geschichte der intensivpflege

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Kaum ein anderer Bereich der modernen Medizin hat eine derart rasante Entwicklung genommen wie die Intensivmedizin und damit die Intensivpflege. Oft steht der Tod im Krankenhaus am Bett und wartet…………….. er hat nicht mit dem mechanischen Einfallsreichtum des Menschen gerechnet!!

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Page 1: Geschichte Der Intensivpflege

Kaum ein anderer Bereich der modernen Medizin hat eine derart rasante

Entwicklung genommen wie die Intensivmedizin und damit die Intensivpflege.

Oft steht der Tod im Krankenhaus am Bett und wartet…………….. er hat nicht

mit dem mechanischen Einfallsreichtum des Menschen gerechnet!!

Page 2: Geschichte Der Intensivpflege

Zuerst nahm Frederick Snite die Zeichen nicht ernst. Bauchschmerzen, Fieber, Schwindel, das

würde sich schon legen. Vielleicht lag es am fremden Klima. Schließlich weilte Snite 1936

zum Auftakt einer Weltreise in Peking. Auf keinen Fall wollte sich der Sprössling einer

betuchten Familie aus Chicago diesen Traumurlaub verderben lassen. Doch als am nächsten

Morgen sein rechter Arm plötzlich lahm war und er um Luft ringen musste, suchte er in

Panik das Rockefeller Memorial Hospital in Peking auf, das wohl beste Krankenhaus der

östlichen Hemisphäre.

Die Diagnose war ein Schock: Obwohl er schon 25 Jahre alt war, litt Snite an Polio,

Kinderlähmung. Eine Krankheit, die tödlich ausgehen kann, wenn nicht nur Gliedmaßen,

sondern auch die Atemmuskulatur gelähmt wird - und genau danach sah es bei dem jungen

Amerikaner aus. Doch Snite hatte Riesenglück. Im Krankenhaus stand zufällig Chinas einzige

Beatmungsmaschine, ein zwei Meter langes, 600 Kilogramm schweres Metallmonstrum,

Eiserne Lunge genannt. 1936 gab es weltweit genau 222 solcher Geräte - das in Peking

rettete sein Leben.

Doch damit hatte das wahre Drama erst begonnen: Der Apparat, der Frederick Snite vor dem

qualvollen Tod durch Ersticken bewahrte, wurde zu seinem Gefängnis, einem stählernen

Sarg, den er nicht mehr verlassen konnte. In China begann für ihn ein 18-jähriges Martyrium.

Das ganze Dilemma zeigte sich an Frederick Snites Schicksal: Weil sich seine schweren

Lähmungen nicht wie bei vielen anderen Betroffenen zurückbildeten, blieb er auf die enge

Stahlröhre angewiesen, die seine Atmung nach einem simplen Prinzip regulierte: Eine

Halsmanschette schloss den Kopf luftdicht vom Rest des Körpers ab. Im Inneren der Röhre

wurde regelmäßig ein Unterdruck erzeugt. Alle vier Sekunden sogen sich Frederick Snites

Lungen durch den Druckwechsel mechanisch mit Luft voll. 21.600-mal am Tag. Es wurde der

Rhythmus seines Lebens.

Snite konnte sich nicht waschen, rasieren, ja nicht einmal am Kopf kratzen. Gepflegt wurde

er durch seitliche Luken, groß genug für eine Bettpfanne. Sein Kopf war so unbeweglich, dass

Page 3: Geschichte Der Intensivpflege

er ständig an die Decke starren musste. Die wichtigste Verbindung zur Außenwelt wurden

daher Spiegel, mit denen Snite lesen oder Besucher sehen konnte. Er war gleich zweifach

gefangen: Er lebte in einem fremdartigen Apparat, in einem ihm fremden Land. Chinesische

Zeitungen hetzten gegen den reichen Amerikaner, der so lange Chinas einzige Eiserne Lunge

blockierte. Nach 14 Monaten beschloss Snites Vater, seinen Sohn in die USA zurückzuholen -

um jeden Preis. Die lebensgefährliche Reise wurde zum Spektakel. Hunderte Schaulustige

wollten ein Blick auf Chinas berühmtesten Patienten erheischen, die Presse schrieb von

"einer der aufregendsten medizinischen Odysseen der Moderne".

50.000 Dollar kostete die 14.000 Kilometer lange Reise, die den jungen Amerikaner in seine

Heimatstadt Chicago bringen sollte. Das Problem: Auf der ganzen Strecke musste seine

lebensrettende Maschine ununterbrochen mit Strom versorgt werden. Ein Spezialzug

brachte ihn zum Hafen nach Shanghai, wo ein Ozeandampfer mit einem Team aus 25 Ärzten

und Krankenschwestern auf ihn wartete. Für kurze Zeit hing Snites Leben am seidenen

Faden: Denn hier musste er von der chinesischen in eine amerikanische Eiserne Lunge

umgebettet werden. Er überlebte.

Platzangst. Das Gefühl, lebendig begraben zu sein: Auch wer nicht so lange wie Frederick

Snite künstlich beatmet werden musste, empfand die Behandlung in einer Eisernen Lunge

als Tortur. Doch die heute nahezu vergessenen Maschinen waren damals bei vielen

Erkrankten die einzige Hoffnung während der Polio-Epidemien: Bis zur Erfindung eines

Impfstoffes durch den US-Immunologen Jonas Salk im Jahr 1954 war Kinderlähmung eine der

schlimmsten Geißeln der Menschheit. Kinder, die abends kerngesund waren, wachten am

nächsten Tag mit tauben Körperteilen auf. Mörderische Epidemiewellen rafften Tausende

dahin, Schulen blieben monatelang geschlossen, Hysterie brach aus - beispielsweise 1914,

als allein in den USA 27.000 Menschen an Polio starben.

