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Bundesverband e.V. Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Bundesverband e.V.

Handbuch für Blindenreportageim Fußball

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Impressum

Herausgeber: AWO Bundesverband e.V.Blücherstraße 62/6310961 BerlinTelefon: (+49) 30 26309-0, Telefax: (+49) 30 26309-32599E-Mail: [email protected], E-Mail: [email protected]: awo.org

Verantwortlich: Wolfgang Stadler, Vorsitzender des VorstandesRedaktion: Björn Naß

Jörg RodenbüschKlaus TheißenLucas Kriegbaum

Mitglieder der Schreibwerkstatt „Handbuch für Blindenreportage“:Axel Ackermann, Dorian Aust, Florian Parusel, Alexander Friebel, Florian Reinecke,Broder-Jürgen Trede

Lektorat Redaktionsbüro Schnier GöttingenLayout/Satz: Sabine Marx, TypografieFotonachweis: Broder-Jürgen Trede/Getty Images

(Fotografen: Alexander Scheuber, Lukas Schulze und RonnyHartmann)/Walter

© AWO Bundesverband e.V. August 2017

Abdruck, auch in Auszügen, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlagesoder Herausgebers. Alle Rechte vorbehalten.

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Inhalt

Vorwort des AWO Bundesverbandes e.V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Vorwort der Aktion Mensch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

Vorwort der Deutschen Fußball Liga (DFL) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Vorwort der Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft e.V. (BBAG) . . . . . 9

1. Hintergründe und Entwicklung der Blindenreportage . . . . . . . . . . . . . 11

1.1. Wieso gehen blinde Menschen ins Stadion? (Interview) . . . . . . . . . 11

1.2. Welche Bedeutung hat die Blindenreportage? . . . . . . . . . . . . . . . 15

1.3. Inhalt und Struktur dieses Handbuchs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

1.4. Blinden- und Sehbehindertenreportage im Rahmen der Inklusion und UN-Behindertenrechtskonvention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

1.5. Zertifizierung Blindenreportage – Qualitätssicherung und -weiterentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

1.6. Situation der Blinden- und Sehbehindertenreportage unterhalb der 2. Bundesliga . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

2. Grundlagen und Tipps für Reporter*innen und Vereine . . . . . . . . . . . . 38

2.1. Empfehlung zur Betreuung blinder und sehbehinderter Fußballfans (Erfahrungsbericht) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

2.2. Qualitätssicherung im Verein – ein Best Practice Beispiel . . . . . . . . 42

2.3. Empfehlungen zum Reporter*innen-Arbeitsplatz . . . . . . . . . . . . . 45

2.4. Aufgabenbeschreibung für Blindenreporter*innen . . . . . . . . . . . . 48

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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2.5. Anforderungen an die Vereine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

2.6. Praxistipp 1 – Stellenausschreibung für Blindenreporter*innen . . . 51

2.7. Praxistipp 2 – Checkliste für Sehbehindertenreporter*innen . . . . . 52

2.8. Ein Blindenreporter bei der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

2.9. Was macht eine gute Blindenreportage aus? (Grundsätze) . . . . . . . 61

2.10. Fragebogen für Nutzer*innen im Stadion für qualifiziertes Feedback . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65

2.11. Verortung – Wie orientiere ich mich optimal auf dem Spielfeld? . . 71

3. Serviceteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

3.1. Das Zentrum für Sehbehinderten- und Blindenreportage (ZSBR) . . 75

3.2. Behindertenfanbeauftragte Bundesliga . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

3.3. Behindertenfanbeauftragte 2. Bundesliga . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

3.4. Behindertenfanbeauftragte 3. Liga . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

3.5. Alle Vereine, die Blindenreportage anbieten, auf einen Blick . . . . . 87

3.6. Ansprechpartner*innen DFL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

3.7. Fanorganisationen für Menschen mit Behinderungen in Deutschland und Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Die Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft (BBAG) . . . . . . . . . 91

3.8. Blindenfanclubs in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

3.9. Ansprechpartner*innen Aktion Mensch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98

3.10. Nützliche Freeware und Links . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100

Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Vorwort des AWO Bundesverbandes e.V.

Seit fast 100 Jahren setzt sich die Arbeiterwohlfahrt für Chancengleichheit und einsoziales Miteinander in der Gesellschaft ein. Mit der Dortmunder Erklärung im Jahr2013 formulierte die AWO Inklusion als eine ihrer Leitideen sowie als Aufgabe fürsämtliche Arbeits- und Gesellschaftsbereiche. Sport und damit auch Fußball undseine Fans gehören hier selbstverständlich dazu.

Ein integraler Bestandteil von Inklusion ist der gleichberechtigte Zugang zu Kultur- undFreizeitangeboten. Wie Menschen ihre Freizeit gestalten und was sie hierfür benötigen,ist so individuell wie die Menschen selbst: Für eine Person kann dies bedeuten, mitdem Kinderwagen ohne Hindernisse in ein Museum gelangen zu können, für eineandere eine detaillierte Reportage über alle Ereignisse in einem Fußballstadion hörenzu können. Letzteres – und damit die Umsetzung des gleichberechtigten Zugangs fürMenschen mit Sehbeeinträchtigungen – leisten größtenteils ehrenamtlich tätige Blin-den reporter an jedem Spieltag der 1. und 2. Bundesliga in mittlerweile nahezu allenStadien. Einen großen Anteil an der fast flächendeckenden Verbreitung des Services, derQualitätssicherung von Reportagen und der Vernetzung aller Beteiligten hat das Zen-trum für Sehbehinderten- und Blindenreportage ZSBR des AWO Bundesverbandes. Dankder Förderung und Unterstützung des ZSBR durch die Aktion Mensch und die Bundes-ligastiftung konnte auch dieses einmalige Handbuch entstehen.

Hierfür hat das ZSBR ein Team aus langjährig tätigen Reportern, Hörerinnen und Hörerdes Services zusammengestellt und gemeinsam mit ihnen dieses Handbuch verfasst.

Mit dem Handbuch werden Wissen, Erfahrungen und Instrumente zur Umsetzungvon qualitativ hochwertigen Reportagen weitergereicht und damit erstmalig Standards der Fußballblindenreportage textlich festgehalten. Mit seinen praxisbe-zogenen Tipps und Informationen richtet es sich nicht nur an angehende Blinden-reporter, sondern auch an erfahrene Kolleginnen und Kollegen, die ihre praktischeTätigkeit reflektieren wollen. Nicht zuletzt spricht es Vereine an, die maßgeblich fürdie Rahmenbedingungen einer guten Reportage verantwortlich sind.

Wolfgang StadlerVorstandsvorsitzender Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V.

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Vorwort der Aktion Mensch

Ob als Athlet, Zuschauer oder Trainer, ob im Breiten- oder Leistungssport: Die Begeis-terung für den Sport bringt Menschen auf Augenhöhe zusammen und stärkt dasGemeinschaftsgefühl. Sport ist ein idealer Treiber für Inklusion und daher ein wich-tiges Feld für das Engagement der Aktion Mensch. Rund 11 Millionen Euro haben wirbisher für die Förderung von inklusiven Sportprojekten eingesetzt.

Aber es gibt immer noch Hürden, die Sportler und sportbegeisterte Menschen mitBehinderung ausschließen. Ein wichtiges Angebot für mehr Teilhabe im Sport ist die Blindenreportage. 1,2 Millionen Menschen gelten in Deutschland als blind odersehbehindert. Das zeigt, welchen Stellenwert dieses Thema hat. Das bestehendeAngebot für diese Zielgruppe wird dem Bedarf allerdings in keiner Weise gerecht.

Das Zentrum für Sehbehinderten- und Blindenreportage (ZSBR) setzt sich daher für eine Ausweitung und Verbesserung dieses Instruments ein: Um blinden und sehbehinderten Fans ein spannendes Fußballerlebnis im Stadion zu ermöglichen,bildet das in Europa einzigartige Zentrum darauf spezialisierte Reporter aus. Es wurdevon Arbeiterwohlfahrt, Aktion Mensch und Deutscher Fußball Liga weiterentwickelt,damit die Blindenreportage auf einem einheitlich professionellen Niveau angebo-ten werden kann.

Dazu trägt auch das vorliegende Handbuch mit umfassenden Informationen undServiceteil bei: Es hilft, die Reportagequalität zu sichern und das Thema nochbekannter zu machen. Denn das Ziel sollte sein, dass die Blindenreportage als wich-tiger Beitrag zu mehr Inklusion im Sport zum Standard in den Vereinen wird. Dennwo Begegnung stattfindet, wo man gemeinsam feiert und jubelt, spielen Unter-schiede keine Rolle mehr.

Wir wünschen dem gesamten Projekt und der Publikation daher viel Erfolg!

Armin v. ButtlarVorstand Aktion Mensch

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Vorwort der Deutschen Fußball Liga (DFL)

Inklusion ist eine große Aufgabe unserer Gesellschaft. Die Teilhabe von Menschen mitBehinderungen an allen Bereichen unseres täglichen Lebens soll zur Selbstver-ständlichkeit werden. Dazu tragen die DFL und die Clubs der Bundesliga und 2. Bun-desliga nach ihrem Selbstverständnis ebenfalls bei. Inklusion verlangt mehr als eineinmaliges Umsetzen, sondern will vielmehr beständig gelebt werden. Gerade derSport kann hier eine zentrale Rolle einnehmen.

Die Bundesliga und ihre Clubs sind sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortungbewusst. Sie engagagieren sich auf vielfältige Weise für Menschen mit Mobilitäts-,Seh-, Hör- oder kognitiven Einschränkungen und arbeiten eng mit Partnern wiedem AWO Bundesverband, dem Verein AWO-Passgenau und auch der Aktion Menschzusammen.

Das nun vorliegende Handbuch für Blindenreportage ist das Ergebnis langjährigerVorarbeit vieler engagierter Menschen, die die Möglichkeiten der Teilhabe von blin-den- und sehbehinderten Menschen am Fußball-Stadionerlebnis im Fokus haben.Vor rund zehn Jahren gab es erste Seminare von Seiten der DFL, die inhaltlich vonerfahrenen Reporter*innen und Nutzer*innen begleitet und inspiriert wurden. So istin den Stadien ein Angebot mit stetig wachsender Qualität entstanden. Ein großerDank an das Redaktionsteam und die AWO, die mit diesem Handbuch Standards derFußball-Blindenreportage transparent, nachvollziehbar und nach vielfältigen Krite-rien auch messbar macht.

Wir sind überzeugt, dass dieses Handbuch auf vielen Ebenen wirken und sich dieWertigkeit des Angebots der Blindenreportage in diesem wiederspiegeln wird. Sobeschreibt es die aktuellen Standards, bietet die Möglichkeit der Information undOrientierung für Neueinsteiger und Erfahrene und kann damit zutreffend als Mei-lenstein und exzellente Ausgangslage für die Verstetigung des Angebots sowie für dieEntwicklung und Durchführung von Qualifizierungsprozessen bezeichnet werden.In enger Zusammenarbeit mit dem bestehenden Netzwerk der Blindenreporter*innen in Deutschland und unseren Partnern freuen wir uns auf den weiterengemeinsamen Weg. Wir hoffen dadurch möglichst viele Menschen einladen zu kön-nen, das Angebot der Blindenreportage in den Stadien der Bundesliga und 2. Bun-desliga zu nutzen, kennenzulernen und sich begeistern zu lassen.

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Im Sinne der gemeinsamen Weiterentwicklung der qualitativ hochwertigen und nut-zerorientierten Blindenreportagen in den Stadien laden wir alle Clubs, Reporterin-nen und Reporter sowie Interessierte zu einer regen Nutzung des Handbuchs und zueinem konstruktiven Austausch ganz herzlich ein.

Eine spannende Lektüre wünschtThomas SchneiderLeiter Fanangelegenheiten, DFL

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Vorwort der Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft e.V. (BBAG)

Nun also liegt es vor uns – das Handbuch für Blindenreportage. Es ist entstanden imNovember 2016 im Rahmen einer Schreibwerkstatt in Frankfurt a.M., verfasst voneinem engagierten Kompetenzteam aus Blindenreportern*innen, Behindertenfan-beauftragten, Mitarbeitern*innen der AWO und der BBAG – dem Dachverbandbehinderter Fans und Fanclubs aller deutschen Fußball-Ligen. Zudem wurde esredigiert von couragierten und langjährigen Nutzern*innen der Blindenreportage.

Nachdem ein Handbuch für Fanbeauftragte bereits vorliegt und das Handbuch fürBehindertenfanbeauftragte in absehbarer Zeit entstehen wird, ist es nun ein wich-tiger Meilenstein, dass mit diesem Buch ein Nachschlagewerk erscheint, in demsowohl Einsteiger*innen als auch fortgeschrittene Reporter*innen Anregungen, Hin-tergründe und ganz praktische Hinweise für ihre Arbeit finden können.

Auch interessierte Behindertenfanbeauftragte, die eine Blindenreportage in ihremClub erstmals einführen möchten, finden hier einen Einblick, Angaben zu den Rah-menbedingungen und wesentliche Tipps zur praktischen Umsetzung.

Besonders freut es mich, dass viele wertvolle Hinweise und auch schriftliche Aus-arbeitungen, die wir bereits im Kreis der Blindenfanclubs der BBAG in den letztenJahren erarbeitet haben – wie beispielsweise der Bewertungsbogen zur Spielrepor-tage –, nun in dieses Werk einfließen. Weiterhin bietet das vorliegende Handbuchaufgrund seiner Präsentationsform als Ringbuch auch künftig die Möglichkeit, neueErkenntnisse und Ergänzungen aufzunehmen und „weiterzuwachsen“.

Abschließend wünsche ich auch im Namen meiner Vorstandskollegen allen Interes-sierten viel Spaß beim Lesen und Studieren des vorliegenden Handbuches.

Alexander Friebel1. Vorsitzender Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft e.V. (BBAG) und aktiver Blindenreporter

„Ein Fußballspiel ist wie ein Buch.Jeder Pass, jeder Freistoß und jedeEcke ist ein Satz, den Du ‚vorlesen‘

musst. Du kannst einen Thriller,einen Krimi draus machen, aber

bitte kein Märchen!“(Gerhard Stoll,

Fan Bayer 04 Leverkusen)

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Abbildung 2: Der Arbeitsplatz der Blindenreporter auf Schalke (Quelle: Lukas Schulze/GettyImages)

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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1. Hintergründe und Entwicklung der Blindenreportage

1.1. Wieso gehen blinde Menschen ins Stadion? (Interview)

Michael Schmiedel: „Diese Energie spüre ich nur im Stadion!“

Michael Schmiedel (57) nennt dasKarlsruher Wildparkstadion gernesein „zweites Wohnzimmer“. Hierhat er schon gesehen, wie Carl-Heinz Rühl 1975 den KSC in die Bun-desliga führte. Hier hat er auchgesehen, wie Winni Schäfer mit rot-blonder Mähne die Karlsruherzunächst auf und später neben demPlatz nach vorne trieb. Dann setztebei Schmiedel eine schleichendeErblindung ein. Heute kann er nurnoch den Unterschied zwischen hellund dunkel wahrnehmen. Ins Sta-dion geht er immer noch. Nachfol-gend ein Gespräch über das ErlebnisStadionbesuch als Sehbehinderter.

Michael, wie veränderte sich IhrStadionbesuch, als Ihre Erblindungeinsetzte?

Ich war ja schon lange Jahre dabei und war daran gewohnt, dasSpiel mit meinen eigenen Augen zu verfolgen. Als das dann immerschlechter wurde, war ich ganz wesentlich auf die Hilfe meinerFrau angewiesen. Wir standen jahrelang im Fanblock und meineFrau hat mir erklärt, was auf dem Spielfeld passiert. Ich glaube,

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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ich ging ihr manchmal ganz schön auf die Nerven, weil ich natür-lich immer genau wissen wollte, was da gerade abgeht.

Wie haben Sie vom Angebot der Blindenreportage gehört?

Beim Heimspiel gegen den FC St. Pauli in der Saison 2014/15 hatmich der Behindertenfanbeauftragte des KSC angesprochen undmich auf den Service aufmerksam gemacht. Ich habe das danneinfach mal ausprobiert. Und was soll ich sagen? Das war genaumein Ding! Also habe ich mir direkt eine Dauerkarte gesichert undhöre seitdem bei jedem Heimspiel die Blindenreportage. MeineFrau begleitet mich immer noch, hat jetzt aber nicht mehr so vielStress mit mir (lacht).

Viele Fußballfans ohne Sehbehinderung schätzen zwar dieRadioreportage, verzichten aber ungern auf das „Nachschauen“der Tore im TV. Wie erleben Sie ein Fußballspiel jetzt, da Sie esnicht mehr sehen können?

Wenn die Reportage losgeht, ist es für mich, als ob ich wiedersehen könnte. Spielzüge, Zweikämpfe, strittige Szenen, das Verhalten der Fans: Alles was die Reporter schildern, löst bei mirBilder im Kopf aus und macht das Spielgeschehen für mich greifbar. Natürlich muss ich mich da konzentrieren, um auch inschnellen Spielphasen die Orientierung zu behalten. Nur wenndie Reporter schweigen, habe ich ein Problem. Am Schlimmstenist es, wenn etwas passiert und sich die anderen Fans um michherum aufregen. Dann werde ich ungeduldig.

So ein Stadionbesuch ist für Sehbehinderte doch bestimmt miteinem großen Aufwand verbunden. Mit welchen Barrierenhaben Sie zu kämpfen?

Das sind vor allem die baulichen Dinge: Absperrungen vor und imStadion, die sonst nicht da sind. Schranken, die ich von meinemnormalen Weg nicht kenne, weil sie nur am Spieltag eingesetztsind. Und natürlich auch die Menschenmassen, das Gedrängel an

„Wenn die Reportage los-geht, ist es für

mich, als ob ichwieder sehen

könnte.“

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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den Getränke- und Essensständen. Ohne die Begleitung meinerFrau wäre ich aufgeschmissen.

Trotzdem zieht es Sie weiterhin ins Wildparkstadion. Warum istdas so?

Der Stadionbesuch ist für mich durch nichts zu ersetzen. Es isteinfach ein tolles Gefühl, meinen Verein gemeinsam mit denanderen Fans vor Ort zu unterstützen. Gerade neulich beim Heim-spiel gegen den VfB Stuttgart: Ich mittendrin im mit 28.000Zuschauern ausverkauften Wildparkstadion. Da bekomme ich eineGänsehaut. Im Stadion merke ich, dass ich ein Teil von etwas bin.Das macht mich stolz, auch wenn mein Verein nicht gewinnt.

Liegt darin auch der Unterschied zum Hören einer Radiorepor-tage oder des TV-Kommentars im eigenen Wohnzimmer?

Wenn ich alleine oder mit meiner Frau in meinem Wohnzimmersitze, fehlt mir die Atmosphäre. Natürlich nutze ich bei Auswärts-spielen meiner Mannschaft auch das Radio- und TV-Angebot,aber es ist einfach nicht das Gleiche. Ich bin eben auch ein emo-tionaler Typ. Mir ist es wichtig, das Gefühl zu haben, ins Spielge-schehen eingreifen zu können und die Mannschaft anzufeuern.Wenn ich im Stadion sitze und es in der Blindenreportage heißt:„Gefährliche Freistoßsituation für die Gäste, auf der rechtenAngriffsseite, 20 Meter Torentfernung“, dann ertappe ich michdabei, wie ich aufspringe und aufs Spielfeld schreie: „Aufpassen,Männer!“ Diese Energie fühle ich nur im Stadion!

Was gehört für Sie darüber hinaus zum „Erlebnis Stadion-besuch“?

Neben der Blindenreportage freue ich mich natürlich auch jedesMal auf die Bratwurst in der Halbzeit und das gemeinsame Sie-gesbier mit meiner Frau (lacht). Gerade nach dem Spiel bleibenwir noch eine Weile im Stadion. Ganz oft komme ich dann mitanderen Fans ins Gespräch. Ich kenne die Leute gar nicht, aber es

„Im Stadionmerke ich, dassich ein Teil vonetwas bin.“

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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macht einfach Spaß, gemeinsam über das Spiel zu fachsimpeln.Dieses Erlebnis habe ich nur im Stadion. Ich bin der Meinung, dasses nichts Schlimmeres gibt, als sich wegen seines Handicapszurückzuziehen und zu Hause zu bleiben. Ich fände es super,wenn noch viel mehr blinde und sehbehinderte Fußballfans insStadion gehen und das Angebot der Blindenreportage wahrneh-men würden. Es lohnt sich, definitiv!

