unterscheide in der Musik vier

Dimensionen, die Gefühle transportie-ren. Rythmik ist ein wichtiges Ele-ment, die Wirkung allerBeatmusik beruht aufdem Rythmus, Perkus-sionsmusik kann inEkstase versetzen. Har-monie erzeugt die Stim-mung des Musik-stückes. Unsere Hörge-wohnheiten sindgeprägt von den Kir-chentonarten. In derchristlichen Welt wirdder Dreiklang ausGrundton, Terz undQuinte favorisiert. ZumBeispiel (in C-Dur) C,E und G. Diese Harmo-nien sind auch in dergegenwärtigen MTV- und Viva-Rota-tion zu finden, selbst ein Song vonBushido wird stimmig, weil er in Har-monien der alten Kirchentonarten auf-geht.

Melodie, als dritte Dimension, trägtden Text ebenso wie das Gefühl. Ton-höhe und Tonfolge transportieren emo-tionale Erfahrungen.

Alte Harmonie, neues GewandDie Struktur (oder das Gewand) der

Musik schließlich bestimmt denAblauf eines Songs: z.B. Einleitung –Strophe – Refrain – Solo – Zwischen-spiel – Ende. Laut mathematischerBerechnungen waren bereits 1998 allemöglichen Ton- und Harmoniefolgen

erschöpft. Aktuelle Songs sind alsoWiederholungen. Neue Einflüsse wieGrunge, Techno usw. verändern unsereHörgewohnheiten, so dass selbst alteHarmoniefolgen, neu in GewandSongstruktur, von uns als neu undunverbraucht wahrgenommen werden.

Angebote auf der Ulmer Höh´Nicht erst seit den Fortschritten der

Musikpädagogik und -therapie gibt esMöglichkeiten, im Gefängnis Musikzu machen. Wer Musik nicht nur flottin schön oder ätzend einteilt, sondernverstehen und begreifen will, wer nicht

nur ein fertiges Produkt, sondern kom-munikativen Ablauf, Spiel und Dialogwahrnehmen will, findet verschiedeneAngebote in der JVA. Die Gefängnis-bücherei, jetzt zu Recht Medienzen-trum genannt, bietet über 10.000Musiktitel internationaler Interpreten.

P.O.D. spielt KirchenmusikAm Kirchenchor sollte jeder teil-

nehmen, der sich gesanglich mit ande-ren ausprobieren möchte. Das Reper-toire umfasst alte wie moderne Stücke.In der modernen Kirchenmusik benut-zen KomponistInnen aktuelle Musik-richtungen für den Transport spirituel-ler Texte. Bekannter Vertreter ist dieRockband P.O.D. Mit „Alive“, in zahl-

reichen Charts vertreten, brachten siefrischen Wind in die Christ-Rock-Gemeinde. Die musikalische Vielfaltdieser Bewegung warbeim Weltju-gendtag 2005 in Köln zu bestaunen.

Die hiesige Kirchenchorgruppewird von der ausgebildeten Musikerinund Chorleiterin Frau Lichtschlaggeleitet. (Anträge bitte an Pfarrer Spie-gel!)

Gefangene, die sich an einemInstrument ausprobieren möchten,können sich eine Gitarre ausleihen –solange der Vorrat reicht: Antrag an P.Wolfgang, der aus dem ULMER ECHO

auch ein Heft zum Ler-nen besorgt.

Für Gefangene mitVorerfahrungen in einerRockband gibt es dasProjekt „In the House“,eine Band, die seit vie-len Jahren Rockmusikwechselnder Richtun-gen spielt und bis zusechs Mal wöchentlichin der Kirche probt.Wer daran teilnimmt,muss bereit sein, sicheinzubringen und mitKritik umzugehen.Musik ist hier auchArbeit, aber natürlich

immer auch Geschmacksache – und solebt die Band von dem, was gemein-sam und häufig nicht ohne Ausein-andersetzung entsteht, auch mit dem,was bei Zuhörenden als Eindruckankommt. Gefühle wie Hass, Agground Frust kommen ebenso vor wieSehnsucht, Glück und Liebe. DemEngagement mancher JVA-Bedienste-ter und dem Leiter des Projektes, demeinzigen mir bekannten Blues-Harpspielenden Dominikaner, ist es zu ver-danken, dass die Band im laufendenJahr bei 8 Auftritten ihr Können unterBeweis stellen konnte. Keep on roc-kin’!

Musik macht Gefühle hörbarDie wenigen Angebote im Knast sind Gold wert

Hier schreibt der „Sergeant“, Raymund F.

„In the House“, Band in der JVA Düsseldorf

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Viele von uns fangen schon anzu lachen, wenn der Begriff

Yoga nur erwähnt wird. „Das ist dochwas zwischen Schwangerschaftsgym-nastik und Seniorenreha; eher was fürschwule Hafensänger im lila Gewandmit grünem Zopf“ – also bestimmtnichts für richtige Männer, nichts fürharte Gangster oder cool vorm Fern-seher Abhängende. Halbwegsgesund; aber sehr, sehr schlecht für´sImage, das man sich mühsamerkämpft hat. Das ist ein gewisserNachteil. Der einzige Vorteil ist, dasses den ganzen Körper und vor allemdie Wirbelsäule geschmeidig bzw.gelenkig macht, den Kreislauf stimu-liert, die Verdauung anregt und opti-miert, die Lungen vergrössert, dieSauerstoff- und Nahrungsmittelauf-nahme im Blut verbessert und diegesamte Muskulatur kräftigt undstrafft. Aber das war es dann auch.Der grosse Nachteil bleibt diese hei-kle Sache mit dem Image und demwahnsinnigen Zeitaufwand von 10bis 20 Minuten am Tag. Da bleibteinem keine Zeit mehr für´s Früh-stück ;-)

Der Knast beeinträchtigt Geist und Körper

Aber ..., wir sind im Knast und daist aller anders. Im Knast sind wir ganzanderen Formen von Stress, Druck,Angst, Wut, Unsicherheit, Trauer undVerzweiflung ausgesetzt als draussen,Geist sowie Seele und Körper beein-trächtigt. Das bringt uns aus unseremGleichgewicht, stört die Balance undmacht unruhig. Dies geschieht viel-leicht nicht kurzfristig, aber auf Dauerbestimmt; und vorbeugen ist immerbesser. Ein ausgeglichener Geist undeine ruhige Seele in einem gesundenKörper macht uns fit und fröhlich. Miteinem kurzen Einblick in die Grundzü-ge des Yoga werden die Effekte, dieauf unseren Körper einwirken, ver-deutlicht. Vielleicht genügt dies, umInteresse zu wecken.

Yoga enthält fünf verschiedeneÜbungsarten.

Zum einen Atemübungen, dennAtmen, eine vitale Basisfunktion istfür uns wichtiger als essen und trinken.Die meisten Menschen atmen zu flach,zu schnell und zu unkontrolliert, wes-halb das Lungenvolumen klein und nur

unzureichend genutzt ist. Yoga zeigt,wie die Atmung sinnvoll eingesetztwerden kann und wir dadurch ruhigerund ausgeglichener werden.

Organmassageund Kraftübungen

Dann gibt es die Dehnübungen. EinSprichwort sagt: „Mensch ist so jung,wie die Wirbelsäule geschmeidig ist“.Durch eine große Vielfalt an Dehn-übungen stellt Yoga die Geschmeidig-keit der Wirbel und Gelenke sicher,wobei auch die Muskulatur trainiertwird. So werden auch die Organe mas-siert und der gesamte Organapparatangeregt, einschließlich positiver Ein-flüsse auf Kreislauf und Verdauung.

In den Kraftübungen des Yoga wird

in bestimmten Positionen ausgeharrtudn dadurch Muskeln trainiert, vondenen wir meist noch gar nicht wus-sten. Bei diesen Übungen wird nichtnur auf Geschmeidigkeit, sondernauch auf Kraft und Ausdauer geachtet.Yoga trainiert in die Tiefe.

In den Entspannungsübungen imYoga wird der Körper tiefenent-spannt. Durch kontrolliertes Atmenwährend und nach den Übungen wirdder Körper von Stress und Verspan-nungen befreit, speziell im Nacken-,Schulter- und Rückenbereich. DerKopf wird frei und bietet wieder Platzfür positives Denken.

Gleichgewichtsübungen (z.B. ent-spannt auf einem Bein stehen, ohnesich anzustrengen und ohne gleichumzufallen) bedeuten Gleichgewichtfür Körper und Seele und sorgen,dass nichts aus der Balance gerät.

In ihrer Gesamtheit bieten dieYogaübungen Vorteile, die ganzbesonders im Knast sehr nützlichsind, die Zeit hier zu überstehen(auch sinnbildlich). Die Übungensind so ausgelegt, dass jeder sie voll-führen kann und jedem selbst über-lassen bleibt, wie oft er sie machtoder welchen Schwierigkeitsgrad er

für sich wählt. Yoga ist kein Wettbe-werb und wer Yoga übt, übt für sichallein. Mentale Stärke und Konzentra-tionsfähigkeit werden geschult unddamit der Schlüssel zum Erfolg selbstin die Hand genommen.

Yoga stimmt positiv – und gibt´s hier im Knast

Wenn nun Interesse beim Lesergeweckt wurde und er positiver unddabei fit und gesund durchs Lebengehen will, dann meldet er sich zumYogakurs, der zur Zeit jeden zweitenSamstagmorgen von 9 bis 11 Uhr statt-findet. Antrag an den Freizeitkoordina-tor genügt.

29ULMER ECHO 2/2008 Ulmer Höh’ intern: Yoga

Viele Vorteile – und ein „großer“ NachteilYoga bietet alles Gute für Seele und Gesundheit

Von F. de Mof

Auch hier in der JVA möglich:Yoga stärkt und motiviert

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ULMER ECHO 2/200830

Samstag, 23.08.2008: An einemsonnigen Samstagnachmittag

trafen die beiden Volleyball-Haus-mannschaften (HM 1+2) auf beideMannschaften der Betriebssportge-meinschaft (BSG 1+2) Ulmer Höheund die geladenen Gäste der Sportge-meinschaft (SG) Siemens und derBallsportfreunde Unter-rath aufeinander. Ein Wan-derpokal, den Siemens imletzten Jahr gewonnenhatte, war das Ziel allerBegierden, zu ergatternnur durch den Turniersieg

Nach Auslosung derGruppen und Gegnerspielte zunächst die SGSiemens gegen unsereHausmannschaft 2, dieanfangs schwächelte undden ersten Satz klar mit16:9 verlor, sich im zweiten Satz aller-dings auf den Heimvorteil besann und11:15 gewann.

Das zweite Spiel im Halbfinalebestritten die Gäste der Ballsportfreun-de Unterrath gegen die Hausmann-schaft 1 der hiesigen Haftanstalt,wobei die HM 1 nicht in Gnadenstim-mung war und den tapfer kämpfendenUnterrathern eine glatte Nie-derlagemit 23:8 und 28:5 servierte.

Im dritten Spiel zeigte die SG Sie-mens der BSG Ulmer Höhe 2, wierund ein Ball sein kann und besiegtedie beamteten Spieler klar mit 25:8und 18:11. Die Möglichkeit für Sie-mens, vor diesem Spiel bereits in Sta-delheim üben zu können, hatte sichdoch ausgezahlt.

BSG Ulmer Höhe 1 gegen HM 1hieß es im vierten Spiel des Halbfinals.Der erste ausgeglichene Satz ging mit13:12 an die BSG 1. Im zweiten Satzwurden härtere Bandagen angelegt undselbst drohender Pop-Shop verhindertenicht, dass sich die HM 1 auf ihr Kön-nen besann (Dank sei Trainer Van derLoo) und mit 15:9 gewann.

Im fünften Spiel des Tages trafendie BSG Ulmer Höhe 2 und die Haus-

mannschaft 2 aufeinander. Nach einemausgeglichenen kräftegleichen erstenSatz war Fortuna auf Seiten der BSG 2mit dem Resultat 19:10. Die alte Weis-heit, erst gewonnen zu haben, wenngewonnen wurde, erwischte die BSG 2kalt im zweiten Satz: der Sieg der HM2 mit 17:10 rettete diese jedoch nicht

vor dem Gesamtverlust, denn beiUnentschieden wurden die erzieltenPunkte aufaddiert: 29 für die BSG 2und 27 für die HM 2, was den Spiel-verlust bedeutete.

Das letzte Spiel absolvierten dieUnterrather gegen die starke BSG 1,mit wenig Chance zwar, jedoch kämp-fend ohne Angst, der Übermacht erle-gen, im Geiste unbesiegt. Das Ergeb-nis war 28:5 und 22:8 für die BSG 1.

Die Halbfinalbegegnungen wurdenüber 2 mal 8 Minuten gespielt. Beiunentschiedenen Satzausgängen, wur-de kein entscheidender dritter Satzgespielt, sondern die erzielten Punktegegeneinander gerechnet. Die weiterenBegegnungen wurden 2 mal 10 Minu-ten gespielt; weiterhin galt, dass beiunentschiedenem Satzverhältnis dasPunktverhältnis zählte.

Aus den Ergebnissen der Spieleergab sich das Spiel um Platz 5, Unter-rath gegen die BSG 2. Wie aus demNichts führte plötzlich die BSG 2 mit7:0; die sichtlich beeindruckten Unter-rather sammelten sich noch einmal,konnten allerdings den Vorsprung derBSG 2 nicht mehr einholen, verlorenerhobenen Hauptes 24:14 und knapp

21:18 im zweiten Satz. Somit warensie sechster Sieger, denn Verlierer gibtes hier nicht. Platz 5 für die BSG 2 undeine Suppe zum Mittag, die auchAußenstehenden die Härte des Straf-vollzuges verdeutlichte. Kaffee, inüblicher Qualität, wurde auch ge-reicht. Die Kommentare dazu sparen

wir uns an dieser Stelle.Die kalten Getränke tra-fen allgemein aufZuspruch und wurdengerne angenommen. ZurUntermalung der Spiel-pausen gab es Musik ausder hauseigenen Anlage.

Die Spannung stiegmit dem Erreichen desSpiels um Platz 3: SGSiemens gegen die HM2. Die souveräne Lei-stung der SG Siemens

führte zum Erfolg in beiden Sätzen mit20:14 und 20:12. Somit holte Siemenseinen verdienten dritten Platz.

