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GRÜNE TECHNOLOGIEN IN DEUTSCHLAND – MIT PRIVATE EQUITY AUF WACHSTUMSKURS

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GRÜNE TECHNOLOGIEN IN DEUTSCHLAND –MIT PRIVATE EQUITY AUF WACHSTUMSKURS

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GRÜNE TECHNOLOGIEN: IN DIE ZUKUNFT INVESTIERENEditorial / Dörte Höppner

GRÜNE TECHNOLOGIEN – EIN INNOVATIONSTREND FÜR VIELE BRANCHENGastbeitrag / Dr. Paschen von Flotow

PRIVATE EQUITY – INVESTITIONEN IN DIE DEUTSCHE WIRTSCHAFT

PRIVATE EQUITY UND GRÜNE TECHNOLOGIEN IN DEUTSCHLAND – EINE ERFOLGSGESCHICHTE MIT VIEL POTENZIAL

»IM BEREICH GRÜNE TECHNOLOGIEN SIND DEUTSCHE UNTERNEHMEN FÜHREND«Interview / Dr. Helmut Vorndran

DEUTSCHE INVESTITIONEN IN GRÜNE TECHNOLOGIEN – QUO VADIS? EINE BESTANDSAUFNAHMEGastbeitrag / Marko Maschek

STUDIEN ZU GRÜNEN TECHNOLOGIEN – PROGNOSEN SEHEN WEITERES MARKTWACHSTUM

DER BÖRSENGANG: ÜBERGANG VON PRIVATE EQUITY ZU PUBLIC EQUITY

FALLBEISPIELE PRIVATE EQUITY-FINANZIERTER UNTERNEHMEN IM BEREICH GRÜNE TECHNOLOGIEN

INVESTITION IN EINE SAUBERE ZUKUNFT Inventux Technologies AG

MODERNSTE TECHNOLOGIE FÜR SAUBERES WASSERinge watertechnologies AG

UMWELTFREUNDLICHE POWER AUS BIOGASCEE Bioenergie Holding

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INHALT

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INVESTITION IN DIE MOBILITÄT VON MORGENClean Mobile AG

INNOVATION FÜR EINE ZUKUNFTSFÄHIGE UND EFFIZIENTE SOLARTECHNIKSulfurcell Solartechnik GmbH

ENERGIEGEWINNUNG AUS BIOMASSE MIT UNTERSTÜTZUNG EINES WELTKONZERNSMaxxtec AG

ZUVERLÄSSIGER PARTNER IN DER PHOTOVOLTAIKPV Crystalox Solar Gruppe

WACHSTUM MIT SONNENENERGIE UND BETEILIGUNGSKAPITALGeckoGroup AG

STARKE LEISTUNG DURCH MEHR EFFIZIENZUbidyne GmbH

NACHHALTIGKEIT UND EFFIZIENZSTEIGERUNG IN DER LASERTECHNOLOGIEKlastech GmbH

ÖKOLOGISCH UND INNOVATIV MIT PRIVATE EQUITYSolarlite GmbH

MIT BIOGASMOTOREN IN DIE ZUKUNFTMotoren-Werke Mannheim AG

WACHSTUM AUF DER SONNENSEITEaleo solar AG

Impressum

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Man hört viel von erneuerbaren Energien, gemeint sind meist Solarenergie oder Windenergie. Grüne Technologien sind aber mehr als das. Zwar spielen die erneuerbaren Energien – zu denen neben Wind und Sonne auch Wasserkraft und Bioenergie gehö-ren – eine wichtige Rolle. Daneben fallen aber auch andere technologische Bereiche wie Brennstoff-zellen, Nanotechnologie und alternative Antriebs- technik unter diesen Begriff. Grüne Technologien sind also keine eigene Branche, sondern in vielen Sektoren anzutreffen. Am ehesten kann man Grüne Technologien als Querschnittbranche der Umwelt-technologien und -dienstleistungen beschreiben. Doch wie man es auch dreht und wendet: Es handelt sich um einen wichtigen Zukunftsmarkt, hinter dem sich beachtliche Wachstumschancen und Beschäfti-gungspotenziale verbergen.

Auf den ersten Blick mag es verwundern, dass der BVK eine Publikation ausschließlich zum Thema Grüne Technologien herausgibt. Bei genauerem Hinsehen wird der Zusammenhang jedoch schnell klar: Private Equity investiert seit jeher in zukunfts-trächtige Branchen, also auch in Grüne Technolo-gien. Dabei stehen wachstumsstarke Unternehmens-gründungen und der innovative Mittelstand klar im Vordergrund. Diese erbringen hierzulande Spitzen-leistungen und sind insbesondere im Ingenieur-bereich weltweit anerkannt. So sind viele deutsche Unternehmen marktführend in ihrer Branche, wie das Solarunternehmen Q-Cells aus Bitterfeld. Von seiner Gründung im Jahre 1999 bis zu seinem Bör-sengang 2005 wurde es durch Private Equity finan-ziert und vorangebracht.

Wir stellen Ihnen in dem vorliegenden Heft Unter-nehmensbeispiele aus unterschiedlichen Segmenten der Grünen Technologien vor. Alle eint, dass sich die Unternehmen eine Kapitalbeteiligungsgesellschaft ins Boot geholt haben, um ihre weitere Entwicklung

partnerschaftlich voranzutreiben. Am Anfang stand oftmals nur eine Idee oder ein innovatives Konzept – den meisten Unternehmen fehlte es an finanziellen Mitteln zur Realisation. Da bei Start-up-Unterneh-men das Risiko in der Regel sehr hoch ist, ist es für Gründer oftmals unmöglich, an Fremdkapital zu kommen. Hier stehen Beteiligungsgesellschaften als geeigneter Partner zur Verfügung, da sie als Investor nicht nur das Risiko, sondern vor allem die Chancen der innovativen Technologien sehen.

Grüne Technologien haben das Zeug dazu, in Deutschland eine neue Schlüsselindustrie zu wer-den. Aufgrund des Klimawandels, der Ressourcen-knappheit und der Umweltverschmutzung wird die Welt immer mehr davon einsetzen müssen. Der Wachstumstrend von Grünen Technologien ist damit vorprogrammiert – und auch das Interesse von Private Equity-Gesellschaften an diesem Bereich. Private Equity kann helfen, Deutschland im inter-nationalen Wettbewerb an der Spitze zu halten. Dazu braucht es allerdings noch mehr Private Equity-Fonds, insbesondere Wagniskapitalfonds in Deutsch-land. Die Voraussetzungen hierfür sind leider nicht sehr vielversprechend. Noch immer gibt es keinen verlässlichen und stabilen Rechtsrahmen für deut-sche Fonds. Die Bundesregierung sollte jetzt handeln und endlich die seit Jahren notwendige Formulie-rung bestehender Verwaltungserlasse des Finanz- ministeriums in international verlässliche Gesetze in Angriff nehmen. Dazu hat der BVK im September 2009 einen „Vorschlag für einen Private Equity-Kapi-talmarktrahmen“ vorgelegt, der aufsichtsrechtliche Aspekte enthält sowie die verschiedenen Ebenen des Private Equity-Modells klar definiert und regelt. Wachs-tum und Beschäftigung brauchen Kapital – Deutsch-land braucht mehr Private Equity.

Dörte HöppnerGeschäftsführerin des BVK

GRÜNE TECHNOLOGIEN:IN DIE ZUKUNFT INVESTIEREN Editorial

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Das wirtschaftliche Wachstum in den großen Schwel-lenländern, die Entwicklung des Ölpreises (und die Diskussion um einen „Ölpeak“) sowie der Preise weiterer natürlicher Ressourcen und nicht zuletzt die Diskussionen um Klimawandel und Klimaschutz haben in den letzten Jahren alte Debatten und Fra-gen neu aufleben lassen: Sind eine Überwindung der Armut und ein weltweit steigender materieller Lebensstandard einer weiter wachsenden Weltbe-völkerung auf Dauer mit einer im Prinzip begrenzten Natur vereinbar? Oder wird es massive ökologische, wirtschaftliche und damit auch soziale Krisen oder vielleicht auch Kriege infolge einer Verknappung von Ressourcen sowie eines gefährlichen Klima-wandels geben? Vor zehn Jahren schien die prak-tische Relevanz solcher Sorgen noch weit in der Zu-kunft zu liegen. Das ändert sich derzeit: Unabhängig davon, für wie problematisch man diese Zielkonflikte hält, welche Szenarien man als wahrscheinlich er-achtet: Diese Themen sind marktrelevant geworden, sie prägen die aktuelle Politik und zunehmend die Forschungs- und Entwicklungsarbeit von Unter-nehmen. Und damit ist auch klar: Es besteht die unternehmerische Chance, mit In-novationen zur Linderung solcher Zielkonflikte beizutragen. Die neu-en Herausforderungen bieten neue Wertschöpfungspotenziale für in-novative Unternehmen und Unter-nehmensgründungen. Die Themen Energie- und Ressourceneffizienz sind unvermeidlich zentrale The-men der industriellen Entwicklung der nächsten Jahre und Jahrzehnte.

Grüne Technologien: ein weites FeldEs handelt sich dabei um Innovationen auf ganz unterschiedlichen Technologie- und Anwendungs- feldern, die insgesamt keiner einzelnen klassischen Branche zugerechnet werden können. Als zusam-menfassend hat sich der Begriff Grüne Technologien oder Cleantech etabliert.

Es geht um Innovationen im Bereich Energie R   mit einer deutlichen Steigerung der Energieeffi-

zienz bei der Energieerzeugung, R  bei der Energieerzeugung mit erneuerbaren Ener-

gien und mit weiteren Energieträgern, die zu einer CO2-Emissionssenkung beitragen bzw. fossile En-ergieträger substituieren können,

R   zur Steigerung der Energieeffizienz bei der Spei-cherung und dem Transport von Energie,

R    zur Steigerung der Energieeffizienz bei der Ver-wendung von Energie in verschiedenen Anwen-dungsbereichen,

R  zur Bindung bzw. Rückgewinnung von CO2,R   bei Dienstleistungen wie dem Energiemanage-

ment oder dem Energiecontracting

GRÜNE TECHNOLOGIEN –EIN INNOVATIONSTREND FÜR VIELE BRANCHEN Gastbeitrag

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Energie-erzeugung

Immobilien

Mobilität Recycling& Abfall

Wasser &Abwasser

Produktion/Industrie

Luft &Umwelt

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Energie-speicherung

GRÜNE TECHNOLOGIEN

Land- und Forstwirtschaft

Energie-infrastruktur

Chemie

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sowie um InnovationenR   zum effizienten Umgang mit Wasser (Wasser-

aufbereitung, Wasserkonservierung, Abwasserbe- handlung) und der Meerwasserentsalzung,R  bei der der Luftreinhaltung,R   zur Steigerung der Materialeffizienz (u.a. Recycling und Abfallbehandlung) und R   zur nachhaltigen Nutzung nachwachsender Ressourcen im Bereich Land- und Forstwirtschaft.

Damit sind im Prinzip alle Handlungsbereiche der Wirtschaft, der privaten Haushalte sowie der Investi-tionen und der Beschaffung der öffentlichen Hand angesprochen.

Potenziale und HerausforderungenIn Deutschland wird für diese Märkte ein besonderes technologisches Potenzial gesehen. Gründe dafür sind u. a. die ausgezeichnete Forschungsinfrastruk-tur, die öffentliche Forschungsförderung und das hohe Ausbildungsniveau. Auch die Politik sieht in der Entwicklung und Förderung dieser Innovations-felder eine entscheidende Herausforderung. Davon zeugen viele Forschungs- und Entwicklungspro-gramme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sowie weiterer Ressorts.

Diese Innovations- und Wachstumspotenziale wer-den zunehmend auch von Private Equity-Gesell-schaften erkannt. Sie können dazu beitragen, solche Innovationen sowie neue Wertschöpfungsketten zu entwickeln und ihre Anwendung voranzutreiben. Des Weiteren bestehen auch langfristig positive Erwartungen bezüglich Grüner Technologien: 70 % der Private Equity-Investoren sehen derzeit laut BVK die Bereiche Energie / Umwelt /Wasser als attraktivs-te Investments an (vgl. BVK, Private Equity-Prognose 2009 – Einschätzungen der deutschen Beteiligungs-gesellschaften zur Marktentwicklung).

Investoren sehen sich bei Innovationen im Bereich Grüne Technologien allerdings häufig vor besonderen Herausforderungen:

1. Rechtliche Rahmenbedingungen Fast alle Märkte für Grüne Technologien sind

von politischen Rahmenbedingungen geprägt. Unsicherheiten bezüglich zukünftiger (langfristi-ger) politischer Rahmenbedingungen erhöhen die Risiken gegenüber anderen Branchen mit stabi-leren Rahmenbedingungen.

2. Knowhow Es handelt sich um ein sehr weites Feld unter-

schiedlicher Technologien, Wertschöpfungsketten und Märkte. Hier das entsprechende Knowhow zur Beurteilung von spezifischen Innovationen und ihrer wirtschaftlichen Verwertbarkeit aufzu-bauen oder durch ein Netzwerk sicherzustellen, ist eine entscheidende Herausforderung – nicht nur für einen einzelnen Investor oder ein ein-zelnes Unternehmen, sondern auch darüber hi-naus im Sinne eines Beitrags zur Entwicklung der jeweiligen Märkte in Interaktion der Beteiligten aus Wissenschaft, Politik, Industrie und Finanz-wirtschaft.

Sind also Grüne Technologien ein solider Trend? Ja, aber diesen Trend auch tatsächlich zu realisieren, erfordert ein optimiertes Wissensmanagement und eine verbesserte Zusammenarbeit der Beteiligten.

Dr. Paschen von FlotowExecutive Director Sustainable Business Institute (SBI)

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PRIVATE EQUITY – INVESTITIONEN IN DIE DEUTSCHE WIRTSCHAFT

Die Idee, die hinter der Finanzierungsform Private Equity steckt, ist so alt wie der Handel zwischen den Menschen selbst: Seit Jahrhunderten beteili-gen sich Investoren mit Kapital und Beratung an wirtschaftlichen Projekten, um einer Idee zum Durchbruch zu verhelfen und es selbst zu Wohl-stand zu bringen. Das, was wir heutzutage unter Private Equity verstehen, hat sich im Vergleich zur Ursprungsidee natürlich weiterentwickelt. Eine große Rolle spielen dabei die Pensionskas-sen im angelsächsischen, aber auch asiatischen Raum, die die Rentenbeiträge der Bürger verwal-ten. Diese Pensionskassen legen Geld auf dem Kapitalmarkt an, um eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Davon profitieren die Beitragszahler. Ein Großteil der weltweiten Liquidität stammt von den Pensionskassen. Private Equity ist für sie eine attraktive Anlagealternative. In Deutschland gibt es aufgrund unseres umlagefinanzierten Renten-systems kaum Pensionskassen. Deshalb müssen heimische Private Equity-Fonds ihr Kapital von ausländischen Investoren einwerben.

Wenn wir heute von Private Equity sprechen, so ist damit Beteiligungskapital gemeint, das von institutionellen Investoren – in Deutschland sind dies neben den wenigen Pensionskassen vor allem Versicherungen – stammt und von Private Equity-Gesellschaften in nicht börsennotierte Unterneh-men investiert wird. Private Equity-Gesellschaften kaufen damit Anteile von Unternehmen, weil sie glauben, dass diese mit dem notwendigen Kapital und einem Mehr an Knowhow wachsen und an Wert gewinnen werden. Das können Start-ups, mittelständische Unternehmen oder ehemalige Konzerntöchter sein. Nach durchschnittlich fünf bis sieben Jahren haben die Unternehmen an Wert gewonnen und werden mit Gewinn verkauft oder an die Börse gebracht. Die Investoren erhal-ten dann ihre Einlage zurück und zudem eine

Rendite auf ihr eingesetztes Kapital. Erst dann er-hält auch die Private Equity-Gesellschaft einen Anteil am erzielten Gewinn.

Von Beteiligungskapital profitieren auch viele bekannte deutsche Unternehmen: Die Droge-riemarktkette Rossmann, der Hemdenfabrikant Eterna, der Motorenproduzent MWM und der Armaturenhersteller Grohe werden mit Kapital finanziert, das Private Equity-Gesellschaften zur Verfügung stellen. Auch an Innovationsunter- nehmen aus den Bereichen IT, Medizin oder Grüne Technologien sind Private Equity-Gesell-schaften beteiligt. Darunter sind einige, denen es auf diesem Weg gelungen ist, in ihrem Segment stark zu wachsen. Bestes Beispiel ist das Unter-nehmen Q-Cells, heute einer der Weltmarktführer im Solarbereich.

Private Equity schafft Wirtschaftswachstum und ArbeitsplätzeGerade in Deutschland ist die Bedeutung der nicht börsennotierten Unternehmen besonders hoch. 2008 hat bei rund 6.400 Firmen eine Private Equity-Gesellschaft Kapital zur Verfügung ge-stellt. 8,4 Mrd. € wurden allein im selben Jahr in 1.140 Unternehmen investiert. Insgesamt sind mehr als 1,2 Mio. Arbeitnehmer in Private Equity-finanzierten Unternehmen beschäftigt – das sind mehr, als im Automobilsektor in Deutschland arbeiten. Da bleiben die volkswirtschaftlichen Ef-fekte nicht aus: Der Anteil der Umsätze dieser Unternehmen am Bruttoinlandsprodukt betrug 2008 rund 8,5 %.

Diese Zahlen verdeutlichen die große volks-wirtschaftliche Bedeutung der Branche: Private Equity sorgt dafür, dass Kapital und Knowhow nach Deutschland fließen, und trägt damit zur 6 | 7

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Sicherung des Wachstums und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen bei.

