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GRIT HACHMEISTER

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Portfolio with Works 2003-2012

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Page 1: GRIT HACHMEISTER

GRIT HACHMEISTER

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Expander, 2003, C-Print, 43 x 65 cmo.T. (im roten Overall), 2003, C-print, 35 x 50 cm

Torso, 2003, zweiteilig, C-Prints, je 80 x 100 cm

vorige Seiten:Boy, 2012, Tusche und Öl auf Papier, 20 x 30 cmApokalypso, 2007, Digitalprint, 100 x 140 cmLucy‘s Geburt, 2011, Tusche auf Papier, 18 x 24 cm

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„Das ist sehr liebenswürdig. Das ist sogar mehr als unbedingt nötig. Aber... wohin soll das führen?“Installation mit C-Prints genagelt, Rundgang der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig 2003

Mit den Selbstporträts hat alles angefan-gen. Damals war ich im 3. Studienjahr und sehr verwirrt. Weder wußte ich, wo mein Platz ist in dieser Welt noch wie ich aus-drücken kann, was ich ihr zu sagen habe. Ich war voll mit fremden Bildern von Wolfgang Tilmans, Nan Goldin & Co., während meine eigenen sich versteckten. Mir selbst war ich ein Rätsel und alles Nachdenken und Selbst-reflektieren drehte sich nur im Kreis. Ich bemerkte, daß ich eigentlich nur noch aus einem riesigen Kopf bestehe, der kaum sei-ne eigenen Füße erkennen kann. Ich begann mich zu fotografieren um zu erfahren wer ich bin, aus was ich bestehe. Anfangs noch zart wurde ich mit der Zeit immer gnadenloser. Es war wie eine verzweifelte Suche nach den versprengten Teilen meiner Person. Ich versuchte das, was in meinem Kopf ist, das, was ich fühle, mit Hilfe meiner körperlichen Erscheinung auszudrücken. Ich wollte univer-selle Bilder schaffen, die vom Leiden an der eigenen Existenz zeugen. Franz Kafka hat einmal geschrieben „Wir sind so einsam wie Kinder, die sich im Wald verloren haben. Wenn du vor mir stehst und mich ansiehst, was weißt du über den Kummer in mir und was weiß ich über den deinen.“ So sind die Selbstporträts, wie viel-leicht jede Fotografie, auch eine Lüge oder Täuschung. Sie zeigen nur die Oberfläche, das, was sichtbar ist. Was dahinter liegt bleibt dem Betrachter verborgen und seiner Assoziationskraft überlassen. Die Kamera funktioniert dabei als Schleuse zwischen mir und der Außenwelt. Am anderen Ende steht der Betrachter und sieht mir zu wie ich mir zugucke. Die Frage „Wer bist du ?“ richtet sich sowohl an mich wie an den Anderen, den draußen.

Page 6: GRIT HACHMEISTER

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GRIT WIR KRIEGEN DICHDiplomausstellung

Galerie ASPN Leipzig 2005

rechte und nächste Seite:aus der Serie „Grit wir kriegen dich“, 2005, C-Prints, je 36 x 50 cm

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„Grit wir kriegen dich!“ – es ist ein Spiel, auf das sich der Betrach-ter einlassen muss, um letztendlich zu erkennen dass er Grit nicht kriegen wird. Das Werk mit dem drohenden Titel zeigt Bilder in Rei-henform; Wände die wie Collagen mit Zeichnungen und Fotografien behangen sind. Die Porträts zeigen eine junge Frau, die mal mehr als Mädchen, mal mehr als Frau inszeniert erscheint. Es handelt sich um die Künstlerin Grit Hachmeister, die sich selbst porträtiert. Manchmal hält sie dabei die Kamera mit ausgestrecktem Arm von ihrem Körper weg und erzeugt ein schnappschussartiges Bild; für andere Aufnahmen postiert sie sich vor der fest auf einem Sta-tiv stehenden Kamera. Sie ist allein, wenn sie in den Dialog mit der Kamera - mit sich selbst - tritt. Der Moment, in dem das Abbild entsteht, ist ein Moment der Konzentration – des Denkens. Diese Gedanken bleiben dem Betrachter verborgen; das Foto als Resultat des Momentes zeigt die Gedanken nicht. Hier beginnt das Spiel um die Geschichten, die Grit Hachmeisters Fotos erzählen – oder auch nicht. Die Künstlerin begann sich 2002 selbst zu fotografieren, um mehr über sich und ihren Körper zu erfahren, um sich sich selbst vor Augen zu führen, um zu wissen das und wie sie existiert. Die entstandenen Selbstporträts erscheinen fast studienartig und thematisieren den Zusammenhang von äußerer Wirkung und Identität. Auch wenn dieser Selbstfindungsprozess als Impuls der Arbeiten gesehen werden kann, ist es falsch, sie darauf zu reduzieren. Denn es geht bei Hachmeisters Bildern um weitaus mehr als um die Bewältigung vermeintlicher Selbstzweifel. Grit Hachmeister erdenkt Szenen für die Geschichten, die sie erzählt und die den Betrachter zu unterschiedlichen Schlüssen kommen lassen. Hintergrund und Kleidung unterstützen das Porträt und somit die Erzählung in ihrer Wirkung. Eine Intimität scheint zu entstehen. Sie besteht jedoch nur zwischen der Künstlerin und der Kamera; der Betrachter bleibt dabei gewissermaßen außen vor. Er blickt Grit Hachmeister ins fotografierte Gesicht – Grit Hachmeister aber blickt in die Kamera, in das Werkzeug, das es ihr möglich macht, sich selbst anzublicken.