Die Eiserne Lunge war in der Mitte des 20. Jahrhunderts ein weltweit beachtetes

Industrieprodukt, das noch heute in weiten Teilen der Bevölkerung als Synonym für

künstliche Atmung steht und ähnlich dem Automobil ein Symbol für Wohlstand durch

wissenschaftlichen Fortschritt war. Ihre Entwicklung und Verbreitung über die ganze Welt

steht im engen Zusammenhang mit der Ausbreitung der Kinderlähmung, einer

Infektionskrankheit, die durch das Poliomyelitisvirus hervorgerufen wird. In Mittel- und

Westeuropa gilt sie seit spätestens Anfang der 1990er Jahre als bekämpft.

Mörderische Epedemien

Obwohl nur bei circa einem Prozent der Infizierten die für die Krankheit charakteristischen

Symptome, wie schlaffe Lähmungen im Bereich der Extremitäten, bisweilen unter

Beteiligung der Interkostalmuskulatur und Ausbildung einer Zwerchfelllähmung auftreten,

hat es während der Epidemien eine erschreckend hohe Morbidität gegeben. Dieses

medizinisch, epidemische Phänomen forcierte die Konstruktion eines technischen Gerätes,

das in der Lage ist, die Vitalfunktion Atmung über längere Zeit hinaus zu gewährleisten. Ohne

den epidemischen Charakter der Kinderlähmung wäre die Entwicklung der Eisernen Lunge

Page 4: Geschichte Der Intensivpflege

und einer Reihe anderer Beatmungsgeräte wohl nicht in dem uns bekannten Maße

vorangetrieben worden.

Die Erfindung der Eisernen Lunge

Vor der Erfindung der Schluckimpfung gegen Kinderlähmung kam es alle fünf bis sechs Jahre

zu schlimmen Polio-Epidemien, die mitunter Zehntausenden das Leben kosteten.

Der Prototyp für die Eiserne Lunge, wie

sie uns noch heute bekannt ist, stammt

aus dem Jahre 1929 und wurde von dem

Ingenieur Philip Drinker und dem

Physiologen Louis Shaw in Boston (USA)

entwickelt. Am 14. September 1929

führte er sie erstmals der verblüfften

Weltöffentlichkeit vor.

Sie wurde durch die Waren E. Collins Company (Boston, MA) hergestellt

Auch schon damals wurden Versuche mit Mäusen an einem Eisernen-Lungen-Modell

durchgeführt

Page 5: Geschichte Der Intensivpflege

Der Aufbau einer eisernen Lunge

Ein Sarg aus Stahl:

Innenansicht einer Lungenmaschine, die manche Patienten jahrzehntlang nicht verlassen konnten.

1931 gab es eine Poliomyelitisepidemie in New York mit 4 138 gezählten Erkrankungsfällen, von

denen 88 eine Atemlähmung erlitten. Dabei wurden erste klinische Erfahrungen mit der Eisernen

Lunge gesammelt, die zu einigen Verbesserungen der Apparatur führten. Jedoch trugen besonders

der große und schwere Stahltank und die enormen Kosten für ein solches Gerät wenig zu einer

größeren Verbreitung außerhalb der USA bei.

Nach der Erfindung der Eisernen Lunge entstanden in den USA riesige Beatmungszentren.

Ganze Turnhallen wurden mit Eisernen Lungen gefüllt.

Das linke Bild zeigt ein großes Rehabilitationszentrum in Kalifornien.

Page 6: Geschichte Der Intensivpflege

Die Eiserne Lunge während einer Polio Epidemie im

Haynes Memorial Hospital in Boston 1955

Das Foto aus dem Jahr 1948 zeigt junge

Poliopatienten in einem Kinderkrankenhaus in der

US-Stadt Baltimore, die erstmals ein Fernsehgerät

bekommen haben. Über Spiegel konnten die Kinder

das TV-Programm verfolgen.

Kaum zu glauben aber wahr. Beatmung in Etagen

Im Zuge einer weltweit grassierenden Epidemie im Jahr 1937 konstruierte der australische

Medizinphysiker Edward Thomas Both in Adelaide nach dem Vorbild der amerikanischen Eisernen

Lunge ein Gerät aus Sperrholz, dessen Gewicht und Herstellungskosten weit unter dem des

stählernen Prototyp lagen.

Die „hölzerne Lunge“, ein voll

funktionsfähiger Unterdruckventilator.

Die sogenannte "Bloomington Lunge"

wurde seinerzeit in England mit

haushaltsüblichen Elektroschaltern,

einem Waschmaschinen-Motor und

Getriebe; einem Innenrohr aus einem

Traktorreifen, ein Wecker, und das

ganze Drumherum aus Speerholz. Diese

„hölzerne Lunge“ fand rasche

Verbreitung in Großbritannien und wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in großer Stückzahl in

den Werken des britischen Automobilherstellers William Morris (alias Lord Nuffield) produziert.

Page 7: Geschichte Der Intensivpflege

Es war damals eine geniale mechanische Leistung, die nationale Aufmerksamkeit zog.

