geschäftsbericht 2008 · 2016-12-28 · in europa sank die fahrzeugproduktion um 4 % auf 22,0 mio....
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Geschäf t sber i cht 2008
1) Jahresüberschuss + Abschreibungen - Zuschreibungen +/- Veränderung der Pensionsrückstellungen
2008 2007 2006 2005 2004
Außenumsatz [Mio. ¤] 6.327,4 6.319,4 5.597,7 5.315,3 4.450,1
Mitarbeiter inkl. Auszubildende (Jahresdurchschnitt) 24.281 22.938 21.992 21.234 19.107
Personalaufwand [Mio. ¤] 1.031,3 986,3 946,3 901,9 823,5
Personalaufwand/Mitarbeiter [T-¤] 42,5 43,0 43,0 42,5 43,1
Investitionen [Mio. ¤] 208,5 317,9 191,3 257,4 172,3
Abschreibungen auf das Anlagevermögen [Mio. ¤] 164,9 156,0 144,7 127,3 118,9
Cashflow 1) [Mio. ¤] 296,3 309,7 243,1 190,0 182,6
Eigenkapital 2) [Mio. ¤] 802,3 773,9 712,3 642,8 463,5
Bilanzsumme [Mio. ¤] 2.551,2 2.502,6 2.268,7 2.106,3 1.719,5
Eigenkapitalquote [%] 31,4 30,9 31,4 30,5 27,0
Gewinn vor Steuern [Mio. ¤] 175,1 249,2 192,5 139,4 98,3
Konzernergebnis [Mio. ¤] 113,6 140,2 89,3 58,9 54,7
GESCHÄFTSJAHR (1. JANUAR – 31. DEZEMBER)
BENTELER
IN ZAHLEN
2) Einschließlich 50 % des Sonderpostens für Investitionszuschüsse zum Anlagevermögen und 100 % der Investitionszulagen
3BENTELER IN ZAHLEN
BENTELER IN ZAHLEN 3
VORWORT 5
BENTELER IM ÜBERBLICK 6
PERSONALIEN 8
LAGEBERICHT 10
GESCHÄFTS- UND RAHMENBEDINGUNGEN 10
ERTRAGSLAGE 12
VERMÖGENS- UND FINANZLAGE 22
RISIKOBERICHT 28
FORSCHUNGS- UND ENTWICKLUNGSBERICHT 32
QUALITÄTS- UND UMWELT BERICHT 35
PERSONALBERICHT 36
PROGNOSEBERICHT 40
NACHTRAGSBERICHT 44
HAFTUNGSAUSSCHLUSS 44
INHALT JAHRESABSCHLUSS 45
BERICHT DES AUFSICHTSRATS 68
BETEILIGUNGEN 70
INHALT
4INHALT
SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN,
wir stehen vor großen Herausforderungen. Der durch die Finanzkrise ausgelöste starke Abschwung der weltweiten
Konjunktur ist auch an der Benteler-Gruppe nicht spurlos vorübergegangen. Im vierten Quartal 2008 hatten wir in
allen Geschäftsbereichen deutliche Rückgänge zu verzeichnen. Als Folge davon blieb der Umsatz im Berichtsjahr
nahezu konstant zum Vorjahr, das Ergebnis lag unter dem von 2007.
Um unser Unternehmen noch besser auf diese schwierigen Zeiten vorzubereiten, haben wir bereits 2008 in
der gesamten Benteler-Gruppe eine Vielzahl von Maßnahmen eingeleitet. Alle Geschäftsbereiche arbeiten intensiv
daran, die Kapazitäten an die gesunkene Nachfrage anzupassen und die Kosten zu senken. Um die gute Liquiditäts-
position der Gruppe zu erhalten, reduzieren wir das Working Capital und beschränken die Investitionen auf die zur
Aufrechterhaltung des Betriebes erforderlichen Projekte. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung wollen wir
jedoch nicht kürzen, da Innova tionen auch in Zukunft ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sind. Unsere solide
Finanzierungsstruktur sowie die zügige Umsetzung der Maßnahmen werden uns helfen, die Krise zu meistern und
zukünftige Chancen zu nutzen.
Im Namen des Vorstands der Benteler AG und der Geschäftsführer der Geschäftsbereiche danke ich unseren
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr Engagement und ihre hervorragende Leistung in diesen schwierigen
Zeiten, unseren Geschäftspartnern für das entgegengebrachte Vertrauen und unseren Gesellschaftern für die
konstruk tive Zusammenarbeit und Unterstützung.
Paderborn, März 2009
Hubertus Benteler
Vorsitzender des Vorstands
VORWORT
5VORWORT
DIE BENTELER-GRUPPE
Die Benteler-Gruppe ist international tätig.
Unter dem Dach der Benteler AG als Management-
Holding ope rie ren die drei rechtlich selbstständigen
Geschäfts be rei che Automobiltechnik, Stahl/Rohr
und Distribution*. Die Unternehmensgruppe kann auf
eine über 130-jährige Erfolgs geschichte zurück blicken
und befindet sich heute in vierter Genera tion in
Familienbesitz. Profi tables Wachs tum und Fortschritt
aus Tradition sind für Benteler ent scheidend, um die
unternehmeri sche Eigen ständig keit auch in Zukunft
zu sichern.
BENTELER BESCHÄFTIGT 24.281 MITARBEITER AN
150 STANDORTEN IN 35 LÄNDERN.
BENTELER AUTOMOBILTECHNIK
Forschung, Entwicklung und Produktion
für individuelle Kundenlösungen
Produktgruppe Fahrwerksysteme:
High-Tech-Fahrwerkskom po nenten und
integrierte Fahr werksmodule aus neuesten,
hochspeziali sierten Werkstoffen
Produktgruppe Strukturteile:
extrem leichte, ultrahochfeste Bauteile für
die Sicherheits anforderungen von morgen
Produktgruppe Motor und Abgassysteme:
Komponenten und Systeme zur Optimierung
von Abgastemperatur, Abgasführung sowie zur
Verringerung von Emissionen und Teile für das
Motorenmanagement und die Kraftstoffversorgung
Produktgruppe Engineering Services:
PDE Automotive, Optische Systeme und
Maschinenbau Glasbearbeitung
BENTELER IM ÜBERBLICK
BENTELER STAHL/ROHR
Produktgruppe Automobil:
Rohre für vielfältigste Anwendungen im Fahrzeugbau
Produktgruppe Energie:
Rohre für Anwendungen in der chemischen und
petrochemischen Industrie, für die Exploration
sowie für den Kessel- und Appara te bau
Produktgruppe Industrie:
Rohre für industrielle Anwendungen in der
Hydraulik-, Großgeräte- und Verbrauchsgüter-
industrie sowie für das gesamte Spektrum
des Maschinenbaus
BENTELER DISTRIBUTION*
Maßgeschneiderte Konzepte
Internationales Vertriebsnetz
Beste Lieferantenbeziehungen
Umfassendes Stahl-Know-how
Anarbeitungsfähigkeiten
Anwendungstechnisches Know-how
Produktgruppen Industrie, Automobil und Energie
* ehem. Benteler Handel (bis 31.12.2008)
6BENTELER IM ÜBERBLICK
[ MITARBEITER UND PRODUKTE ]
AUTOMOBILTECHNIK
STAHL/ROHR
DISTRIBUTION*
Kundennähe verstehen wir wörtlich!
Kurze Wege, schnelle Entscheidungen und
eine intensive Zusammenarbeit mit unseren
Geschäftspartnern kenn zeich nen unsere
Arbeit. Da versteht es sich, dass wir auch
räumlich nah bei ihnen sind, denn dadurch
können wir unsere Aufgaben besser wahr-
nehmen – als kompetenter Entwicklungs-
partner und als zuverlässiger Lieferant.
AMERIKA
EUROPA
ASIEN
7[ STANDORTE WELTWEIT ] BENTELER IM ÜBERBLICK
PERSONALIENAUFSICHTSRAT DER BENTELER AG
Robert J. Koehler, Wiesbaden
(Vorsitzender)
Vorsitzender des Vorstands der
SGL Carbon SE, Wiesbaden
Clemens Franzen, Duisburg
(Stellvertretender Vorsitzender)
Sekretär der IG Metall,
Bezirksleitung NRW, Düsseldorf
Rainer Backhaus, Warburg
Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats
der Benteler Automobiltechnik GmbH,
Paderborn
Dr. Ralf Bethke, Deidesheim
Vorsitzender des Aufsichtsrats
der K+S AG, Kassel
Paul-Günter Duscha, Dinslaken
Vorsitzender des Konzernbetriebsrats
der Benteler AG, Paderborn
Rolf Eckrodt, Berlin
Vorsitzender des Aufsichtsrats
der Berlin Partner GmbH, Berlin
Dr. Markus Flik, Gerlingen
Vorsitzender der Geschäftsführung
der Behr GmbH & Co. KG, Stuttgart
Heinz Pfeffer, Osnabrück
2. Bevollmächtigter der IG Metall,
Verwaltungsstelle Rheine
Axel Prym, Roetgen
Gesellschafter der William Prym
GmbH & Co. KG, Stolberg
Christian Schachten, Paderborn
Vorsitzender des Betriebsrats der
Benteler Automobiltechnik GmbH,
Paderborn (Talle)
Dr. Gert Vaubel, Warburg
Ehemaliges Vorstandsmitglied
der Benteler AG, Paderborn
Franz-Josef Wischer, Paderborn
Kfm. Leiter Produktgruppe
Fahr werksysteme der Benteler
Automobiltechnik GmbH,
Paderborn
PERSONALIEN
8PERSONALIEN
[ AUFSICHTSRAT ]
VORSTAND DER BENTELER AG
Hubertus Benteler, Vorsitzender
Siegmund Wenk
Vorstand und Geschäftsführungen der Benteler-Gruppe (von links):
Eric Alstrom, Dr. Mathias Hüttenrauch, Hein Van Gerwen, Siegmund Wenk, Hubertus Benteler, Norbert Bergs, Matthias Jäger, Giorgio Frigerio, Ralf Moysig
GESCHÄFTSFÜHRUNGEN DER
GESCHÄFTSBEREICHE
BENTELER AUTOMOBILTECHNIK
Hein Van Gerwen, Vorsitzender (ab 01.05.2008)
Nizar N. Ghoussaini, Vorsitzender (bis 31.01.2008)
Eric Alstrom (ab 01.06.2008)
Ulrich Becker (bis 14.03.2008)
Dr. Mathias Hüttenrauch
BENTELER STAHL/ROHR
Norbert Bergs, Vorsitzender
Matthias Jäger
BENTELER HANDEL
Giorgio Frigerio, Vorsitzender
Ulf Michael Kranz (bis 31.03.2008)
Ralf Moysig (ab 01.05.2008)
9[ VORSTAND I GESCHÄFTSFÜHRUNGEN ] PERSONALIEN
GESCHÄFTS- UND
RAHMENBEDINGUNGEN
WELTWIRTSCHAFT IM VERLAUF DES JAHRES 2008
EINGEBROCHEN
2008 war für die Weltwirtschaft ein schwieriges Jahr.
Die in 2007 einsetzende Immobilienkrise verstärkte
sich in 2008 und belastete den Finanzsektor erheblich.
Im Jahresverlauf trübte sich die Stimmung immer stärker
ein. Der Insolvenz der Lehmann Brothers im September
folgte ein regelrechter Konjunktureinbruch. Hiervon
war insbesondere der Automobilsektor betroffen. Die
Krise erfasste die Industrie- und Entwicklungsländer fast
gleichzeitig und griff zunehmend auf alle Wirtschafts-
zweige über. Aufgrund der besseren Rahmenbedingun-
gen in den ersten Monaten des Berichtsjahres wuchs
die Weltwirtschaft insgesamt aber noch um 3 %. Verant-
wortlich dafür waren vor allem die Entwicklungs- und
Schwellenländer: China, Indien und Russland legten
erneut überproportional zu und gewannen weiter an
Bedeutung. Die Industrieländer konnten im Gesamt-
jahr 2008 nur noch ein geringes Wachstum erzielen.
Dabei schnitt die Europäische Union erneut etwas
besser ab als die USA und Japan. Deutschland profi-
tierte zunächst noch von starken Exporten und hohen
Investitionen. Allerdings schwächte sich das Wachstum
im zweiten Halbjahr deutlich ab und belief sich für
2008 auf rund 1,3 %.
WELTWEITE AUTOMOBILPRODUKTION RÜCKLÄUFIG
2008 wurden weltweit rund 69 Mio. PKW und LKW her-
gestellt, 4 % weniger als im Vorjahr. Die Stimmung ver-
schlechterte sich im Verlauf des Jahres zunehmend, bis
dann im Herbst der deutliche Einbruch folgte. Öl preise
auf Rekordhöhe, die CO2-Diskussion und wesentlich
schlechtere Finanzierungs möglichkeiten belasteten
den Absatz erheblich. Im Gesamtjahr reduzierte sich
die PKW-Produktion um 5 % auf 57,5 Mio. Einheiten.
Dagegen behauptete sich die Fertigung von Nutzfahr-
zeugen und erreichte wie im Vorjahr über 11 Mio. Stück.