Das Private Equity-Investitionsvolumen ist aber auch ein Gradmesser für das internationale An-sehen einer Volkswirtschaft, zeigt es doch, wie attraktiv ein Land für internationales Kapital ist. Deswegen ist es so wichtig, dass Deutschland alles daran setzt, Private Equity als Wirtschafts-faktor zu erhalten.

Der deutsche Private Equity-Markt gliedert sich heute im Wesentlichen in drei Bereiche: Zum einen sind dies Wagniskapital- bzw. Venture Capital-Gesellschaften, welche Start-ups die ers-ten Schritte ermöglichen und in der frühen Ent-wicklungsphase unterstützen. Daneben gibt es sogenannte Mittelstandsfinanzierer. Sie engagie-ren sich über Mehrheits- oder Minderheitsbeteili-gungen bei etablierteren Unternehmen. Die gro-ßen internationalen Private Equity-Gesellschaften beteiligen sich hingegen meist auch an sehr gro-ßen Unternehmen und betreuen diese nach einer Konzernabspaltung. Damit hat Private Equity in den letzten zehn Jahren maßgeblich zum Umbau der Deutschland AG beigetragen.

Von den mit Beteiligungskapital finanzierten deutschen Unternehmen ist der größte Teil im Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen angesiedelt.

Der deutsche Mittelstand weist traditionell eine geringe Eigenkapitalquote auf. Um sich auf den globalisierten Märkten behaupten und weiter-entwickeln zu können, ist er daher auf Wachs-

tumskapital angewiesen. Gerade einmal 22,2 % aller Unter- nehmen erreichen in Deutsch- land eine Eigenkapitalquote von 30 %. Ganz anders Private Equity-finanzierte Unternehmen: Statistiken belegen, dass das Verhältnis von Eigen- zu Fremd-kapital bei ihnen besser ist als bei Unternehmen ohne diese Art von Finanzierung.

kleine und mittel-ständische Unternehmen

(ohne Private Equity)

große Unternehmen(ohne Private Equity)

Private Equity-finanzierte Unternehmen

Erhebungsjahr 2004

Eigenkapitalquoten deutscher Unternehmen

0%

15%

30%

20%

25%

10%

5%

15%

27%

30%

0–99Mitarbeiter

0– <10Mio.€

100–499Mitarbeiter

Beschäftigte Umsatz

500–1.000Mitarbeiter

>1.000Mitarbeiter >100

Mio.€

50– <100Mio.€

10– <50Mio.€

Private Equity-finanzierte Unternehmen 2008: Beschäftigte und Umsatz

67,3 % 60,1

18,6

8,8

12,5

8,1%5,0%

19,6 %

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Private Equity bringt laut Studienergebnissen die Wirtschaft nach vorn Der positive Einfluss von Private Equity auf die deutsche Wirtschaft ist inzwischen auch mehrfach wissenschaftlich nachgewiesen worden. Zum Bei-spiel vom Think-Tank der Deutschen Bank, Deut-sche Bank Research. Dieser fand heraus, dass eine Zunahme der Private Equity-Investitionen in Deutschland zu einem höheren Wirtschaftswachs-tum führen würde. Stiege nämlich der Anteil von Private Equity-Investitionen im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt um 0,1 Prozentpunkte, so würde auch das reale Wirtschaftswachstum steigen – und zwar um 0,2 Prozentpunkte. Der gleiche Anstieg würde bei Venture Capital-Inves-titionen sogar zu einem Wirtschaftswachstum von 0,44 Prozentpunkten führen. DB Research unter-suchte für die Studie 20 europäische Länder im Zeitraum von 1994 bis 2005.

Trotz dieser Zahlen und obwohl Deutschland die größte Volkswirtschaft Europas ist, zählen wir, ge-messen an den Private Equity-Investitionen, zu den Schlusslichtern. Hier hat Deutschland einen großen Aufholbedarf, der auch mit den unzurei-chenden Rahmenbedingungen zu tun hat.

Eine weitere Studie des internationalen Branchen-dienstes Preqin belegt die Auswirkungen von Beteiligungskapital speziell auf Unternehmen im Bereich der Grünen Technologien: Vor allem Wagniskapital sorgte hier für einen Wachstums-schub. Allein im Jahr 2008 sammelten Venture Capital-Gesellschaften umgerechnet 2,8 Mrd. € weltweit ein, um junge Start-ups zu unterstützen. Insgesamt hat sich die Zahl der Gesellschaften, die in Grüne Technologien investieren, seit 2004 vervierfacht: Während sich vor fünf Jahren nur 30 Fonds ganz oder teilweise an diesen Unterneh-men beteiligten, waren es 2008 bereits 117.

Durchschnitt Europa

Private Equity-Investments 2008 zum jeweiligen BIP in %

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8 0,74

0,67

0,49 0,47 0,450,42 0,4 0,4 0,37

0,35 0,340,31 0,3

0,22 0,21 0,2 0,20,16

0,13 0,120,17

Großbritannien

Schweden

Dänemark

Frankreich

Niederlande

UngarnEuropa

Finnland

Deutschland

NorwegenItalien

Schweiz

Tschechische Rep.

Portugal

SpanienBelgien

RumänienPolen

Irland

Griechenland

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Private Equity steht auch für Knowhow und NetzwerkeGründe für den Verkauf von Unternehmensantei-len an Private Equity-Gesellschaften gibt es viele. Mal will sich ein Unternehmer im Rahmen einer Nachfolgeregelung von seinen Anteilen trennen. Ein anderes Mal möchte ein Konzern eine Toch-tergesellschaft ausgliedern, die nicht mehr zur künftigen Gesamtstrategie passt. Mit dem Ein-stieg von Investoren eröffnen sich neue Chancen für das Unternehmen: Oftmals ist es erst dann möglich, neue Märkte zu erschließen, Produkte zu entwickeln oder Wettbewerbsunternehmen zu ak-quirieren. Ein weiterer wichtiger Bereich sind Gründungsfinanzierungen von Start-ups. Hier er-möglichen Venture Capital-Gesellschaften, dass eine innovative Idee überhaupt realisiert werden kann.

Letzten Endes geht es bei der Beteiligung von Pri-vate Equity nicht allein um eine Kapitalbeteili-gung. Die Investoren bringen auch ihre Netzwerke und Erfahrungen mit ein. Private Equity-Investo-ren haben allein ein Ziel: Unternehmen wettbe-werbsfähiger und damit wertvoller zu machen. Beteiligungskapital ist in vielen Fällen eine Lö-

sung und als Finanzierungsalternative gerade jetzt gefragt: Zahlreiche Unternehmen bekommen derzeit nämlich nur zu deutlich schärferen Kondi-tionen Kredite von den Banken.

Private Equity kann eine Lösung sein in Zeiten geschwächter FremdkapitalmärkteIn der Finanzkrise muss sich auch Private Equity den neuen Herausforderungen stellen. Als die Banken bei der Kreditvergabe immer zurück-haltender wurden, haben die Beteiligungsgesell-schaften reagiert: mit einer erhöhten Eigen-kapitalquote bei den von ihnen finanzierten Unternehmen. Bereits vor der Finanzkrise betrug die Eigenkapitalquote Private Equity-finanzierter Unternehmen im Schnitt 30 % – und war damit deutlich höher als die durchschnittliche Eigenka-pitalquote deutscher Unternehmen. Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschafts-forschung (DIW) liegt diese nur bei etwa 17%. In den vergangenen Monaten sind die Eigenkapital-quoten Private Equity-finanzierter Unternehmen hingegen auf nahezu 43 % gestiegen. Das ist ei-ner der wesentlichen Vorteile von Private Equity: Die Investoren haben in der Regel die Möglich-

keit, bei Bedarf weiteres Kapi-tal in ein Unternehmen fließen zu lassen.

Insgesamt wird deutlich: Pri-vate Equity übt zahlreiche po-sitive Einflüsse auf deutsche Unternehmen und deren Ent-wicklung sowie auf die ge-samte Volkswirtschaft aus. Die Branche stellt heute einen zen-tralen Wirtschaftsfaktor dar, dessen Bedeutung künftig auch weiter wachsen wird.

Entwicklung der Eigenkapitalquoten

50%

40%

30%

20%

10%

0%1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008

42,9

33,635,3

4037,8

31,7

22,926,2

2220,7

9,7

Durchschnitt Europa

Private Equity-Investments 2008 zum jeweiligen BIP in %

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8 0,74

0,67

0,49 0,47 0,450,42 0,4 0,4 0,37

0,35 0,340,31 0,3

0,22 0,21 0,2 0,20,16

0,13 0,120,17

Großbritannien

Schweden

Dänemark

Frankreich

Niederlande

UngarnEuropa

Finnland

Deutschland

NorwegenItalien

Schweiz

Tschechische Rep.

Portugal

SpanienBelgien

RumänienPolen

Irland

Griechenland

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Grüne Technologien als Querschnittstechnologie

Grüne Technologien sind in aller Munde. Der sprung-haft steigende Energiebedarf der Weltbevölkerung bei gleichzeitg knapper werdenden Energieressour-cen, aber auch die Probleme in der Energieversor-gung der großen Industrienationen haben Energie- und Umwelttechnologien innerhalb der letzen Jahre zu einer Schlüsselindustrie werden lassen. Hinzu kom-men nicht nur in Deutschland steigende Umwelt-standards und die Deregulierung der Energiemärkte.

Deutschland ist führend im Bereich Umwelttechno-logie und -dienstleistung. Allein 16 % des Welthan-dels mit Umweltschutzgütern entfallen auf deutsche Unternehmen. Hierzulande arbeiten derzeit rund 1,5 Mio. Menschen in der Branche, die immer stär-ker wächst – allein 250.000 sind im Bereich erneuer-bare Energien tätig. Dabei erweist sich eine Defi- nition von Grüne Technologien, international als Cleantech bezeichnet, als äußerst schwierig, da die Branche als Querschnittstechnologie Berührungs-punkte mit verschiedenen Industriebereichen hat.

In Deutschland wurden – auch politisch – schon frühzeitig die Weichen für einen nachhaltigen und verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt eingeleitet. Durch gesetzliche Vorgaben und staat-liche Förderung wurde der Aufbau von Umweltstan-dards und regenativen Energiekonzepten vorange-trieben. Zu nennen sind hier die Beschlüsse zum Atomausstieg und das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), die der Branche wichtige Impulse gegeben haben. Durch die frühe politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Ausrichtung auf Themen wie Kli-maschutz, erneuerbare Energien oder Nachhaltigkeit haben deutsche Unternehmen hier eine weltweite Technologieführerschaft inne – noch bevor dieser sehr heterogene Wirtschaftsbereich die Bezeichnung Grüne Technologien beziehungsweise Cleantech er-hielt. So begannen deutsche Unternehmen frühzeitig mit der Kommerzialisierung von Grünen Technolo-gien. Innerhalb der neu entstehenden Märkte und des sich stark ändernden Marktumfeldes boten sich nicht nur Chancen für große Konzerne, sondern auch für mittelständische Unternehmen und Start-ups.

Welche Chancen daraus erwachsen, dass das Inter-esse der Öffentlichkeit, der Wirtschaft und des Kapi-talmarkts immer größer wird, haben auch die deut-schen Beteiligungsgesellschaften frühzeitig erkannt. Private Equity-Investitionen im Bereich Grüne Tech-nologien reichen weit zurück und international bekannte Vorzeigeunternehmen der Branche wie Q-Cells wurden schon zur Jahrtausendwende mit deutschem Beteiligungskapital finanziert. Die ein-heimische Private Equity-Branche hat durch ihr un-ternehmerisches und finanzielles Engagement nicht nur einen maßgeblichen Anteil am Erfolg und der Marktposition der deutschen Unternehmen im Be-reich erneuerbare Energien und Klimaschutz. Gleich-zeitig konnten die Investoren am rasanten Wachstum zahlreicher deutscher Cleantech-Unternehmen teil-haben und attraktive, überdurchschnittliche Renditen

PRIVATE EQUITY UND GRÜNE TECHNOLOGIEN IN DEUTSCHLAND – EINE ERFOLGSGESCHICHTE MIT VIEL POTENZIAL

Energie

RBiokraftstoffe RBrennstoffzellen RMikro-BHKW RPhotovoltaik RWindenergie RSolar-/Geothermie

Transport

Rneue Batterien Ralternative Antriebe RTelematik RLogistik RH2-Infrastruktur RNetzintegration

Materialien

Rbiobasierte Materialien RDämmstoffe R„grüne“ Chemie RNanotechnologie RRecycling RWindenergie RO2-Abscheidung

Wasser

RFiltration Rdezentrale Aufbereitung RMikro RLogistik RH2-Infrastruktur RNetzintegration

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erzielen. Spezialisierte Fonds für Cleantech, wie sie sich in den USA und im europäischen Ausland etab-liert haben, sind in Deutschland zwar nur vereinzelt zu finden. Aber viele deutsche Beteiligungsgesell- schaften haben ihre Erfahrungen aus der Technolo-giefinanzierung in den Bereichen IT oder Lifescience adaptiert und auf die Eigenheiten des Sektors Grüne Technologien – etwa hinsichtlich Technolo-gie-Knowhow, Finanzierungsbesonderheiten, Betei-ligungsdauer und Industrienetzwerk – übertragen.

Daraus erklärt sich auch die anhaltend hohe Anzie-hungskraft von deutschen Unternehmen für einhei-mische und internationale Private Equity-Investoren. Im Jahr 2008 war Deutschland der europäische Hot-spot für Venture Capital-Investitionen in Cleantech-Unternehmen – noch vor Großbritannien. Insgesamt wurden die Investitionen auf 383 Mio. € erhöht – und damit mehr als verdoppelt. Dabei investieren in den letzten Jahren verstärkt auch internationale Gesell-schaften in großem Maße, oft zusammen mit deutschen Gesellschaften. So erhielt das Berliner Unternehmen Sulfurcell von einem Konsortium aus deutschen und ausländischen Beteiligungsgesell-schaften mit 85 Mio. € die höchste Cleantech-Finan-zierung in Europa im Jahr 2008. Nachdem in den Jahren 2007 und 2008 mehr als 300 Mio. € in die vier größten Finanzierungsrunden geflossen sind, konn-ten auch im bisherigen Verlauf des Jahres 2009 be-reits mehrere Runden im zweistelligen Millionenbe-reich geschlossen werden.

Aber nicht nur junge Unternehmen hat die deutsche Landschaft Grüner Technologien zu bieten. Auch ein hochinnovativer deutscher Mittelstand hat sich in der Branche entwickelt, der sich aufgrund seines hö-heren Reifegrades durch ein reduziertes Risiko bei ebenfalls überdurchschnittlichen Wachstumschan-cen auszeichnet. Aufgrund der langjährigen Invest-menterfahrung und dem weitreichenden Netzwerk

in den Grünen Technologien sind deutsche Beteiligungsgesellschaften Gatekeeper und beliebte Kooperationspartner für internationale Investoren. Aufgrund ihres direkten Kontaktes mit der Branche, der Fähigkeit, attraktive Investitionsmöglichkeiten zu generieren und junge Unternehmen weiterzuent-wickeln, werden die frühen Finanzierungsrunden oft von deutschen Beteiligungsgesellschaften bestritten. Internationale Gesellschaften beteiligen sich an der Anschlussfinanzierung, wenn ein gestiegener Kapi-talbedarf für die Unternehmensentwicklung notwen-dig wird. Dabei profitieren alle Partner. Ein Beispiel hierfür ist erneut Q-Cells: Das Unternehmen wurde 1999 gegründet und erhielt in den ersten Jahren Startkapital von einem Business Angel, einer regio-nalen Venture Capital-Gesellschaft und später von einem weiteren deutschen Venture Capital-Investor. 2004 dann stieg Apax Partners ein. Bis zum IPO 2005 hatte das Unternehmen insgesamt 17 Mio. € Venture Capital erhalten. Heute hat Q-Cells eine Marktkapitalisierung von 1,5 Mrd. €, beschäftigt welt-weit 2.300 Mitarbeiter und setzt 1,25 Mrd. € um. Aber auch andere Unternehmen, zu nennen sind hier zum Beispiel Schmack Biogas, Conergy und Ersol Solar, konnten beeindruckende Wachstumsgeschich-ten schreiben und erbrachten den beteiligten Private Equity-Partnern ebenfalls zweistellige Multiples.

Grüne Technologien haben sich neben der Software- und Biotechnologiebranche zu einer Kerntechnolo-gie für Beteiligungsgesellschaften entwickelt. Alle Beteiligten profitieren von der fruchtbaren Allianz aus weltweit führenden Technologien und dem Fi-nanzierungs- und Knowhow-Netzwerk der Beteili-gungsgesellschaften. Das Wachstumspotenzial der Cleantech-Unternehmen ist noch lange nicht aus-geschöpft. Deutsche Private Equity-Gesellschaften können einen maßgeblichen Beitrag dazu leisten, dass deutsche Unternehmen auch künftig an der Weltspitze mithalten können.

PRIVATE EQUITY UND GRÜNE TECHNOLOGIEN IN DEUTSCHLAND – EINE ERFOLGSGESCHICHTE MIT VIEL POTENZIAL

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Warum investieren Sie in Unternehmen auf dem Feld der Grünen Technologien?

Wir erwarten in diesem Bereich künftig unverändert hohe Wachstumsraten und damit auch überdurch-schnittliche Renditen. Unter dem Stichwort Grüne Technologien versteht man Sektoren, die zum ressourcenschonenden Wirtschaften beitragen. In Zeiten einer wachsenden Weltbevölkerung, knapper werdender Rohstoffe und zunehmender Umweltver-schmutzung wird künftig die ökologische Notwen-digkeit zu ökonomischem Wachstum beitragen.

