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Geld regiert die Welt Aber warum eigentlich? Der erste Lohn So könnt ihr euer Taschengeld aufbessern Der Milliardär Schüler befragen einen Superreichen Die Kohle Warum Geld so viele Namen hat Mit Unterstützung von My Finance Coach Der Weg der Scheine Wie unsere Banknoten ins Portemonnaie kommen Die Geschäftsmänner Was Bettler und Banker gemeinsam haben Einfacher, als du denkst 1/2011 Werbe- und kostenfreier Sonderdruck

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Geld regiert die WeltAber warum eigentlich?

Der erste LohnSo könnt ihr euer

Taschengeld aufbessern

Der MilliardärSchüler befragen

einen Superreichen

Die KohleWarum Geld so viele Namen hat

Mit Unterstützung von My Finance Coach

Der Weg der ScheineWie unsere Banknoten ins

Portemonnaie kommen

Die GeschäftsmännerWas Bettler und Banker

gemeinsam haben

Einfacher, als du denkst 1/2011

Werbe-und

kostenfreier Sonderdruck

EinfachspannendWie viel Geld braucht man eigentlich? Meistmehr, als man hat, klar. An den großen Kreisen sehtihr, wer wirklich viel Geld hat. Bastian Schweinsteigeretwa. Viele Menschen müssen mit weniger auskom-men, auch die Bundeskanzlerin. Angela Merkel arbei-tet zwar meist von morgens bis nachts, verdientaber trotzdem nur einen Bruchteil von Schwein-steiger – obwohl der nie so viel arbeitet. Wa-rum ist das so? Und wie geht es Menschen,die noch viel weniger Geld haben? Um dieseund andere Fragen soll es in diesem Heftgehen. Vieles, was mit Geld zu tun hat, istoft schrecklich kompliziert. Dabei spielt esim Alltag eine große Rolle. Deshalb geht esin der ersten WirtschaftsSchule um Geld:wo es herkommt, wie man es spart oder aus-gibt. Wir hoffen, dass euch das Heft gefällt.Aber es gibt ja immer noch Dinge, die manbesser machen kann.Wenn ihr

eine Idee oder eine Frage habt,dann schreibt uns eine E-Mail [email protected] – oder ihr hinter-lasst einen Kommentar aufunserer Facebook-Fanseite:www.facebook.com/wiwoschule

Das steht drin4 Geld regiert die WeltWarumbezahlenwir

eigentlichmitMünzenundScheinen?6 Namensforschung Kies,Mäuse, Zaster –Geld

hat vieleNamen.Woher stammen sie?8 NebenjobsRegeln fürsGeldverdienen.9 Sparen So könnt ihr euerGeld anlegen.

10 Der Weg des GeldesWirhaben einenEuro-Scheinbegleitet – vonderDruckerei ins Porte-monnaie.

11 Echt oder unecht?Wie ihr Falschgeld erkennt.12 Verschiedene WeltenEinBanker undein

Bettler haben erstaunlich viel gemeinsam.14 InterviewWie geht es einemder reichstenMen-

schenderWelt?Drei Schüler haben ihn gefragt.16 Geldmarkt Daspassiert anderBörse.18 Drei-Punkte-PlanGeld alleinmacht nicht

glücklich –manmuss es richtig ausgeben.

Bastian Schweinsteiger,Fußballprofi

MartinWinterkorn,Chef vonVolkswagen

AngelaMerkel,Bundeskanzlerin

Bettler

Filialleiterin einer Bank

250000 €

18250 €

65000 €

Werverdientwieviel?*

Darum geht’s

Durchschnitts-arbeitnehmer

28300 €

Hartz-IV-Empfänger**

8600 €

13200000 €

9330000 €

* geschätztes Jahreseinkommen, ** jährlicheUnterstützung vomStaat

GewinnspielWir verlosen drei iPods nanomit einem Speicher-volumen von acht Gigabyte im Wert von 129 Euro.Was ihr dafür tun müsst? Eine Frage beantworten.Mehr auf Seite 18.

Wir fahren nach Berlin!Beim ersten Bundeswettbewerb Finanzen schlüpften Schüler in die Rolle von

Geschäftsleuten. Ab sofort könnt ihr euch für die neue Runde bewerben. Es winktnicht nur eine Reise nach Berlin – sondern auch Geld für eure Klassenkasse.

G enau so sehen Sieger aus: erschöpft,aber glücklich. Zwei Tage lang hattenErik Frach, Korbinian Grießl und Michel-

le Stichweg zusammen gegrübelt, gerechnetund geredet (siehe Foto rechts). Ganz schönanstrengend war das – aber die Mühe hattesich gelohnt: Die drei Schüler gewannen denersten „Bundeswettbewerb Finanzen“, der imSeptember in Berlin stattfand.

Wettbewerbe für Schüler gibt es schon lan-ge. Bei „Jugend forscht“ geht es um Wissen-schaft, bei „Jugendmusiziert“um Musik.BeimBundeswettbewerb Finanzen hingegen geht esvor allem um Wirtschaft.

Ihr wisst wahrscheinlich, dass so ziemlich je-der Politiker und Firmenchef Wert darauf legt,

dass Kinder Ahnung von Wirtschaft haben. Das sagen die Er-wachsenen nicht, um euch zu ärgern – sondern weil sie rechthaben.Wer nicht weiß, warum Unternehmen dies tun und daslassen, warum sich Politiker heute so und morgen anders ver-halten, der kann Entscheidungen nicht mehr hinterfragen.

Das große Problem ist: Wirtschaftsthemen werden in derSchule kaum vermittelt. Und wenn doch, dann macht dasmeist wenig Spaß. Das will der Bundeswettbewerb Finanzen

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ändern, ein gemeinsames Projekt der My Finance Coach Stif-tung, des Stifterverbandes für dieDeutscheWissenschaft undder WirtschaftsWoche.

Bei der Premiere in diesem Jahr sollten Schüler sich mitdem Thema „Handy-Kauf“ auseinandersetzen. Was muss ichbeim Vertrag beachten? Wie viel Geld muss ich einplanen?Solche Fragen galt es in der Vorrunde zu beantworten.

Die besten sieben Teams durften am Finale in Berlin teil-nehmen.Dort mussten sie eine noch schwierigere Aufgabe lö-sen: Sie sollten sich vorstellen, ein Strandbad zu führen, undgenau planen, wie das Bad erfolgreich werden kann. Und dasschafften Erik, Korbinian und Michelle am besten. Als Beloh-nung erhielten die Sieger Schecks in Höhe von 250 Euro. DiejüngsteGruppe unter den Finalisten (siehe Foto links) schlüpf-te währenddessen in die Rolle von Journalisten und erstellteam Finalwochenende eine echte Zeitung.

Nach der erfolgreichen Premiere geht der Bundeswettbe-werb in die nächste Runde. Im Jahr 2012 dreht sich alles umdas Thema Klassenfahrt – von der Organisation bis zur Finan-zierung. Teilnehmen können alle Schüler der Sekundarstufe I.Und Mitmachen lohnt sich. Den Siegern winkt nicht nur eineReise zum Finale nach Berlin – sondern auch ein Zuschuss fürdie Klassenkasse. Alle Infos zur Bewerbung findet ihr unterwww.bundeswettbewerbfinanzen.de

WirtschaftsWoche 5.12.2011 WirtschaftsSchule 3

Die Bundeskanzlerin hat eins, der Papsthat eins undderChef derDeutschenBank sowieso:Wer sich etwas kaufenmöchte, der braucht einPortemonnaie.DieKanzlerin lässt ihres oft vonMit-

arbeitern tragen, damit es ihreHosenanzügenichtausbeult.Der Papst kann seines voller Euro-Mün-zenmit demeigenenKonterfei stopfen.DerChefderDeutschenBank greift vermutlich zur hauseige-nenPlastikkarte.Überall auf derWelt kannmanmitGeldstücken, ScheinenoderBankkarten zahlen,wennmaneinenSaft oder eineZeitung kaufenwill.Das soll ja auchbeiKanzlerinnenmal vorkommen.Aberwarum funktioniert das überhaupt?Nüchternbetrachtet handelt es sichbeiMünzen,Geldschei-nenundBankkartendochnurumScheibchenausbilligemMetall, umbedruckte PapierbögenundumbuntenKunststoff.Wie kommenwir auf dieverrückte Idee, dass dieseDinge irgendeinenWerthaben?Undwerhat sichdasGeld ausgedacht?