Asien konnte seine Produktion noch um 1 % auf knapp
30 Mio. Einheiten steigern. Damit entfielen 43 % der
Welt produktion auf diese Region, deutlich mehr als
auf Europa (32 %) und die NAFTA (19 %). Japan blieb
mit erneut 11,6 Mio. Einheiten der weltweit größte
Fahrzeughersteller. Trotz starkem Yen konnte Japan
seine PKW-Exporte leicht steigern und damit seinen
Weltmarktanteil sogar geringfügig ausbauen. In China
legte die Fertigung um 6 % auf 9,4 Mio. Stück zu.
Genauso wie in den übrigen Ländern belasteten hohe
Energiekosten und Zinsen sowie Einbrüche auf den
Aktienmärkten den Absatz, so dass sich das Wachstum
der vergangenen Jahre deutlich verlangsamte. Den-
noch überholte China im Jahr 2008 die USA und wurde
zum zweitgrößten Kraftfahrzeugproduzenten der Welt.
Die internationalen OEM und eine hohe Anzahl ein-
heimischer Hersteller teilen sich den dortigen Markt.
Insgesamt fertigen rund 100 Unternehmen Automobile
in China. Indien konnte seine Produktion um 2 % auf
2,3 Mio. Einheiten steigern. Anders als in China entfällt
die indische Produktion fast vollständig auf Hersteller
aus Indien, Japan und Korea; drei Viertel der Produk-
tionsmenge bestehen aus kleinen Fahrzeugen.
In Europa sank die Fahrzeugproduktion um 4 % auf
22,0 Mio. Einheiten. Die Fertigung in Westeuropa ging
um 7 % auf 15,6 Mio. Stück zurück. Besonders groß war
der Mengenrückgang in Italien mit 16 % und in Spanien
mit 11 %, während die deutsche Produktion nur um 3 %
abnahm. In den neu beigetretenen osteuropäischen
EU-Ländern stieg die Produktion um 5 % auf 3,3 Mio.
PKW. 2008 wurden außerhalb der Euro päischen Union
3,3 Mio. Fahrzeuge hergestellt. Besonders die russische
und türkische Automobilindustrie gewannen an Bedeu-
tung. In der Türkei wurden mehr Fahrzeuge als in Italien
bzw. Tschechien gebaut. Aufgrund der hohen Markt-
attraktivität sind in Russland bereits 17 aus ländische OEM
mit eigenen Werken vertreten.
10LAGEBERICHT
[ GESCHÄFTS- UND RAHMENBEDINGUNGEN ]
In der NAFTA-Region ging die Fahrzeugproduktion im
Berichtsjahr um 16 % auf 12,9 Mio. Einheiten zurück. In
den USA und Kanada brach die Stückzahl um knapp
20 % ein, nur in Mexiko stieg sie an. In diesen Märkten
setzte sich der Trend der vergangenen Jahre zu klei-
neren, spritsparenden Fahrzeugen fort; PKW konnten
deutlich Marktanteile zu Lasten von Light Trucks ge-
winnen. 2008 war für die „Big Three“ aus Detroit ein
äußerst schwieriges Jahr. Ihr Marktanteil in den USA
verringerte sich um knapp 4 Prozentpunkte auf unter
50 %. Aufgrund akuter Liquiditätsprobleme erhielten
GM und Chrysler im Dezember von der amerikanischen
Regierung 17,4 Mrd. US-Dollar an Überbrückungskre-
diten. Südamerika wurde erst im vierten Quartal 2008
von der Weltwirtschaftskrise erfasst und erreichte mit
3,8 Mio. Fahrzeugen ein Wachstum von 8 %. Der Haupt-
anteil der Produktion entfällt weiterhin auf Brasilien.
Für die Automobilindustrie gab es im Berichtsjahr
enorme Herausforderungen. In Erwartung einer weiter
stetig wachsenden Weltwirtschaft hatte die Industrie
zusätzliche Kapazitäten aufgebaut, die nun bei rück-
läufigen Produktionsvolumina deutlich schlechter aus-
gelastet waren. Auf Rekordniveau steigende Ölpreise
so wie die Diskussion über die globale Erwärmung und
eine Begrenzung der CO2-Emissionen beeinflussten
immer stärker die Präferenzen der Verbraucher in
Richtung kleinerer sparsamer Fahrzeuge. Diese Ent-
wick lun gen bieten der Industrie aber nicht nur Her-
ausforderungen, sondern auch Chancen. Möglichkei-
ten eröffnen sich vor allem für solche Unternehmen,
die Lösungen zum Energiesparen sowie zur Steigerung
von Sicherheit und Fahrkomfort anbieten.
ABSATZ DER STAHLROHR-INDUSTRIE VON
KONJUNKTURKRISE ERFASST
Die Nachfrage nach Stahlrohren blieb 2008 zunächst
auf hohem Niveau, brach dann ab Oktober aber ein.
Auf Rekordhöhe steigende Rohstoffpreise sorgten zu-
nächst für gute Marktchancen von Rohren zur Erdöl-
und Erdgasexploration. Bei stark rückläufigen Öl- und
Gas preisen ging der Absatz dann jedoch deutlich zu-
rück. Der weltweit zunehmende Energiebedarf stützte
im Berichtsjahr die Nachfrage nach Rohren für den
Kessel- und Apparatebau, bevor die sich eintrübenden
Konjunkturaussichten und eingeschränkten Finan -
zierungsmöglichkeiten dieses Segment immer mehr
be las teten. Die Automobilproduktion wurde von der
Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in der zwei-
ten Jahreshälfte ebenfalls stark getroffen.
Die konjunkturelle Entwicklung beeinflusste die
Material-, Energie- und Frachtkosten erheblich. Stahl
und Schrott wurden bis zur Jahresmitte deutlich teu-
rer, bevor die Spotmärkte dann einbrachen. Auch die
Preise für Legierungen gaben nach starken An stiegen
im Jahresverlauf nach. Der Stahlrohr-Industrie ge lang
es im Berichtsjahr, Preisänderungen auf der Einkaufs-
seite größtenteils an die Kunden weiterzureichen.
Der Konjunktureinbruch und die hohe Preisvola-
tilität stellten den Rohrhandel im Jahr 2008 vor erheb-
liche Herausforderungen. Bei zunehmender Unsicher-
heit über die Konjunktur und über die zukünftige
Preisentwicklung orderten die Kunden ab Oktober sehr
zurückhaltend. Dies führte zu Absatzrückgängen in allen
Kundensegmenten und Produktbereichen.
11[ GESCHÄFTS- UND RAHMENBEDINGUNGEN ] LAGEBERICHT
AUSSENUMSATZ NACH GESCHÄFTSBEREICHEN
2008 2007 VERÄNDERUNG
[Mio. ¤] [Mio. ¤] [Mio. ¤] [%]
Automobiltechnik 4.580 4.772 -192 -4
Stahl/Rohr 1.076 840 236 28
Handel 920 947 -27 -3
6.576 6.559 17 0,3
abzüglich Innenumsätze 249 240 9 4
Außenumsatz 6.327 6.319 8 0,1
UMSATZENTWICKLUNG SEIT 2004 – AUSSENUMSATZ [MIO. ¤]
9,2 % p. a.
4.000
3.000
2.000
1.000
0
5.000
20052004
4.450
2006
5.315
2007
5.598
2008
6.3276.319
6.000
12LAGEBERICHT
[ ERTRAGSLAGE I BENTELER-GRUPPE ]
BENTELER-GRUPPE
MIT UMSATZ AUF VORJAHRES NIVEAU
Die Benteler-Gruppe erwirtschaftete 2008 trotz der
schwierigen Rahmenbedingungen einen Umsatz von
6.327 Mio. Euro. Dies entspricht in etwa dem Vorjahres-
niveau. In den ersten neun Monaten lagen die Umsätze
ca. 4 % über dem Vorjahr, im letzten Quartal 11 % unter
der Vergleichsperiode. Währungsbereinigt, d. h. bei
Umrechnung der Umsätze ausländischer Konzerngesell-
schaften zu Vorjahreswechselkursen, wäre der Jahres-
umsatz um 1 % gestiegen. Damit hat sich das starke
Wachstum der vergangenen Jahre im Berichtsjahr nicht
fortgesetzt. Das durchschnittliche Umsatzwachstum seit
2004 beträgt aber immer noch 9,2 %.
Die Umsätze der Geschäftsbereiche entwickelten
sich 2008 sehr unterschiedlich. Im Geschäftsbereich
Stahl/Rohr stieg der Umsatz durch die erstmalige Be-
rück sichtigung der zum 31.12.2007 gekauften Rothrist-
Gruppe und die an die Kunden weitergereichten Mate-
rialpreisteuerungen deutlich an. Benteler Stahl/Rohr
erreichte im Berichtsjahr einen Anteil von 16,4 % am
Gruppenumsatz. Die Umsätze der Geschäftsbereiche
Automobiltechnik und Handel waren 2008 rückläufig.
Mit knapp 70 % Anteil am Gruppenumsatz blieb die
Automobiltechnik der größte Geschäftsbereich. Die Um-
sätze zwischen den Geschäftsbereichen (Innenumsätze)
beliefen sich im Berichtsjahr auf 249 Mio. Euro. 90 % da-
von betrafen Lieferungen von Benteler Stahl/Rohr an
die Geschäftsbereiche Handel und Automobiltechnik.
Die Anteile des Außenumsatzes nach Absatzmärkten
veränderten sich 2008 gegenüber dem Vorjahr nur ge-
ringfügig. Aufgrund der konsequent betriebenen Inter-
nationalisierung entfallen mit 28 % nur noch gut ein
Viertel der Umsätze auf das Inland. 36 % der Erlöse wer-
den im europäischen Ausland erzielt, 28 % in Amerika
und 7 % in Asien.
ERTRAGSLAGE
AUSSENUMSATZ NACH ABSATZMÄRKTEN
Sonstige*
1,0 % 2008
1,1 % 2007
Amerika
27,7 % 2008
28,6 % 2007
Asien/Pazifik
7,4 % 2008
6,8 % 2007
Inland
27,9 % 2008
27,4 % 2007
Übrige EU-Länder
und EFTA
36,0 % 2008
36,1 % 2007
* inkl. Osteuropa, ohne EU
ANTEILE DER GESCHÄFTSBEREICHE AM KONZERNUMSATZ
(EINSCHLIESSLICH INNENUMSÄTZEN)
Stahl/Rohr
16,4 % 2008
12,8 % 2007
Handel
14,0 % 2008
14,4 % 2007
Automobiltechnik
69,6 % 2008
72,8 % 2007
13[ ERTRAGSLAGE I BENTELER-GRUPPE ] LAGEBERICHT
14LAGEBERICHT
[ ERTRAGSLAGE I AUTOMOBILTECHNIK ]
Die Umsätze im Geschäftsbereich AUTOMOBILTECHNIK
nahmen um 4 % auf 4.580 Mio. Euro ab. Der Geschäfts-
bereich entwickelt und produziert in 16 Entwicklungs-
büros und 52 Werken in 22 Ländern einbaufertige
Module, Komponenten sowie Teile für Karosserie, Fahr-
werk und Motor.
Die Produktgruppe Fahrwerksysteme verzeichnete
einen Umsatzrückgang von 5 %. Der Bereich entwickelt
und fertigt Achsträger, Hilfsrahmen, Querlenker und
Schwenklager sowie komplette, einbaufertige Vorder-
und Hinterachsmodule. Der Umsatz mit Modulen nahm
ab, weil das Material für einen großen Auftrag vom
Kunden direkt beigestellt wurde. Darüber hinaus wirkte
sich die Schließung eines Werkes in Kanada erlösmin-
dernd aus. Der Kunde hat die Produktion des Fahr zeugs
Ende 2007 eingestellt. In Spanien lief ein neuer Modul-
auftrag an; hier errichtete die Benteler Automobil-
technik eine Modulmontage für den VW Polo und Seat
Ibiza. Die Fertigung von Fahrwerkskomponenten lag
2008 auf Vorjahresniveau. Sowohl bei den Modulen
als auch bei den Fahrwerkskomponenten belastete die
wirtschaftliche Situation den Absatz im Jahresverlauf
zunehmend.
Die Produktgruppe Strukturteile, die hochfeste
Sicherheitskomponenten wie Stoßfänger, Dachrahmen,
A- und B-Säulen, Türaufprall- und Instrumententafel-
träger sowie Pressteile (vor allem für den internen
Bedarf) fertigt, ist das zweitgrößte Geschäftsfeld der
Benteler Automobiltechnik. Der Umsatz der Produkt-
gruppe lag 2008 auf Vorjahresniveau. Wie bei den übri-
gen Bereichen waren die Absätze an externe Kunden
rückläufig. Dieser Rückgang konnte jedoch durch die
vermehrte Lieferung von Pressteilen an andere Produkt-
gruppen ausgeglichen werden.
