handelsblatt - 29 06 2020

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Ausgebremst Wie Corona den Kampf um den CDU-Vorsitz beeinflusst S. 6 G 02531 NR. 122 PREIS 3,30 € Dax 12 089,39 -0,73 % E-Stoxx 50 3 204,17 -0,46 % Dow Jones 25 015,55 -2,84 % S&P 500 3 009,05 -2,42 % Gold 1 771,30 $ +0,43 % Euro/Dollar 1,1219 $ +0,01 % Schlusskurs Freitag Kurz notiert · Umstrittene Anleihekäufe: Der Bundesregierung liegt eine Begründung der Europäischen Zentralbank zur Verhältnismä- ßigkeit ihrer Anleihekäufe vor. Die teilweise als geheim einge- stuften Papiere sollen jetzt an den Bundestag weitergegeben werden. Das Bundesverfas- sungsgericht hatte eine Über- prüfung der Verhältnismäßig- keit des EZB-Anleihekaufpro- gramms gefordert. Seite 8 · Verhältnis zu den USA: Das deutsch-amerikanische Verhält- nis war nach Einschätzung des amerikanischen Thinktanks American Institute for Contem- porary German Studies noch nie so schlecht wie heute. Das Institut hat einen Themenkata- log zusammengestellt, was der künftige US-Präsident zur Ver- besserung der transatlantischen Beziehungen tun sollte. Seite 10 · Lufthansa muss sparen: Die Airline steht vor einem gewalti- gen Umbau, der Arbeitsplätze kosten wird. Die Staatshilfen in Höhe von neun Milliarden Euro entpuppen sich dabei auch als Belastung. „Die Zinsen sind mei- ner Meinung nach zu hoch“, sagt Großaktionär Heinz Hermann Thiele. Selbst in normalen Jah- ren könne der Konzern die Kre- dite mit Zinsen von bis zu neun Prozent kaum aus dem Cashflow bedienen. Seite 14 · Flaute auf dem Au- tomarkt: Experten rechnen mit einem Ein- bruch der weltweiten Autoproduktion auf 70 Millionen Fahrzeuge. Tausende Jobs könnten trotz Kurzarbeit verloren gehen. Die Zulieferer Continental, Bosch und ZF rin- gen um die bedrohten Arbeits- plätze – mit teilweise sehr krea- tiven Modellen. Den Gewerk- schaften gefällt nicht jeder Vorstoß. Seite 20 · Vonovia-Bilanzcheck: Wäh- rend die Coronakrise Indus- trieunternehmen Sorgen berei- tet, erweist sich das Wohnungs- geschäft als robust, wie sich am Beispiel des deutschen Markt- führers zeigt. Seite 30 Mai vorgelegt. Davon sollen 500 Milliarden als nicht rückzahlbare Zuwendungen insbesondere an die von der Coronakrise besonders hart getroffenen EU- Staaten fließen, die restlichen 250 Milliarden Euro als Darlehen. Dieser Teil des Programms ist umstrit- ten. Der niederländische Premier, der die Staaten- gruppe der sogenannten „Sparsamen Vier“ anführt, lehnt Zuschüsse aus dem Wiederaufbauprogramm bisher kategorisch ab und beharrt darauf, dass es nur rückzahlbare Darlehen geben dürfe. Von der Leyen sagte, die EU dürfe den hochver- schuldeten Mitgliedstaaten nicht noch mehr Kredite aufbürden und ihnen „mit immer höheren Zinslas- ten die Luft abschnüren“. Die Kommissionschefin betonte, dass mit den Zuschüssen Reformauflagen verbunden sein sollen. Dafür habe die EU-Kommissi- on „Vorsorge getroffen“. Ein Ausweg aus dem Streit ist bislang nicht absehbar. R. Berschens, S. Afhüppe Die EU-Kommissionschefin dringt auf eine Einigung beim Wiederaufbaufonds. Vor der Sommerpause müsse ein Kompromiss stehen, fordert sie im Interview. Von der Leyens Mahnung Kanzlerin Merkel und Kommissionschefin von der Leyen (v.l.): Gemeinsamer Einsatz für den Wiederauf- baufonds. Stefan Boness / VISUM > Schwerpunkt Seiten 4, 5 Continental D ie Corona-Pandemie hat in Europa eine schwere ökonomische Krise ausgelöst. Entsprechend entschlossen appelliert Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an die EU-Regierungschefs, den geplanten Wiederaufbauplan noch im Juli zu beschlie- ßen. „Wichtig ist, dass wir vor der Sommerpause fertig werden“, sagte von der Leyen im Interview mit dem Handelsblatt. Angesichts der inhaltlichen Differenzen sei es aber unklar, ob der Durchbruch bereits auf dem nächsten EU-Gipfel Mitte Juli gelinge. Vielleicht werde ein zweiter Gipfel notwendig. „Wir müssen jedenfalls so lange arbeiten, bis das Paket auf den Weg gebracht ist“, sagte sie. Europa stecke in der tiefsten Wirt- schaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg und brauche dringend dieses Konjunkturprogramm. Die EU-Kommission hatte den Wiederaufbauplan mit einem Volumen von 750 Milliarden Euro Ende Heftige Kritik an Wirecard-Aufsicht Nach Handelsblatt-Informationen drängte die Bafin zum Insolvenzantrag. Die Finanzaufsicht Bafin hat Druck auf das Management des schwer angeschlagenen Zahlungsabwicklers Wirecard ausgeübt, um eine Insolvenzverschleppung und ein Abfließen von Geldern zu verhindern. Nach Informationen des Handelsblatts hat eine Intervention der Bafin von Mittwoch auf Donnerstag vergangener Woche den Ausschlag für die Insolvenzmeldung gege- ben. Die Bafin habe dem neuen Vorstands- vorsitzenden James Freis und Aufsichts- ratschef Thomas Eichelmann nachdrück- lich zu verstehen gegeben, dass die Verhandlungen mit den Gläubigerbanken nicht zu einer Verschleppung der Krise führen dürften, berichten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen. Die Bafin lehnte einen Kommentar ab. Unterdessen steigt die Kritik an der Bafin und der Deutschen Prüfstelle für Rech- nungslegung (DPR). Die Bundesregierung will den Vertrag mit der DPR, die als Verein die Rechnungslegung aller börsennotierten Firmen prüft, kündigen. Bafin-Präsident Felix Hufeld muss sich am Mittwoch vor dem Finanzausschuss erklären. Bei Wirecard rechnet man mit einer Zer- schlagung. Die Holding hat am Donnerstag Insolvenz angemeldet, nachdem bekannt geworden war, dass 1,9 Milliarden Euro, ein Viertel der Bilanzsumme, höchstwahr- scheinlich nicht existieren. feho, jhi MONTAG, 29. JUNI 2020 DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG > Bericht, Interview Seite 28 Umstrittene Steuersenkung Viele Mittelständler hadern mit der niedrigeren Mehrwertsteuer. S. 22 Wichtig ist, dass wir vor der Sommerpause fertig werden. Ursula von der Leyen EU-Kommissionschefin Abflug Warum Thorsten Dirks die Lufthansa verlässt. S. 47 Handelsblatt GmbH Kundenservice Tel. 0800–2233110, [email protected] Monatsabonnement: Handelsblatt Print: 66,70 Euro Handelsblatt Print + Premium: 76,69 Euro www.handelsblatt.com/angebot Belgien, Luxemburg, Niederlande u. Österreich 3,70 € / 3,90 €, Frankreich 4,10 € / 4,50 €, Großbritannien 3,70 GBP / 3,90 GBP, Schweiz 5,80 CHF / 6,20 CHF, Polen 22,90 PLN / 23,90 PLN UPLOADED BY "What's News" vk.com/wsnws TELEGRAM: t.me/whatsnws

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Page 1: Handelsblatt - 29 06 2020

AusgebremstWie Corona den Kampf um den

CDU-Vorsitz beeinflusst S. 6

G 02531 NR. 122 PREIS 3,30 €

Dax12 089,39 -0,73 %

E-Stoxx 503 204,17 -0,46 %

Dow Jones25 015,55 -2,84 %

S&P 5003 009,05 -2,42 %

Gold1 771,30 $+0,43 %

Euro/Dollar1,1219 $+0,01 %

Schlusskurs Freitag

Kurz notiert

· Umstrittene Anleihekäufe:Der Bundesregierung liegt eineBegründung der EuropäischenZentralbank zur Verhältnismä-ßigkeit ihrer Anleihekäufe vor.Die teilweise als geheim einge-stuften Papiere sollen jetzt anden Bundestag weitergegebenwerden. Das Bundesverfas-sungsgericht hatte eine Über-prüfung der Verhältnismäßig-keit des EZB-Anleihekaufpro-gramms gefordert. Seite 8

· Verhältnis zu den USA: Dasdeutsch-amerikanische Verhält-nis war nach Einschätzung desamerikanischen ThinktanksAmerican Institute for Contem-porary German Studies nochnie so schlecht wie heute. DasInstitut hat einen Themenkata-log zusammengestellt, was derkünftige US-Präsident zur Ver-besserung der transatlantischen Beziehungen tun sollte. Seite 10

· Lufthansa muss sparen: DieAirline steht vor einem gewalti-gen Umbau, der Arbeitsplätzekosten wird. Die Staatshilfen inHöhe von neun Milliarden Euroentpuppen sich dabei auch alsBelastung. „Die Zinsen sind mei-ner Meinung nach zu hoch“, sagt Großaktionär Heinz HermannThiele. Selbst in normalen Jah-ren könne der Konzern die Kre-dite mit Zinsen von bis zu neunProzent kaum aus dem Cashflow bedienen. Seite 14

· Flaute auf dem Au-tomarkt: Expertenrechnen mit einem Ein-bruch der weltweitenAutoproduktion auf 70Millionen Fahrzeuge.Tausende Jobs könnten

trotz Kurzarbeit verlorengehen. Die Zulieferer

Continental, Bosch und ZF rin-gen um die bedrohten Arbeits-plätze – mit teilweise sehr krea-tiven Modellen. Den Gewerk-schaften gefällt nicht jeder Vorstoß. Seite 20

· Vonovia-Bilanzcheck: Wäh-rend die Coronakrise Indus-trieunternehmen Sorgen berei-tet, erweist sich das Wohnungs-geschäft als robust, wie sich am Beispiel des deutschen Markt-führers zeigt. Seite 30

Mai vorgelegt. Davon sollen 500 Milliarden als nicht rückzahlbare Zuwendungen insbesondere an die von der Coronakrise besonders hart getroffenen EU-Staaten fließen, die restlichen 250 Milliarden Euro als Darlehen. Dieser Teil des Programms ist umstrit-ten. Der niederländische Premier, der die Staaten-gruppe der sogenannten „Sparsamen Vier“ anführt, lehnt Zuschüsse aus dem Wiederaufbauprogramm bisher kategorisch ab und beharrt darauf, dass es nur rückzahlbare Darlehen geben dürfe.

Von der Leyen sagte, die EU dürfe den hochver-schuldeten Mitgliedstaaten nicht noch mehr Kredite aufbürden und ihnen „mit immer höheren Zinslas-ten die Luft abschnüren“. Die Kommissionschefin betonte, dass mit den Zuschüssen Reformauflagen verbunden sein sollen. Dafür habe die EU-Kommissi-on „Vorsorge getroffen“. Ein Ausweg aus dem Streit ist bislang nicht absehbar. R. Berschens, S. Afhüppe

Die EU-Kommissionschefin dringt auf eine Einigung beim Wiederaufbaufonds. Vor der Sommerpause müsse ein Kompromiss stehen, fordert sie im Interview.

Von der Leyens Mahnung

Kanzlerin Merkel und Kommissions chefin von der Leyen (v.l.): Gemeinsamer Einsatz für den Wiederauf -baufonds.

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> Schwerpunkt Seiten 4, 5

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Die Corona-Pandemie hat in Europa eine schwere ökonomische Krise ausgelöst. Entsprechend entschlossen appelliert Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an die EU-Regierungschefs, den

geplanten Wiederaufbauplan noch im Juli zu beschlie-ßen. „Wichtig ist, dass wir vor der Sommerpause fertig werden“, sagte von der Leyen im Interview mit dem Handelsblatt.

Angesichts der inhaltlichen Differenzen sei es aber unklar, ob der Durchbruch bereits auf dem nächsten EU-Gipfel Mitte Juli gelinge. Vielleicht werde ein zweiter Gipfel notwendig. „Wir müssen jedenfalls so lange arbeiten, bis das Paket auf den Weg gebracht ist“, sagte sie. Europa stecke in der tiefsten Wirt-schaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg und brauche dringend dieses Konjunkturprogramm.

Die EU-Kommission hatte den Wiederaufbauplan mit einem Volumen von 750 Milliarden Euro Ende

Heftige Kritik an Wirecard-AufsichtNach Handelsblatt-Informationen drängte die Bafin zum Insolvenzantrag.

Die Finanzaufsicht Bafin hat Druck auf das Management des schwer angeschlagenen Zahlungsabwicklers Wirecard ausgeübt, um eine Insolvenzverschleppung und ein Abfließen von Geldern zu verhindern. Nach Informationen des Handelsblatts hat eine Intervention der Bafin von Mittwoch auf Donnerstag vergangener Woche den Ausschlag für die Insolvenzmeldung gege-ben. Die Bafin habe dem neuen Vorstands-vorsitzenden James Freis und Aufsichts-

ratschef Thomas Eichelmann nachdrück-lich zu verstehen gegeben, dass die Verhandlungen mit den Gläubigerbanken nicht zu einer Verschleppung der Krise führen dürften, berichten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen. Die Bafin lehnte einen Kommentar ab.

Unterdessen steigt die Kritik an der Bafin und der Deutschen Prüfstelle für Rech-nungslegung (DPR). Die Bundesregierung will den Vertrag mit der DPR, die als Verein

die Rechnungslegung aller börsennotierten Firmen prüft, kündigen. Bafin-Präsident Felix Hufeld muss sich am Mittwoch vor dem Finanzausschuss erklären.

Bei Wirecard rechnet man mit einer Zer-schlagung. Die Holding hat am Donnerstag Insolvenz angemeldet, nachdem bekannt geworden war, dass 1,9 Milliarden Euro, ein Viertel der Bilanzsumme, höchstwahr-scheinlich nicht existieren. feho, jhi

MONTAG, 29. JUNI 2020

DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG

> Bericht, Interview Seite 28

Umstrittene SteuersenkungViele Mittelständler hadern mit der niedrigeren Mehrwertsteuer. S. 22

Wichtig ist, dass wir vor der

Sommerpause fertig

werden. Ursula von der Leyen

EU-Kommissionschefin

AbflugWarum Thorsten Dirks die Lufthansa verlässt. S. 47

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Page 2: Handelsblatt - 29 06 2020

Meinung & DebatteWirtschaft & Politik / S. 12 Leitartikel Willkürpolitik: Warum die Kita- und Schulschließungen verantwor-tungslos sind.Kommentar Nicht ohne Merkels Hilfe. Rom setzt vor dem EU-Gipfel das gute Verhältnis mit Berlin nicht aufs Spiel.

Unternehmen & Märkte / S. 26 Leitartikel Bilanzskandal: Wirecard muss raus aus dem Dax! Seit Monaten kann der Konzern keine Bilanz vorlegen.

Unternehmen & Märkte

Finanzen & Börsen

Namen & Nachrichten

Wirtschaft & Politik

Pietro Salini

Der Herr der Brücke

/ Seite 44

Der Webuild-Chef, der in Re-kordzeit die Brücke in Genua gebaut hat, sorgt sich um Ita-lien. Er fordert einen Investiti-onsplan von der Regierung.

S. 45 / Dominik Benner

Der Familienunternehmer hat die Plattform Schuhe24, über die mehr als 2000 Fachgeschäfte verkaufen, mit 100 Millionen Euro Um-satz aufgebaut. Das macht ihn selbst in der Krise zum Gewinner.

S. 46 / Michael Jaffé Der Jurist könnte Insolvenzver-walter bei Wirecard wer-den. Er wird immer wieder gerufen, wenn Milliarden im Feuer stehen. Bekannt wur-de er mit seiner Bestellung in der Pleite des Medienim-periums von Leo Kirch.

S. 47 / Thorsten Dirks Der frühere Eurowings-Chef verlässt den Lufthansa-Vor-stand. Dirks soll nicht dazu bereit gewesen sein, auf Bonuszahlungen zu ver-zichten.

+ BusinessLounge / S. 47

Bald soll es zur Ausgabe der

ersten ökologisch

nachhaltigen Bundesanleihe

kommen. Im September wird sie begeben, und

sie soll international einen neuen

Standard setzen.Olaf Scholz

(Bundesfinanzminister) und Svenja Schulze

(Bundesumweltministerin)

Gastkommentar Seite 48

WP-Verbandschef

„Für die Prüfer ist

Wirecard ein Super-

GAU“ / Seite 29

Siemens und Gamesa

Die Fusion im Wind-

kraftgeschäft hat

sich nicht ausgezahlt

/ Seite 18

Langfristige

Geldanlage

Wie sich bei

Aktien Stabili -

satoren für das

Depot finden

lassen / Seite 34

Mittelstand

Die Händler hadern mit

der abgesenkten Mehr-

wertsteuer / Seite 22

Krankenkassen

Welchen Reformbedarf

die Coronakrise deutlich

macht / Seite 36

EU-Ratspräsidentschaft

Die Erwartungen der EU-

Mitglieder sind unter-

schiedlich / Seite 10

Corona in Schlachthöfen

Werden Wurst und

Schnitzel knapp?

/ Seite 16

Coronakrise

Energieintensiven

Branchen macht die

Coronakrise schwer

zu schaffen / Seite 9

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e, F

1onl

ine

NAMENSINDEX

Bardt, Hubertus ................................................................9

Baur, Cornelius .................................................................21

Benner, Dominik .............................................................45

Brantner, Franziska ..........................................................8

Braun, Markus 29.................................................................

Conte, Giuseppe ............................................................44

Dirks, Thorsten ................................................................47

Fuest, Clemens ..................................................................9

Georgiadis, Adonis .........................................................10

Gschrei, Michael .............................................................29

Helm, Günther .................................................................22

Jaffé, Michael ..................................................................46

Klöckner, Julia ..................................................................16

Korte, Karl-Rudolf ............................................................6

Kurz, Sebastian ...............................................................10

Lagarde, Christine ............................................................8

Laschet, Armin ..................................................................6

Leyen, Ursula von der ................................................4, 9

Löfvén, Stefan ..................................................................10

Macron, Emmanuel ........................................................10

Merkel, Angela ............................................................4, 10

Merz, Friedrich ..................................................................6

Nauen, Andreas ...............................................................19

Richenhagen, Martin ......................................................10

Röttgen, Norbert ..............................................................6

Salini, Pietro ....................................................................44

Schäuble, Wolfgang ........................................................8

Scholz, Olaf ........................................................................8

Söder, Markus ....................................................................7

Spohr, Carsten ..........................................................14, 47

Svensson, Ulrik ................................................................47

Thiele, Heinz Hermann ............................................14, 15

Tillmann, Antonius ..........................................................16

Toncar, Florian ...................................................................8

Trump, Donald .................................................................10

Tsipras, Alexis ..................................................................10

Unternehmensindex

Aldi ................................................................................17, 22

Continental ......................................................................20

dm ......................................................................................22

Edeka ..................................................................................17

Eurowings ........................................................................47

Gamesa ..............................................................................18

Globus ...............................................................................22

Lidl ................................................................................17, 22

Lufthansa 14, ................................................................... 47

Müller .................................................................................22

Netto ..................................................................................22

Pfeifer & Langen .............................................................19

In dieser Ausgabe

Inhalt

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 1222

Die Märkte heute

1In Brüssel verhandelt

die EU mit Großbritan-

nien über ein Handels-

abkommen nach dem Brexit. Erstmals seit Monaten mit Pandemie-Auflagen treffen sich die Unterhändler wieder physisch in Brüssel. Heute ist der Auftakt einer weiteren einwöchigen Runde von Ver-handlungen über ein Han-delsabkommen nach dem Brexit. In den ersten vier Ver-handlungsrunden seit dem britischen EU-Austritt Ende Januar gelangen kaum Fort-schritte. Der britische Pre-mierminister Boris Johnson könnte bis Dienstag eine Ver-längerung der Übergangs-frist beantragen, was er aber wiederholt abgelehnt hat. Deswegen droht noch immer ein harter Bruch mit wirt-schaftlich schwerwiegenden Folgen für beide Seiten.

2Boeing startet Testflü-

ge mit der Unglücks-

maschine 737 MAX.

Piloten und Testbesatzungs-mitglieder der US-Luftfahrt-behörde und von Boeing be-ginnen Insidern zufolge am

Montag mit Tests für die Wie-derzulassung der Unglücksma-schine 737 MAX. Der bestver-kaufte Flugzeugtyp des ameri-kanischen Airbus-Rivalen darf seit März 2019 wegen zweier Abstürze mit insgesamt 346 Toten nicht mehr abheben. Bei den nun anstehenden Prüfun-gen für die Zertifizierung sollen Piloten und Crew methodisch

festgelegte Szenarien in der Luft durchspielen und auch ab-sichtlich die neu programmier-te Software auslösen, die bei den Unglücken seinerzeit feh-lerhaft war.

3Das Statistische Bundes-

amt veröffentlicht am

Montag die vorläufige

Schätzung für die Inflationsra-

te im Juni. Im Mai betrug die Teuerungsrate 0,6 Prozent ge-genüber dem Vorjahresmonat und war damit auf den schwächsten Wert seit einein-halb Jahren gefallen. Die niedri-gen Energiepreise galten zu-letzt als maßgeblicher Grund für die schwache Inflation. Der Ölpreis ist seitdem zwar wieder gestiegen, liegt mit aktuell 40

Euro je Barrel der Sorte Brent aber nach wie vor deutlich un-ter dem Vorjahreswert, als er noch über 60 Dollar lag. Für diesen Periodenvergleich bleibt damit der Druck auf die Teue-rungsrate erhalten. Ob sich die-se angesichts der ohnehin schwachen Konjunktur in der Coronakrise aufwärts bewegt, ist ohnehin fraglich.

Analyst

Aktienwert

Empfehlung

Aktueller Kurs

Kursziel

UBS

Nike

Stand: Schlusskurs 26.6.2020HANDELSBLATT

Quelle: Bloomberg

93,67 US$

127,00 US$

Kaufen

Obwohl Nike im abgelaufe-nen Quartal einen Verlust von 790 Millionen Dollar gemeldet hat, belässt die Schweizer Bank UBS ihre Anlageempfehlung auf „kau-fen“. Das Kursziel hat Analyst Jay Sole sogar von 122 auf 127 Dollar angehoben. Der Bericht des Adidas-Konkur-renten deute an, dass die negativen Auswirkungen der Viruskrise schneller ein Ende haben dürften als zunächst gedacht. Die langfristige Aktienstory sei intakt.

Analystencheck

PHW-Gruppe ....................................................................16

Rossmann .........................................................................22

RWE ....................................................................................19

Siemens .............................................................................18

Tönnies ...............................................................................16

Webuild ............................................................................44

Wirecard ....................................................................28, 46

Inhalt

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 1223

Anzeige

UPLOADED BY "What's News" vk.com/wsnws TELEGRAM: t.me/whatsnws

Page 3: Handelsblatt - 29 06 2020

Meinung & DebatteWirtschaft & Politik / S. 12 Leitartikel Willkürpolitik: Warum die Kita- und Schulschließungen verantwor-tungslos sind.Kommentar Nicht ohne Merkels Hilfe. Rom setzt vor dem EU-Gipfel das gute Verhältnis mit Berlin nicht aufs Spiel.

Unternehmen & Märkte / S. 26 Leitartikel Bilanzskandal: Wirecard muss raus aus dem Dax! Seit Monaten kann der Konzern keine Bilanz vorlegen.

Unternehmen & Märkte

Finanzen & Börsen

Namen & Nachrichten

Wirtschaft & Politik

Pietro Salini

Der Herr der Brücke

/ Seite 44

Der Webuild-Chef, der in Re-kordzeit die Brücke in Genua gebaut hat, sorgt sich um Ita-lien. Er fordert einen Investiti-onsplan von der Regierung.

S. 45 / Dominik Benner

Der Familienunternehmer hat die Plattform Schuhe24, über die mehr als 2000 Fachgeschäfte verkaufen, mit 100 Millionen Euro Um-satz aufgebaut. Das macht ihn selbst in der Krise zum Gewinner.

S. 46 / Michael Jaffé Der Jurist könnte Insolvenzver-walter bei Wirecard wer-den. Er wird immer wieder gerufen, wenn Milliarden im Feuer stehen. Bekannt wur-de er mit seiner Bestellung in der Pleite des Medienim-periums von Leo Kirch.

S. 47 / Thorsten Dirks Der frühere Eurowings-Chef verlässt den Lufthansa-Vor-stand. Dirks soll nicht dazu bereit gewesen sein, auf Bonuszahlungen zu ver-zichten.

+ BusinessLounge / S. 47

Bald soll es zur Ausgabe der

ersten ökologisch

nachhaltigen Bundesanleihe

kommen. Im September wird sie begeben, und

sie soll international einen neuen

Standard setzen.Olaf Scholz

(Bundesfinanzminister) und Svenja Schulze

(Bundesumweltministerin)

Gastkommentar Seite 48

WP-Verbandschef

„Für die Prüfer ist

Wirecard ein Super-

GAU“ / Seite 29

Siemens und Gamesa

Die Fusion im Wind-

kraftgeschäft hat

sich nicht ausgezahlt

/ Seite 18

Langfristige

Geldanlage

Wie sich bei

Aktien Stabili -

satoren für das

Depot finden

lassen / Seite 34

Mittelstand

Die Händler hadern mit

der abgesenkten Mehr-

wertsteuer / Seite 22

Krankenkassen

Welchen Reformbedarf

die Coronakrise deutlich

macht / Seite 36

EU-Ratspräsidentschaft

Die Erwartungen der EU-

Mitglieder sind unter-

schiedlich / Seite 10

Corona in Schlachthöfen

Werden Wurst und

Schnitzel knapp?

/ Seite 16

Coronakrise

Energieintensiven

Branchen macht die

Coronakrise schwer

zu schaffen / Seite 9

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ages

/Ral

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s, R

EUTE

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e, F

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ine

NAMENSINDEX

Bardt, Hubertus ................................................................9

Baur, Cornelius .................................................................21

Benner, Dominik .............................................................45

Brantner, Franziska ..........................................................8

Braun, Markus 29.................................................................

Conte, Giuseppe ............................................................44

Dirks, Thorsten ................................................................47

Fuest, Clemens ..................................................................9

Georgiadis, Adonis .........................................................10

Gschrei, Michael .............................................................29

Helm, Günther .................................................................22

Jaffé, Michael ..................................................................46

Klöckner, Julia ..................................................................16

Korte, Karl-Rudolf ............................................................6

Kurz, Sebastian ...............................................................10

Lagarde, Christine ............................................................8

Laschet, Armin ..................................................................6

Leyen, Ursula von der ................................................4, 9

Löfvén, Stefan ..................................................................10

Macron, Emmanuel ........................................................10

Merkel, Angela ............................................................4, 10

Merz, Friedrich ..................................................................6

Nauen, Andreas ...............................................................19

Richenhagen, Martin ......................................................10

Röttgen, Norbert ..............................................................6

Salini, Pietro ....................................................................44

Schäuble, Wolfgang ........................................................8

Scholz, Olaf ........................................................................8

Söder, Markus ....................................................................7

Spohr, Carsten ..........................................................14, 47

Svensson, Ulrik ................................................................47

Thiele, Heinz Hermann ............................................14, 15

Tillmann, Antonius ..........................................................16

Toncar, Florian ...................................................................8

Trump, Donald .................................................................10

Tsipras, Alexis ..................................................................10

Unternehmensindex

Aldi ................................................................................17, 22

Continental ......................................................................20

dm ......................................................................................22

Edeka ..................................................................................17

Eurowings ........................................................................47

Gamesa ..............................................................................18

Globus ...............................................................................22

Lidl ................................................................................17, 22

Lufthansa 14, ................................................................... 47

Müller .................................................................................22

Netto ..................................................................................22

Pfeifer & Langen .............................................................19

In dieser Ausgabe

Inhalt

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 1222

Die Märkte heute

1In Brüssel verhandelt

die EU mit Großbritan-

nien über ein Handels-

abkommen nach dem Brexit. Erstmals seit Monaten mit Pandemie-Auflagen treffen sich die Unterhändler wieder physisch in Brüssel. Heute ist der Auftakt einer weiteren einwöchigen Runde von Ver-handlungen über ein Han-delsabkommen nach dem Brexit. In den ersten vier Ver-handlungsrunden seit dem britischen EU-Austritt Ende Januar gelangen kaum Fort-schritte. Der britische Pre-mierminister Boris Johnson könnte bis Dienstag eine Ver-längerung der Übergangs-frist beantragen, was er aber wiederholt abgelehnt hat. Deswegen droht noch immer ein harter Bruch mit wirt-schaftlich schwerwiegenden Folgen für beide Seiten.

2Boeing startet Testflü-

ge mit der Unglücks-

maschine 737 MAX.

Piloten und Testbesatzungs-mitglieder der US-Luftfahrt-behörde und von Boeing be-ginnen Insidern zufolge am

Montag mit Tests für die Wie-derzulassung der Unglücksma-schine 737 MAX. Der bestver-kaufte Flugzeugtyp des ameri-kanischen Airbus-Rivalen darf seit März 2019 wegen zweier Abstürze mit insgesamt 346 Toten nicht mehr abheben. Bei den nun anstehenden Prüfun-gen für die Zertifizierung sollen Piloten und Crew methodisch

festgelegte Szenarien in der Luft durchspielen und auch ab-sichtlich die neu programmier-te Software auslösen, die bei den Unglücken seinerzeit feh-lerhaft war.

3Das Statistische Bundes-

amt veröffentlicht am

Montag die vorläufige

Schätzung für die Inflationsra-

te im Juni. Im Mai betrug die Teuerungsrate 0,6 Prozent ge-genüber dem Vorjahresmonat und war damit auf den schwächsten Wert seit einein-halb Jahren gefallen. Die niedri-gen Energiepreise galten zu-letzt als maßgeblicher Grund für die schwache Inflation. Der Ölpreis ist seitdem zwar wieder gestiegen, liegt mit aktuell 40

Euro je Barrel der Sorte Brent aber nach wie vor deutlich un-ter dem Vorjahreswert, als er noch über 60 Dollar lag. Für diesen Periodenvergleich bleibt damit der Druck auf die Teue-rungsrate erhalten. Ob sich die-se angesichts der ohnehin schwachen Konjunktur in der Coronakrise aufwärts bewegt, ist ohnehin fraglich.

Analyst

Aktienwert

Empfehlung

Aktueller Kurs

Kursziel

UBS

Nike

Stand: Schlusskurs 26.6.2020HANDELSBLATT

Quelle: Bloomberg

93,67 US$

127,00 US$

Kaufen

Obwohl Nike im abgelaufe-nen Quartal einen Verlust von 790 Millionen Dollar gemeldet hat, belässt die Schweizer Bank UBS ihre Anlageempfehlung auf „kau-fen“. Das Kursziel hat Analyst Jay Sole sogar von 122 auf 127 Dollar angehoben. Der Bericht des Adidas-Konkur-renten deute an, dass die negativen Auswirkungen der Viruskrise schneller ein Ende haben dürften als zunächst gedacht. Die langfristige Aktienstory sei intakt.

Analystencheck

PHW-Gruppe ....................................................................16

Rossmann .........................................................................22

RWE ....................................................................................19

Siemens .............................................................................18

Tönnies ...............................................................................16

Webuild ............................................................................44

Wirecard ....................................................................28, 46

Inhalt

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 1223

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Page 4: Handelsblatt - 29 06 2020

Die EU-Kommissionschefin kommt aus ihrem Büro im 13. Stock des „Berlay-mont“, dem Brüsseler Stammsitz der EU-Kommission, kaum noch heraus. Von hier aus führt sie fast alle politi-

schen Gespräche mit den Regierungschefs der EU – entweder per Videokonferenz oder am Telefon. Fast immer geht es um dasselbe Thema: das 750 Milliarden Euro schwere Corona-Wiederaufbaupro-gramm, das die EU-Kommission Ende Mai vorlegte. Wenn alles nach Plan läuft, beschließen die EU-Re-gierungschefs das Programm bei ihrem nächsten Gipfeltreffen am 17. Juli, doch sicher ist das nicht. Eine von den Niederlanden angeführte Staaten-gruppe leistet Widerstand. Die Kommissionspräsi-dentin erläutert im Interview mit dem Handels-blatt, wie sie die Skeptiker überzeugen will und was sie von der deutschen EU-Ratspräsidentschaft erwartet.

Frau Präsidentin, am 1. Juli übernimmt Ihre lang-jährige Weggefährtin Angela Merkel die EU-Rats-präsidentschaft. Dann werden zwei deutsche Frauen die EU führen. Wie gut ist dieses Team?Wir haben viele, viele Jahre gut zusammengearbei-tet. Deshalb wissen wir, dass wir uns aufeinander verlassen können, auch wenn wir nicht immer ei-ner Meinung sind. Und wir sind uns beide sehr be-wusst, wie groß unsere Verantwortung in dieser Krise ist.

Wie würden Sie Ihr Verhältnis zur Bundeskanzle-rin beschreiben?Es ist ein gewachsenes Vertrauensverhältnis. Wir sind gemeinsam durch alle Höhen und Tiefen ge-gangen. Angela Merkel ist eine starke Frau, und ich arbeite gerne mit ihr zusammen. Wir denken ähn-lich, vor allem was unsere Überzeugungen zur Mo-dernisierung Europas angeht. Das eint uns.

Wenn der größte Mitgliedstaat mit einer erfahre-nen Regierungschefin die EU-Führung über-nimmt, sind die Erwartungen sehr hoch – viel-leicht zu hoch?Es ist ein großes Glück, dass Deutschland gerade jetzt in dieser tiefen Krise die EU-Ratspräsident-schaft übernimmt. Die Bundeskanzlerin verfügt über eine enorm große europapolitische Erfahrung und genießt das Vertrauen aller Regierungschefs. Das ist deutlich spürbar, wenn wir im Europäi-schen Rat zusammensitzen und das hilft enorm.

2007 hatte Angela Merkel ihre erste EU-Ratspräsi-dentschaft. Damals musste sie den umstrittenen EU-Vertrag von Lissabon retten. Werden Sie das nun gemeinsam auch mit dem Corona-Wiederauf-baupaket schaffen?Das müssen und werden wir und kommen auch voran. Vor acht Wochen war Europa noch zutiefst zerstritten über die Frage der Corona-Bonds und der Vergemeinschaftung von Schulden. Inzwischen haben alle im Grundsatz unser neues Konzept ak-zeptiert, dass die EU mit den Garantien der Mit-gliedstaaten Geld am Kapitalmarkt aufnimmt, um in der Krise Investitionen zu finanzieren und so Europa zugleich zu modernisieren. Mit diesem Grundkonzept unseres Wiederaufbauplans waren beim letzten EU-Gipfel im Juni alle Regierungschefs einverstanden. Das ist ein Riesenfortschritt.

Um Größe und Verwendung des Aufbauplans ist aber ein heftiger Streit entbrannt. Glauben Sie trotzdem daran, dass er bereits beim nächsten EU-Gipfel am 17. Juli beschlossen werden kann?Es ist erst mal gut, dass wir uns nach so langer Zeit endlich wieder einmal persönlich treffen. Man kann so große Verhandlungen nicht per Videokon-ferenz führen. Ob eine Einigung im ersten Anlauf gelingt, muss man sehen. Wichtig ist, dass wir vor der Sommerpause fertig werden. Schließlich muss das Europaparlament den Plan noch billigen und er muss von den nationalen Parlamenten ratifiziert werden.

Im Juli könnte also ein zweiter Gipfel nötig wer-den?Entweder schaffen wir es beim ersten oder wir brauchen einen zweiten. Wir müssen jedenfalls so lange arbeiten, bis das Paket auf den Weg gebracht ist. Eine Sommerpause können wir uns bis dahin

„Wir müssen uns nicht verstecken“Die EU-Kommissionspräsidentin erwartet schwierige Verhandlungen über das Corona-Wiederaufbaupaket. Die europapolitische Erfahrung von Kanzlerin Merkel werde dabei helfen, eine Einigung zu erreichen.

Ursula von der Leyen

EU-Kommissions -chefin Ursula von

der Leyen: Die Verhandlungen

zum EU-Wieder-aufbauprogramm gestalten sich als

nicht einfach.

Pete

r R

igau

d/la

if

Titelthema Das große Interview

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 1224

nicht leisten. Europa braucht diesen Wiederauf-bauplan dringend. Wir stecken in einer tiefen Kri-se, die wir seit dem Zweiten Weltkrieg so noch nicht hatten. Der IWF und die OECD erwarten in Europa einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um über neun Prozent.

Der niederländische Ministerpräsident Mark Rut-te hat es trotzdem nicht eilig mit dem Wiederauf-bauplan. Wie wollen Sie ihn und andere Kritiker überzeugen?Bei allen Differenzen herrscht im Europäischen Rat doch Einvernehmen darüber, dass wir eine ange-messene Antwort auf diese beispiellose Krise ge-ben müssen. Die Bedenken von Mark Rutte nehme ich sehr ernst. Er hat recht mit seiner Forderung, dass mit den Investitionen Reformen einhergehen müssen. Im Europäischen Rat ist allen bewusst, dass unser Wohlstand davon abhängt, dass der eu-ropäische Binnenmarkt wieder anspringt. Das gilt für die Niederlande ebenso wie für alle anderen Mitgliedstaaten.

Europäische Subventionen werden immer gerne angenommen, doch die damit verbundenen Re-formversprechen wurden in der Vergangenheit nicht immer eingelöst. Wieso soll sich das jetzt än-dern?Da haben wir Vorsorge getroffen. Jeder Mitglied-staat muss einen Reform- und Investitionsplan in Brüssel vorlegen. Wir überprüfen diese Pläne da-rauf, ob sie unseren großen politischen Prioritäten – Klimaschutz und Digitalisierung – dienen und auch darauf, ob sie die länderspezifischen Reform-empfehlungen der EU berücksichtigen. Nicht nur die Kommission muss die nationalen Reformpläne genehmigen, sondern auch der Rat. Außerdem sol-len die Hilfsgelder in Tranchen ausgezahlt werden, abhängig davon, ob Etappenziele bei Investitionen und Reformen erreicht wurden.

Die Kommission wird also mit bedingungsloser Härte Reformauflagen machen?Jeder Staat erarbeitet seinen eigenen Plan, natür-lich muss er mit den europäischen Reformzielen Hand in Hand gehen. Ich haben den Wiederauf-bauplan bewusst „Next Generation“ genannt. Die nächste Generation wird einen Teil der jetzt aufge-nommenen Schulden zurückzahlen müssen, und deshalb müssen wir die Zukunftsprobleme der nächsten Generation jetzt abmildern – vor allem beim Klimaschutz und bei der Digitalisierung. In-vestitionen auf Kredit allein gehen nicht. Wir müs-sen Europa zugleich für die Zukunft gut aufstellen.

Kinder und Enkel können sich nicht dagegen weh-ren, dass Eltern und Großeltern ihnen einen riesi-gen Schuldenberg hinterlassen. Ist das überhaupt zu rechtfertigen?Wenn wir jetzt keine Investitionen anschieben, dann geraten wir in eine gefährliche Abwärtsspira-le: Unternehmen würden reihenweise schließen, die Arbeitslosigkeit dadurch rasant steigen. Die öf-fentlichen Haushalte würden unter der Finanzie-rung der Sozialkosten ächzen und schon gar nicht die Zukunftsinvestitionen leisten. Das können wir der nächsten Generation auf keinen Fall hinterlas-sen.

Eigentlich muss ein Staat in guten Jahren sparsam wirtschaften, damit er Bürgern und Wirtschaft in schlechten Jahren helfen kann. Doch viele EU-Staaten haben diese Finanzpolster nicht aufge-baut. Hat der Europäische Stabilitätspakt versagt?Viele Länder haben sich sehr angestrengt, ihren Staatshaushalt in Ordnung zu bringen. Mit tut es in der Seele leid für Portugal und Spanien, die sich mühsam aus der Finanzkrise hochgearbeitet und gerade wieder Überschüsse erwirtschaftet haben, um dann völlig unverschuldet in die Coronakrise zu stürzen. Diesen Ländern müssen wir helfen, aber so, dass Europa insgesamt wettbewerbsfähi-ger und moderner dasteht.

Rutte meint, dass man den Südeuropäern dafür kein Geld schenken muss. Bestehen Sie weiter auf nicht rückzahlbaren Zuwendungen von 500 Milli-arden Euro oder geht es auch etwas kleiner?Wir haben aus gutem Grund entschieden, dass zwei Drittel des Wiederaufbauplans als Zuschuss

und nur ein Drittel als Darlehen fließen sollen. Die-ses Konjunkturpaket muss die EU-Staaten wider-standsfähiger machen – auch und gerade die hoch-verschuldeten. Man kann keinem Land unbegrenzt immer mehr Schulden aufbürden, weil ihnen sonst immer höherer Zinslasten die Luft abschnüren. Der ganze EU-Haushalt ist letztlich ein einziger Zu-schuss. Es geht darum, das europäische Gemein-wohl zu fördern – ob es nun um Forschungsprojek-te oder um Infrastrukturvorhaben geht. Aus den EU-Zuschüssen erwächst so ein Mehrwert, von dem über den gemeinsamen Markt alle profitieren.

Ist die EU-Kommission denn gar nicht verhand-lungsbereit bei den umstrittenen Zuschüssen?Wir haben unseren Vorschlag gemacht. Nun ist es das Recht der Mitgliedstaaten und des Europapar-laments, den Konsens zu suchen. Sie müssen jetzt zügig verhandeln und die richtige Balance finden.

Zur Finanzierung des Plans hat die Kommission neue europäische Abgaben vorgeschlagen: Luft-fahrtunternehmen sollen Emissionszertifikate kaufen, obwohl die Branche Corona-bedingt so-wieso schon am Boden liegt. Die Digitalsteuer er-wies sich bereits als nicht konsensfähig und das gilt auch für jegliche Art neuer Unternehmensab-gaben. Trotzdem greifen Sie das alles nun wieder auf. Bauen Sie Luftschlösser?Wenn wir ein kreditfinanziertes Konjunkturpaket vorschlagen, müssen wir auch einen belastbaren Rückzahlplan liefern. Da gibt es theoretisch drei Möglichkeiten. Erstens: Europäische Programme werden gekürzt. Das kann ich mir in einer solchen Krisenlage nicht vorstellen. Zweitens: Die EU-Staa-ten zahlen deutlich höhere Beiträge in den EU-Haushalt – auch nicht die ideale Lösung, wenn die nationalen Haushalte so angespannt sind. Drittens: Abgaben mit Lenkungswirkung in die Richtung, in die wir ohnehin streben. Der Zertifikatehandel ver-stärkt den Anreiz für Unternehmen, in klima-freundliche Technologien zu investieren. Wenn Produkte aus Europa dadurch etwas teurer wer-den, dann dürfen wir nicht zulassen, dass unser Markt überschwemmt wird mit billigeren Produk-ten aus Drittstaaten, die mit hohem CO2-Verbrauch hergestellt wurden. Deshalb wird die CO2-Grenz-steuer nötig. Bei der Digitalsteuer geht es um Fair-ness. Warum sollen kleine und mittlere Unterneh-men ihre Steuern zahlen, während die digitalen Riesen in Europa große Gewinne am Fiskus vorbei verdienen?

Amerikas IT-Giganten wie Amazon profitieren von der Coronakrise. Dagegen ist Europa schon in der Finanzkrise von 2008 deutlich zurückgefallen. Droht der Rückstand zu den USA und China jetzt durch die Coronakrise noch größer zu werden?Wir stehen erst am Anfang des digitalen Zeitalters. Deswegen ist das nur eine Momentaufnahme. Viel hängt nun von uns ab und ob wir unsere Innovati-onskraft und Wettbewerbsfähigkeit stärken. Des-halb ist unser europäisches Investitionspaket etwa für Künstliche Intelligenz oder digitale Infrastruk-tur ja so wichtig.

Das allein reicht aber nicht.Ja, ich weiß, auf die hohen Forschungsausgaben in China und den USA wird oft hingewiesen. Doch wir verstärken jetzt in „Next Generation EU“ die Mittel erheblich, während diese Länder in der Krise den fehlenden sozialen Schutz ihrer Bürger kompensie-ren müssen. Wenn wir unsere Investitionen jetzt richtig platzieren und den Reformschwung nutzen, dann müssen wir uns nicht verstecken und können selbstbewusst in der Welt auftreten.

Unter den 500 weltgrößten Unternehmen befin-den sich immer weniger europäische. Muss die EU-Fusionskontrolle gelockert werden, um euro-päische Champions zu ermöglichen?Unser europäisches Wettbewerbsrecht hat eine ganz wichtige Funktion, denn es macht unsere Un-ternehmen fit für den Wettbewerb. Der spornt un-sere Unternehmen zu Bestleistungen an, sodass sie auch auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig bleiben. Es ist aber richtig, dass wir den Blick auf den globa-len Markt beibehalten müssen. Wir dürfen den Ein-fluss anderer Märkte auf Europa nicht aus den Au-gen lassen.

Sollte also bei der Genehmigung von Fusionen künftig die Konkurrenz auf dem globalen und nicht mehr nur auf dem europäischen Markt zu-grunde gelegt werden?Die globalen Märkte betrachten wir heute schon mit. Gleichzeitig müssen wir angesichts des rasan-ten Wandels der Weltmärkte immer wieder sicher-stellen, dass die Wettbewerbsregeln angemessen sind.

Zu den negativen Faktoren für Europa gehört auch der Brexit. Nun droht der ungeregelte Aus-tritt aus dem Binnenmarkt zum Jahresende. Was würde er für die EU bedeuten?Ein No Deal ist für niemanden gut, doch er würdeGroßbritannien stärker treffen als uns. Wir habeneinen gemeinsamen Markt mit 27 Ländern. DasVereinigte Königreich hat nur seinen Heimat-markt. Die EU hat über 700 internationale Ab-kommen, die uns Märkte in der ganzen Welt eröff-nen. Das ist ein Pfund, das sich die Briten erstnoch erarbeiten müssen. Wir wollen ein Abkom-men mit Großbritannien, doch unsere Werte undGrundprinzipien werden wir dafür nicht infragestellen.

Die EU benötigt normalerweise viele Jahre für um-fassende Handelsverträge. Für den britischen ist nur noch bis Ende Oktober Zeit. Geht das über-haupt?Es kann gehen, wenn Verhandlungsbereitschaft da ist. Wir wollen einen fairen Wettbewerb und die Grundrechte unserer Bürger sicherstellen. Deshalb ist der Europäische Gerichtshof als letzte Instanz für uns so wichtig. Auch bei der Fischerei muss man eine faire Regelung finden. Das ist zu schaffen, weil in den vergangenen Jahren schon enorm viel Vorarbeit geleistet wurde. Die Zeit drängt, aber es ist machbar.

Könnte man bis Ende Oktober einen Rahmenver-trag aushandeln und die Details später bespre-chen?Nein, das ist nicht denkbar für uns und würde zu-dem einen längeren britischen Verbleib im Binnen-markt erfordern. Das hat Premierminister Johnson aber kategorisch ausgeschlossen.

Könnte die Verlängerung im Herbst nicht am En-de doch noch kommen, um den No Deal zu verhin-dern?Dafür sehe ich keine Rechtsgrundlage. Die Frist für einen Verlängerungsantrag läuft Ende Juni ab. Da-mit ist klar, dass Großbritannien den Binnenmarkt am 31. Dezember verlässt.

Lässt die EU die Zollschranken dann auf jeden Fall herunter, wenn es keinen Handelsvertrag gibt?Ja, es muss dann leider Zölle und Einfuhrquoten geben. Großbritannien wäre dann ein Drittstaat wie viele andere unserer globalen Handelspartner.

Die Coronakrise hat das politische Leben in der EU nahezu zum Erliegen gebracht. Wann wird es sich wieder normalisieren?Das hängt vom Virus ab. Endgültig besiegen kön-nen wir ihn erst, wenn wir den Impfstoff haben. Wir arbeiten mit aller Kraft daran, ihn zu entwi-ckeln und ihn großflächig bereitzustellen. Dasselbe muss für arme Länder in Afrika, Asien und Süd-amerika passieren, weil wir die Pandemie nur so besiegen.

Das Leben mit Videokonferenzen und Homeoffice wird sich also noch weit ins nächste Jahr hinein-ziehen?Das ist möglich, aber wir lernen auch, mit dem Vi-rus zu leben. Wir haben uns an Masken und Ab-standhalten gewöhnt. Beim EU-Gipfel im Juli wer-den zum Beispiel viel weniger Menschen dabei sein. Wichtig wird am Ende sein, dass wir den Impfstoff für alle zur Verfügung stellen. Denn wir sind erst dann sicher vor dem Virus, wenn alle si-cher sind.

Frau von der Leyen, wir danken Ihnen für das Interview.

Die Fragen stellten Sven Afhüppe und Ruth Berschens.

Brüssel Am 1. Dezem-ber 2019 übernahm von der Leyen (61) als erste Frau das Prä-sidentenamt der Europäischen Kom-mission.

Berlin von 2005 bis 2019 leitete sie unter Kanzlerin Merkel zunächst das Bundes-ministerium für Fami-lie, dann das für Arbeit und Soziales und zuletzt, ebenfalls als erste Frau, das Verteidigungsressort. Von 2009 bis 2019 war sie auch Vizevor-sitzende der CDU – und galt zwischenzeit-lich als Kandidatin für die Kanzlernachfolge.

Hannover Von 2003 bis 2005 war die Tochter des früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht dort Sozialministerin.

Vita Ursula von der Leyen

Die Bedenken von Mark

Rutte nehme ich sehr

ernst. Er hat recht mit

seiner Forderung,

dass mit den Investitionen

Reformen einhergehen

müssen.Ursula von der Leyen

EU-Kommissions -präsidentin

Das große Interview

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 1225

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Page 5: Handelsblatt - 29 06 2020

Die EU-Kommissionschefin kommt aus ihrem Büro im 13. Stock des „Berlay-mont“, dem Brüsseler Stammsitz der EU-Kommission, kaum noch heraus. Von hier aus führt sie fast alle politi-

schen Gespräche mit den Regierungschefs der EU – entweder per Videokonferenz oder am Telefon. Fast immer geht es um dasselbe Thema: das 750 Milliarden Euro schwere Corona-Wiederaufbaupro-gramm, das die EU-Kommission Ende Mai vorlegte. Wenn alles nach Plan läuft, beschließen die EU-Re-gierungschefs das Programm bei ihrem nächsten Gipfeltreffen am 17. Juli, doch sicher ist das nicht. Eine von den Niederlanden angeführte Staaten-gruppe leistet Widerstand. Die Kommissionspräsi-dentin erläutert im Interview mit dem Handels-blatt, wie sie die Skeptiker überzeugen will und was sie von der deutschen EU-Ratspräsidentschaft erwartet.

Frau Präsidentin, am 1. Juli übernimmt Ihre lang-jährige Weggefährtin Angela Merkel die EU-Rats-präsidentschaft. Dann werden zwei deutsche Frauen die EU führen. Wie gut ist dieses Team?Wir haben viele, viele Jahre gut zusammengearbei-tet. Deshalb wissen wir, dass wir uns aufeinander verlassen können, auch wenn wir nicht immer ei-ner Meinung sind. Und wir sind uns beide sehr be-wusst, wie groß unsere Verantwortung in dieser Krise ist.

Wie würden Sie Ihr Verhältnis zur Bundeskanzle-rin beschreiben?Es ist ein gewachsenes Vertrauensverhältnis. Wir sind gemeinsam durch alle Höhen und Tiefen ge-gangen. Angela Merkel ist eine starke Frau, und ich arbeite gerne mit ihr zusammen. Wir denken ähn-lich, vor allem was unsere Überzeugungen zur Mo-dernisierung Europas angeht. Das eint uns.

Wenn der größte Mitgliedstaat mit einer erfahre-nen Regierungschefin die EU-Führung über-nimmt, sind die Erwartungen sehr hoch – viel-leicht zu hoch?Es ist ein großes Glück, dass Deutschland gerade jetzt in dieser tiefen Krise die EU-Ratspräsident-schaft übernimmt. Die Bundeskanzlerin verfügt über eine enorm große europapolitische Erfahrung und genießt das Vertrauen aller Regierungschefs. Das ist deutlich spürbar, wenn wir im Europäi-schen Rat zusammensitzen und das hilft enorm.

2007 hatte Angela Merkel ihre erste EU-Ratspräsi-dentschaft. Damals musste sie den umstrittenen EU-Vertrag von Lissabon retten. Werden Sie das nun gemeinsam auch mit dem Corona-Wiederauf-baupaket schaffen?Das müssen und werden wir und kommen auch voran. Vor acht Wochen war Europa noch zutiefst zerstritten über die Frage der Corona-Bonds und der Vergemeinschaftung von Schulden. Inzwischen haben alle im Grundsatz unser neues Konzept ak-zeptiert, dass die EU mit den Garantien der Mit-gliedstaaten Geld am Kapitalmarkt aufnimmt, um in der Krise Investitionen zu finanzieren und so Europa zugleich zu modernisieren. Mit diesem Grundkonzept unseres Wiederaufbauplans waren beim letzten EU-Gipfel im Juni alle Regierungschefs einverstanden. Das ist ein Riesenfortschritt.

Um Größe und Verwendung des Aufbauplans ist aber ein heftiger Streit entbrannt. Glauben Sie trotzdem daran, dass er bereits beim nächsten EU-Gipfel am 17. Juli beschlossen werden kann?Es ist erst mal gut, dass wir uns nach so langer Zeit endlich wieder einmal persönlich treffen. Man kann so große Verhandlungen nicht per Videokon-ferenz führen. Ob eine Einigung im ersten Anlauf gelingt, muss man sehen. Wichtig ist, dass wir vor der Sommerpause fertig werden. Schließlich muss das Europaparlament den Plan noch billigen und er muss von den nationalen Parlamenten ratifiziert werden.

Im Juli könnte also ein zweiter Gipfel nötig wer-den?Entweder schaffen wir es beim ersten oder wir brauchen einen zweiten. Wir müssen jedenfalls so lange arbeiten, bis das Paket auf den Weg gebracht ist. Eine Sommerpause können wir uns bis dahin

„Wir müssen uns nicht verstecken“Die EU-Kommissionspräsidentin erwartet schwierige Verhandlungen über das Corona-Wiederaufbaupaket. Die europapolitische Erfahrung von Kanzlerin Merkel werde dabei helfen, eine Einigung zu erreichen.

Ursula von der Leyen

EU-Kommissions -chefin Ursula von

der Leyen: Die Verhandlungen

zum EU-Wieder-aufbauprogramm gestalten sich als

nicht einfach.

Pete

r R

igau

d/la

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Titelthema Das große Interview

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 1224

nicht leisten. Europa braucht diesen Wiederauf-bauplan dringend. Wir stecken in einer tiefen Kri-se, die wir seit dem Zweiten Weltkrieg so noch nicht hatten. Der IWF und die OECD erwarten in Europa einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um über neun Prozent.

Der niederländische Ministerpräsident Mark Rut-te hat es trotzdem nicht eilig mit dem Wiederauf-bauplan. Wie wollen Sie ihn und andere Kritiker überzeugen?Bei allen Differenzen herrscht im Europäischen Rat doch Einvernehmen darüber, dass wir eine ange-messene Antwort auf diese beispiellose Krise ge-ben müssen. Die Bedenken von Mark Rutte nehme ich sehr ernst. Er hat recht mit seiner Forderung, dass mit den Investitionen Reformen einhergehen müssen. Im Europäischen Rat ist allen bewusst, dass unser Wohlstand davon abhängt, dass der eu-ropäische Binnenmarkt wieder anspringt. Das gilt für die Niederlande ebenso wie für alle anderen Mitgliedstaaten.

Europäische Subventionen werden immer gerne angenommen, doch die damit verbundenen Re-formversprechen wurden in der Vergangenheit nicht immer eingelöst. Wieso soll sich das jetzt än-dern?Da haben wir Vorsorge getroffen. Jeder Mitglied-staat muss einen Reform- und Investitionsplan in Brüssel vorlegen. Wir überprüfen diese Pläne da-rauf, ob sie unseren großen politischen Prioritäten – Klimaschutz und Digitalisierung – dienen und auch darauf, ob sie die länderspezifischen Reform-empfehlungen der EU berücksichtigen. Nicht nur die Kommission muss die nationalen Reformpläne genehmigen, sondern auch der Rat. Außerdem sol-len die Hilfsgelder in Tranchen ausgezahlt werden, abhängig davon, ob Etappenziele bei Investitionen und Reformen erreicht wurden.

Die Kommission wird also mit bedingungsloser Härte Reformauflagen machen?Jeder Staat erarbeitet seinen eigenen Plan, natür-lich muss er mit den europäischen Reformzielen Hand in Hand gehen. Ich haben den Wiederauf-bauplan bewusst „Next Generation“ genannt. Die nächste Generation wird einen Teil der jetzt aufge-nommenen Schulden zurückzahlen müssen, und deshalb müssen wir die Zukunftsprobleme der nächsten Generation jetzt abmildern – vor allem beim Klimaschutz und bei der Digitalisierung. In-vestitionen auf Kredit allein gehen nicht. Wir müs-sen Europa zugleich für die Zukunft gut aufstellen.

Kinder und Enkel können sich nicht dagegen weh-ren, dass Eltern und Großeltern ihnen einen riesi-gen Schuldenberg hinterlassen. Ist das überhaupt zu rechtfertigen?Wenn wir jetzt keine Investitionen anschieben, dann geraten wir in eine gefährliche Abwärtsspira-le: Unternehmen würden reihenweise schließen, die Arbeitslosigkeit dadurch rasant steigen. Die öf-fentlichen Haushalte würden unter der Finanzie-rung der Sozialkosten ächzen und schon gar nicht die Zukunftsinvestitionen leisten. Das können wir der nächsten Generation auf keinen Fall hinterlas-sen.

Eigentlich muss ein Staat in guten Jahren sparsam wirtschaften, damit er Bürgern und Wirtschaft in schlechten Jahren helfen kann. Doch viele EU-Staaten haben diese Finanzpolster nicht aufge-baut. Hat der Europäische Stabilitätspakt versagt?Viele Länder haben sich sehr angestrengt, ihren Staatshaushalt in Ordnung zu bringen. Mit tut es in der Seele leid für Portugal und Spanien, die sich mühsam aus der Finanzkrise hochgearbeitet und gerade wieder Überschüsse erwirtschaftet haben, um dann völlig unverschuldet in die Coronakrise zu stürzen. Diesen Ländern müssen wir helfen, aber so, dass Europa insgesamt wettbewerbsfähi-ger und moderner dasteht.

Rutte meint, dass man den Südeuropäern dafür kein Geld schenken muss. Bestehen Sie weiter auf nicht rückzahlbaren Zuwendungen von 500 Milli-arden Euro oder geht es auch etwas kleiner?Wir haben aus gutem Grund entschieden, dass zwei Drittel des Wiederaufbauplans als Zuschuss

und nur ein Drittel als Darlehen fließen sollen. Die-ses Konjunkturpaket muss die EU-Staaten wider-standsfähiger machen – auch und gerade die hoch-verschuldeten. Man kann keinem Land unbegrenzt immer mehr Schulden aufbürden, weil ihnen sonst immer höherer Zinslasten die Luft abschnüren. Der ganze EU-Haushalt ist letztlich ein einziger Zu-schuss. Es geht darum, das europäische Gemein-wohl zu fördern – ob es nun um Forschungsprojek-te oder um Infrastrukturvorhaben geht. Aus den EU-Zuschüssen erwächst so ein Mehrwert, von dem über den gemeinsamen Markt alle profitieren.

Ist die EU-Kommission denn gar nicht verhand-lungsbereit bei den umstrittenen Zuschüssen?Wir haben unseren Vorschlag gemacht. Nun ist es das Recht der Mitgliedstaaten und des Europapar-laments, den Konsens zu suchen. Sie müssen jetzt zügig verhandeln und die richtige Balance finden.

Zur Finanzierung des Plans hat die Kommission neue europäische Abgaben vorgeschlagen: Luft-fahrtunternehmen sollen Emissionszertifikate kaufen, obwohl die Branche Corona-bedingt so-wieso schon am Boden liegt. Die Digitalsteuer er-wies sich bereits als nicht konsensfähig und das gilt auch für jegliche Art neuer Unternehmensab-gaben. Trotzdem greifen Sie das alles nun wieder auf. Bauen Sie Luftschlösser?Wenn wir ein kreditfinanziertes Konjunkturpaket vorschlagen, müssen wir auch einen belastbaren Rückzahlplan liefern. Da gibt es theoretisch drei Möglichkeiten. Erstens: Europäische Programme werden gekürzt. Das kann ich mir in einer solchen Krisenlage nicht vorstellen. Zweitens: Die EU-Staa-ten zahlen deutlich höhere Beiträge in den EU-Haushalt – auch nicht die ideale Lösung, wenn die nationalen Haushalte so angespannt sind. Drittens: Abgaben mit Lenkungswirkung in die Richtung, in die wir ohnehin streben. Der Zertifikatehandel ver-stärkt den Anreiz für Unternehmen, in klima-freundliche Technologien zu investieren. Wenn Produkte aus Europa dadurch etwas teurer wer-den, dann dürfen wir nicht zulassen, dass unser Markt überschwemmt wird mit billigeren Produk-ten aus Drittstaaten, die mit hohem CO2-Verbrauch hergestellt wurden. Deshalb wird die CO2-Grenz-steuer nötig. Bei der Digitalsteuer geht es um Fair-ness. Warum sollen kleine und mittlere Unterneh-men ihre Steuern zahlen, während die digitalen Riesen in Europa große Gewinne am Fiskus vorbei verdienen?

Amerikas IT-Giganten wie Amazon profitieren von der Coronakrise. Dagegen ist Europa schon in der Finanzkrise von 2008 deutlich zurückgefallen. Droht der Rückstand zu den USA und China jetzt durch die Coronakrise noch größer zu werden?Wir stehen erst am Anfang des digitalen Zeitalters. Deswegen ist das nur eine Momentaufnahme. Viel hängt nun von uns ab und ob wir unsere Innovati-onskraft und Wettbewerbsfähigkeit stärken. Des-halb ist unser europäisches Investitionspaket etwa für Künstliche Intelligenz oder digitale Infrastruk-tur ja so wichtig.

Das allein reicht aber nicht.Ja, ich weiß, auf die hohen Forschungsausgaben in China und den USA wird oft hingewiesen. Doch wir verstärken jetzt in „Next Generation EU“ die Mittel erheblich, während diese Länder in der Krise den fehlenden sozialen Schutz ihrer Bürger kompensie-ren müssen. Wenn wir unsere Investitionen jetzt richtig platzieren und den Reformschwung nutzen, dann müssen wir uns nicht verstecken und können selbstbewusst in der Welt auftreten.

Unter den 500 weltgrößten Unternehmen befin-den sich immer weniger europäische. Muss die EU-Fusionskontrolle gelockert werden, um euro-päische Champions zu ermöglichen?Unser europäisches Wettbewerbsrecht hat eine ganz wichtige Funktion, denn es macht unsere Un-ternehmen fit für den Wettbewerb. Der spornt un-sere Unternehmen zu Bestleistungen an, sodass sie auch auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig bleiben. Es ist aber richtig, dass wir den Blick auf den globa-len Markt beibehalten müssen. Wir dürfen den Ein-fluss anderer Märkte auf Europa nicht aus den Au-gen lassen.

Sollte also bei der Genehmigung von Fusionen künftig die Konkurrenz auf dem globalen und nicht mehr nur auf dem europäischen Markt zu-grunde gelegt werden?Die globalen Märkte betrachten wir heute schon mit. Gleichzeitig müssen wir angesichts des rasan-ten Wandels der Weltmärkte immer wieder sicher-stellen, dass die Wettbewerbsregeln angemessen sind.

Zu den negativen Faktoren für Europa gehört auch der Brexit. Nun droht der ungeregelte Aus-tritt aus dem Binnenmarkt zum Jahresende. Was würde er für die EU bedeuten?Ein No Deal ist für niemanden gut, doch er würdeGroßbritannien stärker treffen als uns. Wir habeneinen gemeinsamen Markt mit 27 Ländern. DasVereinigte Königreich hat nur seinen Heimat-markt. Die EU hat über 700 internationale Ab-kommen, die uns Märkte in der ganzen Welt eröff-nen. Das ist ein Pfund, das sich die Briten erstnoch erarbeiten müssen. Wir wollen ein Abkom-men mit Großbritannien, doch unsere Werte undGrundprinzipien werden wir dafür nicht infragestellen.

Die EU benötigt normalerweise viele Jahre für um-fassende Handelsverträge. Für den britischen ist nur noch bis Ende Oktober Zeit. Geht das über-haupt?Es kann gehen, wenn Verhandlungsbereitschaft da ist. Wir wollen einen fairen Wettbewerb und die Grundrechte unserer Bürger sicherstellen. Deshalb ist der Europäische Gerichtshof als letzte Instanz für uns so wichtig. Auch bei der Fischerei muss man eine faire Regelung finden. Das ist zu schaffen, weil in den vergangenen Jahren schon enorm viel Vorarbeit geleistet wurde. Die Zeit drängt, aber es ist machbar.

Könnte man bis Ende Oktober einen Rahmenver-trag aushandeln und die Details später bespre-chen?Nein, das ist nicht denkbar für uns und würde zu-dem einen längeren britischen Verbleib im Binnen-markt erfordern. Das hat Premierminister Johnson aber kategorisch ausgeschlossen.

Könnte die Verlängerung im Herbst nicht am En-de doch noch kommen, um den No Deal zu verhin-dern?Dafür sehe ich keine Rechtsgrundlage. Die Frist für einen Verlängerungsantrag läuft Ende Juni ab. Da-mit ist klar, dass Großbritannien den Binnenmarkt am 31. Dezember verlässt.

Lässt die EU die Zollschranken dann auf jeden Fall herunter, wenn es keinen Handelsvertrag gibt?Ja, es muss dann leider Zölle und Einfuhrquoten geben. Großbritannien wäre dann ein Drittstaat wie viele andere unserer globalen Handelspartner.

Die Coronakrise hat das politische Leben in der EU nahezu zum Erliegen gebracht. Wann wird es sich wieder normalisieren?Das hängt vom Virus ab. Endgültig besiegen kön-nen wir ihn erst, wenn wir den Impfstoff haben. Wir arbeiten mit aller Kraft daran, ihn zu entwi-ckeln und ihn großflächig bereitzustellen. Dasselbe muss für arme Länder in Afrika, Asien und Süd-amerika passieren, weil wir die Pandemie nur so besiegen.

Das Leben mit Videokonferenzen und Homeoffice wird sich also noch weit ins nächste Jahr hinein-ziehen?Das ist möglich, aber wir lernen auch, mit dem Vi-rus zu leben. Wir haben uns an Masken und Ab-standhalten gewöhnt. Beim EU-Gipfel im Juli wer-den zum Beispiel viel weniger Menschen dabei sein. Wichtig wird am Ende sein, dass wir den Impfstoff für alle zur Verfügung stellen. Denn wir sind erst dann sicher vor dem Virus, wenn alle si-cher sind.

Frau von der Leyen, wir danken Ihnen für das Interview.

Die Fragen stellten Sven Afhüppe und Ruth Berschens.

Brüssel Am 1. Dezem-ber 2019 übernahm von der Leyen (61) als erste Frau das Prä-sidentenamt der Europäischen Kom-mission.

Berlin von 2005 bis 2019 leitete sie unter Kanzlerin Merkel zunächst das Bundes-ministerium für Fami-lie, dann das für Arbeit und Soziales und zuletzt, ebenfalls als erste Frau, das Verteidigungsressort. Von 2009 bis 2019 war sie auch Vizevor-sitzende der CDU – und galt zwischenzeit-lich als Kandidatin für die Kanzlernachfolge.

Hannover Von 2003 bis 2005 war die Tochter des früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht dort Sozialministerin.

Vita Ursula von der Leyen

Die Bedenken von Mark

Rutte nehme ich sehr

ernst. Er hat recht mit

seiner Forderung,

dass mit den Investitionen

Reformen einhergehen

müssen.Ursula von der Leyen

EU-Kommissions -präsidentin

Das große Interview

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 1225

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Page 6: Handelsblatt - 29 06 2020

Daniel Delhaes, Jan Hildebrand Berlin

Für Armin Laschet (CDU) ist es eine beunruhige Nachricht. Die Zahl der Infi-zierten ist im Kreis Gütersloh „merk-lich“ gestiegen, wie die lokalen Behör-den am Wochenende mitteilten, und

zwar auch bei Menschen, die keinen Bezug zur dor-tigen Fleischfabrik haben. Der massive Corona-Aus-bruch im Tönnies-Unternehmen ist für Laschet nicht nur als nordrhein-westfälischer Ministerpräsi-dent eine Herausforderung. Auch als Politiker, der sich um den CDU-Vorsitz bewirbt, steht Laschet nun bundesweit unter Beobachtung. Welche Figur gibt er ab als Krisenmanager?

Der Kreis Gütersloh ist zum Corona-Hotspot ge-worden. Trotzdem hatte Laschet zunächst gewartet und erst nach öffentlichem Druck einen „Lockdown light“ verkündet. Die nordrhein-westfälische Oppo-sition hat sich deshalb längst auf ihn eingeschossen. „Die Führungsschwäche dieser Regierung ist ein Ri-siko für die Pandemiebekämpfung“, stichelte Tho-mas Kutschaty (SPD), Oppositionsführer im NRW-Landtag.

Für Laschet ist die Lage heikel. In den vergange-nen Wochen hatte er sich dafür starkgemacht, die Corona-Regeln möglichst schnell zu lockern. In der Öffentlichkeit wurde er als Gegenpol zum bayri-schen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) wahrgenommen, der für einen restriktiven Kurs stand. Nun steht Laschet zwischen den Bürgern im Kreis Gütersloh, die wegen der erneut geschlosse-nen Kitas und Schulen protestieren und denen, die sich ein deutlich entschlosseneres Vorgehen wün-schen. „Er muss aufpassen, dass er nicht wieder das Image als Zögerer und Zauderer bedient“, meint ein CDU-Vorderer. Zumal Söder als umsichtiger Krisen-manager weiter punktet. Am Wochenende kündigte Bayern an, dass sich künftig jeder auf das Corona-Vi-rus testen lassen kann – ganz unabhängig davon, ob er Symptome hat. Das bayerische Krisenmanage-ment macht auch bei vielen in der Union Eindruck.

Dabei war die Krise bisher eher ein Wettbewerbs-vorteil für Laschet im Kampf um den CDU-Vorsitz. Während die Kandidaten Friedrich Merz und Nor-bert Röttgen wegen der Pandemie so gut wie gar

nicht mehr in der öffentlichen Wahrnehmung auf-tauchten, war Laschet als Ministerpräsident omni-präsent. „Merz und Röttgen wird es bis zum Partei-tag im Dezember schwerfallen, mit eigenen Themen zu mobilisieren“, prognostiziert der Politikwissen-schaftler Karl-Rudolf Korte von der Universität Duis-burg-Essen. In der Coronakrise verenge sich die De-batte auf den strategischen Vorsorgestaat, der weit-sichtig Gefahren absichert. „Für diese Fragen ist die Exekutive zuständig, die das Vertrauen in der Bevöl-kerung genießt. Laschet und Spahn müssen inso-fern innerparteilich gar keinen Wahlkampf führen.“

Laschet, Merz, Röttgen: Hinter den Kulissen läuft der Wahlkampf der drei Männer aus NRW, allesamt Juristen, um den CDU-Vorsitz – ohne dass ihn einer der Kandidaten gern so nennen würde. Zwar wird es wegen der Coronakrise keine Wahlkampfveran-staltungen geben. Auch ist keine Ochsentour durch die Landesverbände der Partei geplant. „Jeder tritt mit dem an, für das er steht“, heißt es unter den Kandidaten. Da ist der eher sozialliberale Laschet, da ist der Außenpolitiker Röttgen und da ist der

Wahlkampf in Krisenzeiten

Von den Kandidaten um den CDU-Vorsitz scheint NRW-Ministerpräsident Laschet als Macher in der Coronakrise einen Vorsprung zu haben. Doch der schwindet.

1001DELEGIERTE

Entscheiden auf dem Parteitag im

Dezember über den CDU-Vorsitz.

Friedrich Merz: Mit Merz verknüpfen

viele vor allem seine Forderung

nach einer grundlegenden

Vereinfachung des Steuersystems.

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Armin Laschet: Er legt Wert

darauf, alle Strömungen

der CDU zu be-rücksichtigen.

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Wirtschaft & Politik

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 1226

Wirtschaftspolitiker Merz. Jeder versucht, über sei-ne Netzwerke und seine Themen den Weg in die Öf-fentlichkeit zu finden.

Offiziell will derzeit niemand etwas vom innerpar-teilichen Wahlkampf wissen. Und doch wird jede Äußerung aufmerksam registriert. Etwa dass sich Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) kürzlich lobend über Laschets Teampartner, Bun-desgesundheitsminister Jens Spahn, äußerte: „Spahn macht seine Sache gut.“ Und dass Schäuble bei der Frage nach einer Unterstützung für Merz nur antwortete: „Im Augenblick haben wir ganz andere Sorgen.“

Während der einzige Regieren-de, Laschet, mit seinem Ver-nunftpartner und Dauerrivalen Spahn die Krise als Chance zu nutzen versuchte und sich nach anfänglichen Schwierig-keiten als libertär-freiheitlich präsentierte, blieb Röttgen sowie Merz bisher nichts wei-ter übrig, als sich die Krisenbe-wältigung von außen anzuse-hen. Inzwischen aber haben sie sich wieder zu Wort gemeldet. Merz zum Beispiel bespielt ausgiebig das Feld der Wirtschaftspolitik, etwa wenn es um das Konjunkturpaket der Bundesregierung geht. Als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses kann Röttgen sogar US-Präsident Donald Trump kritisie-ren. Röttgen kommt weitestgehend ohne großes Team aus. Wie jeder Bundestagsabgeordnete ver-fügt er über seine Mitarbeiter im Berliner Büro so-wie in seinem Heimatwahlkreis in Bonn.

Merz weiß den Wirtschaftsrat hinter sich, ein Fo-rum, das ihm nicht nur einen Pressesprecher stellt, sondern auch noch Veranstaltungen für ihn organi-siert, die Merz als Bühne dienen. Dort konnte er bis-her punkten, doch werden sie auf unbestimmte Zeit nicht stattfinden. Laschet hingegen kann den Partei-apparat im Land für sich einspannen und darüber

hinaus noch Wissen aus dem Regierungsapparat nutzen. Eigentlich wollten die Kandidaten gemein-sam den Wahlkampf besprechen. Die einst für April geplanten digitalen Townhall-Runden sind aber ab-gesagt. Ob sie nachgeholt werden, soll sich nach der Sommerpause klären. „Wir werden dann zu gegebe-ner Zeit mit Kandidatinnen und Kandidaten über das weitere Verfahren sprechen“, sagt CDU-General-sekretär Paul Ziemiak. Bei den Kandidaten aber scheint die Lust begrenzt zu sein. Merz und Röttgen dürften mehr Interesse daran haben, in der aktuel-

len Debatte um die am 1. Juli beginnen-de EU-Ratspräsidentschaft ihre Positio-

nen einer breiten Öffentlichkeit zu erklären. Zeitlich würde es gut

passen, soll der Wahlkampf erst im Oktober und November richtig beginnen. „Die Monate werden auch wieder mehr im Zeichen der Vorbereitung des Parteitags stehen“, heißt es.

Für die Kandidaten werde es entscheidend sein, wie sie

Wirtschaft, Gesellschaft und Poli-tik aufstellen wollen, um wider-

standsfähig in der nächsten Krise zu sein, sagt Politikwissenschaftler Korte.

Er hält „Post-Corona-Kreativität“ für notwen-dig: „Es bedarf neuer Zusammensetzungen, neuer Konturen und neuer Bündnisse.“ Die werden spä-testens auf dem Parteitag geschmiedet. Dort gilt es, die 1001 Delegierten zu überzeugen, sie sind frei und keinen Weisungen unterworfen. Die Kandida-ten sind sich sicher: „Die Mehrheit entscheidet sich erst auf dem Parteitag.“ Es wird eifrig telefoniert, werden die Funktionäre umgarnt, in der Hoffnung, dass sie ihre Zustimmung bis zur Wahl behalten.

Über allem schwebt allerdings neben der persön-lichen Sympathie und fachlichen Kompetenz noch die Frage, ob der künftige Vorsitzende der CDU qua Amt auch der nächste Kanzlerkandidat der CDU sein wird – oder nicht vielleicht doch Markus Söder, CSU-Vorsitzender und in der Coronakrise viel be-fragt nach seinen Ambitionen auf Bundesebene. Der weist in aller Regelmäßigkeit Spekulationen zurück. „Mein Platz ist im Freistaat“, sagt er gern. Heute ja, aber morgen? Angesichts der Umfragen jedenfalls liegt er deutlich vor seinem Ministerpräsidenten-Kollegen Laschet und natürlich erst recht vor Rött-gen und Merz. Söder hat es sogar vermocht, die CSU wieder in Richtung absolute Mehrheit zu brin-gen – wenngleich auch nur in den Umfragen, die Landtagswahl steht erst 2023 an. Im Januar 2021, so stellt es sich Söder vor, wird die Kandidatenfrage entschieden.

Beim Corona-Krisenmanagement haben sich La-schet und Söder in den vergangenen Monaten ein Fernduell geliefert. Söder preschte im März beim Lockdown in Bayern vor, Laschet später in Nord-rhein-Westfalen, als es um die Lockerungen ging. Zuletzt hat Laschet auch den Anspruch seiner Partei auf die Kanzlerkandidatur unterstrichen. „Viele in der Union teilen die Auffassung, dass die Erfolge un-ter Konrad Adenauer, Helmut Kohl und Angela Mer-kel auch auf die Verbindung von Kanzlerschaft und Parteivorsitz zurückzuführen sind“, sagte der CDU-Politiker. Auch er selbst habe dies „immer so gese-hen und gesagt“. Und Laschet verwies auf Söders ei-gene Absage an jegliche Kanzlerkandidatenambitio-nen: „Das nehme ich ernst.“

Und trotzdem gehört zu den Fragen bei der Wahl des neuen CDU-Chefs: „Wer ist Söder-kompatibel?“ Wer also ist in der Lage, mit dem CSU-Vorsitzenden im Wahlkampf ein gutes Gespann abzugeben und darüber hinaus die beiden Parteien zu einen? Es wird aufmerksam registriert, dass Merz dem Kon-rad-Adenauer-Haus vorgeschlagen haben soll, man solle die Agentur Serviceplan einladen und sich de-ren Vorschlag für den Bundestagswahlkampf anhö-ren. Die Zentrale der Werbeagentur ist in München, der Chef Florian Haller kann gut mit Söder.

„Der neue Parteivorsitzende muss auf allen Ebe-nen mit dem CSU-Vorsitzenden Söder zusammenar-beiten“, mahnt Politikwissenschaftler Korte. Allein „die kluge Kooperation mit einer neuen höheren In-tegration zwischen CDU und CSU“ garantiere den Wahlerfolg. Mitarbeit: Thomas Sigmund

Friedrich Merz: Der frühere Uni-onsfraktionschef ist ein Hoffnungs-träger für den Wirtschaftsflügel der Partei. Merz, der Vizepräsident des CDU-Wirtschaftsrats ist, steht seit jeher für den Ansatz, dass Erwirtschaften vor Verteilen kom-men muss. Auch in der Diskussion um das Konjunkturprogramm mahnte Merz, das Geld nicht zu großzügig mit der Gießkanne zu verteilen, sondern zielgerichtet auszugeben, etwa für Investitionen in die digitale Infrastruktur.

Mit Merz verknüpfen viele vor allem seine Forderung nach einer grundlegenden Vereinfachung des Steuersystems, die er vor 17 Jahren mit dem Hinweis versah, jeder Bür-ger solle seine Steuerschuld auf einem Bierdeckel ausrechnen kön-nen. Merz tritt auch heute für Steu-ersenkungen ein, zuletzt hat er vor allem eine Entlastung von Unter-nehmen gefordert. Gegner sehen in Merz einen Mann der sozialen Kälte. Allerdings hat er seine Kriti-ker auch immer wieder überrascht. So sprach sich Merz schon früh für einen Mindestlohn aus. Zuletzt sprach sich der CDU-Wirtschafts-politiker auch für eine aktive Indus-triepolitik aus, etwa um zu verhin-dern, dass Europa bei der Digital-wirtschaft weiter zurückfällt. Dazu will Merz auch das EU-Kartellrecht reformieren, um mehr europäische Champions zu ermöglichen.

Armin Laschet Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident ist sicherlich der arbeitnehmerfreund-lichste der drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz. Beim Neujahrsemp-fang der NRW-CDU war in diesem Jahr sein Duzfreund Michael Vassi-liadis Gastredner, Chef der Indus-triegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE). Überhaupt hält Laschet viel von Mitbestim-mung und Sozialpartnerschaft, dem auf Interessenausgleich bedachten Miteinander von Arbeit-gebern und Arbeitnehmern: „Nord-rhein-Westfalen ist nicht trotz, son-dern gerade wegen dieser Mitbe-stimmung auf Augenhöhe einer der führenden Industriestandorte“, sagte er jüngst zum 100. Geburts-tag des Betriebsrätegesetzes.

Laschet legt allerdings Wert darauf, alle Strömungen der Partei zu berücksichtigen. Dafür spricht auch, dass er ein Team mit Gesundheitsminister Jens Spahn bildet, der wirtschaftsliberale Posi-tionen vertritt. Dazu passt, dass er gerade erst am Wochenende ankündigte, das Wirtschaftsprofil der CDU wieder schärfen zu wol-len. „Wir brauchen jetzt vor allem ein Konzept, das die Wirtschaft des Landes stabilisiert und für neues Wachstum sorgt“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutsch-land. Das Konjunkturprogramm sei da nur ein erster Schritt.

Norbert Röttgen Der Außenpoliti-ker denkt auch Wirtschaftspolitik vor allem von Europa aus. Ebenso wie Merz und Laschet treibt Rött-gen die Sorge um, dass Europa im globalen Wettbewerb von den USA und China abgehängt wird. Investitionen in den Zusammenhalt der Europäischen Union sind aus Röttgens Sicht gut angelegt. So verteidigte Röttgen auch gerade wieder den EU-Wiederaufbau-fonds, der nicht nur Kredite verge-ben soll, sondern auch direkte Zuschüsse. Würden sich Italien und Spanien nach „Jahren der Austeri-tät“ von den anderen Europäern im Stich gelassen fühlen, „wären wir dem Scheitern der EU ganz nah“.

Sicherheitspolitische Belange rechtfertigen aus seiner Sicht auch eine aktive Industriepolitik. Vehe-ment kämpft Röttgen daher dage-gen, dass Komponenten des chine-sischen Huawei-Konzerns in die neuen 5G-Mobilfunknetze einge-baut werden dürfen. Jenseits der Sicherheitspolitik aber ist Röttgen gegen Eingriffe des Staates in den Markt. „Für eine gesunde Volks-wirtschaft und die Gesellschaft ins-gesamt bilden Markt und Wettbe-werb das Erfolgsmodell schlecht-hin“, schrieb er Ende Februar in einem Beitrag. Neben der Europa-politik legt der frühere Umweltmi-nister seinen inhaltlichen Schwer-punkt auf den Klimaschutz, wo er für ehrgeizige Ziele plädiert. HB

Wirtschaftsprofil der drei Kandidaten

Es bedarf neuer Zusammensetzungen, neuer Konturen und

neuer Bündnisse.Karl-Rudolf Korte

Politikwissenschaftler

Norbert Röttgen: Auch Röttgen sorgt

sich, dass Europa im globalen Wett-

bewerb von den USA und China

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Daniel Delhaes, Jan Hildebrand Berlin

Für Armin Laschet (CDU) ist es eine beunruhige Nachricht. Die Zahl der Infi-zierten ist im Kreis Gütersloh „merk-lich“ gestiegen, wie die lokalen Behör-den am Wochenende mitteilten, und

zwar auch bei Menschen, die keinen Bezug zur dor-tigen Fleischfabrik haben. Der massive Corona-Aus-bruch im Tönnies-Unternehmen ist für Laschet nicht nur als nordrhein-westfälischer Ministerpräsi-dent eine Herausforderung. Auch als Politiker, der sich um den CDU-Vorsitz bewirbt, steht Laschet nun bundesweit unter Beobachtung. Welche Figur gibt er ab als Krisenmanager?

Der Kreis Gütersloh ist zum Corona-Hotspot ge-worden. Trotzdem hatte Laschet zunächst gewartet und erst nach öffentlichem Druck einen „Lockdown light“ verkündet. Die nordrhein-westfälische Oppo-sition hat sich deshalb längst auf ihn eingeschossen. „Die Führungsschwäche dieser Regierung ist ein Ri-siko für die Pandemiebekämpfung“, stichelte Tho-mas Kutschaty (SPD), Oppositionsführer im NRW-Landtag.

Für Laschet ist die Lage heikel. In den vergange-nen Wochen hatte er sich dafür starkgemacht, die Corona-Regeln möglichst schnell zu lockern. In der Öffentlichkeit wurde er als Gegenpol zum bayri-schen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) wahrgenommen, der für einen restriktiven Kurs stand. Nun steht Laschet zwischen den Bürgern im Kreis Gütersloh, die wegen der erneut geschlosse-nen Kitas und Schulen protestieren und denen, die sich ein deutlich entschlosseneres Vorgehen wün-schen. „Er muss aufpassen, dass er nicht wieder das Image als Zögerer und Zauderer bedient“, meint ein CDU-Vorderer. Zumal Söder als umsichtiger Krisen-manager weiter punktet. Am Wochenende kündigte Bayern an, dass sich künftig jeder auf das Corona-Vi-rus testen lassen kann – ganz unabhängig davon, ob er Symptome hat. Das bayerische Krisenmanage-ment macht auch bei vielen in der Union Eindruck.

Dabei war die Krise bisher eher ein Wettbewerbs-vorteil für Laschet im Kampf um den CDU-Vorsitz. Während die Kandidaten Friedrich Merz und Nor-bert Röttgen wegen der Pandemie so gut wie gar

nicht mehr in der öffentlichen Wahrnehmung auf-tauchten, war Laschet als Ministerpräsident omni-präsent. „Merz und Röttgen wird es bis zum Partei-tag im Dezember schwerfallen, mit eigenen Themen zu mobilisieren“, prognostiziert der Politikwissen-schaftler Karl-Rudolf Korte von der Universität Duis-burg-Essen. In der Coronakrise verenge sich die De-batte auf den strategischen Vorsorgestaat, der weit-sichtig Gefahren absichert. „Für diese Fragen ist die Exekutive zuständig, die das Vertrauen in der Bevöl-kerung genießt. Laschet und Spahn müssen inso-fern innerparteilich gar keinen Wahlkampf führen.“

Laschet, Merz, Röttgen: Hinter den Kulissen läuft der Wahlkampf der drei Männer aus NRW, allesamt Juristen, um den CDU-Vorsitz – ohne dass ihn einer der Kandidaten gern so nennen würde. Zwar wird es wegen der Coronakrise keine Wahlkampfveran-staltungen geben. Auch ist keine Ochsentour durch die Landesverbände der Partei geplant. „Jeder tritt mit dem an, für das er steht“, heißt es unter den Kandidaten. Da ist der eher sozialliberale Laschet, da ist der Außenpolitiker Röttgen und da ist der

Wahlkampf in Krisenzeiten

Von den Kandidaten um den CDU-Vorsitz scheint NRW-Ministerpräsident Laschet als Macher in der Coronakrise einen Vorsprung zu haben. Doch der schwindet.

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Entscheiden auf dem Parteitag im

Dezember über den CDU-Vorsitz.

Friedrich Merz: Mit Merz verknüpfen

viele vor allem seine Forderung

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Vereinfachung des Steuersystems.

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MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 1226

Wirtschaftspolitiker Merz. Jeder versucht, über sei-ne Netzwerke und seine Themen den Weg in die Öf-fentlichkeit zu finden.

Offiziell will derzeit niemand etwas vom innerpar-teilichen Wahlkampf wissen. Und doch wird jede Äußerung aufmerksam registriert. Etwa dass sich Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) kürzlich lobend über Laschets Teampartner, Bun-desgesundheitsminister Jens Spahn, äußerte: „Spahn macht seine Sache gut.“ Und dass Schäuble bei der Frage nach einer Unterstützung für Merz nur antwortete: „Im Augenblick haben wir ganz andere Sorgen.“

Während der einzige Regieren-de, Laschet, mit seinem Ver-nunftpartner und Dauerrivalen Spahn die Krise als Chance zu nutzen versuchte und sich nach anfänglichen Schwierig-keiten als libertär-freiheitlich präsentierte, blieb Röttgen sowie Merz bisher nichts wei-ter übrig, als sich die Krisenbe-wältigung von außen anzuse-hen. Inzwischen aber haben sie sich wieder zu Wort gemeldet. Merz zum Beispiel bespielt ausgiebig das Feld der Wirtschaftspolitik, etwa wenn es um das Konjunkturpaket der Bundesregierung geht. Als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses kann Röttgen sogar US-Präsident Donald Trump kritisie-ren. Röttgen kommt weitestgehend ohne großes Team aus. Wie jeder Bundestagsabgeordnete ver-fügt er über seine Mitarbeiter im Berliner Büro so-wie in seinem Heimatwahlkreis in Bonn.

Merz weiß den Wirtschaftsrat hinter sich, ein Fo-rum, das ihm nicht nur einen Pressesprecher stellt, sondern auch noch Veranstaltungen für ihn organi-siert, die Merz als Bühne dienen. Dort konnte er bis-her punkten, doch werden sie auf unbestimmte Zeit nicht stattfinden. Laschet hingegen kann den Partei-apparat im Land für sich einspannen und darüber

hinaus noch Wissen aus dem Regierungsapparat nutzen. Eigentlich wollten die Kandidaten gemein-sam den Wahlkampf besprechen. Die einst für April geplanten digitalen Townhall-Runden sind aber ab-gesagt. Ob sie nachgeholt werden, soll sich nach der Sommerpause klären. „Wir werden dann zu gegebe-ner Zeit mit Kandidatinnen und Kandidaten über das weitere Verfahren sprechen“, sagt CDU-General-sekretär Paul Ziemiak. Bei den Kandidaten aber scheint die Lust begrenzt zu sein. Merz und Röttgen dürften mehr Interesse daran haben, in der aktuel-

len Debatte um die am 1. Juli beginnen-de EU-Ratspräsidentschaft ihre Positio-

nen einer breiten Öffentlichkeit zu erklären. Zeitlich würde es gut

passen, soll der Wahlkampf erst im Oktober und November richtig beginnen. „Die Monate werden auch wieder mehr im Zeichen der Vorbereitung des Parteitags stehen“, heißt es.

Für die Kandidaten werde es entscheidend sein, wie sie

Wirtschaft, Gesellschaft und Poli-tik aufstellen wollen, um wider-

standsfähig in der nächsten Krise zu sein, sagt Politikwissenschaftler Korte.

Er hält „Post-Corona-Kreativität“ für notwen-dig: „Es bedarf neuer Zusammensetzungen, neuer Konturen und neuer Bündnisse.“ Die werden spä-testens auf dem Parteitag geschmiedet. Dort gilt es, die 1001 Delegierten zu überzeugen, sie sind frei und keinen Weisungen unterworfen. Die Kandida-ten sind sich sicher: „Die Mehrheit entscheidet sich erst auf dem Parteitag.“ Es wird eifrig telefoniert, werden die Funktionäre umgarnt, in der Hoffnung, dass sie ihre Zustimmung bis zur Wahl behalten.

Über allem schwebt allerdings neben der persön-lichen Sympathie und fachlichen Kompetenz noch die Frage, ob der künftige Vorsitzende der CDU qua Amt auch der nächste Kanzlerkandidat der CDU sein wird – oder nicht vielleicht doch Markus Söder, CSU-Vorsitzender und in der Coronakrise viel be-fragt nach seinen Ambitionen auf Bundesebene. Der weist in aller Regelmäßigkeit Spekulationen zurück. „Mein Platz ist im Freistaat“, sagt er gern. Heute ja, aber morgen? Angesichts der Umfragen jedenfalls liegt er deutlich vor seinem Ministerpräsidenten-Kollegen Laschet und natürlich erst recht vor Rött-gen und Merz. Söder hat es sogar vermocht, die CSU wieder in Richtung absolute Mehrheit zu brin-gen – wenngleich auch nur in den Umfragen, die Landtagswahl steht erst 2023 an. Im Januar 2021, so stellt es sich Söder vor, wird die Kandidatenfrage entschieden.

Beim Corona-Krisenmanagement haben sich La-schet und Söder in den vergangenen Monaten ein Fernduell geliefert. Söder preschte im März beim Lockdown in Bayern vor, Laschet später in Nord-rhein-Westfalen, als es um die Lockerungen ging. Zuletzt hat Laschet auch den Anspruch seiner Partei auf die Kanzlerkandidatur unterstrichen. „Viele in der Union teilen die Auffassung, dass die Erfolge un-ter Konrad Adenauer, Helmut Kohl und Angela Mer-kel auch auf die Verbindung von Kanzlerschaft und Parteivorsitz zurückzuführen sind“, sagte der CDU-Politiker. Auch er selbst habe dies „immer so gese-hen und gesagt“. Und Laschet verwies auf Söders ei-gene Absage an jegliche Kanzlerkandidatenambitio-nen: „Das nehme ich ernst.“

Und trotzdem gehört zu den Fragen bei der Wahl des neuen CDU-Chefs: „Wer ist Söder-kompatibel?“ Wer also ist in der Lage, mit dem CSU-Vorsitzenden im Wahlkampf ein gutes Gespann abzugeben und darüber hinaus die beiden Parteien zu einen? Es wird aufmerksam registriert, dass Merz dem Kon-rad-Adenauer-Haus vorgeschlagen haben soll, man solle die Agentur Serviceplan einladen und sich de-ren Vorschlag für den Bundestagswahlkampf anhö-ren. Die Zentrale der Werbeagentur ist in München, der Chef Florian Haller kann gut mit Söder.

„Der neue Parteivorsitzende muss auf allen Ebe-nen mit dem CSU-Vorsitzenden Söder zusammenar-beiten“, mahnt Politikwissenschaftler Korte. Allein „die kluge Kooperation mit einer neuen höheren In-tegration zwischen CDU und CSU“ garantiere den Wahlerfolg. Mitarbeit: Thomas Sigmund

Friedrich Merz: Der frühere Uni-onsfraktionschef ist ein Hoffnungs-träger für den Wirtschaftsflügel der Partei. Merz, der Vizepräsident des CDU-Wirtschaftsrats ist, steht seit jeher für den Ansatz, dass Erwirtschaften vor Verteilen kom-men muss. Auch in der Diskussion um das Konjunkturprogramm mahnte Merz, das Geld nicht zu großzügig mit der Gießkanne zu verteilen, sondern zielgerichtet auszugeben, etwa für Investitionen in die digitale Infrastruktur.

Mit Merz verknüpfen viele vor allem seine Forderung nach einer grundlegenden Vereinfachung des Steuersystems, die er vor 17 Jahren mit dem Hinweis versah, jeder Bür-ger solle seine Steuerschuld auf einem Bierdeckel ausrechnen kön-nen. Merz tritt auch heute für Steu-ersenkungen ein, zuletzt hat er vor allem eine Entlastung von Unter-nehmen gefordert. Gegner sehen in Merz einen Mann der sozialen Kälte. Allerdings hat er seine Kriti-ker auch immer wieder überrascht. So sprach sich Merz schon früh für einen Mindestlohn aus. Zuletzt sprach sich der CDU-Wirtschafts-politiker auch für eine aktive Indus-triepolitik aus, etwa um zu verhin-dern, dass Europa bei der Digital-wirtschaft weiter zurückfällt. Dazu will Merz auch das EU-Kartellrecht reformieren, um mehr europäische Champions zu ermöglichen.

Armin Laschet Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident ist sicherlich der arbeitnehmerfreund-lichste der drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz. Beim Neujahrsemp-fang der NRW-CDU war in diesem Jahr sein Duzfreund Michael Vassi-liadis Gastredner, Chef der Indus-triegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE). Überhaupt hält Laschet viel von Mitbestim-mung und Sozialpartnerschaft, dem auf Interessenausgleich bedachten Miteinander von Arbeit-gebern und Arbeitnehmern: „Nord-rhein-Westfalen ist nicht trotz, son-dern gerade wegen dieser Mitbe-stimmung auf Augenhöhe einer der führenden Industriestandorte“, sagte er jüngst zum 100. Geburts-tag des Betriebsrätegesetzes.

Laschet legt allerdings Wert darauf, alle Strömungen der Partei zu berücksichtigen. Dafür spricht auch, dass er ein Team mit Gesundheitsminister Jens Spahn bildet, der wirtschaftsliberale Posi-tionen vertritt. Dazu passt, dass er gerade erst am Wochenende ankündigte, das Wirtschaftsprofil der CDU wieder schärfen zu wol-len. „Wir brauchen jetzt vor allem ein Konzept, das die Wirtschaft des Landes stabilisiert und für neues Wachstum sorgt“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutsch-land. Das Konjunkturprogramm sei da nur ein erster Schritt.

Norbert Röttgen Der Außenpoliti-ker denkt auch Wirtschaftspolitik vor allem von Europa aus. Ebenso wie Merz und Laschet treibt Rött-gen die Sorge um, dass Europa im globalen Wettbewerb von den USA und China abgehängt wird. Investitionen in den Zusammenhalt der Europäischen Union sind aus Röttgens Sicht gut angelegt. So verteidigte Röttgen auch gerade wieder den EU-Wiederaufbau-fonds, der nicht nur Kredite verge-ben soll, sondern auch direkte Zuschüsse. Würden sich Italien und Spanien nach „Jahren der Austeri-tät“ von den anderen Europäern im Stich gelassen fühlen, „wären wir dem Scheitern der EU ganz nah“.

Sicherheitspolitische Belange rechtfertigen aus seiner Sicht auch eine aktive Industriepolitik. Vehe-ment kämpft Röttgen daher dage-gen, dass Komponenten des chine-sischen Huawei-Konzerns in die neuen 5G-Mobilfunknetze einge-baut werden dürfen. Jenseits der Sicherheitspolitik aber ist Röttgen gegen Eingriffe des Staates in den Markt. „Für eine gesunde Volks-wirtschaft und die Gesellschaft ins-gesamt bilden Markt und Wettbe-werb das Erfolgsmodell schlecht-hin“, schrieb er Ende Februar in einem Beitrag. Neben der Europa-politik legt der frühere Umweltmi-nister seinen inhaltlichen Schwer-punkt auf den Klimaschutz, wo er für ehrgeizige Ziele plädiert. HB

Wirtschaftsprofil der drei Kandidaten

Es bedarf neuer Zusammensetzungen, neuer Konturen und

neuer Bündnisse.Karl-Rudolf Korte

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Norbert Röttgen: Auch Röttgen sorgt

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Wirtschaft & Politik

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 1227

UPLOADED BY "What's News" vk.com/wsnws TELEGRAM: t.me/whatsnws

Page 8: Handelsblatt - 29 06 2020

Christine Lagarde: Präsidentin der Euro-päischen Zentralbank.

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Olaf Scholz (SPD): Bundesminister der

Finanzen.

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Wolfgang Schäuble (CDU): Präsident des

Bundestags.

dpa,

Martin Greive, Jan Hildebrand Berlin

Im Stillen arbeiteten Noten-bankchefin Christine Lagar-de, Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und Bun-destagspräsident Wolfgang

Schäuble (CDU) in den vergangenen Wochen an einer Lösung für ihr deli-kates Problem – und fanden am Ende einen pragmatischen Ansatz. Die Eu-ropäische Zentralbank (EZB) schickt ihre Papiere zur Begründung ihrer Anleihekäufe an die Bundesbank, die die Papiere an die Bundesregierung weiterleitet, von wo aus sie dann an den Bundestag gehen.

Das umständliche Vorgehen war wegen des Urteils des Bundesverfas-sungsgerichts im Mai nötig gewor-den. Karlsruhe hatte das Anleiheauf-kaufprogramm PSPP, das die EZB En-de 2015 aufgelegt hatte, Anfang Mai als teilweise verfassungswidrig einge-stuft. Die Richter forderten die EZB auf, der Bundesregierung und dem Bundestag darzulegen, dass ihre Käu-fe „verhältnismäßig“ sind. Was heikel ist, weil die EZB eigentlich politisch unabhängig ist. Deshalb gelangen die Informationen auch nur mit einiger Geheimniskrämerei von Notenbank zu Politik.

Vergangene Woche setzte sich die ausgeklügelte Informationskette dann in Gang. Die EZB gab grünes Licht für die Weitergabe der Proto-kolle ihrer Juni-Sitzung, in der sich die Notenbank ausgiebig mit der Frage der Verhältnismäßigkeit ihrer Aufkäufe beschäftigte. Die Protokol-le liegen inzwischen dem Bundesfi-

nanzministerium vor. Minister Scholz ließ seine Beamten über das Wochenende umgehend eine Be-wertung erstellen. Danach wird auch der Bundestag seine Stellung-nahme abgeben.

Karlsruhe hatte dafür eine Frist bis zum 4. August gesetzt. Andernfalls wäre die deutsche Bundesbank, die an dem EZB-Programmen beteiligt ist, gezwungen, aus den Aufkäufen auszusteigen – mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen für Finanz-märkte und EU-Rechtsrahmen.

Dass Bundesregierung und Bun-destag in ihren Stellungnahmen die Verhältnismäßigkeit der EZB-Aufkäu-fe als erfüllt ansehen werden, ist si-cher. Dennoch stehen sie vor keiner leichten Aufgabe. Sie müssen in ihren Bewertungen sowohl die Unabhän-gigkeit der EZB als auch die Anforde-rungen des Verfassungsgerichts be-rücksichtigen. Ein weiteres Problem: Die EZB deklariert nach Handelsblatt-Informationen einen Teil der Proto-kolle als „geheim“ – die Dokumente liegen in den Geheimschutzstellen. Eine Debatte innerhalb des Bundes-tags sei so kaum möglich, monieren Parlamentarier.

Der Bundestag dürfte sich in seiner Stellungnahme formal der positiven Bewertung der Bundesregierung an-schließen. Union und SPD versuchen dabei, auch die Opposition mit ins Boot zu holen. Zumindest Grüne und FDP sollen hinter dem Antrag der Re-gierungsfraktionen stehen.

Die Opposition will dann aber auch etwas Einfluss nehmen. Grünen-Eu-ropapolitikerin Franziska Brantner fordert: „Der Bundestag sollte in sei-

ner Einschätzung die Bedeutung der Unabhängigkeit der EZB herausstel-len. Auch sollte klar die Bedeutung des Europäischen Gerichtshof für den europäischen Rechtsrahmen zum Ausdruck kommen.“ Der Euro-päische Gerichtshof (EuGH) hatte an-ders als das Bundesverfassungsge-richt grünes Licht für die Anleihekäu-fe erteilt. Das Karlsruher Urteil hatte auch deshalb für so viel Aufsehen und Kritik gesorgt, weil das deutsche Verfassungsgericht damit erstmals dem EuGH widersprochen hatte.

Zudem hätte der Bundestag in den vergangenen Jahren auch außerhalb des Plenums mit der EZB über ihre Geldpolitik gesprochen, so Brantner. „Es wäre sinnvoll, dies auch schrift-lich zu erläutern, damit klar ersicht-lich wird, dass es einen regelmäßigen Austausch über die Ankaufprogram-me der EZB gab.“

Wie viele Treffen, Fragerunden und Ähnliches es gab, zeigt ein Pa-pier des Bundestagsreferats „EU-Grundsatzangelegenheiten, Fragen der Wirtschafts- und Währungsuni-on“, das dem Handelsblatt vorliegt. Darin werden alle „parlamentari-schen Aktivitäten des Deutschen Bundestags zur Beobachtung der EZB-Geldpolitik“ seit 2016 aufgezählt. Die Liste fällt recht lang aus.

„Ich wäre auch dafür, einen mone-tären Dialog zwischen Bundestag und Bundesbank zu etablieren“, sagt Brantner. Der Bundestag solle mit Be-zug auf die Bundesbank die gleichen Rechte bekommen, die das EU-Parla-ment heute gegenüber der EZB hat. Dafür dürfte Brantner allerdings kaum eine Mehrheit finden.

Während die Grünen die Aufkäufe der EZB für richtig halten, hat die FDP große Zweifel. Deren Finanzex-perte Florian Toncar signalisiert zwar Zustimmung zu einem gemeinsamen Papier. „Fürs Erste geht es jetzt da-rum, das Urteil umzusetzen. Wenn die EZB dem Bundestag für ihr Anlei-hekaufprogramm eine fundierte Ver-hältnismäßigkeitsprüfung übermit-telt, ist das Thema von der rechtli-chen Seite her geklärt.“

Bauchschmerzen angesichts der jahrelangen großvolumigen Anlei-hekäufe der EZB blieben aber, so Toncar. Die Frage, wie ein Übergrei-fen der Geldpolitik in die allgemei-ne Wirtschaftspolitik oder gar die Staatsfinanzierung vermieden wer-den kann, müsse jetzt auf politi-scher Ebene besprochen werden, fordert der FDP-Politiker. „Die Un-abhängigkeit der Geldpolitik ist wichtig, aber sie umfasst nicht das Recht der EZB, frei von jeder Kon-trolle selbst festzulegen, welche Maßnahmen noch als Geldpolitik einzustufen sind. Das Mandat der EZB muss dringend nachgeschärft werden.“

Während die europäische Noten-bank dies strikt ablehnen dürfte, stünde das Verfassungsgericht dem wohl wohlwollend gegenüber. Auch wenn nächste Woche das Problem abgeräumt sein dürfte, wie Bundes-regierung und Bundestag auf die Forderung Karlsruhes nach Prüfung der Verhältnismäßigkeit der Anleihe-käufe angemessen reagiert – die Dis-kussionen um die Kontrolle und die Rechtmäßigkeit der EZB-Aufkäufe werden weitergehen.

EZB-Anleihekäufe

Geheimpapiere auf UmwegenD er Bundesregierung liegt nun eine Begründung der EZB zur Verhältnismäßigkeit ihrer Anleihekäufe vor. Die Diskussion um die Geldpolitik ist damit aber nicht aus der Welt.

Das Hauptgebäude der Europäischen Zentralbank: Die EZB schickt ihre Papiere zur Begründung ihrer Anleihekäufe an die Bundesbank.

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Wirtschaft & Politik

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 1228

Martin Greive, Dietmar Neuerer Berlin

A n dem Konjunkturpaket der Großen Koali-tion, das in dieser Woche im Bundestag be-schlossen werden soll, gibt es scharfe Kri-

tik. Das Konjunkturpaket mit der Mehrwertsteuer-senkung als Herzstück habe unterm Strich nur eine sehr begrenzte Wirkung, schreibt der Chef des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, in einer Stellungnahme für eine Expertenanhörung im Bundestag.

Nach Berechnungen des Ifo-Instituts fällt der Ein-bruch der Wirtschaft dank des Konjunkturpakets in diesem Jahr zwar um 0,9 Prozentpunkte gerin-ger aus. Ohne Konjunkturpaket wäre demnach das Bruttoinlandsprodukt 2020 um rund 30 Milliarden Euro niedriger. Insgesamt setzt der Bund aber die-ses Jahr 88 Milliarden Euro ein, um die Konjunktur in Schwung zu bringen. „Das bedeutet, dass die Steuerentlastungen und zusätzlichen Ausgaben sich nicht vollständig in einer erhöhten Wirt-schaftsleistung niederschlagen“, schreibt Fuest. Ein Grund dafür liege darin, dass die Wirkung der tem-porären Umsatzsteuersenkung begrenzt sei.

Die Bundesregierung senkt den regulären Mehr-wertsteuersatz in der zweiten Jahreshälfte befristet von 19 auf 16 Prozent. Laut Fuest ist die Wirkung dieser Maßnahme überschaubar. Obwohl die Um-satzsteuer im Jahr 2020 um 20 Milliarden Euro ge-senkt wird, ergibt sich laut Fuests Berechnungen nur eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 6,5 Milliarden Euro. „Das liegt vor allem daran, dass der Konsum nicht im Umfang der Steuersen-kung zunimmt“, schreibt Fuest. Wenn ab 1. Januar 2021 wieder der normale Satz gilt, wird dies laut Fuest sogar leicht dämpfend auf die Konjunktur wirken. „Daraus folgt nicht notwendigerweise, dass die Umsatzsteuersenkung als konjunkturpolitische Maßnahme abzulehnen ist“, schränkt Fuest ein.

Fuest Gesamtbewertung lautet, „dass es sinnvoll ist, die Konjunktur in dieser Lage fiskalpolitisch zu stützen, dass man davon allerdings nicht allzu viel erwarten sollte“. Laut seinen Berechnungen blei-ben unterm Strich positive Wirkungen: Das Kon-junkturpaket wird bis 2024 zu einem 57,8 Milliar-den Euro höheren Bruttoinlandsprodukt führen. Gemessen am Volumen des Konjunkturpakets von rund 170 Milliarden hält sich der Wachstumseffekt aber in Grenzen.

Auch der Bundesrechnungshof kritisiert die Mehrwertsteuersenkung in seiner Stellungnahme: „Ob hierdurch der Konsum gesteigert wird, er-scheint fraglich.“ Es drohten erhebliche Mitnahme-effekte, als indirekte Förderung der Wirtschaft sei die Maßnahme wenig zielgenau. Der administrative Umstellungsaufwand sei zudem „erheblich“.

Der Staatssekretär im Bundesverbraucherschutz-ministerium, Christian Kastrop, verteidigte die Maßnahme. Er erwartet, dass Verbraucher infolge der Steuersenkung auch größere Anschaffungen vorziehen. „So setzt die Entlastung einen deutli-chen Konsumimpuls und stärkt die Binnennachfra-ge“, sagte Kastrop dem Handelsblatt. Damit wie-derum würden Jobs und Einkommen gesichert. Der Staatssekretär appellierte an die Unterneh-men, den geringeren Mehrwertsteuersatz in voller Höhe an ihre Kunden weiterzureichen. „Je mehr das geschieht, desto mehr entfaltet die Maßnahme ihre volle Wirkung.“ Kastrop sprach sich gegen eine Verlängerung der geplanten Mehrwertsteuer-Sen-kung aus. „Für eine schnelle konjunkturelle Erho-lung braucht es den starken Impuls für den Kon-sum heute. Daher sollte eine Verlängerung der Maßnahme kein Thema sein“, sagte Kastrop.

Ifo-Chef Clemens Fuest: Konjunktur-paket und Mehr-wertsteuersen-kung haben nur ei-ne begrenzte Wir-kung.

Mehrwertsteuersenkung

Konjunkturpaket mit geringem Effekt

Coronakrise

Deindustrialisierung 2.0Manche Industriezweige haben schon vor der Krise wenig investiert, zeigt eine IW-Studie. Nun verschärft sich das Problem.

Klaus Stratmann Berlin

E nergieintensiven Branchen wie Stahl, Chemie, Papier und Glas hat schon die Finanz-

und Wirtschaftskrise 2008/2009 schwer zu schaffen gemacht. Es dau-erte lange, ehe die Unternehmen wieder Tritt gefasst hatten. Und selbst in den wirtschaftlich starken Jahren vor der Coronakrise blieben die energieintensiven regelmäßig hinter anderen Industriebereichen zurück: Sie hätten hinsichtlich ihrer Investitionen „systematisch schlech-ter abgeschnitten“, schreibt das Insti-tut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in einem Papier, das dem Han-delsblatt vorliegt.

„Selbst während der investitions-starken Jahre mit ansteigendem Kapi-talstock der Industrie insgesamt nah-men die energieintensiven Branchen weiter ab. 2017 stieg der Kapitalstock des verarbeitenden Gewerbes um 1,0 Prozent an, die energieintensiven Branchen gingen um 0,9 Prozent zu-rück“, schreibt das IW. Auch ein wei-terer Anstieg der Investitionen in der Zeit vor Eintritt der von der Corona-krise ausgelösten Industrierezession dürfte nicht zu einem wachsenden Kapitalstock der Branchen mit ho-hem Energieverbrauch geführt ha-ben, heißt es in dem IW-Papier.