GANZ SCHÖN ANSTRENGENDDiemeistenPortemonnaies sehen so abgewetzt auswiedas vonWolfgangFranz: schwarz, alt, ledern.Allerdings habendiemeistenMenschennicht soviel Ahnung vomGeldwieder Professor. Er ist derVorsitzendeder fünfWeisen,die dieKanzlerin in al-lenFragenberaten, diemitWirtschaft zu tunhaben.WennWolfgangFranz erklären soll, warumesMün-zen gibt, sagt er: „Hättenwir keinGeld,müsste jederfür einenTauschmit jedemeinzelnenGut einen ei-genenPartner finden.Das ist praktischunmöglich.“In einerWelt ohneGeldwäredas Leben ganz

schönanstrengend.Mal angenommen, ihr hättetzehnHühner,wollt in eurenStall aber viel liebereineKuheinquartieren.DerZüchterwürde euch

zwar einRind geben,möchtedafür aber zwei Ferkel,keineHühner. Jetztmüsstet ihr euch auf die Suchenach einemSchweinebauernmachen –undkönntnur hoffen, dass der sich für eureHühner interes-siert. Geldmacht die ganze Sache einfacher.„In grauerVorzeit verwendetendieMenschenNa-

turalgeld, also beispielsweisewertvolle Steine odersogarKaurischnecken“, erzähltWirtschaftsprofes-sor Franz. ImLaufe derGeschichtenutztendieVöl-ker alleDinge als Tauschgut, die ihnenbesonderskostbar erschienen –und je knapper einGutwar,destowertvollerwurde es. So zahltendieMenschenauchmitKakaobohnen, Salzbarrenoder Fellen.Auchheutenochwechselt dasGeld seineForm.

IrgendwannwerdenMünzenundScheinenurnochimMuseumzubesichtigen sein,weil sichdasGeldinzwischen inBits undBytes versteckt.Mankann imSupermarktmit seiner EC-Karte bezahlen,wennmaneinKontohat;mankannEuro-Beträge aufseineHandykarte laden; oder im InternetWebmilessammelnunddamit online einkaufen. Sogar dieVerbrechenändern sich.Wer raubt schonnoch eineBank aus? Inzwischen ist es lukrativer, im Internetein paarKontonummern zu stehlen.Nur eines giltimmernoch:DamitGeld akzeptiertwird,muss eseinenbeständigenWert habenunddarf nichtverderben.Hätte es irgendwanneineKäsewährunggegeben,würdeGeld amEndedoch stinken.Wer esaber aufbewahren kann, der kanneinVermögenanhäufenoderKredite vergeben, damit andereMenschen inneueGeschäfte oderGebäude inves-tieren können.Geldmacht unserWirtschaftslebenerst denkbar.Undesmacht verführbar.

ZEICHEN DER MACHTVomGold fühlten sichdieMenschen stets angezo-gen. SeinGlanz galt als ZeichenderMacht. Kaiserließen ihreKronenausdemschimmerndenMetallschmieden.Unddass einKönig im fernenLydiender allererstenGoldmünze vormehr als 2600 JahrenseinPorträtbild aufdrückte, hatte auch etwasmitEitelkeit zu tun.Über JahrhundertewarGolddasbeliebteste Tauschmittel. AllerdingsmusstemandieBrockenbei jedemHandel neuwiegen.Die Lydier,die imGebiet der heutigenTürkei lebten, hatteneine kluge Idee: Sie teiltendasGold in gleich großeStückeundprägten seinenWertmit demStempelauf. Für dieRichtigkeit bürgte später derKönig. SeinNamewarKrösus, seinRuhmglänzt nochheute.Die erstenMünzenwaren genauso vielwertwie

dasMetall, aus demsie geformtwurden. Jedochmachtedas größereAnschaffungen etwas schwierig:Werwill schon immer einenSack vollerGoldmitsichherumschleppen? Sodachten sichdieMen-schen irgendwannetwas Leichteres aus: einZah-lungsmittel aus Papier.DennGeldwar schon immerdas,was zuGeld erklärt undalsGeld anerkanntwurde.Nichtmehrundnichtweniger.In Europa entstandendie ersten richtigenBank-

noten vermutlich in Schweden.DieKaufleute in »

Der EuroFrüher hatte jedes Land in Europa seineeigene Währung. Seit 2002 zahlen wir mitdem Euro. In 17 Ländern gibt es diesesgemeinsame Geld inzwischen. Das hat vieleVorteile, weil man jetzt überall in Europa ein-kaufen kann, ohne vorher Münzen und Scheineumzutauschen. Allerdings macht der Euroheute auch Kummer: Manche Länder habenzu viele Schulden angehäuft, die sie kaum nochzurückzahlen können.Weil Banken diesenStaaten viel Geld geliehen haben, haben einigevon ihnen jetzt auch Schwierigkeiten. DieRegierungen Europas ringen daher schon seitMonaten um große Rettungspakete. Sieglauben, dass man ein Land nicht pleitegehenlassen dürfe, weil sonst niemand mehr demEuro vertrauen würde. Und Vertrauen ist dasWichtigste, wenn es um Geld geht.

DasMetallgeld derLyder sah zunächst

etwas eckig aus.Erstnach einigen Jahren

formten sie auch kreis-rundeGeldstücke.

Die Bundesregierungfragt klugeUniversitäts-professoren umRatinWirtschaftsdingen.Derzeit gehören eineFrau und vierMännerzu der Fünferrunde.Siewerden von denMinis-tern ausgesucht,müs-sen aber nicht immereinerMeinung sein.

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Woher dasGeldkommt

Wer hat sich die Münzen ausgedacht?Warum tragen wir bunte

Papierschnipsel im Portemonnaie?Und was hat ein Geldschein mit

Vertrauen zu tun? Eine Einführung vonWirtschaftsWoche-Reporterin

Cornelia Schmergal.

WirtschaftsWoche 5.12.2011 WirtschaftsSchule 5

Wie Banken Geld verdienen1. Banken sammeln Geld vonUnternehmen oder Privatleuten ein,die gerade etwas übrig haben.

3. Das gesammelte Geld verleiht dieBank jetzt an andere Unternehmen oderPrivatleute, die gerade Geld brauchen.

4. Dafür verlangt die Bank9% Zinsen. D.h. leiht sichjemand 1000 Euro von derBank, muss er später 1090Euro zurückzahlen.

2. Für das erhaltene Geld gibt sie2% Zinsen. Wenn also jemand derBank 1000 Euro gibt, kriegt er später1020 Euro zurück.

Die Bank hat alsoan den 1000 Euro70 Euro verdient

Wie nennst du dein Geld?FO

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KNETEVor etwa 40 Jahren tauchtedas Wort Knete für Geld zumersten Mal in der Jugend-sprache auf. Damit ist es imVergleich zu den anderenSynonymen recht jung.Experten vermuten, dieBezeichnung komme daher,dass die Knet- oder Teig-masse, aus der Brothergestellt wird, ähnlichlebensnotwendig ist wie Geld.

6 WirtschaftsSchule 5.12.2011 WirtschaftsWoche

KIESWissenschaftler sind sich nichtganz einig, warum das Wort heuteauch für Geld steht. Zum einenkönnte der Begriff aus der jüdi-schen Sprache stammen, dort be-deutet „Kis“ nämlich „Geldbeutel“.Zum anderen könnte der BegriffKies, also eine Ansammlung kleinerSteine, an einen Haufen Kleingelderinnern. Das würde auch erklären,warum „Schotter“ ebenfalls eingängiger Ausdruck für Geld ist.

KOHLEGeld ist für die Menschen genauso wichtig wie Kohle für einenOfen. Das könnte auch erklären,warum Asche ebenfalls für Geldsteht. Nach dem Zweiten Welt-krieg handelten die Menschen so-gar mit Kohle als Ersatzwährung.

Denn Kohle war im kaltenWinter sehr wertvoll,weil die Menschendamit heizten.

Wenn verschiedeneWörter dasselbeausdrücken, sprichtman von Synonymen.Geld hat davonziemlich viele. Woherstammen die?

WirtschaftsWoche 5.12.2011 WirtschaftsSchule 7

MOOS„Ohne Moos nix los!“ heißt ein gängigesSprichwort. Dahinter steckt der Gedan-ke, dass eben wortwörtlich nichts „los“ist, wenn das „Moos“ fehlt – dann zumBeispiel, wenn das monatliche Taschen-geld alle ist und der geplante Kinobesuchentfällt. Seit mehr als 200 Jahren ver-wendet man in Deutschland Moos alsSynonym für Geld. Ursprünglich kommtdas Wort aus der jüdischen Sprache vomAusdruck „maoth“, was so viel heißt wieKleingeld.

PENUNZENIn Polen heißt „pieniad-ze“ Geld. Daraus ent-wickelte sich das WortPenunzen, das inDeutschland schon seitdem 18. Jahrhundertbenutzt wird. Zu Beginnnnwar es vor allem inIndustriebezirken ge-bräuchlich – denn dortrtlebten Deutsche undPolen häufig Tür an Tür.ür.