Die Metallkammer schließt den Kranken bis zum

Hals ein. Durch Unterdruck wird der Brustkorb

gehoben und gesenkt.

So wird das Ein- und Ausatmen bewirkt.

Das Foto zeigt ein Exponat aus der Dauerausstellung "Abenteuer Mensch" des Deutschen Hygiene-

Museums Dresden.

Dieser Koloss aus Stahl konnte von Laien bedient werden und war so simpel zu konstruieren, dass sie

in fast jeder Schmiede hergestellt werden konnte.

Das Buch, der Mann in der Eisernen Lunge ist über Frederick Snite,

jr. (1910-1954) der 18 Jahre in einer Eisernen Lunge verbrachte.

Zitat: „Es gab keinen Raum für Selbstmitleid oder Bitterkeit in

meinem Leben, das, abgesehen von fast kompletter Beschränkung

im Respirator, überraschend normal war. „

So fühlt man sich als beatmet

Meine Rippen wurden durch den hohen Druck regelrecht nach innen gebogen. Dadurch schoss die

Luft aus meinem Mund. Ließ der Druck nach, weiteten sich die Rippen und Lungen wieder - was dazu

führte, dass Luft durch meinen Mund eingesogen wurde. So atmete ich.“

Die Polioepidemie war der Anfang der maschinellen Beatmung 1920 in den U.S.A. Damit verbunden

waren einschneidende Veränderungen in der Pflege und Überwachung von Patienten.

Page 8: Geschichte Der Intensivpflege

In Dänemark

Ein ganz anderer Weg der apparativen Beatmung wurde 1952 bei einer verheerenden

Poliomyelitisepidemie in Dänemark eingeschlagen.

Am zuständigen Blegdam-Krankenhaus in Kopenhagen wurden im Jahr 1952 (zwischen Juli und

Dezember) 2 722 Poliomyelitiskranke aufgenommen, von denen 866 eine Atemlähmung

aufwiesen.Im Blegdam-Krankenhaus gab es eine Eiserne Lunge und sechs Cuirass-Respiratoren. Der

Cuirass-Respirator war eine Art Saugglocke, die auf die Brust geschnallt wurde. Durch

intermittierenden Über- und Unterdruck verhalf sie der Lunge zum Atmen.

Der Cuirass-Respirator

Angesichts der großen Patientenzahl und der hohen Mortalität waren möglichst unkonventionelle

Lösungen gefragt, wollte man alle gegen den Erstickungstod ringenden Patienten gleichzeitig

behandeln.

Der damalige Leiter des Krankenhauses H. C. A. Lassen zog seinen Anästhesisten Bjørn Ibsen zu Rate,

der empfahl die Patienten zu tracheotomieren und mithilfe eines von Hand betriebenen

Pendelatemsystems zu behandeln. Diese Methode war in der in der Chirurgie seit längerem bekannt.

Sie diente zur kurzzeitigen Beatmung bei der Anwendung von Relaxantien. In der damaligen

Fachpresse ist von mehreren Hundert Medizinstudenten die Rede, die in verschiedenen

Tagesschichten die atemgelähmten Patienten über Wochen und Monate ununterbrochen beatmeten

und dadurch die Mortalität stark zurückdrängten.

Page 9: Geschichte Der Intensivpflege

Ein kleiner Umweg

Florence Nithingale hatte „intensiv nursing care“ während des Krim-Krieges 1853-57 beschrieben und

in ihren „Notes on Hospitals“ schlägt sie – weitsichtig – die Einrichtung spezieller Räume für die

unmittelbare Zeit nach der Operation vor.

Florence Nithingale hatte „intensiv nursing care“ während des Krim-Krieges

1853-57 beschrieben und in ihren „Notes on Hospitals“ schlägt sie –

weitsichtig – die Einrichtung spezieller Räume für die unmittelbare Zeit nach

der Operation vor, um Patienten besser beobachten und betreuen zu

können. Somit geht sie in die Geschichte als erste Architektin einer

Intensivstation

Der Begriff „intensive care unit“ tauchte erstmals ca. 1958 im Baltimore City Hospital auf. Den

neuen Spezialstationen wurden in der Welt verschiedene Namen gegeben: Intensivstation, Intensive

Care Unit, Coronary Care Unit etc.

Sauerbruch legte den Grundstein für Intensiveinheiten in Deutschland Anfang

der 30er Jahre. Die Chirurgen Sauerbruch u. Kirschner richteten sogenannte

Wachstationen zur kontinuierlichen Überwachung u. Pflege für Frischoperierte

ein.

In Deutschland

Obwohl sich auch in Deutschland die Kinderlähmung zunehmend ausbreitete, war im

Zusammenhang mit der Aufrüstung und dem inzwischen ausgebrochenen Zweiten Weltkrieg an eine

Konstruktion dieses Beatmungsgerätes hierzulande nicht zu denken. Laut der Habilitationsschrift des

Hamburger Arztes Axel Dönhardt soll es 1941 vorbereitende Besprechungen für den Bau einer

deutschen Eisernen Lunge im Reichsluftfahrtministerium gegeben haben, jedoch sei eine Fabrikation

nie aufgenommen worden.

Erste Behandlungseinheiten entstanden. Eine große Zahl ateminsuffizienter Patienten wurde in

Beatmungseinheiten zusammengefasst und von Ärzten und Studenten mit Handbeatmung durch

Beutel unterstützt. Die Mortalität der betroffenen Patienten sank daraufhin von 80 auf 25%.