Einen Krimi am rechten Platz botdas Endspiel BSG 1 gegen HM 1.Beide traten an, zu zeigen, wer derBessere ist, spielerisch gesehen. Dieerste Halbzeit ging klar und durchüberlegene Spielzüge mit 19:15 an dieBSG 1, die sich darauf aber nicht aus-ruhen konnte. Die Revanche folgte aufdem Fuße. Ein kurzer Verlust der Kon-zentration bescherte der BSG den Ver-lust von Satz Nr. 2 mit 19:17 für dieHausmannschaft 1. Ein 5-minütigerTiebreak musste entscheiden, wer denPokal sein Eigen nennen werden kann.Es wurde bis auf das Messer gekämpft:Punkt für die BSG, Gegenpunkt für dieHM, Führung, Ballverlust, Gleich-stand. Die Anspannung war bei allenAnwesenden zu spüren. Beim Standvon 8:8 wurde durch den Schiedsrich-ter der letzte Ball angekündigt, Auf-schlag der HM – und Punkt. Unter gro-ßem Jubel hatte unsere Hausmann-schaft 1 gesiegt und sich den Wander-pokal gesichert, der nun für alle in derVitrine auf dem Spiegel zu bewundernist. [er]

Spiel, Satz und SiegReport vom 6. Volleyball-Knast-Cup 2008

Ulmer Höh’ intern: Sport

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31ULMER ECHO 2/2008

Wie wichtig eine Arbeit imKnast ist, kann jeder ein-

schätzen, der das Privileg des Beschäf-tigsein während der Haftzeit genossenhat. Nicht nur die Entlohnung, die demGeldbeutel zu Gute kommt und somitSonderwünschen den Weg frei macht,sondern auch das sinnvolle Verbringender Zeit und nicht zuletzt der sozialeAspekt, anderen nicht auf der Taschezu liegen, verschaffen ein Gefühlgeordneteren Daseins.

Jetzt versucht der Sozialdienst derJVA Düsseldorf ein Konzept derArbeitsbeschaffung für die Insassen.Herr Schlebusch in seiner Funktion alsSozialdienstkoordinator und HerrKon-zak vom Evangelischen Gefangenen-Fürsorge-Verein bieten in Zusammen-arbeit mit Mitarbeitern der Agentur fürArbeit und der ARGE (Arbeitsgemein-schaft von Arbeitsagentur und Stadt)ein Programm zur Arbeitsvermittlungfür diejenigen Insassen, die absehbarmit ihrer Entlassung rechnen könnenund für die Zeit „danach“ Arbeitsuchen.

Die Zeichen der Zeit haben ihreSpuren natürlich auch beim früherenArbeitsamt und beim ehemaligen Sozi-alamt hinterlassen. Die ARGE, in derbeide zusammenarbeiten, und dieUmstrukturierungen nach den HartzIV-Gesetzen sollen frischen Wind indie Segel der Behörden bringen unddiese in eine echte Hilfe für arbeitswil-lige Arbeitssuchende verwandeln.

Schlebusch und Konzak wol-len bei Arbeitssuche helfen

Die Herren Schlebusch und Konzachaben deshalb eine Initiative ins Lebengerufen, um Inhaftierten der Ulm, dieeinem gewissen Anforderungsschemaentsprechen, beim Start ins Lebendraußen zu helfen. Sie möchten hier inder Anstalt Gespräche mit Betroffenenführen, um die Gesamtsituation zu

erläutern, alle Möglichkeiten einerBeschäftigung erörtern und gegebe-nenfalls eine Vermittlung an die Ver-treter der Agentur für Arbeit und derARGE in die Wege leiten. Herr Baurvon der Agentur für Arbeit und HerrPfeifer von der ARGE sollen dann dendiesen Inhaftierten bereits hier in derJVA mit ihrem fachlichen Rat undihren Erfahrung zur Seite stehen unddas auch nach der Entlassung fortset-zen.

Wenigstens Klarheit in finan-zieller Hinsicht ist möglich

Beide Herren vertraten gegenüberder Redaktion die Meinung, dass es füreinen Haftentlassenen durchaus Chan-cen gibt, Arbeit zu bekommen und sienicht grundsätzlich wegen ihrer Haftauf Ablehnung stoßen. „Der Menschzählt, sein Können und sein Wille“, so

der Kommentar des Herrn Baur auf dieentsprechende Frage der Redaktion, obdenn überhaupt in der jetzigen Arbeits-marktsituation Platz für Ex-Knackisim normalen Arbeitsleben vorhandensei. Sollte auf Anhieb kein Arbeitsplatzzur Verfügung stehen, kann das DuoBaur und Pfeifer zumindest die finan-zielle Seite (Hartz IV) schon hier vor

Ort so weit eingrenzen, dass jederweiß, was ihm an Unterstützung vonstaatlicher Seite zustehen würde.

Jeder Mann vor der Entlas-sung kann sich bewerben

Der erste Schritt, der nun von denInsassen der Ulm getan werden sollte,ist sehr einfach. Einen Antrag an denevangelischen Gefangenen-Fürsorge-Verein zu Händen von Herrn Konzakmit der Bitte um ein Gespräch bezüg-lich der „Initiative zur Arbeitsvermitt-lung“. Jeder Mann, der absehbar in dennächsten Monaten entlassen wird undder arbeiten will, ist herzlich willkom-men.

Voraussetzungen:Rat der Redaktion

Für alle Interessierten ist es wichtigzu wissen, dass es kein hohes Anforde-rungsprofil gibt. Doch sollten Bewer-ber aktuell drogenfrei leben (jedenfallswas illegale Stoffe angeht), auch wenndas im Vorleben nicht immer so war.Die Gesundheit sollte der Beschäfti-gung nicht im Wege stehen und das 65.Lebensjahr noch nicht erreicht sein.Hilfreich sind Unterlagen über frühereBeschäftigungen und schulische undberufliche Qualifikationen, wenn vor-handen. Angebracht wäre es, vorwegzum Gespräch mit Herrn Konzakschon einmal die eigene Karriere imKopf Revue passieren zu lassen unddiese Gedanken zu Papier zu bringen;Stichpunkte genügen. [er]

Arbeit nach der Entlassung?!ARGE und Arbeitsagentur versuchen eine Initiative zur Arbeitsvermittlung

Ulmer Höh’ intern: Arbeit

Dirk Konzak

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Am 20.1.09 beginnt ein neuesGruppenangebot. Monika

H a g e d o r n ,Sozialarbeiterinbeim Kath.Gefängnisver-ein, wendetsich an alleInhaftierten füreine Gruppe,

die Lust haben, sich auszuprobieren imTheaterspiel. Sketche oder auch einTheaterstück sollen eingeübt und hierin der JVA aufgeführt werden.

VoraussetzungenWer teilnehmen möchte, braucht

aber kein geübter Schauspieler sein,ganz im Gegenteil ist das Angebotoffen für alle. Vorausgesetzt werdenlediglich Deutschkenntnisse (Lesen istBedingung) und eine regelmäßigeTeilnahme.

Die Theatergruppe wird alle zweiWochen am Dienstagnachmittag zwi-schen 15.30 und 17 Uhr stattfinden.

Anträge sind an Frau Hagedorn zurichten.

ULMER ECHO 2/200832 Ulmer Höh’ intern: Gefängnisverein

Kinderbetreuung: Spielgruppe hilft, ungestört zu redenEin Angebot von Ehrenamtlichen des Gefängnisvereins

Gefangene machen selber TheaterIm Januar startet eine Theatergruppe

Sich erinnern – die Haftzeit nutzenEin Angebot, die eigene Lesekenntnis zu verbessern

Gefährdetenhilfe Scheidewegstellt sich vor

Raus aus der Zelle… andere Men-schen treffen, bei einer Tasse Tee

oder Kaffee Gespräche führen über „Gottund die Welt“, nachdenken über ganz per-sönliche Fragen und Antworten aus einemBibelwort suchen, das ist die Kontaktgrup-pe der Gefährdetenhilfe Scheideweg. Hier-zu ist jeder herzlich eingeladen. Wir sindChristen verschiedener Kirchen undGemeinden und besuchen regelmäßig alle14 Tage donnerstags die JVA Düsseldorf inder Zeit von 18:00 - ca. 20:00 Uhr. Anmel-dungen können bei dem FreizeitkoordinatorHerrn G. Mocek abgegeben werden. DieTermine sind 14-tägig ab 15. Januar 2009.Wir freuen uns auf Dich.

Diese Bitte gehtan alle:

Weitersagen: es gibtjetzt eine Spielgruppein der Besuchsabtei-lung! Ab sofort könnenKinder einmal imMonat während IhresBesuches an einerSpielgruppe teilneh-men, die ehrenamtlicheMitarbeiterInnen deskatholischen Gefäng-nisvereins anbieten.Während die Eltern

sich beim Besuch ungestört unterhal-ten, sind die Kinder gut aufgehobenund beaufsichtigt.

Die Kinderbetreuung findet anjedem 3. Mittwoch im Monat ab 15Uhr in einem ansprechend gestaltetenRaum der Besuchsabteilung statt: dienächsten Termine sind 17.12.08,21.1.09, 18.2.09, 18.03.09, 15.04.09.

Bitte sagen Sie in der Besuchsab-teilung bei der TerminabspracheBescheid, wenn Sie ein oder mehrereKinder mitbringen, die an der Kinder-betreuung in der Spielgruppe teilneh-men sollen.

Nicht alle Insassen der JVA haben in der Schule mit BegeisterungLesen und Schreiben gelernt. Vieles ist in den Jahren in Verges-

senheit geraten.Seit April 2008 gibt es hier in der JVA die Möglichkeit, die Lese- und

Rechtschreibkenntnisse aufzufrischen und zu verbessern.In Kleingruppen werden die Interssierten von einer ehrenamtlichen

Betreuerin dabei unterstützt, Briefe, Geschichten und Bücher zu lesenund eigene Texte zu verfassen. Eiinmal in der Woche treffen sie sich. „Ichhätte nie gedacht, dass ich so schnell so gut lesen lernen kann. Es machtrichtig Spaß. Und es macht mich stolz.“, sagt ein Teilnehmer.

„Erfolg tut gut.“, so die Betreuerin Christa Brinckmann, die vieleJahre an der Hauptschule unterrichtet hat. „Die Teilnehmer erinnern sichan Vieles und nutzen die Zeit.“ [red]

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33ULMER ECHO 2/2008 Ulmer Höh’ intern: Berichte und Infos

Wie entsteht Gewalt bei Jugendlichen?Auf ihrer Fachtagung begegneten Ehrenamtliche auch dem Ombudsmann

von Christa Brinckmann und Hans Göschl

Die Aids-Hilfe ist umgezogen!

Zur 12. Fachtagung für ehrenamt-lich Tätige in der Freien Straffälligen-hilfe trafen sich im August 2008 aufEinladung der Landesarbeitsgemein-schaft ehrenamtlich und hauptberuf-lich Tätige zum Gedankenaustauschüber ihre Arbeit im Strafvollzug. Nachder Begrüßung durch den Geschäfts-führer des Arbeitsausschusses „Ge-fährdetenhilfe“, Andreas Sellner,sprach der Ombudsmann für denJustizvollzug in NRW, Rolf Söhnchen,über seine Aufgaben und Arbeit.

Gesprächmit dem Ombudsmann

Herr Söhnchen arbeitete bis zu sei-ner Pensionierung als Jugendrichterund ist seit März 2007 mit seinemTeam als Vermittler zwischen denJVA´s und dem Justizministeriumtätig. „Der Ombudsmann wirkt aneinem modernen, humanen und an dengesetzlichen Vollzugszielen orientier-ten Justizvollzug mit. Er ist Ansprech-partner für alle vom Vollzug Betroffe-nen. An ihn können sich in Angelegen-heiten des Vollzugs mit Beschwerden,Anregungen, Beobachtungen und Hin-weisen wenden: die Gefangenen undderen nahe Angehörigen, die Bedien-steten des Justizvollzuges und die im

Justizvollzug ehrenamtlich Tätigen"(Auszug aus der Geschäftsordnung).

Ganz wichtig sei ihm, so HerrSöhnchen, für ein gutes Betriebsklimazwischen Anstaltsleitung, Beamtenund Inhaftierten in den Haftanstaltenzu sorgen. Als eine seiner Aufgabenbetrachtet er es, dass die Gleichbe-handlung der Inhaftierten in allenAnstalten angestrebt wird. Zum Bei-spiel dass bereits gewährte Lockerun-gen bei Verlegung in der neuen Anstaltbestehen bleiben. Häufige Wünscheder Inhaftierten sind z.B. das Benutzenvon DVD Playern, Playstation undmehr Möglichkeiten zu telefonieren.Dafür setzt er sich im Einzelfall ein.

Thema: JugendkriminalitätAm nächsten Tag stellte Peter Sit-

zer, wissenschaftlicher Mitarbeiter ander Universität Bielefeld seine Unter-suchung zum Thema „Entstehung undEntwicklung von Gewalt bei Jugend-lichen“ vor.

Danach berichteten Günter Danekund seine MitarbeiterInnen (Förder-kreis Gefangenenhilfe Viersen e.V.)über das Projekt „Rückspiegel“. DerFörderkreis hat es sich zur Aufgabegemacht, straffällig gewordenenJugendlichen in Zusammenarbeit mit

der Justizvollzugsanstalt, dem Jugend-amt der Stadt Viersen, dem Amtsge-richt Viersen und der Bewährungshilfeeinen Weg aus ihren Schwierigkeitenaufzuzeigen. Als Ziel wird z.B. ange-strebt, kriminell auffälligen Jugend-lichen die Auseinandersetzung mitStraftaten sowie einen realen Einblickin die Lebenslage von Inhaftierten zuermöglichen. Des Weiteren werdenmit den Jugendlichen möglicheHintergründe ihres Handelns reflek-tiert, um positive Möglichkeiten zufinden.

Nach dem Mittagessen bildeten dieTeilnehmer drei Arbeitsgruppen, diesich mit Gewaltsituationen und derenBewältigung auseinandersetzten.Durch die neuen Erkenntnisse und dieausgiebige Möglichkeit des Erfah-rungsaustausches mit den anderenEhrenamtlichen fuhren wir in unsererArbeit bestätigt nach Hause und freuenuns auf die Fachtagung im nächstenJahr.

Sprechstunde desOmbudsmanns

hier in der JVA Düsseldorfam Dienstag 6.1.2009

um 10 UhrAchtung: jeder kann sich per

Antrag zum Ombudsmann melden undmit ihm sprechen – egal in welchemAnliegen! Bitte nehmt diese Möglich-keit wahr, damit der Ombudsmannetwas über unsere Situation und Erfah-rungen aus der Sicht der Gefangenenerfährt!Jeder kann ihm schreiben

Darüber hinaus ist es jedem Inhaf-tierten erlaubt, sich mit seinen Anlie-gen auch schriftlich an ihn zu wenden:hier die Adresse:Ombudsmann für den Justizvollzug NRWHerrn Rolf SöhnchenEiland 242103 Wuppertal

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ULMER ECHO 2/200834 Ulmer Höh’ intern: Essen

Friss oder stirbWer die normale Kost nicht verträgt, hat auf der Ulm Probleme

von Anton Anonym

Kurz nach meinem Eintritt inder JVA Düsseldorf suchte ich

den Anstaltsarzt auf. Ich bat um Milch-austausch und vegetarische Kost. Letz-teres muss nicht vom Arzt angeordnetwerden, es reicht, den Wunsch nachwurst- und fleischloser Kost beimAbteilungsbeamten anzumelden. DerArzt verordnete mir Milchaustauschund gestattete mir OLV-Kost, das istdie vegetarische Kost. Ich verzichteseit langem auf die meisten Molkerei-produkte, da ich an Laktoseüberemp-findlichkeit leide.