PIEPENBereits im 18. Jahrhundertwar auf der Rückseite deut-scher Münzen ein Adlerabgebildet. Diesen nanntendie Berliner scherzhaftPiepmatz. Daher könntedie Bezeichnung Piependie Bezeichnung Piepenabgeleitet sein.

kristin schmidt | [email protected]

»Stockholmzahlten gewöhnlichmit Silbermünzen,allerdingswurdendie irgendwannknapp.Weil dieSchwedengroßeKupferbergwerkehatten, bestimm-ten sie in derMitte des 17. Jahrhunderts das rötlicheMetall als Zahlungsmittel.Dochdie SachehatteeinenHaken:Umeinen gewissenWert zu erreichen,brauchteman sehr viel Kupfer. Eswurde inPlattengegossen, vondenen jede so vielwogwie fünfZiegelsteine.VieleKaufleute schlossen ihrePlattendaher bei

der „StockholmsBanco“ indenTresor underhielteneineArt Abholschein.Damit versprachdieBank,dass sie ihren Schatz jederzeit auslösen konnten.Dieser Zettel gilt als ersteBanknote.

Allerdingswollten vieleHändler keinemPapier-schnipsel trauen.Undes sollte noch zwei Jahrhun-derte dauern, bis das Scheingeld auch inDeutsch-land eingeführtwurde.DasPrinzip aber blieb:JedemGeldschein stand ein greifbarerWert gegen-über. Bis ins 20. Jahrhundert hineinhabendieNotenbankenEdelmetalle angenommenunddafürPapiernoten ausgegeben.Deswegen schlummertenin ihrenTresoren immense Schätze.Allein die amerikanischeNotenbankbrauchte 500

Bahnwaggons, um ihreGoldbarren aneinen siche-renOrt zubringen.Diemeisten liegen strengbe-wacht in Fort Knox, in derWüste vonKentucky. KeineinzigerMenschdarf den vollständigenZahlencode

zumTresorraumwissen, jederWachmannkenntnur einen kleinenTeil. Besuche sind verboten.AuchNiall Fergusonhat denGoldschatz nochnie

gesehen, obwohl er in denUSA lebt.DerGe-schichtsprofessor vonderHarvard-Universität kannerklären,warumeinGoldschatz auchNachteilehabenkann: „WenndieGeldmenge andenBestandvonEdelmetallen gekoppelt ist, lässt sie sichnicht soeinfach erweitern“, sagt Ferguson. „DieWirtschaftkannwegenderKnappheit vonGoldoder Silbernichtwachsen.“DennwennesmehrGüter gibt,dannbrauchtman inderRegel auchmehrGeld, umsie zubezahlen.

KEIN SCHATZ MEHRIn denSiebzigerjahrenhabendieAmerikaner daherbeschlossen, vomsogenanntenGoldstandard abzu-gehen –undmit ihnenderRest derWelt.WennGeldohnehinnur das ist, wasmandazu erklärt, dannbrauchtmanauchkeinen großenSchatzmehr. Sohat es heutemit prall gefülltenTresorennichtsmehrzu tun.Wenndas aber so ist und eineBanknotenurausPapier besteht – könntemandannnicht einfachunendlich vielGelddrucken?Dashat sich auchMiltonFriedmangefragt, ein

berühmterNobelpreisträger. Er hat darüber nachge-dacht,was geschehenwürde,wenneinHubschrau-ber so vieleBanknoten vomHimmel regnen ließe,dass es plötzlichdoppelt so vielGeld gäbe.Natürlichwürdet ihr euch jubelnd auf die Scheinewerfen.Allerdings hättet ihr davonnichts. SobalddieBäckeroder Supermärkte diewundersameGeldvermeh-rungbemerken,würden sie ihrePreise heben. EuerTaschengeldwäredannnurnochdieHälftewert.Derzeit haben vieleMenschenAngst, dass ihr

Erspartes seinenWert verlieren könnte. EureUr-großelternhabendas sogar selbst erlebt:NachdemErstenWeltkriegmussteDeutschlandalsWieder-gutmachung vieleMilliardenMark (sohießunserGelddamals) an andere Länder zahlen.Da kamdie

Regierung auf die Idee, dasGeld einfach zudrucken.Allerdingswar das ein großer Fehler,weil alleGüterdamit unbezahlbarwurden.Der Preis einerBrief-marke etwa explodierte binnen zwei Jahren von20Pfennig auf 500BillionenMark.DasmoderneGeld funktioniert alsonur,wennes

knapp ist. SeinWert ist konstant,wenn sichdieMengedesGeldes nicht schneller vergrößert als dieMengederGüter. Vielleicht ist dieseErkenntnis eineArtGoldschatz derNeuzeit – undes sinddieNoten-banken, die darauf aufpassen. Sie garantieren, dasseinGeldschein immer als Tauschmittel akzeptiertwird. AlleMenschen vertrauendarauf.WasGeld alsoheute ist? EinVersprechen. Eure

GeldscheineunddieBeträge auf euremKontoha-ben einenWert,weil die EuropäischeZentralbankdas verspricht.Die krakeligeUnterschrift ihres Prä-sidenten ist deshalb auf jedeBanknote gedruckt.Vermutlichhat keinPopstar in seinemLebenmehrAutogrammeverteilt. Schongar nicht andieKanzle-rin oder denPapst. ■

Inflation bedeutet,dass Geld anWert ver-

liert. Sie wird in Prozentgemessen und liegtin den Euro-Ländern

derzeit bei drei Prozentjährlich.Wenn eine

Tüte Gummibärchenheute einen Euro kos-tet,müsst ihr dafür in

einem Jahr schon1,03 Euro bezahlen–oder es sindwenigerGummibärchen drin.

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KRÖTENNorddeutsche sagten früher zuzehn Pfennigen nicht Groschen,sondern Gröschen. Die Bezeich-nung Kröten für Geld ist einescherzhafte Anspielung darauf.

MONETENStudenten benutzten das WortMoneten erstmals vor mehr als200 Jahren. Ursprünglich kommtes aus der lateinischen Sprache.Dort bedeutet „Moneta“Münze.

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8 WirtschaftsSchule 5.12.2011 WirtschaftsWoche WirtschaftsWoche 5.12.2011 WirtschaftsSchule 9

Früh planenSPAREN Auch Schüler sollten sich Gedankendarüber machen, was sie mit ihrem Geld anstellen.

M anch einerweiß es genau: Bücher, Süßigkei-ten oder Klamotten sollen es sein – was Ju-gendliche sich eben so kaufen, wenn sie ein

bisschen Geld gespart haben. Viele Schüler verfol-gen aber höhere Ziele. Der eine möchte in ein paarJahrendenFührerschein selbst bezahlen, der anderespart fürs Studium,wieder anderewollen schon jetztein bisschenVermögenaufbauen.Natürlich könnte man das erarbeitete Geld unter

derMatratze horten, imSchrank verstecken oder insSparschwein stecken.Da ist es vielleicht sogar sicherund verschwindet bestenfalls nicht.Das Problem ist allerdings:Dort vermehrt sichdas

Geld auch nicht. Und deshalb sollten Schüler darü-ber nachdenken, dasGeld zurBank zubringen.Franz Tschersich hat erst vor Kurzem beschlossen,

sein Sparschwein zu „schlachten“. Etwa 500 Euro hatder Zwölfjährige inden vergangenen Jahren gespart –weil er sein Taschengeldmeist in das Schwein gelegthat, und wenn er mal Geld geschenkt bekam, dannsteckte er es auch in die Spardose. Bald wird er dasGeld zur Bank bringen und dort auf ein Konto ein-zahlen. Denn die Bank zahlt dafür Zinsen, und aufdieseWeisewächst die ersparte Summeautomatisch– ohnedass Franzdafür etwas tunmuss.Es gibt Hunderte von Arten, sein Geld anzulegen.

Dochwelcheder vielenMöglichkeiten ist für Schülerdie richtige?Eine Antwort darauf weiß zumBeispiel Ulrich Ste-

phan. Er arbeitet bei der Deutschen Bank als Chef-Anlagestratege. Das bedeutet, dass er darüber nach-denkt, wie Menschen ihr Geld am besten anlegenkönnen. Bevor Menschen wie Stephan dazu etwassagen können, müssen sich Schüler aber zunächstselbstGedankenmachen: „Siemüssenwissen,wannsie ihr Geld wieder brauchen“, so Stephan. Denn da-von hängt ab, welche Anlage am sinnvollsten ist.Wenn der Führerschein bereits in einem Jahr an-steht, sind langfristige Sparverträge wenig sinnvoll –denn hier kommen die Kunden erst nach dem Ab-lauf einer gewissen Frist wieder an ihr Geld ran. „Insolchen Fällen ist ein Tagesgeldkonto eine gute Lö-sung“, sagt Stephan.DannkönnenSchüler stets überihr Geld verfügen, falls sie es vielleicht doch früherbrauchen. Auf solchen Konten bekommen sie im-merhin Zinsen – bei Girokonten ist das meist nichtder Fall.Allerdings fallendieseZinsenderzeit ziemlichma-

ger aus und liegen meist bei maximal zwei Prozentpro Jahr. Würde Franz seine 500 Euro ein Jahr langauf ein Tagesgeldkonto legen, bekäme er somit 10

Euro Zinsen gutgeschrieben. Nicht viel, aber Klein-viehmacht ebenauchMist.Stephans Kollege Stefan Heine von der Quirin

Bank in Berlin empfiehlt als Alternative sogenannteFestgeldkonten. Banken zahlen hier oft ein paarZehntel ProzentmehrZinsen.DerNachteil: VordemEndeder Laufzeit – oft sind es sechsMonate oder einJahr – kommenKundennicht an ihrGeld.Wer noch drei oder vier Jahre Zeit hat, kannmehr

Gewinn erzielen. Für diese Laufzeiten bieten einigeBanken Zinsen von mehr als zwei Prozent an. VieleInstitute bieten auch sogenannte Wachstumsspar-konten.Hier kanndasGeld zwarmeist erst nach fünfJahren abgehoben werden, dafür steigen die Zinsenwährenddessen aber auch auf teilweise bis zu vierProzent. Für 500 Euro könnte Franz schon 20 EuroZinsenbekommen.