Maschinelle Möglichkeiten waren derzeit nicht vorhanden .

Polio in Deutschland

Jahre später, 1947/48, kam es in Deutschland zu einer folgenschweren Epidemie, bei der allein für

den Großraum Hamburg 228 Poliomyelitiskranke im Altonaer Krankenhaus behandelt wurden, von

denen nachweislich 31 schwere Atemstörungen erlitten. In ganz Deutschland wurden innerhalb

dieser Epidemie 9 122 Erkrankungsfälle registriert. Eine Eiserne Lunge stand den behandelnden

Ärzten als Therapiegerät nicht zur Verfügung.

Page 10: Geschichte Der Intensivpflege

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges befanden sich die Ärzte der amerikanischen sowie

britischen Besatzungsmächte in Deutschland. Sie waren seit gut einem Jahrzehnt mit der

Unterdruckbeatmungstechnik vertraut. Ihre großen Lazarette hatten sie mit entsprechenden Geräten

ausgestattet. Das ermutigte deutsche Ärzte, sich um die Beschaffung eines Respirators zu bemühen.

Der damalige Leiter des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg Altona, Reinhard Aschenbrenner,

schrieb 1948 in der DMW Deutsches medizinisches Wochenblatt:

„Leider sind unsere Bemühungen, für die Hamburger Pm-Epidemie 1947 eine amerikanische oder

englische Eiserne Lunge zu bekommen, erfolglos geblieben. Nachdem uns aber schließlich durch die

Besatzungsbehörde die Besichtigung einer im General-Hospital Hamburg-Barmbek aufgestellten

hölzernen ,Eisernen Lunge’ dankenswerterweise ermöglicht worden war, nahmen wir sofort

Verhandlungen mit der Deutschen Werft, Hamburg Finkenwerder, auf, die uns bereitwilligst sofort

ihre Hilfe zusagte.

1947 ließ der Arzt Axel Dönhardt aus Kriegsschrott die erste deutsche Eiserne Lunge

zusammenbasteln:

Die erste unserer Eisernen Lungen konnte am 12.10.47 in Betrieb genommen werden, nachdem die

Belegschaft der Deutschen Werft drei Tage und Nächte lang unermüdlich an ihrer Fertigstellung

gearbeitet hatte. Der Hamburger Prototyp entstand aus Kriegsschrott. Ausgerechnet ein

Torpedobehälter stellte den luftdichten Tank dar, in dem die mögliche Heilung der atemgelähmten

Poliomyelitispatienten vollzogen werden sollte. Weitere Teile des Gerätes waren der Blasebalg einer

Feldschmiede, ein Wendegetriebe eines havarierten Fischkutters und ein Elektromotor. Kurz danach

übernahm die Lübecker Firma Drägerwerk die Serienproduktion. Die Dräger-Werke produzierten bis

zum Beginn der 1960er Jahre serienmäßig Eiserne Lungen.

Drei Dräger-Lungen der Poliomyelitisstation des

Allgem. Krankenhauses Hamburg-Altona.

Die erste deutsche Lungenmaschine wurde 1947 unter Anleitung des Arztes Axel Dönhardt in drei

Tagen auf der Deutschen Werft in Hamburg aus Kriegsschrott zusammengebaut. Der Druckbehälter

bestand aus einem Torpedorohr. Später übernahm die Lübecker Firma Drägerwerk, die schon seit

Jahrzehnten Beatmungsgeräte herstellte, die Serienproduktion.

Page 11: Geschichte Der Intensivpflege

Ein medizinischer Verkaufsschlager:

Serienfertigung der Eisernen Lunge im Werk der deutschen Firma Drägerwerk in den fünfziger

Jahren.

Ende der 40er Jahre

Mit dem Beginn der Maschinellen Beatmung in Deutschland begann

hierzulande die Intensivtherapie und Intensivpflege

Als in Hamburg gerade auf so spektakuläre Weise die erste Lungenmaschine gebaut worden war,

verbrachte Frederick Snite schon sein elftes Jahr in seinem stählernen Gefängnis, das er nur kurz mit

mobilen Beatmungsgeräten verlassen konnte. Doch er versuchte, das Beste aus seinem Schicksal zu

machen: In seiner "Lunge" fuhr er zu Footballspielen, er heiratete sogar in ihr und wurde dreifacher

Vater. Seine positive Lebenseinstellung machte ihn zum Helden. Als er 1954 starb, "endete der

vielleicht berühmteste Kampf, den ein Amerikaner jemals geführt hat, um am Leben zu bleiben",

schrieb das Magazin "Time".

Manche Menschen verbrachten ihr

ganzes Leben in einer Eisernen Lunge -

so wie die US-Amerikanerin Dianne

Odell (Bild), die 58 Jahre in der

Lungenmaschine lebte. Der Fernseher

war über dem Bett angebracht und

einen Computer steuerte sie mit

Sprachbefehlen. Odell starb im Mai

2008 unter tragischen Umständen - ein

Stromausfall hatte ihre lebensrettende

Maschine lahmgelegt. Gleichzeitig

versagte das Notstromaggregat.