Die Produktgruppe Motor und Abgassysteme ent-
wickelt und produziert Komponenten und Systeme zur
Optimierung von Abgastemperatur und -führung sowie
zur Verringerung von Emissionen. Dies sind beispiels-
weise Abgaskrümmer oder Gehäuse für Katalysatoren
und Dieselpartikelfilter. Außerdem werden Teile für
das Motorenmanagement und die Kraftstoffversorgung
gefertigt. Der Umsatz in diesem Bereich ging 2008 um
16 % zurück. Aufgrund geringerer Stückzahlen waren die
Umsätze im Bereich Abgassysteme insbesondere in
Nord amerika deutlich rückläufig. Bei den Komponen-
ten für das Motorenmanagement und die Kraftstoff-
versorgung wirkte sich, neben der konjunkturellen Ent-
wicklung, die Bereinigung des Produktportfolios in den
vergangenen Jahren umsatzmindernd aus.
Die Produktgruppe Engineering Services bietet
Ingenieurdienstleistungen für externe und interne
Kunden an und fertigt Maschinen und Werkzeuge für
die Benteler Automobiltechnik und die Glasindustrie.
Sowohl das Engineering-Geschäft als auch der Bereich
Glasbearbeitungsmaschinen wuchsen. Im Berichtsjahr
wurde ein Teil der Aktivitäten in die anderen Produkt-
gruppen verlagert, daher sind die Umsätze nicht mit
dem Vorjahr vergleichbar.
GESCHÄFTSBEREICH AUTOMOBILTECHNIK MIT RÜCKLÄUFIGEM UMSATZ
15[ ERTRAGSLAGE I AUTOMOBILTECHNIK ] LAGEBERICHT
16LAGEBERICHT
[ ERTRAGSLAGE I STAHL/ROHR ]
Die Umsatzerlöse des Geschäftsbereichs STAHL/ROHR
stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 28 % auf 1.076 Mio.
Euro. 2008 wurden zum ersten Mal die Umsätze der
Rothrist-Gruppe berücksichtigt, die mit Wirkung zum
Dezember 2007 übernommen worden war. Auch ohne
diese Akquisition wäre der Umsatz von Stahl/Rohr um
10 % gestiegen. Durch die Berücksichtigung von Rothrist
nahm die Versandtonnage um 15 % zu. Im bisherigen
Geschäft von Stahl/Rohr stagnierte dagegen der Absatz.
Die Absatzpreise lagen über dem Vorjahresniveau, da
Steigerungen bei den Vormaterialkosten weitgehend
an die Kunden weitergegeben werden konnten und in
größerem Umfang Produkte mit höherer Wertschöpfung
verkauft wurden.
Die Produktgruppe Energie erzielte im Berichtsjahr
ein Umsatzwachstum von 17 %. Sie liefert nahtlose Rohre
für Anwendungen in der chemischen und petrochemi-
schen Industrie, für die Erdöl- und Erdgasexploration
sowie für den Kessel- und Apparatebau. Im Berichts-
jahr wuchs bei Rekord-Energiepreisen vor allem das
Geschäft mit Öl- und Gasexplorationsrohren. Auch bei
Anwendungen für den Kraftwerks- und Apparatebau
konnte die Produktgruppe zulegen.
Der Umsatz der Produktgruppe Industrie nahm um 14 %
zu, davon entfallen 11 Prozentpunkte auf die erstmalige
Konsolidierung von Rothrist. Die Produkt gruppe ver-
treibt Warmrohre für die Großgeräte- und Maschinen-
bauindustrie, nahtlose, kaltgezogene Präzisionsstahl-
rohre für die Hydraulikindustrie und den Maschinenbau
sowie geschweißte Rohre für die Bau- und Haushalts-
geräteindustrie. Durch die Übernahme von Rothrist
wurde das Produktprogramm um geschweißt nachge-
zogene Hydraulikrohre erweitert.
Die Produktgruppe Automobil bietet externen
Kunden und dem Geschäftsbereich Automobiltechnik
Lösungen zur Gewichtsoptimierung durch hochfeste
Stähle, beispielsweise für Achsen, Wellen, Spurstangen
und Stabilisatoren. Daneben entwickelt der Bereich
Produkte für mehr Sicherheit durch intelligente Werk-
stofflösungen, z. B. für Airbags. Der Umsatz wuchs 2008
um 58 %. Ohne Rothrist hätten sich die Umsätze um
6 % erhöht. Rothrist produziert geschweißt nachgezo-
gene Rohre für anspruchsvolle Anwendungen im Auto-
mobilbau, zum Beispiel für Nockenwellen.
GESCHÄFTSBEREICH STAHL/ROHR AUCH 2008 MIT WACHSTUM
17[ ERTRAGSLAGE I STAHL/ROHR ] LAGEBERICHT
18LAGEBERICHT
[ ERTRAGSLAGE I HANDEL ]
Der Benteler HANDEL beliefert seine Kunden aus einem
internationalen Logistikverbund mit Stahl- und Edel-
stahlrohren und bietet unterschiedliche Rohrbe ar-
beitungstechniken sowie eine fundierte technische
Beratung an. Im Berichtsjahr erwirtschaftete der Ge-
schäftsbereich einen Umsatz von 920 Mio. Euro, 3 %
weniger als im Vorjahr. Der Rückgang resultierte aus
gesunkenen Absatzmengen, die der Benteler Handel
trotz steigender Erlöse aufgrund höherer Rohstoff-
kosten und des größeren Anteils angearbeiteter Rohre
nicht kompensieren konnte.
In den Kernmärkten Westeuropa und Skandinavien
waren die Umsätze deutlich rückläufig. In allen Ländern,
bis auf Frankreich und der Schweiz, mussten Einbußen
hingenommen werden. Dagegen wuchs der Umsatz in
Zentral- und Osteuropa sowie in Übersee weiter.
Die Exporte nach China und das Geschäft in Singa pur
und Brasilien stiegen deutlich an. In Osteuropa trugen
sowohl die neu gegründeten Landesgesellschaften in
Rumänien, Kroatien und der Ukraine als auch die be-
ste henden Standorte in Polen, Slowenien, Tschechien,
den baltischen Staaten und in der Slowakei zum Wachs-
tum bei. Dies bestätigt die Strategie des Ge schäfts-
bereichs, vermehrt in diesen Regionen zu inves tieren.
Der Maschinenbau bleibt mit 40 % das bei weitem
wichtigste Marktsegment. Zulieferungen für die Fahr-
zeugindustrie (vor allem für Lastkraftwagen und Sonder-
fahrzeuge) sowie Zubehörhersteller sind mit gut 20 %
der zweitgrößte Bereich. Des Weiteren beliefert der
Geschäftsbereich vor allem Kunden im Anlagen- sowie
Stahl- und Metallbau.
UMSATZRÜCKGANG IM GESCHÄFTSBEREICH HANDEL
19[ ERTRAGSLAGE I HANDEL ] LAGEBERICHT
KONZERNERGEBNIS
DURCH KONJUNKTURKRISE BELASTET
Das Konzernergebnis vor Steuern ging gegenüber dem
Vorjahr um 30 % auf 175,1 Mio. Euro zurück. Die Umsatz-
rendite reduzierte sich von 3,9 % auf 2,8 %.
Der Anteil des Materialaufwands an der Gesamt-
leistung von 6.361 Mio. Euro stieg leicht von 70,6 % auf
70,9 %, was auf die höheren Vormaterialpreise in allen
drei Geschäftsbereichen zurückzuführen ist. Die Per-
so nal kostenquote nahm von 15,5 % auf 16,2 % zu. Bei
rückläufigen Umsätzen im Jahresverlauf konnten die
vorhandenen Kapazitäten nicht schnell genug ange-
passt werden. Die Abschreibungsquote stieg wegen
der hohen Investitionen der letzten Jahre von 2,4 % auf
2,6 %. Der Anteil der sonstigen betrieblichen Aufwen-
dun gen an der Gesamtleistung stieg von 8,2 % auf
8,6 %. Durch die Übernahme von Rothrist im Dezem-
ber 2007 war die durchschnittliche Verschuldung im
Berichtsjahr höher als im Vorjahr. Der Netto-Zinsauf-
wand erhöhte sich um 5,9 Mio. Euro auf 34,8 Mio. Euro.
Der Anteil des Zinssaldos an der Gesamtleistung betrug
weiterhin 0,5 %.
Der Geschäftsbereich Automobiltechnik verzeich-
nete 2008 einen leichten Verlust. Erhebliche Volumen-
rückgänge und operative Schwierigkeiten in zwei Werken
in den USA und in einem Werk in Frankreich belasteten
die Rentabilität. Benteler Stahl/Rohr legte im Berichts-
jahr beim Ergebnis weiter zu. Der Gewinn der Rothrist-
Gruppe wurde zum ersten Mal im Ergebnis des Ge-
schäftsbereichs berücksichtigt. Auch im bisherigen
20LAGEBERICHT
[ ERTRAGSLAGE I KONZERN ]
Geschäft von Stahl/Rohr konnte der Gewinn bei höheren
Umsätzen gesteigert werden. Bei gesunkenen Absätzen
und steigenden Kosten, vor allem für die Wachstums-
regionen in Osteuropa und Übersee, erzielte der Ge-
schäftsbereich Handel im Berichtsjahr einen deutlich
geringeren Gewinn als im Vorjahr.
Der Steueraufwand belief sich auf 53,2 Mio. Euro.
Die Steuerquote sank auf 30 % gegenüber 40 % in
2007. Nach Ertragsteuern erzielte die Benteler-Gruppe
im Geschäftsjahr 2008 einen Jahresüberschuss von
121,9 Mio. Euro, 27,9 Mio. Euro weniger als im Vorjahr.
Unter Berücksichtigung der Gewinnanteile fremder
Ge sell schafter am Ergebnis in Höhe von 8,3 Mio. Euro
betrug das Konzernergebnis 113,6 Mio. Euro nach
140,2 Mio. Euro in 2007.
21[ ERTRAGSLAGE I KONZERN ] LAGEBERICHT
INVESTITIONEN ERNEUT DEUTLICH ÜBER
ABSCHREIBUNGEN
Im Berichtsjahr investierte die Benteler-Gruppe 208 Mio.
Euro. Damit lagen die Investitionen 2008 deutlich über
den Abschreibungen in Höhe von 165 Mio. Euro, aber
35 % unter dem Vorjahreswert. 2007 war die Investi-
tionssumme auf Rekordhöhe, weil die Rothrist-Gruppe
zum Jahresende übernommen wurde. Vom Volumen
im Berichtsjahr entfielen 197 Mio. Euro auf Sachan-
lagen, 4 Mio. Euro auf Finanzanlagen und 7 Mio. Euro
auf immaterielle Vermögensgegenstände, vorwiegend
EDV-Software. 57 % der Investitionen für Sachanlagen
und immaterielle Wirtschaftsgüter flossen in die inlän-
dischen Werke, 43 % in die ausländischen. Alle drei
Geschäftsbereiche investierten in erheblichem Umfang
in inländische Standorte.
133 Mio. Euro bzw. 64 % der Gesamtsumme flossen
in Fertigungsanlagen und -einrichtungen des Geschäfts-
bereichs Automobiltechnik, im Wesentlichen für neue
Aufträge. Wichtige Einzelmaßnahmen waren zum Bei-
spiel Achsprojekte für Toyota und Audi sowie eine neu-
artige Warmumformanlage. Größere Investitionen für
den Aufbau neuer Werke fielen 2008 nicht an.
Der Geschäftsbereich Stahl/Rohr investierte im Be-
richtsjahr 57 Mio. Euro bzw. 27 % des Gesamtvolumens
der Benteler-Gruppe. Damit erhielt Benteler Stahl/Rohr
im Verhältnis zu seinem Anteil am Gruppen umsatz er-
neut deutlich mehr Investitionsmittel als die anderen
Geschäftsbereiche. Sie flossen vor allem in den Ausbau
der Kapazitäten zur Rohrbearbeitung sowie in Qualitäts-
und Umweltschutzmaßnahmen.
Der Geschäftsbereich Handel verdoppelte sein
Inves titionsvolumen auf 16 Mio. Euro. Die bei weitem
größte Maßnahme war der Neubau eines Lagerstand-
orts in Stuttgart, der zur Optimierung der Logistik in
Deutschland erforderlich war. Darüber hinaus wurde
in Maschinen zur Anarbeitung und den Um- bzw. Aus-
bau von Lagerstandorten investiert.