Ein Enzym fehltLaktoseintole-

ranz (LI) bezeichnetFehlen oder nichtausreichendes Vor-handensein desEnzyms Laktase imDünndarm. Laktasespaltet den Milch-zucker (Laktose) inzwei Monosacchari-de (Glukose undGalaktose). Nuraufgespalten kannMilchzucker vom mensch-lichen Körper aufgenommenwerden. Ein großer Teil derWeltbevölkerung jenseits des Säug-lingsalters verträgt keinen Milchzuk-ker. Bei LI kommt es zu Knurren undUnruhe im Magen, Blähungen, chroni-schem Durchfall, Hitzewellen, Haut-ausschlag und Schlaflosigkeit.

Wer aber, wenn er unter LI leidet,OLV und Milchaustausch kombiniert,hat einen Nährstoffengpass.

Eiweiß und Mineralien fehlenDer Eiweißbedarf, der bei Verzicht

auf Molkereiprodukte z.T. durch tieri-sche Eiweiße ausgeglichen wird, ist inder eben genannten Kost-Kombinationnicht ausreichend gedeckt. Hinzukommt, dass der Gehalt an notwendi-gen Mineralien (wie der täglicheBedarf an Calcium) durch beide

Lebensmittelgruppen ergänzend ge-deckt wird. Da ich auf die Anstaltskostangewiesen bin, achte ich darauf, dassdie bereitgestellte Kost die benötigtenNährstoffe enthält. Nach Monaten, indenen keine Woche verging, ohne dassdie verordnete Kost zu beanstandenwar, entschloss ich mich im Ende 2007zu einer Dienstaufsichtsbeschwerde.

33 Beschwerdenwurden dokumentiert

Mit der damals zuständigen Abtei-lungsleiterin Frau Plonka, später Frau

Hagemann, vereinbarte ich, zukünftigdie tägliche Kost zu dokumentierenund bei Beanstandungen umgehendden die Kostausgabe beaufsichtigen-den Beamten darauf aufmerksam zumachen. An dieses Procedere halte ichmich bis heute.

Also, die Kost wird ausgehändigt.Ich entdecke eine nicht der ärztlichenVerordnung entsprechende Kost. Diezeige ich dem Abteilungsbeamten, derin der Küche anruft. Die Küche liefertbei den folgenden Kostausgaben nach– oder gar nicht. Wenn Letzteresgeschieht, kann ich Beschwerde ein-reichen.

Seit ich begann, darüber Buch zuführen, habe ich 33 Fälle dokumen-tiert, in denen ich keine oder falsche

Kost erhielt. Darin sind nicht einmalenthalten die Fälle, bei denen falscheoder fehlende Kost später nachgelie-fert wurde, kalte oder nicht ausrei-chend gegarte Lebensmittel gereichtwurden, ausgelaufene Suppen die inflachen, für feste Lebensmittel gedach-ten Menagen verabreicht wurden, mitSalatsauce getränktes Brot.

Eine typische Wochenverköstigungsah für mich bis vor kurzem noch auswie auf dem mitgedruckten Wochen-kostplan.

Ich habe verschiedene Möglichkei-ten wahrgenom-men, um denZustand der Ver-köstigung zu ver-bessern. Im Rah-men einer Dienst-a u f s i c h t s b e -schwerde habe ichmich direkt an dieAnsta l t s le i tunggewandt. Außer-dem an denO m b u d s m a n n ,Herrn Rolf Söhn-chen. Auch den

Gefängnisbeirat habe ich ange-rufen und schließlich dasLandgericht Düsseldorf.

Immer nur kurzfristige Verbesserungen

Nach jeder Eingabe oderBeschwerde meinerseits gab es immereine mehr oder weniger lange Phaseder Verbesserung. Mittlerweile habeich es erreicht, einen Essensplan zuerhalten. Damit ist zumindest gewähr-leistet, dass ich solche Kostwochenwie vorher aufgeführt umgehendreklamieren kann.

Nahrhaft? Die vom Autor notierte Kost einer Woche.Heute bekommt er einen Essensplan von der Küche

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35ULMER ECHO 2/2008 Ulmer Höh’ intern: Essen

Auch nach gründlicher Recher-che können wir noch nicht

sagen, wer zuerst da war, das Huhnoder das Ei. Wir haben herausgefun-den, dass Hühner Eier legen, meisteins am Tag, welches wir Menschenihnen dann wegnehmen. Gut ausgebil-dete Hühner wissen das schon undgeben ihre Eier mehr oder wenigerfreiwillig an uns Menschen ab. Es hatsich angestrengt, das Huhn, das Ei zulegen, und opfert den Nachwuchs, umuns mit guter Nahrung zuversorgen.

Der Transport hat mitBedacht zu erfolgen, wiewir alle wissen, doch die-ses bisschen Respektkönnen wir dem Huhnentgegenbringen. Sohaben wir was zu essen,etwas gesundes, das aucheinfach zuzubereiten istund auf sehr abwechs-lungsreiche, mannigfalti-ge Art und Weise.

Sonntagmorgenfrühstückseiauf der Ulmer Höh´

Und immer wieder sonntags sehenwir es dann, dürfen es sogar behaltenund sollen es essen, das gesunde Sonn-tagmorgenfrühstücksei. Wir bekom-men es von den Essensträgern, denkendabei an das Huhn, das sich für uns sosehr aufopfert, halten es in unsrerHand, noch warm, und würden es sogerne abpellen und genießen. Doch dasgeht nicht. Wir wissen es vorher undwir wissen alle, warum. Denn dieSchale geht nicht ab. Das Pellen zer-matscht das köstliche Ei und verwan-delt es in ein nicht sehr nett anzusehen-des Glibberobjekt. Egal wie sehr wiruns auch anstrengen, die Frühstücks-eierfreude ist weg. Alle Mühe warumsonst.

Die Eier brauchen RuheJa, wenn es ordentlich abgeschreckt

worden wäre, das Ei, dann sähe alles

anders aus und der Sonn-tagmorgen gleich mit. Hierreicht es nicht, mit fiesemKopf in den Kochkessel zuschauen! Eier wollen ein-fach ausreichend in berüh-rung kommen mit kaltemWasser legen, vielleicht indas gelegt werden, das denDuschen im E-Flügel ankaltem Wasser fehlt. Kön-nen wir das Ei nicht ein

kleines bisschen in demkalten Wasser verweilenlassen? Zeit haben wir dochgenug hier, um sie mal aus-ruhen lassen, die Eier.

Auch die Zubereitung vonNudeln braucht Zuneigung

In dieser Abkühlphase wäre esdenkbar, die Zeit dahingehend zu nut-zen, den Nudeln etwas Aufmerksam-keit zu widmen. Auch Nudeln freuensich über Aufmerksamkeit. Wer sichihnen nach dem Kochen mit mehrGefühl zuwende und sie mit etwasWasser übergießt um z.B. die beimKochen ausgetretene Stärke abzuspü-len und wer ihnen dann ein kostengün-stiges Öl angedeihen lässt, quasi alseine Art Bodylotion, der sorgt dafür,dass sich einfach alles besser fühlt: dieNudel ebenso wie der Verspeisende.Auch würde dann die Nudelausgabenicht zum Kraftakt für den sowieso

kaum bezahlten Essensträger und diesekönnten die kostbare Nahrung geziel-ter und dosierbarer austeilen. Daswürde den Wünschen der Esser entge-gen kommen und die Nudel würdebesser rutschen, nicht nur von derKelle.

Kein SarkasmusErkennen könnten wir in den

geschilderten Resultaten entwederGleichgültigkeit oder die Unfähigkeitzur Zubereitung einfachster Speisen.Und bitteschön: das ist nicht einmalein bisschen Sarkasmus, vielmehrWahrheit, aber davon viel.

Das EiAuch im Knast gibt es Eier, ebenso wenig liebevoll behandelt wie hiesige Nudeln

von Eddy R.

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ULMER ECHO 2/200836

Eigentlich wollte ich ein biss-chen an die See fahren. Eigent-

lich wollte ich mir einen Ruhigenmachen und die Seele baumeln lassenoder mal richtig ausschlafen. Doch werklopfte denn da, morgens um kurz vor6, vehementer als der sonst so zurük-khaltende Zeitungsbote,? Es war dieOrdnungsmacht mit all ihren Organen.

An die Wand gestelltAufstehen, an die Wand stellen,

Schnauze halten, durchsucht werden(ich schlafe nackt) und mitkommen.Polizeirevier. Nach Verlesen einesroten Zettels schwant mir Böses. Undso wird es auch. Gefesselt auf demRücksitz eines zivilen Polizeiautosgeht es Richtung Haftanstalt. Kurznoch beim U-Richter vorbei, der denHaftbefehls unterschrieb und die U-Haft unvermeidbar fand. Also, hineinins Gefängnis. Die Aufnahme heißtdort Kachelküche, in Hamburg, wo ichmich mit ca. 25 weiteren Personenbefand. Dem Geruch nach waren vonder Wache, aus dem Büro, von derStrasse und vom Fischmarkt auch wel-che da. Nach erneuter Filze, absolvier-tem Anstaltsarztbesuch mit Befund„haftfähig“ und einigen Stunden War-tezeit in verschiedensten Wartezellenging es mit dem Überlebenspaket inder Hand auf Station: Block B, Zelle30. Die Zelle war relativ groß, ca.3,5 x4 m, ausgestattet mit Bett, Stuhl, Tisch,Schrank, Waschbecken, Toilette undeiner Schamwand. Aus dem in derWand eingelassenen Lautsprecher kamauf Knopfdruck Musik, drei Senderstanden zur Auswahl.

Die Kachelkücheraubte alle Illusion

Der Zustand der Zelle war erstaun-lich gut, trotz der niedrigen Erwartung,denn die Kachelküche hatte alle Illu-sionen geraubt; eine angenehme Über-raschung Nach dem „Auspacken“ derauf der Kammer erhaltenen Dinge(Teller, Tasse, Kanne, Suppenschüssel

waren aus Porzellan, das Besteck, wieim richtigen Leben, aus Metall und dasBrettchen, wie der Name schon sagt,aus Holz), gab es auch schon Abend-brot, verschiedene Brotsorten, Marga-rine, 2 Sorten Wurst, Käse, schwarzenund Pfefferminztee. Dazu, aufWunsch, noch einen Eimer heißesWasser zum Waschen. Zwar nicht wiezu Hause, aber fast erträglich. Natür-lich gingen mir viele Gedanken durch

den Kopf, doch als um 22 Uhr dasLicht ausging, konnte ich doch schla-fen, bis 6 Uhr, zum Wecken. Früh-stück, besagtes Brot, jetzt mit Marme-lade und Kaffee (sollte welcher sein).Weiterschlafen? Nein, duschen, ineinem sehr großen Duschraum mit 30Männern aller Couleur und langegenug, um richtig zu duschen; sogarmit warm-kalt Einstellung und dasdurfte ich sogar dreimal erleben in denfolgenden 14 Tagen. Frische Handtü-cher, Seife und Shampoo gab’s beimDuschwart, der sein „Büro“ ebenfallsin der Dusche hatte. Die Freistundewurde dann direkt nach dem Duschenabgehalten, wahrscheinlich um denAnstaltsarzt nicht ganz so einsam inseiner Praxis verweilen zu lassen

Irgendwie verging die ZeitDas Mittagessen war reichlich und

relativ schmackhaft, zumindest gab eskeinen Anlass zu lauter Klage. Abendserfolgte dann der Umschluss undirgendwie verging die Zeit.

In den folgenden Tagen erwies sichdas Sportangebot als dünn und dieWarteliste dafür als sehr lang. Erfri-schend war natürlich der Besuch, alle14 Tage. Ein überschaubares Ziel.Nach Überwinden der durch dieStaatsanwaltschaft gesetzten Hürdenund mit der Besuchserlaubnis in derHand wurden die Besucher relativunbehelligt in das Gebäude gelassenund nach kurzer Wartezeit sprachenwir miteinander, eine gefühlte Stundelang, natürlich unter den Blicken undOhren eines Bediensteten, der allerleiAnfassen zuließ und nicht wirklich ander Konversation interessiert war.Nach dem Lichtblick des Besucheswurden mir dann noch Rauchutensi-lien und etwas Schokolade übergeben,in der Anstalt gekauft natürlich.

Arbeit löste ProblemeVier Wochen nach Ankunft wurde

ich zur Küchenarbeit berufen, die ichfreudig annahm Die vorausgehendeärztlicher Untersuchung mit Blutab-nahme war schnell absolviert. Nunvergingen die Tage wie im Flug. Mitdem Umzug in die „Küchenzellen“löste sich auch die TV-Problematik,denn die sehr großen (ca. 40qm) 4-fachbelegten Küchenzellen hatten einen70 cm großen, von der Anstalt gestell-ten Farbfernseher

So war dann meine Entscheidung,keinen Schwarz-Weiss Mini Fernseherund die dazu gehörigen sehr teurenBatterien beim 14-tägig stattfindendenEinkauf zu erwerben, doch richtig,denn das Geld war knapp, ich warnoch jung.

Wer denkt, das habe sich neulichzugetragen, täuscht sich gewaltig. Dasalles ist eine Weile her und geschah inHamburgs Santa Fu. 21 Jahre in Frei-heit sind vergangen und bei meinemEinzug hier kam mir alles sehr bekanntvor, wie neulich, retour in der Zeit-rechnung, ein Dejá vue, jetzt halt mitStrom, und zweimal duschen in derWoche.

Ulmer Höh’ intern: Zeitreise

Als ob es gestern gewesen wäreNach 21 Jahren Abstinenz bin ich wieder eingefahren

von G.ockel Gänserich

HHHHeeeeuuuutttteeee ggggiiiibbbbtttt `̀̀̀sssssssscccchhhhoooonnnn SSSStttt rrrroooommmm aaaauuuuffff

ZZZZeeeellll lllleeee!!!!

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37ULMER ECHO 2/2008 Ulmer Höh’ intern: GMV

von F.

Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen,... nur wir müssen geduldig sein !

Als eure GMV – Gefangenen-Mit-Verantwortung – wünschen wir euch allen ein besinnliches und gesundesWeihnachtsfest sowie ein Besseres Neues Jahr, in der Hoffnung, dass ihr alle das nächste Fest in der Mitte eurerFamilien verbringt.

Die Aufgabe der GMV ist es, nicht gewünschte bzw. unkorrekte Umstände abzuschaffen, zu verändern oder zuverbessern. Das geht jedoch nur, wenn ihr uns über diese Dinge informiert. Wir können nur Missstände, egalwelcher Art, weitergeben und mit der Anstaltsleitung besprechen, wenn wir diese auch kennen. Denn immer nurmeckern ist nicht konstruktiv. Verbesserungsvorschläge würden einen Stimmungswandel herbeiführen. Wir kön-nen nur etwas für euch verbessern, wenn ihr uns eure Anliegen, Wünsche und Probleme mitteilt. Dies könnt ihrvertrauensvoll mit dem jeweiligen GMV Sprecher erörtern oder mit einem Schreiben, dass ihr dann in den GMVBriefkasten auf dem Spiegel steckt.