Abbildung 4: Ein Hörer beim Spiel RB Leipzig-SV Werder Bremen (Quelle: Ronny Hartmann/GettyImages)

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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1.2. Welche Bedeutung hat die Blindenreportage?

Die Bedeutung der Blindenreportage für eine inklusive Gesell-schaft

Wenn sich in Deutschland an jedem Wochenende die Bundes-liga-Arenen füllen und den Vereinen hervorragende Zuschauen-denzahlen jenseits der 40.000 Fans pro Spiel bescheren, dannwären damit nicht einmal die Hälfte aller potenziellen Nut-zer*innen von Blinden- und Sehbehindertenreportagen versorgt.In der Bundesrepublik gelten 1,2 Millionen Menschen als blindoder sehbehindert1, woraus sich die Bedeutung der Thematik„Blindenreportage“ ganz offensichtlich ableiten lässt. Die Schil-derungen und Beschreibungen der Reporter*innen helfen denHörer*innen bundesweit am gesellschaftlichen Leben, zu dem derFußball zweifelsohne gehört, selbstbestimmt teilzunehmen. Ent-sprechend tragen die Reporter*innenteams durch ihre Arbeit nichtnur zur Inklusion bei, sondern bilden das Fundament für ein Miteinander von Sehenden, Blinden und Sehbehinderten beimErlebnis Fußball.

Es ist zunächst einmal wichtig, die Reportagen für blinde undsehbehinderte Fans von anderen bekannten Reportagen abzu-grenzen, um die Notwendigkeit einer separaten Audiodeskriptionzu verdeutlichen. Radio- bzw. Fanradioreportagen genießen eineweite Verbreitung sowie Beliebtheit, sind aber in entscheidendenPunkten verschieden. Während die Rundfunkübertragungen alsklassische Produkte von Massenmedien das Ziel des „Infotain-ment“, also der Information und Unterhaltung, verfolgen, die-nen Blindenreportagen vor allem der Informationsvermittlung.Nutzern*innen soll das Spiel detailgetreu wiedergegeben werden,wie es auf dem Rasen stattfindet. Die Rede ist vom „Play-by-Play“-Ansatz, also der Reportage eines jeden Spielzugs. Blinden-

In Deutschlandgelten 1,2 Millio-nen Menschen als blind odersehbehindert

Blindenreportageals Beitrag zurInklusion undTeilhabe

Blindenrepor-tagen dienen vor allem derInformations-vermittlung

1 Vgl. Bertram 2005, Titel, S. 267

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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reporter*innen haben den Anspruch, immer „auf Ballhöhe“ undso nah wie möglich am Spielgeschehen zu sein. (Fan-)Radio-reportagen nehmen vielmehr eine kommentierende Rolle ein, die– mittels Statistiken und Randgeschichten – oftmals eine Lückezwischen Reportage und aktuellem Spielgeschehen entstehen las-sen. Außerdem sind die Reaktionen im Stadion wesentlicherBestandteil der Blindenreportage und verhelfen dem*der Hören-den, ein Teil des Geschehens im Stadion zu sein.

Die erste Blindenreportage in Deutschland gab es bei Bayer 04Leverkusen, als der Verein beim Heimspiel gegen den SSV Ulm am15.10.1999 dieses Angebot einführte. Kurt Vossen, damaligerVorsitzender der Bayer AG, hatte den Service bei einer Champions-League-Reise zu Manchester United kennengelernt und anschlie-ßend im Rheinland etabliert. Einzelne Vereine schlossen sich inden Folgejahren diesem positiven sozial-inklusiven Beispiel an.Beschleunigt wurde diese Entwicklung allerdings erst durch dieFußball WM 2006. Hier waren die austragenden Standorte dazuverpflichtet, diesen Service auf Englisch und Deutsch bereitzu-stellen, wodurch diesbezügliche Anforderungen bereits beim Stadionbau entsprechend berücksichtigt und von etlichen Bun-desligisten fortan aufrechterhalten wurden. Dies löste einenDominoeffekt sowie eine Bewusstseinsschärfung aus, sodass beiNeu- und Umbauten der Spielstätten diese Bedarfe stets in diePlanung mit einbezogen wurden. Im November 2007 veranstal-tete der Fanclub „Die Sehhunde“ e.V. die erste Schulungsveran-staltung für Reporter*innen aus ganz Deutschland. Diese hattezum Ziel, die Reportagen und Rahmenbedingungen zu verbes-sern und ein Netzwerk zwischen den verschiedenen Standorten zuschaffen. Ab 2009 führt die Deutsche Fußball Liga (DFL) nunmehrjährliche Tagungen durch, zu der die Reporter*innen und Behin-dertenfan beauftragten aller Standorte eingeladen sind. Seit dem1. September 2014 laufen die organisatorischen Fäden im „Zentrum für Sehbehinderten- und Blindenreportagen“ (ZSBR)zusammen. Der nächste Meilenstein wurde dann im Dezemberdesselben Jahres erreicht: Erstmals boten alle Erstligisten den Ser-vice Blindenreportage an. Als Unterstützung für die Nutzer*innen

Blindenreportageimmer „auf

Ballhöhe“

Ausbreitung und Professiona-

lisierung der Blindenreportage

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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des Angebots und durch die fortschreitende Professionalisierungentwickelte sich die im März 2016 vorgestellte Website www.blin-denreportage.de, die als Heimat der Blindenreportage fungiert.Sie informiert über die unterschiedlichen Projekte, stellt dieReporter*innen vor, bietet Vollreportagen als Audio-Files undnennt die wichtigsten Ansprechpartner*innen rund um das ThemaSehbehinderten- und Blindenreportage.

… und im Frauenfußball

In den Stadien des Frauenfußballs ist die Sehbehinderten- undBlindenreportage noch nicht angekommen. Erste Vereine denkenjedoch über eine Einführung nach.

Seit dem Anpfiff der Begegnung Leverkusen gegen Ulm im Okto-ber 1999 wird in und außerhalb der deutschen Stadien darangearbeitet, die Blindenreportagen schrittweise auf allen Ebenenzu professionalisieren. Dies betrifft die Qualität der Reportagenselbst (Seminare, Workshops etc.), die Bedingungen, unter denengearbeitet wird (Ausstattung, Arbeitsplatz, Wertschätzung etc.),die Möglichkeiten für die Nutzer*innen (Infrastruktur, Betreuungetc.) sowie die Netzwerkarbeit (Website, Gründung des ZSBR etc.).So haben sich Blindenreporter*innen zu einem festen Bestandteileines jeden Spieltags entwickelt.

1.3. Inhalt und Struktur dieses Handbuchs

Sinn und Zweck dieses Handbuchs ist es, Standards für eine gelun-gene Blindenreportage erstmals schriftlich niederzulegen und demZiel einer zunehmenden Vereinheitlichung des Niveaus näher zukommen. Dabei sollen neben Reportern*innen bzw. zukünftigenReportern*innen auch Vereine angesprochen werden, um Ansatz-punkte und Anleitungen zur Unterstützung der Blindenrepor-

Blindenreportageim Internet:www.blinden-reportage.de

Ziel des Hand-buchs

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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ter*innen aufzuzeigen. Das Handbuch soll dabei helfen, die Ver-treter*innen des Netzwerks der Blindenreportage umfassend und inallen Belangen aufzuklären und darüber hinaus mit den entschei-denden Kontaktdaten in allen Bereichen auszustatten.

Zum Aufbau dieses Handbuches: Im ersten Abschnitt soll es vorwiegend um die Einordung der Blindenreportage in ihremSport- und Inklusionspolitischen Kontext gehen. Hier soll nichtnur ein Grundverständnis für blinde und sehbehinderte Fußball-fans und ihre Situation zu entwickeln. Eine Frage, mit der vieleNutzer*innen konfrontiert werden, ist: „Warum gehst du über-haupt ins Stadion, wenn du das Spiel doch ohnehin nicht sehenkannst?“ Die Beweggründe der Hörer*innen, ins Stadion zu pilgern wie Millionen andere Fans auch, legt der Nutzer MichaelSchmiedel. Um auch die andere Seite der Reportage im Detail kennenzulernen, hat Axel Ackermann (Blindenreporter undBehindertenfan beauftragter bei RB Leipzig) seinen Tages- bzw.Wochenablauf vor einem Einsatz festgehalten. Die Grundlage fürjede gute Reportage ist ein optimaler Arbeitsplatz, an dem jedesHilfsmittel seinen festen Platz hat (Kapitel 2.3). Seit 1999 bildetdie BBAG (Bundesbehindertenfanarbeits gemeinschaft) eineAnlaufstelle für Fußballfans mit Behinderungen. Eine Vorstellungder BBAG e.V. finden Sie in Kapitel 3.7. Damit Hand in Hand gehtdie umfassende Betreuung behinderter Fußballfans sowie derInklusionsgedanke. Welche Rolle der Fußball beim Thema Inklu-sion spielt, findet sich in Kapitel 1.4. Das ab Kapitel 3.1 vorge-stellte Zentrum für Sehbehinderten- und Blindenreportage desAWO Bundesverbands e.V. bietet seit September 2014 eine zen-trale Anlaufstelle für Angelegenheiten rund um die Reportagen. Zuden professionellen Strukturen gehören seit 2007 regelmäßigeSeminare und Workshops, die der Fortbildung und dem Austauschzwischen den Reportern*innen dienen (Kapitel 1.5), aber auchinterne Weiterbildungen, wie das Best Practice Beispiel von Hannover 96 zeigt, einschließen (Kapitel 2.2). Blinde und seh-behinderte Fans organisieren sich ebenso gerne in Fanclubs wiesehende Fußballfans – einen Überblick bietet das Kapitel 3.8.Durch die zunehmende Verbreitung von Blindenreportagen in der

Hintergründe undEntwicklungen

der Blinden-reportage

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Bundesliga und 2. Bundesliga stellt sich mittlerweile die Frage:Wie steht es um die Audiodeskription unterhalb der von der DFLbetreuten Ebene der 2. Bundesliga? (Kapitel 1.6).

In einem gesonderten Abschnitt bietet das Handbuch konkretePraxistipps für Reporter*innen sowie Empfehlungen für Vereine,um die Deskription selbst und die dafür notwendigen Bedingun-gen zu verbessern. Ein wichtiger Bestandteil ist die direkte Betreu-ung blinder und sehbehinderter Fußballfans (Kapitel 2.1). Zudemsollen die Aufgabenbereiche der Reporter*innen konkretisiertwerden: Was müssen Reporter*innen können? Was wird vonihnen verlangt? Wie finden Vereine neue Reporter*innen? (Kapitel 2.4). Ganz nach dem Motto „höher – schneller – weiter“stellt sich für jede*n Reporter*in auch die Frage, was eine guteBlindenreportage eigentlich ausmacht. Antworten dazu werdenab Kapitel 2.9 gegeben. Ein Werkzeug zur weiteren Verbesserungder Standards ist der Feedback-Fragebogen (Kapitel 2.10). ImAnschluss werden Tipps und Hinweise zur Verortung geboten(Kapitel 2.11).

Der abschließende Serviceteil enthält – zum besseren Verständ-nis der unterstützenden Infrastruktur – das Organigramm desFachbereichs Fanangelegenheiten der DFL sowie die regionaleEinteilung der Standorte mit Sehbehindertenreportage (Kapitel3.5 und 3.6). Ab Kapitel 3 werden außerdem die Ansprechpart-ner*innen des ZSBR, der Vereine aus den ersten drei Ligen, desDFB sowie der BBAG, der Blindenfanclubs in Deutschland und derAktion Mensch aufgeführt.

Der Inhalt dieses Handbuchs soll sich ständig den änderndenBedingungen anpassen. Aus diesem Grund wurde ein Ringbuch-format gewählt, welches das Hinzufügen und Entfernen vonDokumenten ermöglicht. Dies betrifft sowohl die zukünftigen Ent-wicklungen im Bereich des Fußballs selbst (Vorgaben der DFL,Richtlinien der BBAG etc.) als auch den möglichen Wandel imgesellschaftlich gelebten Inklusionsverständnis.

Grundlagen und Tipps fürReporter*innenund Vereine

Serviceteil mitKontakten

Lernendes Handbuch

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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1.4. Blinden- und Sehbehindertenreportage im Rahmen der Inklusion und UN-Behinderten-rechtskonvention

Inklusion

Der Begriff Inklusion heißt wortwörtlich übersetzt „Einschluss“,ist im soziologischen Kontext aber als „Zugehörigkeit“ gemeint.Sein begriffliches Gegenüber ist die Exklusion im Sinne von „Aus-grenzung“. Diese Zugehörigkeit bedeutet, dass alle Menschen mitund ohne Behinderung an sämtlichen Bereichen der Gesellschaft– sprich im Bildungssystem, im Sport, an der Kultur, am Arbeits-markt, im Bezirk oder Gemeinde, in der Freizeit – teilhaben kön-nen.

Mit der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) von 2006wurde Inklusion zum Menschenrecht. Deutschland hat diese Vereinbarung im Jahre 2008 unterzeichnet und sich damit zurUmsetzung verpflichtet.

Definition Inklusion

Abbildung 5: Zwischen Exklusion und Inklusion (Quelle: Aktion Mensch)

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Die UN- Behindertenrechtskonvention – Allgemeine Grundsätze

In Artikel 3 der UN-Behindertenrechtskonvention werden die all ge meinen Grund sätze genannt. Diese liegen der UN-Behinder-tenrechts konvention zugrunde und sind bei ihrer Umsetzung einzuhalten.

Die all ge meinen Grund sätze des Übereinkom mens sind2:• die Achtung der dem Men schen innewohnen den Würde, seiner

indi vidu ellen Autonomie, ein schließlich der Frei heit, eigeneEntschei dun gen zu tref fen, sowie seiner Unab hängigkeit imSinne von Selbstbestimmung,

• die Nicht diskri m inierung,• die volle und wirk same Teil habe an der Gesellschaft und Ein-

beziehung in die Gesellschaft,• die Achtung der Unter schiedlichkeit von Men schen mit Behin-

derun gen und die Akzep tanz dieser Men schen als Teil der men -schlichen Vielfalt und der Menschheit,

• die Chan cen gle ich heit,• die Zugänglichkeit,• die Gle ich berech ti gung von Mann und Frau,• die Achtung vor den sich entwick el nden Fähigkeiten von Kin-

dern mit Behin derun gen und die Achtung ihres Rechts aufWahrung ihrer Identität.

Um die Teilhabe der Fans mit Behinderungen am Vereinsleben zu gewährleisten, wurden seit Ende der 1990er Jahre in allen Vereinen der ersten drei Profifußball-Ligen sukzessive Behinder-tenfanbeauftragte eingeführt.

Die Grundsätzeder UN-Behin-dertenrechts-konvention

2 Vgl. Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen2014, S. 14f.

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Begriffsbestimmungen

Die UN-Behindertenrechtskonvention definiert in ihrer Präambelund den folgenden Artikeln verschiedene Begriffe, die für die Auslegung und Umsetzung der Konvention, aber auch für das Verständnis von Inklusion maßgeblich sind und die Notwendig-keit von Behindertenfanbetreuung und Services wie die Blinden-reportage erläutern:

Behinderung

In den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen (Medizin,Psychologie, Soziologie, Pädagogik etc.) gibt es unterschiedlicheDefinitionen des Begriffs Behinderung. Meist wird Behinderung –angelehnt an die Definition der Weltgesundheits organisiation(WHO) – als Einschränkung der Beteiligung einer Person durch diegegenseitige Beeinflussung der individuellen Voraussetzungen desMenschen sowie den sozialen und gesellschaftlichen Rahmen-bedingungen bezeichnet. Auch die UN-Behindertenrechts kon-vention erkennt dies an und ergänzt, dass sich

„[…] das Verständnis von Behinderung […] ständig wei-terentwickelt und dass Behinderung aus der Wechsel-wirkung zwischen Menschen mit Beeinträchtigungen undeinstellungs- und umweltbedingten Barrieren entsteht, die sie an der vollen, wirksamen und gleich berechtigtenTeilhabe an der Gesellschaft hindern“.3

Barrierefreiheit

Eine Voraussetzung für die gle ich berechtigte gesellschaftliche Teil habe von Men schen mit Behin derun gen ist eine weitest-gehend bar ri ere frei gestal tete Umwelt. Informations-, Kommu-

Definition des Begriffs

Behinderung

3 Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen 2014,S. 8.

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nikations- und andere Dienste sind barrierefrei, wenn Menschenmit Behinderungen sie ohne Assistenz in herkömmlicher Art und ohne Umstände nutzen können. Die Bundesbehörden habenzur verpflichtenden Umsetzung dieser Anforderungen die Verord- nung über bar ri ere freie Doku mente in der Bun desver wal tung undder Bar ri ere freien Informationstechnik-Verordnung (BITV) erhal-ten.

Im Zuge einer Definition von Behinderungen, die das Entstehenvon Behinderung u.a. auf Barrieren in der Umwelt zurückführt,nimmt die UN-Behindertenrechtskonvention in Artikel 9 Absatz 1ihre Unterze ich n er staaten in die Pflicht, geeignete Maß nah menzu tre f fen, um für Men schen mit Behin derun gen gle ich berechtigtmit anderen den Zugang• zu Trans port mit teln, Gebäuden, Straßen, Wohnhäusern etc.• sowie zu anderen öffentlichen Ein rich tun gen und Dien sten,• zu Informations-, Kommunikations- und anderen Diensten,

einschließlich elektronischer Dienste und Notdienste,zu gewährleis ten.

Kommunikation

Die UN-Behindertenrechtskonvention orientiert sich an einemweiten Verständnis des Kommunikationsbegriffs, der alle Formender Interaktion einschließt. Im Detail nennt die UN-Behinderten-rechtskonvention in Artikel 2 beispielhaft folgende Kommunika-tionsformen:• Sprachen,• Textdarstellung,• Brailleschrift,• taktile Kommunikation,• Großdruck,• leicht zugängliches Multimedia sowie• schriftliche,• auditive,• in einfache Sprache übersetzte,

Kommunikationim Kontext vonBehinderung

Was ist Barriere-freiheit?

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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• durch Vorleser zugänglich gemachte sowie• ergänzende und alternative Formen, Mittel und Formate der

Kommunikation, einschließlich• leicht zugänglicher Informations- und Kommunikationstech-

nologie.

Diskriminierung aufgrund von Behinderung

Als „Diskri m inierung auf grund von Behin derung“ ver steht die UN-Behindertenrechtskonvention jede

„[…] Unter schei dung, Auss chließung oder Beschränkungauf grund von Behinderung, die zum Ziel oder zur Folge hat,dass das auf die Gle ich berech ti gung mit anderen gegrün- dete Anerken nen, Genießen oder Ausüben aller Men schen -rechte und Grund frei heiten im poli tis chen, wirtschaft-lichen, sozialen, kul turellen, bürg er lichen oder jedemanderen Bere ich beein trächtigt oder vere it elt wird“.4

Nach dieser Definition kann auch ein Unterlassen von angemes-senen Vorkehrungen eine „Diskri m inierung auf grund von Behin- derung“ sein.

Angemessene Vorkehrungen

Als „angemessene Vorkehrun gen“ wer den in der UN-Behinder-tenrechtskonvention alle

„[…] notwendi gen und geeigneten Änderun gen undAnpas sun gen [bezeichnet], die keine unver hält nis mäßigeoder unbil lige Belas tung darstellen und die, wenn sie ineinem bes timmten Fall erforder lich sind, vorgenom menwer den, um zu gewährleis ten, dass Men schen mit Behin-

Was bedeutetDiskriminierungim Zusammen-

hang mit Behinderung?

4 Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen 2014,S. 13.

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derun gen gle ich berechtigt mit anderen alle Men schen- rechte und Grund frei heiten genießen oder ausüben kön-nen“.5

Universelles Design

Als zentraler Begriff fasst „Uni verselles Design“ schließlich eineMachart von Pro duk ten, Umwelten, Applikationen und Dien stleis- tun gen in der Gestalt, dass sie von allen Men schen möglichstintuitiv und ohne Adaption genutzt wer den können. Unterstüt-zung für bes timmte Grup pen von Men schen mit Behin derun gensind, wenn notwendig, erlaubt. Die Blindenreportage ist ein Ser-vice im Sinne des „Universellen Designs“.