Schon jetzt ist der Substanzverzehr in den von den Kölner Wirtschaftsfor-schern untersuchten energieintensi-ven Branchen dramatisch. Demnach ist das Bruttoanlagevermögen der Branchen Chemie, Metallerzeugung und Metallverarbeitung, Glas, Kera-mik und Papier seit 2010 um 8,7 Pro-zent gefallen, verglichen mit 2000 gingen sogar 18 Prozent verloren. „Für die weitere Entwicklung lässt

diese Zwischenbilanz nicht viel Gutes erwarten“, sagte IW-Geschäftsführer Hubertus Bardt dem Handelsblatt. Bei insgesamt stark fallenden Investi-tionen sei mit einem deutlichen Rückgang des Kapitalstocks energie-intensiver Industrien zu rechnen. „Die schon länger anhaltende Indus-trierezession, die schwere Coronakri-se und die drohenden strengeren Vorgaben im europäischen Klima-schutz nehmen viele Unternehmen in die Zange. Das Resultat könnte ei-ne Beschleunigung der ohnehin seit

Jahren zu beobachtenden Deindus-trialisierung sein“, warnt Bardt. Die energieintensiven Branchen seien „akut gefährdet“. Die Bundesregie-rung sei gefordert, „verlässliche Rah-menbedingungen für die betroffenen Unternehmen zu schaffen“.

Tatsächlich ist etwa eine Verschär-fung der EU-Klimaziele Teil des von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorgestellten „Green Deal“. Danach soll das EU-Ziel einer Treibhausgasreduktion von 40 Pro-zent bis 2030 auf 50 bis 55 Prozent

erhöht werden. Das würde zwangs-läufig zu einer weiteren Verschärfung des europäischen Emissionshandels-systems führen. Der Emissionshan-del, an dem auch die energieintensi-ve Industrie teilnimmt, wird ohnehin ab 2021 deutlich ambitionierter aus-fallen.

In dem IW-Papier heißt es, strenge-re europäische Vorgaben könnten zu höheren CO2-Preisen führen und den Abstand zu anderen Industrielän-dern vergrößern. „Auch Investitio-nen in klimafreundliche Anlagen sind nur dann möglich, wenn diese preis-lich langfristig wettbewerbsfähig ge-nutzt werden können“, schreibt das IW. Seien die Voraussetzungen dafür nicht gesichert, weil etwa Ausnah-men von Kostenbelastungen infrage stünden und der Aufbau von Klima-schutzinfrastrukturen wie Strom- und Wasserstoffnetzen nicht voran-komme, würden die erhofften Inves-titionen nicht in dem notwendigen Maß getätigt.

Über die Verschärfung des Emissi-onshandels hinaus gibt es eine Reihe drohender Gefahren für bestimmte energieintensive Branchen. So will die EU-Kommission die Erstattung emissionshandelsbedingter Mehrkos-ten beim Strompreis drastisch zu-sammenstreichen, die Zahl der von dieser Erstattung profitierenden Branchen soll deutlich sinken.

Eine Verzögerung der Modernisie-rung stelle ganze Produktionsnetz-werke in Deutschland infrage, warnt das IW. „Damit energieintensive Branchen in klimafreundliche Ver-fahren und die Nutzbarkeit emissi-onsarmer Energieträger investieren können, muss schnell Klarheit über die zukünftigen Perspektiven und verlässliche Rahmenbedingungen ge-schaffen werden“, fordert das IW. „Anderenfalls droht ein Verlust die-ser Unternehmen für den Standort Deutschland und Europa, der die Treibhausgasemissionen nicht redu-ziert, sondern nur verlagert.“

Die Debatte darüber, wie die Rah-menbedingungen langfristig verläss-lich ausgestaltet werden können, da-mit die betroffenen Branchen eine Zukunftsperspektive sehen und wei-ter in Deutschland oder anderen eu-ropäischen Ländern investieren, ist in vollem Gange. Denn ohne massive Investitionen ist der Umbau ganzer Produktionsprozesse hin zur Klima-neutralität nicht möglich. Daher müs-sen etwa Stahl- und Chemiebranche künftig in großem Umfang CO2-neu-tralen Wasserstoff einsetzen.

So erwägt die Bundesregierung et-wa, bestimmten Branchen mit „Car-bon Contracts for Difference“-Model-len zu helfen. Dahinter verbergen sich staatliche Garantien für eine be-stimmte Höhe des CO2-Preises für Un-ternehmen, die in Klimaschutz inves-tieren. Auch Quotenregelungen für die Verwendung von Produkten wie grünem Stahl sind denkbar, ebenso Grenzausgleichsabgaben bei der Ein-fuhr von Produkten von außerhalb der EU, deren Höhe sich an der CO2-Bilanz der Produkte bemisst.

Allerdings sind diese Modelle alle noch in einem frühen Stadium. Vie-len Unternehmen rennt die Zeit da-von. Sie müssen angesichts wachsen-der Klimaschutzanforderungen mas-siv in neue Verfahren investieren, wissen aber nicht sicher, ob und wie ihnen dabei langfristig und verläss-lich geholfen wird.

Mitarbeiter arbeiten in einer Gießerei: Energieintensiven Branchen macht die Krise schwer zu schaffen.

dpa

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o/IPON

Kapitalstock der IndustrieVeränderung des realen Brutto-anlagevermögens im Vergleichzum Vorjahr in Prozent

+1,5 %+1,0 %

-0,9 %

Verabeitendes GewerbeNicht energieintensive Industrie Energieintensive Industrie

HANDELSBLATT

2000 2017

Quellen: Destatis, IW

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Wirtschaft & Politik

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 1229

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Page 9: Handelsblatt - 29 06 2020

Christine Lagarde: Präsidentin der Euro-päischen Zentralbank.

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Olaf Scholz (SPD): Bundesminister der

Finanzen.

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Wolfgang Schäuble (CDU): Präsident des

Bundestags.

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Martin Greive, Jan Hildebrand Berlin

Im Stillen arbeiteten Noten-bankchefin Christine Lagar-de, Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und Bun-destagspräsident Wolfgang

Schäuble (CDU) in den vergangenen Wochen an einer Lösung für ihr deli-kates Problem – und fanden am Ende einen pragmatischen Ansatz. Die Eu-ropäische Zentralbank (EZB) schickt ihre Papiere zur Begründung ihrer Anleihekäufe an die Bundesbank, die die Papiere an die Bundesregierung weiterleitet, von wo aus sie dann an den Bundestag gehen.

Das umständliche Vorgehen war wegen des Urteils des Bundesverfas-sungsgerichts im Mai nötig gewor-den. Karlsruhe hatte das Anleiheauf-kaufprogramm PSPP, das die EZB En-de 2015 aufgelegt hatte, Anfang Mai als teilweise verfassungswidrig einge-stuft. Die Richter forderten die EZB auf, der Bundesregierung und dem Bundestag darzulegen, dass ihre Käu-fe „verhältnismäßig“ sind. Was heikel ist, weil die EZB eigentlich politisch unabhängig ist. Deshalb gelangen die Informationen auch nur mit einiger Geheimniskrämerei von Notenbank zu Politik.

Vergangene Woche setzte sich die ausgeklügelte Informationskette dann in Gang. Die EZB gab grünes Licht für die Weitergabe der Proto-kolle ihrer Juni-Sitzung, in der sich die Notenbank ausgiebig mit der Frage der Verhältnismäßigkeit ihrer Aufkäufe beschäftigte. Die Protokol-le liegen inzwischen dem Bundesfi-

nanzministerium vor. Minister Scholz ließ seine Beamten über das Wochenende umgehend eine Be-wertung erstellen. Danach wird auch der Bundestag seine Stellung-nahme abgeben.

Karlsruhe hatte dafür eine Frist bis zum 4. August gesetzt. Andernfalls wäre die deutsche Bundesbank, die an dem EZB-Programmen beteiligt ist, gezwungen, aus den Aufkäufen auszusteigen – mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen für Finanz-märkte und EU-Rechtsrahmen.

Dass Bundesregierung und Bun-destag in ihren Stellungnahmen die Verhältnismäßigkeit der EZB-Aufkäu-fe als erfüllt ansehen werden, ist si-cher. Dennoch stehen sie vor keiner leichten Aufgabe. Sie müssen in ihren Bewertungen sowohl die Unabhän-gigkeit der EZB als auch die Anforde-rungen des Verfassungsgerichts be-rücksichtigen. Ein weiteres Problem: Die EZB deklariert nach Handelsblatt-Informationen einen Teil der Proto-kolle als „geheim“ – die Dokumente liegen in den Geheimschutzstellen. Eine Debatte innerhalb des Bundes-tags sei so kaum möglich, monieren Parlamentarier.

Der Bundestag dürfte sich in seiner Stellungnahme formal der positiven Bewertung der Bundesregierung an-schließen. Union und SPD versuchen dabei, auch die Opposition mit ins Boot zu holen. Zumindest Grüne und FDP sollen hinter dem Antrag der Re-gierungsfraktionen stehen.

Die Opposition will dann aber auch etwas Einfluss nehmen. Grünen-Eu-ropapolitikerin Franziska Brantner fordert: „Der Bundestag sollte in sei-

ner Einschätzung die Bedeutung der Unabhängigkeit der EZB herausstel-len. Auch sollte klar die Bedeutung des Europäischen Gerichtshof für den europäischen Rechtsrahmen zum Ausdruck kommen.“ Der Euro-päische Gerichtshof (EuGH) hatte an-ders als das Bundesverfassungsge-richt grünes Licht für die Anleihekäu-fe erteilt. Das Karlsruher Urteil hatte auch deshalb für so viel Aufsehen und Kritik gesorgt, weil das deutsche Verfassungsgericht damit erstmals dem EuGH widersprochen hatte.

Zudem hätte der Bundestag in den vergangenen Jahren auch außerhalb des Plenums mit der EZB über ihre Geldpolitik gesprochen, so Brantner. „Es wäre sinnvoll, dies auch schrift-lich zu erläutern, damit klar ersicht-lich wird, dass es einen regelmäßigen Austausch über die Ankaufprogram-me der EZB gab.“

Wie viele Treffen, Fragerunden und Ähnliches es gab, zeigt ein Pa-pier des Bundestagsreferats „EU-Grundsatzangelegenheiten, Fragen der Wirtschafts- und Währungsuni-on“, das dem Handelsblatt vorliegt. Darin werden alle „parlamentari-schen Aktivitäten des Deutschen Bundestags zur Beobachtung der EZB-Geldpolitik“ seit 2016 aufgezählt. Die Liste fällt recht lang aus.

„Ich wäre auch dafür, einen mone-tären Dialog zwischen Bundestag und Bundesbank zu etablieren“, sagt Brantner. Der Bundestag solle mit Be-zug auf die Bundesbank die gleichen Rechte bekommen, die das EU-Parla-ment heute gegenüber der EZB hat. Dafür dürfte Brantner allerdings kaum eine Mehrheit finden.

Während die Grünen die Aufkäufe der EZB für richtig halten, hat die FDP große Zweifel. Deren Finanzex-perte Florian Toncar signalisiert zwar Zustimmung zu einem gemeinsamen Papier. „Fürs Erste geht es jetzt da-rum, das Urteil umzusetzen. Wenn die EZB dem Bundestag für ihr Anlei-hekaufprogramm eine fundierte Ver-hältnismäßigkeitsprüfung übermit-telt, ist das Thema von der rechtli-chen Seite her geklärt.“

Bauchschmerzen angesichts der jahrelangen großvolumigen Anlei-hekäufe der EZB blieben aber, so Toncar. Die Frage, wie ein Übergrei-fen der Geldpolitik in die allgemei-ne Wirtschaftspolitik oder gar die Staatsfinanzierung vermieden wer-den kann, müsse jetzt auf politi-scher Ebene besprochen werden, fordert der FDP-Politiker. „Die Un-abhängigkeit der Geldpolitik ist wichtig, aber sie umfasst nicht das Recht der EZB, frei von jeder Kon-trolle selbst festzulegen, welche Maßnahmen noch als Geldpolitik einzustufen sind. Das Mandat der EZB muss dringend nachgeschärft werden.“

Während die europäische Noten-bank dies strikt ablehnen dürfte, stünde das Verfassungsgericht dem wohl wohlwollend gegenüber. Auch wenn nächste Woche das Problem abgeräumt sein dürfte, wie Bundes-regierung und Bundestag auf die Forderung Karlsruhes nach Prüfung der Verhältnismäßigkeit der Anleihe-käufe angemessen reagiert – die Dis-kussionen um die Kontrolle und die Rechtmäßigkeit der EZB-Aufkäufe werden weitergehen.

EZB-Anleihekäufe

Geheimpapiere auf UmwegenD er Bundesregierung liegt nun eine Begründung der EZB zur Verhältnismäßigkeit ihrer Anleihekäufe vor. Die Diskussion um die Geldpolitik ist damit aber nicht aus der Welt.

Das Hauptgebäude der Europäischen Zentralbank: Die EZB schickt ihre Papiere zur Begründung ihrer Anleihekäufe an die Bundesbank.

Tim

Weg

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Wirtschaft & Politik

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 1228

Martin Greive, Dietmar Neuerer Berlin

A n dem Konjunkturpaket der Großen Koali-tion, das in dieser Woche im Bundestag be-schlossen werden soll, gibt es scharfe Kri-

tik. Das Konjunkturpaket mit der Mehrwertsteuer-senkung als Herzstück habe unterm Strich nur eine sehr begrenzte Wirkung, schreibt der Chef des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, in einer Stellungnahme für eine Expertenanhörung im Bundestag.

Nach Berechnungen des Ifo-Instituts fällt der Ein-bruch der Wirtschaft dank des Konjunkturpakets in diesem Jahr zwar um 0,9 Prozentpunkte gerin-ger aus. Ohne Konjunkturpaket wäre demnach das Bruttoinlandsprodukt 2020 um rund 30 Milliarden Euro niedriger. Insgesamt setzt der Bund aber die-ses Jahr 88 Milliarden Euro ein, um die Konjunktur in Schwung zu bringen. „Das bedeutet, dass die Steuerentlastungen und zusätzlichen Ausgaben sich nicht vollständig in einer erhöhten Wirt-schaftsleistung niederschlagen“, schreibt Fuest. Ein Grund dafür liege darin, dass die Wirkung der tem-porären Umsatzsteuersenkung begrenzt sei.

Die Bundesregierung senkt den regulären Mehr-wertsteuersatz in der zweiten Jahreshälfte befristet von 19 auf 16 Prozent. Laut Fuest ist die Wirkung dieser Maßnahme überschaubar. Obwohl die Um-satzsteuer im Jahr 2020 um 20 Milliarden Euro ge-senkt wird, ergibt sich laut Fuests Berechnungen nur eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 6,5 Milliarden Euro. „Das liegt vor allem daran, dass der Konsum nicht im Umfang der Steuersen-kung zunimmt“, schreibt Fuest. Wenn ab 1. Januar 2021 wieder der normale Satz gilt, wird dies laut Fuest sogar leicht dämpfend auf die Konjunktur wirken. „Daraus folgt nicht notwendigerweise, dass die Umsatzsteuersenkung als konjunkturpolitische Maßnahme abzulehnen ist“, schränkt Fuest ein.

Fuest Gesamtbewertung lautet, „dass es sinnvoll ist, die Konjunktur in dieser Lage fiskalpolitisch zu stützen, dass man davon allerdings nicht allzu viel erwarten sollte“. Laut seinen Berechnungen blei-ben unterm Strich positive Wirkungen: Das Kon-junkturpaket wird bis 2024 zu einem 57,8 Milliar-den Euro höheren Bruttoinlandsprodukt führen. Gemessen am Volumen des Konjunkturpakets von rund 170 Milliarden hält sich der Wachstumseffekt aber in Grenzen.

Auch der Bundesrechnungshof kritisiert die Mehrwertsteuersenkung in seiner Stellungnahme: „Ob hierdurch der Konsum gesteigert wird, er-scheint fraglich.“ Es drohten erhebliche Mitnahme-effekte, als indirekte Förderung der Wirtschaft sei die Maßnahme wenig zielgenau. Der administrative Umstellungsaufwand sei zudem „erheblich“.

Der Staatssekretär im Bundesverbraucherschutz-ministerium, Christian Kastrop, verteidigte die Maßnahme. Er erwartet, dass Verbraucher infolge der Steuersenkung auch größere Anschaffungen vorziehen. „So setzt die Entlastung einen deutli-chen Konsumimpuls und stärkt die Binnennachfra-ge“, sagte Kastrop dem Handelsblatt. Damit wie-derum würden Jobs und Einkommen gesichert. Der Staatssekretär appellierte an die Unterneh-men, den geringeren Mehrwertsteuersatz in voller Höhe an ihre Kunden weiterzureichen. „Je mehr das geschieht, desto mehr entfaltet die Maßnahme ihre volle Wirkung.“ Kastrop sprach sich gegen eine Verlängerung der geplanten Mehrwertsteuer-Sen-kung aus. „Für eine schnelle konjunkturelle Erho-lung braucht es den starken Impuls für den Kon-sum heute. Daher sollte eine Verlängerung der Maßnahme kein Thema sein“, sagte Kastrop.

Ifo-Chef Clemens Fuest: Konjunktur-paket und Mehr-wertsteuersen-kung haben nur ei-ne begrenzte Wir-kung.

Mehrwertsteuersenkung

Konjunkturpaket mit geringem Effekt

Coronakrise

Deindustrialisierung 2.0Manche Industriezweige haben schon vor der Krise wenig investiert, zeigt eine IW-Studie. Nun verschärft sich das Problem.

Klaus Stratmann Berlin

E nergieintensiven Branchen wie Stahl, Chemie, Papier und Glas hat schon die Finanz-

und Wirtschaftskrise 2008/2009 schwer zu schaffen gemacht. Es dau-erte lange, ehe die Unternehmen wieder Tritt gefasst hatten. Und selbst in den wirtschaftlich starken Jahren vor der Coronakrise blieben die energieintensiven regelmäßig hinter anderen Industriebereichen zurück: Sie hätten hinsichtlich ihrer Investitionen „systematisch schlech-ter abgeschnitten“, schreibt das Insti-tut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in einem Papier, das dem Han-delsblatt vorliegt.

„Selbst während der investitions-starken Jahre mit ansteigendem Kapi-talstock der Industrie insgesamt nah-men die energieintensiven Branchen weiter ab. 2017 stieg der Kapitalstock des verarbeitenden Gewerbes um 1,0 Prozent an, die energieintensiven Branchen gingen um 0,9 Prozent zu-rück“, schreibt das IW. Auch ein wei-terer Anstieg der Investitionen in der Zeit vor Eintritt der von der Corona-krise ausgelösten Industrierezession dürfte nicht zu einem wachsenden Kapitalstock der Branchen mit ho-hem Energieverbrauch geführt ha-ben, heißt es in dem IW-Papier.

Schon jetzt ist der Substanzverzehr in den von den Kölner Wirtschaftsfor-schern untersuchten energieintensi-ven Branchen dramatisch. Demnach ist das Bruttoanlagevermögen der Branchen Chemie, Metallerzeugung und Metallverarbeitung, Glas, Kera-mik und Papier seit 2010 um 8,7 Pro-zent gefallen, verglichen mit 2000 gingen sogar 18 Prozent verloren. „Für die weitere Entwicklung lässt

diese Zwischenbilanz nicht viel Gutes erwarten“, sagte IW-Geschäftsführer Hubertus Bardt dem Handelsblatt. Bei insgesamt stark fallenden Investi-tionen sei mit einem deutlichen Rückgang des Kapitalstocks energie-intensiver Industrien zu rechnen. „Die schon länger anhaltende Indus-trierezession, die schwere Coronakri-se und die drohenden strengeren Vorgaben im europäischen Klima-schutz nehmen viele Unternehmen in die Zange. Das Resultat könnte ei-ne Beschleunigung der ohnehin seit

Jahren zu beobachtenden Deindus-trialisierung sein“, warnt Bardt. Die energieintensiven Branchen seien „akut gefährdet“. Die Bundesregie-rung sei gefordert, „verlässliche Rah-menbedingungen für die betroffenen Unternehmen zu schaffen“.

Tatsächlich ist etwa eine Verschär-fung der EU-Klimaziele Teil des von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorgestellten „Green Deal“. Danach soll das EU-Ziel einer Treibhausgasreduktion von 40 Pro-zent bis 2030 auf 50 bis 55 Prozent

erhöht werden. Das würde zwangs-läufig zu einer weiteren Verschärfung des europäischen Emissionshandels-systems führen. Der Emissionshan-del, an dem auch die energieintensi-ve Industrie teilnimmt, wird ohnehin ab 2021 deutlich ambitionierter aus-fallen.

In dem IW-Papier heißt es, strenge-re europäische Vorgaben könnten zu höheren CO2-Preisen führen und den Abstand zu anderen Industrielän-dern vergrößern. „Auch Investitio-nen in klimafreundliche Anlagen sind nur dann möglich, wenn diese preis-lich langfristig wettbewerbsfähig ge-nutzt werden können“, schreibt das IW. Seien die Voraussetzungen dafür nicht gesichert, weil etwa Ausnah-men von Kostenbelastungen infrage stünden und der Aufbau von Klima-schutzinfrastrukturen wie Strom- und Wasserstoffnetzen nicht voran-komme, würden die erhofften Inves-titionen nicht in dem notwendigen Maß getätigt.

Über die Verschärfung des Emissi-onshandels hinaus gibt es eine Reihe drohender Gefahren für bestimmte energieintensive Branchen. So will die EU-Kommission die Erstattung emissionshandelsbedingter Mehrkos-ten beim Strompreis drastisch zu-sammenstreichen, die Zahl der von dieser Erstattung profitierenden Branchen soll deutlich sinken.

Eine Verzögerung der Modernisie-rung stelle ganze Produktionsnetz-werke in Deutschland infrage, warnt das IW. „Damit energieintensive Branchen in klimafreundliche Ver-fahren und die Nutzbarkeit emissi-onsarmer Energieträger investieren können, muss schnell Klarheit über die zukünftigen Perspektiven und verlässliche Rahmenbedingungen ge-schaffen werden“, fordert das IW. „Anderenfalls droht ein Verlust die-ser Unternehmen für den Standort Deutschland und Europa, der die Treibhausgasemissionen nicht redu-ziert, sondern nur verlagert.“

Die Debatte darüber, wie die Rah-menbedingungen langfristig verläss-lich ausgestaltet werden können, da-mit die betroffenen Branchen eine Zukunftsperspektive sehen und wei-ter in Deutschland oder anderen eu-ropäischen Ländern investieren, ist in vollem Gange. Denn ohne massive Investitionen ist der Umbau ganzer Produktionsprozesse hin zur Klima-neutralität nicht möglich. Daher müs-sen etwa Stahl- und Chemiebranche künftig in großem Umfang CO2-neu-tralen Wasserstoff einsetzen.

So erwägt die Bundesregierung et-wa, bestimmten Branchen mit „Car-bon Contracts for Difference“-Model-len zu helfen. Dahinter verbergen sich staatliche Garantien für eine be-stimmte Höhe des CO2-Preises für Un-ternehmen, die in Klimaschutz inves-tieren. Auch Quotenregelungen für die Verwendung von Produkten wie grünem Stahl sind denkbar, ebenso Grenzausgleichsabgaben bei der Ein-fuhr von Produkten von außerhalb der EU, deren Höhe sich an der CO2-Bilanz der Produkte bemisst.

Allerdings sind diese Modelle alle noch in einem frühen Stadium. Vie-len Unternehmen rennt die Zeit da-von. Sie müssen angesichts wachsen-der Klimaschutzanforderungen mas-siv in neue Verfahren investieren, wissen aber nicht sicher, ob und wie ihnen dabei langfristig und verläss-lich geholfen wird.

Mitarbeiter arbeiten in einer Gießerei: Energieintensiven Branchen macht die Krise schwer zu schaffen.

dpa

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o/IPON

Kapitalstock der IndustrieVeränderung des realen Brutto-anlagevermögens im Vergleichzum Vorjahr in Prozent

+1,5 %+1,0 %

-0,9 %

Verabeitendes GewerbeNicht energieintensive Industrie Energieintensive Industrie

HANDELSBLATT

2000 2017

Quellen: Destatis, IW

+2

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Wirtschaft & Politik

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 1229

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Page 10: Handelsblatt - 29 06 2020

Die USA und Deutschland

„Verhältnis war nie so schlecht“Katharina Kort, New York

M artin Richenhagen hat kei-nen Zweifel: „Das deutsch-amerikanische Verhältnis

war noch nie so schlecht wie heute“, sagt der Vorsitzende des Kuratoriums des amerikanischen Thinktanks AICGS (American Institute for Con-temporary German Studies). Deshalb hat das Institut, das zur Johns-Hop-kins-Universität gehört, im Vorfeld der kommenden US-Wahlen einen The-menkatalog zusammengestellt, was der zukünftige US-Präsident tun sollte, um die deutsch-amerikanischen Be-ziehungen zu verbessern.

Dabei gibt AICGS keine Wahlemp-fehlung für eine bestimmte Partei ab. Richenhagen weist darauf hin, dass sich auch die Demokraten nicht be-sonders konstruktiv für das Verhältnis zu Deutschland eingesetzt haben. „Auch Obamas Schwerpunkt war nicht Europa, sondern Asien“, gibt der Vorsitzende des AICGS-Kuratoriums zu bedenken, der als deutscher CEO den amerikanischen Landmaschinen-konzern Agco führt. Auch bei Joe Bi-den, dem designierten demokrati-schen Präsidentschaftskandidaten, sei noch nicht abzusehen, wie er sich zur EU oder zu Deutschland positioniere. „Ich hoffe, dass er sich im Wahlkampf klarer dazu äußert“, so Richenhagen.

Die Ankündigung Donald Trumps, amerikanische Stützpunkte in Deutschland abzubauen, nennt der Kenner beider Länder einen „Aus-druck weiterer Entfremdung“. Vielen sei nicht klar, dass die Amerikaner mit den Stützpunkten gar nicht haupt-sächlich Deutschland schützten, son-dern sie als Einsatzzentrale für andere Krisenherde nutzten. Es sei auch nicht klar, ob Trump seine Drohung realisie-re. „Er agiert stets mit Blick auf die kommenden Wahlen.“

Bei Corona habe Trump völlig ver-sagt und damit auch der Wirtschaft unnötig stark geschadet. Der Manager rechnet nicht damit, dass sich die US-Wirtschaft bis zu den Wahlen wieder erholt. Richenhagen warnt die Deut-schen jedoch, die USA mit Trump gleichzusetzen und das Land ganz zu verurteilen oder zu meiden: „Die USA sind nicht gleich Trump.“

Der Thinktank macht sich dafür stark, wieder ins Gespräch zu kom-men. „Wir appellieren an den zukünf-tigen Präsidenten, wieder zum Frei-handel zurückzukommen“, erläutert Richenhagen. „Außerdem sollte sich die Politik wieder auf ethische Grund-werte besinnen wie Freiheit, Demo-kratie, Rechte der Frauen und Minder-heiten und auf eine entschiedene Ver-urteilung von Rassismus“, betont er. Das AICGS nennt auch eine gemeinsa-me Politik gegenüber Russland, eine Stärkung der Nato und eine gemeinsa-me Haltung gegenüber der Technolo-gie-Konkurrenz aus China als Themen, die der US-Präsident angehen sollte.

Wie er die Chance für einen Wahl-sieg von Trump sieht? Bei dieser Frage erinnert sich Richenhagen an Talk-shows 2016 in Deutschland, bei denen er ausgebuht wurde, weil er Trump gute Chancen einräumte. Dessen Hardcore-Anhänger stünden weiter hinter ihm. Aber der US-Präsident fah-re seit fünf Jahren mit den gleichen Pa-rolen übers Land. „Ich glaube, 2020 ziehen die nicht mehr so wie 2016.“

T. Hanke, G. Höhler, R. Krieger, H. Steuer, H.-P. Siebenhaar Paris, Athen, Rom, Stockholm, Wien

Am 1. Juli übernimmt Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft in der wohl schwersten wirtschaftlichen Prü-

fung seit der Gründung der Europäi-schen Union im Jahr 1957. Die Bun-desregierung hat sich zum Ziel ge-setzt, möglichst rasch das 750 Milli-arden Euro schwere Wiederaufbau-paket für die 27 Mitgliedsländer in Brüssel und den mittelfristigen EU-Finanzrahmen von bisher 1,1 Billio-nen Euro durchzusetzen. Mit dem gewaltigen Hilfsfonds soll die euro-päische Wirtschaft schnell aus der Rezession kommen und die wach-sende soziale Kluft überwunden wer-den. Der Ehrgeiz bei der Überwin-dung der Folgen der Corona-Pande-mie ist notwendig, denn die EU-Part-ner von Frankreich über Italien und Österreich bis nach Griechenland und Schweden haben sehr große Er-wartungen. Um im harten globalen Wettbewerb der Interessen bestehen zu können muss Europa besser, stär-ker und koordinierter agieren. Die erste Nagelprobe ist bereits der EU-Gipfel am 17. Juli.

FrankreichFrankreichs Präsident Emmanuel Macron reist am Montag nach Mese-berg, um mit der Kanzlerin über die deutsche Präsidentschaft zu beraten. Höchste Priorität hat für Paris der ra-sche Abschluss der Verhandlungen über den EU-Fonds für Wiederauf-bau. Die Regierung hofft, dass eine Einigung bereits beim nächsten EU-Gipfel am 17. Juli möglich sein wird. „Wir kennen jetzt alle Elemente, die

für eine Einigung notwendig sind, und wir sind optimistisch“, heißt es im Élysée-Palast. Die Bedenken der „sparsamen vier“ (Niederlande, Ös-terreich, Schweden, Dänemark) müs-se man ernst nehmen. Das gelte bei-spielsweise für die Konditionen, die mit den nicht rückzahlbaren Zahlun-gen – bis zu 500 Milliarden Euro sind vorgesehen – verbunden sein sollen.

Paris unterstützt es, dass Bedin-gungen an diese Zuschüsse geknüpft sein sollen – wie Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit, Erreichen der EU-Klimaziele und wirtschaftliche Re-formen. Das soll so weit gehen, dass Auszahlungen blockiert werden kön-nen, wenn es Abweichungen von die-sen Bedingungen gibt.

ItalienVon allen EU-Staaten hat Italien die größten Erwartungen an die deut-sche Ratspräsidentschaft. Das dritt-größte Euro-Land braucht dringend Unterstützung aus Berlin, um in Brüssel die Mittel aus dem Wieder-aufbaufonds zu bekommen. Die eige-nen Hilfspakete reichen angesichts der schweren Rezession nicht aus. Immerhin kann Rom aus dem 750- Milliarden-Topf der EU mit dem größ-ten Zuschlag rechnen: 173 Milliarden Euro, darunter nicht rückzahlbare Zuwendungen von 81,8 Milliarden Euro. Alle Hoffnungen in Italien sind darauf gerichtet, dass es beim EU-Gipfel am 17. Juli unter deutscher Führung bereits eine Einigung gibt.

Deshalb wurden alle deutsch-italie-nischen Verstimmungen, die wäh-rend der akuten Phase der Corona-krise aufgekommen waren, schnell beigelegt. „Ich danke dem deutschen Volk für die Solidarität mit Italien, die Deutschland mit der Entsendung von Ärzten und sanitärem Material zum

Ausdruck gebracht hat“, sagte Au-ßenminister Luigi Di Maio beim Be-such von Außenminister Heiko Maas in Rom. „Italien ist bereit, den größt-möglichen Beitrag zur deutschen Ratspräsidentschaft zu leisten“, er-gänzte er. Italien habe „große Erwar-tungen“ an den Hilfsplan für die Län-der, die am meisten von der Pande-mie betroffen seien.

GriechenlandEs sind vor allem zwei Themen, die dem griechischen Ministerpräsiden-ten Kyriakos Mitsotakis auf den Nä-geln brennen, wenn er an die deut-sche Ratspräsidentschaft denkt. Ers-tens hofft der konservative Premier, dass es Kanzlerin Angela Merkel schnell gelingen wird, sich im Tauzie-hen um das EU-Corona-Hilfspaket ge-gen die „sparsamen vier“ durchzu-setzen. Griechenland, das bereits jetzt die höchste Schuldenquote aller Mitgliedstaaten zu tragen hat, drängt dagegen auf möglichst viele Zuschüs-se, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Athen hat es besonders eilig, weil das Land wegen seiner hohen Abhängigkeit vom Tourismus tief in die Rezession abzustürzen droht. Die EU-Kommission prognostiziert den Griechen in diesem Jahr einen Rück-gang der Wirtschaftsleistung um 9,7 Prozent. Das wäre der größte Ein-bruch aller EU-Mitglieder.

Dass sich ausgerechnet Merkel für das Hilfspaket der Kommission stark-macht, war für die griechischen Poli-tiker eine angenehme Überraschung. Der linksgerichtete Oppositionsfüh-rer und Ex-Premier Alexis Tsipras traut der deutschen Kanzlerin sogar eine „europäische Wiedergeburt“ zu. Auch Griechenlands Wirtschaftsmi-nister Adonis Georgiadis meint, es sei „ein großes Glück“, dass Deutsch-land jetzt die EU-Ratspräsidentschaft übernehme.

NordeuropaIn Nordeuropa sind die Regierungen bislang hauptsächlich mit dem Kampf gegen die Corona-Pandemie beschäftigt. Die anstehende Über-nahme der EU-Ratspräsidentschaft durch Deutschland spielt daher noch keine große Rolle. Allerdings erwar-ten Dänemark und Schweden, die zusammen mit Österreich und den Niederlanden die „sparsamen vier“ bilden, dass Deutschland einen Kom-promiss beim Langzeithaushalt der EU und dem Hilfsfonds für die durch die Coronakrise wirtschaftlich in Be-drängnis gekommenen EU-Länder erzielt. „Die Gelder müssen vorsich-tig verwendet werden und nur dort ausgezahlt werden, wo sie tatsächlich einen Unterschied ausmachen kön-nen“, sagte der schwedische Regie-rungschef Stefan Löfvén.

ÖsterreichDie schwarz-grüne Regierung in Ös-terreich lehnt den von Deutschland und Frankreich vorgeschlagenen Wiederaufbauplan ab. Kanzler Sebas-tian Kurz dämpft die Hoffnung seiner deutschen Amtskollegin auf einen einfachen Kompromiss beim EU-Gip-fel: „Wir sind gegen eine Schulden-union durch die Hintertür“, sagte der österreichische Regierungschef der Auslandspresse in Wien. Der 33-jähri-ge Regierungschef wendet sich kom-promisslos gegen nicht zurückzahlba-re Zuschüsse. Er fordert stattdessen Kredite für die notleidenden EU-Staa-ten. Hinter vorgehaltener Hand weist Wien darauf hin, dass Italien sich in Zeiten der Pandemie zu niedrigeren Zinsen Geld leihen könne als Öster-reich in der Finanzkrise vor über zehn Jahren.

EU-Ratspräsidentschaft

Hoffnung auf die EU-Wiedergeburt Die Erwartungen der EU-Mitglieder an den deutschen Vorsitz sind unterschiedlich – und groß.

Wir sind gegen eine Schulden -union durch die Hintertür.Sebastian Kurz Österreichs Bundeskanzler

Bundeskanzlerin Angela Merkel: Die EU-Länder

haben deutliche Erwartungen

an die deutsche Ratspräsident-

schaft.

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Die USA und Deutschland

„Verhältnis war nie so schlecht“Katharina Kort, New York

M artin Richenhagen hat kei-nen Zweifel: „Das deutsch-amerikanische Verhältnis

war noch nie so schlecht wie heute“, sagt der Vorsitzende des Kuratoriums des amerikanischen Thinktanks AICGS (American Institute for Con-temporary German Studies). Deshalb hat das Institut, das zur Johns-Hop-kins-Universität gehört, im Vorfeld der kommenden US-Wahlen einen The-menkatalog zusammengestellt, was der zukünftige US-Präsident tun sollte, um die deutsch-amerikanischen Be-ziehungen zu verbessern.

Dabei gibt AICGS keine Wahlemp-fehlung für eine bestimmte Partei ab. Richenhagen weist darauf hin, dass sich auch die Demokraten nicht be-sonders konstruktiv für das Verhältnis zu Deutschland eingesetzt haben. „Auch Obamas Schwerpunkt war nicht Europa, sondern Asien“, gibt der Vorsitzende des AICGS-Kuratoriums zu bedenken, der als deutscher CEO den amerikanischen Landmaschinen-konzern Agco führt. Auch bei Joe Bi-den, dem designierten demokrati-schen Präsidentschaftskandidaten, sei noch nicht abzusehen, wie er sich zur EU oder zu Deutschland positioniere. „Ich hoffe, dass er sich im Wahlkampf klarer dazu äußert“, so Richenhagen.

Die Ankündigung Donald Trumps, amerikanische Stützpunkte in Deutschland abzubauen, nennt der Kenner beider Länder einen „Aus-druck weiterer Entfremdung“. Vielen sei nicht klar, dass die Amerikaner mit den Stützpunkten gar nicht haupt-sächlich Deutschland schützten, son-dern sie als Einsatzzentrale für andere Krisenherde nutzten. Es sei auch nicht klar, ob Trump seine Drohung realisie-re. „Er agiert stets mit Blick auf die kommenden Wahlen.“

Bei Corona habe Trump völlig ver-sagt und damit auch der Wirtschaft unnötig stark geschadet. Der Manager rechnet nicht damit, dass sich die US-Wirtschaft bis zu den Wahlen wieder erholt. Richenhagen warnt die Deut-schen jedoch, die USA mit Trump gleichzusetzen und das Land ganz zu verurteilen oder zu meiden: „Die USA sind nicht gleich Trump.“

Der Thinktank macht sich dafür stark, wieder ins Gespräch zu kom-men. „Wir appellieren an den zukünf-tigen Präsidenten, wieder zum Frei-handel zurückzukommen“, erläutert Richenhagen. „Außerdem sollte sich die Politik wieder auf ethische Grund-werte besinnen wie Freiheit, Demo-kratie, Rechte der Frauen und Minder-heiten und auf eine entschiedene Ver-urteilung von Rassismus“, betont er. Das AICGS nennt auch eine gemeinsa-me Politik gegenüber Russland, eine Stärkung der Nato und eine gemeinsa-me Haltung gegenüber der Technolo-gie-Konkurrenz aus China als Themen, die der US-Präsident angehen sollte.

Wie er die Chance für einen Wahl-sieg von Trump sieht? Bei dieser Frage erinnert sich Richenhagen an Talk-shows 2016 in Deutschland, bei denen er ausgebuht wurde, weil er Trump gute Chancen einräumte. Dessen Hardcore-Anhänger stünden weiter hinter ihm. Aber der US-Präsident fah-re seit fünf Jahren mit den gleichen Pa-rolen übers Land. „Ich glaube, 2020 ziehen die nicht mehr so wie 2016.“

T. Hanke, G. Höhler, R. Krieger, H. Steuer, H.-P. Siebenhaar Paris, Athen, Rom, Stockholm, Wien

Am 1. Juli übernimmt Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft in der wohl schwersten wirtschaftlichen Prü-

fung seit der Gründung der Europäi-schen Union im Jahr 1957. Die Bun-desregierung hat sich zum Ziel ge-setzt, möglichst rasch das 750 Milli-arden Euro schwere Wiederaufbau-paket für die 27 Mitgliedsländer in Brüssel und den mittelfristigen EU-Finanzrahmen von bisher 1,1 Billio-nen Euro durchzusetzen. Mit dem gewaltigen Hilfsfonds soll die euro-päische Wirtschaft schnell aus der Rezession kommen und die wach-sende soziale Kluft überwunden wer-den. Der Ehrgeiz bei der Überwin-dung der Folgen der Corona-Pande-mie ist notwendig, denn die EU-Part-ner von Frankreich über Italien und Österreich bis nach Griechenland und Schweden haben sehr große Er-wartungen. Um im harten globalen Wettbewerb der Interessen bestehen zu können muss Europa besser, stär-ker und koordinierter agieren. Die erste Nagelprobe ist bereits der EU-Gipfel am 17. Juli.

FrankreichFrankreichs Präsident Emmanuel Macron reist am Montag nach Mese-berg, um mit der Kanzlerin über die deutsche Präsidentschaft zu beraten. Höchste Priorität hat für Paris der ra-sche Abschluss der Verhandlungen über den EU-Fonds für Wiederauf-bau. Die Regierung hofft, dass eine Einigung bereits beim nächsten EU-Gipfel am 17. Juli möglich sein wird. „Wir kennen jetzt alle Elemente, die

für eine Einigung notwendig sind, und wir sind optimistisch“, heißt es im Élysée-Palast. Die Bedenken der „sparsamen vier“ (Niederlande, Ös-terreich, Schweden, Dänemark) müs-se man ernst nehmen. Das gelte bei-spielsweise für die Konditionen, die mit den nicht rückzahlbaren Zahlun-gen – bis zu 500 Milliarden Euro sind vorgesehen – verbunden sein sollen.

Paris unterstützt es, dass Bedin-gungen an diese Zuschüsse geknüpft sein sollen – wie Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit, Erreichen der EU-Klimaziele und wirtschaftliche Re-formen. Das soll so weit gehen, dass Auszahlungen blockiert werden kön-nen, wenn es Abweichungen von die-sen Bedingungen gibt.

ItalienVon allen EU-Staaten hat Italien die größten Erwartungen an die deut-sche Ratspräsidentschaft. Das dritt-größte Euro-Land braucht dringend Unterstützung aus Berlin, um in Brüssel die Mittel aus dem Wieder-aufbaufonds zu bekommen. Die eige-nen Hilfspakete reichen angesichts der schweren Rezession nicht aus. Immerhin kann Rom aus dem 750- Milliarden-Topf der EU mit dem größ-ten Zuschlag rechnen: 173 Milliarden Euro, darunter nicht rückzahlbare Zuwendungen von 81,8 Milliarden Euro. Alle Hoffnungen in Italien sind darauf gerichtet, dass es beim EU-Gipfel am 17. Juli unter deutscher Führung bereits eine Einigung gibt.

Deshalb wurden alle deutsch-italie-nischen Verstimmungen, die wäh-rend der akuten Phase der Corona-krise aufgekommen waren, schnell beigelegt. „Ich danke dem deutschen Volk für die Solidarität mit Italien, die Deutschland mit der Entsendung von Ärzten und sanitärem Material zum

Ausdruck gebracht hat“, sagte Au-ßenminister Luigi Di Maio beim Be-such von Außenminister Heiko Maas in Rom. „Italien ist bereit, den größt-möglichen Beitrag zur deutschen Ratspräsidentschaft zu leisten“, er-gänzte er. Italien habe „große Erwar-tungen“ an den Hilfsplan für die Län-der, die am meisten von der Pande-mie betroffen seien.

GriechenlandEs sind vor allem zwei Themen, die dem griechischen Ministerpräsiden-ten Kyriakos Mitsotakis auf den Nä-geln brennen, wenn er an die deut-sche Ratspräsidentschaft denkt. Ers-tens hofft der konservative Premier, dass es Kanzlerin Angela Merkel schnell gelingen wird, sich im Tauzie-hen um das EU-Corona-Hilfspaket ge-gen die „sparsamen vier“ durchzu-setzen. Griechenland, das bereits jetzt die höchste Schuldenquote aller Mitgliedstaaten zu tragen hat, drängt dagegen auf möglichst viele Zuschüs-se, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Athen hat es besonders eilig, weil das Land wegen seiner hohen Abhängigkeit vom Tourismus tief in die Rezession abzustürzen droht. Die EU-Kommission prognostiziert den Griechen in diesem Jahr einen Rück-gang der Wirtschaftsleistung um 9,7 Prozent. Das wäre der größte Ein-bruch aller EU-Mitglieder.

Dass sich ausgerechnet Merkel für das Hilfspaket der Kommission stark-macht, war für die griechischen Poli-tiker eine angenehme Überraschung. Der linksgerichtete Oppositionsfüh-rer und Ex-Premier Alexis Tsipras traut der deutschen Kanzlerin sogar eine „europäische Wiedergeburt“ zu. Auch Griechenlands Wirtschaftsmi-nister Adonis Georgiadis meint, es sei „ein großes Glück“, dass Deutsch-land jetzt die EU-Ratspräsidentschaft übernehme.

NordeuropaIn Nordeuropa sind die Regierungen bislang hauptsächlich mit dem Kampf gegen die Corona-Pandemie beschäftigt. Die anstehende Über-nahme der EU-Ratspräsidentschaft durch Deutschland spielt daher noch keine große Rolle. Allerdings erwar-ten Dänemark und Schweden, die zusammen mit Österreich und den Niederlanden die „sparsamen vier“ bilden, dass Deutschland einen Kom-promiss beim Langzeithaushalt der EU und dem Hilfsfonds für die durch die Coronakrise wirtschaftlich in Be-drängnis gekommenen EU-Länder erzielt. „Die Gelder müssen vorsich-tig verwendet werden und nur dort ausgezahlt werden, wo sie tatsächlich einen Unterschied ausmachen kön-nen“, sagte der schwedische Regie-rungschef Stefan Löfvén.

ÖsterreichDie schwarz-grüne Regierung in Ös-terreich lehnt den von Deutschland und Frankreich vorgeschlagenen Wiederaufbauplan ab. Kanzler Sebas-tian Kurz dämpft die Hoffnung seiner deutschen Amtskollegin auf einen einfachen Kompromiss beim EU-Gip-fel: „Wir sind gegen eine Schulden-union durch die Hintertür“, sagte der österreichische Regierungschef der Auslandspresse in Wien. Der 33-jähri-ge Regierungschef wendet sich kom-promisslos gegen nicht zurückzahlba-re Zuschüsse. Er fordert stattdessen Kredite für die notleidenden EU-Staa-ten. Hinter vorgehaltener Hand weist Wien darauf hin, dass Italien sich in Zeiten der Pandemie zu niedrigeren Zinsen Geld leihen könne als Öster-reich in der Finanzkrise vor über zehn Jahren.

EU-Ratspräsidentschaft

Hoffnung auf die EU-Wiedergeburt Die Erwartungen der EU-Mitglieder an den deutschen Vorsitz sind unterschiedlich – und groß.

Wir sind gegen eine Schulden -union durch die Hintertür.Sebastian Kurz Österreichs Bundeskanzler

Bundeskanzlerin Angela Merkel: Die EU-Länder

haben deutliche Erwartungen

an die deutsche Ratspräsident-

schaft.

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Page 12: Handelsblatt - 29 06 2020

„Stellen Sie sich vor, eines Tages bricht ein Virus aus, das sich so schnell verbreitet wie Corona, aber so tödlich ist wie Ebola.“

António Guterres, UN-Generalsekretär, mahnt in der „Welt“, die Staaten müssten bei der Pandemie-Bekämpfung zusammenstehen.

Worte des Tages

Italien

Nicht ohne Merkels Hilfe

E s geht um 36 Milliarden Euro. So viel könnte Italien aus dem Topf des Europäi-

schen Rettungsschirms ESM erhal-ten, wenn es einen Antrag auf eine vorsorgliche Kreditlinie stellt. Das ist nicht wenig angesichts der im-mensen Kosten, die durch die Pan-demie entstanden sind.

Die eigenen Hilfspakete reichen kaum aus, um gegen den dramati-schen Einbruch der Wirtschaft vor-zugehen. Besonders das Gesund-heitswesen würde profitieren. Und auf weite Sicht muss auch irgend-wann die immense Schuldenlast des Landes abgebaut werden.

Über das Geld für Rom aus dem EU-Wiederaufbaufonds, immerhin 173 Milliarden Euro, davon 81,8 Mil-liarden als nicht rückzahlbare Zu-wendungen, ist noch nicht ent-schieden worden. Und es wird auch bis 2021 dauern, bis die ersten Zah-lungen eingehen. Da ist es mit ge-sundem Menschenverstand nicht nachvollziehbar, dass Italien nicht jede Hilfsmöglichkeit nutzt.

Doch das Thema ist in Rom tabu, denn einer der Koalitionspartner, die Bewegung Fünf Sterne, macht aus dem Nein zum ESM ein ideolo-gisches Grundsatzproblem. Das wä-re ein Angriff auf die Souveränität des Landes, argumentieren sie. Pre-mier Conte muss sehen, dass er sei-ne Regierung zusammenhält, und spielt deshalb auf Zeit. Kein anderes Land habe bisher einen Antrag ge-stellt, sagt er.

Scharf reagierte er am Wochen-ende auf eine Äußerung von Kanz-lerin Merkel, dass die EU Hilfspro-gramme wie den ESM nicht zur Ver-fügung stelle, damit sie ungenützt blieben. Seine ziemlich unhöfliche Antwort, er allein sei für die Finan-zen Italiens zuständig, ist natürlich an das heimische Publikum gerich-tet. Doch sie passt gerade gar nicht. Conte täte gut daran, das wieder-hergestellte gute bilaterale Verhält-nis der engen Handelspartner nicht aufs Spiel zu setzen. Die Bereit-schaft Deutschlands ist da, Italien während der EU-Ratspräsident-schaft zu helfen. Nicht nur Berlin wartet allerdings auf den detaillier-ten Reformplan, den Conte im Sep-tember vorlegen will.

Rom setzt vor dem EU-Gipfel zum Wiederaufbaufonds besser das gute Verhältnis mit Berlin nicht

aufs Spiel, findet Regina Krieger.

Die Autorin ist Korrespondentin in

Italien.

Sie erreichen sie unter: [email protected]

Wenn die Coronakrise irgendetwas Gutes hat, so ist in diesen Tagen oft zu lesen, dann das: Das Virus stellt verloren gegangenes Ver-trauen in den Staat wieder her.

Corona werde nicht als Ergebnis staatlichen Kon-trollverlusts wahrgenommen, sondern als erfolgrei-cher Versuch, staatliches Handeln gegen die zerstö-rerischen Kräfte eines Virus wiederzuerlangen. Co-rona revidiere so etwa den Vertrauensverlust aus der Flüchtlingskrise, findet der Politologe Ivan Krastev. In der Gesundheits- und Wirtschaftspolitik zeigt sich die Politik tatsächlich von ihrer besten Krisenmodus-Seite. Wenn es um Bildungspolitik, um Kita- und Schulschließungen geht, demonstriert die Politik da-gegen keine Stärke, sondern wohlkalkulierte Verant-wortungslosigkeit, um politisch nicht zur Rechen-schaft gezogen werden zu können.

Millionen von Corona-ausgelaugten Familien leben seit Monaten unter einer Glocke der Unsicherheit, ob sie morgen Familie und Beruf vereinbaren kön-nen. Das Vertrauensverhältnis zwischen Staat und Familien erfährt dadurch einen tiefen Knacks. Es geht dabei nicht um die Kita- und Schulschließungen zu Beginn der Pandemie. Corona war ein Virus neu-en Typs, die letzte große Pandemie lag 100 Jahre zu-rück. Niemand wusste, wie mit so einer Situation umgegangen werden sollte. Unter der Prämisse, möglichst viele Menschenleben zu schützen, war die Schließung von Bildungseinrichtungen der einzige Weg, und Familien hatten dafür vollstes Verständnis. Kein Verständnis haben sie aber mehr, wenn jetzt im Kreis Gütersloh nach einer lokalen Ausbreitung in der Tönnies-Fleischfabrik wieder reflexartig als erste Maßnahme Schulen und Kitas dichtgemacht werden, obwohl Studien inzwischen nahelegen, dass die Klei-nen gerade nicht die großen Virenschleudern sind. Es fehlt Eltern auch an Verständnis dafür, dass die Bildungsminister, die den Schulen sonst gerne bei je-der Kleinigkeit reinregieren, sich in Corona-Zeiten wegducken und sowohl in der Lockerungsphase als auch in der „neuen Normalität“ nahezu alle Verant-wortung an Schul- und Kitaleiter delegieren. Der Eindruck einer bildungspolitischen Willkürpolitik zieht sich wie ein roter Faden durch die Coronakri-se. Als es im April um die ersten Lockerungsschritte ging, hing das Urteil der Politik, wie lange Schulen und Kitas geschlossen bleiben sollen, plötzlich maß-geblich von einem Gutachten der „Leopoldina“ ab, einer akademischen Gesellschaft, von der die meis-ten zuvor niemals etwas gehört hatten. Aus diesem Gutachten erfuhren Eltern dann, dass Schulen und Kitas für die kleinsten Kinder bis zum 1. August ge-

schlossen bleiben sollten – eine Forderung, die vor-her nie im Raum stand und die die Politik tagelang ohne jede Einordnung stehen ließ. So wurden im April zwar die ersten Lockerungen des harten Lock-downs beschlossen, Kitas und Schulen blieben aber erst einmal komplett dicht. Denn dummerweise hat-te die Politik in den Wochen zuvor auch vergessen, sich ein Öffnungskonzept für die Phase nach dem Lockdown zu überlegen.

Während Kindern das normale Leben noch lange Zeit weitgehend versagt bleiben sollte, wurde in Bay-ern derweil schon wieder über die Öffnung der Bier-gärten diskutiert. Wenn Familien sich bis dahin ge-fragt hatten, an welcher Stelle sie auf der politischen Prioritätenliste stehen, spätestens jetzt wussten sie es: an allerletzter. Und das, obwohl sie mit paralle-lem Homeschooling, Kinderbetreuung und Homeof-fice in der Coronakrise nach den Beschäftigten im Gesundheitssektor die größte Last zu tragen haben. Als Kitas und Schulen dann doch früher wieder lang-sam aufmachten, waren die Regelungen so chao-tisch, dass niemand durchblickte. Für wen gilt die Definition systemrelevanter Berufe? Kann man ver-klagt werden, wenn man sein Kind trotz einer Per-son im Homeoffice für die Notbetreuung anmeldet? Wie sind die genauen Vorgaben bei Erkältungssymp-tomen? Während einige Einrichtungen den Betrieb schnell wieder hochfuhren, spielten in anderen Kin-der mangels Spielkameraden mit sich selbst Fangen. Wer auf einem Spielplatz fünf Knirpse fragte, wie viele Stunden sie aktuell zur Schule gingen, bekam fünf verschiedene Antworten, die weit auseinander-lagen. Die bildungspolitische Kleinstaaterei zwischen den Bundesländern wurde in der Coronakrise end-gültig ins Absurde getrieben und auf jede einzelne Kita und jede einzelne Schule ausgedehnt. Der neue Vergleichsmaßstab in der Neidgesellschaft war nicht mehr das Gehalt, sondern die Anzahl der Betreu-ungs- und Schulstunden für Kinder von Nachbarn und Arbeitskollegen. Auch noch so viele Milliarden für einen Kinderbonus, bessere Kitas oder digitale Schulen werden das angeknackste Vertrauensver-hältnis so schnell nicht wiederherstellen. Denn kein Digitalpaket mit tollen Whiteboards bringt irgendet-was, wenn die Politik keinerlei taugliche Konzepte für Schulen und Kitas hat – und damit nicht einmal das Maß an Planungssicherheit für Familien sicher-stellt, das in Zeiten von Corona möglich und vor al-lem so nötig wäre.

Coronakrise

Bildungspolitische Willkürpolitik

Wenn es um Kita- und Schul -

schließun gen geht, verfällt die

Politik in wohlkalkulierte

Verantwortungs -losigkeit, um

nicht zur Rechenschaft

gezogen werden zu können, schätzt

Martin Greive.

Das Vertrauens -verhältnis

zwischen Staat und Familien

erfährt dadurch einen tiefen Knacks.

Der Autor ist Korrespondent in Berlin.

Sie erreichen ihn unter: [email protected]

Meinung & Analyse

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MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12212

„Es geht nicht, dass wir mit dem Produkt Fleisch, für das im Übrigen

immer ein Tier gestorben ist, Lockvogelangebote

zum Einkaufen machen.“Ralph Brinkhaus, Unionsfraktionschef im Bundestag, in der „Rheinischen Post“

„Ich freue mich außerdem immer, wenn Frauen eine führende politische Position bekommen.

An der Spitze der Euro-Gruppe stand noch keine Frau.“

Angela Merkel, Bundeskanzlerin, spricht sich im „SZ“-Interview für Spaniens Wirtschaftsministerin Nadia Calvino als neue Chefin der Euro-Gruppe aus.

Stimmen weltweit

Die italienische Zeitung „La Repubblica“ schreibt zu den Verhandlungen in der EU über eine Grenzöffnung für Nicht-EU-Staaten:

D ie EU kann nicht über die Wiederöffnung ihrer Außengrenzen entscheiden. Nach wochenlangen Verhandlungen haben sich

die europäischen Partner noch nicht auf die Liste der Länder geeinigt, für die sie nach der Pande-mie-Schließung ihrer Grenzen ab dem 1. Juli ihre Türen wieder öffnen. (...) Die Liste würde die Ver-einigten Staaten, Russland und Brasilien auslas-sen. Aber das eigentliche Problem ist China. (...) Peking wird nur dann in die Liste aufgenommen, wenn es Gegenseitigkeit mit Europa garantiert. (...) Viele EU-Regierungen befürchten nun wegen der unterschiedlichen Behandlung zwischen Chi-na und den USA eine harte Reaktion von Donald Trump. Darüber hinaus vermuten die Europäer, dass die chinesischen Daten der Ansteckungen un-zuverlässig sind. Um es vorsichtig auszudrücken.

Der Londoner „Guardian“ meint zum Umgang mit der Corona-Pandemie in den USA und in Großbritannien:

A uf die Pandemie hat (US-Präsident) Donald Trump reagiert, indem er sie kleinredete, die Realität des Lockdown herunterspielte,

während er damit prahlte, was für einen „fantasti-schen“ Job er doch mache, und indem er Ver-schwörungstheorien verbreitete. Heute finden na-hezu alle Aufwallungen des Coronavirus in Landes-teilen mit hohem Anteil von Trump-Wählern statt, die am schnellsten Schutzmaßnahmen aufgehoben hatten – und sie nun wieder einführen müssen. Je populistischer ein Anführer, desto misstrauischer ist er gegenüber der Bevölkerung. (Der britische Premierminister) Boris Johnson schwelgt in der prinzipienlosen Tyrannei seiner parlamentarischen Mehrheit. Er versucht, sämtliche Entscheidung zu vermeiden, für die er politische Verantwortung übernehmen müsste, und verlangt von seinen Be-ratern unzweideutige Antworten, die ihn vor Kritik bewahren. Doch damit kann er die umfassende Mitwirkung und Zustimmung der Bevölkerung, die erforderlich sind, um Großbritannien aus dem Griff der Pandemie zu lösen, nicht erlangen.dp

a (3

)

Die „Neue Zürcher Zeitung am Sonntag“ kommentiert zu den kommenden sechs Monaten deutscher Ratspräsidentschaft ab dem 1. Juli:

A n Merkel liegt es nun, unter den Mitglied-staaten der Union einen Konsens zum ge-planten 750 Milliarden Euro schweren

Corona-Rettungspaket zu finden. Es wird die Hauptaufgabe der deutschen Ratspräsidentschaft sein. Und es kann Angela Merkels Vermächtnis für Europa werden: Europa als Solidargemein-schaft, nicht als Gemeinschaft von Buchhaltern. Die Stärksten helfen den Schwächeren. Dogmen fallen wie jenes der absoluten Fiskaldisziplin. Oder der Weigerung, Defizite anderer Mitglied-staaten mitzutragen. Einen wichtigen Grundstein hat die Kanzlerin bereits gelegt: die deutsche Be-reitschaft, eine halbe Billion Euro als gemeinsa-me EU-Schulden aufzunehmen und à fonds per-du zum Großteil in den von der Pandemie stär-ker betroffenen Süden zu überweisen. Es ist ein historischer Schwenk in der deutschen Position, der gar nicht genug betont werden kann.

S eit Jahren investieren Unternehmen aus energiein-tensiven Branchen in Deutschland weniger als sie abschreiben. Übersetzt heißt das: Sie zehren ihre

Substanz auf. Noch tragen diese Unternehmen zum wirt-schaftlichen Erfolg des Industrielandes Deutschland bei. Die Politik ist in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass das auch so bleibt. Schließlich erwächst ein großer Teil der Probleme der Unternehmen aus politischen Entschei-dungen. Seit Jahren steigen die Anforderungen der euro-päischen Klimaschutz- und Energiepolitik. Mehr schlecht als recht ist es der Politik in Deutschland gelun-gen, für die betroffenen Branchen wie Stahl, Chemie, Nicht-Eisen-Metalle, Papier, Glas, Zement Ausgleichsme-chanismen zu schaffen. Diese Regelungen sind jedoch nicht verlässlich. Sie sind politisch umstritten und ste-hen in der EU-Kommission unter dem Generalverdacht, unlautere Beihilfen zu sein.

Auch die kostenlose Zuteilung von Zertifikaten im Rahmen des europäischen Emissionshandels entwickelt sich aus Sicht der betroffenen Unternehmen zur Kata-strophe: Unerreichbare Benchmarks und eine dramati-

sche Verknappung der Zertifikate sind Realität. Mit der debattierten Verschärfung der EU-Klimaziele wird sich die Situation weiter zuspitzen. Besonders alarmierend: Das alles ist nur der Anfang. Bis jetzt ging es darum, be-stehende Anlagen zu optimieren. Künftig müssen die Unternehmen zweigleisig fahren. Um das politisch vor-gegebene Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu errei-chen, müssen sie weiter den Bestand optimieren und parallel in ganz neue Anlagen investieren. Konventionel-le Verfahren landen dann auf dem Schrottplatz der In-dustriegeschichte, mit ihnen lässt sich keine Klimaneu-tralität erreichen. Neuen Verfahren, die ganz wesentlich auf dem Einsatz von klimaneutralem Wasserstoff basie-ren, gehört die Zukunft. Die Produkte, die in diesen neu-en Anlagen produziert werden, sind auf den Weltmärk-ten nicht konkurrenzfähig. Hier ist die Politik gefragt.

Es gibt einen gut gefüllten Werkzeugkasten zur Lö-sung der Probleme. Die Stichworte heißen CO2-Grenzab-gabe, Contracts for Difference und Quotenregelung. Auf wissenschaftlicher Ebene wird darüber viel geschrieben. Die politische Debatte dagegen steht ganz am Anfang: Einzelne Politiker haben erkannt, dass sich etwas tun muss. Offenbar ist ihnen die Dringlichkeit der Sache aber nicht bewusst. Die Politik muss eher heute als mor-gen Regeln setzen, auf die sich die Unternehmen lang-fristig verlassen können. Das kann keine Bundesregie-rung allein bewirken, das geht nur im Verbund mit an-deren EU-Staaten und gemeinsam mit der EU-Kommission. Es kann Jahre dauern, ehe auf diesem Wege valide Regeln entstehen. Hoffentlich kommen sie für die energieintensive Industrie noch rechtzeitig.

Klimaneutralität

Mehr Perspektive

Energieintensive Unternehmen tragen zum wirtschaftlichen

Erfolg bei. Damit das so bleibt, muss die Bundesregierung Regeln schaffen, meint Klaus Stratmann.

Der Autor ist Stellvertretender Leiter des Hauptstadtbüros. Sie erreichen ihn unter: [email protected]

Wirtschaft & Politik1

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12213

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„Stellen Sie sich vor, eines Tages bricht ein Virus aus, das sich so schnell verbreitet wie Corona, aber so tödlich ist wie Ebola.“

António Guterres, UN-Generalsekretär, mahnt in der „Welt“, die Staaten müssten bei der Pandemie-Bekämpfung zusammenstehen.

Worte des Tages

Italien

Nicht ohne Merkels Hilfe

E s geht um 36 Milliarden Euro. So viel könnte Italien aus dem Topf des Europäi-

schen Rettungsschirms ESM erhal-ten, wenn es einen Antrag auf eine vorsorgliche Kreditlinie stellt. Das ist nicht wenig angesichts der im-mensen Kosten, die durch die Pan-demie entstanden sind.

Die eigenen Hilfspakete reichen kaum aus, um gegen den dramati-schen Einbruch der Wirtschaft vor-zugehen. Besonders das Gesund-heitswesen würde profitieren. Und auf weite Sicht muss auch irgend-wann die immense Schuldenlast des Landes abgebaut werden.

Über das Geld für Rom aus dem EU-Wiederaufbaufonds, immerhin 173 Milliarden Euro, davon 81,8 Mil-liarden als nicht rückzahlbare Zu-wendungen, ist noch nicht ent-schieden worden. Und es wird auch bis 2021 dauern, bis die ersten Zah-lungen eingehen. Da ist es mit ge-sundem Menschenverstand nicht nachvollziehbar, dass Italien nicht jede Hilfsmöglichkeit nutzt.

Doch das Thema ist in Rom tabu, denn einer der Koalitionspartner, die Bewegung Fünf Sterne, macht aus dem Nein zum ESM ein ideolo-gisches Grundsatzproblem. Das wä-re ein Angriff auf die Souveränität des Landes, argumentieren sie. Pre-mier Conte muss sehen, dass er sei-ne Regierung zusammenhält, und spielt deshalb auf Zeit. Kein anderes Land habe bisher einen Antrag ge-stellt, sagt er.

Scharf reagierte er am Wochen-ende auf eine Äußerung von Kanz-lerin Merkel, dass die EU Hilfspro-gramme wie den ESM nicht zur Ver-fügung stelle, damit sie ungenützt blieben. Seine ziemlich unhöfliche Antwort, er allein sei für die Finan-zen Italiens zuständig, ist natürlich an das heimische Publikum gerich-tet. Doch sie passt gerade gar nicht. Conte täte gut daran, das wieder-hergestellte gute bilaterale Verhält-nis der engen Handelspartner nicht aufs Spiel zu setzen. Die Bereit-schaft Deutschlands ist da, Italien während der EU-Ratspräsident-schaft zu helfen. Nicht nur Berlin wartet allerdings auf den detaillier-ten Reformplan, den Conte im Sep-tember vorlegen will.

Rom setzt vor dem EU-Gipfel zum Wiederaufbaufonds besser das gute Verhältnis mit Berlin nicht

aufs Spiel, findet Regina Krieger.

Die Autorin ist Korrespondentin in

Italien.

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Wenn die Coronakrise irgendetwas Gutes hat, so ist in diesen Tagen oft zu lesen, dann das: Das Virus stellt verloren gegangenes Ver-trauen in den Staat wieder her.

Corona werde nicht als Ergebnis staatlichen Kon-trollverlusts wahrgenommen, sondern als erfolgrei-cher Versuch, staatliches Handeln gegen die zerstö-rerischen Kräfte eines Virus wiederzuerlangen. Co-rona revidiere so etwa den Vertrauensverlust aus der Flüchtlingskrise, findet der Politologe Ivan Krastev. In der Gesundheits- und Wirtschaftspolitik zeigt sich die Politik tatsächlich von ihrer besten Krisenmodus-Seite. Wenn es um Bildungspolitik, um Kita- und Schulschließungen geht, demonstriert die Politik da-gegen keine Stärke, sondern wohlkalkulierte Verant-wortungslosigkeit, um politisch nicht zur Rechen-schaft gezogen werden zu können.

Millionen von Corona-ausgelaugten Familien leben seit Monaten unter einer Glocke der Unsicherheit, ob sie morgen Familie und Beruf vereinbaren kön-nen. Das Vertrauensverhältnis zwischen Staat und Familien erfährt dadurch einen tiefen Knacks. Es geht dabei nicht um die Kita- und Schulschließungen zu Beginn der Pandemie. Corona war ein Virus neu-en Typs, die letzte große Pandemie lag 100 Jahre zu-rück. Niemand wusste, wie mit so einer Situation umgegangen werden sollte. Unter der Prämisse, möglichst viele Menschenleben zu schützen, war die Schließung von Bildungseinrichtungen der einzige Weg, und Familien hatten dafür vollstes Verständnis. Kein Verständnis haben sie aber mehr, wenn jetzt im Kreis Gütersloh nach einer lokalen Ausbreitung in der Tönnies-Fleischfabrik wieder reflexartig als erste Maßnahme Schulen und Kitas dichtgemacht werden, obwohl Studien inzwischen nahelegen, dass die Klei-nen gerade nicht die großen Virenschleudern sind. Es fehlt Eltern auch an Verständnis dafür, dass die Bildungsminister, die den Schulen sonst gerne bei je-der Kleinigkeit reinregieren, sich in Corona-Zeiten wegducken und sowohl in der Lockerungsphase als auch in der „neuen Normalität“ nahezu alle Verant-wortung an Schul- und Kitaleiter delegieren. Der Eindruck einer bildungspolitischen Willkürpolitik zieht sich wie ein roter Faden durch die Coronakri-se. Als es im April um die ersten Lockerungsschritte ging, hing das Urteil der Politik, wie lange Schulen und Kitas geschlossen bleiben sollen, plötzlich maß-geblich von einem Gutachten der „Leopoldina“ ab, einer akademischen Gesellschaft, von der die meis-ten zuvor niemals etwas gehört hatten. Aus diesem Gutachten erfuhren Eltern dann, dass Schulen und Kitas für die kleinsten Kinder bis zum 1. August ge-

schlossen bleiben sollten – eine Forderung, die vor-her nie im Raum stand und die die Politik tagelang ohne jede Einordnung stehen ließ. So wurden im April zwar die ersten Lockerungen des harten Lock-downs beschlossen, Kitas und Schulen blieben aber erst einmal komplett dicht. Denn dummerweise hat-te die Politik in den Wochen zuvor auch vergessen, sich ein Öffnungskonzept für die Phase nach dem Lockdown zu überlegen.

Während Kindern das normale Leben noch lange Zeit weitgehend versagt bleiben sollte, wurde in Bay-ern derweil schon wieder über die Öffnung der Bier-gärten diskutiert. Wenn Familien sich bis dahin ge-fragt hatten, an welcher Stelle sie auf der politischen Prioritätenliste stehen, spätestens jetzt wussten sie es: an allerletzter. Und das, obwohl sie mit paralle-lem Homeschooling, Kinderbetreuung und Homeof-fice in der Coronakrise nach den Beschäftigten im Gesundheitssektor die größte Last zu tragen haben. Als Kitas und Schulen dann doch früher wieder lang-sam aufmachten, waren die Regelungen so chao-tisch, dass niemand durchblickte. Für wen gilt die Definition systemrelevanter Berufe? Kann man ver-klagt werden, wenn man sein Kind trotz einer Per-son im Homeoffice für die Notbetreuung anmeldet? Wie sind die genauen Vorgaben bei Erkältungssymp-tomen? Während einige Einrichtungen den Betrieb schnell wieder hochfuhren, spielten in anderen Kin-der mangels Spielkameraden mit sich selbst Fangen. Wer auf einem Spielplatz fünf Knirpse fragte, wie viele Stunden sie aktuell zur Schule gingen, bekam fünf verschiedene Antworten, die weit auseinander-lagen. Die bildungspolitische Kleinstaaterei zwischen den Bundesländern wurde in der Coronakrise end-gültig ins Absurde getrieben und auf jede einzelne Kita und jede einzelne Schule ausgedehnt. Der neue Vergleichsmaßstab in der Neidgesellschaft war nicht mehr das Gehalt, sondern die Anzahl der Betreu-ungs- und Schulstunden für Kinder von Nachbarn und Arbeitskollegen. Auch noch so viele Milliarden für einen Kinderbonus, bessere Kitas oder digitale Schulen werden das angeknackste Vertrauensver-hältnis so schnell nicht wiederherstellen. Denn kein Digitalpaket mit tollen Whiteboards bringt irgendet-was, wenn die Politik keinerlei taugliche Konzepte für Schulen und Kitas hat – und damit nicht einmal das Maß an Planungssicherheit für Familien sicher-stellt, das in Zeiten von Corona möglich und vor al-lem so nötig wäre.

Coronakrise

Bildungspolitische Willkürpolitik

Wenn es um Kita- und Schul -

schließun gen geht, verfällt die

Politik in wohlkalkulierte

Verantwortungs -losigkeit, um

nicht zur Rechenschaft

gezogen werden zu können, schätzt

Martin Greive.

Das Vertrauens -verhältnis

zwischen Staat und Familien

erfährt dadurch einen tiefen Knacks.

Der Autor ist Korrespondent in Berlin.

Sie erreichen ihn unter: [email protected]

Meinung & Analyse

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MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12212

„Es geht nicht, dass wir mit dem Produkt Fleisch, für das im Übrigen

immer ein Tier gestorben ist, Lockvogelangebote

zum Einkaufen machen.“Ralph Brinkhaus, Unionsfraktionschef im Bundestag, in der „Rheinischen Post“

„Ich freue mich außerdem immer, wenn Frauen eine führende politische Position bekommen.

An der Spitze der Euro-Gruppe stand noch keine Frau.“

Angela Merkel, Bundeskanzlerin, spricht sich im „SZ“-Interview für Spaniens Wirtschaftsministerin Nadia Calvino als neue Chefin der Euro-Gruppe aus.

Stimmen weltweit

Die italienische Zeitung „La Repubblica“ schreibt zu den Verhandlungen in der EU über eine Grenzöffnung für Nicht-EU-Staaten:

D ie EU kann nicht über die Wiederöffnung ihrer Außengrenzen entscheiden. Nach wochenlangen Verhandlungen haben sich

die europäischen Partner noch nicht auf die Liste der Länder geeinigt, für die sie nach der Pande-mie-Schließung ihrer Grenzen ab dem 1. Juli ihre Türen wieder öffnen. (...) Die Liste würde die Ver-einigten Staaten, Russland und Brasilien auslas-sen. Aber das eigentliche Problem ist China. (...) Peking wird nur dann in die Liste aufgenommen, wenn es Gegenseitigkeit mit Europa garantiert. (...) Viele EU-Regierungen befürchten nun wegen der unterschiedlichen Behandlung zwischen Chi-na und den USA eine harte Reaktion von Donald Trump. Darüber hinaus vermuten die Europäer, dass die chinesischen Daten der Ansteckungen un-zuverlässig sind. Um es vorsichtig auszudrücken.

Der Londoner „Guardian“ meint zum Umgang mit der Corona-Pandemie in den USA und in Großbritannien:

A uf die Pandemie hat (US-Präsident) Donald Trump reagiert, indem er sie kleinredete, die Realität des Lockdown herunterspielte,

während er damit prahlte, was für einen „fantasti-schen“ Job er doch mache, und indem er Ver-schwörungstheorien verbreitete. Heute finden na-hezu alle Aufwallungen des Coronavirus in Landes-teilen mit hohem Anteil von Trump-Wählern statt, die am schnellsten Schutzmaßnahmen aufgehoben hatten – und sie nun wieder einführen müssen. Je populistischer ein Anführer, desto misstrauischer ist er gegenüber der Bevölkerung. (Der britische Premierminister) Boris Johnson schwelgt in der prinzipienlosen Tyrannei seiner parlamentarischen Mehrheit. Er versucht, sämtliche Entscheidung zu vermeiden, für die er politische Verantwortung übernehmen müsste, und verlangt von seinen Be-ratern unzweideutige Antworten, die ihn vor Kritik bewahren. Doch damit kann er die umfassende Mitwirkung und Zustimmung der Bevölkerung, die erforderlich sind, um Großbritannien aus dem Griff der Pandemie zu lösen, nicht erlangen.dp

a (3

)

Die „Neue Zürcher Zeitung am Sonntag“ kommentiert zu den kommenden sechs Monaten deutscher Ratspräsidentschaft ab dem 1. Juli:

A n Merkel liegt es nun, unter den Mitglied-staaten der Union einen Konsens zum ge-planten 750 Milliarden Euro schweren

Corona-Rettungspaket zu finden. Es wird die Hauptaufgabe der deutschen Ratspräsidentschaft sein. Und es kann Angela Merkels Vermächtnis für Europa werden: Europa als Solidargemein-schaft, nicht als Gemeinschaft von Buchhaltern. Die Stärksten helfen den Schwächeren. Dogmen fallen wie jenes der absoluten Fiskaldisziplin. Oder der Weigerung, Defizite anderer Mitglied-staaten mitzutragen. Einen wichtigen Grundstein hat die Kanzlerin bereits gelegt: die deutsche Be-reitschaft, eine halbe Billion Euro als gemeinsa-me EU-Schulden aufzunehmen und à fonds per-du zum Großteil in den von der Pandemie stär-ker betroffenen Süden zu überweisen. Es ist ein historischer Schwenk in der deutschen Position, der gar nicht genug betont werden kann.

S eit Jahren investieren Unternehmen aus energiein-tensiven Branchen in Deutschland weniger als sie abschreiben. Übersetzt heißt das: Sie zehren ihre

Substanz auf. Noch tragen diese Unternehmen zum wirt-schaftlichen Erfolg des Industrielandes Deutschland bei. Die Politik ist in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass das auch so bleibt. Schließlich erwächst ein großer Teil der Probleme der Unternehmen aus politischen Entschei-dungen. Seit Jahren steigen die Anforderungen der euro-päischen Klimaschutz- und Energiepolitik. Mehr schlecht als recht ist es der Politik in Deutschland gelun-gen, für die betroffenen Branchen wie Stahl, Chemie, Nicht-Eisen-Metalle, Papier, Glas, Zement Ausgleichsme-chanismen zu schaffen. Diese Regelungen sind jedoch nicht verlässlich. Sie sind politisch umstritten und ste-hen in der EU-Kommission unter dem Generalverdacht, unlautere Beihilfen zu sein.

Auch die kostenlose Zuteilung von Zertifikaten im Rahmen des europäischen Emissionshandels entwickelt sich aus Sicht der betroffenen Unternehmen zur Kata-strophe: Unerreichbare Benchmarks und eine dramati-

sche Verknappung der Zertifikate sind Realität. Mit der debattierten Verschärfung der EU-Klimaziele wird sich die Situation weiter zuspitzen. Besonders alarmierend: Das alles ist nur der Anfang. Bis jetzt ging es darum, be-stehende Anlagen zu optimieren. Künftig müssen die Unternehmen zweigleisig fahren. Um das politisch vor-gegebene Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu errei-chen, müssen sie weiter den Bestand optimieren und parallel in ganz neue Anlagen investieren. Konventionel-le Verfahren landen dann auf dem Schrottplatz der In-dustriegeschichte, mit ihnen lässt sich keine Klimaneu-tralität erreichen. Neuen Verfahren, die ganz wesentlich auf dem Einsatz von klimaneutralem Wasserstoff basie-ren, gehört die Zukunft. Die Produkte, die in diesen neu-en Anlagen produziert werden, sind auf den Weltmärk-ten nicht konkurrenzfähig. Hier ist die Politik gefragt.

Es gibt einen gut gefüllten Werkzeugkasten zur Lö-sung der Probleme. Die Stichworte heißen CO2-Grenzab-gabe, Contracts for Difference und Quotenregelung. Auf wissenschaftlicher Ebene wird darüber viel geschrieben. Die politische Debatte dagegen steht ganz am Anfang: Einzelne Politiker haben erkannt, dass sich etwas tun muss. Offenbar ist ihnen die Dringlichkeit der Sache aber nicht bewusst. Die Politik muss eher heute als mor-gen Regeln setzen, auf die sich die Unternehmen lang-fristig verlassen können. Das kann keine Bundesregie-rung allein bewirken, das geht nur im Verbund mit an-deren EU-Staaten und gemeinsam mit der EU-Kommission. Es kann Jahre dauern, ehe auf diesem Wege valide Regeln entstehen. Hoffentlich kommen sie für die energieintensive Industrie noch rechtzeitig.

Klimaneutralität

Mehr Perspektive

Energieintensive Unternehmen tragen zum wirtschaftlichen

Erfolg bei. Damit das so bleibt, muss die Bundesregierung Regeln schaffen, meint Klaus Stratmann.

Der Autor ist Stellvertretender Leiter des Hauptstadtbüros. Sie erreichen ihn unter: [email protected]

Wirtschaft & Politik1

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12213

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Page 14: Handelsblatt - 29 06 2020

Jens Koenen, Martin Murphy Frankfurt

Nach dem Ende der Hauptversammlung am vergangenen Donners-tag versammelte sich ein kleiner Kreis von

Managern der Lufthansa. Über 600 Fragen der Aktionäre hatte der Vor-stand um CEO Carsten Spohr zuvor in sechs Stunden beantwortet. Die Mannschaft sei geschafft gewesen, aber zufrieden über den glücklichen Ausgang, berichteten Anwesende.

Großaktionär Heinz Hermann Thiele hatte dem Hilfspaket und dem Einstieg des deutschen Staats mit 20 Prozent trotz vorheriger Kri-tik zugestimmt. Die Lufthansa ist mit dem Finanzpaket über neun Milliar-den Euro gerettet. Vorerst zumin-dest.

Die eigentliche Arbeit beginnt nun erst. Die Fluggesellschaft steht vor einem Umbau, der bis zu 26.000 Lufthanseaten den Job kosten könn-te, wie es in Kreisen des Unterneh-mens heißt. Jede sechste Stelle ist damit gefährdet. Der Umbau bedeu-tet aber nicht nur einen Verlust an Arbeitsplätzen. Europas größte Air-line soll auch komplett neu aufge-stellt werden – und das in einer Zeit, die erheblich von den Folgen der Corona-Pandemie geprägt ist.

Daniel Röska, Analyst bei Bern-stein Research, greift deshalb auf ein Bild aus der Bergsteigerei zurück. „Wenn es einen Berg gibt, den Luft-hansa erklimmen muss, dann haben sie jetzt lediglich das Basislager er-reicht“, schreibt der Luftfahrtexper-te. Die Lufthansa sei mit dem Ret-tungspaket handlungsfähig gewor-den, heißt es aus dem Kreis der Lufthanseaten, die sich nach der Hauptversammlung zu der kleinen Feierlichkeit versammelt hatten. „Das Schicksal liegt nun wieder in unserer Hand.“

Doch der Spielraum, der nun mit der staatlichen Finanzspritze vor-handen ist, ist nicht sehr groß. Der Großteil der Flotte steht unverän-dert am Boden, auch wenn die Luft-hansa mit ihren Flugzeugen wieder mehr Ziele ansteuern kann. Kon-zernmitarbeiter berichten, dass sich die Flugzeuge, die abheben, wieder füllen. Bei einigen wenigen Strecken habe es sogar Überbuchungen gege-ben, sagte einer der Beschäftigten.

Das Niveau ist aber weit vom frü-heren Stand entfernt. Bis sich der Markt für Reisen erholt, wird es aus Sicht des Managements noch Jahre dauern. Vor 2022 oder 2023 werde das nicht geschehen, hatte Spohr auf dem Aktionärstreffen gesagt. Vielleicht werden frühere Rekord-werte auch niemals wieder erreicht, prognostizieren einige Experten.

Hohe Schuldenlast

Bei der Lufthansa klafft also eine enorme Lücke zwischen Einnah-men und Ausgaben. Flugzeuge und Mitarbeiter kosten Geld. Außerdem muss die Lufthansa die Kunden ent-schädigen, die ihre Flüge nicht wahrnehmen wollten. Wirtschafts-minister Peter Altmaier (CDU) hatte zuletzt keinen Zweifel daran gelas-sen, dass er dies erwarte. Mit dem Bund als Hauptaktionär an Bord wird sich das Unternehmen gegen

solche Forderungen nicht mehr wehren können.

Neun Milliarden Euro erhält die Lufthansa – ein gewaltiger Betrag. Das Geld reiche, um durchs Jahr zu kommen, hat das Management im-mer wieder betont. Doch viel weiter wird es nicht reichen.

Schon jetzt sind bei der Firma Forderungen in Höhe von über zwei Milliarden Euro aufgelaufen. Mit dem Stillstand am Himmel droht der Verlust von weiteren Milliarden. Ver-bessert sich die Lage nicht, dann dürfte die Lufthansa ab dem kom-menden Frühjahr erneut frisches Kapital benötigen, erfuhr das Han-delsblatt aus Konzernkreisen.

Also führt an einem radikalen Um-bau kein Weg vorbei. Auch weil das Rettungspaket des Bundes eine fi-nanzielle Belastung ist. „Für den Staat ist das durchaus lukrativ, insge-samt sind die Belastungen aber durchaus erheblich“, hatte Karl-Lud-wig Kley bei dem Aktionärstreffen gesagt.

Wie groß die Last ist, zeigen Be-rechnungen von Bernstein-Experte Röska. Er hat alle Verpflichtungen des Unternehmens addiert – inklusi-ve Pensionsverpflichtungen – und die verfügbaren Barmittel abgezo-gen. Das Ergebnis: In der Spitze wird die sogenannte Nettofinanzverschul-dung den imposanten Wert von 26 Milliarden Euro erreichen.

Die Last der Tilgung

Lufthansa-Chef Spohr hat am Don-nerstag deutlich gemacht, dass er trotz dieser Last und der damit ver-bundenen Tilgungspflicht die Staats-mittel möglichst schnell zurückzah-len will. Das waren keine Beruhi-gungspillen für die Aktionäre, die sich Sorgen um die Zukunftsfähig-keit machen. „Spohr meint das ab-solut ernst. Er hat intern deutlich ge-macht, dass es sein oberstes Ziel ist, das Kapitel Staatshilfen sehr schnell wieder zu beenden“, sagt eine Füh-rungskraft. Dem werde alles andere vorerst untergeordnet.

Die Frage ist, wie er das schaffen kann und will. Ein Element ist eine Refinanzierung am Kapitalmarkt. Der war für die „Hansa“ in der Spit-ze der Coronakrise verschlossen. Aber mit dem behutsamen Neustart des Flugverkehrs und der Entspan-nung aufseiten der Pandemie hofft das Management, hier bald wieder tätig werden zu können. Das Ziel da-bei ist, bei den Ratingagenturen möglichst schnell wieder ein soge-nanntes „Investmentgrade“ zu be-kommen, um für Investoren attrak-tiv zu sein.

Ein zweites Element ist die Reor-ganisation des gesamten Betriebs, ebenjener Umbau, der nun vorberei-tet wird. Die Flottengröße, die Stra-tegie, mehrere Drehkreuze (Hubs) zu betreiben, die Vielzahl von Flug-betrieben (AOC), die zum Flugbe-trieb gehörenden Dienstleistungen – alles das steht zur Disposition und wird überprüft.

Unter dem Strich will das Manage-ment die Komplexität des Konzerns reduzieren, die seit Langem ein Klotz am Bein der „Hansa“ ist. Zu-dem sollen die Systempartner wie Flughäfen oder Bodenverkehrs-dienste einen Beitrag leisten, etwa durch reduzierte Gebühren.

Lufthansa muss sparen

Die Airline steht vor einem gewaltigen Umbau, der Arbeitsplätze kosten und

Besitzstände gefährden wird. Ruhe erwartet

vom Großaktionär Thiele niemand.

Lufthansa-Maschinen: Bei der Air-line klafft eine enorme Lücke zwi-schen Einnahmen und Ausgaben.

AFP

[M

]

Unternehmen & Märkte

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12214

Staatshilfen für Fluggesellschaften

Angaben in Mrd. US-DollarUmsatz der Fluggesellschaften 2019

264

207

257

38

72

66

30

26

0,3

0,8

Nordamerika

Europa

Asien/Pazifik

Lateinamerika

Afrika/Naher Osten

HANDELSBLATT Quelle: IATA

Staatshilfe

Heinz Hermann Thiele

Großaktionär will Einfluss

T agelang hat Heinz Hermann Thiele Management, Be-schäftigte und Politik in Auf-

regung versetzt – um dem Rettungs-paket für die Lufthansa am Ende doch zuzustimmen. Thiele, der Un-nachgiebige, schreckte vor der Plei-te zurück. „In einer Insolvenz wäre die Situation sehr komplex gewor-den. Das wäre für die Beschäftigten eine Katastrophe gewesen“, begrün-det er im Gespräch mit dem Han-delsblatt sein Einlenken auf der Hauptversammlung.

Es ist eine Zustimmung mit Zäh-neknirschen. Thiele konnte den Staatseinstieg nicht verhindern. Mit den Konditionen der Rettung ha-dert er. „Die Zinsen sind meiner Meinung nach zu hoch“, sagt er mit Blick auf die Milliardenhilfen des Bundes. Selbst in normalen Jahren könne die Lufthansa die Kredite, die mit vier bis neun Prozent be-dient werden müssen, kaum aus dem Cashflow stemmen. „Und so-lange die Kredite getilgt werden müssen, bleibt der Bund mit seinem Anteil im Unternehmen. Meiner Meinung nach wird das viel länger als drei Jahre dauern“, sagt Thiele. Er rechnet mit fünf bis sechs Jahren.

Dennoch will der „loyale Lufthan-sa-Kunde“ Thiele weiter als Groß -investor an Bord bleiben. Allerdings könne niemand sagen, auf welches Niveau sich die Luftfahrt mittelfris-tig einstellen müsse. „Dies wird aber substanziell deutlich unter dem liegen, was wir in den vergan-genen Jahren erlebt haben.“

Thiele fordert entsprechende Ein-schnitte. Es müssten auch Beteili-gungen von Tochtergesellschaften auf den Prüfstand, beispielsweise die Lufthansa Technik oder das Ca-tering-Geschäft. „Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass die Lufthansa nach der Krise wieder als stärkste Airline in Europa dastehen wird“, sagt der 79-Jährige. „Als Marke hat sie weltweit eine Strahlkraft fast wie Mercedes.“

Mit seinem Aktienanteil von 15 Prozent fühlt er sich „derzeit wohl“, ein späteres Aufstocken schließt er nicht aus. „Ich will ein stabiler An-keraktionär sein und diese Rolle ak-tiv annehmen“, sagt Thiele. Für ihn sei das Investment ein hohes Risiko,

Dividenden für seine Anteile darf er in den kommenden Jahren nicht er-warten. Dafür will er Einfluss: „Ich werde sicherlich versuchen, meine Position im Unternehmen zu stär-ken, auch im Aufsichtsrat.“ Ob er selber in das Kontrollgremium geht, lässt er offen.

So skeptisch Thiele gegenüber dem staatlichen Rettungspaket auch ist, das Management genießt sein Vertrauen. „Ich kenne Carsten Spohr sehr lange und habe ihn zu verschiedenen Gelegenheiten ge-troffen. Ich schätze ihn. Er hat mit seinem Team schon viele Krisen ge-meistert – denken Sie nur an die vie-len Streiks. Er ist in der Lage, mit seinen Kollegen auch diese schwere Aufgabe zu lösen“, sagt Thiele über den Lufthansa-Chef.

Thiele will auch bei Knorr wieder mitmischen

Das ist ein nicht selbstverständli-ches Kompliment. Thiele, der auch 65 Prozent der Anteile an Knorr-Bremse und gut 50 Prozent an Voss-loh hält, gilt als harter und biswei-len unnachsichtiger Kontrolleur. Das betrifft insbesondere Knorr-Bremse, sein Lebenswerk.

Thiele hatte den Zulieferer Ende der 1980er-Jahre auf Kredit über-nommen und zum Weltmarktführer für Lkws und Zugbremsen ausge-baut. Vorstand und Aufsichtsrat hat er über die Jahre verlassen, doch seine Nachfolger haben es schwer im Unternehmen. Erst verließ Sohn Henrik Knorr-Bremse, dann im Frühjahr 2019, nach einem sehr er-folgreichen Börsengang, auch Vor-standschef Klaus Deller.

Dellers Nachfolger ist seit Januar Bernd Eulitz. Der ehemalige Linde-Manager ist branchenfremd und kämpft mit den Einbrüchen der Co-ronakrise. Thiele hat ganz offenbar das Gefühl, wieder eingreifen zu müssen. Auf der Hauptversamm-lung von Knorr-Bremse am Dienstag will er sich als einfaches Mitglied wieder in den Aufsichtsrat wählen lassen. An seiner Seite wird Ex-Air-bus-Chef und Lufthansa-Kontrolleur Tom Enders in das Gremium einzie-hen. Im Unternehmen ist die Bot-schaft klar: Der Aufsichtsrat wird deutlich fordernder. Markus Fasse

Heinz Hermann

Thiele: Lange hielt der Lufthansa-Großaktionär Poli-tik und Unterneh-men in Atem.

AFP

Eines der wichtigsten Elemente ist indes der Beitrag der Mitarbeiter. Mit der Kabinengewerkschaft UFO hat das Management gerade einen Abschluss erzielen können, der Ein-sparungen von mehr als einer hal-ben Milliarde Euro möglich macht. Die Gespräche mit der Pilotenvertre-tung Vereinigung Cockpit (VC) sind laut Spohr auf einem guten Weg, die mit Verdi für das Bodenpersonal gin-gen am vergangenen Freitag weiter.

Mitarbeiter müssen bluten

Nach der Zustimmung der Aktionäre zum Rettungspaket herrschte bei den Arbeitnehmervertretern große Zuversicht. „Die Pilotinnen und Pilo-ten aller Airlines der Lufthansa Group haben bereits mit weitrei-chenden Angeboten gezeigt, dass sie ihren Beitrag dazu leisten wollen“, erklärte Markus Wahl, der Präsident der VC.

Doch Analyst Röska fragt sich, ob solche Abkommen, wie sie jetzt et-wa mit der UFO getroffen wurden, angesichts der enormen finanziellen Last des Konzerns ausreichen wer-den. Oder ob nicht das ganze Tarif-system komplett erneuert werden muss. „Der Schuldenberg und die Pflicht, die Staatshilfen möglichst schnell zurückzuzahlen, werden das Management dazu zwingen, harte Entscheidungen in den Verhandlun-gen mit den Arbeitnehmervertretern zu treffen“, so Röska.

Allerdings gibt es bei diesen Ver-handlungen noch ein anderes Pro-blem. Um einen belastbaren Perso-nalplan erstellen zu können, muss das Management erst einmal die künftige Nachfrage kalkulieren. Eine enorme Herausforderung, denn kei-ner kann aktuell sagen, wie schnell sich der Privat- und der Geschäfts-reiseverkehr wieder erholen wird.

Wie schwer eine solche Vorhersa-ge ist, zeigt eine Aussage Spohrs auf der Hauptversammlung. Noch im März hatte der Lufthansa-Chef er-klärt, man verhandele mit den Her-stellern auch über die Stornierung von Flugzeugen. Am Donnerstag be-merkte er, dass man keine Stornie-rung mehr plane: „Wir glauben, die

nötige Flexibilität komplett über Ver-schiebungen erreichen zu können.“

Nach letzten Daten hat Lufthansa für die Gruppe 198 Flugzeuge be-stellt, die eigentlich bis 2027 ausgelie-fert werden sollen. Zwar wird das Un-ternehmen zahlreiche alte Jets aus-mustern und durch neue ersetzen. Das schreibt auch das Rettungspaket vor. Doch dass das Management nun plant, alle bestellten Flugzeuge zu übernehmen, zeigt: Man geht davon aus, dass der Flugbetrieb irgendwann wieder ein halbwegs normales Ni-veau erreicht. Dafür wird dann aller-dings auch wieder das entsprechen-de Personal benötigt.

Das Personal zu stark kürzen ist also ein Risiko. Doch die eine Milliar-de Euro, die das Rettungspaket al-lein im kommenden Jahr an Zinsen und Tilgung kosten wird, sind auch nicht wegzudiskutieren. „Diesen Be-trag kann das Unternehmen nicht aus eigener Kraft stemmen, wenn die Reisetätigkeit so eingeschränkt ist“, sagte ein hochrangige Füh-rungskraft.

Bliebe der Verkauf von Bereichen. Nach einer internen Aufstellung sieht das Management die Töchter Airplus (Kreditkarten) oder die War-tungstochter Lufthansa Technik als potenzielle Kandidaten. „Ein Ver-kauf könnte schnell eingeleitet wer-de“, sagte die Führungskraft. Aller-dings würden die Preise unter Druck stehen, weil das Umfeld schwach sei.

Wie schwierig Verkäufe von Unter-nehmen oder Unternehmensteilen in der aktuellen Situation sind, zeigt sich an der Cateringtochter LSG Sky Chefs. Deren europäisches Geschäft soll vom Wettbewerber Gategroup übernommen werden. Der Deal ist zwar vereinbart, aber noch nicht ab-geschlossen. Nun hakt er, denn die Geschäftsaussichten sind mehr als verhalten.

Die Einnahmen von LSG liegen am Boden, da kaum Flugzeuge unter-wegs sind. Die Transaktion werde da-her im Moment nachverhandelt, wird im Unternehmensumfeld berichtet. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Lufthansa weitere Zugeständnisse beim Preis machen müsse.

Die Zinsen sind meiner

Meinung nach zu hoch.Heinz Hermann Thiele

Lufthansa- Groß aktionär

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MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12215

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Jens Koenen, Martin Murphy Frankfurt

Nach dem Ende der Hauptversammlung am vergangenen Donners-tag versammelte sich ein kleiner Kreis von

Managern der Lufthansa. Über 600 Fragen der Aktionäre hatte der Vor-stand um CEO Carsten Spohr zuvor in sechs Stunden beantwortet. Die Mannschaft sei geschafft gewesen, aber zufrieden über den glücklichen Ausgang, berichteten Anwesende.

Großaktionär Heinz Hermann Thiele hatte dem Hilfspaket und dem Einstieg des deutschen Staats mit 20 Prozent trotz vorheriger Kri-tik zugestimmt. Die Lufthansa ist mit dem Finanzpaket über neun Milliar-den Euro gerettet. Vorerst zumin-dest.

Die eigentliche Arbeit beginnt nun erst. Die Fluggesellschaft steht vor einem Umbau, der bis zu 26.000 Lufthanseaten den Job kosten könn-te, wie es in Kreisen des Unterneh-mens heißt. Jede sechste Stelle ist damit gefährdet. Der Umbau bedeu-tet aber nicht nur einen Verlust an Arbeitsplätzen. Europas größte Air-line soll auch komplett neu aufge-stellt werden – und das in einer Zeit, die erheblich von den Folgen der Corona-Pandemie geprägt ist.

Daniel Röska, Analyst bei Bern-stein Research, greift deshalb auf ein Bild aus der Bergsteigerei zurück. „Wenn es einen Berg gibt, den Luft-hansa erklimmen muss, dann haben sie jetzt lediglich das Basislager er-reicht“, schreibt der Luftfahrtexper-te. Die Lufthansa sei mit dem Ret-tungspaket handlungsfähig gewor-den, heißt es aus dem Kreis der Lufthanseaten, die sich nach der Hauptversammlung zu der kleinen Feierlichkeit versammelt hatten. „Das Schicksal liegt nun wieder in unserer Hand.“

Doch der Spielraum, der nun mit der staatlichen Finanzspritze vor-handen ist, ist nicht sehr groß. Der Großteil der Flotte steht unverän-dert am Boden, auch wenn die Luft-hansa mit ihren Flugzeugen wieder mehr Ziele ansteuern kann. Kon-zernmitarbeiter berichten, dass sich die Flugzeuge, die abheben, wieder füllen. Bei einigen wenigen Strecken habe es sogar Überbuchungen gege-ben, sagte einer der Beschäftigten.

Das Niveau ist aber weit vom frü-heren Stand entfernt. Bis sich der Markt für Reisen erholt, wird es aus Sicht des Managements noch Jahre dauern. Vor 2022 oder 2023 werde das nicht geschehen, hatte Spohr auf dem Aktionärstreffen gesagt. Vielleicht werden frühere Rekord-werte auch niemals wieder erreicht, prognostizieren einige Experten.

Hohe Schuldenlast

Bei der Lufthansa klafft also eine enorme Lücke zwischen Einnah-men und Ausgaben. Flugzeuge und Mitarbeiter kosten Geld. Außerdem muss die Lufthansa die Kunden ent-schädigen, die ihre Flüge nicht wahrnehmen wollten. Wirtschafts-minister Peter Altmaier (CDU) hatte zuletzt keinen Zweifel daran gelas-sen, dass er dies erwarte. Mit dem Bund als Hauptaktionär an Bord wird sich das Unternehmen gegen

solche Forderungen nicht mehr wehren können.

Neun Milliarden Euro erhält die Lufthansa – ein gewaltiger Betrag. Das Geld reiche, um durchs Jahr zu kommen, hat das Management im-mer wieder betont. Doch viel weiter wird es nicht reichen.

Schon jetzt sind bei der Firma Forderungen in Höhe von über zwei Milliarden Euro aufgelaufen. Mit dem Stillstand am Himmel droht der Verlust von weiteren Milliarden. Ver-bessert sich die Lage nicht, dann dürfte die Lufthansa ab dem kom-menden Frühjahr erneut frisches Kapital benötigen, erfuhr das Han-delsblatt aus Konzernkreisen.

Also führt an einem radikalen Um-bau kein Weg vorbei. Auch weil das Rettungspaket des Bundes eine fi-nanzielle Belastung ist. „Für den Staat ist das durchaus lukrativ, insge-samt sind die Belastungen aber durchaus erheblich“, hatte Karl-Lud-wig Kley bei dem Aktionärstreffen gesagt.

Wie groß die Last ist, zeigen Be-rechnungen von Bernstein-Experte Röska. Er hat alle Verpflichtungen des Unternehmens addiert – inklusi-ve Pensionsverpflichtungen – und die verfügbaren Barmittel abgezo-gen. Das Ergebnis: In der Spitze wird die sogenannte Nettofinanzverschul-dung den imposanten Wert von 26 Milliarden Euro erreichen.

Die Last der Tilgung

Lufthansa-Chef Spohr hat am Don-nerstag deutlich gemacht, dass er trotz dieser Last und der damit ver-bundenen Tilgungspflicht die Staats-mittel möglichst schnell zurückzah-len will. Das waren keine Beruhi-gungspillen für die Aktionäre, die sich Sorgen um die Zukunftsfähig-keit machen. „Spohr meint das ab-solut ernst. Er hat intern deutlich ge-macht, dass es sein oberstes Ziel ist, das Kapitel Staatshilfen sehr schnell wieder zu beenden“, sagt eine Füh-rungskraft. Dem werde alles andere vorerst untergeordnet.

Die Frage ist, wie er das schaffen kann und will. Ein Element ist eine Refinanzierung am Kapitalmarkt. Der war für die „Hansa“ in der Spit-ze der Coronakrise verschlossen. Aber mit dem behutsamen Neustart des Flugverkehrs und der Entspan-nung aufseiten der Pandemie hofft das Management, hier bald wieder tätig werden zu können. Das Ziel da-bei ist, bei den Ratingagenturen möglichst schnell wieder ein soge-nanntes „Investmentgrade“ zu be-kommen, um für Investoren attrak-tiv zu sein.

Ein zweites Element ist die Reor-ganisation des gesamten Betriebs, ebenjener Umbau, der nun vorberei-tet wird. Die Flottengröße, die Stra-tegie, mehrere Drehkreuze (Hubs) zu betreiben, die Vielzahl von Flug-betrieben (AOC), die zum Flugbe-trieb gehörenden Dienstleistungen – alles das steht zur Disposition und wird überprüft.

Unter dem Strich will das Manage-ment die Komplexität des Konzerns reduzieren, die seit Langem ein Klotz am Bein der „Hansa“ ist. Zu-dem sollen die Systempartner wie Flughäfen oder Bodenverkehrs-dienste einen Beitrag leisten, etwa durch reduzierte Gebühren.

Lufthansa muss sparen

Die Airline steht vor einem gewaltigen Umbau, der Arbeitsplätze kosten und

Besitzstände gefährden wird. Ruhe erwartet

vom Großaktionär Thiele niemand.

Lufthansa-Maschinen: Bei der Air-line klafft eine enorme Lücke zwi-schen Einnahmen und Ausgaben.

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Staatshilfen für Fluggesellschaften

Angaben in Mrd. US-DollarUmsatz der Fluggesellschaften 2019

264

207

257

38

72

66

30

26

0,3

0,8

Nordamerika

Europa

Asien/Pazifik

Lateinamerika

Afrika/Naher Osten

HANDELSBLATT Quelle: IATA

Staatshilfe

Heinz Hermann Thiele

Großaktionär will Einfluss

T agelang hat Heinz Hermann Thiele Management, Be-schäftigte und Politik in Auf-

regung versetzt – um dem Rettungs-paket für die Lufthansa am Ende doch zuzustimmen. Thiele, der Un-nachgiebige, schreckte vor der Plei-te zurück. „In einer Insolvenz wäre die Situation sehr komplex gewor-den. Das wäre für die Beschäftigten eine Katastrophe gewesen“, begrün-det er im Gespräch mit dem Han-delsblatt sein Einlenken auf der Hauptversammlung.

Es ist eine Zustimmung mit Zäh-neknirschen. Thiele konnte den Staatseinstieg nicht verhindern. Mit den Konditionen der Rettung ha-dert er. „Die Zinsen sind meiner Meinung nach zu hoch“, sagt er mit Blick auf die Milliardenhilfen des Bundes. Selbst in normalen Jahren könne die Lufthansa die Kredite, die mit vier bis neun Prozent be-dient werden müssen, kaum aus dem Cashflow stemmen. „Und so-lange die Kredite getilgt werden müssen, bleibt der Bund mit seinem Anteil im Unternehmen. Meiner Meinung nach wird das viel länger als drei Jahre dauern“, sagt Thiele. Er rechnet mit fünf bis sechs Jahren.

Dennoch will der „loyale Lufthan-sa-Kunde“ Thiele weiter als Groß -investor an Bord bleiben. Allerdings könne niemand sagen, auf welches Niveau sich die Luftfahrt mittelfris-tig einstellen müsse. „Dies wird aber substanziell deutlich unter dem liegen, was wir in den vergan-genen Jahren erlebt haben.“

Thiele fordert entsprechende Ein-schnitte. Es müssten auch Beteili-gungen von Tochtergesellschaften auf den Prüfstand, beispielsweise die Lufthansa Technik oder das Ca-tering-Geschäft. „Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass die Lufthansa nach der Krise wieder als stärkste Airline in Europa dastehen wird“, sagt der 79-Jährige. „Als Marke hat sie weltweit eine Strahlkraft fast wie Mercedes.“

Mit seinem Aktienanteil von 15 Prozent fühlt er sich „derzeit wohl“, ein späteres Aufstocken schließt er nicht aus. „Ich will ein stabiler An-keraktionär sein und diese Rolle ak-tiv annehmen“, sagt Thiele. Für ihn sei das Investment ein hohes Risiko,

Dividenden für seine Anteile darf er in den kommenden Jahren nicht er-warten. Dafür will er Einfluss: „Ich werde sicherlich versuchen, meine Position im Unternehmen zu stär-ken, auch im Aufsichtsrat.“ Ob er selber in das Kontrollgremium geht, lässt er offen.

So skeptisch Thiele gegenüber dem staatlichen Rettungspaket auch ist, das Management genießt sein Vertrauen. „Ich kenne Carsten Spohr sehr lange und habe ihn zu verschiedenen Gelegenheiten ge-troffen. Ich schätze ihn. Er hat mit seinem Team schon viele Krisen ge-meistert – denken Sie nur an die vie-len Streiks. Er ist in der Lage, mit seinen Kollegen auch diese schwere Aufgabe zu lösen“, sagt Thiele über den Lufthansa-Chef.

Thiele will auch bei Knorr wieder mitmischen

Das ist ein nicht selbstverständli-ches Kompliment. Thiele, der auch 65 Prozent der Anteile an Knorr-Bremse und gut 50 Prozent an Voss-loh hält, gilt als harter und biswei-len unnachsichtiger Kontrolleur. Das betrifft insbesondere Knorr-Bremse, sein Lebenswerk.

Thiele hatte den Zulieferer Ende der 1980er-Jahre auf Kredit über-nommen und zum Weltmarktführer für Lkws und Zugbremsen ausge-baut. Vorstand und Aufsichtsrat hat er über die Jahre verlassen, doch seine Nachfolger haben es schwer im Unternehmen. Erst verließ Sohn Henrik Knorr-Bremse, dann im Frühjahr 2019, nach einem sehr er-folgreichen Börsengang, auch Vor-standschef Klaus Deller.

Dellers Nachfolger ist seit Januar Bernd Eulitz. Der ehemalige Linde-Manager ist branchenfremd und kämpft mit den Einbrüchen der Co-ronakrise. Thiele hat ganz offenbar das Gefühl, wieder eingreifen zu müssen. Auf der Hauptversamm-lung von Knorr-Bremse am Dienstag will er sich als einfaches Mitglied wieder in den Aufsichtsrat wählen lassen. An seiner Seite wird Ex-Air-bus-Chef und Lufthansa-Kontrolleur Tom Enders in das Gremium einzie-hen. Im Unternehmen ist die Bot-schaft klar: Der Aufsichtsrat wird deutlich fordernder. Markus Fasse

Heinz Hermann

Thiele: Lange hielt der Lufthansa-Großaktionär Poli-tik und Unterneh-men in Atem.

AFP

Eines der wichtigsten Elemente ist indes der Beitrag der Mitarbeiter. Mit der Kabinengewerkschaft UFO hat das Management gerade einen Abschluss erzielen können, der Ein-sparungen von mehr als einer hal-ben Milliarde Euro möglich macht. Die Gespräche mit der Pilotenvertre-tung Vereinigung Cockpit (VC) sind laut Spohr auf einem guten Weg, die mit Verdi für das Bodenpersonal gin-gen am vergangenen Freitag weiter.

Mitarbeiter müssen bluten

Nach der Zustimmung der Aktionäre zum Rettungspaket herrschte bei den Arbeitnehmervertretern große Zuversicht. „Die Pilotinnen und Pilo-ten aller Airlines der Lufthansa Group haben bereits mit weitrei-chenden Angeboten gezeigt, dass sie ihren Beitrag dazu leisten wollen“, erklärte Markus Wahl, der Präsident der VC.

Doch Analyst Röska fragt sich, ob solche Abkommen, wie sie jetzt et-wa mit der UFO getroffen wurden, angesichts der enormen finanziellen Last des Konzerns ausreichen wer-den. Oder ob nicht das ganze Tarif-system komplett erneuert werden muss. „Der Schuldenberg und die Pflicht, die Staatshilfen möglichst schnell zurückzuzahlen, werden das Management dazu zwingen, harte Entscheidungen in den Verhandlun-gen mit den Arbeitnehmervertretern zu treffen“, so Röska.

Allerdings gibt es bei diesen Ver-handlungen noch ein anderes Pro-blem. Um einen belastbaren Perso-nalplan erstellen zu können, muss das Management erst einmal die künftige Nachfrage kalkulieren. Eine enorme Herausforderung, denn kei-ner kann aktuell sagen, wie schnell sich der Privat- und der Geschäfts-reiseverkehr wieder erholen wird.

Wie schwer eine solche Vorhersa-ge ist, zeigt eine Aussage Spohrs auf der Hauptversammlung. Noch im März hatte der Lufthansa-Chef er-klärt, man verhandele mit den Her-stellern auch über die Stornierung von Flugzeugen. Am Donnerstag be-merkte er, dass man keine Stornie-rung mehr plane: „Wir glauben, die

nötige Flexibilität komplett über Ver-schiebungen erreichen zu können.“

Nach letzten Daten hat Lufthansa für die Gruppe 198 Flugzeuge be-stellt, die eigentlich bis 2027 ausgelie-fert werden sollen. Zwar wird das Un-ternehmen zahlreiche alte Jets aus-mustern und durch neue ersetzen. Das schreibt auch das Rettungspaket vor. Doch dass das Management nun plant, alle bestellten Flugzeuge zu übernehmen, zeigt: Man geht davon aus, dass der Flugbetrieb irgendwann wieder ein halbwegs normales Ni-veau erreicht. Dafür wird dann aller-dings auch wieder das entsprechen-de Personal benötigt.

Das Personal zu stark kürzen ist also ein Risiko. Doch die eine Milliar-de Euro, die das Rettungspaket al-lein im kommenden Jahr an Zinsen und Tilgung kosten wird, sind auch nicht wegzudiskutieren. „Diesen Be-trag kann das Unternehmen nicht aus eigener Kraft stemmen, wenn die Reisetätigkeit so eingeschränkt ist“, sagte ein hochrangige Füh-rungskraft.

Bliebe der Verkauf von Bereichen. Nach einer internen Aufstellung sieht das Management die Töchter Airplus (Kreditkarten) oder die War-tungstochter Lufthansa Technik als potenzielle Kandidaten. „Ein Ver-kauf könnte schnell eingeleitet wer-de“, sagte die Führungskraft. Aller-dings würden die Preise unter Druck stehen, weil das Umfeld schwach sei.

Wie schwierig Verkäufe von Unter-nehmen oder Unternehmensteilen in der aktuellen Situation sind, zeigt sich an der Cateringtochter LSG Sky Chefs. Deren europäisches Geschäft soll vom Wettbewerber Gategroup übernommen werden. Der Deal ist zwar vereinbart, aber noch nicht ab-geschlossen. Nun hakt er, denn die Geschäftsaussichten sind mehr als verhalten.

Die Einnahmen von LSG liegen am Boden, da kaum Flugzeuge unter-wegs sind. Die Transaktion werde da-her im Moment nachverhandelt, wird im Unternehmensumfeld berichtet. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Lufthansa weitere Zugeständnisse beim Preis machen müsse.

Die Zinsen sind meiner

Meinung nach zu hoch.Heinz Hermann Thiele

Lufthansa- Groß aktionär

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Katrin Terpitz, Michael Verfürden

Düsseldorf

Im Stall von Schweinebauer Antonius Tillmann in War-burg wird es langsam eng. Die 700 Schweine werden im-mer fetter. Sonst werden sie

im 60 Kilometer entfernten Haupt-werk von Tönnies geschlachtet.

Doch der Betrieb in Rheda-Wie-denbrück ist seit dem 17. Juni von den Behörden stillgelegt – mehr als 1550 Beschäftigte sind mit Corona infi-ziert. Normalerweise wird auf Deutschlands größtem Schlachthof jedes siebte Schwein geschlachtet – das sind 140.000 Tiere in der Woche.