Rückblick auf einige Themen der GMV-Sitzungen des Jahres 2008Verbesserung der Haftsituation Genehmigung LCD-TV-GeräteKüche: Essensqualität – Auswahl und Menge Erweiterung der EinkaufslisteVerbesserung des Arbeitsklimas in den CK-Betrieben Duschen der KüchenarbeiterGenehmigung ausländischer Fernsehsender Bezahlung der Hausarbeiter

Genehmigung LCD-FernseherNachdem wir jahrelang in die Röhre gesehen haben, konnten wir in Zusammenarbeit mit der Anstaltsleitungbeim Justizministerium eine Verfügung bewirken, die nunmehr landesweit LCD-TV Geräte bis zu 22" (55 cm)genehmigt.

Küche – EssensproblematikDie Qualität der Nudeln hat in den letzten Monaten leider nachgelassen. Die Nudeln kommen auf den Abteilun-gen so an, dass diese nicht einzeln, sondern am Stück aus den Behältern geschnitten werden mussten. Wir sinduns bewusst, dass in Zeiten finanzieller Knappheit mit den vorhandenen Mitteln sorgfältig umgegangen werdenmuss, aber es sollte dennoch nicht an der Essensqualität und -quantität gespart werden. Herr Lorenz hat sichkurzfristig mit den Verantwortlichen der Küche getroffen und in dieser Richtung erfolgreich interveniert. Wirkonnten eine entsprechende Besserung nachvollziehen und hoffen, dass dies auch über einen langfristigen Zeit-raum so bleibt. Herr Lorenz hat den Einkauf von Nudel einer besseren Qualität genehmigt.

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei der Anstaltsleitung für die Zusammenarbeit und das offene Ohr, das derGMV und den vorgetragenen Problemen entgegen gebracht wurde.Weiterhin wünschen wir allen Bediensteten und deren Familien ein frohes Weihnachtsfest und einen gutenRutsch ins neue Jahr!

Detaillierte Informationen über unsere Arbeit könnt ihr von folgenden GMV-Vertretern erhalten.A-Flügel : Gabriel M. & Michael B. B-Flügel :U.A & Edy R.C-Flügel : A. P. & Achim S. E-Flügel : Arif I. AOA : Gregorius A.

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ULMER ECHO 2/200838

Am 01.08.2008nahm sich unser Mitgefangener

Herr Oleg B.im Alter von 33 Jahren

in seiner Zelle das Leben.

Wir sind bestürzt und fühlen mit allen,die um ihn trauern.

Ulmer Höh’ intern

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Am 23.10.2008 starb MargotAnny Gräfin von Schwerin im

Alter von 79 Jahren. Lange hatte sie sich gegen den

Krebs gewehrt und recht gut damitgelebt. Im letzten Jahr allerdings erfas-ste die Krankheit ihren gesamten Kör-per und führte zu ihrem Tod.

Der Kath. Gefängnisverein erinnertsich an sie mit großer Dankbarkeit.Nach unterschiedlichen sozialen Tätig-keiten in Bonn, Köln und Düsseldorf,u.a. auch in den Gefängnissen, fand sieEnde der 70er Jahre des vergangenenJahrhunderts bei uns eine Anstellung.Mit ungeheurem Elan und großer Ein-satzbereitschaft baute sie mit den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern der bei-den Gefängnisvereine unsere Bera-tungsstelle auf, richtete Wohnungenfür Haftentlassene ein und war sichauch nie zu schade, selbst „den Putzei-mer zu schwingen“.

Legendäre Frühstücke in der Beratungsstelle

Legendär sind ihre Frühstücksver-anstaltungen in unserer ehemaligenBeratungsstelle auf der Ulmenstraße.Hier wurden bei Kaffee und Brötchen

L e b e n s p r o b l e m eberaten und geklärt,und dies mit vielHumor und großerE r n s t h a f t i g k e i t .Viele Inhaftierte er-lebten die „Gräfin“,wie sie genanntwurde, wie eine ver-spätete Mutter.Wegen ihrer außer-gewöhnlichen Art zuarbeiten und ihrergroßen Erfahrungbeschäftigten wir dieGräfin über diePensionsgrenze hin-aus bis zum 68.Lebensjahr. Auchdanach blieb sie unsund unseren Anlie-gen eng verbundenund es gab mancheGelegenheit, einander zu sehen.

Am 29.10.2008 nahmen wir beieiner Trauerfeier in Grefrath, die vonPater Wolfgang geleitet wurde,Abschied. Es war eine bewegendeFeier, bei der zu Recht einige Tränenflossen. Unterschiedlichste Menschen

kamen zusammen, um „Danke“ zusagen, die Trauer zu tragen und dieHoffnung auf die endgültige Gemein-schaft in Gott zu bekunden.

39ULMER ECHO 2/2008

Abschied von einer großen Frau der StraffälligenhilfeMargot Gräfin von Schwerin starb nach langem Kampf gegen den Krebs

von Reiner Spiegel, Geschäftsführer des Kath. Gefängnisvereins

War Fürsorgerin und Sozialarbeiterinim Kölner „Klingelpütz“ und auf der

„Ulmer Höh“´in Düsseldorf:Gräfin von Schwerin

Oktober 2008 JVA Willich für Frauen

September 2008 JVA Düsseldorf

Achtung: rock-aktiv!In diesem Jahr hat unsere Rockband trotz Wechseln acht Auftritte hingelegt

Das ist das Schicksal einer Knastband: gerade U-Häftlingekommen und gehen. Trotz aller personeller Umbesetzungen(mancher hat nach Entlassung schon wieder mitgespielt!)gelangen „In the House“ dieses Jahr acht Auftritte!

Ulmer Höh’ intern

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ULMER ECHO 2/200840

betrifft:Nasskalte Freistunde

Jetzt, da die Abende wieder längerwerden und die Tage kürzer, jetzt, dadie Regenzeit wieder anfängt, möchteich etwas veröffentlichen, was jedeRwissen und auch einmal bedenken soll-te. Ich habe in verschiedenen nord-rhein-westfälischen Anstalten auchviele Freistundenhöfe erlebt. Zu denenbleibt zu sagen, dass es so gut wie kei-nen gibt, der eine Unterstellmöglich-keit bietet, wenn es richtig regnet. Einpaar verkrüppelte Bäume, die ja imHerbst zudem ihre Blätter verlieren,können kaum Schutz gegen den Regendarstellen und 50 oder gar 100 Leutefinden darunter bestimmt keinenSchutz.

Regenschirme sind verboten unddie Anstaltsparka halten keinem richti-gen Guss stand, da die Imprägnierungwohl schon vor Jahren verloren gingbei einem der tausend oder mehr Insas-sen, die ihn bis jetzt getragen haben.

Gut ist, dass wenigstens die Beam-ten, die den Hofgang bewachen, eineHütte zum Unterstellen haben. Die tunja auch nur ihren Dienst und hättensonst schon bei ihrer Gewerkschaftgemeckert, wenn sie sich ihren Pelznass regnen lassen müssten.

Die Gefangenen haben ja auch eineWahl. Sie können in ihrer Zelle bleibenund auf den nächsten Tag warten, umdann in die Freistunde zu gehen. Na ja– wenn es nicht regnet, sonst eben aufden Tag danach oder den Tag nach demTag danach. Ihre gesetzlich einge-räumte Freistunde wird ihnen ja nichtverwehrt!

[vb]

betrifft:Dank an gute Beamte

Zum Glück habe ich mit dem gan-zen Justizsystem nichts mehr zu tun,habe jedoch unfreiwillig reichlich

Erfahrung sammeln müssen. Woimmer ich hinkam, was auch immerpassierte, die ausführenden Kräfte sindhier wie immer und überall Menschen.Menschen, wie wir sie aus unseremAlltag kennen, mit all ihren guten undauch schlechten Seiten. In Freiheitgenießen wir den Vorteil, dass wir unsentfernen können, wann immer wirwollen. Wenn´s jedoch juristisch gese-hen mal schief geht und wir in einGefängnis müssen, dann ist es beiLeibe nicht einfach, denjenigen zu ent-kommen, denen die Schlüsselgewaltauch noch Spaß zu machen scheintoder ihre privaten Frustrationen mitzur Arbeit bringen. Die zeigen es danndenen, die schon gestraft genug sind,mal so richtig, wer der Herr im Hauseist.

Egal welcher Auswuchs von Will-kür auf uns einprasselt bleibt doch zubeachten, dass auch ein paar gute See-len sich unter das Mittelmass mischen.Die versuchen dieses spürbar unerträg-lichen Leben doch lebenswert zugestalten und helfen uns ein bisschen,über den Tag zu kommen. Denen seiDank. Ihr seid wenige, aber Euch ver-gessen wir nicht.

[vb]

betrifft: Sozialer Dienstist der falsche Name

Der Sozialdienst sollte eine Institu-tion im Knast sein, die den Insassenmit Rat und Tat zu sozialen Fragen zurSeite steht, eine Anlaufstelle für alle,die draussen noch etwas zu erledigenoder zu sichern haben, wie z.b. eineWohnung oder Sachwerte, die nichtabhanden kommen sollen. Er sollte einDienst sein, der für die Insassen Pro-blematiken klärt und oft mit einem ein-zigen Telefonat auch zur Beruhigungdes Betroffenen beiträgt. Oder ganzeinfach den sozialen Aspekt in Bezugauf das Leben außerhalb der Mauern

fördert und schützt und zumindest alsBindeglied dient.

Wie kann dann Folgendes sein?Dass Personen, die den sozialen Dienstals Aufgabe und Beruf gewählt haben,über von ihnen mehr als abhängigeMenschen entscheiden und Beurteilun-gen für ihre Entlassungen schreiben,ohne sie persönlich zu sprechen, ohneKontakte zur Person des Bittstellers,einfach nach Aktenlage. So ist es mirergangen. Von sozial war da keineSpur.

[vb]

betrifft: Knast-PrivatisierungZum neuen ULMER ECHO muss ich

als Redakteur der Gefangenenzeitung„Einblick“ in Hünfeld ein paar kleineAnmerkungen zum Thema Privatisie-rung auf Seite 25 machen. Vieles istrichtig, was Prof. Weber über die Teil-privatisierung sagt. Aber wichtig istauch, dass wir nur in 2 Schichtenarbeiten und dass wir hier keine Aus-bildungsplätze mit qualifiziertem Ab-schluss vor der IHK haben. Natürlichgibt es in allen Knästen Positives undNegatives zu berichten; hier in Hün-feld wie überall wird das ThemaKostenersparnis von den Gefangenenausgebadet.

[vb]

betrifft:Ohne Kirche nix los

Nach neun Monaten U-Haft wiederfrei, puh. Mein Resümee: ohne Kirchewäre die Ulm ein einziger Saftladen.Dankbar werde ich jmnich vor alleman Frau Hagedorn und ihren Einsatzerinnern. Auch die Ernsthaftigkeit derGottesdienste hat mir geholfen, denMut nicht zu verlieren. Vielen Danksagt mit einem Gruß von draußen

[vb]

Leserbriefe

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41ULMER ECHO 2/2008

betrifft:Sonderausgabe „Drogen“

Cool und toll und umfassendgemacht Eure Sonderausgabe! Wiebescheuert das mit dem Thema Drogenläuft in der Politik zeigt der 10-Jahres-Plan der Vereinten Nationen seit 1998:Mohnproduktion verdoppelt (sollteverringert werden), auch Cannabis undKoks gab’s mehr für den Markt unddie Profite lokaler Politiker, Aufständi-scher und Terroristen – wobei dieseRollen ja schnell mal wechseln.

Jedenfalls sorgt die Strafverfolgungfür viel Geld dafür, dass auch in unse-rem Land die Probleme wachsen. Abervielleicht ist das ja beabsichtigt. DerPolitikerkaste kollektive Dummheitvorzuwerfen, das ginge doch wohl zuweit. Oder?

[vb]

betrifft:Sonderausgabe „Drogen“

Richtig wütend macht es mich, wieimmer auf den illegalen Drogen her-umgehackt wird. Was ist mit mehr alszweieinhalb Millionen Kindern, die inalkoholbelasteten Familien aufwach-sen? Das ist jedes 6. Kind in Deutsch-land! Was mit medikamentenabhängi-gen Verantwortungsträgern in allengesellschaftlichen Bereichen? NEEE-EIN, das sind natürlich keine Proble-me! Auf den eh schon kaputten Junkiesmuss auch noch strafrechtlich herum-gehackt werden, statt ihnen medizi-nisch zu helfen, was auch volkswirt-schaftlich gesünder wäre. Prima, dassihr da den Finger in die Wunde legt!

[vb]

betrifft: Sonderausgabe „Gitterleben“

Wir haben die Ausgabe Ihrer Zeit-schrift „Alltag im Vollzug“ im Unter-richt behandelt. Ich möchte Ihnen dan-ken, denn diese Informationen zeigenein ganz anderes Bild vom Justizvoll-zug als das offizielle. Keine Arbeit,kleine Straftäter, Drogenabhängige, zuwenig Personal usw., von all dem hät-ten wir sonst nichts erfahren.

Besonders gut fanden wir, dass wirauf den Seiten des Ulmer Echo im

Internet Vieles selbst recherchierenkonnten. Und die sind nicht nur inter-essant (besonders die Fotos und dasArchiv), sondern auch einfach gutgemacht. Der Redaktion vielen Dankund alles Gute!

[vb]

betrifft: nicht zur BeerdigungDas ist also der humane und zeitge-

mäße Justizvollzug: sogar Leute, derenMutter oder Vater gestorben sind, wer-den nicht zur Beerdigung ausgeführt,sondern höchstens später mal ansGrab. Ist das Respekt vor dem Tod? Istdas die gesetzlich gebotene Förderungsozialer Beziehungen? Ich finde, derVollzug zeigt sich auch hier von seinerhäßlichen, Menschen missachtendenSeite. Warum muss auf die Härten derMenschenkäfighaltung immer nochweitere unnötige Härte draufgesatteltwerden?

[vb]

betrifft:Abschuss wegen Rauchen

An dem Tag, an dem mir ein Kum-pel erzählte, dass er wegen unerlaubtenRauchens von der AOA geflogen ist,komme ich nachmittags in die Beam-tenbude meiner Abteilung und da sit-zen gleich zwei grün gekleidete undrauchen sich gemütlich eine Fluppe.Das mit dem Rauchen gilt wohl nur füruns Knackis und wir sollen merken,dass wir Untermenschen sind.

[vb]

betrifft: Knast-NeubauIhr habt ja in der letzten Ausgabe

viel über den Neubau der UlmerHöh´in Ratingen geschrieben. Dankefür die Infos – obwohl ich hoffe, ihnnie von innen zu sehen. Wird es daauch Langzeitsbesuchsräume geben?

[vb]

betrifft:Fragwürdige BauaufgabeLeserbrief an die Rheinische Post zumArtikel „Gefängnis-Neubau – strenggeheim“ (RP 11.10.08)

Sehr geehrte Frau G.,Sie zitieren in Ihrem Arrtikel: „Man

kann doch keinen Bauplan für einGefängnis veröffentlichen.“ Wir nik-ken diese Aussage spontan ab. ImHinterkopf haben wir dabei Sicher-heitsbedenken. Selbst der Gefängnis-beirat bekam die Pläne nicht in dieHand.

Wenn er fertig ist, gucken sich alleden Knast in Ruhe bei Google-Earthaus der Luft an. Auch die am BauBeteiligten sind nicht eingemauertworden. Der Knast wird trotzdemsicher bleiben.