Teilnahme am kulturellen Leben

Gesondert nennt Artikel 30 Absatz 1 der UN-Be hin der ten rechts - kon ven tion das Recht von Men schen mit Behin derun gen, gle ich- berechtigt mit anderen am kul turellen Leben teilzuhaben undunterstützt damit die Bestimmungen aus Artikel 15 der Konven-tion und Artikel 27 der All ge meinen Erk lärung der Men schen- rechte.

In diesem Artikel verpflichten sich die unterzeichnenden Staaten,den „Zugang zu kulturellem Material in barrierefreien Formaten[…]“; „Zugang zu Fernsehprogrammen, Filmen, Theatervorstellun-gen und anderen kulturellen Aktivitäten in barrierefreien Formaten[…]“; „Zugang zu Orten kultureller Darbietungen oder Dienstleis-tungen, wie Theatern, Museen, Kinos, Bibliotheken und Touris-musdiensten, sowie, so weit wie möglich, zu Denkmälern und Stät-ten von nationaler kultureller Bedeutung […]“6 sich erzu stellen.

Gleiche Rechtefür Menschen mitBehinderungenauch im Freizeit-sektor

5 Ebd.6 Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen 2014,

S. 45.

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Gle ichzeitig beschreibt Artikel 30 Absatz 2 der UN-Behinderten-rechtskonvention die staatliche Pflicht, geeignete Maß nah men zutreffen, um• es Men schen mit Behin derun gen zu ermöglichen, ihr kreati-

ves, kün st lerisches und intellek tuelles Poten zial zu ent fal tenund zu nutzen (Art. 30 Abs. 2);

• sicherzustellen, dass Gesetze zum Schutz von Rechten des geis-ti gen Eigen tums keine ungerecht fer tigte oder diskri m inierendeBar riere für den Zugang von Men schen mit Behin derun gen zukul turellen Mate ri alien darstellen (Art. 30 Abs. 3) und

• die Teil nahme behin derter Men schen an Erholungs-, Freizeit–und Sportak tiv itäten gleich berechtigt mit anderen zu ermög-lichen (Art. 30 Abs. 5).7

Das Angebot der Behindertenfanbetreuung und der Blinden-reportage kann also als ein Beitrag zur Umsetzung der UN-Behin-dertenrechtskonvention gewertet werden.

Behindertenfanbeauftragte

Aus einer Ideensammlung von Vereins- und Fanvertretern anläss-lich der FIFA-WM 2006 in Deutschland entwickelten Vertreter derBundesbehindertenfan-arbeitsgemeinschaft e.V. (BBAG) sowieeinzelne Behindertenfanbeauftragte und der Fachbereich „Fan-belange“ des Deutschen Fußballbundes (DFB) das folgende Leit-bild für Behindertenfanbeauftragte:• Ausbau und Förderung von Angeboten für Fußballfans mit

Behinderungen sowie Einbindung in Aktivitäten und Abläufeder Fanszene

• Wahrnehmung von Barrieren im und um das Stadion herum,sowie die Förderung und Gewährleistung der Barrierefreiheit

• Einbringen der Bedürfnisse von Fußballfans mit Behinderun-gen in relevante Entscheidungsprozesse

Kulturelle, Freizeit- und

Sportangebotemüssen barriere-

frei sein

Aufgaben derBehinderten-

fanbeauftragten

7 Vgl. ebd.

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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• Bildung einer Schnittstelle zwischen Fußballfans mit Behinde-rungen und nicht behinderten Fußballfans, dem Verein sowierelevanten Institutionen

• Unterstützung, Betreuung und Inklusion von Fußballfans mitden unterschiedlichen Arten von Behinderungen.

Grundsätzliches Ziel ist es, eine umfassende und zielorientierteBehindertenfanbetreuung in den einzelnen Vereinen für ihre Fanszu gewährleisten. Der Behindertenfanbeauftragte sorgt für eineineinander greifende Zusammenarbeit sämtlicher Bereiche wiezum Beispiel:• Gehörlose und schwerhörige Menschen• Blinde und sehbehinderte Menschen• Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, z. B. mit Rollstuhl

oder Gehbehinderung• Menschen mit kognitiven Einschränkungen (sog. geistige

Behinderung)• Menschen mit psychischen Erkrankungen• Menschen mit chronischen oder seltenen Erkrankungen• Menschen mit Autismus• Ältere Menschen• Kinder und Eltern mit Kinderwagen

Der*Die Behindertenfanbeauftragte sollte Empathie-Fähigkeit fürMenschen mit Behinderungen und deren Bedürfnisse sowieAkzeptanz bei den Fußballfans mit und ohne Behinderungen mit-bringen. Zudem ist die Kommunikationsfähigkeit und Besonnen-heit in der Rolle als Vermittler*in zwischen den Interessen derFußballfans mit Behinderungen und dem Verein sowie sonstigenInstitutionen von großer Bedeutung. Die Präsenz bei allen Heim-spielen, bei organisierten Auswärtsfahrten für Fußballfans mitBehinderungen und weiteren Vereinsveranstaltungen zähltebenso zu den zentralen Aufgabenbereichen eines*einer Behin-dertenfanbeauftragten.

Es empfiehlt sich – aufgrund der stetig wachsenden Aufgabendes*der Behindertenfanbeauftragten am jeweiligen Spieltag – ein

Zielgruppen derBehinderten-fanbetreuung

Anforderungenan den*dieBehinderten-fanbeauftragte*n

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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separates Team aufzubauen, das sich um die Belange der einzel-nen Behinderungsarten kümmert.

Blinden- und Sehbehindertenreporter*innen als Teil der Behinderten fanbetreuung

Ein wichtiger Teil des Teams der Behindertenfanbetreuung sinddie speziell geschulten Reporter*innen, die die blinden und seh-behinderten Fans im Fußballbereich mittels Audiodeskriptionbzw. „Blindenreportage“ unterstützen.

Abbildung 6: Aufbau der Fanbetreuung im Verein, eigene Darstellung

Verein

Fanbetreuung

Behinderten-fanbetreuung

Blindenreportage

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1.5. Zertifizierung Blindenreportage – Qualitäts-sicherung und -weiterentwicklung

Hintergrund und Voraussetzung

Mit der Einrichtung des Zentrums für Sehbehinderten- und Blindenreportage (ZSBR) wurde ein entscheidender Schritt zurBündelung und Stärkung des fachlichen Netzwerkes sowie einerQualitätssicherung der Blindenreportage gemacht.

Die mittlerweile in diesem Netzwerk beschriebenen Standards undAnforderungen an eine qualifizierte Blindenreportage werdenzukünftig durch einen Zertifzierungszyklus methodisch unterfüt-tert und sichergestellt. Mit der personenbezogenen Zertifizierungder Wissensvermittlung und den besonderen Anforderungen aneine Blindenreportage wird die Einhaltung dieser fachlichenVoraussetzungen sichergestellt.

Dies dient dazu, dass der Wissenstransfer der weiterentwickeltenFachstandards sowohl an das bestehende Netzwerk der Blinden-reporter*innen als auch an Neueinsteiger*innen kontinuierlichumgesetzt wird.

Die durch die Zertifizierung sichergestellte qualitative Wissens-vermittlung gibt darüber hinaus den Nutzer*innen und mögli-chen gewerblichen Abnehmer*innen eine Gewähr der Standard-sicherung bei der Umsetzung der Blindenreportage.

Für die Durchführung und Verleihung der Zertifizierung muss einezertifizierungsberechtigte Ausbildungsstätte, wie z. B. die AWO-Bundesakademie, herangezogen werden. Modulorientierte Curri-cula sind mit der Ausbildungsstätte zu erarbeiten und die Art undWeise der Überprüfung der Wissensvermittlung zu beschreiben.

ZertifizierteModulreihe

Ziel: hoch-wertige Standardsfür Blinden-reportagen

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Zielsetzung

Die im vorliegenden Handbuch für Blindenreportage beschriebe-nen Standards sind Grundlage der zertifizierten Modulreihe fürBlindenreporter*innen. Darauf aufbauend werden Qualifi-zierzungsmodule entwickelt, die die bestehende Qualität der Blindenreportage sicherstellen und deren Weiterentwicklunggewährleisten. Spezieller Bedarf, der durch die Etablierung derBlindenreportage formuliert und definiert wird, wird fortlaufendin die Zertifizierung eingebunden.

Ziel ist es, sowohl den Blindenreporter*innen als auch den Nutzer*innen sowie Anbieter*innen der Blindenreportage einequalitätssichere Umsetzung und Nutzung zu ermöglichen.

Die Qualifizierungsmodulreihe gewährleistet darüber hinaus, dassdas Format der Blindenreportage, welches im Fußballkontext ent-wickelt wurde, auch auf andere Sportarten und Veranstaltungs-angebote übertragen werden kann. Zudem werden Wissensbe-stände und Techniken vermittelt, die aufgrund der besonderenAnforderungen an die Blindenreportage auch in anderen Medien,wie bspw. der TV-Reportage, umsetzbar sind.

Über das Zentrum für Sehbehinderten- und Blindenreportage(ZSBR) lassen sich die jeweiligen Angebote und Voraussetzungenfür Qualifizierungs- und Zertifizierungsmassnahmen abfragen.

Standardisierungermöglicht

die Übertragungauf andere Sportarten

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1.6. Situation der Blinden- und Sehbehinderten-reportage unterhalb der 2. Bundesliga

Sind die Bundesliga und 2. Bundesliga mit 36 Clubs und derzeit35 Reportageanlagen nahezu vollständig versorgt, ist der Serviceder Blindenreportage in der 3. Liga und den sich darunter befind-lichen Regionalligen sehr viel weniger verbreitet.

Hier gibt es zwei signifikante Befunde: Hat der betreffende Clubzum einen in der Vergangenheit höherklassig – mindestens in

Abbildung 7: Zwei Reporter bei der Arbeit während eines Bundesliga Spiels des FC Schalke 04 (Quelle: Lukas Schulze/GettyImages)

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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der 2. Bundesliga – gespielt und ist im Verein zum anderen eineigener Behindertenfanbeauftragter installiert, der durch seinWirken und den Austausch mit anderen Behindertenverbändenund Vereinen die jeweiligen Entscheidungsträger für die Belangebehinderter Fans sensibilisiert, so finden sich hier überpropor-tional viele Angebote der Blindenreportage. Dies trifft insbeson-dere bei Vereinen zu, die zwischen 2. Bundesliga und 3. Liga pendeln.

Von den 20 Clubs der 3. Liga bieten derzeit nur acht eine Repor-tage für Blinde und Sehbehinderte an. Sechs davon spieltenbereits in der 2. Bundesliga und verfügen auch über eine*neigene*n Behindertenfanbeauftragte*n. Die Position eines*einereigenen Beauftragten wirkt daher nachweislich fördernd bei denErweiterungen von Vereinsangeboten für Fans mit Behinderun-gen. Die eigenen Beauftragten für Fans mit Behinderungen pro-fitieren dabei insbesondere in den ersten beiden Ligen von einerviel intensiveren Vernetzung. Das betrifft sowohl die Anzahl orga-nisierter Netzwerktreffen als auch zusätzlicher Weiterbildungen.Diese Feststellung verdeutlicht die Wichtigkeit des gegenseitigenAustausches.

Aufgrund der ligaabhängigen Trennung bei den Veranstaltungender einzelnen Verbände für Behindertenfanbeauftragte ist der-zeit ein bundesweiter Austausch schwierig. Indes lädt die DFLinzwischen regelmäßig die Beauftragten der Bundesliga und 2. Bundesliga zu Tagungen, Sprecherkreisen und Weiterbildun-gen – beispielweise im Bereich Kommunikation – ein. Der DFBhingegen führt unregelmäßige und eher anlassbezogene Treffender Behindertenfanbeauftragten der 3. Liga durch, zuletzt imAbstand von anderthalb Jahren. Zwar nimmt der jeweilige, aufder Tagung gewählte Sprecher der Behindertenfanbeauftragtender 3. Liga auch an den Veranstaltungen der DFL teil, allerdingswäre eine umfassendere Vernetzung wünschenswert. Ab denRegionalligen, in denen die jeweiligen Landesverbände des DFBzuständig sind, gibt es aktuell leider (noch) keine entsprechendenVeranstaltungen.

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Einen anderen Ansatz verfolgen weitere Angebote in diesemBereich. Der Dachverband behinderter Fußballfans, die Bun-desbehindertenfanarbeits gemeinschaft e.V. (BBAG) aller Fuß-ball-Ligen lädt bspw. seit 1999 zu eigenen Tagungen und Regio-nalveranstaltungen ein, die ligaunabhängig gestaltet sind undbei denen neben den Vereinsbeauftragten auch behinderte Fansund inklusive Fanclubs teilnehmen, um konkrete Nutzer*innen-Interessen vertreten zu können. Neben eingeladenen Fachrefe-rent*innen – beispielsweise zum Thema Blindenreportage – sorgen die behinderten Fans dafür, dass insbesondere die Vertreter*innen unterklassiger Vereine von Anregungen und Beispielen höherklassiger Clubs profitieren können.

Auch die jährlichen Blindenreportschulungen der DFL mit weite-ren, unterjährigen regionalen Tagungen, an denen seit 2008 auchVertreter*innen aus dem Ligabereich des DFB und der Landesver-bände teilnehmen können, sorgen dafür, dass neue Impulse ausdem Bereich der Reportage und der Übertragungstechnik einemgrößeren Netzwerk bekannt gemacht werden.

Des Weiteren unterstützt das im Jahr 2016 gestartete Portalhttp://www.blindenreportage.de des Zentrums für Sehbehinder-ten- und Blindenreportage der AWO den übergreifenden Informa-tions- und Erfahrungsaustausch im Bereich der ersten drei Ligen.

Ein häufig genannter Grund von Vereinsvertreter*innen für dieNichteinführung einer Blindenreportage im unterklassigen Bereichist die deutlich schlechtere Einnahmesituation der Clubs. So brichtVereinen, die beispielsweise aus der 2. Bundesliga in die 3. Ligaabsteigen, ein Großteil ihrer Einnahmen (insbesondere aus TV-Übertragungsrechten) weg. Der DFB vermeldet für die Saison2016/17 Fernseheinnahmen für alle 20 Clubs der 3. Liga in Höhevon lediglich 12,8 Millionen Euro.8

8 Deutscher Fussball-Bund, TV-Honorar für die 3. Liga steigt auf 12,8 Millio-nen Euro, http://www.dfb.de/3-liga/news-detail/tv-honorar-fuer-die-3-liga-steigt-auf-128-millionen-euro-17203/ (24. 03. 2017)

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Um den Service der Blindenreportage in den Stadien weiter aus-zubauen, hat der DFB im Januar 2015 nach intensiven Gesprä-chen mit Fanvertretern*innen reagiert und bot über den dama-ligen Generalsekretär Helmut Sandrock allen Vereinen der 3. Ligaeine deutliche Anschubfinanzierung von 50 Prozent der Kosten füreine neue Blindenreportageanlage an. Hierzu wurde im Vorfeldein attraktives Angebot mit dem Zentrum für Sehbehinderten- undBlindenreportage der AWO (ZSBR) abgestimmt. Dieses führte jedochzu keinen nennenswerten Neuanschaffungen bei den Vereinen,sodass die befristete Offerte des DFB noch bis zum Jahresende 2016verlängert wurde. Erfreulicherweise haben drei Vereine diesesAngebot schließlich doch noch für Neuanschaffungen genutzt.

Richtet man den Blick weiter in die unteren Ligen, so zeigt sich,dass das Angebot der Blindenreportage eine absolute Ausnahmebildet. So gibt es bspw. in der Regionalliga West mit Aachen undEssen lediglich zwei Vereine, die diesen Service anbieten. In denRegionalligen Nord, Nordost, Südwest und Bayern sind überhauptkeine eigenen Blindenreportagen zu finden.

Auch die vielfältigen Informationsquellen, die den Reportern*in-nen im Bereich des Profifußballs bereits im Vorfeld von den Ver-bänden und den Presseabteilungen zur Verfügung gestellt werdenund die Spielvorbereitung erheblich erleichtern, sind im unter-klassigen Bereich nur sehr eingeschränkt vorhanden. Zudem sindnotwendige Grundbedingungen für eine reibungslose Reportage– wie der Zutritt in den Pressebereich, der Zugang zu Spielaufstel-lungen u.Ä. – bedauerlicherweise (noch) nicht selbstverständlich(vgl. Mindestanforderungen im Kapitel 2.4).

Es bleibt abschließend zu hoffen, dass weitere Clubs den positivenBeispielen folgen und die weißen Flecken auf der Landkarte derBlindenreportage im Unterbau der Ligen kleiner werden. Dabeidürfte es für Vereinsvertreter*innen hilfreich sein, die Beratungs-angebote verschiedener Organisationen – wie des ZSBR und derBBAG – gerade im Bereich von Fördermöglichkeiten durch Stiftun-gen, Sponsoren und externen Partnern in Anspruch zu nehmen.

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Interview mit Verena Runde (Sehbehinderten- und Blindenre-porterin beim VfL Osnabrück seit dem Jahr 2010) zur aktuellenSituation in der 3. Liga in der Saison 2016/17.

Wie lange gibt es die Sehbehinderten- und Blindenreportage beiDeinem Club?

Den Service gibt es seit 2009 beim VfL.

Wie kam es zu diesem Angebot?

Die Idee hatte der Behindertenfanbeauftragte Hubert BosseAnfang 2009, nachdem er an vielen Tagungen der BBAG teilge-nommen hatte (dort wurde dieses Thema mehrfach behandelt)und andere Clubs der 1. und 2. Liga das Angebot schon ein-gerichtet hatten. Als es um die Umsetzung ging, ist er an denBlinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen e.V. heran-getreten. Der Blindenverband, in dem damals Detlev Große Vorsitzender war, hat ihn dann zu einem Treffen eingeladen.Unter den Teilnehmern waren damals auch passenderweise einigesehbehinderte VfL-Fans, zu denen gleich der Kontakt hergestelltwerden konnte. Hubert hat daraufhin sein Vorhaben dargestellt,und es gab eine positive Rückmeldung. Es folgten dann einigeGespräche mit dem damaligen Geschäftsführer des VfL Osnabrück,der überzeugt werden konnte, eine solche Anlage anzuschaffen.

Wie bereitest Du Dich auf eine Reportage vor? Was sind die größ-ten Herausforderungen in diesem Zusammenhang in der 3. Liga?

Ich gucke mir am Tag vorher Statistiken des Gästevereins an (dieletzten Spiele der Gästemannschaft in der 3. Liga, direkte Spielegegeneinander und natürlich welche Spieler dort spielen). Daserfolgt alles über das Internet. Irgendwelche Vorschaumappenerhält man in der 3. Liga nicht. Ein weiterer wichtiger Punkt sindnatürlich auch die Spielernamen, die eventuell schwerer auszu-sprechen sind und die man sich dann im Vorfeld einprägen muss.Am Spieltag selber bekommen wir die Aufstellung eine halbe

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Stunde vor Spielbeginn und weitere taktische Informationen, zumBeispiel, wer auf welcher Position spielt, natürlich insbesondereauch die Vorbelastungen (gelbe Karten, Sperren usw.).

Bei Vereinen, die schon länger in der 3. Liga spielen, ist es nichtso schwierig, da man manche Spieler noch aus der Vorsaisonkennt oder teilweise auch aus der 2. oder 1. Liga. Vereine, diegänzlich neu in der Liga sind, muss man sich da genaueranschauen und dieses kostet natürlich auch mehr Zeit.

Wie beurteilst Du das Angebot innerhalb der 3. Liga?

Pauschal kann man das gar nicht so genau sagen, weil es beivielen Vereinen auch gar kein Interesse an dem Angebot zu gebenscheint. Das hören wir öfter, wenn wir von Leuten von Gästever-einen angesprochen werden, weil sie denken, dass wir auch Kol-legen vom Radio sind. Wenn man dann aber erzählt, was wireigentlich machen, sagen die meisten, dass sie so ein Angebot inihrem Verein gar nicht haben oder kennen. Ich persönlich findedas schade, weil gerade auch in der 3. Liga der Fußball die Men-schen verbindet und ich natürlich auch gerne häufiger Kollegenwie die Kieler oder andere zu Besuch in Osnabrück hätte.