SORGFÄLTIG PRÜFENIn einem Punkt sind sich alle Experten einig: WerlangfristigVermögenaufbauenwill, kommtanAktiennicht vorbei. „Schüler sollten das mit ihren Elternprüfen“, rät Heine – aber sorgfältig. Wer in Aktien in-vestiert, sollte „mindestens zehn Jahre lang auf dasGeld verzichten können“, sagt Experte Stefan Heine.Wer zu einem bestimmten Zeitpunkt an das Geldmuss, erwischt womöglich eine schwache Börsen-phase. Schlimmstenfalls ist das ganzeGeld futsch.Auch Erwachsene, die zu viel riskieren, verlieren

dabei Geld. Das sollten Schüler vermeiden – sonstwird ausdemgutenGefühl, selbst verdientesGeld inHänden zuhalten, schnell der blankeHorror. ■

daniel schönwitz | [email protected]

W er Prominente nach ihrem ersten Job fragt,erhält unterschiedliche Antworten. Fern-sehmoderatorin AnneWill arbeitete in den

Osterferien als Putzfrau in einemWerk des Pharma-konzerns Bayer in Leverkusen, Deutsche-Bank-ChefJosef Ackermann brachte Urlaubern in der SchweizSkifahren bei. Doch in einem sind sich fast alle einig:Es war ein toller Moment, das erste selbst verdienteGeld indenHänden zuhalten.Viele Schüler kennen dieses Gefühl bereits, wie

das Statistische Bundesamt bestätigen kann. Die Be-hörde sammelt Daten aus den unterschiedlichstenBereichen, auch aus der Wirtschaft. Nach Angabender Statistiker arbeiten in Deutschland etwa 230000Jugendlichenebenbei.Einer davon ist Jamie Cullen. Der 15-jährige Düs-

seldorfer trägt seit knapp zwei Jahren Zeitungen aus.Andere Schüler arbeiten als Babysitter oder Nach-hilfelehrer. Doch was müssen Teenager dabei be-achten?

Bis zum Alter von zwölf Jahren dürfen Kinder garnicht arbeiten. So steht es im Jugendarbeitsschutz-gesetz. Damit will der Staat verhindern, dass Kinderallzu frühausgenutztwerden– sie sollen lieber indieSchule gehen und ihre Kindheit genießen. Deshalbbieten Unternehmen für diese Altersgruppe keineJobs an. Wer hin und wieder im Bekanntenkreis aufKleinkinder aufpasst oder bei der Gartenarbeit hilft,verstößt jedoch nicht direkt gegen Gesetze. Die Be-hörden lassen das in der Regel als „Nachbarschafts-hilfe“ durchgehen.Mehr Möglichkeiten haben Jugendliche ab dem

13. Geburtstag. „Wenn die Eltern schriftlich zustim-men, dürfen sie zwei Stunden pro Tag arbeiten –allerdings nur bis 18 Uhr“, sagt EvaWißler, Anwältinbei Schmalz Rechtsanwälte in Frankfurt. Zudemerlaubt der Staat „leichte und für Kinder geeigneteBeschäftigungen“. Dazu gehören beispielsweiseBabysitten, Nachhilfeunterricht und Zeitungenaustragen. „Aushilfsjobs auf der Baustelle oder alsKellner sind verboten“, soWißler.Wer nach seinem15.Geburtstagweiter zur Schule

geht, unterliegt denselbenRegeln. Zusätzlich dürfen15-bis 17-Jährige aber vierWochenpro Jahr ganztagsarbeiten. FreieBahnalso für Ferienjobs.

KEINE ANGST VOR DEM FINANZAMTWer Geld verdient, muss dem Staat etwas davon ab-geben und Steuern zahlen. Allerdings lässt sich die-ser Betrag meist bis auf null senken. Alle, die regel-mäßig nebenbei arbeiten und dabei nicht mehr als400 Euro im Monat verdienen, können sich bei ih-rem Finanzamt als „Minijobber“ anmelden. Vorteil:DerArbeitgeber zahlt denLohnohneAbzüge aus.Für Ferienjobs geeignet ist eine „kurzfristige Be-

schäftigung“, die höchstens 50 Tage im Jahr dauerndarf.Wermehr als 400Euro imMonat verdient,mussauch zumFinanzamt.Das stellt eine „BescheinigungfürdenLohnsteuerabzug“ aus.Danndarfmanbis zu887Euro imMonat verdienen.Von einer solchen Summe ist Jamie Cullen noch

weit entfernt. Gemeinsam mit seinem Freundkommt er monatlich auf etwa 50 Euro – aber immernochbesser als gar nichts. ■

daniel schönwitz | [email protected]

Der ersteLohnNEBENJOBS Geld selbst zu verdienen,ist ein tolles Gefühl – trotzdemmüssenSchüler ein paar Dinge wissen.

Deutsche Jugend-liche geben ihr

Geld am liebstenfür fünf Dinge

aus:

1

2

3

4

Bücher, Zeitschriften

Süßigkeiten

Geschenke

Kino

Kleidung

Quelle: Eine Umfrage der Meinungs-forschung Forsa unter 737 Jugend-lichen im November 2011

Jamie Cullen hatseit etwa zwei Jahreneinen Nebenjob.Jeden Samstag trägtder 15-JährigeProspekte aus.

Franz Tschersichspart regelmäßig Geld.

Den Inhalt seinesSparschweins wird

er bald auf einKonto einzahlen.

5

W as hat ein Geldschein mit einem T-Shirt zutun?AufdenerstenBlick garnichts. Ist dochPapier: Man kann ihn rollen, knicken oder

einen Flieger daraus basteln. Auf den zweiten Blickgibt es aber doch eine Gemeinsamkeit. Denn Bank-notenwerdennicht ausHolz gemacht,wienormalesPapier, sondern ausBaumwolle. SowieT-Shirts.Baumwolle nimmtman,weil sie so robust ist. Und

dasmuss ein Geldschein ja sein. Denn im Laufe sei-nes Lebens geht er durch ziemlich viele Hände. Voneinem Regenguss alleine geht daher kein Euro-Schein kaputt – selbst einen Schleudergang in derWaschmaschineüberlebt ermeistens.

In Deutschland dürfen nur zwei Unternehmenüberhaupt unser Geld drucken: die Bundesdrucke-rei in Berlin und Giesecke & Devrient in München.Um die Aufträge muss man sich bei der staatlichenBundesbank bewerben. Die Bedingungen sind hart:Alle Drucker brauchen ein sauberes polizeilichesFührungszeugnis. Heißt: Sie dürfen noch nie eineStraftat begangen haben. Und bei Facebook könnensie auch nicht einfach etwas über ihre Arbeit verra-ten oder gar Fotos hochladen – alles top secret!Um Geld produzieren zu können, brauchen die

Druckereien übrigens selbst eine ganze Menge da-von.DieMaschinen kostenmehrereMillionenEuro!

10 WirtschaftsSchule 5.12.2011 WirtschaftsWoche

So wird aus WolleDurchsichtselementHier steht eineunvollständiggedruckte Zahl – dieGegenstücke sindauf der Rückseite.Haltet ihr den Scheinins Licht, seht ihr dieganze Zahl.

WasserzeichenWir können eserkennen, weil dasPapier an dieser Stelleein bisschen dünnerist. Beim Zehn-Euro-Schein seht ihr dasBild eines Torbogensund die Zahl 10.

Fühlbarer DruckDie Buchstaben sind Kürzel der EuropäischenZentralbank in verschiedenen Sprachen.Bei echten Scheinen kann man die sogar fühlen.

SicherheitsfadenIn der Mitte verläuft ein dunklerStrich von oben nach unten.Er wird nicht gedruckt, sondern indas Papier eingewoben.

HologrammJe nach Lichtseht ihr aufdem schim-mernden Banddie Zahl 10oder dasEuro-Symbol €.

2 Die Papierbahnen werden in tischgroße Bögen geschnitten unddanach mit gepanzerten Lastwagen in die Spezial-Druckereigeliefert – etwa zu Giesecke & Devrient nach München. Dort fühltman sich wie in einem James-Bond-Film: Überall Kameras, Handyssind verboten, und es gibt Sicherheitsschleusen mit Waagen,damit nicht zwei Personen gleichzeitig hindurchhuschen.