„Bei Schweinen lässt sich anders als bei Autos die Produktion nicht einfach anhalten. Das würde ein Dreivierteljahr dauern“, sagt Bauer Tillmann. Nun stauen sich die schlachtreifen Tiere bei vielen der rund 21.000 Mäster in ganz Deutsch-land. Gleichzeitig rücken bestellte Ferkel nach. „Eine Krise wie diese hat unsere Branche noch nicht er-lebt, selbst nicht zu Zeiten der Schweinepest“, meint der Landwirt.

Ein Euro täglich pro Tier

Weil Schlachtplätze fehlen, muss Till-mann die Schweine länger füttern. Das kostet Geld – einen Euro am Tag pro Tier. Dabei verdient er im Schnitt gerade mal 20 Euro pro Tier. Die Schweine werden fetter und verlie-ren zugleich an Wert, denn die Deut-schen bevorzugen mageres Fleisch.

Tillmann fürchtet ein Verlustge-schäft, sollte die Schlachthofkrise län-ger anhalten. Denn neben Tönnies waren auch die Wettbewerber Vion, Westfleisch, Müller-Fleisch und West-crown von Corona und Schließungen betroffen.

Nicht nur die Schweinebranche ist von Corona betroffen, auch bei ei-nem wichtigen Putenschlachter ste-hen seit Freitag die Räder still. Die PHW-Gruppe, mit einem Umsatz von 2,7 Milliarden Euro größter Ge-flügelschlachter in Deutschland, hat ein Corona-Problem. Sie ist bekannt für Marken wie „Wiesenhof“ und „Bruzzler“.

In einem riesigen Putenschlacht-hof im niedersächsischen Wildeshau-sen sind 45 von 1115 Beschäftigten an Covid-19 erkrankt. Das Unternehmen Geestland Putenspezialitäten (GPS) kündigte am Freitag an: Der Betrieb wird für bis zu zwei Wochen ge-schlossen – mit tiefgreifenden Folgen.

Lieferkette gerät aus dem TaktHält die Schlachthofkrise an, kann

es neben Tierschutzproblemen auch zu Versorgungsengpässen kommen. Durch den Ausfall der Tönnies-Schlachterei in Rheda droht der ge-samte deutsche Markt für Schweine-fleisch aus dem Tritt zu geraten.

Die Lieferkette vom Ferkel bis zum Schnitzel ist eng getaktet. Ferkelzüch-ter, Mäster, Viehhändler und Logisti-ker über Schlachter und Zerleger, Wursthersteller bis zu Supermärkten und Bratwurstbuden – alle sind vom Ausfall des Tönnies-Werks irgendwie betroffen. „Wenn sich nur ein Räd-chen nicht richtig dreht, kommt un-ser ganzes System ins Ruckeln“, sagt Landwirt Tillmann.

Fleisch von Tönnies steckt in vielen Marken wie Tillman’s, Landjunker von Lidl, Meine Metzgerei von Aldi. Daneben betreiben die Ostwestfalen

mit der Zur Mühlen-Gruppe eigene Wurstfabriken. Böklunder, Redlefsen und Zimbo gehören zu den bekann-testen der Marken.

Ersatzschlachter zu finden, ist nicht so einfach. Bauer Tillmanns Schweine werden nun teilweise in ei-nem Tönnies-Werk in Sachsen-Anhalt geschlachtet. „Einen kleinen Teil der Kapazitäten können wir an unseren weiteren Standorten in Sögel, Wei-ßenfels und Kellinghusen auffangen. Dies ist aber nur in sehr begrenztem Umfang möglich“, erklärt ein Spre-cher von Tönnies auf Anfrage.

Schweinelieferanten hätten beim Ausfall eines so großen Abnehmers wie Tönnies „ein Abnahmeproblem“, bestätigt der Verband der Fleisch-wirtschaft, der – zumindest zurzeit – noch keine Lieferengpässe beobach-tet. Die schlachtreifen Tiere würden momentan noch zurückgehalten und teilweise von anderen Schlachtbetrie-ben aufgefangen.

Kunden von Tönnies nervös

So will etwa die Genossenschaft Westfleisch, die 4000 Landwirten ge-hört, aushelfen. Als deren Schlachte-rei in Coesfeld wegen Corona-Fällen im Mai elf Tage behördlich geschlos-sen wurde, war Tönnies eingesprun-gen. Nun hat Westfleisch Tönnies Un-terstützung angeboten, sagte Deutschlands zweitgrößter Schlach-ter auf Anfrage. Aktuell werden in Coesfeld täglich rund 6300 Schweine geschlachtet. Die Auslastung soll in Abstimmung mit den Behörden suk-zessive erhöht werden.

Die Kunden von Tönnies, Fleisch-verarbeiter und Handel, sind nervös. „In dieser unsicheren Situation ist die Branche natürlich in Sorge“, sagt Hans-Ewald Reinert, geschäftsführen-der Gesellschafter von The Family Butchers. Der Wurst- und Schinken-hersteller aus Versmold ist die Num-mer zwei auf dem deutschen Wurst-markt hinter der Zur Mühlen-Grup-pe, die zu Tönnies gehört.

„Aktuell gibt es noch keine größe-ren Engpässe im Markt. Wir erwarten aber bei der Sauen-Oberschale eine signifikante Verknappung“, so Rei-nert. Er glaubt, dass es auch bei

Frischfleisch in der Selbstbedienung Engpässe geben könnte.

Die Schließung des Tönnies-Werk sorgt bis ins Ausland für Unruhe, et-wa bei Südtiroler Speckherstellern. Bis Ende Mai stammten knapp sechs Prozent des Fleischs für Südtiroler Betriebe aus Rheda, rund 175.790 Schweineschlegel. „Die Situation ist aktuell angespannt und ein Engpass kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden“, sagt Matthi-as Messner, Direktor des Südtiroler Speckkonsortiums.

Manche in der Branche fürchten, dass Tönnies bevorzugt eigene Verar-beitungsbetriebe der Zur Mühlen-Gruppe beliefern könnte. „Die gro-ßen Schlachtbetriebe sind alle auch Wursthersteller und damit Wettbe-werber“, weiß Wurstfabrikant Rei-nert. „Wir haben in der Vergangen-heit manchmal erleben müssen, dass die eigene Fertigung vorrangig belie-fert worden ist.“ Tönnies versichert indes: Es gebe keine Priorisierung der Zur Mühlen-Gruppe.

Noch sind keine Auswirkungen auf Preise infolge der Schlachthofkrise zu beobachten. Der Deutsche Bauern-verband appellierte aber bereits an die Schlachtunternehmen, den Man-gel an Schlachtplätzen nicht zum Drücken der Preise zu missbrauchen. Mittelfristig werden die Preise jedoch steigen, erwartet Wurstproduzent Reinert. Schließlich kosteten verän-derte Produktionsbedingungen und Corona-Absicherungen Geld.

Ab Januar 2021 sollen Werkverträge in Schlachtung und Zerlegung gesetz-lich verboten werden. Die Corona-Fälle hatten das intransparente Sub-unternehmertum und die schlechten Arbeits- und Wohnbedingungen vie-ler Beschäftigter wieder ins Rampen-licht gerückt. Die Werkverträgler kommen überwiegend aus Rumä-nien, Polen und Bulgarien.

Zugleich wird Fleisch oft zu Schleuderpreisen im Discounter ver-kauft. Mit Billigfleisch soll künftig Schluss sein, versicherte Bundesland-wirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), die am Freitag Branchenver-treter zum Krisentreffen geladen hat-te. Sie will eine Tierwohlabgabe ein-

Corona in Schlachthöfen

Werden Wurst und Schnitzel

nun knapp? Nach der Schließung des Schlachthofs

von Tönnies fällt auch ein wichtiger Putenschlachter aus. In Ställen stauen sich Tiere. Mittelfristig drohen Lieferengpässe.

Die Zeit des permanen -ten Verram -schens von

Fleisch- und Wurstpro -

dukten wird hoffentlich endlich zu

Ende gehen. Hans-Ewald Reinert

Geschäftsführender Gesellschafter The Family Butchers

Ausgewählte Marken an Fleisch- und Wurstwaren

HANDELSBLATT Quellen: Verbraucherzentrale NRW, eigene Recherche

Discounter-MarkenLandjunker(Lidl)

Meine Metzgerei(Aldi)

Zudem beliefert derTönnies FoodserviceGastronomie, System-lieferanten und Groß-verbraucher mit denMarken „Artland“und „IQF“

Wo Tönnies-Fleisch drin ist

Unternehmen & Märkte

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12216

führen, bessere Arbeitsbedingungen schaffen und verstärkt gegen Dum-pingpreise beim Fleisch vorgehen.

„Die Zeit des permanenten Ver-ramschens von Fleisch- und Wurst-produkten wird damit hoffentlich endlich zu Ende gehen“, hofft Unter-nehmer Reinert, der verstärkt mit Qualitätsfleisch punkten will.

Deutschland produziert deutlich mehr Schweinefleisch, als es ver-braucht. Der Selbstversorgungsgrad liegt bei 120 Prozent. „Grundsätzlich ist Fleisch genug da“, meint der Marktexperte der Interessengemein-schaft der Schweinehalter Deutsch-lands (ISN), Matthias Quaing, mit Blick auf die aktuelle Krise.

Sollte Schweinefleisch hierzulande knapp werden, ließe sich immer noch auf Importe ausweichen – etwa aus Spanien, wo europaweit die meisten Schweine gehalten werden. Fleisch aus Spanien fehlt jedoch derzeit noch die notwendige QS-Zertifizierung, gibt Wursthersteller Reinert zu bedenken.

China stoppt Importe

Allerdings steht derzeit ohnehin mehr Schweinefleisch für den deutschen Markt zur Verfügung als sonst. China, ein wichtiger Abnehmer von Tönnies, hat wegen der Corona-Ausbrüche den Import von Tönnies aus Rheda und aus Weidemark in Sölden vorüberge-hend eingestellt. Das teilte die chinesi-sche Botschaft in Berlin auf Anfrage mit. „Unsere Exportzulassung nach China vom Standort Rheda ruht aktu-ell“, bestätigt Tönnies. „Wir stehen aber in intensivem Kontakt mit den chinesischen Behörden.“ Für das Un-ternehmen war der China-Export ein lukratives Geschäft.

Noch vor der Fleischversorgung ist in erster Linie das Tierwohl bedroht. „Wenn ein Mäster innerhalb von ein bis zwei Wochen seine Tiere nicht ver-markten kann, könnte es bereits Schwierigkeiten geben“, meint Miriam Goldschalt, Fachreferentin für Tiere in der Landwirtschaft beim Deutschen Tierschutzbund.

Sollte der Tönnies-Standort Rheda-Wiedenbrück als Schlachtstätte meh-rere Wochen ausfallen, drohten Tier-schutzprobleme, warnt auch Bern-

hard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands.

Bei den Puten ist die Lage noch dra-matischer. Da die PHW-Gruppe über keinen anderen Schlacht- und Zerle-gebetrieb für Puten im Inland verfüge, würden nun „Tierschutzproblemati-ken in den Aufzuchtbetrieben“ dro-hen, so das Unternehmen.

Geestland Putenspezialitäten (GPS) kündigte an, das niedersächsische Agrarministerium um eine Sonderge-nehmigung für die Schlachtung in an-deren Höfen zu bitten. „Es müssen ge-meinsam und schnellstmöglich Lö-sungsmöglichkeiten für die Landwirte gefunden werden“, sagte Geestland-Chef Norbert Deeken. Im schlimms-ten Fall müssten die Landwirte sonst gesunde Tiere töten.

Denn die Lieferkette ist noch enger durchgetaktet als bei Schweinen. Pu-ten werden nur maximal fünfeinhalb Monate gemästet. Werden sie als „Ba-by-Puten“ vermarktet, sogar nur zwei bis drei Monate. Ihre Zucht ist auf den Tag genau geplant. Friedrich-Otto Rip-ke, Vorsitzender des Landesverbands der Niedersächsischen Geflügelwirt-schaft, spricht von einem „Just-in-ti-me-Verfahren“.

Es gebe kaum Betriebe, die in ähnli-chen Dimensionen schlachten wie Geestland, betont Ripke. Zudem könnten Puten nicht so lange wie Schweine in den Ställen gehalten wer-den. Der Grund: Sie können nicht schwitzen, Hitzestress macht sie mit-unter aggressiv. „Schließt also ein gro-ßer Hof wie Geestland, müssen im schlimmsten Fall ganze Ställe gekeult werden“, sagt Ripke.

In den USA wurden wegen Schlie-ßungen von Schlachthöfen wegen Co-rona bereits Tiere notgetötet. So ernst ist die Lage in Deutschland noch nicht. Tönnies hofft, dass der Betrieb am Wochenende des 4. Juli – nach er-folgreicher Prüfung durch die Behör-den – schrittweise wieder aufgenom-men werden kann. Das schrieb Tön-nies in einem Brief „An unsere Kunden“ am vergangenen Montag. In dem Schreiben, das dem Handelsblatt vorliegt, drückte Tönnies sein „tiefes Bedauern“ aus - „ür die Ihnen entste-henden Unannehmlichkeiten.“

Transport und

Schlachtung von

Schweinen: Die Tönnies-

Affäre hat den Markt aus dem Tritt gebracht.

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Marke Landjunker: Tönnies-Ware wird unter vielen Namen verkauft.

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Einzelhandel

Erste Händler reagieren

D ie ersten Unternehmen zie-hen klare Konsequenzen aus der Werksschließung

beim Schlachtunternehmen Tön-nies – und scheinen sich vorsichtig von dem wegen zahlreicher Corona-Fälle in Verruf geratenen Unterneh-men zu distanzieren. So verzichtet der Discounter Lidl vorübergehend komplett auf Fleisch von Tönnies.

„Um die Warenverfügbarkeit wei-terhin zu sichern, bezieht Lidl vor-sorglich sein Frischfleisch seit Mon-tag temporär ausschließlich über andere Fleischlieferanten in seinem Lieferantennetzwerk“, teilte eine Sprecherin auf Nachfrage mit. Mit Tönnies befinde sich Lidl dennoch weiter in Gesprächen.

Aldi Süd und Nord beziehen wei-terhin verschiedene Fleischartikel vom Lieferanten Tönnies. „Aktuell werden jedoch keine Waren mehr aus dem Standort Rheda-Wieden-brück heraus an uns geliefert“, teil-ten die Unternehmen mit. „Um auf-grund der aktuellen Situation Lie-ferengpässe zu vermeiden, arbeiten wir eng gemeinsam mit unseren Lieferanten daran, die Versorgung mit den entsprechenden Fleischar-tikeln auf gewohnt hohem Niveau zu gewährleisten“, heißt es weiter.

Allgemein herrscht im Lebensmit-telhandel eine große Unklarheit, wann und wie stark sich die Werks-schließung bei Tönnies auf die Ver-sorgung der Geschäfte mit Fleisch-waren auswirken wird.

Keine verlässlichen Vorher-sagen möglich

„Aktuell sehen wir bei Fleisch im Hinblick auf das Sortiment und die Preise keine Veränderungen, die Folge der Schließung des Tönnies-Schlachtbetriebs sind“, sagte ein Rewe-Sprecher auf Nachfrage. Aber er ergänzte auch: „Wie sich die Schließung auf Sicht auswirken wird, kann derzeit nach unserem Empfinden nicht verlässlich vorher-gesagt werden.“

Produkte aus den Tönnies-Wer-ken werden im Handel unter zahl-reichen Marken angeboten. So steckt Tönnies als Lieferant sowohl hinter der Aldi-Eigenmarke „Meine Metzgerei“ wie hinter der Lidl-Mar-ke „Landjunker“. Weitere im Han-del angebotene Marken, in denen Fleisch von Tönnies steckt, sind bei-

spielsweise Redlefsen, Böcklunder und Gutfried.

Edeka betont, dass der Verbund großen Wert auf regionale Vielfalt legt. Das gelte insbesondere für das Fleisch- und Wurstsortiment. „Wir verfügen über vielfältige Beziehun-gen zu regionalen Erzeugern und Schlachtbetrieben in ganz Deutsch-land und sind damit unabhängig vom Unternehmen Tönnies“, er-klärte ein Edeka-Sprecher.

Handel schon weiter beim Aus für Werkverträge

Da sich jedoch das Sortiment von Markt zu Markt unterscheide und stark auf die Kundenwünsche vor Ort zugeschnitten sei, könne nur schwer pauschal beantwortet wer-den, in welchem Umfang die Märkte auf Fleisch des Tönnies-Konzerns zurückgreifen.

Die Corona-Vorkommnisse im Tönnies-Werk Rheda-Wiedenbrück haben jedoch allgemein das Bestre-ben im Handel verstärkt, nicht nur auf das Tierwohl, sondern auch auf die Arbeitsbedingungen in den Schlachtereien zu schauen.

„Wir begrüßen die Entscheidung von Tönnies und Westfleisch, dass sie mit ihrem angekündigten Maß-nahmenplan künftig ihrer Verant-wortung gegenüber all ihren Be-schäftigten und der Gesellschaft mehr Nachdruck verleihen möch-ten“, teilte Aldi mit.

Die beiden Schlachtunternehmen hatten einen vorsichtigen Ausstieg aus der umstrittenen Werkvertrag-spraxis angekündigt.

Der Handel ist da teilweise schon deutlich weiter. Der zu Rewe gehö-rende Großschlachter Wilhelm Brandenburg mit 2900 Mitarbeitern beispielsweise hat im Kerngeschäft nur noch acht Prozent Werkver-tragsnehmer. Sie würden nur noch dort eingesetzt, „wo eine Besetzung über den heimischen Arbeitsmarkt bisher nicht möglich war“.

Wilhelm Brandenburg habe be-reits Anfang vergangenen Jahres am Standort Frankfurt rund 270 Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter, die früher über Werkvertrags- und Zeit-arbeitsunternehmen eingesetzt wa-ren, als Mitarbeiter eingestellt. Da der Betrieb an den Flächentarif ge-bunden ist, wurde dies mit der Ge-werkschaft NGG und dem Betriebs-rat abgestimmt.

Der Großflächendiscounter Kauf-land teilte mit, dass er in seinen Fleischwerken schon vor Jahren be-gonnen habe, die Zahl der Werkver-träge zu reduzieren. Die letzten zwei Verträge würden aktuell umge-stellt. Den Mitarbeitern bietet das Unternehmen unbefristete Arbeits-verträge an.

Kaufland und sein Schwesterun-ternehmen Lidl haben angekündigt, dass sie künftig in eigenen Werken und bei Lieferanten für Frisch-fleisch und Frischgeflügel komplett auf Werkverträge verzichten wollen – zumindest in den Kernbereichen Schlachtung, Zerlegung und Verpa-ckung. Florian Kolf

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Katrin Terpitz, Michael Verfürden

Düsseldorf

Im Stall von Schweinebauer Antonius Tillmann in War-burg wird es langsam eng. Die 700 Schweine werden im-mer fetter. Sonst werden sie

im 60 Kilometer entfernten Haupt-werk von Tönnies geschlachtet.

Doch der Betrieb in Rheda-Wie-denbrück ist seit dem 17. Juni von den Behörden stillgelegt – mehr als 1550 Beschäftigte sind mit Corona infi-ziert. Normalerweise wird auf Deutschlands größtem Schlachthof jedes siebte Schwein geschlachtet – das sind 140.000 Tiere in der Woche.

„Bei Schweinen lässt sich anders als bei Autos die Produktion nicht einfach anhalten. Das würde ein Dreivierteljahr dauern“, sagt Bauer Tillmann. Nun stauen sich die schlachtreifen Tiere bei vielen der rund 21.000 Mäster in ganz Deutsch-land. Gleichzeitig rücken bestellte Ferkel nach. „Eine Krise wie diese hat unsere Branche noch nicht er-lebt, selbst nicht zu Zeiten der Schweinepest“, meint der Landwirt.

Ein Euro täglich pro Tier

Weil Schlachtplätze fehlen, muss Till-mann die Schweine länger füttern. Das kostet Geld – einen Euro am Tag pro Tier. Dabei verdient er im Schnitt gerade mal 20 Euro pro Tier. Die Schweine werden fetter und verlie-ren zugleich an Wert, denn die Deut-schen bevorzugen mageres Fleisch.

Tillmann fürchtet ein Verlustge-schäft, sollte die Schlachthofkrise län-ger anhalten. Denn neben Tönnies waren auch die Wettbewerber Vion, Westfleisch, Müller-Fleisch und West-crown von Corona und Schließungen betroffen.

Nicht nur die Schweinebranche ist von Corona betroffen, auch bei ei-nem wichtigen Putenschlachter ste-hen seit Freitag die Räder still. Die PHW-Gruppe, mit einem Umsatz von 2,7 Milliarden Euro größter Ge-flügelschlachter in Deutschland, hat ein Corona-Problem. Sie ist bekannt für Marken wie „Wiesenhof“ und „Bruzzler“.

In einem riesigen Putenschlacht-hof im niedersächsischen Wildeshau-sen sind 45 von 1115 Beschäftigten an Covid-19 erkrankt. Das Unternehmen Geestland Putenspezialitäten (GPS) kündigte am Freitag an: Der Betrieb wird für bis zu zwei Wochen ge-schlossen – mit tiefgreifenden Folgen.

Lieferkette gerät aus dem TaktHält die Schlachthofkrise an, kann

es neben Tierschutzproblemen auch zu Versorgungsengpässen kommen. Durch den Ausfall der Tönnies-Schlachterei in Rheda droht der ge-samte deutsche Markt für Schweine-fleisch aus dem Tritt zu geraten.

Die Lieferkette vom Ferkel bis zum Schnitzel ist eng getaktet. Ferkelzüch-ter, Mäster, Viehhändler und Logisti-ker über Schlachter und Zerleger, Wursthersteller bis zu Supermärkten und Bratwurstbuden – alle sind vom Ausfall des Tönnies-Werks irgendwie betroffen. „Wenn sich nur ein Räd-chen nicht richtig dreht, kommt un-ser ganzes System ins Ruckeln“, sagt Landwirt Tillmann.

Fleisch von Tönnies steckt in vielen Marken wie Tillman’s, Landjunker von Lidl, Meine Metzgerei von Aldi. Daneben betreiben die Ostwestfalen

mit der Zur Mühlen-Gruppe eigene Wurstfabriken. Böklunder, Redlefsen und Zimbo gehören zu den bekann-testen der Marken.

Ersatzschlachter zu finden, ist nicht so einfach. Bauer Tillmanns Schweine werden nun teilweise in ei-nem Tönnies-Werk in Sachsen-Anhalt geschlachtet. „Einen kleinen Teil der Kapazitäten können wir an unseren weiteren Standorten in Sögel, Wei-ßenfels und Kellinghusen auffangen. Dies ist aber nur in sehr begrenztem Umfang möglich“, erklärt ein Spre-cher von Tönnies auf Anfrage.

Schweinelieferanten hätten beim Ausfall eines so großen Abnehmers wie Tönnies „ein Abnahmeproblem“, bestätigt der Verband der Fleisch-wirtschaft, der – zumindest zurzeit – noch keine Lieferengpässe beobach-tet. Die schlachtreifen Tiere würden momentan noch zurückgehalten und teilweise von anderen Schlachtbetrie-ben aufgefangen.

Kunden von Tönnies nervös

So will etwa die Genossenschaft Westfleisch, die 4000 Landwirten ge-hört, aushelfen. Als deren Schlachte-rei in Coesfeld wegen Corona-Fällen im Mai elf Tage behördlich geschlos-sen wurde, war Tönnies eingesprun-gen. Nun hat Westfleisch Tönnies Un-terstützung angeboten, sagte Deutschlands zweitgrößter Schlach-ter auf Anfrage. Aktuell werden in Coesfeld täglich rund 6300 Schweine geschlachtet. Die Auslastung soll in Abstimmung mit den Behörden suk-zessive erhöht werden.

Die Kunden von Tönnies, Fleisch-verarbeiter und Handel, sind nervös. „In dieser unsicheren Situation ist die Branche natürlich in Sorge“, sagt Hans-Ewald Reinert, geschäftsführen-der Gesellschafter von The Family Butchers. Der Wurst- und Schinken-hersteller aus Versmold ist die Num-mer zwei auf dem deutschen Wurst-markt hinter der Zur Mühlen-Grup-pe, die zu Tönnies gehört.

„Aktuell gibt es noch keine größe-ren Engpässe im Markt. Wir erwarten aber bei der Sauen-Oberschale eine signifikante Verknappung“, so Rei-nert. Er glaubt, dass es auch bei

Frischfleisch in der Selbstbedienung Engpässe geben könnte.

Die Schließung des Tönnies-Werk sorgt bis ins Ausland für Unruhe, et-wa bei Südtiroler Speckherstellern. Bis Ende Mai stammten knapp sechs Prozent des Fleischs für Südtiroler Betriebe aus Rheda, rund 175.790 Schweineschlegel. „Die Situation ist aktuell angespannt und ein Engpass kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden“, sagt Matthi-as Messner, Direktor des Südtiroler Speckkonsortiums.

Manche in der Branche fürchten, dass Tönnies bevorzugt eigene Verar-beitungsbetriebe der Zur Mühlen-Gruppe beliefern könnte. „Die gro-ßen Schlachtbetriebe sind alle auch Wursthersteller und damit Wettbe-werber“, weiß Wurstfabrikant Rei-nert. „Wir haben in der Vergangen-heit manchmal erleben müssen, dass die eigene Fertigung vorrangig belie-fert worden ist.“ Tönnies versichert indes: Es gebe keine Priorisierung der Zur Mühlen-Gruppe.

Noch sind keine Auswirkungen auf Preise infolge der Schlachthofkrise zu beobachten. Der Deutsche Bauern-verband appellierte aber bereits an die Schlachtunternehmen, den Man-gel an Schlachtplätzen nicht zum Drücken der Preise zu missbrauchen. Mittelfristig werden die Preise jedoch steigen, erwartet Wurstproduzent Reinert. Schließlich kosteten verän-derte Produktionsbedingungen und Corona-Absicherungen Geld.

Ab Januar 2021 sollen Werkverträge in Schlachtung und Zerlegung gesetz-lich verboten werden. Die Corona-Fälle hatten das intransparente Sub-unternehmertum und die schlechten Arbeits- und Wohnbedingungen vie-ler Beschäftigter wieder ins Rampen-licht gerückt. Die Werkverträgler kommen überwiegend aus Rumä-nien, Polen und Bulgarien.

Zugleich wird Fleisch oft zu Schleuderpreisen im Discounter ver-kauft. Mit Billigfleisch soll künftig Schluss sein, versicherte Bundesland-wirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), die am Freitag Branchenver-treter zum Krisentreffen geladen hat-te. Sie will eine Tierwohlabgabe ein-

Corona in Schlachthöfen

Werden Wurst und Schnitzel

nun knapp? Nach der Schließung des Schlachthofs

von Tönnies fällt auch ein wichtiger Putenschlachter aus. In Ställen stauen sich Tiere. Mittelfristig drohen Lieferengpässe.

Die Zeit des permanen -ten Verram -schens von

Fleisch- und Wurstpro -

dukten wird hoffentlich endlich zu

Ende gehen. Hans-Ewald Reinert

Geschäftsführender Gesellschafter The Family Butchers

Ausgewählte Marken an Fleisch- und Wurstwaren

HANDELSBLATT Quellen: Verbraucherzentrale NRW, eigene Recherche

Discounter-MarkenLandjunker(Lidl)

Meine Metzgerei(Aldi)

Zudem beliefert derTönnies FoodserviceGastronomie, System-lieferanten und Groß-verbraucher mit denMarken „Artland“und „IQF“

Wo Tönnies-Fleisch drin ist

Unternehmen & Märkte

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12216

führen, bessere Arbeitsbedingungen schaffen und verstärkt gegen Dum-pingpreise beim Fleisch vorgehen.

„Die Zeit des permanenten Ver-ramschens von Fleisch- und Wurst-produkten wird damit hoffentlich endlich zu Ende gehen“, hofft Unter-nehmer Reinert, der verstärkt mit Qualitätsfleisch punkten will.

Deutschland produziert deutlich mehr Schweinefleisch, als es ver-braucht. Der Selbstversorgungsgrad liegt bei 120 Prozent. „Grundsätzlich ist Fleisch genug da“, meint der Marktexperte der Interessengemein-schaft der Schweinehalter Deutsch-lands (ISN), Matthias Quaing, mit Blick auf die aktuelle Krise.

Sollte Schweinefleisch hierzulande knapp werden, ließe sich immer noch auf Importe ausweichen – etwa aus Spanien, wo europaweit die meisten Schweine gehalten werden. Fleisch aus Spanien fehlt jedoch derzeit noch die notwendige QS-Zertifizierung, gibt Wursthersteller Reinert zu bedenken.

China stoppt Importe

Allerdings steht derzeit ohnehin mehr Schweinefleisch für den deutschen Markt zur Verfügung als sonst. China, ein wichtiger Abnehmer von Tönnies, hat wegen der Corona-Ausbrüche den Import von Tönnies aus Rheda und aus Weidemark in Sölden vorüberge-hend eingestellt. Das teilte die chinesi-sche Botschaft in Berlin auf Anfrage mit. „Unsere Exportzulassung nach China vom Standort Rheda ruht aktu-ell“, bestätigt Tönnies. „Wir stehen aber in intensivem Kontakt mit den chinesischen Behörden.“ Für das Un-ternehmen war der China-Export ein lukratives Geschäft.

Noch vor der Fleischversorgung ist in erster Linie das Tierwohl bedroht. „Wenn ein Mäster innerhalb von ein bis zwei Wochen seine Tiere nicht ver-markten kann, könnte es bereits Schwierigkeiten geben“, meint Miriam Goldschalt, Fachreferentin für Tiere in der Landwirtschaft beim Deutschen Tierschutzbund.

Sollte der Tönnies-Standort Rheda-Wiedenbrück als Schlachtstätte meh-rere Wochen ausfallen, drohten Tier-schutzprobleme, warnt auch Bern-

hard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands.

Bei den Puten ist die Lage noch dra-matischer. Da die PHW-Gruppe über keinen anderen Schlacht- und Zerle-gebetrieb für Puten im Inland verfüge, würden nun „Tierschutzproblemati-ken in den Aufzuchtbetrieben“ dro-hen, so das Unternehmen.

Geestland Putenspezialitäten (GPS) kündigte an, das niedersächsische Agrarministerium um eine Sonderge-nehmigung für die Schlachtung in an-deren Höfen zu bitten. „Es müssen ge-meinsam und schnellstmöglich Lö-sungsmöglichkeiten für die Landwirte gefunden werden“, sagte Geestland-Chef Norbert Deeken. Im schlimms-ten Fall müssten die Landwirte sonst gesunde Tiere töten.

Denn die Lieferkette ist noch enger durchgetaktet als bei Schweinen. Pu-ten werden nur maximal fünfeinhalb Monate gemästet. Werden sie als „Ba-by-Puten“ vermarktet, sogar nur zwei bis drei Monate. Ihre Zucht ist auf den Tag genau geplant. Friedrich-Otto Rip-ke, Vorsitzender des Landesverbands der Niedersächsischen Geflügelwirt-schaft, spricht von einem „Just-in-ti-me-Verfahren“.

Es gebe kaum Betriebe, die in ähnli-chen Dimensionen schlachten wie Geestland, betont Ripke. Zudem könnten Puten nicht so lange wie Schweine in den Ställen gehalten wer-den. Der Grund: Sie können nicht schwitzen, Hitzestress macht sie mit-unter aggressiv. „Schließt also ein gro-ßer Hof wie Geestland, müssen im schlimmsten Fall ganze Ställe gekeult werden“, sagt Ripke.

In den USA wurden wegen Schlie-ßungen von Schlachthöfen wegen Co-rona bereits Tiere notgetötet. So ernst ist die Lage in Deutschland noch nicht. Tönnies hofft, dass der Betrieb am Wochenende des 4. Juli – nach er-folgreicher Prüfung durch die Behör-den – schrittweise wieder aufgenom-men werden kann. Das schrieb Tön-nies in einem Brief „An unsere Kunden“ am vergangenen Montag. In dem Schreiben, das dem Handelsblatt vorliegt, drückte Tönnies sein „tiefes Bedauern“ aus - „ür die Ihnen entste-henden Unannehmlichkeiten.“

Transport und

Schlachtung von

Schweinen: Die Tönnies-

Affäre hat den Markt aus dem Tritt gebracht.

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Hackfleisch der

Marke Landjunker: Tönnies-Ware wird unter vielen Namen verkauft.

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Einzelhandel

Erste Händler reagieren

D ie ersten Unternehmen zie-hen klare Konsequenzen aus der Werksschließung

beim Schlachtunternehmen Tön-nies – und scheinen sich vorsichtig von dem wegen zahlreicher Corona-Fälle in Verruf geratenen Unterneh-men zu distanzieren. So verzichtet der Discounter Lidl vorübergehend komplett auf Fleisch von Tönnies.

„Um die Warenverfügbarkeit wei-terhin zu sichern, bezieht Lidl vor-sorglich sein Frischfleisch seit Mon-tag temporär ausschließlich über andere Fleischlieferanten in seinem Lieferantennetzwerk“, teilte eine Sprecherin auf Nachfrage mit. Mit Tönnies befinde sich Lidl dennoch weiter in Gesprächen.

Aldi Süd und Nord beziehen wei-terhin verschiedene Fleischartikel vom Lieferanten Tönnies. „Aktuell werden jedoch keine Waren mehr aus dem Standort Rheda-Wieden-brück heraus an uns geliefert“, teil-ten die Unternehmen mit. „Um auf-grund der aktuellen Situation Lie-ferengpässe zu vermeiden, arbeiten wir eng gemeinsam mit unseren Lieferanten daran, die Versorgung mit den entsprechenden Fleischar-tikeln auf gewohnt hohem Niveau zu gewährleisten“, heißt es weiter.

Allgemein herrscht im Lebensmit-telhandel eine große Unklarheit, wann und wie stark sich die Werks-schließung bei Tönnies auf die Ver-sorgung der Geschäfte mit Fleisch-waren auswirken wird.

Keine verlässlichen Vorher-sagen möglich

„Aktuell sehen wir bei Fleisch im Hinblick auf das Sortiment und die Preise keine Veränderungen, die Folge der Schließung des Tönnies-Schlachtbetriebs sind“, sagte ein Rewe-Sprecher auf Nachfrage. Aber er ergänzte auch: „Wie sich die Schließung auf Sicht auswirken wird, kann derzeit nach unserem Empfinden nicht verlässlich vorher-gesagt werden.“

Produkte aus den Tönnies-Wer-ken werden im Handel unter zahl-reichen Marken angeboten. So steckt Tönnies als Lieferant sowohl hinter der Aldi-Eigenmarke „Meine Metzgerei“ wie hinter der Lidl-Mar-ke „Landjunker“. Weitere im Han-del angebotene Marken, in denen Fleisch von Tönnies steckt, sind bei-

spielsweise Redlefsen, Böcklunder und Gutfried.

Edeka betont, dass der Verbund großen Wert auf regionale Vielfalt legt. Das gelte insbesondere für das Fleisch- und Wurstsortiment. „Wir verfügen über vielfältige Beziehun-gen zu regionalen Erzeugern und Schlachtbetrieben in ganz Deutsch-land und sind damit unabhängig vom Unternehmen Tönnies“, er-klärte ein Edeka-Sprecher.

Handel schon weiter beim Aus für Werkverträge

Da sich jedoch das Sortiment von Markt zu Markt unterscheide und stark auf die Kundenwünsche vor Ort zugeschnitten sei, könne nur schwer pauschal beantwortet wer-den, in welchem Umfang die Märkte auf Fleisch des Tönnies-Konzerns zurückgreifen.

Die Corona-Vorkommnisse im Tönnies-Werk Rheda-Wiedenbrück haben jedoch allgemein das Bestre-ben im Handel verstärkt, nicht nur auf das Tierwohl, sondern auch auf die Arbeitsbedingungen in den Schlachtereien zu schauen.

„Wir begrüßen die Entscheidung von Tönnies und Westfleisch, dass sie mit ihrem angekündigten Maß-nahmenplan künftig ihrer Verant-wortung gegenüber all ihren Be-schäftigten und der Gesellschaft mehr Nachdruck verleihen möch-ten“, teilte Aldi mit.

Die beiden Schlachtunternehmen hatten einen vorsichtigen Ausstieg aus der umstrittenen Werkvertrag-spraxis angekündigt.

Der Handel ist da teilweise schon deutlich weiter. Der zu Rewe gehö-rende Großschlachter Wilhelm Brandenburg mit 2900 Mitarbeitern beispielsweise hat im Kerngeschäft nur noch acht Prozent Werkver-tragsnehmer. Sie würden nur noch dort eingesetzt, „wo eine Besetzung über den heimischen Arbeitsmarkt bisher nicht möglich war“.

Wilhelm Brandenburg habe be-reits Anfang vergangenen Jahres am Standort Frankfurt rund 270 Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter, die früher über Werkvertrags- und Zeit-arbeitsunternehmen eingesetzt wa-ren, als Mitarbeiter eingestellt. Da der Betrieb an den Flächentarif ge-bunden ist, wurde dies mit der Ge-werkschaft NGG und dem Betriebs-rat abgestimmt.

Der Großflächendiscounter Kauf-land teilte mit, dass er in seinen Fleischwerken schon vor Jahren be-gonnen habe, die Zahl der Werkver-träge zu reduzieren. Die letzten zwei Verträge würden aktuell umge-stellt. Den Mitarbeitern bietet das Unternehmen unbefristete Arbeits-verträge an.

Kaufland und sein Schwesterun-ternehmen Lidl haben angekündigt, dass sie künftig in eigenen Werken und bei Lieferanten für Frisch-fleisch und Frischgeflügel komplett auf Werkverträge verzichten wollen – zumindest in den Kernbereichen Schlachtung, Zerlegung und Verpa-ckung. Florian Kolf

Unternehmen & Märkte

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12217

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Sandra Louven, Axel Höpner

Madrid, München

Die Realität hat die ho-hen Erwartungen bis-her nicht erfüllt: Durch die Fusion des Windkraftgeschäfts

von Siemens mit dem spanischen Ri-valen Gamesa sollte der weltweite Marktführer in der Branche entste-hen. Als die Konzerne 2017 ihre Ehe schlossen, hieß es, beide Unterneh-men würden sich nahezu ideal er-gänzen. Siemens entwickelte schließ-lich vorwiegend hochpreisige Wind-räder für westliche Märkte, Gamesa baute günstige Anlagen für Schwel-lenländer.

Doch drei Jahre nach dem Zusam-menschluss hat das deutsch-spani-sche Joint Venture immer noch keine Fahrt aufgenommen. Das Gegenteil ist der Fall: Eine Gewinnwarnung reiht sich an die nächste. Die Ge-schichte von Siemens Gamesa ist die einer unvollendeten Integration in einem zunehmend schwierigen Markt. Nun hat Siemens durchgegrif-fen und den CEO ausgewechselt.

Die Windkraft war die erste von mehreren Sparten, die Siemens aus dem Konzernverbund löste. Dahin-ter stand die Idee, dass eigenständi-

ge Einheiten agiler und schneller sind als ein schwerfälliger Großkon-zern. Doch bei dem deutsch-spani-schen Zusammenschluss war genau das Gegenteil der Fall, zumindest aus Sicht der Spanier.

Schwerfällige Prozesse

„Gamesa lief vor der Fusion so zu-verlässig wie ein Uhrwerk“, sagt Ana-lyst Ángel Pérez von der spanischen Investmentbank Renta 4. Die Sparte, die sich vor allem auf das Geschäft mit Windanlagen an Land speziali-siert hatte, habe stets die eigenen Ziele erfüllt, meistens sogar überer-füllt.Gamesa stand für eine extrem hohe Flexibilität, mit der sich der Konzern auf jedem Markt der Welt zurechtge-funden hat, selbst in China. „Außer Vestas gab es weltweit keinen Kon-zern, der vergleichbar gut aufgestellt war wie Gamesa“, sagt Pérez. „Nach der Fusion mit Siemens sind die Pro-zesse schwerfälliger geworden, heißt es im Markt. Es muss da ein internes Problem im Management gegeben haben.“ Die deutsche Lesart ist freilich eine andere. In München sind viele über-zeugt, dass die Probleme eher auf der spanischen Seite zu suchen sind. In den vergangenen drei Jahren sei

es nicht gelungen, die gute Entwick-lung im Offshore-Bereich, die vor al-lem Siemens in die Partnerschaft eingebracht hatte, auf den Onshore-Bereich der Windräder an Land zu übertragen, in dem Gamesa stark war, heißt es im Umfeld von Siemens Energy.

Kürzlich warnte der Konzern, dass man im laufenden Quartal und wohl auch im Gesamtjahr rote Zahlen schreiben werde. Die Ratingagentur

Siemens und Gamesa

Fusion hat sich bisher nicht ausgezahltDrei Jahre nach dem Zusammenschluss verfehlt das spanisch-deutsche Joint Venture regelmäßig die eigenen Ziele.

Offshore-Windpark: An Aufträgen mangelt es bei Siemens Gamesa nicht.

Paul

-Lan

groc

k.de

+49

172

3120

3

Siemens Gamesa

Umsatz in Mrd. Euro

2017 2019 2017 2019

7,9

10,2

102

253

Ergebnis* in Mio. Euro

Windenergieanlagenhersteller Top 5 nach neu installierter Leistung 2019 in Gigawatt

HANDELSBLATT Geschäftsjahr zum 30.9.; *Operativ • Quellen: Bloomberg, NEF

9,60

8,79

8,25

7,37

5,78

Vestas

Siemens Gamesa

Goldwind

GE

Envision

Unternehmen & Märkte

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12218

Moody’s prüft bereits eine Herabstu-fung der Kreditwürdigkeit des Kon-zerns. Kommt es dazu, würde der Konzern auf Ramschniveau sinken.Der Konzern führte die jüngste Ge-winnwarnung auf den stagnierenden indischen Markt sowie Verzögerun-gen bei Onshore-Projekten in Nord-europa zurück. Man wolle nun das Risikomanagement in allen Sparten besser in den Griff bekommen. „Das hat absolute Priorität“, heißt es aus dem Aufsichtsrat des Joint Ventures.

Ehemalige Gamesa-Manager kann der Konzern indes kaum für die Ons-hore-Probleme verantwortlich ma-chen: Die einstige Gamesa-Spitze hat das Joint Venture bereits kurz nach der Fusion verlassen. Ehemalige Sie-mens-Manager besetzen derzeit sechs der 15 Top-Jobs, nur zwei Pos-ten füllen ehemalige Gamesa-Füh-rungskräfte aus. Auch der neue CEO Andreas Nauen kommt ebenso wie der geschasste bisherige Konzern-chef Markus Tacke von Siemens. Der Rest sind Neuzugänge ohne Siemens- oder Gamesa-Vergangenheit.

Neuer Chef soll es richten

In München ist man dennoch über-zeugt, dass Nauen, der zuletzt das insgesamt erfolgreiche Offshore-Ge-schäft leitete, der richtige Manager sei, um das kriselnde Onshore-Ge-schäft genauso fit zu machen wie die Offshore-Sparte. Nauen habe zudem als Ex-CEO von Senvion eigene Kapi-talmarkterfahrung gesammelt.

Der Chefwechsel ist nicht der ein-zige Schnitt im Konzern. Im vergan-genen Februar kaufte Siemens für viel Geld den spanischen Großaktio-när Iberdrola aus dem Gemein-schaftsunternehmen heraus. Der Energieriese war größter Anteilseig-ner bei Gamesa und hatte nach der Fusion acht Prozent an dem Gemein-schaftsunternehmen besessen.

Doch mit Iberdrola gab es von An-fang an Probleme. Konzernchef Igna-cio Galán ging mehrfach öffentlich auf die Barrikaden und beklagte, dass Siemens das Gemeinschaftsun-ternehmen wie eine deutsche Filiale führe. Experten in Madrid argumen-tieren, Galán habe gesehen, was im Konzern schiefläuft, und deshalb Laut gegeben.

Bei Siemens ist man dagegen da-von überzeugt, dass die Probleme der vergangenen Jahre auch etwas mit just diesen Machtkämpfen zu tun hatten. Nach Siemens-Lesart tat sich Galán schwer damit, sich an den kleineren Einfluss im neuen Konzern zu gewöhnen. Mit zahlreichen Son-derrechten ausgestattet, konnte er Siemens das Leben schwermachen.

Galáns Angriffe waren für ihn auch finanziell erfolgversprechend: Hätte er Siemens nachweisen können, dass der Konzern gegen Auflagen aus dem Fusionsvertrag verstößt, hätte Sie-mens Iberdrola mit einem hohen Aufschlag auf den aktuellen Börsen-wert herauskaufen müssen. Genau so ist es am Ende auch gekommen, allerdings nicht wegen Vertragsver-stößen. Im Februar zahlte Siemens Galán 20 Euro pro Aktie, ein Plus von 32 Prozent auf den Börsenkurs.

Seither ist der Durchgriff einfa-cher. Mit Galán verließ auch sein Schwiegersohn David Mesonero als Finanzchef Siemens Gamesa. Meso-nero war unter anderem verantwort-lich für die Integration der beiden Unternehmen. Nun müsse Ersatz für ihn sowie für den Posten des Off-shore-Vorstands gefunden werden, dann könne die Mannschaft neu star-ten, heißt es in Siemens-Kreisen.

Nach Informationen des Handels-blatts gibt es eine Shortlist von Kan-didaten für den Posten des Finanz-chefs.Die Aufräumarbeiten zeigen, dass die Geduld des neuen Siemens-Energy-Chefs Christian Bruch begrenzt ist. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass der Zeitpunkt für die neuen Probleme bei Siemens Gamesa denk-bar ungünstig ist. Siemens will die Energietechnik-Sparte Ende Septem-ber im Wege eines Spin-offs an die Börse bringen.

Die Aufspaltung steht ohnehin un-ter keinem sonderlich guten Stern: Die Kritik am vergleichsweise klei-nen Siemens-Engagement bei der umstrittenen Kohlemine in Austra-lien kratzte an der Reputation, die Geschäfte laufen auch in der Kraft-werkssparte weiter schlecht, und dann mussten auch noch der desig-nierte Siemens-Energy-Chef Michael Sen samt Finanzvorstand Klaus Patz-ak im Streit um die Modalitäten der Trennung ihren Hut nehmen.

Weitere schlechte Nachrichten von der Windkrafttochter kann Sie-mens daher nicht gebrauchen. Bei der Vorbereitung des Börsengangs wirbt der Konzern damit, dass das neue Unternehmen ein einzigartiges Portfolio habe, um die Transforma-tion der Energiebranche von den konventionellen hin zu den erneu-erbaren Energien zu begleiten. Denn Siemens Energy verkauft kon-ventionelle Gaskraftwerke ebenso wie die Windräder von Siemens Ga-mesa.

Allerdings hatte die gesamte Bran-che in den vergangenen Jahren zu kämpfen. Sie stand vor allem bei An-lagen an Land wegen der rückläufi-gen staatlichen Subventionen unter Preisdruck. Im Umfeld der Siemens-Führung sieht man das aber auch positiv: Man habe sich mit der Fusi-on früh an der Konsolidierung der Branche beteiligt. Die aktuelle Krise werde schwächere Konkurrenten eher treffen und damit den Markt weiter bereinigen.

Positiver Ausblick

Vor allem aber sieht man die Lang-fristperspektive des Geschäfts posi-tiv. „Es gibt kaum eine andere Indus-trie, die so günstige Rahmenbedin-gungen in der Zukunft hat“, sagt ein Siemens-Manager. Der Energiebedarf in der Welt wird weiter steigen, und die Windindustrie ist noch jung und in der Fertigung wenig industriali-siert. „Es gibt einen Wachstumsim-puls, und man kann noch viel für die Produktivität tun“, heißt es im Um-feld des Unternehmens. Zweistellige Umsatzrenditen müssten hier auf je-den Fall auf längere Sicht möglich sein.

An Aufträgen immerhin mangelt es nicht: Ende März lag der Auftrags-bestand bei 28,6 Milliarden Euro, 21 Prozent über dem Vorjahr. Selbst Iberdrola gehört zu den Kunden: Die Spanier wählten das Joint Venture jüngst für einen Offshore-Windpark in der Bretagne mit einem Auftrags-wert von über einer Milliarde Euro als Lieferant aus.

Bei Siemens glauben einige, dass die Kulturunterschiede einfach zu groß waren. Beide Seiten hätten ihre Stärken gehabt. Bei Siemens sei man eher prozessorientiert und vorsich-tig, damit aber auch langsam. Bei Ga-mesa seien viele Entscheidungen schneller gefallen. Nun müsse man das Beste aus beiden Welten verei-nen. Das war allerdings vor drei Jah-ren auch schon der Plan.

Energiewende

Kollateralschäden beim Kohleausstieg Am 3. Juli soll das Kohleaus -stiegs gesetz unter Dach und Fach sein. Erste Unternehmen klagen bereits über schwere Folgen.

Klaus Stratmann Berlin

D ie Brikettfabrik im rheini-schen Frechen-Wachtberg hat die Anmutung eines In-

dustriedenkmals. Seit 1902 werden hier Brikette aus Braunkohle herge-stellt. Im Zuge des Kohleausstiegs schließt der RWE-Konzern die Fabrik Ende 2022, weil der Rohstoff aus-geht: „Ursache ist der Stopp des Ta-gebaus Hambach“, heißt es beim Energiekonzern.

Das Ende des Tagebaus ist Teil des Braunkohleausstiegs, über den die Politik monatelang mit RWE verhan-delt hatte. Die vergleichsweise asche- und schwefelarme Braunkohle aus dem Tagebau Hambach ist für die Brikettherstellung nicht zu ersetzen.

Eine Reihe von Unternehmen aus der Region stellt das vor große Pro-bleme. Ihnen fällt der Energieträger weg. Ersatz ist nicht leicht zu finden. Nach Angaben der IHK Aachen sind 1.500 Jobs direkt bedroht.

Die Kammer, die die Interessen der Unternehmen vertritt, kämpft für ei-ne rasche Änderung des Kohleaus-stiegsgesetzes. Die Zeit drängt. Am kommenden Freitag wird der Bun-destag das Gesetz final beschließen. „Die Unternehmen stehen unver-schuldet und unvermittelt vor kaum lösbaren Problemen“, sagt Michael Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen.

Option Holzhackschnitzel

Beispiel Pfeifer & Langen: Das traditi-onsreiche Unternehmen ist in der Re-gion fest verwurzelt. Es produziert aus Rüben Zucker – ein energieinten-siver Prozess, für den das Unterneh-men bislang auch Braunkohlebriketts aus Frechen-Wachtberg einsetzt. Wenn es den Brennstoff in Kürze nicht mehr gibt, muss schnell Ersatz her. In Betracht kommt allein Erdgas. Doch das will man eigentlich gar nicht einsetzen.

„Wir werden von der Entwicklung überrollt. Wir geraten in die Situati-on, auf eine Übergangslösung setzen zu müssen“, sagt Geschäftsführer Mi-chael Schaupp. „Wir müssen von ei-nem fossilen Energieträger auf einen anderen fossilen Energieträger um-

steigen. Das ist kein nachhaltiger Weg.“ Das Unternehmen arbeite da-ran, klimaneutral zu werden. „Aber das ist ein Prozess, der sich über mehrere Jahre hinzieht. Wir testen die Befeuerung mit Rübenschnitzeln. Auch die Befeuerung mit Holzhack-schnitzeln oder Biogas könnte eine Option sein. Nun müssen wir die Kes-sel auf die Schnelle auf Erdgas um-stellen. Das bindet Kapital und ist ein überflüssiger Zwischenschritt“, kriti-siert Schaupp.

Allerdings hat Schaupp noch ver-gleichsweise gute Karten. Denn ande-re Unternehmen können nicht ein-mal ohne Probleme auf eine Befeue-rung mit Erdgas umstellen. Das gilt etwa für den Papierhersteller Metsä Tissue in Kreuzau. Es fehlt die pas-send dimensionierte Leitung. „Die Kapazität der vorhandenen Gaslei-tung reicht nicht aus. Es müsste eine neue Leitung bis zu unserer Produk-tionsstätte gelegt werden. Das lässt sich nicht so schnell bewerkstelli-gen“, sagt Gero Kronen, Produktions-leiter der Papierfabrik.

Außerdem hätte die Befeuerung mit Gas einen gravierenden Nachteil: „In der Anlage, die wir jetzt betrei-ben, können wir Faserschlämme aus dem Produktionsprozess mit ver-brennen. Die Primärenergieeinspa-rung ist erheblich. Diese Möglichkeit haben wir nicht mehr, wenn wir auf eine Gasbefeuerung umstellen“.

Die erzwungene Umstellung auf Gas als Energieträger ist nach Über-zeugung von Kronen nicht nachhal-tig. „Die naheliegendsten Alternati-ven als Primärenergieträger wären nach unserer Überzeugung zum Bei-spiel Biomasse, Biogas oder Wasser-stoff. Die Umstellung wäre für uns ein großes Projekt. Inklusive aller Ge-nehmigungs- und Planungsprozesse muss man dafür sechs bis sieben oder mehr Jahre veranschlagen“, sagt Kronen. Doch stattdessen muss das Unternehmen nun die Umstellung auf Erdgas übers Knie brechen.

„Der Beschluss zur Schließung der Brikettanlage führt sowohl zu einem zeitlichen Engpass als auch zu einem kurzfristigen Investitionszwang. Bei-des stellt uns vor eine große wirt-schaftliche Herausforderung“, erläu-tert der Produktionsleiter.

In Berlin nur eine Fußnote

Die geplante Schließung der Brikett-fabrik wurde erst vor wenigen Mona-ten publik. Sie wird im Geschacher um den Kohleausstieg in Berlin allen-falls als Fußnote wahrgenommen. Für die betroffenen Unternehmen je-doch geht es um die Existenz.

Im Gesetzgebungsverfahren für den Kohleausstieg stehen derzeit ganz andere Fragen im Fokus: Gibt es für jüngere Steinkohlekraftwerke noch verbesserte Entschädigungsre-gelungen? Wird der Wechsel von Kohle auf andere Brennstoffe für An-lagen mit Kraft-Wärme-Kopplung hö-her als bislang geplant honoriert?

Klimaschützer monieren zudem,die Abschaltung der Kohlekraftwer-ke erfolge nicht stetig genug und dieEntschädigungen für die Konzerneseien zu hoch. Die IHK Aachenschlägt vor, den von der Schließungder Brikettfabrik betroffenen Unter-nehmen entgegenzukommen - miteinem „Wärmeersatzbonus“.

Braunkohlebagger im Tagebau

Hambach: Das Aus für die Braunkohle bringt die Brikett-hersteller in Bedrängnis.

dpa

Die Unterneh -

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vor kaum lösbaren

Problemen.Michael Bayer

IHK Aachen

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Sandra Louven, Axel Höpner

Madrid, München

Die Realität hat die ho-hen Erwartungen bis-her nicht erfüllt: Durch die Fusion des Windkraftgeschäfts

von Siemens mit dem spanischen Ri-valen Gamesa sollte der weltweite Marktführer in der Branche entste-hen. Als die Konzerne 2017 ihre Ehe schlossen, hieß es, beide Unterneh-men würden sich nahezu ideal er-gänzen. Siemens entwickelte schließ-lich vorwiegend hochpreisige Wind-räder für westliche Märkte, Gamesa baute günstige Anlagen für Schwel-lenländer.

Doch drei Jahre nach dem Zusam-menschluss hat das deutsch-spani-sche Joint Venture immer noch keine Fahrt aufgenommen. Das Gegenteil ist der Fall: Eine Gewinnwarnung reiht sich an die nächste. Die Ge-schichte von Siemens Gamesa ist die einer unvollendeten Integration in einem zunehmend schwierigen Markt. Nun hat Siemens durchgegrif-fen und den CEO ausgewechselt.

Die Windkraft war die erste von mehreren Sparten, die Siemens aus dem Konzernverbund löste. Dahin-ter stand die Idee, dass eigenständi-

ge Einheiten agiler und schneller sind als ein schwerfälliger Großkon-zern. Doch bei dem deutsch-spani-schen Zusammenschluss war genau das Gegenteil der Fall, zumindest aus Sicht der Spanier.

Schwerfällige Prozesse

„Gamesa lief vor der Fusion so zu-verlässig wie ein Uhrwerk“, sagt Ana-lyst Ángel Pérez von der spanischen Investmentbank Renta 4. Die Sparte, die sich vor allem auf das Geschäft mit Windanlagen an Land speziali-siert hatte, habe stets die eigenen Ziele erfüllt, meistens sogar überer-füllt.Gamesa stand für eine extrem hohe Flexibilität, mit der sich der Konzern auf jedem Markt der Welt zurechtge-funden hat, selbst in China. „Außer Vestas gab es weltweit keinen Kon-zern, der vergleichbar gut aufgestellt war wie Gamesa“, sagt Pérez. „Nach der Fusion mit Siemens sind die Pro-zesse schwerfälliger geworden, heißt es im Markt. Es muss da ein internes Problem im Management gegeben haben.“ Die deutsche Lesart ist freilich eine andere. In München sind viele über-zeugt, dass die Probleme eher auf der spanischen Seite zu suchen sind. In den vergangenen drei Jahren sei

es nicht gelungen, die gute Entwick-lung im Offshore-Bereich, die vor al-lem Siemens in die Partnerschaft eingebracht hatte, auf den Onshore-Bereich der Windräder an Land zu übertragen, in dem Gamesa stark war, heißt es im Umfeld von Siemens Energy.

Kürzlich warnte der Konzern, dass man im laufenden Quartal und wohl auch im Gesamtjahr rote Zahlen schreiben werde. Die Ratingagentur

Siemens und Gamesa

Fusion hat sich bisher nicht ausgezahltDrei Jahre nach dem Zusammenschluss verfehlt das spanisch-deutsche Joint Venture regelmäßig die eigenen Ziele.

Offshore-Windpark: An Aufträgen mangelt es bei Siemens Gamesa nicht.

Paul

-Lan

groc

k.de

+49

172

3120

3

Siemens Gamesa

Umsatz in Mrd. Euro

2017 2019 2017 2019

7,9

10,2

102

253

Ergebnis* in Mio. Euro

Windenergieanlagenhersteller Top 5 nach neu installierter Leistung 2019 in Gigawatt

HANDELSBLATT Geschäftsjahr zum 30.9.; *Operativ • Quellen: Bloomberg, NEF

9,60

8,79

8,25

7,37

5,78

Vestas

Siemens Gamesa

Goldwind

GE

Envision

Unternehmen & Märkte

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12218

Moody’s prüft bereits eine Herabstu-fung der Kreditwürdigkeit des Kon-zerns. Kommt es dazu, würde der Konzern auf Ramschniveau sinken.Der Konzern führte die jüngste Ge-winnwarnung auf den stagnierenden indischen Markt sowie Verzögerun-gen bei Onshore-Projekten in Nord-europa zurück. Man wolle nun das Risikomanagement in allen Sparten besser in den Griff bekommen. „Das hat absolute Priorität“, heißt es aus dem Aufsichtsrat des Joint Ventures.

Ehemalige Gamesa-Manager kann der Konzern indes kaum für die Ons-hore-Probleme verantwortlich ma-chen: Die einstige Gamesa-Spitze hat das Joint Venture bereits kurz nach der Fusion verlassen. Ehemalige Sie-mens-Manager besetzen derzeit sechs der 15 Top-Jobs, nur zwei Pos-ten füllen ehemalige Gamesa-Füh-rungskräfte aus. Auch der neue CEO Andreas Nauen kommt ebenso wie der geschasste bisherige Konzern-chef Markus Tacke von Siemens. Der Rest sind Neuzugänge ohne Siemens- oder Gamesa-Vergangenheit.

Neuer Chef soll es richten

In München ist man dennoch über-zeugt, dass Nauen, der zuletzt das insgesamt erfolgreiche Offshore-Ge-schäft leitete, der richtige Manager sei, um das kriselnde Onshore-Ge-schäft genauso fit zu machen wie die Offshore-Sparte. Nauen habe zudem als Ex-CEO von Senvion eigene Kapi-talmarkterfahrung gesammelt.

Der Chefwechsel ist nicht der ein-zige Schnitt im Konzern. Im vergan-genen Februar kaufte Siemens für viel Geld den spanischen Großaktio-när Iberdrola aus dem Gemein-schaftsunternehmen heraus. Der Energieriese war größter Anteilseig-ner bei Gamesa und hatte nach der Fusion acht Prozent an dem Gemein-schaftsunternehmen besessen.

Doch mit Iberdrola gab es von An-fang an Probleme. Konzernchef Igna-cio Galán ging mehrfach öffentlich auf die Barrikaden und beklagte, dass Siemens das Gemeinschaftsun-ternehmen wie eine deutsche Filiale führe. Experten in Madrid argumen-tieren, Galán habe gesehen, was im Konzern schiefläuft, und deshalb Laut gegeben.

Bei Siemens ist man dagegen da-von überzeugt, dass die Probleme der vergangenen Jahre auch etwas mit just diesen Machtkämpfen zu tun hatten. Nach Siemens-Lesart tat sich Galán schwer damit, sich an den kleineren Einfluss im neuen Konzern zu gewöhnen. Mit zahlreichen Son-derrechten ausgestattet, konnte er Siemens das Leben schwermachen.

Galáns Angriffe waren für ihn auch finanziell erfolgversprechend: Hätte er Siemens nachweisen können, dass der Konzern gegen Auflagen aus dem Fusionsvertrag verstößt, hätte Sie-mens Iberdrola mit einem hohen Aufschlag auf den aktuellen Börsen-wert herauskaufen müssen. Genau so ist es am Ende auch gekommen, allerdings nicht wegen Vertragsver-stößen. Im Februar zahlte Siemens Galán 20 Euro pro Aktie, ein Plus von 32 Prozent auf den Börsenkurs.

Seither ist der Durchgriff einfa-cher. Mit Galán verließ auch sein Schwiegersohn David Mesonero als Finanzchef Siemens Gamesa. Meso-nero war unter anderem verantwort-lich für die Integration der beiden Unternehmen. Nun müsse Ersatz für ihn sowie für den Posten des Off-shore-Vorstands gefunden werden, dann könne die Mannschaft neu star-ten, heißt es in Siemens-Kreisen.

Nach Informationen des Handels-blatts gibt es eine Shortlist von Kan-didaten für den Posten des Finanz-chefs.Die Aufräumarbeiten zeigen, dass die Geduld des neuen Siemens-Energy-Chefs Christian Bruch begrenzt ist. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass der Zeitpunkt für die neuen Probleme bei Siemens Gamesa denk-bar ungünstig ist. Siemens will die Energietechnik-Sparte Ende Septem-ber im Wege eines Spin-offs an die Börse bringen.

Die Aufspaltung steht ohnehin un-ter keinem sonderlich guten Stern: Die Kritik am vergleichsweise klei-nen Siemens-Engagement bei der umstrittenen Kohlemine in Austra-lien kratzte an der Reputation, die Geschäfte laufen auch in der Kraft-werkssparte weiter schlecht, und dann mussten auch noch der desig-nierte Siemens-Energy-Chef Michael Sen samt Finanzvorstand Klaus Patz-ak im Streit um die Modalitäten der Trennung ihren Hut nehmen.

Weitere schlechte Nachrichten von der Windkrafttochter kann Sie-mens daher nicht gebrauchen. Bei der Vorbereitung des Börsengangs wirbt der Konzern damit, dass das neue Unternehmen ein einzigartiges Portfolio habe, um die Transforma-tion der Energiebranche von den konventionellen hin zu den erneu-erbaren Energien zu begleiten. Denn Siemens Energy verkauft kon-ventionelle Gaskraftwerke ebenso wie die Windräder von Siemens Ga-mesa.

Allerdings hatte die gesamte Bran-che in den vergangenen Jahren zu kämpfen. Sie stand vor allem bei An-lagen an Land wegen der rückläufi-gen staatlichen Subventionen unter Preisdruck. Im Umfeld der Siemens-Führung sieht man das aber auch positiv: Man habe sich mit der Fusi-on früh an der Konsolidierung der Branche beteiligt. Die aktuelle Krise werde schwächere Konkurrenten eher treffen und damit den Markt weiter bereinigen.

Positiver Ausblick

Vor allem aber sieht man die Lang-fristperspektive des Geschäfts posi-tiv. „Es gibt kaum eine andere Indus-trie, die so günstige Rahmenbedin-gungen in der Zukunft hat“, sagt ein Siemens-Manager. Der Energiebedarf in der Welt wird weiter steigen, und die Windindustrie ist noch jung und in der Fertigung wenig industriali-siert. „Es gibt einen Wachstumsim-puls, und man kann noch viel für die Produktivität tun“, heißt es im Um-feld des Unternehmens. Zweistellige Umsatzrenditen müssten hier auf je-den Fall auf längere Sicht möglich sein.

An Aufträgen immerhin mangelt es nicht: Ende März lag der Auftrags-bestand bei 28,6 Milliarden Euro, 21 Prozent über dem Vorjahr. Selbst Iberdrola gehört zu den Kunden: Die Spanier wählten das Joint Venture jüngst für einen Offshore-Windpark in der Bretagne mit einem Auftrags-wert von über einer Milliarde Euro als Lieferant aus.

Bei Siemens glauben einige, dass die Kulturunterschiede einfach zu groß waren. Beide Seiten hätten ihre Stärken gehabt. Bei Siemens sei man eher prozessorientiert und vorsich-tig, damit aber auch langsam. Bei Ga-mesa seien viele Entscheidungen schneller gefallen. Nun müsse man das Beste aus beiden Welten verei-nen. Das war allerdings vor drei Jah-ren auch schon der Plan.

Energiewende

Kollateralschäden beim Kohleausstieg Am 3. Juli soll das Kohleaus -stiegs gesetz unter Dach und Fach sein. Erste Unternehmen klagen bereits über schwere Folgen.

Klaus Stratmann Berlin

D ie Brikettfabrik im rheini-schen Frechen-Wachtberg hat die Anmutung eines In-

dustriedenkmals. Seit 1902 werden hier Brikette aus Braunkohle herge-stellt. Im Zuge des Kohleausstiegs schließt der RWE-Konzern die Fabrik Ende 2022, weil der Rohstoff aus-geht: „Ursache ist der Stopp des Ta-gebaus Hambach“, heißt es beim Energiekonzern.

Das Ende des Tagebaus ist Teil des Braunkohleausstiegs, über den die Politik monatelang mit RWE verhan-delt hatte. Die vergleichsweise asche- und schwefelarme Braunkohle aus dem Tagebau Hambach ist für die Brikettherstellung nicht zu ersetzen.

Eine Reihe von Unternehmen aus der Region stellt das vor große Pro-bleme. Ihnen fällt der Energieträger weg. Ersatz ist nicht leicht zu finden. Nach Angaben der IHK Aachen sind 1.500 Jobs direkt bedroht.

Die Kammer, die die Interessen der Unternehmen vertritt, kämpft für ei-ne rasche Änderung des Kohleaus-stiegsgesetzes. Die Zeit drängt. Am kommenden Freitag wird der Bun-destag das Gesetz final beschließen. „Die Unternehmen stehen unver-schuldet und unvermittelt vor kaum lösbaren Problemen“, sagt Michael Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen.

Option Holzhackschnitzel

Beispiel Pfeifer & Langen: Das traditi-onsreiche Unternehmen ist in der Re-gion fest verwurzelt. Es produziert aus Rüben Zucker – ein energieinten-siver Prozess, für den das Unterneh-men bislang auch Braunkohlebriketts aus Frechen-Wachtberg einsetzt. Wenn es den Brennstoff in Kürze nicht mehr gibt, muss schnell Ersatz her. In Betracht kommt allein Erdgas. Doch das will man eigentlich gar nicht einsetzen.

„Wir werden von der Entwicklung überrollt. Wir geraten in die Situati-on, auf eine Übergangslösung setzen zu müssen“, sagt Geschäftsführer Mi-chael Schaupp. „Wir müssen von ei-nem fossilen Energieträger auf einen anderen fossilen Energieträger um-

steigen. Das ist kein nachhaltiger Weg.“ Das Unternehmen arbeite da-ran, klimaneutral zu werden. „Aber das ist ein Prozess, der sich über mehrere Jahre hinzieht. Wir testen die Befeuerung mit Rübenschnitzeln. Auch die Befeuerung mit Holzhack-schnitzeln oder Biogas könnte eine Option sein. Nun müssen wir die Kes-sel auf die Schnelle auf Erdgas um-stellen. Das bindet Kapital und ist ein überflüssiger Zwischenschritt“, kriti-siert Schaupp.

Allerdings hat Schaupp noch ver-gleichsweise gute Karten. Denn ande-re Unternehmen können nicht ein-mal ohne Probleme auf eine Befeue-rung mit Erdgas umstellen. Das gilt etwa für den Papierhersteller Metsä Tissue in Kreuzau. Es fehlt die pas-send dimensionierte Leitung. „Die Kapazität der vorhandenen Gaslei-tung reicht nicht aus. Es müsste eine neue Leitung bis zu unserer Produk-tionsstätte gelegt werden. Das lässt sich nicht so schnell bewerkstelli-gen“, sagt Gero Kronen, Produktions-leiter der Papierfabrik.

Außerdem hätte die Befeuerung mit Gas einen gravierenden Nachteil: „In der Anlage, die wir jetzt betrei-ben, können wir Faserschlämme aus dem Produktionsprozess mit ver-brennen. Die Primärenergieeinspa-rung ist erheblich. Diese Möglichkeit haben wir nicht mehr, wenn wir auf eine Gasbefeuerung umstellen“.

Die erzwungene Umstellung auf Gas als Energieträger ist nach Über-zeugung von Kronen nicht nachhal-tig. „Die naheliegendsten Alternati-ven als Primärenergieträger wären nach unserer Überzeugung zum Bei-spiel Biomasse, Biogas oder Wasser-stoff. Die Umstellung wäre für uns ein großes Projekt. Inklusive aller Ge-nehmigungs- und Planungsprozesse muss man dafür sechs bis sieben oder mehr Jahre veranschlagen“, sagt Kronen. Doch stattdessen muss das Unternehmen nun die Umstellung auf Erdgas übers Knie brechen.

„Der Beschluss zur Schließung der Brikettanlage führt sowohl zu einem zeitlichen Engpass als auch zu einem kurzfristigen Investitionszwang. Bei-des stellt uns vor eine große wirt-schaftliche Herausforderung“, erläu-tert der Produktionsleiter.

In Berlin nur eine Fußnote

Die geplante Schließung der Brikett-fabrik wurde erst vor wenigen Mona-ten publik. Sie wird im Geschacher um den Kohleausstieg in Berlin allen-falls als Fußnote wahrgenommen. Für die betroffenen Unternehmen je-doch geht es um die Existenz.

Im Gesetzgebungsverfahren für den Kohleausstieg stehen derzeit ganz andere Fragen im Fokus: Gibt es für jüngere Steinkohlekraftwerke noch verbesserte Entschädigungsre-gelungen? Wird der Wechsel von Kohle auf andere Brennstoffe für An-lagen mit Kraft-Wärme-Kopplung hö-her als bislang geplant honoriert?

Klimaschützer monieren zudem,die Abschaltung der Kohlekraftwer-ke erfolge nicht stetig genug und dieEntschädigungen für die Konzerneseien zu hoch. Die IHK Aachenschlägt vor, den von der Schließungder Brikettfabrik betroffenen Unter-nehmen entgegenzukommen - miteinem „Wärmeersatzbonus“.

Braunkohlebagger im Tagebau

Hambach: Das Aus für die Braunkohle bringt die Brikett-hersteller in Bedrängnis.

dpa

Die Unterneh -

men stehen unverschul -

det und unvermittelt

vor kaum lösbaren

Problemen.Michael Bayer

IHK Aachen

Unternehmen & Märkte

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12219

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Page 20: Handelsblatt - 29 06 2020

Martin Buchenau, Roman Tyborski Düsseldorf, Stuttgart

Die Prognose ist erschre-ckend: Statt über 98 Millionen Fahrzeuge wie 2018 rechnen Ex-perten in diesem Jahr

mit einem Einbruch der weltweiten Produktion auf höchstens 70 Millio-nen Fahrzeuge. Überkapazitäten von etwa einem Drittel werden unweiger-lich Tausende Jobs kosten. Denn die Flaute auf dem Automarkt könnte bis ins Jahr 2025 reichen.

Einen so langen Markteinbruch werden die Autobauer und Zulieferer in Deutschland mithilfe der Kurzar-beit nicht überstehen können. Doch mit dem Vorstoß für eine Kaufprämie sind die Autohersteller gescheitert. Damit ist der einfachste Rettungsweg versperrt. Jetzt suchen die Arbeitneh-mer einen anderen Ausweg.

Die Zulieferer zeigen dabei die meiste Flexibilität. Continental wagt einen Vorschlag: Weil zum Beispiel in der Fertigung zu wenig Arbeit für zu viele Beschäftigte da ist, schlägt Con-tinentals Personalvorständin Ariane Reinhart statt Kurzarbeit eine kollek-tive Absenkung der Arbeitszeit vor, gepaart mit einer finanziellen Unter-stützung durch den Staat.

Corona-Brücke“ soll helfen„Im Vorstand suchen wir nach Mög-lichkeiten eine Art ‚Corona-Brücke‘ zu bauen, mit der wir das Unterneh-men wirtschaftlich gesund bis in das Jahr 2025 führen können“, sagt Rein-hart dem Handelsblatt. „Eine Idee könnte sein, die Arbeitszeit kollektiv abzusenken, was tarifvertraglich auch möglich wäre. In einem solchen Fall wäre insbesondere für die niedri-gen Tarifgruppen eine Aufstockung durch die Bundesagentur für Arbeit erstrebenswert.“

Die Kurzarbeit ist für Unterneh-men wie Continental keine Dauerlö-sung. Denn die Autoindustrie befin-det sich mitten in einem Struktur-wandel. Die Bedingungen für das Kurzarbeitergeld wiederum be-schneiden die Konzerne in ihrer un-ternehmerischen Freiheit. Damit würde bei Conti das auf zehn Jahre angelegte Strukturprogramm für die Dauer der Kurzarbeit ruhen müssen – was am Ende vermutlich noch mehr Jobs kosten würde.

Eine zum Teil staatlich unterstützte kollektive Absenkung der Arbeitszeit, wie es Reinhart vorschlägt, könnte sowohl Conti als auch der gesamten Autobranche in der Krise wieder hel-fen. „Wir werden die Arbeitszeitver-kürzung mit unseren Sozialpartnern besprechen, und natürlich ist das Thema Aufstockung durch die Bun-desagentur für Arbeit ein politisches, das wir gesondert diskutieren müs-sen.“, sagt die Personalchefin.

Reinhart glaubt, dass andere Un-ternehmen dem Beispiel von Conti folgen könnten. „Was wir als Unter-nehmen brauchen, ist ein neuer kol-lektiver und branchenübergreifender Ansatz hinsichtlich der Flexibilität bei den Arbeitszeiten.“ Die Sozialpartner seien sehr weitsichtig. Sie bieten die Möglichkeit, die Arbeitszeit abzusen-ken. „Neu aber ist der Umfang des Bedarfs“, so die Personalchefin.

Es wird eine Gratwanderung wer-den. Alte Denkverbote scheinen auf-gebrochen. „Der Tarifvertrag muss neu geschrieben werden“, meint der Manager eines großen Autozuliefe-rers. Offen will er das nicht sagen, denn er weiß, wie schwer sich die Ar-beitnehmerseite damit tut. Verhärte-te Fronten sind das Letzte, was die gesamte Branche brauchen kann.

Für die beiden Gewerkschaften bei Conti, die IG BCE und die IG Metall, wäre eine Arbeitszeitabsenkung um bis zu 20 Prozent, wie es der Tarif-vertrag in absoluten Notsituationen erlaubt, nur schwer zu verdauen. Denn anders als bei der Kurzarbeit schlagen die Lohneinbußen bei einer Arbeitszeitabsenkung bei den Be-schäftigten voll durch. Deswegen hat laut dem Tarifvertrag der IG Metall die Kurzarbeit gegenüber der Arbeits-zeitabsenkung Vorrang.

Aber die absolute Notsituation ist so gut wie da. Und die Coronakrise scheint den Gewerkschaften in der Autoindustrie die Druckmittel zu nehmen. Es besteht daher grundsätz-lich die Bereitschaft zu Verhandlun-gen, mit dem Ziel Arbeitsplätze abzu-sichern. Conti-Konzernbetriebsrat Hasan Allak bestätigt auf Anfrage, dass in einem gemeinsamen internen Interview mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des Conti-Betriebsrates, Lorenz Pfau, angekündigt wurde, von Betriebsratsseite alles in den Blick zu nehmen, was die Tarif- und Sozialpolitik hergebe. Oberstes Ziel

sei es, Arbeitsplätze zu erhalten. Mit anderen Worten: Die Gewerkschaften sind grundsätzlich bereit, neue Wege zu gehen, die Arbeitszeitabsenkung wäre aber das letzte Mittel und müss-te mit Sicherheiten einhergehen. Si-cherheiten, die es aber in diesen Zei-ten kaum geben kann.

„Wir brauchen Garantien für die Mitarbeiter. Einseitige Entscheidun-gen von der Unternehmensführung werden wir nicht akzeptieren“, sagt Conti-Betriebsrat Pfau dem Handels-blatt. „Wenn eine kollektive Kürzung der Arbeitszeit vorgenommen wer-den sollte, dann nur, wenn die Unter-nehmensführung zu Gegenleistun-gen bereit ist und versichert, dass diese Maßnahmen zeitlich begrenzt eingesetzt werden.“

Eine zeitliche Begrenzung ist auch im Sinne von Conti. Arbeitsplatzga-rantien will Reinhart aber nicht ge-ben. „Eine Beschäftigungssicherung in diesen Zeiten auszusprechen wäre einfach nicht fair, weil wir es nicht garantieren können“, sagt sie.

Bei ZF ist die Situation dagegen be-reits hochgekocht. Vergangene Wo-

che demonstrierten an fast allen Standorten des drittgrößten deut-schen Autozulieferers Mitarbeiter ge-gen den drohenden Personalabbau. Ende Mai hatte das Stiftungsunter-nehmen verkündet, weltweit bis zu 15.000 Stellen abzubauen – davon die Hälfte in Deutschland. „Es geht da-rum, unser Unternehmen zukunftssi-cher aufzustellen und gleichzeitig Be-schäftigung zu sichern“, sagt Perso-nalvorständin Sabine Jaskula.

Die Verhandlungen mit den Be-schäftigten laufen. Klar ist schon jetzt: Es wird ans Eingemachte ge-hen. Neben der Absenkung der Ar-beitszeit könnten auch Errungen-schaften vorangegangener Tarifrun-den wie der T-Zug zurückgedreht werden. Besonders belastete Be-schäftigten mit Kindern, zu pflegen-den Angehörigen oder in Schichtar-beit können dabei zwischen einem tariflichen Zusatzgeld (T-Zug A) oder acht zusätzlichen freien Tagen im Jahr wählen. Bei ZF wollen sie eine große Lösung für alle Inlandswerke noch im Juli schaffen, die Pilotcha-rakter für die gesamte Industrie ha-ben könnte.

Branchenführer Bosch übt sich derweil in „Salamitaktik“. Bosch-Chef Volkmar Denner will seiner Linie treu bleiben und Standort für Standort entscheiden. Bislang ging die Strate-gie auf. Rund 3000 Stellen konnten mit geringem Aufsehen abgebaut werden. Aber in der sich zuspitzen-den Gesamtsituation heizt sich die Stimmung immer mehr auf. Einen Vorgeschmack gab vergangene Wo-che die kleine Entscheidung, 300 Jobs in der Lenkungssparte in Bietig-heim-Bissingen zu streichen. Die Pro-teste der Beschäftigten erreichen je-des Mal die Landesregierung mit ent-sprechendem Echo.

Entscheidungen im JuliDirekte Konfrontationen mit den Ar-beitnehmervertretern versuchen die Zulieferer daher zu vermeiden. Der „Wirtschaftswoche“ sagte Denner, dass man sich im engen Schulter-schluss mit den Arbeitnehmervertre-tern und den Gewerkschaften befän-de. Gleichzeitig nimmt der Charme größerer Lösungen vielleicht für die gesamte Industrie zu, auch wenn sie große Einbußen bei den Beschäftig-ten mit sich bringen werden.

In der deutschen Autoindustrie und in der Politik rumort es deswe-gen gewaltig. Und während Bosch, Conti und ZF die betriebswirtschaftli-chen Schäden so gering wie möglich halten und die Gewerkschaften mög-lichst viele Arbeitsplätze erhalten wollen, will die Politik Massenentlas-sungen verhindern. Es seien derzeit alle gefragt, in dieser herausfordern-den Situation einen Beitrag zu leis-ten, sagt Reinhart. „Das gilt sowohl für die Unternehmen, ihre Mitarbei-ter und die Politik.“

Zu diesem Thema positioniert ha-be sich die Politik noch nicht, sagt Conti-Betriebsrat Pfau. „Es gibt Kon-takte und Sondierungen über Maß-nahmen zur Absicherung von Ar-beitsplätzen in der Autoindustrie, aber diese Gespräche befinden sich noch in einem ganz frühen Stadium.“

Viel Zeit für eine Entscheidung bleibt nicht, gibt Conti-Personalche-fin Reinhart zu bedenken „So eine Arbeitszeitsenkung nützt natürlich dem Cashflow unmittelbar“, sagt sie. „Und je mehr man solche Maßnah-men hinauszögert, desto größer wird der Druck auf die Anzahl der Arbeits-plätze, die von Abbau betroffen sein könnten.“ Es deutet alles auf einen heißen Auto-Juli hin, der spätestens in dieser Woche beginnen wird.

Automobil-Industrie

Heißer Juli für die Zulieferer

Conti, Bosch und ZF ringen um Arbeitsplätze. Nicht jedes Modell gefällt den Gewerkschaften.

Gabelstapler im Conti-Werk: Arbeitszeiten

sollen kollektiv ab-gesenkt werden.

Bloom

berg

Unternehmen & Märkte1

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12220

phase ebenfalls investieren zu kön-nen, werden die Unternehmen ihre Mittel sehr gezielt einsetzen müssen – die viel zitierte Fokussierung könntean Fahrt gewinnen. Baur erwartet, dass viele Unternehmen ihr Ge-schäftsmodell klarer und präziser fas-sen werden. „Darin liegt eine riesige Chance.“ Das werde zu einer neuen Welle von Übernahmen und Teilver-käufen führen, prognostiziert Baur.

Innovationen gefragt

Den Weg aus der Krise und zu Wachstum kann die deutschen Wirt-schaft nur mit Innovationen schaffen. „Deutschland wird nie günstiger als andere produzieren – nur, wenn wir die Produkte und Herstellungsverfah-ren weiterentwickeln, halten wir die Qualitätsspitze“, rät der Strategiebe-rater. Die Fähigkeiten dazu hätten die Unternehmen allemal.

Im Zentrum wird nach Ansicht Baurs weiterhin die Digitalisierung stehen. Der Corona-Lockdown hat in vielen Bereichen die Defizite deutlich gemacht, in Schulen, aber auch in Unternehmen. Doch zugleich war und ist die Lernkurve steil, wie etwa das lange Zeit kritisch beäugte und nun akzeptierte Arbeiten im Homeof-fice zeigt. „Wir haben in Sachen Digi-talisierung in drei Monaten so viel ge-lernt wie sonst in fünf Jahren“, sagt Baur. „Das sollte zum Motor der Ver-änderung werden.“

Mut braucht aber auch Vertrauen,etwa ins Krisenmanagement. „Mich

macht ein Stück weit stolz, wie weitwir in Deutschland im Vergleich zuanderen Nationen in Europa sind.“Auch die Unternehmen hätten inder kritischen Phase sehr pragma-tisch zusammengearbeitet, etwa mitder Bereitstellung von Testkapazitä-ten oder dem Auftreiben vonSchutzmasken.

Im derartigen Zusammenarbeiten sieht Baur einen weiteren Weg aus der Krise: Kräfte bündeln, gemein-sam Innovationen entwickeln und Größenvorteile realisieren, statt im-mer alles nur allein zu versuchen.

sem Plan will die Gesellschaft trotz der Pandemie festhalten.

„Wenn wir aus Furcht vor der Krise aufhören würden, guten Nachwuchs zu rekrutieren, würden wir das spä-ter zu spüren bekommen – sobald die Wirtschaft wieder floriert und wir die Talente brauchen“, sagt Baur.

Denn wenn die Wirtschaft wieder wächst, steigt auch die Zahl der Bera-tungsprojekte. Dann müssen die Con-sultingfirmen für die Mandanten schnell Kapazitäten bereitstellen. Kei-ne einfache Aufgabe: Die Fluktuation in der Branche ist generell hoch, vie-le gute Berater wechseln zum Bei-spiel in die Industrie. Deshalb müs-sen Talente immer wieder neu aufge-baut werden.

Neue Mitarbeiter in der Krise ein-stellen – dazu gehört Mut. Den wünscht sich Baur nicht nur in der ei-genen Beratung, sondern für die deutsche Wirtschaft und die Gesell-schaft insgesamt: „Für das Land ist es jetzt eine ganz wichtige Phase: Wir müssen es hinbekommen, die Sicher-heit der Menschen zu schützen und gleichzeitig wieder eine produktive Mentalität zu entwickeln“, sagt er und schiebt eine Warnung hinterher:

Bert Fröndhoff Düsseldorf

Das Frühjahr war für Cornelius Baur eine an-strengende, aber auch lehrreiche Zeit. Die Co-rona-Kontaktbeschrän-

kungen griffen tief in den Arbeitsall-tag des Deutschlandchefs der Strate-gieberatung McKinsey ein. Im Home-office mit ständigen Videokonferen-zen zu arbeiten – das war er nicht ge-wöhnt.

Seit einem Monat ist Baur wieder draußen bei den Klienten, um Strate-gien für die Zeit nach dem Lockdown zu besprechen. „Ich erlebe, wie die Unternehmen sich neu ausrichten. Einiges davon ist Krisenmanagement, aber ich höre auch vieles, das uns Mut machen sollte“, sagt der Berater.

Tatsächlich befinden sich viele deutsche Unternehmen noch im Kri-senmodus, vor allem in Branchen, in denen die Krise einen abrupten und immer noch anhaltenden Umsatzein-bruch ausgelöst hat – etwa in Luft-fahrt und Touristik. Aber auch in den meisten anderen Bereichen gilt für Unternehmer die Maßgabe: Liquidi-tät sichern, wo immer es geht, um nicht in Schieflage zu geraten.

Doch die Firmen müssen sich zu-gleich auf die nächste Wachstums-phase vorbereiten – denn die kommt garantiert. Das gilt auch für die Bera-tungsgesellschaften, die vom Lock-down und den Sparbemühungen der Mandanten unterschiedlich getroffen sind. Einige Projekte wurden ausge-setzt, viele gestreckt oder nach hin-ten verschoben. Dabei ist der Bera-tungsbedarf groß.

Neue Talente in der Krise

McKinsey ist nach eigener Einschät-zung bislang robust durch die Krise gekommen. Deutschlandchef Baur richtet den Blick nach vorn, das rät er allen Führungskräften. „Schon frü-here Krisenphasen haben eines ge-lehrt: Man darf sich nicht von Angst leiten lassen“, sagt der 58-jährige Be-triebswirt. McKinsey hat dafür inter-national den Begriff „Through cycle perspective“ geschaffen.

Das heißt: Entscheidungen sollen nicht allein aus kurzfristigen Erwä-gungen getroffen werden, sondern es zählt die mittel- bis langfristige Orien-tierung. Praktisch bedeutet der An-satz, dass ein Unternehmen in einer Boomphase nicht wahllos investiert und alles auf Wachstum setzt, son-dern auch in Schönwetterzeiten Kos-tendisziplin bewahrt. In der Krise wiederum gehört dazu, trotz der Be-lastungen und Unsicherheiten Geld in künftiges Wachstum zu stecken.

Dieser Maßgabe folgt auch McKin-sey selbst. Investieren bedeutet für eine Beratung vor allem neues Per-sonal einzustellen, denn Consulting ist ein „People‘s Business“, wie es im Beratersprech heißt. Vor der Kri-se hatte McKinsey angekündigt, in Deutschland bis zu 850 neue Mitar-beiter einstellen zu wollen. An die-

Cornelius Baur: Die Krise werde in vielen Firmen zu agileren Prozessen führen.

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Wenn wir aus Furcht vor der Krise

aufhören würden, guten Nachwuchs zu rekrutieren, würden

wir das später zu spüren bekommen.

Cornelius BaurDeutschlandchef von McKinsey

„Wir müssen die wirtschaftlichen Lü-cken selber wieder schließen – sonst tun das andere“, erklärt Baur.

In der ersten Phase hat Deutsch-land die Krise aus seiner Sicht sehr gut gemeistert. Baur beschreibt dies als einen Mix aus Disziplin, Vernunft, einem belastbaren und funktionie-renden Gesundheitssystem sowie ei-ner handlungsfähigen politischen Führung. Jetzt komme es darauf an, mit Schwung den ökonomischen Schaden einzugrenzen.

„Die mutigen Unternehmen wer-den am besten aus der Krise kom-men. Corona hat uns vor Augen ge-führt, wo wir ansetzen können“, er-läutert der Berater. Vielen Managern sei deutlich geworden, dass die Ent-scheidungswege im Normalbetrieb viel zu komplex waren.

Plötzlich musste sehr schnell ent-schieden werden, ohne die aufwendi-gen internen Abstimmungsprozesse. Das hat nach Baurs Beobachtung gut funktioniert. „Wenn wir über das ,Next Normal‘ nachdenken, dann ge-hören agile und schnelle Entschei-dungsprozesse dazu.“

Doch er erwartet auch strukturelle Veränderung: Um in der Schwäche-

Cornelius Baur

„Man darf sich nicht von Angst leiten lassen“

Der Deutschlandchef von McKinsey ist überzeugt: Die mutigen Unternehmen werden am besten aus der Krise kommen. Dazu müssen sie sich aber verändern.

In den vergangenen Wochen haben wir

Menschen vorgestellt, die uns Mut und

Hoffnung machen. Deren Ideen und Kon-zepte über die Pande-

mie hinausgehen. Männer und Frauen, die

die Krise als Chance begreifen – und damit eine Branche oder die

ganze Gesellschaft nach vorn bringen könnten. Morgen erscheint der

letzte Serienteil.

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Mut in der Krise

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Martin Buchenau, Roman Tyborski Düsseldorf, Stuttgart

Die Prognose ist erschre-ckend: Statt über 98 Millionen Fahrzeuge wie 2018 rechnen Ex-perten in diesem Jahr

mit einem Einbruch der weltweiten Produktion auf höchstens 70 Millio-nen Fahrzeuge. Überkapazitäten von etwa einem Drittel werden unweiger-lich Tausende Jobs kosten. Denn die Flaute auf dem Automarkt könnte bis ins Jahr 2025 reichen.

Einen so langen Markteinbruch werden die Autobauer und Zulieferer in Deutschland mithilfe der Kurzar-beit nicht überstehen können. Doch mit dem Vorstoß für eine Kaufprämie sind die Autohersteller gescheitert. Damit ist der einfachste Rettungsweg versperrt. Jetzt suchen die Arbeitneh-mer einen anderen Ausweg.

Die Zulieferer zeigen dabei die meiste Flexibilität. Continental wagt einen Vorschlag: Weil zum Beispiel in der Fertigung zu wenig Arbeit für zu viele Beschäftigte da ist, schlägt Con-tinentals Personalvorständin Ariane Reinhart statt Kurzarbeit eine kollek-tive Absenkung der Arbeitszeit vor, gepaart mit einer finanziellen Unter-stützung durch den Staat.

Corona-Brücke“ soll helfen„Im Vorstand suchen wir nach Mög-lichkeiten eine Art ‚Corona-Brücke‘ zu bauen, mit der wir das Unterneh-men wirtschaftlich gesund bis in das Jahr 2025 führen können“, sagt Rein-hart dem Handelsblatt. „Eine Idee könnte sein, die Arbeitszeit kollektiv abzusenken, was tarifvertraglich auch möglich wäre. In einem solchen Fall wäre insbesondere für die niedri-gen Tarifgruppen eine Aufstockung durch die Bundesagentur für Arbeit erstrebenswert.“

Die Kurzarbeit ist für Unterneh-men wie Continental keine Dauerlö-sung. Denn die Autoindustrie befin-det sich mitten in einem Struktur-wandel. Die Bedingungen für das Kurzarbeitergeld wiederum be-schneiden die Konzerne in ihrer un-ternehmerischen Freiheit. Damit würde bei Conti das auf zehn Jahre angelegte Strukturprogramm für die Dauer der Kurzarbeit ruhen müssen – was am Ende vermutlich noch mehr Jobs kosten würde.

Eine zum Teil staatlich unterstützte kollektive Absenkung der Arbeitszeit, wie es Reinhart vorschlägt, könnte sowohl Conti als auch der gesamten Autobranche in der Krise wieder hel-fen. „Wir werden die Arbeitszeitver-kürzung mit unseren Sozialpartnern besprechen, und natürlich ist das Thema Aufstockung durch die Bun-desagentur für Arbeit ein politisches, das wir gesondert diskutieren müs-sen.“, sagt die Personalchefin.

Reinhart glaubt, dass andere Un-ternehmen dem Beispiel von Conti folgen könnten. „Was wir als Unter-nehmen brauchen, ist ein neuer kol-lektiver und branchenübergreifender Ansatz hinsichtlich der Flexibilität bei den Arbeitszeiten.“ Die Sozialpartner seien sehr weitsichtig. Sie bieten die Möglichkeit, die Arbeitszeit abzusen-ken. „Neu aber ist der Umfang des Bedarfs“, so die Personalchefin.

Es wird eine Gratwanderung wer-den. Alte Denkverbote scheinen auf-gebrochen. „Der Tarifvertrag muss neu geschrieben werden“, meint der Manager eines großen Autozuliefe-rers. Offen will er das nicht sagen, denn er weiß, wie schwer sich die Ar-beitnehmerseite damit tut. Verhärte-te Fronten sind das Letzte, was die gesamte Branche brauchen kann.

Für die beiden Gewerkschaften bei Conti, die IG BCE und die IG Metall, wäre eine Arbeitszeitabsenkung um bis zu 20 Prozent, wie es der Tarif-vertrag in absoluten Notsituationen erlaubt, nur schwer zu verdauen. Denn anders als bei der Kurzarbeit schlagen die Lohneinbußen bei einer Arbeitszeitabsenkung bei den Be-schäftigten voll durch. Deswegen hat laut dem Tarifvertrag der IG Metall die Kurzarbeit gegenüber der Arbeits-zeitabsenkung Vorrang.

Aber die absolute Notsituation ist so gut wie da. Und die Coronakrise scheint den Gewerkschaften in der Autoindustrie die Druckmittel zu nehmen. Es besteht daher grundsätz-lich die Bereitschaft zu Verhandlun-gen, mit dem Ziel Arbeitsplätze abzu-sichern. Conti-Konzernbetriebsrat Hasan Allak bestätigt auf Anfrage, dass in einem gemeinsamen internen Interview mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des Conti-Betriebsrates, Lorenz Pfau, angekündigt wurde, von Betriebsratsseite alles in den Blick zu nehmen, was die Tarif- und Sozialpolitik hergebe. Oberstes Ziel

sei es, Arbeitsplätze zu erhalten. Mit anderen Worten: Die Gewerkschaften sind grundsätzlich bereit, neue Wege zu gehen, die Arbeitszeitabsenkung wäre aber das letzte Mittel und müss-te mit Sicherheiten einhergehen. Si-cherheiten, die es aber in diesen Zei-ten kaum geben kann.

„Wir brauchen Garantien für die Mitarbeiter. Einseitige Entscheidun-gen von der Unternehmensführung werden wir nicht akzeptieren“, sagt Conti-Betriebsrat Pfau dem Handels-blatt. „Wenn eine kollektive Kürzung der Arbeitszeit vorgenommen wer-den sollte, dann nur, wenn die Unter-nehmensführung zu Gegenleistun-gen bereit ist und versichert, dass diese Maßnahmen zeitlich begrenzt eingesetzt werden.“

Eine zeitliche Begrenzung ist auch im Sinne von Conti. Arbeitsplatzga-rantien will Reinhart aber nicht ge-ben. „Eine Beschäftigungssicherung in diesen Zeiten auszusprechen wäre einfach nicht fair, weil wir es nicht garantieren können“, sagt sie.

Bei ZF ist die Situation dagegen be-reits hochgekocht. Vergangene Wo-

che demonstrierten an fast allen Standorten des drittgrößten deut-schen Autozulieferers Mitarbeiter ge-gen den drohenden Personalabbau. Ende Mai hatte das Stiftungsunter-nehmen verkündet, weltweit bis zu 15.000 Stellen abzubauen – davon die Hälfte in Deutschland. „Es geht da-rum, unser Unternehmen zukunftssi-cher aufzustellen und gleichzeitig Be-schäftigung zu sichern“, sagt Perso-nalvorständin Sabine Jaskula.

Die Verhandlungen mit den Be-schäftigten laufen. Klar ist schon jetzt: Es wird ans Eingemachte ge-hen. Neben der Absenkung der Ar-beitszeit könnten auch Errungen-schaften vorangegangener Tarifrun-den wie der T-Zug zurückgedreht werden. Besonders belastete Be-schäftigten mit Kindern, zu pflegen-den Angehörigen oder in Schichtar-beit können dabei zwischen einem tariflichen Zusatzgeld (T-Zug A) oder acht zusätzlichen freien Tagen im Jahr wählen. Bei ZF wollen sie eine große Lösung für alle Inlandswerke noch im Juli schaffen, die Pilotcha-rakter für die gesamte Industrie ha-ben könnte.

Branchenführer Bosch übt sich derweil in „Salamitaktik“. Bosch-Chef Volkmar Denner will seiner Linie treu bleiben und Standort für Standort entscheiden. Bislang ging die Strate-gie auf. Rund 3000 Stellen konnten mit geringem Aufsehen abgebaut werden. Aber in der sich zuspitzen-den Gesamtsituation heizt sich die Stimmung immer mehr auf. Einen Vorgeschmack gab vergangene Wo-che die kleine Entscheidung, 300 Jobs in der Lenkungssparte in Bietig-heim-Bissingen zu streichen. Die Pro-teste der Beschäftigten erreichen je-des Mal die Landesregierung mit ent-sprechendem Echo.

Entscheidungen im JuliDirekte Konfrontationen mit den Ar-beitnehmervertretern versuchen die Zulieferer daher zu vermeiden. Der „Wirtschaftswoche“ sagte Denner, dass man sich im engen Schulter-schluss mit den Arbeitnehmervertre-tern und den Gewerkschaften befän-de. Gleichzeitig nimmt der Charme größerer Lösungen vielleicht für die gesamte Industrie zu, auch wenn sie große Einbußen bei den Beschäftig-ten mit sich bringen werden.

In der deutschen Autoindustrie und in der Politik rumort es deswe-gen gewaltig. Und während Bosch, Conti und ZF die betriebswirtschaftli-chen Schäden so gering wie möglich halten und die Gewerkschaften mög-lichst viele Arbeitsplätze erhalten wollen, will die Politik Massenentlas-sungen verhindern. Es seien derzeit alle gefragt, in dieser herausfordern-den Situation einen Beitrag zu leis-ten, sagt Reinhart. „Das gilt sowohl für die Unternehmen, ihre Mitarbei-ter und die Politik.“

Zu diesem Thema positioniert ha-be sich die Politik noch nicht, sagt Conti-Betriebsrat Pfau. „Es gibt Kon-takte und Sondierungen über Maß-nahmen zur Absicherung von Ar-beitsplätzen in der Autoindustrie, aber diese Gespräche befinden sich noch in einem ganz frühen Stadium.“

Viel Zeit für eine Entscheidung bleibt nicht, gibt Conti-Personalche-fin Reinhart zu bedenken „So eine Arbeitszeitsenkung nützt natürlich dem Cashflow unmittelbar“, sagt sie. „Und je mehr man solche Maßnah-men hinauszögert, desto größer wird der Druck auf die Anzahl der Arbeits-plätze, die von Abbau betroffen sein könnten.“ Es deutet alles auf einen heißen Auto-Juli hin, der spätestens in dieser Woche beginnen wird.

Automobil-Industrie

Heißer Juli für die Zulieferer

Conti, Bosch und ZF ringen um Arbeitsplätze. Nicht jedes Modell gefällt den Gewerkschaften.

Gabelstapler im Conti-Werk: Arbeitszeiten

sollen kollektiv ab-gesenkt werden.

Bloom

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phase ebenfalls investieren zu kön-nen, werden die Unternehmen ihre Mittel sehr gezielt einsetzen müssen – die viel zitierte Fokussierung könntean Fahrt gewinnen. Baur erwartet, dass viele Unternehmen ihr Ge-schäftsmodell klarer und präziser fas-sen werden. „Darin liegt eine riesige Chance.“ Das werde zu einer neuen Welle von Übernahmen und Teilver-käufen führen, prognostiziert Baur.

Innovationen gefragt

Den Weg aus der Krise und zu Wachstum kann die deutschen Wirt-schaft nur mit Innovationen schaffen. „Deutschland wird nie günstiger als andere produzieren – nur, wenn wir die Produkte und Herstellungsverfah-ren weiterentwickeln, halten wir die Qualitätsspitze“, rät der Strategiebe-rater. Die Fähigkeiten dazu hätten die Unternehmen allemal.

Im Zentrum wird nach Ansicht Baurs weiterhin die Digitalisierung stehen. Der Corona-Lockdown hat in vielen Bereichen die Defizite deutlich gemacht, in Schulen, aber auch in Unternehmen. Doch zugleich war und ist die Lernkurve steil, wie etwa das lange Zeit kritisch beäugte und nun akzeptierte Arbeiten im Homeof-fice zeigt. „Wir haben in Sachen Digi-talisierung in drei Monaten so viel ge-lernt wie sonst in fünf Jahren“, sagt Baur. „Das sollte zum Motor der Ver-änderung werden.“

Mut braucht aber auch Vertrauen,etwa ins Krisenmanagement. „Mich

macht ein Stück weit stolz, wie weitwir in Deutschland im Vergleich zuanderen Nationen in Europa sind.“Auch die Unternehmen hätten inder kritischen Phase sehr pragma-tisch zusammengearbeitet, etwa mitder Bereitstellung von Testkapazitä-ten oder dem Auftreiben vonSchutzmasken.

Im derartigen Zusammenarbeiten sieht Baur einen weiteren Weg aus der Krise: Kräfte bündeln, gemein-sam Innovationen entwickeln und Größenvorteile realisieren, statt im-mer alles nur allein zu versuchen.

sem Plan will die Gesellschaft trotz der Pandemie festhalten.

„Wenn wir aus Furcht vor der Krise aufhören würden, guten Nachwuchs zu rekrutieren, würden wir das spä-ter zu spüren bekommen – sobald die Wirtschaft wieder floriert und wir die Talente brauchen“, sagt Baur.

Denn wenn die Wirtschaft wieder wächst, steigt auch die Zahl der Bera-tungsprojekte. Dann müssen die Con-sultingfirmen für die Mandanten schnell Kapazitäten bereitstellen. Kei-ne einfache Aufgabe: Die Fluktuation in der Branche ist generell hoch, vie-le gute Berater wechseln zum Bei-spiel in die Industrie. Deshalb müs-sen Talente immer wieder neu aufge-baut werden.

Neue Mitarbeiter in der Krise ein-stellen – dazu gehört Mut. Den wünscht sich Baur nicht nur in der ei-genen Beratung, sondern für die deutsche Wirtschaft und die Gesell-schaft insgesamt: „Für das Land ist es jetzt eine ganz wichtige Phase: Wir müssen es hinbekommen, die Sicher-heit der Menschen zu schützen und gleichzeitig wieder eine produktive Mentalität zu entwickeln“, sagt er und schiebt eine Warnung hinterher:

Bert Fröndhoff Düsseldorf

Das Frühjahr war für Cornelius Baur eine an-strengende, aber auch lehrreiche Zeit. Die Co-rona-Kontaktbeschrän-

kungen griffen tief in den Arbeitsall-tag des Deutschlandchefs der Strate-gieberatung McKinsey ein. Im Home-office mit ständigen Videokonferen-zen zu arbeiten – das war er nicht ge-wöhnt.

Seit einem Monat ist Baur wieder draußen bei den Klienten, um Strate-gien für die Zeit nach dem Lockdown zu besprechen. „Ich erlebe, wie die Unternehmen sich neu ausrichten. Einiges davon ist Krisenmanagement, aber ich höre auch vieles, das uns Mut machen sollte“, sagt der Berater.

Tatsächlich befinden sich viele deutsche Unternehmen noch im Kri-senmodus, vor allem in Branchen, in denen die Krise einen abrupten und immer noch anhaltenden Umsatzein-bruch ausgelöst hat – etwa in Luft-fahrt und Touristik. Aber auch in den meisten anderen Bereichen gilt für Unternehmer die Maßgabe: Liquidi-tät sichern, wo immer es geht, um nicht in Schieflage zu geraten.

Doch die Firmen müssen sich zu-gleich auf die nächste Wachstums-phase vorbereiten – denn die kommt garantiert. Das gilt auch für die Bera-tungsgesellschaften, die vom Lock-down und den Sparbemühungen der Mandanten unterschiedlich getroffen sind. Einige Projekte wurden ausge-setzt, viele gestreckt oder nach hin-ten verschoben. Dabei ist der Bera-tungsbedarf groß.

Neue Talente in der Krise

McKinsey ist nach eigener Einschät-zung bislang robust durch die Krise gekommen. Deutschlandchef Baur richtet den Blick nach vorn, das rät er allen Führungskräften. „Schon frü-here Krisenphasen haben eines ge-lehrt: Man darf sich nicht von Angst leiten lassen“, sagt der 58-jährige Be-triebswirt. McKinsey hat dafür inter-national den Begriff „Through cycle perspective“ geschaffen.

Das heißt: Entscheidungen sollen nicht allein aus kurzfristigen Erwä-gungen getroffen werden, sondern es zählt die mittel- bis langfristige Orien-tierung. Praktisch bedeutet der An-satz, dass ein Unternehmen in einer Boomphase nicht wahllos investiert und alles auf Wachstum setzt, son-dern auch in Schönwetterzeiten Kos-tendisziplin bewahrt. In der Krise wiederum gehört dazu, trotz der Be-lastungen und Unsicherheiten Geld in künftiges Wachstum zu stecken.

Dieser Maßgabe folgt auch McKin-sey selbst. Investieren bedeutet für eine Beratung vor allem neues Per-sonal einzustellen, denn Consulting ist ein „People‘s Business“, wie es im Beratersprech heißt. Vor der Kri-se hatte McKinsey angekündigt, in Deutschland bis zu 850 neue Mitar-beiter einstellen zu wollen. An die-

Cornelius Baur: Die Krise werde in vielen Firmen zu agileren Prozessen führen.

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Wenn wir aus Furcht vor der Krise

aufhören würden, guten Nachwuchs zu rekrutieren, würden

wir das später zu spüren bekommen.

Cornelius BaurDeutschlandchef von McKinsey

„Wir müssen die wirtschaftlichen Lü-cken selber wieder schließen – sonst tun das andere“, erklärt Baur.

In der ersten Phase hat Deutsch-land die Krise aus seiner Sicht sehr gut gemeistert. Baur beschreibt dies als einen Mix aus Disziplin, Vernunft, einem belastbaren und funktionie-renden Gesundheitssystem sowie ei-ner handlungsfähigen politischen Führung. Jetzt komme es darauf an, mit Schwung den ökonomischen Schaden einzugrenzen.

„Die mutigen Unternehmen wer-den am besten aus der Krise kom-men. Corona hat uns vor Augen ge-führt, wo wir ansetzen können“, er-läutert der Berater. Vielen Managern sei deutlich geworden, dass die Ent-scheidungswege im Normalbetrieb viel zu komplex waren.

Plötzlich musste sehr schnell ent-schieden werden, ohne die aufwendi-gen internen Abstimmungsprozesse. Das hat nach Baurs Beobachtung gut funktioniert. „Wenn wir über das ,Next Normal‘ nachdenken, dann ge-hören agile und schnelle Entschei-dungsprozesse dazu.“

Doch er erwartet auch strukturelle Veränderung: Um in der Schwäche-

Cornelius Baur

„Man darf sich nicht von Angst leiten lassen“

Der Deutschlandchef von McKinsey ist überzeugt: Die mutigen Unternehmen werden am besten aus der Krise kommen. Dazu müssen sie sich aber verändern.

In den vergangenen Wochen haben wir

Menschen vorgestellt, die uns Mut und

Hoffnung machen. Deren Ideen und Kon-zepte über die Pande-

mie hinausgehen. Männer und Frauen, die

die Krise als Chance begreifen – und damit eine Branche oder die

ganze Gesellschaft nach vorn bringen könnten. Morgen erscheint der

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Joachim Hofer, Florian Kolf München, Düsseldorf

Es ist ein Versprechen, das in diesen Tagen viele Händler machen: „Wir geben die Senkung der Mehrwertsteuer uneinge-

schränkt an unsere Kunden weiter“, sagt Günther Helm, Chef der Droge-riemarktkette Müller. Aber er schränkt ein: „Am Regal bleiben die Preise aus organisatorischen Grün-den unverändert, an der Kasse gibt es dann den vollen Rabatt.“ Die Kon-sumenten würden in den Filialen umfangreich informiert, etwa durch Plakate und Durchsagen.

So wie Müller halten es viele Ein-zelhändler. Sie scheuen den Auf-wand, alle Artikel neu auszuzeich-nen. Gleichzeitig aber versuchen sie, die Konsumenten mit niedrigeren Preisen anzulocken. Mit einer befris-teten Steuersenkung will die Bundes-regierung den Konsum ankurbeln. Der Steuersatz wird vom 1. Juli bis 31. Dezember von 19 auf 16 Prozent ge-senkt, der ermäßigte Satz von sieben auf fünf Prozent.

Schon seit Tagen haben die Ketten ihre Werbung hochgefahren. Vor al-lem im Lebensmittelhandel ist die Konkurrenz so groß, dass die Händ-ler lautstark angekündigt haben, die Preise zu senken. Einige Filialisten, beispielsweise Globus oder der Dis-counter Netto Nord, ziehen die Preis-

senkung bereits auf den 29. Juni vor. Lidl hat die Preise schon am 22. Juni angepasst. Aldi setzt sogar noch ei-nen drauf: Die Supermarktkette nahm die Preise des gesamten Sorti-ments um drei Prozent zurück – und zwar unabhängig davon, ob der je-weilige Artikel dem vollen oder dem reduzierten Mehrwertsteuersatz un-terliegt. Die Händler belauern sich geradezu gegenseitig. Wenn sich ei-ner bewegt, zieht der andere nach. So hat jetzt auch Rossmann einen pauschalen Rabatt von drei Prozent für alle Artikel angekündigt.

Die Steuersenkung könne eine Preisschlacht auslösen, prognosti-ziert deshalb Michael Gerling, Ge-schäftsführer des Handelsforschungs-instituts EHI. „Bei Markenartikeln oder Waren, bei denen der Kunde den Preis gut kennt, wie Butter oder Milch, könnte die Preissenkung sogar höher ausfallen als die Steuersen-kung.“ Netto Nord hat genau das be-reits versprochen: Viele dieser soge-nannten Eckartikel würden im Preis runtergesetzt.

Es sei jedoch ausgeschlossen, dass Händler „die Preise mit dem Rasen-mäher senken“, so Gerling. Es wer-de sicher auch viele Produkte geben, bei denen der Preis nicht sinke. „Für den Händler bedeutet das einen ho-hen administrativen Aufwand“, er-klärt der Handelsexperte, „er muss für jeden Artikel den Preis neu kal-kulieren.“

„Die Händler werden die Steuer-senkung weitergeben, weil sie das als vertrauensbildende Maßnahme ge-genüber den Kunden sehen“, meint dagegen Timo Renz von der Unter-nehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner. Die Preise nicht zu senken sei gefährlich. Dann könnten die Kaufleute als raffgierig wahrgenom-men werden.

Eine der größten Herausforderun-gen: Da nur ein Bruchteil der Händ-ler über elektronische Preisschilder verfügt, müssen die meisten jedes Preisschild austauschen. „Alle Preis-etiketten an den Regalen zu ändern

wäre ein enormer Aufwand gewesen, das hätten wir nicht wirtschaftlich darstellen können“, sagt Christoph Werner, Chef der Drogeriekette dm.

Deshalb hat dm den gleichen Weg gewählt wie Konkurrent Müller: Die Steuersenkung wird an der Kasse ab-gezogen. „Der Vorteil der Rabattlö-sung ist, dass der Vorteil für die Kun-den transparent auf dem Kassenzet-tel ausgewiesen wird“, sagt Werner. Das Unternehmen wolle dadurch „ein klares Signal für den Kunden set-zen“ – und belegen, dass die Mehr-wertsteuersenkung nicht durch ver-steckte Preiserhöhungen durch-kreuzt wird.