Kommen zu den Heimspielen des VfL auch blinde Gästefans, dieeuren Service nutzen – und wenn ja, wie häufig?

Zu den Heimspielen kommen bei uns im Moment keine blindenGäste-Fans. Zu den Zweitligazeiten des VfL war das sicherlich nochanders.

Was würdest Du Dir als Blindenreporterin für die 3. Liga wün-schen?

Ich würde mir natürlich wünschen, dass es diese Angebote beivielen Vereinen aus der 3. Liga gibt und ich mich mit Kollegenauch innerhalb der Liga austauschen kann, da es noch mal etwasanderes ist, wenn man in der gleichen Liga spielt.

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Ich weiß allerdings auch, dass es erst mal ein Aufwand ist, soetwas auf die Beine zu stellen, das im Umfeld und bei den Nut-zern zu kommunizieren – und natürlich auch zu finanzieren.Eventuell schreckt das manche Vereine ab. Vielleicht sollte der DFBdie Vereine anschreiben, Hilfe bezüglich der Organisation mit sei-nen Partnern oder Fanorganisationen anzubieten und von ande-ren Vereinen berichten, die das auch schon auf die Beine gestellthaben (das ist alles häufig noch zu unbekannt). Das Angebot derTeilfinanzierung der Blindenreporteranlagen durch den DFB beiinteressierten Clubs in den letzten beiden Spielzeiten war sicher-lich ein erster Schritt. Ziel sollte sein, dass auf den Seminaren derDFL in Kamen auch verstärkt Clubs der 3. Liga zu finden sind!

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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2. Grundlagen und Tipps für Reporter*innen und Vereine

2.1. Empfehlung zur Betreuung blinder und seh-behinderter Fußballfans (Erfahrungsbericht)

Ich treffe einen guten Freund in einem Hotel, der vor ein paarJahren erblindet ist: Auf dem Zimmer bittet er darum, ihm „nochschnell die Räumlichkeiten zu zeigen“. Wie selbstverständlich folgteine Beschreibung des Raumes: Wo steht das Bett, der Tisch, derStuhl? Wo ist die Toilette? Wo hängt der Fernseher? Statt auf-merksam zuzuhören, tastet der Freund direkt alles der Reihe nachab. Er wolle fühlen, wo welcher Gegenstand im Raum steht, wieweit er entfernt zum nächsten steht, wo welche Kante auf ihnwartet. Denn eine Sache sei ja vollkommen klar: Im Zimmer wolleer auf keinen Fall mit dem Taststock herumlaufen.

Wer verstehen will, wie sich ein Stadionbesuch für blinde undsehbehinderte Fußballfans anfühlt, tut gut daran sich zu vergegenwärtigen, wie Blinde und Sehbehinderte eine neueUmgebung grundsätzlich kennenlernen. Sie wird in erster Linieertastet und im wahrsten Sinne des Wortes „gefühlt“, dennRäume durchs Hören von Schallwellen zu erfahren, das könnennur die allerwenigsten Blinden und Sehbehinderten. Um denNutzern*innen der Blindenplätze in den deutschen Stadien alsoeinen möglichst unkomplizierten und gleichberechtigten Sta-dionbesuch zu ermöglichen, sind Hilfestellungen vonseiten derVereine, aber auch durch die Reporter*innen in manchen Berei-chen unerlässlich. Hilfreich ist es dabei, einen beispielhaften Stadionbesuch aus der eigenen Erfahrung Revue passieren zu lassen und sich in die Rolle blinder Fans hineinzuversetzen.

Wie nehmenMenschen mit

Sehbehin-derungen die

Umgebung wahr?

Wie können Vereine unter-

stützen?

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Zuständigkeitsbereich der Vereine

Nahezu jeder Stadionbesuch beginnt mit dem Kauf der Tickets,vornehmlich über das Internet. Hierzu sind entsprechend barrie-refreie Websites notwendig, um Nutzern*innen den selbstbe-stimmten Gebrauch zu ermöglichen. Informationen zur Einrich-tung von barrierefreien Webinhalten bietet die Stiftung „Zugangfür alle“ (access-for-all.ch).

Im Zuge dessen sind auf einer barrierefreien Website auch Infor-mationen zur An- und Abreise für viele Fans ein wichtiger Aspekt,von dem Stadionbesuche abhängen. Das Internet bietet die viel-fältigsten Möglichkeiten, Menschen mit Behinderungen über dieAnreisemodalitäten zu informieren, ganz nach dem Vorbild desBundesliga-Reiseführers barrierefrei-ins-stadion.de. Die bau-lichen Gegebenheiten rund um das Stadion sollten für blinde und sehbehinderte Menschen ebenfalls barrierefrei sein. In derPraxis heißt das bspw., mögliche Stolperfallen mittels Blinden-leitsystem kenntlich zu machen.

Der eigentliche Zugang zum Stadion kann für Nutzer*innen eben-falls äußerst unangenehm sein, da hier gegebenenfalls laute,drängende Menschenmassen auf sehbehinderte Personen tref-fen, für die jeder Rempler gänzlich unerwartet kommt. MöglicheLösungen stellen hier Sondereingänge für blinde und sehbehin-derte Fans oder mit Rollstuhlfahrern*innen gemeinsam geteilteSondereingänge (soweit dies architektonisch möglich ist) dar.

In den Arenen selbst sind Hilfestellungen verschiedenster Artunbedingt erforderlich, um den Nutzern*innen einen möglichstselbstbestimmten Stadionbesuch zu ermöglichen. Dies kann durchBlindenleitsysteme zu Toiletten, Essensständen und Sitzplätzenerreicht werden. Eine Lösung für die Versorgung mit Speisen undGetränken, die in einigen Spielstätten existiert, sind speziell fürbehinderte Stadionbesucher*innen abgestellte Arbeitskräfte, diedie Betreuung während des Spiels am Sitzplatz übernehmen. Wei-terhin bietet es sich an, das Ordnungspersonal in den Bereichen

BarrierefreieWebsites

Informationenzur An- undAbreise

Blindenleit-systeme

Sondereingänge

Ansprechpartner*innen

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der Blindenplätze der üblichen Rotation zu entziehen, dennbekannte Stimmen kommen den Nutzer*innen immer zugute undgewährleisten sichere Abläufe im Stadion. Hierzu sind auch dievon der Deutschen Fußball Liga herausgegebenen Empfehlungenin der Publikation „Barrierefreiheit im Stadion“ zu beachten.

Zu einem Stadionbesuch gehört für jeden Fan auch das Studierendes Stadionmagazins. In den letzten Jahren haben sich drei ver-schiedene Varianten der Bereitstellung von Stadionmagazinendurchgesetzt: Die in der Regel ohnehin bestehende digitale Versionder Ausgabe (pdf-Dokument) kann an die Nutzer*innen verschicktwerden und vor dem bzw. am Spieltag selbst auf diversen End-geräten abgehört werden. Weiterhin lässt sich nach dem Vorbild vonManchester United das Stadionheft als Podcast veröffentlichen, waswomöglich sogar über die Community blinder und sehbehinderterFans hinaus Anklang finden könnte. Als dritte Möglichkeit lassensich die wichtigsten Informationen zum Spieltag auch über die Brail-leschrift (auch bekannt als Blindenschrift) an die Nutzer*innen aus-geben, wobei zu berücksichtigen ist, dass nicht alle blinden undsehbehinderten Menschen diese Schrift erlernt haben.

Zuständigkeitsbereich der Reporterinnen und Reporter

Der Zuständigkeitsbereich der Reporter*innen zeichnet sich durcheinen direkten, zwischenmenschlichen Kontakt und Austauschaus. Reporter*innen treffen die Nutzer*innen häufig vor demSpiel, teilen sich bisweilen die gleichen Plätze oder stehen nachdem Spiel beisammen, um über das Spiel, die Reportage oder Gott und die Welt zu diskutieren. Hier können bei Personen mitwenigen Erfahrungen im Umgang mit Menschen mit Sehbehin-derungen immer wieder Verhaltens unsicherheiten aufkommen.Deshalb soll hier ein kleiner Verhaltens-Knigge einen vorzugs-weise fairen und reibungslosen Umgang ermöglichen.

I. Wer blinden und sehbehinderten Menschen helfen möchte,darf seine Unterstützung gerne anbieten. Unterlassen sollte

barrierefreie Stadionmagazine

Verhaltens-Knigge

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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man jedoch ein übermotiviertes physisches „unter die Armegreifen“ ohne vorherige Nachfrage, denn für blinde und seh-behinderte Menschen kommt der Körperkontakt ohne Vor-warnung. In der Regel wissen die Nutzer*innen selbst ambesten, wann Unterstützung benötigt wird und wann nicht.

II. Wer auf blinde und sehbehinderte Menschen zugeht, solltesie face-to-face in angemessener Lautstärke ansprechen.Blinde und sehbehinderte Menschen sind nicht taub.

III. Bei der Begrüßung der Fans ist es empfehlenswert, sich mitNamen vorzustellen, damit die Nutzer*innen sofort wissen,mit wem sie es zu tun haben. Nur wenige blinde und seh-behinderte Menschen können allein über die Stimme dieZuordnung von Personen vornehmen. Ein „Hallo Kai, hier istder Maximilian von den Reporter*innen “ hilft erste Hürdenzu überspringen.

IV. Zu jeder alltäglichen Begrüßung gehört normalerweise einHandschlag. Der Handschlag sollte immer verbal angekündigtwerden. In keinem Fall sollte die Hand der Nutzer*inneneigenmächtig von der Hüfte weggerissen werden. In der Regelbieten blinde und sehbehinderte Menschen ihre Hand zurBegrüßung an.

V. Beim Führen von blinden und sehbehinderten Menschenlässt sich auf einfache Weise herausfinden, wie man richtigführt. Die Frage nach der sogenannten „Schokoladenseite“kommt den Nutzer*innen entgegen. Wichtig ist in jedem Fall,dass die Reporter*innen einen Arm zum Einhaken anbietenund nicht ungefragt nach dem Arm der Nutzer*innen greifen.

VI. Treppen und Hindernisse auf dem Weg zu den Sitzplätzensollten den Nutzer*innen angekündigt werden.

VII. In der Kommunikation mit Blinden und Sehbehindertenscheuen viele Reporter*innen vor Wörtern wie „sehen“,

Vorstellung undBegrüßung

Hinweise zurBegleitung

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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„blind“ oder „gucken“ zurück. Diese Hemmung ist allerdingsunbegründet, denn Nutzer*innen selbst erzählen freude-strahlend, dass sie sich „ein Fußballspiel angeguckt haben“.

VIII. Nutzer*innen sind am und im Stadion in der Regel in Beglei-tung unterwegs. Im gemeinsamen Gespräch sollten allerdingsimmer die Nutzer*innen selbst die ersten Ansprechpart-ner*innen sein. Also nicht: „Benötigt Ihr Mann noch einenEmpfänger?“, sondern „Herr Meier, benötigen Sie noch einenEmpfänger?“

2.2. Qualitätssicherung im Verein – ein Best Practice Beispiel

In diesem Abschnitt soll ein Best Practice Beispiel zur Betreuungund Qualitätssteigerung der Blindenreporter*innen anhand vonHannover 96 vorgestellt werden.

Nach Gewinnung neuer Reporter*innen für den Service der Blin-denreportage werden folgende Schulungsangebote den Repor-ter*innen unterbreitet:• Eine Basisschulung durch das Zentrum für Sehbehinderten-

und Blindenreportage der AWO (ZSBR)• Teilnahme an der jährlichen Weiterbildung der Deutschen Fuß-

ball Liga (DFL)• Darauf aufbauend eine interne Schulung unter Beteiligung des

ZSBR, die die Inhalte der DFL-Fortbildung ein weiteres Mal ver-mittelt, um alle Teammitglieder auf den gleichen Wissensstandzu bringen.

• Teilnahmebestätigung für die interne Schulung durch den Ver-ein für alle Teilnehmer*innen.

Damit die Qualität der Reportage auch an den Spieltagen aufhohem Niveau bleibt, werden folgende Maßnahmen ergriffen:

AuthentischeSprache

Direkte Ansprache

Schulungs-angebote

Qualitäts-sicherung

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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• Förderung des Austausches zwischen Nutzern*innen undReportern*innen vor und nach dem Spiel, jeweils an einem festen Treffpunkt im Block O8. Die Reporter*innen sind deut-lich erkennbar aufgrund der vom Verein gestellten Arbeitsklei-dung.

• Ausgabe des Fragebogens der BBAG und des ZSBR (zu finden imKapitel 2.7) an die Nutzer*innen, mit der Bitte um Bewertung.

• Zugangsberechtigung für den Pressebereich, um den Austauschmit anderen Journalisten zu ermöglichen.

• Das Verfassen eines „Minutenprotokolls“ durch den*die Repor-ter*in, um das Spiel und die Verortung des Spielgeschehens im Nachhinein detailliert und nachvollziehbar besprechen zukönnen.

• Das Mitschneiden und Hochladen der Reportagen aufwww.blindenreportage.de. Dies hilft bei der nachträglichenSpielanalyse sowohl dem eigenen Team als auch Reporter*in-nen aus anderen Standorten. Die Aufnahmetechnik wird durchden Verein bereitgestellt.

Auf Grundlage dieser gesammelten Daten und Dateien erfolgt dieAnalyse, die sich bei Hannover 96 wie folgt gestaltet:• Eine Spieltagsnachbesprechung findet noch am gleichen Tag in

einem ruhigen Raum mit den Reporter*innen und dem Behin-dertenfanbeauftragten (BFB) statt.

• Der BFB fordert im Nachhinein über die Scoutingabteilung desVereins das Videomaterial der Partie an.

• Das Bildmaterial wird mit der Reportage unterlegt und vom BFBausgewertet.

• Reporter*innen werden über diese Auswertung durch den BFBinformiert. Das mit der Reportage unterlegte Bildmaterial wirdden Reportern*innen für die Selbstanalyse bzw. -reflexion zurVerfügung gestellt.

Der Austausch mit anderen Vereinen und deren Reporter*innengenießt hohe Priorität:• Die Reporter*innen werden ermutigt und unterstützt, bei ande-

ren Vereinen zu hospitieren.

Analyse undReflexion derReportagen

Vernetzung derReporter*innen

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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• Das so erweiterte Netzwerk hilft dabei, neue Sichtweisen zuerhalten und seine eigene Reportage zu reflektieren und zuverbessern.

• Der Einblick in die technischen Gegebenheiten anderer Stand-orte und die jeweiligen Arbeitsweisen ist wichtig, um Anre-gungen zu sammeln und den Service für Blinde und Seh-behinderte im kollegialen Austausch weiterzuentwickeln.

Motivationsfördernde Maßnahmen des Vereins für die Repor-ter*innen:• Durch Veröffentlichungen in vereinseigenen (Web/Social Media/

Club TV etc.) sowie externen Medien (Funk/TV/Print/Web) wirddie Arbeit der Reporter*innen dargestellt und gewürdigt.

• Das Team der Reporter*innen wird einmal pro Saison zu einemAuswärtsspiel seiner Wahl eingeladen, inklusive der Über-nahme der Reise- und Übernachtungskosten.

Alle durchgeführten Maßnahmen garantieren eine an den Nut-zer*innen orientierte permanente Qualitätssteigerung des Servicerund um die Blindenreportage bei Hannover 96.

Motivation derReporter*innen

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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2.3. Empfehlungen zum Reporter*innen-Arbeitsplatz

Abbildung 8: Reporter*innen-Arbeitsplatz (Quelle: Broder-Jürgen Trede)

! Platzierung im StadionWer anderen seine Augen leiht, sollte selbst möglichst gut sehenkönnen! Eine uneingeschränkte Sicht aufs Spielfeld wird vorausge-setzt. Bestenfalls sitzen die Blindenreporter*innen zentral auf einerTribüne, parallel zur Seitenauslinie. Beide Straf räume und Tore sollten möglichst gut einsehbar sein. Da die Verortung und mög-lichst detaillierte Be schreibung des Spiel geschehens die wichtigstenElemente der Blinden reportage darstellen, sind Arbeitsplätze in Kurven, auf Hintertor-Tribünen oder in Eckfahnennähe ungünstig.

Empfehlenswert ist eine räumliche Nähe zu den Plätzen der Nut-zer*innen. Direkte Rückmeldungen und das Aufgreifen von Äuße-rungen führen zu einer „persönlichen“ Reportage, die über diebloße Teilhabe der Nutzer*innen hinausgeht.

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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" ArbeitsplatzDer Arbeitsplatz sollte über einen festen Tisch bzw. eine Ablage-möglichkeit verfügen. Ein Stromanschluss ist notwendig. Inter-net- bzw. Netzwerkanschlüsse sind empfehlenswert. Zudem sollteder Arbeitsplatz über ein WLAN-Netz verfügen.

Ausreichend Platz für Technik, Arbeitsmaterialien und Hilfsmittelhat sich in der Praxis bewährt.

# Bildschirm(e) mit TV-Bild ermöglichen den Blindenrepor-ter*innen, strittige bzw. komplexe Spielsituationen besser nach-vollziehen und nachschildern zu können. Alternativ bietet sichauch ein Fernglas als Hilfsmittel an.

$ Die Sendetechnik muss eine Reportage ohne Zeitversatz ermög-lichen. Headsets sind Handmikrofonen vorzuziehen, damit dieReporter*innen die Hände zum gestikulierenden Sprechen und fürhandschriftliche Aufzeichnungen frei haben. Die Reporter*innensollten sich selbst sowie den*die Mitreportierende „auf dem Ohr“hören können.

% Aufnahmetechnik für das Mitschneiden der Reportage. DieMöglichkeit, die eigene Reportage allein oder im Kollegenkreisnoch einmal abhören und analysieren zu können, ist ein unver-zichtbares Instrument zur Qualitätssicherung und -verbesserung.Mitschnitte liefern zudem das Material für eine Weiterverwertungder Reportagen – etwa in Highlight-Collagen – zur Untermalungvon Saison-Rückblicken oder als komprimierte Werbung für denReportage-Service (bspw. per Upload auf der Vereins-Website oderauf blindenreportage.de).

& Vorbereitungsmaterial ist ein wichtiges Element der Repor-tage. Dabei bietet sich der Einsatz von Statistiken, Spielerinfos,

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Zitaten etc. vor allem in „ruhigeren“ Spielpassagen an. Es solltesparsam mit diesen Zusatzinformationen umgegangen werden.Der Fokus der Blindenreportage muss immer „auf dem Ball“ lie-gen. Aktuelle Spieltags materialien (Stadionmagazin etc.) bietenweitere Informationen für die Reportage.

' Protokoll bzw. Spielbericht dienen als Gedankenstütze für dieaktuelle Reportage. Neben Karten, Auswechslungen und Eckbäl-len bietet es sich an, (Groß-)Chancen festzuhalten, um die eigeneReportage mit Rückbezügen und Zusammenfassungen auszu-bauen. Das Protokoll dient nach der Reportage als Suchhilfe fürdie Erstellung von Highlight-Clips.

( Taktische Aufstellung des aktuellen Spieltages ist unerlässlich:Die Verwendung korrekter Spielernamen (Aussprachehilfen derVereine beachten) sowie die Auskunft über die Formation derMannschaften sind wesentlich für eine gute Blindenreportage.Bewährt haben sich Spielerkärtchen auf Post-It-Zetteln bzw.Magneten, die eine spieltagsaktuelle Aufstellung ermöglichen.Eine große Übersicht für das Reporter-Duo begünstigt eine„gemeinsame Lesart“ des Spiels.

) Smartphone mit Web-Empfang für Live-Spieldaten wie Ball-besitz-, Zweikampf quoten eignet sich als zusätzliche Informati-ons quelle. Zudem dient es als Stoppuhr, um die exakte Restspiel-und insbesondere Restnachspiel zeit festzuhalten.

* Stimmpflege: Getränke und Bonbons reduzieren das Risikoeines Stimmversagens während der Reportage.