Ein Beispiel ist die Windkraft, die weltweit durch-schnittliche Wachstumsraten von 19% erzielt. Noch höher sind die langfristigen Wachstumsraten der Solarenergie. Die Gründe sind ein steigender Strom-bedarf bei gleichzeitig knapper und teurer werden-den Rohstoffen. Dies haben auch die politischen Entscheidungsträger in einer zunehmenden Zahl von Ländern erkannt, der Sektor erfährt global eine wachsende staatliche Förderung.

Welche Bereiche sind besonders attraktiv?

Es gibt eine ganze Reihe attraktiver Branchen, speziell im Energiesektor. Wir halten die bereits angesprochene Windenergie für besonders aus-sichtsreich, weil sie die kostengünstigste und am weitesten fortgeschrittene Technologie zur regenera-tiven Stromerzeugung ist. Im vergangenen Jahr wurden weltweit Windenergieanlagen mit einem Volumen von 27.000 MW errichtet. Dabei entdecken eine Reihe von Ländern die Windkraft gerade erst – denken Sie an die USA oder an China, deren Wind-energie-Ausbaupläne alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen. Auch auf etablierten Märkten wie Deutschland entwickelt sich der Sektor im lau-fenden Jahr trotz der angespannten konjunkturellen

Situation vergleichsweise stabil. Daher gehen wir insbesondere bei den Zulieferern der Windturbinen-hersteller von langfristigen Wachstumschancen und internationalen Expansionsmöglichkeiten aus.

Die Solarenergiebranche durchläuft nach der Krise von 2003 derzeit eine noch gravierendere Schwäche-phase. Es ist zuletzt zu viel Geld in Solar geflossen, was zu der heute sichtbaren dramatischen Kapazi-tätsunterauslastung einer extrem kapitalintensiven Branche geführt hat. Zusätzlich haben fast alle euro-päischen Player in den Boomjahren nach 2003 nur einen Teil ihrer betriebswirtschaftlichen Hausauf- gaben gemacht, weshalb man heute einer sehr kostenwettbwerbsfähigen und aggressiven asiati-schen Konkurrenz gegenübersteht.

Wie schätzen Sie die Branche in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern ein?

Auf dem Zukunftsmarkt Grüne Technologien sind deutsche und europäische Firmen technologisch führend, und gerade in Deutschland gibt es viele hochinnovative Unternehmen. Daher stellt die deut-sche Branche ein ideales Investitionsfeld für Private Equity dar. Insbesondere Windkraftunternehmen müssen in den nächsten Jahren international expan-dieren, um dauerhaft mit dem Markt mithalten zu können. Denn der deutsche Windmarkt wächst zwar konstant, weist langfristig aber nur noch moderate Wachstumsopportunitäten auf.

Sie investieren vor allem in Deutschland. Warum?

Lassen Sie uns hier beispielsweise auf die Windkraft-branche schauen: Deutschland hat hier als eines der Ursprungsländer für die Nutzung dieser Art von Energie einen deutlichen technologischen Vorsprung.

»IM BEREICH GRÜNE TECHNOLOGIEN SIND DEUTSCHE UNTERNEHMEN FÜHREND« Interview

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Zudem finden wir hier hochspezialisiertes Personal, das in der Lage ist, die Technologien voranzutreiben und qualitativ exzellente Produkte zu entwickeln. Wir wollen die Unternehmen dabei unterstützen, ihr Wachstum, ihre innovativen Ideen und ihre Internationalisierungsstrategien voranzutreiben.

Wie schätzen internationale Investoren den Standort Deutschland für Grüne Technologien ein?

Deutschland hat im Ausland einen exzellenten Stel-lenwert. Neben vielen Innovationen und Weltmarkt-führern in erneuerbaren Energien finden Investoren hierzulande ein exzellentes Humankapital und auch eine hohe Planungssicherheit, denn das Erneuer-bare-Energien-Gesetz (EEG) schafft hervorragende Rahmenbedingungen. Es hat, fußend auf den Förder-programmen der KfW aus den 90er Jahren, seitdem für einen beispiellosen Aufschwung alternativer Stromerzeugung in Deutschland geführt.

Vor welchen Herausforderungen steht die Branche Grüne Technologien?

Sei es Wind, Sonne, Biogas oder Wasser: Viele Unter-nehmen spüren derzeit den Einfluss der Finanzkrise durch die dramatisch zurückgegangene Finanzie-rungsbereitschaft der Banken bei den produzie-renden Unterenehmen, aber noch mehr bei inves-titionswilligen Endkunden. Zum Beispiel werden momentan kaum Investitionen in neue Solarfabriken getätigt, da die Branche aktuell mit extremen Über-kapazitäten zu kämpfen hat. So wird der weltweite Solarmarkt nach seinem starken Wachstum im Jahr 2008 in diesem Jahr wohl zurückgehen.

In der Windkraft liegt zudem die Herausforderung darin, den technologischen Vorteil zu halten, das heißt, die Innovationsfähigkeit muss weiter ausge-baut und die Massenproduktion stärker in Niedrig-lohnländer verlagert werden. Hier sind Investitionen dringend notwendig, die auch hier derzeit häufig an Krediten scheitern.

Sie beobachten die Branche seit vielen Jahren.Was hat sich verändert und wie sehen Sie die weitere Entwicklung?

Hier in Europa sehen wir Konsolidierungstendenzen. Inzwischen haben auch die großen Energie- und Technologiekonzerne die Wachstumschancen (wie-der-)erkannt und kaufen sich massiv in diese Bereiche ein. Gerade im Solar- und Windsegment ist diese Tendenz mit den jüngsten Aktionen von Konzernen wie Bosch, Siemens, General Electric oder Total sichtbar: Größe ist hier ein echter Wettbe-werbsvorteil, und das zieht Großkonzerne an.

Für die nächsten Jahre erwarten wir, dass der Markt zunehmend reift. Damit werden Kostenreduktionen ein großes Thema, zudem rückt die Internationalisie-rung von Unternehmensaktivitäten noch stärker in den Vordergrund. Wir rechnen auf jeden Fall mittel- und langfristig mit einem sehr hohen Wachstums-potenzial der Branche.

Dr. Helmut VorndranVorstandsmitglied Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften und Sprecher des Vorstands Ventizz Capital Partners Advisory AG

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In der momentanen Rezession stehen wirtschaft- liche Themen ganz oben auf der Agenda der Politik. Der Fokus liegt dabei in erster Linie auf dem Erhalt und der Schaffung von nachhaltigen Arbeitsplätzen. So haben sich alle etablierten Parteien des Themas Umwelttechnologien und -dienstleistungen ange-nommen und zeigen auch das Beschäftigungspoten-zial dieses Sektors auf.

Von welcher Bedeutung die Branche ist, hat man nicht nur hierzulande erkannt. Am Beispiel der USA wird klar, dass weltweit immens in Grüne Technolo-gien investiert wird – auch von staatlicher Seite: In den USA fließen etwa 10 % des 800 Mrd. $ schweren „Stimuluspakets“ in sogenannte Cleantech-Projekte.Die Regierung von Präsident Obama erhofft sich da-mit Impulse für die Wirtschaft: Mittelfristig sollen die so geförderten Unternehmen rund 150 Mrd. $ an Umsätzen und 2,5 Mio. Arbeitsplätze schaffen. Die Branche wird in den USA also massiv gefördert – allerdings gibt es auch Kritik an der Höhe, Zielset-zung und letztlich der Effizienz der Programme. Des-halb lohnt ein Blick auf die tatsächliche Marktsituation.

Der folgende Vergleich zwischen den Cleantech-Märkten Deutsch-land und USA soll zeigen, wo die beiden Länder derzeit stehen – wie ihre Ausgangspositionen sind in dem Rennen um die Weltmarkt-führerschaft bei Grünen Techno-logien.

Benchmark SolarindustrieFür viele Menschen ist die Solarindustrie ein Syno-nym für Grüne Technologien. Kein Wunder: Hier finden von allen Industriesegmenten im Bereich Grüne Technologien die meisten Innovationen statt. Auch die Effizienzsteigerungen sind hier enorm – ein Beispiel: Bei jeder Kapazitätsverdopplung fällt der Preis pro Watt Spitzenleistung um ca. 8 %. Dies ist vor allem durch neue Technologien möglich. Strom-erzeugung aus Sonnenlicht bzw. der von Albert Ein-stein entdeckte und mit dem Nobelpreis prämierte Photoeffekt ist bereits seit etwa 100 Jahren bekannt. Schon seit 50 Jahren sind Solarmodule im Einsatz. Allerdings ist Solarstrom noch immer sehr teuer und muss massiv staatlich gefördert werden – dies liegt nicht zuletzt an den relativ bescheidenen Wirkungs-graden der Technologie.

Deutschland war lange Zeit der Champion in der Solarindustrie: Deutsche Unternehmen bauten die Solarmodule mit den besten Wirkungsgraden und erzielten dabei die höchsten Umsätze und Margen,

DEUTSCHE INVESTITIONEN IN GRÜNE TECHNOLOGIEN – QUO VADIS ? EINE BESTANDSAUFNAHME Gastbeitrag

14 | 15

9.000€

8.000€

7.000€

6.000€

5.000€

2.664€

4.994€

7.816€

893€

First Solar

August 2009August 2007

4.000€

3.000€

2.000€

1.000€

0€

Q-Cells

Unternehmenswert der führenden Solarunternehmen USA / EU (in Mio.€)

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gefolgt von Japan. Die Volksrepublik China hat sich inzwischen ebenfalls als Standort, vor allem für den Modulbau, etabliert. Die Vereinigten Staaten waren zunächst höchstens mit kleinen Nischenspielern prä-sent, zum Beispiel Sunpower und Evergreen Solar. Dies änderte sich jedoch im November 2006, als der Dünnfilmhersteller First Solar sein Börsendebüt feierte. Das US-Unternehmen ist heute globaler Kostenführer und stößt mit Endpreisen von deutlich unter 2 $ pro Watt Spitzenleistung auf Modulbasis in Regionen vor, von denen Wettbewerber weit ent-fernt sind.

Noch vor zwei Jahren war das deutsche Vorzeige-unternehmen Q-Cells weltweit das wertvollste Solar-unternehmen an der Börse und in etwa doppelt so teuer wie First Solar. Inzwischen hat sich der Bör-senwert von First Solar fast verdreifacht und Q-Cells ist um mehr als 80 % eingebrochen. Ergebnis: Heute erreicht Q-Cells etwa 11 % des Börsenwerts von First Solar.

Dennoch ist Q-Cells ein Beispiel für den Erfolg von Private Equity-Investoren im Bereich Grüne Techno-logien: Das Unternehmen wurde von Anfang an durch Venture Capital, Wachstumsfinanzierung und Mehrheitsbeteiligungen finanziert, bis es 2005 an die Börse gebracht wurde. Einige Private Equity-Fonds konnten sehr beachtliche Renditen erzielen. Heute ist die Solarindustrie ein Multimilliarden-geschäft. Dies ist auch sichtbar in den Bewertungen, die sich „konventionellen“ Industrien anzunähern scheinen.

Benchmark WindkraftEin weiteres Erfolgsbeispiel im Bereich erneuerbarer Energien ist die Windkraft – ebenfalls eine deutsche Spitzentechnologie. Sie ist derzeit die einzige erneu-erbare Energieform, die in etwa Kostengleichheit zur

herkömmlichen Elektrizitätsgewinnung erlangt hat. Durch sogenannte Offshore-Parks – Windparks in der Nordsee – kann die Grundlastfähigkeit abgedeckt werden, da dort der Wind fast ständig weht. Die ers-ten Parks in der Nordsee sind bereits ans Netz ge-gangen. Die in Deutschland von Firmen wie Repower, Enercon oder Nordex hergestellten Windturbinen gehören zu den besten der Welt.

In Bezug auf die Gesamtleistung war Deutschland jahrelang allen anderen Nationen voraus. Seit 2008 ist dies nicht mehr der Fall, die USA haben Deutsch-land hinter sich gelassen. Dieser Trend wird sich wohl in Zukunft fortsetzen, obwohl Deutschland kürz-lich mit dem Aufbau von Windparks auf hoher See begonnen hat.

Die beschriebene Entwicklung in der Solar- und Windenergie war abzusehen, da die amerikanische Volkswirtschaft etwa viermal so groß ist wie die deutsche und das Land über eine 28-mal größere

Marko MaschekPartner | Pinova Capital GmbH

30

25

20

15

10

5

0bis 2007 2008

16,7 25,2USA

bis 2008

22,2

8,5

1,7D

Gig

awat

t

23,9

Installierte Leistung Windkraft

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Landmasse verfügt. Allerdings wird die Windkraft dort erst jetzt erschlossen. In Deutschland sind die besten Windlagen bereits belegt und es wird ein Ersetzen von alten Turbinen (sogenanntes „repowe-ring“) vorgenommen. Allerdings überrascht die Ge-schwindigkeit, in der die USA aufholen, da der Einsatz von erneuerbaren Energien vor 2005 dort weder in der Politik noch in der Bevölkerung ein Thema war.

Benchmark Private Equity-FondsvolumenWie hat sich Private Equity im Bereich Grüne Tech-nologien entwickelt und welche Finanzierungs-möglichkeiten haben deutsche Unternehmen im Ver-gleich zu den amerikanischen? Leider gibt es für Grüne Technologien nur wenig an aussagekräftigem Zahlenwerk. Bei der Zusammenstellung von Statisti-ken werden nämlich oft mittelständische Finanzie-rungen außer Acht gelassen, was damit zusammen-hängen könnte, dass solche Transaktionen weniger bekannt sind oder bekannt gemacht werden.

Für unseren Vergleich wurden nur bekannte Fonds in den USA und Europa aufgenommen. Dort kennen wir die Partner persönlich und zum Teil auch deren Investments. Mit Hilfe der Preqin-Datenbank wurde ein kumuliertes Fondsvolumen der zehn größten Cleantech-Fonds seit 2000 in den jeweiligen Regio-nen gegenübergestellt.

Es soll in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, dass es bis dato in Deutschland nur wenige kleine Cleantech-Spezialfonds gibt. Daneben inves-tieren einige Venture Capital-Gesellschaften – neben anderen Industriesegmenten – auch in Grüne Techno-logien, wie beispielsweise Earlybird oder Wellington. Es gibt einige Fonds – sogenannte Hybrid-Fonds – die ihren Fokus auf die Bereiche Technology oder Engineering werfen und Grüne Technologien in ihre Investmentstrategie eingebaut haben. Vertreter die-ses Ansatzes sind beispielsweise Ventizz und Pinova.

Viele unabhängige Cleantech-Spezialfonds kommen aus dem europäischen Ausland, investieren aber

auch in Deutschland. Climate Change Capital aus Großbritan-nien hat mit 200 Mio. € das größ-te Volumen. Aber auch ETF aus London oder Demeter Venture Partners aus Paris müssen hier genannt werden. Beide managen Fonds in der Größenordnung von 110 bis 125 Mio. €.

Ganz anders stellt sich die Situa-tion in den USA dar. Die ers- ten fokussierten Cleantech-Fonds wurden bereits im Jahr 2000 auf-gelegt – als Pioniere bekannt sind Braemar Energy und Nth Power. Inzwischen gibt es unzählige Ven-ture Capital- und Private Equity-16 | 17

2.500€

2.000€

1.500€

1.000€

500€

0€TOP 10

1.490€

745€ 200€

Hybrid-Fonds mit EU-Fokus

TOP 1

2.127€Fonds mit US-Fokus 547€

Fonds mit EU-Fokus

TOP-10-Cleantech-Private Equity-Fonds USA & EU (in Mio.€)

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Fonds mit Fokus auf Grünen Technologien. Viele etablierte Gesellschaften wie beispielsweise Battery Ventures oder Mohr Davidow haben das Thema aufgegriffen und Spezialisten für diesen Bereich angeheuert.

Erstaunlich ist, dass amerikanische Cleantech-Spe-zialfonds relativ einfach Mittel von institutionellen Investoren einwerben konnten, und das, obwohl die Anzahl der Exits (Firmenverkäufe) bisher relativ überschaubar ist. Ein wichtiger Fonds ist beispiels-weise Element Partners (Philadelphia / San Francis-co). Element hat als Joint Venture mit Draper Fisher Jurvetson begonnen und besteht erst seit 2004. Element Partners 2, jetzt unter eigener Marke, konn-te noch im Jahr 2008 Fondsmittel von 486 Mio. $ einwerben. Dazu gibt es weltweit keine Parallelen. Das Team besteht aus erfahrenen Investoren, die zuvor in anderen Industrien gute Ergebnisse erzielt haben.

In der Finanzierung von Cleantech-Unternehmen und beim Einwerben von Fondsmitteln haben die Amerikaner die Nase weit vorn. Das Maß aller Dinge im Bereich Grüne Technologien sind inzwischen amerikanische Unternehmen, da ihnen erheblich mehr Mittel zur Verfügung stehen als europäischen oder deutschen Unternehmen. Dies gilt auch außer-halb des Venture Capital-Segments.

Die Bedeutung von Grünen Technologien für den Standort Deutschland Warum lohnt es sich, die Rahmenbedingungen für Investitionen auf dem Gebiet der Grünen Technolo-gien in Deutschland zu verbessern? Grüne Technolo-gie als Industrie beruht nicht auf einer einzigen Technologiedimension, sondern ergibt sich aus vielen Querschnittstechnologien, wie zum Beispiel Maschinen- und Anlagenbau, Verfahrenstechnik,

Mess-, Regel- und Steuerungstechnik, Industrie-automation und Sensortechnik, die in Applikationen zusammenspielen müssen. In diesen Industrieseg-menten ist Deutschland weltweit führend. Historisch und kulturell haben deutsche Ingenieure eine starke Affinität zu eben diesen Technologien. Der deutsche Mittelstand ist weltweit einzigartig als Rückgrat der heimischen Wirtschaft und Träger von Innovation, insbesondere im Bereich Grüne Technologien.