Das Sortiment ist entscheidendHerausforderungen sind die kurze Vorlaufzeit und die Tatsache, dass die Änderung nach sechs Monaten wieder rückgängig gemacht werden muss. „Wir haben mit der Rabattre-gelung den vorsichtigen Weg ge-wählt“, räumt der dm-Chef ein. Das Unternehmen habe auch geprüft, die Kassensoftware entsprechend zu verändern. „Aber das Risiko war uns zu groß.“

Ob die Mehrwertsteuersenkung am Ende zu mehr Umsatz führt, ist fraglich – und dürfte stark vom Sorti-ment abhängen. „Das Kundenverhal-ten ist sehr schwer zu prognostizie-ren. Ob die Kunden wegen der Mehr-wertsteuersenkung wirklich mehr

Mehrwertsteuer

Händler hadern mit der Steuersenkung

Die niedrigere Mehrwertsteuer macht den Kaufleuten viel Arbeit. Dabei ist der Effekt ungewiss – sowohl für die Läden als auch für die Konsumenten.

Volle Einkaufsstraße in Düsseldorf: Trotz Wiedereröffnung der Geschäfte bleiben viele Händler skep-tisch.

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Geringe Erwartungen an SteuersenkungWird der verringerte Mehrwert-steuersatz zu spürbar niedrigeren Verbraucherpreisen führen?

Wie wird sich die Senkungder Mehrwertsteuer auf dasKonsumverhalten auswirken?

12 %Ja

10 %Unentschieden

79 %Nein

19 %Wird sicherhöhen

72 %Wird gleich bleiben

7 %Wird sich

verringern

HANDELSBLATT

Befragt: 10.035 Personen, 5.6. bis 15.6.’20 5.001 Personen, 12.6. bis 15.6.2020

Differnez zu 100 % durch Rundung • Quelle: Civey

Der deutsche Mittelstand

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12222

kaufen, können wir heute noch nicht sagen“, sagt der dm-Chef. „Wir gehen aber bei unserem Sortiment eher nicht davon aus, dass der Umsatz da-durch steigt, der Rabatt ist bei den Preisen ja überschaubar.“

Skeptisch ist auch Berater Wer-ner. Ob einzelne Händler von der niedrigeren Steuer profitieren wür-den, hänge nicht zuletzt von der Werbung ab. „Gefragt sind jetzt vor allem clevere Ideen der Marketing-abteilungen.“ Schließlich würden die Konsumenten bei Alltagsgütern kaum etwas sparen. Bei teuren An-schaffungen wie Autos oder Möbeln hingegen würden ohnehin mitunter Rabatte von 20 oder 30 Prozent ge-währt.

Der Verbraucherzentrale Bundes-verband glaubt, dass die Konsumen-ten nur zum Teil profitieren werden. Die Verbraucherschützer fürchten, dass Unternehmen vieler Branchen die Maßnahme als „finanzielle Entlas-tung“ nutzen könnten. Sie kritisieren, dass die Käufer „auf den guten Willen der Unternehmen angewiesen sind“.

Martin Kerner vom Outdoor-Ge-schäft Basislager in Karlsruhe hofft geradezu auf ein Zeichen der Solida-rität der Kunden. Wie viele Läden vor Ort ist auch das Basislager in einer schwierigen Lage nach der wochen-langen Schließung.

„Wir favorisieren gerade die Vari-ante, dass wir es dem Kunden über-lassen, ob er seine drei Prozent – ei-gentlich sind es ja nur 2,52 Prozent – haben möchte oder nicht“, sagt der Kaufmann. „Auszeichnen werden wir nichts, wir ziehen das dann direkt an der Kasse ab.“ Es solle sich aber kein Konsument schlecht fühlen, wenn ihm die kleine Steuerermäßigung wichtig sei.

Im Januar wird es kritischAuch Tobias Schonebeck will pau-schal drei Prozent Rabatt geben. „Das ist sehr viel einfacher und auch trans-parenter als eine verschwommene Preisdarstellung oder Mischkalkulati-on“, sagt der geschäftsführende Ge-sellschafter des Traditionshauses Schäffer in Osnabrück. „Da die drei Prozent nicht wirklich geeignet sind, um den Konsum anzukurbeln, wer-den wir punktuell besondere Aktio-nen einschieben und für bestimmte Zeiträume auf bestimmte Produkte, Marken oder Warenbereiche den Konjunkturbonus verdoppeln.“ Scho-nebeck hat sich auf edles Geschirr und Gläser, auf Küchenutensilien und Spielzeug spezialisiert.

Allerdings sei es gar nicht so ein-fach mit dem Pauschalrabatt an der Kasse. „Uns machen die ersten Liefe-ranten einen Strich durch die Rech-nung und geben zum 1. Juli neue Preislisten mit gesenkter unverbindli-cher Preisempfehlung raus“, klagt der Kaufmann. Das würde dann zu doppelten und dreifachen Steuerge-schenken führen.

Eines der größten Probleme der lo-kalen Händler wird mit der Steuer-senkung nicht gelöst: Die vielen Be-schränkungen wegen der Corona-Pandemie. Berater Renz: „Das Einkaufserlebnis geht mit den Mas-ken gerade verloren.“ Unbeschwert shoppen wie früher, das geht mo-mentan nicht.

Dazu kommt: Die Aussichten sind mau. „Sollte die Steuer im Januar wieder steigen, wird das ein furcht-barer Monat“, sagt Renz voraus.

Handel

Altmaier für längere Öffnungszeiten

W ährend der Handel mit Mehrwertsteuer-senkung und Masken-

pflicht hadert, erhält die Branche von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier an anderer Stelle Unterstützung. Der CDU-Politiker plädierte im Gespräch mit der „Welt am Sonntag“ für längere La-denöffnungszeiten.

Mit Blick auf das Milliardenvo-lumen des Konjunkturpakets sag-te Altmaier, „statt immer neuer Schulden“ bräuchte man „Verbes-serungen und Maßnahmen, die wenig oder gar kein Geld kosten“, zum Beispiel durch weniger Büro-kratie und stärkere Liberalisie-rung. „Wir sollten bei bestimmten bürokratischen Anforderungen

flexibler reagieren, um Unterneh-men die Chance zu geben, ihre verlorenen Umsätze nachzuho-len, etwa durch verlängerte Öff-nungszeiten.“

Die Handelsbranche drängt seit Langem auf flexiblere Rege-lungen bei den Ladenöffnungs-zeiten, insbesondere an Sonnta-gen. Der Einzelhandelsverband

HDE hatte Anfang April auch ei-nen Zehn-Punkte-Plan vorgelegt,wie die wirtschaftlichen Schädeninfolge des Corona-Lockdown fürdie Branche zu minimieren undMasseninsolvenzen abzuwehrenseien. Darin wurde auch die un-beschränkte Möglichkeit einerSonntagsöffnung für das restli-che Jahr 2020 gefordert. HB

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Es ist ein Versprechen, das in diesen Tagen viele Händler machen: „Wir geben die Senkung der Mehrwertsteuer uneinge-

schränkt an unsere Kunden weiter“, sagt Günther Helm, Chef der Droge-riemarktkette Müller. Aber er schränkt ein: „Am Regal bleiben die Preise aus organisatorischen Grün-den unverändert, an der Kasse gibt es dann den vollen Rabatt.“ Die Kon-sumenten würden in den Filialen umfangreich informiert, etwa durch Plakate und Durchsagen.

So wie Müller halten es viele Ein-zelhändler. Sie scheuen den Auf-wand, alle Artikel neu auszuzeich-nen. Gleichzeitig aber versuchen sie, die Konsumenten mit niedrigeren Preisen anzulocken. Mit einer befris-teten Steuersenkung will die Bundes-regierung den Konsum ankurbeln. Der Steuersatz wird vom 1. Juli bis 31. Dezember von 19 auf 16 Prozent ge-senkt, der ermäßigte Satz von sieben auf fünf Prozent.

Schon seit Tagen haben die Ketten ihre Werbung hochgefahren. Vor al-lem im Lebensmittelhandel ist die Konkurrenz so groß, dass die Händ-ler lautstark angekündigt haben, die Preise zu senken. Einige Filialisten, beispielsweise Globus oder der Dis-counter Netto Nord, ziehen die Preis-

senkung bereits auf den 29. Juni vor. Lidl hat die Preise schon am 22. Juni angepasst. Aldi setzt sogar noch ei-nen drauf: Die Supermarktkette nahm die Preise des gesamten Sorti-ments um drei Prozent zurück – und zwar unabhängig davon, ob der je-weilige Artikel dem vollen oder dem reduzierten Mehrwertsteuersatz un-terliegt. Die Händler belauern sich geradezu gegenseitig. Wenn sich ei-ner bewegt, zieht der andere nach. So hat jetzt auch Rossmann einen pauschalen Rabatt von drei Prozent für alle Artikel angekündigt.

Die Steuersenkung könne eine Preisschlacht auslösen, prognosti-ziert deshalb Michael Gerling, Ge-schäftsführer des Handelsforschungs-instituts EHI. „Bei Markenartikeln oder Waren, bei denen der Kunde den Preis gut kennt, wie Butter oder Milch, könnte die Preissenkung sogar höher ausfallen als die Steuersen-kung.“ Netto Nord hat genau das be-reits versprochen: Viele dieser soge-nannten Eckartikel würden im Preis runtergesetzt.

Es sei jedoch ausgeschlossen, dass Händler „die Preise mit dem Rasen-mäher senken“, so Gerling. Es wer-de sicher auch viele Produkte geben, bei denen der Preis nicht sinke. „Für den Händler bedeutet das einen ho-hen administrativen Aufwand“, er-klärt der Handelsexperte, „er muss für jeden Artikel den Preis neu kal-kulieren.“

„Die Händler werden die Steuer-senkung weitergeben, weil sie das als vertrauensbildende Maßnahme ge-genüber den Kunden sehen“, meint dagegen Timo Renz von der Unter-nehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner. Die Preise nicht zu senken sei gefährlich. Dann könnten die Kaufleute als raffgierig wahrgenom-men werden.

Eine der größten Herausforderun-gen: Da nur ein Bruchteil der Händ-ler über elektronische Preisschilder verfügt, müssen die meisten jedes Preisschild austauschen. „Alle Preis-etiketten an den Regalen zu ändern

wäre ein enormer Aufwand gewesen, das hätten wir nicht wirtschaftlich darstellen können“, sagt Christoph Werner, Chef der Drogeriekette dm.

Deshalb hat dm den gleichen Weg gewählt wie Konkurrent Müller: Die Steuersenkung wird an der Kasse ab-gezogen. „Der Vorteil der Rabattlö-sung ist, dass der Vorteil für die Kun-den transparent auf dem Kassenzet-tel ausgewiesen wird“, sagt Werner. Das Unternehmen wolle dadurch „ein klares Signal für den Kunden set-zen“ – und belegen, dass die Mehr-wertsteuersenkung nicht durch ver-steckte Preiserhöhungen durch-kreuzt wird.

Das Sortiment ist entscheidendHerausforderungen sind die kurze Vorlaufzeit und die Tatsache, dass die Änderung nach sechs Monaten wieder rückgängig gemacht werden muss. „Wir haben mit der Rabattre-gelung den vorsichtigen Weg ge-wählt“, räumt der dm-Chef ein. Das Unternehmen habe auch geprüft, die Kassensoftware entsprechend zu verändern. „Aber das Risiko war uns zu groß.“

Ob die Mehrwertsteuersenkung am Ende zu mehr Umsatz führt, ist fraglich – und dürfte stark vom Sorti-ment abhängen. „Das Kundenverhal-ten ist sehr schwer zu prognostizie-ren. Ob die Kunden wegen der Mehr-wertsteuersenkung wirklich mehr

Mehrwertsteuer

Händler hadern mit der Steuersenkung

Die niedrigere Mehrwertsteuer macht den Kaufleuten viel Arbeit. Dabei ist der Effekt ungewiss – sowohl für die Läden als auch für die Konsumenten.

Volle Einkaufsstraße in Düsseldorf: Trotz Wiedereröffnung der Geschäfte bleiben viele Händler skep-tisch.

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Geringe Erwartungen an SteuersenkungWird der verringerte Mehrwert-steuersatz zu spürbar niedrigeren Verbraucherpreisen führen?

Wie wird sich die Senkungder Mehrwertsteuer auf dasKonsumverhalten auswirken?

12 %Ja

10 %Unentschieden

79 %Nein

19 %Wird sicherhöhen

72 %Wird gleich bleiben

7 %Wird sich

verringern

HANDELSBLATT

Befragt: 10.035 Personen, 5.6. bis 15.6.’20 5.001 Personen, 12.6. bis 15.6.2020

Differnez zu 100 % durch Rundung • Quelle: Civey

Der deutsche Mittelstand

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12222

kaufen, können wir heute noch nicht sagen“, sagt der dm-Chef. „Wir gehen aber bei unserem Sortiment eher nicht davon aus, dass der Umsatz da-durch steigt, der Rabatt ist bei den Preisen ja überschaubar.“

Skeptisch ist auch Berater Wer-ner. Ob einzelne Händler von der niedrigeren Steuer profitieren wür-den, hänge nicht zuletzt von der Werbung ab. „Gefragt sind jetzt vor allem clevere Ideen der Marketing-abteilungen.“ Schließlich würden die Konsumenten bei Alltagsgütern kaum etwas sparen. Bei teuren An-schaffungen wie Autos oder Möbeln hingegen würden ohnehin mitunter Rabatte von 20 oder 30 Prozent ge-währt.

Der Verbraucherzentrale Bundes-verband glaubt, dass die Konsumen-ten nur zum Teil profitieren werden. Die Verbraucherschützer fürchten, dass Unternehmen vieler Branchen die Maßnahme als „finanzielle Entlas-tung“ nutzen könnten. Sie kritisieren, dass die Käufer „auf den guten Willen der Unternehmen angewiesen sind“.

Martin Kerner vom Outdoor-Ge-schäft Basislager in Karlsruhe hofft geradezu auf ein Zeichen der Solida-rität der Kunden. Wie viele Läden vor Ort ist auch das Basislager in einer schwierigen Lage nach der wochen-langen Schließung.

„Wir favorisieren gerade die Vari-ante, dass wir es dem Kunden über-lassen, ob er seine drei Prozent – ei-gentlich sind es ja nur 2,52 Prozent – haben möchte oder nicht“, sagt der Kaufmann. „Auszeichnen werden wir nichts, wir ziehen das dann direkt an der Kasse ab.“ Es solle sich aber kein Konsument schlecht fühlen, wenn ihm die kleine Steuerermäßigung wichtig sei.

Im Januar wird es kritischAuch Tobias Schonebeck will pau-schal drei Prozent Rabatt geben. „Das ist sehr viel einfacher und auch trans-parenter als eine verschwommene Preisdarstellung oder Mischkalkulati-on“, sagt der geschäftsführende Ge-sellschafter des Traditionshauses Schäffer in Osnabrück. „Da die drei Prozent nicht wirklich geeignet sind, um den Konsum anzukurbeln, wer-den wir punktuell besondere Aktio-nen einschieben und für bestimmte Zeiträume auf bestimmte Produkte, Marken oder Warenbereiche den Konjunkturbonus verdoppeln.“ Scho-nebeck hat sich auf edles Geschirr und Gläser, auf Küchenutensilien und Spielzeug spezialisiert.

Allerdings sei es gar nicht so ein-fach mit dem Pauschalrabatt an der Kasse. „Uns machen die ersten Liefe-ranten einen Strich durch die Rech-nung und geben zum 1. Juli neue Preislisten mit gesenkter unverbindli-cher Preisempfehlung raus“, klagt der Kaufmann. Das würde dann zu doppelten und dreifachen Steuerge-schenken führen.

Eines der größten Probleme der lo-kalen Händler wird mit der Steuer-senkung nicht gelöst: Die vielen Be-schränkungen wegen der Corona-Pandemie. Berater Renz: „Das Einkaufserlebnis geht mit den Mas-ken gerade verloren.“ Unbeschwert shoppen wie früher, das geht mo-mentan nicht.

Dazu kommt: Die Aussichten sind mau. „Sollte die Steuer im Januar wieder steigen, wird das ein furcht-barer Monat“, sagt Renz voraus.

Handel

Altmaier für längere Öffnungszeiten

W ährend der Handel mit Mehrwertsteuer-senkung und Masken-

pflicht hadert, erhält die Branche von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier an anderer Stelle Unterstützung. Der CDU-Politiker plädierte im Gespräch mit der „Welt am Sonntag“ für längere La-denöffnungszeiten.

Mit Blick auf das Milliardenvo-lumen des Konjunkturpakets sag-te Altmaier, „statt immer neuer Schulden“ bräuchte man „Verbes-serungen und Maßnahmen, die wenig oder gar kein Geld kosten“, zum Beispiel durch weniger Büro-kratie und stärkere Liberalisie-rung. „Wir sollten bei bestimmten bürokratischen Anforderungen

flexibler reagieren, um Unterneh-men die Chance zu geben, ihre verlorenen Umsätze nachzuho-len, etwa durch verlängerte Öff-nungszeiten.“

Die Handelsbranche drängt seit Langem auf flexiblere Rege-lungen bei den Ladenöffnungs-zeiten, insbesondere an Sonnta-gen. Der Einzelhandelsverband

HDE hatte Anfang April auch ei-nen Zehn-Punkte-Plan vorgelegt,wie die wirtschaftlichen Schädeninfolge des Corona-Lockdown fürdie Branche zu minimieren undMasseninsolvenzen abzuwehrenseien. Darin wurde auch die un-beschränkte Möglichkeit einerSonntagsöffnung für das restli-che Jahr 2020 gefordert. HB

Der deutsche Mittelstand

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12223

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Page 24: Handelsblatt - 29 06 2020

Wie wichtig ist dieAutoindustrie?Vehement hat die Autoindustrie in den vergangenen Monaten Hilfen gefordert – wegen ihres hohenStellenwertes für die deutsche Industrie.Tatsächlich setzt keine andere Branche derdeutschen Industrie so viel um. Aber in anderenSektoren sind deutlich mehr Menschen beschäftigt.Und die Exporte, bei denen die Autoherstellerstark sind, brechen gerade ein.

Drei Prozent der WertschöpfungBruttowertschöpfung nach Sektoren in Deutschland 2017 in Mrd. Euro

Inhalt: Marius Prauß(Handelsblatt Research Institute)Mitarbeit: Imran Ahmad (Statista) Grafik: André Schorn

667Mrd. €

106Mrd. €

531Mrd. €

467Mrd. €

335Mrd. €

Öffentliche Dienstleister,Erziehung, Gesundheit

Verarbeitendes Gewerbe, davon:

Herstellung vonKraftwagen und

Kraftwagenteilen

Handel, Verkehr,Gastgewerbe

Unternehmens-dienstleister

Umsatz der Industrie: Wichtigster ZweigUmsatzanteile im verarbeitenden Gewerbein Deutschland in Prozent

2018

22,1 %Kraftfahrzeugbau

35,1 %Sonstige

13,5 %Maschinenbau

10,5 %Chemie

9,3 %Ernährung

9,5 %Elektrotechnik

Außenhandel bricht einZahl der exportierten Pkws je Monat aus Deutschland

2019 betrug die Export-quote bei Pkws 74,8 %.

17.600Jan. 2010 April 2020

500.000

400.000

300.000

200.000

100.000

0

Grafik des Tages

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12224

Ideen für neue Infografiken?Gerne an:

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Alle Infografiken unter: handelsblatt.com/infografik

©Handelsblatt GmbH // Alle Rechtevorbehalten // Zum Erwerb weiter-gehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]

2.922Mrd. €

Brutto-wertschöpfung2017 gesamt:

309Mrd. €

138Mrd. € 134

Mrd. €

118Mrd. €

111Mrd. €

86Mrd. €

27Mrd. €

Quellen: Statistisches Bundesamt, VDA, VCI, Bundesagentur für Arbeit, European Automobile Manufacturers Association

Deutsche Autoswichtigstes Exportgut

Grundstücks- undWohnungswesen

Information undKommunikation

SonstigeDienstleister

Sonstigesproduzierendes

GewerbeOhne

verarbeitendesGewerbe

und Bergbau

Land- undForstwirtschaft,

Fischerei

Finanz- undVersicherungsleistungen

Baugewerbe

Gummi- und Kunststoffwaren

Nahrungs- und Futtermittel

Metalle

Sonstige Fahrzeuge

Pharmazeutische und ähnliche Erzeugnisse

Elektrische Ausrüstung

Chemische Erzeugnisse

Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse

Maschinen

Kraftwagen und Kraftwagenteile

Exporte aus Deutschland nach Güterabteilungen 2019 in Mrd. Euro

46,7

56,5

57,4

63,4

83,2

89,6

118,4

118,4

195,5

223,6 Mrd. €

Arbeitgeber für fast 1 Million MenschenSozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Deutschland nach Wirtschaftszweigen 2018

Corona trifft deutsche Fertigung am härtestenGeschätzter Produktionsverlust der Autofertigungseit Beginn der Ausgangsbeschränkungen 2020 in Einheiten*

Deutschland Spanien

Die deutsche Autobranche ist mit anderen Bereichen der Wirtschaft eng verflochten, etwa mit der Textil- und der Chemieindustrie. Analysen des StatistischenBundesamtes zufolge könnten bis zu 1,8 MillionenErwerbstätige von der Autobranche abhängen.

Gesundheitswesen

Einzelhandel1

Öffentliche Verwaltung2

Großhandel1

Baustellenarbeiten, Bauinstallation

Sozialwesen (ohne Heime)

Erziehung und Unterricht

Maschinenbau

Heime (ohne Erholungs-/Ferienheime)

Herstellung von Kraftwagen und -teilen

1) Ohne Handel mit Kraftfahrzeugen; 2) Inkl. Verteidigung und Sozialversicherung *Personenkraftwagen, Lastkraftwagen, Lieferwagen, Omnibusse und Reisebusse

2.510.360

2.420.340

1.830.330

1.408.960

1.368.560

1.349.840

1.305.550

1.083.260

1.056.140

949.620

616.590

Frankreich Großbritannien

Italien Tschechien Slowakei Polen

452.160 278.430 250.790

159.340 155.060 114.630 101.960

Grafik des Tages

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12225

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Page 25: Handelsblatt - 29 06 2020

Wie wichtig ist dieAutoindustrie?Vehement hat die Autoindustrie in den vergangenen Monaten Hilfen gefordert – wegen ihres hohenStellenwertes für die deutsche Industrie.Tatsächlich setzt keine andere Branche derdeutschen Industrie so viel um. Aber in anderenSektoren sind deutlich mehr Menschen beschäftigt.Und die Exporte, bei denen die Autoherstellerstark sind, brechen gerade ein.

Drei Prozent der WertschöpfungBruttowertschöpfung nach Sektoren in Deutschland 2017 in Mrd. Euro

Inhalt: Marius Prauß(Handelsblatt Research Institute)Mitarbeit: Imran Ahmad (Statista) Grafik: André Schorn

667Mrd. €

106Mrd. €

531Mrd. €

467Mrd. €

335Mrd. €

Öffentliche Dienstleister,Erziehung, Gesundheit

Verarbeitendes Gewerbe, davon:

Herstellung vonKraftwagen und

Kraftwagenteilen

Handel, Verkehr,Gastgewerbe

Unternehmens-dienstleister

Umsatz der Industrie: Wichtigster ZweigUmsatzanteile im verarbeitenden Gewerbein Deutschland in Prozent

2018

22,1 %Kraftfahrzeugbau

35,1 %Sonstige

13,5 %Maschinenbau

10,5 %Chemie

9,3 %Ernährung

9,5 %Elektrotechnik

Außenhandel bricht einZahl der exportierten Pkws je Monat aus Deutschland

2019 betrug die Export-quote bei Pkws 74,8 %.

17.600Jan. 2010 April 2020

500.000

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MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12224

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2.922Mrd. €

Brutto-wertschöpfung2017 gesamt:

309Mrd. €

138Mrd. € 134

Mrd. €

118Mrd. €

111Mrd. €

86Mrd. €

27Mrd. €

Quellen: Statistisches Bundesamt, VDA, VCI, Bundesagentur für Arbeit, European Automobile Manufacturers Association

Deutsche Autoswichtigstes Exportgut

Grundstücks- undWohnungswesen

Information undKommunikation

SonstigeDienstleister

Sonstigesproduzierendes

GewerbeOhne

verarbeitendesGewerbe

und Bergbau

Land- undForstwirtschaft,

Fischerei

Finanz- undVersicherungsleistungen

Baugewerbe

Gummi- und Kunststoffwaren

Nahrungs- und Futtermittel

Metalle

Sonstige Fahrzeuge

Pharmazeutische und ähnliche Erzeugnisse

Elektrische Ausrüstung

Chemische Erzeugnisse

Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse

Maschinen

Kraftwagen und Kraftwagenteile

Exporte aus Deutschland nach Güterabteilungen 2019 in Mrd. Euro

46,7

56,5

57,4

63,4

83,2

89,6

118,4

118,4

195,5

223,6 Mrd. €

Arbeitgeber für fast 1 Million MenschenSozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Deutschland nach Wirtschaftszweigen 2018

Corona trifft deutsche Fertigung am härtestenGeschätzter Produktionsverlust der Autofertigungseit Beginn der Ausgangsbeschränkungen 2020 in Einheiten*

Deutschland Spanien

Die deutsche Autobranche ist mit anderen Bereichen der Wirtschaft eng verflochten, etwa mit der Textil- und der Chemieindustrie. Analysen des StatistischenBundesamtes zufolge könnten bis zu 1,8 MillionenErwerbstätige von der Autobranche abhängen.

Gesundheitswesen

Einzelhandel1

Öffentliche Verwaltung2

Großhandel1

Baustellenarbeiten, Bauinstallation

Sozialwesen (ohne Heime)

Erziehung und Unterricht

Maschinenbau

Heime (ohne Erholungs-/Ferienheime)

Herstellung von Kraftwagen und -teilen

1) Ohne Handel mit Kraftfahrzeugen; 2) Inkl. Verteidigung und Sozialversicherung *Personenkraftwagen, Lastkraftwagen, Lieferwagen, Omnibusse und Reisebusse

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Frankreich Großbritannien

Italien Tschechien Slowakei Polen

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Page 26: Handelsblatt - 29 06 2020

Banken-Stresstest

Unnötiges Risiko

D ie Stresstests, die die ameri-kanische Notenbank Fed nach der Finanzkrise ein-

führte, galten lange Zeit als ein inno-vatives Instrument der Bankenregu-lierung. Sie wurden mitten in der Krise erdacht und halfen Investoren und Kunden dabei, Vertrauen in den Sektor zurückzugewinnen. Das lag auch daran, dass die Fed unange-nehme Daten der Banken öffentlich machte – vor allem mögliche Verlus-te im Ernstfall. „Schlechte Nachrich-ten sind besser als keine Nachrich-ten“, rechtfertigte der damalige Fi-nanzminister Tim Geithner den radi-kalen Schritt. Die Transparenz half den großen Wall-Street-Häusern da-bei, sich am Kapitalmarkt schnell fri-sches Kapital zu besorgen.

Fed-Chef Jay Powell verfolgt in der Coronakrise einen anderen An-satz. Die Auswirkungen der Pande-mie sind deutlich schwerwiegender, als in den vor der Krise entworfe-nen Testszenarien simuliert wurde. Doch statt neue Tests zu entwerfen, entschied sich Powell für eine kurz-fristige Ergänzung, deren Ergebnis-se jedoch nicht für jede Bank ein-zeln, sondern nur für die Institute insgesamt veröffentlicht wurden.

Daraus geht hervor, dass „die gro-ße Mehrheit“ der Banken auch im schwierigsten Szenario ausreichend kapitalisiert ist, aber eben nicht al-le. Zudem kündete die Fed an, dass die 33 getesteten Banken ihre Kapi-talpläne noch einmal einreichen müssen, nannte dafür jedoch kein genaues Datum und ließ auch offen, nach welchen Kriterien diese Pläne bewertet werden.

Die Notenbank will die Institute damit vor unnötiger Unruhe schüt-zen, erreicht jedoch das Gegenteil. Sie schafft zusätzliche Unsicherheit in einer Zeit, in der Transparenz be-sonders wichtig ist. Sie holt sich zu-dem ein unnötiges Reputationsrisi-ko ins Haus. Anleger und Kunden können nur darauf vertrauen, dass die Fed Schwächen der Institute schnell erkennt und beseitigt. Sollte etwas schiefgehen, würde das den Ruf der Stresstests genauso beschä-digen wie den der Fed als effektiver Bankenregulierer. Der Kurs ist leicht zu korrigieren, das sollte auch im Interesse der Banken sein.

Die US-Notenbank setzt plötzlich auf weniger statt auf mehr

Transparenz. Das ist ein Fehler, meint Astrid Dörner.

„Ja, ich bin erfreut und erleichtert. Aber ich bin auch wütend darüber, wie unsere Journalisten und unsere journalistische

Integrität angegriffen wurden.“Lionel Barber, Ex-Chefredakteur der „Financial Times“, in „Bild“

über den Absturz von Wirecard und die Aufarbeitung des

Bilanzskandals. Die „FT“ hatte seit Anfang 2019 regelmäßig über

Betrugsvorfälle im Asiengeschäft des Konzerns berichtet.

Worte des Tages

Die Autorin ist Korrespondentin in

New York.

Sie erreichen sie unter: [email protected]

Zwei Nachrichten erschüttern den deut-schen Finanzmarkt. Der Zahlungsabwick-ler Wirecard, Deutschlands Vorzeige-Fin-tech, hat einen Insolvenzantrag gestellt. Schlimm genug. Doch dann folgt die Er-

kenntnis: Wirecard bleibt womöglich bis September Mitglied im wichtigsten deutschen Aktienindex Dax. Wie bitte?

Was für ein Irrsinn, der sich da gerade vor unseren Augen abspielt. Ein Pleitekonzern, dem zwei Milliar-den Euro im fernen Manila abhandengekommen sind und dessen Spitzenpersonal sich gleichermaßen ver-flüchtigt und daher auch per Haftbefehl gesucht wird, darf in der ersten Börsenliga bleiben. Weil – man be-achte – die reguläre Überprüfung der Indexmitglieder nun mal erst im September stattfindet, wie die Deut-sche Börse erklärte.

Wenn Ad-hoc-Meldungen irgendwann einen Sinn machten, dann jetzt. Wirecard gehört ad hoc aus dem Dax gefeuert. Und die Deutsche Börse sollte sich fra-gen, ob ein Zockerladen wie Wirecard überhaupt je-mals in die Beletage der deutschen Wirtschaft hätte einziehen dürfen. Seit Jahren ist der Zahlungsdienst-leister aus Aschheim bei München Spekulationsobjekt Nummer eins unter den hiesigen Börsenwerten, seit Monaten kann der Konzern keine ordentliche Bilanz vorlegen.

Aber eigentlich ist die Dax-Zugehörigkeit nur eine Petitesse, gemessen an dem, was es alles zu sagen gibt zu dem spektakulären Zusammenbruch von Wirecard, der sich innerhalb von nur sieben Tagen abspielte. Zu-sammengefasst lässt sich das so formulieren: ein Total-versagen sämtlicher Kontrollinstanzen.

Beginnend mit dem Aufsichtsrat, der mit der Situati-on offenbar komplett überfordert ist. Und dessen Vor-sitzender ausgerechnet der ehemalige Leiter des Prü-fungsausschusses ist. Ein Untergremium des Aufsichts-rats, wo als Erstes die Alarmglocken hätten läuten müssen. Haben sie aber nicht.

Weiter geht es mit der externen Aufsicht: Was hat ei-gentlich die Bankenaufsicht Bafin die ganzen Jahre ge-macht, als es immer wieder Spekulationen und Mut-maßungen um windige Geschäfte in Asien gab? Und wo doch immer unklar war, was Wirecard-Cash ist und was durchlaufende Kundengelder.

Wo war all die Jahre eine Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung? Die müsste doch mal nachgesehen haben, ob alle Buchungen im Sinne der Bilanzierungs-regeln korrekt waren. Mindestens. Die Bilanzpolizei muss nicht einmal auf eine Anzeige warten.

Und wer stellt den langjährigen Wirtschaftsprüfer EY zur Rede? Dem war offenbar – bis vor wenigen Mo-naten – wenig Unmäßiges aufgefallen. Obwohl Wire -

card schon längst Vorwürfe um die Ohren flogen. Elf Jahre fanden die Prüfer nichts, rein gar nichts, was ei-nem ordentlichen Testat entgegenstand.

Auch von der Abschlussprüferaufsichtsstelle Apas ist gerade wenig zu hören. Ist es nicht deren Aufgabe, über die Qualität der Bilanzprüfer zu wachen?

All diese Gremien sind, bis auf die Aufsichtsräte, Neuerungen der zurückliegenden zwei Jahrzehnte. Und alle sind mit dem Ziel gegründet worden, Lug und Betrug abzustellen, Anlegerabzocke aufzudecken und Großmannssucht zu entlarven.

Das sind die Lehren aus dem Platzen der Dotcom-blase nach der Jahrtausendwende und aus der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09. Und es waren Verspre-chungen an Aktionäre, Beschäftigte, an die ganze Ge-sellschaft, dass sich aufgeblasene Bilanzen, versteckte Risiken und gefakte Geschäftsmodelle nie wiederho-len werden.

Nichts davon scheint funktioniert zu haben.Wirecard erinnert an den Flowtex-Skandal. Diese

Firma hatte eine Horizontalbohrmaschine erfunden, die den Kanalbau revolutionieren sollte. Investoren warfen der Firma die Millionen nur so hinterher – bis sich herausstellte, dass es statt Tausender verkaufter Maschinen nur eine einzige gab. Leider war da das Geld schon weg.

In den USA brachen die Dämme, als der milliarden-schwere Energiekonzern Enron in die Knie ging. Die Bilanzen waren aufgeblasen. Das kostete sogar die Prüfungsgesellschaft Arthur Anderson die Existenz und löste einen Streit über die Unabhängigkeit der Bi-lanzprüfer aus. Gesetze wurden verschärft, Kontrollin-stanzen installiert.

Wenige Jahre darauf knallte es wieder. Diesmal wa-ren es die Banken, die mit Zockereien auf dem US-Im-mobilienmarkt und mit ungesicherten Milliardenge-schäften die Weltwirtschaft zum Beben brachten. Auch hierauf folgten neue Regeln, härtere Vorschrif-ten. Selbst die Bankerboni sind nun reguliert, damit nicht wieder falsche Anreize zu immer mehr Risiko beim Spitzenpersonal führen.

Und was hat uns das alles gebracht? Einen Riesen-skandal um Wirecard. Und die Frage, ob die ganze Re-gulierung ein harmloser Papiertiger ist. Ein Raus-schmiss von Wirecard aus dem Dax wäre ein erster wichtiger Schritt, um zu zeigen: So nicht! Es muss aber mehr passieren: Wir stehen jetzt am Anfang einer neu-en Debatte über die Rolle von Aufsichtsbehörden und Aufsehern. Dieses Mal müssen wir es richtig machen.

Bilanzskandal

Wirecard muss raus aus dem Dax!

Der Zusammenbruch des Konzerns zeigt ein Totalversagen

sämtlicher Kontrollinstanzen,

kritisiert Dieter

Fockenbrock.

Wir stehen jetzt am

Anfang einer neuen Debatte

über die Rolle von Aufsichtsbe-hörden und Auf-

sehern. Dieses Mal müssen wir es richtig

machen.

Der Autor ist Chefkorrespondent.

Sie erreichen ihn unter: [email protected]

Meinung & Analyse

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12226

„Die zusätzlichen Verluste der Sparer durch unsere neuen Anleihekäufe sind

vernachlässigbar.“ Isabel Schnabel, deutsche EZB-Direktorin, verteidigt in einem Gastbeitrag für die „Welt am Sonntag“ das Anleihekaufprogramm PEPP der Notenbank in der Corona-Pandemie.

„Dieses Instrument ist auch deshalb fragwürdig, weil damit vor allem die teuren, großen und wenig klima freund -

lichen Fahrzeuge gefördert werden.“Stephan Weil, Ministerpräsident in Niedersachsen und Aufsichtsrat bei VW, bezweifelt im Interview mit dem „Spiegel“, dass die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer der Autobranche auf breiter Front helfen wird.

D ie Alarmglocken in Menlo Park schrillen. So laut, dass Facebook-Chef Mark Zuckerberg sie nicht länger überhören kann. Nach dem Streik

seiner Mitarbeiter boykottiert eine Firma nach der an-deren Facebook-Anzeigen. Sie kritisieren damit den Umgang mit strittigen Beiträgen von US-Präsident Trump, Falschinformationen und Hass. Auch die Face-book-Aktie reagierte.

Noch vor einigen Tagen ließ Facebook verlauten: Über Inhalte werde anhand von Prinzipien entschie-den. Nicht aufgrund von wirtschaftlichem Druck. Aber in Wahrheit lassen sich Prinzipien und wirtschaftlicher Erfolg nicht trennen. Wenn Facebook künftig Migranten und ethnische Minderheiten stärker schützt – wie Zu-ckerberg am Freitag versprochen hat – dann hat das auch mit dem Geschäft zu tun. Sogar für den US-Präsi-denten sollen strengere Regeln gelten.

Denn der Boykott zeigt: Der Facebook-Chef hat seine Kunden vergessen. Das sind nicht die drei Milliarden Nutzer seiner Dienste, sondern Firmen, die Anzeigen schalten. Damit das Geschäftsmodell funktioniert, muss

Facebook beide Seiten glücklich machen. Jetzt aber sind die Werbetreibenden richtig verärgert.

Denn zuletzt ging es Zuckerberg nur noch um die Nut-zer – vor allem um den mächtigsten: Donald Trump durf-te im Wahlkampf auf Facebook lügen und fast alles sa-gen. Aufrufe zur Gewalt waren kein Tabu. Schon aus Angst vor Konflikten mit ihm strapaziert Zuckerberg die Redefreiheit. Aber auch extreme Gruppen finden das gut. In vielen Ecken des Netzwerks tobt der Hass.

Mit dem Boykott folgen die Werbetreibenden dem Auf-ruf amerikanischer Bürgerrechtler. Aber der US-Tele-komkonzern Verizon, Outdoor-Marken wie Patagonia und The North Face, der europäische Konsumgüterriese Unilever und andere verweisen damit auch auf verletzte eigene Interessen. Hass und Falschinformationen sind ein toxisches Werbeumfeld. Wenn Anzeigen neben Hass-botschaften erscheinen, schadet das der Marke. Dafür haben die Unternehmen keine Toleranz.

Verizon soll im vergangenen Monat zwei Millionen US-Dollar für Werbung auf Facebook und Instagram ausge-geben haben. Unilever das Doppelte. Das haut einen Konzern mit einem 18,5-Milliarden-Jahresüberschuss zwar noch nicht um. Aber es zwingt seinen Chef zum Umdenken. Noch ist Facebook als Werbekanal unver-zichtbar. Trotz Corona stiegen im ersten Quartal die Um-sätze. Viele Protestierende werden im August wieder Werbung schalten – sie können gar nicht anders.

Aber die Zeiten könnten sich ändern. In düsteren Ecken wollen nur wenige Plakate aufhängen. Die Gren-zen der Redefreiheit im weltgrößten Onlinenetzwerk legt am Ende vielleicht doch nicht allein Zuckerberg fest. Sondern auch der Werbemarkt.

Anzeigen-Boykott

Viel Hass, wenig Werbung

Mehrere Firmen boykottieren Facebook-Anzeigen. Sie zeigen, dass CEO Zuckerberg bei seiner Strategie die Kunden vergessen

hat, meint Larissa Holzki.

Die Autorin ist Redakteurin im Unternehmensressort. Sie erreichen sie unter: [email protected]

Die Gren-zen der

Redefrei-heit im

weltgröß-ten Online-

netzwerk legt am En-de vielleicht doch nicht allein Zu-ckerberg fest. Son-

dern auch der Werbe-

markt.

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Siemens Gamesa

Engere Leine notwendig

D ie Fusion der Siemens-Windkraftsparte mit dem spanischen Konkurrenten

Gamesa war eigentlich ein cleverer Schachzug. Der Münchener Tech-nologiekonzern spielte in der not-wendigen Branchenkonsolidierung eine aktive Rolle, ohne viele Milliar-den Euro für eine Übernahme in die Hand nehmen zu müssen. Ein solches Investment wäre den Inves-toren ohnehin nur schwer zu ver-mitteln gewesen – vor allem da Sie-mens in den Digitalgeschäften hö-here Margen erzielen kann.

Doch zeigten sich in den vergan-genen drei Jahren auch die Nachtei-le der Konstruktion. Die indirekte Führung der Tochter nur über den Aufsichtsrat gestaltete sich schwie-rig. So wurde viel zu spät auf Fehl-entwicklungen reagiert. Die Ausei-nandersetzungen mit dem Anteils-eigner Iberdrola, der sich im Zuge der Fusion Sonderrechte gesichert hatte, erschwerten den Durchgriff zusätzlich. Die Folge: Gewinnwar-nungen, rote Zahlen, Stellenabbau. Das Branchenumfeld war auch für die Konkurrenz zeitweise schwierig. Doch das darf die hausgemachten Probleme nicht verdecken.

Die schwache Performance der vergangenen Jahre darf sich nicht wiederholen. Künftig wird Siemens Gamesa im neuen Siemens-Energy-Konzern, der im Herbst an die Bör-se kommt, eine noch wichtigere Rolle spielen. Im konventionellen Kraftwerksgeschäft lässt sich vor al-lem im Service noch Geld verdie-nen. Die Zukunft aber gehört den erneuerbaren Energien. Das glau-ben übrigens auch die Investoren. Angesichts der vielen Hiobsbot-schaften von Siemens Gamesa ist der Aktienkurs erstaunlich stabil.

Doch die Geduld der Investoren ist endlich. Die Führung von Sie-mens Energy um den neuen CEO Christian Bruch muss ihre Lehren aus den Erfahrungen der vergange-nen Jahre ziehen. Siemens Gamesa muss besser kontrolliert und enger geführt werden. Siemens selbst hat in den vergangenen Jahren bewie-sen, dass es möglich ist, Projektrisi-ken in den Griff zu bekommen. Die Tochter muss möglichst schnell ge-nauso zuverlässig werden.

Die Siemens-Gamesa-Bilanz der vergangenen drei Jahre ist

schwach. Siemens muss enger führen, empfiehlt Axel Höpner.

Der Autor ist Redakteur im Ressort Unternehmen und Märkte. Sie erreichen ihn unter: [email protected]

Unternehmen & Märkte

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12227

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Page 27: Handelsblatt - 29 06 2020

Banken-Stresstest

Unnötiges Risiko

D ie Stresstests, die die ameri-kanische Notenbank Fed nach der Finanzkrise ein-

führte, galten lange Zeit als ein inno-vatives Instrument der Bankenregu-lierung. Sie wurden mitten in der Krise erdacht und halfen Investoren und Kunden dabei, Vertrauen in den Sektor zurückzugewinnen. Das lag auch daran, dass die Fed unange-nehme Daten der Banken öffentlich machte – vor allem mögliche Verlus-te im Ernstfall. „Schlechte Nachrich-ten sind besser als keine Nachrich-ten“, rechtfertigte der damalige Fi-nanzminister Tim Geithner den radi-kalen Schritt. Die Transparenz half den großen Wall-Street-Häusern da-bei, sich am Kapitalmarkt schnell fri-sches Kapital zu besorgen.

Fed-Chef Jay Powell verfolgt in der Coronakrise einen anderen An-satz. Die Auswirkungen der Pande-mie sind deutlich schwerwiegender, als in den vor der Krise entworfe-nen Testszenarien simuliert wurde. Doch statt neue Tests zu entwerfen, entschied sich Powell für eine kurz-fristige Ergänzung, deren Ergebnis-se jedoch nicht für jede Bank ein-zeln, sondern nur für die Institute insgesamt veröffentlicht wurden.

Daraus geht hervor, dass „die gro-ße Mehrheit“ der Banken auch im schwierigsten Szenario ausreichend kapitalisiert ist, aber eben nicht al-le. Zudem kündete die Fed an, dass die 33 getesteten Banken ihre Kapi-talpläne noch einmal einreichen müssen, nannte dafür jedoch kein genaues Datum und ließ auch offen, nach welchen Kriterien diese Pläne bewertet werden.

Die Notenbank will die Institute damit vor unnötiger Unruhe schüt-zen, erreicht jedoch das Gegenteil. Sie schafft zusätzliche Unsicherheit in einer Zeit, in der Transparenz be-sonders wichtig ist. Sie holt sich zu-dem ein unnötiges Reputationsrisi-ko ins Haus. Anleger und Kunden können nur darauf vertrauen, dass die Fed Schwächen der Institute schnell erkennt und beseitigt. Sollte etwas schiefgehen, würde das den Ruf der Stresstests genauso beschä-digen wie den der Fed als effektiver Bankenregulierer. Der Kurs ist leicht zu korrigieren, das sollte auch im Interesse der Banken sein.

Die US-Notenbank setzt plötzlich auf weniger statt auf mehr

Transparenz. Das ist ein Fehler, meint Astrid Dörner.

„Ja, ich bin erfreut und erleichtert. Aber ich bin auch wütend darüber, wie unsere Journalisten und unsere journalistische

Integrität angegriffen wurden.“Lionel Barber, Ex-Chefredakteur der „Financial Times“, in „Bild“

über den Absturz von Wirecard und die Aufarbeitung des

Bilanzskandals. Die „FT“ hatte seit Anfang 2019 regelmäßig über

Betrugsvorfälle im Asiengeschäft des Konzerns berichtet.

Worte des Tages

Die Autorin ist Korrespondentin in

New York.

Sie erreichen sie unter: [email protected]

Zwei Nachrichten erschüttern den deut-schen Finanzmarkt. Der Zahlungsabwick-ler Wirecard, Deutschlands Vorzeige-Fin-tech, hat einen Insolvenzantrag gestellt. Schlimm genug. Doch dann folgt die Er-

kenntnis: Wirecard bleibt womöglich bis September Mitglied im wichtigsten deutschen Aktienindex Dax. Wie bitte?

Was für ein Irrsinn, der sich da gerade vor unseren Augen abspielt. Ein Pleitekonzern, dem zwei Milliar-den Euro im fernen Manila abhandengekommen sind und dessen Spitzenpersonal sich gleichermaßen ver-flüchtigt und daher auch per Haftbefehl gesucht wird, darf in der ersten Börsenliga bleiben. Weil – man be-achte – die reguläre Überprüfung der Indexmitglieder nun mal erst im September stattfindet, wie die Deut-sche Börse erklärte.

Wenn Ad-hoc-Meldungen irgendwann einen Sinn machten, dann jetzt. Wirecard gehört ad hoc aus dem Dax gefeuert. Und die Deutsche Börse sollte sich fra-gen, ob ein Zockerladen wie Wirecard überhaupt je-mals in die Beletage der deutschen Wirtschaft hätte einziehen dürfen. Seit Jahren ist der Zahlungsdienst-leister aus Aschheim bei München Spekulationsobjekt Nummer eins unter den hiesigen Börsenwerten, seit Monaten kann der Konzern keine ordentliche Bilanz vorlegen.

Aber eigentlich ist die Dax-Zugehörigkeit nur eine Petitesse, gemessen an dem, was es alles zu sagen gibt zu dem spektakulären Zusammenbruch von Wirecard, der sich innerhalb von nur sieben Tagen abspielte. Zu-sammengefasst lässt sich das so formulieren: ein Total-versagen sämtlicher Kontrollinstanzen.

Beginnend mit dem Aufsichtsrat, der mit der Situati-on offenbar komplett überfordert ist. Und dessen Vor-sitzender ausgerechnet der ehemalige Leiter des Prü-fungsausschusses ist. Ein Untergremium des Aufsichts-rats, wo als Erstes die Alarmglocken hätten läuten müssen. Haben sie aber nicht.

Weiter geht es mit der externen Aufsicht: Was hat ei-gentlich die Bankenaufsicht Bafin die ganzen Jahre ge-macht, als es immer wieder Spekulationen und Mut-maßungen um windige Geschäfte in Asien gab? Und wo doch immer unklar war, was Wirecard-Cash ist und was durchlaufende Kundengelder.

Wo war all die Jahre eine Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung? Die müsste doch mal nachgesehen haben, ob alle Buchungen im Sinne der Bilanzierungs-regeln korrekt waren. Mindestens. Die Bilanzpolizei muss nicht einmal auf eine Anzeige warten.

Und wer stellt den langjährigen Wirtschaftsprüfer EY zur Rede? Dem war offenbar – bis vor wenigen Mo-naten – wenig Unmäßiges aufgefallen. Obwohl Wire -

card schon längst Vorwürfe um die Ohren flogen. Elf Jahre fanden die Prüfer nichts, rein gar nichts, was ei-nem ordentlichen Testat entgegenstand.

Auch von der Abschlussprüferaufsichtsstelle Apas ist gerade wenig zu hören. Ist es nicht deren Aufgabe, über die Qualität der Bilanzprüfer zu wachen?

All diese Gremien sind, bis auf die Aufsichtsräte, Neuerungen der zurückliegenden zwei Jahrzehnte. Und alle sind mit dem Ziel gegründet worden, Lug und Betrug abzustellen, Anlegerabzocke aufzudecken und Großmannssucht zu entlarven.

Das sind die Lehren aus dem Platzen der Dotcom-blase nach der Jahrtausendwende und aus der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09. Und es waren Verspre-chungen an Aktionäre, Beschäftigte, an die ganze Ge-sellschaft, dass sich aufgeblasene Bilanzen, versteckte Risiken und gefakte Geschäftsmodelle nie wiederho-len werden.

Nichts davon scheint funktioniert zu haben.Wirecard erinnert an den Flowtex-Skandal. Diese

Firma hatte eine Horizontalbohrmaschine erfunden, die den Kanalbau revolutionieren sollte. Investoren warfen der Firma die Millionen nur so hinterher – bis sich herausstellte, dass es statt Tausender verkaufter Maschinen nur eine einzige gab. Leider war da das Geld schon weg.

In den USA brachen die Dämme, als der milliarden-schwere Energiekonzern Enron in die Knie ging. Die Bilanzen waren aufgeblasen. Das kostete sogar die Prüfungsgesellschaft Arthur Anderson die Existenz und löste einen Streit über die Unabhängigkeit der Bi-lanzprüfer aus. Gesetze wurden verschärft, Kontrollin-stanzen installiert.

Wenige Jahre darauf knallte es wieder. Diesmal wa-ren es die Banken, die mit Zockereien auf dem US-Im-mobilienmarkt und mit ungesicherten Milliardenge-schäften die Weltwirtschaft zum Beben brachten. Auch hierauf folgten neue Regeln, härtere Vorschrif-ten. Selbst die Bankerboni sind nun reguliert, damit nicht wieder falsche Anreize zu immer mehr Risiko beim Spitzenpersonal führen.

Und was hat uns das alles gebracht? Einen Riesen-skandal um Wirecard. Und die Frage, ob die ganze Re-gulierung ein harmloser Papiertiger ist. Ein Raus-schmiss von Wirecard aus dem Dax wäre ein erster wichtiger Schritt, um zu zeigen: So nicht! Es muss aber mehr passieren: Wir stehen jetzt am Anfang einer neu-en Debatte über die Rolle von Aufsichtsbehörden und Aufsehern. Dieses Mal müssen wir es richtig machen.

Bilanzskandal

Wirecard muss raus aus dem Dax!

Der Zusammenbruch des Konzerns zeigt ein Totalversagen

sämtlicher Kontrollinstanzen,

kritisiert Dieter

Fockenbrock.

Wir stehen jetzt am

Anfang einer neuen Debatte

über die Rolle von Aufsichtsbe-hörden und Auf-

sehern. Dieses Mal müssen wir es richtig

machen.

Der Autor ist Chefkorrespondent.

Sie erreichen ihn unter: [email protected]

Meinung & Analyse

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12226

„Die zusätzlichen Verluste der Sparer durch unsere neuen Anleihekäufe sind

vernachlässigbar.“ Isabel Schnabel, deutsche EZB-Direktorin, verteidigt in einem Gastbeitrag für die „Welt am Sonntag“ das Anleihekaufprogramm PEPP der Notenbank in der Corona-Pandemie.

„Dieses Instrument ist auch deshalb fragwürdig, weil damit vor allem die teuren, großen und wenig klima freund -

lichen Fahrzeuge gefördert werden.“Stephan Weil, Ministerpräsident in Niedersachsen und Aufsichtsrat bei VW, bezweifelt im Interview mit dem „Spiegel“, dass die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer der Autobranche auf breiter Front helfen wird.

D ie Alarmglocken in Menlo Park schrillen. So laut, dass Facebook-Chef Mark Zuckerberg sie nicht länger überhören kann. Nach dem Streik

seiner Mitarbeiter boykottiert eine Firma nach der an-deren Facebook-Anzeigen. Sie kritisieren damit den Umgang mit strittigen Beiträgen von US-Präsident Trump, Falschinformationen und Hass. Auch die Face-book-Aktie reagierte.

Noch vor einigen Tagen ließ Facebook verlauten: Über Inhalte werde anhand von Prinzipien entschie-den. Nicht aufgrund von wirtschaftlichem Druck. Aber in Wahrheit lassen sich Prinzipien und wirtschaftlicher Erfolg nicht trennen. Wenn Facebook künftig Migranten und ethnische Minderheiten stärker schützt – wie Zu-ckerberg am Freitag versprochen hat – dann hat das auch mit dem Geschäft zu tun. Sogar für den US-Präsi-denten sollen strengere Regeln gelten.

Denn der Boykott zeigt: Der Facebook-Chef hat seine Kunden vergessen. Das sind nicht die drei Milliarden Nutzer seiner Dienste, sondern Firmen, die Anzeigen schalten. Damit das Geschäftsmodell funktioniert, muss

Facebook beide Seiten glücklich machen. Jetzt aber sind die Werbetreibenden richtig verärgert.

Denn zuletzt ging es Zuckerberg nur noch um die Nut-zer – vor allem um den mächtigsten: Donald Trump durf-te im Wahlkampf auf Facebook lügen und fast alles sa-gen. Aufrufe zur Gewalt waren kein Tabu. Schon aus Angst vor Konflikten mit ihm strapaziert Zuckerberg die Redefreiheit. Aber auch extreme Gruppen finden das gut. In vielen Ecken des Netzwerks tobt der Hass.

Mit dem Boykott folgen die Werbetreibenden dem Auf-ruf amerikanischer Bürgerrechtler. Aber der US-Tele-komkonzern Verizon, Outdoor-Marken wie Patagonia und The North Face, der europäische Konsumgüterriese Unilever und andere verweisen damit auch auf verletzte eigene Interessen. Hass und Falschinformationen sind ein toxisches Werbeumfeld. Wenn Anzeigen neben Hass-botschaften erscheinen, schadet das der Marke. Dafür haben die Unternehmen keine Toleranz.

Verizon soll im vergangenen Monat zwei Millionen US-Dollar für Werbung auf Facebook und Instagram ausge-geben haben. Unilever das Doppelte. Das haut einen Konzern mit einem 18,5-Milliarden-Jahresüberschuss zwar noch nicht um. Aber es zwingt seinen Chef zum Umdenken. Noch ist Facebook als Werbekanal unver-zichtbar. Trotz Corona stiegen im ersten Quartal die Um-sätze. Viele Protestierende werden im August wieder Werbung schalten – sie können gar nicht anders.

Aber die Zeiten könnten sich ändern. In düsteren Ecken wollen nur wenige Plakate aufhängen. Die Gren-zen der Redefreiheit im weltgrößten Onlinenetzwerk legt am Ende vielleicht doch nicht allein Zuckerberg fest. Sondern auch der Werbemarkt.

Anzeigen-Boykott

Viel Hass, wenig Werbung

Mehrere Firmen boykottieren Facebook-Anzeigen. Sie zeigen, dass CEO Zuckerberg bei seiner Strategie die Kunden vergessen

hat, meint Larissa Holzki.

Die Autorin ist Redakteurin im Unternehmensressort. Sie erreichen sie unter: [email protected]

Die Gren-zen der

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weltgröß-ten Online-

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Siemens Gamesa

Engere Leine notwendig

D ie Fusion der Siemens-Windkraftsparte mit dem spanischen Konkurrenten

Gamesa war eigentlich ein cleverer Schachzug. Der Münchener Tech-nologiekonzern spielte in der not-wendigen Branchenkonsolidierung eine aktive Rolle, ohne viele Milliar-den Euro für eine Übernahme in die Hand nehmen zu müssen. Ein solches Investment wäre den Inves-toren ohnehin nur schwer zu ver-mitteln gewesen – vor allem da Sie-mens in den Digitalgeschäften hö-here Margen erzielen kann.

Doch zeigten sich in den vergan-genen drei Jahren auch die Nachtei-le der Konstruktion. Die indirekte Führung der Tochter nur über den Aufsichtsrat gestaltete sich schwie-rig. So wurde viel zu spät auf Fehl-entwicklungen reagiert. Die Ausei-nandersetzungen mit dem Anteils-eigner Iberdrola, der sich im Zuge der Fusion Sonderrechte gesichert hatte, erschwerten den Durchgriff zusätzlich. Die Folge: Gewinnwar-nungen, rote Zahlen, Stellenabbau. Das Branchenumfeld war auch für die Konkurrenz zeitweise schwierig. Doch das darf die hausgemachten Probleme nicht verdecken.

Die schwache Performance der vergangenen Jahre darf sich nicht wiederholen. Künftig wird Siemens Gamesa im neuen Siemens-Energy-Konzern, der im Herbst an die Bör-se kommt, eine noch wichtigere Rolle spielen. Im konventionellen Kraftwerksgeschäft lässt sich vor al-lem im Service noch Geld verdie-nen. Die Zukunft aber gehört den erneuerbaren Energien. Das glau-ben übrigens auch die Investoren. Angesichts der vielen Hiobsbot-schaften von Siemens Gamesa ist der Aktienkurs erstaunlich stabil.

Doch die Geduld der Investoren ist endlich. Die Führung von Sie-mens Energy um den neuen CEO Christian Bruch muss ihre Lehren aus den Erfahrungen der vergange-nen Jahre ziehen. Siemens Gamesa muss besser kontrolliert und enger geführt werden. Siemens selbst hat in den vergangenen Jahren bewie-sen, dass es möglich ist, Projektrisi-ken in den Griff zu bekommen. Die Tochter muss möglichst schnell ge-nauso zuverlässig werden.

Die Siemens-Gamesa-Bilanz der vergangenen drei Jahre ist

schwach. Siemens muss enger führen, empfiehlt Axel Höpner.

Der Autor ist Redakteur im Ressort Unternehmen und Märkte. Sie erreichen ihn unter: [email protected]

Unternehmen & Märkte

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12227

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Page 28: Handelsblatt - 29 06 2020

E. Atzler, R. Bender, J. Hildebrand, F. Holtermann Frankfurt, Düsseldorf, Berlin

Die Krise und Insolvenz des Zahlungs-dienstleisters Wirecard, bei denen über zwölf Milliarden Euro an Börsen-wert vernichtet wurden, stehen für den größten Wirtschaftsskandal der

Dax-Geschichte. Nun beginnt die komplexe Aufarbei-tung. Eine Übersicht über die wichtigsten Fragen und Antworten in der Woche nach dem Absturz.

1. Warum die Insolvenzmeldung?Bereits seit dem vorletzten Freitag hatten der neue Vorstandschef James Freis und Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann mit den rund 15 Gläubigerban-ken verhandelt. Unter Führung der Commerzbank, der Landesbank Baden-Württemberg und der beiden niederländischen Großbanken ABN Amro und ING haben sie Wirecard vor etwa zwei Jahren eine Kredit-linie über 1,75 Milliarden Euro gewährt. Ausgeschöpft waren hiervon 800 Millionen Euro, die die Banken am 30. Juni hätten fällig stellen können, und 500 Mil-lionen Euro mit der Frist 1. Juli. Die Banken wurden von der Insolvenzmeldung am vergangenen Don-nerstag überrascht. Bis zuletzt habe es konstruktive Verhandlungen mit dem Konzern gegeben, hieß es aus Kreisen des Konsortiums. Jetzt hat der designier-te Insolvenzverwalter Michael Jaffé das Sagen. Noch am Mittwochabend hatten Insider auf einen soge-nannten Waiver, eine Verlängerung des Kreditrah-mens bis zum Jahresende, gehofft. Das hätte der neu-en Führung die Chance gegeben, den Konzern im laufenden Betrieb zu restrukturieren.

Neben der Schwierigkeit, die werthaltigen Teile Wire cards zu identifizieren, insbesondere die Profita-bilität des Europa- und Amerikageschäfts, hat nach Informationen des Handelsblatts vor allem eine Inter-vention der Finanzaufsicht Bafin von Mittwoch auf Donnerstag den Ausschlag für die Insolvenzmeldung gegeben. Die Bafin habe Freis und Eichelmann nach-drücklich zu verstehen gegeben, dass man nicht das Risiko einer Insolvenzverschleppung oder des Ab-flusses weiterer Gelder eingehen könnte, heißt es von mehreren mit dem Vorgang vertrauten Personen. Ge-rade dem Compliance-Experten Freis, den Wirecard gerade erst von der Deutschen Börse abgeworben hatte, seien die verbundenen Haftungsfragen und möglichen strafrechtlichen Konsequenzen genau be-wusst gewesen. Die Aufsichtsbehörde wollte den Vor-gang auf Anfrage nicht kommentieren.

2. Welche Zukunftschancen gibt es?Auch wenn an der Insolvenzmeldung für die Holding – die Wirecard Bank AG und die Landesgesellschaften sind davon nicht betroffen – am Ende wohl kein Weg vorbei führte, war die Außenwirkung für den Kon-zern verheerend. Die Bafin und die britische Aufsicht FCA, die der dortigen Tochter das Einfrieren des Ge-schäftsbetriebs auferlegt hatte, hätten die Restruktu-rierungsbemühungen torpediert, lautet eine Sicht in Aschheim. An einer Zerschlagung des Konzerns füh-re nun kein Weg vorbei, glauben mehrere Insider.

Kurz vor der Insolvenz hatte die Konzernführung noch verschiedene Möglichkeiten durchgespielt. So habe es einen profitablen Business Case etwa für das europäische Kerngeschäft gegeben, heißt es. Die ers-ten Interessenten klopfen Insidern zufolge bereits bei Wirecard an, darunter Private-Equity-Häuser, Kon-kurrenten und Investmentbanken im Auftrag unge-nannter Dritter. Viele seien jedoch auf Informationen oder Kundenportfolios aus, weniger an der Technik Wirecards interessiert, was ein schlechtes Signal für die rund 5000 Mitarbeiter wäre. Nach Informationen des Handelsblatts zählen zu den Interessenten unter anderem der französische Zahlungsabwickler World-line und der Konkurrent Nets aus Singapur. World -line und Nets wollten den Vorgang auf Anfrage nicht kommentieren. Wie ernsthaft das Interesse ist, ist of-fen. Worldline muss aktuell eine große Übernahme stemmen, übernimmt den Wettbewerber Ingenico für fast acht Milliarden Euro. Die beiden Unterneh-men werden damit zu einem der größten Zahlungs-dienstleister weltweit. Ingenico ist über ein Gemein-schaftsunternehmen mit den deutschen Sparkassen in Deutschland aktiv, auch Nets hat mit Concardis ei-ne deutsche Einheit.

Nicht interessiert zeigt sich der niederländische Wettbewerber Adyen. Er betont stets, dass er grund-sätzlich keine Zukäufe tätigt und vielmehr aus eigener Kraft wachsen will. Seine Aktie erklomm vergangene Woche ein weiteres Rekordhoch. Auch ein Manage-ment-Buy-out einzelner Tochtergesellschaften wird derzeit erwogen. Darüber hinaus kursiert im Netz be-reits eine wachsende Liste mit den Daten von über 400 Wirecard-Angestellten, die auf der Suche nach ei-nem neuen Arbeitgeber sind.

3. Wie reagieren die Kunden?Wirecards Kunden zeigen sich aufgrund der schwieri-gen Lage zunehmend verunsichert. Die ersten Part-ner, darunter der Fahrdienst Grab und die Smart -phone-Bank Revolut, sind bereits von der Fahne ge-gangen. Entscheidend dürfte nun sein, wie die beiden großen Kreditkartennetzwerke Visa und Mas-tercard reagieren. Sollten diese Wirecard die Lizen-zen für die Herausgabe und Akzeptanz ihrer Kredit-karten entziehen, hätte der Konzern ein großes Pro-blem. Im Falle der Kündigung oder Aufhebung dieser Lizenzverträge würde die Geschäftstätigkeit von Wi-recard beziehungsweise der Wirecard Bank „erheb-lich beeinträchtig werden“, hieß es bereits im Ge-schäftsbericht 2018. Laut Bloomberg haben Visa und Mastercard bereits begonnen, Wirecard-Kunden zu kontaktieren, um sie auf die Möglichkeit vorzuberei-ten, dass Wirecards Zugang zu ihren Netzwerken ent-

zogen werden könnte. Die Nachrichtenagentur beruft sich hierbei auf mit der Angelegenheit vertraute Per-sonen.

4. Wie läuft die interne Aufklärung?Das infrage gestellte Drittpartner-Geschäft werde ge-prüft, erklärte der Konzern am Samstag: „Der neu eingesetzte CEO der Wirecard AG, James H. Freis, Jr., hat sofort mit Amtsantritt einen neuen Ansatz zur Aufklärung der bekannten Vorwürfe eingeleitet.“ Ne-ben anderen Maßnahmen, die nicht näher erläutert wurden, seien neue Beraterfirmen beauftragt wor-den, „um die Neutralität und insbesondere Unabhän-gigkeit von den früheren Vorständen der Wirecard AG zu gewährleisten“. Dabei wurde der erst vor weni-gen Wochen eingeschalteten Kanzlei Ufer Knauer das Mandat entzogen – die Staatsanwaltschaft war indes mit der bisherigen Zusammenarbeit durchaus zufrie-den. Stattdessen übernahm nun die Kanzlei Luther. Nur eingeschränkt wurde laut dem Branchendienst Juve indes die Zusammenarbeit mit der Sozietät Gib-son Dunn. Sie war seit Längerem in zentraler Position bei Wirecard engagiert, beriet seit Jahren in Fragen des Gesellschafts- und Kapitalmarktrechts sowie zu Compliancethemen. Einen Großteil der Aufgaben sol-len nun die Anwälte von Gleiss Lutz übernommen ha-ben. Die Kanzlei ist derzeit auch in einem anderen großen Skandal tätig: Sie berät den Aufsichtsrat von Volkswagen im Dieselskandal.

Schicksalstage bei WirecardDer Bilanzskandal um den Zahlungsabwickler weitet sich aus. Die Aufsicht gerät immer stärker in die Kritik, die Regierung kündigt den Vertrag mit der „Bilanz -polizei“. Für Konzernteile gibt es erste Interessenten.

Konzernzentrale in Aschheim: Eine Zerschlagung Wirecards

wird wahrscheinlicher.

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12MILLIARDEN

Euro an Börsenwert wurden beim Absturz Wirecards vernichtet

– und das binnen sieben Tagen.

Quelle: Reuters

Finanzen & Börsen

1

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12228

Im Wirecard-Skandal verdichten sich unterdessen die Hinweise, dass auch reale Gelder in hoher Millio-nensumme in unbekannte Kanäle abgeflossen sein könnten. Nach Handelsblatt-Informationen haben Er-mittler, Anwälte und Prüfer in den vergangenen Tagen immer mehr Ungereimtheiten gefunden. Konkret soll es dabei unter anderem um einen Zukauf zu einem überhöhten Kaufpreis in Indien gehen. Dieser Zukauf war im Oktober 2015 der größte der Firmengeschichte. Darüber hinaus verfolgen die Ermittler den Fluss unbe-sicherter Kredite, die gewährt worden sind und deren tatsächliche Empfänger unklar sind.

5. Was sind die Konsequenzen?Angesichts des Skandals will die Bundesregierung

den Vertrag mit der Deutschen Prüfstelle für Rech-nungslegung (DPR) kündigen. Finanzstaatssekretär Jörg Kukies bestätigte in der „Financial Times“, dass künftig die Bafin direkt selbst ermittle, anstatt die DPR zu be-auftragen. Bislang kontrollierte der privatrechtlich or-ganisierte Verein DPR im Staatsauftrag die Bilanzen. Kukies nannte die Wirecard-Affäre einen Weckruf, um schon lange bestehende Probleme anzugehen. Es müssten radikale Lösungen gefunden werden. So sei es ein Fehler, dass Wirecard als Technologieunternehmen behandelt wurde und daher nicht direkt der Finanzauf-sicht unterstanden habe. Aus Sicht der Bundesregie-rung brauche man eine europäische Aufsicht für solche Zahlungsdienstleister.

Am Montag tagt der Bafin-Verwaltungsrat, der sich mit der Frage beschäftigen muss, warum die Behörde nicht früher eingeschritten ist. Sie hatte bereits Anfang 2019 Insiderinformationen auf Unregelmäßigkeiten er-halten. „Es gab ein Totalversagen sämtlicher Kontroll-mechanismen. Aufsichtsrat, Interne Revision, Wirt-schaftsprüfer und Bankenaufsicht – niemand ist seiner Verantwortung gerecht geworden“, kritisierte der Grü-nen-Finanzexperte Sven Giegold. „Es ist völlig unver-ständlich, dass intern und extern niemand den groben Unstimmigkeiten auf den Grund gegangen ist.“

Am Mittwoch muss Bafin-Präsident Felix Hufeld im Finanzausschuss Rede und Antwort stehen. Er hatte bereits Fehler seiner Behörde eingeräumt. Auch struk-turelle Probleme spielten eine Rolle: So hat sich die Ba-fin zwar um die Wirecard Bank gekümmert, war aber für den Restkonzern nicht zuständig. Die Bafin verweist auf Anfrage auf die Deutsche Prüfstelle: „Zuständig für die Bilanzprüfung ist auf erster Stufe allein die DPR. Und die haben wir umgehend beauftragt. Dort hat die Prüfung so lange gedauert“, erklärte die Bafin auf An-frage. Laut der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ soll in der DPR in den vergangenen 16 Monaten im Wesent-lichen nur ein Mitarbeiter mit der Prüfung der Vorwür-fe betraut gewesen sein. „Bei der Bafin waren und sind eine Vielzahl von Mitarbeitern mit dem Fall Wirecard befasst, über verschiedene Geschäftsbereiche hinweg“, betont die Bafin dagegen.

Der Bafin und der DPR drohen nun Klagen: Die Ber-liner Rechtsanwälte Marc Liebscher und Wolfgang Schirp haben angekündigt, Sammelklagen wegen „Staatshaftung“ vorzubereiten. Grund sei das Versagen der Aufsichtsbehörden im Fall Wirecard. „Aus den Presseberichten und Aussagen der Verantwortlichen wird deutlich, dass Bafin und DPR krasse Fehler ge-macht haben. Dafür werden wir die Bundesrepublik für unsere Mandanten auf Schadensersatz verklagen“, erklärte Liebscher.

6. Wo ist Jan Marsalek?Wirecards langjähriger Konzernchef Markus Braun hat-te sich am vergangenen Montag der Staatsanwaltschaft München gestellt und war gegen Zahlung von fünf Mil-lionen Euro Kaution am Dienstag aus der Haft entlas-sen worden. Weiter auf freiem Fuß ist der gekündigte ehemalige Organisationsvorstand und Asien-Manager Jan Marsalek. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl vor. Zuletzt wurde Marsalek auf den Philippinen vermutet. Angeb-lich soll er von dort in Richtung China ausgereist sein, entsprechende Videoaufnahmen des Flughafens zeigen ihn jedoch nicht beim Verlassen des Landes. Marsaleks Anwalt wollte sich auf Nachfrage zu den Vorwürfen und seinem Verbleib nicht äußern. Zuletzt war vermu-tet worden, dass sich Marsalek Anfang der Woche den Fahndern rund um die Münchener Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl, einer Expertin für schwierige Wirtschaftsstraffälle, stellen könnte. Nun sei man sich da nicht mehr sicher, heißt es aus seinem Umfeld.

Michael Gschrei

„Für die Prüfer ist Wirecard ein Super-GAU“

Michael Gschrei, 68, ist Vor-standssprecher des Verbands wp.net, der mittelständische Wirtschaftsprüfer vertritt. Er sitzt auch im Vorstand der Wirtschaftsprüferkammer.

Herr Gschrei, alle Welt rätselt über Wirecard. Dort haben sich 1,9 Milliarden Euro aufgelöst. Das Geld sollte auf Banken in Manila liegen. Was sagt ein Wirtschaftsprüfer dazu?Das Geld war nie da. Die Milliarden standen nur in den Büchern. Das ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Mich erinnert der Fall an den Skandal um den Nahrungs-konzern Parmalat vor 17 Jahren. Da war der Verkauf von Milchpulver von Singapur nach Kuba ebenso fiktiv wie ein Guthaben über vier Milliarden Euro bei der Bank of America.

Wo lagen die Wirtschaftsprüfer falsch?Sie hätten die Bilanzlöcher viel früher aufde-cken müssen. Hinweise auf Unregelmäßigkei-ten gab es seit 2017 ja genug, etwa im „Mana-ger-Magazin“ und in der „Financial Times“. Nach dem 2009 etablierten Prüfungsstan-dard ist klar, dass Wirtschaftsprüfer die Auf-gabe einer risikoorientierten Abschlussprü-fung haben und das Geschäftsmodell genau kennen müssen. Irgendwelche Zweifel müs-sen im Bestätigungsvermerk aufgeführt wer-den. Das gilt erst recht seit 2016. Im Fall Wi-recard fanden wir nichts dergleichen. Die Prüfer haben wohl nicht genau hingeschaut.

Zuständig seit zehn Jahren ist EY, neben De-loitte, PwC und KPMG eine der vier großen Wirtschaftsprüferkonzerne, der „Big Four“. Eindeutig ist, dass die Prüfungsschwerpunkte falsch gewählt wurden. Man kümmerte sich in der 2017er-Bilanz um die Aufteilung von Firmenkaufpreisen und 2018 schwerpunkt-mäßig um immaterielle Werte. Nicht geprüft wurde das eigentliche Geschäftsmodell, der Umsatz mit Drittpartnern im Nahen und Fer-nen Osten sowie der Nachweis der daraus re-sultierenden hohen liquiden Mittel, die 2018 rund eine Milliarde betragen haben.

Hier entstand fast die Hälfte des Umsatzes und ein Großteil der operativen Gewinne …… und diese hohen Margen waren sehr unge-wöhnlich. Warum hat keiner der Prüfer die Fahne gehoben? Man hat offenbar die von Wirecard vorgelegten internen Belege ein-fach akzeptiert und nicht weiter nachgefragt. Versagt hat für mich auch die interne Quali-tätssicherung bei EY durch einen Aufpasser. Das ist gesetzlich so vorgesehen.

Könnten Aktionäre mit Aussicht auf Erfolg gegen EY klagen?Ja, ich denke schon. Das alles war für mich grob fahrlässig. Es liegt für mich eine große Fehlerkette vor.

KPMG hat es geschafft, per Sondergutachten die kritischen Punkte anzusprechen. Hängt das mit forensischen Methoden zusammen?

Nein. In diesem Fall sind die Prü-fungshandlungen im Grunde die gleichen. Wirtschaftsprüfer müssen auch bei der Ab-schlussprüfung bei bedeutsa-men Posten externe Prüfungs-nachweise einholen. Im Bei-

spiel der fiktiven 1,9 Milliarden von den Philippinen bedeutet

dies, dass die Bestätigung des Treu-händers nicht ausreicht. Vielmehr muss

die Bank EY bestätigen, dass der Treuhänder das Geld angelegt hat. Und zwar im Original, nicht online oder per Fax, der Prüfer braucht die Originalbankbestätigung auf seinen Na-men ausgestellt. Der Prüfer hätte gut daran getan, nach Manila zu fahren und mit den zwei Banken zu reden. Offenbar wurden die Institute nicht mal angeschrieben. So etwas habe ich noch nie erlebt.

Verweist der Skandal auf ein generelles Ver-sagen des Prüfsystems?Leider ja. Wirecard hat darauf hingewiesen, dass die DPR, die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung, ja schon alles gecheckt und für richtig befunden habe. Das ist im-merhin unsere „Bilanzpolizei“. Darauf hat sich dann wohl auch EY verlassen. Vielleicht, weil die DPR sehr stark mit langjährigen Mit-arbeitern der „Big Four“ bestückt wird.

Erst 2016 ist das System reformiert worden. Es entstand die Aufsichtsstelle Apas, um die Qualität der Prüfung zu sichern. Mir war damals schon klar, dass eines Tages wieder ein großer Betrugsfall kommt. Für die Apas wurden einfach Leute aus der Vorgän-ger-Organisation Apak übernommen. Es han-delt sich um einstige Wirtschaftsprüfer der „Big Four“. Alumni erledigen die Aufsicht. Ich bin skeptisch, ob die Apas nun das eigent-lich erforderliche Berufsaufsichtsverfahren gegen EY einleitet und auch die Öffentlichkeit informiert. Im April habe ich es gefordert – und nach drei Wochen die Antwort erhalten, mein Schreiben wäre eingegangen.

Was sind die Folgen aus Wirecard?Wir bestrafen zwar den Schuldigen, nutzen den Fehler aber nicht produktiv. Wir disku-tieren ihn nicht in unserer Kammer, wir hal-ten die Fehler geheim. Man wolle keine „Pranger-Gesellschaft“ haben, hat der frühe-re Kammerpräsident von EY erklärt. Dabei geht es um Qualitätssicherung. Menschen, auch Wirtschaftsprüfer, machen Fehler, aber darüber zu schweigen macht Prüferskandale. Für die Prüfer ist Wirecard ein Super-GAU.

Wer soll die Systemmängel ändern? Europa. Wir reden über die Umsetzung einer EU-Richtlinie. Da müssen wir nachjustieren. Man könnte „Joint Audits“ einführen, die Brüssel schon 2011 wollte. Zwei voneinander unabhängige Gesellschaften prüfen einen Ab-schluss. Und wir brauchen eine faktisch von den „Big Four“ unabhängige Aufsicht.

Die Fragen stellte Hans-Jürgen Jakobs.

Der Wirtschaftsprüfer-Verbandschef über die vielen Defizite bei Wirecard, die Rolle der Gesellschaft EY und die größten Fehler im Kontrollsystem.

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Finanzen & Börsen1

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12229

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Page 29: Handelsblatt - 29 06 2020

E. Atzler, R. Bender, J. Hildebrand, F. Holtermann Frankfurt, Düsseldorf, Berlin

Die Krise und Insolvenz des Zahlungs-dienstleisters Wirecard, bei denen über zwölf Milliarden Euro an Börsen-wert vernichtet wurden, stehen für den größten Wirtschaftsskandal der

Dax-Geschichte. Nun beginnt die komplexe Aufarbei-tung. Eine Übersicht über die wichtigsten Fragen und Antworten in der Woche nach dem Absturz.

1. Warum die Insolvenzmeldung?Bereits seit dem vorletzten Freitag hatten der neue Vorstandschef James Freis und Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann mit den rund 15 Gläubigerban-ken verhandelt. Unter Führung der Commerzbank, der Landesbank Baden-Württemberg und der beiden niederländischen Großbanken ABN Amro und ING haben sie Wirecard vor etwa zwei Jahren eine Kredit-linie über 1,75 Milliarden Euro gewährt. Ausgeschöpft waren hiervon 800 Millionen Euro, die die Banken am 30. Juni hätten fällig stellen können, und 500 Mil-lionen Euro mit der Frist 1. Juli. Die Banken wurden von der Insolvenzmeldung am vergangenen Don-nerstag überrascht. Bis zuletzt habe es konstruktive Verhandlungen mit dem Konzern gegeben, hieß es aus Kreisen des Konsortiums. Jetzt hat der designier-te Insolvenzverwalter Michael Jaffé das Sagen. Noch am Mittwochabend hatten Insider auf einen soge-nannten Waiver, eine Verlängerung des Kreditrah-mens bis zum Jahresende, gehofft. Das hätte der neu-en Führung die Chance gegeben, den Konzern im laufenden Betrieb zu restrukturieren.

Neben der Schwierigkeit, die werthaltigen Teile Wire cards zu identifizieren, insbesondere die Profita-bilität des Europa- und Amerikageschäfts, hat nach Informationen des Handelsblatts vor allem eine Inter-vention der Finanzaufsicht Bafin von Mittwoch auf Donnerstag den Ausschlag für die Insolvenzmeldung gegeben. Die Bafin habe Freis und Eichelmann nach-drücklich zu verstehen gegeben, dass man nicht das Risiko einer Insolvenzverschleppung oder des Ab-flusses weiterer Gelder eingehen könnte, heißt es von mehreren mit dem Vorgang vertrauten Personen. Ge-rade dem Compliance-Experten Freis, den Wirecard gerade erst von der Deutschen Börse abgeworben hatte, seien die verbundenen Haftungsfragen und möglichen strafrechtlichen Konsequenzen genau be-wusst gewesen. Die Aufsichtsbehörde wollte den Vor-gang auf Anfrage nicht kommentieren.

2. Welche Zukunftschancen gibt es?Auch wenn an der Insolvenzmeldung für die Holding – die Wirecard Bank AG und die Landesgesellschaften sind davon nicht betroffen – am Ende wohl kein Weg vorbei führte, war die Außenwirkung für den Kon-zern verheerend. Die Bafin und die britische Aufsicht FCA, die der dortigen Tochter das Einfrieren des Ge-schäftsbetriebs auferlegt hatte, hätten die Restruktu-rierungsbemühungen torpediert, lautet eine Sicht in Aschheim. An einer Zerschlagung des Konzerns füh-re nun kein Weg vorbei, glauben mehrere Insider.

Kurz vor der Insolvenz hatte die Konzernführung noch verschiedene Möglichkeiten durchgespielt. So habe es einen profitablen Business Case etwa für das europäische Kerngeschäft gegeben, heißt es. Die ers-ten Interessenten klopfen Insidern zufolge bereits bei Wirecard an, darunter Private-Equity-Häuser, Kon-kurrenten und Investmentbanken im Auftrag unge-nannter Dritter. Viele seien jedoch auf Informationen oder Kundenportfolios aus, weniger an der Technik Wirecards interessiert, was ein schlechtes Signal für die rund 5000 Mitarbeiter wäre. Nach Informationen des Handelsblatts zählen zu den Interessenten unter anderem der französische Zahlungsabwickler World-line und der Konkurrent Nets aus Singapur. World -line und Nets wollten den Vorgang auf Anfrage nicht kommentieren. Wie ernsthaft das Interesse ist, ist of-fen. Worldline muss aktuell eine große Übernahme stemmen, übernimmt den Wettbewerber Ingenico für fast acht Milliarden Euro. Die beiden Unterneh-men werden damit zu einem der größten Zahlungs-dienstleister weltweit. Ingenico ist über ein Gemein-schaftsunternehmen mit den deutschen Sparkassen in Deutschland aktiv, auch Nets hat mit Concardis ei-ne deutsche Einheit.

Nicht interessiert zeigt sich der niederländische Wettbewerber Adyen. Er betont stets, dass er grund-sätzlich keine Zukäufe tätigt und vielmehr aus eigener Kraft wachsen will. Seine Aktie erklomm vergangene Woche ein weiteres Rekordhoch. Auch ein Manage-ment-Buy-out einzelner Tochtergesellschaften wird derzeit erwogen. Darüber hinaus kursiert im Netz be-reits eine wachsende Liste mit den Daten von über 400 Wirecard-Angestellten, die auf der Suche nach ei-nem neuen Arbeitgeber sind.

3. Wie reagieren die Kunden?Wirecards Kunden zeigen sich aufgrund der schwieri-gen Lage zunehmend verunsichert. Die ersten Part-ner, darunter der Fahrdienst Grab und die Smart -phone-Bank Revolut, sind bereits von der Fahne ge-gangen. Entscheidend dürfte nun sein, wie die beiden großen Kreditkartennetzwerke Visa und Mas-tercard reagieren. Sollten diese Wirecard die Lizen-zen für die Herausgabe und Akzeptanz ihrer Kredit-karten entziehen, hätte der Konzern ein großes Pro-blem. Im Falle der Kündigung oder Aufhebung dieser Lizenzverträge würde die Geschäftstätigkeit von Wi-recard beziehungsweise der Wirecard Bank „erheb-lich beeinträchtig werden“, hieß es bereits im Ge-schäftsbericht 2018. Laut Bloomberg haben Visa und Mastercard bereits begonnen, Wirecard-Kunden zu kontaktieren, um sie auf die Möglichkeit vorzuberei-ten, dass Wirecards Zugang zu ihren Netzwerken ent-

zogen werden könnte. Die Nachrichtenagentur beruft sich hierbei auf mit der Angelegenheit vertraute Per-sonen.

4. Wie läuft die interne Aufklärung?Das infrage gestellte Drittpartner-Geschäft werde ge-prüft, erklärte der Konzern am Samstag: „Der neu eingesetzte CEO der Wirecard AG, James H. Freis, Jr., hat sofort mit Amtsantritt einen neuen Ansatz zur Aufklärung der bekannten Vorwürfe eingeleitet.“ Ne-ben anderen Maßnahmen, die nicht näher erläutert wurden, seien neue Beraterfirmen beauftragt wor-den, „um die Neutralität und insbesondere Unabhän-gigkeit von den früheren Vorständen der Wirecard AG zu gewährleisten“. Dabei wurde der erst vor weni-gen Wochen eingeschalteten Kanzlei Ufer Knauer das Mandat entzogen – die Staatsanwaltschaft war indes mit der bisherigen Zusammenarbeit durchaus zufrie-den. Stattdessen übernahm nun die Kanzlei Luther. Nur eingeschränkt wurde laut dem Branchendienst Juve indes die Zusammenarbeit mit der Sozietät Gib-son Dunn. Sie war seit Längerem in zentraler Position bei Wirecard engagiert, beriet seit Jahren in Fragen des Gesellschafts- und Kapitalmarktrechts sowie zu Compliancethemen. Einen Großteil der Aufgaben sol-len nun die Anwälte von Gleiss Lutz übernommen ha-ben. Die Kanzlei ist derzeit auch in einem anderen großen Skandal tätig: Sie berät den Aufsichtsrat von Volkswagen im Dieselskandal.

Schicksalstage bei WirecardDer Bilanzskandal um den Zahlungsabwickler weitet sich aus. Die Aufsicht gerät immer stärker in die Kritik, die Regierung kündigt den Vertrag mit der „Bilanz -polizei“. Für Konzernteile gibt es erste Interessenten.

Konzernzentrale in Aschheim: Eine Zerschlagung Wirecards

wird wahrscheinlicher.

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12MILLIARDEN

Euro an Börsenwert wurden beim Absturz Wirecards vernichtet

– und das binnen sieben Tagen.

Quelle: Reuters

Finanzen & Börsen

1

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12228

Im Wirecard-Skandal verdichten sich unterdessen die Hinweise, dass auch reale Gelder in hoher Millio-nensumme in unbekannte Kanäle abgeflossen sein könnten. Nach Handelsblatt-Informationen haben Er-mittler, Anwälte und Prüfer in den vergangenen Tagen immer mehr Ungereimtheiten gefunden. Konkret soll es dabei unter anderem um einen Zukauf zu einem überhöhten Kaufpreis in Indien gehen. Dieser Zukauf war im Oktober 2015 der größte der Firmengeschichte. Darüber hinaus verfolgen die Ermittler den Fluss unbe-sicherter Kredite, die gewährt worden sind und deren tatsächliche Empfänger unklar sind.

5. Was sind die Konsequenzen?Angesichts des Skandals will die Bundesregierung

den Vertrag mit der Deutschen Prüfstelle für Rech-nungslegung (DPR) kündigen. Finanzstaatssekretär Jörg Kukies bestätigte in der „Financial Times“, dass künftig die Bafin direkt selbst ermittle, anstatt die DPR zu be-auftragen. Bislang kontrollierte der privatrechtlich or-ganisierte Verein DPR im Staatsauftrag die Bilanzen. Kukies nannte die Wirecard-Affäre einen Weckruf, um schon lange bestehende Probleme anzugehen. Es müssten radikale Lösungen gefunden werden. So sei es ein Fehler, dass Wirecard als Technologieunternehmen behandelt wurde und daher nicht direkt der Finanzauf-sicht unterstanden habe. Aus Sicht der Bundesregie-rung brauche man eine europäische Aufsicht für solche Zahlungsdienstleister.

Am Montag tagt der Bafin-Verwaltungsrat, der sich mit der Frage beschäftigen muss, warum die Behörde nicht früher eingeschritten ist. Sie hatte bereits Anfang 2019 Insiderinformationen auf Unregelmäßigkeiten er-halten. „Es gab ein Totalversagen sämtlicher Kontroll-mechanismen. Aufsichtsrat, Interne Revision, Wirt-schaftsprüfer und Bankenaufsicht – niemand ist seiner Verantwortung gerecht geworden“, kritisierte der Grü-nen-Finanzexperte Sven Giegold. „Es ist völlig unver-ständlich, dass intern und extern niemand den groben Unstimmigkeiten auf den Grund gegangen ist.“

Am Mittwoch muss Bafin-Präsident Felix Hufeld im Finanzausschuss Rede und Antwort stehen. Er hatte bereits Fehler seiner Behörde eingeräumt. Auch struk-turelle Probleme spielten eine Rolle: So hat sich die Ba-fin zwar um die Wirecard Bank gekümmert, war aber für den Restkonzern nicht zuständig. Die Bafin verweist auf Anfrage auf die Deutsche Prüfstelle: „Zuständig für die Bilanzprüfung ist auf erster Stufe allein die DPR. Und die haben wir umgehend beauftragt. Dort hat die Prüfung so lange gedauert“, erklärte die Bafin auf An-frage. Laut der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ soll in der DPR in den vergangenen 16 Monaten im Wesent-lichen nur ein Mitarbeiter mit der Prüfung der Vorwür-fe betraut gewesen sein. „Bei der Bafin waren und sind eine Vielzahl von Mitarbeitern mit dem Fall Wirecard befasst, über verschiedene Geschäftsbereiche hinweg“, betont die Bafin dagegen.

Der Bafin und der DPR drohen nun Klagen: Die Ber-liner Rechtsanwälte Marc Liebscher und Wolfgang Schirp haben angekündigt, Sammelklagen wegen „Staatshaftung“ vorzubereiten. Grund sei das Versagen der Aufsichtsbehörden im Fall Wirecard. „Aus den Presseberichten und Aussagen der Verantwortlichen wird deutlich, dass Bafin und DPR krasse Fehler ge-macht haben. Dafür werden wir die Bundesrepublik für unsere Mandanten auf Schadensersatz verklagen“, erklärte Liebscher.

6. Wo ist Jan Marsalek?Wirecards langjähriger Konzernchef Markus Braun hat-te sich am vergangenen Montag der Staatsanwaltschaft München gestellt und war gegen Zahlung von fünf Mil-lionen Euro Kaution am Dienstag aus der Haft entlas-sen worden. Weiter auf freiem Fuß ist der gekündigte ehemalige Organisationsvorstand und Asien-Manager Jan Marsalek. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl vor. Zuletzt wurde Marsalek auf den Philippinen vermutet. Angeb-lich soll er von dort in Richtung China ausgereist sein, entsprechende Videoaufnahmen des Flughafens zeigen ihn jedoch nicht beim Verlassen des Landes. Marsaleks Anwalt wollte sich auf Nachfrage zu den Vorwürfen und seinem Verbleib nicht äußern. Zuletzt war vermu-tet worden, dass sich Marsalek Anfang der Woche den Fahndern rund um die Münchener Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl, einer Expertin für schwierige Wirtschaftsstraffälle, stellen könnte. Nun sei man sich da nicht mehr sicher, heißt es aus seinem Umfeld.

Michael Gschrei

„Für die Prüfer ist Wirecard ein Super-GAU“

Michael Gschrei, 68, ist Vor-standssprecher des Verbands wp.net, der mittelständische Wirtschaftsprüfer vertritt. Er sitzt auch im Vorstand der Wirtschaftsprüferkammer.

Herr Gschrei, alle Welt rätselt über Wirecard. Dort haben sich 1,9 Milliarden Euro aufgelöst. Das Geld sollte auf Banken in Manila liegen. Was sagt ein Wirtschaftsprüfer dazu?Das Geld war nie da. Die Milliarden standen nur in den Büchern. Das ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Mich erinnert der Fall an den Skandal um den Nahrungs-konzern Parmalat vor 17 Jahren. Da war der Verkauf von Milchpulver von Singapur nach Kuba ebenso fiktiv wie ein Guthaben über vier Milliarden Euro bei der Bank of America.

Wo lagen die Wirtschaftsprüfer falsch?Sie hätten die Bilanzlöcher viel früher aufde-cken müssen. Hinweise auf Unregelmäßigkei-ten gab es seit 2017 ja genug, etwa im „Mana-ger-Magazin“ und in der „Financial Times“. Nach dem 2009 etablierten Prüfungsstan-dard ist klar, dass Wirtschaftsprüfer die Auf-gabe einer risikoorientierten Abschlussprü-fung haben und das Geschäftsmodell genau kennen müssen. Irgendwelche Zweifel müs-sen im Bestätigungsvermerk aufgeführt wer-den. Das gilt erst recht seit 2016. Im Fall Wi-recard fanden wir nichts dergleichen. Die Prüfer haben wohl nicht genau hingeschaut.

Zuständig seit zehn Jahren ist EY, neben De-loitte, PwC und KPMG eine der vier großen Wirtschaftsprüferkonzerne, der „Big Four“. Eindeutig ist, dass die Prüfungsschwerpunkte falsch gewählt wurden. Man kümmerte sich in der 2017er-Bilanz um die Aufteilung von Firmenkaufpreisen und 2018 schwerpunkt-mäßig um immaterielle Werte. Nicht geprüft wurde das eigentliche Geschäftsmodell, der Umsatz mit Drittpartnern im Nahen und Fer-nen Osten sowie der Nachweis der daraus re-sultierenden hohen liquiden Mittel, die 2018 rund eine Milliarde betragen haben.

Hier entstand fast die Hälfte des Umsatzes und ein Großteil der operativen Gewinne …… und diese hohen Margen waren sehr unge-wöhnlich. Warum hat keiner der Prüfer die Fahne gehoben? Man hat offenbar die von Wirecard vorgelegten internen Belege ein-fach akzeptiert und nicht weiter nachgefragt. Versagt hat für mich auch die interne Quali-tätssicherung bei EY durch einen Aufpasser. Das ist gesetzlich so vorgesehen.

Könnten Aktionäre mit Aussicht auf Erfolg gegen EY klagen?Ja, ich denke schon. Das alles war für mich grob fahrlässig. Es liegt für mich eine große Fehlerkette vor.

KPMG hat es geschafft, per Sondergutachten die kritischen Punkte anzusprechen. Hängt das mit forensischen Methoden zusammen?

Nein. In diesem Fall sind die Prü-fungshandlungen im Grunde die gleichen. Wirtschaftsprüfer müssen auch bei der Ab-schlussprüfung bei bedeutsa-men Posten externe Prüfungs-nachweise einholen. Im Bei-

spiel der fiktiven 1,9 Milliarden von den Philippinen bedeutet

dies, dass die Bestätigung des Treu-händers nicht ausreicht. Vielmehr muss

die Bank EY bestätigen, dass der Treuhänder das Geld angelegt hat. Und zwar im Original, nicht online oder per Fax, der Prüfer braucht die Originalbankbestätigung auf seinen Na-men ausgestellt. Der Prüfer hätte gut daran getan, nach Manila zu fahren und mit den zwei Banken zu reden. Offenbar wurden die Institute nicht mal angeschrieben. So etwas habe ich noch nie erlebt.

Verweist der Skandal auf ein generelles Ver-sagen des Prüfsystems?Leider ja. Wirecard hat darauf hingewiesen, dass die DPR, die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung, ja schon alles gecheckt und für richtig befunden habe. Das ist im-merhin unsere „Bilanzpolizei“. Darauf hat sich dann wohl auch EY verlassen. Vielleicht, weil die DPR sehr stark mit langjährigen Mit-arbeitern der „Big Four“ bestückt wird.

Erst 2016 ist das System reformiert worden. Es entstand die Aufsichtsstelle Apas, um die Qualität der Prüfung zu sichern. Mir war damals schon klar, dass eines Tages wieder ein großer Betrugsfall kommt. Für die Apas wurden einfach Leute aus der Vorgän-ger-Organisation Apak übernommen. Es han-delt sich um einstige Wirtschaftsprüfer der „Big Four“. Alumni erledigen die Aufsicht. Ich bin skeptisch, ob die Apas nun das eigent-lich erforderliche Berufsaufsichtsverfahren gegen EY einleitet und auch die Öffentlichkeit informiert. Im April habe ich es gefordert – und nach drei Wochen die Antwort erhalten, mein Schreiben wäre eingegangen.

Was sind die Folgen aus Wirecard?Wir bestrafen zwar den Schuldigen, nutzen den Fehler aber nicht produktiv. Wir disku-tieren ihn nicht in unserer Kammer, wir hal-ten die Fehler geheim. Man wolle keine „Pranger-Gesellschaft“ haben, hat der frühe-re Kammerpräsident von EY erklärt. Dabei geht es um Qualitätssicherung. Menschen, auch Wirtschaftsprüfer, machen Fehler, aber darüber zu schweigen macht Prüferskandale. Für die Prüfer ist Wirecard ein Super-GAU.

Wer soll die Systemmängel ändern? Europa. Wir reden über die Umsetzung einer EU-Richtlinie. Da müssen wir nachjustieren. Man könnte „Joint Audits“ einführen, die Brüssel schon 2011 wollte. Zwei voneinander unabhängige Gesellschaften prüfen einen Ab-schluss. Und wir brauchen eine faktisch von den „Big Four“ unabhängige Aufsicht.

Die Fragen stellte Hans-Jürgen Jakobs.

Der Wirtschaftsprüfer-Verbandschef über die vielen Defizite bei Wirecard, die Rolle der Gesellschaft EY und die größten Fehler im Kontrollsystem.

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Finanzen & Börsen1

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12229

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Page 30: Handelsblatt - 29 06 2020

1) Nettovermögenswert (Immobilienwert minus Schulden) nach Definition der European PublicReal Estate Association; 2) Nettoschulden zu Verkehrswert; 3) Verhältnis aus dem Marktwert desPortfolios und den annualisierten Nettomieterträgen; 4) Operatives Ergebnis aus Immobilienbe-wirtschaftung, haushaltsnahen Dienstleistungen und Veräußerungen inklusive Nettozinsauf-wendungen und laufenden Ertragsteuern; 5) Operatives Ergebnis aus Immobilienbewirtschaftung;6) Operatives Ergebnis aus dem Geschäft mit wohnungsnahen Dienstleistungen; 7) OperativesErgebnis aus Wohnungsprivatisierungen; 8) Operatives Ergebnis aus Neubau für den Verkaufsowie Neubau für den Bestand abzüglich Kosten

in Mio. €

in €

in %

DeutscheWohnen

Auszüge aus dem Geschäftsbericht

Gewinn-und-Verlust-Rechnungin Mio. Euro

Mieteinnahmen

Betriebskosten

And. Erlöse aus Immobilienbewirtschaftung

Erlöse aus Immobilienbewirtschaftung

Ergebnis aus Veräußerung von Immobilien

Bewertungsergebnis

Aktivierte Eigenleistung

Materialaufwand

Personalaufwand

Zinsaufwendungen

Summe sonstiger Aufwendungen u. Erträge

Ergebnis vor Steuern

Ertragsteuer

Periodenergebnis

Auf Hybridkapitalgeber und andere

Anteilseigner entfallend

Ergebnis je Aktie

1.894

750

60

2.708

232

3.518

608

-1.381

-513

-421

-168

3.874

-1.472

2.403

40

4,48 €

2.075

763

70

2.911

129

4.132

687

-1.463

-536

-418

-190

3.139

-1.845

1.294

40

2,15 €

2018 2019

KonkurrenzvergleichKennzahlen 2019

Zahl der Wohnungen

Mieteinnahmen

EPRA Net Asset Value1

Loan to Value (LTV)2

EPRA Net Initial Yield3

416.236

2.075

54,69

43,1

3,3

161.261

873

47,02

35,4

2,7

134.031

586

106,60

37,7

3,8

VonoviaLEG

Immob.

60

50

40

30

20

10

60

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40

30

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TIEF

16,22 €10.7.2013

2013

Aktienkursin Euro

2014 2015 2016ab Juli

Mathias Streit Erfurt

Für Vonovia war der 31. März ein bedeutender Tag. Der Wohnungskon-zern sammelte eine Milli-arde Euro am Kapital-

markt über zwei Anleihen ein. Die Emission war dreifach überzeichnet. Ein deutliches Signal an die Investo-ren: Vonovia kann sich selbst auf dem – vorläufigen – Höhepunkt der Corona-krise mit Leichtigkeit finanzieren. Für diese Signalwirkung nahm Vonovia Konditionen in Kauf, die schlechter als die durchschnittlichen Finanzierungs-kosten sind: 1,9 Prozent Zins kosten die neuen Anleihen. Verkraftbar. Denn die durchschnittlichen Finanzierungskos-ten bleiben trotzdem bei 1,5 Prozent.

In der Coronakrise beweist Vonovia damit Stärke. Bei Investoren ist die Ak-tie derart gefragt, dass sie nach einem Zwischentief Mitte März, als der Kurs noch bei 38 Euro lag, zuletzt auf ein neues Allzeithoch von mehr als 55 Euro kletterte. Angesichts strenger Re-gulierung am Wohnungsmarkt lassen sich Anleger nicht etwa mit üppigen Gewinnaussichten locken. Sie über-zeugt die Verlässlichkeit.

Die finanziellen Folgen von Corona sind für den Wohnungsvermieter bis-her überschaubar. Ein Prozent der Mieter hat sich bislang wegen Corona-bedingter finanzieller Probleme gemel-det. Als Folge der Pandemie rechnen die Bochumer derzeit maximal mit Einbußen in Höhe von 40 Millionen Euro – eine geringe Summe gegenüber den 2,3 Milliarden Euro an Mietein-nahmen, die Vonovia in diesem Jahr erwartet. So hält der Konzern auch da-ran fest, den Aktionären in diesem Jahr 1,57 Euro pro Aktie an Dividende auszuschütten.

Völlig spurlos wird die Krise aber nicht an dem Dax-Konzern vorbeige-hen. Statt der erwarteten Mietsteige-rung von 3,5 bis 4,0 Prozent werden es nun voraussichtlich 3,3 bis 3,8 Prozent sein. Deutschlands größter Vermieter hat versprochen, vorerst bis Septem-ber keine Mieten zu erhöhen. Beim Neubau peilen die Bochumer noch 1600 Wohnungen an. Einige der Bau-projekte verzögern sich und werden erst im nächsten Jahr fertiggestellt. 2019 stellte der Konzern 2100 Woh-nungen fertig.

Auf das operative Ergebnis hat das kaum einen Effekt. Die Erträge aus dem Bereich Development haben sich im vergangenen Jahr zwar auf 85 Mil-lionen Euro verdoppelt. Wie gering dies ist, zeigt sich im Kontrast zum Group FFO, der maßgeblichen Ge-winnkennziffer, der sich im vergange-nen Jahr auf 1,2 Milliarden Euro belief. In den Group FFO fließen die Gewinne aus dem Vermietungsgeschäft, Verkäu-fen aus Privatisierungen, Neubau und haushaltsnahen Dienstleistungen ein. Der Group FFO ist bei Vonovia im ver-gangenen Jahr um 7,7 Prozent gestie-gen und damit nur halb so schnell wie noch im Jahr zuvor. Für 2020 bestätig-te Vonovia erst im Mai seine Gewinn-prognose von 1,275 bis 1,325 Milliar-den Euro.

Vor allem das Geschäft mit haus-haltsnahen Dienstleistungen wächst stark, zuletzt um zwanzig Prozent auf 146 Millionen Euro. Binnen weniger Jahre hat sich der Bereich als bedeutsa-mes Geschäftsfeld etabliert. 2013 brachte Value-Add gerade einmal zehn Millionen Euro ein.

Bei den Wohnungsverkäufen ist künftig weniger zu erwarten, nachdem Vonovia sein Portfolio in den vergange-nen Jahren bereits stark umgebaut hat.

Das Ergebnis aus den Veräußerungen von Immobilien fiel von 232 auf 129 Millionen Euro. Das Vermietungsge-schäft bleibt der wichtigste Geschäfts-bereich. Deutschland spielt hier trotz der internationalen Expansion mit Abstand die bedeutendste Rolle. 85 Prozent der 415.000 Wohnungen Vonovias befinden sich in der Bun-desrepublik.

Mieten steigen langsamerIn den vergangenen Jahren wurde hier jedoch die Mietregulatorik deutlich verschärft. Seit 2019 dürfen Vermieter nur noch acht statt bis dato elf Prozent der Modernisierungskosten auf die Mieter umlegen. In diesem Jahr hat die Regierung den Referenzzeitraum für die Mietspiegelberechnung von vier auf sechs Jahre verlängert. In der Folge

Vonovia

Stabile Geschäfte trotz CoronaWährend die Pandemie Industrieunternehmen Sorgen bereitet, erweist sich das Wohnungsgeschäft als robust.

Stärken und Schwächen „Dax-Konzerne ungeschminkt“ nimmt die Aktionärstreffen deutscher Großunter-nehmen zum Anlass, deren Jahresab-schlüsse kritisch zu durchleuchten.

Dax-Konzerne ungeschminkt

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12230

HANDELSBLATT • Quelle: Unternehmen • Geschäftsbericht 2019

AK

TIV

APA

SSIV

A

Bilanz

in Mio. EuroImmaterielle Vermögenswerte

Investment Properties

Weitere langfristige Vermögenswerte

Langfristige Vermögenswerte

Zahlungsmittel und -äquivalente

Weitere kurzfristige Vermögenswerte

Kurzfristige Vermögenswerte

Bilanzsumme

Eigenkapital

Langfristige Schulden

Kurzfristige Schulden

Bilanzsumme

2.943

43.491

1.206

47.640

548

1.200

1.748

49.388

19.664

25.578

4.146

49.388

1.604

52.737

726

55.067

501

930

1.431

56.498

21.070

31.746

3.682

56.498

2018 2019

Wichtige Kennzahlen

Zahl der Wohnungen

Verkehrswert der Wohnungen

Monatliche Ist-Miete je m2

EPRA Net Asset Value (NAV)1

EPRA Net Asset Value je Aktie1

Loan to Value (LTV)2

Group FFO4

Adjusted Ebitda Rental5

Adjusted Ebitda Value-add6

Adjusted Ebitda Recurring Sales7

Adjusted Ebitda Development8

Adjusted Ebitda Total

Group FFO je Aktie

395.769

44.240

6,52

26.105

50,39

42,8

1.132

1.313

121

79

39

1.555

2,18

416.236

53.316

6,93

29.655

54,69

43,1

1.219

1.437

146

92

85

1.760

2,25

2018 2019

in Mio. €

in €

in Mio. €

in €

in %

in Mio. €

in Mio. €

in Mio. €

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in Mio. €

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Rolf BuchVorstandschef

seit 1.4.2013 HANDELSBLATT • Schlusskurs 26.6.2020 • Quelle: Thomson Reuters

55,20 €HOCH4.6.2020

54,16 €26.6.2020

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werden die Mietspiegel langsamer stei-gen als zuvor – und an denen orientie-ren sich die Wohnungsunternehmen bei ihren Mieterhöhungen. Vonovia-Chef Rolf Buch gibt im Gespräch mit dem Handelsblatt aber zu verstehen, dass die Folgen daraus für das Ge-schäft nicht wesentlich sein werden. Eine genaue Zahl nennt er allerdings nicht.

Zuletzt hat Vonovia die Mieten im Bestand um 1,0 Prozent erhöht. Modernisierungen und Neubau sorgten für weitere 2,9 Prozent, so-dass die Mieten um insgesamt 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr an-stiegen. Künftig dürfte sich dieses Tempo verlangsamen. Die Rating-agentur Standard & Poor’s rechnet 2021 nur noch mit drei Prozent.

2018 lag diese Kennziffer noch bei 4,4 Prozent.

Vonovia bekommt auch den seit Ende Februar geltenden Berliner Mie-tendeckel zu spüren. In der Haupt-stadt hält Vonovia ein Zehntel seines Portfolios. Die Kosten werden sich laut Konzernchef Buch auf zehn Mil-lionen Euro pro Jahr summieren, also 60 Millionen Euro für die Dauer des Deckels. Konkurrent Deutsche Woh-nen, der 70 Prozent seines Bestands in der Hauptstadt hält, kostet der De-ckel bis zu 330 Millionen Euro.

Auslandsgeschäft wächst

2019 erwarb Vonovia zunächst 2300 Wohnungen von Akelius in Schweden, gegen Jahresende das Unternehmen Hembla mit weiteren 21.400 Wohnun-gen. Wie groß der Effekt dieser Zukäu-fe für den Ertrag sein wird, will Vono -via nicht beziffern. Ein Blick in die Zahlen von Hembla zeigt indes, dass das Unternehmen 2018 einen Ertrag von 558 Millionen schwedischen Kro-nen – umgerechnet 53 Millionen Euro – bilanzierte. In dieser Größenordnung dürfte auch der Gewinnbeitrag für Vonovia liegen.

Die Bochumer sind weiter auf Wachstumskurs. Am Freitag kaufte sich Vonovia mit einem Anteil von 2,6 Prozent bei Vesteda ein, einem 27.000 Wohnungen umfassenden Portfolio in den Niederlanden. Bereits 2018 erwarb Vonovia in Frankreich eine Beteiligung an einem Wohnportfolio, um Erfah-rungen zu sammeln. Für einen breiten Einstieg fehlt aber immer noch die Li-beralisierung des Wohnungsmarktes.

Im Inland wächst Vonovia organisch, indem es den Bestand mit Modernisie-rungen aufwertet. Das kostet. Allein die Investitionen in Modernisierung und Neubau stiegen um fast ein Drittel auf knapp 1,5 Milliarden Euro. In diesem Jahr soll das Wachstumstempo jedoch deutlich langsamer werden. Geplant sind zwischen 1,3 und 1,6 Milliarden Euro. Die Investitionen sorgen zugleich dafür, dass der freie Cashflow seit Jah-ren im negativen Bereich liegt. Zuletzt lag er laut Bloomberg bei minus 926 Millionen Euro. Investoren bereitet dies jedoch kaum Kopfzerbrechen, denn anders als etwa bei Investitionen konjunkturabhängiger Industriekon-zerne lassen sich aus den Investitionen Vonovias ziemlich verlässlich die Miet-einnahmen der Zukunft ableiten.

Hinzu kommen die Zukäufe. Allein die Akquisitionen in Schweden haben die Bochumer im vergangenen Jahr 2,2 Mil-liarden Euro gekostet. Finanziert wurden sie nicht zuletzt durch Anleihen. Im ver-gangenen Jahr emittierte Vonovia Anlei-hen für drei Milliarden Euro. Der Ver-schuldungsgrad stieg auf 43,1 Prozent. Das liegt zwar innerhalb der selbst vorge-gebenen Spanne von 40 bis 45 Prozent, aber über der Konkurrenz.

Das Kreditrating liegt mit A– von Scope und BBB+ von Standard & Poor’s im In-vestmentgrade-Bereich. Die Niedrigzin-sen kommen der kapitalintensiven Im-mobilienwirtschaft zupass. Vonovia hat es geschafft, die Finanzierungskosten auf 1,5 Prozent zu senken. Dank dieses Um-stands fiel der Zinsaufwand im vergange-nen Jahr leicht, obwohl die langfristigen Verbindlichkeiten auf knapp 32 Milliar-den Euro stiegen. Die Zahl wirklich teu-rer Finanzierungen geht zurück. 2021 wird eine 500 Millionen Euro schwere Anleihe mit einem Kupon von 3,6 Pro-zent fällig. Hinzu kommt eine Hybridan-leihe mit einem Volumen von einer Mil-liarde Euro und einer Verzinsung von 4,0 Prozent, die Vonovia im nächsten Jahr erstmals kündigen und ablösen kann.

Auffällig in der Bilanz 2019 ist zudem das eingebrochene Periodenergebnis. Vonovia erklärt dies mit Wertminderung beim Goodwill. Dieser entsteht, wenn Immobilienbestände über Buchwert ge-kauft werden, in den vergangenen Jah-ren eher die Regel als die Ausnahme. Realisieren sich Wertsteigerungen der ge-kauften Bestände, wird der Goodwill ab-geschrieben. Im vergangenen Jahr belief sich dies auf 2,1 Milliarden Euro – was im deutlich gesunkenen Periodenergebnis resultiert. Der Bestand selbst wurde er-neut deutlich aufgewertet, um 4,1 Milliar-den Euro beziehungsweise 11,8 Prozent. Somit stieg der Verkehrswert des Immo-bilienvermögens auf über 53 Milliarden Euro.