GRIT WIR KRIEGEN DICHzu den fotografischen Selbstporträts Grit Hachmeisters von Jan Giebel

vorige Seite:Feuer in meinem Bauch (Ausschnitt), 2003, Tusche und Wasserfarben auf Papier, 20 x 30 cmdas Zimmer, 2004, Tusche und Wasserfarben auf Papier, 20 x 30 cmSelbstporträt als Madonna, 2005, C-Print, 40 x 60 cmFledermaus, 2006, Tusche und Wasserfarben auf Papier, 30 x 40 cm

Masochist, 2005, Tusche auf Papier, 15 x 20 cm

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Marion-Ermer-Preis, Neues Museum Weimar 2006

Letzteres - sich selbst anzublicken - ist dem Betrachter im Augenblick der Rezeption nicht möglich. Von daher sucht er nach Vergleichen, Erinnerungen und beginnt die Geschichte zu interpretieren. Durch die daraus entstehenden Assoziationen kann es zu sehr unterschiedlichen Interpretationen kommen. Sicher erinnern die Fotos auch an Trends der Mode- und Lifestyle-Fotografie, die ebenfalls mit der vermeintlichen Identität der abgebildeten Person arbeiten, um eine Identifikation des Betrachters zu erreichen. Auch können aufgrund der bewusst schonungslosen Art der Fotos, die Gesicht und Körper unidealisiert zeigen, thematische Bezüge zu Gewalt oder zu Missbrauch hergestellt werden, ohne dass diese belegt werden können. Diese Bespiele von Vergleichen und des Versuchs, die Essenz der Bilder zu erkennen, führen zu einem zentralen Punkt der Arbeiten, nämlich der Frage nach Täuschung und Wahrheit der äußeren Erscheinung, die nicht vom Betrachter aufgelöst werden kann. Ganz gleich wie man sich die Bilder zu erklären versucht - man landet bei sich selbst, man war von Anfang an bei sich. Die Fragestellung der Künstlerin wird zur eigenen Fragestellung: wie sieht man aus, wie wirkt man, wie ist man, was gibt man vor zu sein? Hachmeister weiß ob der Geschichten in ihren Bildern – sie spielt mit Kamera und Betrachter, wie mit einem Dialogpartner. Mal blickt sie herausfordernd, auf der nächsten Aufnahme wirkt sie schüchtern und verletzlich. Es sind verschiedene Gesichter, die sie sich zeigt - die sie uns zeigt. Wir schauen auf die Fotos und beginnen das zu tun, was wir immer tun: wir fangen an zu projizieren, reflektieren und bewerten, um die Frage zu beantworten wer das Gegenüber und wer wir sind, was uns vielleicht miteinander verbindet - die Frage, die sich Grit Hachmeister stellte, als sie begann, sich selbst zu fotografieren. Insofern verkehrt sich das drohende Motto „Grit wir kriegen dich“ am Ende der Betrachtung in sein ernüchterndes Gegenteil. Nein, wir kriegen Grit nicht!

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Ileana Tounta Gallery, Athen 2007

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Gulliver, 2007, D

igitalprint, 100 x 140 cmG

alerie Fiebach-Minninger, K

öln 2007

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VOM HIMMEL GEFALLEN Duve Galerie Berlin, 2008

„Liebe ist weißer wie Schnee“, Wand aus Zeichnungen und einer Fotografie, 2004 - 2008

Page 15: GRIT HACHMEISTER

o.T., 2004,, Tusche auf Papier, 15 x 21 cmrechte Seite:

Pin-Up #2, 2005, Tusche und Wasserfarben auf Papier, 20 x 30 cmtrauriger Junge, 2007, Kugelschreiber auf Papier, 30 x 40 cm

Page 16: GRIT HACHMEISTER

ABSCHLUSSPRÄSENTATION CASA BALDI,OLEVANO ROMANO/ ITALIEN

Spaziergang mit Hund,2009

Kohle und Gouache auf Papier100 x 110 cm

nächste Seite:Trau keinem über 30!