In der Vergangenheit hat Deutschland durch seine umsichtige Industrie- und Förderpolitik ein Cluster von globaler Exzellenz geschaffen. Dieser Vorsprung droht momentan zu verschwinden und es scheint nur eine Frage der Zeit, bis die Bundesrepublik in verschiedenen Industriesegmenten Grüner Techno-logie von größeren Nationen überholt werden wird.

Dennoch können durch den Einsatz des richtigen „Finanzierungsmix“ lukrative Nischen behauptet und weiter ausgebaut werden. Erwähnenswert sind hier insbesondere die Wasseraufbereitung, die Re-cyclingwirtschaft, die Gebäude(leit)technik und ganz allgemein Industriegüter. Auch Effizienztechnolo-gien im Automobil werden eine Rolle spielen. Deutschland wird auf absehbare Zeit der führende Ausrüster für die globale Herstellung „grüner“ Pro-dukte bleiben.

Die Zukunft Deutschlands im Bereich Grüne Tech-nologien ist weiter vielversprechend, allerdings müssen die industrie- und finanzpolitischen Weichen bald gestellt werden, damit der Standort als Aus-rüster der Welt auf diesem Gebiet weiter erfolgreich sein kann.

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STUDIEN ZU GRÜNEN TECHNOLOGIEN – PROGNOSEN SEHEN WEITERESMARKTWACHSTUM

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PRIVATE EQUITY LÄSST DEN SEKTOR DER GRÜNEN TECHNOLOGIEN BOOMEN

Private Equity-Fonds haben in den vergangenen Jah-ren maßgeblich zum Boom von Cleantech-Unterneh-men und dem Wachstum des Marktes beigetragen. Die Chancen der Branche spiegeln sich auch in den für Investitionen im Bereich Grüne Technologien vorgesehenen neuen Fonds wider. Nachdem Private Equity-Fonds im Jahr 2007 weltweit 6,3 Mrd. $ ein-sammeln konnten, waren es 2008 nochmals 6 Mrd. $. Vor allem Venture Capital-Fonds waren beim Fund-raising erfolgreich. 2008 sammelten sie weltweit 3,95 Mrd. $ ein. Der beobachtete Trend scheint sich fortzusetzen. Derzeit suchen allein Cleantech-Fonds mit Fokus auf Nordamerika Kapital in Höhe von 9 Mrd. $. Europäische Fonds wollen rund 7,2 Mrd. $ einwerben.

Insgesamt hat sich laut dem Informationsdienstleis-ter Preqin auch die Zahl der Fonds, die in den Sektor Grüne Technologien investieren, seit 2004 vervier-facht. Während vor fünf Jahren nur 30 Fonds mit Investitionen in Unternehmen auf dem Gebiet der Grünen Technologien begannen bzw. Grüne Techno-

logien als Teil ihrer Investitionsstrategie nannten, wurden 2007 schon 96 und 2008 117 gezählt.

Die Daten belegen eindrucksvoll, wie rasant die Private Equity-Aktivitäten im Bereich Grüne Techno-logien über die vergangenen Jahre gewachsen sind. Ein ähnliches Bild zeigt ein Blick auf die dezidierten Fonds für Grüne Technologien der letzten Jahre. Während 2004 nur neun reine Cleantech-Fonds ge-schlossen wurden, waren es 2007 insgesamt 41 und ein Jahr später 39. Von allen neuen Fonds, die ent-weder nur oder zumindest teilweise in Unternehmen auf dem Feld Grüne Technologien investierten, wa-ren rund ein Drittel spezialisierte Cleantech-Fonds und zwei Drittel Fonds, bei denen Grüne Technolo-gien einen Teil der Investitionsstrategie ausmachen.

Quelle: Preqin Special Report: Private Equity Cleantech, 2009

vor 2004 2004 2005 2006 2007 20080

20

40

60

80

100

120

140

730 33

95

53

117

Zahl der Cleantech-Fonds nach Gründungsjahr

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DEUTSCHLAND HAT BESONDERES POTENZIAL BEI ALTERNATIVEN ENERGIEN

Deutschland kann im globalen Vergleich auf eini- gen Technologiefeldern nicht nur mithalten, sondern liegt – etwa bei Umwelttechnologien und alternati-ven Energien – im Spitzenfeld. Zu diesem Ergebnis kommt die Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsge-sellschaft Deloitte in ihrer Studie „Global Trends in Venture Capital 2008 Survey“. Deloitte befragte hierzu rund 400 Entscheider von Venture Capital- Gesellschaften in Amerika, Asien, Europa und dem Mittleren Osten.

Auf der Suche nach den führenden Ländern in ver-schiedenen Technologiebereichen konnten die Be-fragten einen ersten und einen zweiten Platz verge-ben. Bei alternativen Energien belegt Deutschland den zweiten Rang hinter den USA. Deutschland pro-fitiert hierbei u. a. von seiner politischen Stabilität und der starken Technologieszene.Quelle: Deloitte, Global Trends in Venture Capital 2008 Survey

DER DEUTSCHE PHOTOVOLTAIKMARKT ISTWIEDER NUMMER EINS

Deutschland wird im Jahr 2009 nach Prognosen von EuPD Research, dem Marktforschungsinstitut für Solarenergie, wieder zum wichtigsten Photovoltaik-markt der Welt aufsteigen. Nach Schätzungen der Studie „Der deutsche PV-Markt. Nachfrager verste-hen – Potentiale erschließen“ werden derzeit zwei Gigawatt an Modulen in Deutschland neu installiert. Solide Rahmenbedingungen könnten dafür sorgen, dass der hiesige Photovoltaikmarkt stark wächst und mehr denn je ins Zentrum des globalen Interesses rückt. Dagegen sind die globalen Aussichten weni-ger positiv, denn das Zusammenbrechen des spa-nischen Marktes, der weltweite Angebotsüberhang und die Finanzkrise verheißen düstere Aussichten für die internationale Photovoltaikindustrie. Der deut-sche Markt präsentiert sich laut Studie aber vorerst als verlässlicher Fels in der Brandung. Schließlich kann Deutschland auf eine solide Fördergeschichte zurückblicken – andere Ländermärkte sind durch ver-gleichsweise schwankende Rahmenbedingungen ge-kennzeichnet. Bereits 1990 wurde mit dem Start des 1.000-Dächer-Programms hierzulande der Grund-stein für den Erfolg gelegt. Aber in Deutschland be-stehen noch erhebliche unerschlossene Potenziale. So etwa im Bereich der privaten Dachanlagen, dem Fundament der deutschen Erfolgsgeschichte. In kei-nem anderen Land der Welt hat das Segment eine solche Bedeutung wie bei uns. Bis 2008 wurden mehr als 300.000 Anlagen auf Ein- und Zweifami-lienhäusern installiert. Mit einem Marktanteil von rund 30 % liegt das Marktsegment noch vor denen von Landwirtschaft und Industrie /Gewerbe.

Quelle: EuPD Research, Der deutsche PV-Markt. Nachfrager verste-hen – Potentiale erschließen

zweiter Platz

erster Platz

TOP-5-Länder alternative Energien

0% 25% 50% 75%

USA

Deutschland

Japan

Großbritannien

Kanada

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WINDENERGIE: DEUTSCHLAND UND USA FÜHREND

International gehören die USA vor Deutschland, Spanien und China zu den größten Nutzern von Windenergie zur Erzeugung von elektrischem Strom. Laut der World Wind Energy Association liegt die weltweit installierte Gesamtleistung bei 120.792 MW. Hiervon entfallen 25.170 MW auf die USA und 23.903 MW auf Deutschland, die mit deutlichem Abstand vor Spanien und China liegen. Allein 2008 wurden 27.056 MW neu installiert, davon 8.358 MW in den Vereinigten Staaten, 6.300 MW in China, 1.800 MW in Indien und 1.665 MW in Deutschland. Für 2009 prognostiziert der Verband neue Kapazitä-ten mit einem weltweiten Volumen von 30.300 MW.

Quelle: World Wind Energy Association, Global Installed Wind Power Capacity

RASANTES MARKTWACHSTUM BEI SOLAR, WIND, BIOTREIBSTOFF UND ENERGIESPEICHERUNG

Die weltweite Solarindustrie wird ihren Wachstums-kurs fortsetzen. Nach Expertenschätzungen soll der Weltmarkt von 33,3 Mrd. $ im Jahr 2008 auf erwar-tete 100,4 Mrd. $ im Jahr 2012 wachsen. Einen maßgeblichen Beitrag hierzu wird die zunehmende Zahl von installierten Photovoltaikanlagen leisten. Hier wird ein rasanter Anstieg der installierten Leis-tung erwartet. Von aktuell 4.928 MW (2008) soll sich diese bis 2013 auf 23.103 MW mehr als ver- vierfachen.

Ähnliche Wachstumsraten erwarten Experten bei der Windenergie. Hier gehen Prognosen davon aus, dass die weltweit installierte Leistung von Wind- energieanlagen auf fast 76.000 MW steigen wird. Energiespeicherung etwa in den Bereichen Batterien oder Brennstoffzellen gewinnt im Hinblick auf die Vermeidung von Energieverlusten durch gezielte Energienutzung ebenfalls an Relevanz. Hier wird ein Marktwachstum von 41,2 Mrd. $ auf weltweit 63,9 Mrd. $ im Jahr 2012 erwartet, wobei der größte Marktanteil auf den Bereich Transport entfallen wird.

Auch Biotreibstoffe werden weiter an Bedeutung ge-winnen, weshalb Prognosen davon ausgehen, dass sich die weltweite Produktion auf rund 46 Mio. Gal-lonen im Jahr 2017 verdreifachen wird. Während die USA und Brasilien die größten Bioethanolhersteller der Welt sind, liegt die EU bei Biodiesel vorn.

Quelle: Lux Research in Deutsche Bank, Investing in Climate Change 2009

Weltweite Leistung bei Windenergie 2006–2009 (in MW)

2006 2007 2008 2009

neu installierte Leistung

installierte Leistung

0

20.000

40.000

60.000

80.000

100.000

120.000

140.000

160.000

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UNO: MEHR INVESTITIONEN IN ALTERNATIVE ENERGIEN

Nach Berechnungen der UNO lagen die weltweiten Investitionen im Bereich nachhaltige Energien im Jahr 2008 bei 155 Mrd. $ und damit 5 % über dem Vorjahresvolumen. Angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Entwicklungen am Kapitalmarkt wertet die UNO dies als Erfolg für den Sektor. In den beiden Jahren zuvor waren die Inves-titionen noch um jeweils mehr als 50 % gestiegen.

Der Großteil der investierten Mittel (117 Mrd. $) floss 2008 in die Finanzierung und den Bau von neuen Anlagen zur Energieerzeugung und in Unter-nehmensfinanzierungen, darunter 13,4 Mrd. $ durch

Venture Capital- und Wachstumsfinanzierungen. In-nerhalb der Technologiebereiche profitierte beson-ders die Windenergie von den Investitionen. Allein 52 % der Investitionen flossen hierhin. Weitere 34 % gingen in den Solarbereich, womit dieser seinen Anteil im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte

steigern konnte. Drittgrößter Investitionsbereich waren Biokraftstoffe mit einem Anteil von 17 %.

Ein Blick auf die regionale Entwicklung zeigt, dass sich Europa als Investitionsstandort besser schlug als Nordamerika. 50 Mrd. $ flossen in europäische Unternehmen und Projekte – 2 % mehr als im Vor-jahr. In Nordamerika gingen dagegen die Investi-tionen um 8 % zurück und erreichten nur noch 39 Mrd. $. Die UNO sieht als Grund für den dortigen Rückgang das Ausbleiben von Projektfinanzierungen.

Quelle: Global Trends in Sustainable Energy Investments 2009, United Nations Environment Programme

2002 2003 2004 2005 2006 2007 20080

20

40

60

80

100

120

140

160

180

2722 35

60

148

93

155

Neuinvestitionen im Bereich nachhaltige Energien 2002–2008 (in Mio.$)

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Das Ziel eines jeden Unternehmens ist es, zu wachsen. Dieser Grundsatz gilt über alle Bran-chen hinweg, Grüne Technologien sind da keine Ausnahme. Wachstum setzt Investitionen voraus – die dafür notwendigen Mittel kann sich ein Unternehmen über einen Börsengang sichern. In den vergangenen Jahren hat eine Vielzahl von Un-ternehmen aus dem Bereich Grüne Technologien diesen Weg gewählt. Zahlreiche dieser Unterneh-men haben dabei von der gestiegenen Aufmerk-samkeit von Seiten der Öffentlichkeit und der Investoren, aber auch von den optimistischen Wachstumsprognosen für nachhaltige Technolo-gien profitiert. Daher überrascht es nicht, dass Unternehmen der Grünen Technologien zu be-liebten Börsenkandidaten wurden.

Aktienmarkt als FinanzierungsquelleFür Unternehmen, die in ihren Anfangsjahren mit privaten Mitteln oder Beteiligungskapital finan-ziert wurden, ist der Börsengang oft ein logischer Schritt. Auf diesem Weg erhalten sie in einem ge-reiften Unternehmensstadium weiteres Eigen-kapital für ihre Investitionen. Aber auch danach kann der Aktienmarkt als Finanzierungsquelle ge-nutzt werden – wenn über spätere Kapitalerhö-hungen zusätzliche Mittel aufgenommen werden. Das spielt insbesondere bei den kapitalintensiven Grünen Technologien eine entscheidende Rolle. Daneben hat der Börsengang noch andere Vor-teile: Im Zuge der Notierung können die bis-herigen Gesellschafter ihre Anteile veräußern, wodurch das Unternehmen die Chance für eine neue Eigentümerstruktur bekommt. Der Gang an die Börse und die spätere Notierung erhöhen zudem den Bekanntheitsgrad des Unternehmens und eröffnen neue Finanzierungsmöglichkeiten. Angesichts all dieser Vorteile nehmen die Unter-nehmen den Aufwand und die Kosten in Kauf, die

sich aus dem Börsengang und den daraus resultie-renden Publikationsanforderungen ergeben.

Börsentauglich durch BeteiligungskapitalEin Blick auf die Neuemissionen im regulierten Segment Prime Standard der Frankfurter Wert-papierbörse zeigt: Zwischen 2005 und 2008 wur-den dort 15 Unternehmen erstmals notiert, die dem Bereich der Grünen Technologien zuzuord-nen sind. Hinzu kamen weitere fünf Branchen-unternehmen, die nach einem früheren Börsen-gang in den unregulierten Börsensegmenten Open bzw. Entry Standard zum regulierten Markt wech-selten. Von diesen insgesamt 20 Unternehmen waren neun ursprünglich durch Beteiligungsge-sellschaften finanziert worden. Dies unterstreicht die nachhaltige Bedeutung von Private Equity für die Unternehmen, die oftmals in ihrer frühen Pha-se mit Beteiligungskapital finanziert wurden – und zwar so lange, bis die Firmen einen Reifegrad er-reicht haben, der sie für die Börse attraktiv macht.

Allein im Jahr 2006 feierten sieben Branchen-unternehmen ihr Börsendebüt. Drei Börsenneu-linge im Jahr 2005, vier im Jahr 2007 und ein New-comer im Jahr 2008 sprechen für das anhaltende Interesse von Investoren an Grünen Technologien. Das Emissionsvolumen dieser 15 Börsenneulinge summierte sich auf mehr als 4 Mrd. €. Ein großer Anteil dieser neuen Mittel floss in die Unterneh-men und ermöglichte Investitionen in weiteres Wachstum. Neben einigen kleineren Börsengän-gen mit einem zweistelligen Emissionsvolumen erreichte die Mehrzahl einen Umfang von 100 bis 300 Mio. €. Den größten Börsengang feierte SMA Solar Technology, deren Neuemission im schwie-rigen Börsenjahr 2008 knapp 1,8 Mrd. € erbrach-te. Damit avancierte das Solarunternehmen zum damals größten deutschen Börsengang.

DER BÖRSENGANG: ÜBERGANG VON PRIVATE EQUITY ZU PUBLIC EQUITY

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Im internationalen Vergleich kann sich Deutsch-land heute als Börsenplatz für Unternehmen der Grünen Technologien behaupten. Außerhalb Deutschlands wurden in den Jahren 2005 bis 2008 insgesamt 144 Börsengänge von Unternehmen

Neuemissionen von Unternehmen aus dem Bereich Grüne Technologien 2005 bis 2008

Jahr Unternehmen BrancheBeteiligte Private Equity-Gesellschaften

Platzierungs-volumen in Mio. €

2005 Conergy AG Photovoltaik Grazia Equity, Capital Stage 213

2005 ErSol Solar Energy AG Photovoltaik Ventizz, equitrust, nwk nordwestKapitalbeteiligungsgesellschaft 135

2005 Q-Cells AG Photovoltaik Apax Partners, IBG Sachsen-Anhalt, DKB Wagniskapital

272

2006 aleo solar AG Photovoltaik Hannover Finanz 95

2006 BDI - BioDiesel International AG Biokraftstoff 83

2006 CropEnergies AG Biokraftstoff 224

2006 ItN Nanovation AG Nanotechnologie TechnoStart, Nanostart, Heliad Equity, Saarländische Wagnisfinanzierungsgesellschaft, Creathor

28

2006 Petrotec AG Biokraftstoff Warburg Pincus 108

2006 Schmack Biogas AG Biogas(-anlagen) BayBG, S-Refit, SAM Private Equity 71

2006 Verbio Vereinigte BioEnergie AG Biokraftstoffe 264

2007 Asian Bamboo AG Rohstoffe 95

2007 centrotherm photovoltaiks ag Photovoltaik 186

2007 EnviTec Biogas AG Biogas(-anlagen) 243

2007 ZhongDe Waste Technology AG Abfallentsorgung 109

2008 SMA Solar Technology AG Photovoltaik 1.666

Quelle: BVK-Recherchen, Deutsche Börse AG. Es wurden nur Neuemissionen – keine Transfers – im Prime Standard berücksichtigt.

der Grünen Technologien gezählt. Davon nutzten 58 eine andere europäische Börse, 59 eine nord-amerikanische, zwei Unternehmen eine südame-rikanische Börse und 25 einen Börsenplatz in Asien oder Australien.