3 Beim Druck sind fünf Schritte besonders wich-tig: Als Erstes kommen die feinen rötlichenLinien des Untergrundes und die blaue EU-Flag-ge drauf, dann die Schrift aus sehr zäher Farbemit dem Stich-Tiefdruck, der besonders auf-wendig ist. Danach folgt ein Siebdruck. Jetztbringt eine Folienprägemaschine das glänzendeSicherheitsband auf. Zum Schluss wird dieNote mit der individuellen Seriennummerversehen. Das ist der Zahlencode auf derRückseite. Das alles dauert mehrere Wochen.

4 Die großen Bögenwerden in Scheinegeschnitten und vonPrüfsensoren aufFehler durchleuchtet.

1 In einer Papierfabrik wird aus Baumwolleund Wasser ein matschiger Brei zusammen-gerührt. Der läuft durch ein feines Sieb,und heraus kommen dünne Papierbahnen.

5 Die geprüften Scheine werden zum Schlussin Kartons verpackt, eingeschweißt und aufPaletten gestapelt. Danach werden sie von derBundesbank abgeholt.

Und so ein Ding kann man später nicht einfach ge-brauchtweiterverkaufen, denn jede einzelne auf derWelt ist registriert. Alles top secret eben.

VIEL GEDULDWährend der Produktion braucht man viel Geduld.Die Herstellung dauert wochenlang, weil zwischenden Druckvorgängen die Farbe trocknet. ZumSchluss kommt die individuelle Seriennummer.Wenn Erpresser im Film Lösegeld in „nicht numme-rierten Scheinen“wollen, ist das also purerQuatsch.Die kostbare Fracht darf jetzt nur von der Bundes-

bank abgeholt werden. Bewaffnete Polizisten lassendie gepanzerten Laster nie aus den Augen. Denn eshandelt sichumeinen rollenden, randvollenTresor!Geschäftsbanken wie die Sparkassen, bei denen

Erwachseneund Jugendliche einKontohaben,müs-sen sich das Bargeld bei der Bundesbank abholen.Hat man den Zehner endlich in den Händen, sollteman ihn sich genau ansehen: Auf der Vorderseiteversteckt sich ein kleiner Stern. Der enthält einenwinzigen sechsstelligen Code aus Buchstaben undZahlen. Hier haben die Drucker noch einen Grußversteckt: Steht am Anfang ein P, kommt der ScheinausMünchen –undeinR steht für Berlin. ■

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TaschengeldGELD-MACHEREI Ein Zehn-Euro-Schein sieht einfach aus. Doch um ihnherzustellen, braucht es viel Zeit, Genauigkeit – und eine Menge Technik.

ILLUSTRATIONEN

:CHRISTIANECKERTC/OCLAUDIASCHÖNHALS

WirtschaftsWoche 5.12.2011 WirtschaftsSchule 11

Echt echt!Die fünf wichtigsten Sicherheitsmerkmale eines Euro-Scheins.

Stellt euch vor, alle 82 Millionen Deutschenstehen nebeneinander: Ganz links stehen dieMenschen, die am wenigsten verdienen, ganzrechts stehen die Großverdiener. Nun picktihr die Person raus, die genau in der Mitte steht.Diese bekommt das sogenannte mittlereEinkommen, das auchMedian heißt.

Der Median lag in Deutschland im Jahr 2010 bei18800 Euro. Jeder, der weniger als 60 Prozentpro Jahr verdient – also unter 11280 Euro –, giltin der Statistik als arm. Genauer gesagt: Er giltals armutsgefährdet. Wer mindestens dasDoppelte verdient – mehr als 37600 Euro –,gilt als reich. Allerdings ist diese Rechnung auchumstritten: Wenn viele Menschen mehr Geld ver-dienen, dann ist das toll. Aber weil der Mediansteigt, gelten plötzlich mehr Menschen als arm,obwohl sich bei ihnen nichts geändert hat.

Das Geld der anderen

FOTOS:ANDREASCH

UDOWSKIFÜRWIRTSCH

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12 WirtschaftsSchule 5.12.2011 WirtschaftsWoche

Hese wusste schon früh, dass ermit Geld arbeitenmöchte. Nach dem Abitur hat er eine Lehre bei derDresdner Bank gemacht, dann eine Bankakademiebesucht. Als die Allianz, ein großes Versicherungs-unternehmen,dieDresdnerBankkaufte, daüberleg-te er,wiemandieVersicherungskunden für dieBankgewinnen könnte. Als die Dresdner Bank später mitder Commerzbank verschmolz, da war er einer derErsten, die zur neuen Bank wechselten. Mit 36 Jah-ren ist er jetzt derChef von20Leuten.Vermutlichhater in seinemLeben ziemlich viel richtig gemacht.In Maik Lindströms Leben ist irgendwann etwas

schiefgelaufen. Heute ist er 56 Jahre alt und würdevieles anders anpacken. Nach der Hauptschule warmit der Lernerei Schluss, eine Ausbildung hat er niegemacht. „Damalshatte ichkein Interesse.Heutebe-reue ichdas“, sagt er.

MAL HIER, MAL DALindström hat sich durchgeschlagen, hat mal hier,mal da gejobbt. InBerlin hat er zehn Jahre langTrep-penhäuser geputzt. Dann bekam er Probleme mitden Füßen. Noch heute kämpft ermit offenenWun-den, die nicht heilen. Lindströms Füße stecken des-halb nicht in Socken, sondern inMullverbänden. Ar-beiten könne er nichtmehr, sagt er.Irgendwann war auch die Wohnung weg. Lind-

ström kam zur „motz“, als er sich in der Notunter-kunft des Magazins aufwärmte. Inzwischen hat erzwar ein Zimmer bei Freunden gefunden. Doch derObdachlosenzeitung ist er treu geblieben, täglichvon elfUhrmorgens bis abendsumacht.Potenziellen Neukunden ruft er zu: „Darf ich Ih-

nen freundlicherweise etwas anbieten?“ Immer fügter noch ein „Bitteschööön“ hinzu. Passanten sagen,dass er der höflichste Bettler in ganz Berlin sei. Inletzter Zeit laufen die Geschäfte allerdings schlech-ter. „Die Finanzkrise“, sagt Lindström vielsagend.„Da lassendie Leute ihrGeld lieber in der Tasche.“Seit ein paarMonaten haben dieMenschenAngst.

Viele Staaten in Europa haben jahrelang zu viel Geldausgegeben und können ihre Schulden jetzt kaumnoch zurückzahlen. Weil viele Banken ihnen Geldgeliehen haben, haben auch die jetzt ein Problem.DieLänderderEuropäischenUnion schnürendaherriesige Rettungspakete, obwohl niemand glaubt,dass sie ihreHilfsgelder je zurückbekommen.Damitaber steigendie Staatsschuldennochweiter undma-chen das ganze Problem noch größer – für die Län-der und auch für die Banken. Womit wir am Endewieder beiChristophHese angekommenwären.Auch er spürt die Finanzkrise. „Die Kunden sind

anspruchsvoller geworden“, sagt der Banker. Siestellten viel mehr Fragen. Vermutlich sind sie miss-trauischer. Das liegt daran, dass viele Banken selbstProbleme bekamen, sich Geld zu beschaffen. AmEnde mussten manche von ihnen, etwa die Com-merzbank, sogar Geld vom Staat leihen. Es war dasersteMal, dass auchBankenbettelnmussten. ■

[email protected] | Berlin

Freundlicher BettlerMaik Lindströmist 56 Jahre alt. Erverkauft in derBerliner Innenstadtdie Obdachlosen-zeitung „motz“.

E ine bessereAdresse gibt es in ganzBerlin nicht.Vor allemdann,wennmankeine richtigeWoh-nung hat. Wer Maik Lindström besuchen will,

der trifft ihn an einer Kreuzung zwischen der Fried-richstraße und dem Boulevard Unter den Linden.Seit zwölf Jahren arbeitet Lindström an diesemStandort, was ziemlich wörtlich zu nehmen ist: BeiseinemJobmuss ermeistens stehen, dennerwill an-dereMenschenansprechen. AufAugenhöhe.Maik Lindström verkauft das Obdachlosenmaga-

zin „motz“. Es wird geschrieben von Menschen, dieauf der Straße leben, undeswird auchvon ihnenver-trieben. 1,20 Euro kostet so ein Heft, und von jedem

Freundlicher BankerChristoph Hese ist 36Jahre alt. Er leiteteine Niederlassungder Commerzbankin Berlin. Dort ist erder Chef von 20Mitarbeitern.

