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45
1 1 Phylogenie II Phylogenie II WS 2006/2007 Genomforschung und Sequenzanalyse Einführung in Methoden der Bioinformatik Bernhard Lieb & Tom Hankeln Molekulare Molekulare 2 Themen Grundlagen und Begriffe der molekularen Phylogenie Evolutionsmodelle Berechnung Prüfung Stammbaumberechnung Multiples Alignment Auswahl der Methode Algorithmus Ergebnisüberprüfung Sequenzen

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1

1

Phylogenie IIPhylogenie II

WS 2006/2007

Genomforschung und Sequenzanalyse

Einführung in Methoden der Bioinformatik

Bernhard Lieb &Tom Hankeln

MolekulareMolekulare

2

Themen

Grundlagen und Begriffe der molekularen Phylogenie

Evolutionsmodelle

Berechnung

PrüfungStammbaumberechnung

Multiples Alignment

Auswahl der Methode

Algorithmus

Ergebnisüberprüfung

Sequenzen

2

3

Charakter-orientierte Methoden

1. Maximum Parsimony (MP)

2. Maximum Likelihood (ML)

4

Maximum Likelihood

Zum ‘ersten’ mal von Cavalli-Sforza and Edwards (1967) für ‘gene frequency data’ benutzt, später (1981) von Felsenstein für DNA Sequenzen

L = P(D|H)

Wahrscheinlichkeit der Daten, gegeben eine Hypothese

Die Hypothee ist eine Baumtopologie, dessen Astlängen und ein Evolutionsmodell unter dessen

‘Präsenz’ die Daten evolvierten

““The explanation that makes the observed outcome the most likelyThe explanation that makes the observed outcome the most likely””

3

5

Probability and likelihood

Die Wahrscheinlichkeit Wahrscheinlichkeit liegt immer zwischenNIE (0) NIE (0) und SICHER (1).SICHER (1).

Die bedingtebedingte WahrscheinlichkeitWahrscheinlichkeit ist die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses A, gegeben das

Ereignis B: P(A|B)P(A|B).

“...if ‘probabilityprobability’ allows us to predict unknown outcomes based on known parameters P(H|D)P(H|D), then

‘likelihoodlikelihood’ allows us to determine unknown parameters based on known outcomes P(D|H)P(D|H)…”.

6

Likelihood

Daten: KKZKZKKZZZ

• Ereignisse sind unabhängig

• Alle ‚Kopfwürfe‘ besitzen gleiche ‚unbekannte‘ Kopfwahrscheinlichkeit p

Hypothese

=> Likelihood L(D|H) = pp(1-p)(1-p)p(1-p)pp(1-p)(1-p)(1-p)

keine Verteilung, Plot der selben Daten (KKZKZKKZZZ) gegen verschiedene Werte von p (Hypothese)

alles wird getestet (gerechnet)

=> Mit welcher Kopfwahrscheinlichkeit p bekomme ich am ehesten diese Daten?

L = P(L = P(DatenDaten | | Hypothese Hypothese ))

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0[p]

Like

lihoo

d

4

7

Maximum LikelihoodL = P(data|hypothesis)

• Wahrscheinlichkeit der beobachteten Daten(Sequenzen!) im Lichte der Hypothese(Stammbaum).

• d.h, es wird der Stammbaum errechnet, der die beobachteten Daten (also die alignierten Sequenzen) am besten (unter der Annahme des Modells) erklärt.

Evolutions-

modell

Ein Baum wird generiert und man prEin Baum wird generiert und man prüüft dann ob die gegebenen Daten den Baum generieren kft dann ob die gegebenen Daten den Baum generieren köönnennnen

8

Maximum Likelihood

• benötigt ein explizites Evolutionsmodell• Parameter werden aus Daten + Modell

errechnet.• Explizite Verbindung Daten + Modell +

Stammbaum.• aber: schlechtes Modell => schlechter

Stammbaum• Alternative Stammbäume lassen sich testen

=> keine Methode extrahiert mehr Information aus den Daten; aber: sehr rechenintensiv

5

9

Maximum Likelihood

Evolutionsmodelle

Für DNA-Sequenzen:=> JC, K2P, F81, HKY, REV

Für Protein-Sequenzen:=> PAM, BLOSUM, JTT, WAG ...