Photovoltaikbranche liegt bei Börsengängen vornDie Börsenneulinge stammen aus verschiedenen Teilbranchen und spiegeln damit die Vielfalt der unter dem Oberbegriff Grüne Technologien zu-sammengefassten Wirtschaftsbereiche wider. Es

überwiegt der Bereich Photovoltaik, daneben kom-men Unternehmen aus den Sektoren Bioenergie und -kraftstoffe, Nanotechnologie, Rohstoffe und Abfallentsorgung.

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FALLBEISPIELE PRIVATE EQUITY-FINANZIERTER UNTERNEHMEN

IM BEREICH GRÜNE TECHNOLOGIEN

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Genau 83 Seiten umfasste der Businessplan, der bei der Capital Stage AG, einer auf erneuerbare Energien und Umwelttechnologien spezialisierten börsenno-tierten Beteiligungsgesellschaft, im April 2007 ein-traf. Das Vorhaben war ambitioniert: Aufbau einer Produktion von technologisch fortschrittlichen Dünnschicht -Photovoltaikmodulen auf Siliziumbasis mit einer Kapazität von jährlich 33 MW. Die vier Gründer (Volko Löwenstein, Oliver Rothe, Roland Sillmann und Christian Plesser) hatten zuvor bei einem marktführenden deutschen Fenster- und Fassadenhersteller sehr erfolgreich die Solarsparte aufgebaut. Capital Stage-Vorstand Felix Goedhart und sein Team waren nach mehreren Treffen mit dem Managementteam vom Konzept und den handelnden Personen überzeugt. Die Capital Stage AG beteiligte sich im Oktober 2007, im Rahmen einer Kapitalerhöhung, an dem dama- ligen Start-up-Unternehmen. Ein gutes halbes Jahr später stieg auch die Conetwork Erneuerbare Ener-gien Holding GmbH & Co. KGaA als Investor ein. Das

Eigenkapital war Voraussetzung für Fremdkapital und Fördermittel. Die Wahl des Firmensitzes fiel auf-grund guter Fördermöglichkeiten und eines be-stehenden Solarclusters auf Berlin. Im April 2008 erhielt Inventux im Rahmen des „Tool-Move-In“ seine ersten Produktionsanlagen vom Technologie-partner Oerlikon. Im Anschluss begannen die Mitar-beiter von Inventux und Oerlikon mit der Installation der großen Beschichtungs- und Strukturierungsma-schinen, mit denen im Reinraum die mikromorphen Dünnschicht-Solarmodule hergestellt werden. Der Fabrikaufbau gelang in Rekordzeit. Bereits im Dezember 2008 eröffnete Inventux in einem feier-lichen Akt die Fabrik. Die über 100 Mitarbeiter und 250 geladenen Gäste verfolgten an diesem Tag die Entnahme des ersten Moduls vom Produktionsband. Inventux startet somit als erstes Unternehmen in Europa die Produktion leistungsstarker mikromor-pher Dünnschicht-Solarmodule.

Mit der Fabrikeröffnung begann das „Ramp-up“, also das kontinuierliche Hochfahren der Produktions-anlagen bis hin zur Nominalkapazität. Auch diese anspruchsvolle Aufgabe verlief sehr erfolgreich. Innerhalb kürzester Zeit produzierte man die leis-tungsfähigen Dünnschichtmodule der neuesten Gene-ration im Dreischichtbetrieb rund um die Uhr. Die ohne Verwendung irgendwelcher toxischen Stoffe hergestellten Module „made in Germany“ erhielten sehr bald eine TÜV-Zertifizierung und auch die Fabrik wurde nach ISO-Norm zertifiziert.

Zukunftsfähige DünnschichttechnologieDie Technologie von Inventux nutzt durch sogenann-te Tandemzellen sowohl das sichtbare als auch das unsichtbare Sonnenlicht, um es in Strom umzuwan-deln. Dementsprechend liefern die Module auch bei Schwachlicht noch gute Stromerträge. Der Wirkungs-grad (das Verhältnis von einfallender Sonnenenergie

INVESTITION IN EINE SAUBERE ZUKUNFT

INVENTUx TECHNOLOGIES AG

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zu erzeugtem elektrischen Strom) beträgt derzeit mehr als 8%. Er soll in den nächsten Jahren konti-nuierlich auf über 10 % gesteigert werden. Auf der Rohstoffseite ist Inventux durch die sehr geringen Schichtdicken unabhängig von potenziellen Eng-pässen auf den weltweiten Rohstoffmärkten. Die integrierte Fertigung und die hohe Ausbeute er-möglichen substanzielle Kostensenkungen für die Solarstromproduktion.

Schritt in eine grüne ZukunftAuch die Ökobilanz fällt besonders günstig aus. In weit weniger als zwei Jahren erzeugt ein Inventux-Modul mehr Energie, als zu seiner Produktion benö-tigt wird. Zudem können allein mit der geplanten Fertigungsmenge des ersten Jahres 7.500 Vier- personenhaushalte mit Ökostrom versorgt werden. Somit liefert Inventux einen Beitrag, die Solarener-gie zu einer kosteneffizienten Alternative im Ver-gleich zu konventionell erzeugtem Strom zu machen. Das Firmenmotto lautet nicht umsonst: „Energize the earth – buy the sun.“

Inventux verfolgt das Ziel, innerhalb der nächsten Jahre zu den fünf innovativsten und größten Unter-nehmen der Photovoltaik-Dünnschichtindustrie zu gehören. Die Photovoltaikindustrie darf auf weitere Kapazitäten und Innovationen hoffen. Für den Eigenkapitalgeber, der Inventux bereits sehr früh vertraut hat, stehen die Chancen gut, ein besonders erfolgreiches Investment getätigt zu haben.

UNTERNEHMEN

STANDORT / Berlin

GRÜNDUNGSJAHR / 2007

MITARBEITERZAHL (AKTUELL) / > 150

INVESTOREN / Capital Stage AG,Conetwork Erneuerbare Energien Holding GmbH& Co. KGaA,Friends & Family

BETEILIGUNGSZEITRAUM / seit November 2007

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In vielen Teilen der Erde ist Wasser knapp und nur schwer zugänglich. Rund 1,2 Mrd. Menschen verfü-gen über keinen Zugang zu sauberem Wasser. Was-seraufbereitung ist hier die Lösung und von zentraler Bedeutung im Bereich der Umwelttechno-logien. Die Umsätze mit Wasser- und Abwasser-technik werden von 25,3 Mrd. $ im Jahr 2007 auf 81 Mrd. $ fünf Jahre später steigen. Hier stehen modernste Technologien im Vordergrund, mit denen aus Ab-, Meerwasser oder verschmutzten Ober-

flächenwässern gereinigtes Wasser gewonnen wer-den kann. Eines der Unternehmen, die in diesem Bereich erfolgreich sind, ist die inge watertechno-logies AG aus Greifenberg am Ammersee: Mit mo-dernster Technik ermöglicht das Unternehmen die Aufbereitung von Wasser an jedem denkbaren Ort der Erde.

Inge-Technologie: innovativ, kostengünstigund belastbarSeit Gründung der inge watertechnologies AG im Jahr 2000 entwickeln und produzieren 80 Mitarbei-ter am Hauptsitz in Greifenberg Produkte zur Ultra-filtration. Darunter versteht man ein spezielles Filtrationsverfahren der Membrantechnik. Inge water- technologies bietet ein umfangreiches Produkt- portfolio an, dessen Kern die selbst entwickelte, patentierte „Multibore“-Membran ist. Die extrem kleinporigen Filter halten neben Partikeln selbst Mikroorganismen wie Bakterien und Viren zuver-lässig zurück. Da die Systeme sehr belastbar, stabil und kostengünstig sind und dem hohen Qualitäts-standard „Made in Germany“ entsprechen, werden sie weltweit nachgefragt und eingesetzt.

Traditionelle Wasseraufbereitungsverfahren wie Sandfiltration oder UV-Bestrahlung benötigen im Gegensatz zur Ultrafiltration viel Zeit und Raum und können insbesondere bei stark schwankender Wasserbeschaffenheit keine gleichbleibende Quali-tät liefern. Bei der Ultrafiltrationstechnologie der inge watertechnologies AG ist die Qualität des gefil-terten Wassers immer gleich und hängt nicht vom Zulaufwasser ab. Schmutziges Wasser wird durch die Hightechmembranen gepresst. Schwebstoffe, Viren und Bakterien sind zu groß, um die ultrafeinen, nur 20 Nanometer großen Poren zu passieren. Der Prozess findet rein mechanisch statt – ohne chemi-kalische Zusätze.

Obwohl jahrelang erfolgreich am Markt, ging die Wirtschaftskrise auch an inge watertechnologies nicht spurlos vorüber. Zum einen konnte aus eige-nen Mitteln kein weiteres internationales Wachstum erzielt werden, zum anderen galt es, in den wirt-schaftlich schwierigen Zeiten die Kapitalbasis zu stärken. Das Unternehmen arbeitete bereits mit Kapitalgebern zusammen, entschied sich im Juli

INGE WATERTECHNOLOGIES AG

MODERNSTE TECHNOLOGIE FÜR SAUBERES WASSER

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2009 aber dennoch für die Zusammenarbeit mit einem weiteren Investor, der BayTech Venture Capi-tal, die als Leadinvestor eine Kapitalrunde von ins-gesamt 5 Mio. € zusammenstellte. „Wir haben mit BayTech eine weitere renommierte Venture Capital-Gesellschaft an Bord geholt und damit unsere Inves-torenbasis weiter verstärkt. Mit den Mitteln aus der Kapitalerhöhung können wir konsequent unseren Wachstumskurs international fortsetzen und sind gleichzeitig gegen alle Unwägbarkeiten der Krise gerüstet“, so Bruno Steis, Vorstandsvorsitzender der inge watertechnologies AG.

Qualität, die sich auszahlt – Kundenbindung intensiviertMittlerweile werden Wasseraufbereitungsmodule für unterschiedlichste Anwendungen im kommunalen Bereich und in der Industrie angeboten. Seit 2002 haben weltweit zahlreiche Kunden ihre Anlagen mit der inge-Technologie ausgerüstet und profitieren von deren hoher Zuverlässigkeit und den dadurch erreichbaren Einsparungen bei den Betriebskosten. Ein bedeutendes Beispiel ist das Recycling von kom-munalem Abwasser für die Wasserversorgung einer Raffinerie im chinesischen Dalian. Die „Multibore“-Membran wird in dieser Anlage bereits seit 2005 er-folgreich eingesetzt. Der vierjährige reibungslose Betrieb hat den Betreiber von der Qualität der inge-Module überzeugt: Im Jahr 2009 wurde die Kapazität der Anlage um nahezu das Fünffache er-höht.

UNTERNEHMEN

STANDORT / Greifenberg am Ammersee, Bayern

GRÜNDUNGSJAHR / 2000

MITARBEITERZAHL (AKTUELL) / 80

INVESTOREN / BayTech Venture Capital Beratungs GmbH,Siemens Venture Capital GmbH,Taprogge Watertech GmbH,Emerald Cleantech Fund I LP,Sustainable Performance Group AG,StoneFund N.V.,Entrepreneurs Fund Management LLP

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CEE BIOENERGIE HOLDING

Beim Stichwort erneuerbare Energien denken die meisten Menschen zuerst an Sonnenenergie. Das überrascht nicht, da die Solarbranche seit ihrer Ent-stehung ein enormes Wachstum verzeichnet und immer populärer wird. Einziger Wermutstropfen: Solarstrom lässt sich noch nicht wirtschaftlich erzeu-gen. Der Bereich verdankt sein Wachstum der sub-ventionierten Einspeisevergütung – das Erneuerbare- Energien-Gesetz (EEG) garantiert den Erzeugern von Solarstrom derzeit auf 20 Jahre hinaus für jede Kilo-wattstunde Strom zwischen 32 und 43 Cent. Ohne diese Unterstützung wäre Solarstrom nicht wett- bewerbsfähig. Andere erneuerbare Energieformen kommen bereits heute ohne Subventionen aus. So die Bioenergie.

Sie wird erzeugt aus Biogas, einem brennbaren Gas, das durch Vergärung von Biomasse in Biogasanla-gen hergestellt wird. Laut einer Studie der Credit Suisse liegen die Stromerzeugungskosten bei Biogas bei rund 50 $ pro Megawattstunde – zum Vergleich: Bei Solarstrom sind es 140 $ pro Megawattstunde.

Von 1999 bis Ende 2008 nahm die Zahl der Biogas-anlagen in Deutschland von etwa 700 auf fast 4.000 zu. Die installierte Leistung lag Ende 2008 bei rund 1.400 MW. Dies entspricht in etwa der Kapazität eines großen Atomkraftwerks.

Welches Potenzial in der Bioenergie steckt, ent-decken jüngst immer mehr Start-up-Unternehmen. Eines davon ist die CEE Bioenergie, ein Hamburger Unternehmen, das 2008 von der HBCG BioEnergie Hamburg GmbH und der Beteiligungsgesellschaft Conetwork Erneuerbare Energien Holding GmbH & Co. KGaA als unternehmerische Partnerschaft ge-gründet wurde. CEE Bioenergie konzentriert sich auf das Planen, Projektieren, Bauen und Betreiben von Biogasanlagen. Hierfür stellt die Venture Capital-Ge-sellschaft Conetwork, die mit 100 Mio. € Eigenkapi-tal von institutionellen Investoren ausgestattet ist, einen großen Anteil ihres Kapitals zur Verfügung. In einem ersten Schritt sollen Biogasanlagen mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von bis zu 50 Mio. € durch die CEE Bioenergie errichtet und betrieben werden.

Langfristige Bindung aller Beteiligten Das dahinter stehende unternehmerische Konzept ist gut durchdacht: Die in der Projektierung von Biogasanlagen erfahrenen Unternehmer Cornelius C. Grau und Dr. Harald Berninghaus führen als Geschäftsführer von CEE Bioenergie die Interessen aller Beteiligten zusammen. So liegen Planen, Bau-en, Betreiben und Instandhalten in einer Hand. Die-jenigen, die Biogasanlagen planen und bauen, sind somit anschließend auch für den erfolgreichen Betrieb der Anlage über einen Zeitraum von bis zu 20 Jahren verantwortlich.

Anfang 2009 wurden Biogasanlagen in Schwane-beck, Gröna und Gollensdorf erworben. Alle drei

UMWELTFREUNDLICHE POWER AUS BIOGAS

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Anlagen befanden sich damals in keinem optimalen Zustand, konnten aber bereits durch erste technische und organisatorische Maßnahmen, wie etwa neue Rohrleitungen, modernisiert werden. Die Menge des erzeugten Gases, die sogenannte Gasausbeute, konnte so innerhalb von drei Monaten um mehr als 50 % erhöht werden. Für die zweite Jahreshälfte ist der Neubau von drei weiteren Biogasanlagen ge-plant.

Der Betrieb einzelner Biogasanlagen ist im Vergleich zu Investitionen in Solarparks oder Windkraftan- lagen risikoreich. Die Stabilität des biologischen Fermentationsprozesses (lebende Mikroorganismen übernehmen die Arbeit der Umwandlung in Biogas) hängt nämlich maßgeblich von der richtigen „Fütte-rung“ der Anlagen mit Mais und anderen nachwach-senden Rohstoffen ab. Jede Veränderung der Roh-stoffzusammensetzung führt zu Veränderungen im Fermentationsprozess und damit in der Energieaus-beute. Durch den Aufbau eines breiten Portfolios von Biogasanlagen wird das Risiko insgesamt aber über-schaubar.

Mit erfahrenen Investoren nach vorn schauen Für die Zukunft sieht sich das Unternehmen gut ge-rüstet – auch dank der Unterstützung des erfahrenen Investors. „Erst durch Conetwork ist es uns mög- lich geworden, die Wachstumspotenziale des Bio-gasmarktes in größerem Umfang zu nutzen. Die Zusammenarbeit ist deshalb so erfolgreich, weil bei Conetwork neben dem Finanzierungsknowhow auch Fachwissen über die biologischen und verfah-renstechnischen Prozesse von Biogasanlagen vor-handen ist “, erläutert Berninghaus die Entscheidung für den Hamburger Investor in den Sektor Grüne Technologien.

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STANDORT / Hamburg

GRÜNDUNGSJAHR / 2008

INVESTOREN / Conetwork Erneuerbare Energien Holding GmbH & Co. KGaA

ZIELVOLUMEN / > 50 Mio. €

CEE BIOENERGIE

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CLEAN MOBILE AG

INVESTITION IN DIE MOBILITÄT VON MORGEN

Der Verbrennungsmotor hat bald ausgedient – alter-nativen Antrieben gehört die Zukunft. Es gibt kaum einen Fahrzeughersteller, der nicht an größeren Entwicklungsprojekten arbeitet. Die großen Auto-mobilunternehmen konzentrieren sich jedoch im Wesentlichen darauf, bestehende Fahrzeugkonzepte mit Hybrid-Technologien „nachzurüsten“. Aber nur wenige spezialisierte Hersteller entwickeln gänzlich neue, umweltfreundliche elektrische und auf spezi-fische Einsatzgebiete zugeschnittene Fahrzeugkon-zepte, wie beispielsweise Postzustellfahrzeuge oder Kleinfahrzeuge für die emissionsarme Mobilität in der Stadt.