Exemplar, das er verkauft, darf Lindström 80 Centbehalten. Viele Passanten zücken gleich zwei Euround verzichten auf den Rest. Manche Spaziergängergeben sogar etwas, obwohl sie gar keinHeftwollen.„Einfach zu betteln, daswäre nichts fürmich“, sagt

Lindström. „Wenn ich die Zeitung in derHand habe,dann fühle ich mich besser.“ Aber er hofft darauf,dass andere Leute ihm ihr Geld geben. Und er hofftselten vergebens.Wenn Lindström abends dieMün-zen zählt, kommenoft 50Euro zusammen.Würde er an seiner Kreuzung in den Doppelde-

ckerbus der Linie 100 klettern, dann könnte er nachvier Stationen amAlexanderplatz aussteigen. DirektanderNiederlassungderCommerzbank.

TÜCHTIGE GESCHÄFTSLEUTEChristoph Hese ist hier der Chef. Man kann davonausgehen, dass Hese und Lindström sich noch niebegegnet sind. Trotzdem haben sie etwas gemein-sam: Sie leben davon, dass andere Leute ihnenGeldüberlassen –undbeide sind tüchtigeGeschäftsleute.WennHesemorgens zurArbeit kommt, geht er zu-

erst einmal um seine Filiale. Er schaut nach, ob alleFenster heil sind oder ob sich irgendjemand an ih-nenzu schaffengemachthat. Immerhin steht imKel-ler ein Tresor, und hinter dessen meterdicker Stahl-tür liegtGeld.DasGeldderKunden.Damit macht die Bank Geschäfte. Und das funk-

tioniert so:WennMenschen ihrGeld auf einemKon-to parken, passt die Bank darauf auf. Wenn manspart, bekommt man dafür als Gegenleistung soge-nannte Zinsen. Gute Banken geben gute Tipps, wieman sein Geld am besten anlegt, schlechte Bankengeben leider auch schlechte. Irgendwann holt manseinGeld zurück, undmeist ist esmehr geworden.In der Zwischenzeit kann die Bank dieses Geld

auch verleihen. Es gibt immer Menschen, die Geldbrauchen,weil sie einHaus bauen oder einGeschäfteröffnen wollen. Diemüssen der Bank allerdings ei-neLeihgebühr zahlen. AuchdienenntmanZins.Weil eine Bank das Vertrauen ihrer Kunden

braucht, müssen sich ihre Berater immer sehr or-dentlich anziehen. Man könnte auch sagen: etwaslangweilig. In seine Filiale kommt Christoph Hesestets in Anzug und Krawatte. „Das zeigt dem Kun-den: IchnehmedichunddeineWünsche ernst.“Dass Hese Spaß an seiner Arbeit hat, glaubt in der

Bank jeder. Zum Geburtstag bekommt jeder Mitar-beiter einen Blumenstrauß, jeder gute Kunde einenAnruf oder eine Glückwunschkarte. Je freundlicherman ist, desto mehr kann man im Geschäftslebenverdienen.Das gilt für Bankerwie für Bettler.

GESCHÄFTSMÄNNER Beide zählen jeden Euro, beide leben vomGeld ihrerKunden – ein Banker und ein Bettler haben überraschend viel gemeinsam.

WirtschaftsWoche 5.12.2011 WirtschaftsSchule 13

Arm oder reich?

FOTO:

Reicher UnternehmerHopp, 71, gründete 1972 mit vier Kollegendie Softwarefirma SAP. Sie verkauften Com-puterprogramme, mit denen Unternehmenbesser Löhne abrechnen und Rechnungenschreiben konnten. Heute hat SAP 54000Mitarbeiter auf der ganzen Welt. Hopp ist miteinem Vermögen von etwa fünf MilliardenEuro einer der reichsten Menschen inDeutschland – und einer der großzügigsten:Seine Stiftung fördert unter anderemJugendliche, Kindergärten und Schulen.

FOTO:ANGELIKAZINZOWFÜ

RWIRTSCH

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E;ILLUSTRATION:CHRISTIANECKERTC/OCLAUDIASCHÖNHALS

Herr Hopp, macht Geld glücklich?Hopp: Es ist sehr angenehm, keine Geldsorgen zuhaben und zu wissen, dass man seine Rechnungenimmer bezahlen kann. Daher würde ich sagen: Geldmacht nicht glücklich, sondern zufrieden.Sie sagten einmal, als Kind wollten Sie vor allemreich werden.Warum?Hopp: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ginges den meisten Deutschen sehr schlecht, auch mei-ne Familiemusste öfters hungern.Manchmal habenwir zur Not sogar Äpfel und Birnen geklaut. Deshalbfand ichesdamals erstrebenswert, irgendwann reichzu sein.Haben Sie als Kind schon etwas dafür getan?Hopp: Ich habe früh mein eigenes Geld verdient.Schon als Achtjähriger habe ich den Bauern in derNachbarschaft bei der Ernte geholfen, später habeich Eisen gesammelt, das damals sehr wertvoll war,und habe Kohlen ausgetragen, mit denen die Leutedamals geheizt haben. Später habe ich auf demBaugearbeitet, auch indenSommerferien.Wie viel Taschengeld haben Sie bekommen?Hopp: Gar keins. Ich hatte drei Geschwister, meinVater war nach demKrieg arbeitslos und bekamnureine kleine Rente. Davon ist viel für unser Schulgelddraufgegangen, aber dafür durftenwir auch alle aufsGymnasium gehen. Aber ich brauchte nie Taschen-geld, da ichmir dasGeld immer selbst verdient habe.Gab es trotzdem irgendetwas, was Sie sich als Kindnie leisten konnten?Hopp: Als ich zwölf war, wolltenmein ein Jahr ältererBruder und ich unbedingt ein Luftdruckgewehr ha-ben, umdamit auf Zielscheiben zu schießen.Das hatdamals 14Mark gekostet, also etwa sieben Euro. Wirkamen aber nur auf zwölf Mark. Eines Tages hat unsmein damals 21-jähriger Bruder überrascht und einGewehr gekauft – ein besonders schönes für 21Mark.Da waren Sie bestimmt sehr glücklich.Hopp:Diesen Tagwerde ich nie vergessen. Allerdingsmuss ich gestehen, dass wir am Anfang mit dem Ge-wehr auf lebende Spatzen geschossen haben. Als dererste vom Baum fiel, habe ich mich fast zu Tode er-schrocken.Dashabenwirdanachniewiedergemacht.Wie viel Taschengeld habe Sie Ihren eigenenKindern denn gegeben?Hopp: Genau weiß ich das jetzt nicht mehr, meineSöhne sind jamittlerweile schon 31 und 39 Jahre alt.MeineFrauund ichhabenaber immerdarauf geach-tet, dass sie kein Luxusleben führen. Deshalb habensie niemehrGeldbekommenals ihreMitschüler.Heute sind Sie einer der reichsten Deutschen. HatReichtum auch Nachteile?

Hopp: Ja, ich erlebe das täglich. Wir wurden schonöfters erpresst und bedroht, vor unserem Haus ste-hen immer Sicherheitskräfte, und ich habe jeman-den, dermichüberall hinbegleitet.DerReichtumhatdunkle Seiten, aber damitmussman leben.Warum geben Sie so viel von Ihrem Geld ab?Hopp: Weil ich in meinem Leben unheimlich vielGlück hatte. Was ich an Reichtum angehäuft habe,kann ich nie wieder ausgeben. Die Gesellschaft hatmir ermöglicht, zur Schule zugehenundzustudieren–unddeshalbmöchte ich ihr etwas zurückgeben.Und wieso haben Sie ausgerechnet in die TSG1899 Hoffenheim investiert?Hopp: Ich bin dort aufgewachsen, zur Grundschulegegangen und habe schon als Kind Fußball in die-semVerein gespielt. Deshalb lag es fürmichnah.Bei Fans anderer Clubs sind Sie nicht geradebeliebt. Wie ist das für Sie?Hopp:Natürlichhabe ichdamitmeineProbleme.Zumeinen,weilmichdieHeftigkeitderAngriffeüberrascht.Zum anderen, weil die meisten das total einseitig se-hen. Die denken, ich würde nur den Profifußball un-terstützen und ignorieren, was in der ganzen Rhein-Neckar-Regionpassiert.WirhabenachtFörderzentrengebaut, in denenmehr als 3000 Jugendliche trainieren– Fußball, Eishockey,Handball, Golf. Außerdemküm-mern wir uns um die schulische, berufliche Ausbil-dungunddiePersönlichkeitsentwicklungderKinder.Was heißt das genau?Hopp: Wir wollen anständige Menschen aus ihnenmachen. Sie sollen lernen, dass sie nicht allein sindauf derWelt undauf andereRücksicht nehmen.Und was raten Sie uns zum Umgang mit Geld?Hopp: Ichwürde vor allemden Eltern raten, die Kin-der nicht mit Geld zu überhäufen – sonst lernen sienicht, mit Mangel umzugehen und Prioritäten zusetzen. Es klingt vielleicht altmodisch, aber manmuss lernen, sein Geld gut einzuteilen. Je früher ihrdas lernt, desto besser.Haben Sie sonst noch Tipps?Hopp: Nehmt die Schule ernst, aber nicht zu ernst.Habt keine Angst vor irgendetwas, sonst verkrampftihr.Und lasst eureMitschüler ruhigmal abschreiben.Wirklich?Hopp:Ichweiß, dass es verboten ist, und es sollte dieAusnahme bleiben. Ich war in Mathematik immersehr gut und habe mein Umfeld gerne abschreibenlassen. Einer meiner Mitschüler ist mir dafür heutenoch dankbar. Außerdemhabe ich davon selbst pro-fitiert, etwa in Französisch.Wenn es irgendwie ging,habe ichdort auch abgeschrieben. ■

isabelle anzuck, norwin richly, justus turinsky | [email protected]

WirtschaftsWoche 5.12.2011 WirtschaftsSchule 15

»Geld macht zufrieden«INTERVIEW Dietmar Hopp, Sponsor der TSG 1899 Hoffenheim, ist einer derreichsten Deutschen. Wie fühlt sich das an? Drei Schüler haben ihn gefragt.