10

Maximum Likelihood

Seq1 CGAGACSeq2 AGCGACSeq3 AGATTASeq4 GGATAG

1

2

3

4Frage: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Stammbaum A für die Daten (Sequenzen) unter dem gegebenen Modell verantwortlich ist?

A

6

11

Maximum Likelihood

OTU 1 CGAGA COTU 2 AGCGA COTU 3 AGATT AOTU 4 GGATA A

j

ACGT??

C

C

A

A

ACGT

4 x 4 Möglichkeiten

Die Wahrscheinlichkeit für eine best. Position j ist die Summe der Einzelwahrscheinlichkeiten aller möglichen ancestralen Nukleotide unter dem gegebenen Modell.

12

ML – Beispiel (vereinfacht):

CCAA

Daten: Modell (nicht realistisch):

A T C GA 1 0,1 0,1 0,1

T 1 0,1 0,1

C 1 0,1

G 1

OTU 1 OTU 2OTU 3OTU 4

7

13

ML - Beispiel:

C

C

A

A

Stammbaum A:

X YX,Y = A, T, G, oder C

ML: Summe der 4 x 4 Einzelwahrscheinlichkeiten

14

ML - Beispiel:

Stammbaum A1:

C

C

A

A

C T

C

C

A

A

C A

1 x 1 x 0,1 x 1 x 1 = 0,1 1 x 1 x 0,1 x 0,1 x 0,1 = 0,001

usw...

Summe aus 16 möglichen Stammbäumen!

Stammbaum A2:1. Topologie, immer gleich für unterschiedliche Knoten!

8

15

ML - Beispiel:

Stammbaum B1:

C

A

C

A

C T

C

A

C

A

C A

0,1 x 0,1 x 1 x 0,1 x 1 = 0,001 1 x 0,1 x 0,1 x 0,1 x 0,1 = 0,0001

usw... usw..usw…

Summe aus 16 möglichen Stammbäumen!

Stammbaum B2:2. Topologie (andere Topologie) ! Aber immer gleich für unterschiedliche Knoten!

16

ML - Beispiel:

Stammbaum A:

C

C

A

A„Wahrscheinlichkeit":

= 0,12427=> logL = -0,90563

C

A

C

A„Wahrscheinlichkeit":

= 0,02302=> logL = -1,6379

Stammbaum B:Summe der Wahrscheinlichkeiten der Einzelbäume => Likelihood

9

17

Wahrscheinlichkeit des Stammbaums A ist das Produktaller Wahrscheinlichkeiten für jede Position: ML-Stammbaum = Stammbaum mit größter "Likelihood".

Maximum Likelihood

1 CGAGAC2 AGCGAC3 AGATTA4 GGATAGi . . . .z

1

2

3

4

A

18

X,Y = A, T, G, oder C

A T C GA 1,0 0,1 0,2 0,4

T 1,0 0,3 0,6

C 1,0 0,1

G 1,0

Sequence 1 CGAGAASequence 2 AGCGAASequence 3 AGATTTSequence 4 GGATAT

1x1x1x0,1x0,1=0,01

Sequence 1 CGAGAASequence 2 AGCGAASequence 3 AGATTTSequence 4 GGATAT

CGAGAAAGCGAAAGATTTGGATAT

Likelihood einer vorgegebenen Topologie ist das Produkt aller

Wahrscheinlichkeiten jederPosition

Berechnen aller Möglichkeiten für eine Topologie und eine

Position

Maximum Likelihood

10

19

A T C G A 1,0 0,1 0,2 0,4T 1,0 0,3 0,6C 1,0 0,1G 1,0

Sequence 1 CGAGAASequence 2 AGCGAASequence 3 AGATTTSequence 4 GGATAT

Sequence 1 CGAGAASequence 2 AGCGAASequence 3 AGATTTSequence 4 GGATAT

CGAGAAAGCGAAAGATTTGGATAT

Maximum Likelihood

Likelihood für alle anderen Topologienund

Vergleich der Likelihoods

L = P(data|hypothesis)

FFüür n=50 Sequenzen gibt es 2,84x10r n=50 Sequenzen gibt es 2,84x107676 mmöögliche Bgliche Bääume <ume <--> Atome im Universum: ~10> Atome im Universum: ~108080