LIQUIDE MITTEL ZUM JAHRESENDE 2008
DEUTLICH ANGESTIEGEN
Im Cashflow werden nur der Konzernüberschuss,
Abschreibungen und die Veränderung der Pensions-
rückstellungen berücksichtigt, im Cashflow aus laufen-
der Geschäftstätigkeit darüber hinaus die Entwicklung
von Working Capital und der sonstigen Aktiva und
Passiva. Unter Berücksichtigung dieser Positionen be-
trug der Cashflow 296 Mio. Euro, 4 % weniger als im
Vorjahr. Höhere Abschreibungen und Zuführungen zu
Pensionsrückstellungen sorgten trotz des geringeren
Jahres über schusses dafür, dass der Cashflow fast das
Vorjahresniveau erreichte. Aufgrund eines starken Auf-
baus an Working Capital und der sonstigen Aktiva lag
der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit mit
VERMÖGENS-
UND FINANZLAGE
22LAGEBERICHT
[ VERMÖGENS- UND FINANZLAGE ]
INVESTITIONEN
2008 2007 VERÄNDERUNG
[Mio. ¤] [Mio. ¤] [Mio. ¤] [%]
Automobiltechnik 133 132 1 1
Stahl/Rohr 57 174 -117 -67
Handel 16 8 8 100
Holding 2 4 -2 -50
Investitionen gesamt 208 318 -110 -35
2008 2007
[Mio. ¤] [Mio. ¤]
Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit 186,1 280,2
(davon Cashflow 296,3 309,7)
Cashflow aus der Investitionstätigkeit -194,6 -303,7
Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit 72,5 -4,3
Wechselkursbedingte Änderung des Finanzmittelfonds -0,6 0,6
63,4 -27,2
Finanzmittelfonds am Anfang der Periode 172,8 200,0
Finanzmittelfonds am Ende der Periode 236,2 172,8
KAPITALFLUSSRECHNUNG
23[ VERMÖGENS- UND FINANZLAGE ] LAGEBERICHT
186 Mio. Euro deutlich niedriger. Die Benteler-Gruppe
strebt an, die Investitionen (ohne Unternehmenskäufe)
aus dem Cashflow zu finanzieren; im Cashflow aus Inves-
titionstätigkeit werden neben den Investitionsaus-
gaben die Erlöse aus An lagen verkäufen berücksichtigt.
Auch 2008 lagen die Netto-Investitionen mit 195 Mio.
Euro deutlich unter dem Cashflow von 296 Mio. Euro.
Der positive Cashflow aus der Finanzierungstätig-
keit betrug im Berichtsjahr 73 Mio. Euro. Die Einzah-
lungen aus der Aufnahme von Schuldscheindarlehen
und Finanzkrediten waren deutlich höher als die Aus-
zahlungen für Kredittilgungen und Dividenden an
Gesellschafter und Minderheitsgesellschafter.
Die im Finanzmittelfonds erfassten liquiden Mittel
nahmen 2008 im Vergleich zum Vorjahr um 63 Mio. Euro
auf 236 Mio. Euro zu; der Anteil der Liquidität an der
Bilanzsumme betrug 9,3 % nach 6,9 % in 2007.
BILANZSUMME STEIGT
Die Bilanzsumme 2008 betrug 2.551 Mio. Euro, 2 %
mehr als im Vorjahr. Im Geschäftsjahr 2008 ist die
Rothrist-Gruppe erstmalig voll konsolidiert worden;
sie wurde zum 31. Dezember 2007 als Finanzanlage
ausgewiesen. Dadurch reduzierte sich die Bilanzsumme
um 4 Mio. Euro. Insgesamt verringerte sich das An la ge-
vermögen um 3 Mio. Euro auf 1.001 Mio. Euro. Das
Finanz anlagevermögen reduzierte sich insbesondere
durch die Erstkonsolidierung der Rothrist-Gruppe um
116 Mio. Euro, das Sachanlagevermögen und die im-
ma teriellen Vermögensgegenstände stiegen um 112 Mio.
Euro. Zugängen bei den Sachanlagen und immateriellen
Ver mö gens gegen ständen von 204 Mio. Euro sowie aus
der Erstkonsolidierung der Rothrist-Gruppe von 86 Mio.
Euro standen Abgänge zu Restbuchwerten von 13 Mio.
Euro und Abschreibungen von 165 Mio. Euro gegen-
über.
Die Sonstigen Aktiva (ohne liquide Mittel) verrin-
gerten sich um 11 Mio. auf 1.314 Mio. Euro. Die Erstkon-
solidierung von Rothrist führte zu einer Erhöhung der
Sonstigen Aktiva um 38 Mio. Euro. Die Vorräte wuchsen
um 56 Mio. Euro, davon entfielen zum Bilanzstichtag
49 Mio. Euro auf Rothrist. Die Forderungen sanken
gegenüber dem Vorjahr um 108 Mio. Euro, vor allem
durch die im Vergleich zu 2007 deutlich schwächeren
Umsätze im vierten Quartal. Durch Rothrist gingen die
Forderungen um 14 Mio. Euro zurück. Zwar wurden
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen von
Rothrist in Höhe von 21 Mio. Euro zusätzlich in den
Konzernabschluss aufgenommen, dafür entfallen aber
die zum 31.12.2007 ausgewiesenen Finanzforderungen
gegen die Beteiligung Rothrist aufgrund der Kon -
solidierung. Die Sonstigen Vermögensgegenstände
2008 2007
Eigenkapitalquote 1) [%] 31,4 30,9
Innenfinanzierungsgrad 2) 1,42 0,97
Finanzverschuldungsgrad 3) 0,38 0,29
Dynamischer Finanzverschuldungsgrad 4) 1,03 0,73
Eigenkapitalrentabilität 6) [%] 22,2 33,5
ROCE 7) [%] 14,9 21,6
EBIT 9) [Mio. ¤] 209,9 278,1
Zinsdeckungsgrad I 10) 4,6 6,9
EBITDA 11) [Mio. ¤] 374,8 434,0
Zinsdeckungsgrad II 12) 8,2 10,8
FINANZKENNZIFFERN
24LAGEBERICHT
[ VERMÖGENS- UND FINANZLAGE ]
Anlagevermögen
Vorräte
Forderungen
Flüssige Mittel
AKTIVA
Wirtschaftliches Eigenkapital
+ Langfristige Verbindlichkeiten
Mittelfristige Verbindlichkeiten
Kurzfristige Verbindlichkeiten
PASSIVA
KONZERN-BILANZSTRUKTUR [MIO. ¤]
2.551 2.503 2.551 2.503
20072008 2008
236 173
739 806
575 519
1.001 1.005
2007
1.1161.307
258
198
1.177 998
1) Eigenkapital laut Bilanz einschl. 50 % des Sonderpostens für Investitionszuschüsse zum Anlagevermögen und 100 % der Investitionszulagen : Bilanzsumme
2) Cashflow : Investitionen
3) Netto-Finanzschulden 5) : Wirtschaftliches Eigenkapital (Stand am Jahresende)
4) Netto-Finanzschulden5) : Cashflow
5) Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten, Schuldschein darlehen, in den übrigen Verbind lichkeiten enthaltene Kredite abzüglich Ausleihungen, Wertpapieren und flüssiger Mittel
6) Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit : Wirtschaftliches Eigenkapital (Durchschnitt aus Jahresanfang/Jahresende)
7) (Ergebnis vor Steuern + Zinsergebnis) : (Immaterielle Vermögensgegenstände + Sachanlagen + Working Capital 8)) (Durchschnitt aus Jahresanfang/Jahresende)
8) (Vorräte + Forderungen gegen Dritte, verbundene und Beteiligungs unter nehmen aus Lieferungen und Leistungen) ./. (Verbindlichkeiten gegen Dritte, verbun dene und Beteiligungs unternehmen aus Lieferungen und Leistungen + Wechselverbindlichkeiten)
9) Ergebnis vor Steuern + Zinsergebnis
10) EBIT : Zinsaufwand
11) EBIT + Abschreibungen
12) EBITDA : Zinsaufwand
er höhten sich um 41 Mio. Euro auf 143 Mio. Euro. Der
Anstieg dieser Position resultierte zu einem erheblichen
Teil aus Steuererstattungsansprüchen.
Die liquiden Mittel der Gruppe stiegen um 63 Mio.
Euro auf 236 Mio. Euro. Sie liegen infolge der zentralen
Cash-Pool-Liquiditätssteuerung überwiegend bei der
Benteler AG und sind täglich verfügbar.
AUCH IN SCHWIERIGEM UMFELD SOLIDE
FINANZIERUNGSSTRUKTUR
Das wirtschaftliche Eigenkapital nahm um 28 Mio. Euro
auf 802 Mio. Euro zu. Darin sind bereits Effekte aus der
Erstkonsolidierung von Rothrist berücksichtigt. Durch
die offene Verrechnung des Firmenwertes mit den
Rück lagen reduzierte sich das Eigenkapital um 43 Mio.
Euro. Der Konzernjahresüberschuss führte zu einer
Erhöhung des Eigenkapitals um 122 Mio. Euro, wäh-
rend Dividenden an Gesellschafter der Benteler AG
bzw. Minder heitsaktionäre das Eigenkapital um 41 Mio.
Euro minderten.
Die Rückstellungen beliefen sich Ende 2008 auf
466 Mio. Euro, dies entspricht einer Zunahme von
20 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr. Dieser Anstieg
resultiert aus der Übernahme von Rothrist. Die Liefe-
rantenverbindlichkeiten lagen mit 616 Mio. Euro vor
allem aufgrund des schwachen Geschäfts im Dezember
um 109 Mio. Euro unter den Werten des Vorjahrs.
Das Working Capital nahm um 98 Mio. Euro auf
533 Mio. Euro zu und betrug 8,4 % vom Umsatz nach
6,9 % im Vorjahr. Von der Erhöhung des Working Capital
25[ VERMÖGENS- UND FINANZLAGE ] LAGEBERICHT
entfallen 63 Mio. Euro auf Rothrist. Ohne die Erstkon-
so lidierung von Rothrist hätte das Working Capital einen
Anteil von 7,6 % am Umsatz erreicht.
Die langfristigen Mittel (Eigenkapital, Pensions rück-
stel lungen und langfristiges Fremdkapital mit einer Rest-
laufzeit von mehr als fünf Jahren) betrugen 1.177 Mio.
Euro und erreichten einen Anteil von 46 % an der Bi lanz-
summe. Sie deckten das Anlagevermögen zu 118 %.
Die Eigenkapitalquote lag 2008 mit 31,4 % leicht
über dem Vorjahreswert von 30,9 %. Die Nettofinanz-
schulden erhöhten sich um 79 Mio. Euro auf 306 Mio.
Euro; der Finanzverschuldungsgrad stieg von 29 % auf
38 %. Vom Anstieg der Nettofinanzschulden entfielen
31 Mio. Euro auf die Erstkonsolidierung von Rothrist.
Trotz des Einbruchs im vierten Quartal erzielte die
Benteler-Gruppe einen ROCE von annähernd 15 %. Da-
mit hat das Unternehmen auch in schwierigem Umfeld
alle selbst gesetzten Ziele erreicht: eine Eigenkapital-
quote von mindestens 30 %, einen Finanzverschul-
dungsgrad von höchstens 50 % und einen ROCE von
wenigstens 15 %.
ZENTRALES CASH- UND DEVISEN-MANAGEMENT
Die Finanzierung der Benteler-Gruppe erfolgt grund-
sätzlich zentral. Über konzerninterne Geldanlage- und
Geldaufnahmemöglichkeiten werden freie oder feh-
lende Mittel in der Benteler AG gepoolt. Dabei werden
Überschüsse einzelner Konzerngesellschaften zur in-
ternen Finanzierung des Geldbedarfs anderer genutzt.
Investitionen sind in der Regel langfristig, das Working
Capital kurzfristig finanziert. Um die Deckung des An-
la gevermögens durch langfristiges Kapital zu sichern,
wurden im Berichtsjahr bestehende Darlehen ver-
längert. Für die Finanzierung der Rothrist-Akqui sition
wurde Anfang 2008 zusätzlich ein Schuldschein dar -
lehen von 120 Mio. Euro aufgenommen. Zur Finan-
zierung des Working Capital standen am 31.12.2008
Kreditlinien von 355 Mio. Euro zur Verfügung; diese
wurden am Stichtag zu 16 Mio. Euro in Anspruch ge-
nom men. Sämtliche Kreditzusagen sind frei von
Sicher heiten (Ausnahme siehe Konzernanhang Ziffer 17)
und Financial Covenants.
Zur Reduzierung von Debitorenrisiken und zur
Deckung des kurzfristigen Finanzbedarfs besteht ein
Asset-Backed-Security-Programm in Deutschland (bis
zu 75 Mio. Euro) für den Verkauf von Forderungen aus
Lieferungen und Leistungen. Aus dem Programm wur-
den zum Bilanzstichtag 43,4 Mio. Euro liquide Mittel
bereitgestellt.
Um den Zahlungsverkehr kostengünstig abzu wi-
ckeln, wird über die Benteler AG ein wesentlicher Teil
des konzerninternen Liefer- und Leistungsverkehrs
durch die Verrechnung fälliger Forderungen und Ver-
bindlichkeiten der Konzerngesellschaften abgewickelt
(Netting). 2008 wuchs das Nettingvolumen um 6 % auf
697 Mio. Euro.
26LAGEBERICHT
[ VERMÖGENS- UND FINANZLAGE ]
2006
191
145
165
208
2008
318
156
2007
148
121
2002
172
119
2004
200
113
2003
257
127
2005
GESAMTINVESTITIONEN, ABSCHREIBUNGEN UND CASHFLOW [MIO. ¤]
183170
160190
243
310
296
200
150
100
50
0
250
300Investitionen
Abschreibungen
Cashflow
27[ VERMÖGENS- UND FINANZLAGE ] LAGEBERICHT
RISIKOBERICHT
UMFASSENDES RISIKOMANAGEMENT
Die Benteler-Gruppe ist in allen drei Geschäftsbereichen
vielfältigen Risiken ausgesetzt, die teilweise erheb li-
chen Einfluss auf die Vermögens-, Finanz- und Ertrags-
lage haben können. In der derzeitig angespannten
kon junkturellen Lage ist das Benteler-Risikomanage-
mentsystem von besonders hoher Bedeutung. Es regelt
die Erfassung und Bewertung von Risiken sowie die
Berichterstattung und ist in die Strategie-, Planungs-
und Informationsprozesse des Unternehmens inte-
griert.