Page 12: Geschichte Der Intensivpflege

Ferdinand Schießl , eine deutsche Geschichte

Schützende Wände" nannte etwa Ferdinand Schießl die metallene Röhre, in der er von 1958 bis

2004 mehr als vier Jahrzehnte schlafen musste. Dank einer antrainierten Atemtechnik konnte der

Deutsche die Eiserne Lunge zumindest tagsüber verlassen. Neue, ihm fremde medizinische Geräte

betrachtete er argwöhnisch. Und als er schließlich mit einer Atemmaske schlafen sollte, wurden die

Nächte zur Qual: "Immer wieder wurde ich wach, weil ich dachte, der Deckel der 'Lunge' sei nicht zu",

schreibt er auf seiner Internet-Seite. "Ich wusste, dass alles nur Einbildung war. Aber ich konnte nicht

verhindern, dass ich nach Luft schnappend und panisch aufwachte."

Erst nach Wochen gewöhnte sich Schießl an das Schlafen außerhalb des Stahlsargs. Damit änderte

sich sein Leben radikal: Denn vorher war es ihm "nie vergönnt gewesen, Arm in Arm mit meiner

Freundin einzuschlafen".

Aus der Internetseite von Ferdinand Schießel

Heute bin ich „fit wie ein Turnschuh“, schlafe nachts fest und ausgiebig und bin tagsüber genauso

ausgiebig wach und aktiv. Die Ära „eiserne Lunge“ ist Vergangenheit…

- Sendung "Fliege" von 2001

- Sendung Explosiv auf RTL von 1995

- "Atemnot" Der Mann mit der Eisernen Lunge (Film von Martina Morawietz)1996 für die ZDF-

Reportage gedreht schildert dieser Film, wie er als Schwerstbehinderter ein sogenanntes

"selbstbestimmtes Leben" führe.

Vor 60 Jahren revolutionierte die Eiserne Lunge die Medizintechnik. Dank der Stahlkolosse

überlebten Tausende Menschen todbringende Seuchen und Krankheiten . Doch manche Patienten

blieben Jahrzehnte in den monströsen Maschinen gefangen - und heirateten sogar darin.

Page 13: Geschichte Der Intensivpflege

Das Reinhard-Nieter-Krankenhaus in Wilhelmshaven ist im Besitz eines der letzten Exemplare der

Eisernen Lunge in Deutschland .

Anschaffung der ersten Geräte in Wilhelmshaven :1953 Das RNK war damals Beatmungszentrum für

Polio-Patienten der Region Wilhelmshaven/ Friesland.

Polio Statistik in Wilhelmshaven

Nach 1961 gab es keine gemeldeten

Polio - Fälle in W`haven.

1960 wurden ca. 800 Polio-

Schluckimpfungen durchgeführt.

Jahr Polio

Fälle

Jahr Polio

Fälle

1953-

1955

24 1959 11

1957 5 1960 47

1958 2 1961 3

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Eine Original Bedienungsanleitung

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Die Eiserne Lunge war nicht alles

Dieses fast monströs und beängstigend wirkende Beatmungsgerät stellte für viele hilflose Patienten

eine Überlebenschance dar. Es soll an dieser Stelle jedoch nicht vergessen sein, dass poliomyelitische

Atemstörungen weitaus komplizierter Genese sind, als dass die Eiserne Lunge den Königsweg bei

deren Behandlung darstellte.

Nach vorausgehenden Symptomen wie einer aseptischen Meningitis, Nackensteifigkeit,

Muskelschmerzen und Fieberanstieg können die gefürchteten Lähmungen einsetzen.

Je nach Ausbreitung der viralen Infektion in den Vorderhornzellen des Rückenmarks und

Manifestation in höheren Ebenen bis zu den Kernen des IX. und X. Hirnnervs, schließlich Befall des

Atem- und Kreislaufzentrums in der Medulla oblongata, kann das Fortschreiten der Krankheit

unerwartet zum Stillstand kommen. Eine Rekonvaleszenz mit Restschäden innerhalb einiger Monate

war möglich.

Damit diese Phase der

Erkrankung überhaupt erreicht

werden konnte, war es

gegebenenfalls nötig, die

zwischenzeitliche Atemlähmung

mithilfe künstlicher Beatmung

zu überbrücken. Die häufigste

Todesursache war die der

Bulbärparalyse. Lähmungen der

Lippen-, Zungen-, Gaumen- u.

Kehlkopfmuskulatur mit

schweren Kau-, Schluck-

Störungen.

Durch die dabei auftretenden

Störungen der Schluckbewegung

war eine Zwangsbeatmung mit der

Eisernen Lunge kontraindiziert, da die Gefahr bestand, dass Schleim und Speichel geradezu in die

Lungen eingesogen werden konnte. Das führte zu Atelektase und Pneumonie und die Remission

(Nachlassen von Krankheitssymptomen) der gestörten Atmung wurde stark beeinträchtigt. Diese

klinischen Erfahrungen erforderten eine Sekretabsaugvorrichtung an der Eisernen Lunge. Ein durch

Tracheotomie eingeführter Schlauch, verbunden mit der Absauganlage, in die oberen Luftwege

konnte die Atemwegsverlegung verhindert werden.

Vorteile der Eisernen Lunge

1. Die Atemunterstütung von außen schont das unter den heute gebräuchlichen

Beatmungsmaßnahmen geschädigte Flimmerepithel der Luftwege und den Surfactantbelag der

Alveolen.

2. Bei der Atemhilfe mit der Eisernen Lunge ist der Patient vollkommen wach, d.h. eine Sedierung des

Patienten ist nicht notwendig .

3. Mit der verzichtbaren Intubation fällt eine ernstzunehmende Infektionsquelle weg.

4. Die Methode kann täglich für mehrere Stunden zum Training der Atemmuskulatur eingesetzt

werden.