Gelitten hat im vergangenen Jahr auch der Posten „Weitere langfristige Vermö-genswerte“. Die Erklärung: Vonovia hat seinen 4,7-Prozent-Anteil an der Deut-schen Wohnen verkauft und damit 673 Millionen Euro erlöst. Der Anteil stammte noch aus dem 2016 gescheiter-ten Übernahmeversuch. Dass mit dem Aktienverkauf das Thema Übernahme der Deutschen Wohnen noch nicht vom Tisch ist, haben die jüngsten Spekulatio-nen über einen neuen Anlauf gezeigt.

Wohnungs -wirtschaft

ist ein skalierendes

Geschäft. Man ist

günstiger und effizienter, wenn man größer ist.

Rolf BuchVorstandsvorsitzender

Vono

via/

Cat

rin M

oritz

Vonovia

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12231

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Page 31: Handelsblatt - 29 06 2020

1) Nettovermögenswert (Immobilienwert minus Schulden) nach Definition der European PublicReal Estate Association; 2) Nettoschulden zu Verkehrswert; 3) Verhältnis aus dem Marktwert desPortfolios und den annualisierten Nettomieterträgen; 4) Operatives Ergebnis aus Immobilienbe-wirtschaftung, haushaltsnahen Dienstleistungen und Veräußerungen inklusive Nettozinsauf-wendungen und laufenden Ertragsteuern; 5) Operatives Ergebnis aus Immobilienbewirtschaftung;6) Operatives Ergebnis aus dem Geschäft mit wohnungsnahen Dienstleistungen; 7) OperativesErgebnis aus Wohnungsprivatisierungen; 8) Operatives Ergebnis aus Neubau für den Verkaufsowie Neubau für den Bestand abzüglich Kosten

in Mio. €

in €

in %

DeutscheWohnen

Auszüge aus dem Geschäftsbericht

Gewinn-und-Verlust-Rechnungin Mio. Euro

Mieteinnahmen

Betriebskosten

And. Erlöse aus Immobilienbewirtschaftung

Erlöse aus Immobilienbewirtschaftung

Ergebnis aus Veräußerung von Immobilien

Bewertungsergebnis

Aktivierte Eigenleistung

Materialaufwand

Personalaufwand

Zinsaufwendungen

Summe sonstiger Aufwendungen u. Erträge

Ergebnis vor Steuern

Ertragsteuer

Periodenergebnis

Auf Hybridkapitalgeber und andere

Anteilseigner entfallend

Ergebnis je Aktie

1.894

750

60

2.708

232

3.518

608

-1.381

-513

-421

-168

3.874

-1.472

2.403

40

4,48 €

2.075

763

70

2.911

129

4.132

687

-1.463

-536

-418

-190

3.139

-1.845

1.294

40

2,15 €

2018 2019

KonkurrenzvergleichKennzahlen 2019

Zahl der Wohnungen

Mieteinnahmen

EPRA Net Asset Value1

Loan to Value (LTV)2

EPRA Net Initial Yield3

416.236

2.075

54,69

43,1

3,3

161.261

873

47,02

35,4

2,7

134.031

586

106,60

37,7

3,8

VonoviaLEG

Immob.

60

50

40

30

20

10

60

50

40

30

20

10

TIEF

16,22 €10.7.2013

2013

Aktienkursin Euro

2014 2015 2016ab Juli

Mathias Streit Erfurt

Für Vonovia war der 31. März ein bedeutender Tag. Der Wohnungskon-zern sammelte eine Milli-arde Euro am Kapital-

markt über zwei Anleihen ein. Die Emission war dreifach überzeichnet. Ein deutliches Signal an die Investo-ren: Vonovia kann sich selbst auf dem – vorläufigen – Höhepunkt der Corona-krise mit Leichtigkeit finanzieren. Für diese Signalwirkung nahm Vonovia Konditionen in Kauf, die schlechter als die durchschnittlichen Finanzierungs-kosten sind: 1,9 Prozent Zins kosten die neuen Anleihen. Verkraftbar. Denn die durchschnittlichen Finanzierungskos-ten bleiben trotzdem bei 1,5 Prozent.

In der Coronakrise beweist Vonovia damit Stärke. Bei Investoren ist die Ak-tie derart gefragt, dass sie nach einem Zwischentief Mitte März, als der Kurs noch bei 38 Euro lag, zuletzt auf ein neues Allzeithoch von mehr als 55 Euro kletterte. Angesichts strenger Re-gulierung am Wohnungsmarkt lassen sich Anleger nicht etwa mit üppigen Gewinnaussichten locken. Sie über-zeugt die Verlässlichkeit.

Die finanziellen Folgen von Corona sind für den Wohnungsvermieter bis-her überschaubar. Ein Prozent der Mieter hat sich bislang wegen Corona-bedingter finanzieller Probleme gemel-det. Als Folge der Pandemie rechnen die Bochumer derzeit maximal mit Einbußen in Höhe von 40 Millionen Euro – eine geringe Summe gegenüber den 2,3 Milliarden Euro an Mietein-nahmen, die Vonovia in diesem Jahr erwartet. So hält der Konzern auch da-ran fest, den Aktionären in diesem Jahr 1,57 Euro pro Aktie an Dividende auszuschütten.

Völlig spurlos wird die Krise aber nicht an dem Dax-Konzern vorbeige-hen. Statt der erwarteten Mietsteige-rung von 3,5 bis 4,0 Prozent werden es nun voraussichtlich 3,3 bis 3,8 Prozent sein. Deutschlands größter Vermieter hat versprochen, vorerst bis Septem-ber keine Mieten zu erhöhen. Beim Neubau peilen die Bochumer noch 1600 Wohnungen an. Einige der Bau-projekte verzögern sich und werden erst im nächsten Jahr fertiggestellt. 2019 stellte der Konzern 2100 Woh-nungen fertig.

Auf das operative Ergebnis hat das kaum einen Effekt. Die Erträge aus dem Bereich Development haben sich im vergangenen Jahr zwar auf 85 Mil-lionen Euro verdoppelt. Wie gering dies ist, zeigt sich im Kontrast zum Group FFO, der maßgeblichen Ge-winnkennziffer, der sich im vergange-nen Jahr auf 1,2 Milliarden Euro belief. In den Group FFO fließen die Gewinne aus dem Vermietungsgeschäft, Verkäu-fen aus Privatisierungen, Neubau und haushaltsnahen Dienstleistungen ein. Der Group FFO ist bei Vonovia im ver-gangenen Jahr um 7,7 Prozent gestie-gen und damit nur halb so schnell wie noch im Jahr zuvor. Für 2020 bestätig-te Vonovia erst im Mai seine Gewinn-prognose von 1,275 bis 1,325 Milliar-den Euro.

Vor allem das Geschäft mit haus-haltsnahen Dienstleistungen wächst stark, zuletzt um zwanzig Prozent auf 146 Millionen Euro. Binnen weniger Jahre hat sich der Bereich als bedeutsa-mes Geschäftsfeld etabliert. 2013 brachte Value-Add gerade einmal zehn Millionen Euro ein.

Bei den Wohnungsverkäufen ist künftig weniger zu erwarten, nachdem Vonovia sein Portfolio in den vergange-nen Jahren bereits stark umgebaut hat.

Das Ergebnis aus den Veräußerungen von Immobilien fiel von 232 auf 129 Millionen Euro. Das Vermietungsge-schäft bleibt der wichtigste Geschäfts-bereich. Deutschland spielt hier trotz der internationalen Expansion mit Abstand die bedeutendste Rolle. 85 Prozent der 415.000 Wohnungen Vonovias befinden sich in der Bun-desrepublik.

Mieten steigen langsamerIn den vergangenen Jahren wurde hier jedoch die Mietregulatorik deutlich verschärft. Seit 2019 dürfen Vermieter nur noch acht statt bis dato elf Prozent der Modernisierungskosten auf die Mieter umlegen. In diesem Jahr hat die Regierung den Referenzzeitraum für die Mietspiegelberechnung von vier auf sechs Jahre verlängert. In der Folge

Vonovia

Stabile Geschäfte trotz CoronaWährend die Pandemie Industrieunternehmen Sorgen bereitet, erweist sich das Wohnungsgeschäft als robust.

Stärken und Schwächen „Dax-Konzerne ungeschminkt“ nimmt die Aktionärstreffen deutscher Großunter-nehmen zum Anlass, deren Jahresab-schlüsse kritisch zu durchleuchten.

Dax-Konzerne ungeschminkt

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12230

HANDELSBLATT • Quelle: Unternehmen • Geschäftsbericht 2019

AK

TIV

APA

SSIV

A

Bilanz

in Mio. EuroImmaterielle Vermögenswerte

Investment Properties

Weitere langfristige Vermögenswerte

Langfristige Vermögenswerte

Zahlungsmittel und -äquivalente

Weitere kurzfristige Vermögenswerte

Kurzfristige Vermögenswerte

Bilanzsumme

Eigenkapital

Langfristige Schulden

Kurzfristige Schulden

Bilanzsumme

2.943

43.491

1.206

47.640

548

1.200

1.748

49.388

19.664

25.578

4.146

49.388

1.604

52.737

726

55.067

501

930

1.431

56.498

21.070

31.746

3.682

56.498

2018 2019

Wichtige Kennzahlen

Zahl der Wohnungen

Verkehrswert der Wohnungen

Monatliche Ist-Miete je m2

EPRA Net Asset Value (NAV)1

EPRA Net Asset Value je Aktie1

Loan to Value (LTV)2

Group FFO4

Adjusted Ebitda Rental5

Adjusted Ebitda Value-add6

Adjusted Ebitda Recurring Sales7

Adjusted Ebitda Development8

Adjusted Ebitda Total

Group FFO je Aktie

395.769

44.240

6,52

26.105

50,39

42,8

1.132

1.313

121

79

39

1.555

2,18

416.236

53.316

6,93

29.655

54,69

43,1

1.219

1.437

146

92

85

1.760

2,25

2018 2019

in Mio. €

in €

in Mio. €

in €

in %

in Mio. €

in Mio. €

in Mio. €

in Mio. €

in Mio. €

in Mio. €

in €

60

50

40

30

20

10

60

50

40

30

20

10

Rolf BuchVorstandschef

seit 1.4.2013 HANDELSBLATT • Schlusskurs 26.6.2020 • Quelle: Thomson Reuters

55,20 €HOCH4.6.2020

54,16 €26.6.2020

20202018 20192017

werden die Mietspiegel langsamer stei-gen als zuvor – und an denen orientie-ren sich die Wohnungsunternehmen bei ihren Mieterhöhungen. Vonovia-Chef Rolf Buch gibt im Gespräch mit dem Handelsblatt aber zu verstehen, dass die Folgen daraus für das Ge-schäft nicht wesentlich sein werden. Eine genaue Zahl nennt er allerdings nicht.

Zuletzt hat Vonovia die Mieten im Bestand um 1,0 Prozent erhöht. Modernisierungen und Neubau sorgten für weitere 2,9 Prozent, so-dass die Mieten um insgesamt 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr an-stiegen. Künftig dürfte sich dieses Tempo verlangsamen. Die Rating-agentur Standard & Poor’s rechnet 2021 nur noch mit drei Prozent.

2018 lag diese Kennziffer noch bei 4,4 Prozent.

Vonovia bekommt auch den seit Ende Februar geltenden Berliner Mie-tendeckel zu spüren. In der Haupt-stadt hält Vonovia ein Zehntel seines Portfolios. Die Kosten werden sich laut Konzernchef Buch auf zehn Mil-lionen Euro pro Jahr summieren, also 60 Millionen Euro für die Dauer des Deckels. Konkurrent Deutsche Woh-nen, der 70 Prozent seines Bestands in der Hauptstadt hält, kostet der De-ckel bis zu 330 Millionen Euro.

Auslandsgeschäft wächst

2019 erwarb Vonovia zunächst 2300 Wohnungen von Akelius in Schweden, gegen Jahresende das Unternehmen Hembla mit weiteren 21.400 Wohnun-gen. Wie groß der Effekt dieser Zukäu-fe für den Ertrag sein wird, will Vono -via nicht beziffern. Ein Blick in die Zahlen von Hembla zeigt indes, dass das Unternehmen 2018 einen Ertrag von 558 Millionen schwedischen Kro-nen – umgerechnet 53 Millionen Euro – bilanzierte. In dieser Größenordnung dürfte auch der Gewinnbeitrag für Vonovia liegen.

Die Bochumer sind weiter auf Wachstumskurs. Am Freitag kaufte sich Vonovia mit einem Anteil von 2,6 Prozent bei Vesteda ein, einem 27.000 Wohnungen umfassenden Portfolio in den Niederlanden. Bereits 2018 erwarb Vonovia in Frankreich eine Beteiligung an einem Wohnportfolio, um Erfah-rungen zu sammeln. Für einen breiten Einstieg fehlt aber immer noch die Li-beralisierung des Wohnungsmarktes.

Im Inland wächst Vonovia organisch, indem es den Bestand mit Modernisie-rungen aufwertet. Das kostet. Allein die Investitionen in Modernisierung und Neubau stiegen um fast ein Drittel auf knapp 1,5 Milliarden Euro. In diesem Jahr soll das Wachstumstempo jedoch deutlich langsamer werden. Geplant sind zwischen 1,3 und 1,6 Milliarden Euro. Die Investitionen sorgen zugleich dafür, dass der freie Cashflow seit Jah-ren im negativen Bereich liegt. Zuletzt lag er laut Bloomberg bei minus 926 Millionen Euro. Investoren bereitet dies jedoch kaum Kopfzerbrechen, denn anders als etwa bei Investitionen konjunkturabhängiger Industriekon-zerne lassen sich aus den Investitionen Vonovias ziemlich verlässlich die Miet-einnahmen der Zukunft ableiten.

Hinzu kommen die Zukäufe. Allein die Akquisitionen in Schweden haben die Bochumer im vergangenen Jahr 2,2 Mil-liarden Euro gekostet. Finanziert wurden sie nicht zuletzt durch Anleihen. Im ver-gangenen Jahr emittierte Vonovia Anlei-hen für drei Milliarden Euro. Der Ver-schuldungsgrad stieg auf 43,1 Prozent. Das liegt zwar innerhalb der selbst vorge-gebenen Spanne von 40 bis 45 Prozent, aber über der Konkurrenz.

Das Kreditrating liegt mit A– von Scope und BBB+ von Standard & Poor’s im In-vestmentgrade-Bereich. Die Niedrigzin-sen kommen der kapitalintensiven Im-mobilienwirtschaft zupass. Vonovia hat es geschafft, die Finanzierungskosten auf 1,5 Prozent zu senken. Dank dieses Um-stands fiel der Zinsaufwand im vergange-nen Jahr leicht, obwohl die langfristigen Verbindlichkeiten auf knapp 32 Milliar-den Euro stiegen. Die Zahl wirklich teu-rer Finanzierungen geht zurück. 2021 wird eine 500 Millionen Euro schwere Anleihe mit einem Kupon von 3,6 Pro-zent fällig. Hinzu kommt eine Hybridan-leihe mit einem Volumen von einer Mil-liarde Euro und einer Verzinsung von 4,0 Prozent, die Vonovia im nächsten Jahr erstmals kündigen und ablösen kann.

Auffällig in der Bilanz 2019 ist zudem das eingebrochene Periodenergebnis. Vonovia erklärt dies mit Wertminderung beim Goodwill. Dieser entsteht, wenn Immobilienbestände über Buchwert ge-kauft werden, in den vergangenen Jah-ren eher die Regel als die Ausnahme. Realisieren sich Wertsteigerungen der ge-kauften Bestände, wird der Goodwill ab-geschrieben. Im vergangenen Jahr belief sich dies auf 2,1 Milliarden Euro – was im deutlich gesunkenen Periodenergebnis resultiert. Der Bestand selbst wurde er-neut deutlich aufgewertet, um 4,1 Milliar-den Euro beziehungsweise 11,8 Prozent. Somit stieg der Verkehrswert des Immo-bilienvermögens auf über 53 Milliarden Euro.

Gelitten hat im vergangenen Jahr auch der Posten „Weitere langfristige Vermö-genswerte“. Die Erklärung: Vonovia hat seinen 4,7-Prozent-Anteil an der Deut-schen Wohnen verkauft und damit 673 Millionen Euro erlöst. Der Anteil stammte noch aus dem 2016 gescheiter-ten Übernahmeversuch. Dass mit dem Aktienverkauf das Thema Übernahme der Deutschen Wohnen noch nicht vom Tisch ist, haben die jüngsten Spekulatio-nen über einen neuen Anlauf gezeigt.

Wohnungs -wirtschaft

ist ein skalierendes

Geschäft. Man ist

günstiger und effizienter, wenn man größer ist.

Rolf BuchVorstandsvorsitzender

Vono

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Vonovia

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12231

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Page 32: Handelsblatt - 29 06 2020

Top-Quartiere im letzten Jahr

Rathenau

Stubenloh

Exerzierplatz Nord

Röthelheim

Rathausplatz

Durchschnitt

971483

3.823

3.824

3.827

3.827

3.855

4.000

%%%%%%

+8,1+8,1+8,0+8,0+8,0+7,9

%%%%%%

+4,7+4,7+4,6+4,6+4,6+4,5

%%%%%%

+4,7+4,7+4,7+4,7+4,7+4,7

Kaufpreis für Ein-/Zweifamilienhäuser

Hüttendorf

Alterlangen

Heiligenloh

Neuses

Kosbach

Durchschnitt

Hüttendorf

Heiligenloh

Neuses

Kosbach

In der Reuth

Durchschnitt

1810172126

1817212627

3.857

3.872

3.860

3.860

3.860

3.900

Kaufpreis für Eigentumswohnungen

10,80

10,80

10,80

10,80

10,80

11,00

Monatsmiete: Neuverträge für Wohnungen

Wohnviertel, in denen die Kaufpreise für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser stärker gestiegen sind als im Durchschnitt der StadtVeränderung 2019 zu 2018 in Prozent*

Erlangen Fürth Nürnberg

Preis in €/m2

Preis in €/m2

Preis in €/m2

Weikershof

Altstadt/Innenstadt

Stadtpark/Stadtgrenze

Vach/Flexdorf/Ritzm.

Dambach/Unterfürberg

Durchschnitt

1016137

3.375

3.178

3.164

3.797

3.796

3.500

%%%%%%

+6,5+6,4+6,4+6,4+6,4+6,5

%%%%%%

+5,9+5,9+5,8+5,8+5,8+5,7

%%%%%%

+5,0+5,0+4,8+4,8+4,84,9

Kaufpreis für Ein-/Zweifamilienhäuser

Stadtpark/Stadtgrenze

Altstadt/Innenstadt

Poppenreuth/Espan

Ronhof/Kronach

Stadeln/Herb./Mannhof

Durchschnitt

Stadtpark/Stadtgrenze

Altstadt/Innenstadt

Scherbsgr./Billinganl.

Schwand/Eigenes Heim

Hardhöhe

Durchschnitt

61549

61238

3.251

3.241

3.182

3.179

3.209

3.300

Kaufpreis für Eigentumswohnungen

10,40

10,30

9,60

9,60

9,60

10,10

Monatsmiete: Neuverträge für Wohnungen

Preis in €/m2

Preis in €/m2

Preis in €/m2

Südwestliche Außenstadt

Innenstadt-Süd

Altstadt/Innenstadt-Mitte

Durchschnitt

4

31

3.744

3.622

3.691

3.600

%

%%

%

+8,3

+8,3+8,2

+8,2

%%%

%%

+6,3+6,2+6,2

+6,1+6,1

%%

%%%

+5,0+4,8

+4,8+4,6+4,9

Kaufpreis für Ein-/Zweifamilienhäuser

Innenstadt-Süd

Südöstl. Außenstadt

Innenstadt-West/Nord/Ost

Altstadt/Innenst.-Mitte

Durchschnitt

Altstadt/Innenst.-Mitte

Innenstadt-West/Nord/Ost

Innenstadt-Süd

Südöstl. Außenstadt

Durchschnitt

352

1

12

35

3.167

3.161

3.569

3.699

3.400

Kaufpreis für Eigentumswohnungen

11,30

10,80

10,40

9,60

10,50

Monatsmiete: Neuverträge für Wohnungen

Preis in €/m2

Preis in €/m2

Preis in €/m2

HANDELSBLATT *Durchschnittliche Transaktionspreise in den Stadtteilen ohne Berücksichtigung von Qualitätsmerkmalen wie Baujahr, Lage, Ausstattung, Größe etc. • Quelle: vdpResearch

Brücke über die

Pegnitz in Nürnberg: Eine der wirtschafts-kräftigsten Regionen

in Deutschland.

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Christian Schnell München

Rivalitäten unter Nachbar-städten sind verbreitet. Im Fall von Nürnberg und Fürth hat diese Mixtur aus

gegenseitiger Abneigung, Misstrauen und Frotzeleien jedoch eine andere Dimension. Erst vor wenigen Tagen entlud sich die Schadenfreude er-neut, als die Fürther Fußballer das Derby in der zweiten Bundesliga beim einst ruhmreichen 1. FC Nürn-berg knapp gewannen und dessen Abstiegssorgen damit vergrößerten.

Dabei verbindet Nürnberg und Fürth mehr, als manchen Einwoh-nern lieb ist. So ist für Auswärtige der Verlauf der Stadtgrenze oftmals nicht zu erkennen, gelegentlich verläuft sie sogar durch Vorgärten. Die Verkehrs-verbindung zwischen beiden Städten ist traditionell bestens ausgebaut. Im Jahr 1835 fuhr die erste deutsche Ei-senbahn von Nürnberg nach Fürth.

Und der sogenannte „Franken-schnellweg“ zwischen beiden Städ-ten ist sogar der einzige deutsche Au-tobahnabschnitt mit Ampelregelung.

Seitdem sich vor mehr als einem Jahrzehnt elf kreisfreie Städte und 23 Landkreise zusammengeschlossen haben, gehört die Metropolregion Nürnberg zu den wirtschaftskräftigs-ten in Deutschland. Mehr als 3,5 Mil-lionen Menschen erwirtschafteten dort zuletzt ein Bruttoinlandspro-dukt von 134 Milliarden Euro.

Die Beschäftigung ist seit dem Jahr 2011 um 11 Prozent gewachsen und damit stärker als in anderen soge-nannten B-Städten in Deutschland. „Mit rund 25.000 Unternehmen, da-runter viele Hidden Champions, ist die Region wirtschaftlich sehr stark“, beobachtet Sebastian Zehrer, Leiter der Research-Abteilung bei der HVB-Tochter Wealthcap.

Hinzu kommt die Bedeutung als Wissenschaftsstandort mit 20 Hoch-schulen und drei Unis mit über 100.000 Studenten. Daneben etabliert sich die Region immer mehr als Medi-cal Valley mit mehr als 500 Unterneh-men sowie als Top-IT-Standort mit über 100.000 Beschäftigten. Die Ar-beitslosenquote lag in Nürnberg zu Jahresbeginn unter fünf Prozent.

Steter Zuzug ist die Folge. In Nürn-berg ist die Einwohnerzahl so von we-niger als 500.000 im Jahr 2011 auf mittlerweile 520.000 gestiegen. Das hat Konsequenzen für den Wohnungs-markt. Sowohl für Eigentumswohnun-gen als auch für Ein- und Zweifami-lienhäuser haben die Preise 2019 kräf-tiger angezogen als im gut 180 Kilometer entfernten München.

Um 6,1 Prozent haben sich Eigen-tumswohnungen im Schnitt im ver-gangenen Jahr verteuert (München

+5,7 Prozent). Bei Ein- und Zweifami-lienhäusern lag das Plus sogar bei 8,2 Prozent (München +6,5 Prozent). Das geht aus Daten von vdp Research her-vor, die der Anbieter exklusiv dem Handelsblatt bereitstellt.

Beliebt und damit teuer ist in Nürn-berg alles, was in und um die histori-sche Altstadt angeboten wird. Im Schnitt müssen hier für Ein- und Zweifamilienhäuser rund 3700 Euro je Quadratmeter gezahlt werden. Ähnlich verhält es sich bei Eigentums-wohnungen – speziell in der Altstadt. Hier haben die Preise im vergange-nen Jahr um rund 4,7 Prozent angezo-gen, so viel wie bei Neuvermietun-gen. Für Investoren ist das ein Vorteil. „Anders als in München passt in Nürnberg die Miete noch zum Kauf-preis“, so Stefan Wiegand, Geschäfts-führer der Region Süd bei Aurelis Real Estate.

Nürnberg, Fürth, Erlangen

In Abneigung vereintDie Metropolregion Nürnberg mit Fürth und Erlangen lebt von ihrer seit Langem gepflegten Rivalität. Vor allem in Erlangen ist das Wohnen teuer.

In den kommenden Folgen der

Handelsblatt-Serie „Trendviertel 2020“ geht es um diese

Städte:

Stuttgart 30.6.

Alle Serienteile

finden Sie unter:

handelsblatt.com/

trendviertel

TR

E

NDVIERT

EL

2020

Trendviertel 2020

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12232

Langfristig rückt ein Areal in den Blickpunkt, das im kommenden Jahrzehnt das Bild der Stadt nachhal-tig verändern wird. Das Quartier Lichtenreuth auf dem Gelände des ehemaligen Südbahnhofs gilt mit ei-ner Fläche von über 90 Hektar als das größte Bauprojekt der Stadt. „Bis alles fertig ist, dürften 12 bis 15 Jahre vergehen“, erwartet Aurelis-Ge-schäfsführer Wiegand. Die Gesell-schaft wurde 2002 von der Deut-schen Bahn gegründet. Zu dem Kon-zern gehört Aurelis längst nicht mehr, entwickelt aber noch Grund-stücke der Bahn. Anfangs hatte das Unternehmen über 90 Hektar des ehemaligen Südbahnhofs im Eigen-bestand. Vor zwei Jahren wurden 37 Hektar für die neu gegründete tech-nische Universität Nürnberg ver-kauft. Die soll 2026 einziehen.

Anspruchsvoll gestaltet

Übrig bleib so ein immer noch ge-waltiges Areal. Gerade starten Abriss und Verkauf von Flächen. „Insge-samt kann der Wohnanteil mit 280.000 bis 300.000 Quadratmeter Wohnfläche sehr hoch sein“, so Wie-gand. Der Anteil von gefördertem Wohnen könnte dann bei 30 Pro-zent liegen.

Im Jahr 2023 dürften wohl die ers-ten Menschen einziehen. „Viele Bau-träger, mit denen wir derzeit in Kon-takt sind, zeigen großes Interesse“. Selbst die ansonsten bei solchen Pro-jekten stets kritischen Nürnberger signalisieren mehrheitlich Zustim-mung zu dem Konzept aus Wohnen, Einkaufen, Lernen und Arbeiten. Sie loben die architektonisch anspruchs-volle Gestaltung und den großen An-teil an Grünflächen.

Ein riesiges Neubaugebiet nahe der Innenstadt kann Fürth nicht bie-ten. Die Stadt hat andere Vorzüge. Auch wenn sie das Image der grauen Maus, das ihr manche Nürnberger noch immer anhängen, längst abge-legt hat. „Lokalpatriotismus muss nicht schlecht sein für die Stärke der Metropolregion“, wertet Wealthcap-Analyst Zehrer solche Frotzeleien.

Stattdessen punktet Fürth mit gut erhaltenen Altstadtfassaden und Kaufpreisen, die noch immer einige Hundert Euro je Quadratmeter unter dem vergleichbaren Niveau in Nürn-berg notieren. In der Altstadt oder am Stadtpark – beides sehr beliebte Stadtviertel für Interessenten einer Eigentumswohnung – sind die Preise im vergangenen Jahr um fast sechs Prozent gestiegen und haben sich in-zwischen in einer Größenordnung über 3200 Euro für den Quadratme-ter Wohnfläche eingependelt.

Beste Wohnlage für Ein- und Zwei-familienhäuser sind in Fürth schon immer die Viertel westlich der Stadt. In Unter- und Oberfürberg, in Atzen-hof oder Burgfarrnbach stiegen die Kaufpreise im vergangenen Jahr um gut 6,5 Prozent. Bei rund 3800 Euro für den Quadratmeter lag der Durch-schnitt. In diesem Jahr könnte trotz Corona die Marke von 4000 Euro überschritten werden, so Experten. Preislich gäbe es damit gerade bei den begehrten Lagen kaum mehr ei-nen Unterschied zu Nürnberg.

Das gilt auch für Mieter. Im Schnitt liegt das Nürnberger Mietniveau ge-genüber Fürth noch etwa ein Euro höher je Quadratmeter. Der deutlich günstigeren Preise wegen zieht heute auch kaum noch jemand nach Fürth. Deswegen ist die Stadt mittler-weile weit mehr als ein Geheimtipp: „Fürth macht sich immer mehr“, ist sich Aurelis-Geschäftsführer Wie-gand sicher. Für ihn ist deshalb klar, dass sich die Stadt in den nächsten

zehn Jahren zwar nicht rasant, aber doch gut entwickeln wird.

Deutlich anders ist die Situation in Erlangen. Die Stadt mit der qua-dratischen Anordnung im Kern gilt nicht nur wegen ihrer Bedeutung als großer Siemens-Standort und der traditionsreichen Uni als teuers-te Stadt der Metropolregion in puncto Wohnen. Auch die Nähe zum 15 Kilometer entfernten Herzo-genaurach mit den Sportartikelher-stellern Adidas und Puma sowie dem Automobilzulieferer Schaeffler zieht Topmanager an.

Eine hohe Nachfrage trifft damit auf ein begrenztes Angebot: „Erlan-gen hat sich wahnsinnig emanzi-piert. Dort gibt es allerdings kaum Möglichkeiten, Neubaugebiete aus-zuweisen“, weiß Wiegand. Das treibt die Preise. Im vergangenen Jahr mussten für Ein- und Zweifa-milienhäuser in Erlangen rund 4700 Euro für den Quadratmeter bezahlt werden. In den beliebten Vierteln Altstadt und Markgrafen-stadt sowie Burgberg, Meilwald oder Sieglitzhof waren das rund acht Prozent mehr als 2018. Die Ri-valität der drei Städte ist zwar wei-ter groß. Letztlich profitiert aber je-de von ihnen davon.

Rednitz

Pegnitz

Rhein-Main-D

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anal

Nürnberg

Nürnberg

Fürth

Fürth

Erlangen

Erlangen

1

1

1

2

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2

5 11

13

15

12

1416

20

22

24

26

28

30

19

21

23

25

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29

67

89

1710

18

43

3

5

4

4

5

3

28

7

10

913

12

11

Trendviertel

Altstadt/InnenstadtScherbsgraben/BillinganlageSchwand/Eigenes HeimRonhof/KronachPoppenreuth/EspanStadtpark/StadtgrenzeDambach/UnterfürbergHardhöheStadeln/Herboldshof/MannhofWeikershofOberführberg/EschenauAtzenhof/BurgfarrnbachVach/Flexdorf/Ritzmannshof

12

3456789

10111213

Die Stadtteile:

Altstadt/Innenstadt-MitteInnenstadt-West/Nord/OstInnenstadt-SüdSüdwestliche AußenstadtSüdöstliche Außenstadt

1

2

34

5

Die Stadtteile:

Die Stadtteile:

AltstadtMarkgrafenstraßeRathausplatzTalBurgbergLoewenichStubenlohRöthelheimRathenauAlterlangenMeilwaldSieglitzhofBuckenhofer SiedlungExerzierplatz NordExerzierplatz SüdSteinforstHeiligenlohHüttendorfKriegenbrunnFrauenaurachNeusesSteudachIndustriehafenHäuslingBüchenbachKosbachIn der ReuthMönauDechsendorf OstDechsendorf West

123456789101112131415161718192021222324252627282930

Vorwiegende Wohnbebauung:Einfamilienhäuser

Stadtviertel mit unterdurchschnittlicher Preisentwicklung

Eigentumswohnungen

Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen

Stadtviertel, in denen die Preis-steigerung für Wohneigentum 2019 zu 2016 im Dreijahrestrend über dem Durchschnitt der Stadt liegt

HANDELSBLATT • Grafiken: Klaus Zimmermann • Quelle: vdpResearch

Stadtgrenze

Erlangen, Fürth, Nürnberg

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12233

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Page 33: Handelsblatt - 29 06 2020

Top-Quartiere im letzten Jahr

Rathenau

Stubenloh

Exerzierplatz Nord

Röthelheim

Rathausplatz

Durchschnitt

971483

3.823

3.824

3.827

3.827

3.855

4.000

%%%%%%

+8,1+8,1+8,0+8,0+8,0+7,9

%%%%%%

+4,7+4,7+4,6+4,6+4,6+4,5

%%%%%%

+4,7+4,7+4,7+4,7+4,7+4,7

Kaufpreis für Ein-/Zweifamilienhäuser

Hüttendorf

Alterlangen

Heiligenloh

Neuses

Kosbach

Durchschnitt

Hüttendorf

Heiligenloh

Neuses

Kosbach

In der Reuth

Durchschnitt

1810172126

1817212627

3.857

3.872

3.860

3.860

3.860

3.900

Kaufpreis für Eigentumswohnungen

10,80

10,80

10,80

10,80

10,80

11,00

Monatsmiete: Neuverträge für Wohnungen

Wohnviertel, in denen die Kaufpreise für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser stärker gestiegen sind als im Durchschnitt der StadtVeränderung 2019 zu 2018 in Prozent*

Erlangen Fürth Nürnberg

Preis in €/m2

Preis in €/m2

Preis in €/m2

Weikershof

Altstadt/Innenstadt

Stadtpark/Stadtgrenze

Vach/Flexdorf/Ritzm.

Dambach/Unterfürberg

Durchschnitt

1016137

3.375

3.178

3.164

3.797

3.796

3.500

%%%%%%

+6,5+6,4+6,4+6,4+6,4+6,5

%%%%%%

+5,9+5,9+5,8+5,8+5,8+5,7

%%%%%%

+5,0+5,0+4,8+4,8+4,84,9

Kaufpreis für Ein-/Zweifamilienhäuser

Stadtpark/Stadtgrenze

Altstadt/Innenstadt

Poppenreuth/Espan

Ronhof/Kronach

Stadeln/Herb./Mannhof

Durchschnitt

Stadtpark/Stadtgrenze

Altstadt/Innenstadt

Scherbsgr./Billinganl.

Schwand/Eigenes Heim

Hardhöhe

Durchschnitt

61549

61238

3.251

3.241

3.182

3.179

3.209

3.300

Kaufpreis für Eigentumswohnungen

10,40

10,30

9,60

9,60

9,60

10,10

Monatsmiete: Neuverträge für Wohnungen

Preis in €/m2

Preis in €/m2

Preis in €/m2

Südwestliche Außenstadt

Innenstadt-Süd

Altstadt/Innenstadt-Mitte

Durchschnitt

4

31

3.744

3.622

3.691

3.600

%

%%

%

+8,3

+8,3+8,2

+8,2

%%%

%%

+6,3+6,2+6,2

+6,1+6,1

%%

%%%

+5,0+4,8

+4,8+4,6+4,9

Kaufpreis für Ein-/Zweifamilienhäuser

Innenstadt-Süd

Südöstl. Außenstadt

Innenstadt-West/Nord/Ost

Altstadt/Innenst.-Mitte

Durchschnitt

Altstadt/Innenst.-Mitte

Innenstadt-West/Nord/Ost

Innenstadt-Süd

Südöstl. Außenstadt

Durchschnitt

352

1

12

35

3.167

3.161

3.569

3.699

3.400

Kaufpreis für Eigentumswohnungen

11,30

10,80

10,40

9,60

10,50

Monatsmiete: Neuverträge für Wohnungen

Preis in €/m2

Preis in €/m2

Preis in €/m2

HANDELSBLATT *Durchschnittliche Transaktionspreise in den Stadtteilen ohne Berücksichtigung von Qualitätsmerkmalen wie Baujahr, Lage, Ausstattung, Größe etc. • Quelle: vdpResearch

Brücke über die

Pegnitz in Nürnberg: Eine der wirtschafts-kräftigsten Regionen

in Deutschland.

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Christian Schnell München

Rivalitäten unter Nachbar-städten sind verbreitet. Im Fall von Nürnberg und Fürth hat diese Mixtur aus

gegenseitiger Abneigung, Misstrauen und Frotzeleien jedoch eine andere Dimension. Erst vor wenigen Tagen entlud sich die Schadenfreude er-neut, als die Fürther Fußballer das Derby in der zweiten Bundesliga beim einst ruhmreichen 1. FC Nürn-berg knapp gewannen und dessen Abstiegssorgen damit vergrößerten.

Dabei verbindet Nürnberg und Fürth mehr, als manchen Einwoh-nern lieb ist. So ist für Auswärtige der Verlauf der Stadtgrenze oftmals nicht zu erkennen, gelegentlich verläuft sie sogar durch Vorgärten. Die Verkehrs-verbindung zwischen beiden Städten ist traditionell bestens ausgebaut. Im Jahr 1835 fuhr die erste deutsche Ei-senbahn von Nürnberg nach Fürth.

Und der sogenannte „Franken-schnellweg“ zwischen beiden Städ-ten ist sogar der einzige deutsche Au-tobahnabschnitt mit Ampelregelung.

Seitdem sich vor mehr als einem Jahrzehnt elf kreisfreie Städte und 23 Landkreise zusammengeschlossen haben, gehört die Metropolregion Nürnberg zu den wirtschaftskräftigs-ten in Deutschland. Mehr als 3,5 Mil-lionen Menschen erwirtschafteten dort zuletzt ein Bruttoinlandspro-dukt von 134 Milliarden Euro.

Die Beschäftigung ist seit dem Jahr 2011 um 11 Prozent gewachsen und damit stärker als in anderen soge-nannten B-Städten in Deutschland. „Mit rund 25.000 Unternehmen, da-runter viele Hidden Champions, ist die Region wirtschaftlich sehr stark“, beobachtet Sebastian Zehrer, Leiter der Research-Abteilung bei der HVB-Tochter Wealthcap.

Hinzu kommt die Bedeutung als Wissenschaftsstandort mit 20 Hoch-schulen und drei Unis mit über 100.000 Studenten. Daneben etabliert sich die Region immer mehr als Medi-cal Valley mit mehr als 500 Unterneh-men sowie als Top-IT-Standort mit über 100.000 Beschäftigten. Die Ar-beitslosenquote lag in Nürnberg zu Jahresbeginn unter fünf Prozent.

Steter Zuzug ist die Folge. In Nürn-berg ist die Einwohnerzahl so von we-niger als 500.000 im Jahr 2011 auf mittlerweile 520.000 gestiegen. Das hat Konsequenzen für den Wohnungs-markt. Sowohl für Eigentumswohnun-gen als auch für Ein- und Zweifami-lienhäuser haben die Preise 2019 kräf-tiger angezogen als im gut 180 Kilometer entfernten München.

Um 6,1 Prozent haben sich Eigen-tumswohnungen im Schnitt im ver-gangenen Jahr verteuert (München

+5,7 Prozent). Bei Ein- und Zweifami-lienhäusern lag das Plus sogar bei 8,2 Prozent (München +6,5 Prozent). Das geht aus Daten von vdp Research her-vor, die der Anbieter exklusiv dem Handelsblatt bereitstellt.

Beliebt und damit teuer ist in Nürn-berg alles, was in und um die histori-sche Altstadt angeboten wird. Im Schnitt müssen hier für Ein- und Zweifamilienhäuser rund 3700 Euro je Quadratmeter gezahlt werden. Ähnlich verhält es sich bei Eigentums-wohnungen – speziell in der Altstadt. Hier haben die Preise im vergange-nen Jahr um rund 4,7 Prozent angezo-gen, so viel wie bei Neuvermietun-gen. Für Investoren ist das ein Vorteil. „Anders als in München passt in Nürnberg die Miete noch zum Kauf-preis“, so Stefan Wiegand, Geschäfts-führer der Region Süd bei Aurelis Real Estate.

Nürnberg, Fürth, Erlangen

In Abneigung vereintDie Metropolregion Nürnberg mit Fürth und Erlangen lebt von ihrer seit Langem gepflegten Rivalität. Vor allem in Erlangen ist das Wohnen teuer.

In den kommenden Folgen der

Handelsblatt-Serie „Trendviertel 2020“ geht es um diese

Städte:

Stuttgart 30.6.

Alle Serienteile

finden Sie unter:

handelsblatt.com/

trendviertel

TR

E

NDVIERT

EL

2020

Trendviertel 2020

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12232

Langfristig rückt ein Areal in den Blickpunkt, das im kommenden Jahrzehnt das Bild der Stadt nachhal-tig verändern wird. Das Quartier Lichtenreuth auf dem Gelände des ehemaligen Südbahnhofs gilt mit ei-ner Fläche von über 90 Hektar als das größte Bauprojekt der Stadt. „Bis alles fertig ist, dürften 12 bis 15 Jahre vergehen“, erwartet Aurelis-Ge-schäfsführer Wiegand. Die Gesell-schaft wurde 2002 von der Deut-schen Bahn gegründet. Zu dem Kon-zern gehört Aurelis längst nicht mehr, entwickelt aber noch Grund-stücke der Bahn. Anfangs hatte das Unternehmen über 90 Hektar des ehemaligen Südbahnhofs im Eigen-bestand. Vor zwei Jahren wurden 37 Hektar für die neu gegründete tech-nische Universität Nürnberg ver-kauft. Die soll 2026 einziehen.

Anspruchsvoll gestaltet

Übrig bleib so ein immer noch ge-waltiges Areal. Gerade starten Abriss und Verkauf von Flächen. „Insge-samt kann der Wohnanteil mit 280.000 bis 300.000 Quadratmeter Wohnfläche sehr hoch sein“, so Wie-gand. Der Anteil von gefördertem Wohnen könnte dann bei 30 Pro-zent liegen.

Im Jahr 2023 dürften wohl die ers-ten Menschen einziehen. „Viele Bau-träger, mit denen wir derzeit in Kon-takt sind, zeigen großes Interesse“. Selbst die ansonsten bei solchen Pro-jekten stets kritischen Nürnberger signalisieren mehrheitlich Zustim-mung zu dem Konzept aus Wohnen, Einkaufen, Lernen und Arbeiten. Sie loben die architektonisch anspruchs-volle Gestaltung und den großen An-teil an Grünflächen.

Ein riesiges Neubaugebiet nahe der Innenstadt kann Fürth nicht bie-ten. Die Stadt hat andere Vorzüge. Auch wenn sie das Image der grauen Maus, das ihr manche Nürnberger noch immer anhängen, längst abge-legt hat. „Lokalpatriotismus muss nicht schlecht sein für die Stärke der Metropolregion“, wertet Wealthcap-Analyst Zehrer solche Frotzeleien.

Stattdessen punktet Fürth mit gut erhaltenen Altstadtfassaden und Kaufpreisen, die noch immer einige Hundert Euro je Quadratmeter unter dem vergleichbaren Niveau in Nürn-berg notieren. In der Altstadt oder am Stadtpark – beides sehr beliebte Stadtviertel für Interessenten einer Eigentumswohnung – sind die Preise im vergangenen Jahr um fast sechs Prozent gestiegen und haben sich in-zwischen in einer Größenordnung über 3200 Euro für den Quadratme-ter Wohnfläche eingependelt.

Beste Wohnlage für Ein- und Zwei-familienhäuser sind in Fürth schon immer die Viertel westlich der Stadt. In Unter- und Oberfürberg, in Atzen-hof oder Burgfarrnbach stiegen die Kaufpreise im vergangenen Jahr um gut 6,5 Prozent. Bei rund 3800 Euro für den Quadratmeter lag der Durch-schnitt. In diesem Jahr könnte trotz Corona die Marke von 4000 Euro überschritten werden, so Experten. Preislich gäbe es damit gerade bei den begehrten Lagen kaum mehr ei-nen Unterschied zu Nürnberg.

Das gilt auch für Mieter. Im Schnitt liegt das Nürnberger Mietniveau ge-genüber Fürth noch etwa ein Euro höher je Quadratmeter. Der deutlich günstigeren Preise wegen zieht heute auch kaum noch jemand nach Fürth. Deswegen ist die Stadt mittler-weile weit mehr als ein Geheimtipp: „Fürth macht sich immer mehr“, ist sich Aurelis-Geschäftsführer Wie-gand sicher. Für ihn ist deshalb klar, dass sich die Stadt in den nächsten

zehn Jahren zwar nicht rasant, aber doch gut entwickeln wird.

Deutlich anders ist die Situation in Erlangen. Die Stadt mit der qua-dratischen Anordnung im Kern gilt nicht nur wegen ihrer Bedeutung als großer Siemens-Standort und der traditionsreichen Uni als teuers-te Stadt der Metropolregion in puncto Wohnen. Auch die Nähe zum 15 Kilometer entfernten Herzo-genaurach mit den Sportartikelher-stellern Adidas und Puma sowie dem Automobilzulieferer Schaeffler zieht Topmanager an.

Eine hohe Nachfrage trifft damit auf ein begrenztes Angebot: „Erlan-gen hat sich wahnsinnig emanzi-piert. Dort gibt es allerdings kaum Möglichkeiten, Neubaugebiete aus-zuweisen“, weiß Wiegand. Das treibt die Preise. Im vergangenen Jahr mussten für Ein- und Zweifa-milienhäuser in Erlangen rund 4700 Euro für den Quadratmeter bezahlt werden. In den beliebten Vierteln Altstadt und Markgrafen-stadt sowie Burgberg, Meilwald oder Sieglitzhof waren das rund acht Prozent mehr als 2018. Die Ri-valität der drei Städte ist zwar wei-ter groß. Letztlich profitiert aber je-de von ihnen davon.

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Nürnberg

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Trendviertel

Altstadt/InnenstadtScherbsgraben/BillinganlageSchwand/Eigenes HeimRonhof/KronachPoppenreuth/EspanStadtpark/StadtgrenzeDambach/UnterfürbergHardhöheStadeln/Herboldshof/MannhofWeikershofOberführberg/EschenauAtzenhof/BurgfarrnbachVach/Flexdorf/Ritzmannshof

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Die Stadtteile:

Altstadt/Innenstadt-MitteInnenstadt-West/Nord/OstInnenstadt-SüdSüdwestliche AußenstadtSüdöstliche Außenstadt

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Die Stadtteile:

Die Stadtteile:

AltstadtMarkgrafenstraßeRathausplatzTalBurgbergLoewenichStubenlohRöthelheimRathenauAlterlangenMeilwaldSieglitzhofBuckenhofer SiedlungExerzierplatz NordExerzierplatz SüdSteinforstHeiligenlohHüttendorfKriegenbrunnFrauenaurachNeusesSteudachIndustriehafenHäuslingBüchenbachKosbachIn der ReuthMönauDechsendorf OstDechsendorf West

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Vorwiegende Wohnbebauung:Einfamilienhäuser

Stadtviertel mit unterdurchschnittlicher Preisentwicklung

Eigentumswohnungen

Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen

Stadtviertel, in denen die Preis-steigerung für Wohneigentum 2019 zu 2016 im Dreijahrestrend über dem Durchschnitt der Stadt liegt

HANDELSBLATT • Grafiken: Klaus Zimmermann • Quelle: vdpResearch

Stadtgrenze

Erlangen, Fürth, Nürnberg

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12233

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Page 34: Handelsblatt - 29 06 2020

Anke Rezmer Frankfurt

Rasant um gut 40 Prozent runter und ebenso viel und nahezu gleich schnell wieder rauf – und jetzt? An-gesichts der schwachen Konjunktur bezweifeln viele Anleger, dass es an

den Aktienmärkten nun einfach so weitergeht. Viele Strategen rechnen ebenfalls damit, dass füh-rende Aktienindizes vorerst wenig Kurspotenzial haben und etwa der deutsche Leitindex Dax wie-der absacken kann. Längerfristig gehen sie aber davon aus, dass die Kurse mit einer Erholung der Konjunktur weiterklettern.

Daher ist es für Aktienanleger an der Zeit, nach Papieren zu schauen, die Säulen für ein langfristig ausgerichtetes Depot sein könnten, meint Michael Bissinger, Analyst der DZ Bank. Solche Aktien ver-fügen über starke Geschäftsmodelle, höhere Markt-eintrittsbarrieren für Konkurrenten und ein stabi-les Wachstum von Umsatz und Gewinn. Typischer-weise lassen sich solche Unternehmen vor allem in Branchen finden, die gesellschaftliche Umbrüche prägen wie Technologie und Gesundheit. Zwar bringen die USA mit ihrer als besonders flexibel und innovativ geltenden Wirtschaft viele solcher Firmen hervor, es gibt sie aber auch in Deutsch-land. In einer Studie hat die DZ Bank 31 solcher Un-ternehmen identifiziert und neun hervorgehoben. Die Studie liegt dem Handelsblatt vor. Wenn diese eher teuren Aktien bei einem Kurseinbruch billiger werden, können sie Kaufchancen bieten.

„Kurzfristig zeigt der Aktienmarkt zu viel Opti-mismus“, stellt Joachim Schallmayer, leitender Ka-pitalmarktstratege der Sparkassenfondstochter De-ka, fest. In den kommenden Wochen rechnet er mit „Ernüchterung“ – mit Kursrücksetzern beim Dax bis auf 10.500 Punkte. Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege der Deutsche-Bank-Fondstoch-ter DWS, hält das Kurspotenzial für den Dax und andere wichtige Indizes sogar in diesem Jahr für ausgereizt: „Der Dax hat sein Kursziel von 12.000 Punkten schon überschossen“, meint er.

Indikatoren auf KrisenniveauDie massive Unterstützung durch Notenbanken und Staaten, aber auch die rasche Lockerung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stillstands haben Investoren zuversichtlich gemacht, dass sich die eingebrochenen Gewinne der Firmen schnell erholen und die Wirtschaft aus der Rezession he-rausfindet. Das muss nun aber auch passieren, da-mit sich diese Hoffnung an den Börsen nicht zer-schlägt: In jüngsten Konjunkturindikatoren wie dem Ifo-Geschäftsklimaindex oder den Einkaufs-managerindizes haben Firmenmanager zwar zu-letzt Besserung signalisiert. Doch wichtige Indizes befinden sich noch „auf dem Niveau einer massi-ven Wirtschaftskrise“, sagt Deka-Chefvolkswirt Ul-rich Kater. Längerfristig sollten die Kurse aber von sich erholenden Firmengewinnen gestützt werden. Auch in Europa rechnet Kreuzkamp damit, dass die Firmengewinne 2021 wieder steigen und bis 2022 fast wieder ihr Niveau von vor der Krise errei-chen können. Wie viele Experten erwartet er, dass auf die tiefe Rezession der Weltwirtschaft in diesem Jahr 2021 eine moderate Erholung folgt. Zudem werden die Aktienkurse von Anlegern gestützt, die im andauernden Zinstief kaum Alternativen zu Ak-tien finden und ihr jetzt noch geparktes Geld wie-der investieren. Auf der Suche nach wenig schwan-kungsanfälligen, soliden Aktien von Unternehmen am deutschen Markt hat DZ-Banker Bissinger 235 potenzielle Wachstumskandidaten unter die Lupe genommen.

31 mit stabilem strukturellem Wachstum hat er herausgefiltert, neun davon sind ihm mit beson-ders soliden Kennzahlen aufgefallen. Für „Mara-thon“-Aktien, wie der Analyst die Papiere bezeich-

Stabilisatoren fürs DepotKurzfristig könnte den Aktienkursen die Puste ausgehen, meinen Strategen. Papiere mit solidem Wachstum könnten daher beim nächsten Kursrutsch Kaufgelegenheiten werden.

Mitarbeiterin im Labor: Die Gesundheits-

branche stellt einige Favoriten für langfristig

orientierte Depots.

dpa

Aktien stabil wachsender UnternehmenAuswahl der DZ Bank nach Umsatz, Gewinn, Unternehmens- und Buchwert über die vergangenen zehn Jahre1

1) Zahlen stammen aus den veröffentlichten Geschäftsberichten bis Ende 2019; weitere 22 Firmen mit stabilem profitablem Wachstum: Adesso, Cancom, Cenit, Cewe Stiftung, CTS Eventim, Deutsche Wohnen, DMG Mori, Duerr, Encavis, Fielmann, Fresenius Medical Care, Fuchs Petrolub, Grenke, Henkel, Hornbach, Hypoport, Jungheinrich, MTU Aero Engines, Nemetschek, OHB, Rational, Sartorius; 2) Eigenkapital je Aktie; 3) Kurs-Gewinn-Verhältnis: Gewinne aus dem jeweils aktuellen Geschäftsjahr, Stand: 22.6.2020; 4) Antieg gegenüber Durchschnitt des KGV der letzten 5 Jahre; 5) Abstand des Aktienkurses zum Hoch seit 2017;6) Marktkapitalisierung ab 10 Mrd. Euro, 7) 1 bis 10 Mrd. Euro, 8) 100 Mio. bis 1 Mrd. Euro

Aktie/UnternehmenBranche

Große Unternehmen6:

Mittelgroße Unternehmen7:

Kleine Unternehmen8:

Angaben p. a. in den vergangenen 10 Jahren Analysten-urteil

DZ Bank

Fresenius, Gesundheit Symrise, Chemie

Bechtle, IT Dienstleistung

Carl Zeiss Meditech, Medizintech.

Isra Vision, Maschinenbau

Amadeus Fire, Personaldienstleist.

Hamborner REIT, Immobilien

KPS, IT Dienstleistung

Nexus, Medizintechnik

Markt-kapita-

lisierung in Mio. €

25.09513.388

+9,6+9,6

% %

% %

+8,5+11,0

% %

+12,9+19,9

Umsatz-wachstum

Gewinn-wachstum

Wachstum Unterneh-menswert

Zunahme Buchwert2

% %

+13,1+11,8

KGV3

1336

Verän-derungKGV4

% %

-11+53

Ab-standzum

Hoch5

% %

-46-2

569697227591

+7,7+14,4+16,1+13,8

% % % %

% % % %

+9,4+13,1+16,5+24,3

% % % %

+31,7+18,8+27,5+31,1

% % % %

+4,6+0,1

+32,1+7,6

29432142

% % % %

+51+98+64+88

% % % %

-34-18-68-3

6.4137.9111.066

+14,6+8,6

+10,2

% % %

% % %

+19,2+13,3+13,2

% % %

+33,3+29,8+27,1

% % %

+11,7+9,3

+10,1

355238

% % %

+89+96+32

% % %

-10-30-22

KaufenHalten

HaltenHalten

HANDELSBLATT • Quelle: DZ Bank

Private Geldanlage

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12234

Bulle & Bär

Trügerische Rally beim

Ölpreis

D ie Produzenten von Rohöl konn-ten in den vergangenen Wochen deutlich aufatmen. Nach dem ers-

ten Corona- und dem damit ausgelösten Ölpreisschock hat sich der Preis für den Rohstoff wieder auf über 40 Dollar je Bar-rel der Nordseesorte Brent verdoppelt.

Anleger sollten diese Entwicklung aber besser nicht linear fortschreiben. Die Un-gewissheit, welche Folgen Corona noch haben wird, ist schlicht zu groß.

Ein Blick in die USA genügt, um zu erahnen, wie ungewiss die Zukunft ist: In den Staaten des Sonnengürtels im Süden des Landes grassiert das Virus derzeit stärker als je zuvor. Vor allem Texas, Kali-fornien und auch Arizona sind betroffen.

Die USA sind nicht nur der größte Öl-produzent, sondern auch sein größter Konsument. Als der Coronaschock den Rohstoffmarkt erreichte, brach zunächst der Handel mit dem nordamerikanischen Leichtöl WTI in sich zusammen.

Am Markt zeigt sich die Situation der-zeit in einer Contango-Kurve bei den Ter-minkontrakten: Öl zur Lieferung im Au-gust ist teurer als Öl heute. Man könnte dies so interpretieren, dass die Investoren mit steigenden Preisen rechnen. Eine solch aufwärts zeigende Kurve ist in der Rohstoffwelt allerdings sehr gewöhnlich. Schließlich spiegelt sie auch die Lagerkos-ten bis zur Lieferung zu einem späteren Zeitpunkt wider. Man könnte diesen Trend demnach auch ganz anders inter-pretieren: Die Unsicherheit über die Ab-nahme nimmt zu, der Preis für die Lage-rung steigt.

Viel Hilfe seitens des Ölkartells Opec und seiner Verbündeten ist nicht zu er-warten. Sie haben die Produktion schon um 9,7 Millionen Barrel pro Tag gekürzt, knapp ein Zehntel der globalen Produkti-on – und das unter reichlich Zank.

Einen Hoffnungsschimmer liefert die anstehende Feriensaison. In Urlaubszeiten wird mehr Benzin verbraucht als sonst. Das wird auch in diesem Jahr so sein. Das allein wird dem Markt aber kaum helfen. Der Benzinverbrauch wird 2020 global noch unter dem Vor-Corona Niveau lie-gen. Der globale Flugverkehr steht nach wie vor weitgehend still. Überhaupt: Die Analysten von Rystad Energy vermuten, dass die Ölnachfrage erst 2022 wieder das Niveau von 2019 erreichen wird. Klingt al-les nicht nach einer anlagesicheren Rally.

Der tägliche Kommentar des Handelsblatts analysiert

die Entwicklung an den Finanzmärkten.

Von Matthias Streit

net, leitet er gute „Kondition“ ab, also Aussichten auf langfristige Kursgewinne. Abgeprüft haben Bis-singer und Kollegen bei den Unternehmen vier Schlüsselkennzahlen: Das Wachstum des Umsatzes und des Gewinns in den vergangenen zehn Jahren, die Entwicklung des Firmenwertes – Börsenwert abzüglich Schulden – und des Buchwertes – Eigen-kapital minus Schulden – je Aktie. Die längerfristi-ge Betrachtung des Umsatzes zeigt, ob ein Unter-nehmen in unterschiedlichen Phasen der Konjunk-tur stabil wächst und seine Geschäftstätigkeit ausweiten kann, erläutert der Analyst. Als Grund-lage dienten die veröffentlichten Geschäftsberich-te, die bis zum Geschäftsjahr 2019 vorliegen. So sind auch schwierigere wirtschaftliche Phasen un-tersucht worden wie die Euro-Schuldenkrise 2011/2012 und im Jahr 2018 der durch den eskalie-renden Handelsstreit unter Druck geratene Welt-handel. Die Coronakrise konnte allerdings noch nicht erfasst werden.

Profitables Wachstum gesuchtEin stabiler operativer Gewinn und hohe Margen dokumentieren profitables Wachstum. Dahinter stehe in der Regel ein besonderes Geschäftsmodell für Produkte oder Dienstleistungen, mit denen sich die Unternehmen eine führende Marktstellung erarbeitet hätten, sagt Bissinger. Oft stützen der Untersuchung zufolge Patente, Netzwerke, starke Marken, eine Kostenführerschaft wie auch intensive Beziehun-gen zu den Kunden und hohe Kosten beim Liefe-rantenwechsel eine lokale marktbeherrschende Posi-tion. Ein steigender Fir-menwert zeigt zudem, dass Anleger am Kapitalmarkt die „Wachstumsstory“ schätzen. Der Buchwert je Aktie schließlich dokumentiert, inwieweit vom er-wirtschafteten Ertrag zusätzliches Eigen-kapital für die Investoren geschaffen wurde.

Nach Sektoren wurden die DZ Banker besonders in den Sparten Technologie und Gesundheit fün-dig. Die Gründe sind bekannt: Die Digitalisierung von Gesellschaft und Wirtschaft lasse die IT-Spar-ten strukturell boomen, erklärt Bissinger. Und der zunehmende Wohlstand einer immer älter werden-den Weltbevölkerung sowie technischer Fortschritt in der Medizin macht „Gesundheit“ zu einer der gefragtesten Branchen. Kein Wunder, dass diese Sektoren bei Marktstrategen stets zu den Kernanla-gesparten zählen.

Interessant ist nun, dass nicht nur die USA, son-dern auch Deutschland mit einer ganzen Menge solcher erfolgreicher Firmen aufwartet. Am Kapi-talmarkt gehören viele allerdings eher zu den mit-telgroßen oder kleineren Firmen wie das IT-Sys-temhaus Bechtle, der Spezialist für Augendiagnos-tikgeräte Carl Zeiss Meditec – beide aus dem Nebenwerteindex MDax – oder der Softwareher-steller für Krankenhausinformationssysteme Ne-xus. Dafür sieht Analyst Bissinger mehrere Gründe: „In Deutschland gibt es viele Spezialisten, die in ih-rer Nische mitunter weltweit Marktführer sind – so-genannte Hidden Champions“, erklärt er. Die Fir-men sind daher der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt, auch weil hierzulande eher wenige Men-schen Aktien besitzen. Allerdings gibt es auch Fir-men, deren Finanzierungsstruktur nicht primär auf den Aktienmarkt ausgerichtet sei, etwa wenn eine Stiftung im Hintergrund stehe.

Neun Unternehmen unterschiedlicher Größe hebt die DZ-Bank-Studie hervor als diejenigen mit

ausgesprochen starker Kondition. Aus dem Dax ge-hört der private Klinikbetreiber und Hersteller von Flüssigarzneien Fresenius dazu, dem Bissinger be-sonders stabiles Wachstum bei Umsatz und Buch-wert bescheinigt. Genau das lobt der Analyst auch beim Aromen- und Duftstoffhersteller Symrise aus dem MDax, der nach der Insolvenz des Zahlungs-abwicklers Wirecard als Aufsteiger für den Dax gilt. Der Spezialchemiehersteller steht für eine weitere Branche, die viele Strategen mit Blick auf eine Kon-junkturerholung empfehlen.

Große wie kleine Firmen fallen aufZu den mittelgroßen Firmen der DZ-Bank-Auswahl gehört neben Carl Zeiss Meditec und Bechtle noch der Anbieter von Automatisierungslösungen bei in-dustrieller Bildverarbeitung Isra Vision. Bei Bechtle und Isra Vision lobt Bissinger neben Umsatz- und Buchwertzuwachs vor allem das Gewinnwachs-tum, bei Carl Zeiss Meditec den gestiegenen Fir-menwert.

Unter den kleineren Unternehmen fielen den Analysten neben Nexus noch besonders der Unter-nehmensberater für strategische Prozesse und Technologie für den Handel- und Konsumgütersek-

tor, KPS, auf, außerdem der Gewerbeimmobilien-besitzer Hamborner Reit und der Zeitar-

beit- und Personalvermittler Ama-deus Fire. Beide Aktien notieren

im Kleinwerteindex SDax. Allen ist demnach ein starkes Um-

satzwachstum gemein. Bei Hamborner Reit und Nexus ragte unter anderem noch das Gewinnplus heraus, bei KPS und Amadeus be-sonders die Buchwertzu-nahme. Unter den Firmen,

die in den vergangenen drei Jahren nach diesen Kennzah-

len schwächer abschnitten, fin-den sich unter anderem Banken

wie die Deutsche Bank und die Com-merzbank sowie Druckmaschinenherstel-

ler wie Heidelberger Druck und SLM Solutions. In einem zweiten Schritt lohnt es sich nach Ansicht von Analyst Bissinger zu schauen, wie teuer die wachstumsstarken Aktien sind. So hat er den Ab-stand vom Höchstkurs seit 2017 und den Aktien-kurs gemessen an den Firmengewinnen, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), betrachtet.

Sein Resümee: Viele seiner Marathon-Aktien sind nicht billig. Die KGVs liegen oft 50 bis knapp 100 Prozent über ihrem Fünf-Jahres-Durchschnitt. Auch notieren viele der Unternehmen bereits wieder na-he ihren Höchstkursen – trotz Corona-bedingtem Kurssturz. Das zeigt sich auch in Analystenurteilen, in die der Preis der Aktien mit einfließt.

So gibt es nach Zahlen des Nachrichtenanbieters Bloomberg für Fresenius 20 „Kaufen“- und fünf „Halten“-Voten. Auch KPS wird mit fünf Kauf-Urtei-len und zwei „Halten“-Einschätzungen überwiegend empfohlen. Amadeus Fire hat nur ein Votum be-kommen, zum Kauf. Bei den anderen Aktien sind Bewertungen unterschiedlich: Symrise wird zehn-mal zum Kauf, 14-mal zum Halten und fünfmal zum Verkauf empfohlen. Carl Zeiss Meditec vereint sechs Kauf-, vier „Halten“- und fünf „Verkaufen“-Urteile auf sich. Bei Bechtle dominiert „halten“, bei Isra Vision ebenfalls. Für Hamborner Reit gibt es je drei und für Nexus je drei „Kaufen“- und „Halten“-Urteile.

Bissingers Fazit: „Ein günstiger Einstiegszeit-punkt bestimmt die Renditeaussichten im Depot mit.“ Anleger müssen also entscheiden, ob sie die zum Teil ambitionierten Kurse bezahlen wollen – oder ob sie auf Kursrücksetzer und damit günstige-re Kaufgelegenheiten warten wollen.

10.500PUNKTE

Bis auf dieses Niveau könnten Kursrücksetzer den Dax in den kommenden Wochen drücken.

Quelle: Joachim Schallmayer, Deka

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MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12235

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Page 35: Handelsblatt - 29 06 2020

Anke Rezmer Frankfurt

Rasant um gut 40 Prozent runter und ebenso viel und nahezu gleich schnell wieder rauf – und jetzt? An-gesichts der schwachen Konjunktur bezweifeln viele Anleger, dass es an

den Aktienmärkten nun einfach so weitergeht. Viele Strategen rechnen ebenfalls damit, dass füh-rende Aktienindizes vorerst wenig Kurspotenzial haben und etwa der deutsche Leitindex Dax wie-der absacken kann. Längerfristig gehen sie aber davon aus, dass die Kurse mit einer Erholung der Konjunktur weiterklettern.

Daher ist es für Aktienanleger an der Zeit, nach Papieren zu schauen, die Säulen für ein langfristig ausgerichtetes Depot sein könnten, meint Michael Bissinger, Analyst der DZ Bank. Solche Aktien ver-fügen über starke Geschäftsmodelle, höhere Markt-eintrittsbarrieren für Konkurrenten und ein stabi-les Wachstum von Umsatz und Gewinn. Typischer-weise lassen sich solche Unternehmen vor allem in Branchen finden, die gesellschaftliche Umbrüche prägen wie Technologie und Gesundheit. Zwar bringen die USA mit ihrer als besonders flexibel und innovativ geltenden Wirtschaft viele solcher Firmen hervor, es gibt sie aber auch in Deutsch-land. In einer Studie hat die DZ Bank 31 solcher Un-ternehmen identifiziert und neun hervorgehoben. Die Studie liegt dem Handelsblatt vor. Wenn diese eher teuren Aktien bei einem Kurseinbruch billiger werden, können sie Kaufchancen bieten.

„Kurzfristig zeigt der Aktienmarkt zu viel Opti-mismus“, stellt Joachim Schallmayer, leitender Ka-pitalmarktstratege der Sparkassenfondstochter De-ka, fest. In den kommenden Wochen rechnet er mit „Ernüchterung“ – mit Kursrücksetzern beim Dax bis auf 10.500 Punkte. Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege der Deutsche-Bank-Fondstoch-ter DWS, hält das Kurspotenzial für den Dax und andere wichtige Indizes sogar in diesem Jahr für ausgereizt: „Der Dax hat sein Kursziel von 12.000 Punkten schon überschossen“, meint er.

Indikatoren auf KrisenniveauDie massive Unterstützung durch Notenbanken und Staaten, aber auch die rasche Lockerung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stillstands haben Investoren zuversichtlich gemacht, dass sich die eingebrochenen Gewinne der Firmen schnell erholen und die Wirtschaft aus der Rezession he-rausfindet. Das muss nun aber auch passieren, da-mit sich diese Hoffnung an den Börsen nicht zer-schlägt: In jüngsten Konjunkturindikatoren wie dem Ifo-Geschäftsklimaindex oder den Einkaufs-managerindizes haben Firmenmanager zwar zu-letzt Besserung signalisiert. Doch wichtige Indizes befinden sich noch „auf dem Niveau einer massi-ven Wirtschaftskrise“, sagt Deka-Chefvolkswirt Ul-rich Kater. Längerfristig sollten die Kurse aber von sich erholenden Firmengewinnen gestützt werden. Auch in Europa rechnet Kreuzkamp damit, dass die Firmengewinne 2021 wieder steigen und bis 2022 fast wieder ihr Niveau von vor der Krise errei-chen können. Wie viele Experten erwartet er, dass auf die tiefe Rezession der Weltwirtschaft in diesem Jahr 2021 eine moderate Erholung folgt. Zudem werden die Aktienkurse von Anlegern gestützt, die im andauernden Zinstief kaum Alternativen zu Ak-tien finden und ihr jetzt noch geparktes Geld wie-der investieren. Auf der Suche nach wenig schwan-kungsanfälligen, soliden Aktien von Unternehmen am deutschen Markt hat DZ-Banker Bissinger 235 potenzielle Wachstumskandidaten unter die Lupe genommen.

31 mit stabilem strukturellem Wachstum hat er herausgefiltert, neun davon sind ihm mit beson-ders soliden Kennzahlen aufgefallen. Für „Mara-thon“-Aktien, wie der Analyst die Papiere bezeich-

Stabilisatoren fürs DepotKurzfristig könnte den Aktienkursen die Puste ausgehen, meinen Strategen. Papiere mit solidem Wachstum könnten daher beim nächsten Kursrutsch Kaufgelegenheiten werden.

Mitarbeiterin im Labor: Die Gesundheits-

branche stellt einige Favoriten für langfristig

orientierte Depots.

dpa

Aktien stabil wachsender UnternehmenAuswahl der DZ Bank nach Umsatz, Gewinn, Unternehmens- und Buchwert über die vergangenen zehn Jahre1

1) Zahlen stammen aus den veröffentlichten Geschäftsberichten bis Ende 2019; weitere 22 Firmen mit stabilem profitablem Wachstum: Adesso, Cancom, Cenit, Cewe Stiftung, CTS Eventim, Deutsche Wohnen, DMG Mori, Duerr, Encavis, Fielmann, Fresenius Medical Care, Fuchs Petrolub, Grenke, Henkel, Hornbach, Hypoport, Jungheinrich, MTU Aero Engines, Nemetschek, OHB, Rational, Sartorius; 2) Eigenkapital je Aktie; 3) Kurs-Gewinn-Verhältnis: Gewinne aus dem jeweils aktuellen Geschäftsjahr, Stand: 22.6.2020; 4) Antieg gegenüber Durchschnitt des KGV der letzten 5 Jahre; 5) Abstand des Aktienkurses zum Hoch seit 2017;6) Marktkapitalisierung ab 10 Mrd. Euro, 7) 1 bis 10 Mrd. Euro, 8) 100 Mio. bis 1 Mrd. Euro

Aktie/UnternehmenBranche

Große Unternehmen6:

Mittelgroße Unternehmen7:

Kleine Unternehmen8:

Angaben p. a. in den vergangenen 10 Jahren Analysten-urteil

DZ Bank

Fresenius, Gesundheit Symrise, Chemie

Bechtle, IT Dienstleistung

Carl Zeiss Meditech, Medizintech.

Isra Vision, Maschinenbau

Amadeus Fire, Personaldienstleist.

Hamborner REIT, Immobilien

KPS, IT Dienstleistung

Nexus, Medizintechnik

Markt-kapita-

lisierung in Mio. €

25.09513.388

+9,6+9,6

% %

% %

+8,5+11,0

% %

+12,9+19,9

Umsatz-wachstum

Gewinn-wachstum

Wachstum Unterneh-menswert

Zunahme Buchwert2

% %

+13,1+11,8

KGV3

1336

Verän-derungKGV4

% %

-11+53

Ab-standzum

Hoch5

% %

-46-2

569697227591

+7,7+14,4+16,1+13,8

% % % %

% % % %

+9,4+13,1+16,5+24,3

% % % %

+31,7+18,8+27,5+31,1

% % % %

+4,6+0,1

+32,1+7,6

29432142

% % % %

+51+98+64+88

% % % %

-34-18-68-3

6.4137.9111.066

+14,6+8,6

+10,2

% % %

% % %

+19,2+13,3+13,2

% % %

+33,3+29,8+27,1

% % %

+11,7+9,3

+10,1

355238

% % %

+89+96+32

% % %

-10-30-22

KaufenHalten

HaltenHalten

HANDELSBLATT • Quelle: DZ Bank

Private Geldanlage

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12234

Bulle & Bär

Trügerische Rally beim

Ölpreis

D ie Produzenten von Rohöl konn-ten in den vergangenen Wochen deutlich aufatmen. Nach dem ers-

ten Corona- und dem damit ausgelösten Ölpreisschock hat sich der Preis für den Rohstoff wieder auf über 40 Dollar je Bar-rel der Nordseesorte Brent verdoppelt.

Anleger sollten diese Entwicklung aber besser nicht linear fortschreiben. Die Un-gewissheit, welche Folgen Corona noch haben wird, ist schlicht zu groß.

Ein Blick in die USA genügt, um zu erahnen, wie ungewiss die Zukunft ist: In den Staaten des Sonnengürtels im Süden des Landes grassiert das Virus derzeit stärker als je zuvor. Vor allem Texas, Kali-fornien und auch Arizona sind betroffen.

Die USA sind nicht nur der größte Öl-produzent, sondern auch sein größter Konsument. Als der Coronaschock den Rohstoffmarkt erreichte, brach zunächst der Handel mit dem nordamerikanischen Leichtöl WTI in sich zusammen.

Am Markt zeigt sich die Situation der-zeit in einer Contango-Kurve bei den Ter-minkontrakten: Öl zur Lieferung im Au-gust ist teurer als Öl heute. Man könnte dies so interpretieren, dass die Investoren mit steigenden Preisen rechnen. Eine solch aufwärts zeigende Kurve ist in der Rohstoffwelt allerdings sehr gewöhnlich. Schließlich spiegelt sie auch die Lagerkos-ten bis zur Lieferung zu einem späteren Zeitpunkt wider. Man könnte diesen Trend demnach auch ganz anders inter-pretieren: Die Unsicherheit über die Ab-nahme nimmt zu, der Preis für die Lage-rung steigt.

Viel Hilfe seitens des Ölkartells Opec und seiner Verbündeten ist nicht zu er-warten. Sie haben die Produktion schon um 9,7 Millionen Barrel pro Tag gekürzt, knapp ein Zehntel der globalen Produkti-on – und das unter reichlich Zank.

Einen Hoffnungsschimmer liefert die anstehende Feriensaison. In Urlaubszeiten wird mehr Benzin verbraucht als sonst. Das wird auch in diesem Jahr so sein. Das allein wird dem Markt aber kaum helfen. Der Benzinverbrauch wird 2020 global noch unter dem Vor-Corona Niveau lie-gen. Der globale Flugverkehr steht nach wie vor weitgehend still. Überhaupt: Die Analysten von Rystad Energy vermuten, dass die Ölnachfrage erst 2022 wieder das Niveau von 2019 erreichen wird. Klingt al-les nicht nach einer anlagesicheren Rally.

Der tägliche Kommentar des Handelsblatts analysiert

die Entwicklung an den Finanzmärkten.

Von Matthias Streit

net, leitet er gute „Kondition“ ab, also Aussichten auf langfristige Kursgewinne. Abgeprüft haben Bis-singer und Kollegen bei den Unternehmen vier Schlüsselkennzahlen: Das Wachstum des Umsatzes und des Gewinns in den vergangenen zehn Jahren, die Entwicklung des Firmenwertes – Börsenwert abzüglich Schulden – und des Buchwertes – Eigen-kapital minus Schulden – je Aktie. Die längerfristi-ge Betrachtung des Umsatzes zeigt, ob ein Unter-nehmen in unterschiedlichen Phasen der Konjunk-tur stabil wächst und seine Geschäftstätigkeit ausweiten kann, erläutert der Analyst. Als Grund-lage dienten die veröffentlichten Geschäftsberich-te, die bis zum Geschäftsjahr 2019 vorliegen. So sind auch schwierigere wirtschaftliche Phasen un-tersucht worden wie die Euro-Schuldenkrise 2011/2012 und im Jahr 2018 der durch den eskalie-renden Handelsstreit unter Druck geratene Welt-handel. Die Coronakrise konnte allerdings noch nicht erfasst werden.

Profitables Wachstum gesuchtEin stabiler operativer Gewinn und hohe Margen dokumentieren profitables Wachstum. Dahinter stehe in der Regel ein besonderes Geschäftsmodell für Produkte oder Dienstleistungen, mit denen sich die Unternehmen eine führende Marktstellung erarbeitet hätten, sagt Bissinger. Oft stützen der Untersuchung zufolge Patente, Netzwerke, starke Marken, eine Kostenführerschaft wie auch intensive Beziehun-gen zu den Kunden und hohe Kosten beim Liefe-rantenwechsel eine lokale marktbeherrschende Posi-tion. Ein steigender Fir-menwert zeigt zudem, dass Anleger am Kapitalmarkt die „Wachstumsstory“ schätzen. Der Buchwert je Aktie schließlich dokumentiert, inwieweit vom er-wirtschafteten Ertrag zusätzliches Eigen-kapital für die Investoren geschaffen wurde.

Nach Sektoren wurden die DZ Banker besonders in den Sparten Technologie und Gesundheit fün-dig. Die Gründe sind bekannt: Die Digitalisierung von Gesellschaft und Wirtschaft lasse die IT-Spar-ten strukturell boomen, erklärt Bissinger. Und der zunehmende Wohlstand einer immer älter werden-den Weltbevölkerung sowie technischer Fortschritt in der Medizin macht „Gesundheit“ zu einer der gefragtesten Branchen. Kein Wunder, dass diese Sektoren bei Marktstrategen stets zu den Kernanla-gesparten zählen.

Interessant ist nun, dass nicht nur die USA, son-dern auch Deutschland mit einer ganzen Menge solcher erfolgreicher Firmen aufwartet. Am Kapi-talmarkt gehören viele allerdings eher zu den mit-telgroßen oder kleineren Firmen wie das IT-Sys-temhaus Bechtle, der Spezialist für Augendiagnos-tikgeräte Carl Zeiss Meditec – beide aus dem Nebenwerteindex MDax – oder der Softwareher-steller für Krankenhausinformationssysteme Ne-xus. Dafür sieht Analyst Bissinger mehrere Gründe: „In Deutschland gibt es viele Spezialisten, die in ih-rer Nische mitunter weltweit Marktführer sind – so-genannte Hidden Champions“, erklärt er. Die Fir-men sind daher der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt, auch weil hierzulande eher wenige Men-schen Aktien besitzen. Allerdings gibt es auch Fir-men, deren Finanzierungsstruktur nicht primär auf den Aktienmarkt ausgerichtet sei, etwa wenn eine Stiftung im Hintergrund stehe.

Neun Unternehmen unterschiedlicher Größe hebt die DZ-Bank-Studie hervor als diejenigen mit

ausgesprochen starker Kondition. Aus dem Dax ge-hört der private Klinikbetreiber und Hersteller von Flüssigarzneien Fresenius dazu, dem Bissinger be-sonders stabiles Wachstum bei Umsatz und Buch-wert bescheinigt. Genau das lobt der Analyst auch beim Aromen- und Duftstoffhersteller Symrise aus dem MDax, der nach der Insolvenz des Zahlungs-abwicklers Wirecard als Aufsteiger für den Dax gilt. Der Spezialchemiehersteller steht für eine weitere Branche, die viele Strategen mit Blick auf eine Kon-junkturerholung empfehlen.

Große wie kleine Firmen fallen aufZu den mittelgroßen Firmen der DZ-Bank-Auswahl gehört neben Carl Zeiss Meditec und Bechtle noch der Anbieter von Automatisierungslösungen bei in-dustrieller Bildverarbeitung Isra Vision. Bei Bechtle und Isra Vision lobt Bissinger neben Umsatz- und Buchwertzuwachs vor allem das Gewinnwachs-tum, bei Carl Zeiss Meditec den gestiegenen Fir-menwert.

Unter den kleineren Unternehmen fielen den Analysten neben Nexus noch besonders der Unter-nehmensberater für strategische Prozesse und Technologie für den Handel- und Konsumgütersek-

tor, KPS, auf, außerdem der Gewerbeimmobilien-besitzer Hamborner Reit und der Zeitar-

beit- und Personalvermittler Ama-deus Fire. Beide Aktien notieren

im Kleinwerteindex SDax. Allen ist demnach ein starkes Um-

satzwachstum gemein. Bei Hamborner Reit und Nexus ragte unter anderem noch das Gewinnplus heraus, bei KPS und Amadeus be-sonders die Buchwertzu-nahme. Unter den Firmen,

die in den vergangenen drei Jahren nach diesen Kennzah-

len schwächer abschnitten, fin-den sich unter anderem Banken

wie die Deutsche Bank und die Com-merzbank sowie Druckmaschinenherstel-

ler wie Heidelberger Druck und SLM Solutions. In einem zweiten Schritt lohnt es sich nach Ansicht von Analyst Bissinger zu schauen, wie teuer die wachstumsstarken Aktien sind. So hat er den Ab-stand vom Höchstkurs seit 2017 und den Aktien-kurs gemessen an den Firmengewinnen, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), betrachtet.

Sein Resümee: Viele seiner Marathon-Aktien sind nicht billig. Die KGVs liegen oft 50 bis knapp 100 Prozent über ihrem Fünf-Jahres-Durchschnitt. Auch notieren viele der Unternehmen bereits wieder na-he ihren Höchstkursen – trotz Corona-bedingtem Kurssturz. Das zeigt sich auch in Analystenurteilen, in die der Preis der Aktien mit einfließt.

So gibt es nach Zahlen des Nachrichtenanbieters Bloomberg für Fresenius 20 „Kaufen“- und fünf „Halten“-Voten. Auch KPS wird mit fünf Kauf-Urtei-len und zwei „Halten“-Einschätzungen überwiegend empfohlen. Amadeus Fire hat nur ein Votum be-kommen, zum Kauf. Bei den anderen Aktien sind Bewertungen unterschiedlich: Symrise wird zehn-mal zum Kauf, 14-mal zum Halten und fünfmal zum Verkauf empfohlen. Carl Zeiss Meditec vereint sechs Kauf-, vier „Halten“- und fünf „Verkaufen“-Urteile auf sich. Bei Bechtle dominiert „halten“, bei Isra Vision ebenfalls. Für Hamborner Reit gibt es je drei und für Nexus je drei „Kaufen“- und „Halten“-Urteile.

Bissingers Fazit: „Ein günstiger Einstiegszeit-punkt bestimmt die Renditeaussichten im Depot mit.“ Anleger müssen also entscheiden, ob sie die zum Teil ambitionierten Kurse bezahlen wollen – oder ob sie auf Kursrücksetzer und damit günstige-re Kaufgelegenheiten warten wollen.

10.500PUNKTE

Bis auf dieses Niveau könnten Kursrücksetzer den Dax in den kommenden Wochen drücken.

Quelle: Joachim Schallmayer, Deka

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MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12235

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Page 36: Handelsblatt - 29 06 2020

Carsten Herz Frankfurt

In der Coronakrise greifen die Krankenkassen tief in die Ta-sche. Massenhafte Corona-Tests, aufwendige Behandlun-gen, Bonuszahlungen für In-

tensivbetten: Allein für die klinische Behandlung von Corona-Infizierten ge-hen die Kassen von Kosten in Höhe von 1,3 Milliarden Euro aus. Doch trotz des enormen Finanzaufwands stellen viele Kunden dem Vorgehen der Kas-sen nur ein mittelmäßiges Zeugnis aus.

Fast die Hälfte der Versicherten hät-te sich eine aktive Ansprache und Be-ratung während der Coronakrise ge-wünscht. Mehr als 66 Prozent wollen in Zukunft eine aktivere Kommunikati-on, vorzugsweise digital oder per Tele-fon. Das geht aus einer Studie der Un-ternehmensberatung Boston Consul-ting Group (BCG) zum Thema Krankenversicherungen und die Zu-kunft nach Covid-19 hervor, die dem Handelsblatt vorab vorliegt.

„Besonders spannend finden wir, wie stark die Versicherten wünschen, dass die Krankenversicherer eine stär-kere aktiv steuernde Rolle für ihre Ge-sundheit übernehmen“, sagt Nicolas Busch, Mitautor der Studie. Klassi-scherweise sei dies nicht die Aufgabe der Versicherer, sondern der Ärzte in Deutschland. Doch offensichtlich habe das Gesundheitssystem die Probleme vieler Versicherter bei Fragen rund um Corona und zum Beispiel auch zu chronischen Erkrankungen nicht zu-friedenstellend lösen können.

Viele Versicherte hätten sich ge-wünscht, dass die Krankenkassen ak-tiv mit ihnen sprechen würden. „Die Krankenversicherer sollen sich nach dem Willen der Kunden offensicht-lich zu einem vorsorgenden Unter-stützer der Versicherten wandeln – und dabei auch mehr digitale Wege gehen.“

Schub für Digitalisierung?

Die Coronakrise könnte damit der Di-gitalisierung auch bei der gesetzli-chen Krankenversicherung einen Schub geben. Denn der digitale Kon-takt per App und Website zwischen Versicherten und Kassen sei in der Coronakrise stark gestiegen – und vie-le Versicherte hätten die digitale Kommunikation als effektiv empfun-den, heißt es in der Studie.

Noch hinke Deutschland im inter-nationalen Vergleich in der Digitalisie-rung des Gesundheitswesens aller-dings hinterher. „Wenn man den Rei-fegrad der Krankenkassen mit anderen personenbezogenen Dienst-leistungsindustrien vergleicht, dann sind die Krankenversicherungen in vielen Bereichen noch nicht da, wo man hinkommen könnte“, sagt Busch.

Die Kassen sollten deshalb ihre di-gitalen Kanäle professionalisieren und sich von reinen Kostenträgern zu „Dienstleistungs- und Technologieun-ternehmen“ entwickeln, empfehlen die Autoren der Studie, für die rund

1500 Versicherte in Deutschland on-line befragt wurden. Das vorherr-schende System einer Organisation der Krankenversicherung entlang von Kostenarten, zentralen Funktionen und Fachzentren sei an vielen Stellen an seine Grenzen gekommen.

So hätten viele Patienten aus Angst vor Corona auf einen Arztbesuch ver-zichtet. Ein Drittel der Versicherten habe Behandlungen abgesagt bezie-hungsweise verschoben, darunter für Gelenk- und Rückenkrankheiten, aber auch Untersuchungen wegen Herzproblemen. Durch die Verschie-bung oder Absage hätten sich jedoch fast 30 Prozent der Befragten schlech-ter gefühlt, die Behandlung wäre also eigentlich medizinisch notwendig ge-wesen, heißt es in der Studie.

Eine aktive Ansprache der Versi-cherten durch die Krankenversiche-rung hätte insofern einen hohen Nut-zen für die Kunden stiften können, sind sich die Berater sicher. Die Kas-sen hätten auf alternative Behand-lungsmöglichkeiten hinweisen oder über das Infektionsrisiko aufklären können.

Zauberwort Telemedizin

BCG rät vor diesem Hintergrund zum Ausbau der Telemedizin. Bereits vor der Coronakrise sei dies ein Wachs-tumsfeld gewesen. Doch während der Pandemie sei dieser Service noch stärker nachgefragt worden: 70 Pro-zent der Befragten, die telemedizini-

Krankenkassen

Mehr Kontakt erwünscht

Eine Studie der Beratungsfirma BCG legt offen, was die Versicherten über ihre Kasse in der Krise

denken. Experten sehen großen Reformbedarf.

F1on

line

Profi-Anlageempfehlung

Nannette Hechler-Fayd’herbe

ist Chef-Anlagestrategin Wealth-Management der Credit Suisse.

In den Wandel investieren

D ie Coronavirus-Pandemie hat unseren Alltag tief grei-fend verändert. Sie hat be-

stehende Strukturen und Gewohn-heiten infrage gestellt und damit den Weg für langfristige Verände-rungen geebnet. Großen Themen, die einen Umbruch oder elementa-ren Wandel in der Gesellschaft skiz-zieren, kommt daher im aktuellen Umfeld eine besonders hohe Be-deutung zu. Die Credit Suisse hat solche Supertrends definiert: Sie beleuchten bestechende Anlagethe-men, die mit einer breiten aktiven Aktienauswahl und interessanten Produkten für Anleger greifbar ge-macht werden. Aktuell wird disku-tiert, warum sich die Unzufrieden-heit in der Bevölkerung vieler Län-der in Frustration gewandelt hat, die sich zunehmend auf innenpoli-tische Belange, allen voran Un-gleichheiten, auswirkt. Diese Unzu-friedenheit dürfte durch die Coro-nakrise und deren Auswirkungen beispielsweise auf den Arbeits-markt weiter geschürt werden, wo-von etwa Unternehmen, die auf Umschulungs- und Weiterbildungs-programme spezialisiert sind, pro-fitieren können. Der Supertrend „Technologie im Dienste der Menschheit“ zeigt unter anderem auf, inwiefern Edge-Computing der Digitalisierung neue Horizonte er-öffnet und welche Unternehmen in diesem Zusammenhang wachsen sollten. Der Supertrend „Infra-struktur“ fokussiert sich neu auf „Smart Cities“ und beleuchtet, wel-che Firmen dabei helfen, die He-rausforderungen rasch wachsender Städte zu meistern. Der Trend „Werte der Millennials“ zeigt, in-wiefern diese Generation den Wan-del hin zu verantwortungsbewuss-tem Konsum vorantreibt. Eine wichtige Neuerung unter diesen Su-pertrends ist das Thema „Klima-wandel – hin zu einer treibhausgas-freien Wirtschaft“. Dieser Invest-menttrend konzentriert sich in ers-ter Linie auf die Sektoren Strom -erzeugung, fossile Energiequellen, Verkehr, Landwirtschaft und Le-bensmittelerzeugung, da diese Be-reiche für den Großteil der vom Menschen verursachten CO2-Emis-sionen verantwortlich sind und un-ter zunehmendem Druck stehen, ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren. All die-se Supertrends sind von hoher Re-levanz für Anleger und können in einem Portfoliokontext einen wich-tigen Performancebeitrag leisten.

Die Anlageempfehlung ist eine Einschätzung der Autorin.

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Sui

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Private Geldanlage1

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12236

sche Leistung in der Coronakrise ge-nutzt haben, hätten dies erstmalig ge-nutzt, heißt es in der Studie.

Auch bei den Ärzten seien die Er-fahrungen positiv. Rund 5000 Arzt-praxen hätten sich erstmals für Tele-medizinsoftware registriert – und mit 26 Prozent wollen doppelt so viele wie vor der Krise die Technik auch künftig nutzen.

Der Rat der Berater ist insofern eindeutig: Die Krankenversicherun-gen müssten mehr Telemedizin an-bieten, um sich zu differenzieren: Denn 58 Prozent der befragten Versi-cherten würden sogar ihre Kranken-versicherung wechseln, um die On-linebehandlung nutzen zu können.

Bisher seien die Strukturen und Angebote der Kassen jedoch völlig anders ausgerichtet. „Viele große Er-satzkassen unterhalten heute noch zwischen 200 bis mehr als 350 statio-näre Geschäftsstellen in der Fläche, bei einigen Kassen ist die Dichte re-gional teilweise noch höher“, sagt Matthias Becker, der zweite BCG-Au-tor der Studie neben Busch.

Doch bei der Umfrage sei deutlich geworden, dass lediglich sieben Pro-zent der Versicherten noch die Ge-schäftsstellen primär als wichtigste Anlaufstelle betrachteten. Stattdes-sen wollten sie, dass man sie mehr über Telefon und Internet anspreche.

Die Experten sagen vor diesem Hintergrund einen grundlegenden Wandel für die Kassen voraus. „Der Druck ist groß, dass sich die Kran-kenversicherer in den nächsten Jah-ren umstellen“, prognostiziert Busch. „Ich glaube, dass die gesetzliche Krankenversicherung in den nächs-ten drei bis fünf Jahren vor einer drastischen Veränderung steht. Das Tempo des Umbaus wird sich deut-lich beschleunigen.“

66PROZENT

der rund 1500 Befragten wünschen sich künftig

eine aktivere Ansprache und Beratung durch ihre

Krankenkasse.

Quelle: Boston Consulting Group

Reichstag in Berlin: Um das neue Gesetz wird schon lange gerungen.

Paul

-Lan

groc

k.de

Verbraucherschutz

Wer soll Anlagevermittler überwachen?Die Abstimmung über das Gesetz zur Übertragung der Aufsicht auf die Bafin verschiebt sich. Das liegt auch am Wirecard-Bilanzskandal.

Frank M. Drost Berlin

D as Gesetz galt als eilbedürftig. Noch vor der parlamentari-schen Sommerpause sollte

das Regierungsvorhaben verabschie-det werden, das einen Aufsichtswech-sel vorsieht. Doch der Zeitplan ist nach Informationen des Handelsblatts aus politischen Kreisen nicht zu hal-ten. Die Union hat Änderungswün-sche, die kurzfristig nicht umzusetzen sind. Da die Berichterstatter von SPD und Union sich nicht einigen konnten, wurden die zuständigen Vizefraktion-schefs eingeschaltet. Zwar pocht die SPD auf Einhaltung des Koalitionsver-trags, aber ohne Kompromissbereit-schaft der Sozialdemokraten ist das Projekt wohl zum Scheitern verurteilt.

Eigentlich sollen die 38.000 Finanz-anlagenvermittler und Honorar-Fi-nanzanlagenberater künftig von der Finanzaufsicht Bafin kontrolliert wer-den. Derzeit sind dafür die Industrie- und Handelskammern (IHK) und Ge-werbeämter verantwortlich. Vor ei-nem Scheitern der geplanten Neue-rung warnt schon Klaus Müller, Vor-stand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (VZBV). „Die IHKs sind Interessenvertreter für Finanzan-lagenvermittler. Sie können daher un-möglich länger auch für die Aufsicht zuständig sein“, sagte Müller dem Handelsblatt. „Verbraucher brauchen Sicherheit bei ihren Finanzen und da-mit auch Sicherheit bei der Aufsicht über Finanzanlagenvermittler“, so Müller. Jedoch sieht auch Deutsch-lands oberster Verbraucherschützer bei der Bafin-Aussicht nach dem Wire-card-Skandal „noch Luft nach oben“.

Für die Interessenverbände der An-lagenvermittler ist der Ausfall der Ba-fin bei der Wirecard-Aufsicht eine Steil-vorlage. „In Anbetracht des Wirecard-Skandals und der damit mehr und mehr öffentlich werdenden Versäum-nisse auch der Bafin – ein Supergau – erscheint es unmöglich, der Bafin zu-

sätzliche Aufgaben zu übertragen“, ur-teilt Norman Wirth, geschäftsführen-der Vorstand des AfW Bundesverband Finanzdienstleistung. Das sehen erste Parlamentarier auch so. „Die Wire-card-Vorkommnisse zeigen, dass die Bafin erst mal intern aufräumen muss, anstelle sich neuen Aufgaben zu wid-men“, meint Frank Schäffler, Finanz-experte der FDP. Der finanzpolitische Sprecher der SPD, Lothar Binding, zieht andere Schlüsse. „Wir können am Beispiel Wirecard erkennen, wel-che Auswirkungen es hat, wenn die Kompetenzen der Aufsicht nicht weit-reichend genug sind“, sagte er. Um so wichtiger sei es, die Bafin auch im Be-reich des Finanzvertriebs zu stärken und die Aufsicht bei ihr zu bündeln.

Finale nach dem SommerDie Union hat schon vor Wochen klar-gemacht, dass ihr der Gesetzesent-wurf zur Regulierung der Anlagever-mittler aus dem SPD-geführten Bun-desfinanzministerium zu weit geht. Dabei wurde der Gesetzesentwurf vom Kabinett verabschiedet, also auch von den Ministern der Union. Ein Kompromiss könnte nach den Worten des Unions-Finanzexperten Carsten Brodesser so aussehen: „Wir übertra-gen die Aufsicht schrittweise nach Pro-duktkategorien. Und anfangen könn-ten wir mit den Beratern, die Vermö-gensanlagen vertreiben, für die Prospekte erforderlich sind“, sagte er dem Handelsblatt.

Das seien im Gegensatz etwa zuoffenen Immobilienfonds klar risi-koreichere Engagements, die vonrund 6000 Beratern angeboten wer-den. In den Fällen würde er auchdafür eintreten, dass die Bafin Pro-spekte nicht nur formell, sondernauch inhaltlich prüfe. „Das wäredann echter Verbraucherschutz“, soBrodesser. Auf konkrete Details willsich dagegen SPD-Politiker Bindingnicht festlegen. „Wir sind in laufen-den Gesprächen mit unserem Koali-tionspartner, um die Vereinbarungim Koalitionsvertrag umzusetzenund die Aufsicht auf die Bafin zuübertragen“, so Binding. „Wir er-warten, dass wir den Gesetzesent-wurf im Bundestag zügig beschlie-ßen und denken nicht, dass der Ko-alitionsvertrag gebrochen werdensoll.“

Das wird sich dann nach der Som-merpause entscheiden. Anlegeran-walt Peter Mattil kann die Aufre-gung um das Gesetz nicht ganznachvollziehen. Er plädiert für ei-nen Aufsichtswechsel. Eine Auftren-nung in Finanzmarkt- und Gewerbe-aufsicht gebe es fast in keinem an-deren EU-Staat: „Eine Aufsicht istmehr als eine Registrierung und for-melle Überwachung von Antrags-und Nachweispflichten. Sie beinhal-tet die Beurteilung und gegebenen-falls auch ein Einschreiten hinsicht-lich der Sorgfalt und Qualität derBerufsausübung.“

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Page 37: Handelsblatt - 29 06 2020

Carsten Herz Frankfurt

In der Coronakrise greifen die Krankenkassen tief in die Ta-sche. Massenhafte Corona-Tests, aufwendige Behandlun-gen, Bonuszahlungen für In-

tensivbetten: Allein für die klinische Behandlung von Corona-Infizierten ge-hen die Kassen von Kosten in Höhe von 1,3 Milliarden Euro aus. Doch trotz des enormen Finanzaufwands stellen viele Kunden dem Vorgehen der Kas-sen nur ein mittelmäßiges Zeugnis aus.

Fast die Hälfte der Versicherten hät-te sich eine aktive Ansprache und Be-ratung während der Coronakrise ge-wünscht. Mehr als 66 Prozent wollen in Zukunft eine aktivere Kommunikati-on, vorzugsweise digital oder per Tele-fon. Das geht aus einer Studie der Un-ternehmensberatung Boston Consul-ting Group (BCG) zum Thema Krankenversicherungen und die Zu-kunft nach Covid-19 hervor, die dem Handelsblatt vorab vorliegt.

„Besonders spannend finden wir, wie stark die Versicherten wünschen, dass die Krankenversicherer eine stär-kere aktiv steuernde Rolle für ihre Ge-sundheit übernehmen“, sagt Nicolas Busch, Mitautor der Studie. Klassi-scherweise sei dies nicht die Aufgabe der Versicherer, sondern der Ärzte in Deutschland. Doch offensichtlich habe das Gesundheitssystem die Probleme vieler Versicherter bei Fragen rund um Corona und zum Beispiel auch zu chronischen Erkrankungen nicht zu-friedenstellend lösen können.

Viele Versicherte hätten sich ge-wünscht, dass die Krankenkassen ak-tiv mit ihnen sprechen würden. „Die Krankenversicherer sollen sich nach dem Willen der Kunden offensicht-lich zu einem vorsorgenden Unter-stützer der Versicherten wandeln – und dabei auch mehr digitale Wege gehen.“

Schub für Digitalisierung?

Die Coronakrise könnte damit der Di-gitalisierung auch bei der gesetzli-chen Krankenversicherung einen Schub geben. Denn der digitale Kon-takt per App und Website zwischen Versicherten und Kassen sei in der Coronakrise stark gestiegen – und vie-le Versicherte hätten die digitale Kommunikation als effektiv empfun-den, heißt es in der Studie.

Noch hinke Deutschland im inter-nationalen Vergleich in der Digitalisie-rung des Gesundheitswesens aller-dings hinterher. „Wenn man den Rei-fegrad der Krankenkassen mit anderen personenbezogenen Dienst-leistungsindustrien vergleicht, dann sind die Krankenversicherungen in vielen Bereichen noch nicht da, wo man hinkommen könnte“, sagt Busch.

Die Kassen sollten deshalb ihre di-gitalen Kanäle professionalisieren und sich von reinen Kostenträgern zu „Dienstleistungs- und Technologieun-ternehmen“ entwickeln, empfehlen die Autoren der Studie, für die rund

1500 Versicherte in Deutschland on-line befragt wurden. Das vorherr-schende System einer Organisation der Krankenversicherung entlang von Kostenarten, zentralen Funktionen und Fachzentren sei an vielen Stellen an seine Grenzen gekommen.

So hätten viele Patienten aus Angst vor Corona auf einen Arztbesuch ver-zichtet. Ein Drittel der Versicherten habe Behandlungen abgesagt bezie-hungsweise verschoben, darunter für Gelenk- und Rückenkrankheiten, aber auch Untersuchungen wegen Herzproblemen. Durch die Verschie-bung oder Absage hätten sich jedoch fast 30 Prozent der Befragten schlech-ter gefühlt, die Behandlung wäre also eigentlich medizinisch notwendig ge-wesen, heißt es in der Studie.

Eine aktive Ansprache der Versi-cherten durch die Krankenversiche-rung hätte insofern einen hohen Nut-zen für die Kunden stiften können, sind sich die Berater sicher. Die Kas-sen hätten auf alternative Behand-lungsmöglichkeiten hinweisen oder über das Infektionsrisiko aufklären können.

Zauberwort Telemedizin

BCG rät vor diesem Hintergrund zum Ausbau der Telemedizin. Bereits vor der Coronakrise sei dies ein Wachs-tumsfeld gewesen. Doch während der Pandemie sei dieser Service noch stärker nachgefragt worden: 70 Pro-zent der Befragten, die telemedizini-

Krankenkassen

Mehr Kontakt erwünscht

Eine Studie der Beratungsfirma BCG legt offen, was die Versicherten über ihre Kasse in der Krise

denken. Experten sehen großen Reformbedarf.

F1on

line

Profi-Anlageempfehlung

Nannette Hechler-Fayd’herbe

ist Chef-Anlagestrategin Wealth-Management der Credit Suisse.

In den Wandel investieren

D ie Coronavirus-Pandemie hat unseren Alltag tief grei-fend verändert. Sie hat be-

stehende Strukturen und Gewohn-heiten infrage gestellt und damit den Weg für langfristige Verände-rungen geebnet. Großen Themen, die einen Umbruch oder elementa-ren Wandel in der Gesellschaft skiz-zieren, kommt daher im aktuellen Umfeld eine besonders hohe Be-deutung zu. Die Credit Suisse hat solche Supertrends definiert: Sie beleuchten bestechende Anlagethe-men, die mit einer breiten aktiven Aktienauswahl und interessanten Produkten für Anleger greifbar ge-macht werden. Aktuell wird disku-tiert, warum sich die Unzufrieden-heit in der Bevölkerung vieler Län-der in Frustration gewandelt hat, die sich zunehmend auf innenpoli-tische Belange, allen voran Un-gleichheiten, auswirkt. Diese Unzu-friedenheit dürfte durch die Coro-nakrise und deren Auswirkungen beispielsweise auf den Arbeits-markt weiter geschürt werden, wo-von etwa Unternehmen, die auf Umschulungs- und Weiterbildungs-programme spezialisiert sind, pro-fitieren können. Der Supertrend „Technologie im Dienste der Menschheit“ zeigt unter anderem auf, inwiefern Edge-Computing der Digitalisierung neue Horizonte er-öffnet und welche Unternehmen in diesem Zusammenhang wachsen sollten. Der Supertrend „Infra-struktur“ fokussiert sich neu auf „Smart Cities“ und beleuchtet, wel-che Firmen dabei helfen, die He-rausforderungen rasch wachsender Städte zu meistern. Der Trend „Werte der Millennials“ zeigt, in-wiefern diese Generation den Wan-del hin zu verantwortungsbewuss-tem Konsum vorantreibt. Eine wichtige Neuerung unter diesen Su-pertrends ist das Thema „Klima-wandel – hin zu einer treibhausgas-freien Wirtschaft“. Dieser Invest-menttrend konzentriert sich in ers-ter Linie auf die Sektoren Strom -erzeugung, fossile Energiequellen, Verkehr, Landwirtschaft und Le-bensmittelerzeugung, da diese Be-reiche für den Großteil der vom Menschen verursachten CO2-Emis-sionen verantwortlich sind und un-ter zunehmendem Druck stehen, ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren. All die-se Supertrends sind von hoher Re-levanz für Anleger und können in einem Portfoliokontext einen wich-tigen Performancebeitrag leisten.

Die Anlageempfehlung ist eine Einschätzung der Autorin.

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MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12236

sche Leistung in der Coronakrise ge-nutzt haben, hätten dies erstmalig ge-nutzt, heißt es in der Studie.

Auch bei den Ärzten seien die Er-fahrungen positiv. Rund 5000 Arzt-praxen hätten sich erstmals für Tele-medizinsoftware registriert – und mit 26 Prozent wollen doppelt so viele wie vor der Krise die Technik auch künftig nutzen.

Der Rat der Berater ist insofern eindeutig: Die Krankenversicherun-gen müssten mehr Telemedizin an-bieten, um sich zu differenzieren: Denn 58 Prozent der befragten Versi-cherten würden sogar ihre Kranken-versicherung wechseln, um die On-linebehandlung nutzen zu können.

Bisher seien die Strukturen und Angebote der Kassen jedoch völlig anders ausgerichtet. „Viele große Er-satzkassen unterhalten heute noch zwischen 200 bis mehr als 350 statio-näre Geschäftsstellen in der Fläche, bei einigen Kassen ist die Dichte re-gional teilweise noch höher“, sagt Matthias Becker, der zweite BCG-Au-tor der Studie neben Busch.

Doch bei der Umfrage sei deutlich geworden, dass lediglich sieben Pro-zent der Versicherten noch die Ge-schäftsstellen primär als wichtigste Anlaufstelle betrachteten. Stattdes-sen wollten sie, dass man sie mehr über Telefon und Internet anspreche.

Die Experten sagen vor diesem Hintergrund einen grundlegenden Wandel für die Kassen voraus. „Der Druck ist groß, dass sich die Kran-kenversicherer in den nächsten Jah-ren umstellen“, prognostiziert Busch. „Ich glaube, dass die gesetzliche Krankenversicherung in den nächs-ten drei bis fünf Jahren vor einer drastischen Veränderung steht. Das Tempo des Umbaus wird sich deut-lich beschleunigen.“

66PROZENT

der rund 1500 Befragten wünschen sich künftig

eine aktivere Ansprache und Beratung durch ihre

Krankenkasse.

Quelle: Boston Consulting Group

Reichstag in Berlin: Um das neue Gesetz wird schon lange gerungen.

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groc

k.de

Verbraucherschutz

Wer soll Anlagevermittler überwachen?Die Abstimmung über das Gesetz zur Übertragung der Aufsicht auf die Bafin verschiebt sich. Das liegt auch am Wirecard-Bilanzskandal.

Frank M. Drost Berlin

D as Gesetz galt als eilbedürftig. Noch vor der parlamentari-schen Sommerpause sollte

das Regierungsvorhaben verabschie-det werden, das einen Aufsichtswech-sel vorsieht. Doch der Zeitplan ist nach Informationen des Handelsblatts aus politischen Kreisen nicht zu hal-ten. Die Union hat Änderungswün-sche, die kurzfristig nicht umzusetzen sind. Da die Berichterstatter von SPD und Union sich nicht einigen konnten, wurden die zuständigen Vizefraktion-schefs eingeschaltet. Zwar pocht die SPD auf Einhaltung des Koalitionsver-trags, aber ohne Kompromissbereit-schaft der Sozialdemokraten ist das Projekt wohl zum Scheitern verurteilt.

Eigentlich sollen die 38.000 Finanz-anlagenvermittler und Honorar-Fi-nanzanlagenberater künftig von der Finanzaufsicht Bafin kontrolliert wer-den. Derzeit sind dafür die Industrie- und Handelskammern (IHK) und Ge-werbeämter verantwortlich. Vor ei-nem Scheitern der geplanten Neue-rung warnt schon Klaus Müller, Vor-stand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (VZBV). „Die IHKs sind Interessenvertreter für Finanzan-lagenvermittler. Sie können daher un-möglich länger auch für die Aufsicht zuständig sein“, sagte Müller dem Handelsblatt. „Verbraucher brauchen Sicherheit bei ihren Finanzen und da-mit auch Sicherheit bei der Aufsicht über Finanzanlagenvermittler“, so Müller. Jedoch sieht auch Deutsch-lands oberster Verbraucherschützer bei der Bafin-Aussicht nach dem Wire-card-Skandal „noch Luft nach oben“.

Für die Interessenverbände der An-lagenvermittler ist der Ausfall der Ba-fin bei der Wirecard-Aufsicht eine Steil-vorlage. „In Anbetracht des Wirecard-Skandals und der damit mehr und mehr öffentlich werdenden Versäum-nisse auch der Bafin – ein Supergau – erscheint es unmöglich, der Bafin zu-

sätzliche Aufgaben zu übertragen“, ur-teilt Norman Wirth, geschäftsführen-der Vorstand des AfW Bundesverband Finanzdienstleistung. Das sehen erste Parlamentarier auch so. „Die Wire-card-Vorkommnisse zeigen, dass die Bafin erst mal intern aufräumen muss, anstelle sich neuen Aufgaben zu wid-men“, meint Frank Schäffler, Finanz-experte der FDP. Der finanzpolitische Sprecher der SPD, Lothar Binding, zieht andere Schlüsse. „Wir können am Beispiel Wirecard erkennen, wel-che Auswirkungen es hat, wenn die Kompetenzen der Aufsicht nicht weit-reichend genug sind“, sagte er. Um so wichtiger sei es, die Bafin auch im Be-reich des Finanzvertriebs zu stärken und die Aufsicht bei ihr zu bündeln.

Finale nach dem SommerDie Union hat schon vor Wochen klar-gemacht, dass ihr der Gesetzesent-wurf zur Regulierung der Anlagever-mittler aus dem SPD-geführten Bun-desfinanzministerium zu weit geht. Dabei wurde der Gesetzesentwurf vom Kabinett verabschiedet, also auch von den Ministern der Union. Ein Kompromiss könnte nach den Worten des Unions-Finanzexperten Carsten Brodesser so aussehen: „Wir übertra-gen die Aufsicht schrittweise nach Pro-duktkategorien. Und anfangen könn-ten wir mit den Beratern, die Vermö-gensanlagen vertreiben, für die Prospekte erforderlich sind“, sagte er dem Handelsblatt.

Das seien im Gegensatz etwa zuoffenen Immobilienfonds klar risi-koreichere Engagements, die vonrund 6000 Beratern angeboten wer-den. In den Fällen würde er auchdafür eintreten, dass die Bafin Pro-spekte nicht nur formell, sondernauch inhaltlich prüfe. „Das wäredann echter Verbraucherschutz“, soBrodesser. Auf konkrete Details willsich dagegen SPD-Politiker Bindingnicht festlegen. „Wir sind in laufen-den Gesprächen mit unserem Koali-tionspartner, um die Vereinbarungim Koalitionsvertrag umzusetzenund die Aufsicht auf die Bafin zuübertragen“, so Binding. „Wir er-warten, dass wir den Gesetzesent-wurf im Bundestag zügig beschlie-ßen und denken nicht, dass der Ko-alitionsvertrag gebrochen werdensoll.“

Das wird sich dann nach der Som-merpause entscheiden. Anlegeran-walt Peter Mattil kann die Aufre-gung um das Gesetz nicht ganznachvollziehen. Er plädiert für ei-nen Aufsichtswechsel. Eine Auftren-nung in Finanzmarkt- und Gewerbe-aufsicht gebe es fast in keinem an-deren EU-Staat: „Eine Aufsicht istmehr als eine Registrierung und for-melle Überwachung von Antrags-und Nachweispflichten. Sie beinhal-tet die Beurteilung und gegebenen-falls auch ein Einschreiten hinsicht-lich der Sorgfalt und Qualität derBerufsausübung.“

Private Geldanlage1

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12237

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Page 38: Handelsblatt - 29 06 2020

Finanzmärkte

Kursschwankungen voraus

I n Zeiten der Lockerungen blicken die deutschen Fir-menlenker wieder optimis-

tischer in die Zukunft, ergab der Ifo-Geschäftsklimaindex vergan-gene Woche. Die Ereignisse im Landkreis Gütersloh verdeutli-chen jedoch auch hierzulande, wie unsicher diese Perspektive ist. John Vail, Chef-Globalstrate-ge von Nikko Asset Management, rechnet selbst bei zunehmenden fiskalischen und monetären Sti-muli mit enttäuschendem Wirt-schaftswachstum. „Schwächere Gewinnprognosen für 2021 soll-ten die Märkte etwas abkühlen“, erklärt er. Globalen Aktien- und Anleiheindizes stünden daher leichte Verluste bevor. Schwan-kung statt Aufschwung, damit

rechnet auch die Commerzbank. In den kommenden Wochen er-warten ihre Analysten Dax-Kurse zwischen 11.500 und 12.800 Punkten.

Neben Corona schwelen nach wie vor die Fragen, wie es beim Brexit oder der Beziehung zwi-schen den USA und China weiter-geht. Sichere Häfen wie Gold rü-cken erneut in den Fokus. Am Weltmarkt nähert sich der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) seinem Allzeithoch. Derzeit kostet eine Feinunze 1770 Dollar. Im September 2011 lag er knapp über 1921 Dollar. Allein im Vergleich zum Vorjahr hat der Kurs um ein Viertel zugelegt. Für Euro-Anle-ger gab es in diesem Jahr bereits mehrere Allzeithöchststände.