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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2.4. Aufgabenbeschreibung für Blindenreporter*innen

Die zentrale Aufgabe der Sehbehindertenrepor-ter*innen ist die Livereportage des Spielgesche-hens während der Partie. Welche Anforderungeneine gute Sehbehindertenreportage erfüllen sollte,wird im Kapitel 2.6 genau erläutert. Der folgendePunkt befasst sich mit den Tätigkeiten, die dieGrundlage für eine gelungene Reportage bilden,sowie mit den persönlichen Anforderungen an dieReporter*innen.

Aufgaben der Sehbehindertenreporter*innen an einem Spiel-tag:• Die Sehbehindertenreporter*innen sollten spätestens 30 Minu-

ten vor dem Anpfiff im Stadion sein.• Vor dem Spiel überprüfen die Sehbehindertenreporter*innen

ihre persönliche Technik. Funktioniert das Mikrofon? Sind dieBatterien im Sender aufgeladen?

• Sind den Reporter*innen einige Spieler der Gästemannschaftunbekannt, beobachten sie die Aufwärmphase des Gästeteamsaufmerksam und verinnerlichen die äußeren Merkmale derGästespieler. Tipp: Eine Reportage über das Aufwärmen derGastmannschaft erleichtert später die Namensnennungenwährend des Spiels.

• Die Sehbehindertenreporter*innen installieren ihre Aufnah-metechnik. Zur persönlichen Weiterentwicklung ist ein Mit-schneiden der Reportagen unerlässlich und zählt zum Stan-dard der Arbeit von Sehbehinderten reportern*innen. BeiFragen, wie man seine Reportage mitschneiden kann, hilft dasZSBR gerne weiter.

Wünschenswerte Aufgaben, sofern es die Infrastruktur zulässt:• Die Sehbehindertenreporter*innen sollten die Nutzer*innen vor

dem Spiel persönlich begrüßen und sich bei neuen Zuhö-rer*innen oder Gästefans vorstellen. Dabei weisen sie auch

„Ein guter Reporter liefert keinemonotone Moderation, die gleich-förmig vor sich hin plätschert. WirNutzer wollen Emotionen erleben.

Dementsprechend müssen dieReporter mit Leib und Seele dabeisein. Dennoch dürfen sie das Spiel

nicht schönreden.“(Bernd Rohsmannek,

Hansa Rostock Fan)

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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darauf hin, an wen sich die Begleitpersonen bei Übertra-gungsproblemen wenden können.

• In der Pause fragen die Sehbehindertenreporter*innen, ob allesin Ordnung ist.

• Nach dem Spiel gibt es die Möglichkeit, dass die Nutzer*innenein direktes Feedback abgeben – entweder gegenüber denReporter*innen oder beim Behindertenfanbeauftragten desClubs.

Das müssen Sehbehindertenreporter*innen kön-nen:• Sie sind ausgewiesene Fußball-Experten*in-

nen. Solide Regelkenntnisse sind eine absoluteGrundvoraussetzung. Außerdem können sie denNutzer*innen erklären, mit welcher taktischenGrundausrichtung ein Team in ein Spiel geht und weisen aufUmstellungen während des Spiels hin. Steht eine Mannschafttief in der Defensive oder wird in der Offensive aggressivgepresst? Die Nutzer*innen sind darüber bestens informiert.

• Sie setzen sich vor einem Spiel intensiv mit ihrem Club unddem kommenden Gegner auseinander. Sie sind immer gutinformiert und nutzen verschiedene Recherchequellen. Wer istverletzt, wer gesperrt, wer steht neu in der Startelf? Die Seh-behindertenreporter*innen wissen es. Sie weisen die Nut-zer*innen auch auf besondere Jubiläen, Serien oder sonstigeBesonderheiten hin.

• Sie sprechen hochdeutsch, das regional eingefärbt sein kann.Wichtig ist, dass Gästefans aus dem ganzen Land die Repor-ter*innen problemlos verstehen können.

• Sie verfügen über eine gute Rhetorik, die es ihnen ermöglicht,Spielsituationen auch in kurzer Zeit präzise zu erklären.

• Sie dürfen Fan ihres Clubs sein, aber das darf nicht zu einerunsachlichen Reportage führen. Sie analysieren ein Spiel nichtdurch die eigene Vereinsbrille. Beschimpfungen und respekt-lose Äußerungen gegenüber Gegnern*innen und Schiedsrich-tern*innen sind ein absolutes Tabu.

„Das Wichtigste an der Seh-behindertenreportage sind fürmich die Informationen, was aufund neben dem Spielfeld passiert.“(Susanne Klausing, Hertha Fan)

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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2.5. Anforderungen an die Vereine

Um den Reporter*innen professionelle Arbeitsbedingungen zuermöglichen, sollten die Vereine folgende Rahmenbedingun-gen zur Verfügung stellen:

1. Bereitstellung einer Jahresarbeitskarte, um den Zugang zumArbeitsplatz Stadion sicherzustellen. Diese Jahresarbeitskartemuss den Zugang zum Pressebereich beinhalten.

2. Reporter*innen werden in den Presseverteiler aufgenommenund erhalten das Stadionmagazin im Vorfeld des nächsten Spiels.

3. Bei Bedarf einen Parkausweis zur Verfügung stellen, um einegeregelte An- und Abreise zu garantieren.

4. Es wird eine Regelung zur Übernahme der Reisekosten getrof-fen (bspw. orientiert am Bundesreisekostengesetz).

5. Bereitstellung von Arbeitskleidung, die der Jahreszeit ent-spricht (Shirt/Pullover/Winterjacke) und mit der Funktions-bezeichnung „Blindenreporter/Blindenreporterin“ beflocktsein muss. Dies dient der Wiedererkennung als Ansprech-partner*in für den Bereich der blinden- und sehbehindertenMenschen im Stadion.

6. Vor dem Spiel ist den Reporter*innen die Mannschaftsauf-stellung zur Verfügung zu stellen.

7. Sicherstellung der Verpflegung der Reporter*innen vor, wäh-rend und nach dem Spiel. Dies kann durch Verzehrkarten o. Ä. gewährleistet werden.

8. Bereitstellung eines Aufnahmegerätes zur Sicherung derReportagen.

9. Einrichten eines Arbeitsplatzes, der den Empfehlungen desHandbuchs entspricht (vgl. Kapitel 2.3).

10. Die Reporter*innen verfügen im Verein über eine*n Ansprech-partner*in, um den wechselseitigen kommunikativen Aus-tausch zu gewährleisten. Das kann z. B. über den BFB erfol-gen (verkaufte Karten, Schnittstelle zur Medienabteilung etc.).

11. Die Reporter*innen und Nutzer*innen als Teil des Sicher-heitskonzeptes einbinden.

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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2.6. Praxistipp 1 – Stellenausschreibung für Blinden reporter*innen

Durch die Audio-Live-Reportage im Stadion wird blinden undsehbehinderten Menschen ermöglicht, im vollen Umfang am kul-turellen Erlebnis Fußball teilzuhaben. Für unser Team suchen wirmotivierte Sehbehindertenreporter*innen.

Aufgabe:Sie geben das Spielgeschehen während eines Spiels möglichstdetailgetreu wieder und fungieren während eines Spiels als dieAugen der blinden und sehbehinderten Nutzer*innen.

Anforderungen:• Sie verfügen über gute rhetorische Fähigkeiten und haben

keine Scheu vor dem Sprechen am Mikrofon.• Bereitschaft zu flexiblen, den zeitlichen Anforderungen des

Profisports entsprechenden Tätigkeitszeiten.

Zusätzlich sollten Sie folgende Fähigkeiten mitbringen:• Hohe soziale Kompetenz und Empathievermögen. Sie können

sich in die Bedürfnislage ihrer Nutzer*innen hineinversetzen.• Sehr gute Teamfähigkeit. Als Sehbehindertenreporter*in müs-

sen Sie mit ihren Kolleg*innen harmonieren.• Kritikfähigkeit. Sie sind bereit, Verbesserungsvorschläge anzu-

nehmen und versuchen diese umzusetzen.• Selbstdisziplin. Sie hinterfragen ihre Arbeit selbstkritisch und

arbeiten an ihrer Selbstoptimierung als Reporter*in.• Bereitschaft zur Fortbildung und weiteren Qualifizierung.

Wir bieten:• Eine Tätigkeit im spannenden Umfeld des Profi-Fußballs.• Die Möglichkeit, an der Verwirklichung von Inklusion in unse-

rer Gesellschaft beizutragen.• Die Chance, sich bei einer sportjournalistischen Tätigkeit zu

beweisen.

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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• Die Möglichkeit, an Fortbildungen und Qualifizierungen teil-zunehmen.

2.7. Praxistipp 2 – Checkliste für Sehbehinderten-reporter*innen

Die folgende Checkliste bietet sich als Kopiervorlage zum Abhakender einzelnen Aufgaben an.

Vor dem Spiel!! Ich habe die wichtigsten Informationen zu beiden Clubs

herausgesucht (Sperren, Verletzungen, Jubiläen, Serien, Trends,Statistiken etc.).

!! Ich habe alle meine Unterlagen (Arbeitskarte, Notizen, Kader-listen, Parkausweis etc.) dabei.

!! Ich habe die Aussprache aller Spielernamen mit meinen Kol-legen*innen abgesprochen und geübt.

!! Ich habe mich mit meinen Kollegen*innen abgesprochen, wiedie Wechsel der Reporter*innen während der Reportage voll-zogen werden sollen.

!! Ich kenne die Nationalität aller Spieler.!! Ich habe meine Sende- und Aufnahmetechnik überprüft.!! Ich habe die voraussichtlichen taktischen Grundformationen

beider Teams notiert.!! Ich weiß, welches Unparteiischen-Gespann die Partie leitet.

Während des Spiels!! Ich habe mich zu Beginn der Reportage bei den Nutzer*innen

vorgestellt.!! Ich stoppe die Spielzeit selbst mit, um in der Nachspielzeit die

Restspielzeit genau zu kennen.!! Ich denke an möglichst viele Verortungen des Spielgeschehens

in meiner Reportage. Insbesondere verorte ich jede Standard-situation (Einwurf, Freistoß etc.).

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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!! Ich verabschiede mich am Ende meiner Reportage von denNutzer*innen.

Nach dem Spiel!! Ich suche das Feedback der Nutzer*innen.!! Ich suche den Austausch mit einem Clubverantwortlichen

(Behindertenfanbeauftragter, Medienabteilung etc.).!! Ich bereite meine Reportage nach und lade Highlight-Mit-

schnitte auf fussball-blinden-reportage.de hoch.

Abbildung 9: Drei Leipziger Reporter beim Reportieren ihres Heimvereins (Quelle: Ronny Hartmann/GettyImages)

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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2.8. Ein Blindenreporter bei der Arbeit

Montag, 18:00 Uhr, ein Tag nach dem Spiel

Unser Übertragungskoffer liegt vor mir, die Empfänger und dasMikro werden gerade geladen, und ich bin dabei die Kopfhörer zudesinfizieren. Das leise Summen des Lüfters stört mich dabeiwenig. Im Gegenteil, es klingt fast schon beruhigend nach demgestrigen Spiel: 44.000 Fans, davon 26 Blinde und Sehbehindertein meinem „Wohnzimmer“ und dann noch 3:1 gewonnen. Nichtschlecht, denke ich.

Ich schaue auf den Spielplan, am Samstag kommen die Borussenaus Dortmund. Es ist das Spiel der Hinrunde, und das Stadion wirdwieder aus allen Nähten platzen. Wieder 30 Gäste, 20 Empfän-ger, 30 Kopfhörer. Ich suche unsere Adapter aus der hinterenTasche des Koffers, alle fünf sind da. Wie lange wird der Koffer sonoch ausreichen? Wenn es so weitergeht, werden wir mehr Emp-fänger und mehr Sitzplätze brauchen. In Gedanken bin ich schonwieder beim Samstag. Da meldet sich mein Handy, eine E-Mailkommt rein. Noch eine Reservierung zur Audiodeskription. Damitsind nun alle Plätze weg. Ich schmunzle ein wenig: Audio-deskription! Was hat Maurice, einer der treuesten Nutzer, neulichzu mir gesagt: „Heißt Du jetzt eigentlich Audiodeskripteur oderreicht dir lieber Blindenreporter?“ Er ist ein echter Scherzkeks undimmer gut drauf.

Montag, 18:55 Uhr

Alle Lichter leuchten durchgängig blau, und ich schalte den Kof-fer ab. Wir brauchen bald neues Desinfektionsspray, denke ichmit Blick auf die Flasche. Wo liegt denn nun wieder der Einkauf-zettel? Einmal W5 Spray und gleich noch eine Packung R6 Batte-rien für unser Aufnahmegerät. Die letzten haben echt langegehalten. Wo waren die noch her? Ich rufe mal nach meiner Frau,

Pflege des technischenEquipments

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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die hatte sie mitgebracht. Vielleicht erinnert sie sich daran. Natür-lich weiß sie es, wie sollte es auch anders sein. Mit einem Lächelnschaut sie durch die Tür: Axel, hast Du auch an die Mannschafts-informationen gedacht und sie schon zum Druck geschickt?

Montag, 19:12 Uhr

Alle Kopfhörer an ihrem Platz und die Adapter in der Tüte räumeich den Koffer wieder ein. Den kleinen Koffer für die Aufnahme-technik lasse ich noch auf dem Tisch liegen. Schnell noch die SD-Karte in den Rechner gesteckt, und die Aufnahme von gesternläuft über die Boxen. Schon beginnt dieses Kribbeln wieder, wennich nur an die Mannschaftsaufstellung im Stadion denke und esjetzt wieder nebenbei höre …

Montag, 20:25 Uhr

Jetzt noch die E-Mail-Adresse raussuchen und dann die Mann-schaftsaufstellung als Anhang hinzufügen und ENTER! Die Mail istweg, und die 2. Hälfte der gestrigen Partie kommt aus den Boxenauf dem Tisch. Oh, da hab ich mich kurz vertan. Ich stoppe dieAufnahme. Dabei erinnere ich mich gut an die Szene am eigenenSechzehner. Das war nicht der Linksverteidiger, sondern derRechtsverteidiger im eins gegen eins. Ich spule noch einmal kurzzurück und höre mir die Passage ein weiteres Mal an. Tatsächlich,vertan, ärgerlich. Das darf dir am Samstag nicht wieder passieren,denke ich mir.

Ich benenne die Datei noch schnell um und lade sie auf blinden-reportage.de hoch.

Gerät, Audiokabel, SD-Karte, Ein-Ohr-Kopfhörer: alles da. Feh-len nur noch die Batterien. Die bring ich morgen mit. Es ist kurzvor zehn. Alles wieder verstauen und ab ins Bett.

Vorbereitung derMannschafts-informationen

Aufnahme derReportage undHochladen aufdie Websitewww.blinden-reportage.de

Abhören dereigenen Reporta-gen zur Reflexionund Fehler-vermeidung

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Montag, 19:30 Uhr

Nach einem kurzen Telefonat mit unserem Ticketing steht es fest:ausverkauft! Wir könnten noch drei Karten mehr verkaufen, aberweg ist weg. Ich schreibe eine Notiz dazu in meinen Kalender. Inzwei Wochen ist Meeting der Behindertenfanbetreuung, das mussunbedingt auf die Agenda. Mein Blick bleibt an einem Foto aufdem Tisch hängen: Meine erste Teilnahme an der Blindenrepor-terschulung in Kamen. Ist auch schon wieder drei Jahre her. Wennich überlege, wie alles angefangen hat.

2013, wir waren mit dem Fanradio gerade zum Pokalspiel inGrimma unterwegs, fragte mich unser Medienchef, was ich vonBlindenreportage im Stadion halte. Ich kannte das schon vonanderen Vereinen aus der Bundesliga und hatte auch schon eini-ges darüber gelesen. Die Idee fand ich toll, sehr speziell, aberunheimlich aufregend. Wir verabredeten einen Termin in derGeschäftsstelle, um über das Projekt zu sprechen. Er bat mich, einKonzept zu erstellen, welches dann diskutiert werden könnte.Nach einigen Telefonaten und tiefergehenden Recherchen imInternet hatte ich alles zusammen: das Für und Wider der Blin-denreportage (es gab nicht wirklich viel ‚Wider‘), mögliche Nut-zerzahlen, technische Voraussetzungen etc. Mit diesem Konzeptim Gepäck ging es zur Geschäftsleitung, und es wurde rechtschnell für gut befunden. Es folgte die Anmeldung zum Repor-ter*innenseminar in Kamen-Kaiserau, und die Technik wurdebestellt. Es kristallisierte sich sofort heraus, dass Blindenrepor-tage schon etwas ganz anderes ist als ein Fanradio. Doch mit vielÜbung und vielen Gesprächen mit Nutzern*innen sollte es zuschaffen sein. Und dann war es endlich soweit: 2014 starteteunser kleines Projekt. Zu Gast war das Team von Paris St. Germainund 20 angemeldete Hörer*innen – also keine ganz kleine Pre-miere. Maurice war auch dabei und ist mittlerweile immer da. Ichwar ziemlich nervös, doch es hat ganz gut funktioniert. Wir sindmittlerweile regelmäßig ausgebucht, und die Dauerkarten sindauch alle weg. Das Projekt wird angenommen.

Das Reporter*innenseminar

als Einstiegs-qualifizierung

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Freitag, 16:00 Uhr

Direkt nach der Arbeit fahre ich zur Deutschen Bibliothek für Blindeund Sehbehinderte, um die Mannschaftsinformationen abzuho-len. Die ältere Frau an der Rezeption erwartet mich schon und gibtmir die Kiste mit den Heften. Ein Blick auf das weiße Papier mitden vielen Punkten fasziniert mich immer wieder. Wie man dasmit den Fingern „lesen“ kann! Leider bin ich nicht mehr in derLage, es zu lernen. Das hat mir mal der Direktor der Bibliothekerklärt. Das funktioniert wohl nur bei Menschen, die schon immerblind waren oder früh erblindeten. Auch bei unseren Fans undGästen können längst nicht alle unsere Mannschaftsinformatio-nen lesen. Doch die, die es können, sind immer sehr interessiertan den Informationen zum Gastverein, zu jedem Spieler der Gast-und Heimmannschaft sowie den Trainerteams. Auch die Speise-und Getränkekarte in Brailleschrift war für viele sehr hilfreich.

Freitag, 20:30 Uhr

Die Kinder sind im Bett, und ich nehme mir noch einmal diewichtigsten Infos für morgen zur Hand. Sokratis Papastathopou-los, wie wird er noch einmal genau ausgesprochen? Man sagt janur Sokratis, aber im Heft steht der volle Name. Ich höre nocheinmal die Namen der Gäste in der Audiodatenbank, die uns vonder DFL zur Verfügung gestellt wurde. Oh, im Netz steht, dass esnoch zu einer unverhofften Verletzung kam. Bin gespannt, wieDortmund morgen spielen wird. Es ist schon fast zehn, ich sollteeigentlich alles Relevante für morgen wissen.

Samstag, 12:30 Uhr

Hab ich alles? Technik ist bereits im Auto, Stadionjacke hab ichan, das Maskottchen ist in der Tasche. Mal überlegen: Ah, meineArbeitskarte und der Parkausweis liegen noch im Flur. Dann habeich alles und verabschiede mich von den Kindern. Auf dem Weg

Mannschafts-informationen inBraille-Schrift

Üben der Aus-sprache von Spielernamen

Check derArbeitsutensilien

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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ins Stadion höre ich die letzten Berichte über das anstehende Spielim Radio. Ich muss mich beeilen, 13:15 Uhr ist Vorbesprechungder Behindertenfanbetreuung.

Samstag, 13:05 Uhr

Ich parke gerade ein, da sehe ich schon einige bekannte Gesich-ter vor der Arena. Mit der Technik in der Hand überquere ich denVorplatz und mich begrüßt eine bekannte Stimme. Maurice undsein Begleiter haben mich an der Ampel stehend entdeckt. Er istganz aufgeregt, sofort tauschen wir uns über den möglichen Ver-lauf des heutigen Tages aus. Er ist fest davon überzeugt, dass mangewinnen kann. Davon möchte ich ihn nicht abbringen, obwohlich so meine Zweifel habe.

