h. p. grice

54
H. P. Grice Logic and Conversation PS Sprache und Bedeutung Experimentelle Pragmatik WS 2012/13

Upload: eara

Post on 24-Feb-2016

129 views

Category:

Documents


0 download

DESCRIPTION

H. P. Grice. Logic and Conversation PS Sprache und Bedeutung Experimentelle Pragmatik WS 2012/13. Gliederung. H. P. Grice Implikaturen Das Kooperationsprinzip Die Kooperationsmaxime Verletzungen der Maximen Rückblick. Herbert Paul Grice. * 1913 in Manchester, England - PowerPoint PPT Presentation

TRANSCRIPT

Page 1: H. P. Grice

H. P. GriceLogic and Conversation

PS Sprache und BedeutungExperimentelle PragmatikWS 2012/13

Page 2: H. P. Grice

Gliederung H. P. Grice Implikaturen Das Kooperationsprinzip Die Kooperationsmaxime Verletzungen der Maximen Rückblick

Page 3: H. P. Grice

Herbert Paul Grice * 1913 in Manchester, England bis 1967 in Oxford tätig 1968 – 1980 Professor für Philosophie in

Berkeley, Kalifornien einer der bedeutendsten Vertreter der

sogenannten Oxford-Philosophie + 1988 in Berkeley, Kalifornien

Page 4: H. P. Grice

Herbert Paul Grice Semantik untersucht das mit der

Äußerung Gesagte (Ausdrucksbedeutung) unabhängig vom konkreten Gebrauch

Pragmatik untersucht das vom Sprecher mit der Äußerung Gemeinte (Sprecherbedeutung)

Kommunikation ist kooperatives Handeln Implikaturtheorie = wie benutzen

Menschen die Sprache

Page 5: H. P. Grice

Herbert Paul Grice Beispiel: Konjunktion „und“

1.1. Lena sattelte ihr Pferd und ritt los.„und“ = „und dann“

1.2. ?? Lena ritt los und sattelte ihr Pferd.„und“ = „und dann“ ??

Page 6: H. P. Grice

Herbert Paul Grice2.1. Die UdS ist in Saabrücken und die LMU ist in München.

„und“ ≠ „und dann“

Der Satz ist wahr, wenn beide Konjunkte wahr sind.

2.2. Die LMU ist in München und die UdS ist in Saarbrücken.

Page 7: H. P. Grice

Herbert Paul Grice Ausdrücke natürlicher Sprache haben

einen einfachen, stabilen und einheitlichen Sinn.

Dieser stabile semantische Kern ist oft von einem instabilen, kontextspezifischen pragmatischen Sinn überlagert.

Implikaturen

Page 8: H. P. Grice

Implikaturen engl. to implicate (etw. mit etw. in

Zusammenhang bringen) alle Folgerungen, die nicht direkt

wahrheitskonditional sind „implicature“ (Grice) vs. „implications“

implizieren logisch

werden implizit mitverstanden, ohne Teil der Äußerungsbedingung zu sein

Page 9: H. P. Grice

Implikaturen „Peter und Lisa besuchen das Seminar“

impliziert „Peter besucht das Seminar“vs. „Peter oder Lisa besuchen das

Seminar“ implikatiert „Peter und Lisa besuchen nicht beide das Seminar“

Page 10: H. P. Grice

Implikaturen Aufhebbarkeit der Implikatur, nicht aber

der Implikation man kann nicht widerspruchsfrei sagen

„Peter und Lisa besuchen das Seminar, aber Peter besucht das Seminar gar nicht.“

Page 11: H. P. Grice

Einordnung generalisierte

Konversationsimplikaturen treten nahezu in allen Kontexten auf skalare Implikaturen

partikularisierte Konversationsimplikaturen verlangen spezifischen Kontext

konventionelle Implikaturen konversationelle Implikaturen

Page 12: H. P. Grice

Einordnunga) Ich ging in ein Haus hinein.b) Das Haus war nicht mein Haus.

generalisierte Implikatur von „ein“ Annahme: „Haus“ gehört nicht zum

Sprecher

Page 13: H. P. Grice

Einordnunga) Der Hund sieht sehr glücklich aus.b) Vielleicht hat der Hund einen Braten gefressen.

a) impliziert b) nur dann, wenn a) in einem bestimmten Kontext vorkommt.

c) A: „Was ist mit dem Braten geschehen?“ B: „Der Hund sieht sehr glücklich aus.“

Page 14: H. P. Grice

Einordnungb) Vielleicht hat der Hund einen Braten gefressen.

partikularisierte Implikatur

Äußerung sind nur im Hinblick auf das vorliegende Thema relevant

Page 15: H. P. Grice

Konversationelle Implikaturen

Folgerungen, die sich aus der Annahme ergeben, dass sich die Diskursteilnehmer rational verhalten.