20

Maximum Likelihood - Vorteile

Mathematisch gut definiertFunktioniert gut in Simulationsexperimenten Erlaubt explizite Verbindung von Evolutionsmodell und Daten (Sequenzen) "Realistische" Annahmen zur EvolutionVerschiedene Modelle und Stammbäume lassen sich testen

11

21

Maximum Likelihood – Lokale Maxima

22

Maximum Likelihood - Nachteile

Maximum likelihood ist nur konsistent (ergibt einen "wahren" Stammbaum) wenn die Evolution nach den gegebenen Modell ablief: Wie gut stimmt mein Modell mit den Daten überein? Computertechnisch nicht zu lösen wenn zu viele Taxa oder Parameter berücksichtigt werden müssen.

ffüür n=50 Sequenzen gibt es 2,84x10r n=50 Sequenzen gibt es 2,84x107676 mmöögliche Bgliche Bääumeume

12

23

Was ‚können‘ oder ‚kennen wir !?

Alignment

Distanz matrix

Evolutions-modelle

Neigbor JoiningMax.Parsimony

Max. Likelihood UPGMA

Charakter Matrix

Stammbaum

24

Viele Methoden sind Computer-technisch nicht zu lösen, insbesondere bei vielen Taxad.h., nicht alle (möglichen) Stammbäume berechenbar

Die Machbarkeit !?

L = P(data|hypothesis)

=5,5

13

25

„Intelligente Algorithmen“

- Quartet puzzling

- Bayes´sche Methode + MCMCMC

Die Machbarkeit !?

26

Quartet puzzling

Wie löst man ein großes Problem?=> Man zerlegt es in viele kleine Teilprobleme.Wenn es aber zu viele kleine Teilprobleme sind?

=> Man rechnet von der Lösung einiger Teilprobleme auf die Lösung des Gesamtproblems hoch.Quartet puzzling: Errechnung eines Gesamtstammbaums aus vielen Einzelstammbäumen mit jeweils vier Taxa => Quartetten!Programm: Tree-Puzzle (Strimmer & van Haeseler, 1996) http://www.tree-puzzle.de/

14

27

The „shell“

28

Treepuzzle

Max Likelihood

Quartet-puzzle

Majority rule consensus3.)

1.)

2.)

Drei Schritte

15

29

Quartet puzzling

OTU 1

OTU 1 OTU 2

OTU 1 OTU 2

OTU 3

OTU 1

OTU 4

OTU 2

OTU 3

OTU 1

OTU 3

OTU 2

OTU 4

OTU 1

OTU 2

OTU 3

OTU 4

3.)

4.)1.)

2.)

=> Quartett ist die minimale Einheit zur Lösung eines phylogenetischen Problems.

30

• Summe der „Likelihoods“ (eine Position, alle Möglichkeiten)

• Produkt aller „Likelihoods“(alle Positionen)

Berechnung: wie bei ML

Wahrscheinlichkeit für einen Stammbaum

∑=

n

iiL

1)(lnlnL=

Berechnung der Einzelwahrscheinlichkeiten

16

31

Berechnung der Einzelwahrscheinlichkeiten

OTU 1

OTU 4

OTU 2

OTU 3

OTU 1

OTU 3

OTU 2

OTU 4

L1

L2

L3

voteand puzzle

Größte

Likelihood

OTU 1

OTU 2

OTU 3

OTU 4

32

Puzzling stepABCDE

ML Quartette

ABCDE, ABCDE, ABCDE, ABCDEx x

17

33

Puzzling step für 5 Taxa

34

Hinzufügen der restlichen Sequenzen an den besten Vierer-Baum über „Nachbarbeziehungen“

viele viele viele intermediäre Bäume Schon wieder nicht möglich=> häufige Wiederholung der „Puzzling steps“

mit verschiedenen Ausgangstopologien

Puzzling step

18

35

Quartet puzzling

.....

Scorpion

Vogelspinne

Tausendfüsser

Doppelfüsser

Hummer

Flohkrebs

Drosophila

Heuschrecke44

90

66

88

95

"Puzzling" = Bastelneines kompletten Stammbaums.

= Wie häufig stehen die OTUs in Quartetten zusammen?Je höher dieser Wert ist, desto besser ist die entsprechende Topologie (alles, was rechts des Knotenpunkts steht) abgesichert (~ "Bootstrap"-Unterstützung).