Die Clean Mobile AG aus Unterhaching bei München entwickelt und vertreibt mit Brennstoffzellen ver-sorgte Hybrid-Antriebe für elektrische Kleinfahr- zeuge wie Zustellfahrzeuge, City Scooters, Fahrrä-der, Rollstühle und Roller. Die sogenannten Range Extender – beispielsweise Brennstoffzellen – liefern als mitgeführte Minikraftwerke laufend elektrische Energie nach. Mit den leistungsstarken Hybrid-

Antrieben von Clean Mobile entfällt die Reichweite als wichtigstes Argument gegen den Einsatz von elektrischen Fahrzeugen. Betrieben durch den Kraft-stoff Methanol sind sie nicht nur energieeffizient und umweltfreundlich, sondern auch preisgünstig im Unterhalt: Mit einem Liter Methanol zum Preis von ca. 50 Cent kann ein Elektrofahrzeug eine Strecke von 200 Kilometern zurücklegen.

Clean Mobile liefert nicht nur die wesentlichen tech-nischen Komponenten. Das Unternehmen unter-stützt die Fahrzeughersteller bereits in der Fahr-zeugentwicklung, um die Antriebe optimal an deren Anforderungen anzupassen.

Elektrische Fahrzeuge: umweltfreundlich und energieeffizient Gegründet 2006, gewann Clean Mobile innerhalb kürzester Zeit führende Fahrzeughersteller wie Accell und Invacare als Kunden. An diese verkauft Clean Mobile den kompletten Antriebsstrang so- wie die Energieversorgungssysteme der Fahrzeuge. Die Prototypen sind bereits drei Jahre erfolgreich im Einsatz. Seit Anfang 2009 sind Testfahrzeuge bei mehreren europäischen Postbetrieben im Feldtest.

Die patentierte Technologie von Clean Mobile ist für eine Vielfalt neuartiger Leichtfahrzeuge interessant. Allein bei den Elektrofahrrädern gehen Schätzun-gen für das Jahr 2010 von weltweit über 30 Mio. verkauften Einheiten aus. Aber auch bei anderen Kleinfahrzeugen wie Stadt-Minis wird ein interes-santes Marktwachstum vorausgesehen. Durch diese kleineren umweltfreundlichen Fahrzeuge können aufstrebende Megastädte den drohenden Verkehrs-kollaps vermeiden, ohne dabei auf Mobilität ver-zichten zu müssen. Schätzungen gehen von einem Umsatzpotenzial im Segment der emissionsar- men Beförderungstechnik im Milliardenbereich aus. 32 | 33

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Clean Mobile ist in mehreren dieser Wachstums-märkte aktiv.

Das Potenzial von Clean Mobile wird nicht nur von Fahrzeugherstellern anerkannt. Im Jahr 2008 wurde Clean Mobile als eines der ersten Unternehmen in das nationale Förderprogramm für Wasserstoff- und Brennstoffzellen (NOW) des Bundesverkehrsminis-teriums aufgenommen.

Mit Beteiligungskapital Unternehmens-entwicklung unterstützt Die Gründungsfinanzierung im Frühjahr 2007 hatten der High-Tech-Gründerfonds und vier private Inves-toren gestellt. Earlybird Venture Capital stieg 2008 zusammen mit der Silicon Valley Technology Group aus den USA bei Clean Mobile ein. Mit den ein-geworbenen Mitteln konnte das Unternehmen die Produktentwicklung für Zustellfahrzeuge erfolgreich abschließen und erste Endkunden gewinnen. Für die Produktentwicklung und die Erschließung weiterer Marktsegmente soll noch 2009 eine weitere Finan-zierungsrunde abgeschlossen werden. Clean Mobile beschäftigt derzeit 21 Mitarbeiter und plant, diese Zahl bis zum Ende 2009 auf etwa 30 Personen aufzu-stocken. Die Erträge wachsen derzeit exponenziell: Betrugen die Einnahmen 2008 noch rund 300.000 €, so werden es 2009 voraussichtlich zehnmal so viel, rund 3 Mio. €, sein. Für das Jahr 2010 geht das Un-ternehmen von einer weiteren Vervielfachung des Umsatzes aus und wird vermutlich bereits den Break-even erreichen.

UNTERNEHMEN

STANDORT / Unterhaching bei München, Bayern

GRÜNDUNGSJAHR / 2006

MITARBEITERZAHL (AKTUELL) / 21

UMSATZ LETZTES GESCHÄFTSJAHR / ca. 300.000 €

INVESTOREN / Earlybird Venture Capital GmbH & Co. KG, High-Tech Gründerfonds Management GmbH,Silicon Valley Technology Group

BETEILIGUNGSZEITRAUM / seit 2007/2008

BISHERIGES BETEILIGUNGSVOLUMEN / ca. 3,7 Mio. €

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SULFURCELL SOLARTECHNIK GMBH

INNOVATION FÜR EINE ZUKUNFTSFÄHIGE UND EFFIZIENTE SOLARTECHNIK

Im Bereich der Solarindustrie wird ständig nach neuen technologischen Ansätzen gesucht, um das Potenzial der alternativen Energieerzeugung voll auszuschöpfen. Noch vor ein paar Jahren musste die Sonne direkt auf die Solarzellen strahlen – heute ist es mit Hilfe von sehr dünn beschichteten Solar-modulen möglich, auch bei bewölktem Himmel Strom zu erzeugen. Dieser Einsatz von Solartechnik ist deutlich effizienter, kostengünstiger und flexi-bler, als es bei der herkömmlichen Gewinnung von Energie aus Sonnenstrahlen der Fall ist.

Das Berliner Unternehmen Sulfurcell setzte bereits 2001 auf diese innovative Technologie und bekam dafür im Jahr 2005 den Innovationspreis Berlin-Brandenburg. Bei den von Sulfurcell hergestellten Dünnschichtsolarmodulen sind die Solarzellen nicht nur extrem dünn, sondern auch sehr leicht. Sie wer-den vor allem dann verwendet, wenn die Bedingun-gen für herkömmliche Systeme nicht optimal sind – wie bei schlechtem Wetter oder sogar im Schatten. Sulfurcell ist heute weltweit führend im Bereich der

Herstellung von Dünnschichtsolarmodulen. Am An-fang der Erfolgsgeschichte stand lediglich ein grobes Produktionskonzept, das Dr. Nikolaus Meyer und Ulfert Rühle gemeinsam mit dem Helmholtz- Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB) entwickelt hatten.

Starke Finanzierungspartner und Berater gefunden Bei der Gründung des Unternehmens 2001 fehlte zunächst ausreichend Kapital, um die Technologie der Dünnschichtsolarmodule zur Marktreife zu brin-gen. Bald fanden sich in der Venture Capital-Gesell-schaft Ventegis und der IBB Beteiligungsgesellschaft zusammen mit den strategischen Investoren Vatten-fall und Gaz de France sowohl Partner zur Finan-zierung dieses Vorhabens als auch Berater im unternehmerischen Alltag. Im folgenden Jahr konnte Sulfurcell den Bau der Pilotproduktion starten und mit der Produktion von Solarmodulen beginnen. Ins-gesamt wurden hierfür rund 25 Mio. € zur Verfü-gung gestellt. 2005 war es dann so weit: Sulfurcell präsentierte während der europäischen Photovol-taikkonferenz in Barcelona seine ersten marktreifen Solarmodule. Im Jahr darauf startete das Unterneh-men die Vermarktung seines Produkts über namhafte Großhändler. Von da an ging es nur noch aufwärts.

Ab Oktober 2009 soll eine neue Anlage im Technologiepark Berlin-Adlershof die Solarmodule produzieren. Während der Grundsteinlegung im Februar 2009 blickte Nikolaus Meyer, Gründer und Geschäftsführer von Sulfurcell, optimistisch in die Zukunft : „Für uns bedeutet der Neubau einen ent-scheidenden Schritt. Wir können nun die jährliche Produktionskapazität von 3 auf jährlich 75 MW stei-gern. Zudem werden wir binnen eines Jahres unser Team von heute 175 um weitere 100 Mitarbeiter verstärken.” Am Bau der neuen Fertigungsanlage 34 | 35

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lässt sich neben den rein ästhetischen Vorzügen der innovativen Technologie auch deren zukunftswei-sender Einsatz erkennen. Die dezent schwarzen Solarmodule fügen sich nahtlos in die Architektur des Gebäudes ein und machen es darüber hinaus vollkommen energieautark.

Erfolgreich trotz Wirtschaftskrise Die Entwicklung von Sulfurcell ist auch eine Erfolgs-geschichte mitten in Zeiten der Krise. Die neue Anlage ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zu ehrgeizigen Wachstumszielen, der Sulfurcell durch die Unterstützung von Ventegis und IBB möglich wurde. „Seit Anfang unserer Zusammenarbeit leis-ten Ventegis und IBB großartige Arbeit und sind zwei wichtige Partner für den Erfolg von Sulfurcell“, so Gründer Meyer.

UNTERNEHMEN

STANDORT / Berlin

GRÜNDUNGSJAHR / 2001

MITARBEITERZAHL (AKTUELL) / 175

UMSATZ LETZTES GESCHÄFTSJAHR / 3,5 Mio. €

INVESTOREN / Ventegis Capital AG,IBB Beteiligungsgesellschaft mbH,Intel Capital,Climate Change Capital Limited,Demeter Partners,Conetwork Erneuerbare Energien Holding GmbH & Co. KGaA, Vattenfall Europe AG,Gaz de France S.A.

BETEILIGUNGSZEITRAUM / seit 2002

BISHERIGES BETEILIGUNGSVOLUMEN / > 100 Mio. €

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„Unser Unternehmen erzielte seit seiner Gründung im Jahr 1996 jährliche Wachstumsraten von 50 %“ – so beschreibt Gründer und CEO Rolf Schleicher die Ausgangssituation der Maxxtec AG. Das im baden-württembergischen Sinsheim ansässige Unterneh-men ist ein führender Lieferant von Komponenten für Biomassekraftwerke auf sogenannter ORC-Basis. Organic Rankine Cycle (ORC) ist ein Verfahren des Betriebs von Dampfturbinen mit einem anderen

Arbeitsmittel als Wasserdampf, nämlich organischen Flüssigkeiten mit niedriger Verdampfungstempera-tur. Maxxtec kann auf diesem Weg effizient Energie aus fester Biomasse, industrieller Abwärme sowie anderen erneuerbaren Energieträgern gewinnen. „Durch unseren guten Erfolg bestärkt, haben wir uns zum Ziel gesetzt, weiterzuwachsen – und dafür be-nötigten wir Eigenkapital“, sagt Schleicher.

Allein um Geld ging es Schleicher und seinem Team aber nicht. „Neben dem Mittelzufluss erwarteten wir von einer Beteiligung Impulse für die Weiterentwick-

lung von Maxxtec“, so Finanzchef Alexander Mitsch. Diese Anforderungen sah man bei der in München ansässigen Beteiligungsgesellschaft Siemens Venture Capital (SVC) schnell erfüllt. Und warum Private Equity und keine andere Finanzierung? „Wir konn-ten das weitere Wachstum nicht mehr mit eigenem Kapital finanzieren, eine stille Beteiligung bestand bereits. Ein IPO war aus Gründen der Kapitalmarkt-verfassung nicht möglich. Somit haben wir eine Private Equity-Beteiligung erwogen. Heute freuen wir uns, mit Siemens Venture Capital einen starken Finanzinvestor an Bord zu haben, der aufgrund seiner Konzernzugehörigkeit auch für das operative Geschäft eine wertvolle Unterstützung darstellt“, berichtet Mitsch. SVC hält mit seiner Beteiligung nun einen Anteil von rund 20 % an dem Unternehmen.

Hervorragende Marktposition durch wertvolles Knowhow ergänzt Als Vorteil der Private Equity-Beteiligung erwies sich auch, dass durch das Siemens-Netzwerk bald Kontakte zu neuen potenziellen Kundengruppen und Lieferanten geknüpft werden konnten. Daneben wirkte sich der Vertrauensbeweis des Weltkonzerns von Beginn an positiv auf die Wahrnehmung der Maxxtec-Produkte aus. Zwar war deren Marktposi-tionierung schon sehr gut: Als weltweit einziges Unternehmen bietet Maxxtec Wärmeübertragungs-anlagen und ORC-Module aus einer Hand an. Mit acht Niederlassungen und Regionalbüros in Europa sowie 26 Vertretungen weltweit betreut das Unter-nehmen Kunden in mehr als 45 Ländern. Und auch die Umsätze können sich sehen lassen: Im Jahr 2008 betrugen diese über 30 Mio. €.

In der Phase der Unternehmensprüfung wurden bereits Kontakte zu Siemens Business Units herge-stellt und Potenziale für zukünftige Kooperationen ermittelt. „So konnten wir direkt im Anschluss an die

MAxxTEC AG

ENERGIEGEWINNUNG AUS BIOMASSE MIT UNTERSTÜTZUNG EINES WELTKONZERNS

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Finanzierung mit der Arbeit an konkreten Kunden-projekten beginnen – Maxxtec bringt dabei komple-mentäre Produkte ein“, so Rudolf Ohnesorge, Mana-ging Partner bei SVC.

Ausblick: mit Beteiligungskapital große Pläne realisieren Das Unternehmen, das vor 13 Jahren von vier Grün-dern ins Leben gerufen wurde, beschäftigt heute rund 70 Mitarbeiter. Mit dem neuen Kapital der SVC will das Unternehmen hauptsächlich weiteres Wachstum finanzieren. So soll der internationale Vertrieb intensiviert, die Entwicklung neuer Pro-dukte vorangetrieben und die Serienfertigung weiter ausgebaut werden. Daneben prüft Maxxtec auch Beteiligungen an kerngeschäftsnahen mittelständi-schen Unternehmen.

UNTERNEHMEN

STANDORT / Sinsheim, Baden-Württemberg

GRÜNDUNGSJAHR / 1995

MITARBEITERZAHL (AKTUELL) / 70

UMSATZ LETZTES GESCHÄFTSJAHR / > 30 Mio. €

INVESTOREN / Siemens Venture Capital GmbH

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Die beeindruckenden Zuwachsraten des Photovol-taikmarktes von mehr als 30 % in den vergangenen Jahren verdeutlichen die immense Rolle, die das Geschäft mit der Sonnenenergie heutzutage spielt. Laut Experten wird sie bereits in wenigen Jahren eine entscheidende Rolle für die weltweite Strom-versorgung einnehmen. Die Wenigsten kennen je-doch die dahinter stehende Technologie, die der

Erfolgsgeschichte vieler Photovoltaikunternehmen zugrunde liegt. Ein Stichwort in diesem Zusammen-hang ist Silizium – ein Kernelement in der Solar- bzw. Photovoltaikindustrie. Als das zweithäufigste Element der Erde ist kein anderer Halbleiter so um-weltverträglich wie Silizium, kein anderer erreicht unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit höhere Wirkungsgrade, kein anderer birgt so hohes Kosten-senkungspotenzial.

Diese Vorteile hat das 1982 in Großbritannien ge-gründete Unternehmen PV Crystalox früh erkannt und sich als einer der weltweit größten Anbieter

bewusst auf die ersten vier Prozessschritte innerhalb der Wertschöpfungskette konzentriert. Diese enthal-ten die Herstellung und Verarbeitung von Silizium. PV Crystalox liefert sogenannte Silizium-Ingots – rechteckige Barren – und Sizilium-Wafer – in Schei-ben gesägte Ingots – für die weltweit führenden Her-steller von Solarzellen.

Erfolgreich in Deutschland und Großbritannien Heute werden an zwei Produktionsstandorten multi-kristalline Silizium-Ingots und -Wafer für die Anwen-dung in Solarsystemen zur Stromerzeugung gefer-tigt. Bei Crystalox in der Nähe von Oxford wird Rohsolarsilizium durch Kristallisation in Quarztiegeln zu Barren geschmolzen. Dies geschieht auf selbst erstellten, hocheffizienten Anlagen, die nur in sehr wenigen Ausnahmefällen auch an Dritte veräußert werden. Die Siliziumbarren werden an Photovoltaik-firmen geliefert oder nach Erfurt zu PV Silicon trans-portiert. Dort werden die Ingots zu ca. 0,15 bis 0,20 mm dünnen Solarsilizium-Wafern gesägt und an Solarzellenhersteller weiterverkauft. Die wich-tigsten Kunden sind die bekannten internationalen Marktführer innerhalb der Photovoltaikbranche, in Deutschland beispielsweise Ersol, Sunways und Q-Cells.

Bevor die Private Equity-Gesellschaft Ventizz bei PV Crystalox einstieg, hat die Düsseldorfer Wagniskapi-talgesellschaft MicroVenture das Unternehmen mit Beteiligungskapital unterstützt. Im Jahr 2002 ent-schloss sich MicroVenture, seine Anteile zu verkau-fen. Da zu Ventizz bereits seit Jahren ein guter Kon-takt bestand, war eine Kontaktaufnahme naheliegend. Ventizz verfügte über umfangreiche Erfahrungen auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien und war schon zu diesem Zeitpunkt von den außergewöhn-lichen Perspektiven dieses damals bereits profitab-len Unternehmens überzeugt. Es war offensichtlich, dass für die Solarzellenhersteller eine effiziente

PV CRYSTALOx SOLAR GRUPPE

ZUVERLÄSSIGER PARTNER IN DER PHOTOVOLTAIK

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Produktion ohne eine zuverlässige Quelle für Ingots und Wafer nicht möglich war. 2003 übernahm Ventizz die Anteile von MicroVenture. Im Jahr 2005 bot sich dann die Gelegenheit, in einem nächsten Schritt von einem anderen Alteigentümer weitere Anteile an der Gesellschaft zu erwerben. Dieses Angebot nahm Ventizz ebenfalls wahr und wurde somit zum größten institutionellen Aktionär der Gesellschaft.