Page 16: H. P. Grice

Konversationelle ImplikaturenA: „Mir ist das Benzin ausgegangen.“B: „Um die Ecke ist eine Tankstelle.“

= Die Tankstelle ist geöffnet.

B möchte A die Bedeutung seines Satzes in kooperativer, also nicht irreführender, Absicht mitteilen

Page 17: H. P. Grice

Konventionelle Implikaturen Nicht-wahrheitsfunktionale Inferenzen,

die nicht von übergeordneten pragmatischen Prinzipien abgeleitet sind wie die Maximen sondern die besonderen lexikalischen Einheiten oder Ausdrücken einfach per Konvention zugefügt werden.

Page 18: H. P. Grice

Konventionelle Implikatura) Gregor ist reich und gesund.b) Gregor ist reich, aber gesund.

„und“ & „aber“ haben die selben Wahrheitsbedingungen

nicht synonym „aber“: bildet Kontrast

Page 19: H. P. Grice

Das Kooperationsprinzip Mach deinen Beitrag zur Konversation

genau so, wie es der Punkt der Konversation, an dem er erfolgt, erfordert, wobei das, was erforderlich ist, bestimmt ist durch den Zweck oder die Richtung des Gesprächs, in dem du dich befindest.

Page 20: H. P. Grice

Die Kooperationsmaximen Maximen der Quantität („quantity“)

Mach deinen Beitrag so informativ, wie es der gegenwärtige Konversationszweck verlangt.

Mach deinen Beitrag nicht informativer als verlangt.

Page 21: H. P. Grice

Die Kooperationsmaximen Maximen der Qualität („quality“)

Versuche, einen wahren Beitrag zu leisten.

Sage nichts, was du für falsch hältst. sage nichts, für dessen Wahrheit du keine

adäquaten Gründe/Beweismittel anführen kannst.

Page 22: H. P. Grice

Die Kooperationsmaximen Maxime der Relation („relevence“)

Sei relevant.

Maximen der Modalität („manner“) Sei klar. Vermeide obskure Ausdrucksweise. Vermeide Doppeldeutigkeit. Sei kurz. Verwende die richtige Reihenfolge.

Page 23: H. P. Grice

Die Kooperationsmaximen Regeln des rationalen Verhaltens Es gibt Analogien in Bereichen, die keine

Konversationen sind.

Page 24: H. P. Grice

Die Kooperationsmaximen1. Quantität:Wenn du mir beim Reparieren meines Autos hilfst, erwarte ich, dass dein Einsatz weder mehr noch weniger engagiert ist als verlangt; wenn ich beispielsweise vier Schrauben benötige, erwarte ich, dass du mir vier Stück gibst und nicht zwei oder sechs.

Page 25: H. P. Grice

Die Kooperationsmaximen2. Qualität:Ich erwarte, dass deine Absichten ehrlich sind und nicht falsch. Wenn ich Zucker für einen Kuchen brauche, den wir zusammen backen, erwarte ich, dass du mir Zucker gibst und nicht Salz.

Page 26: H. P. Grice

Die Kooperationsmaximen3. Relevanz:Ich erwarte, dass die Absichten eines Partners zu jeder Zeit der Handlung angemessen sind; wenn ich die Zutaten meines Kuchen mische, erwarte ich nicht, dass ich ein Buch oder ein Tuch gereicht bekomme.

Page 27: H. P. Grice

Die Kooperationsmaximen4. Modalität:Ich erwarte, dass ein Partner deutlich macht, welche Absichten er hat, und dass er seine Handlungen verantwortungsbewusst ausführt.

Page 28: H. P. Grice

Skalare Implikaturen Beispiel: Verwendung von Zahlwörtern

a) Ich habe schon fünfzehn Bond-Filme gesehen.b) Ich habe fast alle Bond-Filme gesehen.