Page 19: Geschichte Der Intensivpflege

Um dies zu untersuchen wurde eine Eiserne Lunge Modell "Dräger E 52" von Pohl in mehreren

Entwicklungs-schritten den heutigen Anforderungen (Möglichkeiten zur Einstellung von

Atemfrequenz pro Minute und Inspirationsdauer in Prozent Þ Atemfrequenzen von 8 bis 60/min, I:E-

Einstellungen von 1:9 bis 9:1) angepaßt und in der Medizinischen Hochschule Hannover getestet.

Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigten gegenüber der CMV gleich gute Ventilationsergebnisse,

statistisch signifikant stabilere hämodynamische Kreislaufbedingungen und kürzere Weaning-Phasen

(ebenfalls statistisch signifikant).

Es ist tatsächlich schwer vorstellbar, wie frühere Patientengenerationen die damaligen

diagnostischen und kurativen Methoden über sich ergehen lassen haben. Die Eiserne Lunge war in

der Mitte des 20. Jahrhunderts ein weltweit beachtetes Industrieprodukt, das noch heute in weiten

Teilen der Bevölkerung als Synonym für künstliche Atmung steht und ähnlich dem Automobil ein

Symbol für Wohlstand durch wissenschaftlichen Fortschritt war.

Das erste transportable Beatmungsgerät "Fabius", das die

Medizintechnikfirma Dräger 1958 für die Armee produzierte.

Page 20: Geschichte Der Intensivpflege

Der Vorläufer der Intensivstationen waren sogenannte Wachstationen

EKG-Monitore im modernen Sinn gab es nicht. Mangels einer Gasversorgung

standen Gasflaschen neben oder unter dem Bett. Sie mussten ständig

ausgewechselt werden. Saugdrainagen wurden durch Wasserstrahlpumpen in

Betrieb gehalten. Die Kreislaufüberwachung erfolgte alleine durch engmaschige

manuelle Blutdruckmessung. Es gab keine Einmalinfusionssets sowie keine

differenzierten Infusionslösungen.

Nach einer Abdominalchirurgie Ende der 50er Jahre

Zur Überwachung eines Patienten nach totaler Kolektomie wegen Colitis Ulcerosa wurde eine

ärztliche Sitzwache angeordnet. Aber was konnte der – meist jüngste Arzt – überhaupt tun? Zur

Aufrechterhaltung des Blutdrucks war bei diesem Patienten neben einer Infusion mit sogenannter

physiologischer Kochsalzlösung ein Adrenalin Tropf angelegt. Es galt den Blutdruck zu kontrollieren

und entsprechend den Adrenalin Tropf zu „titrieren“. Die Urinausscheidung des Patienten sisierte im

Laufe der Nacht und der Patient verstarb am folgenden Morgen.

Eine Wachstation Mitte der 60iger Jahre

Eine Wachstation

der 50iger Jahre

Page 21: Geschichte Der Intensivpflege

Carl-Thiem Klinikum Cottbus

Erste Intensivbehandlungseinheiten

Im deutschsprachigem Raum entstand in Wien eine Beatmungsstation als Abgrenzung zum

Aufwachraum.

01.12.1962 Gründung einer Anästhesie Abteilung mit Wachraum in Hamburg. Leiter war Chefarzt P.

Lawien. Später folgte Münster.

Vor 40 Jahren war die Pneumonie die häufigste Todesursache und gefährlichste postoperative

Komplikation. Narkosen führten damals Pflegekräfte oder unerfahrene Assistenzärzte durch. Die

Technik war die Äther- Tropfnarkose. In Amerika wurde zu diesem Zeitpunkt bereits die

Intubationsnarkose durchgeführt. An Beatmung hat Ende der 50er Jahre noch niemand gedacht. Die

Arztbriefe endeten dann häufig mit den Worten:

…..Postoperativ erkrankte der Patient an einer Lungenentzündung, an deren Folgen er leider starb.

Pip-Pip-Pip.. EKG-Überwachungsmonitor in den 70`ger

Jahren

-Darstellung einer 1 – Kanal EKG Kurve

-Blinkleuchten für QRS-Signal

-Analoginstrument für Herzfrequenz

Der Monitor musste von den Pflegekräften von Platz zu

Platz getragen werden, wo er gerade gebraucht wurde,

denn… es gab auf den Wachstationen nur diesen einen

„Monitor!!!

Beispiel eines Intensivzimmers der 70iger Jahren

Page 22: Geschichte Der Intensivpflege

Die Beatmungsgeräte

Die Operativen Wachstationen waren damals beatmungstechnisch mit den Bird Respiratoren

bestückt. Das Beatmungsgerät der frühen 60iger Jahre war der Bird ™ Mark 8. -Pneumatik pur--

Die Geschichte zum Bird

Forrest Bird, ein Pilot im Zweiten Weltkrieg, nutzte seine Erfahrungen

als Pilot um ein Gerät zu entwickeln, das das Atmen beim Fliegen in

großen Höher erleichtert. 1951 war es ihm möglich durch einige

Modifikationen an diesem Gerät einem Freund, der an respiratorischer

Insuffizienz durch Lungenemphysem litt, zu helfen. Der Prototyp (linke

Hand des Herrn Forrest), wurde von ihm in einem Kaffee entwickelt. Es

bestand aus zwei Magneten an einer Gummi-Membran, einer Stange,

ein Gas-Release-Ventil, kleine Rohre für Verbindungen, einen Knopf ,

einem Manometer und wenig Kleinteile. Somit wurde der berühmte Bird

Mark 7 geboren.