In unserem Hinterkopf wirkte abernoch etwas anderes: ein Tabu. Es istzwar nachvollziehbar, dass wir mitdem Knast nichts zu tun haben wollen.Andererseits sind wir alle per Gesetzverpflichtet, den Vollzug so zu gestal-ten, dass die Chance auf Besserung desGefangenen besteht. DIE Chance fürihn wie für uns.

Und da sollten wir daran gehindertwerden zu erfahren, wie der neueKnast gestaltet wird? Wollen sich dieBetreiber vielleicht ganz einfach nichtauf die Finger schauen lassen?

Als Architekt hätte ich mir sogardie Ausschreibung eines Wettbewerbsgewünscht für eine so seltene, span-nende und fragwürdige Bauaufgabe,fragwürdig im direkten Sinn des Wor-tes.

[vb]

betrifft: Unrecht durch Ausgleichsverlegung

Ich komme als Ausgleichsverle-gung aus Wuppertal, hatte dort über 9Monate Einzelzelle und Arbeit. Jetzthier und ohne mein Verschulden wie-der dieses monatelange Warten und derRythmus, der keiner ist und in dem nixpassiert. Vor allem hatte ich befürchtet,auf eimne der in D-dorf verbreitetenDoppelbelegungen der winzigen Ein-zelzellen zu gelangen, in denen hierein paar Hundert Gefangene sitzen.Tatsächlich bin ich auf einer 3er-Hüttemit Klo - immerhin wurde der Vorhangjetzt durch eine Abtrennung ersetzt.

[vb]

Leserbriefe

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ULMER ECHO 2/200842 Kurz notiert

Hartz IV:Staat vor GerichtGegen Hartz IV begehren die Men-

schen massenhaft auf. Fast die Hälfteder Prozesse gewinnen die Kläger. DieZahl der Verfahren bricht in der erstenHälfte 2008 mit einem Anstieg um einDrittel alle Rekorde.

Als die Hartz-IV-Empfänger ihrenSturm auf die Gerichte begannen, wardie Rede von einer Klageflut. DerBegriff sei falsch, meint der BerlinerSozialrichter Michael Kanert. Dennauf eine Flut müsse eine Ebbe folgen.Die aber kommt nicht.

Im ersten Halbjahr 2008 klagtennach FR-Informationen Hartz-IV-Empfänger in 61.970 Fällen gegenihre Bescheide. Das sind noch einmal36,2 Prozent mehr als zwölf Monatezuvor.

In den Klagen geht es um Details,um ein paar Euro, die für die Men-schen aber von existenzieller Bedeu-tung sind. Was ist eine „angemessene"Wohnung? Sind die Kosten für Warm-wasser in der Miete enthalten oder hatdie Familie Anspruch auf eine Extra-Erstattung?

Eine Rolle spielen geänderte Prio-ritäten der Arbeitsmarktpolitik. DieArbeitsagenturen dringen nach Beob-achtungen des Aachener SozialrichtersMartin Kühl stärker darauf, dassArbeitslose in einen Job vermitteltwerden. „Kooperieren die Betroffenennicht, reagieren erst die Agenturen mitSanktionen und dann die Hartz IV-Empfänger mit Klagen", berichtetKühl.

Angesichts der hohen Erfolgsrateder Klagen rät DGB-Arbeitsmarktex-perte Wilhelm Adamy allen Hartz-IV-Empfängern, jeden Bescheid genau zuprüfen und bei Zweifeln juristischenRat zu suchen.

Quelle: Frankfurter Rundschau 08.08.2008

Die Düsseldorfer OB-KandidatinKarin Kortmann (SPD) fordert vonden Energieversorgern einen Bedürfti-gentarif, der die ersten 500 KW anNotleidende günstiger macht, als diedarauf folgenden. Weiterhin müsseeine intensive Stromsparberatung insPflichtprogramm aufgenommen wer-den.

Auch ein Mindestmaß an zu lie-fernder Energie muss von den Versor-gern entgeldlos bei Zahlungsunfähig-keit garantiert werden, sodass niemandim Dunkeln steht.

Das Obdachlosenmagazin „fiftyfif-ty“ berichtete von Müttern, die Baby-milch auf Campingkochern erwärmen,da der Strom abgestellt war. VieleMenschen wissen nicht, wie sie ihreStromnachzahlungen bewältigen sol-len, berichtet der Mieterschutzbund.

Kortmanns Widersacher Elbers(CDU) setzt hingegen voll auf Strom-sparen und lehnt einen Sozialtarif ab.

Aus: RP 31.07.2008

Der große Bruderist überfordert

Großbritannien. Big brother siehtalles – und ist damit überfordert. DieÜberwachung sei einfach zu schwierigund zeitaufwändig. „Ein einziges Fia-sko“ nannte Detective Chief InspectorMike Neville deshalb Anfang Mai dieInvestitionen der britischen Regierungin die Übrwachungskameras, die jedenWinkel Londons und vieler StädteEnglands überwachen sollen.

Neville muss es wissen: Er ist derLeiter der Abteilung Visual Images,Identifications and Detections Office(Viido) bei der Metropolitan Police inLondon. Rund 4,2 Millionen der BigBrother Linsen gibt es in LondonsStrassen und wer sich dort bewegt,wird von wenigstens 300 verschiede-nen Objektiven am Tag erfasst.

Der ganze Aufwand ist praktischumsonst, denn die Begründung derMaßnahme, die Reduzierung der Kri-minalität, wird nicht erreicht. Wir sindnicht in der Lage die Flut von Bildernund Videos zu sichten, bzw. auszuwer-ten. Nur 3% der Fälle von Strassen-raub wurde durch Beobachtungen derKameras aufgeklärt. Sie wirken nochnicht einmal abschreckend auf Krimi-nelle, so Neville.

Aus: die rote Hilfe 3/2008DNA-Test entlastetTodeskandidatenWashington. Nach 14 Jahren in der

Todeszelle ist in Texas ein wegenMordes verurteilter Mann durch einenDNA-Test entlastet worden. MichaelBlair wurde von dem Vorwurf, 1993ein Kind getötet zu haben, freigespro-chen.

Der DNA-Test bewies, dass ein amTatort gefundenes Haar nicht von ihmstammte. Blair ist der vierte Todeskan-didat der dieses Jahr freikam.

Aus:RP 20.09.2008

Sozialtarif fürEnergiekosten

London. Wegen der Folgen derFinanzkrise arbeiten die Bestattungs-unternehmer in Großbritannien nurnoch auf Vorkasse.Arme Familien, diedie Beerdigung ihrer Angehörigennicht zahlen können, müssen derzeitbis zu zwei Monate auf staatliche Bei-hilfen warten. Solange wollen dieBestatter das Geld nicht vorstrecken.

Quelle: WZ 13.10.2008

Bestattungsstau

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43ULMER ECHO 2/2008 Kurz notiert

Erstmals Leichemit bisexueller

DNA identifiziert

Münchner Rechtsmediziner sinderstmals auf eine Leiche mit zweiunterschiedlichen Erbinformationengestoßen. Bei der Identifizierung einesunbekannten Selbstmörders fanden dieGerichtsmediziner sowohl männlicheals auch weibliche DNA-Merkmale,berichtet der Focus.

„So etwas war uns noch nie unter-gekommen“, sagte die DNA-ExpertinKatja Anslinger vom Institut fürRechtsmedizin der Uni München.Demnach stellte sich heraus, dass derMann Jahre vor seinem Suizid eineKnochemarksspende von einer Frauerhalten hatte. Nach der Transplanta-tion wiesen seine Blutzellen die DNA-Merkmale der Spenderin auf, in allenanderen Körperzellen blieb dasursprüngliche DNA-Muster des Man-nes erhalten. Der Selbstmord ereigne-tet sich laut „Focus“ im Februar inMünchen. Die Person habe sich miteinem Sprung vor die S-Bahn dasLeben genommem, wobei der Leich-nam bis zur Unkenntlichkeit verstüm-melt wurde. Aufgrund einer Vermis-stenanzeige und eines von der Polizeigefundenen Abschiedsbriefes habealles auf einen Bauarbeiter hingewie-sen.Die Rechtsmediziner fanden imBlut des Leichnams jedoch weiblicheDNA, die Hautzellen hingegen zeigtenmännliche DNA-Merkmale.

„Der Fall sollte Fahnder sensibili-sieren, Genspuren kritisch zu hinter-fragen“, so Anslinger. Wenn die Poli-zei bei der Identifizierung von Leichennichts von der Knochenmarkstrans-plantation wisse, könne dies zu Fehlin-terpretationen und falschen Verdächti-gungen führen.

Aus: RP 20.10.08

... aber nur für 48 Stunden, dennBernd Busemann, niedersächsischerJustizminister, wollte wissen, worüberer spricht. „Am schlimmsten ist dasEingesperrtsein, dass man nicht alleinund aus eigener Entscheidung durcheine Tür gehen kann“, sagte er ineinem Interview.

Gelernt hat er, dass es kleine Dingesind, die das Leben zur Hölle machenund das Fass zum Überlaufen bringenkönnen. Als erster bundesdeutscherMinister hat er sich - freiwillig - imGefängnis einschließen lassen, 48Stunden in der JVA Hannover. Illusio-nen, echt hinter Schloss und Riegel zuleben, gab er sich nicht hin, denn dieBediensteten hätten ihn sowiesoerkannt. Jede Sonderbehandlung habeer sich verbeten.

Frau Müller-Piepenkötter hält vondiesem Experiment nichts. Sie brauchesolch populär erscheinende Maßnah-men nicht, sie wisse auch so was imGefängnis passiert, da sie regelmäßigdie ihr unterstellten 37 NRW-JVAenbesucht und sich dabei Eindrücke ver-schafft. Aus: Express 24.11.08

Justizministerim Knast, ...

Klage gegen Gottwurde abgewiesen

Ein US-Gericht hat eine Klage desehemaligen US-Senators Ernie Cham-bers gegen Gott abgewiesen. Begrün-dung: Der Beschuldigte habe keineAdresse, an die die Anklageschriftgesendet werden könne.

Chambers hatte geklagt, weil Gottihm und den Bewohnern NebraskaAngst gemacht und „unter Abermillio-nen Erdbewohnern Tod, Zerstörungund Terror“ verursacht habe. Der Klä-ger will die abstrusen Seiten des ame-rikanischen Rechtswesens deutlichmachen, in dem „jeder jeden verkla-gen kann, sogar Gott“.

Quelle:RP 18.10.08

51.000 Zellen für63.000 Knackis

Die französischen Gefängnissesind überfüllt Mehr als 63.000 Inhaf-tierte sind in 51.000 Haftpläzen unter-gebracht. Die Selbstmordrate liegtjetzt schon 25% über dem Durch-schnitt des letzten Jahres. KeineWoche vergeht ohne Tote. Die Bedin-gungen der Haft sind der große Risi-kofaktor. Unter Sarkozy ist die Zahlder Gefangenen stetig gestiegen. Eingroßer Teil der Inhaftierten leidet unterpsychologischen Problemen die sichin der Haft noch verschärfen.

Aus: SZ 02.10.08

Spanien:Carabanchel

wird abgerissenDie spanische Regierung hat in der

Nacht zum Dienstag mit dem Abrissdes aus der Franco-Diktatur berüchtig-ten Gefängnisses „Carabanchel" inMadrid begonnen. Rundfunkberichtenzufolge hat das spanische Parlamentnoch am Dienstag einen Antrag derVereinigten Linken abgelehnt, demVorschlag des spanischen Wissen-schaftsrats zu folgen und in einem Teildes Gebäudes ein Zentrum zur Erinne-rung einzurichten. Auf dem Areal sol-len nun 650 Wohnungen, ein Kranken-haus und ein Park entstehen. In der1944 eröffneten Haftanstalt für 2500Menschen hielt das Franco-Regimetausende Oppositionelle gefangen.Das Gefängnis hatte einen Trakt fürpolitische Gefangene und dientezudem als Hinrichtunqsstätte.

Aus:RP 22.10.08

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ULMER ECHO 2/200844

Hier drinnen gibt`s mehr Drogen als draussenErschreckende Suchtbeichte der Häftlinge aus der Ulmer Höh`

Von Günther ClassenDüsseldorf. Es ist eine er-

schreckende Suchtbeichte, die dadurch die dicken Gefängnismauernnach außen dringt. Im aktuellen„Ulmer Echo“, der Gefangenenzeitungaus der Ulmer Höh’ äußern sich Inhaf-tierte zur Drogenproblematik imKnast. Tenor: Drinnen gibt es mehrDrogen als draußen.

Auch die Betreuer der Häftlingekommen zu Wort. Und ihre Einschät-zungen decken sich mit deren Berich-ten. So erklärt Suchtberater CarstenHombach, dass der Konsum illegalerDrogen bei 70 bis 80 Prozent liege, 50Prozent der Inhaftierten, so Sozialar-beiter Stephan Schlebusch, seien dro-genabhängig.

Bernhard Lorenz, Chef der Ju-stizvollzugsanstalt (JVA) mit derzeit540 Häflingen will das so nicht stehen

lassen: „Diese Aussage und die Zahlenkann ich nicht ganz nachvollziehen.Aber er gibt zu: „Dass trotz strengerKontrollen Drogen reinkommen. Siewerden über die Mauer geworfen odervon Besuchern reingeschmuggelt. Wirkennen alle Tricks und Lücken, den-noch können wir nicht ganz verhin-dern, dass sich Häftlinge versorgen.“

Ein Ex-Justizvollzugsbeamterweiß: „Besucher und Besucherinnenaller Art bringen viel rein. Trotz Kör-perkontrollen gibt es immer noch inti-me Verstecke, die wir nicht untersu-chen können. Auch im Mund werdenBubbles versteckt.“

Ein kürzlich entlassener Dro-genabhängiger berichtet: „Ich hatteimmer mein Heroin, es wurde sogardamit gehandelt. In der „Ulmer Höh“sind nicht nur Drogen aller Art imUmlauf, sondern auch Bargeld und

Handys. Es gibt keinen Knast inDeutschland, der das verhindernkann.“

JVA-Chef Bernhard Lorenz: „Wirhaben ein breites Angebot für Drogen-abhängige, sie werden von Sozialar-beitern und Suchberatern betreut, aberauch medizinisch gut versorgt. Dafürhaben wir eigene Stationen. Wer abernicht will, dem können wir nicht hel-fen. Ich hoffe aber sehr, dass sich mitdem Neubau der JVA in Ratingen et-was ändern wird. Räumlich und perso-nell.

Letzteres ist den Sozialbetreuern,Suchtberatern und JVA-Bedienstetenein besonderes Anliegen: Im UlmerEcho beklagen sie: „Es gibt einenerheblichen Mangel an Fachpersonal.Die Drogensucht ist eine behand-lungsbedürftige Krankheit.“

Express 26.08.2008

Pressespiegel

Schläger im Schutze des StaatesErmittlungsverfahren gegen USK-Beamte eingestellt

Die Szenen, die sich nach demDerby am 9. Dezember 2007 am Grün-walder Stadion abgespielt hatten,glichen einem Actionstreifen: „Lautschreiend sind schwarzgekleidete Poli-zisten auf uns eingestürmt. Einige hat-ten die Schlagstöcke hochgenommenund prügelten wahllos auf die Leuteein." So berichteten Augenzeugen derSZ. Doch die Täter in Uniform kom-men ungeschoren davon. Das Ermitt-lungsverfahren wurde eingestellt, dadie Männer in ihrer Uniform „nicht zuindividualisieren" seien, heißt es.