Die Benteler AG führt ihre Geschäftsbereiche durch
strategische und operative Zielvorgaben. Das Erreichen
der Ziele wird durch ein detailliertes Management-
Informationssystem verfolgt, das alle relevanten Kenn-
zahlen im Ist, im Plan und in der Prognose abbildet. Bei
negativen Planabweichungen veranlasst die Holding
kurzfristig entsprechende Maßnahmen. Monatlich be-
richten alle Geschäftsbereiche über ihre wirtschaft-
liche Entwicklung und zeigen Chancen und Risiken zu
den geplanten Ergebnissen, aber auch für künftige
Entwicklungen auf. Darüber hinaus wird dem Vorstand
halbjährlich ein aggregierter Risikostatusbericht auf
Basis einer jährlichen Inventur möglicher bestands-
gefährdender Risiken vorgelegt. In diesem Bericht wird
der Vorstand anhand festgelegter Indikatoren zum
Status der Risiken und Maßnahmen informiert. Für
jedes Risiko werden Verantwortliche zur Beobachtung
und Steuerung der Maßnahmen festgelegt.
Ergänzend verfügt die Benteler-Gruppe über ein
unternehmensweites internes Kontrollsystem (IKS), das
organisatorische Sicherheitsmaßnahmen, Verfahrens-
regelungen und Systemprüfungen vorsieht. Die Kon-
zernrevision untersucht im Auftrag des Vorstands alle
Unternehmensbereiche in regelmäßigen Zeitabständen.
Dabei überprüft sie unter anderem die Einhaltung von
Richtlinien, die Ordnungsmäßigkeit und Effizienz von
Geschäftsprozessen und der Berichterstattung sowie
die Funktionsfähigkeit des Risikomanagements.
Einige besonders wichtige Risiken werden durch
den zentralen Dienstleister BLV in Abstimmung mit dem
Vorstand auf Versicherungen übertragen. So werden ins-
besondere Ansprüche durch Rückrufe und Haftpflicht-
fälle sowie Sachschäden und Schäden aus Betriebs-
unterbrechungen gedeckt.
Die nachfolgend beschriebenen Risiken sind nicht
die einzigen, denen die Benteler-Gruppe ausgesetzt
ist. Risiken, die derzeit noch nicht bekannt sind, oder
solche, die jetzt noch als unwesentlich eingeschätzt
werden, können die Geschäftsaktivitäten ebenfalls
be einträchtigen.
In der derzeitigen angespannten wirtschaftlichen
Lage sind Risiken aus konjunkturellen Nachfrageein-
flüssen, spezifische Kunden- und Lieferantenrisiken
sowie Liquiditätsrisiken besonders zu beachten. Des
Weiteren beobachtet das Management intensiv Verän-
derungen auf den Beschaffungsmärkten sowie Projekt-,
Qualitäts-, Währungs- und IT-Risiken. Für nachstehende
Bereiche wurden Szenarien und Maßnahmenpläne ent-
wickelt, um zukünftige Geschäfte abzusichern.
RISIKEN AUS KONJUNKTURELLEN NACHFRAGEEINFLÜSSEN
Die Unternehmensplanung zeigt Chancen im Hinblick
auf neue Produkte, Kunden und Märkte auf. Dem gegen-
über stehen Risiken für Absatz, Umsatz und Ergebnis
aus stagnierenden oder gar rückläufigen Produktions-
mengen der Automobilhersteller bei Fahrzeugmodel-
len, für die das Unternehmen liefert. Konjunkturelle
Schwankungen können einen erheblichen Einfluss auf
das Geschäft mit Stahlrohren haben. Im Verlauf des
28LAGEBERICHT
[ RISIKOBERICHT ]
Jahres 2008 ist die Nachfrage in allen drei Geschäftsbe-
reichen der Benteler-Gruppe deutlich zurückgegangen;
im vierten Quartal sind Umsatz und Absatz sogar ein-
gebrochen.
Die Auswirkungen der aktuellen Krise werden
durch die Diversifizierung der Aktivitäten der Benteler-
Gruppe gemildert. Zum einen bedient der Konzern in
den drei Geschäftsbereichen unterschiedliche Märkte,
zum anderen hat er seine weltweite Präsenz aus-
gebaut. Zudem begrenzt der Geschäftsbereich Auto-
mobiltechnik die Absatzkonzentration bei einzelnen
Kunden, während die Geschäftsbereiche Stahl/Rohr und
Handel stark diversifizierte Kundenkreise beliefern. Da
der aktuelle Absatzeinbruch fast alle Märkte und Kunden-
segmente erfasst hat, mussten weitere Maßnahmen
ergriffen werden. Im vierten Quartal 2008 haben der
Vorstand und die Geschäftsführungen Projekte gestar-
tet, um für jeden Bereich des Unternehmens die Kosten-
strukturen der reduzierten Nachfrage anzupassen. Des
Weiteren arbeiten alle Geschäftsbereiche intensiv da-
ran, durch die Reduzierung von Investitionen und den
Abbau von Working Capital die gute Liquiditätsposition
der Benteler-Gruppe nachhaltig zu sichern.
SPEZIFISCHE KUNDEN- UND LIEFERANTENRISIKEN
Aus einer negativen wirtschaftlichen Entwicklung bei
einzelnen Vertragspartnern können sich Auswirkungen
auf Umsatz und Ergebnis der Benteler-Gruppe erge-
ben. Diese Risiken begrenzt das Unternehmen durch
die bereits beschriebene breite Streuung der Kunden-
und Lieferantenbasis, die Versicherung eines Teils der
Forderungen sowie eine laufende Beobachtung wich-
tiger Marktentwicklungen.
Die Benteler-Gruppe könnte Verluste erleiden,
wenn sich die Bonität einzelner Kunden verschlechtert
und dadurch Zahlungsverzögerungen oder -ausfälle
eintreten, beziehungsweise geplante Absätze nicht
realisiert werden können. In der aktuellen, wirtschaft-
lich schwierigen Situation hat das Unternehmen das
Debitorenmanagement weiter intensiviert. Der Vertrieb
in den Geschäftsbereichen verfolgt täglich die wirt-
schaft liche Lage der Kunden, ihr Zahlungsverhalten und
die Möglichkeiten zur Absicherung von Risiken.
Um ihre Lieferverpflichtungen erfüllen zu können,
ist die Benteler-Gruppe auf Material und Dienstleis-
tungen zahlreicher anderer Unternehmen angewiesen.
Gerade in der derzeitigen angespannten Konjunktur-
phase könnte das Geschäft dadurch belastet werden,
dass Versorgungsschwierigkeiten bei bestehenden Lie-
feranten auftreten bzw. kurzfristig neue Lieferanten
gefunden werden müssen. Der Geschäftsbereich Auto-
mobiltechnik hat eine besonders große Anzahl von
spezialisierten Lieferanten. Hier hat der Einkauf ein
umfangreiches Instrumentarium aufgebaut, um Risiken
zu begrenzen. Die Bonität der Lieferanten wird mit Hilfe
von externen und internen Informationen laufend
beo bachtet. Spezialisierte Teams im Einkauf sorgen
dafür, dass in einer Krisensituation die Versorgung des
Geschäftsbereichs und damit die der Endkunden sicher-
gestellt werden kann.
29[ RISIKOBERICHT ] LAGEBERICHT
VERÄNDERUNGEN AUF DEN BESCHAFFUNGSMÄRKTEN
Preisschwankungen bei Stahl, Schrott und Legierungen
sind für die Benteler-Gruppe ein nicht unerhebliches
Risiko. Erhöhen sich die Vormaterialpreise, können
diese nicht immer sofort und im notwendigen Umfang
über die Verkaufspreise der Produkte an die Kunden
weitergegeben werden. Dies kann sich negativ auf die
Ergebnisentwicklung auswirken. Im Umkehrschluss
kann sich durch die verzögerte Weitergabe sinkender
Beschaffungspreise auch ein positiver Einfluss auf die
Ertragslage ergeben.
Der Geschäftsbereich Automobiltechnik kauft in
erheblichem Umfang Warm- und Kaltband ein, in der
Regel mit längerfristigen Verträgen. Änderungen bei den
Beschaffungspreisen gibt er weitgehend an die Kunden
weiter. Zum Ausgleich von Vormaterial preis stei ge -
rungen wurde 2005 ein Materialteuerungszuschlag im
Bereich Stahl/Rohr eingeführt. Im Benteler Handel
können sich bei sinkenden Beschaffungspreisen die
Erlöse für den Verkauf von vorhandenen Beständen
verringern. Daher steuert der Geschäftsbereich gerade
bei hoher Marktvolatilität aktiv seine Bestandshöhe.
PROJEKTRISIKEN
Die Automobiltechnik ist an umfangreichen Entwick-
lungs- und Fertigungsprojekten beteiligt. In diesen
Projekten können unerwartete technische Probleme im
Geschäftsbereich oder bei den Zulieferern auftreten,
die unter anderem zu höheren Kosten für den Serienan-
lauf und/oder höheren Investitionen führen können als
ursprünglich geplant. Zur Vermeidung bzw. Verringe-
rung dieser Risiken hat der Geschäftsbereich überar-
beitete Standards für die Projektabwicklung festgelegt.
Sie sehen regelmäßige Projekt-Reviews vor, um gegebe-
nenfalls ein frühzeitiges Gegensteuern zu ermöglichen.
Die Zulieferer werden in diesen Prozess einbezogen und
in festgelegten Zeitabständen auditiert.
QUALITÄTSRISIKEN
Entwicklungs-, Produktions- oder Logistikfehler in
den eigenen Werken oder bei Zulieferern können dazu
führen, dass Kunden mit fehlerhaften Teilen oder zu spät
beliefert werden. Dies hat möglicherweise Schaden-
ersatzforderungen zur Folge. Deshalb hat die Benteler-
Gruppe umfassende Verfahrensanweisungen zur Pro-
zesssicherheit, zum Qualitätsmanagement sowie zu
Prozess-Audits in den eigenen Werken und bei den
Lieferanten eingeführt. Um derartige Risiken in der eige-
nen Fertigung zu verringern, entwickeln die Geschäfts-
bereiche die Produktionsverfahren ständig weiter und
betreiben eine vorbeugende Instandhaltung der An -
lagen.
Parallel dazu setzen sie den Ausbau der Systeme
zur lückenlosen Dokumentation der Fertigungsschritte
jedes Bauteils in der Produktion fort. Damit sollen
mögliche Folgen einer Belieferung mit fehlerhaften
Teilen durch Lieferanten sowie der Produktion eigener
fehlerhafter Produkte (Rückrufrisiko) minimiert werden.
Für etwaige Haftungsrisiken und Schadensfälle hat die
Benteler-Gruppe Versicherungen abgeschlossen, um
verbleibende Risiken für das Unternehmen zu be-
grenzen. Schadensfälle können auch aus fehlerhaften
30LAGEBERICHT
[ RISIKOBERICHT ]
Mate rialeinkäufen resultieren. Über die Kooperation
mit einem Versicherungsmakler bietet die Benteler-
Gruppe auch ihren externen Lieferanten günstige
Möglichkeiten zum Abschluss einer Produkthaftungs-
und Rückrufversicherung an.
WÄHRUNGSRISIKEN
Im Rahmen der internationalen Geschäftsbeziehun-
gen, insbesondere in Beschaffung und Verkauf, ist die
Benteler-Gruppe aufgrund von Wechselkursänderungen
Währungsrisiken ausgesetzt. Das zentral durch die
Benteler AG gesteuerte Finanz- und Währungsma na-
ge ment schließt Devisenrisiken durch ein Infor ma-
tionssystem und darauf abgestimmte Sicherungs-
geschäfte weitgehend aus. Kundenaufträge und
Zukaufvolumina in Fremdwährung sichert der Konzern
nach festgelegten Verfahrensweisen grundsätzlich ab.
LIQUIDITÄTSRISIKEN
Die Benteler-Gruppe benötigt zur Sicherung ihres Fort-
bestehens eine ausreichende Liquidität. Auf Basis der
Planungen wird der zu deckende Finanzbedarf ermit-
telt, der durch mittel- und langfristige Finanzierungen
vor allem von Kernbanken abgedeckt wird. Durch den
Eintritt wirtschaftlicher Risiken kann zusätzlicher Finanz-
bedarf entstehen. Darüber hinaus können weitere
Finanzmittel erforderlich sein, um Chancen zu nutzen.
Die vorausschauende Versorgung mit Liquidität ist
derzeit besonders wichtig, da durch die Finanzkrise
die Beschaffung zusätzlicher Mittel erheblich erschwert
und verteuert worden ist.