Nachdem der Bird als Beatmungsgerät von den Servos abgelöst wurde , fanden sie als „Therapie

Birds“ noch viele Jahre in der Atemtherapie Anwendung.

Mitte der 70iger Jahre der Servo 900 B - Und das Puzzlen beginnt-

Die SERVO-Revolution.

Die Intensivmedizin wurde 1971 durch die Einführung des ersten SERVO 900-Beatmungsgeräts auf

der ganzen Welt revolutioniert – ein kleines, geräuscharmes und effektives, elektronisches

Page 23: Geschichte Der Intensivpflege

Beatmungsgerät. Zum ersten Mal konnte das Gerät das eingestellte Volumen in einer

volumenkontrollierten Beatmung abgeben.

Der Servo i

Nachfolgegerät

der legendären

900er Serie

Evita Respiratoren von Dräger mit immer größeren Bildschirmen

Ende der 70iger Jahre

Der Engström 300

Beatmungsgerät der

80iger Jahre der Puritan

Bennett MA-2

Hurra die Glocke ist dicht

Beatmungsgerät der

90iger Jahre der

Bennett 7200

Beatmungsgerät der

70iger Jahre

Engström 300

Jahrhundertwende

Evita XL

90iger Jahre

Evita 2 Dura

Ende 80iger Jahre

Evita 1

Page 24: Geschichte Der Intensivpflege

Anfang der 80iger Jahren "moderne" Monitoranlagen

Siemens Sirecust 404-1 Alle Kurven in einem zeitlos braunem gelb.

Ein Intensivarbeitsplatz Mitte der 80iger Jahre

Perfusoren

Perfusoren (Spritzenpumpen ) kennt jeder!

1980 gab es pro Intensivstation meist nur 3 Stück von diesen mechanischen Medikamentenpumpen..

Die Einstellung der Flussrate konnte man seinerzeit nur („Pi. x Daumen“) einstellen.

Heute: elektronisch gesteuert, auf ml-genau einstellbare Accubetriebene Pumpen, jeweils 50

Exemplare pro Intensivstation. Was geblieben ist sind die Spritzen.

Page 25: Geschichte Der Intensivpflege

- BGA - Noch nie so einfach wie heute „Mach bitte mal einen Astrup!„

1935 Der Anfang

Zwei junge dänische Ingenieure, Carl Schrøder und Børge Aagaard Nielsen, beginnen mit der

Herstellung von Messgeräten - Meter – für die dänische Radioindustrie. Sie nennen die Firma

RADIOMETER A/S.

1937 pH-Meter Die Carlsberg Laboratorien bitten RADIOMETER A/S, ein Analysegerät zu entwickeln,

das den Säuregehalt von Flüssigkeiten messen kann. RADIOMETER A/S beginnt mit der Produktion

von Geräten und Elektroden zur Messung des pH-Wertes.

1950er Blut-Messgeräte - "Machen Sie doch bitte mal einen Astrup!„ Dänemark wird von einer

schweren Polio-Epidemie heimgesucht. Dr. Poul Astrup und der Anästhesist Bjørn Ibsen entdecken,

dass die Messung des pH-Wertes der Schlüssel zur Behandlung von Polio- Patienten ist und dass das

pH-Messgerät von RADIOMETER A/S für diesen Zweck eingesetzt werden kann. Die Arbeit von

RADIOMETER A/S im Bereich der In-Vitro-Diagnostik beginnt.

In den 70er Jahren wurden nur 2x die Woche (noch im Labor) „BGA`s analysiert!

Heute: zu jeder Tages und Nachtzeit

Hand am Puls …und Atmung

Früher wurden die Vitalparameter noch manuell gemessen, gefühlt und gezählt.

Heute hilft und die moderne Elektronik, und wir brauchen nur noch ablesen.

Narkoseuhr

HF und Atmung

Moderner

Handpulsoxymeter

Page 26: Geschichte Der Intensivpflege

Die Intensivpflege

Die Intensivpflege ist die Notwendigkeit und Voraussetzung der individuellen und apparativen

Intensivüberwachung durch das Pflegepersonal .

Die Entwicklung intensivmedizinischer Verfahren und Strukturen in der zweiten Hälfte dieses

Jahrhunderts hat die Grenzen der kurativen Medizin in beispielloser Weise erweitert.

Mit der Überbrückung gestörter Vitalfunktionen ist es möglich geworden Schwerverletzte oder

Schwerkranke, die zuvor keiner Therapie mehr zugänglich waren und als hoffnungslos aufgegeben

werden mussten, erfolgreich zu behandeln.

Mit dem Begriff Intensivmedizin werden heute zum Einen medizinische Verfahren zur Überwachung,

Wiederherstellung und Aufrechterhaltung gefährdeter oder gestörter Vitalfunktionen bei

lebensbedrohlich Verletzten oder Erkrankten bezeichnet.

Zum Anderen beinhaltet der Begriff spezielle medizinische Strukturen in Form gesonderter

Betteneinheiten, deren personelle Besetzung und apparative Ausstattung die notwendigen

Voraussetzungen für die Anwendung derartiger Verfahren zur Protektion der Vitalfunktion bieten.

Mit Beginn der 60er hielt die Technisierung nach und nach Einzug auf die Wachstationen.