36

Quartet puzzlingVorteile:• Relativ schnelle Methode um ML-Stammbaum zu konstruieren. • Phylogenetischer Informationsgehalt der Sequenzen lässt sich

einfach bestimmen => "Likelihood mapping".

Nachteile:• Wenn Anzahl der OTUs groß, werden nicht alle möglichen Quartette

berechnet, sondern aus einem Teil der Daten der komplette Stammbaum konstruiert.

• Quartette nicht immer aufgelöst, d.h. Topologie nicht immer eindeutig

• Unterstützungswerte wahrscheinlichkeitstheoretisch nicht eindeutig definiert.

19

37

"Wahrscheinlichkeit" (Likelihood) der Sequenzdaten, gegeben die Topologie des Stammbaums und ein Evolutionsmodell.

Maximum Likelihood

Sequenz 5

Sequenz 3Sequenz 2Sequenz 4

Sequenz 1 Seq1 KIADKNFTYRHHNQLVSeq2 KVAEKNMTFRRFNDIISeq3 KIADKDFTYRHW-QLVSeq4 KVADKNFSYRHHNNVVSeq5 KLADKQFTFRHH-QLV

+ Modell(PAM, BLOSUM...)

Anders formuliert:Welcher Stammbaum (und welches Evolutionsmodell) Welcher Stammbaum (und welches Evolutionsmodell)

erklerkläärt am besten meine Sequenzdaten?rt am besten meine Sequenzdaten?

L = P(data|tree)

38

Wahrscheinlichkeit nach Bayes

• Reverend Thomas Bayes (1702-1761)(presbyterianischer Pfarrer)

• Wahrscheinlichkeitsrechnungen nach Bayeserst seit ein paar Jahren in der Statistik akzeptiert.

• Seit den 90er Jahren auch Anwendung in der molekularen Phylogenie.

20

39

Die Wahrscheinlichkeit ("posterior propability") beruht auf einem anfänglichen Evolutionsmodell und neuen Erkenntnissen nach einem Experiment.

Wahrscheinlichkeit nach Bayes

posterior propability P(H|D)

prior propability P(H)

40

BayesBayes´sche Statistik beruht auf dem Satz von Bayes.

AA ist die Hypothese. BB ist das beobachtete Ereignis. P(A)P(A) ist die A-Priori-Wahrscheinlichkeit von A. P(B | A)P(B | A) ist die bedingte Wahrscheinlichkeit von B, unter der Bedingung dass die HYpothese A wahr ist (als Funktion von A nennt man sie die Likelihood-Funktion):

P(B)P(B) ist die unbedingte Wahrscheinlichkeit von B.P(A | B)P(A | B) ist die A-Posteriori-Wahrscheinlichkeit von A gegeben B.

An Essay towards solving a Problem in the Doctrine of Chances. By the late Rev. Mr. Bayes, communicated by Mr. Price, in a letter to John Canton, M. A. and F. R. S.

21

41

Bayes

42

Wahrscheinlichkeit nach Bayes

⎟⎟⎠

⎞⎜⎜⎝

⎛ ×=

)()()(

)(dataP

treePtreedataPdatatreeP

Die Wahrscheinlichkeit eines Stammbaums, gegeben die Sequenzdaten, enspricht dem Produkt aus der Wahrscheinlichkeit der Daten gegeben den Stammbaum (likelihood) und der Wahrscheinlichkeit

des Stammbaums (prior probability), geteilt durch die Wahrscheinlichkeit der Daten (Randbedingungen).

PosterioreWahrscheinlichkeit für ein Ereignis A (tree) unter der

Bedingung, dass B (alignment) auftritt.

A-Priori-Wahrscheinlichkeitfür ein Ereignis A

(tree)

A-Priori-Wahrscheinlichkeit für ein Ereignis B (alignment)

Die Wahrscheinlichkeit für ein Ereignis B (alignment)unter der Bedingung, dass

A (tree) auftritt (Likelihood)

22

43

Randbedingungen

( ) )A(P)A|B(PBP ×= ∑θ

)...A(P)A|B(P)A(P)A|B(P 2211 +=

sind die Randbedingungen der Daten. D.h., es werden ALLE möglichen Werte von B berechnet. Sie geben, ebenso wie , das "Vorabwissen" an, welches man berücksichtigt.