Bei einem Regionalliga-Derby desTSV 1860 München gegen den FCBayern kam es „zu Tätlichkeiten sei-tens der eingesetzten Polizeibeamten"gegenüber den Fans. So steht es in

einem Schreiben der Staatsanwalt-schaft. Die Ermittler stellten auch fest,dass die Polizisten mit Schlagstöcken„ohne rechtfertigenden Grund" in dieMenge prügelten.

Ein 39-jähriger Münchner wurdeam Kopf getroffen ... Ein 35-Jähriger... sah „zehn oder 20“ USK-Beamteheranlaufen, zwei von ihnen schlugen„einfach so im Vorbeilaufen" mit demSchlagstock auf ihn ein. Ein Schlagtraf ihn am Oberarm, der zweite ver-fehlte ihn. Panik brach aus, „die Leuteneben mir sind vor Angst über dasGeländer gesprungen und den Berghinuntergefallen", erzählt der Zeuge.

Zehn Strafanzeigen von Fans liegenRechtsanwalt Marco Noli vor. Dreiwegen gefährlicher Körperverletzung

... Bei den Schlägen hingegen räumtdie Staatsanwaltschaft ein, dass esmehrere Hinweise gebe, dass dieBeamten „in unverhältnismäßigerWeise und ohne rechtfertigenden (...)Grund mittels Schlagstöcken auf unbe-teiligte Besucher, zum Teil Kinder undFrauen, eingeschlagen haben sollen".

„Ein Zeuge ist sich sicher, er würdeden Beamten, der ihm Pfefferspray insGesicht gesprüht hat, erkennen", sagtAnwalt Noli. Doch zu einer Gegen-überstellung kam es nicht...

Wie und wann aber können dannüberhaupt Polizeibeamte aus solchenEinheiten zur Verantwortung gezogenwerden, wenn sie individuell nichterkennbar sind? ...

SZ 15.10.08

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45ULMER ECHO 2/2008 Pressespiegel

von Denisa RichtersWenn es um Gefängnisse ging,

stand NRW-Justizministerin RoswithaMüller-Piepenkötter (CDU) oft imFokus der Kritik. Gestern, beim erstenSpatenstich für die neue Justizvoll-zugsanstalt (JVA) Düsseldorf, die ander Stadtgrenze auf Ratinger Gebietentsteht, gab's Lob von ungewohnterSeite: „Frau Müller-Piepenkötter hatals Fachfrau erkannt, wie wichtig derErsatzbau für die Ulmer Höh' in Düs-seldorf ist, und darauf gedrängt, dassder Bau beginnt", sagt Jürgen Gocht,für die Grünen im Gefängnisbeirat derUlmer Höh'. Dass die JVA nach wievor den Zusatz Düsseldorf hat, woraufbesonders Ratingens StadtoberhauptHarald Birkenkamp Wert gelegt hatte,stört Gocht und seinen Beiratskolle-gen, den CDU-LandtagsabgeordnetenOlaf Lehne, nicht: „Wir hatten in Düs-seldorf ja nichts gegen das Gefängnis,aber keinen geeigneten Platz", betontLehne. Und so gab es nach jahrelan-gem zähen Ringen gestern auf dem25000 Quadratmeter großen Areal jen-seits der Brücke über die A44 vorallem fröhliche Gesichter: BernhardLorenz, Leiter der heftig in die Jahregekommenen Ulmer Höh' und auchder neuen JVA, lobte das neue Konzeptals wichtiges Signal für die Moderni-sierung der JVA, die in Düsseldorf„überfällig gewesen ist". Birkenkampzeigte sich zufrieden, weil sich dasLand mit Ausgleichsflächen zurGewerbe-Ansiedlung bedankt habe,und Müller-Piepenkötter freute sich

über „eine der modernsten Haftanstal-ten Europas" mit hohen Sicherheits-,aber auch Betreuungsstandards fürdiese „schwierige Klientel".

Der Neubau Bis 2011 soll an derOberhausener Straße für 120 Millio-nen Euro die neue JVA mit einerHauptnutzfläche von 25000 Quadrat-metern entstehen. Es ist der Ersatzbaufür die Düsseldorfer JVA sowie dieebenfalls sanierungsbedürftigen An-stalten Duisburg-Mitte und Oberhau-sen-Mitte. Die neue JVA soll bis zu856 Häftlinge aus den BereichenUntersuchungshaft und Strafvollzug-aufnehmen.

Ausstattung Die Gefangenen wer-den überwiegend in Einzelzellenuntergebracht, die mit zehn Quadrat-metern größer sind als die in der UlmerHöh' (8 qm). Hinzu kommen 5000 qmWerkstattfläche. „Das ist wichtig,damit die Gefangenen das geregelteArbeitsleben lernen, was nach der Haftdie Wiedereingliederung einfachermacht", sagt JVA-Leiter Lorenz.Außerdem sind eine unterteilbareSporthalle, ein Freizeitzentrum, eineKapelle und ein „multireligiöserRaum" vorgesehen.

Sicherheit Vor der Gefängnismau-er wird ein so genannter Ordnungs-zaun errichtet, der verhindert, dassUnbefugte sich der Mauer nähern, undmit Kameras überwacht wird. ImInnenbereich wird parallel zur Mauerein Sicherheitszaun aus Steckmetallerrichtet. Dazwischen patrouilliertrund um die Uhr eine Fahrzeugstreife,

die per Funk mit der Sicherheitszentra-le verbunden ist. Die Außenfassade desHaftbereichs wird ständig mit Kame-ras überwacht, die mit Videosensorikausgestattet sind und bei ungewöhn-lichen Bewegungen Alarm geben.Zudem werden besonders sichereMaterialien verwendet: ein besondererStahlbeton, Gitter aus spezialgehärte-tem Manganstahl.

Zauneidechse Bei Untersuchungendes Areals durch die Biologische Sta-tion Mittlere Wupper wurden etwa 70dieser schützenswerten Tiere entdeckt.„Etwa die Hälfte habe ich bereits perHand umsiedeln können", sagt MoritzSchulze von der Biologischen Station.Der Rest sei bereits im Winterquartierverschwunden. Für sie wurden aufdem Baugelände eingezäunte Schutz-zonen eingerichtet. „Im Frühjahrwerde ich dann versuchen, auch sie beieinem See in der Nähe anzusiedeln",so Schulze.

INFO Ulmer Höh´Für die Haftanstalt mit bis zu 560 Plät-zen wurde 1889 der Grundstein gelegt.Das Gelände befindet sich im Besitzdes landeseigenen Bau- und Liegen-schaftsbetriebs (BLB). „Wir werdendas Areal mit der Stadt gegen dasSchlachthofgelände tauschen", soBLB-Geschäftsführer Ferdinand Tigge-mann. Dort soll der FH-Neubau entste-hen. Auf dem JVA-Gelände ist Wohn-bebauung angedacht. Planungsdezer-nent Gregor Bonin plant ein Gutachter-verfahren. RP 16.10.2008

Computer-Animation: BLB NRW; aus: RP

Baubeginn für das GefängnisDie Justizministerin stach auf Ratinger Gebiet den ersten Spaten in die Erde.

Der Neubau, in den 2011 etwa 850 Gefangene verlegt werden, heißt JVA Düsseldorf

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ULMER ECHO 2/200846

Kiel. „Wir wollten nur Aufklä-rung." Die Mutter des 18-jährigenRobert, der am 1. Dezember 2002 aufeiner einsamen Landstraße starb, wirkterleichtert. Knapp sechs Jahre nachdem Unfalltod des Schülers hat dasKieler Landgericht ein von vielen alszu milde empfundenes erstes Urteilkorrigiert: Wegen Aussetzung mitTodesfolge ist ein Polizist zu andert-halb Jahren Haft auf Bewährung verur-teilt worden. Der 46-jährige Beamtehabe „durch sein Verhalten den Toddes Schülers verursacht", betonte derRichter. Wird das Urteil rechtskräftig,wird der Mann aus dem Polizeidienstentlassen und verliert seine Pensions-ansprüche. Ein zweiter angeklagterBeamter wurde wegen fahrlässigerTötung mit neun Monaten Haft aufBewährung bestraft. Er kann damit imDienst bleiben. Die beiden Polizistenhatten den betrunkenen 18-Jährigenbei vier Grad Außentemperatur imDunkeln auf einer Landstraße abge-setzt, wo er später überfahren wurde.Beamte wollten „Problem loswerden"

Der 46 Jahre alte Beamte war derVorgesetzte. Er habe „die Gefährdungdes desorientierten und hilflosen 18-Jährigen erkannt, sich aber nicht weiterdarum gekümmert", sagte der Richter.

Er habe nur „ein Problem loswerden"wollen. Damit habe er den nur leichtbekleideten Gymnasiasten der Gefahrdes Erfrierens und des Unfalltodesausgesetzt.

Im ersten Verfahren waren beideBeamte vom Lübecker Landgerichtwegen fahrlässiger Tötung zu neunMonaten auf Bewährung verurteiltworden. Das Urteil wurde vomBundesgerichtshof aufgehoben. (dpa)

HEIMWEG Gegen zwei Uhr ver-lässt Robert eine Disko mit 1,99 Pro-mille im Blut. Der 18-Jährige irrtdurch die Gegend, klingelt schließlichan einem Haus die Bewohner wach.Sie rufen die Polizei. Die Beamten set-zen ihn gegen 4.30 Uhr auf einer ein-samen Straße zwischen Lübeck undBliestorf aus. Rund eine Stunde späterwird er überfahren. WZ 18.09.08

Pressespiegel

Tod eines Schülers: BewährungsstrafenPolizisten hatten Schüler auf Landstraße ausgesetzt – er wurde überfahren.

FRANKENTHAL, 10. November(dpa). Ein ehemaliger V-Mann desrheinlandpfälzischen Landeskriminal-amtes (LKA) und sein mutmaßlicherKomplize müssen sich wegen Mordesan drei Georgiern vor dem Landgerichtverantworten. Die Angeklagten sollenim Januar die drei Männer umgebrachtund in einen Altarm des Rheins gewor-fen haben. ... Die Anklage wirft beidenMännern Raubmord vor: Am Tatorthabe der V-Mann einen der Georgiermit einem Schal erdrosselt, der Soma-lier habe zwei Männer erschossen,sagte Staatsanwalt Lutz Pittner amMontag. Das Geld der Opfer hätten siegeteilt. Die Georgier waren nach

Deutschland gekommen, umGebrauchtwagen zu kaufen, und hattendeshalb eine größere Summe Bargelddabei. Ein Zeugenhinweis führte dieFahnder auf die Spur des V-Mannes, indessen vom LKA zur Verfügunggestellten Wagen auch Blut von einemder Opfer entdeckt wurde. In dem Autowurde zudem die DNA-Spur einerunbekannten Frau entdeckt, die wegenzahlreicher Verbrechen gesucht wird,auch wegen des Mordes an einer Poli-zistin 2007 in Heilbronn. EinenZusammenhang mit der Tat sieht derStaatsanwalt aber nicht. Der V-Mannwar bis zur Festnahme auf Islamistenangesetzt. FAZ 11.11.08

V-Mann soll Georgier ermordet haben

Amtsrichterin:„Schwache Leistung, zu fünft auf

einen Jüngeren loszugehen“von Kathrin Handschuh

Mit seinem Ball hatte der Zehnjäh-rige im Mai auf dem Bolzplatz an derZiegelstraße in Unterrath gekickt, alsplötzlich eine Gruppe Jugendliche (15bis 17 Jahre alt) auf das eingezäunteGelände kam. „Jetzt wollen wir dochmal sehen , wie weit wir bei demgehen können", sagte einer von ihnen.Er riss dem völlig verängstigten Kindseinen Brustbeutel ab und beschmierteihn mit Farbe.

Damit begannen die Schikanen:Der 17-Jährige griff sich den Schülerund hielt ihn kopfüber an den Beinen

fest. Die vier übrigen Jugendlichenbeschossen ihn mit dem Fußball.Anschließend musste sich der Jungeins Tor stellen. Die Jugendlichen dro-schen mit dem Ball nach Herzenslustauf ihn ein. „Das Abschießen war dasSchlimmste", sagte der Zehnjährigevor dem Amtsgericht, wo gegen dieJugendlichen wegen gefährlicher Kör-perverletzung verhandelt wurde.

Einige Schüsse seien ihm gegenden Kopf geknallt Außerdem hättendie Jugendlichen Zigaretten auf seinerHaut ausgedrückt und ihn mit einemMesser bedroht. Erst als ein Nachbarvorbei kam, ließen sie von ihm ab.

Zum Prozess waren nur vier derfünf Angeklagten erschienen. Keiner

von ihnen hat einen Schulabschluss,nur einer beginnt demnächst mit einerAusbildung. Sie entschuldigten sichbei dem Kind: „Beim nächsten Malbrauchst du keine Angst mehr zuhaben", versprachen sie.

Richterin Gabriele Moser-Rodensverhängte am Ende gegen den Haupt-täter sechs Monate Haft auf Bewäh-rung, weil er mehrfach vorbestraft ist.Alle anderen kamen mit Freizeitarre-sten und Arbeitsstunden davon. „Es isteine schwache Leitung, zu fünft aufeinen Jüngeren loszugehen", sagte sie.Sie hätten das Kind über 30 Minutenlang übel gequält. WZ 29.08.08

Fünf Jugendliche quälten Zehnjährigen: Bewährung

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47ULMER ECHO 2/2008 Pressespiegel

Nach dem spektakulären Ausbrucheines Drogendealers aus der Justizvoll-zugsanstalt (JVA) Willich geht dieSuche nach möglichen Schwachstellenweiter. Der Häftling hatte in einemKarton einen Lkw zur Flucht aus derJVA Willich I genutzt. Sie sei mit derLeiterin der JVA, Beate Peters, imGespräch, sagte NRW-JustizministerinRoswitha Müller-Piepenkötter (CDU)gestern in Düsseldorf. Es werdegeprüft, ob ein Versagen einzelnerBediensteter vorliege oder ob es sich

um eine fehlerhafte Organisation inder JVA handle. ...

In dem Männergefängnis saß derTürke wegen Kokainhandels seit vierJahren ein. Drei weitere hätte er nochvor sich gehabt. Laut Peters drohte ihmdie Abschiebung. Das könnte einMotiv für die Flucht gewesen sein. DerDrogendealer war mit Verpackungsar-beiten im Werksdienst der Anstaltbeschäftigt, als ein Lkw Papier undKartons abholte. In einem der Kartons- 1,5 mal 1,2 Meter groß - versteckte

sich der 1,85 Meter große und kräftiggebaute Häftling und floh so aus demGefängnis.