Page 29: H. P. Grice

Skalare Implikaturena) Ich habe schon fünfzehn Bond-Filme gesehen.

auch wahr, wenn Sprecher mehr als fünfzehn Bond-Filme gesehen hat

implikatiert, dass Sprecher nicht mehr Filme gesehen hat Verpflichtung der Quantitätsmaxime bzw. Verletzung der Qualitätsmaxime

Page 30: H. P. Grice

Skalare Implikaturenb) Ich habe fast alle Bondfilme gesehen.

implikatiert, dass Sprecher nicht alle Filme gesehen hat Verpflichtung der Quantitätsmaxime bzw. Verletzung der Qualitätsmaxime

sagt nicht, welche Filme er gesehen hatQuantitätsmaxime

Page 31: H. P. Grice

Skalare Implikaturen Skala für „fast alle“ z.b. kein, ein, einige,

viele, fast alle, alle entscheidet sich der Sprecher für ein

Element der Skala, implikatiert er damit, dass alle stärkeren Elemente der Skala zu falschen Aussagen führen würden

Page 32: H. P. Grice

Grices Grundidee1) „what is said“ = wörtliche Bedeutung2) „what is meant“ = Information, die

tatsächlich absichtsvoll kommuniziert wird

Das Gemeinte lässt sich aus dem Gesagten berechnen, wenn das Gesagte schon bekannt ist.

Die Pragmatik kann erst mit ihrer Arbeit anfangen, wenn die Semantik fertig ist.

Page 33: H. P. Grice

Ableitung Implikationsskala (alle, einige)

a) Alle jungen Leute gingen zum Fest.b) Einige der jungen Leute gingen zum

Fest.

wo immer a) wahr ist, ist auch b) wahr, aber nicht umgekehrt

b) impliziert konversationell, dass nicht alle jungen Leute zum Fest gingen

Page 34: H. P. Grice

AbleitungWenn Sprecher sagt, dass p, impliziert das konversationell q genau dann, wenn(i) angenommen wird, dass Sprecher den Maximen folgt,(ii) zur Aufrechterhaltung dieser Annahme davon ausgegangen werden muss, dass Sprecher glaubt, dass q und(iii) dass Sprecher & Hörer wechselseitig erschließen können, dass q notwendig ist.

Page 35: H. P. Grice

AbleitungSprecher sagt: „Peter hat einige Murmeln“ (= p) und implikatiert damit konversationell „Peter hat nicht alle Murmeln“ (= q):

(i) Annahme: Sprecher folgt den Maximen und damit der Quantitäts – und Qualitätsmaxime

Page 36: H. P. Grice

Ableitung(ii) a) hätte der Sprecher Grund zur Annahme der stärkeren Alternative „Peter hat alle Murmeln“, hätte Sprecher dies sagen müssen, um Quantitätsmaxime einzuhaltenb) Sprecher hat nicht gesagt „Peter hat alle Murmeln“

Page 37: H. P. Grice

Ableitungc) Sprecher ist nicht in der Lage, die Alternative mit „alle“ zu äußern ( Qualität), d) Sprecher implikatiert q(iii) Sprecher & Hörer können beide erschließen, dass Ableitung (ii) zur Interpretation von q auf Seiten des Hörers führt

Page 38: H. P. Grice

Ableitung

(i)Wenn heute Dienstag ist, gehe ich zur Uni.(ii)Heute ist Dienstag.__________________________________________(iii) Also gehe ich zur Uni.

Page 39: H. P. Grice

Verletzung der Maximen Missachtung einer Maxime

Sprecher ist verantwortlich für Irreführungen

Austritt aus den Maximen und aus dem KP Sprecher ist nicht bereit, angemessen zu

kooperieren Kollision zweier Maximen

Sprecher kann ein Maxim nicht erfüllen, ohne ein anderes Maxim zu verletzen

Page 40: H. P. Grice

Verletzung der MaximenGruppe A: Kein Maxim wird verletzt bzw. es ist nicht klar, dass eines verletzt wird.

A: „Mir ist das Benzin ausgegangen.“B: „Um die Ecke ist eine Tankstelle.“ = Die Tankstelle ist offen.

Aber: B würde das Maxim der Relevanz + der Qualität verletzen, wenn er nicht wüsste, dass die Tankstelle geöffnet ist

Page 41: H. P. Grice

Verletzung der MaximenGruppe B: Ein Maxim wird aufgrund einer Kollision mit einem anderen Maxim verletzt.