Stabile Marktposition, profitables Wachstum, BörsengangPV Crystalox entwickelte sich in der Folgezeit konti-nuierlich positiv und setzte seinen Weg als innerhalb seiner Branche führender Hersteller mit starkem und profitablem Wachstum fort. Das Unternehmen konnte seine Position als größter unabhängiger Anbieter von Solarsiliziumbarren und -Wafern wei-ter festigen und steigerte seinen Umsatz von 32 Mio. € im Jahr 2001 auf mehr als 260 Mio. € 2007. Als Konsequenz aus diesem stetigen Wachstum und zur Finanzierung weiterer Investitionen erfolgte Mitte 2007 der Börsengang der Gesellschaft. Bereits kurz nach der Erstnotiz konnten deutliche Wert-zuwächse für die neuen Anteilseigner verzeichnet werden. Von den dem Unternehmen zufließenden IPO-Erlösen in Höhe von 49,5 Mio. £ wurde ein gro-ßer Teil für den Bau einer Polysilizium-Produktions-anlage in Bitterfeld eingesetzt. Diese ging 2009 erfolgreich in Betrieb.

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STANDORT / Erfurt, Thüringen

GRÜNDUNGSJAHR / 1982

MITARBEITERZAHL (AKTUELL) / 257

UMSATZ LETZTES GESCHÄFTSJAHR / 274 Mio. €

INVESTOREN / Ventizz Capital Partners Advisory AG (bis 2008),aktuell: Management, Streubesitz

BETEILIGUNGSZEITRAUM / von 2003 bis 2008

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Man sieht sie heutzutage überall, denn sie befinden sich auf Dachflächen, in Parkscheinautomaten, in Taschenrechnern, aber auch an Schallschutzwänden und auf Freiflächen. Die Rede ist von Photovoltaik-anlagen, schwarzen, reflektierenden Platten, die Strahlungsenergie in elektrische Energie umwan-deln. Photovoltaik ist seit Jahrzehnten weltweit auf dem Vormarsch – die Energiekrise, das gestiegene Umweltbewusstsein und die Ressourcenverknap-pung haben der Technologie immer mehr Auftrieb gegeben. Diese Faktoren waren für viele Unterneh-mensgründer Anlass, sich auf den Bereich zu spe-zialisieren – so ging es auch Steve Gyoerffy und Claus Wohlgemuth, Gründer der GeckoLogic GmbH im hessischen Aßlar, die Photovoltaikanlagen für Dächer plant, fertigt und installiert.

Die beiden Ingenieure kannten die Branche gut und hatten die Vision, Ökologie und Ökonomie zu ver-einen. Mit Blick auf die Entwicklungen der Energie-märkte waren sie davon überzeugt, dass neben der Windkraft auch der Photovoltaikmarkt mit dem un-

erschöpfbaren Energiepotenzial der Sonne und den absehbaren Effizienzsteigerungen der Photovoltaik-anlagen in den Folgejahren stark wachsen würde. Schließlich werden Photovoltaikanlagen, die Son-nenenergie mittels Solarzellen direkt in elektrische Energie umwandeln, schon seit Jahren erfolgreich eingesetzt. Damit stand die Ausrichtung fest: Gecko-Logic wurde ein Unternehmen mit Fokus auf die in Deutschland noch sehr junge Photovoltaikbranche.

Ehrgeizige Wachstumsziele erreicht – und übertroffen Was anfangs noch mit Eigenmitteln und Bank-krediten finanziert werden konnte, war aufgrund der ehrgeizigen Zielsetzung der beiden Gründer bald nicht mehr möglich. „Wir mussten uns also über eine alternative Finanzierung Gedanken machen“, so Gyoerffy. Über die Mittelständische Beteiligungsge-sellschaft Hessen wurde GeckoLogic 2005 mit der Beteiligungsgesellschaft Aurelia in Kontakt gebracht. Aurelia beobachtete die Geschäftsleitung über einen längeren Zeitraum, bevor 2007 die endgültige Ent-scheidung für eine Eigenkapitalbeteiligung getroffen wurde. Während dieser langen Beobachtungsphase konnte sich Aurelia ein genaues Bild vom Unterneh-men machen. Immer wieder wurden ehrgeizige Wachstumsziele erreicht und teilweise übertroffen. Neben Aurelia, deren Anteil 18,8 % betrug, beteilig-ten sich auch die Investoren LTI und TFH in dieser Finanzierungsrunde über insgesamt 2,5 Mio. €.

Beteiligungskapital verhalf zu Expansion und Umsatzwachstum Das Unternehmen wurde seit der Spezialisierung auf Photovoltaik mit regelmäßigen jährlichen Umsatz-steigerungen von mehr als 100 % Marktführer der Region Mittelhessen. Nachdem der Umsatz 2005 auf knapp 10 Mio. € gestiegen war, galt es insbeson-dere die Betriebsmittel für Lager- und Außenstands-

GECKOGROUP AG

WACHSTUM MIT SONNENENERGIE UND BETEILIGUNGSKAPITAL

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finanzierung aufzustocken, aber auch Grundlagen für erste Auslandsgeschäfte, den Handel mit Photo-voltaikpanels und die Erstellung großer Freiflächen-anlagen zu schaffen. In China startete die Produktion eigener hochwertiger Photovoltaikpanels. Erste Pro-jekte konnten auch in Spanien und Kalifornien reali-siert werden. All dies hatte auch Auswirkungen auf die Geschäftszahlen: 2007 konnte der Umsatz auf mehr als 30 Mio. € erneut gesteigert werden.

Seit nunmehr sieben Jahren plant, fertigt und instal-liert GeckoLogic mit großem Erfolg netzfertige Pho-tovoltaikanlagen für Dächer – vom Einfamilienhaus bis zur Fabrikhalle. Unter der Marke GeckoVoltaic werden Photovoltaikpanels produziert und gewerb-liche Anbieter mit Komplettsystemen versorgt. GeckoLogic XXL erstellt Freiflächenanlagen im In- und Ausland. 2008 wurde die Unternehmenszentrale aufgrund des deutlichen Wachstums nach Wetzlar verlegt und eine Management-Holding errichtet, die seitdem unter dem Namen GeckoGroup AG firmiert.

„Bevor Aurelia einstieg, hatten wir 46 Mitarbeiter. Heute sind bei der GeckoGroup AG 118 Personen beschäftigt. Gemeinsam haben wir den Einkauf opti-miert und der Umsatz stieg im Geschäftsjahr 2008 auf über 51 Mio. €. Für uns hat sich der Einstieg von Private Equity gelohnt“, so Gyoerffy. Inzwischen ist die GeckoGroup AG an sechs Standorten in Deutsch-land vertreten und besitzt Niederlassungen in den USA, Kanada, Spanien und China.

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STANDORT / Wetzlar, Hessen

GRÜNDUNGSJAHR / 2002

MITARBEITERZAHL (AKTUELL) / 118

UMSATZ LETZTES GESCHÄFTSJAHR / 51 Mio. €

INVESTOREN / Aurelia Private Equity GmbH, Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Hessen mbH,Technologie-Finanzierungsfonds Hessen GmbH,LTi Holding GmbH & Co. KG

BETEILIGUNGSZEITRAUM / seit Juli 2007

BISHERIGES BETEILIGUNGSVOLUMEN /

insgesamt ca. 3 Mio. €

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Wie keine andere ist die Mobilfunkbranche seit ihrer Entstehung im Jahr 1991 gewachsen: Weltweit haben die Verbraucherzahlen bis Ende 2008 die 4-Mrd.-Marke überschritten. Aufgrund dieses enor-men Wachstums verstärkte sich in den vergangenen Jahren auch der Wettbewerb unter den Mobilfunk-

betreibern. Wer zukunftsfähig bleiben will, benötigt also eine Funkinfrastruktur, die sich günstig be-treiben lässt und dabei dem Kunden weiterhin die gewohnte Servicequalität bei niedrigen Kosten garan-tiert. Einsparpotenzial gibt es besonders bei den Energiekosten; es gilt also, auch der Umwelt zuliebe, energieschonende Lösungen auf den Markt zu brin-gen – so wie die Ubidyne GmbH mit Sitz in Ulm und Tempe (Arizona), die eine völlig neuartige energie-effiziente Technologie für Handy-Basisstationen ent-wickelt hat.

Energieersparnis bei steigender Leistung – gut für die UmweltDie Ubidyne-Technologie unterscheidet sich von herkömmlichen Entwicklungen durch eine höhere Reichweite, eine bessere Übertragungsqualität und -geschwindigkeit und ist energiesparender als die Lösungen der Konkurrenz. Ermöglicht wird dies durch eine rein digitale Infrastruktur, die auf bisher benötigte analoge Elemente der Funktechnologie verzichtet. Große Basisstationscontainer mit ihrem gigantischen Kühlungsbedarf entfallen genauso wie die aufwändige und unsaubere Kabelinfrastruktur. Alle nötigen Elemente befinden sich nun dezentral in jeder einzelnen Antennenanlage. Auf drei Ubidyne-Funkmasten entfällt eine herkömmliche, bei gleicher Servicequalität. Das spart Kosten und Energie.

Für Mobilfunknetzbetreiber ist das eine höchst attraktive Alternative zu der bisherigen Technik. Durch die bessere Netzabdeckung und die Energie-ersparnis sinken die Kosten deutlich, die Kunden erleben eine bessere Verbindungsqualität und län-gere Batterielaufzeiten, da weniger Sendeleistung benötigt wird. Vor dem Hintergrund der Kunden-bindung ist das ein entscheidendes Argument. Nebenbei können die Betreiber ihren sogenannten „Carbon Footprint“ senken, also ihre Treibhausgas-bilanz – ein zukunftsträchtiger Schritt in einer im- mer umweltbewussteren Konsumgesellschaft. Sein innovatives technologisches Knowhow und Umwelt-bewusstsein macht Ubidyne auch praktisch vor: Mit seinem Sitz im größten Nullemissionshaus Euro-pas, dem „Energon“, spiegelt sich das ökologische Verständnis von Ubidyne auch im Geschäftsalltag wider.

UBIDYNE GMBH

STARKE LEISTUNG DURCH MEHR EFFIZIENZ

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Profis am Werk: Umweltschutz und WachstumGegründet wurde Ubidyne Ende 2005 von einem erfahrenen Entwicklungsteam für Mobilfunknetze des Unternehmensbereichs Communications der Siemens AG. Die Beteiligungsgesellschaft TVM Capi-tal stellte dem Unternehmen zusammen mit Accel Partners von Beginn an das notwendige Kapital zur Verfügung und leitete auch den Herauslösungs-prozess des Teams ein. Die Unterstützung erfolgte aber nicht nur auf finanzieller Basis: Die Kapitalgeber unterstützten Ubidyne bei den Gründungsverhand-lungen mit Siemens und koordinierten alle Aspekte der Unternehmensprüfung im Hinblick auf Technik- und Marktfragen. Außerdem waren sie an Gestaltung und Aufbau der US-amerikanischen Unternehmens-struktur und der in Deutschland agierenden Tochter-gesellschaft beteiligt.

In einer zweiten Finanzierungsrunde beteiligten sich BayTech, Doughty Hanson und CSK Japan mit wei-teren Mitteln sowie 2009 als weiterer Investor die Beteiligungsgesellschaft Gimv. Gemeinsam mit den Altinvestoren konnten in dieser Runde 43 Mio. $ bereitgestellt werden, die das Unternehmen gut gebrauchen kann: „Diese jüngste Finanzierungs-runde macht es uns möglich, die weltweite Markt-einführung des Antenna Embedded Radio zur Er-neuerung der Mobilfunktechnik zu beschleunigen und den Netzbetreibern neue Funktionen anzubie-ten. Unser Team, unsere Kunden und unsere Partner haben es ermöglicht, dass Ubidyne in der Lage war, diese Finanzierung trotz der derzeitigen angespann-ten Finanzlage an den Finanzmärkten zu bekom-men“, so Geschäftsführer Ken Hawk. Im Mai wurde Ubidyne-Technik von Vodafone Italia und Nokia Siemens Networks weltweit erstmals erfolgreich im Feld getestet.

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STANDORT / Ulm, Tempe (Arizona)

GRÜNDUNGSJAHR / 2005

MITARBEITERZAHL (AKTUELL) / > 60

INVESTOREN / BayTech Venture Capital Beratungs GmbH,Doughty Hanson & Co.,CSK Venture Capital Co., Ltd. (seit 2008),Gimv (seit 2009)

BETEILIGUNGSZEITRAUM / seit 2005

BISHERIGES BETEILIGUNGSVOLUMEN / 58 Mio. $

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Sie sind Bestandteil von CD- und DVD-Spielern, werden in zahlreichen medizinischen Untersuchun-gen verwendet und kommen als Laserpointer bei Präsentationen zum Einsatz: Laser werden heute vielfältig eingesetzt – in der Industrie, Kommunika-tion, Wissenschaft und Unterhaltungselektronik und natürlich auch und immer mehr in jungen, wachsen-den Branchen wie der Biomedizin oder Photovoltaik. Was vor einigen Jahren noch als Nonplusultra in der Lasertechnologie galt, kann heute schon veraltet und ineffizient sein. Zahlreiche Laser verbrauchen näm-lich viel zu viel Energie und sind Gift für die Umwelt. Nicht so die Produkte der Dortmunder Klastech GmbH, die sich die Entwicklung, Produktion und Ver-marktung modernster, umweltverträglicher Laser-technologie auf die Fahnen geschrieben hat. Durch den Einsatz der Klastech-Laser ist nun sogar ein kompletter Austausch von Gaslasern möglich, die trotz geringerer Leistung größere Flächen benöti-gen, eine kürzere Lebensdauer haben, umweltschäd-lich sind und aufwändig entsorgt werden müssen.

Gründer von Klastech ist der Laser-Physiker Prof. Dr. Fedor Karpushko, der 2004 nach mehrjähriger For-schung in Russland und England nach Deutschland kam. Ein Patentanwalt empfahl ihm, die Ergebnisse seiner Forschungen im Bereich der sogenannten diodengepumpten Festkörperlaser – Laser, die heute in zahlreichen Industriezweigen Anwendung finden – patentrechtlich zu schützen und in einem Start-up-Unternehmen zu kommerzialisieren. Weil dem ge-bürtigen Weißrussen aber die notwendige kauf- männische Erfahrung fehlte, suchte Karpushko nach einem Partner und bekam über die MSTfactory in Dortmund – ein Technologiezentrum zur Unter-stützung von Gründern – Kontakt zu Ralf Rohmert. Gemeinsam suchten die beiden den Kontakt zu Venture Capital-Investoren, um im ersten Schritt deren Netzwerk und Knowhow beim Unterneh- mensaufbau zu nutzen. So wurde 2005 das Grüne-Technologien-Unternehmen Klastech gegründet.

Kapital für mehr Techniker und Ingenieure Der erste Kontakt zur Venture Capital-Gesellschaft Triangle entstand durch die Teilnahme von Klastech am Business-Plan-Wettbewerb Science4Life direkt nach der Gründung. Triangle wurde vor allem durch seine Beteiligungen im Bereich nicht invasiver Lasik-Technologien und der Erfahrung der Invest-ment-Manager in der Photonikindustrie auf das Innovations- und Marktpotenzial von Klastech auf-merksam. Nach einer ausführlichen Prüfung des Unternehmens im September 2006 investierte Triangle im Dezember 2 Mio. €. Mit dem Geld sollte u. a. das Personal deutlich aufgestockt werden, um so die Produkte zur Marktreife entwickeln und auf den Markt bringen zu können.

Warum Triangle ausgerechnet in das Dortmunder Unternehmen investiert hat: Die Klastech-Techno-logie hat gegenüber anderen Lasern ein entscheiden-

KLASTECH GMBH

NACHHALTIGKEIT UND EFFIZIENZSTEIGERUNG IN DER LASERTECHNOLOGIE

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des Alleinstellungsmerkmal: Zwar wird ähnlich wie bei herkömmlichen Lasern auch bei Klastech zur Lichterzeugung Kristall durch eine Diode angeregt. Dies hat den Vorteil, dass vollständig auf den Einsatz umweltschädlicher Gase verzichtet wird. Im Ver-gleich zu herkömmlichen Lasern sind Klastech-Laser jedoch bei der Veränderung der Laserfrequenz wesentlich effizienter und stabiler, was die Zuver-lässigkeit erhöht und zudem die Kosten signifikant verringert.

Neben Triangle fördert auch Nordrhein-Westfalen Klastech-Technologie Aufgrund der Beteiligung von Triangle wurde im Dezember 2006 eine Förderung des Landes Nord-rhein-Westfalen gemeinsam mit der Fachhochschule Gelsenkirchen zur Entwicklung des UV-Lasers be-willigt. Seit 2006 sind bereits fünf Laser mit unter-schiedlichen Leistungsstufen entwickelt worden. Als erster Kunde konnte schon im Herbst 2007 das deut-sche Unternehmen Bruker Optik gewonnen werden, das die Laser in der Messtechnik einsetzt. Heute hat Klastech über 20 Kunden und arbeitet mit zehn Dis-tributoren in der ganzen Welt zusammen.

Neben der Entwicklung der Laser bis zur Serienreife ist in den letzten Jahren eine Produktion mit Kapazi-täten von bis zu 800 Lasern entstanden. Ende 2008 initiierte Triangle nach ersten Markterfolgen die Einstellung eines erfahrenen Vertriebsspezialisten in der Laserindustrie, um das Marktpotenzial besser auszuschöpfen. Seither sind neue Vertriebskoopera-tionen in England, Frankreich und Israel aufgebaut sowie ein neues Marketingkonzept forciert worden, um Klastech weltweit als Technologieführer bekannt zu machen.