Auf der Autobahn bemerkte derLkw-Fahrer, dass die Plane zerschnit-ten war und im Fahrtwind flatterte. Erkontrollierte die Ladefläche und ent-deckte den leeren aufgeschlitzten Kar-ton. Er informierte die JVA, und seit-her fahnden Polizei und Staatsanwalt-schaft Düsseldorf bundesweit nachdem Sträfling - bislang erfolglos. ...

Aus: RP 24.11.08

Willich: Häftling floh im KartonVon Detlev Hüwel und Andreas Cüppers

Flucht aus dem Gericht jetzt bei „XY ...“Gewalttäter soll mit Tochter (4) auf derFlucht sein: Jetzt fahndet auch das Fernsehen nach Hakim Alamrani: Am kommen-den Mittwoch befasst sich die TV-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst" mit der spektakulären Flucht des Marokkanersaus dem Gerichtssaal. Der 27-Jährige hatte am 27. Mai in einer Prozesspause seine Bewacher zur Seite geschubst, war ausdem Landgericht gerannt und in ein Auto gesprungen, das mit laufendem Motor auf der Straße abgestellt worden war. Seit-her fehlt von Alamrani jede Spur. Laut der Hildener Polizei war er wegen zahlreicher Drogen- und Gewaltdelikte aufge-fallen. Ein Spezialeinsatzkommando hatte ihn acht Monate zuvor in einer Wohnung festgenommen - er hatte damals erheb-lichen Widerstand geleistet. Aus: WZ 29.08.08.

Beethoven in der Ulmer Höh’: Klassik im KnastHäftlinge der JVA bekamen Klassisches für Mandoline und Gitarre zu hören

von Daniel BossAlex ist seit einem Jahr in der

Ulmer Höh’ - und 200 Jahre alte Musikist eigentlich überhaupt nicht sein Fall:„Ich höre lieber Techno“, sagt derMittzwanziger, während sich AnnikaLückebergfeld und Fabian Hinsehe aufder Bühne warmspielen.

Das Duo von derMusikhochschule Wuppertal -die 27-Jährige an der Mandoli-ne, ihr ein Jahr jüngerer Kolle-ge an der Gitarre - gaben amSamstag ein Konzert im gro-ßen Veranstaltungssaal derJVA: Klassik im Knast.

Organisiert wurde derungewöhnliche Nachmittagvom Verein „Yehudi MenuhinLive Music Now“, der nacheigenen Angaben die Überzeugungvertritt, dass Musik vor allem denMenschen zugute kommen soll, die„aufgrund ihrer Lebensumstände nichtin Konzerte gehen können“.

Man dürfe sich aber nicht ein-

bilden, dass die Männer allein wegender klassischen Musik kämen, sagtMareile Albertz, die schon einige sol-cher Konzerte für den Verein veran-staltet hat. „Die meisten lockt vielmehrdie Abwechslung - wenn ich Makra-mee anbieten würde, würden sie wohl

auch kommen.“Eine These, die von Häftling Alex

gestützt wird: „Immer nur Schach,Karten oder Tischtennis ist langwei-lig.“ Das hier sei doch mal was ande-res, sagt AC/DC-Fan Michael. Und

sein Kumpel Achim fügt hinzu: „Ichwollte einfach mal reinhören.“

Rund 50 Inhaftierte haben sich andiesem Nachmittag gegen die üblichePartie Skat oder das obligatorischePing-Pong-Match entschieden. Durchacht Stahltüren von der Außenwelt

getrennt, lauschen die„schweren Jungs“ -die mei-sten Gefangenen in derUlmer Höh’ sitzen wegenDiebstahl, Raub oderDrogengeschichten - dem„Andante con Variazioni“von Beethoven und der„Sonate per Rovene“ vonPaganini.

Als in einer der vorde-ren Bänke zu laut getu-schelt wird, werden die

Störenfriede von anderen Häftlingenzurechtgezischt. „Ein bisschen mehrRespekt“, ruft jemand ärgerlich ausden hinteren Reihen. Am Schluss, nachetwa einer Stunde, gibt es begeistertenApplaus.

Foto: Stefan Arend/WZ

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ULMER ECHO 2/200848 Infos: Sportplan

Montag

8.00 Uhr Fussball 1

Laufgruppe 1B–Hof

10.00 Uhr Fitness 12

SportraumAbt. 2

13.00 Uhr Fitness 1

Sportraum Abt. 2

13.00 UhrVolleyball JH Fussball JHJugendhaus

14.15 Uhr Volley/Fussb.JH

Jugendhaus15.30 Uhr

Fussball CK2 LaufgruppeCK2

B- Hof

18.00 Uhr Fitness 8

SportraumAbt. 2

Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag

8.00 UhrFussball 3

Laufgruppe 3B–Hof

8.00 Uhr Fitness 7

Sportraum Abt. 2

8.00 Uhr Fussball 2

Laufgruppe 2B–Hof

8.00 Uhr Fitness 11

SportraumAbt. 2

8.00 Uhr Fussball 4

Laufgruppe 4B–Hof

8..00 UhrFitness 10

SportraumAbt. 2

10.00 UhrFitness 2

Sportraum Abt. 2

10.00 UhrAusdauer

Sportraum AK

10.00 UhrFitness 4

Sportraum Abt. 2

10.00 UhrKo.-Ko. GruppeKoordination+

KonditionSportraum AK

10.00 Uhr Fitness 14

SportraumAbt. 2

10.00 UhrTherapie/Reha

Sportraum AK

12.30 Uhr AGJH Jugendhaus

13.00 UhrFitness 9

SportraumAbt.213.00 Uhr

Therapie/RehaSportraum AK

13.00 Uhr SG JHAK

13.00 Uhr Fussball JH Jugendhaus

13.00 Uhr Fussball/ HM 1

B–Hof

13.00 Uhr Fussball JH Jugendhaus

13.00 Uhr Fussball/JHJugendhaus

13.00 UhrNeueinsteiger CSportraum AK

15.30 Uhr Fussball HM 2

B- Hof

15.30 Uhr Fitness 3

SportraumAbt.2

15.30 Uhr Volleyball

A- Hof

15.30 Uhr Fussball CK1

Laufgruppe CK1B–Hof

18.00 UhrFitness 5

SportraumAbt. 2

18.00 Uhr Fitness 13

SportraumAbt.2

18.00 UhrAusdauer Arb.

Sportraum AK

18.00 Uhr Gymn.-ArbeiterSportraum AK

18.00 UhrFitness 6

SportraumAbt. 2

Kein Sport6.30 Uhr B-Hof Frühsport AoA

6.30 Uhr B-Hof Frühsport AoA

6.30 Uhr B-Hof Frühsport AoA

6.30 Uhr B-Hof Frühsport AoA

KeinSp

ort

KeinSp

ort

SportplanGültig von Oktober 2008 bis April 2009.Der Sportplan wird immer wieder aktualisiert;bitte beachtet die Aushänge in euren Abteilungen!

Samstag

Kein Sport

9.15 Uhr Fussball JH

9.15 UhrFitness JH

VHS

10.30 Uhr Fitness JH

VHS

10.45 Uhr Sondergruppe JH

Fussball

13.00 UhrSondergruppe

Sport MHSportraum AK

15.15 Uhr Fitness JH

Jugendhaus

KeinSp

ort

• Teilnahme setzt die Genehmigung der Anstalt,bei U-Gefangenen auch die des Richters, voraus.

• Dann Antrag an den Sportbeamten stellen.• Jeder kann nur an zwei Gruppen teilnehmen.

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49ULMER ECHO 2/2008 Infos/Schwarzes Brett

->Bitte beachten Sie, dass in der Einkaufswoche ab mittwochs aus buchungstechnischen Gründen keine Ein-zahlungen möglich sind! Vor dem Einkaufs-Samstag sind die Konten Mittwoch bis Freitag gesperrt.->Please notice that for technical reasons no payments to your account can be accepted three days beforeshopping-saturdays! In shopping-weeks the account is closed from wednesday to friday.->Per favore, considera che ai giorni della spesa e al giorno precedente, no si può fare un vesamento!->Prosze wziasc pod u wage, ze w dzien przed zakupami i w dzien zakupow z powodu ksiegowo - technicznychprzyczyn wplaty nie sa juz mozliwe!->Por favor tenganse en cuenta que un dia antes de las compras, no se puede hacer ni recibir pagos a favorde su cuenta par motivos technicos y administrativos!->Kayit teknigi bakimindan mümkün olmadigi için, lütfen alisveris günlerinde ve ondan bir gün önce, hesabi-niza Para yatiril-mamasina dikkat ediniz!->S'il vous plaît, considérez vous que vous ne pouvez pas verser a votre compte au jour d'achat et au jour pré-cédent parce que passer une ecriture n'est pas possible.->Houdt u alstublieft rekening mee dat vanwege technische omstandigheden geen betalingen1 ten gunste vanUw rekening geboekt kunnen worden, op koopdagen en ook niet een dag van te voren.

Einkaufstermine 2009Shopping-Dates – Alis-veris tarihleri – Dias de Compras

Inkoopdatum – Termini della spesa – Jour d'Achat – Terminy zakupòw

07. bis 10. Januar11. bis 14. Februar

11. bis 14. März08. bis 11. April13. bis 16. Mai10. bis 13. Juni

21. bis 24. Januar25. bis 28. Februar

25. bis 28. März22. bis 25. April27. bis 30. Mai24. bis 27. Juni

Evangelische Beratungsstelle Düsseldorf-Altstadt in der JVA Düsseldorf

Ehe-, Familien- und LebensberatungHaft bedeutet seelische Belastung für alle Betroffenen. Oft gibt es Konflikte in der Beziehung oder in derFamilie. Wenn Sie an einer Klärung Ihrer Fragen und Probleme arbeiten wollen – zusammen mit Ihrer Partne-rin oder allein, dann können Sie sich zur Beratung anmelden.

Beraterin: Dr. Eva AnkerPsychologische Beraterin für Einzelne, Paare und Familien

Kontaktaufnahme per Antrag an die evangelischen Seelsorger Pastor Steinhard und Pfarrer Grimmsowie Dirk Konzak, Evangelischer Gefangenen-Fürsorge-Verein

oder per Telefon: 0211/9486-228, -226 sowie -227

Mittwochs werden die Einkaufsscheine ausgegeben.Donnerstags werden die Einkaufsscheine eingesammelt.

Am Samstag darauf werden die Tüten an die Inhaftierten verteilt.Von Mittwoch bis Samstag sind die Konten gesperrt!

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ULMER ECHO 2/200850

Beziehungsprobleme?Familien-Zoff?

Mit uns können Sie darüber reden!Die Kath. Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle bietet

Ihnen in der JVA Düsseldorf psychologische Hilfe an.

Kath. Beratungsstellefür Ehe-, Familien- und Lebensfragen

Klosterstr. 86, 40211 DüsseldorfTel. 0211/179337-0, Fax -29

Email [email protected]

Infos/Schwarzes Brett

Beratungsstelle GefangenenfürsorgeKaiserswerther Str. 286, 40474 Düsseldorf; Telefon: 0211 / 44 42 00, 0211 / 94 86 -227, -230 oder -231

Anlauf- und Beratungsstelle für Haftentlassenesowie für Angehörige Inhaftierter und Haftentlassener

Träger: Evang. Gefangenenfürsorgeverein e.V. und kath. Gefängnisverein e.V., Düsseldorf

Wann? Montag 9 – 12 Uhr Dirk KonzakDienstag 9 – 12 Uhr Gisela Ruwwe

Wer? Mittwoch 9 – 12 Uhr Monika Hagedorn; 14 – 20 Uhr Gisela RuwweDonnerstag 9 – 12 Uhr Dirk KonzakFreitag 9 – 12 Uhr Dirk Konzak oder Gisela Ruwwe (monatl. abwechselnd)

(Andere Termine nach telefonischer Vereinbarung)

Die MitarbeiterInnen der Beratungsstelle sind auch in der JVA Düsseldorf zu erreichen:Evangelischer Gefangenenfürsorgeverein: Dirk Konzak 0211 / 9486-227Katholischer Gefängnisverein: Anne-Marie Klopp 0211 / 9486-309; Gisela Ruwwe -231;

Monika Hagedorn 0211 / 9486-230; Klaus Heidkamp -302.

Die zuständigen Seelsorger sind ebenfalls in der Justizvollzugsanstalt zu erreichen:Pfarrer Reiner Spiegel (kath.) 0211 / 9486-229 oder -354; Pastor Rainer Steinhard (evgl.) 9486-228;Pater Wolfgang Sieffert OP (kath.) 9486-348; Pfarrer Kay Grimm (evgl.) 9486-226

Worum kann’s gehen?Beratung und Hilfe für Familienangehörige; Sicherung des Lebensunterhaltes, wenn Sie nach der Entlassungohne Einkommen sind; Vermittlung von Übergangswohnmöglichkeiten; Hilfe bei Wohnungs- und Arbeitssuche;Unterstützung beim Umgang mit Behörden; Beratung bei der Regulierung von Schulden; Gespräche über (fami-liäre o.a.) Konflikte und Probleme wie Alkohol/Drogen; evtl. auch Vermittlung von Hilfsmöglichkeiten an Ihremzukünftigen Wohnort.

Raum für FrauenEhefrauen, Partnerinnen und Mütter Inhaftierter treffen sich zum Frauentreff unregelmäßig mittwochs in derBeratungsstelle. Der Frauentreff bietet die Möglichkeit, durch Erfahrungsaustausch, fachliche Beratung undGeselligkeit die Konsequenzen der Inhaftierung eines Angehörigen, die damit verbundenen finanziellen Proble-me und die vielfältigen Sorgen des Alltags besser zu überblicken, leichter Lösungen zu finden. Kinder könnenmitgebracht werden! Info und Termine – auch für Einzelgespräche:Frau Budschun Tel. 0211 / 130 87-243; Frau Gisela Ruwwe 0211 / 9486-231.

Anträge an den Kath. Sozialdienst

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51ULMER ECHO 2/2008 Infos/Schwarzes Brett

Frauen im Gefängnis

Das Buch bietet einen Einblick in den Abgrund desKnastlebens: umfassend und authentisch auf 243Seiten finden sich hautnahe Schilderungen vonTagesabläufen aus einer Welt hinter Mauern undGittern. Dazu eindrückliche Bilder aus der Justizvoll-zugsanstalt Köln Ossendorf, die in den Jahren 2004und 2005 aufgenommen wurden und das Innenle-ben einer eigenen Welt dokumentieren.Nöte und Ängste kommen an den Tag und werdenungeschönt beschrieben. Eigenerfahrungen Inhaf-tierter sowie Kommentare von Bediensteten undFührungspersonal sind eins zu eins abgedruckt.

Lesenswert für alle und sehr zu empfehlen vor allemfür die, die sich zu sehr darüber im Klaren sind, dassder Umgang mit Randgruppen in unserer Gesell-schaft dem äußeren Anschein einer freiheitlichenund demokratischen Republik entspricht.