)B(P

)A(P

)()()|()|(

BPAPABPBAP ×

=

44

Bayes

23

45

Beispiel: Ist mein Würfel gezinkt?

90 ungezinkte Würfel 10 gezinkte WürfelWurf ungezinkt gezinkt

)A(PWie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich einen gezinkten Würfel ziehe (also )? => 1/10

46

Beispiel: Ist mein Würfel gezinkt?

Nun ziehe ich einen Würfel und würfle damit zweimal.Das Ergebnis ist:

Frage: Ist mein Würfel gezinkt?

24

47

-> prior-> likelihood

Wurf ungezinkt gezinkt

-> alle Möglichkeiten

Beispiel: Ist mein Würfel gezinkt?

Bayes:

2137,0≈) |gezinkt(P

prior posterior

0,1 0,2137

9/10ungezinkt)|(1/10gezinkt)|(1/10gezinkt)|()|gezinkt(

×+××

=PP

PP

48

Mehr Daten: Ist mein Würfel gezinkt?

Wurf Häufigkeit

979,0)D|gezinkt(P =

021,0)D|ungezinkt(P =

Bayes:

Nun ziehe ich einen Würfel und würfle damit 20x. Das Ergebnis ist:

2137,0≈) |gezinkt(Pprior posterior

0,1 0,2137

vorher:

25

49

Randbedingungen

( ) )A(P)A|B(PBP ×= ∑θ

)...A(P)A|B(P)A(P)A|B(P 2211 +=

sind die Randbedingungen der Daten. D.h., es werden ALLE möglichen Werte von B berechnet. Sie geben, ebenso wie , das "Vorabwissen" an, welches man berücksichtigt.

)B(P

)A(P

)()()|()|(

BPAPABPBAP ×

=

50

Wahrscheinlichkeit nach BayesBayes sucht die Bäume mit den höchsten posterior probabilities.posterior probabilities.

( ) )A(P)A|B(PBP ×= ∑θ

)...A(P)A|B(P)A(P)A|B(P 2211 +=

)()()|()|(

BPAPABPBAP ×

=

Nenner: Summation über alle denkbaren Hypothesen (Bäume)

=> MCMCMCMCMCMC „Metropolis-Coupled Markov Chain Monte Carlo“

26

51

Metropolis-Coupled Markov Chain

Wahrscheinlichkeit nach Bayes

Zufällige Stichprobe aus der posterior probability Verteilungposterior probability Verteilung ziehenStichprobe muss groß (genug) sein

Prozentsatz mit dem ‚Clade‘ bei den Bäumen auftritt wird als Wahrscheinlichkeit interpretiert, dass ‚Clade‘ korrekt ist

Monte Carlo

MC MC 3 3 -- MCMCMCMCMCMC - „Metropolis-Coupled Markov Chain Monte Carlo“

52

Andrey (Andrei) Andreyevich MarkovRussischer Mathematiker (1856 – 1922)

Ein stochastischer Prozess besitzt die sogenannte Markov Eigenschaft, wenn:

Die bedingte Wahrscheinlichkeitsverteilung zukünftiger Zustände, bei gegebenen momentanten Status und allen vergangenen Ereignissen NUR von dem momentanen Status abhängt und NICHT von den vergangenen

27

53

Wahrscheinlichkeit nach Bayes

MC MC 3 3 -- MCMCMCMCMCMC - „Metropolis-Coupled Markov Chain Monte Carlo“

Zufällige Stichprobe aus der ‚posterior probability‘-Verteilung ziehenStichprobe muss groß (genug) sein

Prozentsatz mit dem eine Gruppierung (‚Clade‘) bei diesen zufälligen Bäumen auftritt wird als Wahrscheinlichkeit interpretiert, dass ‚Clade‘ korrekt ist

Im Falle einer Markow-Kette erster Ordnung wird hierfür sogar nur Kenntnis über den momentanen Zustand benötigt (Gedächtnislosigkeit).

Markov Chain

Ziel ist es, Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten zukünftiger Ereignisse anzugeben

Auf lange Sicht pendelt sich Wahrscheinlichkeit auf einen Wert ein => Prozentsatz mit dem ‚Clade‘ in den Bäumen auftritt

54

Wahrscheinlichkeit nach Bayes

MC MC 3 3 -- MCMCMCMCMCMC - „Metropolis-Coupled Markov Chain Monte Carlo“

Markov Chain Monte Carlo

Zufallselement - die Bank gewinnt auf lange Sicht immer

Die Masse machts - Wahrscheinlichkeit falscher Rückschlüsse sinkt mit zunehmender Generationszahl

Kurz gesagt, was bedeutet MCMC?