5 MilliardenEuro beträgt

Hopps Vermögenungefähr. Dasentspricht etwadem Wert von 20Airbus A380.

D er berühmte Zauberer Harry Potter stauntenicht schlecht, als er im Alter von elf Jahrenplötzlichherausfand, dass er keinbettelarmes

Waisenkind war, sondern sehr wohlhabend. Im Tre-sor der Gringotts Bank lag, von Kobolden behütet,seit Jahren die Erbschaft seiner verstorbenen Eltern:Zaubergeld inMassen.Damit sollte es sich eigentlich eine ganze Zeit aus-

halten lassen – wäre Harry nur ein wenig sparsamer.Seinem armen Freund Ron Weasley spendiert derZauberer imGasthaus gernemal ein Butterbier, undzu Süßigkeiten kann Harry auch nicht Nein sagen.Gut möglich also, dass sein Vermögen eines Tagesverbraucht sein wird. Da hilft dann auch kein Zau-berspruchmehr.Statt dasGeld imKobold-Tresor verstaubenzu las-

sen, sollte derZauberlehrlingdeshalbdarübernach-denken, sein Geld an der Börse anzulegen – und es

dadurch eventuell zu vermehren. Dochwie funktio-niert dieBörse eigentlich?Ihr wisst ja, dass Obsthändler auf demMarktplatz

mit Äpfeln und Birnen handeln. Genauso handelnaneinerBörsedieHändlermitAktien vonUnterneh-men. EineAktie dient dabei als einNachweis für denAktienkäufer, dass er einen kleinen Teil eines Unter-nehmens gekauft hat.Ein simples Beispiel: Nehmen wir mal an, ein Bä-

cker besitzt nur einen Ofen. Mit dem kann er jedenTag 100 Brötchen backen. Hat der Bäcker aber zweiÖfen, kann er doppelt so viele Brötchen backen. EinOfen ist nicht sehr teuer ist.Deshalb reicht es für denBäckermeist, wenn er sich dasGeld für einen neuenOfen bei einem Verwandten oder einer Bank leiht.Schwierig wird es jedoch, wenn ein Unternehmennochmehr Geld braucht, als ihm eine einzelne Per-son leihen kann.

16 WirtschaftsSchule 5.12.2011 WirtschaftsWoche

Das ist zum Beispiel bei einer großen Fluggesell-schaft wie der Lufthansa der Fall. Ein einziger Jum-bo-Jet kann schon mal 200 Millionen Euro kosten –bei diesemPreis wäre vermutlich selbstHarry Potternach dem Kauf von einem oder zwei Jumbos pleite.Weil jedes Jahr Tausende Menschen in Urlaub flie-gen wollen, braucht die Lufthansa allerdings nichtnur zwei oderdrei Flugzeuge. Sonderngleichmehre-reHundert.Umdas zu bezahlen, bittet die Firma andereMen-

schen darum, ihr Geld zu geben. Und dasmacht siean der Börse. Dort treffen sich verschiedene Leute –solche, die eine Aktie verkaufen möchten, und sol-che, die eine kaufen wollen. Die Lufthansa hat etwa450 Millionen Aktien verkauft, jede einzelne davonist ein kleines Stück der Firma. DerWert aller Aktienergibt dieMarktkapitalisierung.

KLINGELNDE KASSEJemehrMenschen der Lufthansa Geld geben, umsomehr Flugzeuge kann sie sich kaufen. UndmitmehrFlugzeugenkann sienatürlich auchmehrMenschenan viele verschiedene Orte fliegen. Das lässt bei derLufthansa die Kasse klingeln – und beschert Harryund seinen Freunden eine Extrarunde Butterbier imGasthaus „DieDrei Besen“.Denn wenn mehr Touristen fliegen, verdient die

Lufthansameist auchmehr. Undwenn sie nicht ver-schwenderisch war, bleibt am Ende des JahresmehrGeld übrig. Dieses Geld nennt man auch Gewinn.Der wird dann wieder unter den Menschen aufge-teilt, die der Lufthansa zu Beginn des JahresGeld ge-geben und eine Aktie gekauft haben. Unter Aktien-anlegernnenntmandieseZahlungDividende.Doch die Dividende ist nicht die einzigeMöglich-

keit, wie manmit dem Kauf von Aktien Geld verdie-nen kann. Stellt euch vor, Harry Potter würde seinenfliegenden Zauberbesen „Nimbus 2000“ gegen zehnAktien der Lufthansa tauschen. Schon für 15 Galleo-nen – so heißt dieWährung in denHarry-Potter-Bü-chern – könnte der Zauberlehrling das Wertpapierkaufen und in der Gringotts Bank in den Tresor le-gen.Wetten, dass es dann nicht lange dauern dürfte,bis auchHarrysMitschüler eine Aktie der Lufthansakaufen möchten? Die Chance, endlich einmal eige-nes Geld zu verdienen, würden sie sich bestimmtnicht entgehen lassen.Allerdings müssten sie nicht mehr nur 15 Galleo-

nen, sondern vermutlich 20 für die Aktie hinblät-tern. Das liegt daran, dass die Aktie teurer wird, jemehrMenschen sie für eine gute Anlage halten undauf eine hoheDividendenzahlunghoffen.Diese Ent-wicklung nennen Aktienhändler den Kursgewinn –die Aktie wird zu einem höheren Kurs verkauft, alssie gekauftwurde.Aktienkäufer müssen immer im Blick haben, wie

sich eine Aktie im Vergleich zu anderen entwickelt.Damit ihnen das leichter fällt, gibt es verschiedeneListen. Dort sind ausgewählte Unternehmen nachbestimmten Kriterien verzeichnet. Ein Aktienindex,

inderMehrzahlwerden sie Indizes genannt, funktio-niert im Grunde wie die Bundesligatabelle: Hat einUnternehmengut „gespielt“, also fleißig verkauft undGeld eingenommen, wollen immer Menschen dieAktie kaufen. Und die wird dann immer teurer. Jeteurer das Unternehmen ist, desto näher rückt es andie Spitze desAktienindex.

VERSCHIEDENE SPIELKLASSENWiebeimFußballwirddabei in verschiedenenSpiel-klassen gespielt. Für die einzelnen Indizes habensich die Börsenhändlermerkwürdige Namen ausge-dacht: MDax heißt einer, SDax ein zweiter undTecDax ein dritter. ImMDax sindmittelgroße Unter-nehmen verzeichnet. In der „SDax-Liga“ spielen et-was kleinereFirmen.DerTecDaxhingegen ist alleinefür Technikfirmen.Der wichtigste deutsche Aktienindex hat aller-

dings keinen Namenszusatz, sondern heißt schlichtnur Dax. Dort sind die größten 30 UnternehmenDeutschlands nach Marktkapitalisierung verzeich-net – undeines von ihnen ist die Lufthansa.Ganz ohne Risiko ist der Kauf von Aktien aller-

dings nicht. Wenn es der Wirtschaft in einem Landschlecht geht, wenn vieleMenschen ihre Arbeit ver-lieren und sich keinermehr einen Flug nachMallor-ca undNewYork oder eine Zugfahrt in die Zauberer-schule Hogwarts leisten kann, macht die LufthansaVerluste. ImschlimmstenFallmussdie Firma schlie-ßen und alleMitarbeiter entlassen. Das ist nicht nurfür die Mitarbeiter schlimm, sondern auch für dieAktionäre: Die Aktie wird dann nämlich wertlos undist nichts weiter als ein kleines Stück Papier mit einpaar aufgedrucktenZahlen.Aber wirklich sicher war Harry Potters Geld im

TresorderBankauchnicht. ZwarhattendieKoboldeeinen Schutzzauber ausgesprochen, ein Drachenbewachte den Tresor; trotzdem wurde zwei Mal indie Bank eingebrochen. Harry Potter weiß das selbstambesten – einmal brach er selbst in dieBank ein. ■

johannes c. bockenheimer | [email protected]

Ein StückFirmaWIE SICH GELD VERMEHRT Menschen können Anteile von Unternehmen kaufen,sogenannte Aktien. Gehandelt werden die an einer Börse. Wie funktioniert das?