A: „Wo wohnt C?“B: „Irgendwo in Südfrankreich.“

Bs Antwort ist weniger informativ als verlangt ( Quantität); wäre B informativer, würde er etwas sagen, für dessen Wahrheit er keine Beweise anführen kann ( Qualität).

Page 42: H. P. Grice

Verletzung der Maximen2) wissentliche Missachtung der Qualität

X hat ein Geheimnis von A an einen Geschäftsrivalen von A verraten. A und seine Zuhörer wissen das. A sagt : „X ist ein toller Freund.“

Page 43: H. P. Grice

Verletzung der MaximenA: „X ist ein toller Freund.“

A sagt etwas, dass er nicht glaubt. Zuhörer wissen, dass A weiß, dass dies

für das Publikum offensichtlich ist. A meint genau das Gegenteil von dem,

was er sagt.

Page 44: H. P. Grice

Verletzung der Maximen3) Verletzung der Relation

Auf einer vornehmen Teeparty sagt A: „Earnest ist ein alter Sack.“ Ein Moment der Stille folgt, und B sagt: „Das Wetter diesen Sommer war entzückend, nicht wahr?“

Page 45: H. P. Grice

Verletzung der MaximenA: „Earnest ist ein alter Sack.“B: „Das Wetter diesen Sommer war entzückend, nicht wahr?“

B weigert sich, auf As Aussage zu antworten.

As Aussage sollte nicht diskutiert werden.

A hat sich einen Fauxpas geleistet.

Page 46: H. P. Grice

Verletzung der Maximen4) wissentliche Verletzung der Modalität

a) Verwendung unklarer Ausdrückeb) Verwendung von Ambiguitätenc) langatmig seind) unmethodisch sein

Page 47: H. P. Grice

Verletzung der Maximen4a) Verwendung unklarer Ausdrücke

Wird das Kooperationsprinzip angewendet, muss ich beabsichtigen, dass mein Partner versteht, was ich meine, trotz der Unverständlichkeit, die meine Aussage beinhaltet.

Page 48: H. P. Grice

Verletzung der Maximen

A und B führen ein Gespräch und eine dritte Person ist anwesend, so wird A absichtlich unverständlich sein, aber nicht zu unverständlich, in der Hoffnung, dass B ihn versteht und die dritte Person nicht. = Die dritte Person soll nichts von dem Gespräch mitbekommen.

Page 49: H. P. Grice

Verletzung der Maximen4b) Ambiguität

A:“Wollen wir den Kindern einen Nachtisch kaufen?“B:“Ja, aber bitte kein „E-I-S“.“

B verletzt den Punkt „sei klar“, da er Eis buchstabiert

Page 50: H. P. Grice

Verletzung der Maximen4c) Langatmig sein

1) Miss X sang „Home sweet home.“2) Miss X gab eine Reihe von Lauten von sich, die im gewissem Maße der Partitur von „Home sweet home“ ähnelten.= Miss Xs Gesang war grausam.

Page 51: H. P. Grice

Verletzung der Maximen4d) Unmethodisch sein

„Der einsame Reiter ritt in den Sonnenuntergang und sprang auf sein Pferd.“

Ereignis wird nicht in der Reihenfolge wiedergegeben, in der es sich abspielte

Page 52: H. P. Grice

Rückblick Sprachphilosoph H.P. Grice Implikaturen Das Kooperationsprinzip Vier Kooperationsmaxime

Maxime der Quantität Maxime der Qualität Maxime der Relevanz Maxime der Modalität

Page 53: H. P. Grice

Rückblick Verletzung der Maximen

Missachtung eines Maxims Austritt aus den Maximen und des KP Kollision zweier Maximen Wissentliche Missachtung eines Maxims

Page 54: H. P. Grice

Quellen Syntax and Semantics 3: Speech arts. Cole

et al. „Logic and Conversation“. S. 41-58. http://www.philosophie.uni-hd.de/

imperia/md/content/fakultaeten/phil/philosophischesseminar2/kemmerling/a79b.pdf

http://www.sfs.uni-tuebingen.de/~gjaeger/lehre/ss12/semantics1/praesuppositionenImplikaturenReformatted.pdf

Levinson, S. (2000): Pragmatik. S. 101f.