Derzeit liegt der Goldpreis in Euro bei 1579 Euro. Zunehmende Verschuldung sehen Anleger als weiteren Sorgentreiber mit Blick auf die Weltwirtschaft.

Indizien dafür, wie es um die amerikanische Wirtschaft be-stellt ist, liefern in der kommen-den Woche Konjunkturdaten. Am Donnerstag werden Zahlen für den Arbeitsmarkt veröffent-licht. Bereits am Dienstag gibt es Neuigkeiten zur Inflationsent-wicklung in Europa. Daten zur europäischen Arbeitslosenquo-te werden am Donnerstag, zum Einkaufsmanagerindex am Frei-tag verkündet. Am Dienstag hal-ten sowohl die Vonovia als auch RTL ihre Hauptversammlung ab. mats

Anlageentscheidungen sind eine Frage der Strategie und des richtigen Timings. Drei Konzepte, drei Portfolios: ein Redaktions-Depot, ein Social-Trading-Depot sowie ein Privatbank-Depot. Experten geben börsentäglich ihre individuelle Einschätzung zu den Finanzmärkten ab.

KAUFEN – HALTEN – VERKAUFEN

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Eine ausführliche Berichterstattung sowie die kompletten Depots finden Sie unter: www.handelsblatt.com/musterdepots

67 %Aktien

33 %Zertifikate

26.6.2020

Zusammensetzung

Aktueller Bestand

Gesamtwertaktuell

129.110,32 €

Bargeld-bestandaktuell

356,03 €

Gesamtwert 31.1.2014: 100 000 €

Unibail-Rodamco-Westfield

Aktienkurs am 26.6.2020 in Euro

49,44 €

HA

ND

ELS

BLA

TT •

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lle: B

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9:00 Uhr 17:45

53

51

49

Die Aktie von Unibail-Rodamco-Westfield (URW) hat am Freitag mehr als fünf Prozent an Wert verloren. Das auf Einkaufszentren spezialisierte Unternehmen mit einem Im-mobilienvermögen von mehr als 60 Milliarden Euro leidet stark unter der Coronakrise. Laut einer Analyse von JP Ca-zenove könnten die Shoppingcenter des URW-Portfolios bis zum Jahr 2022 ein Drittel an Wert verlieren. In diesem Jahr falle durch Corona wohl ein Viertel der Mieten aus.

Chart des Tages

Social-Trading-Depot

Übertriebene Korrekturen

U nser Aktienmanagementan-satz zeichnet sich dadurch aus, dass die Einzelpositio-

nen in der Regel relativ lange gehal-ten werden. So befinden sich sieben von aktuell 15 Einzeltiteln seit Auflage Anfang 2014 in unserem Aktienkern-portfolio. Zu diesem Kreis gehört auch die Aktie des finnischen Papier- und Zellstoffproduzenten UPM Kym-mene. Zwischen Anfang 2014 und September 2018 hat sich der Titel hervorragend entwickelt, was auf ein eindrucksvolles Effizienzsteigerungs-programm zurückzuführen ist. Au-ßerdem gefallen uns bei den UPM-Bi-lanzen die moderate Verschuldung, die in den letzten zehn Jahren stets

positiven Free Cashflows sowie die vernünftige Ausschüttungsquote bei den Dividenden. Ende 2018 sowie während des Corona-Sturzes gab es beim Kurs signifikante Korrekturen, welche aus unserer Sicht übertrieben waren. Laut unserer Analyse ist die UPM-Aktie derzeit moderat bewertet und verfügt nach der Korrektur über ein attraktives Rendite-Risiko-Profil.

Alexander

Kovalenko

Bayerische VermögenPr

essefoto

Stand: 26.06. / ME(S)Z 21:06 Uhr

Brentölin US-Dollar je Barrelzum Vorjahr -38,50 %

Goldin US-Dollar je Feinunzezum Vorjahr +25,66 %

Märkte im Überblick

Nokia +3,00 %

L’Oréal +1,46 %

SAP +1,09 %

ING Groep -3,57 %

Airbus -3,19 %

Banco Santander -3,06 %

Siltronic NA +1,89 %

Bechtle +1,32 %

Aroundtown +1,23 %

Lufthansa vNA -6,23 %

thyssenkrupp -5,11 %

Commerzbank -4,26 %

1.7.2019 26.6.20201 7 20191.7.2019 26 6 202026.6.2020

1.7.2019 26.6.20201 7 20191.7.2019 26 6 202026.6.2020 1.7.2019 26.6.20201 7 20191.7.2019 26 6 202026.6.2020

1.7.2019 26.6.20201 7 20191.7.2019 26 6 202026.6.2020

Tops & Flops des Tages

MDax

Euro Stoxx 50

Vonovia NA +2,65 %

Beiersdorf +1,25 %

SAP +1,09 %

Wirecard -63,74 %

Deutsche Bank NA -3,04 %

Daimler NA -2,30 %

Euro Stoxx 50

Aktienindex in Punkten zum Vorjahr -6,94 %

Tagesverlauf

3 204,17Punkte-0,46 %

zum VortagQuelle

EuroUS-Dollar je Eurozum Vorjahr -1,31 %

10-jährige BundesanleiheRendite in Prozentzum Vorjahr -0,17 %

1.7.2019 26.6.20201 7 20191.7.2019 26 6 202026.6.2020

1,1213 US-$ -0,4800 % Rendite

1 768,47 US-$40,81 US-$

Dax

Leitbörsen im Überblick

26.6.2020, ME(S)Z 22:08 Uhr,* Index vom Vortag

KanadaS&P TSX

15 177,93–1,74 %

GroßbritannienS&P UK

1230,15+0,16 %

DeutschlandDax

12089,39–0,73 %

FrankreichCAC 40

4909,64–0,18 %

BrasilienBovespa

94785,00+0,06 %

Stoxx Europe 50

2981,28–0,54 %

Euro Stoxx 50

3204,17–0,46 %

S&P 500

3009,05–2,42 %

USADow Jones

25015,55–2,84 %

Nasdaq

9757,22–2,59 %

Europa

Private Geldanlage

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12238

Märkte heute

Euro: Wechselkurs in US-Dollar je Euro

1 € = 1,1219 US$

HANDELSBLATT

1.1.2020 26.6.

Quelle: Bloomberg

1,150

1,125

1,100

1,075

1,050

Goldpreis in US-Dollar je Feinunze

1.577,75 US$

1.1.2020 26.6.

1.620

1.550

1.480

1.410

1.340

*Wer

tpap

ierk

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umm

erH

AN

DE

LSB

LATT

• Q

uelle

: Blo

om

ber

g

Handelsblatt

+7,38 %

Social Trading

-6,80 %

Privatbank

+8,12 %

Performance der Musterdepotsseit 3.3.2017

Stoxx 50

-3,36 %Kurs 10-jährigeBundesanleihe

+6,04 %

WKN*

Kauf Stückzahl

Gewinn/VerlustGesamtwert

A2ANT0

916018

710000

LS9CFM

850775

08.06.20

05.02.20

26.06.18

03.03.17

03.03.17

Wertpapier

Ahold

British American Tabacco

Daimler

Wikifolio ROGO US Value                        

Telefónica

Stk. à

Stk. à

Stk. à

Stk. à

Stk. à

250

180

155

48

1.240

Kaufkurs

Kurs aktuell

23,37

38,06

51,10

185,28

6,79

23,84

35,06

35,72

175,06

4,36

%

%

%

%

%

1,67

-7,99

-30,18

-5,75

-35,87

5.960,00

6.311,70

5.537,37

8.402,88

5.406,40

Ausgewählte Wertpapiere

RusslandRTS

1246,74–0,83 %

JapanNikkei 22522512,08

+1,13 %

ChinaSSE Comp.2979,55*+0,30 %

HongkongHang Seng24582,99–0,83 %

1.4.2020 26.6.20201 4 20201.4.2020 26 6 202026.6.2020

Dividendenrendite Jahresdiv. Ex-Tag KGV ErgebnisWirecard 15,6 % 0,20 € 19.06.19

BASF NA 6,8 % 3,30 € 19.06.20

Allianz vNA 5,4 % 9,60 € 07.05.20

Volkswagen Vz. 4,9 % 6,56 €

E.ON NA 4,7 % 0,46 € 29.05.20

BMW St 4,5 % 2,50 € 15.05.20

Münch. Rück vNA 4,3 % 9,80 € 30.04.20

Wirecard 0,2 5,59

Volkswagen Vz. 6,8 19,56

HeidelbergCement 8,0 5,84

Daimler NA 9,1 3,85

Allianz vNA 9,3 19,11

BMW St 9,3 5,98

Bayer NA 9,4 7,10

Dax 12089,39 | -0,73 % | 52-Wochen-Hoch 13795,24 | 52-Wochen-Tief 8255,65

Tages- 52 Wochen Umsatz Letzte HV Div. Div.s Ergebnis KGV Marktk.Streub.26.6.2020 Hoch Tief Schluss ± % Vortag ± % 1 Jahr Hoch Tief Stück Div. Termin Rend. 2020 2020 2021 2020 2021 in Mrd in %

Adidas NA 1) 239,20 232,50 233,00 W -2,1 W -13,99 317,45 162,20 697 488 k.A. 11.08.20 k.A. 4,14 8,77 11,12 26,57 20,95 46,7 86Allianz vNA 1) 2) 183,34 177,18 178,00 W -1,53 WW -16,27 232,60 117,10 1 419 633 9,60 06.05.20 5,4 10,08 19,11 21,12 9,31 8,43 74,3 94BASF NA 1) 2) 50,48 48,62 48,70 W -2,01 WW -21,61 72,17 37,36 3 924 983 3,30 18.06.20 6,8 3,35 3,27 4,02 14,89 12,11 44,7 93Bayer NA 1) 2) 69,00 66,46 66,79 W -1,68 +19,29 WW 78,34 44,86 4 892 874 2,80 27.04.21 4,2 2,91 7,10 8,02 9,41 8,33 65,6 94Beiersdorf 101,75 100,45 101,40 +1,25 W W -2,78 117,25 77,62 516 157 0,70 29.04.20 0,7 0,70 3,33 3,67 30,45 27,63 25,6 49BMW St 1) 57,86 55,49 55,77 W -2,3 W -13,63 77,06 36,60 1 953 166 2,50 12.05.21 4,5 2,00 5,98 7,95 9,33 7,02 33,6 53Continental 87,56 84,50 85,04 W -1,14 WWW -32,97 133,76 51,45 451 294 3,00 14.07.20 3,5 3,48 6,09 9,23 13,96 9,21 17,0 54Covestro 34,12 33,28 33,33 W -0,95 WW -22,74 48,18 23,54 983 986 1,20 30.07.20 3,6 2,40 1,21 2,37 27,55 14,06 6,1 87Daimler NA 1) 2) 36,63 34,82 35,01 W -2,3 WWW -27,24 54,50 21,02 4 012 281 0,90 08.07.20 2,6 1,35 3,85 5,14 9,09 6,81 37,5 70Deutsche Bank NA 8,51 8,10 8,13 W -3,04 +25,16 WWW 10,37 4,45 11 655 437 k.A. 27.05.21 k.A. 0,00 -0,10 0,42 0,00 19,36 16,8 95Deutsche Börse NA 1) 162,20 159,10 159,75 W -0,37 +28 WWW 162,70 92,92 542 857 2,90 19.05.20 1,8 3,20 6,48 6,84 24,65 23,36 30,4 88Deutsche Post NA 1) 32,11 31,33 31,40 W -0,6 +11,19 W 35,00 19,10 3 428 802 1,25 15.05.19 4,0 1,26 2,30 2,56 13,65 12,27 38,8 74Deutsche Telekom NA 1) 2) 3) 14,90 14,56 14,56 W -1,36 W -4,68 16,75 10,41 10 224 946 0,60 07.04.21 4,1 0,64 1,05 1,19 13,86 12,23 69,3 68Dt. Wohnen Inh. 39,76 39,10 39,57 +0,69 W +21,94 WW 43,88 27,66 908 060 0,90 05.06.20 2,3 0,99 1,49 1,51 26,56 26,21 14,2 93E.ON NA 9,90 9,73 9,73 W -0,35 +1,43 W 11,56 7,60 5 795 585 0,46 19.05.21 4,7 0,47 0,65 0,72 14,98 13,52 25,7 75Fresenius 1) 44,97 43,86 43,97 W -1,1 W -6,76 51,54 24,25 1 212 484 0,84 17.05.19 1,9 0,86 3,39 3,79 12,97 11,60 24,5 68Fresenius M. C. St. 77,80 76,44 76,48 W -0,88 +12,21 W 81,10 53,50 453 295 1,20 16.05.19 1,6 1,24 4,42 4,96 17,30 15,42 23,3 69HeidelbergCement 48,08 46,77 46,77 W -0,62 WWW -33,96 73,02 29,00 655 271 0,60 04.06.20 1,3 2,43 5,84 6,24 8,01 7,50 9,3 74Henkel Vz. 82,36 81,44 81,54 +0,2 W W -3,21 97,80 62,24 410 775 1,85 16.04.21 2,3 1,85 4,89 5,20 16,67 15,68 14,5 100Infineon NA 3) 21,01 20,43 20,55 W -0,19 +37 WWWW 23,07 10,13 4 452 972 0,27 20.02.20 1,3 0,27 0,70 0,89 29,36 23,09 25,7 95Linde PLC 1) 2) 187,95 182,65 183,40 W -0,41 +3,44 W 208,60 130,45 807 804 $0,96 27.07.20 1,8 3,80 7,77$ 8,62$ 26,50 23,88 97,5 100Merck 104,30 102,20 102,50 W -0,24 +11,05 W 125,95 76,22 437 883 1,30 28.05.20 1,3 1,35 6,34 6,92 16,17 14,81 13,2 100MTU Aero Engines 155,35 148,10 150,40 +0,67 W WWW -26,99 289,30 97,76 332 353 0,04 05.08.20 0,0 3,44 8,30 9,89 18,12 15,21 8,0 80Münch. Rück vNA 1) 231,10 225,40 225,50 W -1,1 +0,94 W 284,20 141,10 355 418 9,80 29.04.20 4,3 10,20 18,16 20,88 12,42 10,80 32,5 93RWE St. 32,17 31,38 31,48 W -1,32 +45,47 WWWWW 34,64 20,05 2 440 700 0,80 26.06.20 2,5 0,85 1,62 2,03 19,43 15,51 19,4 93SAP 1) 2) 3) 125,06 121,36 122,12 +1,09 W +3,05 W 129,60 82,13 2 213 330 1,58 12.05.21 1,3 1,70 5,26 5,95 23,22 20,52 150,0 84Siemens NA 1) 2) 104,76 101,84 101,84 W -0,27 W -1,83 119,90 58,77 1 625 039 3,90 09.07.20 3,8 3,90 6,08 7,52 16,75 13,54 86,6 88Volkswagen Vz. 1) 136,42 132,58 133,32 +0,2 W W -9,61 187,74 79,38 1 212 361 6,56 14.05.19 4,9 5,03 19,56 25,36 6,82 5,26 27,5 100Vonovia NA 54,24 53,20 54,16 +2,65 W +28,04 WWW 56,38 36,71 1 614 869 1,57 30.06.20 2,9 1,69 2,42 2,44 22,38 22,20 29,4 86Wirecard 3) 2,49 1,08 1,28 WWWWWWWWWW -63,74 WWWWWWWWWW -99,12 159,80 1,08 42 333 058 0,20 26.08.20 15,6 0,33 5,59 7,35 0,23 0,17 0,2 82

(auch im 1) Euro Stoxx 50, 2) Stoxx 50, 3) TecDAX)

1.4.2020 26.6.20201 4 20201.4.2020 26 6 202026.6.2020

Dividendenrendite Jahresdiv. Ex-Tag KGV ErgebnisRTL Group 14,2 % 4,00 € 03.05.19

Hella 9,3 % 3,35 € 30.09.19

Metro St. 8,4 % 0,70 € 17.02.20

Hochtief 7,5 % 5,80 € 29.04.20

Telefónica Dt. 6,5 % 0,17 € 21.05.20

Uniper NA 4,0 % 1,15 € 21.05.20

Alstria Office 3,8 % 0,52 €

Commerzbank 6,7 0,56

RTL Group 7,1 3,98

ProSiebenSat.1 7,3 1,38

Aareal Bank 7,7 2,20

freenet NA 8,0 1,75

Hochtief 8,5 9,11

Hugo Boss NA 10,3 2,53

MDax 25620,35 | -1,00 % | 52-Wochen-Hoch 29438,03 | 52-Wochen-Tief 17714,91

Tages- 52 Wochen Umsatz Letzte HV Div. Div.s Ergebnis KGV Marktk.Streub.26.6.2020 Hoch Tief Schluss ± % Vortag ± % 1 Jahr Hoch Tief Stück Div. Termin Rend. 2020 2020 2021 2020 2021 in Mrd in %

Aareal Bank 17,48 16,85 16,87 WWWW -2,6 W -26,43 31,90 12,28 262 461 k.A. 27.05.20 k.A. 1,98 2,20 2,32 7,67 7,27 1,0 85Airbus 1) 2) 65,49 61,80 61,80 WWWWWW -3,44 W -50,75 139,40 47,70 335 911 k.A. 16.04.20 k.A. 1,65 4,41 5,29 14,01 11,68 48,4 78Alstria Office 13,63 13,28 13,52 +0,22 W W -3,5 19,09 9,89 328 240 0,52 23.04.20 3,8 0,53 0,62 0,68 21,81 19,88 2,4 95Aroundtown 5,18 5,02 5,12 +1,23 WW W -32,24 8,88 2,88 3 867 199 0,07 24.06.20 1,4 0,30 0,43 0,52 11,90 9,84 7,9 78Aurubis 53,94 53,18 53,50 +0,53 W +28,88 W 58,00 30,05 103 256 1,25 27.02.20 2,3 1,25 3,24 3,94 16,51 13,58 2,4 70Bechtle 3) 157,90 152,10 153,70 +1,32 WW +57,16 W 165,40 79,35 93 463 1,20 15.06.21 0,8 1,30 4,21 4,79 36,51 32,09 6,5 52Brenntag NA 47,56 46,10 46,13 WW -1,41 +11,43 W 50,82 28,68 225 567 1,25 10.06.20 2,7 1,30 2,90 3,14 15,91 14,69 7,1 95Cancom 3) 49,58 47,98 47,98 WWW -1,6 +4,58 W 59,05 31,20 218 180 0,50 30.06.20 1,0 0,60 1,74 2,15 27,57 22,32 1,8 80Carl Zeiss Meditec 3) 89,40 86,65 88,05 +0,28 W +4,39 W 122,10 67,70 123 809 0,65 06.08.20 0,7 0,75 2,05 2,44 42,95 36,09 7,9 41Commerzbank 3,97 3,76 3,76 WWWWWWW -4,26 W -38,84 6,83 2,80 9 670 052 k.A. 13.05.20 k.A. 0,15 0,56 0,50 6,71 7,51 4,7 84CompuGroup Med. 3) 66,20 63,25 64,10 W -0,31 W -6,36 78,50 46,46 209 933 0,50 13.05.20 0,8 0,50 2,33 2,52 27,51 25,44 3,4 53CTS Eventim 37,50 36,68 37,00 0 W -8,78 61,55 25,54 142 444 k.A. 19.06.20 k.A. 0,65 1,16 1,62 31,90 22,84 3,6 61Delivery Hero 96,22 92,28 92,76 WWWWW -3,01 +134,72 WWW 96,22 38,45 473 740 k.A. 18.06.20 k.A. 0,00 -3,43 -1,80 0,00 0,00 18,3 56Dürr 22,94 22,38 22,58 W -0,62 W -24,78 32,90 15,72 187 207 0,80 07.05.21 3,5 0,90 2,11 2,43 10,70 9,29 1,6 75Evonik Industries 23,39 22,81 22,87 +1,02 WW W -7,97 27,59 15,13 993 558 0,57 31.08.20 2,5 1,15 1,71 1,94 13,37 11,79 10,7 41Evotec 3) 24,62 24,09 24,20 W -0,53 +1,47 W 27,29 17,17 410 315 k.A. 16.06.20 k.A. 0,00 0,26 0,35 93,08 69,14 3,7 81Fraport 39,50 38,32 38,84 +0,88 W W -47,95 79,26 27,59 553 058 k.A. 26.05.20 k.A. 2,00 1,87 3,88 20,77 10,01 3,6 40freenet NA 3) 14,33 13,94 13,94 WWWW -2,21 W -19,54 21,64 13,67 743 465 0,04 27.05.20 0,3 1,65 1,75 1,84 7,96 7,57 1,8 78Fuchs Petrolub Vz. 36,16 35,50 35,50 +0,4 W +2,9 W 45,76 25,56 90 618 0,97 05.05.20 2,7 0,99 1,61 1,80 22,05 19,72 2,5 100GEA Group 28,91 28,28 28,46 W -0,35 +14,34 W 30,32 13,16 378 476 0,42 26.11.20 1,5 0,85 1,09 1,41 26,11 20,18 5,1 82Gerresheimer 81,95 80,40 80,55 W -0,8 +26,35 W 85,35 50,65 65 085 1,20 24.06.20 1,5 1,23 4,09 4,72 19,69 17,07 2,5 85Grand City Prop. 20,78 20,52 20,72 +0,78 W W -0,38 24,00 13,82 233 046 0,22 24.06.20 1,1 0,87 1,20 1,31 17,27 15,82 3,5 61Grenke NA 70,50 67,00 68,00 +0,15 W W -25,07 104,40 40,50 48 322 0,80 06.08.20 1,2 0,97 2,34 3,00 29,06 22,67 3,2 54Hann. Rückv. NA 155,40 151,70 151,70 WW -1,43 +7,59 W 192,80 98,25 107 127 5,50 05.05.21 3,6 5,75 10,28 11,18 14,76 13,57 18,3 50Healthineers 3) 43,73 43,04 43,23 +0,2 W +15,25 W 47,27 28,50 576 225 0,80 12.02.20 1,9 0,88 1,69 1,90 25,58 22,75 43,2 15Hella 36,62 35,18 35,90 +0,34 W W -14,73 50,85 20,24 98 807 3,35 25.09.20 9,3 0,82 2,32 2,61 15,47 13,75 4,0 40HelloFresh 46,90 45,24 45,40 +0,27 W +448,97 WWWWWWWWWW 46,90 8,13 685 722 k.A. 30.06.20 k.A. 0,00 0,47 0,99 96,60 45,86 7,5 74Hochtief 79,30 76,75 77,05 +0,85 W W -26,41 121,90 41,58 184 836 5,80 28.04.20 7,5 6,26 9,11 10,07 8,46 7,65 5,4 26Hugo Boss NA 26,79 25,79 25,94 WWW -2,11 W -52,84 59,54 19,11 535 142 0,04 27.05.20 0,2 2,59 2,53 3,00 10,25 8,65 1,8 85K+S NA 5,72 5,55 5,59 WWW -1,89 W -65,28 16,80 4,50 1 138 708 0,04 12.05.21 0,7 0,15 0,06 0,63 93,20 8,88 1,1 100Kion Group 54,60 53,48 53,66 W -0,26 +0,94 W 66,64 33,20 109 925 0,04 16.07.20 0,1 1,30 3,30 4,30 16,26 12,48 6,3 55Knorr-Bremse 91,40 89,82 90,01 +0,85 W W -7,21 101,80 70,79 197 642 1,80 30.06.20 2,0 1,75 3,41 4,11 26,40 21,90 14,5 30Lanxess 48,02 46,57 46,65 W -0,38 W -6,42 64,58 25,68 173 220 0,95 23.05.19 2,0 1,00 3,39 4,32 13,76 10,80 4,1 90LEG Immobilien 115,42 113,82 114,38 +0,33 W +15,21 W 121,60 75,12 253 539 3,53 19.08.20 3,1 3,80 5,32 5,65 21,50 20,24 7,9 90Lufthansa vNA 9,98 8,98 8,99 WWWWWWWWWW -6,23 W -39,39 17,95 7,02 10 626 891 k.A. 25.06.20 k.A. 0,56 0,14 2,46 64,24 3,66 4,3 90Metro St. 8,68 8,34 8,38 WWW -1,6 W -47,3 16,15 6,10 686 144 0,70 14.02.20 8,4 0,70 0,43 0,71 19,49 11,80 3,0 47MorphoSys 3) 118,00 115,35 115,60 WW -1,2 +39,61 W 146,30 65,25 126 665 k.A. 27.05.20 k.A. 0,00 1,11 0,10 104 1 156 3,8 81Nemetschek 3) 62,85 61,00 61,50 +1,15 WW +30,68 W 74,35 32,46 215 788 0,28 19.06.20 0,5 0,35 0,92 1,12 66,85 54,91 7,1 42Osram Licht NA 42,44 41,80 42,20 W -0,07 +42,81 W 48,08 20,50 390 688 k.A. 18.02.20 k.A. 1,13 0,10 0,97 422 43,51 4,1 74ProSiebenSat.1 10,41 10,08 10,10 +0,15 W W -24,88 14,41 5,72 1 051 287 k.A. 10.06.20 k.A. 0,80 1,38 1,62 7,32 6,23 2,4 70Puma 69,54 67,26 67,50 WWWW -2,2 +18,42 W 84,30 40,00 316 317 k.A. 07.05.20 k.A. 0,53 1,72 2,41 39,24 28,01 10,2 56Qiagen 3) 39,16 38,50 38,93 +1,17 WW +10,57 W 39,80 22,54 1 033 963 k.A. 30.06.20 k.A. 0,00 1,51 1,65 25,78 23,59 9,0 94Rational 500,50 492,80 496,40 +0,89 W W -16,29 740,00 377,20 38 276 5,70 24.06.20 1,1 10,70 12,89 15,35 38,51 32,34 5,6 35Rheinmetall 79,46 76,48 76,54 W -0,23 W -29,42 118,60 43,23 132 017 2,40 19.05.20 3,1 2,00 5,30 7,17 14,44 10,68 3,3 79Rocket Internet 19,23 18,96 19,00 W -0,37 W -22,76 25,94 16,00 161 349 k.A. 15.05.20 k.A. 0,00 -0,14 -0,12 0,00 0,00 2,6 48RTL Group 28,50 27,66 28,14 +1,08 WW W -36,93 48,50 26,86 221 496 3,00 30.06.20 14,2 4,00 3,98 4,18 7,07 6,73 4,4 25Sartorius Vz. 3) 305,80 297,20 298,00 WWW -1,91 +66,02 W 339,00 157,30 103 378 0,36 26.06.20 0,1 0,90 3,68 4,29 80,98 69,46 11,2 100Scout24 NA 70,00 68,55 68,70 WW -1,22 +47,74 W 71,85 43,50 397 026 0,91 18.06.20 1,3 0,80 1,85 2,08 37,14 33,03 7,4 100Siltronic NA 3) 91,30 88,58 89,42 +1,89 WWW +49,68 W 109,10 46,56 115 086 3,00 26.06.20 3,4 2,08 5,02 6,30 17,81 14,19 2,7 64Software 3) 36,04 35,22 35,36 W -0,67 +21,26 W 36,04 21,60 192 377 0,76 26.06.20 2,1 0,70 1,77 1,92 19,98 18,42 2,6 66Ströer & Co. 61,40 59,50 59,65 WW -1,4 W -6,43 78,65 37,00 92 473 2,00 19.06.19 3,4 1,20 1,69 3,03 35,30 19,69 3,4 36Symrise Inh. 104,50 101,45 101,55 WW -1,22 +16,48 W 104,50 71,20 301 184 0,95 17.06.20 0,9 1,04 2,75 3,04 36,93 33,40 13,8 89TAG Immobilien 21,44 21,04 21,40 +0,85 W +4,59 W 25,18 14,16 404 171 0,82 11.05.21 3,8 0,87 1,89 1,80 11,32 11,89 3,1 75TeamViewer 3) 48,52 47,06 47,64 WW -0,94 0 48,77 21,38 641 334 k.A. 29.05.20 k.A. 0,00 0,71 0,93 67,10 51,23 9,5 37Telefónica Dt. 3) 2,68 2,60 2,60 WWW -1,81 +6,72 W 2,92 1,72 3 520 956 0,17 20.05.20 6,5 0,17 -0,04 0,06 0,00 43,38 7,7 31thyssenkrupp 6,35 5,88 5,90 WWWWWWWW -5,11 W -52,8 13,95 3,28 3 397 883 k.A. 31.01.20 k.A. 0,00 -0,59 0,67 0,00 8,81 3,7 61Uniper NA 28,76 28,38 28,46 +0,28 W +6,99 W 30,64 20,76 370 953 1,15 21.05.21 4,0 1,37 1,63 1,81 17,46 15,72 10,4 25United Internet NA 3) 37,70 36,65 36,65 WWW -1,77 +26,55 W 38,42 20,76 326 057 0,50 20.05.20 1,4 0,50 2,42 2,43 15,14 15,08 7,1 47Varta 3) 94,45 90,30 90,35 WWWWWW -3,58 +66,7 W 128,00 50,50 120 790 k.A. 18.06.20 k.A. 0,39 2,57 3,30 35,16 27,38 3,7 39Zalando 64,42 63,08 63,22 +0,54 W +68,14 WW 66,02 27,33 257 196 k.A. 23.06.20 k.A. 0,00 0,32 0,56 198 113 16,0 47

TecDax 2911,83 | -0,61 % | 52-Wochen-Hoch 3302,94 | 52-Wochen-Tief 2128,29

Hinweis zum Kursteil: Telefon: 0800 0002053 oder Mail [email protected]. Aktien: Börsenplatz Dax 30 und MDax ist Xetra; Euro Stoxx Heimatbörse; Kurse und Dividenden von an deutschen Börsen gehandelten Wertenverstehen sich in Euro pro Stück sofern es keine anderen Angaben gibt. Dividenden von ausländischen Börsen sind in Landeswährung. Kurse: bereinigt um Kapitalmaßnahmen; Höchst-/Tiefstkurse können gerundet sein,beziehen sich auf den jeweiligen Börsenplatz und basieren auf allen „bezahlt“-Notierungen. Von einigen Märkten können nicht immer die Schlusskurse des Tages veröffentlicht werden, Uhrzeitangaben derKursabrufe beachten. Die Dividendenangaben beziehen sich auf die zuletzt gezahlten Dividenden - inklusive Zahlungen aus Kapitalrücklagen - im üblichen Auszahlungsrhythmus; sie werden automatisch abgelöst durch denneuen Dividendenvorschlag, wenn dieser für die bevorstehende Hauptversammlung offiziell bekannt gegeben wird. Netto- Dividendenrendite in % auf Basis der zuletzt gezahlten oder vorgeschlagenen Dividende als Summedes letzten Geschäftsjahres. Die ausgewiesenen Gewinnschätzungen beruhen auf Ibes-Daten. Börsenkapitalisierung: Zahl der Aktien multipliziert mit dem Kurs der Aktiengattung im Index in Landeswährung;Ergebnisse je Aktie vor Goodwillab schreibung in Euro bzw. Landeswährung; KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Gewinnschätzungen. k.A. = keine Angaben. Alle Angaben ohne Gewähr - keine Anlageberatung oder -empfehlung.

Aktuelle Kursinformationen finden Sie unter http://finanzen.handelsblatt.com

Private Geldanlage

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12239

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Page 39: Handelsblatt - 29 06 2020

Finanzmärkte

Kursschwankungen voraus

I n Zeiten der Lockerungen blicken die deutschen Fir-menlenker wieder optimis-

tischer in die Zukunft, ergab der Ifo-Geschäftsklimaindex vergan-gene Woche. Die Ereignisse im Landkreis Gütersloh verdeutli-chen jedoch auch hierzulande, wie unsicher diese Perspektive ist. John Vail, Chef-Globalstrate-ge von Nikko Asset Management, rechnet selbst bei zunehmenden fiskalischen und monetären Sti-muli mit enttäuschendem Wirt-schaftswachstum. „Schwächere Gewinnprognosen für 2021 soll-ten die Märkte etwas abkühlen“, erklärt er. Globalen Aktien- und Anleiheindizes stünden daher leichte Verluste bevor. Schwan-kung statt Aufschwung, damit

rechnet auch die Commerzbank. In den kommenden Wochen er-warten ihre Analysten Dax-Kurse zwischen 11.500 und 12.800 Punkten.

Neben Corona schwelen nach wie vor die Fragen, wie es beim Brexit oder der Beziehung zwi-schen den USA und China weiter-geht. Sichere Häfen wie Gold rü-cken erneut in den Fokus. Am Weltmarkt nähert sich der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) seinem Allzeithoch. Derzeit kostet eine Feinunze 1770 Dollar. Im September 2011 lag er knapp über 1921 Dollar. Allein im Vergleich zum Vorjahr hat der Kurs um ein Viertel zugelegt. Für Euro-Anle-ger gab es in diesem Jahr bereits mehrere Allzeithöchststände.

Derzeit liegt der Goldpreis in Euro bei 1579 Euro. Zunehmende Verschuldung sehen Anleger als weiteren Sorgentreiber mit Blick auf die Weltwirtschaft.

Indizien dafür, wie es um die amerikanische Wirtschaft be-stellt ist, liefern in der kommen-den Woche Konjunkturdaten. Am Donnerstag werden Zahlen für den Arbeitsmarkt veröffent-licht. Bereits am Dienstag gibt es Neuigkeiten zur Inflationsent-wicklung in Europa. Daten zur europäischen Arbeitslosenquo-te werden am Donnerstag, zum Einkaufsmanagerindex am Frei-tag verkündet. Am Dienstag hal-ten sowohl die Vonovia als auch RTL ihre Hauptversammlung ab. mats

Anlageentscheidungen sind eine Frage der Strategie und des richtigen Timings. Drei Konzepte, drei Portfolios: ein Redaktions-Depot, ein Social-Trading-Depot sowie ein Privatbank-Depot. Experten geben börsentäglich ihre individuelle Einschätzung zu den Finanzmärkten ab.

KAUFEN – HALTEN – VERKAUFEN

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Eine ausführliche Berichterstattung sowie die kompletten Depots finden Sie unter: www.handelsblatt.com/musterdepots

67 %Aktien

33 %Zertifikate

26.6.2020

Zusammensetzung

Aktueller Bestand

Gesamtwertaktuell

129.110,32 €

Bargeld-bestandaktuell

356,03 €

Gesamtwert 31.1.2014: 100 000 €

Unibail-Rodamco-Westfield

Aktienkurs am 26.6.2020 in Euro

49,44 €

HA

ND

ELS

BLA

TT •

Que

lle: B

loo

mb

erg

9:00 Uhr 17:45

53

51

49

Die Aktie von Unibail-Rodamco-Westfield (URW) hat am Freitag mehr als fünf Prozent an Wert verloren. Das auf Einkaufszentren spezialisierte Unternehmen mit einem Im-mobilienvermögen von mehr als 60 Milliarden Euro leidet stark unter der Coronakrise. Laut einer Analyse von JP Ca-zenove könnten die Shoppingcenter des URW-Portfolios bis zum Jahr 2022 ein Drittel an Wert verlieren. In diesem Jahr falle durch Corona wohl ein Viertel der Mieten aus.

Chart des Tages

Social-Trading-Depot

Übertriebene Korrekturen

U nser Aktienmanagementan-satz zeichnet sich dadurch aus, dass die Einzelpositio-

nen in der Regel relativ lange gehal-ten werden. So befinden sich sieben von aktuell 15 Einzeltiteln seit Auflage Anfang 2014 in unserem Aktienkern-portfolio. Zu diesem Kreis gehört auch die Aktie des finnischen Papier- und Zellstoffproduzenten UPM Kym-mene. Zwischen Anfang 2014 und September 2018 hat sich der Titel hervorragend entwickelt, was auf ein eindrucksvolles Effizienzsteigerungs-programm zurückzuführen ist. Au-ßerdem gefallen uns bei den UPM-Bi-lanzen die moderate Verschuldung, die in den letzten zehn Jahren stets

positiven Free Cashflows sowie die vernünftige Ausschüttungsquote bei den Dividenden. Ende 2018 sowie während des Corona-Sturzes gab es beim Kurs signifikante Korrekturen, welche aus unserer Sicht übertrieben waren. Laut unserer Analyse ist die UPM-Aktie derzeit moderat bewertet und verfügt nach der Korrektur über ein attraktives Rendite-Risiko-Profil.

Alexander

Kovalenko

Bayerische VermögenPr

essefoto

Stand: 26.06. / ME(S)Z 21:06 Uhr

Brentölin US-Dollar je Barrelzum Vorjahr -38,50 %

Goldin US-Dollar je Feinunzezum Vorjahr +25,66 %

Märkte im Überblick

Nokia +3,00 %

L’Oréal +1,46 %

SAP +1,09 %

ING Groep -3,57 %

Airbus -3,19 %

Banco Santander -3,06 %

Siltronic NA +1,89 %

Bechtle +1,32 %

Aroundtown +1,23 %

Lufthansa vNA -6,23 %

thyssenkrupp -5,11 %

Commerzbank -4,26 %

1.7.2019 26.6.20201 7 20191.7.2019 26 6 202026.6.2020

1.7.2019 26.6.20201 7 20191.7.2019 26 6 202026.6.2020 1.7.2019 26.6.20201 7 20191.7.2019 26 6 202026.6.2020

1.7.2019 26.6.20201 7 20191.7.2019 26 6 202026.6.2020

Tops & Flops des Tages

MDax

Euro Stoxx 50

Vonovia NA +2,65 %

Beiersdorf +1,25 %

SAP +1,09 %

Wirecard -63,74 %

Deutsche Bank NA -3,04 %

Daimler NA -2,30 %

Euro Stoxx 50

Aktienindex in Punkten zum Vorjahr -6,94 %

Tagesverlauf

3 204,17Punkte-0,46 %

zum VortagQuelle

EuroUS-Dollar je Eurozum Vorjahr -1,31 %

10-jährige BundesanleiheRendite in Prozentzum Vorjahr -0,17 %

1.7.2019 26.6.20201 7 20191.7.2019 26 6 202026.6.2020

1,1213 US-$ -0,4800 % Rendite

1 768,47 US-$40,81 US-$

Dax

Leitbörsen im Überblick

26.6.2020, ME(S)Z 22:08 Uhr,* Index vom Vortag

KanadaS&P TSX

15 177,93–1,74 %

GroßbritannienS&P UK

1230,15+0,16 %

DeutschlandDax

12089,39–0,73 %

FrankreichCAC 40

4909,64–0,18 %

BrasilienBovespa

94785,00+0,06 %

Stoxx Europe 50

2981,28–0,54 %

Euro Stoxx 50

3204,17–0,46 %

S&P 500

3009,05–2,42 %

USADow Jones

25015,55–2,84 %

Nasdaq

9757,22–2,59 %

Europa

Private Geldanlage

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12238

Märkte heute

Euro: Wechselkurs in US-Dollar je Euro

1 € = 1,1219 US$

HANDELSBLATT

1.1.2020 26.6.

Quelle: Bloomberg

1,150

1,125

1,100

1,075

1,050

Goldpreis in US-Dollar je Feinunze

1.577,75 US$

1.1.2020 26.6.

1.620

1.550

1.480

1.410

1.340

*Wer

tpap

ierk

ennn

umm

erH

AN

DE

LSB

LATT

• Q

uelle

: Blo

om

ber

g

Handelsblatt

+7,38 %

Social Trading

-6,80 %

Privatbank

+8,12 %

Performance der Musterdepotsseit 3.3.2017

Stoxx 50

-3,36 %Kurs 10-jährigeBundesanleihe

+6,04 %

WKN*

Kauf Stückzahl

Gewinn/VerlustGesamtwert

A2ANT0

916018

710000

LS9CFM

850775

08.06.20

05.02.20

26.06.18

03.03.17

03.03.17

Wertpapier

Ahold

British American Tabacco

Daimler

Wikifolio ROGO US Value                        

Telefónica

Stk. à

Stk. à

Stk. à

Stk. à

Stk. à

250

180

155

48

1.240

Kaufkurs

Kurs aktuell

23,37

38,06

51,10

185,28

6,79

23,84

35,06

35,72

175,06

4,36

%

%

%

%

%

1,67

-7,99

-30,18

-5,75

-35,87

5.960,00

6.311,70

5.537,37

8.402,88

5.406,40

Ausgewählte Wertpapiere

RusslandRTS

1246,74–0,83 %

JapanNikkei 22522512,08

+1,13 %

ChinaSSE Comp.2979,55*+0,30 %

HongkongHang Seng24582,99–0,83 %

1.4.2020 26.6.20201 4 20201.4.2020 26 6 202026.6.2020

Dividendenrendite Jahresdiv. Ex-Tag KGV ErgebnisWirecard 15,6 % 0,20 € 19.06.19

BASF NA 6,8 % 3,30 € 19.06.20

Allianz vNA 5,4 % 9,60 € 07.05.20

Volkswagen Vz. 4,9 % 6,56 €

E.ON NA 4,7 % 0,46 € 29.05.20

BMW St 4,5 % 2,50 € 15.05.20

Münch. Rück vNA 4,3 % 9,80 € 30.04.20

Wirecard 0,2 5,59

Volkswagen Vz. 6,8 19,56

HeidelbergCement 8,0 5,84

Daimler NA 9,1 3,85

Allianz vNA 9,3 19,11

BMW St 9,3 5,98

Bayer NA 9,4 7,10

Dax 12089,39 | -0,73 % | 52-Wochen-Hoch 13795,24 | 52-Wochen-Tief 8255,65

Tages- 52 Wochen Umsatz Letzte HV Div. Div.s Ergebnis KGV Marktk.Streub.26.6.2020 Hoch Tief Schluss ± % Vortag ± % 1 Jahr Hoch Tief Stück Div. Termin Rend. 2020 2020 2021 2020 2021 in Mrd in %

Adidas NA 1) 239,20 232,50 233,00 W -2,1 W -13,99 317,45 162,20 697 488 k.A. 11.08.20 k.A. 4,14 8,77 11,12 26,57 20,95 46,7 86Allianz vNA 1) 2) 183,34 177,18 178,00 W -1,53 WW -16,27 232,60 117,10 1 419 633 9,60 06.05.20 5,4 10,08 19,11 21,12 9,31 8,43 74,3 94BASF NA 1) 2) 50,48 48,62 48,70 W -2,01 WW -21,61 72,17 37,36 3 924 983 3,30 18.06.20 6,8 3,35 3,27 4,02 14,89 12,11 44,7 93Bayer NA 1) 2) 69,00 66,46 66,79 W -1,68 +19,29 WW 78,34 44,86 4 892 874 2,80 27.04.21 4,2 2,91 7,10 8,02 9,41 8,33 65,6 94Beiersdorf 101,75 100,45 101,40 +1,25 W W -2,78 117,25 77,62 516 157 0,70 29.04.20 0,7 0,70 3,33 3,67 30,45 27,63 25,6 49BMW St 1) 57,86 55,49 55,77 W -2,3 W -13,63 77,06 36,60 1 953 166 2,50 12.05.21 4,5 2,00 5,98 7,95 9,33 7,02 33,6 53Continental 87,56 84,50 85,04 W -1,14 WWW -32,97 133,76 51,45 451 294 3,00 14.07.20 3,5 3,48 6,09 9,23 13,96 9,21 17,0 54Covestro 34,12 33,28 33,33 W -0,95 WW -22,74 48,18 23,54 983 986 1,20 30.07.20 3,6 2,40 1,21 2,37 27,55 14,06 6,1 87Daimler NA 1) 2) 36,63 34,82 35,01 W -2,3 WWW -27,24 54,50 21,02 4 012 281 0,90 08.07.20 2,6 1,35 3,85 5,14 9,09 6,81 37,5 70Deutsche Bank NA 8,51 8,10 8,13 W -3,04 +25,16 WWW 10,37 4,45 11 655 437 k.A. 27.05.21 k.A. 0,00 -0,10 0,42 0,00 19,36 16,8 95Deutsche Börse NA 1) 162,20 159,10 159,75 W -0,37 +28 WWW 162,70 92,92 542 857 2,90 19.05.20 1,8 3,20 6,48 6,84 24,65 23,36 30,4 88Deutsche Post NA 1) 32,11 31,33 31,40 W -0,6 +11,19 W 35,00 19,10 3 428 802 1,25 15.05.19 4,0 1,26 2,30 2,56 13,65 12,27 38,8 74Deutsche Telekom NA 1) 2) 3) 14,90 14,56 14,56 W -1,36 W -4,68 16,75 10,41 10 224 946 0,60 07.04.21 4,1 0,64 1,05 1,19 13,86 12,23 69,3 68Dt. Wohnen Inh. 39,76 39,10 39,57 +0,69 W +21,94 WW 43,88 27,66 908 060 0,90 05.06.20 2,3 0,99 1,49 1,51 26,56 26,21 14,2 93E.ON NA 9,90 9,73 9,73 W -0,35 +1,43 W 11,56 7,60 5 795 585 0,46 19.05.21 4,7 0,47 0,65 0,72 14,98 13,52 25,7 75Fresenius 1) 44,97 43,86 43,97 W -1,1 W -6,76 51,54 24,25 1 212 484 0,84 17.05.19 1,9 0,86 3,39 3,79 12,97 11,60 24,5 68Fresenius M. C. St. 77,80 76,44 76,48 W -0,88 +12,21 W 81,10 53,50 453 295 1,20 16.05.19 1,6 1,24 4,42 4,96 17,30 15,42 23,3 69HeidelbergCement 48,08 46,77 46,77 W -0,62 WWW -33,96 73,02 29,00 655 271 0,60 04.06.20 1,3 2,43 5,84 6,24 8,01 7,50 9,3 74Henkel Vz. 82,36 81,44 81,54 +0,2 W W -3,21 97,80 62,24 410 775 1,85 16.04.21 2,3 1,85 4,89 5,20 16,67 15,68 14,5 100Infineon NA 3) 21,01 20,43 20,55 W -0,19 +37 WWWW 23,07 10,13 4 452 972 0,27 20.02.20 1,3 0,27 0,70 0,89 29,36 23,09 25,7 95Linde PLC 1) 2) 187,95 182,65 183,40 W -0,41 +3,44 W 208,60 130,45 807 804 $0,96 27.07.20 1,8 3,80 7,77$ 8,62$ 26,50 23,88 97,5 100Merck 104,30 102,20 102,50 W -0,24 +11,05 W 125,95 76,22 437 883 1,30 28.05.20 1,3 1,35 6,34 6,92 16,17 14,81 13,2 100MTU Aero Engines 155,35 148,10 150,40 +0,67 W WWW -26,99 289,30 97,76 332 353 0,04 05.08.20 0,0 3,44 8,30 9,89 18,12 15,21 8,0 80Münch. Rück vNA 1) 231,10 225,40 225,50 W -1,1 +0,94 W 284,20 141,10 355 418 9,80 29.04.20 4,3 10,20 18,16 20,88 12,42 10,80 32,5 93RWE St. 32,17 31,38 31,48 W -1,32 +45,47 WWWWW 34,64 20,05 2 440 700 0,80 26.06.20 2,5 0,85 1,62 2,03 19,43 15,51 19,4 93SAP 1) 2) 3) 125,06 121,36 122,12 +1,09 W +3,05 W 129,60 82,13 2 213 330 1,58 12.05.21 1,3 1,70 5,26 5,95 23,22 20,52 150,0 84Siemens NA 1) 2) 104,76 101,84 101,84 W -0,27 W -1,83 119,90 58,77 1 625 039 3,90 09.07.20 3,8 3,90 6,08 7,52 16,75 13,54 86,6 88Volkswagen Vz. 1) 136,42 132,58 133,32 +0,2 W W -9,61 187,74 79,38 1 212 361 6,56 14.05.19 4,9 5,03 19,56 25,36 6,82 5,26 27,5 100Vonovia NA 54,24 53,20 54,16 +2,65 W +28,04 WWW 56,38 36,71 1 614 869 1,57 30.06.20 2,9 1,69 2,42 2,44 22,38 22,20 29,4 86Wirecard 3) 2,49 1,08 1,28 WWWWWWWWWW -63,74 WWWWWWWWWW -99,12 159,80 1,08 42 333 058 0,20 26.08.20 15,6 0,33 5,59 7,35 0,23 0,17 0,2 82

(auch im 1) Euro Stoxx 50, 2) Stoxx 50, 3) TecDAX)

1.4.2020 26.6.20201 4 20201.4.2020 26 6 202026.6.2020

Dividendenrendite Jahresdiv. Ex-Tag KGV ErgebnisRTL Group 14,2 % 4,00 € 03.05.19

Hella 9,3 % 3,35 € 30.09.19

Metro St. 8,4 % 0,70 € 17.02.20

Hochtief 7,5 % 5,80 € 29.04.20

Telefónica Dt. 6,5 % 0,17 € 21.05.20

Uniper NA 4,0 % 1,15 € 21.05.20

Alstria Office 3,8 % 0,52 €

Commerzbank 6,7 0,56

RTL Group 7,1 3,98

ProSiebenSat.1 7,3 1,38

Aareal Bank 7,7 2,20

freenet NA 8,0 1,75

Hochtief 8,5 9,11

Hugo Boss NA 10,3 2,53

MDax 25620,35 | -1,00 % | 52-Wochen-Hoch 29438,03 | 52-Wochen-Tief 17714,91

Tages- 52 Wochen Umsatz Letzte HV Div. Div.s Ergebnis KGV Marktk.Streub.26.6.2020 Hoch Tief Schluss ± % Vortag ± % 1 Jahr Hoch Tief Stück Div. Termin Rend. 2020 2020 2021 2020 2021 in Mrd in %

Aareal Bank 17,48 16,85 16,87 WWWW -2,6 W -26,43 31,90 12,28 262 461 k.A. 27.05.20 k.A. 1,98 2,20 2,32 7,67 7,27 1,0 85Airbus 1) 2) 65,49 61,80 61,80 WWWWWW -3,44 W -50,75 139,40 47,70 335 911 k.A. 16.04.20 k.A. 1,65 4,41 5,29 14,01 11,68 48,4 78Alstria Office 13,63 13,28 13,52 +0,22 W W -3,5 19,09 9,89 328 240 0,52 23.04.20 3,8 0,53 0,62 0,68 21,81 19,88 2,4 95Aroundtown 5,18 5,02 5,12 +1,23 WW W -32,24 8,88 2,88 3 867 199 0,07 24.06.20 1,4 0,30 0,43 0,52 11,90 9,84 7,9 78Aurubis 53,94 53,18 53,50 +0,53 W +28,88 W 58,00 30,05 103 256 1,25 27.02.20 2,3 1,25 3,24 3,94 16,51 13,58 2,4 70Bechtle 3) 157,90 152,10 153,70 +1,32 WW +57,16 W 165,40 79,35 93 463 1,20 15.06.21 0,8 1,30 4,21 4,79 36,51 32,09 6,5 52Brenntag NA 47,56 46,10 46,13 WW -1,41 +11,43 W 50,82 28,68 225 567 1,25 10.06.20 2,7 1,30 2,90 3,14 15,91 14,69 7,1 95Cancom 3) 49,58 47,98 47,98 WWW -1,6 +4,58 W 59,05 31,20 218 180 0,50 30.06.20 1,0 0,60 1,74 2,15 27,57 22,32 1,8 80Carl Zeiss Meditec 3) 89,40 86,65 88,05 +0,28 W +4,39 W 122,10 67,70 123 809 0,65 06.08.20 0,7 0,75 2,05 2,44 42,95 36,09 7,9 41Commerzbank 3,97 3,76 3,76 WWWWWWW -4,26 W -38,84 6,83 2,80 9 670 052 k.A. 13.05.20 k.A. 0,15 0,56 0,50 6,71 7,51 4,7 84CompuGroup Med. 3) 66,20 63,25 64,10 W -0,31 W -6,36 78,50 46,46 209 933 0,50 13.05.20 0,8 0,50 2,33 2,52 27,51 25,44 3,4 53CTS Eventim 37,50 36,68 37,00 0 W -8,78 61,55 25,54 142 444 k.A. 19.06.20 k.A. 0,65 1,16 1,62 31,90 22,84 3,6 61Delivery Hero 96,22 92,28 92,76 WWWWW -3,01 +134,72 WWW 96,22 38,45 473 740 k.A. 18.06.20 k.A. 0,00 -3,43 -1,80 0,00 0,00 18,3 56Dürr 22,94 22,38 22,58 W -0,62 W -24,78 32,90 15,72 187 207 0,80 07.05.21 3,5 0,90 2,11 2,43 10,70 9,29 1,6 75Evonik Industries 23,39 22,81 22,87 +1,02 WW W -7,97 27,59 15,13 993 558 0,57 31.08.20 2,5 1,15 1,71 1,94 13,37 11,79 10,7 41Evotec 3) 24,62 24,09 24,20 W -0,53 +1,47 W 27,29 17,17 410 315 k.A. 16.06.20 k.A. 0,00 0,26 0,35 93,08 69,14 3,7 81Fraport 39,50 38,32 38,84 +0,88 W W -47,95 79,26 27,59 553 058 k.A. 26.05.20 k.A. 2,00 1,87 3,88 20,77 10,01 3,6 40freenet NA 3) 14,33 13,94 13,94 WWWW -2,21 W -19,54 21,64 13,67 743 465 0,04 27.05.20 0,3 1,65 1,75 1,84 7,96 7,57 1,8 78Fuchs Petrolub Vz. 36,16 35,50 35,50 +0,4 W +2,9 W 45,76 25,56 90 618 0,97 05.05.20 2,7 0,99 1,61 1,80 22,05 19,72 2,5 100GEA Group 28,91 28,28 28,46 W -0,35 +14,34 W 30,32 13,16 378 476 0,42 26.11.20 1,5 0,85 1,09 1,41 26,11 20,18 5,1 82Gerresheimer 81,95 80,40 80,55 W -0,8 +26,35 W 85,35 50,65 65 085 1,20 24.06.20 1,5 1,23 4,09 4,72 19,69 17,07 2,5 85Grand City Prop. 20,78 20,52 20,72 +0,78 W W -0,38 24,00 13,82 233 046 0,22 24.06.20 1,1 0,87 1,20 1,31 17,27 15,82 3,5 61Grenke NA 70,50 67,00 68,00 +0,15 W W -25,07 104,40 40,50 48 322 0,80 06.08.20 1,2 0,97 2,34 3,00 29,06 22,67 3,2 54Hann. Rückv. NA 155,40 151,70 151,70 WW -1,43 +7,59 W 192,80 98,25 107 127 5,50 05.05.21 3,6 5,75 10,28 11,18 14,76 13,57 18,3 50Healthineers 3) 43,73 43,04 43,23 +0,2 W +15,25 W 47,27 28,50 576 225 0,80 12.02.20 1,9 0,88 1,69 1,90 25,58 22,75 43,2 15Hella 36,62 35,18 35,90 +0,34 W W -14,73 50,85 20,24 98 807 3,35 25.09.20 9,3 0,82 2,32 2,61 15,47 13,75 4,0 40HelloFresh 46,90 45,24 45,40 +0,27 W +448,97 WWWWWWWWWW 46,90 8,13 685 722 k.A. 30.06.20 k.A. 0,00 0,47 0,99 96,60 45,86 7,5 74Hochtief 79,30 76,75 77,05 +0,85 W W -26,41 121,90 41,58 184 836 5,80 28.04.20 7,5 6,26 9,11 10,07 8,46 7,65 5,4 26Hugo Boss NA 26,79 25,79 25,94 WWW -2,11 W -52,84 59,54 19,11 535 142 0,04 27.05.20 0,2 2,59 2,53 3,00 10,25 8,65 1,8 85K+S NA 5,72 5,55 5,59 WWW -1,89 W -65,28 16,80 4,50 1 138 708 0,04 12.05.21 0,7 0,15 0,06 0,63 93,20 8,88 1,1 100Kion Group 54,60 53,48 53,66 W -0,26 +0,94 W 66,64 33,20 109 925 0,04 16.07.20 0,1 1,30 3,30 4,30 16,26 12,48 6,3 55Knorr-Bremse 91,40 89,82 90,01 +0,85 W W -7,21 101,80 70,79 197 642 1,80 30.06.20 2,0 1,75 3,41 4,11 26,40 21,90 14,5 30Lanxess 48,02 46,57 46,65 W -0,38 W -6,42 64,58 25,68 173 220 0,95 23.05.19 2,0 1,00 3,39 4,32 13,76 10,80 4,1 90LEG Immobilien 115,42 113,82 114,38 +0,33 W +15,21 W 121,60 75,12 253 539 3,53 19.08.20 3,1 3,80 5,32 5,65 21,50 20,24 7,9 90Lufthansa vNA 9,98 8,98 8,99 WWWWWWWWWW -6,23 W -39,39 17,95 7,02 10 626 891 k.A. 25.06.20 k.A. 0,56 0,14 2,46 64,24 3,66 4,3 90Metro St. 8,68 8,34 8,38 WWW -1,6 W -47,3 16,15 6,10 686 144 0,70 14.02.20 8,4 0,70 0,43 0,71 19,49 11,80 3,0 47MorphoSys 3) 118,00 115,35 115,60 WW -1,2 +39,61 W 146,30 65,25 126 665 k.A. 27.05.20 k.A. 0,00 1,11 0,10 104 1 156 3,8 81Nemetschek 3) 62,85 61,00 61,50 +1,15 WW +30,68 W 74,35 32,46 215 788 0,28 19.06.20 0,5 0,35 0,92 1,12 66,85 54,91 7,1 42Osram Licht NA 42,44 41,80 42,20 W -0,07 +42,81 W 48,08 20,50 390 688 k.A. 18.02.20 k.A. 1,13 0,10 0,97 422 43,51 4,1 74ProSiebenSat.1 10,41 10,08 10,10 +0,15 W W -24,88 14,41 5,72 1 051 287 k.A. 10.06.20 k.A. 0,80 1,38 1,62 7,32 6,23 2,4 70Puma 69,54 67,26 67,50 WWWW -2,2 +18,42 W 84,30 40,00 316 317 k.A. 07.05.20 k.A. 0,53 1,72 2,41 39,24 28,01 10,2 56Qiagen 3) 39,16 38,50 38,93 +1,17 WW +10,57 W 39,80 22,54 1 033 963 k.A. 30.06.20 k.A. 0,00 1,51 1,65 25,78 23,59 9,0 94Rational 500,50 492,80 496,40 +0,89 W W -16,29 740,00 377,20 38 276 5,70 24.06.20 1,1 10,70 12,89 15,35 38,51 32,34 5,6 35Rheinmetall 79,46 76,48 76,54 W -0,23 W -29,42 118,60 43,23 132 017 2,40 19.05.20 3,1 2,00 5,30 7,17 14,44 10,68 3,3 79Rocket Internet 19,23 18,96 19,00 W -0,37 W -22,76 25,94 16,00 161 349 k.A. 15.05.20 k.A. 0,00 -0,14 -0,12 0,00 0,00 2,6 48RTL Group 28,50 27,66 28,14 +1,08 WW W -36,93 48,50 26,86 221 496 3,00 30.06.20 14,2 4,00 3,98 4,18 7,07 6,73 4,4 25Sartorius Vz. 3) 305,80 297,20 298,00 WWW -1,91 +66,02 W 339,00 157,30 103 378 0,36 26.06.20 0,1 0,90 3,68 4,29 80,98 69,46 11,2 100Scout24 NA 70,00 68,55 68,70 WW -1,22 +47,74 W 71,85 43,50 397 026 0,91 18.06.20 1,3 0,80 1,85 2,08 37,14 33,03 7,4 100Siltronic NA 3) 91,30 88,58 89,42 +1,89 WWW +49,68 W 109,10 46,56 115 086 3,00 26.06.20 3,4 2,08 5,02 6,30 17,81 14,19 2,7 64Software 3) 36,04 35,22 35,36 W -0,67 +21,26 W 36,04 21,60 192 377 0,76 26.06.20 2,1 0,70 1,77 1,92 19,98 18,42 2,6 66Ströer & Co. 61,40 59,50 59,65 WW -1,4 W -6,43 78,65 37,00 92 473 2,00 19.06.19 3,4 1,20 1,69 3,03 35,30 19,69 3,4 36Symrise Inh. 104,50 101,45 101,55 WW -1,22 +16,48 W 104,50 71,20 301 184 0,95 17.06.20 0,9 1,04 2,75 3,04 36,93 33,40 13,8 89TAG Immobilien 21,44 21,04 21,40 +0,85 W +4,59 W 25,18 14,16 404 171 0,82 11.05.21 3,8 0,87 1,89 1,80 11,32 11,89 3,1 75TeamViewer 3) 48,52 47,06 47,64 WW -0,94 0 48,77 21,38 641 334 k.A. 29.05.20 k.A. 0,00 0,71 0,93 67,10 51,23 9,5 37Telefónica Dt. 3) 2,68 2,60 2,60 WWW -1,81 +6,72 W 2,92 1,72 3 520 956 0,17 20.05.20 6,5 0,17 -0,04 0,06 0,00 43,38 7,7 31thyssenkrupp 6,35 5,88 5,90 WWWWWWWW -5,11 W -52,8 13,95 3,28 3 397 883 k.A. 31.01.20 k.A. 0,00 -0,59 0,67 0,00 8,81 3,7 61Uniper NA 28,76 28,38 28,46 +0,28 W +6,99 W 30,64 20,76 370 953 1,15 21.05.21 4,0 1,37 1,63 1,81 17,46 15,72 10,4 25United Internet NA 3) 37,70 36,65 36,65 WWW -1,77 +26,55 W 38,42 20,76 326 057 0,50 20.05.20 1,4 0,50 2,42 2,43 15,14 15,08 7,1 47Varta 3) 94,45 90,30 90,35 WWWWWW -3,58 +66,7 W 128,00 50,50 120 790 k.A. 18.06.20 k.A. 0,39 2,57 3,30 35,16 27,38 3,7 39Zalando 64,42 63,08 63,22 +0,54 W +68,14 WW 66,02 27,33 257 196 k.A. 23.06.20 k.A. 0,00 0,32 0,56 198 113 16,0 47

TecDax 2911,83 | -0,61 % | 52-Wochen-Hoch 3302,94 | 52-Wochen-Tief 2128,29

Hinweis zum Kursteil: Telefon: 0800 0002053 oder Mail [email protected]. Aktien: Börsenplatz Dax 30 und MDax ist Xetra; Euro Stoxx Heimatbörse; Kurse und Dividenden von an deutschen Börsen gehandelten Wertenverstehen sich in Euro pro Stück sofern es keine anderen Angaben gibt. Dividenden von ausländischen Börsen sind in Landeswährung. Kurse: bereinigt um Kapitalmaßnahmen; Höchst-/Tiefstkurse können gerundet sein,beziehen sich auf den jeweiligen Börsenplatz und basieren auf allen „bezahlt“-Notierungen. Von einigen Märkten können nicht immer die Schlusskurse des Tages veröffentlicht werden, Uhrzeitangaben derKursabrufe beachten. Die Dividendenangaben beziehen sich auf die zuletzt gezahlten Dividenden - inklusive Zahlungen aus Kapitalrücklagen - im üblichen Auszahlungsrhythmus; sie werden automatisch abgelöst durch denneuen Dividendenvorschlag, wenn dieser für die bevorstehende Hauptversammlung offiziell bekannt gegeben wird. Netto- Dividendenrendite in % auf Basis der zuletzt gezahlten oder vorgeschlagenen Dividende als Summedes letzten Geschäftsjahres. Die ausgewiesenen Gewinnschätzungen beruhen auf Ibes-Daten. Börsenkapitalisierung: Zahl der Aktien multipliziert mit dem Kurs der Aktiengattung im Index in Landeswährung;Ergebnisse je Aktie vor Goodwillab schreibung in Euro bzw. Landeswährung; KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Gewinnschätzungen. k.A. = keine Angaben. Alle Angaben ohne Gewähr - keine Anlageberatung oder -empfehlung.

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Private Geldanlage

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12239

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EuroStoxx50 3204,17 | -0,46 % | 52-Wochen-Hoch 3867,28 | 52-Wochen-Tief 2302,84

1.4.2020 26.6.20201 4 20201.4.2020 26 6 202026.6.2020

52 Wochen Umsatz Letzte Div. Ergebnis KGV Marktk.Streub.26.6.2020 Schluss ± % Vortag ± % 1 Jahr Hoch Tief Stück Div. Rend. 2020 2020 2021 in Mrd in %

AB Inbev 43,34 WWWWW -1,75 WWWWW -43,96 92,71 29,03 2 090 192 0,50 3,0 3,02 14,35 11,47 73,4 53Ahold Delhaize 23,99 +0,33 W +23 WWW 24,50 18,04 2 253 235 0,46 3,2 1,76 13,63 13,18 26,4 95Air Liquide 126,10 WW -0,59 +14,92 WW 140,70 94,86 815 432 2,70 2,1 5,33 23,66 21,82 59,7 100Amadeus IT 46,61 W -0,24 WWWW -31,72 78,82 34,90 1 024 452 0,56 2,5 1,94 24,03 18,14 20,1 90ASML Hold. 324,00 +0,62 WW +81,01 WWWWWWWWWW 330,35 177,52 631 864 1,35 0,7 7,51 43,14 31,21 137,9 85AXA 18,53 W -0,24 WW -19,99 25,62 11,84 5 990 767 0,73 3,9 2,79 6,64 6,30 44,8 80Banco Santander 2,12 WWWWWWWWW -3,06 WWWWWW -47,62 4,26 1,78 63 059 885 0,10 9,2 0,41 5,17 5,05 35,3 95BBVA 3,00 WWWWWWW -2,38 WWWWW -38,75 5,34 2,46 24 638 639 0,16 8,7 0,54 5,55 5,55 20,0 95BNP Paribas 34,49 WWWWW -1,96 WW -16,23 54,22 24,51 3 979 547 3,03 8,8 5,48 6,29 5,87 43,1 92CRH 30,25 +0,87 WW 0 36,74 16,30 1 396 286 0,63 2,7 2,17 13,94 12,55 23,7 93Danone 63,44 +0,16 W WW -15,07 82,38 50,26 1 585 074 2,10 3,3 3,93 16,14 15,36 43,5 100Enel 7,64 W -0,31 +25,74 WWW 8,61 5,15 22 009 693 0,17 4,3 0,51 14,98 13,89 77,7 66Engie 10,90 WW -0,59 WW -17,77 16,80 8,63 5 505 416 0,75 10,3 1,05 10,38 9,16 26,5 76ENI 8,40 WWW -0,99 WWWWW -42,12 14,94 6,26 13 724 772 0,43 10,2 0,36 23,33 12,00 30,5 70Essilor-Luxottica 115,20 +0,04 W +5,54 W 145,00 86,76 560 064 2,05 1,8 4,19 27,49 23,56 50,4 68Iberdrola 10,04 WW -0,69 +13,83 WW 11,35 7,76 14 924 236 0,03 0,3 0,56 17,93 16,73 64,8 86Inditex 23,75 WWW -1,04 W -6,86 32,28 18,51 3 038 438 0,44 6,9 1,17 20,30 25,00 74,0 36ING Groep 6,02 WWWWWWWWWW -3,57 WWWWW -39,79 11,26 4,23 25 849 720 0,24 11,3 1,04 5,79 5,73 23,5 100Intesa Sanpaolo 1,66 WWWW -1,47 W -11,6 2,63 1,31 102 581 414 0,20 11,9 0,23 7,22 7,22 29,1 88Kering 477,00 +0,44 W W -6,51 614,90 348,55 218 930 4,50 1,7 23,12 20,63 17,06 60,2 59L’Oréal 285,10 +1,46 WWWW +14,04 WW 287,20 196,00 446 788 3,85 1,4 7,72 36,93 33,27 159,1 43LVMH 387,70 +1 WWW +5,47 W 439,05 278,70 533 072 2,60 1,2 13,74 28,22 23,37 195,8 53Nokia 3,89 +3 WWWWWWWW W -11,42 5,12 2,08 23 507 596 0,05 4,9 0,25 15,57 12,56 22,0 100Orange 10,39 0 WWW -25,12 15,38 8,84 5 109 528 0,20 4,8 1,05 9,90 9,28 27,6 72Philips Electr. 41,74 +0,4 W +10,61 W 45,93 26,92 2 014 677 0,85 2,0 1,97 21,19 17,91 37,4 100Safran 87,80 WWW -1,24 WWWW -32,87 152,30 51,10 1 208 231 1,82 2,1 5,15 17,05 14,39 35,2 74Sanofi S.A. 91,10 WW -0,83 +19,99 WW 95,06 67,65 1 886 175 3,15 3,5 6,31 14,44 13,16 114,2 85Schneider Electr. 97,30 +0,77 WW +23,73 WWW 105,50 61,72 1 470 894 2,55 2,6 4,76 20,44 17,56 56,6 100Soc. Générale 14,48 WWWWW -1,84 WWWW -33,45 32,23 11,35 5 165 239 2,22 15,3 3,12 4,64 4,27 12,4 94Telefónica 4,21 WWWWWW -2 WWWWW -39,87 7,18 3,39 17 036 010 0,19 9,1 0,63 6,69 6,58 21,9 85Total 35,15 W -0,18 WWWW -29,03 50,93 21,12 7 456 480 0,68 7,6 2,40 14,64 9,87 91,4 92Unilever 49,07 +0,66 WW W -8,28 57,77 38,42 3 358 671 0,41 4,2 2,65 18,52 17,46 71,7 100Vinci 81,32 WW -0,85 W -10,02 107,35 54,76 1 514 198 1,25 2,5 5,25 15,49 12,95 49,3 91Vivendi 23,00 W -0,3 W -5,97 26,42 16,60 1 399 900 0,60 2,6 1,20 19,17 16,31 27,2 73

DividendenrenditeSoc. Générale 15,3 %

Intesa Sanpaolo 11,9 %

Engie 10,3 %

ENI 10,2 %

BNP Paribas 8,8 %

BBVA 8,7 %

Inditex 6,9 %

KGVSoc. Générale 4,6

Banco Santander 5,2

BBVA 5,6

ING Groep 5,8

BNP Paribas 6,3

AXA 6,6

Telefónica 6,7

(ohne deutsche Indextitel)

JapanGroßbritannien

EURO-LEITZINSENREFINANZIERUNG (REFI)Mindestbietungssatz 0,00%Mindestbietungssatz, 7 Tage (fällig 8.4.2020) 0,00%

ZINSKANAL FÜR TAGESGELDSpitzenrefinanzierungsfazilität (ab 18.9.2019) 0,25%Einlagefazilität (ab 18.9.2019) -0,50%

MINDESTRESERVE Verzinsung (ab 31.1.2020) 0,00%

BASISZINS gem. § 247 BGB (ab 25.6.2020) -0,88%

EURO-RENDITEN25.6.2020 Hypo. und Öffentl.Laufzeit Pfandbriefe

1 Jahr(e) -0,2202 Jahr(e) -0,2303 Jahr(e) -0,2104 Jahr(e) -0,1805 Jahr(e) -0,150

Quelle: Deutsche Bundesbank

INTERNATIONALE RENDITEN10-j. Staatsanleihen 26.6.2020 ± in % 25.6.Australien 0,87 W -1,59 0,88Belgien -0,146 W -2,82 -0,142Dänemark -0,35 W -2,34 -0,342Deutschland -0,48 +4,95 W -0,505Frankreich -0,126 +0,79 W -0,127Griechenland 1,27 W -1,4 1,29Großbritannien 0,17 +5,59 W 0,16Hongkong 0,60 W -6,07 0,64Irland 0,02 WW -9,09 0,022Italien 1,29 W -1,83 1,31

Japan 0,005 WWWWWWWWWW -54,78 0,012Kanada 0,51 W -1,56 0,52Neuseeland 0,94 W -1,16 0,95Niederlande -0,316 W -1,94 -0,31Österreich -0,235 W -0,86 -0,233Portugal 0,46 W -2,36 0,47Russland 5,68 W -0,44 5,70Schweden -0,086 WW -8,86 -0,079Schweiz -0,449 +0,88 W -0,453Spanien 0,45 W -2,58 0,47USA 0,64 W -3,31 0,67

Umlaufrendite-0,49 | -0,0252-Wochen-Hoch -0,20 | Tief -0,83

1.4.2020 26.6.20201 4 20201.4.2020 26 6 20226.6.2022020

AUSLÄNDISCHE LEITZINSENSatz in % gültig ab

EU-MITGLIEDSLÄNDERDänemark Diskontsatz 0,00 22.06.2017Grossbritannien Repo Satz 0,10 19.03.2020Polen Diskontsatz 0,60 09.04.2020Rumänien Reference Rate 1,75 29.05.2020Schweden Pensionssatz 0,00 08.01.2020Tschechien Diskontsatz 0,05 27.03.2020Ungarn Base Rate 0,75 23.06.2020

6 Jahr(e) -0,1207 Jahr(e) -0,0808 Jahr(e) -0,0509 Jahr(e) -0,02010 Jahr(e) 0,010

25.6.2020 Hypo. und Öffentl.Laufzeit Pfandbriefe

ZINSVERGLEICHE26.06.20

Festgeld 5tsd €1 Monat 0,0853 Monate 0,09586 Monate 0,148612 Monate 0,1759

Spareckzins 0,0112

Sparbrief1 Jahr 0,22492 Jahre 0,26253 Jahre 0,315 Jahre 0,4257

Dispositionskredit 9,2752

Hypozinsen effektiv 5 Jahre 0,7310 Jahre 0,73

Ratenkredit 5 tsd € 3 Jahre 3,79585 Jahre 3,96776 Jahre 4,016

Ratenkredit 10 tsd € 3 Jahre 3,77125 Jahre 3,93796 Jahre 4,069

Ø-Werte in %, mitgeteilt vonFMH-Finanzberatung e.K.

Zinsen

Zinsen

Europa

USA

GB

Japan

jeweils 1.4.2020 bis 26.6.2020

JJJJ

28.5.2013 26.6.2020-0,5

0,5

1,5

2,5

1.4.2020 26.6.20201 4 20201.4.2020 26 6 202026.6.2020

Dividendenrendite Jahresdiv. Ex-Tag KGV ErgebnisRTL Group 14,2 % 4,00 € 03.05.19

Hella 9,3 % 3,35 € 30.09.19

Metro St. 8,4 % 0,70 € 17.02.20

Hochtief 7,5 % 5,80 € 29.04.20

Telefónica Dt. 6,5 % 0,17 € 21.05.20

Uniper NA 4,0 % 1,15 € 21.05.20

Alstria Office 3,8 % 0,52 €

Commerzbank 6,7 0,56

RTL Group 7,1 3,98

ProSiebenSat.1 7,3 1,38

Aareal Bank 7,7 2,20

freenet NA 8,0 1,75

Hochtief 8,5 9,11

Hugo Boss NA 10,3 2,53

MDax 25620,35 | -1,00 % | 52-Wochen-Hoch 29438,03 | 52-Wochen-Tief 17714,91

Tages- 52 Wochen Umsatz Letzte HV Div. Div.s Ergebnis KGV Marktk.Streub.26.6.2020 Hoch Tief Schluss ± % Vortag ± % 1 Jahr Hoch Tief Stück Div. Termin Rend. 2020 2020 2021 2020 2021 in Mrd in %

Aareal Bank 17,48 16,85 16,87 WWWW -2,6 W -26,43 31,90 12,28 262 461 k.A. 27.05.20 k.A. 1,98 2,20 2,32 7,67 7,27 1,0 85Airbus 1) 2) 65,49 61,80 61,80 WWWWWW -3,44 W -50,75 139,40 47,70 335 911 k.A. 16.04.20 k.A. 1,65 4,41 5,29 14,01 11,68 48,4 78Alstria Office 13,63 13,28 13,52 +0,22 W W -3,5 19,09 9,89 328 240 0,52 23.04.20 3,8 0,53 0,62 0,68 21,81 19,88 2,4 95Aroundtown 5,18 5,02 5,12 +1,23 WW W -32,24 8,88 2,88 3 867 199 0,07 24.06.20 1,4 0,30 0,43 0,52 11,90 9,84 7,9 78Aurubis 53,94 53,18 53,50 +0,53 W +28,88 W 58,00 30,05 103 256 1,25 27.02.20 2,3 1,25 3,24 3,94 16,51 13,58 2,4 70Bechtle 3) 157,90 152,10 153,70 +1,32 WW +57,16 W 165,40 79,35 93 463 1,20 15.06.21 0,8 1,30 4,21 4,79 36,51 32,09 6,5 52Brenntag NA 47,56 46,10 46,13 WW -1,41 +11,43 W 50,82 28,68 225 567 1,25 10.06.20 2,7 1,30 2,90 3,14 15,91 14,69 7,1 95Cancom 3) 49,58 47,98 47,98 WWW -1,6 +4,58 W 59,05 31,20 218 180 0,50 30.06.20 1,0 0,60 1,74 2,15 27,57 22,32 1,8 80Carl Zeiss Meditec 3) 89,40 86,65 88,05 +0,28 W +4,39 W 122,10 67,70 123 809 0,65 06.08.20 0,7 0,75 2,05 2,44 42,95 36,09 7,9 41Commerzbank 3,97 3,76 3,76 WWWWWWW -4,26 W -38,84 6,83 2,80 9 670 052 k.A. 13.05.20 k.A. 0,15 0,56 0,50 6,71 7,51 4,7 84CompuGroup Med. 3) 66,20 63,25 64,10 W -0,31 W -6,36 78,50 46,46 209 933 0,50 13.05.20 0,8 0,50 2,33 2,52 27,51 25,44 3,4 53CTS Eventim 37,50 36,68 37,00 0 W -8,78 61,55 25,54 142 444 k.A. 19.06.20 k.A. 0,65 1,16 1,62 31,90 22,84 3,6 61Delivery Hero 96,22 92,28 92,76 WWWWW -3,01 +134,72 WWW 96,22 38,45 473 740 k.A. 18.06.20 k.A. 0,00 -3,43 -1,80 0,00 0,00 18,3 56Dürr 22,94 22,38 22,58 W -0,62 W -24,78 32,90 15,72 187 207 0,80 07.05.21 3,5 0,90 2,11 2,43 10,70 9,29 1,6 75Evonik Industries 23,39 22,81 22,87 +1,02 WW W -7,97 27,59 15,13 993 558 0,57 31.08.20 2,5 1,15 1,71 1,94 13,37 11,79 10,7 41Evotec 3) 24,62 24,09 24,20 W -0,53 +1,47 W 27,29 17,17 410 315 k.A. 16.06.20 k.A. 0,00 0,26 0,35 93,08 69,14 3,7 81Fraport 39,50 38,32 38,84 +0,88 W W -47,95 79,26 27,59 553 058 k.A. 26.05.20 k.A. 2,00 1,87 3,88 20,77 10,01 3,6 40freenet NA 3) 14,33 13,94 13,94 WWWW -2,21 W -19,54 21,64 13,67 743 465 0,04 27.05.20 0,3 1,65 1,75 1,84 7,96 7,57 1,8 78Fuchs Petrolub Vz. 36,16 35,50 35,50 +0,4 W +2,9 W 45,76 25,56 90 618 0,97 05.05.20 2,7 0,99 1,61 1,80 22,05 19,72 2,5 100GEA Group 28,91 28,28 28,46 W -0,35 +14,34 W 30,32 13,16 378 476 0,42 26.11.20 1,5 0,85 1,09 1,41 26,11 20,18 5,1 82Gerresheimer 81,95 80,40 80,55 W -0,8 +26,35 W 85,35 50,65 65 085 1,20 24.06.20 1,5 1,23 4,09 4,72 19,69 17,07 2,5 85Grand City Prop. 20,78 20,52 20,72 +0,78 W W -0,38 24,00 13,82 233 046 0,22 24.06.20 1,1 0,87 1,20 1,31 17,27 15,82 3,5 61Grenke NA 70,50 67,00 68,00 +0,15 W W -25,07 104,40 40,50 48 322 0,80 06.08.20 1,2 0,97 2,34 3,00 29,06 22,67 3,2 54Hann. Rückv. NA 155,40 151,70 151,70 WW -1,43 +7,59 W 192,80 98,25 107 127 5,50 05.05.21 3,6 5,75 10,28 11,18 14,76 13,57 18,3 50Healthineers 3) 43,73 43,04 43,23 +0,2 W +15,25 W 47,27 28,50 576 225 0,80 12.02.20 1,9 0,88 1,69 1,90 25,58 22,75 43,2 15Hella 36,62 35,18 35,90 +0,34 W W -14,73 50,85 20,24 98 807 3,35 25.09.20 9,3 0,82 2,32 2,61 15,47 13,75 4,0 40HelloFresh 46,90 45,24 45,40 +0,27 W +448,97 WWWWWWWWWW 46,90 8,13 685 722 k.A. 30.06.20 k.A. 0,00 0,47 0,99 96,60 45,86 7,5 74Hochtief 79,30 76,75 77,05 +0,85 W W -26,41 121,90 41,58 184 836 5,80 28.04.20 7,5 6,26 9,11 10,07 8,46 7,65 5,4 26Hugo Boss NA 26,79 25,79 25,94 WWW -2,11 W -52,84 59,54 19,11 535 142 0,04 27.05.20 0,2 2,59 2,53 3,00 10,25 8,65 1,8 85K+S NA 5,72 5,55 5,59 WWW -1,89 W -65,28 16,80 4,50 1 138 708 0,04 12.05.21 0,7 0,15 0,06 0,63 93,20 8,88 1,1 100Kion Group 54,60 53,48 53,66 W -0,26 +0,94 W 66,64 33,20 109 925 0,04 16.07.20 0,1 1,30 3,30 4,30 16,26 12,48 6,3 55Knorr-Bremse 91,40 89,82 90,01 +0,85 W W -7,21 101,80 70,79 197 642 1,80 30.06.20 2,0 1,75 3,41 4,11 26,40 21,90 14,5 30Lanxess 48,02 46,57 46,65 W -0,38 W -6,42 64,58 25,68 173 220 0,95 23.05.19 2,0 1,00 3,39 4,32 13,76 10,80 4,1 90LEG Immobilien 115,42 113,82 114,38 +0,33 W +15,21 W 121,60 75,12 253 539 3,53 19.08.20 3,1 3,80 5,32 5,65 21,50 20,24 7,9 90Lufthansa vNA 9,98 8,98 8,99 WWWWWWWWWW -6,23 W -39,39 17,95 7,02 10 626 891 k.A. 25.06.20 k.A. 0,56 0,14 2,46 64,24 3,66 4,3 90Metro St. 8,68 8,34 8,38 WWW -1,6 W -47,3 16,15 6,10 686 144 0,70 14.02.20 8,4 0,70 0,43 0,71 19,49 11,80 3,0 47MorphoSys 3) 118,00 115,35 115,60 WW -1,2 +39,61 W 146,30 65,25 126 665 k.A. 27.05.20 k.A. 0,00 1,11 0,10 104 1 156 3,8 81Nemetschek 3) 62,85 61,00 61,50 +1,15 WW +30,68 W 74,35 32,46 215 788 0,28 19.06.20 0,5 0,35 0,92 1,12 66,85 54,91 7,1 42Osram Licht NA 42,44 41,80 42,20 W -0,07 +42,81 W 48,08 20,50 390 688 k.A. 18.02.20 k.A. 1,13 0,10 0,97 422 43,51 4,1 74ProSiebenSat.1 10,41 10,08 10,10 +0,15 W W -24,88 14,41 5,72 1 051 287 k.A. 10.06.20 k.A. 0,80 1,38 1,62 7,32 6,23 2,4 70Puma 69,54 67,26 67,50 WWWW -2,2 +18,42 W 84,30 40,00 316 317 k.A. 07.05.20 k.A. 0,53 1,72 2,41 39,24 28,01 10,2 56Qiagen 3) 39,16 38,50 38,93 +1,17 WW +10,57 W 39,80 22,54 1 033 963 k.A. 30.06.20 k.A. 0,00 1,51 1,65 25,78 23,59 9,0 94Rational 500,50 492,80 496,40 +0,89 W W -16,29 740,00 377,20 38 276 5,70 24.06.20 1,1 10,70 12,89 15,35 38,51 32,34 5,6 35Rheinmetall 79,46 76,48 76,54 W -0,23 W -29,42 118,60 43,23 132 017 2,40 19.05.20 3,1 2,00 5,30 7,17 14,44 10,68 3,3 79Rocket Internet 19,23 18,96 19,00 W -0,37 W -22,76 25,94 16,00 161 349 k.A. 15.05.20 k.A. 0,00 -0,14 -0,12 0,00 0,00 2,6 48RTL Group 28,50 27,66 28,14 +1,08 WW W -36,93 48,50 26,86 221 496 3,00 30.06.20 14,2 4,00 3,98 4,18 7,07 6,73 4,4 25Sartorius Vz. 3) 305,80 297,20 298,00 WWW -1,91 +66,02 W 339,00 157,30 103 378 0,36 26.06.20 0,1 0,90 3,68 4,29 80,98 69,46 11,2 100Scout24 NA 70,00 68,55 68,70 WW -1,22 +47,74 W 71,85 43,50 397 026 0,91 18.06.20 1,3 0,80 1,85 2,08 37,14 33,03 7,4 100Siltronic NA 3) 91,30 88,58 89,42 +1,89 WWW +49,68 W 109,10 46,56 115 086 3,00 26.06.20 3,4 2,08 5,02 6,30 17,81 14,19 2,7 64Software 3) 36,04 35,22 35,36 W -0,67 +21,26 W 36,04 21,60 192 377 0,76 26.06.20 2,1 0,70 1,77 1,92 19,98 18,42 2,6 66Ströer & Co. 61,40 59,50 59,65 WW -1,4 W -6,43 78,65 37,00 92 473 2,00 19.06.19 3,4 1,20 1,69 3,03 35,30 19,69 3,4 36Symrise Inh. 104,50 101,45 101,55 WW -1,22 +16,48 W 104,50 71,20 301 184 0,95 17.06.20 0,9 1,04 2,75 3,04 36,93 33,40 13,8 89TAG Immobilien 21,44 21,04 21,40 +0,85 W +4,59 W 25,18 14,16 404 171 0,82 11.05.21 3,8 0,87 1,89 1,80 11,32 11,89 3,1 75TeamViewer 3) 48,52 47,06 47,64 WW -0,94 0 48,77 21,38 641 334 k.A. 29.05.20 k.A. 0,00 0,71 0,93 67,10 51,23 9,5 37Telefónica Dt. 3) 2,68 2,60 2,60 WWW -1,81 +6,72 W 2,92 1,72 3 520 956 0,17 20.05.20 6,5 0,17 -0,04 0,06 0,00 43,38 7,7 31thyssenkrupp 6,35 5,88 5,90 WWWWWWWW -5,11 W -52,8 13,95 3,28 3 397 883 k.A. 31.01.20 k.A. 0,00 -0,59 0,67 0,00 8,81 3,7 61Uniper NA 28,76 28,38 28,46 +0,28 W +6,99 W 30,64 20,76 370 953 1,15 21.05.21 4,0 1,37 1,63 1,81 17,46 15,72 10,4 25United Internet NA 3) 37,70 36,65 36,65 WWW -1,77 +26,55 W 38,42 20,76 326 057 0,50 20.05.20 1,4 0,50 2,42 2,43 15,14 15,08 7,1 47Varta 3) 94,45 90,30 90,35 WWWWWW -3,58 +66,7 W 128,00 50,50 120 790 k.A. 18.06.20 k.A. 0,39 2,57 3,30 35,16 27,38 3,7 39Zalando 64,42 63,08 63,22 +0,54 W +68,14 WW 66,02 27,33 257 196 k.A. 23.06.20 k.A. 0,00 0,32 0,56 198 113 16,0 47

TecDax 2911,83 | -0,61 % | 52-Wochen-Hoch 3302,94 | 52-Wochen-Tief 2128,29

Hinweis zum Kursteil: Telefon: 0800 0002053 oder Mail [email protected]. Aktien: Börsenplatz Dax 30 und MDax ist Xetra; Euro Stoxx Heimatbörse; Kurse und Dividenden von an deutschen Börsen gehandelten Wertenverstehen sich in Euro pro Stück sofern es keine anderen Angaben gibt. Dividenden von ausländischen Börsen sind in Landeswährung. Kurse: bereinigt um Kapitalmaßnahmen; Höchst-/Tiefstkurse können gerundet sein,beziehen sich auf den jeweiligen Börsenplatz und basieren auf allen „bezahlt“-Notierungen. Von einigen Märkten können nicht immer die Schlusskurse des Tages veröffentlicht werden, Uhrzeitangaben derKursabrufe beachten. Die Dividendenangaben beziehen sich auf die zuletzt gezahlten Dividenden - inklusive Zahlungen aus Kapitalrücklagen - im üblichen Auszahlungsrhythmus; sie werden automatisch abgelöst durch den

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Devisenmärkte

1.4.2020 26.6.20201 4 20201.4.2020 26 6 20226.6.2022020

Devisen- und Sortenkurse für 1 Euro26.6.2020 Devisen1, 3) 3 Monate4)

Geld Brief Geld BriefAustralien A $ 1,6363 1,6365 +28,98 +32,72Dänemark dkr 7,4344 7,4744 -9,51 +7,97Großbrit. £ 0,9032 0,9072 +13,37 +14,34Hongkong HK $ 8,7003 8,7015 +189,53 +256,06Japan Yen 119,7100 120,1900 +8,38 +10,03Kanada kan $ 1,5260 1,5380 +26,14 +30,53Neuseeland NZ $ 1,7483 1,7485 +37,48 +43,33Norwegen nkr 10,8347 10,8827 +175,25 +201,33Polen Zloty 4,4675 4,4688 +70,93 +83,54Schweden skr 10,4388 10,4868 +85,00 +105,77Schweiz sfr 1,0619 1,0659 -7,60 -6,02Singapur S $ 1,5637 1,5639 +26,40 +29,48Südafrika Rand 19,3907 19,4139 +2144,70 +2291,27Tschechien Krone 26,7618 26,7817 +21,33 +49,86USA US-$ 1,1197 1,1257 +22,63 +23,23

6 Monate4) Ref.kurse Bankschalter2)Geld Brief EZB Verkauf Ankauf

Australien +64,01 +71,37 1,6313 1,5498 1,7277Dänemark -35,94 +11,75 7,4523 7,1120 7,8673Großbrit. +28,33 +31,14 0,9058 0,8652 0,9614Hongkong +423,70 +552,77 8,6904 8,1134 9,8447Japan +14,44 +18,38 119,9300 114,1469 127,2190Kanada +57,15 +64,46 1,5318 1,4567 1,6223Neuseeland +80,97 +92,47 1,7428 1,6495 1,8500Norwegen +373,43 +427,64 10,8850 10,3400 11,5761Polen +142,52 +184,90 4,4684 4,1851 4,8270Schweden +179,22 +225,82 10,4773 9,9756 11,0776Schweiz -15,75 -11,23 1,0631 1,0170 1,1257Singapur +50,56 +56,87 1,5608 1,4676 1,6798Südafrika +4114,54 +4491,89 19,3799 18,1376 22,3050Tschechien +16,03 +105,79 26,8080 25,3005 28,9031USA +45,75 +47,85 1,1213 1,0719 1,1839

1) Mitgeteilt von vwd, LBBW; 2) Frankfurter Sortenkurse aus Sicht des Bankkunden, die Bezeichnungen Verkauf und Ankauf entsprechen dem Geld und Brief bei anderen In-stituten, mitgeteilt von Reisebank; 3) Freiverkehr; 4) Swaps notiert in Forward Punkten - 1 Punkt = 1/10.000, Stand ME(S)Z 21:57 Uhr.

Euro in Dollar1,1226 | +0,10%52-W-.Hoch 1,1496 | Tief 1,0636

Devisen-Cross-Rates26.6.2020 Euro US $ Pfund Yen sfr kan-$ Rubel

Euro - 1,1226 0,9098 120,3193 1,0639 1,5339 78,3286US $ 0,8908 - 0,8105 107,1810 0,9477 1,3665 69,7771Pfund 1,0990 1,2340 - 132,2369 1,1693 1,6858 86,0870Yen 0,0083 0,0093 0,0076 - 0,0088 0,0127 0,6510sfr 0,9398 1,0551 0,8551 113,0839 - 1,4417 73,6183

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HEIZÖLPREISEeid HAMBURG. Am 24.6.2020 ermittelte der EID folgende Ange-botspreise für Lieferungen von 3000 l (Premium-Qualität) freiVerwendertank in €/100 l einschl. 19% MwSt., EBV und IWO:

Heizöl (Ø 15 Städte) 49,21 | +0,13 %52-Wochen-Hoch 78,13 | Tief 37,73

3.7.2019 24.6.20203 7 20193.7.2019 24 6 20224.6.2022020

Berlin 49,90 - 53,90Bremen 49,40 - 51,75Cottbus 48,60 - 51,85Dresden 44,90 - 51,80Düsseldorf 47,25 - 52,00Frankfurt 50,10 - 61,05Hamburg 49,85 - 52,95Hannover 51,05 - 55,35

Karlsruhe 50,85 - 54,10Kiel 48,80 - 52,05Leipzig 45,90 - 53,55Lübeck 46,40 - 51,30München 50,45 - 56,05Rostock 48,95 - 50,95Stuttgart 55,70 - 60,60

TOP-FLOP DER ROHSTOFFTITEL26.6.2020 Kurs ± % Vortag

Hafer (Cents/Bushel) 329,00 +5,62 WWWWWWWW

Aluminium, hochgrädig ($/t) 1 586,3 +2,67 WWWW

Palladium ($/Unze) 1 890,0 +2,43 WWWW

Nickel ($/t) 12 641,5 +2,11 WWW

Zinn ($/t) 16 928,0 +1,37 WW

Rohöl OPEC ($/Barrel) 37,18 WWWWWWWWWW -6,70Schlachtschweine (Cents/lb) 48,30 WWWWWWWWW -5,89Normalbenzin ($/gal) 1,14 WWWWWWW -4,93Kakao ($/t) 2 273,0 WWWWWWW -4,90Baumwolle (Cents/lb) 60,10 WWWW -2,75

DEUTSCHE EDELMETALLE26.6.2020 25.6.

Silber 495,84 - 547,26 491,18 - 542,11Silber verarb. 572,72 567,33Platin Barren 23,93 23,93Platin verarb. 24,62 24,62Palladium Barren 55,63 56,67Palladium verarb. 57,77 58,85Gold 49,47 - 53,31 49,43 - 53,27Gold verarb. 55,84 55,79Silber Euro / kg; Platin, Palladium und Gold, Euro / g.Die Preise gelten nur für industrielle Abnehmer (ohne MwSt.)Quelle: Heraeus

DEUTSCHE METALLPREISEKassa Basis London (€/100 kg) 26.6.2020 25.6.

Aluminium, hochgrädig 141,1 - 141,1 137,8 - 137,8Aluminium, Legierung 108,3 - 108,3 108,4 - 108,4Blei 158,6 - 158,6 158,6 - 158,6Kupfer (A) 533,8 - 533,8 525,2 - 525,2Kobalt 2 541,9 - 2 541,9 2 545,3 - 2 545,3Nickel 1 133,5 - 1 133,5 1 106,2 - 1 106,2Zink, spezial-hochgrädig 183,5 - 183,5 181,2 - 181,2Zinn 1 515,3 - 1 515,3 1 493,3 - 1 493,3

GSCI 1 613,28 | -0,66 %52-W.-Hoch 2 693,53 | Tief 1 193,37

1.4.2020 26.6.20201 4 20201.4.2020 26 6 20226.6.2022020

Rohstoffe Schalterkurse Edelmetalle

Goldbarren und -münzen in Euro Ankauf Verkauf Rendite in % 52-Wochen(Mehrwertsteuerfrei) 26.6.2020 26.6. 27.6.2019 Hoch Tief

Gold (kg) 49 926,00 51 965,00 + 24,28 WWWWWWWWWWWWWWW 53 079,00 39 358,50500 g Goldbarren 24 982,00 26 103,00 + 24,19 WWWWWWWWWWWWWW 26 584,00 19 691,50100 g Goldbarren 4 990,00 5 271,50 + 23,38 WWWWWWWWWWWWWW 5 318,75 3 949,001 oz Goldbarren 1 556,00 1 649,90 + 23,08 WWWWWWWWWWWWWW 1 666,10 1 232,6510 g Goldbarren 498,50 551,00 + 19,83 WWWWWWWWWWWW 553,50 399,751 oz Krügerrand 1 554,50 1 734,00 + 20,69 WWWWWWWWWWWWW 1 695,00 1 246,501/2 oz Krügerrand 777,00 906,90 + 17,37 WWWWWWWWWWW 895,60 632,451/4 oz Krügerrand 388,50 470,20 + 13,90 WWWWWWWWW 489,60 321,451/10 oz Krügerrand 155,00 207,90 + 10,09 WWWWWWW 200,65 130,551 oz Maple Leaf 1 554,00 1 683,00 + 21,41 WWWWWWWWWWWWWW 1 698,75 1 241,251 Österreichischer Dukat 165,50 192,00 + 15,33 WWWWWWWWWW 185,75 135,504 Österreichische Dukaten 681,50 751,00 + 17,20 WWWWWWWWWWW 742,50 553,2520 Österreichische Kronen 291,00 319,00 + 20,25 WWWWWWWWWWWWW 323,50 230,50100 Österreichische Kronen 1 480,00 1 570,00 + 22,62 WWWWWWWWWWWWWWW 1 588,50 1 169,0020 Francs Leopold 284,00 315,50 + 14,75 WWWWWWWWWW 311,50 232,7520 Francs Marianne 277,00 322,50 + 15,61 WWWWWWWWWW 315,40 229,551 D-Mark BRD Goldmark 590,00 761,00 + 11,11 WWWWWWW 675,50 496,0020 Mark Wilhelm I 361,00 427,00 + 9,73 WWWWWWW 408,00 304,5020 Mark Wilhelm II 352,50 439,30 + 13,60 WWWWWWWWW 399,25 291,5550 Mex. Pesos 1 841,00 1 988,40 + 13,59 WWWWWWWWW 1 969,45 1 520,952 Rand 353,20 394,00 + 20,96 WWWWWWWWWWWWW 387,30 281,751 Sovereign 357,50 387,30 + 18,57 WWWWWWWWWWWW 386,20 288,9520 Franken Vreneli 285,00 362,50 + 17,04 WWWWWWWWWWW 335,00 233,75

Die Quelle der An- und Verkaufspreise (gültig für sehr gut erhaltene Stücke) ist die Degussa Goldhandel GmbH. Die Rendite entspricht dem Preis,den die Quelle dem Anleger bei einem Goldverkauf bezahlt, abzüglich der Anschaffungskosten, die ihm beim Kauf vor einem Jahr entstanden sind.

Private Geldanlage

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12240

Freitag, den 26.6.2020

INVESTMENTFONDS1)

www.aberdeenstandard.de

Asia Pacific Equ T US LU0011963245 83,65 + 9,52

China A Sh Eq A Acc* US LU1146622755 16,64 + 48,50

Em Mkts Corp Bd A US LU0566480116 14,80 + 9,03

Em Mkts Eq A Acc US LU0132412106 65,99 – 4,21

Europ Sm Comp A Acc EU LU0306632414 29,81 29,81 + 11,37

European Eq A Acc EU LU0094541447 63,59 + 22,59

Front Mkts Bd A Dis US LU0963865083 9,25 + 10,67

Multi Asset Grth T EU LU1402171232 10,68 – 4,89

ADEPT INVESTMENT MANAGEMENT PLC

Ad Inv.M.plc SF 1* EU IE00BP41KX67 16,85 + 17,13

Ad Inv.M.plc SF 15* EU IE00BP41KY74 10,07 – 1,79

ALTE LEIPZIGER

€uro Short Term EU DE0008471699 43,49 43,06 – 0,73

Aktien Deutschland EU DE0008471608 115,14 109,66 – 10,35

AL Trust €uro Relax EU DE0008471798 54,18 52,60 + 0,31

AL Trust Stab. EU DE000A0H0PF4 65,76 63,84 + 4,61

AL Trust Wachst IT EU DE000A2PWPE6 56,99 56,99

AL Trust Wachstum EU DE000A0H0PG2 78,55 75,53 + 7,37

Trust €uRen IT EU DE000A2PWPA4 50,99 50,99

Trust €uro Renten EU DE0008471616 48,06 46,66 + 5,00

Trust Akt Europa EU DE0008471764 48,26 45,96 – 7,17

Trust Chance EU DE000A0H0PH0 82,98 79,03 + 9,02

Trust Chance IT EU DE000A2PWPC0 60,27 60,27

Trust Glb Inv IT EU DE000A2PWPB2 62,12 62,12

Trust Glbl Invest EU DE0008471715 101,14 96,32 + 18,19

Trust Stab IT EU DE000A2PWPD8 54,12 54,12

www.allianzglobalinvestors.de

Adifonds A EU DE0008471038 130,17 123,97

Aktien Europa A* EU DE0008471483 68,61 65,34

Concentra A EU DE0008475005 124,77 118,83

Europazins A EU DE0008476037 57,60 55,92

Flexi Rentenf. A EU DE0008471921 94,52 91,32

Fondak A EU DE0008471012 190,38 181,31

Global Eq.Divid A EU DE0008471467 111,13 105,84

Industria A EU DE0008475021 106,80 101,71

Interglobal A EU DE0008475070 387,93 369,46

Kapital Plus A EU DE0008476250 67,86 65,88

Mobil-Fonds A EU DE0008471913 49,86 48,88

Nebw. Deutschl.A EU DE0008481763 326,33 310,79

Rentenfonds A EU DE0008471400 90,07 87,87

Rohstofffonds A EU DE0008475096 59,86 57,01

Strategief.Stab.A2 EU DE0009797621 53,64 52,08

Thesaurus AT EU DE0008475013 1004,01 956,20

Verm. Deutschl. A EU DE0008475062 177,41 168,96

Wachstum Eurol A EU DE0009789842 134,25 127,86

Wachstum Europa A EU DE0008481821 141,17 134,45

ALLIANZ GLOBAL INVESTORS GMBH, LUX. BRANCH

Best Sty Eur Eq AT EU LU1019963369 129,84 123,66

Best Sty US Eq AT EU LU0933100637 233,55 222,43

Dyn Mu Ass Str15 A EU LU1089088071 110,61 107,39

Dyn Mu Ass Str50 A EU LU1019989323 131,16 126,12

Dyn Mu Ass Str75 I EU LU1089088402 1355,28 1355,28

Enh ShTerm Euro AT EU LU0293294277 107,14 107,14

Euro Bond A EU LU0165915215 12,57 12,20

Europe SmCap Eq A EU LU0293315023 212,10 202,00

European Eq Div AT EU LU0414045822 246,99 235,23

Fl Rate NoPl-VZi A EU LU1100107371 96,83 96,83

Glb Agricult Tr. A EU LU0342688198 133,09 126,75

Glb ArtIntellig AT EU LU1548497772 179,22 170,69

Glb Mu-Ass Cre-AH2 EU LU1480268660 94,89 92,13

Glb SmCap Eq AT US LU0963586101 13,55 12,90

Income & Gro A USD US LU0964807845 11,51 11,07

Income Gr A-H2-EUR EU LU0766462104 114,15 109,76

www.ampega.de

Amp Global Aktien EU DE0009847301 14,36 13,74 + 10,33

Amp Global Renten EU DE0008481086 18,15 17,49 + 3,86

Amp ISP Dynamik EU DE000A0NBPM2 115,39 110,95 – 2,67

Amp ISP Komfort EU DE000A0NBPL4 107,26 104,14 – 0,58

Amp ISP Sprint EU DE000A0NBPN0 136,19 129,70 – 1,78

Amp Rendite Renten EU DE0008481052 22,06 21,42 + 3,70

Amp Reserve Renten EU DE0008481144 50,30 49,80 – 0,52

terrAss Akt I AMI EU DE0009847343 34,43 32,95 + 16,77

Zan.Eu.Cor.B.AMI I* EU DE000A0Q8HQ0 119,38 119,38 + 4,08

Zan.Gl.Cred AMI Ia* EU DE000A1J3AJ9 111,05 111,05 + 11,35

Zantke Eu.HY AMI Ia* EU DE000A0YAX49 116,63 116,63 – 0,15

A.F.Global Invest EU LU0230827726 115,85 111,39 – 0,66

Akrobat-Europa A EU LU0138526776 273,99 260,94 – 1,56

Akrobat-Europa B EU LU1221107615 138,13 131,55 – 4,75

Ganad.CCMul.A.Spe.* EU LU0294838767 124,01 118,10 – 2,46

Ganador Cor.Alph.A* EU LU0294838924 91,32 90,42 – 9,13

M-AXX Abs. Return* EU LU0206060294 91,35 87,00 – 1,72

M-AXX Äquinoktium* EU LU0232016666 133,24 125,70 – 2,59

M-AXX RCS Univers.* EU LU0196750680 158,33 150,79 + 1,53

Multiw Superf AR EU LU0208670512 3,92 3,72 – 8,15

smart-inv CANIS AR EU LU0441850327 30,45 28,93 – 8,09

smart-inv Divid AR EU LU0255681925 29,53 28,05 – 6,15

smart-inv Hel AR B EU LU0146463616 52,39 49,77 – 2,10

BNP Paribas Funds

Aqua* EU LU1165135440 131,23 + 10,03

Eq Euro Inc Def C* EU LU1049885806 73,50 – 35,29

Euro Eq.* EU LU0823401574 509,30 – 4,62

Europe SCap* EU LU0212178916 218,03 + 0,61

FlexIUSMortClassic* US LU1080341065 1820,30 + 5,84

Gl Environment* EU LU0347711466 205,97 + 6,44

Russia Eq.* EU LU0823431720 137,91 + 28,34

SMaRT Food* EU LU1165137149 101,59 – 3,67

Strat.Stab.SRI Eur* EU LU0087047089 438,95 438,95 + 5,18

US SCap* US LU0823410997 236,17 + 10,41

BNP Paribas Real Estate

BNP Pa MacStone P EU DE000A2DP6Y8 26,25 25,00

INTER ImmoProfil EU DE0009820068 59,18 56,36 + 6,75

PB Balanced EU DE0008006263 56,27 53,59 – 4,64

PB Europa* EU DE0009770289 46,13 43,93 – 3,39

PB Eurorent EU DE0008006255 57,31 55,64 + 2,07

PB Megatrend EU DE0005317374 147,71 140,68 + 39,40

PB Triselect EU DE0009770370 46,62 44,40 + 3,39

COMMERZ REAL

hausInvest EU DE0009807016 44,44 42,32 + 6,99

Precious Metal* US LI0016742681 121,51 121,51 + 8,79

DAVIS FUNDS SICAV

Global A* US LU0067889476 41,44 39,06 + 11,70

Value Fund A* US LU0067888072 55,88 52,67 + 11,55

Telefon +49 69 7147-652 www.deka.de

Aktfds RheinEdit I EU DE000DK2J7N4 101,90 99,41 – 6,06

Aktfds RheinEdit oA EU DE0009771907 40,65 40,65 – 8,27

Aktfds RheinEdit P EU DE0008480674 50,84 48,30 – 6,89

AriDeka CF EU DE0008474511 66,93 63,59 – 3,50

ARIDEKA TF EU DE000DK2D7G4 168,04 168,04 – 5,57

BasisStrat Aktien EU DE000DK2EAG7 119,33 115,02 – 7,67

BasisStrat Flex CF EU DE000DK2EAR4 111,33 107,31 + 3,44

BasisStrat Re.TF A EU LU1084635462 95,29 95,29 – 2,35

Berol.Ca.Chance EU LU0096429435 55,95 54,32 + 1,56

BerolinaRent Deka EU DE0008480799 40,46 39,04 – 0,46

BW Zielfonds 2020 EU DE000DK0ECN3 38,93 38,17 – 0,23

BW Zielfonds 2025 EU DE000DK0ECP8 43,80 42,94 + 0,02

BW Zielfonds 2030 EU DE000DK0ECQ6 48,64 47,69 + 2,06

Deka-Deut.Bal. CF EU DE000DK2CFB1 110,31 107,10 – 3,22

Deka-Deut.Bal. TF EU DE000DK2CFC9 105,81 105,81 – 4,26

Deka-Dividen.Rh.Ed EU DE000DK0EF98 92,40 89,06 – 5,61

Deka-Dtschl Akt Str EU DE0008479288 102,04 97,18 – 14,39

Deka-Eurol.Bal. CF EU DE0005896872 57,03 55,37 – 2,16

Deka-Eurol.Bal. TF EU DE000DK1CHH6 110,34 110,34 – 3,18

Deka-Europa Akt Str EU DE0008479247 66,60 63,43 – 1,02

DekaFonds CF EU DE0008474503 105,53 100,26 – 9,93

DekaFonds TF EU DE000DK2D7T7 247,45 247,45 – 11,87

Deka-Glob Akt Str EU DE0009799064 38,73 36,89 + 3,82

Deka-Global Bal CF EU DE000DK2J8N2 103,19 100,18 – 0,59

Deka-Global Bal TF EU DE000DK2J8P7 98,98 98,98 – 1,64

Deka-MegaTrends AV EU DE000DK2J811 1322,04 1322,04 + 28,53

Deka-MegaTrends CF EU DE0005152706 92,44 89,10 + 27,35

Deka-Multi St G PB EU DE000DK0LMW8 103,92 101,39

Deka-Nachh ManSel EU DE000DK1CJS9 107,05 103,18 – 1,17

Deka-PB Defensiv EU DE000DK2CCQ6 115,10 112,84 + 0,27

Deka-PB Man.Mandat EU DE000DK2J7R5 115,30 111,94 + 3,70

Deka-PB Multimana. EU DE000DK2D9U1 116,03 112,65 – 0,92

Deka-Sachwer. CF EU DE000DK0EC83 102,62 99,63 + 0,59

Deka-Sachwer. TF EU DE000DK0EC91 97,63 97,63 – 0,47

DekaSe:Konservativ EU DE000DK1CJR1 90,11 89,22 – 5,29

DekaSpezial CF EU DE0008474669 390,19 376,09 + 13,42

Deka-Strat.Inv. CF EU DE000DK2EAD4 120,67 116,31 + 1,40

Deka-Strat.Inv. TF EU DE000DK2EAE2 114,09 114,09 – 0,76

DekaTresor EU DE0008474750 88,37 86,21 + 1,20

Div.Strateg.CF A EU DE000DK2CDS0 150,83 145,38 – 1,35

DivStrategieEur CF EU DE000DK2J6T3 86,12 83,01 – 3,88

DivStrategieEur S EU DE000DK2J6U1 87,83 85,69 – 2,03

D-RentSp EM 3/2021 EU DE000DK2J6K2 98,52 97,06 – 3,68

Euro Potential CF EU DE0009786277 147,40 142,07 + 5,64

EuropaBond CF EU DE000DK091G0 123,93 120,32 + 7,91

EuropaBond TF EU DE0009771980 43,75 43,75 + 6,35

EuroRent-EM-Invest EU DE0008479254 46,11 44,44 + 2,17

Frankf.Sparinrent EU DE0008479981 52,67 51,89 + 2,78

Frankf.Sparinvest EU DE0008480732 136,48 129,98 – 5,78

GlobalChampions CF EU DE000DK0ECU8 218,90 210,99 + 29,52

GlobalChampions TF EU DE000DK0ECV6 193,81 193,81 + 26,73

Mainfr. Strategiekonz. EU DE000DK2CE40 157,00 157,00 – 0,40

Mainfr. Wertkonz. ausg. EU DE000DK1CHU9 102,48 102,48 + 2,60

Multi Asset In I A EU DE000DK2J670 92,51 89,82 – 0,88

Multi Asset In S A EU DE000DK2J688 92,34 89,65 + 0,01

Multi Asset In.CFA EU DE000DK2J662 92,37 89,68 – 1,49

Multirent-Invest EU DE0008479213 32,30 31,36 – 4,66

Multizins-INVEST EU DE0009786061 30,18 29,30 – 1,48

Nachh Mlt Asset CF EU DE000DK0V5F0 99,08 96,19

Nachh Mlt Asset TF EU DE000DK0V5G8 95,96 95,96

Naspa-Akt Glob CF EU DE0009771956 70,83 68,60 + 10,67

Naspa-Akt Glob TF EU DE000DK0LNH7 101,47 101,47

Naspa-Fonds EU DE0008480807 41,72 40,70 – 5,23

RenditDeka EU DE0008474537 25,38 24,64 + 7,46

RenditDeka TF EU DE000DK2D640 31,88 31,88 + 6,94

RentenStratGl TF EU DE000DK2J6Q9 91,68 91,68 – 0,09

RentenStratGlob CF EU DE000DK2J6P1 94,79 92,03 + 1,04

RentenStratGlob PB EU DE000DK2J6R7 93,84 92,00 + 1,20

RentSpezHInc9/20CF EU DE000DK2EAH5 101,77 100,27 + 0,09

RheinEdition Glob. EU DE0009786129 32,37 32,37 – 10,69

Rntfds RheinEdit EU DE0008480666 30,35 29,29 + 2,93

Rntfds RheinEdit oA EU DE0009771915 30,13 30,13 + 1,69

Technologie CF EU DE0005152623 50,20 48,39 + 59,46

Technologie TF EU DE0005152631 39,22 39,22 + 54,98

UmweltInvest CF EU DE000DK0ECS2 156,58 150,92 + 19,63

UmweltInvest TF EU DE000DK0ECT0 137,29 137,29 + 17,06

VAG-Weltzins-INV EU DE000A2DJVM0 80,96 80,96 – 2,11

Weltzins-Invest I EU DE000A1JSHJ5 24,25 24,25 + 1,07

Weltzins-Invest P EU DE000A1CXYM9 23,45 22,77 – 0,43

Weltzins-Invest T EU DE000A0M6KA6 32,22 32,22 + 1,18

DEKA INTERN.(LUX)(DEKA-GRUPPE)

1822 Str.Cha.Pl. EU LU0151488458 115,38 110,94 + 2,53

1822 Str.Chance EU LU0151488029 77,47 74,85 – 2,83

1822 Str.Ert.Pl. EU LU0151486320 46,48 45,35 – 6,45

1822 Str.Wachstum EU LU0151487302 50,68 49,20 – 10,03

1822-Struk. Ertrag EU LU0224663640 42,74 41,90 – 5,88

BasisStr.Renten CF EU LU0107368036 102,95 101,93 – 1,91

BasisStr.Renten TF EU LU0040778739 1320,62 1320,62 – 2,34

BasisStrat Re.TF A EU LU1084635462 95,29 95,29 – 2,35

Berol.Ca.Premium EU LU0096429609 67,26 64,99 + 5,66

Berol.Ca.Sicherh. EU LU0096428973 42,87 41,82 – 2,29

Berol.Ca.Wachst. EU LU0096429351 39,30 38,25 – 8,15

DekaDeNebenwerte CF EU LU0923076540 206,40 198,94 + 6,03

DEKA-E.AKT.SPEZ.CF EU LU1227289516 119,57 115,25 + 0,71

Deka-Eu.Stocks CF EU LU0097655574 39,52 38,09 – 4,56

DekaEuAktSpezAV EU LU1508335152 115,52 115,52 + 0,70

DekaEuAktSpezCF(A) EU LU0835598458 168,80 162,70 + 0,46

Deka-Europa Neb AV EU LU1496720951 129,79 129,79 + 8,08

Deka-EuropaVal.TF EU LU0100186849 45,75 45,75 – 3,54

Deka-FlexZins CF EU LU0249486092 969,55 964,73 + 0,37

Deka-FlexZins TF EU LU0268059614 966,26 966,26 + 0,32

DekaGlobAktLRCF(A) EU LU0851806900 183,94 177,29 + 7,17

Deka-Indust 4.0 CF EU LU1508359509 159,34 153,58 + 32,05

Deka-Indust 4.0 TF EU LU1508360002 149,87 149,87 + 29,23

Deka-Inst Zielk CF EU LU1440686027 989,40 986,93 – 1,16

Deka-Inst Zielk TF EU LU1440686290 986,75 986,75 – 1,19

Deka-Mul Asset Ert EU LU1508354294 97,75 96,78 – 2,35

Deka-NachhAkt CF EU LU0703710904 194,48 187,45 + 15,81

Deka-NachhRent CF EU LU0703711035 132,80 129,56 + 6,09

Deka-RentEu1-3CF A EU LU0044138906 1095,78 1069,05 – 0,11

Deka-USA Akti.S AV EU LU1508400584 125,87 125,87 + 17,22

HMI Chance EU LU0194947726 60,82 59,05 – 1,22

HMI Chance+ EU LU0213544652 59,28 57,28 + 0,49

HMI Ertrag+ EU LU0194942768 38,10 37,35 – 4,71

HMI Wachstum EU LU0194946595 42,97 41,92 – 7,45

Köln Str.Chance EU LU0101437480 57,99 56,85 – 0,52

Köln Str.Ertrag EU LU0101436672 44,22 43,35 – 4,88

Köln Str.Wachstum EU LU0101437217 41,63 40,81 – 8,66

KölnStr.Chance+ EU LU0117172097 48,77 47,81 + 3,19

Naspa Str.Chan.Pl. EU LU0202181771 101,63 99,64 + 2,31

Naspa Str.Chance EU LU0104457105 50,94 49,94 – 1,47

Naspa Str.Ertrag EU LU0104455588 46,88 45,96 – 3,68

Naspa Str.Wachstum EU LU0104456800 44,41 43,54 – 8,41

UnterStrat Eu CF EU LU1876154029 131,87 127,10

Wandelanleihen CF EU LU0158528447 75,42 73,22 + 1,80

Wandelanleihen TF EU LU0158529254 69,54 69,54 + 0,34

DEKA IMMOBILIEN INVESTMENT

Deka Immob Europa EU DE0009809566 49,43 46,96 + 10,48

Deka Immob Global EU DE0007483612 57,52 54,65 + 5,53

Deka-Immo Nordam US DE000DK0LLA6 56,49 54,45 + 8,92

WestInv. InterSel. EU DE0009801423 50,25 47,74 + 8,93

DEKA-VERMÖGENSMANAGEMENT GMBH

Deka-BasAnl Def EU DE000DK2CFS5 96,43 96,43 – 1,74

Deka-BasAnl Z A100 EU DE000A2DJVW9 100,02 98,06

Deka-BasisAn D A30 EU DE000A2DJVT5 99,38 97,43

Deka-BasisAn D A50 EU DE000A2DJVU3 99,33 96,44

Deka-BasisAn D A70 EU DE000A2DJVV1 100,42 96,56

Deka-BasisAnl A100 EU DE000DK2CFT3 172,56 164,34 + 3,05

Deka-BasisAnl A20 EU DE000DK2CFP1 104,06 102,02 – 3,14

Deka-BasisAnl A40 EU DE000DK2CFQ9 110,30 107,09 – 2,67

Deka-BasisAnl A60 EU DE000DK2CFR7 116,23 111,76 – 5,73

Deka-MM ausgew CF EU DE000DK2J8Q5 104,33 101,05 – 2,66

Deka-MM defensiv CF EU DE000DK2J8R3 105,72 102,64 + 0,20

Deka-PB Wert 4y EU DE000DK0EC42 107,24 104,62 – 2,42

Deka-PfSel ausgew EU DE000A2N44B5 98,16 95,30

Deka-PfSel dynam EU DE000A2N44D1 97,44 94,60

Deka-PfSel moderat EU DE000A2N44C3 97,51 95,60

DekaStruk.5Chance EU DE000DK1CJP5 154,63 151,60 – 0,72

DekaStruk.5Chance+ EU DE000DK1CJQ3 241,51 236,77 + 5,95

DekaStruk.5Ertrag EU DE000DK1CJL4 97,77 95,85 – 4,65

DekaStruk.5Ertrag+ EU DE000DK1CJM2 99,35 97,40 – 5,36

DekaStruk.5Wachst. EU DE000DK1CJN0 101,49 99,50 – 9,39

Hamb Stiftung D EU DE000DK0LJ38 951,68 933,02

Hamb Stiftung I EU DE000A0YCK34 879,80 862,55 – 4,30

Hamb Stiftung P EU DE000A0YCK42 88,86 85,44 – 5,24

Hamb Stiftung T EU DE000A0YCK26 110,04 105,81 – 5,23

Haspa TrendKonz P EU LU0382196771 97,56 93,81 – 0,41

Haspa TrendKonz V EU LU1709333386 103,05 99,09

Keppler Gl Val-Inv EU DE000A0JKNP9 30,53 29,08 – 3,61

Keppler-EmMkts-Inv EU DE000A0ERYQ0 33,12 31,54 – 6,91

LBBW Bal. CR 20 EU LU0097711666 44,37 43,50 + 2,35

LBBW Bal. CR 40 EU LU0097712045 48,87 47,91 + 2,57

LBBW Bal. CR 75 EU LU0097712474 56,88 55,76 + 3,21

Priv BaPrem Chance EU DE0005320022 136,82 129,08 + 13,50

Priv BaPrem Ertrag EU DE0005320030 52,08 50,08 + 0,70

Telefon 069 - 91 01 23 71 Fax 069 - 91 01 90 90www.dws.de [email protected]

Deut.Inv.China Bds EU LU0632805262 116,81 113,30 – 1,22

Deut.Inv.EMC LC US LU0273170737 164,78 159,83 + 5,85

Deut.Inv.Gl.B.LDHP EU LU0616845144 90,19 87,48 – 5,81

Deut.Inv.I Conver. EU LU0179219752 185,70 180,13 + 4,20

Deut.Inv.I EU B Sh EU LU0145655824 150,06 145,56 – 1,41

Deut.Inv.I EU CO B EU LU0300357554 170,14 165,03 + 4,64

Deut.Inv.I Top Div EU LU0507265923 209,21 198,75 – 2,98

Deut.Inv.I Top Eu. EU LU0145644893 216,79 205,95 + 3,10

Deut.Inv.IGlblEqLC EU LU0210301635 245,87 233,58 + 4,94

Deut.Inv.IH.YLD C. EU LU0616839501 156,18 151,49 + 1,52

Deut.Inv.II EuT.Di EU LU0781237614 168,69 160,25 – 1,71

Deut.Inv.II UST.Di EU LU0781238778 202,39 192,27 + 1,20

DI LowVol Wld LC EU LU1230072479 133,54 126,86 + 10,95

Dt Float R.Nts LC EU LU0034353002 84,00 83,16 – 1,46

DWS Akkumula EU DE0008474024 1314,68 1252,07 + 20,93

DWS Akt.Strat.D EU DE0009769869 413,61 393,91 – 5,99

DWS ALPHA Rent.Gl. EU LU0087412390 132,69 130,09 + 4,66

DWS Co.Kaldemorgen EU LU0599946893 154,15 146,45 + 3,13

DWS Cpt DJE Gl Akt EU DE0009777003 331,30 315,52 + 16,36

DWS Deutschland EU DE0008490962 218,62 208,21 – 13,32

DWS ESG Investa EU DE0008474008 169,29 161,22 – 11,86

DWS Europ. Opp LD EU DE0008474156 368,57 351,02 + 8,79

DWS Glbl Value LD EU LU0133414606 245,72 234,02 – 5,12

DWS Inv.EURSMC LC EU LU0236146774 245,02 232,76 – 5,20

DWS Inv.Gl Grow LC EU LU1445758144 94,57 94,57 – 6,07

DWS Mlt Asst Inc Kont EU LU0791195471 99,37 95,54 – 4,30

DWS Multi Oppor FC EU LU0148742835 247,74 247,74 – 3,92

DWS Stiftungsf. EU DE0005318406 47,58 46,19 – 0,16

DWS Top Asien EU DE0009769760 184,29 177,19 + 10,44

DWS Top Dividen LD EU DE0009848119 121,29 115,51 – 1,75

DWS Top Europe EU DE0009769729 146,90 141,25 – 1,49

DWS Vermbf.I LD EU DE0008476524 192,43 183,26 + 21,66

DWS VermMan-Bal EU LU0309483435 121,80 117,11 – 2,02

DWS VermMan-Def EU LU0309482544 105,29 102,22 – 3,07

DWS VermMan-Dyn EU LU0309483781 129,75 123,57 – 1,41

DWS Zinseinkommen EU LU0649391066 103,60 100,58 + 0,65

FOS Rend.u.Nachh. EU DE000DWS0XF8 116,59 113,19 + 0,07

Global Hyb Bd LD EU DE0008490988 40,19 39,01 + 6,08

Multi Cred USD LD US LU1249492460 113,17 109,78 + 12,07

Qi LowVol Europe LC EU DE000DWS17K8 136,50 130,00 + 6,11

Offene Immobilienfonds

grundb. europa IC: EU DE000A0NDW81 41,79 39,80 + 8,74

grundb. europa RC EU DE0009807008 41,64 39,66 + 7,15

grundb. Fok Deu RC EU DE0009807081 55,79 53,13 + 9,05

grundb. Fokus D IC: EU DE0009807099 56,18 53,50 + 12,85

grundb. global IC: EU DE000A0NCT95 56,14 53,47 + 9,09

grundb. global RC EU DE0009807057 55,69 53,04 + 7,64

www.dje.lu [email protected] +352 26925220

DJE Gold&Stabfd PA CH LU0323357649 128,53 122,41 + 5,95

DJE-Zins&Divid PA EU LU0553164731 154,52 148,58 + 6,39

www.ethenea.com Telefon 00352-276921-10

Ethna-AKTIV A EU LU0136412771 132,19 128,34 + 0,95

Ethna-AKTIV T EU LU0431139764 138,91 134,86 + 1,01

Ethna-DEFENSIV A EU LU0279509904 135,68 132,37 + 2,56

Ethna-DEFENSIV T EU LU0279509144 169,83 165,69 + 2,52

Ethna-DYNAMISCH A EU LU0455734433 84,02 80,02 + 2,96

Ethna-DYNAMISCH T EU LU0455735596 87,43 83,27 + 2,91

FIDELITY INVEST. MANAG. (IRELAND) LTD.