Samstag, 13:30 Uhr

Mein Reporterkollege und ich sitzen mit allen anderen der Behin-dertenfanbetreuung zur Vorbesprechung an unserem Tisch imAufenthaltsraum. Bevor es losgeht, trinken wir noch einen Kaffee.Es gibt die genauen Zahlen zum Spiel. Wir sind ausverkauft inallen Bereichen. 30 Gäste, davon vier aus Dortmund, haben Seh-behinderten-Karten für das heutige Spiel gekauft. Stadionöffnungist um 14:00 Uhr, dann sollte jeder auf seinem Platz sein. MeinKollege holt ebenfalls noch einmal seine Unterlagen raus, undwir kontrollieren, ob alles da ist. Wie sich herausstellt, hat er diegleichen Probleme mit Sokratis Papastathopoulos. Wir einigenuns, nur Sokratis zu sagen. Der vollständige Name wird bereitsvom Stadionsprecher genannt und im Heft steht er auch.

Samstag, 13:50 Uhr

Auf dem Weg zum Reportageplatz kommen wir am Checkpoint fürunsere Gäste mit Behinderung vorbei. Dort hören wir überein-

Vorbesprechung:Kennzahlen

zum Spiel, Infor-mationen über

Nutzer*innen und Aufgaben-

verteilung

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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stimmend, dass es ein besonderes Spiel wird und alle auf einenreibungslosen Einlass hoffen. Das macht es den Ordnern*innenleichter bei der Kontrolle, und wir können in Ruhe unsere Geräteverteilen.

Samstag, 14:15 Uhr

Ich stelle den Koffer an unserer Technikausgabe vor dem Blockab, und mein Kollege legt die Hefte mit den Mannschaftsinfor-mationen aus. Die Kopfhörer stecken wir gleich in die ersten zehnEmpfangsgeräte. Bei den anderen warten wir noch. Maurice undeinige andere haben sicher ihre eigenen dabei. Stift und Blockfür die Ausleihe liegen auch da und nun können die Gäste kom-men. Mein Kollege hat schon einmal den Bildschirm angemacht,die Mannschaftsaufstellungen geholt und gleich noch ein wenigWasser mitgebracht.

Aha, die Gäste sielen also in einem 4-3-1-2-System. So sieht esjedenfalls in der Aufstellung aus.

Samstag, 14:30 Uhr

„Hallo und herzlich willkommen, waren Sie schon einmal beiuns?“ begrüße ich die ersten Gäste – drei Männer und eine Frau.Sie sind das erste Mal da und wirken etwas unbeholfen. Ich stellemeine Kollegen und mich vor. Da haben sie schon einmal unsereStimmen gehört. Während ich die Geräte austeile und erkläre,kommen auch schon die nächsten Gäste. Diesmal sind es Mauriceund sein Begleiter.

Samstag, 15:15 Uhr

Ich nehme die beiden übrig gebliebenen Hefte in Brailleschriftund führe die letzten beiden Gäste zu ihren Plätzen. Sie sitzen

Begrüßung derGäste

Ausgabe derEmpfangsgeräteund Kopfhörer

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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und ich stelle den Empfänger noch einmal auf Kanal 1. Die Lampeleuchtet grün und es kann losgehen. Mit dem Mikro in der Handbegrüße ich die Gäste, stelle meine Kollegen und mich nochmalvor. Ein letzter technischer Test: Wenn ihr mich hören könnt, dannhebt bitte die linke Hand. Ein kurzer Blick in die Runde und:„Zweimal die rechte Hand. Schade, dass ihr mich nicht hörenkönnt. Die anderen können die linke Hand wieder runterneh-men.“ Schmunzelnde Gesichter bei allen Beteiligten. Die Technikläuft, ich begebe mich zu unserem Reportageplatz, an dem schonmein Kollege wartet.

Samstag, 15:23 Uhr

Der Stadionsprecher beginnt mit der Aufstellung der Mannschaftund ich sehe, wie unsere Fans die Namen aus voller Brust mit-rufen. Einige haben sich sogar wieder hingestellt. Maurice hältzudem seinen Schal in die Luft. Applaus im Stadion und ein Dort-munder „liest“ die Mannschaftsinfos. Ich sehe die Anspannung,die Freude und Nervosität in ihren Gesichtern.

Und endlich geht es wieder los!

Funktionscheckder Technik vor

dem Spiel

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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2.9. Was macht eine gute Blindenreportage aus?(Grundsätze)

Reportage statt Kommentar

Zur Beantwortung der obigen Frage hilft eine Begriffsschärfung.Im allgemeinen Sprachgebrauch werden bei der Beschreibung derTätigkeiten und Aufgaben von Live-Spielbeschreiber*innen in denStadien die Begriffe „Reporter*in“ und „Kommentator*in“ fälsch-licherweise sehr oft synonym verwendet. Eine klare Differenzie-rung zwischen den journalistischen Darstellungsformen vermag

„Eine gute Sehbehinderten-reportage mussauf Ballhöhe sein. Ich mussjederzeit nach-vollziehen kön-nen, wo sich derBall befindet.“(Maren Grübnau,FC Schalke 04)

Abbildung 10: Zuhörer der Reportage in Leipzig. Er sieht das Spiel vor seineminneren Auge (Quelle: Ronny Hartmann/GettyImages)

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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die unterschiedlichen Rollen, die die Live-Spielbeschreiber*innenzu bestimmten Zeitpunkten eines Spiels einnehmen können, verdeutlichen:

So ist die Live-Spielbeschreibung für Blinde und Sehbehindertein der Hauptsache eine Reportage (von lat.: re-portare = zurück-tragen, berichten), die Sprecher*innen sind also klassische„Reporter*innen“.

ABC der Sehbehindertenreportage

Ihre wesentliche Aufgabe besteht darin, das aktuelle Geschehenauf dem Spielfeld zu versprachlichen, und zwar möglichst …• simultan/zeitnah, d. h. dicht am Spiel, stets „auf Ballhöhe“

durch eine exakte Verortung (vgl. hierzu auch Kap. 2.8)• umfassend, durch Beantwortung folgender „W-Fragen“ (Rang-

folge)1. Wo spielt sich das Geschehen gerade ab und wohin verlagert

es sich? (Verortung/Richtung)2. Was passiert? (Aktion)3. Wer ist beteiligt? (Akteure)4. Wie passiert es genau? (Attribute, Details)

• permanent und kontinuierlich fließend, d. h. ohne Pausen, diefür Blinde und Sehbehinderte einer technischen Störung odereinem Bildausfall gleichkommen. Für eine gute Blindenrepor-tage gilt: (Dauer-)Reden = Gold!

Die Modulation von Sprache und Stimme, das Spiel mit Lautstärke,Betonung, Tempo/Wortfrequenz helfen dabei, die Dynamik desGeschehens abzubilden.

In der Realität kann dies jedoch nur bedingt umgesetzt werden.Höhepunkte und Schlüsselszenen eines Fußballspiels sind in derRegel beschleunigte und verdichtete Aktions-Reaktionsketten.Verschiedene relevante Handlungen laufen zeitgleich ab. EineLive-Beschreibung kann diese Komplexität sprachlich allerdings

Beachtung der„W-Fragen“

(Dauer-)Reden =Gold!

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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nicht vollständig abbilden, sondern immer nur eine „grobe Annä-herung an das Ideal“ sein.

Es ist daher nötig und sinnvoll, das Gebot der Simultan-Beschrei-bung zu unterbrechen und den Hörer*innen (mehrfache) Wieder-holungen und Nachbetrachtungen bestimmter Spielszenen undAktionen anzubieten. Durch diese als „Re-Live“ bezeichneten Schil-derungen können neue Details oder unterschiedliche Perspektivender Szene wie bei einer (Zeitlupen-)Wiederholung im Fernsehennachgeliefert werden – etwa bei der Schilderung eines Tors: Mitwelchem Fuß-/Körperteil hat der Schütze den Ball ins Tor befördert?Wo genau hat der Ball die Torlinie überquert/ist er im Netz einge-schlagen? Wer gab die Vorlage? Wo befanden sich die Mitspieler?Was machten der gegnerische Torwart und die Verteidiger? Oder:Welche Position/Sicht hatten die Schiedsrichter auf das Geschehen?

Mehrwert Stadionerlebnis

Eine gute Blindenreportage berücksichtigt den Umstand, dass sichihre Nutzer*innen ebenfalls im Stadion befinden. Sie versuchtdeshalb, das Stadionerlebnis als Ganzes abzubilden. So kanntemporär „die Ballhöhe“ durchaus vernachlässigt werden undsich der Fokus der Betrachtung vom Rasenviereck entfernen.Gegenstand der Beschreibung können dann alle relevanten Aktio-nen auf den Tribünen und am Spielfeldrand sein, wie z. B. diedetailreiche Beschreibung von Fan-Choreogra-phien, das Vorlesen von Spruchbändern/Transpa-renten, der Hinweis auf den Einsatz von Pyrotech-nik in der Fankurve.

Zudem sollten Zuschauendenreaktionen, die nichtdirekt mit der aktuellen Spielsituation in Zusam-menhang stehen, „übersetzt“ werden, etwa:Reaktionen auf die via Anzeigetafel vermeldetenSpielstände auf anderen Plätzen, Sprechchöre/Forderungen nachSpielerwechsel etc.

Ziel: Simultan-beschreibung

Nachbetrach-tung schnellerSpielszenenanbieten

„Der Vorteil der Sehbehinderten-reportage ist, dass man die Atmo-sphäre im Stadion hautnah mit-erlebt und die Reportage auch aufGeschehnisse im Stadion reagiert.“(Susanne Klausin, Hertha Fan)

Stadion-atmosphäre wirken lassen

Reaktion derZuschauenden„übersetzen“

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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In speziellen Momenten kann für die Reporter*innen bewusstesund gezielt eingesetztes Schweigen gleich Gold sein, nämlichimmer dann, wenn die Atmosphäre für sich steht oder die Stadionakustik übermächtig ist und parallele Schilderungen viaKopfhörer für die Nutzer*innen anstrengend oder gar hinderlichsind, weil sie eine Teilhabe und Teilnahme am Stadionerlebnisstören, z. B. beim Abspielen der Vereinshymnen (Mitsingen), beiTordurchsagen (Mitmachen bei der Ergebnisansage, also Heim-verein: „Eins!“ – Gegner: „Null!“; „Danke!“ – „Bitte!“), Mann-schaftsaufstellungen oder Einwechselungen (Mitskandieren derNamen).

Kommentierende Elemente der Reportage

Einen zeitlich deutlich geringeren Teil einer gelungenen Blinden-reportage machen neben den objektiv-sachlichen Beschreibun-gen die kommentierenden Elemente aus. Sie sind Ergänzungen,die die Spielbeschreibungen „bunt“, emotional und ggf. auchunterhaltsam machen.

Zum Kommentar (lat.: commentari bzw. Cominiscere: Wortstamm:mens = Geist, Sinn, Gedanke, Meinung) zählen:• die Einordnung des Geschehens in einen Kontext• persönliche Meinungen und Bewertungen der Reporter*innen

zum Spielniveau oder zu Spieler- und Schiedsrichterleistungen• Emotionen der Reporter*innen• aktuelle Saison- und Spielstatistiken, Karriere-Daten einzelner

Spieler, Rekorde/Superlative• historische Bezüge, Hintergründe• Zitate, Anekdoten.

Eine gute Blindenreportage zeichnet sich durch einen ausge-wogenen Mix aus beschreibenden und kommentierenden Ele-menten aus. Grundsätzlich – inhaltlich wie zeitlich – gilt dabei:Reportage geht vor Kommentar!

Reportage sinnvoll

unterbrechen

Kommentar-elemente dosiert

einbinden

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Die Reporter*innen können erstens nur das kommentieren, wassie zuvor auch beschrieben haben. Sie sollten zweitens nur dannkommentieren, wenn dabei nicht die Spielbeschreibung leidet.Bestenfalls ersetzt der Kommentar die Reportage in Phasen derSpielunterbrechung.

2.10. Fragebogen für Nutzer*innen im Stadionfür qualifiziertes Feedback

Bewertungsbogen für die Blindenreportage (ZSBR-BBAG)

Was sollten Mindestinhalte einer Reportage für blinde undsehbehinderte Fans sein? Welche Bewertungsmaßstäbe gibtes bereits? Welche Tipps und Hinweise kann man neuenReportern*innen und auch interessierten Behindertenfan-beauftragten geben?

Diese Fragen stellte sich eine Arbeitsgruppe – bestehend ausVertretern*innen von Blindenfanclubs, Behindertenfan-beauftragten, Blindenreportern*innen, BBAG-Vorstand, DFLund dem Zentrum für Sehbehinderten und Blindenreportage derAWO (ZSBR) – in mehreren Sitzungen in der Spielsaison 2014/15.

Herausgekommen ist nach fast einjähriger Arbeit ein Bewer-tungsbogen, der insbesondere die Wünsche der Nutzer*innen –also der Blinden und Sehbehinderten – berücksichtigt. DieserBogen wurde bereits bei der Reporter*innenschulung der DFL imJanuar 2016 in der Sportschule Kamen-Kaiserau den 93 anwe-senden Blindenreportern*innen vorgestellt und ausgehändigt.

An dieser Stelle möchten wir diesen Bewertungsbogen allen Inte-ressierten vorstellen. Der Bogen kann selbstverständlich auch aufder Website der BBAG abgerufen werden – sowohl im Word- alsauch im pdf-Format:

„Die Möglichkeit, Reportern direktes Feedback zu geben,finde ich ganz wichtig.Dabei geht es nicht nurum negative Kritik, sondern auch darum,was sehr gut war ineiner Reportage. Ichdenke, dass das ganzwesentlich zur Weiter-entwicklung und Verbesserung einesReporters beitragenkann. Ich würde mirwünschen, dass mehrFans die Möglichkeitzum Feedback nutzenwürden.“(Maren Grübnau, FC Schalke 04)

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Spiel (Heim/Gast/Liga):

Stadion:

Vorbericht/Vorreportage (frühestens 15 Min. vor dem Spiel) Bewertung

a) Einführung +Vorstellung

Name, Funktion – Vorstellung des Repor-ters für die Zuhörenden (auch gerne mitBeschreibung des eigenen Arbeitsplatzes,also: Wo sitzt der Reporter?); sind Gäste-fans vor Ort: auch separate Begrüßungder Gäste

b) Rahmen-informationenzum Spiel

Ausgangslage, Tabellensituation, Statistik, geplante Fanaktionen (Choreographie vor Beginn, Plakat-aktionen, Banner usw.)

c) Mannschafts-aufstellungen/Schiedsrichter

Taktik/Spielsystem, Sperren, Verletzun-gen/Ausfälle, besondere Spielerhinweise(z. B. XY spielt gegen seinen Ex-Verein,Jubiläen bei Spielern, z. B. 100. Bundes-ligaspiel), Trikotfarbe, Information zumSchiedsrichterteam usw.

Zu Beginn des Spieles Bewertung

a) Spielrichtung Wer hat die Seitenwahl gewonnen? In welche Richtung (Tribüne) spielt derHeimatverein? Wer hat Anstoß?

b) Besonderes Schweigeminute (Grund!?), besondereAktionen, Ehrungen usw.

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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1. Halbzeit Bewertung

a) Spielsituation/Verortung

– Wo passiert was? Wer hat den Ball? – Werden bei der Verortung Meter-

angaben und die Linien des Feldesgenannt?

– Werden bei Standardsituationen allewichtigen Informationen vermittelt:Welche Spielfortsetzung? Wo findet siestatt (Spielhälfte)? Wer könnte sie ausführen? Bei Ecken/Freistößen: welcher Fuß? (Schritt zum oder vomTor weg) Bei Freistößen in Tornähe:Beschreibung der Mauer.

– Werden Einwechslungen, Fouls (Konsequenz?) und Verletzungenbeschrieben?

– Stehen das Spiel und seine Beschrei-bung im Vordergrund und weniger dieZusatzinformationen?

– Kann der*die Reporter*in mit derStimme die Spielsituation angemessen„bebildern“ und so am Tempo desSpiels teilhaben lassen?

b) Tor/Elfmeter Zunächst Jubel abwarten. Wer hat vonwo geschossen? Vorbereitung: Werspielte den entscheidenden Pass? Elfmeterschütze – ggf. Statistik zum Torhüter. Wie hat der Schiedsrichter entschieden, was führte zum Elfmeter?

c) Sonstiges Zwischenergebnisse aus anderen Stadiennennen (z. B. bei Spielunterbrechung),Informationsweitergabe von der Videowand/Anzeigetafel bei wichtigenInformationen;

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1. Halbzeit Bewertung

Trainerverhalten an der Linie, ggf.Mimik/Gestik; wer läuft sich warm?

Bei pyrotechnischem Einsatz oder anderen bedrohlichen Situationen aufden Rängen: Ort und Lage einordnen,um das Sicherheitsgefühl derNutzer*innen zu bestärken.

Bei einer Spielerauswechslung: taktischeEinordnung (positionsgetreu/ändert sichdie Ausrichtung? Offensiv oder defensiv?)

Halbzeitpause Bewertung

a) Nach-moderation

Kurze Zusammenfassung; Ausblick aufdie zweite Halbzeit

b) Interview/Sonstiges

Bei Bedarf ein kurzes Interview in derHalbzeitpause

2. Halbzeit Bewertung

a) Spielsituation/Verortung

– Wo passiert was? Wer hat den Ball? – Werden bei der Verortung Meter-

angaben und die Linien des Feldesgenannt?

– Werden bei Standardsituationen allewichtigen Informationen vermittelt:Welche Spielfortsetzung? Wo findet siestatt (Spielhälfte)? Wer könnte sie aus-führen? Bei Ecken/Freistößen: welcherFuß? (Schritt zum oder vom Tor weg).Bei Freistößen in Tornähe: Beschrei-bung der Mauer.

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2. Halbzeit Bewertung

– Werden Einwechslungen, Fouls (Konse-quenz?) und Verletzungen beschrieben?

– Stehen das Spiel und seine Beschrei-bung im Vordergrund und weniger dieZusatzinformationen?

– Kann der*die Reporter*in mit derStimme die Spielsituation angemessen„bebildern“ und so am Tempo desSpiels teilhaben lassen?

b) Tor/Elfmeter Zunächst Jubel abwarten. Wer hat vonwo geschossen? Vorbereitung: Werspielte den entscheidenden Pass? Elfmeterschütze – ggf. Statistik zum Torhüter. Wie hat der Schiedsrichter entschieden, was führte zum Elfmeter?

c) Sonstiges Zwischenergebnisse aus anderen Stadiennennen (z. B. bei Spielunterbrechung),Informationsweitergabe von der Videowand/Anzeigetafel bei wichtigenInformationen;

Trainerverhalten an der Linie, ggf.Mimik/Gestik; wer läuft sich warm?

Bei pyrotechnischem Einsatz oder ande-ren bedrohlichen Situationen auf denRängen: Ort und Lage einordnen, um dasSicherheitsgefühl der Nutzer*innen zubestärken.

Bei einer Spielerauswechslung: taktischeEinordnung (positionsgetreu/ändert sichdie Ausrichtung? Offensiv oder defensiv?)

d) Nachspielzeit Wie viele Minuten Nachspielzeit gibt derSchiedsrichter?

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Abmoderation Bewertung

a) Zusammen-fassung desSpieles

Eventuell die Torabfolge wiederholen,Torschützen benennen, besondere Vorkommnisse erwähnen

b) Ausblick aufdas nächsteSpiel

Sowohl für Heim- als auch Gastteam:Welche Folgen hat das heutige Ergebnisggf.? Was kommt als nächstes?

c) Verabschie-dung

Ggf. mit Information, wer Kopfhörereinsammelt oder Info zur Bewertungs-möglichkeit der heutigen Reportage.

Hinweis: Natürlich ist dieser Bogen bei besonderen Spielen anzupassen, z. B.beim DFB-Pokal (ggf. mit Spielverlängerung und Elfmeterschießen).

Weitere Bewertungsmöglichkeiten der Reportage: Bewertung

– Wurde eine verständliche Sprache benutzt (auch beim„Fachvokabular“)?

– War die jeweilige Sprachgeschwindigkeit derReporter*innen okay?

– Kannte der*die Reporter*in die Spieler?

– Konnte der*die Reporter*in die Namen korrekt aussprechen?

– Berichtete der*die jeweilige Reporter*in über den Spielverlauf angemessen neutral?