Verlag der Buchhandlung Walther König, KölnISBN 3-88375-962-7JVA-Düsseldorf Verzeichnis Nummer: 0368/08

Pop - ShopGespräche mit Jugendlichen in Haft

„Pop Shop“ bezeichnet unter Gefange-nen die Beschneidung von Freizeitakti-vitäten im Vollzug: eingesperrt sein undAusschluss von Veranstaltungen.Über ein Jahr lang führte der Autor Ge-spräche mit Jugendlichen in der JVAKöln. Zusammen mit der Gruppe „Erzähl-werk“ ist dieses 238 Seiten starke Buchentstanden, das in authentischer Offen-heit Einblicke in den Jugendvollzug gibt.Beschrieben und auch fotografisch dar-gestellt wird die Welt junger Menschenim Knast, deren Wut und Wünsche, ihreEnttäuschung und Verzweifelung überein System, das ihnen im Grunde eineHand reichen sollte, aber am Ende nurZeit gestohlen hat und meist verbitterteExistenzen zurücklässt, deren weitererWeg durch die Erfahrung dort oft vorpro-grammiert ist.

Konkret Literatur VerlagISBN 3-89458-254-8JVA-Düsseldorf Verzeichnis Nr.: 0336/08

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ULMER ECHO 2/200852 Infos: Medienzentrum

Das Neueste aus unserem MedienzentrumEine Auswahl von Filmen und Hörbüchern

Film „Jumper“ Verzeichnis - Nr: 7480/08

David Rice [Hayden Christensen] hält sich für einen ganz gewöhnlichen Typen, bis er durchZufall entdeckt, dass er ein "Jumper" ist. Er kann sich in Sekundenschnelle nach Tokio telepor-tieren, direkt auf die Sphinx nach Ägypten - oder in die nächstgelegene Bank. In seinem Lebenist alles möglich. Doch dann heftet sich eine dunkle Geheimorganisation an seine Fersen: Die"Paladine", angeführt von Roland [Samuel L. Jackson], versuchen mit aller Macht, die Jumperauszulöschen und stehen kurz vor einem Durchbruch auf ihrer mehr als tausend Jahre währen-den Jagd. Gemeinsam mit seiner Freundin rüstet sich David zum finalen Showdown gegen diePaladine.Sprache: dt., eng. Untertitel: dt.

Film „Die Erde von oben“ (Teil 1) Verzeichnis - Nr: 7475/08Die Erde von oben {Teil 1}: Artenvielfalt - Erde und Ressourcen Yann Arthus-Bertrand zeigt unsatemberaubende Bilder unseres Planeten, seine überwältigende, natürliche Schönheit, aber auchdie Auswirkungen der menschlichen Zivilisation, die für das empfindliche Gleichgewicht derNatur immer mehr zur Bedrohung werden. Vor allem die ewige Suche des Menschen nach ver-wertbaren Rohstoffen hat immer bedrohlichere Auswirkungen auf unsere natürlichen Lebensräu-me. Ein deutliches Zeichen dafür ist die ständig abnehmende Vielfalt der Arten - ein beunruhi-gendes Phänomen, dem der Autor in Afrika, Südamerika und sogar in den Eiswüsten Grönlandsbegegnete.Sprache: dt., fra. / Untertitel: dt.

Film „Hancock“ Verzeichnis - Nr: 7478/08

Es gibt Helden, es gibt Superhelden, und es gibt Hancock [Will Smith]. Mit großer Macht kommtauch große Verantwortung - das weiß jeder - genauer gesagt, jeder außer Hancock. Der ist kan-tig, sarkastisch und fühlt sich ständig von allen missverstanden. Mit seinen gut gemeinten Hel-dentaten erledigt er zwar den Job und rettet zahllose Leben, aber er hinterlässt auch jedes Maleine Spur der Verwüstung. Bis zu dem Tag, an dem er das Leben des PR-Fachmannes Ray ret-tet. Der möchte ihm zu einem neuen Image verhelfen, und Hancock nimmt diese Hilfe an. Dakommt aber eine neue Herausforderung auf Hancock zu, Rays Frau [Charlize Theron], die ihnfür einen hoffnungslosen Fall hält.Sprache: dt, eng. / Untertitel: dt, eng, tur.

Film „Die Erde von oben“ (Teil 2) Verzeichnis - Nr: 7473/08

Die Erde von oben {Teil 2}: Wasser - Seen und Ozeane Yann Arthus-Bertrand zeigt uns einespannende Dokumentation über das faszinierendste aller Elemente, über seine Rolle im Kreis-lauf des Lebens, aber auch über seine allgegenwärtige Bedrohung durch den Menschen: Wasser- Der Ursprung allen Lebens auf unserem Planeten. Flüsse, Seen und Meere sind der Lebens-raum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Abschmelzende Gletscher haben im Lauf der Zeitdie spektakulärsten Landschaften geformt. Trinkwasser ist das wertvollste Gut der Welt, am här-testen umkämpft und am schlimmsten von Menschen missbraucht.Sprache: dt, fra. / Untertitel: dt. Genre: Dokumentation

Genre: Science Fiction

Genre: Dokumentation

Genre: Action

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53ULMER ECHO 2/2008

Deutschland, 2008: Der Gymnasiallehrer Rainer Wenger [Jürgen Vogel] startet während einerProjektwoche zum Thema "Staatsreformen" einen Versuch, um den Schülern die Entstehungeiner Diktatur greifbar zu machen. Ein pädagogisches Experiment mit verheerenden Folgen. Waszunächst harmlos mit Begriffen wie Disziplin und Gemeinschaft beginnt, entwickelt sich binnenweniger Tage zu einer richtigen Bewegung mit Namen "Die Welle". Bereits am dritten Tagbeginnen Schüler, Andersdenkende auszuschließen und zu drangsalieren. Als die Situation eska-liert, beschließt der Lehrer, das Experiment abzubrechen. Zu spät. Die Welle ist außer Kontrollegeraten. [Darsteller: Christiane Paul, Max Remelt].Sprache: dt. / Untertitel: dt.

Infos: Medienzentrum

Film „Die Welle“ Verzeichnis - Nr: 7455/08

Lesung mit Christian Berkel. Als der englische und der amerikanische Geheimdienstvom Plan eines Terroranschlages der AI-Qaida erfahren, gibt es nur eine Chance, dasAttentat zu verhindern: Ein Agent muss in die Schaltzentrale des Terrornetzwerks ein-geschleust werden. Laufzeit 364 Minuten.

Hörbuch „Der Afghane“ Verzeichnis - Nr: 5709/07

Autoverkäufer Terry {Jason Statham} ist kein Unschuldsengel, hat aber immer die Finger vonden großen Sachen gelassen. Bis zu dem Tag, an dem Martine {Saffron Burrows} unvermitteltbei ihm auftaucht und ein verlockendes Angebot unterbreitet: den todsicheren Bruch der LloydsBank in der Londoner Baker Street. Terry beißt an. Was er nicht weiß: In den Schließfächernbefinden sich nicht nur mehrere Millionen, sondern auch eine Reihe schmutziger Geheimnisseder Londoner Unterwelt und des britischen Königshauses. Damit ist die Jagd auf Terry und seineJungs eröffnet.Sprache: dt., eng. / Untertitel: dt.

Film „Bank Job“ Verzeichnis - Nr: 7464/08

Hörbuch „Ich habe fertig“ Verzeichnis - Nr: 5574/07

Hörbuch „Tender Bar“ Verzeichnis - Nr: 5918/07

Originaltöne. Flotte Sprüche der Trainer und Spieler, findungsreiche Kommentare derModeratoren, von Franz Beckenbauer über Günther Netzer bis Lothar Matthäus u.a.,manche davon in verbaler Hochform, wie z.B. Giovanni Trappatoni mit seinem legen-dären "Ich habe fertig". Laufzeit 45 Minuten.

Lesung mit Ulrich Noethen. Eine Kindheit in Long Island in einer verrauchten Bar vol-ler liebenswürdiger Gestalten, eine Mutter, die mit lebensklugen Lügen die Moral auf-recht erhält und mittendrin JR, der auch als junger Mann in Yale oder als Volontär beider "Times" im "Dickens" immer wieder Geborgenheit und Heimat erfährt. Laufzeit411 Minuten.

Genre: Thriller

Genre: Drama

Genre: Krimi

Genre: Fussball

Genre: Gesellschaft

Bitte bestellt auch den „Hörbuch-Katalog“ per Antrag. Er hat eine tolle Auswahl. Für jeden etwas.

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ULMER ECHO 2/200854 Infos/Schwarzes Brett

M i t t w o c h

D o n n e r s t a g

F r e i t a g

M o n t a g

G r u p p e n a n g e b o t eWochenplan

A n t r a g a n :

A n t r a g a n :

A n t r a g a n :

A n t r a g a n :

A n t r a g a n :

A n t r a g a n :S a m s t a g

A n t r a g a n :S o n n t a g

15:00 Uhr Soziales Training Frau Plaßmann Abtlg. 1315:30 Uhr Tischtennis A+ B + C-Flügel / n. Absprache Herr Mocek FZR 4/7/1217:45 Uhr Deutsch für Ausländer OL Biermann Abtlg. 618:00 Uhr Gitarrengruppe Herr Mocek wechselnd18:00 Uhr Schach / nach Absprache Herr Mocek wechselnd18:00 Uhr Afrikanische Gruppe, Pfarrer Joseph E. Arthur Herr Pfarrer Spiegel FZR 12

D i e n s t a g10.45 Uhr Spanische Betreuung, Herr Muñoz Frau Hagedorn FZR 1213.00 Uhr Alkoholkrankenberatung, Herr Schüler Herr Eßer FZR 1217.45 Uhr PC-Kurs I (im PC-Raum) OL Biermann Abtlg. 618:00 Uhr Ulmer Runde Herr Pick o. Herr Konzak FZR 1218.00 Uhr Türkische Gebetsgruppe; 14tägig Herr Rukaj FZR 7

17.45 Uhr PC-Kurs II (im PC-Raum) OL Biermann Abtlg. 618.00 Uhr Kunstgruppe Frau Linnemeier Herr Mocek FZR 418.00 Uhr Anonyme Alkoholiker Herr Abend Frau Kreutzjans FZR 318.00 Uhr Dart-Gruppe Herr Mocek FZR 12

15.00 Uhr Berufstraining Herr Konzak Abtlg. 617.45 Uhr PC-Kurs III (im PC-Raum) OL Biermann Abtlg. 618.00 Uhr Türk. Gesprächsgruppe; Hr. Akbaba; 14tägig Frau Hagedorn FZR 1218.00 Uhr Gitarrengruppe Herr Mocek wechselnd18.00 Uhr Kontaktgruppe Scheideweg; jeder 1.+3. Do Herr Mocek FZR 4

R a u m :

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R a u m :15.30 Uhr Tischtennis A + B-Flügel Herr Mocek FZR 418.00 Uhr Tischtennis A + B-Flügel Herr Mocek FZR 12

09.45 Uhr Yoga I / bis ca. 11.45 Uhr Herr Mocek FZR 412.30 Uhr Kirchenchor; Frau Lichtschlag Pfarrer Spiegel Kirche

09.00 Uhr Katholische Heilige Messe Kein Antrag! Kirchefür alle Inhaftierten 8.30 bis 8.45 Uhr auf Ampel gehen

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Wegweiser für HaftentlasseneDie wichtige Informationsbroschüre

ist aktualisiert erschienen!Zu erhalten beim Kath. Gefängnisverein und im

Internet unter www.gefaengnisverein.deN

eu!

Infos/Schwarzes Brett

W e i t e r e A n g e b o t eGruppen und Hilfen

Ansprechpartner,Antrag an:

Termine nach Absprache;bitte auf Aushänge achten!

Frau Klopp Begleitung französischsprachiger Gefangener

Herr Rukaj Ausländerbeauftragter, Kontaktperson für Konsulate

Frau Ruwwe SchuldenberatungÜbergangswohnungen

Frau Hagedorn Anträge für türkische, spanische, griechische, italienische Gruppeund für den Rabbiner

Beratung von AngehörigenSchuldenregulierung

Herr Heidkamp Vermittlung ehrenamtlicher Begleitungen

Pfr. Spiegel + P. Wolfgang Gruppenmesse: mehrmals im Monat Beichte (confessions)

Pfarrer Spiegel Kirchengruppe „Glaube und Leben”Litauische Gruppe & Gottesdienst, Pfr. VaitiekunasPolnische Gruppe & Gottesdienst, P. Marian Gerus + P. Janusz KusekRussisch-orthodoxe Gruppe & Gottesdienst, Pfr. PenkovRumänisch-orthodoxe Seelsorge, Pfr. Miron (auf Anfrage)Rumänisch-katholische Seelsorge, Pfr. Caitar (auf Anfrage)Serbisch-orthod. Gruppe & Gottesdienst, Pfr. Radmilovic + RankovicKroatische Seelsorge, Pfr. Josip Kurovic (auf Anfrage)Portugiesische Seelsorge, P. Fraga TeixeiraKontakt zur Neuapostolischen Kirche, Pfr Selle.Kontakt zur Aids-Hilfe, Frau Angelika RhouzzalKontakt zur Seelsorge anderer Konfessionen und Religionen

Pater Wolfgang RockbandGefangenenmagazin ULMER ECHOVerleih akustischer Gitarren

Herr Gamber/Frau Ruwwe Familientage für deutschsprechende Inhaftierte mit Kindern

Herr Mocek (Freizeitkoordinator) Gefangenenmitverantwortung GMV (Briefkasten auf dem Spiegel)

Anstaltsbeirat Sprechstunden siehe Aushang; Briefkasten auf dem Spiegel

Bedienstete & Herr Konzak Weitere Angebote speziell für AOA/Abteilung 9. Bitte dort erfragen!

55ULMER ECHO 2/2008

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Preise für jedes Rätsel: 1. Preis: 200g Kaffee; 2. Preis: 2 Pack Tabak; 3. Preis: 1 Pack Tabak

Vorname und Name: ............................................................................... Abt/Zellennummer: ........ / ........Werfen Sie diesen Coupon bitte ausgefüllt bis zum 6.1.2009 in den roten Briefkasten des ULMER ECHO’s auf dem Spiegel.Insassen des Jugendhauses geben den Lösungscoupon bitte zur Weiterleitung an Pfarrer Spiegel. Teilnehmen können ausorganisatorischen Gründen nur Inhaftierte des Männerhauses und des Jugendhauses der Ulmer Höh’. Bei Abgabe vonmehr als einer Rätsellösung wird der Teilnehmer disqualifiziert.

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R ä t s e l s e i t eR ä t s e l s e i t e

Gewinner aus:ULMER ECHO 1/2008

Kreuzworträtsel:1.) .Jürgen T. JH/4142.) Paolo D. 12/293.) Mike J. JH/416

Bilderrätsel:1.) Bihan R. 8/272.) Waldemar G. 12/163.) Willi D. 10/13

Preisfrage Rätsel I: W

ie wird eine Zellengenossin im

Frauenknast genannt?Lösungsw

ort:

Lösungswort Kreuzworträtsel:

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ULMERECHOGefangenenmagazin aus der JVA Düsseldorf Ulmer Höh’

ULMER ECHO 2/2008

DDrrrrooooggggeeeennnnppppooooll ii tttt iikkkk

iiiinnnn eeeeiiiinnnneeeerrrr ssssaaaauuuubbbbeeeerrrreeeennnn RRRReeeeppppuuuubbbbllll iiiikkkk