Viele Zufallsproben aus der posterioren Wahrsscheinlichkeitsverteilung (Bäume) nehmen und Rückschlüsse ziehen

Zufällige Stichprobe aus der ‚posterior probability‘-Verteilung ziehenStichprobe muss groß (genug) sein

Prozentsatz mit dem eine Gruppierung (‚Clade‘) bei diesen zufälligen Bäumen auftritt wird als Wahrscheinlichkeit interpretiert, dass ‚Clade‘ korrekt ist

28

55

Wahrscheinlichkeit nach Bayes

Akzeptieren oder Verwerfen?

MetropolisMetropolis--HastingsHastings--GreenGreen--AlgorithmusAlgorithmus

Vorgegebener (Zufalls-)Baum Ti mit Topologie, Astlängen und Evolutionsmodell

Neuer Baum, neue Parameter

)()|()()|(

)()()|(

)()()|(

jj

ii

jj

ii

iesprobabilitposteriorTPTBPTPTBP

DPTPTBP

DPTPTBP

Q××

×

=X

X1Q ≥ Neuen Baum akzeptieren!

1Q < Generation einer Zufallszahl (0-1) Z< Q, neuen Baum akzeptieren, sonst alter Baum

MC MC 3 3 -- MCMCMCMCMCMC - „Metropolis-Coupled Markov Chain Monte Carlo“

56

„1“

Wahrscheinlichkeit nach Bayes

MC MC 3 3 -- MCMCMCMCMCMC - „Metropolis-Coupled Markov Chain Monte Carlo“

Metropolis-Hastings-Green-Algorithmus

)()|()()|(

jj

iiiesprobabilitposterior

TPTBPTPTBPQ

××

=

priorslikelihoods

shape parameter, Astlängen..

DAS PROBLEM

),,,|()|( shapeonsubstitutilengthtreeBPTBP −= α

„Lösung“

)|()|(

ji

ij

TTPTTP

x

Änderungsvorschläge

29

57

Wahrscheinlichkeit nach Bayes

MetropolisMetropolis--HastingsHastings--GreenGreen--AlgorithmusAlgorithmus

1Q ≥ Neuen Baum akzeptieren!

1Q < Generation einer Zufallszahl (0-1) Z< Q, neuen Baum akzeptieren, sonst alter Baum

MC MC 3 3 -- MCMCMCMCMCMC - „Metropolis-Coupled Markov Chain Monte Carlo“

2,05,01,0Q

51,05,0Q

iesprobabilitposterior

iesprobabilitposterior

==

==

behaltenneue Zufallszahl

0,1

0,3 neuer Baum

Im Gegensatz zur ‚Maximum likelihood‘ kann hier ‚likelihood‘ und

neuen Baum akzeptieren

58

Wahrscheinlichkeitsdichte

Problem: Wir erwarten keine diskrete Wahrscheinlichkeit, sondern eine Wahrscheinlichkeitsdichte!

Beispiel: Man werfe eine Münze 100x. Es ist unwahrscheinlich, dass genau jeweils 50x "Kopf" und 50x "Zahl" herauskommen.

z.B. Ergebnis von 100 x 100 Münzwürfen. Darstellung z.B. für Ergebnis "Zahl".

30

59

MCMC (Markov Chain Monte Carlo)

Problem: Wie ermittelt man die Verteilung der Wahrscheinlichkeiten mit einer endlichen Anzahl von Versuchen? Lösung: Ermittlung der

Wahrscheinlichkeitsdichte mittels MCMC (Markov Chain Monte Carlo) Simulation=> nur einige Wahrscheinlichkeiten werden wirklich ermittelt, die Verteilung der Wahrscheinlichkeiten wird hochgerechnet.

60

Maximum Likelihood – Lokale Maxima

31

61

MCMC (Markov Chain Monte Carlo)

62

„Start, sample and burnin“

wird verworfen

Man startet mit einen beliebigen Stammbaumdurch "burnin" werden "frühe" Ergebnisse (Stammbäume) verworfen, und über alle anderen gesamplet. => Wie gut stimmen die jeweiligen Bäume überein?Entspricht ~ Bootstrapping(kommt noch).