2009Kohle auf Papier

100 x 110 cm

wie eine Himbeere2009

Kohle auf Papier50 x 65 cm

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EIN FLOSS TREIBT ÜBER DEN PAZIFIKGalerie ASPN Leipzig, 2010

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vorige Seite:Selbstporträt als Goethe (von hinten), 2010, C-Print, 90 x 120 cm

Muli, 2010, B/W-Print, 40 x 60 cmGuanako und Kakteen, 2010, B/W-Print, je 24 x 30 cm

Ethnogruppe frontal, 2005, Mischtechnik auf Papier, 20 x 30 cmVogelspiegel, 2010, Federn, Plastik, Spiegelfolie, ca. 25 x 15 x10 cm

was ich schon könnte aber nicht kann, 2010, Holz, Papier, Gips, Draht, Bindfaden, ca. 200 x 30 x15 cm

diese Seite: Flamingos, 2010, Wasserfarbe auf B/W-Print, 30 x 40 cm

Selbstporträt als Robinson, 2010, C-Print, 90 x 120 cm

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„Das Flimmern, die Himmelshöhe, die Erde und ich“Installation aus Fotografien, Laserkopien, Zeichnungen und Malerei

Sandro Parotta Contemporary, Stuttgart 2011

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Ich bin immer nur einsvon Arne Linde

Ordinäre Geste, Hand im Schritt und im Gesicht mehr Ekel als Entzücken. Verspannt die Körper, die aufeinander prallen, sich reiben, greifen, suchen und aneinander abarbeiten. Immer wieder auch Glück, hier oder da, in einem Augenwinkel blitzt ein Freudentränchen, aus zwei Mündern formt sich ein Kuss. Situationen zwischen Schmerz und Sex, Kampf und Begehren, zwischen schallendem Lachen und Todesangstgeschrei zerrt Grit Hachmeister uns vor die Augen. Ihre Fotografien, Zeichnungen und Malereien sezieren die Empfindungsfähigkeit des menschlichen Körpers und zeigen sie in aller schonungslosen Intimität. Grit Hachmeister führt die Klinge mit Bedacht. Es geht hier nicht ums Ausziehen, Ausliefern oder kokettes Nabelschauen. Alles, was zu sehen ist, ist wahr und allgegenwärtig, ist Teil des banalen täglichen Lebens. Und wird doch erst wirklich sichtbar, wenn es festgehalten wird: Ins Bild gebannt und geborgen aus den Untiefen der verstreichenden Zeit. Fotografische Selbstportraits in unendlicher Reihe. Ein paar Bilder in kühner Pose, Klabauter und Windsbräute, Puppenfreunde und Spielzeugpistolen zum Stelldichein gebeten. Was dabei entsteht, liegt hinter dem, was eine Kamera erfassen kann. Gekritzelt, gerieben und gekratzt, auf Papier, Holz, Leinwand und mit allen Sinnen auf die

Flächen, die sich bieten. Zwei umfassen sich zärtlich, und wo sie sich berühren blühen Wunden. Da liegt jemand, oder schwebt, haltlos in stürmischem Dunkel, verkrümmt in Einsamkeit und zitternd nach dem eigenen Schoß gestreckt. „Ich bin immer nur eins. Ein ununterbrochenes Sehnen und Fassen, eine Glut, ein Strom.“*Alles dreht dreht und windet sich ums Leben auf des Messers Schneide. Worin das mündet, dieses Drängen an die Grenzen und über sie hinaus, entscheidet am Ende auch derjenige, der sich den Arbeiten aussetzt. Siegt die Zerfleischung? Behält die Zärtlichkeit die Oberhand? Lassen wir zu, dass alles das auf einmal existiert? Mehr als wir selbst sind wir nicht.

* Figur der Marion in „Dantons Tod“. Georg

Büchner, 1835.

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Text.

Die Frage ist doch, was will ich? Die Antwort liegt in deinen Lenden, also nutze sie! Mit der Hand im Schlüpfer gerät dein Weltbild ins wackeln aber nicht das der Anderen. Du füllst die Luft mit deinem süßlich schweren Duft. Die Luft schwebt davon und trifft andere Lüfte. Eine riesige Orgie ist im Gange. Am Ende atmet der Tau die Blätter von den Bäumen, die Zeit ist gekommen, wo keiner mehr will. Wo die Kapitulation in allen Kaffeetassen zu lesen ist. Wo die vergessene Wäsche im Winde verweht, die angerauchten Zigaretten im Aschenbecher verdampfen, Ranken sich erheben, ungehindert Mauern überwuchern, ein leise wisperndes Gekrieche. Sie kriegen auch dich, zerren an deinen Gelenken, bohren sich in deine Gedärme, dein Geschlecht, dein Gesicht. Deine pochenden Schläfen gebieren zartrosene Triebe, die deine Seele umschlingen, da wo sie am stärksten ist. Du hast verloren aber das macht nichts. Mit einer Rose im Mund lebt es sich leichter.