WirtschaftsWoche 5.12.2011 WirtschaftsSchule 17

Zählt man alle Aktieneiner Firma zusammen

und multipliziert dieAnzahl mit dem

aktuellen Kurs, dannergibt sich die Markt-

kapitalisierung: Soviel ist die ganze Firma

momentan an derBörse wert.

Einen Teil desGewinns können

Unternehmen an dieAktionäre auszahlen.

Das nennt manDividende. Auf Latein

heißt „dividere“aufteilen.

Der eine will eine Aktiekaufen, der anderewill sie verkaufen.

Einigen sie sich überden Preis, kommt das

Geschäft zustande.Und der Preis heißt

„Kurs“.

Auf nach Berlin!Beim Bundeswettbewerb Finanzen winktSchülern eine Reise in die Hauptstadt

Habt ihr Lust, in die Welt der Wirtschaft einzu-tauchen? Dann macht mit beim Bundeswettbe-werb Finanzen! Den richtet die WirtschaftsWo-che mit der My Finance Coach Stiftung unddem Stifterverband für die Deutsche Wissen-schaft aus. Teilnehmen dürfen alle Klassen derSekundarstufe I. Den Siegern winkt eine Reisenach Berlin – und Geld für die Klassenkasse.www.bundeswettbewerbfinanzen.de

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Keine Frage, wer viel Geld hat, hat einige Vorteile: Erkann sich zumBeispiel ein großes Auto kaufen oderein teuresHausmitGarten. Abermacht alleinReich-tum glücklich? „Nein!“, sagt Daniel Gilbert, Wissen-schaftler an der amerikanischen Harvard-Univer-sität. Gilbert ist ein berühmter Glücksforscher. Dassind Wissenschaftler, die herausfinden wollen, wasMenschen besonders glücklich macht. Vor einigenMonaten hat Gilbert eine neue Studie geschrieben.Darin erklärt er die wichtigsten Regeln, die jederMenschbeimGeldausgebenbeachten sollte.

GEBT GELD FÜRERLEBNISSE AUSNehmen wir mal an, ihr würdet im Lotto

gewinnen. Was würdet ihr zuerst kaufen? EinenComputer? Einen Fernseher? Neue Klamotten? Dasist verständlich. Aber ihr solltet wissen, dass solcheKäufe überhaupt nicht glücklichmachen – und zwaraus zwei Gründen: Zum einen gewöhnen wir unsimmer schnell an Gegenstände. Der schicke Laptoplässt euerHerz indenerstenWochenbestimmt jedesMal höher schlagen. Aber irgendwann ist er nichtsBesonderes mehr. Stellt euch vor, ihr gebt das Geldstattdessen dafür aus, eure Eltern oder Geschwisterzu einemAusflug einzuladen – so ein Erlebnis bleibtviel länger im Gedächtnis. Außerdem verbringt ihrsolche Reisen in Gesellschaft. Und eine schöne Zeitmit Menschen zu verbringen, die wir gerne mögen,macht uns langfristig viel glücklicher, als irgendeinProdukt zu kaufen.

HELFT EURENMITMENSCHENNiemand lebt gerne einsam und alleine –

wir brauchen andere Menschen in unserem Leben.Daher macht uns fast alles glücklich, was zurStärkung von Freundschaften und Bekanntschaftenbeiträgt. Zahlreiche Studien haben in der Vergan-genheit gezeigt:Menschen, die ihrGeldmit anderenteilen, sind glücklicher. Ihr könntet zum BeispielGeld für wohltätige Zwecke spenden oder anderenein Geschenk kaufen – dennwer anderen etwas Gu-tes tut, fühlt sichbesser.

KAUFT KLEINEVERGNÜGENDamitwir unsnicht falsch verstehen: Es ist

völlig in Ordnung, sich gelegentlich etwas Schöneszu gönnen – etwa wenn ihr eine gute Note geschrie-ben habt oder einen anderen Erfolg gefeiert habt.Dannkönnt ihr euchbelohnen, indem ihr von eurenErsparnissen etwas kauft, das ihr schon seit Langemhaben wolltet. Aber Geld wächst leider nicht aufBäumen, alsomüssen wir damit sparsam umgehen.Daher ist es ratsam, sich regelmäßigmehrere kleineDinge zu gönnen als äußerst selten etwas sehr Teu-res. Vor allem deshalb, weil wir uns, wie schon er-wähnt, schnell an Besitztümer gewöhnen. Ihr solltetauch darauf achten, dass ihr etwas Neues kauft.Denn dadurch gewöhnt ihr euch langsamer daran –und seid länger glücklich. ■

[email protected]

18 WirtschaftsSchule 5.12.2011 WirtschaftsWoche

Von wem stammt diese Aussage?„Geldmacht nicht glücklich.Aber wennman unglücklich ist, istes schöner, in einem Taxi zuweinen als in der Straßenbahn.“

Schickt eure Antwort bis zum31.1.2012 an:Handelsblatt GmbH,WirtschaftsWoche Schule,Kasernenstraße 67, 40213 DüsseldorfOder schreibt an: [email protected]

Mehr erleben, weniger kaufenGLÜCKSGELD Viele Menschen glauben, dass Geld glücklich macht. Experten wissen: Es kommtdarauf an, wie ihr es ausgebt. Die drei wichtigsten Regeln.

Chefredakteur Roland TichyRedaktion Daniel Rettig (verantwortlich),Johannes Bockenheimer, Max Haerder,Cornelia Schmergal, Kristin Schmidt, Daniel SchönwitzSchülerreporter Isabelle Anzuck, Norwin Richly,Justus TurinskyChefin vomDienst Angela KürzdörferArt Director Holger WindfuhrGestaltungKristine Hetzel, Anna Tabea HönscheidBildredaktion Silke Eisen, Patrick SchuchProduktionMarkus Berg, Petra Jeanette SchmitzBildbearbeitungUwe Schmidt, Constanze FischerVerlagHandelsblatt GmbH(Verleger im Sinne des Presserechts)GeschäftsführungMarianne Dölz, Dr. Michael StollarzDruck Prinovis Nürnberg GmbH

Das TeamGewinnspiel

Unter allen richtigenLösungen verlosen wirdrei iPod Nano imWert von je 129 Euro.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.Mitarbeiter der Handelsblatt GmbH undderen Angehörige sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Eine Auszahlung derPreise in bar ist nicht möglich.

UnfairMädchen bekommenweniger Taschengeldals Jungen.DieBausparkasse derSparkassen, kurzLBS, befragte im Jahr2009mehr als10000Kinder inDeutschland.Ergebnis: Jungenzwischen 9 und 14bekommen imSchnitt19 Euro TaschengeldimMonat –Mädchenim gleichenAltererhalten16 Euro.

GELD-WISSEN

Nirgends leben so viele Milliardärewie in Moskau. Derzeit gibt es in derrussischen Hauptstadt 79 Personenmit einem Vermögen von mehr alseiner Milliarde Dollar.D

ieHerstellungeiner

Ein-Euro

-Münze

kostet

etwaze

hnCen

t.

13,6MilliardenDeutscheMarklagerten 2010 noch immer indeutschenHaushalten.

In derAntarktis-Station „McMurdo“ steht einGeldautomat.

5€Fast jeder zehnte Erwachsene inDeutschland ist überschuldet.Das bedeutet, er kann seine Rech-nungen nicht mehr bezahlen undBanken leihen ihm kein Geld mehr.

Das Wort „Kredit“ kommt vom lateinischen„credere“ („glauben“). Deshalb nennt mandie Person, die uns einen Kredit gibt, auch„Gläubiger“– denn sie glaubt daran, dass wirihr das geborgte Geld zurückzahlen.

60000Geldautomatengibt es inDeutschland.

geben diemeistenJugendlichenmaximal

imMonat für ihr Handy aus.

Im Jahr 2010 gab es in Deutschland nachAngaben derPolizei nur zwei Raubüberfälle auf Geldtransporter.

1939gab es den erstenGeldautomat derWelt inNewYork.

WirtschaftsWoche 5.12.2011 WirtschaftsSchule 19

Per Post: Kundenservice WirtschaftsWoche, Postfach 10 54 65, 40045 Düsseldorf

Per Fax: 0211 / 887 3644

Per E-Mail: [email protected]

* Als Lehrer, Referendar oder Lehramtsstudent können Sie weitere Exemplare der WirtschaftsSchule kostenlos bestellen. Entweder für Ihren Unterricht im Klassensatz oder für Ihre Schule zur Auslage. Einfach den Bestellschein ausfüllen und per Post, Fax oder E-Mail einsenden. Bitte informieren Sie die Schulleitung über die Bestellung!

Nichts ist spannender alsWirtschaft – auch für Schüler.

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Mit Absenden des Formulars sichere ich zu, dass ich die Lieferung und Vergabe bzw. Auslage von WirtschaftsSchule mit der Schulleitung abgesprochen habe und dass der Name unserer Schule im Zusammenhang mit WirtschaftsSchule veröffentlicht werden darf.

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