Durch ihre langfristig ausgerichtete konservative
Finanzierungspolitik ist die Benteler-Gruppe gut auf
die aktuellen Herausforderungen vorbereitet. Noch 2008
wurde in erheblichem Umfang die langfristige Finan-
zierung verstärkt, insbesondere durch die Aufnahme
eines Schuldscheindarlehens. Die zur Finanzierung des
Working Capital vorgehaltenen Vorratslinien wurden
zu einem großen Teil verlängert. Durch diese solide
Finanzierungsstruktur ist die Zahlungsfähigkeit auch
dann gesichert, wenn negative konjunkturelle Ein-
flüsse das Unternehmen belasten. Darüber hinaus hat
die Benteler-Gruppe weitere Maßnahmen ergriffen,
um den zukünftigen Finanzbedarf noch genauer ab-
schätzen zu können sowie Liquidität im Unternehmen
freizusetzen. Dabei steht im Vordergrund, das Working
Capital zu reduzieren und die Investitionen auf die für
die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs erforder-
lichen Projekte zu beschränken.
IT-RISIKEN
Durch den Ausfall von IT-Systemen und/oder die Manipu-
lation von Daten können wichtige Prozesse der Benteler-
Gruppe gestört werden, unter anderem mit der Folge
von Lieferproblemen oder Lieferausfällen. Diesem Risiko
begegnet das Unternehmen mit der redundanten Aus-
legung von IT-Systemen sowie Berechtigungskonzep-
ten, Notfallplänen und Richtlinien zur IT-Sicherheit,
die regelmäßig geprüft werden.
GESAMTAUSSAGE ZUM RISIKOMANAGEMENT
Im laufenden Jahr wurden zusätzlich zur Prüfung des
Jahresabschlusses die Risikomanagementprozesse durch
die Wirtschaftsprüfer der inländischen Einzelabschlüsse
untersucht. Sie haben festgestellt, dass die gesetz-
lichen Anforderungen erfüllt werden und das in der
Benteler-Gruppe bestehende Frühwarnsystem geeignet
ist, Entwicklungen, die den Fortbestand der Gesell-
schaft gefährden könnten, rechtzeitig zu erkennen.
Nach Prüfung der gegenwärtigen Risikosituation
bestehen derzeit keine erkennbaren Risiken, die den
Fortbestand der Benteler-Gruppe gefährden könnten.
31[ RISIKOBERICHT ] LAGEBERICHT
FORTSCHRITT DURCH INNOVATIVE TECHNOLOGIEN,
PRODUKTE UND PROZESSE
Die Benteler-Gruppe sieht es als Verpflichtung an, ihren
Kunden Wettbewerbsvorteile durch leistungsfähige
Produkte und Prozesse, einen umfassenden Service
sowie neue Werkstoffe zu bieten. Innovationen sind
deshalb für alle Bereiche des Unternehmens kennzeich-
nend. Gemeinsam mit dem Kunden werden dessen
Bedürfnisse analysiert, um hinsichtlich Technik und
Kosten optimale Lösungen zu erarbeiten.
TUBE SOLUTIONS STEIGERN KUNDENNUTZEN
Benteler Stahl/Rohr bietet hochwertige Rohre für
Kunden in den Bereichen Energie, Industrie und Auto-
mobil. Die technologische Weiterentwicklung der Pro-
dukte und die Beschleunigung der Innovationspro-
zesse stehen dabei im Fokus der gesamten Organisation.
Um hier noch schneller voranzukommen, wurde 2008
das Innovations- und Technologiemanagement im neu
gegründeten Bereich Zentrale Entwicklung gebündelt.
Wesentliche Arbeitsschwerpunkte sind anforderungsge-
rechte Stahlgüten, verbesserte Geometrien, geringere
Toleranzen, neuartige Oberflächen und ein erweiterter
Service. Durch dieses umfassende Rohr-Know-how
konnte der Geschäftsbereich Stahl/Rohr den Anteil be-
sonders hochwertiger und leistungsfähiger Produkte,
den sogenannten Tube Solutions, weiter ausbauen.
BESSERE WERKSTOFFE UND OBERFLÄCHEN
Die Fähigkeit, verbesserte Werkstoff- und Oberflächen-
beschichtungen schnell und effizient zu entwickeln,
wird zunehmend zum wettbewerbsentscheidenden
Faktor. Dabei ist der zielgerichtete Einsatz leistungs-
starker Simulationsverfahren mittlerweile unverzicht-
bar. Um auch auf dem Gebiet der Werkstoffsimulation
Innovationen anbieten zu können, wurde im Berichts-
jahr die Kooperation mit dem neu gegründeten Mate-
rialforschungszentrum ICAMS an der Ruhr-Universität
Bochum gestartet. ICAMS steht für Interdisciplinary
Center for Advanced Materials Simulation (Interdiszipli-
nä res Zentrum für fortgeschrittene Werkstoffsimulation).
HÖHERE EFFIZIENZ MIT NEUEN ROHREN
Um den Forderungen nach stetig steigender Energieeffi-
zienz (und damit sinkendem CO2-Ausstoß) in Großkraft-
werken Rechnung zu tragen, werden höher legierte
Rohrwerkstoffe immer wichtiger. Der Geschäftsbereich
Stahl/Rohr hat daher im Berichtsjahr die Produktent-
wicklung weiter auf diese Materialien fokussiert, um
den Kundenbedürfnissen besser gerecht zu werden.
FORSCHUNGS- UND
ENTWICKLUNGSBERICHT
32LAGEBERICHT
[ FORSCHUNGS- UND ENTWICKLUNGSBERICHT ]
Auch im Bereich regenerative Energien, insbesondere
für Wärmetauscher in solarthermischen Kraftwerken,
konnte Benteler erste Tube Solutions entwickeln. Dies
wurde durch die erstmalige Fertigung extrem kleiner,
U-förmig gebogener Rohre in großer Länge möglich.
Des Weiteren arbeitet der Geschäftsbereich Stahl/Rohr
intensiv an der Entwicklung geeigneter Beschichtungen
für solare Anwendungen.
GEWICHTSEINSPARUNGEN DURCH ROHRLÖSUNGEN
Die Kompetenz von Benteler Stahl/Rohr bei Rohren für
Automobile liegt im Leichtbau. 2008 wurden erstmals
Hohlfedern aus geschweißt gezogenen Rohren her-
gestellt. Die zu Federn geformten Rohre wurden auf
eine Festigkeit von über 1.800 MPa vergütet. Sie sind
im Bereich der ungedämpften Massen gut ein Drittel
leichter als herkömmliche Drahtfedern. Ein erster
Einsatz der neuartigen Federn ist in innovativen Sport-
fahr werken geplant. Bei leichten LKW konnte durch
eine neue Achs lösung aus einem luftgehärteten Stahl
das Bauteilgewicht um zehn Prozent gesenkt und ein
reduzierter Kraftstoffverbrauch erreicht werden. Außer-
dem bietet der eingesetzte Stahl die geforderten
Festigkeiten von rund 700 MPa ohne die sonst übliche
zusätz liche Vergütungsbehandlung. Der Serieneinsatz
ist für 2009 vorgesehen.
IDEEN FÜR DIE AUTOS VON MORGEN
Bei der Benteler Automobiltechnik richten sich die Akti-
vitäten im Bereich Forschung und Entwicklung gezielt
auf die Weiterentwicklung von Produkten und Pro-
zessen sowie auf neue Ideen, um weitere Geschäfts-
felder für die Benteler-Gruppe zu erschließen. Im
Mittelpunkt stehen dabei die zentralen Themen der
Automo bilindustrie: Leichtbau, Emissionsreduzierung,
Sicherheit und Komfort. Maßgeschneiderte Bauteile,
neue Werkstoffe und mechatronische Systeme werden
das zukünftige Geschäft immer stärker bestimmen.
Darü ber hinaus bietet die Entwicklung neuer Techno-
logien Chancen, um neben den Produkteigenschaften
auch die Kostensituation zu verbessern.
33[ FORSCHUNGS- UND ENTWICKLUNGSBERICHT ] LAGEBERICHT
GROSSES POTENZIAL FÜR VERBUNDSTOFFE MIT CFK
Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der daraus
folgenden CO2-Diskussion werden leichtere Karosserien
immer wichtiger. Insbesondere die Verarbeitung kohlen-
stofffaserverstärkter Kunststoffe (CFK) bietet ein großes
Potenzial, das Fahrzeuggewicht deutlich zu reduzie-
ren. Die heutigen, kostenintensiven Verfahren mit ihrem
hohen Anteil an manuellen Tätigkeiten eignen sich
nur für die Kleinserienfertigung. Um die Leistungs-
fähigkeit dieses Werkstoffs auch für die Serienfertigung
zu erschließen, hat die Benteler Automobiltechnik
gemeinsam mit dem europäischen Kohlenstofffaser-
hersteller SGL Group ein Joint Venture gegründet. Die
Benteler SGL GmbH & Co. KG mit Sitz in Paderborn bün-
delt die Kompetenzen der Benteler Automobiltechnik
und der SGL Group auf den Gebieten der Entwicklung
und Produktion von Automobilkomponenten sowie der
Herstellung von Kohlenstofffasern und Halbzeugen.
Die erste Aufgabe des Joint Venture bestand darin,
Komponenten für den Einsatz eines Stahl-CFK-Verbunds
zu identifizieren, für die bei vertretbarem Kostenmehr-
aufwand eine deutliche Gewichtsreduzierung bzw.
Leistungssteigerung erreicht werden kann. Die Unter-
suchung ergab je nach Bauteil Gewichtseinsparungen
von bis zu 50 %. Mit dem innovativen Werkstoffverbund
lassen sich beispielsweise CFK-verstärkte B-Säulen her-
stellen, die individuell für die jeweiligen Crash-Anfor-
derungen ausgelegt werden. Darüber hinaus wurden
unterschiedliche Ansätze entwickelt, um die Techno-
lo gie großserientauglich zu machen. Der Schwerpunkt
lag dabei auf der Entwicklung neuer Harzsysteme, die
kürzere Aushärtzyklen zulassen und die Funktion der
Klebeschicht übernehmen. Parallel dazu erfolgte der
Aufbau von CAE-Methoden zur Berechnung der me-
chanischen Eigenschaften, die zukünftig den OEM bei
der Gesamtfahrzeugberechnung zur Verfügung stehen.
ALUMINIUM ZUR LEISTUNGSSTEIGERUNG
Hybrid-Bauteile aus Stahl und Aluminium haben ein
hohes Potenzial für weitere Gewichtsreduzierungen. Für
solche Anwendungen hat die Benteler Automobiltech-
nik innovative Fügetechnologien entwickelt, wie Klebe-
verfahren, Verbundguss und ein spezielles Schweiß-
verfahren. Diese Methoden können zum Beispiel zur
Herstellung besonders leistungsfähiger Achsen einge-
setzt werden oder zur Produktion von Crash-Boxen,
die die gleiche Sicherheit wie aktuelle Serienlösungen
bieten, aber deutlich leichter sind.
2008 hat die Benteler-Gruppe ihre Entwicklungsaus-
gaben erhöht. Sie betrugen 123,3 Mio. Euro und lagen
damit um 12,8 % über dem Vorjahr.
34LAGEBERICHT
[ FORSCHUNGS- UND ENTWICKLUNGSBERICHT ]
UMFASSENDES QUALITÄTSMANAGEMENT
Internationale Qualitätsnormen sind für alle Benteler-
Standorte selbstverständlich. Mit regelmäßigen, erfolg-
reichen Zertifizierungen der Produktionsstandorte nach
dem Managementsystem-Standard ISO/TS 16949 ga-
rantiert die Benteler-Gruppe ihren Kunden weltweit
einen einheitlichen Qualitätsstandard. Darüber hinaus
besitzt das Unternehmen Zulassungen, Zertifikate und
Lizenzen namhafter deutscher und internationaler Ab-
nahme- und Klassifikationsgesellschaften. Des Weiteren
wird das Qualitäts-Managementsystem regelmäßig über-
arbeitet und erweitert, um die Effizienz zu erhöhen und
das Qualitätsbewusstsein der Mitarbeiter zu steigern.
MODERNER UMWELTSCHUTZ
Moderne Umweltschutzmaßnahmen sind wichtige
Elemente der Unternehmensprozesse in der Benteler-
Gruppe. Dazu zählt die kontinuierliche Verbesserung
der Verfahren und Technologien mit dem Ziel, Ressour-
cen und Energie zu sparen sowie Abfälle zu vermeiden
oder wieder zu verwerten. An allen Standorten welt-
weit wird umweltbewusstes Denken und Handeln vom
Unternehmen gefördert, um die ökologischen und
ökonomischen Ziele gleichermaßen zu erreichen. Das
nach DIN ISO 14001 zertifizierte Umwelt-Management-
system wird durch externe und interne Audits regel-
mäßig überprüft und weiterentwickelt.
In einem Umfeld sich stetig verschärfender um-
weltrechtlicher Rahmenbedingungen ist vorausschau-
endes Handeln erforderlich, um handlungsfähig zu
blei ben. So hat die Benteler-Gruppe frühzeitig dafür
gesorgt, dass die von der neuen europäischen Che mi-
ka lien verordnung (REACH) betroffenen Stoffe bis zum
1. Dezember 2008 vorregistriert werden konnten. Re le-
vante Lieferanten wurden auf ihre REACH-Ver pflich-
tungen hin überprüft und Kunden über dieses Vor gehen
informiert.