MrBayes

32

63

How to get up and get over?

??

64

Wahrscheinlichkeit nach Bayes

Metropolis-Coupled

=> mehrere MCMC laufen parallel und ‚kommunizieren‘

MC MC 3 3 -- MCMCMCMCMCMC - „Metropolis-Coupled Markov Chain Monte Carlo“

Zufällige Stichprobe aus der ‚posterior probability‘-Verteilung ziehenStichprobe muss groß (genug) sein

Prozentsatz mit dem eine Gruppierung (‚Clade‘) bei diesen zufälligen Bäumen auftritt wird als Wahrscheinlichkeit interpretiert, dass ‚Clade‘ korrekt ist

33

65

MCMCMC (Metropolis coupled Markov Chain Monte Carlo)

Landschaft aus Sicht der "cold chain".

Landschaft aus Sicht der "heated chains".

66

MCMCMC (Metropolis coupled Markov Chain Monte Carlo)

• MC3 läßt mehrere "chains" suchen• Die "cold chain" zählt, die anderen sind "heated chains"

Landschaft wird für heated chain "geebnet" => Übergang zu einem anderen Optimum ist leichter möglich.

34

67

Wahrscheinlichkeit nach Bayes

Vorteile:Vorabinformation wird berücksichtigt.Sehr schnelle ‚Lösung‘ komplexer phylogenetischer Probleme möglich!Diskrete Wahrscheinlichkeitswerte werden für jeden Ast gegeben.

Nachteile:

Vorabinformation wird berücksichtigt. Wahrscheinlichkeitstheoretisch umstritten.

68

Past and next

Molekularphylogenetische Methoden:- Quartet puzzling- Bayesian approach

Test von Stammbäumen- Bootstrapping- Likelihood tests…

35

69

Statistische Auswertung

….oder….

Wie gut ist mein Stammbaum ?

häufigste Methode ist „Bootstrapping“…

70

Bayes FaktorBayes FaktorBayes Faktor

(nach Kass & Raftery (1995) entspricht LRTLRT)Vergleich zweier Modelle Mi und Mj :

Kriterien nach Kass and Raftery (1995):Bij < 1, negative (support for Mj)1 < Bij < 3, barely worth mentioning3 < Bij < 12, positive12 < Bij < 150, strong andBij > 150, very strong.

Vorteil:‚Nested‘ und ‚non-nested data‘ kann verglichen werden

)|()|(

j

iij

MDPMDPB =

36

71

Bootstrapping Ziehen MITZurücklegen

72

D

Bootstrapping

Position Sequence 1 2 3 4 5 6 7 8 9

A A A A A G T G C A B A G C C G T G C G C A G A T A T C C A D A G A G A T C C G

OrginalsequenzenPosition

Sequence 1 2 2 4 5 5 7 8 8A A A A A G G G C CB A G G C G G C C CC A G G T A A C C CD A G G G A A C C C

Pseudosample 1

z.B. 100 WiederholungenPosition

Sequence 1 1 1 4 4 6 7 7 7A A A A A A T G G GB A A A C C T G G GC A A A T T T C C CD A A A G G T C C C

Pseudosample 2

A

D

BC

A

B

C

…100 Stammbäume

37

73

Bootstrapping

123456789 Freq-----------------.**...... 100.00...**.... 100.00.....**.. 100.00...****.. 100.00...****** 96.00.......** 84.00...****.* 13.00...*****. 5.00.*******. 3.00.**....*. 1.00.**.....* 1.00