– Waren die Übergänge zwischen mehrerenReportern*innen verständlich und fließend?

– War der Empfang der Reportage störungsfrei? Gab eseventuelle Ausfälle?

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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2.11. Verortung – Wie orientiere ich mich optimal auf dem Spielfeld?

Die Verortung – also das ständige Beschreiben, wo genau sich aufdem Spielfeld der Ball bzw. der ballführende Spieler aktuell befin-det – ist die wichtigste Aufgabe der Blindenreporter*innen undwesentlicher Bestandteil einer jeden Reportage. Es geht darum, dasfür Sehende vollkommen Offensichtliche den Hörer*innen möglichstexakt und verständlich zu vermitteln. Bei Standardsituationen ist dieBedeutung einer genauen Ortsbeschreibung umso größer. Geraderuhende Spielsituationen bieten aufgrund des größeren zeitlichenSpielraumes die Möglichkeit, noch detaillierter zu verorten (Wo genauliegt der Ball? Welche Spieler stellen sich wo als Schützen bereit?). Beidem üblichen Angriffsspiel hingegen muss innerhalb von kürzesterZeit der Ort des Geschehens möglichst exakt beschrieben werden,was aufgrund der Dynamik des Spielgeschehens eine besondereHerausforderung für die Sehbehindertenreporter*innen darstellt.

Grundsätzlich gehört neben der Beschreibung, wo genau sich derSpieler mit dem Ball befindet, auch die Schilderung der Bewe-gungsabläufe zu einer guten Blindenreportage. Dazu zählen derLaufweg und die Laufrichtung des ballführenden Spielers (ggf.sogar die von relevanten Mitspielern, wie z. B. bei einem Konter)sowie die Beschreibung des Passweges, der Passrichtung. In einerguten Reportage werden die Nutzer*innen in keinem Fall voneiner Flanke von der Grundlinie aus „überrascht“.

Bildlich lässt sich das Prinzip der Verortung gut mit einem Naviga-tionssystem im Auto vergleichen. Jeder Pass und jeder Laufweg stel-len dabei einen Abschnitt der 90-minütigen Route dar, die denNutzern*innen so exakt wie möglich beschrieben werden sollte.Dass selbst der erfahrenste Autofahrer sich trotz eines Navis hin undwieder einmal verfährt, kennt man zur Genüge. Entscheidend ist esaber, bei der nächsten roten Ampel, beim nächsten Stopp des Autos(sprich: wenn im Spiel der Ball ruht) die Route neu zu berechnen.Bei Spielunterbrechungen (z. B. Freistöße und ganz besonders Ein-

ruhende Spielsituationennutzen

Laufwege undPassrichtungenbeschreiben

Blindenreportageals Navigations-system

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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würfe) ist es also unerlässlich, das Spielgeschehen immer wiederneu zu verorten. Nur so können die Nutzer*innen der Reportage fol-gen und sind für den nächsten Streckenabschnitt gerüstet.

Dieser Abschnitt soll neben einigen Tipps, Hinweisen und Denk-anstößen auch eine grafische Darstellung in diesem Kapitel liefern, die versucht einige Begrifflichkeiten zu vereinheitlichen,um Nutzern*innen ein bundesweit möglichst einheitliches Instru-mentarium für die Verortung an die Hand zu geben – damit Fansvon München bis Hamburg das gleiche „Sechzehnereck“ reportiertbekommen. Zudem sei ergänzt, dass die Spielfeldmarkierungenauf und neben dem Platz bereits etliche Informationen bzw. Längenmaße beinhalten, die die Verortung vereinfachen können.

Es bietet sich an, das Spielfeld in verschiedene Zonen (längs undquer) einzuteilen, wobei die Übergänge fließend sein können. Eshat sich zum Zweck der Vereinfachung bewährt, das Spielfeld fürdie Verortung in je fünf Zonen (Länge und Breite) zu gliedern. Inder Länge des Spielfeldes haben sich folgende Begrifflichkeitendurchgesetzt, die in der Grafik auf S. 71 dargestellt sind. DieBegriffe werden immer in Spielrichtung der sich im Ballbesitzbefindlichen Mannschaft verwendet:• rechte Spur, rechte Außenbahn, rechte Seite, rechte Flanke,

rechts außen, rechts• halbrechte Spur, halbrechte Bahn, halbrechts• mittlere Spur, Zentrale, Zentrum• halblinke Spur, halblinke Bahn, halblinks• linke Spur, linke Außenbahn, linke Seite, linke Flanke, links

außen, links

In der Breite des Spielfeldes haben sich die nachstehenden Begriff-lichkeiten bewährt, die in der Grafik auf S. 71 dargestellt sind:• (rund um den) Sechzehnmeterraum, Angriffszone, Gefahren-

zone, letztes Drittel• Mitte der Hälfte, Halbfeld• Mittelfeld, Zentrale, Mittelkreis• Mitte der Hälfte, Halbfeld

ähnliche Begriffeverwenden

Spielfeld in Zonen einteilen

Begriffe zurBeschreibung in

der Länge undBreite des

Spielfeldes

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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• (rund um den) Sechzehnmeterraum, Abwehrzone, (eigene)Gefahrenzone, erstes Drittel

Eine weitere Orientierungshilfe bei der Verortung bieten die ein-heitlichen Maße des Spielfeldes und seiner Aufteilung, die imRegelwerk festgehalten sind:• Der Mittelkreis hat einen Radius von 9,15 Metern.• Der Abstand einer Mauer beträgt ebenfalls 9,15 Meter und lässt

so bei Freistößen eine genauere Einschätzung der Entfernung zu.• Die von der DFL vorgegebene Rasenmähung in regelmäßigen

Streifen beträgt in der Regel etwas mehr als 5 Meter. Auchdamit lassen sich Entfernungen, bspw. die Distanz zum Tor,genauer abschätzen.

• Die Abstandsmesser beim Eckball (kleine Linien außerhalb desSpielfeldes neben der Seiten- und Torauslinie) sind 9,15 Metervon der Eckfahne entfernt.

• Der Teilkreis am Sechzehnmeterraum hat ebenfalls einenRadius von 9,15 Metern (berechnet vom Elfmeterpunkt) undweist damit in zentraler Position eine Entfernung von gut 20Metern zum Tor auf.

• Die beiden Ecken eines Sechzehnmeterraums sind gut 23 Metervom jeweils näher stehenden Torpfosten („kurzer Pfosten“)entfernt.

Begrifflichkeiten und Fixpunkte im Stadion, die sich nicht zur Ver-ortung eignen: • Auswechselbank, Trainerbank oder Coaching Zone werden häufig

synonym verwendet, bedeuten streng genommen allerdings je -weils etwas anderes und bieten sich daher nicht zur Verortung an.

• Bei der Verortung sollte auf objektive Begriffe gesetzt werdenund nicht auf den Blickwinkel der Reporter*innen – beispiels-weise „auf der rechten Seite“ statt „auf der anderen bzw.gegenüberliegenden Seite“.

• Kurven und Tribünen im Stadion sind lediglich zur „Erstver-ortung“ zu verwenden, also um z. B. die Spielrichtung derTeams zu verdeutlichen. Spielzüge lassen sich anhand solcherbaulichen Großobjekte nur unzureichend schildern.

Abmessungen des Spielfeldes

UngeeigneteBegriffe zur Verortung

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3. Serviceteil

3.1. Das Zentrum für Sehbehinderten- und Blindenreportage (ZSBR)

Das Zentrum für Sehbehinderten- und Blindenreportage ist eingemeinsames Projekt des AWO Bundesverbandes e.V., der Bun-desliga-Stiftung und der Aktion Mensch e.V. Es wurde zum01.09.2014 unter der Federführung des AWO Bundesverbandese.V. mit seinem Projektleiter Björn Naß ins Leben gerufen.

In der ersten Projektphase (Saison 2014/15) wurden alle 36 Vereine der Bundesliga und 2. Bundesliga während des Spiel-betriebs besucht und Coachings mit Reporter*innen sowie Bera-tungsgespräche mit den Vereinsverantwortlichen durchgeführt.Diese Bereisung diente vor allem einer Analyse der Rahmen-bedingungen und der Erhebung der Reportagequalität an denverschiedenen Standorten. Aufgrund der so gewonnenen Datenund Erfahrungsberichte wurden qualifizierte Angebote für undmit Reporter*innen und Vereinen entwickelt. Diese Analyse istBestandteil einer sich entwickelnden Professionalisierung in diesem Bereich.

Eine zentrale Aufgabe des ZSBR ist die Stärkung und Pflege desNetzwerks der bundesweit in der Blindenreportage engagiertenReporter*innen sowie deren Schnittstellenpartner*innen, wie z. B. die Fanbetreuung der Vereine oder die Bundesbehinder-tenfanarbeitsgemeinschaft BBAG. Durch diese Bündelung vonExpertise im ZSBR können strukturelle Maßnahmen sowie dieBeschreibung und Festlegung von Standards im Bereich derBlindenreportage erfolgen. Das Ergebnis dieser abgestimmtenKooperation ist das hier vorliegende Handbuch für Blindenrepor-tage. Das Handbuch und die erwähnten Maßnahmen sichern die bisherige Qualität der Reportagen und gewährleisten derenstetige Fortentwicklung.

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Der permanente Austausch zwischen ZSBR und dem Netzwerk hatzum Ziel, flankierende Maßnahmen zur Verbesserung der Blin-denreportage, auch bezüglich der öffentlichen Resonanz, zu ent-wickeln und umzusetzen. Zu nennen sind hier beispielsweise:

Das Angebot einer technischen Grundausrüstung für Vereine, dienoch keine Blindenreportage anbieten. Dieses Angebot wurdegemeinsam mit dem Deutschen Fußballbund (DFB) und der Deut-schen Fußball Liga (DFL) erstellt.

Die Entwicklung von Audiovisitenkarten für die Website der Bun-desliga-Stiftung www.barrierefrei-ins-stadion.de wurde vomZSBR beratend begleitet.

Die im März 2016 online geschaltete, durch das ZSBR entwickelteund betreute Website www.fussball-blinden-reportage.de. Hierfinden sich: • Reportagen, die spieltagsaktuell von den kooperierenden Ver-

einen hochgeladen werden können• Profile der Blindenreporter*innen von den bislang beteiligten

Standorten• Neuigkeiten rund um die Blindenreportage• Informationen zur Anreise und Orientierung beim Stadion-

besuch für blinde und sehbehinderte Fans• Erläuterung der Blindenreportage und zum ZSBR in leicht ver-

ständlicher Sprache• Kontaktdaten unserer Ansprechpartner*innen sowie der Behin-

dertenfanbeauftragten der Vereine

Die Konzeption und Durchführung von Qualifizierungen undCoachings für Vereine und Reporter*innen ist ein zentralesAnliegen des ZSBR. Aufbauend auf diesen Maßnahmen wird einezertifizierte Ausbildungsreihe zum*zur Blindenreporter*in ent-wickelt. Das Zentrum hat sich bisher inhaltlich an den jährlichenWeiterbildungsmaßnahmen der DFL beteiligt und diese didaktischunterstützt. Darüber hinaus wurden bei diversen Vereinen zwei-tägige Basisschulungen vor Ort durchgeführt – jeweils in enger

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Absprache mit den veranstaltenden Clubs und auf die Bedürfnisseder Reporter*innen zugeschnitten.

Bei Bedarf besucht das Zentrum die Vereine und Reporter*innenauch vor Ort, um mit einem gezielten Coaching anhand eines„Minutenprotokolls“ die Qualität der Blindenreportage zu sichern.

Das ZSBR ist regelmäßig auf Netzwerk-Veranstaltungen und inGremien vertreten, wie z. B.:• Bundesbehindertenfanbeauftragten-Tagung der Deutschen

Fußball Liga (DFL)• Teil des Fachgremiums der „Inklusionstage“ des Bundesminis-

teriums für Arbeit und Soziales (BMAS)• Vollversammlung des „Centre for Access to Football in Europe”

(CAFE)• Vollversammlung der Bundesbehindertenfanarbeitsgemein-

schaft (BBAG)• Runder Tisch der BBAG mit Nutzer*innen• Treffen des Trägerverbunds der AWO-Fanprojekte (AWO-Pass-

Genau)• Regionalsprecher*innen-Treffen der Blindenreporter*innen

Deutschlands mit der DFL• Deutscher Kinder-und Jugendhilfetag (DJHT)• Deutscher Fürsorgetag • Inklusionskonferenz der Aktion Mensch

Vom 01.09.2014 bis zum 31.08.2017 wurde das „Zentrum fürSehbehinderten- und Blindenreportage“ unter der Leitung vonBjörn Naß in Trägerschaft vom AWO Bundesverband e.V. aufge-baut. Zum 01.09.2017 geht die Trägerschaft des Zentrums unddes Projektes an den Verein „AWO Passgenau Trägerverbund derFanprojekte e.V.“ über.

(Postadresse: AWO-Passgenau Trägerverbund der Fanprojekte e.V. c/o AWO Bundesverband e.V., Blücherstr. 62-63, 10961 Berlinnähere Kontaktinformationen unter: http://www.fussball-blinden-reportage.de/kontakt)

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3.2. Behindertenfanbeauftragte Bundesliga9

FC Augsburg: Elisabeth FritzschingTelefon 0821-65040370Mobil 0176-45564491Fax 0821-65040555

Hertha BSC: Andreas BlaszykTelefon 030-300928555Mobil 0174-9699348Fax 030-300928895E-Mail [email protected]

SV Werder Bremen: Alexandra LüddeckeTelefon 0421-833590Mobil 0172-4267619E-Mail [email protected]

Borussia Dortmund: Uwe PleßTelefon 0231-590966Fax 02331-9078101E-Mail [email protected]

Eintracht Frankfurt: Clemens SchäferTelefon 069-95503270Mobil 0170-7650124Fax 069-95503289E-Mail [email protected]

9 Die Tabellen der Behindertenfanbeauftragten der 1. Bundesliga, 2. Bundesligaund 3. Liga sowie die Übersicht der Vereine, die Blindenreportage anbieten,sind nach den Städtenamen alphabetisch sortiert.

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Sport-Club Freiburg: André WunderTelefon 0761-38551513Mobil 0151-70523923Fax 0761-3855191513E-Mail [email protected]

Hamburger SV: Fanny BoynTelefon 040-41551530Fax 040-41551510E-Mail [email protected]

Hannover 96: Detlef KühneMobil 0152-53663551E-Mail [email protected]

TSG 1899 Hoffenheim: Charly MildenbergerMobil 0151-18015576E-Mail [email protected]

1. FC Köln: Marie-Luise SiemsTelefon 0221-71616491Fax 0221-71616319E-Mail [email protected]

RB Leipzig: Axel AckermannMobil 0177-8381856E-Mail [email protected]

Bayer 04 Leverkusen: Andreas PaffrathTelefon 0214-8660860Mobil 0151-58040095Fax 0214-8660862E-Mail [email protected]

1. FSV Mainz 05: Beate TrautmannMobil 0177-7270277E-Mail [email protected]

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Borussia Mönchengladbach: Andrea HanischMobil 0170-2360331E-Mail [email protected]

FC Bayern München: Kim KrämerTelefon 09384-7369051Fax 032-223746344E-Mail [email protected]

FC Schalke 04: Hans-Joachim DohmTelefon 0209-877554Mobil 0173-1904015Fax 0209-877542E-Mail [email protected]

VFB Stuttgart: Richard SillmannTelefon 0711-426949Mobil 0163-4269490E-Mail [email protected]

VFL Wolfsburg: Mike CompagnoneMobil 0172-5107661Fax 05361-8935520E-Mail [email protected]

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3.3. Behindertenfanbeauftragte 2. Bundesliga10

FC Erzgebirge Aue: Heiko HambeckMobil 0157-72965993E-Mail [email protected]

1. FC Union Berlin: Jürgen ZeßinE-Mail [email protected]

DSC Arminia Bielefeld: Jörg WinkelmannMobil 01520-6764686E-Mail [email protected]

VFL Bochum 1848: Steffi TatgeMobil 0174-6779979E-Mail [email protected]

Eintracht Braunschweig: Patrick LeonardiMobil 0151-22328361E-Mail [email protected]

SV Darmstadt 98: Tomas VollmarE-Mail [email protected]

MSV Duisburg: Alexander MöhringMobil 0177-7405121E-Mail [email protected]

SG Dynamo Dresden: Maria EinhornMobil 0176-10627815E-Mail [email protected]

10 Die Tabellen der Behindertenfanbeauftragten der 1. Bundesliga, 2. Bundesligaund 3. Liga sowie die Übersicht der Vereine, die Blindenreportage anbieten,sind nach den Städtenamen alphabetisch sortiert.

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Fortuna Düsseldorf: Stefan FelixTelefon 0211-5449846Mobil 0173-4162302E-Mail [email protected]

SpVgg Greuther Fürth: Tanja FaltinMobil 0151-23067647Fax 0911-97676815E-Mail [email protected]

1. FC Heidenheim 1846: Martin CavanMobil 0176-38803654E-Mail [email protected]

FC Ingolstadt: Thomas FilipMobil 0171-2042857E-Mail [email protected]

1. FC Kaiserslautern: Erich HuberMobil 0152-22307300E-Mail [email protected]

Holstein Kiel: Holger FischerMobil 0176-41926773E-Mail [email protected]

1. FC Nürnberg: Rosi FriedrichTelefon 0911-94079180Mobil 0171-1937562Fax 0911-940796180E-Mail [email protected]

FC St. Pauli: Jörn WeidlichMobil 0177-2442066E-Mail [email protected]

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SSV Jahn Regensburg: Anton EnglbrechtMobil 0171-1740269E-Mail [email protected]

SV Sandhausen: Martina GötzTelefon 06224-593132Mobil 0176-81565995E-Mail [email protected]

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3.4. Behindertenfanbeauftragte 3. Liga11

1. FC Magdeburg: Gerald AltmannMobil 0177-4033410Fax 0391-6314424E-Mail [email protected]

VFR Aalen: Patrick HäberleMobil 0176-63653554E-Mail [email protected]

SV Werder Bremen II: Alexandra LüddeckeMobil 0172-4267619E-Mail [email protected]

Chemnitzer FC: Peggy SchellenbergerMobil 0172-3723143E-Mail [email protected]

Rot-Weiß Erfurt: Michaela Haupt-HeinkeMobil 0152-22872755E-Mail [email protected]

Hallescher FC: Werner GrabaumTelefon 0345-5605523Mobil 0163-2605492E-Mail [email protected]

11 Die Tabellen der Behindertenfanbeauftragten der 1. Bundesliga, 2. Bundesligaund 3. Liga sowie die Übersicht der Vereine, die Blindenreportage anbieten,sind nach den Städtenamen alphabetisch sortiert.

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FC Carl Zeiss Jena: Andreas Wiese (Fanbeauftragter)E-Mail: [email protected] SC: Carsten de la PorteTelefon 0721-9415327Mobil 0179-1242665E-Mail [email protected]

SC Fortuna Köln: Ingolf StollensMobil 0174-3323027Fax 0221-99896699E-Mail [email protected]

SV Meppen: Nicht Benannt

SC Preussen Münster: Antje WissingMobil 0173-7242570E-Mail [email protected]

VFL Osnabrück: Hubert BosseTelefon 05452-1420Mobil 0171-6300234E-Mail [email protected]

SC Paderborn 07: Christian JustTelefon 05251-8771907Mobil 0175-7281088Fax 05251-8771999E-Mail [email protected]

FC Hansa Rostock: Uwe SchröderMobil 0151-10825254E-Mail [email protected]

SG Sonnenhof-Großaspach: Tilo TietzMobil 0151-29105035E-Mail [email protected]

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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SpVgg Unterhaching: Karl BörschleinE-Mail [email protected]

SV Wehen Wiesbaden: Volker KaczmarekMobil 0171-8252181E-Mail [email protected]

Würzburger Kickers: Tanja BartschMobil 0176-78295947E-Mail [email protected]

FSV Zwickau: Heiko FetischMobil 0171-9926854E-Mail [email protected]

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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3.5. Alle Vereine, die Blindenreportage anbieten, auf einen Blick12

Alemannia Aachen

FC Erzgebirge Aue

FC Augsburg

Hertha BSC

1.FC Union Berlin

DSC Arminia Bielefeld

VFL Bochum 1848

Eintracht Braunschweig

SV Werder Bremen

SV Darmstadt 98

Borussia Dortmund

SG Dynamo Dresden

MSV Duisburg

Fortuna Düsseldorf

Rot Weiß Essen

Eintracht Frankfurt

FSV Frankfurt

Sport-Club Freiburg

SpVgg Greuther Fürth

12 Die Tabellen der Behindertenfanbeauftragten der 1. Bundesliga, 2. Bundesligaund 3. Liga sowie die Übersicht der Vereine, die Blindenreportage anbieten,sind nach den Städtenamen alphabetisch sortiert.