Vielen Pflegekräften war Anfang der 80er diese rasante Technisierung um den Patienten ein Greul,

und sie hatten Schwierigkeiten sich mit der Technikflut anzufreunden.

Heute weiß jeder, der sich als Pflegekraft auf eine Intensivstation bewirbt, was Ihn zu erwarten hat!!

Daher wurden auf vielen (operativen) Wachstation mehrfach in der Woche Kurzfortbildungen für

das Pflegepersonal durchgeführt, um das Personal auf ihre Aufgaben entsprechend vorzubereiten.

Mit der Entwicklung der Intensivmedizin ging eine erhebliche Ausweitung des Aufgabenfeldes der in

diesem Bereich tätigen Pflegekräfte einher. Zur Beherrschung von Zwischenfällen musste sich das

Pflegepersonal darüber hinaus mit den Grundsätzen und der Technik moderner

Reanimationsverfahren vertraut machen, zumal die ständige Anwesenheit eines Arztes nicht immer

gegeben war.

Intensivfachausbildung

Ab ca. 1950 kamen in Deutschland Forderungen nach speziell ausgebildeten Narkoseschwestern auf,

wie es sie in den USA und anderen Ländern schon mehrere Jahrzehnte gab.

Anfang der 1960er Jahre führten z.B. Kliniken in München und Freiburg und das

Bundeswehrkrankenhaus Koblenz die ersten Anästhesielehrgänge für Pflegende durch, um den

Mangel an Anästhesisten zu kompensieren.

Die erste systematische Weiterbildung über 2 Jahre begann 1964 an der Uniklinik Mainz unter der

Leitung der Krankenschwester Therese Valerius und den Anästhesieprofessoren Hálmagyi und Nolte.

1974 wurde die „Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e.V. (DGF)“

gegründet, deren Vorsitzende Valerius wurde.

1976 erarbeitete die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) in Zusammenarbeit mit der DGF und 3

intensivmedizinischen Berufsverbänden eine Empfehlung zur Fachweiterbildung (Muster für eine

landesrechtliche Ordnung der Weiterbildung und Prüfung zu Krankenschwestern, Krankenpflegern

und Kinderkrankenschwestern in der Intensivpflege - Empfehlung der DKG). Diese bildet seitdem die

Grundlage für Verordnungen und Gesetze bezüglich der Fachweiterbildung.

Page 27: Geschichte Der Intensivpflege

Die Evita Fibel

Im April 1991 veröffentlichte der Fachkrankenpfleger Frank Repschläger

zusammen mit seinem Kollegen Lorenz Doll die erste Evita Fibel. ( Med.

Hochschule Hannover, Neurochirurgische IPS).

Mit diesem Nachschlagewerk wurde ein Medium geschaffen, sich mit

moderner Respiratortherapie und deren physiologischen Hintergründe

vertrauter zu machen.

Resümee

Die Geschichte der Poliomyelitis skizziert eindrucksvoll die Entwicklung der apparativen

Langzeitbeatmung und mündete Letztlich in der Etablierung eines verhältnismäßig jungen Faches

der Intensivmedizin und der Intensivpflege.

In retrospektiver Betrachtung scheinen verschiedene Ideen und Entwicklungen bescheiden gewesen

zu sein. Trotzdem waren sie innovativ. In ihrer Wirkung haben sie sich mehr als beeindruckend

bewiesen.

Die Frage, wer gegenwärtig den Fortschritt der modernen Intensivmedizin beanspruchen darf,

entscheidet inzwischen weniger eine materielle Not, denn mehr die finanzielle Ausstattung unseres

Gesundheitssystems .

Bei all der modernen Technik, die auf den Intensivstationen Einzug gehalten hat,

ist jedoch eines geblieben…

...und zwar die Kontaktstelle zwischen dem Patienten und der Pflegekraft

die Hände

Die (Pflege)-Hände eines unbekannten Dichters

Deine Hand so weich und warm, nimmt die meine zum Gruße an, oder auch zum festen Griff.

Neben halten und gehalten werden, zwischen Geben und Nehmen. Ohne Ahnung für die meisten von

uns, ist der Gebrauch der Hand in der Pflege die größte Kunst.

Ohne aber hinzuspüren, wenn sich Haut und Hand berühren, oft die Schmerzen größer sind.

Zeigt dir selber, wenn es dir gelingt, wie anders jetzt ich reagiere, wenn ich deine Liebe spüre.

Weil deine Hand das Werkzeug ist, mit der du all dein Tun vermittelst.

Ohne Ahnung, dass ich spüre, wie im Moment deine Gedanken sind.

Zusammen als Einheit, ohne Trennung sie dir gegeben sind. Oft ziehst du den Handschuh an, weil

Hygiene Vorschrift ist. Weißt du, dass es schrecklich ist, wenn meine Haut nur Plastik spürt? Es ist so

selten geworden, dass mich jemand berührt. Oder hast du vor mir Angst, mit Gefühl mir zu

begegnen? Offensichtlich die Barriere ist, weil du nie die Distanz vergisst. Nähe ist nicht leicht für

dich. Ohne Angst nicht zu ertragen. Worte können niemals sagen, was deine Hände wortlos

geben:sie sind ein Fluch oder der größte Segen.

Page 28: Geschichte Der Intensivpflege

Zum Abschluss etwas zum Schmunzeln...oder

(Eine Pflegekraft muß tun, was eine Pflegekraft tun muß )

Als Pflegekraft für den Strom-Notfall allzeit bereit

Der Do it Yousef Respirator 1952