FILF StrlFd B Fl 2* GB IE0003511395 1,00 1,00

FILF The$Fd A Fl 2* US IE0003358763 1,00 1,00

FILF The$Fd B Fl 2* US IE0003511510 1,00 1,00

FILF The€Fd B Fl 2* EU IE0003511403 1,00 1,00

ILF EUR A Acc EU IE0003323494 13800 – 1,44

ILF EUR A Flex Dis* EU IE0003323502 1,00 ± 0,00

ILF GBP A Acc GB IE0003323270 20988 + 1,47

ILF GBP A Flex Dis GB IE0003323387 1,00 ± 0,00

ILF USD A Acc* US IE0003323619 18160 + 5,54

FIRST PRIVATE INVEST. MANAG. KAG MBH

FP Aktien Global A* EU DE000A0KFRT0 98,22 93,54 – 5,83

FP EuroAkt.Staufer* EU DE0009779611 87,05 82,90 – 13,47

FP Europa Akt.ULM* EU DE0009795831 77,68 73,98 – 9,24

FP Wealth B* EU DE000A0KFTH1 60,29 58,53 – 19,66

www.flossbachvonstorch.de Tel. +49 221 33 88 290

MuAsset-Balanced R EU LU0323578145 167,66 159,68 + 6,89

MuAsset-DefensiveR EU LU0323577923 139,35 135,29 + 3,18

MuAsset-Growth R EU LU0323578491 188,92 179,92 + 9,11

Multiple Opp II R EU LU0952573482 152,82 145,54 + 12,92

www.franklintempleton.de [email protected] Telefon 0800 / 073 80 02

FRK Biot.Disc. A a* US LU0109394709 42,74 40,50 + 24,67

FRK E.SM C.Gr. A a* EU LU0138075311 29,17 27,64 – 29,67

FRK Eu.Corp.Bd A d* EU LU0496369892 11,59 11,24 + 2,28

FRK Eu.Gov.Bd A d* EU LU0093669546 12,08 11,72 + 7,34

FRK Eu.Hi.Yi. A d* EU LU0109395268 5,97 5,79 + 0,25

FRK Europ. Gr. A a* EU LU0122612848 12,76 12,09 – 28,42

FRK Gl.Fd.Stra.A d* EU LU0343523998 10,24 9,70 – 10,85

FRK Gl.Re.Est. A d* EU LU0523922176 11,85 11,23 – 12,97

FRK Gl.SM C.Gr.A a* US LU0144644332 25,55 24,21 – 26,10

FRK Income A d* US LU0098860793 10,48 9,93 – 0,46

IN DEUTSCHLAND ZUGELASSENE QUALITÄTSFONDSName Whrg. ISIN Ausg. Rückn. Perf. 3J. in %

Private Geldanlage

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12241

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Page 41: Handelsblatt - 29 06 2020

EuroStoxx50 3204,17 | -0,46 % | 52-Wochen-Hoch 3867,28 | 52-Wochen-Tief 2302,84

1.4.2020 26.6.20201 4 20201.4.2020 26 6 202026.6.2020

52 Wochen Umsatz Letzte Div. Ergebnis KGV Marktk.Streub.26.6.2020 Schluss ± % Vortag ± % 1 Jahr Hoch Tief Stück Div. Rend. 2020 2020 2021 in Mrd in %

AB Inbev 43,34 WWWWW -1,75 WWWWW -43,96 92,71 29,03 2 090 192 0,50 3,0 3,02 14,35 11,47 73,4 53Ahold Delhaize 23,99 +0,33 W +23 WWW 24,50 18,04 2 253 235 0,46 3,2 1,76 13,63 13,18 26,4 95Air Liquide 126,10 WW -0,59 +14,92 WW 140,70 94,86 815 432 2,70 2,1 5,33 23,66 21,82 59,7 100Amadeus IT 46,61 W -0,24 WWWW -31,72 78,82 34,90 1 024 452 0,56 2,5 1,94 24,03 18,14 20,1 90ASML Hold. 324,00 +0,62 WW +81,01 WWWWWWWWWW 330,35 177,52 631 864 1,35 0,7 7,51 43,14 31,21 137,9 85AXA 18,53 W -0,24 WW -19,99 25,62 11,84 5 990 767 0,73 3,9 2,79 6,64 6,30 44,8 80Banco Santander 2,12 WWWWWWWWW -3,06 WWWWWW -47,62 4,26 1,78 63 059 885 0,10 9,2 0,41 5,17 5,05 35,3 95BBVA 3,00 WWWWWWW -2,38 WWWWW -38,75 5,34 2,46 24 638 639 0,16 8,7 0,54 5,55 5,55 20,0 95BNP Paribas 34,49 WWWWW -1,96 WW -16,23 54,22 24,51 3 979 547 3,03 8,8 5,48 6,29 5,87 43,1 92CRH 30,25 +0,87 WW 0 36,74 16,30 1 396 286 0,63 2,7 2,17 13,94 12,55 23,7 93Danone 63,44 +0,16 W WW -15,07 82,38 50,26 1 585 074 2,10 3,3 3,93 16,14 15,36 43,5 100Enel 7,64 W -0,31 +25,74 WWW 8,61 5,15 22 009 693 0,17 4,3 0,51 14,98 13,89 77,7 66Engie 10,90 WW -0,59 WW -17,77 16,80 8,63 5 505 416 0,75 10,3 1,05 10,38 9,16 26,5 76ENI 8,40 WWW -0,99 WWWWW -42,12 14,94 6,26 13 724 772 0,43 10,2 0,36 23,33 12,00 30,5 70Essilor-Luxottica 115,20 +0,04 W +5,54 W 145,00 86,76 560 064 2,05 1,8 4,19 27,49 23,56 50,4 68Iberdrola 10,04 WW -0,69 +13,83 WW 11,35 7,76 14 924 236 0,03 0,3 0,56 17,93 16,73 64,8 86Inditex 23,75 WWW -1,04 W -6,86 32,28 18,51 3 038 438 0,44 6,9 1,17 20,30 25,00 74,0 36ING Groep 6,02 WWWWWWWWWW -3,57 WWWWW -39,79 11,26 4,23 25 849 720 0,24 11,3 1,04 5,79 5,73 23,5 100Intesa Sanpaolo 1,66 WWWW -1,47 W -11,6 2,63 1,31 102 581 414 0,20 11,9 0,23 7,22 7,22 29,1 88Kering 477,00 +0,44 W W -6,51 614,90 348,55 218 930 4,50 1,7 23,12 20,63 17,06 60,2 59L’Oréal 285,10 +1,46 WWWW +14,04 WW 287,20 196,00 446 788 3,85 1,4 7,72 36,93 33,27 159,1 43LVMH 387,70 +1 WWW +5,47 W 439,05 278,70 533 072 2,60 1,2 13,74 28,22 23,37 195,8 53Nokia 3,89 +3 WWWWWWWW W -11,42 5,12 2,08 23 507 596 0,05 4,9 0,25 15,57 12,56 22,0 100Orange 10,39 0 WWW -25,12 15,38 8,84 5 109 528 0,20 4,8 1,05 9,90 9,28 27,6 72Philips Electr. 41,74 +0,4 W +10,61 W 45,93 26,92 2 014 677 0,85 2,0 1,97 21,19 17,91 37,4 100Safran 87,80 WWW -1,24 WWWW -32,87 152,30 51,10 1 208 231 1,82 2,1 5,15 17,05 14,39 35,2 74Sanofi S.A. 91,10 WW -0,83 +19,99 WW 95,06 67,65 1 886 175 3,15 3,5 6,31 14,44 13,16 114,2 85Schneider Electr. 97,30 +0,77 WW +23,73 WWW 105,50 61,72 1 470 894 2,55 2,6 4,76 20,44 17,56 56,6 100Soc. Générale 14,48 WWWWW -1,84 WWWW -33,45 32,23 11,35 5 165 239 2,22 15,3 3,12 4,64 4,27 12,4 94Telefónica 4,21 WWWWWW -2 WWWWW -39,87 7,18 3,39 17 036 010 0,19 9,1 0,63 6,69 6,58 21,9 85Total 35,15 W -0,18 WWWW -29,03 50,93 21,12 7 456 480 0,68 7,6 2,40 14,64 9,87 91,4 92Unilever 49,07 +0,66 WW W -8,28 57,77 38,42 3 358 671 0,41 4,2 2,65 18,52 17,46 71,7 100Vinci 81,32 WW -0,85 W -10,02 107,35 54,76 1 514 198 1,25 2,5 5,25 15,49 12,95 49,3 91Vivendi 23,00 W -0,3 W -5,97 26,42 16,60 1 399 900 0,60 2,6 1,20 19,17 16,31 27,2 73

DividendenrenditeSoc. Générale 15,3 %

Intesa Sanpaolo 11,9 %

Engie 10,3 %

ENI 10,2 %

BNP Paribas 8,8 %

BBVA 8,7 %

Inditex 6,9 %

KGVSoc. Générale 4,6

Banco Santander 5,2

BBVA 5,6

ING Groep 5,8

BNP Paribas 6,3

AXA 6,6

Telefónica 6,7

(ohne deutsche Indextitel)

JapanGroßbritannien

EURO-LEITZINSENREFINANZIERUNG (REFI)Mindestbietungssatz 0,00%Mindestbietungssatz, 7 Tage (fällig 8.4.2020) 0,00%

ZINSKANAL FÜR TAGESGELDSpitzenrefinanzierungsfazilität (ab 18.9.2019) 0,25%Einlagefazilität (ab 18.9.2019) -0,50%

MINDESTRESERVE Verzinsung (ab 31.1.2020) 0,00%

BASISZINS gem. § 247 BGB (ab 25.6.2020) -0,88%

EURO-RENDITEN25.6.2020 Hypo. und Öffentl.Laufzeit Pfandbriefe

1 Jahr(e) -0,2202 Jahr(e) -0,2303 Jahr(e) -0,2104 Jahr(e) -0,1805 Jahr(e) -0,150

Quelle: Deutsche Bundesbank

INTERNATIONALE RENDITEN10-j. Staatsanleihen 26.6.2020 ± in % 25.6.Australien 0,87 W -1,59 0,88Belgien -0,146 W -2,82 -0,142Dänemark -0,35 W -2,34 -0,342Deutschland -0,48 +4,95 W -0,505Frankreich -0,126 +0,79 W -0,127Griechenland 1,27 W -1,4 1,29Großbritannien 0,17 +5,59 W 0,16Hongkong 0,60 W -6,07 0,64Irland 0,02 WW -9,09 0,022Italien 1,29 W -1,83 1,31

Japan 0,005 WWWWWWWWWW -54,78 0,012Kanada 0,51 W -1,56 0,52Neuseeland 0,94 W -1,16 0,95Niederlande -0,316 W -1,94 -0,31Österreich -0,235 W -0,86 -0,233Portugal 0,46 W -2,36 0,47Russland 5,68 W -0,44 5,70Schweden -0,086 WW -8,86 -0,079Schweiz -0,449 +0,88 W -0,453Spanien 0,45 W -2,58 0,47USA 0,64 W -3,31 0,67

Umlaufrendite-0,49 | -0,0252-Wochen-Hoch -0,20 | Tief -0,83

1.4.2020 26.6.20201 4 20201.4.2020 26 6 20226.6.2022020

AUSLÄNDISCHE LEITZINSENSatz in % gültig ab

EU-MITGLIEDSLÄNDERDänemark Diskontsatz 0,00 22.06.2017Grossbritannien Repo Satz 0,10 19.03.2020Polen Diskontsatz 0,60 09.04.2020Rumänien Reference Rate 1,75 29.05.2020Schweden Pensionssatz 0,00 08.01.2020Tschechien Diskontsatz 0,05 27.03.2020Ungarn Base Rate 0,75 23.06.2020

6 Jahr(e) -0,1207 Jahr(e) -0,0808 Jahr(e) -0,0509 Jahr(e) -0,02010 Jahr(e) 0,010

25.6.2020 Hypo. und Öffentl.Laufzeit Pfandbriefe

ZINSVERGLEICHE26.06.20

Festgeld 5tsd €1 Monat 0,0853 Monate 0,09586 Monate 0,148612 Monate 0,1759

Spareckzins 0,0112

Sparbrief1 Jahr 0,22492 Jahre 0,26253 Jahre 0,315 Jahre 0,4257

Dispositionskredit 9,2752

Hypozinsen effektiv 5 Jahre 0,7310 Jahre 0,73

Ratenkredit 5 tsd € 3 Jahre 3,79585 Jahre 3,96776 Jahre 4,016

Ratenkredit 10 tsd € 3 Jahre 3,77125 Jahre 3,93796 Jahre 4,069

Ø-Werte in %, mitgeteilt vonFMH-Finanzberatung e.K.

Zinsen

Zinsen

Europa

USA

GB

Japan

jeweils 1.4.2020 bis 26.6.2020

JJJJ

28.5.2013 26.6.2020-0,5

0,5

1,5

2,5

1.4.2020 26.6.20201 4 20201.4.2020 26 6 202026.6.2020

Dividendenrendite Jahresdiv. Ex-Tag KGV ErgebnisRTL Group 14,2 % 4,00 € 03.05.19

Hella 9,3 % 3,35 € 30.09.19

Metro St. 8,4 % 0,70 € 17.02.20

Hochtief 7,5 % 5,80 € 29.04.20

Telefónica Dt. 6,5 % 0,17 € 21.05.20

Uniper NA 4,0 % 1,15 € 21.05.20

Alstria Office 3,8 % 0,52 €

Commerzbank 6,7 0,56

RTL Group 7,1 3,98

ProSiebenSat.1 7,3 1,38

Aareal Bank 7,7 2,20

freenet NA 8,0 1,75

Hochtief 8,5 9,11

Hugo Boss NA 10,3 2,53

MDax 25620,35 | -1,00 % | 52-Wochen-Hoch 29438,03 | 52-Wochen-Tief 17714,91

Tages- 52 Wochen Umsatz Letzte HV Div. Div.s Ergebnis KGV Marktk.Streub.26.6.2020 Hoch Tief Schluss ± % Vortag ± % 1 Jahr Hoch Tief Stück Div. Termin Rend. 2020 2020 2021 2020 2021 in Mrd in %

Aareal Bank 17,48 16,85 16,87 WWWW -2,6 W -26,43 31,90 12,28 262 461 k.A. 27.05.20 k.A. 1,98 2,20 2,32 7,67 7,27 1,0 85Airbus 1) 2) 65,49 61,80 61,80 WWWWWW -3,44 W -50,75 139,40 47,70 335 911 k.A. 16.04.20 k.A. 1,65 4,41 5,29 14,01 11,68 48,4 78Alstria Office 13,63 13,28 13,52 +0,22 W W -3,5 19,09 9,89 328 240 0,52 23.04.20 3,8 0,53 0,62 0,68 21,81 19,88 2,4 95Aroundtown 5,18 5,02 5,12 +1,23 WW W -32,24 8,88 2,88 3 867 199 0,07 24.06.20 1,4 0,30 0,43 0,52 11,90 9,84 7,9 78Aurubis 53,94 53,18 53,50 +0,53 W +28,88 W 58,00 30,05 103 256 1,25 27.02.20 2,3 1,25 3,24 3,94 16,51 13,58 2,4 70Bechtle 3) 157,90 152,10 153,70 +1,32 WW +57,16 W 165,40 79,35 93 463 1,20 15.06.21 0,8 1,30 4,21 4,79 36,51 32,09 6,5 52Brenntag NA 47,56 46,10 46,13 WW -1,41 +11,43 W 50,82 28,68 225 567 1,25 10.06.20 2,7 1,30 2,90 3,14 15,91 14,69 7,1 95Cancom 3) 49,58 47,98 47,98 WWW -1,6 +4,58 W 59,05 31,20 218 180 0,50 30.06.20 1,0 0,60 1,74 2,15 27,57 22,32 1,8 80Carl Zeiss Meditec 3) 89,40 86,65 88,05 +0,28 W +4,39 W 122,10 67,70 123 809 0,65 06.08.20 0,7 0,75 2,05 2,44 42,95 36,09 7,9 41Commerzbank 3,97 3,76 3,76 WWWWWWW -4,26 W -38,84 6,83 2,80 9 670 052 k.A. 13.05.20 k.A. 0,15 0,56 0,50 6,71 7,51 4,7 84CompuGroup Med. 3) 66,20 63,25 64,10 W -0,31 W -6,36 78,50 46,46 209 933 0,50 13.05.20 0,8 0,50 2,33 2,52 27,51 25,44 3,4 53CTS Eventim 37,50 36,68 37,00 0 W -8,78 61,55 25,54 142 444 k.A. 19.06.20 k.A. 0,65 1,16 1,62 31,90 22,84 3,6 61Delivery Hero 96,22 92,28 92,76 WWWWW -3,01 +134,72 WWW 96,22 38,45 473 740 k.A. 18.06.20 k.A. 0,00 -3,43 -1,80 0,00 0,00 18,3 56Dürr 22,94 22,38 22,58 W -0,62 W -24,78 32,90 15,72 187 207 0,80 07.05.21 3,5 0,90 2,11 2,43 10,70 9,29 1,6 75Evonik Industries 23,39 22,81 22,87 +1,02 WW W -7,97 27,59 15,13 993 558 0,57 31.08.20 2,5 1,15 1,71 1,94 13,37 11,79 10,7 41Evotec 3) 24,62 24,09 24,20 W -0,53 +1,47 W 27,29 17,17 410 315 k.A. 16.06.20 k.A. 0,00 0,26 0,35 93,08 69,14 3,7 81Fraport 39,50 38,32 38,84 +0,88 W W -47,95 79,26 27,59 553 058 k.A. 26.05.20 k.A. 2,00 1,87 3,88 20,77 10,01 3,6 40freenet NA 3) 14,33 13,94 13,94 WWWW -2,21 W -19,54 21,64 13,67 743 465 0,04 27.05.20 0,3 1,65 1,75 1,84 7,96 7,57 1,8 78Fuchs Petrolub Vz. 36,16 35,50 35,50 +0,4 W +2,9 W 45,76 25,56 90 618 0,97 05.05.20 2,7 0,99 1,61 1,80 22,05 19,72 2,5 100GEA Group 28,91 28,28 28,46 W -0,35 +14,34 W 30,32 13,16 378 476 0,42 26.11.20 1,5 0,85 1,09 1,41 26,11 20,18 5,1 82Gerresheimer 81,95 80,40 80,55 W -0,8 +26,35 W 85,35 50,65 65 085 1,20 24.06.20 1,5 1,23 4,09 4,72 19,69 17,07 2,5 85Grand City Prop. 20,78 20,52 20,72 +0,78 W W -0,38 24,00 13,82 233 046 0,22 24.06.20 1,1 0,87 1,20 1,31 17,27 15,82 3,5 61Grenke NA 70,50 67,00 68,00 +0,15 W W -25,07 104,40 40,50 48 322 0,80 06.08.20 1,2 0,97 2,34 3,00 29,06 22,67 3,2 54Hann. Rückv. NA 155,40 151,70 151,70 WW -1,43 +7,59 W 192,80 98,25 107 127 5,50 05.05.21 3,6 5,75 10,28 11,18 14,76 13,57 18,3 50Healthineers 3) 43,73 43,04 43,23 +0,2 W +15,25 W 47,27 28,50 576 225 0,80 12.02.20 1,9 0,88 1,69 1,90 25,58 22,75 43,2 15Hella 36,62 35,18 35,90 +0,34 W W -14,73 50,85 20,24 98 807 3,35 25.09.20 9,3 0,82 2,32 2,61 15,47 13,75 4,0 40HelloFresh 46,90 45,24 45,40 +0,27 W +448,97 WWWWWWWWWW 46,90 8,13 685 722 k.A. 30.06.20 k.A. 0,00 0,47 0,99 96,60 45,86 7,5 74Hochtief 79,30 76,75 77,05 +0,85 W W -26,41 121,90 41,58 184 836 5,80 28.04.20 7,5 6,26 9,11 10,07 8,46 7,65 5,4 26Hugo Boss NA 26,79 25,79 25,94 WWW -2,11 W -52,84 59,54 19,11 535 142 0,04 27.05.20 0,2 2,59 2,53 3,00 10,25 8,65 1,8 85K+S NA 5,72 5,55 5,59 WWW -1,89 W -65,28 16,80 4,50 1 138 708 0,04 12.05.21 0,7 0,15 0,06 0,63 93,20 8,88 1,1 100Kion Group 54,60 53,48 53,66 W -0,26 +0,94 W 66,64 33,20 109 925 0,04 16.07.20 0,1 1,30 3,30 4,30 16,26 12,48 6,3 55Knorr-Bremse 91,40 89,82 90,01 +0,85 W W -7,21 101,80 70,79 197 642 1,80 30.06.20 2,0 1,75 3,41 4,11 26,40 21,90 14,5 30Lanxess 48,02 46,57 46,65 W -0,38 W -6,42 64,58 25,68 173 220 0,95 23.05.19 2,0 1,00 3,39 4,32 13,76 10,80 4,1 90LEG Immobilien 115,42 113,82 114,38 +0,33 W +15,21 W 121,60 75,12 253 539 3,53 19.08.20 3,1 3,80 5,32 5,65 21,50 20,24 7,9 90Lufthansa vNA 9,98 8,98 8,99 WWWWWWWWWW -6,23 W -39,39 17,95 7,02 10 626 891 k.A. 25.06.20 k.A. 0,56 0,14 2,46 64,24 3,66 4,3 90Metro St. 8,68 8,34 8,38 WWW -1,6 W -47,3 16,15 6,10 686 144 0,70 14.02.20 8,4 0,70 0,43 0,71 19,49 11,80 3,0 47MorphoSys 3) 118,00 115,35 115,60 WW -1,2 +39,61 W 146,30 65,25 126 665 k.A. 27.05.20 k.A. 0,00 1,11 0,10 104 1 156 3,8 81Nemetschek 3) 62,85 61,00 61,50 +1,15 WW +30,68 W 74,35 32,46 215 788 0,28 19.06.20 0,5 0,35 0,92 1,12 66,85 54,91 7,1 42Osram Licht NA 42,44 41,80 42,20 W -0,07 +42,81 W 48,08 20,50 390 688 k.A. 18.02.20 k.A. 1,13 0,10 0,97 422 43,51 4,1 74ProSiebenSat.1 10,41 10,08 10,10 +0,15 W W -24,88 14,41 5,72 1 051 287 k.A. 10.06.20 k.A. 0,80 1,38 1,62 7,32 6,23 2,4 70Puma 69,54 67,26 67,50 WWWW -2,2 +18,42 W 84,30 40,00 316 317 k.A. 07.05.20 k.A. 0,53 1,72 2,41 39,24 28,01 10,2 56Qiagen 3) 39,16 38,50 38,93 +1,17 WW +10,57 W 39,80 22,54 1 033 963 k.A. 30.06.20 k.A. 0,00 1,51 1,65 25,78 23,59 9,0 94Rational 500,50 492,80 496,40 +0,89 W W -16,29 740,00 377,20 38 276 5,70 24.06.20 1,1 10,70 12,89 15,35 38,51 32,34 5,6 35Rheinmetall 79,46 76,48 76,54 W -0,23 W -29,42 118,60 43,23 132 017 2,40 19.05.20 3,1 2,00 5,30 7,17 14,44 10,68 3,3 79Rocket Internet 19,23 18,96 19,00 W -0,37 W -22,76 25,94 16,00 161 349 k.A. 15.05.20 k.A. 0,00 -0,14 -0,12 0,00 0,00 2,6 48RTL Group 28,50 27,66 28,14 +1,08 WW W -36,93 48,50 26,86 221 496 3,00 30.06.20 14,2 4,00 3,98 4,18 7,07 6,73 4,4 25Sartorius Vz. 3) 305,80 297,20 298,00 WWW -1,91 +66,02 W 339,00 157,30 103 378 0,36 26.06.20 0,1 0,90 3,68 4,29 80,98 69,46 11,2 100Scout24 NA 70,00 68,55 68,70 WW -1,22 +47,74 W 71,85 43,50 397 026 0,91 18.06.20 1,3 0,80 1,85 2,08 37,14 33,03 7,4 100Siltronic NA 3) 91,30 88,58 89,42 +1,89 WWW +49,68 W 109,10 46,56 115 086 3,00 26.06.20 3,4 2,08 5,02 6,30 17,81 14,19 2,7 64Software 3) 36,04 35,22 35,36 W -0,67 +21,26 W 36,04 21,60 192 377 0,76 26.06.20 2,1 0,70 1,77 1,92 19,98 18,42 2,6 66Ströer & Co. 61,40 59,50 59,65 WW -1,4 W -6,43 78,65 37,00 92 473 2,00 19.06.19 3,4 1,20 1,69 3,03 35,30 19,69 3,4 36Symrise Inh. 104,50 101,45 101,55 WW -1,22 +16,48 W 104,50 71,20 301 184 0,95 17.06.20 0,9 1,04 2,75 3,04 36,93 33,40 13,8 89TAG Immobilien 21,44 21,04 21,40 +0,85 W +4,59 W 25,18 14,16 404 171 0,82 11.05.21 3,8 0,87 1,89 1,80 11,32 11,89 3,1 75TeamViewer 3) 48,52 47,06 47,64 WW -0,94 0 48,77 21,38 641 334 k.A. 29.05.20 k.A. 0,00 0,71 0,93 67,10 51,23 9,5 37Telefónica Dt. 3) 2,68 2,60 2,60 WWW -1,81 +6,72 W 2,92 1,72 3 520 956 0,17 20.05.20 6,5 0,17 -0,04 0,06 0,00 43,38 7,7 31thyssenkrupp 6,35 5,88 5,90 WWWWWWWW -5,11 W -52,8 13,95 3,28 3 397 883 k.A. 31.01.20 k.A. 0,00 -0,59 0,67 0,00 8,81 3,7 61Uniper NA 28,76 28,38 28,46 +0,28 W +6,99 W 30,64 20,76 370 953 1,15 21.05.21 4,0 1,37 1,63 1,81 17,46 15,72 10,4 25United Internet NA 3) 37,70 36,65 36,65 WWW -1,77 +26,55 W 38,42 20,76 326 057 0,50 20.05.20 1,4 0,50 2,42 2,43 15,14 15,08 7,1 47Varta 3) 94,45 90,30 90,35 WWWWWW -3,58 +66,7 W 128,00 50,50 120 790 k.A. 18.06.20 k.A. 0,39 2,57 3,30 35,16 27,38 3,7 39Zalando 64,42 63,08 63,22 +0,54 W +68,14 WW 66,02 27,33 257 196 k.A. 23.06.20 k.A. 0,00 0,32 0,56 198 113 16,0 47

TecDax 2911,83 | -0,61 % | 52-Wochen-Hoch 3302,94 | 52-Wochen-Tief 2128,29

Hinweis zum Kursteil: Telefon: 0800 0002053 oder Mail [email protected]. Aktien: Börsenplatz Dax 30 und MDax ist Xetra; Euro Stoxx Heimatbörse; Kurse und Dividenden von an deutschen Börsen gehandelten Wertenverstehen sich in Euro pro Stück sofern es keine anderen Angaben gibt. Dividenden von ausländischen Börsen sind in Landeswährung. Kurse: bereinigt um Kapitalmaßnahmen; Höchst-/Tiefstkurse können gerundet sein,beziehen sich auf den jeweiligen Börsenplatz und basieren auf allen „bezahlt“-Notierungen. Von einigen Märkten können nicht immer die Schlusskurse des Tages veröffentlicht werden, Uhrzeitangaben derKursabrufe beachten. Die Dividendenangaben beziehen sich auf die zuletzt gezahlten Dividenden - inklusive Zahlungen aus Kapitalrücklagen - im üblichen Auszahlungsrhythmus; sie werden automatisch abgelöst durch den

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Devisenmärkte

1.4.2020 26.6.20201 4 20201.4.2020 26 6 20226.6.2022020

Devisen- und Sortenkurse für 1 Euro26.6.2020 Devisen1, 3) 3 Monate4)

Geld Brief Geld BriefAustralien A $ 1,6363 1,6365 +28,98 +32,72Dänemark dkr 7,4344 7,4744 -9,51 +7,97Großbrit. £ 0,9032 0,9072 +13,37 +14,34Hongkong HK $ 8,7003 8,7015 +189,53 +256,06Japan Yen 119,7100 120,1900 +8,38 +10,03Kanada kan $ 1,5260 1,5380 +26,14 +30,53Neuseeland NZ $ 1,7483 1,7485 +37,48 +43,33Norwegen nkr 10,8347 10,8827 +175,25 +201,33Polen Zloty 4,4675 4,4688 +70,93 +83,54Schweden skr 10,4388 10,4868 +85,00 +105,77Schweiz sfr 1,0619 1,0659 -7,60 -6,02Singapur S $ 1,5637 1,5639 +26,40 +29,48Südafrika Rand 19,3907 19,4139 +2144,70 +2291,27Tschechien Krone 26,7618 26,7817 +21,33 +49,86USA US-$ 1,1197 1,1257 +22,63 +23,23

6 Monate4) Ref.kurse Bankschalter2)Geld Brief EZB Verkauf Ankauf

Australien +64,01 +71,37 1,6313 1,5498 1,7277Dänemark -35,94 +11,75 7,4523 7,1120 7,8673Großbrit. +28,33 +31,14 0,9058 0,8652 0,9614Hongkong +423,70 +552,77 8,6904 8,1134 9,8447Japan +14,44 +18,38 119,9300 114,1469 127,2190Kanada +57,15 +64,46 1,5318 1,4567 1,6223Neuseeland +80,97 +92,47 1,7428 1,6495 1,8500Norwegen +373,43 +427,64 10,8850 10,3400 11,5761Polen +142,52 +184,90 4,4684 4,1851 4,8270Schweden +179,22 +225,82 10,4773 9,9756 11,0776Schweiz -15,75 -11,23 1,0631 1,0170 1,1257Singapur +50,56 +56,87 1,5608 1,4676 1,6798Südafrika +4114,54 +4491,89 19,3799 18,1376 22,3050Tschechien +16,03 +105,79 26,8080 25,3005 28,9031USA +45,75 +47,85 1,1213 1,0719 1,1839

1) Mitgeteilt von vwd, LBBW; 2) Frankfurter Sortenkurse aus Sicht des Bankkunden, die Bezeichnungen Verkauf und Ankauf entsprechen dem Geld und Brief bei anderen In-stituten, mitgeteilt von Reisebank; 3) Freiverkehr; 4) Swaps notiert in Forward Punkten - 1 Punkt = 1/10.000, Stand ME(S)Z 21:57 Uhr.

Euro in Dollar1,1226 | +0,10%52-W-.Hoch 1,1496 | Tief 1,0636

Devisen-Cross-Rates26.6.2020 Euro US $ Pfund Yen sfr kan-$ Rubel

Euro - 1,1226 0,9098 120,3193 1,0639 1,5339 78,3286US $ 0,8908 - 0,8105 107,1810 0,9477 1,3665 69,7771Pfund 1,0990 1,2340 - 132,2369 1,1693 1,6858 86,0870Yen 0,0083 0,0093 0,0076 - 0,0088 0,0127 0,6510sfr 0,9398 1,0551 0,8551 113,0839 - 1,4417 73,6183

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HEIZÖLPREISEeid HAMBURG. Am 24.6.2020 ermittelte der EID folgende Ange-botspreise für Lieferungen von 3000 l (Premium-Qualität) freiVerwendertank in €/100 l einschl. 19% MwSt., EBV und IWO:

Heizöl (Ø 15 Städte) 49,21 | +0,13 %52-Wochen-Hoch 78,13 | Tief 37,73

3.7.2019 24.6.20203 7 20193.7.2019 24 6 20224.6.2022020

Berlin 49,90 - 53,90Bremen 49,40 - 51,75Cottbus 48,60 - 51,85Dresden 44,90 - 51,80Düsseldorf 47,25 - 52,00Frankfurt 50,10 - 61,05Hamburg 49,85 - 52,95Hannover 51,05 - 55,35

Karlsruhe 50,85 - 54,10Kiel 48,80 - 52,05Leipzig 45,90 - 53,55Lübeck 46,40 - 51,30München 50,45 - 56,05Rostock 48,95 - 50,95Stuttgart 55,70 - 60,60

TOP-FLOP DER ROHSTOFFTITEL26.6.2020 Kurs ± % Vortag

Hafer (Cents/Bushel) 329,00 +5,62 WWWWWWWW

Aluminium, hochgrädig ($/t) 1 586,3 +2,67 WWWW

Palladium ($/Unze) 1 890,0 +2,43 WWWW

Nickel ($/t) 12 641,5 +2,11 WWW

Zinn ($/t) 16 928,0 +1,37 WW

Rohöl OPEC ($/Barrel) 37,18 WWWWWWWWWW -6,70Schlachtschweine (Cents/lb) 48,30 WWWWWWWWW -5,89Normalbenzin ($/gal) 1,14 WWWWWWW -4,93Kakao ($/t) 2 273,0 WWWWWWW -4,90Baumwolle (Cents/lb) 60,10 WWWW -2,75

DEUTSCHE EDELMETALLE26.6.2020 25.6.

Silber 495,84 - 547,26 491,18 - 542,11Silber verarb. 572,72 567,33Platin Barren 23,93 23,93Platin verarb. 24,62 24,62Palladium Barren 55,63 56,67Palladium verarb. 57,77 58,85Gold 49,47 - 53,31 49,43 - 53,27Gold verarb. 55,84 55,79Silber Euro / kg; Platin, Palladium und Gold, Euro / g.Die Preise gelten nur für industrielle Abnehmer (ohne MwSt.)Quelle: Heraeus

DEUTSCHE METALLPREISEKassa Basis London (€/100 kg) 26.6.2020 25.6.

Aluminium, hochgrädig 141,1 - 141,1 137,8 - 137,8Aluminium, Legierung 108,3 - 108,3 108,4 - 108,4Blei 158,6 - 158,6 158,6 - 158,6Kupfer (A) 533,8 - 533,8 525,2 - 525,2Kobalt 2 541,9 - 2 541,9 2 545,3 - 2 545,3Nickel 1 133,5 - 1 133,5 1 106,2 - 1 106,2Zink, spezial-hochgrädig 183,5 - 183,5 181,2 - 181,2Zinn 1 515,3 - 1 515,3 1 493,3 - 1 493,3

GSCI 1 613,28 | -0,66 %52-W.-Hoch 2 693,53 | Tief 1 193,37

1.4.2020 26.6.20201 4 20201.4.2020 26 6 20226.6.2022020

Rohstoffe Schalterkurse Edelmetalle

Goldbarren und -münzen in Euro Ankauf Verkauf Rendite in % 52-Wochen(Mehrwertsteuerfrei) 26.6.2020 26.6. 27.6.2019 Hoch Tief

Gold (kg) 49 926,00 51 965,00 + 24,28 WWWWWWWWWWWWWWW 53 079,00 39 358,50500 g Goldbarren 24 982,00 26 103,00 + 24,19 WWWWWWWWWWWWWW 26 584,00 19 691,50100 g Goldbarren 4 990,00 5 271,50 + 23,38 WWWWWWWWWWWWWW 5 318,75 3 949,001 oz Goldbarren 1 556,00 1 649,90 + 23,08 WWWWWWWWWWWWWW 1 666,10 1 232,6510 g Goldbarren 498,50 551,00 + 19,83 WWWWWWWWWWWW 553,50 399,751 oz Krügerrand 1 554,50 1 734,00 + 20,69 WWWWWWWWWWWWW 1 695,00 1 246,501/2 oz Krügerrand 777,00 906,90 + 17,37 WWWWWWWWWWW 895,60 632,451/4 oz Krügerrand 388,50 470,20 + 13,90 WWWWWWWWW 489,60 321,451/10 oz Krügerrand 155,00 207,90 + 10,09 WWWWWWW 200,65 130,551 oz Maple Leaf 1 554,00 1 683,00 + 21,41 WWWWWWWWWWWWWW 1 698,75 1 241,251 Österreichischer Dukat 165,50 192,00 + 15,33 WWWWWWWWWW 185,75 135,504 Österreichische Dukaten 681,50 751,00 + 17,20 WWWWWWWWWWW 742,50 553,2520 Österreichische Kronen 291,00 319,00 + 20,25 WWWWWWWWWWWWW 323,50 230,50100 Österreichische Kronen 1 480,00 1 570,00 + 22,62 WWWWWWWWWWWWWWW 1 588,50 1 169,0020 Francs Leopold 284,00 315,50 + 14,75 WWWWWWWWWW 311,50 232,7520 Francs Marianne 277,00 322,50 + 15,61 WWWWWWWWWW 315,40 229,551 D-Mark BRD Goldmark 590,00 761,00 + 11,11 WWWWWWW 675,50 496,0020 Mark Wilhelm I 361,00 427,00 + 9,73 WWWWWWW 408,00 304,5020 Mark Wilhelm II 352,50 439,30 + 13,60 WWWWWWWWW 399,25 291,5550 Mex. Pesos 1 841,00 1 988,40 + 13,59 WWWWWWWWW 1 969,45 1 520,952 Rand 353,20 394,00 + 20,96 WWWWWWWWWWWWW 387,30 281,751 Sovereign 357,50 387,30 + 18,57 WWWWWWWWWWWW 386,20 288,9520 Franken Vreneli 285,00 362,50 + 17,04 WWWWWWWWWWW 335,00 233,75

Die Quelle der An- und Verkaufspreise (gültig für sehr gut erhaltene Stücke) ist die Degussa Goldhandel GmbH. Die Rendite entspricht dem Preis,den die Quelle dem Anleger bei einem Goldverkauf bezahlt, abzüglich der Anschaffungskosten, die ihm beim Kauf vor einem Jahr entstanden sind.

Private Geldanlage

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12240

Freitag, den 26.6.2020

INVESTMENTFONDS1)

www.aberdeenstandard.de

Asia Pacific Equ T US LU0011963245 83,65 + 9,52

China A Sh Eq A Acc* US LU1146622755 16,64 + 48,50

Em Mkts Corp Bd A US LU0566480116 14,80 + 9,03

Em Mkts Eq A Acc US LU0132412106 65,99 – 4,21

Europ Sm Comp A Acc EU LU0306632414 29,81 29,81 + 11,37

European Eq A Acc EU LU0094541447 63,59 + 22,59

Front Mkts Bd A Dis US LU0963865083 9,25 + 10,67

Multi Asset Grth T EU LU1402171232 10,68 – 4,89

ADEPT INVESTMENT MANAGEMENT PLC

Ad Inv.M.plc SF 1* EU IE00BP41KX67 16,85 + 17,13

Ad Inv.M.plc SF 15* EU IE00BP41KY74 10,07 – 1,79

ALTE LEIPZIGER

€uro Short Term EU DE0008471699 43,49 43,06 – 0,73

Aktien Deutschland EU DE0008471608 115,14 109,66 – 10,35

AL Trust €uro Relax EU DE0008471798 54,18 52,60 + 0,31

AL Trust Stab. EU DE000A0H0PF4 65,76 63,84 + 4,61

AL Trust Wachst IT EU DE000A2PWPE6 56,99 56,99

AL Trust Wachstum EU DE000A0H0PG2 78,55 75,53 + 7,37

Trust €uRen IT EU DE000A2PWPA4 50,99 50,99

Trust €uro Renten EU DE0008471616 48,06 46,66 + 5,00

Trust Akt Europa EU DE0008471764 48,26 45,96 – 7,17

Trust Chance EU DE000A0H0PH0 82,98 79,03 + 9,02

Trust Chance IT EU DE000A2PWPC0 60,27 60,27

Trust Glb Inv IT EU DE000A2PWPB2 62,12 62,12

Trust Glbl Invest EU DE0008471715 101,14 96,32 + 18,19

Trust Stab IT EU DE000A2PWPD8 54,12 54,12

www.allianzglobalinvestors.de

Adifonds A EU DE0008471038 130,17 123,97

Aktien Europa A* EU DE0008471483 68,61 65,34

Concentra A EU DE0008475005 124,77 118,83

Europazins A EU DE0008476037 57,60 55,92

Flexi Rentenf. A EU DE0008471921 94,52 91,32

Fondak A EU DE0008471012 190,38 181,31

Global Eq.Divid A EU DE0008471467 111,13 105,84

Industria A EU DE0008475021 106,80 101,71

Interglobal A EU DE0008475070 387,93 369,46

Kapital Plus A EU DE0008476250 67,86 65,88

Mobil-Fonds A EU DE0008471913 49,86 48,88

Nebw. Deutschl.A EU DE0008481763 326,33 310,79

Rentenfonds A EU DE0008471400 90,07 87,87

Rohstofffonds A EU DE0008475096 59,86 57,01

Strategief.Stab.A2 EU DE0009797621 53,64 52,08

Thesaurus AT EU DE0008475013 1004,01 956,20

Verm. Deutschl. A EU DE0008475062 177,41 168,96

Wachstum Eurol A EU DE0009789842 134,25 127,86

Wachstum Europa A EU DE0008481821 141,17 134,45

ALLIANZ GLOBAL INVESTORS GMBH, LUX. BRANCH

Best Sty Eur Eq AT EU LU1019963369 129,84 123,66

Best Sty US Eq AT EU LU0933100637 233,55 222,43

Dyn Mu Ass Str15 A EU LU1089088071 110,61 107,39

Dyn Mu Ass Str50 A EU LU1019989323 131,16 126,12

Dyn Mu Ass Str75 I EU LU1089088402 1355,28 1355,28

Enh ShTerm Euro AT EU LU0293294277 107,14 107,14

Euro Bond A EU LU0165915215 12,57 12,20

Europe SmCap Eq A EU LU0293315023 212,10 202,00

European Eq Div AT EU LU0414045822 246,99 235,23

Fl Rate NoPl-VZi A EU LU1100107371 96,83 96,83

Glb Agricult Tr. A EU LU0342688198 133,09 126,75

Glb ArtIntellig AT EU LU1548497772 179,22 170,69

Glb Mu-Ass Cre-AH2 EU LU1480268660 94,89 92,13

Glb SmCap Eq AT US LU0963586101 13,55 12,90

Income & Gro A USD US LU0964807845 11,51 11,07

Income Gr A-H2-EUR EU LU0766462104 114,15 109,76

www.ampega.de

Amp Global Aktien EU DE0009847301 14,36 13,74 + 10,33

Amp Global Renten EU DE0008481086 18,15 17,49 + 3,86

Amp ISP Dynamik EU DE000A0NBPM2 115,39 110,95 – 2,67

Amp ISP Komfort EU DE000A0NBPL4 107,26 104,14 – 0,58

Amp ISP Sprint EU DE000A0NBPN0 136,19 129,70 – 1,78

Amp Rendite Renten EU DE0008481052 22,06 21,42 + 3,70

Amp Reserve Renten EU DE0008481144 50,30 49,80 – 0,52

terrAss Akt I AMI EU DE0009847343 34,43 32,95 + 16,77

Zan.Eu.Cor.B.AMI I* EU DE000A0Q8HQ0 119,38 119,38 + 4,08

Zan.Gl.Cred AMI Ia* EU DE000A1J3AJ9 111,05 111,05 + 11,35

Zantke Eu.HY AMI Ia* EU DE000A0YAX49 116,63 116,63 – 0,15

A.F.Global Invest EU LU0230827726 115,85 111,39 – 0,66

Akrobat-Europa A EU LU0138526776 273,99 260,94 – 1,56

Akrobat-Europa B EU LU1221107615 138,13 131,55 – 4,75

Ganad.CCMul.A.Spe.* EU LU0294838767 124,01 118,10 – 2,46

Ganador Cor.Alph.A* EU LU0294838924 91,32 90,42 – 9,13

M-AXX Abs. Return* EU LU0206060294 91,35 87,00 – 1,72

M-AXX Äquinoktium* EU LU0232016666 133,24 125,70 – 2,59

M-AXX RCS Univers.* EU LU0196750680 158,33 150,79 + 1,53

Multiw Superf AR EU LU0208670512 3,92 3,72 – 8,15

smart-inv CANIS AR EU LU0441850327 30,45 28,93 – 8,09

smart-inv Divid AR EU LU0255681925 29,53 28,05 – 6,15

smart-inv Hel AR B EU LU0146463616 52,39 49,77 – 2,10

BNP Paribas Funds

Aqua* EU LU1165135440 131,23 + 10,03

Eq Euro Inc Def C* EU LU1049885806 73,50 – 35,29

Euro Eq.* EU LU0823401574 509,30 – 4,62

Europe SCap* EU LU0212178916 218,03 + 0,61

FlexIUSMortClassic* US LU1080341065 1820,30 + 5,84

Gl Environment* EU LU0347711466 205,97 + 6,44

Russia Eq.* EU LU0823431720 137,91 + 28,34

SMaRT Food* EU LU1165137149 101,59 – 3,67

Strat.Stab.SRI Eur* EU LU0087047089 438,95 438,95 + 5,18

US SCap* US LU0823410997 236,17 + 10,41

BNP Paribas Real Estate

BNP Pa MacStone P EU DE000A2DP6Y8 26,25 25,00

INTER ImmoProfil EU DE0009820068 59,18 56,36 + 6,75

PB Balanced EU DE0008006263 56,27 53,59 – 4,64

PB Europa* EU DE0009770289 46,13 43,93 – 3,39

PB Eurorent EU DE0008006255 57,31 55,64 + 2,07

PB Megatrend EU DE0005317374 147,71 140,68 + 39,40

PB Triselect EU DE0009770370 46,62 44,40 + 3,39

COMMERZ REAL

hausInvest EU DE0009807016 44,44 42,32 + 6,99

Precious Metal* US LI0016742681 121,51 121,51 + 8,79

DAVIS FUNDS SICAV

Global A* US LU0067889476 41,44 39,06 + 11,70

Value Fund A* US LU0067888072 55,88 52,67 + 11,55

Telefon +49 69 7147-652 www.deka.de

Aktfds RheinEdit I EU DE000DK2J7N4 101,90 99,41 – 6,06

Aktfds RheinEdit oA EU DE0009771907 40,65 40,65 – 8,27

Aktfds RheinEdit P EU DE0008480674 50,84 48,30 – 6,89

AriDeka CF EU DE0008474511 66,93 63,59 – 3,50

ARIDEKA TF EU DE000DK2D7G4 168,04 168,04 – 5,57

BasisStrat Aktien EU DE000DK2EAG7 119,33 115,02 – 7,67

BasisStrat Flex CF EU DE000DK2EAR4 111,33 107,31 + 3,44

BasisStrat Re.TF A EU LU1084635462 95,29 95,29 – 2,35

Berol.Ca.Chance EU LU0096429435 55,95 54,32 + 1,56

BerolinaRent Deka EU DE0008480799 40,46 39,04 – 0,46

BW Zielfonds 2020 EU DE000DK0ECN3 38,93 38,17 – 0,23

BW Zielfonds 2025 EU DE000DK0ECP8 43,80 42,94 + 0,02

BW Zielfonds 2030 EU DE000DK0ECQ6 48,64 47,69 + 2,06

Deka-Deut.Bal. CF EU DE000DK2CFB1 110,31 107,10 – 3,22

Deka-Deut.Bal. TF EU DE000DK2CFC9 105,81 105,81 – 4,26

Deka-Dividen.Rh.Ed EU DE000DK0EF98 92,40 89,06 – 5,61

Deka-Dtschl Akt Str EU DE0008479288 102,04 97,18 – 14,39

Deka-Eurol.Bal. CF EU DE0005896872 57,03 55,37 – 2,16

Deka-Eurol.Bal. TF EU DE000DK1CHH6 110,34 110,34 – 3,18

Deka-Europa Akt Str EU DE0008479247 66,60 63,43 – 1,02

DekaFonds CF EU DE0008474503 105,53 100,26 – 9,93

DekaFonds TF EU DE000DK2D7T7 247,45 247,45 – 11,87

Deka-Glob Akt Str EU DE0009799064 38,73 36,89 + 3,82

Deka-Global Bal CF EU DE000DK2J8N2 103,19 100,18 – 0,59

Deka-Global Bal TF EU DE000DK2J8P7 98,98 98,98 – 1,64

Deka-MegaTrends AV EU DE000DK2J811 1322,04 1322,04 + 28,53

Deka-MegaTrends CF EU DE0005152706 92,44 89,10 + 27,35

Deka-Multi St G PB EU DE000DK0LMW8 103,92 101,39

Deka-Nachh ManSel EU DE000DK1CJS9 107,05 103,18 – 1,17

Deka-PB Defensiv EU DE000DK2CCQ6 115,10 112,84 + 0,27

Deka-PB Man.Mandat EU DE000DK2J7R5 115,30 111,94 + 3,70

Deka-PB Multimana. EU DE000DK2D9U1 116,03 112,65 – 0,92

Deka-Sachwer. CF EU DE000DK0EC83 102,62 99,63 + 0,59

Deka-Sachwer. TF EU DE000DK0EC91 97,63 97,63 – 0,47

DekaSe:Konservativ EU DE000DK1CJR1 90,11 89,22 – 5,29

DekaSpezial CF EU DE0008474669 390,19 376,09 + 13,42

Deka-Strat.Inv. CF EU DE000DK2EAD4 120,67 116,31 + 1,40

Deka-Strat.Inv. TF EU DE000DK2EAE2 114,09 114,09 – 0,76

DekaTresor EU DE0008474750 88,37 86,21 + 1,20

Div.Strateg.CF A EU DE000DK2CDS0 150,83 145,38 – 1,35

DivStrategieEur CF EU DE000DK2J6T3 86,12 83,01 – 3,88

DivStrategieEur S EU DE000DK2J6U1 87,83 85,69 – 2,03

D-RentSp EM 3/2021 EU DE000DK2J6K2 98,52 97,06 – 3,68

Euro Potential CF EU DE0009786277 147,40 142,07 + 5,64

EuropaBond CF EU DE000DK091G0 123,93 120,32 + 7,91

EuropaBond TF EU DE0009771980 43,75 43,75 + 6,35

EuroRent-EM-Invest EU DE0008479254 46,11 44,44 + 2,17

Frankf.Sparinrent EU DE0008479981 52,67 51,89 + 2,78

Frankf.Sparinvest EU DE0008480732 136,48 129,98 – 5,78

GlobalChampions CF EU DE000DK0ECU8 218,90 210,99 + 29,52

GlobalChampions TF EU DE000DK0ECV6 193,81 193,81 + 26,73

Mainfr. Strategiekonz. EU DE000DK2CE40 157,00 157,00 – 0,40

Mainfr. Wertkonz. ausg. EU DE000DK1CHU9 102,48 102,48 + 2,60

Multi Asset In I A EU DE000DK2J670 92,51 89,82 – 0,88

Multi Asset In S A EU DE000DK2J688 92,34 89,65 + 0,01

Multi Asset In.CFA EU DE000DK2J662 92,37 89,68 – 1,49

Multirent-Invest EU DE0008479213 32,30 31,36 – 4,66

Multizins-INVEST EU DE0009786061 30,18 29,30 – 1,48

Nachh Mlt Asset CF EU DE000DK0V5F0 99,08 96,19

Nachh Mlt Asset TF EU DE000DK0V5G8 95,96 95,96

Naspa-Akt Glob CF EU DE0009771956 70,83 68,60 + 10,67

Naspa-Akt Glob TF EU DE000DK0LNH7 101,47 101,47

Naspa-Fonds EU DE0008480807 41,72 40,70 – 5,23

RenditDeka EU DE0008474537 25,38 24,64 + 7,46

RenditDeka TF EU DE000DK2D640 31,88 31,88 + 6,94

RentenStratGl TF EU DE000DK2J6Q9 91,68 91,68 – 0,09

RentenStratGlob CF EU DE000DK2J6P1 94,79 92,03 + 1,04

RentenStratGlob PB EU DE000DK2J6R7 93,84 92,00 + 1,20

RentSpezHInc9/20CF EU DE000DK2EAH5 101,77 100,27 + 0,09

RheinEdition Glob. EU DE0009786129 32,37 32,37 – 10,69

Rntfds RheinEdit EU DE0008480666 30,35 29,29 + 2,93

Rntfds RheinEdit oA EU DE0009771915 30,13 30,13 + 1,69

Technologie CF EU DE0005152623 50,20 48,39 + 59,46

Technologie TF EU DE0005152631 39,22 39,22 + 54,98

UmweltInvest CF EU DE000DK0ECS2 156,58 150,92 + 19,63

UmweltInvest TF EU DE000DK0ECT0 137,29 137,29 + 17,06

VAG-Weltzins-INV EU DE000A2DJVM0 80,96 80,96 – 2,11

Weltzins-Invest I EU DE000A1JSHJ5 24,25 24,25 + 1,07

Weltzins-Invest P EU DE000A1CXYM9 23,45 22,77 – 0,43

Weltzins-Invest T EU DE000A0M6KA6 32,22 32,22 + 1,18

DEKA INTERN.(LUX)(DEKA-GRUPPE)

1822 Str.Cha.Pl. EU LU0151488458 115,38 110,94 + 2,53

1822 Str.Chance EU LU0151488029 77,47 74,85 – 2,83

1822 Str.Ert.Pl. EU LU0151486320 46,48 45,35 – 6,45

1822 Str.Wachstum EU LU0151487302 50,68 49,20 – 10,03

1822-Struk. Ertrag EU LU0224663640 42,74 41,90 – 5,88

BasisStr.Renten CF EU LU0107368036 102,95 101,93 – 1,91

BasisStr.Renten TF EU LU0040778739 1320,62 1320,62 – 2,34

BasisStrat Re.TF A EU LU1084635462 95,29 95,29 – 2,35

Berol.Ca.Premium EU LU0096429609 67,26 64,99 + 5,66

Berol.Ca.Sicherh. EU LU0096428973 42,87 41,82 – 2,29

Berol.Ca.Wachst. EU LU0096429351 39,30 38,25 – 8,15

DekaDeNebenwerte CF EU LU0923076540 206,40 198,94 + 6,03

DEKA-E.AKT.SPEZ.CF EU LU1227289516 119,57 115,25 + 0,71

Deka-Eu.Stocks CF EU LU0097655574 39,52 38,09 – 4,56

DekaEuAktSpezAV EU LU1508335152 115,52 115,52 + 0,70

DekaEuAktSpezCF(A) EU LU0835598458 168,80 162,70 + 0,46

Deka-Europa Neb AV EU LU1496720951 129,79 129,79 + 8,08

Deka-EuropaVal.TF EU LU0100186849 45,75 45,75 – 3,54

Deka-FlexZins CF EU LU0249486092 969,55 964,73 + 0,37

Deka-FlexZins TF EU LU0268059614 966,26 966,26 + 0,32

DekaGlobAktLRCF(A) EU LU0851806900 183,94 177,29 + 7,17

Deka-Indust 4.0 CF EU LU1508359509 159,34 153,58 + 32,05

Deka-Indust 4.0 TF EU LU1508360002 149,87 149,87 + 29,23

Deka-Inst Zielk CF EU LU1440686027 989,40 986,93 – 1,16

Deka-Inst Zielk TF EU LU1440686290 986,75 986,75 – 1,19

Deka-Mul Asset Ert EU LU1508354294 97,75 96,78 – 2,35

Deka-NachhAkt CF EU LU0703710904 194,48 187,45 + 15,81

Deka-NachhRent CF EU LU0703711035 132,80 129,56 + 6,09

Deka-RentEu1-3CF A EU LU0044138906 1095,78 1069,05 – 0,11

Deka-USA Akti.S AV EU LU1508400584 125,87 125,87 + 17,22

HMI Chance EU LU0194947726 60,82 59,05 – 1,22

HMI Chance+ EU LU0213544652 59,28 57,28 + 0,49

HMI Ertrag+ EU LU0194942768 38,10 37,35 – 4,71

HMI Wachstum EU LU0194946595 42,97 41,92 – 7,45

Köln Str.Chance EU LU0101437480 57,99 56,85 – 0,52

Köln Str.Ertrag EU LU0101436672 44,22 43,35 – 4,88

Köln Str.Wachstum EU LU0101437217 41,63 40,81 – 8,66

KölnStr.Chance+ EU LU0117172097 48,77 47,81 + 3,19

Naspa Str.Chan.Pl. EU LU0202181771 101,63 99,64 + 2,31

Naspa Str.Chance EU LU0104457105 50,94 49,94 – 1,47

Naspa Str.Ertrag EU LU0104455588 46,88 45,96 – 3,68

Naspa Str.Wachstum EU LU0104456800 44,41 43,54 – 8,41

UnterStrat Eu CF EU LU1876154029 131,87 127,10

Wandelanleihen CF EU LU0158528447 75,42 73,22 + 1,80

Wandelanleihen TF EU LU0158529254 69,54 69,54 + 0,34

DEKA IMMOBILIEN INVESTMENT

Deka Immob Europa EU DE0009809566 49,43 46,96 + 10,48

Deka Immob Global EU DE0007483612 57,52 54,65 + 5,53

Deka-Immo Nordam US DE000DK0LLA6 56,49 54,45 + 8,92

WestInv. InterSel. EU DE0009801423 50,25 47,74 + 8,93

DEKA-VERMÖGENSMANAGEMENT GMBH

Deka-BasAnl Def EU DE000DK2CFS5 96,43 96,43 – 1,74

Deka-BasAnl Z A100 EU DE000A2DJVW9 100,02 98,06

Deka-BasisAn D A30 EU DE000A2DJVT5 99,38 97,43

Deka-BasisAn D A50 EU DE000A2DJVU3 99,33 96,44

Deka-BasisAn D A70 EU DE000A2DJVV1 100,42 96,56

Deka-BasisAnl A100 EU DE000DK2CFT3 172,56 164,34 + 3,05

Deka-BasisAnl A20 EU DE000DK2CFP1 104,06 102,02 – 3,14

Deka-BasisAnl A40 EU DE000DK2CFQ9 110,30 107,09 – 2,67

Deka-BasisAnl A60 EU DE000DK2CFR7 116,23 111,76 – 5,73

Deka-MM ausgew CF EU DE000DK2J8Q5 104,33 101,05 – 2,66

Deka-MM defensiv CF EU DE000DK2J8R3 105,72 102,64 + 0,20

Deka-PB Wert 4y EU DE000DK0EC42 107,24 104,62 – 2,42

Deka-PfSel ausgew EU DE000A2N44B5 98,16 95,30

Deka-PfSel dynam EU DE000A2N44D1 97,44 94,60

Deka-PfSel moderat EU DE000A2N44C3 97,51 95,60

DekaStruk.5Chance EU DE000DK1CJP5 154,63 151,60 – 0,72

DekaStruk.5Chance+ EU DE000DK1CJQ3 241,51 236,77 + 5,95

DekaStruk.5Ertrag EU DE000DK1CJL4 97,77 95,85 – 4,65

DekaStruk.5Ertrag+ EU DE000DK1CJM2 99,35 97,40 – 5,36

DekaStruk.5Wachst. EU DE000DK1CJN0 101,49 99,50 – 9,39

Hamb Stiftung D EU DE000DK0LJ38 951,68 933,02

Hamb Stiftung I EU DE000A0YCK34 879,80 862,55 – 4,30

Hamb Stiftung P EU DE000A0YCK42 88,86 85,44 – 5,24

Hamb Stiftung T EU DE000A0YCK26 110,04 105,81 – 5,23

Haspa TrendKonz P EU LU0382196771 97,56 93,81 – 0,41

Haspa TrendKonz V EU LU1709333386 103,05 99,09

Keppler Gl Val-Inv EU DE000A0JKNP9 30,53 29,08 – 3,61

Keppler-EmMkts-Inv EU DE000A0ERYQ0 33,12 31,54 – 6,91

LBBW Bal. CR 20 EU LU0097711666 44,37 43,50 + 2,35

LBBW Bal. CR 40 EU LU0097712045 48,87 47,91 + 2,57

LBBW Bal. CR 75 EU LU0097712474 56,88 55,76 + 3,21

Priv BaPrem Chance EU DE0005320022 136,82 129,08 + 13,50

Priv BaPrem Ertrag EU DE0005320030 52,08 50,08 + 0,70

Telefon 069 - 91 01 23 71 Fax 069 - 91 01 90 90www.dws.de [email protected]

Deut.Inv.China Bds EU LU0632805262 116,81 113,30 – 1,22

Deut.Inv.EMC LC US LU0273170737 164,78 159,83 + 5,85

Deut.Inv.Gl.B.LDHP EU LU0616845144 90,19 87,48 – 5,81

Deut.Inv.I Conver. EU LU0179219752 185,70 180,13 + 4,20

Deut.Inv.I EU B Sh EU LU0145655824 150,06 145,56 – 1,41

Deut.Inv.I EU CO B EU LU0300357554 170,14 165,03 + 4,64

Deut.Inv.I Top Div EU LU0507265923 209,21 198,75 – 2,98

Deut.Inv.I Top Eu. EU LU0145644893 216,79 205,95 + 3,10

Deut.Inv.IGlblEqLC EU LU0210301635 245,87 233,58 + 4,94

Deut.Inv.IH.YLD C. EU LU0616839501 156,18 151,49 + 1,52

Deut.Inv.II EuT.Di EU LU0781237614 168,69 160,25 – 1,71

Deut.Inv.II UST.Di EU LU0781238778 202,39 192,27 + 1,20

DI LowVol Wld LC EU LU1230072479 133,54 126,86 + 10,95

Dt Float R.Nts LC EU LU0034353002 84,00 83,16 – 1,46

DWS Akkumula EU DE0008474024 1314,68 1252,07 + 20,93

DWS Akt.Strat.D EU DE0009769869 413,61 393,91 – 5,99

DWS ALPHA Rent.Gl. EU LU0087412390 132,69 130,09 + 4,66

DWS Co.Kaldemorgen EU LU0599946893 154,15 146,45 + 3,13

DWS Cpt DJE Gl Akt EU DE0009777003 331,30 315,52 + 16,36

DWS Deutschland EU DE0008490962 218,62 208,21 – 13,32

DWS ESG Investa EU DE0008474008 169,29 161,22 – 11,86

DWS Europ. Opp LD EU DE0008474156 368,57 351,02 + 8,79

DWS Glbl Value LD EU LU0133414606 245,72 234,02 – 5,12

DWS Inv.EURSMC LC EU LU0236146774 245,02 232,76 – 5,20

DWS Inv.Gl Grow LC EU LU1445758144 94,57 94,57 – 6,07

DWS Mlt Asst Inc Kont EU LU0791195471 99,37 95,54 – 4,30

DWS Multi Oppor FC EU LU0148742835 247,74 247,74 – 3,92

DWS Stiftungsf. EU DE0005318406 47,58 46,19 – 0,16

DWS Top Asien EU DE0009769760 184,29 177,19 + 10,44

DWS Top Dividen LD EU DE0009848119 121,29 115,51 – 1,75

DWS Top Europe EU DE0009769729 146,90 141,25 – 1,49

DWS Vermbf.I LD EU DE0008476524 192,43 183,26 + 21,66

DWS VermMan-Bal EU LU0309483435 121,80 117,11 – 2,02

DWS VermMan-Def EU LU0309482544 105,29 102,22 – 3,07

DWS VermMan-Dyn EU LU0309483781 129,75 123,57 – 1,41

DWS Zinseinkommen EU LU0649391066 103,60 100,58 + 0,65

FOS Rend.u.Nachh. EU DE000DWS0XF8 116,59 113,19 + 0,07

Global Hyb Bd LD EU DE0008490988 40,19 39,01 + 6,08

Multi Cred USD LD US LU1249492460 113,17 109,78 + 12,07

Qi LowVol Europe LC EU DE000DWS17K8 136,50 130,00 + 6,11

Offene Immobilienfonds

grundb. europa IC: EU DE000A0NDW81 41,79 39,80 + 8,74

grundb. europa RC EU DE0009807008 41,64 39,66 + 7,15

grundb. Fok Deu RC EU DE0009807081 55,79 53,13 + 9,05

grundb. Fokus D IC: EU DE0009807099 56,18 53,50 + 12,85

grundb. global IC: EU DE000A0NCT95 56,14 53,47 + 9,09

grundb. global RC EU DE0009807057 55,69 53,04 + 7,64

www.dje.lu [email protected] +352 26925220

DJE Gold&Stabfd PA CH LU0323357649 128,53 122,41 + 5,95

DJE-Zins&Divid PA EU LU0553164731 154,52 148,58 + 6,39

www.ethenea.com Telefon 00352-276921-10

Ethna-AKTIV A EU LU0136412771 132,19 128,34 + 0,95

Ethna-AKTIV T EU LU0431139764 138,91 134,86 + 1,01

Ethna-DEFENSIV A EU LU0279509904 135,68 132,37 + 2,56

Ethna-DEFENSIV T EU LU0279509144 169,83 165,69 + 2,52

Ethna-DYNAMISCH A EU LU0455734433 84,02 80,02 + 2,96

Ethna-DYNAMISCH T EU LU0455735596 87,43 83,27 + 2,91

FIDELITY INVEST. MANAG. (IRELAND) LTD.

FILF StrlFd B Fl 2* GB IE0003511395 1,00 1,00

FILF The$Fd A Fl 2* US IE0003358763 1,00 1,00

FILF The$Fd B Fl 2* US IE0003511510 1,00 1,00

FILF The€Fd B Fl 2* EU IE0003511403 1,00 1,00

ILF EUR A Acc EU IE0003323494 13800 – 1,44

ILF EUR A Flex Dis* EU IE0003323502 1,00 ± 0,00

ILF GBP A Acc GB IE0003323270 20988 + 1,47

ILF GBP A Flex Dis GB IE0003323387 1,00 ± 0,00

ILF USD A Acc* US IE0003323619 18160 + 5,54

FIRST PRIVATE INVEST. MANAG. KAG MBH

FP Aktien Global A* EU DE000A0KFRT0 98,22 93,54 – 5,83

FP EuroAkt.Staufer* EU DE0009779611 87,05 82,90 – 13,47

FP Europa Akt.ULM* EU DE0009795831 77,68 73,98 – 9,24

FP Wealth B* EU DE000A0KFTH1 60,29 58,53 – 19,66

www.flossbachvonstorch.de Tel. +49 221 33 88 290

MuAsset-Balanced R EU LU0323578145 167,66 159,68 + 6,89

MuAsset-DefensiveR EU LU0323577923 139,35 135,29 + 3,18

MuAsset-Growth R EU LU0323578491 188,92 179,92 + 9,11

Multiple Opp II R EU LU0952573482 152,82 145,54 + 12,92

www.franklintempleton.de [email protected] Telefon 0800 / 073 80 02

FRK Biot.Disc. A a* US LU0109394709 42,74 40,50 + 24,67

FRK E.SM C.Gr. A a* EU LU0138075311 29,17 27,64 – 29,67

FRK Eu.Corp.Bd A d* EU LU0496369892 11,59 11,24 + 2,28

FRK Eu.Gov.Bd A d* EU LU0093669546 12,08 11,72 + 7,34

FRK Eu.Hi.Yi. A d* EU LU0109395268 5,97 5,79 + 0,25

FRK Europ. Gr. A a* EU LU0122612848 12,76 12,09 – 28,42

FRK Gl.Fd.Stra.A d* EU LU0343523998 10,24 9,70 – 10,85

FRK Gl.Re.Est. A d* EU LU0523922176 11,85 11,23 – 12,97

FRK Gl.SM C.Gr.A a* US LU0144644332 25,55 24,21 – 26,10

FRK Income A d* US LU0098860793 10,48 9,93 – 0,46

IN DEUTSCHLAND ZUGELASSENE QUALITÄTSFONDSName Whrg. ISIN Ausg. Rückn. Perf. 3J. in %

Private Geldanlage

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12241

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FRK India Fd. A d* EU LU0260862304 52,39 49,64 – 17,92

FRK Japan A a* EU LU0231790675 7,06 6,69 – 4,39

FRK Mut.Europ. A a* EU LU0229938955 17,40 16,49 – 22,12

FRK Mut.Gl.Disc.Aa* EU LU0294219513 11,92 11,29 – 20,81

FRK Nat.Res. A a* EU LU0300741732 3,61 3,42 – 38,24

FRK Select US Eq A* EU LU0211333967 23,06 21,85 + 22,20

FRK Strat.Inc. A a* EU LU0300742896 14,64 14,20 + 4,11

FRK Technology A a* EU LU0260870158 27,97 26,50 + 88,98

FRK US Opp A d* EU LU0260861751 21,64 20,50 + 58,23

FRK World Per. A a* EU LU0390134954 30,74 29,13 + 10,63

FRK World Per. A a* US LU0390134368 25,28 23,95 + 11,18

TEM Asian Bond A d* EU LU0260863377 9,29 9,01 – 0,09

TEM Asian SmCp.A a* EU LU0390135415 49,82 47,20 – 15,26

TEM BRIC A a* US LU0229945570 19,81 18,77 + 20,48

TEM China A a* US LU0052750758 35,07 33,23 + 31,66

TEM East.EuropeA a* EU LU0078277505 23,16 21,94 – 4,87

TEM Em.Mkts A a* US LU0128522744 42,93 40,68 + 7,41

TEM Em.Mkts Bd A d* EU LU0496364158 5,12 4,97 – 19,31

TEM Em.Mkts.SmC.Aa* EU LU0300743431 13,12 12,43 – 16,80

TEM Front.Mkts.A a* US LU0390136736 15,22 14,42 – 27,14

TEM Gl.Bd. A d* EU LU0300745303 14,67 14,23 – 3,35

TEM Gl.Hi.Yi A d* EU LU0300744165 6,25 6,06 – 2,64

TEM Gl.Tot.Ret A d* EU LU0300745725 11,29 10,95 – 8,26

TEM Gl.Tot.Ret AYd* EU LU0517465034 6,96 6,75 – 14,95

TEM Gr.(Eur) Aa* EU LU0114760746 16,43 15,57 – 12,07

TEM Gr.(Eur) Ad* EU LU0188152069 16,37 15,51 – 12,10

TEM Lat.Amer. A d* EU LU0260865158 40,43 38,31 – 12,89

FUND PARTNERS LIMITED

Shenk HY A Income* EU GB00B45PPM41 94,12 94,12 – 3,36

[email protected]

Gothaer Mlt Sel A EU DE000A0NA4W4 144,84 139,27 + 7,40

GUTMANN KAPITALANLAGE

PRIME Val Growth T EU AT0000803689 139,37 132,73 – 1,20

Prime Values Inc T EU AT0000973029 136,49 132,51 – 2,71

HANSAINVEST

antea - R EU DE000ANTE1A3 96,06 91,49 + 1,08

Eff-Spiegel Aktien EU DE000A2N82J8 100,02 95,26

Eff-Spiegel AnlMix EU DE000A2N82K6 102,30 97,43

Strat Welt Secur EU DE000A0DPZH2 21,39 20,97 – 3,46

Strat Welt Select EU DE000A0DPZG4 22,12 21,07 – 0,58

TBF SM. POWER € R* EU DE000A0RHHC8 47,27 45,02 – 16,44

HANSAINVEST LUX S.A.

Interbond EU LU0012050133 111,87 108,09 + 9,49

www.hauck-aufhaeuser.com

ERBA Invest OP EU LU0327349527 33,08 31,50 – 2,88

H&A Akt.Sm.Cap EMU EU LU0100177426 118,28 112,65 – 7,94

H&A Dynamik Plus B EU LU0090344473 109,55 104,33 + 11,49

H&A Rend. Pl. CI EU LU0456037844 117,59 113,61 + 3,43

H&A Renten Gbl EU LU0328784664 126,74 124,25 + 7,78

H&A Untern. Eur. EU LU0294540942 156,89 149,42 + 0,85

MB Fd Max Value EU LU0121803570 122,02 116,21 – 32,14

MB Fund Flex Plus EU LU0230369240 57,78 57,21 – 3,95

MB Fund Max Global EU LU0230368945 83,41 79,44 – 2,59

MB Fund S Plus EU LU0354946856 123,18 117,31 – 4,52

Telefon: +49 89 287238-0www.hellerich.de, [email protected]

Global-Flexibel A EU LU0365982395 735,67 700,64 – 1,27

Sachwertaktien A EU LU0459025101 188,38 179,41 – 9,34

www.hwb-fonds.com | [email protected] +49 651 1704 301 | +352 48 30 48 30

HWB Alex.Str.Ptf R* EU LU0322055855 78,31 74,58 – 13,01

HWB Alex.Str.Ptf V* EU LU0322055426 78,34 74,61 – 13,00

HWB DfdsV.V.Vici R* EU LU0322916437 59,86 58,12 – 10,31

HWB DfdsV.V.Vici V* EU LU0322915462 59,85 58,11 – 10,30

HWB Europe Pf.* EU LU0119626884 4,60 4,38 – 15,22

HWB Glb.Conv.Plus* EU LU0219189544 89,22 86,62 – 7,61

HWB Inter.Pf.* EU LU0119626454 4,74 4,51 – 9,72

HWB Pf. Plus R* EU LU0277940762 97,85 93,19 – 3,42

HWB Pf. Plus V* EU LU0173899633 97,82 93,16 – 3,43

HWB Vict.Str.Pf. R* EU LU0277941570 1334,82 1271,26 – 4,50

HWB Vict.Str.Pf. V* EU LU0141062942 1335,40 1271,81 – 4,50

HWB Wdelan + R* EU LU0277940929 50,62 49,15 – 15,13

HWB Wdelan + V* EU LU0254656522 50,62 49,15 – 15,14

IFM INDEPENDENT FD. MANAGAMENT AG

ACATIS FV Akt.Gl.* EU LI0017502381 237,72 226,40 + 12,61

INKA INTERN. KAPITALANLAGEGESELLSCHAFT

Aktien Welt EU DE0009794701 48,65 46,33 + 5,31

HiYld Spez INKA* EU DE000A0F4ZC4 10267 9778,43 + 2,38

StSk. Dü. Abs. Ret.* EU DE000A0D8QM5 116,42 110,88 – 4,96

Die Fonds-Designerwww.ipconcept.com

ME Fonds PERGAMONF EU LU0179077945 665,90 634,19 – 7,92

ME Fonds Special V EU LU0150613833 2854,53 2718,60 + 6,96

Multiadv-Esprit EU LU0090303289 151,69 144,11 – 0,69

Multiadv-Priv. Inv EU LU0116164616 373,82 356,02 + 12,50

PVV CLASSIC EU LU0225421923 45,35 45,35 + 1,18

Stuttg. Aktienfd. EU LU0383026803 109,53 104,31 + 14,45

Stuttg. Divid.fd. EU LU0506868503 86,18 82,08 + 4,31

Stuttg. Energiefd. EU LU0434032149 32,52 30,97 – 13,27

KANAM GRUND KAPITALANLAGEGES.MBH

Leading Cities EU DE0006791825 110,81 105,03 + 10,01

LILUX

LiLux Convert* EU LU0069514817 226,55 219,95 – 1,43

LiLux-Rent* EU LU0083353978 218,48 212,12 + 1,16

LLB INVEST KAPITALANLAGEGES.MBH

Constantia ZZ1 EU AT0000989090 188,00 170,80 – 12,26

ZZ TREND* EU AT0000617675 172,00 163,70 – 4,73

LRI INVEST S.A.

M&W Capital* EU LU0126525004 83,16 79,96 + 46,00

NW Global Strategy* EU LU0303177777 85,64 81,56 + 4,06

Telefon 089/[email protected] www.meag.com

Dividende A* EU DE000A1W18W8 47,58 45,31 – 14,04

EM Rent Nachh.* EU DE000A1144X4 50,73 48,78 + 2,40

ERGO Vermög Ausgew* EU DE000A2ARYT8 52,31 50,06 + 0,27

ERGO Vermög Flexi* EU DE000A2ARYP6 51,15 48,71 – 2,76

ERGO Vermög Robust* EU DE000A2ARYR2 51,83 49,84 + 0,59

EuroBalance* EU DE0009757450 55,99 53,84 + 1,04

EuroCorpRent A* EU DE000A1W1825 56,89 54,97 + 1,78

EuroErtrag* EU DE0009782730 67,94 65,64 + 0,37

EuroFlex* EU DE0009757484 43,10 42,67 – 2,58

EuroInvest A* EU DE0009754333 77,42 73,73 – 7,58

EuroKapital* EU DE0009757468 43,82 41,73 – 6,16

EuroRent A* EU DE0009757443 32,01 30,93 + 3,92

FairReturn A* EU DE000A0RFJ25 56,18 54,54 – 2,96

Glb Real Est Val A* EU DE000A2PFZQ4 39,73 38,57

GlobalBalance DF* EU DE0009782763 65,55 63,03 + 7,59

GlobalChance DF* EU DE0009782789 61,32 58,40 + 5,30

Nachhaltigkeit A* EU DE0001619997 107,73 102,60 + 16,74

ProInvest* EU DE0009754119 184,13 175,36 + 0,24

VermAnlage Komfort* EU DE000A1JJJP7 58,49 56,51 – 4,33

VermAnlage Ret A* EU DE000A1JJJR3 66,14 63,60 + 1,24

MERIDIO FUNDS

Green Balance P EU LU0117185156 113,02 107,64 – 8,62

METZLER ASSET MANAGEMENT GMBH

RWS-Aktienfonds* EU DE0009763300 84,90 80,86 – 3,61

RWS-DYNAMIK A* EU DE0009763334 29,86 28,44 – 3,30

RWS-ERTRAG A* EU DE0009763375 15,16 14,72 – 0,96

Monega Chance* EU DE0005321079 40,67 38,92 + 3,62

Monega Dä.C.B.LDR* EU DE000A2JQL59 50,88 50,13

Monega Dän.Co.Bds* EU DE000A1JSW48 101,52 101,52 + 3,42

Monega Dän.Co.BdsI* EU DE000A141WH1 104,36 104,36 + 8,30

Monega Dän.Co.BdsR* EU DE000A1143N7 51,26 50,50 + 2,74

Monega Ertrag* EU DE0005321087 59,16 57,16 – 4,12

Monega Euro-Bond* EU DE0005321061 54,94 53,34 + 4,45

Monega Euroland* EU DE0005321053 41,17 39,78 – 3,35

Monega FairInv.Akt* EU DE0007560849 51,33 48,89 – 0,69

Monega Germany* EU DE0005321038 75,88 73,31 – 8,44

Monega Glob Bond I* EU DE000A1143J5 108,78 108,78 + 7,43

Monega Glob Bond R* EU DE000A1JSW06 54,60 52,75 + 6,27

Monega Innovation* EU DE0005321020 71,15 68,74 + 5,30

Monega Mi.&Im.F.I* EU DE000A2JQL26 100,26 99,27

Monega Mi.&Im.F.R* EU DE000A2JQL34 51,13 49,64

Monega Rohstoffe* EU DE000A0YJUM2 35,41 34,05 – 6,95

PRIV ETF-DAk gl(I)* EU DE000A141WQ2 95,85 95,85

Privacon ETF Akt I* EU DE000A14N7Z0 99,17 99,17 – 7,62

Privacon ETF Akt I* EU DE000A2DL4E9 99,36 99,36

SALytic Active Eq* EU DE000A1JSW22 52,41 52,41 – 13,80

SALytic Bd Opp I* EU DE000A1JSW30 48,69 48,69 + 1,42

SALytic Bd Opp P* EU DE000A2PEMF8 58,86 57,15

SALytic Strategy* EU DE000A2DL4D1 49,49 49,49

Sentiment Ab.R.(R)* EU DE000A14N7Q9 45,06 43,96 – 11,03

Short Tra.SGB A* EU DE0005321004 46,04 45,58 – 2,48

Sparda OptiAnAusEA* EU DE000A0NGFH2 51,30 50,29 + 0,29

SWuK Prämienfond C* EU DE000A2JQL00 88,74 88,74

Top Dividend* EU DE000A14N7Y3 49,92 47,54 – 10,06

Top Dividend T* EU DE000A2DL4G4 56,19 53,51

Tresono – Aktien E* EU DE000A0HGMB3 994,06 994,06 – 23,85

Tresono – Rent Int* EU DE000A1JUVP9 867,24 867,24 – 3,73

VM Sterntaler* EU DE000A0X9SB8 150,20 144,42 – 4,26

VM Sterntaler II* EU DE000A14N7V9 118,54 113,98 – 2,56

VM SterntalerEurol* EU DE000A1JSW14 116,70 112,21 – 6,33

WahreWerteFonds I* EU DE000A141WM1 101,96 101,96 – 2,79

WahreWerteFonds R* EU DE000A141WL3 49,35 47,45 – 10,12

WGZ Corporate M R* EU DE000A1143P2 99,30 97,83 – 0,80

Telefon (0251) 702 49 www.lvm.de

Euro-Kurzläufer* EU IE0000641252 28,92 28,83 + 0,10

Europa-Aktien* EU IE0000663926 23,33 22,16 – 6,57

Euro-Renten* EU IE0000663256 37,74 36,61 + 2,09

Inter-Aktien* EU IE0000664338 32,14 30,53 + 24,66

Inter-Renten* EU IE0000663470 36,42 35,33 + 3,47

ProBasis* EU IE00B13XV652 30,00 28,95 + 0,14

ProFutur* EU IE0000663694 29,96 28,91 – 2,60

Telefon +49 69 78808 137

[email protected] www.mainfirst.com

AbsRet Multi Ass A* EU LU0864714000 130,82 + 5,18

EmMkts CorpB Bal A2* EU LU0816909369 116,42 – 3,74

Germany Fund A* EU LU0390221256 183,48 – 14,57

Global Equities A* EU LU0864709349 259,15 + 30,06

Top Europ. Ideas A* EU LU0308864023 86,71 – 11,86

MONEGA KAPITALANLAGEGES.MBH

AI Leaders* EU DE000A2PF0M4 119,61 119,61

ARIAD Active All R* EU DE000A141WG3 34,13 33,30 – 34,04

ASVK Subst&Wachst* EU DE000A0M13W2 51,74 49,28 + 32,64

Barmenia Nachh.Bal* EU DE000A141WN9 53,20 52,16 + 5,59

Barmenia Nachh.Dyn* EU DE000A141WP4 54,38 53,31 + 5,30

Bueno Gb. Strategy* EU DE000A2DL387 48,84 48,84

C-QUAD Qua.Eu Fl I* EU DE000A2PEMB7 86,37 86,37

C-QUAD Qua.Eu Fl R* EU DE000A2PEMC5 44,19 42,90

C-QUAD Qua.Gl Fl I* EU DE000A2JQL75 86,29 86,29

C-QUAD Qua.Gl Fl R* EU DE000A2PEMA9 44,14 42,85

DEVK Anlageko Re* EU DE000A2JN5D0 53,91 52,85

DEVK Anlagekon RMa* EU DE000A2JN5F5 54,21 52,63

DEVK Anlkon RenPro* EU DE000A2JN5E8 54,35 53,02

Equity for Life I* EU DE000A14N7W7 94,58 94,58 – 9,45

Equity for Life R* EU DE000A14N7X5 49,42 47,98 – 12,21

Europäischer M.(I)* EU DE000A2PF0N2 101,45 101,45

Europäischer M.(R)* EU DE000A2PF0P7 104,38 101,34

FairInvest I* EU DE000A2JN5H1 50,32 50,32

FO Core plus* EU DE000A2JN5A6 107,08 107,08

Greiff Syst All I* EU DE000A2JN5B4 94,82 94,82

Greiff Syst All R* EU DE000A2JN5C2 96,91 94,09

Guliver Demo. In.R* EU DE000A2DL395 127,87 121,78

Guliver Demo.In.I* EU DE000A2JN5K5 118,24 118,24

HQAM G.Eq.DM4. (I)* EU DE000A2PEMD3 98,21 98,21

HQAM G.Eq.DM4. (R)* EU DE000A2PEME1 48,75 48,75

Innovation I* EU DE000A2JN5J7 56,30 56,30

L&P Val EM SmCap I* EU DE000A2JN5G3 43,24 43,24

L&P Val EM SmCap R* EU DE000A2JQLZ5 44,36 43,07

Lazard Global Corp* EU DE000A14N7R7 102,33 102,33 + 3,63

Lupus alpha R I* EU DE000A0MS726 121,49 116,82 + 8,19

Lupus alpha R R* EU DE000A0MS734 58,21 55,97 + 5,07

Monega BestInvEURA* EU DE0007560781 52,20 49,71 – 3,19

WGZ Mittelst.-Rent.* EU DE000A1JSWX5 95,76 95,76 + 0,21

MULTISELECT

MS Welt-Aktien I* EU LU0098504490 121,61 115,82 + 9,58

NOMURA ASSET MANAGEMENT DEUTSCHLAND

Asia Pacific* EU DE0008484072 162,05 154,33 + 19,00

Asian Bonds* EU DE0008484429 71,84 69,75 + 10,85

Real Protect* EU DE0008484452 96,56 94,67 – 1,57

Real Protect R* EU DE000A1XDW13 94,16 92,31 – 2,66

Real Return* EU DE0008484361 613,45 601,42 + 6,42

am.oddo-bhf.com

Algo Global DRW-€* EU DE000A141W00 106,85 101,76

Basis-Fonds I* EU DE0008478090 137,17 137,17 – 1,46

DC Value One I(t)* EU DE000A0YAX64 201,68 201,68 + 28,85

DC Value One P(t)* EU DE000A0YAX72 189,14 180,13 + 26,95

ETFplus Portf Balan EU DE000A0M1UN9 65,09 63,19 + 1,79

EURO ShTm Bd FT DR* EU DE000A2JJ1R5 99,89 98,90

FMM-Fonds EU DE0008478116 522,45 497,57 + 0,44

FT EuroGovernm. M* EU DE000A0NEBR5 54,13 52,55 – 0,73

KapitalPrivatPortf* EU DE000A0MYEF4 55,78 53,12 + 5,46

O.BHF € ShTe Bd FT* EU DE0008478124 114,50 113,37 – 0,86

O.BHF AlgoEur CRW* EU DE0008478181 284,18 270,65 – 8,24

O.BHF AlgoGlob CRW* EU DE0009772988 69,08 65,79 + 8,35

O.BHF FRA EFF* EU DE0008478058 208,80 198,86 – 14,70

O.BHF Green Bd CR* EU DE0008478082 323,13 313,72 + 8,03

O.BHF MoneyMark CR* EU DE0009770206 69,54 69,54 – 1,49

O.BHF MoneyMark DR* EU DE000A0YCBQ8 47,94 47,94 – 1,49

O.BHF MoneyMark G* EU DE000A1CUGJ8 4961,19 4961,19 – 1,33

Polaris Mod DRW-€* EU DE000A0D95Q0 70,48 68,43 + 5,76

Portf Opportunity EU DE000A0NEBL8 75,73 72,12 + 5,52

S&H GlobaleMaerkte* EU DE000A0MYEG2 60,12 57,26 + 5,34

Sch&Ptnr Glob Def* EU DE000A0M1UL3 67,38 64,17 + 2,44

Schmitz&PtnrGloOff* EU DE000A0MURD9 56,97 54,26 – 7,51

Substanz-Fonds* EU DE000A0NEBQ7 1149,85 1116,36 + 7,74

Vermögens-Fonds* EU DE000A0MYEJ6 777,05 754,42 + 6,66

Westfalicaf. Ak.Re* EU DE000A1XDYE4 60,87 60,27 + 7,20

ODDO BHF ASSET MANAGEMENT LUX.

BHF Flex. Alloc.FT EU LU0319572730 82,39 78,47 + 7,50

BHF Flex. Ind. FT EU LU0325203320 75,82 73,61 + 7,77

BHF Rendite P.FT EU LU0319572904 54,51 52,92 + 4,24

Grand Cru EU LU0399641637 164,03 162,41 – 4,35

Grand Cru (CHF) CH LU0580157419 118,51 117,34 – 5,31

O.BHF POLARIS BAL EU LU0319574272 77,33 75,08 + 6,01

O.BHF POLARIS DY EU LU0319577374 86,10 83,59 + 14,84

ODBHF Em.Co.Dem.CR EU LU0632979331 81,27 77,40 – 2,98

SMS Ars selecta EU LU0118271369 48,37 46,51 – 2,00

Growing Mkts 2.0 EU LU0800346016 182,40 173,71 + 9,55

Klima EU LU0301152442 95,33 90,79 + 48,78

Öko Rock‘n‘Roll EU LU0380798750 162,17 154,45 + 17,97

ÖkoVision Classic EU LU0061928585 208,49 198,56 + 16,68

Water For Life C EU LU0332822492 180,58 171,98 + 10,05

PAYDEN & RYGEL GLOBAL LTD.

Gl.Em.Mkts Bd € A* EU IE00B04NLM33 20,03 – 1,91

Global HY Bond USD* US IE0030624831 27,36 + 10,30

International Bd $* US IE0007440070 28,86 + 15,65

International Bd €* EU IE0031865870 17,42 + 6,78

QUINT:ESSENCE CAPITAL S.A.

Strategy Defensive* EU LU0063042062 126,36 123,88 + 1,93

Strategy Dynamic* EU LU0063042229 233,43 226,63 + 19,22

Telefon +49 69 5050949-0www.raiffeisenfonds.de

Kl. AktienEuropa A EU AT0000820063 78,05 74,33 – 8,18

Kl. AktienEuropa T EU AT0000820071 124,54 118,61 – 8,22

Klassik $ Short A US AT0000961057 98,28 97,55

Klassik $ Short T US AT0000820055 142,42 141,36 + 6,54

Klassik Akt. A EU AT0000961024 196,01 186,68 – 3,84

Klassik Akt. EM R A* EU AT0000A0J7X2 116,87 111,30 + 5,94

Klassik Akt. EM R T* EU AT0000A0J7Y0 137,83 131,27 + 5,96

Klassik Akt. T EU AT0000820022 270,98 258,08 – 3,82

tägliche Anteilspreisveröffentlichungen – mitgeteilt von Infront Financial Technology GmbH

Name Whrg. ISIN Ausg. Rückn. Perf. 3J. in %

DIE BESTEN RENTENFONDS IM VERGLEICHPREIS PERFORMANCE IN %

TITEL ISIN 26.6.’20 1 M. 6 M. 1 J. 3 J. 5 J. LFD. KOSTEN %

Pictet USD Governm.Bd. P* LU0128488383 730,01 USD – 0,24 + 8,88 + 10,33 + 16,23 + 21,37 WWWW0,59Union Lux UniRenta Corp A* LU0039632921 102,43 EUR – 0,83 + 3,89 + 10,85 + 16,09 + 28,03 WWWWWWW1,08LeggM GF WA US CorBd At* IE00B19Z3K33 151,22 USD + 1,17 + 5,21 + 7,92 + 14,56 + 21,96 WWWWWWWWW1,24LeggM GF WA US Cor+Bd At* IE00B19Z7Y58 170,09 USD + 1,81 + 4,32 + 7,79 + 14,13 + 22,50 WWWWWWWWWW1,42

FvS AG Bond Opport R LU0399027613 140,18 EUR + 2,75 + 4,33 + 7,07 + 13,59 + 29,80 WWWWWWW1,05Pictet Glb Bonds P dy$* LU0133805977 135,93 USD + 1,99 + 5,02 + 5,03 + 13,16 + 22,44 WWWWWW0,92DWS Multi Cred USD LD LU1249492460 109,78 USD + 2,40 + 1,25 + 5,07 + 12,07 - WWWWWWW1,07Vontobel USD Bond B H(hd)* LU0035745552 358,09 USD + 3,76 – 2,32 + 1,31 + 11,75 + 19,37 WWWWWWWW1,18

Ampega Zan.Gl.Cred AMI Ia* DE000A1J3AJ9 111,05 EUR – 0,82 + 0,17 + 6,34 + 11,35 + 20,27 WWWWW0,78Nomura Asian Bonds* DE0008484429 69,75 EUR – 1,96 – 0,04 + 5,49 + 10,85 + 13,89 WWWWWWWW1,11LBBW AM W&W Rentenfds* DE0008484502 51,50 EUR – 1,65 + 3,23 + 5,93 + 10,73 + 17,61 WWWWW0,76PAYDEN Global HY Bond USD* IE0030624831 27,36 USD + 5,92 – 4,77 + 0,22 + 10,30 + 20,60 WWWWW0,75

LeggM GF WA US HY Aa(D)* IE0034203152 74,96 USD + 3,94 – 3,30 + 0,18 + 9,66 + 17,18 WWWWWWWWWW1,43Pictet Pic LocCur Deb I€* LU1164801158 96,76 EUR – 3,85 – 0,53 + 2,88 + 9,58 + 5,86 WWWWWWW1,07HansaInv Interbond LU0012050133 108,09 EUR – 1,24 + 3,30 + 7,60 + 9,49 + 12,84 WWWWWWWWW1,34LeggM GF WA Asian Op At* IE00B2Q1FK59 223,43 EUR – 0,78 – 1,45 + 4,54 + 9,37 + 14,79 WWWWWWWWW1,36

Alle dargestellten Investmentfonds sind Teilnehmer am Funds Service, sortiert nach 3-Jahresperformance, berechnet nach BVI Methode. Laufende Kosten % = Anteil der Verwaltungskosten eines Fonds, hoher Prozentsatz = hoher Kostenanteil. Erscheinungstäglich wechselnde Katego-rien: Aktien-, Renten-, Geldmarkt-, Misch-, Immobilien- und wertgesicherte Fonds. Keine Anlageberatung und -empfehlung.