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STANDORT / Dortmund, Nordrhein-Westfalen

GRÜNDUNGSJAHR / 2005

MITARBEITERZAHL (AKTUELL) / 18

INVESTOREN /

Triangle Venture Capital Group GmbH & Co. KG Nr. IV

BETEILIGUNGSZEITRAUM / seit Dezember 2006

BISHERIGES BETEILIGUNGSVOLUMEN / 3,1 Mio. €

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SOLARLITE GMBH

Bis heute gilt die Solarbranche als eines der Zu-kunftsfelder für die deutsche Wirtschaft. Solarfirmen hierzulande sind stark – vor allem in den neuen Bundesländern, wo Solarriesen wie Q-Cells, Solon oder First Solar sitzen. Daneben gibt es deutschland-weit zahlreiche kleinere Unternehmen, die innova-tive Technologien für den Zukunftsmarkt entwickeln. Eines davon ist die Solarlite GmbH aus Duckwitz in Mecklenburg-Vorpommern.

Die Solarlite GmbH hat eine innovative solare Tech-nologie entwickelt, die auch kleine Solarkraftwerke attraktiv macht. Das ermöglicht die Selbstversorgung ohne fossile Brennstoffe und reduziert die CO2- Belastung. Die Kraftwerke der Firma lassen sich in der Landwirtschaft und der Industrie gleichermaßen nutzen. Für die kontinuierliche Energielieferung ist die Solarlite-Parabolrinne mit Biomassetechnologien oder anderen Dampferzeugern kombinierbar. Der-zeit gibt es in Deutschland keine anderen Unterneh-men, die ein so flexibles solarthermisches System anbieten. Herkömmliche Parabolrinnen benötigen

nämlich deutlich mehr Material und sind nicht so leicht montierbar wie die Kunststoffrinnen von Solarlite. Auch nutzen die Solarlite-Parabolrinnen die Sonnenstrahlung direkt zur Dampf- und damit Energieproduktion – das ist effektiv und günstig: Die hocheffektive Spiegelschicht reflektiert die Sonnen-strahlung auf das Absorberrohr im idealen Spiegel-fokus. Hier erhitzt die Sonnenstrahlung das Wasser im Absorberrohr und wandelt es kontrolliert in Dampf für diverse Einsatzmöglichkeiten um.

Joachim Krüger gründete Solarlite 2005 zunächst als Einzelfirma mit eigenen Mitteln. Die Weiterentwick-lung des Unternehmens zum Systemanbieter für So-larkraftwerke erforderte jedoch erhebliches Kapital. Zumal ersten Anlagen – etwa einer Fischzucht in Woltow, Mecklenburg-Vorpommern, wo die Anlage konstante 27 °C Wassertemperatur sichert, und einer Industrieanlage in Chonburi, Thailand – bereits 2007 weitere folgen sollten. Für Fertigungsmaschinen, Produktionsgebäude und weiteres Fachpersonal wurden Mittel von rund 1,5 Mio. € benötigt. Die Hälfte davon sollte mit Beteiligungskapital gedeckt, der Rest über Fördermittel und einen Bankkredit finanziert werden.

Investor mit ökologischem Augenmerk„Unser Eigenkapital steckte bereits in der Produkt-entwicklung, und den Banken war das Finanzierungs-risiko zu hoch“, sagt Krüger. „Ohne Wagniskapital wären wir nicht weitergekommen – und BonVenture schien auf Anhieb der richtige Ansprechpartner für uns.“ Grund: Die Münchner BonVenture Gruppe hat es sich zum Ziel gesetzt, soziale Probleme im deutschsprachigen Raum zu reduzieren. Dazu über-trägt sie den Ansatz von Venture Capital-Pro- grammen auf Organisationen und Unternehmen mit sozialem, ökologischem oder gesellschaftlichem Geschäftszweck.

ÖKOLOGISCH UND INNOVATIV MIT PRIVATE EQUITY

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„Mich beeindruckte das ökologische und mensch-liche Augenmerk, das BonVenture auf Engagements richtet“, sagt Joachim Krüger. „Andere potenzielle Investoren sahen in erster Linie das mögliche Risiko.“ 2007 beteiligte sich also die BonVenture an der ersten Finanzierungsrunde der Solarlite mit Darlehen und Eigenkapital. Das Investment half Solarlite, Forschung und Entwicklung voranzu-treiben, es deckte kleinere Investitionen und Be-triebsmittelkosten. „Die Solarlite unterstützt den ökologisch notwendigen Wandel in der Energie-erzeugung“, sagt Dr. Erwin Stahl, Geschäftsführer der BonVenture Management Gesellschaft. „Ihr Kon-zept ist ökologisch und technisch überzeugend so-wie wirtschaftlich attraktiv.“

Langfristige Kooperationsvereinbarungenzum Bau von AnlagenDie Solarlite hat heute 15 Mitarbeiter und expandiert weiter. Der Kunde Thai Solar Energy Co. Ltd. schloss mit dem Unternehmen 2009 eine langfristige Koope-rationsvereinbarung: Lieferung und Bau von Solar-kraftwerken in Thailand sollen helfen, die regionale Stromversorgung zu sichern. Ein erstes Kraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 5 MW ist jetzt im Bau. Für 2009 erwartet die Solarlite GmbH gegen-über rund 250.000 € im Vorjahr eine deutliche Umsatzsteigerung auf mehrere Millionen Euro.

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STANDORT / Duckwitz, Mecklenburg-Vorpommern

GRÜNDUNGSJAHR / 2007

MITARBEITERZAHL (AKTUELL) / 15

UMSATZ LETZTES GESCHÄFTSJAHR / 250.000 €

INVESTOREN /

BonVenture Management GmbH und Privatinvestoren

BETEILIGUNGSZEITRAUM / seit 2007

BISHERIGES BETEILIGUNGSVOLUMEN / 800.000 €

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Was für Automobilbauer gilt, gewinnt auch in der Welt der Großmotorenhersteller an Bedeutung: Ener-gieeffiziente Systeme geben zunehmend den Ton an. In niederländischen Gewächshäusern sorgen bei-spielsweise Biogasmotoren nicht nur für die richtige Temperatur bei der Pflanzenzucht, sondern düngen mit CO2 aus gereinigten Abgasen junge Tomaten-stauden. Bei der Entwicklung dieser ganzheitlichen Systeme – deren Herz ein Hochleistungsmotor ist – spielen die Motoren-Werke Mannheim (MWM) ganz vorne mit. Früher als andere in der Branche hat das mittelständische Traditionsunternehmen die wach-sende Bedeutung von Sondergasen erkannt, wie sie in Bergwerken, Mülldeponien oder Biogasanlagen entstehen. Mit der Beteiligungsgesellschaft 3i an Bord ist MWM nun auf dem besten Wege, zu einem der Weltmarktführer für effiziente Antriebssysteme zur Energieerzeugung und Kraft-Wärme-Kopplung aufzusteigen.

„Unsere Motoren sind auf der Biogasseite genauso interessant wie auf der Erdgasseite. MWMs Gas-

motoren erbringen die gleiche Leistung, egal ob sie mit Erdgas oder Biogas befeuert werden“, sagt Axel Weber, Vorsitzender der MWM-Geschäftsführung. Unter den Anbietern von sogenannten Mittel- und Großaggregaten sei dies ein absolutes Alleinstel-lungsmerkmal am Markt, so Weber weiter. MWM beschäftigt weltweit mehr als 1.150 Mitarbeiter und erreichte im Geschäftsjahr 2008/09 einen Umsatz von rund 360 Mio. €. Bereits heute zählt der baden-württembergische Maschinenbauer zu den führen-den Anbietern von Anlagen zur unabhängigen Ener-gieerzeugung. Weltweit sorgen MWM-Aggregate zum Beispiel in Krankenhäusern, Shoppingmalls und Computerchipfabriken für eine störungsfreie dezent-rale Energieerzeugung.

Deutz Power Systems wird zu MWM Bis vor zwei Jahren war MWM allerdings längst nicht so gut aufgestellt: Es fehlte nicht nur an einer internationalen Vertriebsstruktur, sondern auch am Willen der einstigen Muttergesellschaft, in den badischen Standort zu investieren. Im Gegenteil: Die Kölner Deutz AG, die das einst vom Autoerfinder Carl Benz gegründete Unternehmen 1985 übernom-men hatte, musste selbst einen strikten Sanierungs-kurs fahren und bot im Frühjahr ihre Mannheimer Tochter Deutz Power Systems zum Verkauf an. „Die Mitarbeiter hier im Stammwerk Mannheim waren vor eine Situation gestellt, die ihnen Angst machte und mit der alle erst einmal lernen mussten umzu-gehen“, erinnert sich der MWM-Gesamtbetriebsrat Michael Klatt zurück. Über 30 Käufer meldeten ihr Interesse an dem Motorenspezialisten an.

Den Zuschlag erhielt letztlich der Private Equity- Investor 3i, weil sein Konzept sowohl Management als auch Arbeitnehmervertretung überzeugte. An- gesichts steigender Rohstoffpreise, wachsenden Energieverbrauchs und knapper werdender Erdöl-

MIT BIOGASMOTOREN IN DIE ZUKUNFT

MOTOREN-WERKE MANNHEIM AG

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ressourcen erkannte die aus Britannien stammende Beteiligungsgesellschaft das Potenzial von MWM. Um MWM im Erneuerbare-Energien-Sektor breit aufzustellen, versprach der neue Finanzier nicht nur umfangreiche Investitionen in die Produktionsanla-gen, sondern ebenso den Aufbau globaler Vertriebs-strukturen. Auch sprach 3i der Belegschaft eine Standortgarantie aus, sicherte ihr die betriebliche Mitbestimmung über den Aufsichtsrat zu und schloss betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2011 aus. Die Arbeitnehmervertreter votierten geschlossen für den Einstieg des Finanzinvestors 3i.

Beteiligungskapital finanziert InnovationenSeither geht es mit dem Mittelständler aufwärts: Eine altes Straßenbahndepot wurde für 1,7 Mio. € zur Werkshalle umgebaut und Vertriebs- und Service-standorte wurden gegründet – etwa in Österreich, um die lukrativen ostmitteleuropäischen Märkte zu erschließen. Überdies wurden die Motorenprüf-stände erneuert und das Produktportfolio optimiert. Die Beteiligungsgesellschaft 3i stellte MWM neben Kapital aber auch ihre internationalen Verbindungen zur Verfügung und half bei der Ansprache möglicher Kooperationspartner in Übersee.

Heute ist MWM mit über zehn Tochterunternehmen unter anderem in China, Singapur und Nordamerika bestens aufgestellt und die Perspektiven für das Unternehmen sind rund um den Globus gut. „Die Kunden sind überzeugt von den effizienten Gas-motoren und Systemen, welche einen hohen Kun-dennutzen versprechen und die Energieerzeugung mit Wirkungsgraden von über 90 % unschlagbar effizient machen“, ist MWM-Chef Weber überzeugt. „All das konnten wir durch die erfolgreiche Zusam-menarbeit mit 3i realisieren.“

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STANDORT / Mannheim, Baden-Württemberg

GRÜNDUNGSJAHR / 1871

MITARBEITERZAHL (AKTUELL) / 1.150

UMSATZ LETZTES GESCHÄFTSJAHR / ca. 360 Mio. €

INVESTOREN /

3i Deutschland Gesellschaft für Industriebeteiligungen mbH

BETEILIGUNGSZEITRAUM / seit Herbst 2007

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Jeder kennt sie: blau und schwarz schimmernde Platten überall dort, wo die Sonne scheint. Photo-voltaikanlagen liefern Strom aus Sonnenenergie. Und das weltweite Geschäft der umweltschonenden Energie zum „Selbermachen“ boomt. Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe und private Häusle-bauer setzen auf die Do-it-yourself-Stromerzeugung durch Solaranlagen. Einfach auf dem Dach instal-liert, winkt dem Betreiber eine sichere Rendite zwischen 8 und 15 % in Abhängigkeit vom Stand- ort und der Dachausrichtung. Heute beschäftigt die Industrie 50.000 Menschen in Deutschland im Bereich der Produktion von Solarmodulen, Solar-zellen und Solar-Wafern sowie vor allem im Hand-werk bei der Installation kompletter Solarsysteme.

Mit der Novellierung des Erneuerbare-Energien- Gesetzes im Jahr 2000 wurde die Stromerzeugung aus Sonnenenergie mittels Solaranlagen wirtschaft-lich interessant. Eine attraktive Industrieansiedlungs-politik in den neuen Ländern tat ihr Übriges dazu, um den Einstieg in die industrielle Massenproduk-

tion von Solartechnologie zu ermöglichen. Jakobus Smit, der zum damaligen Zeitpunkt ein Unterneh-men für Windparkprojektmanagement führte, wollte sich das große Geschäft mit der Sonnenenergie nicht entgehen lassen und wechselte kurzum die Branche. Ziel war es, ein Unternehmen auf die Beine zu stellen, das hochwertige Solarmodule für den deut-schen und internationalen Markt entwickelt und produziert.

Wechsel vom Wind zur Sonne, unterstützt mit privatem Eigenkapital Smit gelang es, seinen langjährigen Geschäftspart-ner aus dem Windkraftgeschäft, Marius Eriksen, zu überzeugen, gemeinsam den Schritt in die lukrativ erscheinende Photovoltaikbranche zu wagen. Die Finanzierung sollte ähnlich gestaltet werden wie bei den Windparks: Viele private Investoren sollten sich – vor allem aus steuerlichen Gründen – als Ge-sellschafter an dem Unternehmen beteiligen. Smit und Eriksen hatten somit ausreichend Zeit, um ein rentables Unternehmen aufzubauen. Im Dezember 2001 wurde die Solar-Manufaktur Deutschland (S.M.D) gegründet, die 2006 in aleo solar AG um-benannt wurde. Im Sommer 2002 kamen die ersten Module vom Band und bereits ein Jahr später hatte sich das Unternehmen einen Namen gemacht: Aleo-Module galten als der „Mercedes“ unter den Solarmodulen und zum ersten Mal wurden Gewinne realisiert.

Der Kalkulation nach kamen die Gewinne jedoch zu früh. Ein Luxusproblem, sollte man denken. Faktisch war dies aber sehr problematisch, da ein Teil der 31 Gesellschafter die Gewinne ausschütten wollte, was wiederum nicht im Interesse der Gründer lag. Diese wollten die Mittel in weiteres Wachstum inves-tieren. Der Konflikt zwischen den Parteien bedrohte den weiteren Erfolg und die Zukunft des Unterneh-

ALEO SOLAR AG

WACHSTUM AUF DER SONNENSEITE

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mens. Im Jahr 2004 eskalierte der Konflikt zwischen dem Management und einem Teil der Gesellschafter, von denen zwei Drittel ihre Anteile verkaufen woll-ten. Damit standen 67% der S.M.D zum Verkauf – und die Beteiligungsgesellschaft Hannover Finanz erwies sich als optimale Lösung.

Die S.M.D. war zu diesem Zeitpunkt bereits sehr er-folgreich. Das etablierte Netzwerk – noch aus Wind-kraftzeiten –, die bestehenden Kundenkontakte und das hochmotivierte Management überzeugten die Hannover Finanz. Auf der anderen Seite waren die Rahmenbedingungen durch die Interessenkonflikte alles andere als einfach. Trotzdem wurden sich beide Seiten bald einig: Hannover Finanz erwarb die zum Verkauf stehenden 67 %, wovon das Management wiederum 15 % erwarb. Somit blieben Smit und Eriksen als starke Teilhaber der Gesellschaft er- halten.

Aleo solar erneut in den StartlöchernZwei Jahre nach dem Einstieg der Hannover Finanz stieg der Umsatz um mehr als 100 % und auch die Mitarbeiterzahlen konnten sich mehr als verdoppeln. Im Jahr 2006 ging das Unternehmen an die Börse. Frisches Kapital war zu diesem Zeitpunkt mehr als wichtig: Der starken Konkurrenz konnte man nur mit Expansion und dem Aufbau starker Märkte begegnen. „Somit hat die Hannover Finanz nicht nur unsere Gesellschafterstruktur vereinfacht und damit ein dringendes Problem gelöst, sondern auch noch den Börsengang ermöglicht“, so Smit. Heute ist aleo solar ein Unternehmen mit fast 800 Mit-arbeitern – dies entspricht einem Zuwachs von rund 44 % im Vergleich zum Vorjahr. Diese erwirtschafte-ten 2008 einen Umsatz von 360 Mio. €.

UNTERNEHMEN

STANDORT / Prenzlau, Brandenburg

GRÜNDUNGSJAHR / 2001

MITARBEITERZAHL (AKTUELL) / 730

UMSATZ LETZTES GESCHÄFTSJAHR / 360,5 Mio. €

INVESTOREN /

ca. 7.500 Aktionäre, darunter Robert Bosch-Gruppe, Eriksen-Gruppe, Hannover Finanz-Gruppe

Page 53: GRÜNE TECHNOLOGIEN IN DEUTSCHLAND - bvkap.de · Man hört viel von erneuerbaren Energien, gemeint sind meist Solarenergie oder Windenergie. Grüne Technologien sind aber mehr als

HERAUSGEBERBundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften – German Private Equity and Venture Capital Association e.V. (BVK)

Reinhardtstraße 27c10117 Berlin

Telefon +49 30 3069 82-0Telefax +49 30 3069 [email protected]

REDAKTIONFriederike Seliger

LEKTORATGudrun Altfeld, Joachim Mallaun

GESTALTUNGChristine Bokelmann

BILDNACHWEISTitel: F1online digitale Bildagentur GmbHDie Bildrechte liegen bei den jeweiligen UnternehmenSulfurcell Solartechnik Gmbh: Fotografie Frank Peters REDAKTIONSSCHLUSSOktober 2009

IMPRESSUM

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