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Hamburger SV

Hannover 96

1.FC Heidenheim 1846

TSG 1899 Hoffenheim

FC Ingolstadt

1. FC Kaiserslautern

Karlsruher SC

Holstein Kiel

1. FC Köln

RB Leipzig

Bayer 04 Leverkusen

1.FC Magdeburg

1. FSV Mainz 05

Borussia Mönchengladbach

FC Bayern München

1. FC Nürnberg

VFL Osnabrück

SC Paderborn

SSV Jahn Regensburg

FC Hansa Rostock

FC St. Pauli

FC Schalke 04

VFB Stuttgart

VFL Wolfsburg

Würzburger Kickers

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

89

3.6. Ansprechpartner*innen DFL

Organigramm: Fanangelegenheiten DFL

Abbildung 12: Organigramm Fanangelegenheiten DFL (Quelle: DFL)

Thomas Schneider

Leiter

Benjamin Kandler

Stellv. LeiterFachbereichsleiter Fanwesen

Eric Roda Gracia

ReferentFachbereich Fanwesen

Arne Stratmann

ReferentFachbereichsleiter Barriere-

freiheit & Prävention

Katharina Baumann

Fanangelegenheiten

Sabrina Lehmann

Projektmanager Fanangelegenheiten

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Regionalgruppeneinteilung der DFL

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BUNDESLIGA 2. BUNDESLIGA 3. LIGA

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Ansprechpartner DFL:Arne StratmannReferent FanangelegenheitenTel.: +49-69/65005283E-Mail: [email protected]

Ansprechpartner DFB:Gerald von Gorissen Fachbereich Fanbelange Hauptabteilung Prävention & SicherheitGeneralsekretariatTel.: +49-696788314E-Mail: [email protected]

3.7. Fanorganisationen für Menschen mit Behinderungen in Deutschland und Europa

Die Deutsche Interessenvertretung für Fußballfans mit Behinde-rungen ist erreichbar unter:www.bbag-online.deE-Mail: [email protected]

Die Europäische Interessenvertretung für Fußballfans mit Behin-derungen ist erreichbar unter:www.cafefootball.eu

Die Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft (BBAG)

1999 trafen sich erstmals in Fanclubs organisierte behinderteFußballfans und Behindertenfanbetreuer*innen (damals war derBegriff Behindertenfanbeauftragte noch nicht verbreitet) der Ver-eine, um sich untereinander auszutauschen und die Öffentlichkeitauf ihre Belange rund um den Fußball aufmerksam zu machen.Im Juni 2003 wurde aus diesem informellen Zusammenschluss

Zusammenschlussaus Fans mitBehinderungenund Fanbetreu-ung der Vereine

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

92

ein eingetragener und gemeinnütziger Verein: die Bundesbehin-dertenfanarbeitsgemeinschaft e.V. für alle Fußball-Ligen (BBAG).

Bereits in den Jahren vor der Vereinsgründung konnte die BBAGeinige positive Entwicklungen im deutschen Fußball initiieren. Sowurde u.a. auf ihr Betreiben in allen Vereinen der Bundesliga und2. Bundesliga und einem Großteil der 3. Liga ein*e offizielle*rBehindertenfanbeauftragte*r installiert. Zudem wird diese Posi-tion inzwischen bei der Lizenzierung auch von den zuständigenVerbänden abgefragt – ein Ziel, dass in der Vergangenheitwesentlicher Antriebsmotor für die in der BBAG engagiertenAkteure*innen war.

Bemerkenswert an der Vereinsstruktur der BBAG ist vor allem, dasshier sowohl die Fußballclubs und ihre Vertreter*innen – in derRegel Behindertenfanbeauftragte – als auch behinderte Fans undFanclubs mitwirken können und somit ein direkter Austausch zwi-schen „Anbietern*innen“ und „Nutzern*innen“ stattfindet. Der-zeit hat die BBAG 69 Vereinsmitglieder (fast alle Profifußballclubsder Ligen 1 bis 3 sowie eingetragene Vereine) und 34 Beiräte.

Mit der Vergabe der FIFA-Fußballweltmeisterschaft 2006 anDeutschland kam ein zentrales Aufgabenfeld für die BBAG hinzu.Es musste angesichts fehlender oder unzureichender gesetzlicherVorgaben und Normen zum Stadionbau sichergestellt werden,dass das für die WM von allen Beteiligten proklamierte Welt-niveau bei der Ausrichtung der Spiele auch für behinderte Fuß-ballfans eingelöst wird. So wurden bereits im April 2001 „Quali-tätsstandards für behinderte Besucher der WM Stadien 2006“erarbeitet. Diese Expertise wirkt bis heute nach: Aus der Vorlageentwickelten sich u.a. sowohl 2009 die ersten „DFL-Empfehlun-gen zur Barrierefreiheit im Stadion“ als auch 2013 die in Zusam-menarbeit mit dem DFB und einigen Behindertenfanbeauftragtenerstellte „Stellenbeschreibung für Behinderten fanbeauftragte“.

In den folgenden Jahren wurde darüber hinaus zusammen mitder DFL der sogenannte „Reiseführer für behinderte Fußballfans“

Motor der inklusiven

Entwicklungen:WM 2006

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

93

in regelmäßigen Abständen herausgegeben. Dieses Standardwerkermöglichte z. B. jedem behinderten Fan, zu einem Auswärtsspielzu reisen, die Ansprechpartner*innen inkl. Adresse und Telefon-nummer zu finden, Übernachtungstipps zu erhalten und Infor-mationen zu den Stadien und Ticketmöglichkeiten der Profiligenzu bekommen.

Schließlich befindet sich die BBAG mit dem Zentrum für Sehbe-hinderten- und Blindenreportage der AWO ebenfalls im ständigenAustausch. So werden derzeit gemeinsame Beratungsangeboteentwickelt, und auch bei der bundesweiten Jahrestagung derBBAG ist das ZSBR inzwischen ständiger Gast und Referent.

Aktuell sind Vorstandsmitglieder der BBAG in der AG Fankulturen desDFB, bei regelmäßigen Treffen mit DFL und DFB sowie verschiedenenanderen nationalen und europäischen Fan- und Arbeitsgemein-schaften vertreten, so beispielsweise bei CAFE und FSE (Football Supporters Europe). Der Vernetzungsgedanke findet hier also prak-tische Umsetzung, um sämtliche Akteure*innen auf diesem Feldzusammenzuführen, damit eine umfassende Teilhabe von blindenund sehbehinderten Menschen am gesellschaftlichen Leben im Allgemeinen und beim Fußball im Besonderen gelingen kann.

Vorstellung der Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft e.V.(BBAG) im Kontext der Blindenreportage

In der Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft e.V. (BBAG) allerFußball-Ligen hat das Thema Blindenreportage sowie blinde Fansseit einigen Jahren einen festen Platz. Fast alle offiziellen Blinden-fanclubs im deutschen Profifußball sind in diesem Dachverbandder behinderten Fans organisiert; damit vertritt die BBAG auch aktivNutzer*inneninteressen gegenüber Verbänden und Proficlubs.

Im Jahr 2014 entschloss man sich – neben den Jahrestagungen,die in der Regel einmal im Jahr bei einem Club der ersten beidendeutschen Ligen stattfinden –, eine zusätzliche Plattform für die

Vernetzung mitnationalen undinternationalenVerbänden

Zusammenarbeitmit dem ZSBR

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

94

jeweiligen Behinderungsarten zu finden, um die im Dachverbandvorhandenen Kompetenzen besser zu bündeln.

Neben den Treffen der gehörlosen Fans und Fanclubs entstandder Arbeitskreis der Blindenfanclubs der BBAG. In ihm wirkenaktuell mit: • der bundesweite Fanclub „Sehhunde“• der Fanclub „Sehbären“ aus Berlin• der Fanclub „Blind Date“ aus Dortmund• der Fanclub „Blindfische“ aus Rostock• eine Nutzervertreterin des FC Schalke 04• die Behindertenfanbeauftragten von Werder Bremen, DSC Armi-

nia Bielefeld und Hertha BSC• der Vorstand der BBAG• der Vorstand der Abteilung Fanangelegenheiten der DFL• der Leiter des Zentrums für Sehbehinderten- und Blinden-

reportage des AWO Bundesverbandes (ZSBR).

Als ein Ergebnis dieser Arbeitsgruppe entstand der Bewertungs-bogen für Blindenreportage, der im Serviceteil dieses Handbuches(Kap. 2.7) abgedruckt ist.

Des Weiteren werden über den Dachverband auch direkte Gesprä-che mit einzelnen Vereinsvertretern gesucht, wenn die Clubs dieExpertise des Bundesverbandes abfragen, beispielsweise bei Neu- und Umbauten von Stadien, oder die Mitglieder/Fanclubsder BBAG diesen um Vermittlung bei Gesprächen mit ihren jewei-ligen Vereinen bitten.

Laufend finden ebenfalls unterjährig Gespräche mit dem ZSBRstatt, um sich über aktuelle Projekte (wie bspw. dieses Handbuch),Weiterbildungen im Bereich der Audiodeskription oder die steti-gen Erweiterungen des Angebotes der Blindenreportage im Profi-fußball auszutauschen.

Sowohl bei den Tagungen der Behindertenfanbeauftragten alsauch den Reportageschulungen der DFL wurde und wird die BBAG

Arbeitskreis Blindenfanclubs

Beratung der Vereine

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

95

über die Abteilung Fanangelegenheiten entsprechend eingebun-den. Seit 2012 finden in unregelmäßigen Abständen auch Tagun-gen der Behindertenfanbeauftragten der 3. Liga beim DFB statt,die die BBAG mitinitiiert hat und ebenfalls dafür sorgte, dass auchim unterklassigen Sektor der Bereich Blindenreportage konse-quent thematisiert und behandelt wird.

3.8. Blindenfanclubs in Deutschland

Blindenfanclubs als Teil der Fanszene in Deutschland sind insbe-sondere in den ersten drei Profiligen vertreten. Allerdings gibt esbei Weitem nicht so viele organisierte Fanclubs wie bei den Roll-stuhlfahrern*innen oder den gehörlosen Fans. Dafür findet sich indiesem Teilbereich für behinderte Fans eine vielfältige Übersichtwieder.

„Sehhunde“ e.V. – Der vereinsübergreifende Fanclub

Es gibt beispielweise den bundesweiten und vereinsübergreifen-den Fanclub „Sehhunde“ e.V., organisiert als eingetragener,mildtätiger Verein und vermutlich der älteste Blindenfanclub. Seit1991 organisieren sich hier blinde und sehbehinderte Fußball-fans, um bessere Rahmenbedingungen für die eigene Zielgruppezu schaffen. Zweck des Vereins ist es, Blinde und Sehbehindertein die Gesellschaft im Allgemeinen und in die Gemeinschaft derFußballfans im Besonderen zu integrieren. Hierzu wurden undwerden Vereine und Stadionbetreiber bei der Installation undBetreuung von Reporter*innen- und Blindenplätzen beraten,man bringt eigene Expertise bei Schulungen von Blindenrepor-ter*innen ein und arbeitet zudem bei verschiedenen Publikatio-nen mit. Darüber hinaus gibt es eigene Mitglieder- und Informa-tionsveranstaltungen zum wechselseitigen Austausch sowie dieregelmäßige Jahreshauptversammlung des Vereins.

„Der Vorteil derOrganisation imFanclub ist derAustausch mitanderen Fußball-interessierten.Darüber hinaushat ein Fanclubbessere Möglich-keiten, Interessenund Bedürfnissedurchzusetzen.“(Regina Hillmann,Sehhunde e.V.)

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

96

BVB-Fanclub „Blind Date“ – Der vereinseigene Fanclub

Neben dem bundesweiten Fanclub entstanden auf regionalerEbene ebenfalls Blindenfanclubs, natürlich vor allem im jeweili-gen Fanumfeld von Fußballvereinen. Als ein klassischer Vertreterist an dieser Stelle der BVB-Fanclub „Blind Date“ aus Dortmundzu nennen, der sich 2002 gründete. Hier fanden sich zunächstblinde und sehbehinderte Fans im Stehplatzbereich (Südtribüne)ein, die gerne gemeinsam die Heimspiele von Borussia Dortmundverfolgen wollten. Da die Stehplätze nicht optimal für die Belangeder blinden und sehbehinderten Fans ausgelegt waren, ermög-lichte der Bundesligist nach einem Stadionumbau 2005 denUmzug auf den Sitzplatzbereich im Block 5 der Osttribüne. Zudemtraf sich der Fanclub mit potenziellen Blindenreporter*innen undVereinsvertretern*innen, um den Service der Blindenreportageeinzurichten. Das Beispiel aus Dortmund verdeutlicht die Mög-lichkeiten, wenn alle Beteiligten in einem Projekt kooperierenund ihre Vorstellungen einbringen können.

Hertha BSC-Fanclub „Sehbären“ – Der Allround-Fanclub

Dass nicht nur der lokale Fußballverein von den Erfahrungen blinder Fans profitieren kann, zeigt das Beispiel des Fanclubs„Sehbären“. Dieser wurde auf Initiative von Hertha BSC Berlin im Februar 2006 gegründet, ist inzwischen aber als offizielle Interessengruppe im Allgemeinen Blinden- und Sehbehinderten-verein Berlin (ABSV) aktiv.

In diesem Zusammenhang entwickelte der Fanclub in Kooperationmit externen Partnern auch Reportagemöglichkeiten für andereSportarten in Berlin, so bspw. für Handball (Füchse Berlin) undEishockey (Eisbären Berlin). Für die Spiele der Eisbären erhaltenblinde bzw. sehbehinderte Besucher*innen einen Radiokom-mentar; bei den Spielen der Füchse Berlin wird eine Live-Audio-reportage angeboten, ähnlich wie bei den Spielen von Hertha BSC.

„Durch die Organisation imFanclub wird dieKartenbestellung

– gerade fürwichtige Spiele –

einfacher. Darüberhinaus trifft mansich auch außer-halb des Stadions

und kann sichaustauschen.“

(Susanne Klausing,

Hertha Fan)

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

97

Die genannten Beispiele stellen nur einen Auszug der Aktivitätender verschiedenen Blindenfanclubs dar. Eine Liste der deutschenBlindenfanclubs findet sich im Serviceteil dieses Handbuches imAnschluss an dieses Kapitel.

VfB Stuttgart und Arminia Bielefeld – Integrative Fanclubs derFußballvereine

Ergänzend und abschließend soll noch erwähnt werden, dass sichblinde und sehbehinderte Fans auch auf unterschiedliche Art inintegrativen Fanclubs engagieren können, die sich aus behinder-ten und nichtbehinderten Fans zusammensetzen. Diese findensich besonders im Umfeld von Behinderteneinrichtungen, bspw. inkaritativen Werkstätten und Wohnheimen. Stellvertretend sei hierauf den „VfB-Fanclub der Neckartalwerkstätten CaritasverbandStuttgart e.V.“ und auf den an die „Von Bodelschwinghschen Stif-tungen Bielefeld-Bethel“ angegliederten Fanclub „Arminen-schmiede“ verwiesen.

Kontakt Blindenfanclubs

Fanclub Sehhunde e.V.Steenwisch 8222527 HamburgTelefon: 040-40197628Telefax: 040-40197625E-Mail: [email protected]

Fanclub SehbärenOffizieller Hertha BSC-Fanclub #550 für Blinde, Sehbehinderteund SehendeSUSANNE KLAUSING UND AXEL MEYERGoßlerstraße 26D-12161 BerlinE-Mail: [email protected]

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Fanclub BlinddateDaniela SchmidtAm Feldhof 3344577 Castrop-RauxelTelefon: 02305-9984009E-Mail: [email protected]

3.9. Ansprechpartner*innen Aktion Mensch

Bereich FörderungUte Schmidt (Service-Telefon Förderung)Telefon: 0228-2092-5272E-Mail: [email protected]

Aktion Mensch e.V.Bereich FörderungHeinemannstraße 3653175 Bonn

Fax: 0228-2092-5130E-Mail: [email protected]

Website: www.aktion-mensch.de

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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3.10. Nützliche Freeware und Links

In dieser Rubrik finden sich nützliche Links zu einem Audio-schnittprogramm und zur Vorbereitung auf die Spiele.

Das Schnittprogramm ist einfach zu bedienen und sollte dasSchneiden zum späteren Hochladen auf www.blindenrepor-tage.de ermöglichen:http://www.audacity.de/

Links zur Spielvorbereitung:www.bundesliga.dewww.kicker.dewww.transfermarkt.dehttp://www.statz-wulff.de/de/rainerwulff/ausspracheliste/

Diese Websites bieten alle Informationen rund um den nächstenEinsatz im Stadion.

Handbuch für Blindenreportage im Fußball

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Literaturverzeichnis

Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen (Hrsg.): Die UN-Behindertenrechtskonvention. Übereinkommen über die Rechte vonMenschen mit Behinderungen, Oktober 2014.

Bertram, B.: Häufigkeit und Ursachen von Blindheit und Sehbehinderung inDeutschland, In: Der Augenarzt, Dezember 2005, 267-268.

Deutscher Fussball-Bund (24.03.2017): TV-Honorar für die 3. Liga steigt auf 12,8Millionen Euro, http://www.dfb.de/3-liga/news-detail/tv-honorar-fuer-die-3-liga-steigt-auf-128-millionen-euro-17203/ (Zugriff am 25.04.2017).

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Titelbild (Quelle: Alexander Scheuber/GettyImages) . . . . . . . . 1

Abbildung 2: Der Arbeitsplatz der Blindenreporter auf Schalke (Quelle: Lukas Schulze/GettyImages) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Abbildung 3: KSC-Fan Michael Schmiedel mit seiner Frau Kirsten (Mitte). (Quelle: Walter) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Abbildung 4: Ein Hörer beim Spiel RB Leipzig-SV Werder Bremen (Quelle: Ronny Hartmann/GettyImages) . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Abbildung 5: Zwischen Exklusion und Inklusion (Quelle: Aktion Mensch) . . . 20

Abbildung 6: Aufbau der Fanbetreuung im Verein, eigene Darstellung . . . . 28

Abbildung 7: Zwei Reporter bei der Arbeit während eines Bundesliga Spiels des FC Schalke 04 (Quelle: Lukas Schulze/GettyImages) . . . . . 31

Abbildung 8: Reporter*innen-Arbeitsplatz (Quelle: Broder-Jürgen Trede) . . 45

Abbildung 9: Drei Leipziger Reporter beim Reportieren ihres Heimvereins (Quelle: Ronny Hartmann/GettyImages) . . . . . . . . . . . . . . . . 53

Abbildung 10: Zuhörer der Reportage in Leipzig. Er sieht das Spiel vor seinem inneren Auge (Quelle: Ronny Hartmann/GettyImages) . . . . . . 61

Abbildung 11: Fußballfeld mit Orientierungspunkten, Bezeichnungen und Abmessungen, eigene Darstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74

Abbildung 12: Organigramm Fanangelegenheiten DFL (Quelle: DFL) . . . . . . . 89

Abbildung 13: Regionalgruppeneinteilung der DFL (Quelle: DFL) . . . . . . . . . . 90

Abbildung 14: Das Spiel ist aus, die Tribünen sind leer (Quelle: Alexander Scheuber/GettyImages) . . . . . . . . . . . . . . 102

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102

Abbildung 14: Das Spiel ist aus, die Tribünen sind leer (Quelle: Alexander Scheuber/GettyImages)

„Ich fände es super, wenn noch vielmehr blinde und sehbehinderte

Fußballfans ins Stadion gehen unddas Angebot der Blindenreportage

wahrnehmen. Es lohnt sich, definitiv!“

(Michael Schmiedel, KSC Fan)

awo.org