Des Weiteren arbeitet das Unternehmen kontinu-
ierlich daran, die Energie- und Rohstoffeffizienz mit
einer Vielzahl von Maßnahmen zu steigern, beispiels-
weise durch moderne Ofensteuerungssysteme, die
Nutzung der Abwärme zum Beheizen von Prozess-
bädern oder die zusätzliche Wärmedämmung von Ver-
waltungs- und Produktionsgebäuden.
QUALITÄTS- UND
UMWELT BERICHT
35[ QUALITÄTS- UND UMWELT BERICHT ] LAGEBERICHT
PERSONALBERICHT
MENSCHEN SIND DIE BASIS FÜR UNSEREN ERFOLG
Der Erfolg der Benteler-Gruppe ist eng verknüpft mit
den Leistungen der Mitarbeiter, ihrer Kreativität sowie
ihrer persönlichen und fachlichen Kompetenz. Mit ihrem
Engagement stehen sie hinter jedem Erfolg auf den
Märkten und jeder neuen Idee, die den weiteren Wachs-
tumsprozess des Unternehmens vorantreibt.
Im Jahresdurchschnitt 2008 beschäftigte die
Benteler-Gruppe weltweit 24.281 Mitarbeiter. Dies sind
1.343 mehr als im Jahr zuvor. Von diesem Zuwachs
entfallen 573 Beschäftigte auf die Rothrist-Gruppe. Im
Berichtsjahr wurden 452 Mitarbeiter in Deutschland
und 72 im Ausland ausgebildet. Damit stieg die Anzahl
der Auszubildenden insgesamt um 3 %.
Im Geschäftsbereich Automobiltechnik stieg die
durchschnittliche Mitarbeiterzahl um 619 oder 3 % auf
18.361 Personen. Der Zugang betraf vor allem die aus-
ländischen Standorte (+504). Als Folge neuer Aufträge
hat der Geschäftsbereich in Tschechien 208, in Süd-
amerika 188 und in China weitere 166 Mitarbeiter ein-
gestellt. In Deutschland nahm die Zahl der Beschäftig-
ten um 115 zu, insbesondere durch den Ausbau der
Engineering-Aktivitäten. Wie im Vorjahr betrug der
Anteil der inländischen Beschäftigten 32 %. Damit waren
2008 in der Benteler Automobiltechnik 76 % aller Be-
schäftigten der Benteler-Gruppe tätig.
Im Geschäftsbereich Stahl/Rohr stieg die Zahl der
Mitarbeiter im Vergleich zum Vorjahr durch die erst-
ma lige Berücksichtigung von Rothrist an. Insgesamt
arbei teten hier 4.070 Personen, 633 bzw. 18 % mehr
als im Vorjahr. 573 Mitarbeiter davon waren in der
Rothrist-Gruppe beschäftigt.
Im Geschäftsbereich Handel nahm die Zahl der
Mitarbeiter durch den Aufbau von Standorten im Aus-
land zu. Im Schnitt wuchs die Belegschaft um 5 % auf
1.696 Personen. Die Mitarbeiterzahl in der Management-
Holding stieg um 11 auf 154 Angestellte.
Durchschnittlich waren im Berichtsjahr 13.925 Mit-
arbeiter im Ausland und 10.356 im Inland tätig. Sowohl
im Ausland (+962) als auch im Inland (+381) nahm die
Anzahl der Beschäftigten zu. Mit 43 % blieb der Inlands-
anteil konstant.
ARBEITEN BEI BENTELER –
EINE PARTNERSCHAFT MIT PERSPEKTIVE
Das Erreichen der Unternehmensziele – langfristiges,
profitables Wachstum und Sicherung der Selbststän-
digkeit – setzt voraus, dass das Unternehmen kreative
und leistungsfähige Menschen für sich gewinnt, an sich
bindet und weiterentwickelt. 2008 wurde dazu eine
gemeinsame Personal-Strategie für die Unternehmens-
bereiche der Benteler-Gruppe verabschiedet.
36LAGEBERICHT
[ PERSONALBERICHT ]
MITARBEITERANTEILE DER BENTELER-GRUPPE
IM IN- UND AUSLAND
Inland 43 %
10.356 MA
(2007: 43 %)
Ausland 57 %
13.925 MA
(2007: 57 %)
MITARBEITERANTEILE AN DER GESAMTBELEGSCHAFT
Stahl/Rohr
16,8 % 2008
15,0 % 2007
Handel
7,0 % 2008
7,1 % 2007
Automobil-
technik
75,6 % 2008
77,3 % 2007
Holding
0,6 % 2008
0,6 % 2007
2008 2007 VERÄNDERUNG
[%]
Automobiltechnik 18.361 17.742 619 3
Stahl/Rohr 4.070 3.437 633 18
Handel 1.696 1.616 80 5
Holding 154 143 11 8
Mitarbeiter/-innen 24.281 22.938 1.343 6
Davon Auszubildende* 524 507 17 3
MITARBEITER/-INNEN NACH GESCHÄFTSBEREICHEN (JAHRESDURCHSCHNITT)
* inkl. Umschüler
37[ PERSONALBERICHT ] LAGEBERICHT
NEUE MITARBEITER GEWINNEN
Der zunehmende Wettbewerb um qualifizierte Mitar-
beiter für die Geschäftsbereiche erfordert eine intensive,
persönliche Ansprache der relevanten Zielgruppen. Auch
junge Talente sollen schon frühzeitig an das Unterneh-
men gebunden werden. Im Berichtsjahr haben rund
250 Praktikanten und 100 Diplomanden einen Einblick
in die Arbeitswelt erhalten. Viele der Studenten lernten
die Benteler-Gruppe auf einer der 20 im In- und Aus-
land durchgeführten Firmenkontaktmessen kennen.
Das Unternehmen will nicht nur Studenten an
sich binden, sondern bietet besonders qualifizierten
Kandidaten auch eine Finanzierung des Studiums an.
In sogenannten Kombinationsstudiengängen können
sie ein Studium mit intensiven Praxisphasen und einem
Berufsabschluss kombinieren. Neben den Fachrichtun-
gen Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen, Elek-
tro technik, International Business und Angewandte
Informatik wurde 2008 erstmals auch Accounting and
Finance angeboten. Seit dem Start des Programms im
Jahr 2001 hat sich die Zahl der Studierenden konti-
nuierlich erhöht. Aktuell nutzen 90 Studenten diese
außergewöhnliche Kombination aus Theorie und
Praxis. Inzwischen haben die ersten Jahrgänge Aus-
bildung und Studium mit hervorragenden Ergebnissen
abgeschlossen und arbeiten nun in den Benteler-
Gesellschaften. Die hohe Praxisorientierung und die
Vernetzung während des Studiums führen hier zu
einem erfolgreichen Berufseinstieg.
Im Berichtsjahr wurde auch die Ausbildung weiter-
entwickelt. 2008 waren 524 Auszubildende und Um-
schüler im Unternehmen tätig, davon 452 in Deutsch-
land. Die zahlreichen Preise für Auszubildende und
Studierende belegen, wie gut die Mitarbeiter auf ihre
spätere Berufstätigkeit vorbereitet wurden. So stellte
die Benteler-Gruppe beispielsweise zum neunten Mal
in Folge landesbeste sowie zum zweiten Mal einen
bundesbesten Auszubildenden.
Darüber hinaus startete der Geschäftsbereich Handel
ein Graduate Program. Aufgrund der geplanten wei-
teren weltweiten Expansion wurde ein zwölf mo na tiges
Trainee-Programm entwickelt, das im Berichtsjahr zehn
Trainees aus acht Nationen aufnahm. Im Fokus der
internationalen Ausbildung liegen die Bereiche Marke-
ting, Vertrieb, IT, Logistik, Einkauf und Unter nehmens-
entwicklung. Die Trainees werden in Deutschland in-
tensiv auf den zukünftigen Einsatz bereich an einem der
ausländischen Standorte vorbe reitet.
E-RECRUITING – PERSPEKTIVEN FÜR DIE ZUKUNFT
Das Internet drängt klassische Recruiting-Instrumente
wie Stellenanzeigen oder Jobmessen immer weiter
zurück. Die Benteler-Gruppe führte bereits 2005 ein
webbasiertes Online-Bewerbungssystem ein. Es wird
kontinuierlich ausgebaut, so dass immer mehr Gesell-
schaften dieses moderne Instrument nutzen können.
Derzeit können bereits Bewerbungen in vier Sprachen
eingereicht werden.
MITARBEITERQUALIFIZIERUNG WELTWEIT
Die Qualifikation von Führungskräften und Mitarbei-
tern bildet die Basis für die Wettbewerbsfähigkeit des
Unternehmens. Ihre systematische Förderung ist des-
halb ein wichtiges Anliegen. Als Grundlage für ein
umfassendes Management-Audit und ganzheitliches
Personalentwicklungssystem wurde im Berichtsjahr
das bereits vor einigen Jahren eingeführte Benteler-
Competency-Modell überarbeitet. Die dort beschrie-
be nen erfolgsrelevanten Eigenschaften gelten unter-
nehmensweit, so dass eine vergleichbare, transparente
Grundlage zur Beurteilung aller Mitarbeiter gewähr-
leistet ist.
UMFASSENDES FORTBILDUNGSANGEBOT
Das weltweite Wachstum und die zunehmende inter-
nationale und bereichsübergreifende Zusammenarbeit
38LAGEBERICHT
[ PERSONALBERICHT ]
führen häufig zu einer steigenden Komplexität. Damit
die Mitarbeiter aller Ebenen die daraus resultierenden
Anforderungen auch in Zukunft erfüllen können, bietet
ihnen die Benteler-Gruppe ein umfassendes Fortbil-
dungsangebot. Die angebotenen Maßnahmen schaffen
ein einheitliches Verständnis für Abläufe und Prozess-
schritte im Unternehmen und ermöglichen eine effi-
ziente Zusammenarbeit gemäß den Grundgedanken
eines schlanken Unternehmens.
MITARBEITER BINDEN – ERÖFFNUNG DER
BENTELER-KINDERTAGESSTÄTTE „ROHRSPATZEN“
Gerade junge Menschen erwarten von ihrem Arbeit-
geber Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Familie
und Beruf. Die Benteler-Gruppe bietet ihnen schon seit
vielen Jahren flexible Arbeitszeitmodelle und erweitert
die vielfältigen Angebote laufend. So wurde 2008 die
Benteler-Kindertagesstätte „Rohrspatzen“ am Haupt-
stand ort in Paderborn eröffnet. In der neuen Kinder-
tages stätte werden zunächst 46 Kinder in drei alters ge-
mischten Gruppen von vier Monaten bis zum Vorschulalter
betreut. Wesentliche Bestandteile des Betreu ungs kon-
zepts sind die Bereiche Bewegung, Sprache, Natur und
Umwelt sowie Forschen und Experimentieren. Um die
Kinder zu diesen Themen anzu regen und zu fördern,
bietet die Kindertagesstätte eine Experimen tier werk-
statt, ein Sprachlabor, eine Sport- und Spiel halle sowie
ein großzügig angelegtes Außengelände.
GESUNDHEITSMANAGEMENT
Die Veränderung der Altersstruktur der Beschäftigten
ist ein weiteres wichtiges Thema in der Personalarbeit.
Neben der Qualifizierung und dem altersgerechten Ein-
satz älterer Mitarbeiter bedeutet dies auch, attraktive
Bindungsprogramme für jetzige und zukünftige Mitar-
beiter zu schaffen und Gesundheitsprogramme für die
Belegschaft anzubieten. Durch diese Maßnahmen wird
das Unternehmen seiner sozialen Verantwortung gerecht
und stärkt seine Wettbewerbsfähigkeit. Im Berichtsjahr
fanden an vielen Standorten Aktionen zur Gesundheits-
förderung statt. Sie reichten von gesundem Kantinen-
essen über Anti-Stress-Trainings bis hin zu Gesund-
heits-Checks. Hinzu kamen betriebliche Sport- und
Freizeitangebote. Die Programme werden kontinuier-
lich ausgebaut. Bei Benteler Stahl/Rohr sind inzwi-
schen an jedem Standort Gesundheitsberater tätig, die
im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmana ge-
ments vielfältige Aktionen durchführen.
39[ PERSONALBERICHT ] LAGEBERICHT
PROGNOSEBERICHT
VORBEREITUNG AUF EIN SCHWIERIGES JAHR 2009
Auch in der jetzigen konjunkturellen Lage bleiben die
obersten Unternehmensziele der Benteler-Gruppe die
langfristige und kontinuierliche Steigerung des Unter-
nehmenswerts durch profitables Wachstum und der Er-
halt der finanziellen Unabhängigkeit. Das Unternehmen
wird weiter daran arbeiten, Marktchancen zu nutzen
und sich auf neue Herausforderungen vorzubereiten.
Die Aussichten der Weltwirtschaft haben sich für
2009 erheblich verschlechtert. Im Vergleich zum vier-
ten Quartal 2008 fiel die Nachfrage in den ersten drei
Monaten dieses Jahres deutlich schwächer aus. Der
Internationale Währungsfonds erwartet für das Gesamt-
jahr 2009 ein Wachstum von 0,5 %, den geringsten Wert
seit der Gründung der Bundesrepublik Deutsch land.