Majority-rule consensus tree

Taxon 1

Taxon 3

Taxon 8

Taxon 9

Taxon 4

Taxon 6

Taxon 7

100

96

84

100

100

100

Taxon 2

Taxon 5

74

BootstrappingSTRICT CONSENSUS -> MAJORITY-RULE CONSENSUS TREE

Taxon 1

Taxon 3

Taxon 8

Taxon 9

Taxon 4

Taxon 6

Taxon 7

100

84

100

100

100

Taxon 2

Taxon 540/65 Taxon 8

Taxon 9Taxon 4

Taxon 6Taxon 7

Taxon 5

Taxon 8Taxon 9

Taxon 4

Taxon 6Taxon 7

Taxon 5

ein replicate – zwei Topologien

FWR: FREQUENCY IN REPLICATES ( geringere Gewichtung, Einbeziehung aller

38

75

Jackknife

• Prinzip gleich zu „bootstrap“ allerdings werden zufällig Daten gelöscht

• Unterstützungswerte ensprechen sich aber nicht

• Bootstrap-Wert in % entspricht ‚jacknife‘-Wert bei ca. 40 % gelöschte Daten

760.1

NpH

PlaxipCalloc

NuttalLepitoc

Nuttall64

Lorica StenosLepido

LoriceOnithoTonici

6062

58

AfHNotoplCrypto

6661

Likelhood mapping…Berechnung der posterior probability (Pi) aller BäumePi summiert sich auf 1 (irgendeine Topologie muss sein)3 Ecken repräsentieren die 3 TopologienJe näher P an einer der Ecke desto stärker wird dieser Baum favorisiert

28

33 30

39

77

Split Tree

78

Schwarzspitzenhai

Phylogenetic methodsEvolutionary relationships among unique mtDNA haplotypes were reconstructed using the maximummaximum--parsimony (MP)parsimony (MP) optimality criterion with all mutations weighted equally and indels treated as a fifth state. A two-nucleotide indel at positions 1045 and 1046 was treated as one event by omitting the second nucleotide from analyses. Heuristic tree Heuristic tree searchessearches were performed for all MP analyses with 1000 random-addition replications, saving a maximum of 1000 trees per replicate, and treetree--bisectionbisection––reconnectionreconnection (TBR) branch swapping. Statistical support for nodes was determined via 1000 nonparametric bootstrap replicatesbootstrap replicates(Felsenstein 1985) with 10 random-addition sequences per replicate, saving a maximum of 1000 trees per replicate, and nearest neighbour nearest neighbour interchangeinterchange (NNI) branch swapping. Haplotype trees were initially rooted using blacktip reef shark ( C. melanopterus ) and Australian blacktip shark, C. tilstoni , sequences as outgroups. Although the relationships of species within the genus Carcharhinus are not fully resolved (Lavery 1992; Naylor 1992), C. melanopterus and C. tilstoni were the closest relatives to C. limbatus for which tissue samples were available. C. melanopterus was used as the sole outgroup after C. limbatus was found to be paraphyletic to C. tilstoni in the MP analyses.

40

79

Methoden im Vergleich

maximal support

nach: Gene und Stammbäume, Knoop und Müller

(Raubbeutler)

Allg Trend: support MP/NJ < ML, Bayes

80

Die "Molekulare Uhr"

Relativer Ratentest:

X

A

B

C = Außengruppe

Molecular clock-Hypothese: XA = XB

Außengruppe C als Bezug

AC – BC ~ 0

AC/BC ~ 1

41

81

800 700 600 500 400 300 200 100 0 million years

520

420

480

220

343

370736

fossil records

Vetigastropoda

Protobranchia

Octobrachia

Decabrachia

Tetrabranchiata

Die "Molekulare Uhr"

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Bedeutung der molekularen Phylogenie für die Systematik

Frühere Vorstellungen zur Evolution und zu den Verwandtschaftsverhältnissen der Organismen beruhten auf morphologischen Kriterienmorphologischen KriterienDie molekulare Phylogeniemolekulare Phylogenie hat viele der früheren Vorstellungen in den letzten ~10 Jahren über den Haufen geworfen, aber die meisten Hypothesen meisten Hypothesen bestbestäätigttigt. Am interessantesten sind natürlich die "revolutionären" Vorstellungen, z.B.:- Ecdysozoa - Lophotrochozoa- Afrotheria ...

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Ecdysozoa - Lophotrochozoa

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Ecdysozoa - Lophotrochozoa

Glenner et al., 2005 Curr Biol

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Afrotheria

RRüüsselssel--springerspringer

ElefantenElefanten

SeekSeeküühehe

ErdferkelErdferkel

SchlieferSchliefer

BorstenigelBorstenigel

MicrogaleMicrogale longicaudatalongicaudata

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Afrotheria

Afrotheria vor > 100 MioJahren in Afrika entstanden!

Auseinanderbrechen des südlichen Gondwana (Kreide)

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89

Konvergente Entwicklung!?

snail-like ?

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