Nach dieser Prognose sinkt das Bruttosozialprodukt im
laufenden Jahr in den Industrieländern um 2 %, und
das Wachstum in den Entwicklungs- und Schwellen-
ländern verlangsamt sich auf 3 %. Der Index für das
Wirtschaftsklima, ein guter Indikator für die zukünftige
wirtschaftliche Entwicklung, liegt derzeit in Amerika
und Europa nur wenig über 50, der schlechteste Wert
seit 20 Jahren. Die Bankenkrise sorgt dafür, dass der
Zugang zu Krediten erschwert ist und die Kreditkosten
steigen. Dies belastet Investitionen und Konsum. Bei
fallender Nachfrage sinken die Rohstoff- und Energie-
preise, und es droht eine Deflation. Um diese Entwick-
lungen aufzuhalten, ergreifen fast alle Staaten massive
Maßnahmen zur Stützung der Nachfrage und der
Banken; dabei entstehen erhebliche Haushaltsdefizite.
Es ist nur schwer abzusehen, wie wirksam diese poli-
tischen Maßnahmen sein werden und wie schnell die
Wirtschaft nachhaltig auf einen Wachstumspfad zu-
rückkehren wird.
Unter diesen Bedingungen liegt der Fokus darauf,
die Benteler-Gruppe noch besser auf die veränderten
Marktbedingungen vorzubereiten. Bereits Ende 2008
wurde eine Reihe von Maßnahmen gestartet, um die
Rentabilität und die gute Liquiditätsposition des Unter-
nehmens auch in Zeiten mit deutlich geringerer Nach-
frage zu sichern. Die erheblichen Absatzrückgänge
machen eine schnelle Anpassung der Kapazitäten er-
forderlich. Dazu nutzen die Geschäftsbereiche unter-
schiedliche Instrumente, zum Beispiel in Deutschland
den Abbau von flexiblen Arbeitszeitguthaben, die
Reduzierung der Wochenarbeitszeit und Kurzarbeit.
Sämtliche Bereiche prüfen unter Führung des Vor-
stands und der Geschäftsführungen ihre Prozesse und
Strukturen, um die Kosten dem geringeren Geschäfts-
volumen anzupassen. Dabei werden alle Funktionen
und Gesellschaften auf die gleiche systematische Weise
behandelt. Das Unternehmen nutzt jede Möglichkeit,
um Liquidität durch die Reduzierung von Investitionen
und Working Capital freizusetzen. Die Projekte zielen
auf ehrgeizige Verbesserungen und sofortige Umset-
zung. Auch in Zukunft gelten die gleichen konservati-
ven Finanzierungsgrundsätze wie bisher: Investitionen
werden wie gewohnt aus dem Cashflow finanziert, die
Eigenkapitalquote soll 30 % erreichen, und der Finanz-
verschuldungsgrad 50 % nicht übersteigen. Durch die
40LAGEBERICHT
[ PROGNOSEBERICHT ]
Maß nahmen zur Ergebnis- und Liquiditätssicherung und
die äußerst solide Finanzierung hat sich die Benteler-
Gruppe gut auf die schwierigen wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen eingestellt und sieht in der Krise
auch die Chance, sich nachhaltig erfolgreich für die
Zeit danach zu positionieren.
HERAUSFORDERUNGEN FÜR DEN GESCHÄFTSBEREICH
AUTOMOBILTECHNIK
Nach den Erwartungen von Marktforschern soll 2009
der weltweite Absatz von Fahrzeugen um 12 % gegen-
über dem Vorjahr sinken. Dies würde einen weiteren
Rückgang um 8 Mio. auf 61 Mio. Einheiten bedeuten.
Es dürfte mindestens bis 2011 dauern, bis die Produk-
tionsvolumina von 2007 wieder erreicht werden. Die
Bewältigung von Absatzkrisen hat in der Vergangen-
heit bis zu fünf Jahre gedauert. Mittelfristige Ent-
wicklungen sind bei der derzeitig hohen Unsicherheit
schwer vorhersagbar. Der Trend zu effizienten und
kleineren, kostengünstigen Fahrzeugen dürfte aber
anhalten.
In diesem Umfeld stehen Automobilhersteller und
Automobilzulieferer erheblich unter Druck. Durch den
Absatzeinbruch sind ihre Kapazitäten nur unzurei-
chend ausgelastet. Neben den bisherigen Wettbewer-
bern aus Industrieländern haben Unternehmen aus
Schwellenländern in erheblichem Umfang Know-how
aufgebaut und ihr Angebot ausgeweitet. Die Schwie-
rigkeiten im Finanzsektor führen dazu, dass die für den
Neuwagenverkauf wichtige Absatzfinanzierung erheb-
lich erschwert ist. Die Automobilindustrie hat beträcht-
liche Schwierigkeiten, auch ihr eigenes Geschäft zu
finanzieren, so dass bei den OEM wie auch bei den
Zulieferern Insolvenzen drohen.
Trotz dieser Herausforderungen gibt es auch in
Zukunft Chancen für diejenigen Anbieter, die die jetzige
Krise gut bewältigen. Das Wachstum in den neuen Ab-
satzregionen wird weitergehen. Aufgrund der spezifi-
schen Anforderungen in diesen Ländern entstehen neue
Fahrzeugsegmente, insbesondere für kostengünstige
PKW. Weltweit erfordern auf Dauer höhere Energie-
preise effizientere und schadstoffärmere Motoren so-
wie leichtere Fahrzeuge. Die Diskussion um die Erwär-
mung der Erdatmosphäre führt nun zu politischem
Handeln – mit erheblichen Konsequenzen für die in
Zukunft zu bauenden PKW. Gleichzeitig steigen die
Anforderungen an die aktive und passive Sicherheit
sowie den Fahrkomfort.
Als Anbieter innovativer Lösungen, die zum Beispiel
hohe Leistungsfähigkeit mit geringem Gewicht kom-
binieren, ist der Geschäftsbereich Automobiltechnik
für den zukünftigen Wettbewerb gut gerüstet. Fahr-
werke von Benteler überzeugen in allen Fahrzeug-
klassen durch Dynamik, Sicherheit und Fahrkomfort.
41[ PROGNOSEBERICHT ] LAGEBERICHT
Als Marktführer bei der Warmumformung bietet die
Unternehmensgruppe eine Technologie an, die in be-
sonderem Maße die Forderung nach Gewichtsersparnis
und damit Kraftstoffeffizienz erfüllt. Komponenten von
Benteler für das Motorenumfeld entlasten die Umwelt
durch eine Verringerung des Verbrauchs. Gute Markt-
chancen für diese Produkte bieten sich bei europäi-
schen und asiatischen Herstellern.
In einer Reihe von Projekten arbeitet die Benteler
Automobiltechnik intensiv daran, sich auf die Konjunk-
turkrise einzustellen und die strategischen Chancen zu
nutzen. Wie in den übrigen Geschäftsbereichen werden
alle Strukturen und Kosten auf den Prüfstand gestellt,
um sie dem reduzierten Absatz anzupassen. Maßnah-
men zur Sicherung der Liquidität werden identifiziert
und umgesetzt. Darüber hinaus führt die Automobil-
technik eine Reihe von strategischen Projekten weiter.
Dabei stehen neue Werkstoffe und Produkte, neue
Märkte und operative Verbesserungen im Mittelpunkt.
Ein wichtiges Projekt beschäftigt sich zum Beispiel mit
der Nutzung von Carbonfasern bzw. CFK zur Entwick-
lung gewichtsoptimierter, hochfester Komponenten.
Die Benteler-Gruppe arbeitet hier in einem Joint
Venture zusammen mit SGL Carbon an ersten Kunden-
projekten. Aufgrund der derzeitig hohen Unsicherheit
ist eine Ergebnisvorausschau für 2009 schwierig. Die
vom Geschäftsbereich eingeleiteten Maßnahmen zielen
darauf ab, trotz des Nachfrageeinbruchs im laufenden
Jahr ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen.
AUSSICHTEN FÜR DEN GESCHÄFTSBEREICH
STAHL/ROHR SCHWÄCHER
Die Konjunktur belastet auch den Geschäftsbereich
Stahl/Rohr. Niedrigere Preise für Erdöl und Erdgas
dämpfen die Nachfrage nach Rohren zur Energieexplo-
ration, insbesondere in den USA. Die Errichtung von
Kraftwerken in Asien ist weiterhin erforderlich, um auch
nur ein gedrosseltes Wirtschaftswachstum zu ermög-
lichen. Eine schwächere Energienachfrage und Finan-
zierungsschwierigkeiten führen aber dazu, dass Neu-
bauten verzögert werden. Der Bedarf an Rohren für
Reparaturen und Revisionen europäischer und amerika-
nischer Kraftwerke ist weiter hoch, wird aber ebenfalls
von diesen Faktoren belastet. Trotz der Markteinfüh-
rung von weiteren Innovationen erwartet die Produkt-
gruppe Energie vor dem Hintergrund dieser Entwick-
lungen einen leichten Rückgang der Absätze.
Bei schwachem Auftragseingang ist die Nach -
frage der Maschinenbau- und Hydraulikindustrie nach
Rohren zu Beginn des Jahres 2009 deutlich rückläufig.
42LAGEBERICHT
[ PROGNOSEBERICHT ]
Dieser Trend wird dadurch verstärkt, dass der lager-
haltende Handel seine Bestände der sinkenden Nach-
frage anpasst. Bei Standardprodukten drängen zudem
verstärkt Hersteller aus Niedriglohnländern in die west-
europäischen Märkte und verschärfen den Wettbewerb.
In diesem schwierigen Umfeld ist die Produktgruppe
Industrie mit ihren besonders leistungsfähigen Tube
Solutions gut aufgestellt. Sie kann sich dem allgemei-
nen Markttrend aber nicht vollständig entziehen und
geht daher von Absätzen unter Vorjahresniveau aus.
Die Automobilindustrie erwartet 2009 deutlich
geringere Stückzahlen, die auch die Rohrnachfrage be-
lasten werden. Allerdings wird der Trend anhalten, aus
Gewichts- und Kostengründen Vollmaterial durch Rohre
und – soweit möglich – nahtlose durch geschweißt
nach gezogene Rohre zu ersetzen. Die Produktgruppe
Automobil ist durch ihre innovative Produktpalette gut
aufgestellt, um diese Marktentwicklungen zu nutzen.
Aufgrund der deutlich geringeren Automobilproduk-
tion werden hier jedoch, trotz dieser guten Positionie-
rung, sinkende Absätze erwartet.
Der Geschäftsbereich Stahl/Rohr geht davon aus,
dass Preisänderungen auf der Vormaterialseite nicht
zu Margenverlusten führen werden. Ebenso wie in den
übri gen Geschäftsbereichen hat er umfangreiche Maß-
nahmen zur Anpassung der Kosten und zur Sicherung
der Liquidität ergriffen. Aufgrund der schwächeren
Nach frage erwartet er aber einen deutlichen Ergebnis-
rückgang.
GESCHÄFTSBEREICH HANDEL MIT GERINGEREM ABSATZ
Aufgrund der schwächeren Nachfrage der Haupt -
kunden gruppen Maschinenbau, Fahrzeugbau sowie
An lagen-, Stahl- und Metallbau rechnet der Benteler
Handel 2009 mit geringeren Absätzen als im Vorjahr.
Die von vielen Kunden ergriffenen Aktionen zur Frei-
setzung von Liquidität und zum Abbau von Working
Capital wirken sich hier zusätzlich belastend aus.
Der Geschäftsbereich Handel hat, wie die übrigen
Unternehmen der Benteler-Gruppe, umfangreiche Maß-
nahmen zur Kostenanpassung und Freisetzung von
Liquidität gestartet. Darüber hinaus werden 2009 die
Projekte zur Logistik- und Prozessoptimierung fortge-
führt, um die angestrebten Einsparungen zu erreichen.
Als Vorbereitung für erneutes Wachstum in der Zukunft
investiert der Handel weiterhin in neue Märkte und
erweitert das Produktportfolio selektiv um Artikel, die
zu seinem Kerngeschäft passen. Aufgrund des redu-
zierten Absatzes prognostiziert der Geschäftsbereich
für 2009 einen geringeren Gewinn als 2008.
43[ PROGNOSEBERICHT ] LAGEBERICHT
Nach dem Jahresabschluss haben sich keine wesent lichen Ände-
rungen der Geschäftslage für das laufende Jahr ergeben. Nach
Abschluss des Geschäftsjahres haben sich keine Vorgänge von
besonderer Bedeutung ergeben, über die zu berichten wäre.
Der Lagebericht enthält zukunftsbezogene Aussagen über er-
wartete Entwicklungen. Diese Aussagen basieren auf aktuellen
Einschätzungen und sind naturgemäß mit Risiken und Unsicher-
heiten behaftet. Die tatsächlich eintretenden Ergebnisse können
von den hier formulierten Aussagen abweichen.
NACHTRAGSBERICHT
HAFTUNGSAUSSCHLUSS
44LAGEBERICHT
[ NACHTRAGSBERICHT I HAFTUNGSAUSSCHLUSS ]