Private Geldanlage

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12242

Klassik Anleihen A EU AT0000961016 78,71 76,79 + 1,48

Klassik Anleihen T EU AT0000820014 141,27 137,82 + 1,48

Klassik Inv. Aktien EU AT0000820097 112,57 107,21 – 5,42

Klassik NachhMix A EU AT0000961081 80,68 78,33 + 7,97

Klassik NachhMix T EU AT0000961099 126,04 122,37 + 7,96

Klassik NachhSolA* EU AT0000961065 70,69 68,80 + 9,16

Klassik NachhSolT* EU AT0000961073 113,47 110,43 + 9,17

Klassik S.T.Anl.A EU AT0000707443 85,33 84,49 – 0,99

Klassik ST Anl.T EU AT0000707450 115,41 114,27 – 1,00

Raiff-Ethik-Anl A EU AT0000707385 89,81 87,19 – 1,38

Raiff-Ethik-Anl T EU AT0000707393 120,98 117,46 – 1,37

Raiff-MegaTr Akt A EU AT0000820139 130,40 125,38 + 33,53

Raiff-MegaTr Akt T EU AT0000820147 175,87 169,11 + 33,62

VPI World Invest EU AT0000707401 68,04 64,80 – 6,94

Telefon +49 69 271355 0www.santanderassetmanagement.de

LatAm Corp Bd I* US LU0363170191 1883,85 1883,85 + 5,88

Select Income AD* EU LU1590077316 45,05 45,05

Telefon: 0800 1685555 www.sauren.de

Sauren Abs Return A EU LU0454070557 10,84 10,52 – 2,85

Sauren Gl Bal A EU LU0106280836 18,82 17,92 + 2,44

Sauren Gl Def A EU LU0163675910 15,73 15,27 – 1,23

Sauren Gl Growth A EU LU0095335757 37,28 35,50 + 11,76

Sauren Gl Opport A EU LU0106280919 34,93 33,27 + 8,17

Sauren Gl Stab Gr A EU LU0136335097 26,82 25,54 + 3,70

SEB Conc. Biotech.* EU LU0118405827 113,11 111,99 + 7,09

SEB TrdSys®Rent.II* EU LU0170040694 57,71 55,76 + 2,12

SECURITY KAPITALANLAGE AG

Schelh Pf dynam A* EU AT0000855614 75,88 72,96 + 4,54

Schelh Pf dynam T* EU AT0000A07HS7 103,08 99,12 + 4,54

SUP1-Ethik Rent A* EU AT0000855606 72,34 70,58 + 0,99

SUP1-Ethik Rent T* EU AT0000A07HR9 90,32 88,12 + 0,98

SUP1-Ethik Rent T4* EU AT0000A20CS1 1044,53 1019,05

SUP3-Ethik A* EU AT0000904909 783,43 764,32 + 1,97

SUP3-Ethik T* EU AT0000A07HT5 1041,66 1016,25 + 1,97

SUP3-Ethik T4* EU AT0000A20CT9 1057,74 1031,94

SUP4-Ethik Akt A* EU AT0000993043 90,68 87,19 + 8,28

SUP4-Ethik Akt T* EU AT0000A07HU3 100,06 96,21 + 8,28

SUP4-Ethik Akt T4* EU AT0000A20CV5 1138,20 1094,42

SUP5-Ethik Kurz A* EU AT0000A01UQ7 99,80 99,30 – 0,19

SUP5-Ethik Kurz T* EU AT0000A01UR5 118,60 118,01 – 0,19

SUP5-Ethik Kurz T4* EU AT0000A20CW3 1008,03 1003,01

SEMPER CONSTANTIA INVEST GMBH

Constantia ZZ1 EU AT0000989090 188,00 170,80 – 12,26

ZZ TREND* EU AT0000617675 172,00 163,70 – 4,73

www.starcapital.de I 0800 - 6941900

SC Strategy 1 EU LU0350239504 142,21 138,07 – 5,53

SC Lo/Sh Allocator EU LU0425811519 138,35 134,32 – 6,48

STATE STREETLuxembourg Funds

Asia Pac Val S B* US LU1159225132 14,01 + 13,73

Asia Pac Val S I* US LU1159224911 13,48 13,48 + 11,20

Aust Ind Equity I* AU LU1159240107 13,60 13,60 + 15,27

Aust Ind Equity P* AU LU1159240289 13,35 13,35 + 13,90

Can Ind Equity B* CA LU1159237731 12,69

Can Ind Equity I* CA LU1159237574 12,68 12,68 + 6,43

Can Ind Equity P* CA LU1159237657 12,44 12,44 + 5,17

EC Treas Bd Ind IC* EU LU0570151364 13,90 13,90 + 7,04

EC Treas Bd Ind ID* EU LU0773064802 11,70 11,70 + 7,04

EC Treas Bd Ind P* EU LU0570151448 12,62 12,62 + 6,54

EM Asia Equity I* EU LU1112180564 10,73 10,73 – 0,84

EM Asia Equity P* EU LU1112180481 10,22 10,22 – 3,62

EM Asia Equity P $* US LU1112180309 10,28 10,28 – 2,82

EM Sel Eq P USD* US LU1112177008 8,97 8,97 – 10,16

EM Sel Eq Prem P* EU LU0379089245 9,61 9,61 – 10,88

EM SRI Enh Eq I* US LU0810595867 12,20 12,20 + 3,25

EM Vol Equity I €* EU LU0456116804 22,80 22,80 + 3,79

Em.Mark. Sel Eq* EU LU0379088940 11,03 11,03 – 8,07

EMU Equity I* EU LU0379090334 25,24 25,24 – 4,86

EMU Equity P Cap* EU LU0379090680 9,93 9,93 – 7,80

EMU Equity P Dis* EU LU1112183824 9,73 9,73 – 7,80

EMU Gov Bnd Ind B* EU LU0773065015 13,74 + 9,11

EMU Gov Bnd Ind I* EU LU0438092966 14,08 14,08 + 8,61

EMU Gov Bnd Ind PC* EU LU0438093006 14,97 14,97 + 8,09

EMU Gov Bnd Ind PD* EU LU0963596084 11,78 11,78 + 8,11

EMU Gov LoBd Ind I* EU LU0956453301 17,66 17,66 + 24,12

EMU Ind Equity B* EU LU1159238119 12,19 – 3,12

EMU Ind Equity I* EU LU1159237905 12,07 12,07 – 3,72

EMU Ind Equity P* EU LU1159238036 11,84 11,84 – 4,92

EMU Sm Equ P Cap* EU LU1159225488 13,12

EMU Sm Equ P Dis* EU LU1159225728 13,02

EMU Sm Equity B* EU LU1159225561 13,52

EMU Sm Equity I* EU LU1159225306 13,32

Enh EM Equity B* US LU0773064398 14,45 + 6,54

ENH. EM EQ I EUR* EU LU0579408591 13,52 13,52 + 4,16

ENH. EM EQ I USD* US LU0446997610 13,85 13,85 + 4,99

ENH. EM EQ P USD* US LU0446997701 13,37 13,37 + 3,35

Eu Ma Vol P* EU LU0456116986 11,57 11,57 + 1,92

Eu Su Co.Bd Ind I* EU LU0579408914 11,81 11,81 + 4,41

Eu.Co.Bd.In.Fd I* EU LU0438092701 15,36 15,36 + 4,11

Eu.Co.Bd.In.Fd P* EU LU0438092883 11,96 11,96 + 3,64

EuCo ex-Fin BdIndI* EU LU1112176968 9,94 9,94 + 4,50

EuCo ex-Fin BdIndP* EU LU0956453996 11,60 11,60 + 4,03

EuCoex-Fin BdIndI€* EU LU0956453640 11,69 11,69 + 4,50

EuCorex-FinBd IndB* EU LU0956453566 11,12 + 6,05

EuIs Sc CorBd In I* EU LU0704618890 11,38 11,38 + 2,93

EuIsScCorBdInICHFh* CH LU0956151988 10,37 10,37 + 1,55

Eur Corp Bd Ind B* EU LU0773064711 13,33 + 4,58

EurCorTrea Bd IndB* EU LU0773064984 12,81 + 7,53

EurInfl LiBd Ind I* EU LU0956454291 11,58 11,58 + 4,92

EurInfl LinBd IndB* EU LU0956454028 11,00 + 3,08

Europe Enh Equity I* EU LU1112179558 11,41 11,41 – 4,76

Europe Enh Equity P* EU LU1112179475 9,98 9,98 – 5,44

Europe Equity P* EU LU1112177180 10,19

Europe Ind Equ B* EU LU1159236683 11,14 – 6,25

Europe Ind Equ I* EU LU1159236337 11,69 11,69 – 1,24

Europe Ind Equ P* EU LU1159236501 11,47 11,47 – 2,45

Europe Sm Equity I* EU LU1112179046 13,52 13,52 + 29,70

Europe Sm Equity P* EU LU1112178824 9,85 9,85 – 8,68

Europe Value Sp. A* EU LU1112182859 10,80 10,80

Europe Value Sp. B* EU LU0892046151 11,89 – 20,51

Europe Value Sp. I* EU LU0892045930 8,35 8,35 – 22,29

Europe Value Sp. P* EU LU0892045856 10,66 10,66 – 24,11

Eurozone Val Sp. B* EU LU0892046409 13,65 – 14,25

Eurozone Val Sp. I* EU LU0892046318 11,64 11,64 – 16,15

Eurozone Val Sp. P* EU LU0892046235 11,87 11,87 – 18,22

EurSus CorBd Ind I* EU LU0579408831 13,51 13,51 + 4,39

EurSus CorBdIn A2€* EU LU1259993019 10,51 10,51 + 4,54

EurSusCorBdInICHFh* CH LU0956452329 10,09 10,09 + 3,60

Flex Ass A. Plus B* EU LU1112178238 10,49 10,49 + 1,76

Flex Ass A. Plus I* EU LU1112178154 10,16 10,16 + 0,22

Flex Ass A. Plus P* EU LU1112178071 9,90 9,90 – 1,68

Flex Asset All. I* EU LU1112178584 9,97

Flex Asset All. P* EU LU1112178402 9,88

G Ag Bd Ind I CHFh* CH LU0956450976 11,11 11,11 + 4,45

Gl Agg Bd Ind B* US LU0773065361 11,31 + 19,40

Gl Agg Bd Ind I* US LU0438093188 11,50 11,50 + 11,11

Gl Agg Bd Ind I $h* US LU0956450620 12,73 12,73 + 14,26

Gl Agg Bd Ind I £h* GB LU0956450893 11,96 11,96 + 9,32

Gl Agg Bd Ind I €h* EU LU0956450547 11,52 11,52 + 5,93

Gl Def Equity B $* US LU1255422120 11,99 + 2,27

Gl Def Equity I $* US LU1255422393 12,33 12,33 + 6,49

Gl EM Ind Equity B* US LU1159236170 14,31 + 6,11

Gl EM Ind Equity I* US LU1159235958 14,11 14,11 + 5,16

Gl EM Ind Equity P* US LU1159236097 13,51 13,51 + 2,25

Gl Enh Eq I $ Cap* US LU1159225991 13,42 13,42 + 14,57

Gl Enh Eq I $ Dis* US LU1162507138 12,39 12,39 + 14,52

Gl Ma Vol Equ. A $* US LU1111599558 13,04 13,04 + 8,80

Gl Ma Vol Equ. B* US LU0773065528 19,67 + 10,43

Gl Ma Vol Equ. I €* EU LU1111597263 15,07 15,07 + 8,10

Gl Ma Vol Equ. P* US LU0450104905 15,89 15,89 + 7,26

Gl Tr Bd I $h Cap* US LU0522796233 14,13 14,13 + 14,23

Gl Tr Bd I $h Dis* US LU0956451271 12,18 12,18 + 13,89

Gl Tr Bd I £h* GB LU0956451438 11,04 11,04 + 9,62

Gl Tr Bd I €h* EU LU0956451354 11,84 11,84 + 5,92

Gl Val Spot I $* EU LU0759082885 15,03 15,03 – 7,39

Gl Val Spot P $* EU LU0759083180 14,61 14,61 – 9,58

Gl Value I $* US LU1159224598 13,05 13,05 + 17,76

Gl.Tr. Bd Ind.Fd I* US LU0438093345 12,23 12,23 + 10,65

Gl.Trea.Bond Fnd.P* US LU0438093428 12,06 12,06 + 10,12

Global Val Spot B* EU LU0759082612 18,09 – 5,27

GlobalAdvFd EMHV* EU LU0047906267 1920,03 1828,60 – 6,49

GlobalAdvFd MMHV* EU LU0044747169 2825,01 2690,49 – 5,68

Jap Ind Eq B JPY* JP LU1159239869 11,79 + 6,44

Jap Ind Eq I EUR* EU LU1159240016 13,12 13,12 + 9,04

Jap Ind Eq I JPY* JP LU1159239604 11,68 11,68 + 5,78

Jap Ind Eq P JPY* JP LU1159239786 11,46 11,46 + 4,53

Multi-Factor Eq I* US LU1110725071 12,24 12,24 + 3,10

NorthAm Enh Eq I $* US LU1112177776 14,85 14,85 + 23,56

Pac ex jap Ind I $* US LU1161082836 13,47 13,47 + 3,85

Pac ex jap Ind P $* US LU1161083644 13,22 13,22 + 2,61

PacexJap Ind Eq B$* US LU1161085342 13,60 + 4,48

SSgA Glb ManVolEqI* US LU0450104814 23,40 23,40 + 9,24

Swi Ind Eq I CHF* CH LU1159239190 13,57 13,57 + 18,30

Swi Ind Eq P CHF* CH LU1159239273 13,31 13,31 + 16,88

Swi Ind Eq P EUR* EU LU1159239513 13,66 13,66 + 18,71

UK Ind Eq I EUR* EU LU1159238978 9,63 9,63 – 12,32

UK Ind Eq I GBP* GB LU1159238465 11,82 11,82 – 9,89

UK Ind Eq P GBP* GB LU1159238549 11,60 11,60 – 10,96

UK Index Eq B GBP* GB LU1159238622 11,93 – 9,33

US Corp Bd Ind B $* US LU0956452758 10,73

US Corp Bd Ind I* US LU0956452675 13,53 13,53 + 18,88

US I S C Bd In I $* US LU0704618544 11,45 + 9,44

US I S C In I €h* EU LU0868465948 12,18 12,18 + 8,03

US I S C In I CHFh* CH LU0956151715 10,93 10,93 + 6,66

US Ind Eq B USD* US LU1159237061 17,15 + 31,63

US Ind Eq I EUR* EU LU1159237228 16,93 16,93 + 29,47

US Ind Eq I EUR h* EU LU1159237491 15,31 15,31 + 20,82

US Ind Eq I USD* US LU1159236840 16,99 16,99 + 30,83

US Ind Eq P USD* US LU1159236923 16,67 16,67 + 29,27

US Val Spot B USD* US LU1159224242 10,84 – 6,66

US Val Spot USD* US LU1159224085 10,44 10,44 – 8,75

Wld Ind Eq B USD* US LU1159234985 15,12 + 20,27

Wld Ind Eq I EUR* EU LU1159235107 14,92 14,92 + 18,27

Wld Ind Eq I USD* US LU1159234712 14,98 14,98 + 19,55

Wld Ind Eq P EUR h* EU LU1159235289 13,73 13,73 + 11,71

Wld Ind Eq P USD* US LU1159234803 14,69 14,69 + 18,08

Wld SRI Ind Eq B $* US LU1159235529 16,10 + 23,09

Wld SRI Ind Eq I $* US LU1159235362 15,21 15,21 + 21,96

Wld SRI Ind Eq P* EU LU1159235875 10,26 10,26 – 17,37

Telefon: +49 69 130 203 85www.swisscanto.de

BF Gl AR H€A* EU LU0957586737 81,24 – 0,90

BF Gl Corp ATH€* EU LU0494188096 148,41 + 6,60

BF Secured HY H€A* EU LU1057798958 81,71 – 6,73

BF ShTm Gl HY H€A* EU LU0830970272 73,09 – 5,84

EF Gl Energy AT* EU LU0102843504 490,56 – 33,01

EF Gl Water Inv AT* EU LU0302976872 196,67 + 10,65

EF S&M Cap Jap AT€ EU LU0644935313 259,33 + 13,85

EF Sel Intern AT€* EU LU0644935669 211,68 + 3,78

PF Resp Amb (€) AA* EU LU0161533970 138,49 + 3,79

Pf Resp Sel (€) AA* EU LU0112799290 120,17 + 3,30

PF Sust Bal (€) AA* EU LU0208341965 122,82 + 9,87

Tel: +49 89 599 890 314 Fax: +49 89 599 890 [email protected] www.thomas-lloyd.com

Sus Infrstr Inc R€* EU LU1439435931 977,42 977,42

Sust Infrastruc IA* EU LU1108653095 747,21 747,21

Sust Infrastruct I* US LU1108670347 1132,15 1132,15

Telefon 069 58998-6060www.union-investment.de

Geno AS:1* EU DE0009757682 87,69 85,14 + 12,76

Priv.Fonds:Flex.* EU DE000A0Q2H14 97,92 97,92 – 8,29

Priv.Fonds:FlexPro* EU DE000A0RPAL7 123,51 123,51 – 6,92

PrivFd:Kontr.* EU DE000A0RPAM5 127,13 127,13 – 0,67

PrivFd:Kontr.pro* EU DE000A0RPAN3 148,30 148,30 + 1,26

Uni21.Jahrh.-net-* EU DE0009757872 33,61 33,61 + 11,73

UniDeutschl. XS* EU DE0009750497 178,62 171,75 + 9,76

UniDeutschland* EU DE0009750117 203,79 195,95 – 8,35

UniEu.Renta-net-* EU DE0009750240 55,62 55,62 + 6,27

UniEuroAktien* EU DE0009757740 70,63 67,27 – 3,01

UniEuropa-net-* EU DE0009750232 71,18 71,18 + 11,95

UniEuroRenta* EU DE0008491069 68,21 66,22 + 1,09

UniEuroRentaHigh Y* EU DE0009757831 35,02 34,00 + 2,62

UniFav.:Akt. -net-* EU DE0008007519 95,74 95,74 + 14,41

Unifavorit: Aktien* EU DE0008477076 158,62 151,07 + 15,46

UniFonds* EU DE0008491002 56,35 53,67 – 0,05

UniFonds-net-* EU DE0009750208 79,83 79,83 – 2,54

UniGlobal* EU DE0008491051 254,54 242,42 + 21,80

UniGlobal-net-* EU DE0009750273 145,60 145,60 + 20,22

UniJapan* EU DE0009750125 58,83 56,03 + 13,93

UniKapital* EU DE0008491085 110,45 108,28 – 2,02

UniKapital-net-* EU DE0009750174 39,39 39,39 – 2,84

UniNachhaltig A Gl* EU DE000A0M80G4 113,24 107,85 + 18,60

UniNordamerika* EU DE0009750075 368,98 351,41 + 35,58

UNIVERSAL-INVESTMENT-LUXEMBOURG S.A.

CondorBalance-UI* EU LU0112268841 88,27 84,07 + 3,77

CondorChance-UI* EU LU0112269146 74,10 70,57 + 10,94

CondorTrends-UI* EU LU0112269492 82,34 78,42 + 14,88

www.walserprivatbank.com Telefon +43 5517 202-01

Wal. Pf Akt USA US LU0121930688 267,87 255,11 + 13,05

Wal. Pf Akt.Europa EU LU0121929912 110,83 105,55 + 6,36

Wal. Pf EmMkt Sel EU LU0572807518 112,85 107,48 + 6,34

Wal. Pf German Sel EU LU0181454132 225,24 214,51 – 1,37

Wal. Pf Syst Glob EU LU1559531956 94,52 91,77 – 6,85

Wal. Weltpf 10 EU LU0327378385 138,92 136,20 + 0,90

Wal. Weltpf 25 EU LU0327378468 142,48 138,33 + 1,57

Wal. Weltpf 45 EU LU0327378542 144,26 140,06 + 1,04

Wal. Weltpf 65 EU LU0327378625 139,65 133,00 – 0,05

Telefon +49 40 3282-5100 www.warburg-fonds.com

Advisor Global EU DE0005547160 91,08 86,74 + 9,47

AE&S Struktur Sel EU DE000A0LBS16 41,09 39,13 – 9,97

AFA Gl Werte Stab* EU DE000A0HGL63 12,37 11,66 – 34,59

Degussa Pf.Priv.Ak. EU DE000A0MS7D8 78,19 74,47 – 18,08

DirkMüllerPremAkti EU DE000A111ZF1 99,06 95,25 + 5,01

Euro Renten-Trend EU DE0009784801 128,22 124,49 – 4,62

G&W-HDAX-Trendfds EU DE0009765446 43,47 41,40 – 10,89

MPF Global EU DE0005153860 46,28 46,28 + 1,71

Renten Plus EU DE0009784736 45,16 43,84 + 3,35

Zinstrend-Fonds EU DE000A0NAU45 76,79 74,55 – 10,00

Zukunft-Strategie EU DE0006780265 40,57 38,64 – 11,13

W&W ASSET MANAGEMENT DUBLIN

SouthEast Asian Eq* EU IE0002096034 112,87 + 7,72

Exchange Traded Funds (ETF)

Produktname Währung ISIN NAV2)

Telefon: 069/29 807 0etf.invesco.com

Invesco AT1 Capital Bd GBP* GB IE00BYZLWM19 38,88

Invesco AT1 Capital Bd USD* US IE00BG0TQB18 20,46

Invesco Dynamic US Mrkt* US IE00B23D9240 19,49

Invesco EQQQ Nasdaq-100* EU IE0032077012 147,50

Invesco EQQQQ Na 100 ETF* US IE00BFZXGZ54 169,10

Invesco EuroMTS Cash 3M* EU IE00B3BPCH51 100,60

Invesco FTSE RAFI EM* US IE00B23D9570 7,32

Invesco FTSE RAFI Eu MS* EU IE00B23D8Y98 16,83

Invesco FTSE RAFI Europe* EU IE00B23D8X81 7,72

Invesco FTSE RAFI US 1000* EU IE00B23D8S39 15,90

Invesco IMII AT1 CapBd €Hd* EU IE00BFZPF439 19,38

Invesco IMII AT1 CapBd Acc* US IE00BFZPF322 22,84

Invesco Inv VarRate Pref A* US IE00BHJYDT11 43,43

Invesco Invesco Pref Sh Ac* US IE00BG482169 45,09

Invesco InvMSCIEurLeadCath* EU IE00BG0NY640 40,69

Invesco Pref Sh UCITS ETF* US IE00BDVJF675 18,98

Invesco USD Float Rate ETF* US IE00BDRTCQ08 19,59

Invesco Var Ra Pref Sh ETF* US IE00BG21M733 38,44

tägliche Anteilspreisveröffentlichungen – mitgeteilt von Infront Financial Technology GmbH

* Fondspreise/ETF-Preise etc. vom Vortag oder letzt verfügbar

1) Investmentfonds nach Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB)2) NAV: Nettoinventarwert

Währungen: AU=Australischer Dollar, CH=Schweizer Franken,CA=Canadischer Dollar, DK=Dänische Krone, EU=Euro, GB =Brit.Pfund, JP=Japanische Yen, NO=Norwegische Krone, PL=PolnischeZloty, SE=Schwedische Krone, SG=Singapur-Dollar, US=US-Dollar

Bei der ausschüttenden Tranche ist die Währung gefettet.

Weitere Fonds-Infos unter:http://finanzen.handelsblatt.com/fonds_suche.htnFondskurse für Profis im "vwd market manager" ab Seite 120.

Alle Angaben ohne Gewähr; keine Anlageberatung oder -empfehlung

Name Whrg. ISIN Ausg. Rückn. Perf. 3J. in % UnionGeldmarktfds* EU DE0009750133 47,95 47,95 – 1,50

UniRak* EU DE0008491044 131,60 127,77 + 7,59

UniRak Kons.-net-A* EU DE000A1C81D8 115,63 115,63 – 0,36

UniRak Konserva A* EU DE000A1C81C0 119,44 117,10 + 0,68

UniRak -net-* EU DE0005314462 69,04 69,04 + 6,47

UniRenta* EU DE0008491028 21,28 20,66 + 7,05

UniSel. Global I* EU DE0005326789 81,86 79,48 + 13,82

UniStrat: Ausgew.* EU DE0005314116 63,81 61,95 + 2,53

UniStrat: Dynam.* EU DE0005314124 53,24 51,69 + 1,88

UniStrat: Konserv.* EU DE0005314108 70,44 68,39 + 0,69

UniStrat:Offensiv* EU DE0005314447 51,31 49,82 + 1,86

UNION INVESTMENT (LUXEMBURG)

Aktien Europa A* EU LU1572664461 104,14 99,18

PrivatFonds: Nachh* EU LU1900195949 53,10 53,10

PrivFd:Konseq.* EU LU0493492200 95,39 95,39 – 4,89

PrivFd:Konseq.pro* EU LU0493584741 105,67 105,67 – 10,13

Uni.Eur. M&S.Caps* EU LU0090772608 53,64 51,58 – 0,88

UniAbsoluterEnet-A* EU LU1206679554 43,41 43,41 – 8,36

UniAbsoluterErt. A* EU LU1206678580 44,05 43,19 – 7,54

UniAsia* EU LU0037079034 80,64 76,80 + 11,63

UniAsia Pac.net* EU LU0100938306 135,23 135,23 + 8,71

UniAsia Pacific A* EU LU0100937670 137,32 132,04 + 9,86

UniAusschü. net- A* EU LU1390462262 46,39 46,39 + 0,52

UniAusschüttung A* EU LU1390462189 46,92 45,55 + 1,45

UniCommodities* EU LU0249045476 40,36 38,44 + 1,64

UniDividAss net A* EU LU0186860663 47,99 47,99 – 4,08

UniDividendenAss A* EU LU0186860408 50,26 48,33 – 3,05

UniDyn.Eur-net A* EU LU0096427066 61,76 61,76 + 11,27

UniDyn.Europa A* EU LU0085167236 105,21 101,16 + 12,36

UniDyn.Gl.-net- A* EU LU0096426845 48,30 48,30 + 39,86

UniDynamic Gl. A* EU LU0089558679 79,13 76,09 + 42,17

UniEM Fernost* EU LU0054735278 1512,43 1440,41 – 13,70

UniEM Osteuropa* EU LU0054734388 1907,73 1816,89 + 7,62

UniEMGlobal* EU LU0115904467 90,05 85,76 + 2,90

UniEuRe Corp A* EU LU0117072461 52,54 51,01 + 3,23

UniEuRe Emerg Mkt* EU LU0149266669 46,28 44,93 – 2,18

UniEuRe Real Zins* EU LU0192293511 61,36 59,57 + 2,93

UniEurKap Corp-A* EU LU0168092178 36,89 36,17 – 0,83

UniEurKap.Co.net A* EU LU0168093226 36,78 36,78 – 1,68

UniEuroAnleihen* EU LU0966118209 58,41 56,71 + 6,46

UniEuroAspirant* EU LU0097169550 42,24 41,01 + 1,22

UniEuroKapital* EU LU0046307343 64,77 63,50 – 1,84

UniEuroKapital-net* EU LU0089559057 40,82 40,82 – 2,81

UniEuropa* EU LU0047060487 2252,17 2144,92 + 12,68

UniEuropaRenta* EU LU0003562807 51,56 50,06 + 7,09

UniEuroSt.50 A* EU LU0090707612 51,74 49,75 – 0,43

UniEuroSt.50-net* EU LU0096427496 41,83 41,83 – 1,32

UniFavorit: Renten* EU LU0006041197 24,08 23,61 – 1,82

UniGlobal Div A* EU LU1570401114 105,40 100,38

UniGlobal Div-netA* EU LU1570401544 99,47 99,47

UniGlobal II A* EU LU0718610743 110,06 104,82 + 20,84

UniIndustrie 4.0A* EU LU1772413420 60,61 58,28

UniMarktf. A* EU LU0103244595 54,42 52,33 + 25,07

UniOpti4* EU LU0262776809 97,26 97,26 – 1,60

UniOptimus-net-* EU LU0061890835 681,20 681,20 – 2,12

UniRak EM net A* EU LU0383775664 152,95 152,95 – 1,98

UniRak Em. Mkts* EU LU0383775318 160,70 154,52 – 0,95

UniRak Na.Kon. A* EU LU1572731245 112,86 110,65

UniRak Nach.K-net-* EU LU1572731591 110,91 110,91

UniRak Nachh.A net* EU LU0718558728 82,60 82,60 + 12,80

UniRak NachhaltigA* EU LU0718558488 87,25 84,71 + 14,00

UniRenta Corp A* EU LU0039632921 105,50 102,43 + 16,09

UniRes: Euro Corp.* EU LU0247467987 41,58 41,58 – 0,03

UniReserve: Euro A* EU LU0055734320 495,12 495,12 – 1,08

UniReserve: USD* US LU0059863547 1054,36 1054,36 + 6,01

UniSec. Bas. Ind.* EU LU0101442050 109,77 105,55 + 4,30

UniSec. BioPha.* EU LU0101441086 139,46 134,10 + 15,60

UniSec. High Tech.* EU LU0101441672 139,27 133,91 + 55,55

UniStruktur* EU LU1529950914 100,81 97,87 – 2,73

UniVa. Europa A* EU LU0126314995 47,00 45,19 – 12,14

UniVa. Global A* EU LU0126315885 99,94 96,10 + 0,91

UniVa.Euro.-net-A* EU LU0126315372 45,52 45,52 – 13,05

UniVa.Glb-net-A* EU LU0126316180 95,49 95,49 + 0,16

UniWirts.Aspirant* EU LU0252123129 25,33 24,59 – 20,88

UNION INVESTMENT REAL ESTATE

UniImmo:Dt.* EU DE0009805507 96,38 91,79 + 8,61

UniImmo:Europa* EU DE0009805515 57,32 54,59 + 7,46

UniImmo:Global* EU DE0009805556 52,56 50,06 + 5,39

Kontakt für B2B-Partner: Telefon +49 69 71043-900www.universal-investment.de

Spiekerm.& Co Str* EU DE000A0M13R2 121,36 115,58 + 1,93

Private Geldanlage

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12243

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Page 43: Handelsblatt - 29 06 2020

FRK India Fd. A d* EU LU0260862304 52,39 49,64 – 17,92

FRK Japan A a* EU LU0231790675 7,06 6,69 – 4,39

FRK Mut.Europ. A a* EU LU0229938955 17,40 16,49 – 22,12

FRK Mut.Gl.Disc.Aa* EU LU0294219513 11,92 11,29 – 20,81

FRK Nat.Res. A a* EU LU0300741732 3,61 3,42 – 38,24

FRK Select US Eq A* EU LU0211333967 23,06 21,85 + 22,20

FRK Strat.Inc. A a* EU LU0300742896 14,64 14,20 + 4,11

FRK Technology A a* EU LU0260870158 27,97 26,50 + 88,98

FRK US Opp A d* EU LU0260861751 21,64 20,50 + 58,23

FRK World Per. A a* EU LU0390134954 30,74 29,13 + 10,63

FRK World Per. A a* US LU0390134368 25,28 23,95 + 11,18

TEM Asian Bond A d* EU LU0260863377 9,29 9,01 – 0,09

TEM Asian SmCp.A a* EU LU0390135415 49,82 47,20 – 15,26

TEM BRIC A a* US LU0229945570 19,81 18,77 + 20,48

TEM China A a* US LU0052750758 35,07 33,23 + 31,66

TEM East.EuropeA a* EU LU0078277505 23,16 21,94 – 4,87

TEM Em.Mkts A a* US LU0128522744 42,93 40,68 + 7,41

TEM Em.Mkts Bd A d* EU LU0496364158 5,12 4,97 – 19,31

TEM Em.Mkts.SmC.Aa* EU LU0300743431 13,12 12,43 – 16,80

TEM Front.Mkts.A a* US LU0390136736 15,22 14,42 – 27,14

TEM Gl.Bd. A d* EU LU0300745303 14,67 14,23 – 3,35

TEM Gl.Hi.Yi A d* EU LU0300744165 6,25 6,06 – 2,64

TEM Gl.Tot.Ret A d* EU LU0300745725 11,29 10,95 – 8,26

TEM Gl.Tot.Ret AYd* EU LU0517465034 6,96 6,75 – 14,95

TEM Gr.(Eur) Aa* EU LU0114760746 16,43 15,57 – 12,07

TEM Gr.(Eur) Ad* EU LU0188152069 16,37 15,51 – 12,10

TEM Lat.Amer. A d* EU LU0260865158 40,43 38,31 – 12,89

FUND PARTNERS LIMITED

Shenk HY A Income* EU GB00B45PPM41 94,12 94,12 – 3,36

[email protected]

Gothaer Mlt Sel A EU DE000A0NA4W4 144,84 139,27 + 7,40

GUTMANN KAPITALANLAGE

PRIME Val Growth T EU AT0000803689 139,37 132,73 – 1,20

Prime Values Inc T EU AT0000973029 136,49 132,51 – 2,71

HANSAINVEST

antea - R EU DE000ANTE1A3 96,06 91,49 + 1,08

Eff-Spiegel Aktien EU DE000A2N82J8 100,02 95,26

Eff-Spiegel AnlMix EU DE000A2N82K6 102,30 97,43

Strat Welt Secur EU DE000A0DPZH2 21,39 20,97 – 3,46

Strat Welt Select EU DE000A0DPZG4 22,12 21,07 – 0,58

TBF SM. POWER € R* EU DE000A0RHHC8 47,27 45,02 – 16,44

HANSAINVEST LUX S.A.

Interbond EU LU0012050133 111,87 108,09 + 9,49

www.hauck-aufhaeuser.com

ERBA Invest OP EU LU0327349527 33,08 31,50 – 2,88

H&A Akt.Sm.Cap EMU EU LU0100177426 118,28 112,65 – 7,94

H&A Dynamik Plus B EU LU0090344473 109,55 104,33 + 11,49

H&A Rend. Pl. CI EU LU0456037844 117,59 113,61 + 3,43

H&A Renten Gbl EU LU0328784664 126,74 124,25 + 7,78

H&A Untern. Eur. EU LU0294540942 156,89 149,42 + 0,85

MB Fd Max Value EU LU0121803570 122,02 116,21 – 32,14

MB Fund Flex Plus EU LU0230369240 57,78 57,21 – 3,95

MB Fund Max Global EU LU0230368945 83,41 79,44 – 2,59

MB Fund S Plus EU LU0354946856 123,18 117,31 – 4,52

Telefon: +49 89 287238-0www.hellerich.de, [email protected]

Global-Flexibel A EU LU0365982395 735,67 700,64 – 1,27

Sachwertaktien A EU LU0459025101 188,38 179,41 – 9,34

www.hwb-fonds.com | [email protected] +49 651 1704 301 | +352 48 30 48 30

HWB Alex.Str.Ptf R* EU LU0322055855 78,31 74,58 – 13,01

HWB Alex.Str.Ptf V* EU LU0322055426 78,34 74,61 – 13,00

HWB DfdsV.V.Vici R* EU LU0322916437 59,86 58,12 – 10,31

HWB DfdsV.V.Vici V* EU LU0322915462 59,85 58,11 – 10,30

HWB Europe Pf.* EU LU0119626884 4,60 4,38 – 15,22

HWB Glb.Conv.Plus* EU LU0219189544 89,22 86,62 – 7,61

HWB Inter.Pf.* EU LU0119626454 4,74 4,51 – 9,72

HWB Pf. Plus R* EU LU0277940762 97,85 93,19 – 3,42

HWB Pf. Plus V* EU LU0173899633 97,82 93,16 – 3,43

HWB Vict.Str.Pf. R* EU LU0277941570 1334,82 1271,26 – 4,50

HWB Vict.Str.Pf. V* EU LU0141062942 1335,40 1271,81 – 4,50

HWB Wdelan + R* EU LU0277940929 50,62 49,15 – 15,13

HWB Wdelan + V* EU LU0254656522 50,62 49,15 – 15,14

IFM INDEPENDENT FD. MANAGAMENT AG

ACATIS FV Akt.Gl.* EU LI0017502381 237,72 226,40 + 12,61

INKA INTERN. KAPITALANLAGEGESELLSCHAFT

Aktien Welt EU DE0009794701 48,65 46,33 + 5,31

HiYld Spez INKA* EU DE000A0F4ZC4 10267 9778,43 + 2,38

StSk. Dü. Abs. Ret.* EU DE000A0D8QM5 116,42 110,88 – 4,96

Die Fonds-Designerwww.ipconcept.com

ME Fonds PERGAMONF EU LU0179077945 665,90 634,19 – 7,92

ME Fonds Special V EU LU0150613833 2854,53 2718,60 + 6,96

Multiadv-Esprit EU LU0090303289 151,69 144,11 – 0,69

Multiadv-Priv. Inv EU LU0116164616 373,82 356,02 + 12,50

PVV CLASSIC EU LU0225421923 45,35 45,35 + 1,18

Stuttg. Aktienfd. EU LU0383026803 109,53 104,31 + 14,45

Stuttg. Divid.fd. EU LU0506868503 86,18 82,08 + 4,31

Stuttg. Energiefd. EU LU0434032149 32,52 30,97 – 13,27

KANAM GRUND KAPITALANLAGEGES.MBH

Leading Cities EU DE0006791825 110,81 105,03 + 10,01

LILUX

LiLux Convert* EU LU0069514817 226,55 219,95 – 1,43

LiLux-Rent* EU LU0083353978 218,48 212,12 + 1,16

LLB INVEST KAPITALANLAGEGES.MBH

Constantia ZZ1 EU AT0000989090 188,00 170,80 – 12,26

ZZ TREND* EU AT0000617675 172,00 163,70 – 4,73

LRI INVEST S.A.

M&W Capital* EU LU0126525004 83,16 79,96 + 46,00

NW Global Strategy* EU LU0303177777 85,64 81,56 + 4,06

Telefon 089/[email protected] www.meag.com

Dividende A* EU DE000A1W18W8 47,58 45,31 – 14,04

EM Rent Nachh.* EU DE000A1144X4 50,73 48,78 + 2,40

ERGO Vermög Ausgew* EU DE000A2ARYT8 52,31 50,06 + 0,27

ERGO Vermög Flexi* EU DE000A2ARYP6 51,15 48,71 – 2,76

ERGO Vermög Robust* EU DE000A2ARYR2 51,83 49,84 + 0,59

EuroBalance* EU DE0009757450 55,99 53,84 + 1,04

EuroCorpRent A* EU DE000A1W1825 56,89 54,97 + 1,78

EuroErtrag* EU DE0009782730 67,94 65,64 + 0,37

EuroFlex* EU DE0009757484 43,10 42,67 – 2,58

EuroInvest A* EU DE0009754333 77,42 73,73 – 7,58

EuroKapital* EU DE0009757468 43,82 41,73 – 6,16

EuroRent A* EU DE0009757443 32,01 30,93 + 3,92

FairReturn A* EU DE000A0RFJ25 56,18 54,54 – 2,96

Glb Real Est Val A* EU DE000A2PFZQ4 39,73 38,57

GlobalBalance DF* EU DE0009782763 65,55 63,03 + 7,59

GlobalChance DF* EU DE0009782789 61,32 58,40 + 5,30

Nachhaltigkeit A* EU DE0001619997 107,73 102,60 + 16,74

ProInvest* EU DE0009754119 184,13 175,36 + 0,24

VermAnlage Komfort* EU DE000A1JJJP7 58,49 56,51 – 4,33

VermAnlage Ret A* EU DE000A1JJJR3 66,14 63,60 + 1,24

MERIDIO FUNDS

Green Balance P EU LU0117185156 113,02 107,64 – 8,62

METZLER ASSET MANAGEMENT GMBH

RWS-Aktienfonds* EU DE0009763300 84,90 80,86 – 3,61

RWS-DYNAMIK A* EU DE0009763334 29,86 28,44 – 3,30

RWS-ERTRAG A* EU DE0009763375 15,16 14,72 – 0,96

Monega Chance* EU DE0005321079 40,67 38,92 + 3,62

Monega Dä.C.B.LDR* EU DE000A2JQL59 50,88 50,13

Monega Dän.Co.Bds* EU DE000A1JSW48 101,52 101,52 + 3,42

Monega Dän.Co.BdsI* EU DE000A141WH1 104,36 104,36 + 8,30

Monega Dän.Co.BdsR* EU DE000A1143N7 51,26 50,50 + 2,74

Monega Ertrag* EU DE0005321087 59,16 57,16 – 4,12

Monega Euro-Bond* EU DE0005321061 54,94 53,34 + 4,45

Monega Euroland* EU DE0005321053 41,17 39,78 – 3,35

Monega FairInv.Akt* EU DE0007560849 51,33 48,89 – 0,69

Monega Germany* EU DE0005321038 75,88 73,31 – 8,44

Monega Glob Bond I* EU DE000A1143J5 108,78 108,78 + 7,43

Monega Glob Bond R* EU DE000A1JSW06 54,60 52,75 + 6,27

Monega Innovation* EU DE0005321020 71,15 68,74 + 5,30

Monega Mi.&Im.F.I* EU DE000A2JQL26 100,26 99,27

Monega Mi.&Im.F.R* EU DE000A2JQL34 51,13 49,64

Monega Rohstoffe* EU DE000A0YJUM2 35,41 34,05 – 6,95

PRIV ETF-DAk gl(I)* EU DE000A141WQ2 95,85 95,85

Privacon ETF Akt I* EU DE000A14N7Z0 99,17 99,17 – 7,62

Privacon ETF Akt I* EU DE000A2DL4E9 99,36 99,36

SALytic Active Eq* EU DE000A1JSW22 52,41 52,41 – 13,80

SALytic Bd Opp I* EU DE000A1JSW30 48,69 48,69 + 1,42

SALytic Bd Opp P* EU DE000A2PEMF8 58,86 57,15

SALytic Strategy* EU DE000A2DL4D1 49,49 49,49

Sentiment Ab.R.(R)* EU DE000A14N7Q9 45,06 43,96 – 11,03

Short Tra.SGB A* EU DE0005321004 46,04 45,58 – 2,48

Sparda OptiAnAusEA* EU DE000A0NGFH2 51,30 50,29 + 0,29

SWuK Prämienfond C* EU DE000A2JQL00 88,74 88,74

Top Dividend* EU DE000A14N7Y3 49,92 47,54 – 10,06

Top Dividend T* EU DE000A2DL4G4 56,19 53,51

Tresono – Aktien E* EU DE000A0HGMB3 994,06 994,06 – 23,85

Tresono – Rent Int* EU DE000A1JUVP9 867,24 867,24 – 3,73

VM Sterntaler* EU DE000A0X9SB8 150,20 144,42 – 4,26

VM Sterntaler II* EU DE000A14N7V9 118,54 113,98 – 2,56

VM SterntalerEurol* EU DE000A1JSW14 116,70 112,21 – 6,33

WahreWerteFonds I* EU DE000A141WM1 101,96 101,96 – 2,79

WahreWerteFonds R* EU DE000A141WL3 49,35 47,45 – 10,12

WGZ Corporate M R* EU DE000A1143P2 99,30 97,83 – 0,80

Telefon (0251) 702 49 www.lvm.de

Euro-Kurzläufer* EU IE0000641252 28,92 28,83 + 0,10

Europa-Aktien* EU IE0000663926 23,33 22,16 – 6,57

Euro-Renten* EU IE0000663256 37,74 36,61 + 2,09

Inter-Aktien* EU IE0000664338 32,14 30,53 + 24,66

Inter-Renten* EU IE0000663470 36,42 35,33 + 3,47

ProBasis* EU IE00B13XV652 30,00 28,95 + 0,14

ProFutur* EU IE0000663694 29,96 28,91 – 2,60

Telefon +49 69 78808 137

[email protected] www.mainfirst.com

AbsRet Multi Ass A* EU LU0864714000 130,82 + 5,18

EmMkts CorpB Bal A2* EU LU0816909369 116,42 – 3,74

Germany Fund A* EU LU0390221256 183,48 – 14,57

Global Equities A* EU LU0864709349 259,15 + 30,06

Top Europ. Ideas A* EU LU0308864023 86,71 – 11,86

MONEGA KAPITALANLAGEGES.MBH

AI Leaders* EU DE000A2PF0M4 119,61 119,61

ARIAD Active All R* EU DE000A141WG3 34,13 33,30 – 34,04

ASVK Subst&Wachst* EU DE000A0M13W2 51,74 49,28 + 32,64

Barmenia Nachh.Bal* EU DE000A141WN9 53,20 52,16 + 5,59

Barmenia Nachh.Dyn* EU DE000A141WP4 54,38 53,31 + 5,30

Bueno Gb. Strategy* EU DE000A2DL387 48,84 48,84

C-QUAD Qua.Eu Fl I* EU DE000A2PEMB7 86,37 86,37

C-QUAD Qua.Eu Fl R* EU DE000A2PEMC5 44,19 42,90

C-QUAD Qua.Gl Fl I* EU DE000A2JQL75 86,29 86,29

C-QUAD Qua.Gl Fl R* EU DE000A2PEMA9 44,14 42,85

DEVK Anlageko Re* EU DE000A2JN5D0 53,91 52,85

DEVK Anlagekon RMa* EU DE000A2JN5F5 54,21 52,63

DEVK Anlkon RenPro* EU DE000A2JN5E8 54,35 53,02

Equity for Life I* EU DE000A14N7W7 94,58 94,58 – 9,45

Equity for Life R* EU DE000A14N7X5 49,42 47,98 – 12,21

Europäischer M.(I)* EU DE000A2PF0N2 101,45 101,45

Europäischer M.(R)* EU DE000A2PF0P7 104,38 101,34

FairInvest I* EU DE000A2JN5H1 50,32 50,32

FO Core plus* EU DE000A2JN5A6 107,08 107,08

Greiff Syst All I* EU DE000A2JN5B4 94,82 94,82

Greiff Syst All R* EU DE000A2JN5C2 96,91 94,09

Guliver Demo. In.R* EU DE000A2DL395 127,87 121,78

Guliver Demo.In.I* EU DE000A2JN5K5 118,24 118,24

HQAM G.Eq.DM4. (I)* EU DE000A2PEMD3 98,21 98,21

HQAM G.Eq.DM4. (R)* EU DE000A2PEME1 48,75 48,75

Innovation I* EU DE000A2JN5J7 56,30 56,30

L&P Val EM SmCap I* EU DE000A2JN5G3 43,24 43,24

L&P Val EM SmCap R* EU DE000A2JQLZ5 44,36 43,07

Lazard Global Corp* EU DE000A14N7R7 102,33 102,33 + 3,63

Lupus alpha R I* EU DE000A0MS726 121,49 116,82 + 8,19

Lupus alpha R R* EU DE000A0MS734 58,21 55,97 + 5,07

Monega BestInvEURA* EU DE0007560781 52,20 49,71 – 3,19

WGZ Mittelst.-Rent.* EU DE000A1JSWX5 95,76 95,76 + 0,21

MULTISELECT

MS Welt-Aktien I* EU LU0098504490 121,61 115,82 + 9,58

NOMURA ASSET MANAGEMENT DEUTSCHLAND

Asia Pacific* EU DE0008484072 162,05 154,33 + 19,00

Asian Bonds* EU DE0008484429 71,84 69,75 + 10,85

Real Protect* EU DE0008484452 96,56 94,67 – 1,57

Real Protect R* EU DE000A1XDW13 94,16 92,31 – 2,66

Real Return* EU DE0008484361 613,45 601,42 + 6,42

am.oddo-bhf.com

Algo Global DRW-€* EU DE000A141W00 106,85 101,76

Basis-Fonds I* EU DE0008478090 137,17 137,17 – 1,46

DC Value One I(t)* EU DE000A0YAX64 201,68 201,68 + 28,85

DC Value One P(t)* EU DE000A0YAX72 189,14 180,13 + 26,95

ETFplus Portf Balan EU DE000A0M1UN9 65,09 63,19 + 1,79

EURO ShTm Bd FT DR* EU DE000A2JJ1R5 99,89 98,90

FMM-Fonds EU DE0008478116 522,45 497,57 + 0,44

FT EuroGovernm. M* EU DE000A0NEBR5 54,13 52,55 – 0,73

KapitalPrivatPortf* EU DE000A0MYEF4 55,78 53,12 + 5,46

O.BHF € ShTe Bd FT* EU DE0008478124 114,50 113,37 – 0,86

O.BHF AlgoEur CRW* EU DE0008478181 284,18 270,65 – 8,24

O.BHF AlgoGlob CRW* EU DE0009772988 69,08 65,79 + 8,35

O.BHF FRA EFF* EU DE0008478058 208,80 198,86 – 14,70

O.BHF Green Bd CR* EU DE0008478082 323,13 313,72 + 8,03

O.BHF MoneyMark CR* EU DE0009770206 69,54 69,54 – 1,49

O.BHF MoneyMark DR* EU DE000A0YCBQ8 47,94 47,94 – 1,49

O.BHF MoneyMark G* EU DE000A1CUGJ8 4961,19 4961,19 – 1,33

Polaris Mod DRW-€* EU DE000A0D95Q0 70,48 68,43 + 5,76

Portf Opportunity EU DE000A0NEBL8 75,73 72,12 + 5,52

S&H GlobaleMaerkte* EU DE000A0MYEG2 60,12 57,26 + 5,34

Sch&Ptnr Glob Def* EU DE000A0M1UL3 67,38 64,17 + 2,44

Schmitz&PtnrGloOff* EU DE000A0MURD9 56,97 54,26 – 7,51

Substanz-Fonds* EU DE000A0NEBQ7 1149,85 1116,36 + 7,74

Vermögens-Fonds* EU DE000A0MYEJ6 777,05 754,42 + 6,66

Westfalicaf. Ak.Re* EU DE000A1XDYE4 60,87 60,27 + 7,20

ODDO BHF ASSET MANAGEMENT LUX.

BHF Flex. Alloc.FT EU LU0319572730 82,39 78,47 + 7,50

BHF Flex. Ind. FT EU LU0325203320 75,82 73,61 + 7,77

BHF Rendite P.FT EU LU0319572904 54,51 52,92 + 4,24

Grand Cru EU LU0399641637 164,03 162,41 – 4,35

Grand Cru (CHF) CH LU0580157419 118,51 117,34 – 5,31

O.BHF POLARIS BAL EU LU0319574272 77,33 75,08 + 6,01

O.BHF POLARIS DY EU LU0319577374 86,10 83,59 + 14,84

ODBHF Em.Co.Dem.CR EU LU0632979331 81,27 77,40 – 2,98

SMS Ars selecta EU LU0118271369 48,37 46,51 – 2,00

Growing Mkts 2.0 EU LU0800346016 182,40 173,71 + 9,55

Klima EU LU0301152442 95,33 90,79 + 48,78

Öko Rock‘n‘Roll EU LU0380798750 162,17 154,45 + 17,97

ÖkoVision Classic EU LU0061928585 208,49 198,56 + 16,68

Water For Life C EU LU0332822492 180,58 171,98 + 10,05

PAYDEN & RYGEL GLOBAL LTD.

Gl.Em.Mkts Bd € A* EU IE00B04NLM33 20,03 – 1,91

Global HY Bond USD* US IE0030624831 27,36 + 10,30

International Bd $* US IE0007440070 28,86 + 15,65

International Bd €* EU IE0031865870 17,42 + 6,78

QUINT:ESSENCE CAPITAL S.A.

Strategy Defensive* EU LU0063042062 126,36 123,88 + 1,93

Strategy Dynamic* EU LU0063042229 233,43 226,63 + 19,22

Telefon +49 69 5050949-0www.raiffeisenfonds.de

Kl. AktienEuropa A EU AT0000820063 78,05 74,33 – 8,18

Kl. AktienEuropa T EU AT0000820071 124,54 118,61 – 8,22

Klassik $ Short A US AT0000961057 98,28 97,55

Klassik $ Short T US AT0000820055 142,42 141,36 + 6,54

Klassik Akt. A EU AT0000961024 196,01 186,68 – 3,84

Klassik Akt. EM R A* EU AT0000A0J7X2 116,87 111,30 + 5,94

Klassik Akt. EM R T* EU AT0000A0J7Y0 137,83 131,27 + 5,96

Klassik Akt. T EU AT0000820022 270,98 258,08 – 3,82

tägliche Anteilspreisveröffentlichungen – mitgeteilt von Infront Financial Technology GmbH

Name Whrg. ISIN Ausg. Rückn. Perf. 3J. in %

DIE BESTEN RENTENFONDS IM VERGLEICHPREIS PERFORMANCE IN %

TITEL ISIN 26.6.’20 1 M. 6 M. 1 J. 3 J. 5 J. LFD. KOSTEN %

Pictet USD Governm.Bd. P* LU0128488383 730,01 USD – 0,24 + 8,88 + 10,33 + 16,23 + 21,37 WWWW0,59Union Lux UniRenta Corp A* LU0039632921 102,43 EUR – 0,83 + 3,89 + 10,85 + 16,09 + 28,03 WWWWWWW1,08LeggM GF WA US CorBd At* IE00B19Z3K33 151,22 USD + 1,17 + 5,21 + 7,92 + 14,56 + 21,96 WWWWWWWWW1,24LeggM GF WA US Cor+Bd At* IE00B19Z7Y58 170,09 USD + 1,81 + 4,32 + 7,79 + 14,13 + 22,50 WWWWWWWWWW1,42

FvS AG Bond Opport R LU0399027613 140,18 EUR + 2,75 + 4,33 + 7,07 + 13,59 + 29,80 WWWWWWW1,05Pictet Glb Bonds P dy$* LU0133805977 135,93 USD + 1,99 + 5,02 + 5,03 + 13,16 + 22,44 WWWWWW0,92DWS Multi Cred USD LD LU1249492460 109,78 USD + 2,40 + 1,25 + 5,07 + 12,07 - WWWWWWW1,07Vontobel USD Bond B H(hd)* LU0035745552 358,09 USD + 3,76 – 2,32 + 1,31 + 11,75 + 19,37 WWWWWWWW1,18

Ampega Zan.Gl.Cred AMI Ia* DE000A1J3AJ9 111,05 EUR – 0,82 + 0,17 + 6,34 + 11,35 + 20,27 WWWWW0,78Nomura Asian Bonds* DE0008484429 69,75 EUR – 1,96 – 0,04 + 5,49 + 10,85 + 13,89 WWWWWWWW1,11LBBW AM W&W Rentenfds* DE0008484502 51,50 EUR – 1,65 + 3,23 + 5,93 + 10,73 + 17,61 WWWWW0,76PAYDEN Global HY Bond USD* IE0030624831 27,36 USD + 5,92 – 4,77 + 0,22 + 10,30 + 20,60 WWWWW0,75

LeggM GF WA US HY Aa(D)* IE0034203152 74,96 USD + 3,94 – 3,30 + 0,18 + 9,66 + 17,18 WWWWWWWWWW1,43Pictet Pic LocCur Deb I€* LU1164801158 96,76 EUR – 3,85 – 0,53 + 2,88 + 9,58 + 5,86 WWWWWWW1,07HansaInv Interbond LU0012050133 108,09 EUR – 1,24 + 3,30 + 7,60 + 9,49 + 12,84 WWWWWWWWW1,34LeggM GF WA Asian Op At* IE00B2Q1FK59 223,43 EUR – 0,78 – 1,45 + 4,54 + 9,37 + 14,79 WWWWWWWWW1,36

Alle dargestellten Investmentfonds sind Teilnehmer am Funds Service, sortiert nach 3-Jahresperformance, berechnet nach BVI Methode. Laufende Kosten % = Anteil der Verwaltungskosten eines Fonds, hoher Prozentsatz = hoher Kostenanteil. Erscheinungstäglich wechselnde Katego-rien: Aktien-, Renten-, Geldmarkt-, Misch-, Immobilien- und wertgesicherte Fonds. Keine Anlageberatung und -empfehlung.

Private Geldanlage

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12242

Klassik Anleihen A EU AT0000961016 78,71 76,79 + 1,48

Klassik Anleihen T EU AT0000820014 141,27 137,82 + 1,48

Klassik Inv. Aktien EU AT0000820097 112,57 107,21 – 5,42

Klassik NachhMix A EU AT0000961081 80,68 78,33 + 7,97

Klassik NachhMix T EU AT0000961099 126,04 122,37 + 7,96

Klassik NachhSolA* EU AT0000961065 70,69 68,80 + 9,16

Klassik NachhSolT* EU AT0000961073 113,47 110,43 + 9,17

Klassik S.T.Anl.A EU AT0000707443 85,33 84,49 – 0,99

Klassik ST Anl.T EU AT0000707450 115,41 114,27 – 1,00

Raiff-Ethik-Anl A EU AT0000707385 89,81 87,19 – 1,38

Raiff-Ethik-Anl T EU AT0000707393 120,98 117,46 – 1,37

Raiff-MegaTr Akt A EU AT0000820139 130,40 125,38 + 33,53

Raiff-MegaTr Akt T EU AT0000820147 175,87 169,11 + 33,62

VPI World Invest EU AT0000707401 68,04 64,80 – 6,94

Telefon +49 69 271355 0www.santanderassetmanagement.de

LatAm Corp Bd I* US LU0363170191 1883,85 1883,85 + 5,88

Select Income AD* EU LU1590077316 45,05 45,05

Telefon: 0800 1685555 www.sauren.de

Sauren Abs Return A EU LU0454070557 10,84 10,52 – 2,85

Sauren Gl Bal A EU LU0106280836 18,82 17,92 + 2,44

Sauren Gl Def A EU LU0163675910 15,73 15,27 – 1,23

Sauren Gl Growth A EU LU0095335757 37,28 35,50 + 11,76

Sauren Gl Opport A EU LU0106280919 34,93 33,27 + 8,17

Sauren Gl Stab Gr A EU LU0136335097 26,82 25,54 + 3,70

SEB Conc. Biotech.* EU LU0118405827 113,11 111,99 + 7,09

SEB TrdSys®Rent.II* EU LU0170040694 57,71 55,76 + 2,12

SECURITY KAPITALANLAGE AG

Schelh Pf dynam A* EU AT0000855614 75,88 72,96 + 4,54

Schelh Pf dynam T* EU AT0000A07HS7 103,08 99,12 + 4,54

SUP1-Ethik Rent A* EU AT0000855606 72,34 70,58 + 0,99

SUP1-Ethik Rent T* EU AT0000A07HR9 90,32 88,12 + 0,98

SUP1-Ethik Rent T4* EU AT0000A20CS1 1044,53 1019,05

SUP3-Ethik A* EU AT0000904909 783,43 764,32 + 1,97

SUP3-Ethik T* EU AT0000A07HT5 1041,66 1016,25 + 1,97

SUP3-Ethik T4* EU AT0000A20CT9 1057,74 1031,94

SUP4-Ethik Akt A* EU AT0000993043 90,68 87,19 + 8,28

SUP4-Ethik Akt T* EU AT0000A07HU3 100,06 96,21 + 8,28

SUP4-Ethik Akt T4* EU AT0000A20CV5 1138,20 1094,42

SUP5-Ethik Kurz A* EU AT0000A01UQ7 99,80 99,30 – 0,19

SUP5-Ethik Kurz T* EU AT0000A01UR5 118,60 118,01 – 0,19

SUP5-Ethik Kurz T4* EU AT0000A20CW3 1008,03 1003,01

SEMPER CONSTANTIA INVEST GMBH

Constantia ZZ1 EU AT0000989090 188,00 170,80 – 12,26

ZZ TREND* EU AT0000617675 172,00 163,70 – 4,73

www.starcapital.de I 0800 - 6941900

SC Strategy 1 EU LU0350239504 142,21 138,07 – 5,53

SC Lo/Sh Allocator EU LU0425811519 138,35 134,32 – 6,48

STATE STREETLuxembourg Funds

Asia Pac Val S B* US LU1159225132 14,01 + 13,73

Asia Pac Val S I* US LU1159224911 13,48 13,48 + 11,20

Aust Ind Equity I* AU LU1159240107 13,60 13,60 + 15,27

Aust Ind Equity P* AU LU1159240289 13,35 13,35 + 13,90

Can Ind Equity B* CA LU1159237731 12,69

Can Ind Equity I* CA LU1159237574 12,68 12,68 + 6,43

Can Ind Equity P* CA LU1159237657 12,44 12,44 + 5,17

EC Treas Bd Ind IC* EU LU0570151364 13,90 13,90 + 7,04

EC Treas Bd Ind ID* EU LU0773064802 11,70 11,70 + 7,04

EC Treas Bd Ind P* EU LU0570151448 12,62 12,62 + 6,54

EM Asia Equity I* EU LU1112180564 10,73 10,73 – 0,84

EM Asia Equity P* EU LU1112180481 10,22 10,22 – 3,62

EM Asia Equity P $* US LU1112180309 10,28 10,28 – 2,82

EM Sel Eq P USD* US LU1112177008 8,97 8,97 – 10,16

EM Sel Eq Prem P* EU LU0379089245 9,61 9,61 – 10,88

EM SRI Enh Eq I* US LU0810595867 12,20 12,20 + 3,25

EM Vol Equity I €* EU LU0456116804 22,80 22,80 + 3,79

Em.Mark. Sel Eq* EU LU0379088940 11,03 11,03 – 8,07

EMU Equity I* EU LU0379090334 25,24 25,24 – 4,86

EMU Equity P Cap* EU LU0379090680 9,93 9,93 – 7,80

EMU Equity P Dis* EU LU1112183824 9,73 9,73 – 7,80

EMU Gov Bnd Ind B* EU LU0773065015 13,74 + 9,11

EMU Gov Bnd Ind I* EU LU0438092966 14,08 14,08 + 8,61

EMU Gov Bnd Ind PC* EU LU0438093006 14,97 14,97 + 8,09

EMU Gov Bnd Ind PD* EU LU0963596084 11,78 11,78 + 8,11

EMU Gov LoBd Ind I* EU LU0956453301 17,66 17,66 + 24,12

EMU Ind Equity B* EU LU1159238119 12,19 – 3,12

EMU Ind Equity I* EU LU1159237905 12,07 12,07 – 3,72

EMU Ind Equity P* EU LU1159238036 11,84 11,84 – 4,92

EMU Sm Equ P Cap* EU LU1159225488 13,12

EMU Sm Equ P Dis* EU LU1159225728 13,02

EMU Sm Equity B* EU LU1159225561 13,52

EMU Sm Equity I* EU LU1159225306 13,32

Enh EM Equity B* US LU0773064398 14,45 + 6,54

ENH. EM EQ I EUR* EU LU0579408591 13,52 13,52 + 4,16

ENH. EM EQ I USD* US LU0446997610 13,85 13,85 + 4,99

ENH. EM EQ P USD* US LU0446997701 13,37 13,37 + 3,35

Eu Ma Vol P* EU LU0456116986 11,57 11,57 + 1,92

Eu Su Co.Bd Ind I* EU LU0579408914 11,81 11,81 + 4,41

Eu.Co.Bd.In.Fd I* EU LU0438092701 15,36 15,36 + 4,11

Eu.Co.Bd.In.Fd P* EU LU0438092883 11,96 11,96 + 3,64

EuCo ex-Fin BdIndI* EU LU1112176968 9,94 9,94 + 4,50

EuCo ex-Fin BdIndP* EU LU0956453996 11,60 11,60 + 4,03

EuCoex-Fin BdIndI€* EU LU0956453640 11,69 11,69 + 4,50

EuCorex-FinBd IndB* EU LU0956453566 11,12 + 6,05

EuIs Sc CorBd In I* EU LU0704618890 11,38 11,38 + 2,93

EuIsScCorBdInICHFh* CH LU0956151988 10,37 10,37 + 1,55

Eur Corp Bd Ind B* EU LU0773064711 13,33 + 4,58

EurCorTrea Bd IndB* EU LU0773064984 12,81 + 7,53

EurInfl LiBd Ind I* EU LU0956454291 11,58 11,58 + 4,92

EurInfl LinBd IndB* EU LU0956454028 11,00 + 3,08

Europe Enh Equity I* EU LU1112179558 11,41 11,41 – 4,76

Europe Enh Equity P* EU LU1112179475 9,98 9,98 – 5,44

Europe Equity P* EU LU1112177180 10,19

Europe Ind Equ B* EU LU1159236683 11,14 – 6,25

Europe Ind Equ I* EU LU1159236337 11,69 11,69 – 1,24

Europe Ind Equ P* EU LU1159236501 11,47 11,47 – 2,45

Europe Sm Equity I* EU LU1112179046 13,52 13,52 + 29,70

Europe Sm Equity P* EU LU1112178824 9,85 9,85 – 8,68

Europe Value Sp. A* EU LU1112182859 10,80 10,80

Europe Value Sp. B* EU LU0892046151 11,89 – 20,51

Europe Value Sp. I* EU LU0892045930 8,35 8,35 – 22,29

Europe Value Sp. P* EU LU0892045856 10,66 10,66 – 24,11

Eurozone Val Sp. B* EU LU0892046409 13,65 – 14,25

Eurozone Val Sp. I* EU LU0892046318 11,64 11,64 – 16,15

Eurozone Val Sp. P* EU LU0892046235 11,87 11,87 – 18,22

EurSus CorBd Ind I* EU LU0579408831 13,51 13,51 + 4,39

EurSus CorBdIn A2€* EU LU1259993019 10,51 10,51 + 4,54

EurSusCorBdInICHFh* CH LU0956452329 10,09 10,09 + 3,60

Flex Ass A. Plus B* EU LU1112178238 10,49 10,49 + 1,76

Flex Ass A. Plus I* EU LU1112178154 10,16 10,16 + 0,22

Flex Ass A. Plus P* EU LU1112178071 9,90 9,90 – 1,68

Flex Asset All. I* EU LU1112178584 9,97

Flex Asset All. P* EU LU1112178402 9,88

G Ag Bd Ind I CHFh* CH LU0956450976 11,11 11,11 + 4,45

Gl Agg Bd Ind B* US LU0773065361 11,31 + 19,40

Gl Agg Bd Ind I* US LU0438093188 11,50 11,50 + 11,11

Gl Agg Bd Ind I $h* US LU0956450620 12,73 12,73 + 14,26

Gl Agg Bd Ind I £h* GB LU0956450893 11,96 11,96 + 9,32

Gl Agg Bd Ind I €h* EU LU0956450547 11,52 11,52 + 5,93

Gl Def Equity B $* US LU1255422120 11,99 + 2,27

Gl Def Equity I $* US LU1255422393 12,33 12,33 + 6,49

Gl EM Ind Equity B* US LU1159236170 14,31 + 6,11

Gl EM Ind Equity I* US LU1159235958 14,11 14,11 + 5,16

Gl EM Ind Equity P* US LU1159236097 13,51 13,51 + 2,25

Gl Enh Eq I $ Cap* US LU1159225991 13,42 13,42 + 14,57

Gl Enh Eq I $ Dis* US LU1162507138 12,39 12,39 + 14,52

Gl Ma Vol Equ. A $* US LU1111599558 13,04 13,04 + 8,80

Gl Ma Vol Equ. B* US LU0773065528 19,67 + 10,43

Gl Ma Vol Equ. I €* EU LU1111597263 15,07 15,07 + 8,10

Gl Ma Vol Equ. P* US LU0450104905 15,89 15,89 + 7,26

Gl Tr Bd I $h Cap* US LU0522796233 14,13 14,13 + 14,23

Gl Tr Bd I $h Dis* US LU0956451271 12,18 12,18 + 13,89

Gl Tr Bd I £h* GB LU0956451438 11,04 11,04 + 9,62

Gl Tr Bd I €h* EU LU0956451354 11,84 11,84 + 5,92

Gl Val Spot I $* EU LU0759082885 15,03 15,03 – 7,39

Gl Val Spot P $* EU LU0759083180 14,61 14,61 – 9,58

Gl Value I $* US LU1159224598 13,05 13,05 + 17,76

Gl.Tr. Bd Ind.Fd I* US LU0438093345 12,23 12,23 + 10,65

Gl.Trea.Bond Fnd.P* US LU0438093428 12,06 12,06 + 10,12

Global Val Spot B* EU LU0759082612 18,09 – 5,27

GlobalAdvFd EMHV* EU LU0047906267 1920,03 1828,60 – 6,49

GlobalAdvFd MMHV* EU LU0044747169 2825,01 2690,49 – 5,68

Jap Ind Eq B JPY* JP LU1159239869 11,79 + 6,44

Jap Ind Eq I EUR* EU LU1159240016 13,12 13,12 + 9,04

Jap Ind Eq I JPY* JP LU1159239604 11,68 11,68 + 5,78

Jap Ind Eq P JPY* JP LU1159239786 11,46 11,46 + 4,53

Multi-Factor Eq I* US LU1110725071 12,24 12,24 + 3,10

NorthAm Enh Eq I $* US LU1112177776 14,85 14,85 + 23,56

Pac ex jap Ind I $* US LU1161082836 13,47 13,47 + 3,85

Pac ex jap Ind P $* US LU1161083644 13,22 13,22 + 2,61

PacexJap Ind Eq B$* US LU1161085342 13,60 + 4,48

SSgA Glb ManVolEqI* US LU0450104814 23,40 23,40 + 9,24

Swi Ind Eq I CHF* CH LU1159239190 13,57 13,57 + 18,30

Swi Ind Eq P CHF* CH LU1159239273 13,31 13,31 + 16,88

Swi Ind Eq P EUR* EU LU1159239513 13,66 13,66 + 18,71

UK Ind Eq I EUR* EU LU1159238978 9,63 9,63 – 12,32

UK Ind Eq I GBP* GB LU1159238465 11,82 11,82 – 9,89

UK Ind Eq P GBP* GB LU1159238549 11,60 11,60 – 10,96

UK Index Eq B GBP* GB LU1159238622 11,93 – 9,33

US Corp Bd Ind B $* US LU0956452758 10,73

US Corp Bd Ind I* US LU0956452675 13,53 13,53 + 18,88

US I S C Bd In I $* US LU0704618544 11,45 + 9,44

US I S C In I €h* EU LU0868465948 12,18 12,18 + 8,03

US I S C In I CHFh* CH LU0956151715 10,93 10,93 + 6,66

US Ind Eq B USD* US LU1159237061 17,15 + 31,63

US Ind Eq I EUR* EU LU1159237228 16,93 16,93 + 29,47

US Ind Eq I EUR h* EU LU1159237491 15,31 15,31 + 20,82

US Ind Eq I USD* US LU1159236840 16,99 16,99 + 30,83

US Ind Eq P USD* US LU1159236923 16,67 16,67 + 29,27

US Val Spot B USD* US LU1159224242 10,84 – 6,66

US Val Spot USD* US LU1159224085 10,44 10,44 – 8,75

Wld Ind Eq B USD* US LU1159234985 15,12 + 20,27

Wld Ind Eq I EUR* EU LU1159235107 14,92 14,92 + 18,27

Wld Ind Eq I USD* US LU1159234712 14,98 14,98 + 19,55

Wld Ind Eq P EUR h* EU LU1159235289 13,73 13,73 + 11,71

Wld Ind Eq P USD* US LU1159234803 14,69 14,69 + 18,08

Wld SRI Ind Eq B $* US LU1159235529 16,10 + 23,09

Wld SRI Ind Eq I $* US LU1159235362 15,21 15,21 + 21,96

Wld SRI Ind Eq P* EU LU1159235875 10,26 10,26 – 17,37

Telefon: +49 69 130 203 85www.swisscanto.de

BF Gl AR H€A* EU LU0957586737 81,24 – 0,90

BF Gl Corp ATH€* EU LU0494188096 148,41 + 6,60

BF Secured HY H€A* EU LU1057798958 81,71 – 6,73

BF ShTm Gl HY H€A* EU LU0830970272 73,09 – 5,84

EF Gl Energy AT* EU LU0102843504 490,56 – 33,01

EF Gl Water Inv AT* EU LU0302976872 196,67 + 10,65

EF S&M Cap Jap AT€ EU LU0644935313 259,33 + 13,85

EF Sel Intern AT€* EU LU0644935669 211,68 + 3,78

PF Resp Amb (€) AA* EU LU0161533970 138,49 + 3,79

Pf Resp Sel (€) AA* EU LU0112799290 120,17 + 3,30

PF Sust Bal (€) AA* EU LU0208341965 122,82 + 9,87

Tel: +49 89 599 890 314 Fax: +49 89 599 890 [email protected] www.thomas-lloyd.com

Sus Infrstr Inc R€* EU LU1439435931 977,42 977,42

Sust Infrastruc IA* EU LU1108653095 747,21 747,21

Sust Infrastruct I* US LU1108670347 1132,15 1132,15

Telefon 069 58998-6060www.union-investment.de

Geno AS:1* EU DE0009757682 87,69 85,14 + 12,76

Priv.Fonds:Flex.* EU DE000A0Q2H14 97,92 97,92 – 8,29

Priv.Fonds:FlexPro* EU DE000A0RPAL7 123,51 123,51 – 6,92

PrivFd:Kontr.* EU DE000A0RPAM5 127,13 127,13 – 0,67

PrivFd:Kontr.pro* EU DE000A0RPAN3 148,30 148,30 + 1,26

Uni21.Jahrh.-net-* EU DE0009757872 33,61 33,61 + 11,73

UniDeutschl. XS* EU DE0009750497 178,62 171,75 + 9,76

UniDeutschland* EU DE0009750117 203,79 195,95 – 8,35

UniEu.Renta-net-* EU DE0009750240 55,62 55,62 + 6,27

UniEuroAktien* EU DE0009757740 70,63 67,27 – 3,01

UniEuropa-net-* EU DE0009750232 71,18 71,18 + 11,95

UniEuroRenta* EU DE0008491069 68,21 66,22 + 1,09

UniEuroRentaHigh Y* EU DE0009757831 35,02 34,00 + 2,62

UniFav.:Akt. -net-* EU DE0008007519 95,74 95,74 + 14,41

Unifavorit: Aktien* EU DE0008477076 158,62 151,07 + 15,46

UniFonds* EU DE0008491002 56,35 53,67 – 0,05

UniFonds-net-* EU DE0009750208 79,83 79,83 – 2,54

UniGlobal* EU DE0008491051 254,54 242,42 + 21,80

UniGlobal-net-* EU DE0009750273 145,60 145,60 + 20,22

UniJapan* EU DE0009750125 58,83 56,03 + 13,93

UniKapital* EU DE0008491085 110,45 108,28 – 2,02

UniKapital-net-* EU DE0009750174 39,39 39,39 – 2,84

UniNachhaltig A Gl* EU DE000A0M80G4 113,24 107,85 + 18,60

UniNordamerika* EU DE0009750075 368,98 351,41 + 35,58

UNIVERSAL-INVESTMENT-LUXEMBOURG S.A.

CondorBalance-UI* EU LU0112268841 88,27 84,07 + 3,77

CondorChance-UI* EU LU0112269146 74,10 70,57 + 10,94

CondorTrends-UI* EU LU0112269492 82,34 78,42 + 14,88

www.walserprivatbank.com Telefon +43 5517 202-01

Wal. Pf Akt USA US LU0121930688 267,87 255,11 + 13,05

Wal. Pf Akt.Europa EU LU0121929912 110,83 105,55 + 6,36

Wal. Pf EmMkt Sel EU LU0572807518 112,85 107,48 + 6,34

Wal. Pf German Sel EU LU0181454132 225,24 214,51 – 1,37

Wal. Pf Syst Glob EU LU1559531956 94,52 91,77 – 6,85

Wal. Weltpf 10 EU LU0327378385 138,92 136,20 + 0,90

Wal. Weltpf 25 EU LU0327378468 142,48 138,33 + 1,57

Wal. Weltpf 45 EU LU0327378542 144,26 140,06 + 1,04

Wal. Weltpf 65 EU LU0327378625 139,65 133,00 – 0,05

Telefon +49 40 3282-5100 www.warburg-fonds.com

Advisor Global EU DE0005547160 91,08 86,74 + 9,47

AE&S Struktur Sel EU DE000A0LBS16 41,09 39,13 – 9,97

AFA Gl Werte Stab* EU DE000A0HGL63 12,37 11,66 – 34,59

Degussa Pf.Priv.Ak. EU DE000A0MS7D8 78,19 74,47 – 18,08

DirkMüllerPremAkti EU DE000A111ZF1 99,06 95,25 + 5,01

Euro Renten-Trend EU DE0009784801 128,22 124,49 – 4,62

G&W-HDAX-Trendfds EU DE0009765446 43,47 41,40 – 10,89

MPF Global EU DE0005153860 46,28 46,28 + 1,71

Renten Plus EU DE0009784736 45,16 43,84 + 3,35

Zinstrend-Fonds EU DE000A0NAU45 76,79 74,55 – 10,00

Zukunft-Strategie EU DE0006780265 40,57 38,64 – 11,13

W&W ASSET MANAGEMENT DUBLIN

SouthEast Asian Eq* EU IE0002096034 112,87 + 7,72

Exchange Traded Funds (ETF)

Produktname Währung ISIN NAV2)

Telefon: 069/29 807 0etf.invesco.com

Invesco AT1 Capital Bd GBP* GB IE00BYZLWM19 38,88

Invesco AT1 Capital Bd USD* US IE00BG0TQB18 20,46

Invesco Dynamic US Mrkt* US IE00B23D9240 19,49

Invesco EQQQ Nasdaq-100* EU IE0032077012 147,50

Invesco EQQQQ Na 100 ETF* US IE00BFZXGZ54 169,10

Invesco EuroMTS Cash 3M* EU IE00B3BPCH51 100,60

Invesco FTSE RAFI EM* US IE00B23D9570 7,32

Invesco FTSE RAFI Eu MS* EU IE00B23D8Y98 16,83

Invesco FTSE RAFI Europe* EU IE00B23D8X81 7,72

Invesco FTSE RAFI US 1000* EU IE00B23D8S39 15,90

Invesco IMII AT1 CapBd €Hd* EU IE00BFZPF439 19,38

Invesco IMII AT1 CapBd Acc* US IE00BFZPF322 22,84

Invesco Inv VarRate Pref A* US IE00BHJYDT11 43,43

Invesco Invesco Pref Sh Ac* US IE00BG482169 45,09

Invesco InvMSCIEurLeadCath* EU IE00BG0NY640 40,69

Invesco Pref Sh UCITS ETF* US IE00BDVJF675 18,98

Invesco USD Float Rate ETF* US IE00BDRTCQ08 19,59

Invesco Var Ra Pref Sh ETF* US IE00BG21M733 38,44

tägliche Anteilspreisveröffentlichungen – mitgeteilt von Infront Financial Technology GmbH

* Fondspreise/ETF-Preise etc. vom Vortag oder letzt verfügbar

1) Investmentfonds nach Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB)2) NAV: Nettoinventarwert

Währungen: AU=Australischer Dollar, CH=Schweizer Franken,CA=Canadischer Dollar, DK=Dänische Krone, EU=Euro, GB =Brit.Pfund, JP=Japanische Yen, NO=Norwegische Krone, PL=PolnischeZloty, SE=Schwedische Krone, SG=Singapur-Dollar, US=US-Dollar

Bei der ausschüttenden Tranche ist die Währung gefettet.

Weitere Fonds-Infos unter:http://finanzen.handelsblatt.com/fonds_suche.htnFondskurse für Profis im "vwd market manager" ab Seite 120.

Alle Angaben ohne Gewähr; keine Anlageberatung oder -empfehlung

Name Whrg. ISIN Ausg. Rückn. Perf. 3J. in % UnionGeldmarktfds* EU DE0009750133 47,95 47,95 – 1,50

UniRak* EU DE0008491044 131,60 127,77 + 7,59

UniRak Kons.-net-A* EU DE000A1C81D8 115,63 115,63 – 0,36

UniRak Konserva A* EU DE000A1C81C0 119,44 117,10 + 0,68

UniRak -net-* EU DE0005314462 69,04 69,04 + 6,47

UniRenta* EU DE0008491028 21,28 20,66 + 7,05

UniSel. Global I* EU DE0005326789 81,86 79,48 + 13,82

UniStrat: Ausgew.* EU DE0005314116 63,81 61,95 + 2,53

UniStrat: Dynam.* EU DE0005314124 53,24 51,69 + 1,88

UniStrat: Konserv.* EU DE0005314108 70,44 68,39 + 0,69

UniStrat:Offensiv* EU DE0005314447 51,31 49,82 + 1,86

UNION INVESTMENT (LUXEMBURG)

Aktien Europa A* EU LU1572664461 104,14 99,18

PrivatFonds: Nachh* EU LU1900195949 53,10 53,10

PrivFd:Konseq.* EU LU0493492200 95,39 95,39 – 4,89

PrivFd:Konseq.pro* EU LU0493584741 105,67 105,67 – 10,13

Uni.Eur. M&S.Caps* EU LU0090772608 53,64 51,58 – 0,88

UniAbsoluterEnet-A* EU LU1206679554 43,41 43,41 – 8,36

UniAbsoluterErt. A* EU LU1206678580 44,05 43,19 – 7,54

UniAsia* EU LU0037079034 80,64 76,80 + 11,63

UniAsia Pac.net* EU LU0100938306 135,23 135,23 + 8,71

UniAsia Pacific A* EU LU0100937670 137,32 132,04 + 9,86

UniAusschü. net- A* EU LU1390462262 46,39 46,39 + 0,52

UniAusschüttung A* EU LU1390462189 46,92 45,55 + 1,45

UniCommodities* EU LU0249045476 40,36 38,44 + 1,64

UniDividAss net A* EU LU0186860663 47,99 47,99 – 4,08

UniDividendenAss A* EU LU0186860408 50,26 48,33 – 3,05

UniDyn.Eur-net A* EU LU0096427066 61,76 61,76 + 11,27

UniDyn.Europa A* EU LU0085167236 105,21 101,16 + 12,36

UniDyn.Gl.-net- A* EU LU0096426845 48,30 48,30 + 39,86

UniDynamic Gl. A* EU LU0089558679 79,13 76,09 + 42,17

UniEM Fernost* EU LU0054735278 1512,43 1440,41 – 13,70

UniEM Osteuropa* EU LU0054734388 1907,73 1816,89 + 7,62

UniEMGlobal* EU LU0115904467 90,05 85,76 + 2,90

UniEuRe Corp A* EU LU0117072461 52,54 51,01 + 3,23

UniEuRe Emerg Mkt* EU LU0149266669 46,28 44,93 – 2,18

UniEuRe Real Zins* EU LU0192293511 61,36 59,57 + 2,93

UniEurKap Corp-A* EU LU0168092178 36,89 36,17 – 0,83

UniEurKap.Co.net A* EU LU0168093226 36,78 36,78 – 1,68

UniEuroAnleihen* EU LU0966118209 58,41 56,71 + 6,46

UniEuroAspirant* EU LU0097169550 42,24 41,01 + 1,22

UniEuroKapital* EU LU0046307343 64,77 63,50 – 1,84

UniEuroKapital-net* EU LU0089559057 40,82 40,82 – 2,81

UniEuropa* EU LU0047060487 2252,17 2144,92 + 12,68

UniEuropaRenta* EU LU0003562807 51,56 50,06 + 7,09

UniEuroSt.50 A* EU LU0090707612 51,74 49,75 – 0,43

UniEuroSt.50-net* EU LU0096427496 41,83 41,83 – 1,32

UniFavorit: Renten* EU LU0006041197 24,08 23,61 – 1,82

UniGlobal Div A* EU LU1570401114 105,40 100,38

UniGlobal Div-netA* EU LU1570401544 99,47 99,47

UniGlobal II A* EU LU0718610743 110,06 104,82 + 20,84

UniIndustrie 4.0A* EU LU1772413420 60,61 58,28

UniMarktf. A* EU LU0103244595 54,42 52,33 + 25,07

UniOpti4* EU LU0262776809 97,26 97,26 – 1,60

UniOptimus-net-* EU LU0061890835 681,20 681,20 – 2,12

UniRak EM net A* EU LU0383775664 152,95 152,95 – 1,98

UniRak Em. Mkts* EU LU0383775318 160,70 154,52 – 0,95

UniRak Na.Kon. A* EU LU1572731245 112,86 110,65

UniRak Nach.K-net-* EU LU1572731591 110,91 110,91

UniRak Nachh.A net* EU LU0718558728 82,60 82,60 + 12,80

UniRak NachhaltigA* EU LU0718558488 87,25 84,71 + 14,00

UniRenta Corp A* EU LU0039632921 105,50 102,43 + 16,09

UniRes: Euro Corp.* EU LU0247467987 41,58 41,58 – 0,03

UniReserve: Euro A* EU LU0055734320 495,12 495,12 – 1,08

UniReserve: USD* US LU0059863547 1054,36 1054,36 + 6,01

UniSec. Bas. Ind.* EU LU0101442050 109,77 105,55 + 4,30

UniSec. BioPha.* EU LU0101441086 139,46 134,10 + 15,60

UniSec. High Tech.* EU LU0101441672 139,27 133,91 + 55,55

UniStruktur* EU LU1529950914 100,81 97,87 – 2,73

UniVa. Europa A* EU LU0126314995 47,00 45,19 – 12,14

UniVa. Global A* EU LU0126315885 99,94 96,10 + 0,91

UniVa.Euro.-net-A* EU LU0126315372 45,52 45,52 – 13,05

UniVa.Glb-net-A* EU LU0126316180 95,49 95,49 + 0,16

UniWirts.Aspirant* EU LU0252123129 25,33 24,59 – 20,88

UNION INVESTMENT REAL ESTATE

UniImmo:Dt.* EU DE0009805507 96,38 91,79 + 8,61

UniImmo:Europa* EU DE0009805515 57,32 54,59 + 7,46

UniImmo:Global* EU DE0009805556 52,56 50,06 + 5,39

Kontakt für B2B-Partner: Telefon +49 69 71043-900www.universal-investment.de

Spiekerm.& Co Str* EU DE000A0M13R2 121,36 115,58 + 1,93

Private Geldanlage

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12243

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Regina Krieger Rom

Er war der Erste – das Pri-vileg stand ihm als Chef des zuständigen Bauun-ternehmens zu: Vor ein paar Tagen fuhr Pietro

Salini mit dem Auto über die neue Brücke in Genua. Im Zeitraffer-Film ist die Fahrt im Netz zu sehen. Die Fahrbahn ist gerade erst asphaltiert, an den Rändern wird noch gearbei-tet. Eröffnet wird die Brücke im Au-gust, nach einer Rekord-Bauzeit von zehn Monaten. Verantwortlich war ein Joint Venture von Salinis Unter-nehmen Webuild und dem teilstaatli-chen Konzern Fincantieri.

„Das war ein toller Moment, ich war sehr stolz“, beschreibt der 62-Jährige seine Empfindungen bei der Jungfernfahrt. Er ist „stolz auf die ganze Mannschaft und darauf, dass wir das trotz des ständig schlechten Wetters in Genua und trotz der Pan-demie so gut und so schnell hinge-kriegt haben.“ Ohne Pause sei gear-beitet worden.

Der Brückenbau nach dem Un-glück im August 2018 – „eine nicht hinnehmbare Tragödie für ein Land, in dem die Römer vor zweitausend Jahren Bauten realisierten, die noch heute stehen und funktionieren“ – sei außerdem ein Akt der Wohltätigkeit seiner Firma gewesen, erklärt er. Rechnungen wurden nicht gestellt.

In Italien gilt die von dem Architek-ten Renzo Piano entworfene neue Brücke als „Wunder von Genua“, denn angefangen bei der ersten Skiz-ze über alle Genehmigungen bis zur Durchführung war alles effizient und schnell – keine Selbstverständlichkeit im Land der überbordenden Büro-kratie.

Beeindruckende ZahlenSalini ist bereits mit den nächsten Projekten beschäftigt. Dabei geht es stets um die großen Verkehrsstraßen und Infrastrukturprojekte in Europa wie den TEN-T-Korridor von Skandi-navien zum Mittelmeer. In Italien ar-beitet er etwa an der Hochgeschwin-digkeitstrasse Neapel–Bari, der Ver-bindung Genua–Mailand, in Paris ist Webuild am Grand Paris Express be-teiligt, dem erweiterten Metroring. 2019 baute er eine neue Metro-Linie in Kopenhagen, zurzeit in Oslo.

Die Zahlen, die das Unternehmen präsentiert, sind beeindruckend: Man habe 257 Dämme, 7250 Kilome-ter an Eisenbahnlinien, mehr als 400 Kilometer an Metrolinien, 52.000 Ki-lometer Straßen und 350 Kilometer an Brücken, Viadukten und anderen Infrastrukturobjekten gebaut.

Mit seiner internationalen Ausrich-tung ist Pietro Salini ein für Italien außerordentlicher Manager. Webuild ist in 50 Ländern aktiv und hat mit al-len Zulieferern zusammen 110.000 Mitarbeiter. 2019 machte das Unter-nehmen einen Jahresumsatz von 5,3 Milliarden Euro. Zahlen für dieses

Jahr will er noch nicht nennen. „Wir wissen noch nicht, wie groß der Ein-fluss der Pandemie sein wird, aber wir sind eine Branche, die antizy-klisch arbeitet, unsere Verträge lau-fen über mehrere Jahre und in vielen Ländern, deshalb sind wir weniger getroffen“, sagt er. In Italien macht Salini 18 Prozent des Geschäfts. An der Börse stieg der Kurs im letzten Monat um über elf Prozent.

Seine Wurzeln sind in Rom: Er stammt aus einem Familienunterneh-men. Sein Großvater, wegen dem er Pietro heißt, gründete in den 1930er-Jahren eine Baufirma, die der Vater

übernahm. Salini stieg 1987 nach dem Wirtschaftsstudium an der römi-schen Universität La Sapienza bei Sa-lini Costruttori SpA ein.

Nach und nach vergrößerte er die Firma. Zum Unternehmen gehört in-zwischen auch Lane Industries aus den USA. Der wichtigste Schritt war 2014 die Fusion von Salini und Impre-gilo – so hieß die Firma bis Mitte Mai. Dann stimmten die Aktionäre für den neuen Namen Webuild. „Der Name ist ein Sinnbild unserer DNA“, erklärt Salini. „Wir bauen und wir tun das in einem großen Team mit den besten Kompetenzen.“ Jetzt steht die nächste

Fusion kurz vor dem Abschluss: We-build übernimmt den italienischen Konkurrenten Astaldi. „Die Akquisiti-on ist so gut wie durch“, sagt Salini. „Danach werden die Kompetenzen sehr gut verteilt sein.“

Die Analysten des Brokerhauses Equita Sim bewerten ihn und sein Unternehmen positiv. Sie prognosti-zieren einen Anstieg bei den Aufträ-gen von 36,2 Milliarden Euro Ende 2019 auf 42,5 Milliarden nach der Fu-sion. Voraussetzung ist, „dass die Re-gierung zügig über ihr geplantes In-frastrukturprogramm entscheidet und die Arbeiten losgehen können“. 200 Milliarden Euro will die Regie-rung in den kommenden 15 Jahren ausgeben, um die Infrastruktur in Ita-lien zu modernisieren. Doch es gibt noch keine Entscheidung.

Berühmter SatzIn Italien kennt den Unternehmer je-der. Seinen Führungsstil beschreibt er als entscheidungsschnell und be-tont den engen Austausch mit sei-nem Management. Berühmt wurde er vor allem wegen eines Satzes, den er im April, mitten in der Coronakri-se, bei der Setzung des letzten Quer-stücks der Brücke an den anwesen-den Regierungschef Giuseppe Conte richtete: „Herr Ministerpräsident, ich bitte Sie auf Knien für unser Land: Denken wir an die Zukunft“, sagte er.

„Ich träume von einem großen Plan, dem Plan der Regierung Conte, damit das Land wie mit einem neuen Marshall-Plan wieder durchstartet.“ Der Satz sei ihm spontan eingefallen, sagt Salini heute – und er glaube, dass die Botschaft angekommen sei.

„Ich sehe, dass die Regierung be-reit ist, in dieser außerordentlichen Situation für alle etwas zu tun. Das ist absolut notwendig für Italien nach dieser Pandemie“, erklärt er. „Italien investiert nur rund ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Infra-struktur. Jetzt ist der Moment, das zu ändern.“

So einen wahren Chef wie ihn – ei-nen, der so arbeitet, dass die Dinge auch gut funktionieren, brauche das Land, sagt Marco Palmisano, ehema-liger Mediaset-Funktionär und Präsi-dent des Kommunikationsklubs San-ta Chiara, über Salini. Wenn er so vie-le Mitarbeiter weltweit so gut verwalte, könne er das auch mit den 60 Millionen Italienern machen.

Doch die Frage, ob er sich einen Einstieg in die Politik vorstellen kann, lächelt Salini weg. „Ich versuche, in meinem Beruf das Beste fürs Land zu geben“, sagt er. Und damit ist das Thema für ihn beendet.

Was ihn jedoch im Moment ständig beschäftige und ihm Sorgen mache, sei die Situation der jungen Men-schen in Italien. Schließlich gebe es so viele intelligente, fähige junge Leu-te, die nicht von der Stelle kämen we-gen der Krise. Für die müsse es eine Zukunft in Italien geben. „Dafür müs-sen wir alle arbeiten“, fordert Salini.

Pietro Salini

Der BrückenbauerDer Chef von Webuild, der in Rekordzeit die Brücke in Genua gebaut hat, sorgt sich um die Infrastruktur Italiens. Pietro Salini fordert einen Investitionsplan von der Regierung.

Pietro Salini: Der bekannte italienische

Unternehmer sorgt sich um die Zukunft

seines Landes.

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Familienunternehmen des Tages

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12244

Dominik Benner

Retter der FachgeschäfteDer Familienunternehmer hat die Plattform Schuhe24 mit 100 Millionen Euro Umsatz aufgebaut. Das macht ihn in der Krise zum Gewinner.

Florian Kolf Düsseldorf

V on einer Karriere als Schuh-händler hatte Dominik Ben-ner eigentlich nie geträumt.

Nach dem Studium der Wirtschafts-wissenschaften arbeitete er erst für Bilfinger Berger. Dann wurde er Ge-schäftsführer beim Energie-Start-up Juwi. Sein Spezialgebiet war – und ist auch heute noch – das Immobilien-management.

Doch 2012 starb überraschend sein Vater. Und damit erbte Benner nicht nur fünf Schuhgeschäfte, sondern auch die Verantwortung für ein 1882 gegründetes Unternehmen mit da-mals 70 Mitarbeitern. Dieser Ver-pflichtung konnte er sich nicht ent-ziehen.

Schnell war ihm klar, dass es nicht reichte, das Familienunternehmen in fünfter Generation genauso fortzu-führen. Als er mit dem Onlineverkauf

von Schuhen experimentierte, ka-men andere Händler auf ihn zu, die ebenfalls einen Weg in den E-Com-merce suchten. Er entwickelte die Onlineplattform Schuhe24, über die heute mehr als 2000 Fachgeschäfte verkaufen.

2015 bekam er dafür von Wirt-schaftsminister Tarek Al-Wazir den Gründerpreis des Landes Hessen überreicht. 2018 wurde er von EY als „Entrepreneur of the Year“ ausge-zeichnet. Doch erst in der Coronakri-se zeigt sich in aller Deutlichkeit, wie überlebenswichtig der Schritt zur Plattform war. In den vergangenen drei Monaten hat sich der Umsatz über Schuhe24 verdoppelt.

Auf bis zu 50 Kanälen gleichzeitig liveUrsprünglich war geplant, dieses Jahr den Umsatz im Plattformgeschäft von 75 auf 100 Millionen Euro zu steigern. „Jetzt gehe ich davon aus, dass es eher noch mehr wird“, sagt Benner. Die Anfragen von stationären Händ-lern, die neu auf die Plattform aufge-nommen werden wollten, waren kaum zu bewältigen.

Viele haben durch die Coronakrise massive Einbußen und suchen jetzt nach neuen Absatzwegen. „Wir ha-ben in den vergangenen drei Mona-ten 500 Filialen neu angeschlossen. Das hat uns personell fast an die Grenze gebracht“, berichtet der Un-ternehmer. Erst langsam ebbt die Flut an Anfragen von Neuinteressen-ten wieder ab.

„Die Coronakrise war ein Weckruf für viele Händler, die noch zu wenig oder gar nicht auf E-Commerce set-zen“, sagt der Schuhe24-Chef. Noch sei es nicht zu spät für einen Neuein-stieg in den Onlinehandel. „Unser Ziel ist es, dass die lokalen Händler ein größeres Stück vom großen On-linekuchen abbekommen.“Dabei beschränkt sich Benner nicht auf Schuhe. Auch Textilien, Taschen, Sportartikel und Schmuck gehören zum Angebot, das über die eigene

Website, aber auch über Plattformen wie Amazon, Ebay oder Real vertrie-ben wird. Damit vermeidet Schuhe24 ein Problem, das viele von lokalen Händlern oder Kommunen gegrün-dete Einkaufsplattformen haben: die zu geringe Reichweite.

Die angeschlossenen Händler kön-nen gleichzeitig auf bis zu 50 Kanälen live gehen. Schuhe24 übernimmt die gesamte Abwicklung von der Daten-pflege über die Zahlungsabwicklung bis zur Beantwortung von Kundenan-fragen und bekommt dafür einen Teil des Umsatzes.

Als die Geschäfte aufgrund der Pandemie schließen mussten, schau-ten viele mit einer Mischung aus Neid und Argwohn auf den Onlinehandel als vermeintlichem Krisengewinner. So forderte Eckhard Schwarzer, Prä-sident des Mittelstandsverbunds, im Rahmen des Konjunkturpakets ein Rekapitalisierungsprogramm, weil er fürchtete, dass der Onlinehandel er-neut im Vorteil sei und der Wettbe-werb weiter verzerrt werde. Droge-

rieunternehmer Raoul Roßmann for-derte gar, den Onlinehandel bei der geplanten Mehrwertsteuersenkung auszuklammern.

Benner kann mit solchen Frontstel-lungen wenig anfangen. „Ich halte nichts davon, den Onlinehandel als Gegner zu sehen“, sagt der 37-Jähri-ge. Wenn ein Händler parallel online verkauft, profitiere auch die Filiale.

Die Versöhnung von Filiale und Onlinehandel bildet Schuhe24 auch in seinem Beirat ab. Dort sitzt zum ei-nen Heinrich Traude, Geschäftsfüh-rer von Klauser Schuhe, einem der größten traditionellen Schuhhändler Deutschlands. Dort sitzt aber auch Jens Wasel, Gründer von KW Com-merce, einem der umsatzstärksten Amazon-Marketplace-Händler welt-weit.

Und auch Onlineunternehmer Benner betont: „Mein Herz hängt am stationären Handel.“ Und das kann der Hobbypilot auch belegen: Das vom Vater geerbte Filialnetz hat er mittlerweile auf elf Läden ausgebaut.

Dominik Benner: „Mein Herz hängt am stationären Handel.“

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Die Coronakrise war ein

Weckruf für viele Händler,

die noch zu wenig oder gar nicht

auf E-Commerce setzen.

Dominik BennerGründer von Schuhe24

Familienunternehmen des Tages

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12245

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Regina Krieger Rom

Er war der Erste – das Pri-vileg stand ihm als Chef des zuständigen Bauun-ternehmens zu: Vor ein paar Tagen fuhr Pietro

Salini mit dem Auto über die neue Brücke in Genua. Im Zeitraffer-Film ist die Fahrt im Netz zu sehen. Die Fahrbahn ist gerade erst asphaltiert, an den Rändern wird noch gearbei-tet. Eröffnet wird die Brücke im Au-gust, nach einer Rekord-Bauzeit von zehn Monaten. Verantwortlich war ein Joint Venture von Salinis Unter-nehmen Webuild und dem teilstaatli-chen Konzern Fincantieri.

„Das war ein toller Moment, ich war sehr stolz“, beschreibt der 62-Jährige seine Empfindungen bei der Jungfernfahrt. Er ist „stolz auf die ganze Mannschaft und darauf, dass wir das trotz des ständig schlechten Wetters in Genua und trotz der Pan-demie so gut und so schnell hinge-kriegt haben.“ Ohne Pause sei gear-beitet worden.

Der Brückenbau nach dem Un-glück im August 2018 – „eine nicht hinnehmbare Tragödie für ein Land, in dem die Römer vor zweitausend Jahren Bauten realisierten, die noch heute stehen und funktionieren“ – sei außerdem ein Akt der Wohltätigkeit seiner Firma gewesen, erklärt er. Rechnungen wurden nicht gestellt.

In Italien gilt die von dem Architek-ten Renzo Piano entworfene neue Brücke als „Wunder von Genua“, denn angefangen bei der ersten Skiz-ze über alle Genehmigungen bis zur Durchführung war alles effizient und schnell – keine Selbstverständlichkeit im Land der überbordenden Büro-kratie.

Beeindruckende ZahlenSalini ist bereits mit den nächsten Projekten beschäftigt. Dabei geht es stets um die großen Verkehrsstraßen und Infrastrukturprojekte in Europa wie den TEN-T-Korridor von Skandi-navien zum Mittelmeer. In Italien ar-beitet er etwa an der Hochgeschwin-digkeitstrasse Neapel–Bari, der Ver-bindung Genua–Mailand, in Paris ist Webuild am Grand Paris Express be-teiligt, dem erweiterten Metroring. 2019 baute er eine neue Metro-Linie in Kopenhagen, zurzeit in Oslo.

Die Zahlen, die das Unternehmen präsentiert, sind beeindruckend: Man habe 257 Dämme, 7250 Kilome-ter an Eisenbahnlinien, mehr als 400 Kilometer an Metrolinien, 52.000 Ki-lometer Straßen und 350 Kilometer an Brücken, Viadukten und anderen Infrastrukturobjekten gebaut.

Mit seiner internationalen Ausrich-tung ist Pietro Salini ein für Italien außerordentlicher Manager. Webuild ist in 50 Ländern aktiv und hat mit al-len Zulieferern zusammen 110.000 Mitarbeiter. 2019 machte das Unter-nehmen einen Jahresumsatz von 5,3 Milliarden Euro. Zahlen für dieses

Jahr will er noch nicht nennen. „Wir wissen noch nicht, wie groß der Ein-fluss der Pandemie sein wird, aber wir sind eine Branche, die antizy-klisch arbeitet, unsere Verträge lau-fen über mehrere Jahre und in vielen Ländern, deshalb sind wir weniger getroffen“, sagt er. In Italien macht Salini 18 Prozent des Geschäfts. An der Börse stieg der Kurs im letzten Monat um über elf Prozent.

Seine Wurzeln sind in Rom: Er stammt aus einem Familienunterneh-men. Sein Großvater, wegen dem er Pietro heißt, gründete in den 1930er-Jahren eine Baufirma, die der Vater

übernahm. Salini stieg 1987 nach dem Wirtschaftsstudium an der römi-schen Universität La Sapienza bei Sa-lini Costruttori SpA ein.

Nach und nach vergrößerte er die Firma. Zum Unternehmen gehört in-zwischen auch Lane Industries aus den USA. Der wichtigste Schritt war 2014 die Fusion von Salini und Impre-gilo – so hieß die Firma bis Mitte Mai. Dann stimmten die Aktionäre für den neuen Namen Webuild. „Der Name ist ein Sinnbild unserer DNA“, erklärt Salini. „Wir bauen und wir tun das in einem großen Team mit den besten Kompetenzen.“ Jetzt steht die nächste

Fusion kurz vor dem Abschluss: We-build übernimmt den italienischen Konkurrenten Astaldi. „Die Akquisiti-on ist so gut wie durch“, sagt Salini. „Danach werden die Kompetenzen sehr gut verteilt sein.“

Die Analysten des Brokerhauses Equita Sim bewerten ihn und sein Unternehmen positiv. Sie prognosti-zieren einen Anstieg bei den Aufträ-gen von 36,2 Milliarden Euro Ende 2019 auf 42,5 Milliarden nach der Fu-sion. Voraussetzung ist, „dass die Re-gierung zügig über ihr geplantes In-frastrukturprogramm entscheidet und die Arbeiten losgehen können“. 200 Milliarden Euro will die Regie-rung in den kommenden 15 Jahren ausgeben, um die Infrastruktur in Ita-lien zu modernisieren. Doch es gibt noch keine Entscheidung.

Berühmter SatzIn Italien kennt den Unternehmer je-der. Seinen Führungsstil beschreibt er als entscheidungsschnell und be-tont den engen Austausch mit sei-nem Management. Berühmt wurde er vor allem wegen eines Satzes, den er im April, mitten in der Coronakri-se, bei der Setzung des letzten Quer-stücks der Brücke an den anwesen-den Regierungschef Giuseppe Conte richtete: „Herr Ministerpräsident, ich bitte Sie auf Knien für unser Land: Denken wir an die Zukunft“, sagte er.

„Ich träume von einem großen Plan, dem Plan der Regierung Conte, damit das Land wie mit einem neuen Marshall-Plan wieder durchstartet.“ Der Satz sei ihm spontan eingefallen, sagt Salini heute – und er glaube, dass die Botschaft angekommen sei.

„Ich sehe, dass die Regierung be-reit ist, in dieser außerordentlichen Situation für alle etwas zu tun. Das ist absolut notwendig für Italien nach dieser Pandemie“, erklärt er. „Italien investiert nur rund ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Infra-struktur. Jetzt ist der Moment, das zu ändern.“

So einen wahren Chef wie ihn – ei-nen, der so arbeitet, dass die Dinge auch gut funktionieren, brauche das Land, sagt Marco Palmisano, ehema-liger Mediaset-Funktionär und Präsi-dent des Kommunikationsklubs San-ta Chiara, über Salini. Wenn er so vie-le Mitarbeiter weltweit so gut verwalte, könne er das auch mit den 60 Millionen Italienern machen.

Doch die Frage, ob er sich einen Einstieg in die Politik vorstellen kann, lächelt Salini weg. „Ich versuche, in meinem Beruf das Beste fürs Land zu geben“, sagt er. Und damit ist das Thema für ihn beendet.

Was ihn jedoch im Moment ständig beschäftige und ihm Sorgen mache, sei die Situation der jungen Men-schen in Italien. Schließlich gebe es so viele intelligente, fähige junge Leu-te, die nicht von der Stelle kämen we-gen der Krise. Für die müsse es eine Zukunft in Italien geben. „Dafür müs-sen wir alle arbeiten“, fordert Salini.

Pietro Salini

Der BrückenbauerDer Chef von Webuild, der in Rekordzeit die Brücke in Genua gebaut hat, sorgt sich um die Infrastruktur Italiens. Pietro Salini fordert einen Investitionsplan von der Regierung.

Pietro Salini: Der bekannte italienische

Unternehmer sorgt sich um die Zukunft

seines Landes.

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Familienunternehmen des Tages

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12244

Dominik Benner

Retter der FachgeschäfteDer Familienunternehmer hat die Plattform Schuhe24 mit 100 Millionen Euro Umsatz aufgebaut. Das macht ihn in der Krise zum Gewinner.

Florian Kolf Düsseldorf

V on einer Karriere als Schuh-händler hatte Dominik Ben-ner eigentlich nie geträumt.

Nach dem Studium der Wirtschafts-wissenschaften arbeitete er erst für Bilfinger Berger. Dann wurde er Ge-schäftsführer beim Energie-Start-up Juwi. Sein Spezialgebiet war – und ist auch heute noch – das Immobilien-management.

Doch 2012 starb überraschend sein Vater. Und damit erbte Benner nicht nur fünf Schuhgeschäfte, sondern auch die Verantwortung für ein 1882 gegründetes Unternehmen mit da-mals 70 Mitarbeitern. Dieser Ver-pflichtung konnte er sich nicht ent-ziehen.

Schnell war ihm klar, dass es nicht reichte, das Familienunternehmen in fünfter Generation genauso fortzu-führen. Als er mit dem Onlineverkauf

von Schuhen experimentierte, ka-men andere Händler auf ihn zu, die ebenfalls einen Weg in den E-Com-merce suchten. Er entwickelte die Onlineplattform Schuhe24, über die heute mehr als 2000 Fachgeschäfte verkaufen.

2015 bekam er dafür von Wirt-schaftsminister Tarek Al-Wazir den Gründerpreis des Landes Hessen überreicht. 2018 wurde er von EY als „Entrepreneur of the Year“ ausge-zeichnet. Doch erst in der Coronakri-se zeigt sich in aller Deutlichkeit, wie überlebenswichtig der Schritt zur Plattform war. In den vergangenen drei Monaten hat sich der Umsatz über Schuhe24 verdoppelt.

Auf bis zu 50 Kanälen gleichzeitig liveUrsprünglich war geplant, dieses Jahr den Umsatz im Plattformgeschäft von 75 auf 100 Millionen Euro zu steigern. „Jetzt gehe ich davon aus, dass es eher noch mehr wird“, sagt Benner. Die Anfragen von stationären Händ-lern, die neu auf die Plattform aufge-nommen werden wollten, waren kaum zu bewältigen.

Viele haben durch die Coronakrise massive Einbußen und suchen jetzt nach neuen Absatzwegen. „Wir ha-ben in den vergangenen drei Mona-ten 500 Filialen neu angeschlossen. Das hat uns personell fast an die Grenze gebracht“, berichtet der Un-ternehmer. Erst langsam ebbt die Flut an Anfragen von Neuinteressen-ten wieder ab.

„Die Coronakrise war ein Weckruf für viele Händler, die noch zu wenig oder gar nicht auf E-Commerce set-zen“, sagt der Schuhe24-Chef. Noch sei es nicht zu spät für einen Neuein-stieg in den Onlinehandel. „Unser Ziel ist es, dass die lokalen Händler ein größeres Stück vom großen On-linekuchen abbekommen.“Dabei beschränkt sich Benner nicht auf Schuhe. Auch Textilien, Taschen, Sportartikel und Schmuck gehören zum Angebot, das über die eigene

Website, aber auch über Plattformen wie Amazon, Ebay oder Real vertrie-ben wird. Damit vermeidet Schuhe24 ein Problem, das viele von lokalen Händlern oder Kommunen gegrün-dete Einkaufsplattformen haben: die zu geringe Reichweite.

Die angeschlossenen Händler kön-nen gleichzeitig auf bis zu 50 Kanälen live gehen. Schuhe24 übernimmt die gesamte Abwicklung von der Daten-pflege über die Zahlungsabwicklung bis zur Beantwortung von Kundenan-fragen und bekommt dafür einen Teil des Umsatzes.

Als die Geschäfte aufgrund der Pandemie schließen mussten, schau-ten viele mit einer Mischung aus Neid und Argwohn auf den Onlinehandel als vermeintlichem Krisengewinner. So forderte Eckhard Schwarzer, Prä-sident des Mittelstandsverbunds, im Rahmen des Konjunkturpakets ein Rekapitalisierungsprogramm, weil er fürchtete, dass der Onlinehandel er-neut im Vorteil sei und der Wettbe-werb weiter verzerrt werde. Droge-

rieunternehmer Raoul Roßmann for-derte gar, den Onlinehandel bei der geplanten Mehrwertsteuersenkung auszuklammern.

Benner kann mit solchen Frontstel-lungen wenig anfangen. „Ich halte nichts davon, den Onlinehandel als Gegner zu sehen“, sagt der 37-Jähri-ge. Wenn ein Händler parallel online verkauft, profitiere auch die Filiale.

Die Versöhnung von Filiale und Onlinehandel bildet Schuhe24 auch in seinem Beirat ab. Dort sitzt zum ei-nen Heinrich Traude, Geschäftsfüh-rer von Klauser Schuhe, einem der größten traditionellen Schuhhändler Deutschlands. Dort sitzt aber auch Jens Wasel, Gründer von KW Com-merce, einem der umsatzstärksten Amazon-Marketplace-Händler welt-weit.

Und auch Onlineunternehmer Benner betont: „Mein Herz hängt am stationären Handel.“ Und das kann der Hobbypilot auch belegen: Das vom Vater geerbte Filialnetz hat er mittlerweile auf elf Läden ausgebaut.

Dominik Benner: „Mein Herz hängt am stationären Handel.“

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Die Coronakrise war ein

Weckruf für viele Händler,

die noch zu wenig oder gar nicht

auf E-Commerce setzen.

Dominik BennerGründer von Schuhe24

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Page 46: Handelsblatt - 29 06 2020

Lars-Marten Nagel Berlin

Die Wahl des Amtsge-richts München fiel auf einen Mann aus der ersten Reihe der deut-schen Insolvenzverwal-

ter: Michael Jaffé soll als Sachverstän-diger das Gutachten über den Insol-venzantrag der Wirecard AG erstel-len. Damit hat der Münchener Jurist gute Chancen, zum vorläufigen Insol-venzverwalter bestellt zu werden.

Nicht ohne Grund: Der 56-Jährige hat sich in vergangenen zwei Jahr-zehnten den Ruf erarbeitet, dass er komplizierte Großinsolvenzen beson-ders gut bewältigen kann. Bekannt wurde er 2002 mit seiner Bestellung in der Pleite des Medienimperiums von Leo Kirch, zu dem die Sender-gruppe Pro Sieben Sat 1 gehörte.

Ihm gelang es, den größten Teil der 11.000 Arbeitsplätze zu erhalten. Den Gläubigern verschaffte er eine Quote von ungewöhnlich hohen 40 Prozent. Auch wenn sich das Verfah-ren über mehr als 16 Jahre hinzog – es war der große Durchbruch seiner Karriere. Seitdem wird er immer wie-der bei Großinsolvenzen zu Hilfe ge-rufen, wie etwa bei dem Wohnwa-genproduzenten Knaus Tabbert oder dem Chiphersteller Qimonda.

Und bei der P&R-Gruppe: Im März 2018 übernahm Jaffé damit ein weite-res Megaverfahren, das den Richtern am Amtsgericht in München sehr präsent sein dürfte und ihre Auswahl möglicherweise beeinflusst hat. Bei der Pleite des früheren Marktführers für Direktinvestments in Seecontai-ner stehen 3,5 Milliarden Euro im Feuer. Rund 54.000 Privatanleger bangen dort um ihr Geld. Statt ver-kaufter 1,6 Millionen Container fand Jaffé nur 600.000 im Bestand vor. Der Fall gilt als einer der größten Ka-pitalanlageskandale in der Geschich-te der Bundesrepublik.

Die extreme Zahl an Gläubigern zu beherrschen stellt die Insolvenzver-waltung der P&R-Firmen vor enorme Herausforderungen. „Jaffé hat eine große Kanzlei, er ist bekannt dafür, dass er mit der Masse von Gläubigern umgehen kann“, sagt der Kapital-marktrechtler Peter Mattil aus Mün-chen, der Jaffé im Gläubigeraus-schuss von P&R gegenübersitzt. Des-halb gelte in München: „Wenn es über eine Milliarde geht, landet es bei ihm.“

Konsequent und entschlossenGerade der Fall P&R zeigt, wie Jaffé arbeitet: entschlossen, durchset-zungsstark, konsequent – diese Ei-genschaften sagen ihm Anwälte nach, die mit ihm arbeiteten oder gegen ihn streiten mussten. Seine Kritiker wenden ein, dass erst eine gewisse Skrupellosigkeit Jaffé überhaupt zu den Großverfahren befähige.

„Er zieht seinen Stiefel durch“, sagt der Berliner Anlegeranwalt Wolf-

gang Schirp, der mit dem Insolvenz-verwalter schon heftig stritt. Wenn er ihn als Gegner charakterisieren soll-te, denke er „eher ans Zweihand-schwert als ans Florett“.

Im Falle von P&R zählte Jaffés Team 86.000 Forderungsanmeldun-gen. Die Gläubigerversammlung ver-legte Jaffé deshalb notgedrungen in die Münchener Olympiahalle. 2500 Investoren lauschten dort seinen Ausführungen. Immer wieder erhielt er Szenenapplaus, etwa als er ankün-digte, Container nicht zu Ramsch-preisen zu verkaufen.

Seinen Plan, die Containerflotte voraussichtlich ein Jahrzehnt weiter über die Weltmeere zu schicken und die Gewinne der Insolvenzmasse zu-zuführen, erklärte Jaffé auch im No-vember 2018 in einem vollen Saal beim deutschen Insolvenzverwalter-kongress. „Wenn eine Frachtladung

auf hoher See ist und man feststellt, dass 60 Prozent der Ladung über Bord gegangen sind, dann bringt es überhaupt nichts, das Schiff auch noch zu versenken.“

Doch das leckgeschlagene Schiff P&R hochseetauglich zu halten, war alles andere als einfach. Als Jaffé die insolventen Vertriebsgesellschaften von P&R übernahm, stand er vor ei-nem Schlüsselproblem. Die 600.000 Bestandscontainer waren in einem schweizerischen Schwesterunterneh-men angesiedelt, das nicht pleite war und das Firmengründer Heinz Roth über Aktien kontrollierte.

Roth hätte Jaffé in der Schweiz förmlich aussperren können, die P&R-Pleite wäre dann sehr wahr-scheinlich in wenigen Wochen zum Totalverlust eskaliert. Jaffé verhin-derte das, indem er den extrem ho-hen Druck auf Roth ausnutzte, um

diesen zu einer Pfändung seiner An-teile der Schwestergesellschaft zu be-wegen. Kapitalmarktrechtler Mattil erinnert sich: „Er hat ihn – richtiger-weise – in den Schwitzkasten genom-men.“

Die Sorge, dass Roth mit dem vie-len Geld aus der Schweiz abtaucht, war damit gebannt. Jaffé übernahm vollends die Kontrolle, indem er die Pfandrechte realisierte und die Ak-tienmehrheit übernahm. Im jüngsten Sachstandsbericht zu P&R schreibt Jaffé: Der Erhalt der Gesellschaft in Zug als Zahlstelle für die weltweite Verwertung der Containerflotte sei die Voraussetzung dafür, dass „Mittel für die Insolvenzmasse generiert wer-den können“.

Inzwischen liegen 300 Millionen Euro auf einem Sonderkonto. Das Geld hat Jaffé über die Containerbe-wirtschaftung in der Schweiz gesi-chert. Dem Bericht zufolge laufen die Geschäfte auch in der Coronakrise stabil. Die Auslastung der Container liege bei 96 Prozent und die Abver-käufe von Altbeständen seien ange-laufen. Sein erklärtes Ziel ist es, eine Milliarde an Kapital zu retten und an die Gläubiger auszuschütten.

Vertrauensvolle Beziehung zu den BehördenWeil bei P&R viele Altanleger mit fri-schem Kapital neuer Anleger bedient wurden, gilt das Konstrukt inzwi-schen als Schneeballsystem. Mit der Pleite begannen damals auch Ermitt-lungen der Staatsanwaltschaft gegen frühere Führungskräfte wegen Be-trugsverdachts.

Das zeigt, dass Jaffé zu den Behör-de offenbar eine vertrauensvolle Ar-beitsbeziehung pflegt. Als die Fahn-der im Juni 2018 etwa Telefonüber-wachungen gegen Roth beantragten, beriefen sie sich auch auf Erkenntnis-se von Jaffé zu Soll- und Ist-Bestän-den der Container.

Zufall oder nicht: Als P&R-Gründer Roth erkennen ließ, die Pfändung seiner Aktien in der Schweiz aufhe-ben zu wollen, landete er kurz darauf in Untersuchungshaft. Fortan hatte er keinerlei Einfluss mehr auf das In-solvenzverfahren. Eine Krankheit verhinderte schließlich den Prozess gegen Roth. Die Staatsanwaltschaft München 1 konnte die Ermittlungen im Eiltempo abschließen.

Dabei handelt es sich um dieselben Strafverfolger, die nun wegen des Verdachts der Marktmanipulation ge-gen die Führungsriege von Wirecard ermitteln.

Für das Handelsblatt war Jaffé bis-lang nicht zu erreichen. Auch das passt zu seiner Art: Er versteckt sich nicht vor der Presse, aber er redet nur dann mit Reportern, wenn er wirklich etwas mitzuteilen hat. Bei Wirecard dürfte es wenige Tage nach der Insolvenzanmeldung dafür noch zu früh sein.

Michael Jaffé

Der Jurist für die Mega-PleitenDer 56-Jährige könnte Insolvenzverwalter bei Wirecard werden.

Er wird immer wieder gerufen, wenn Milliarden im Feuer stehen. Wer ist dieser Mann?

Michael Jaffé: Insolvenzverwalter für die komplizier-ten Fälle.

IMAGO

Wenn es über eine Milliarde

geht, landet es bei ihm.

Peter MattilKapitalmarktrechtler

aus München

Namen des Tages

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12246

Thorsten Dirks

Abflug aus dem Vorstand

D er Manager Thorsten Dirks wird nach drei Jahren den Vorstand der Lufthansa verlassen. Der Vertrag

mit ihm wurde Ende vergangener Woche aufgelöst, teilte der Konzern mit. Dirks neh-me den Abschluss der Stabilisierungsmaß-nahme zum Anlass, sich aus der Führungs-riege der Gesellschaft zurückzuziehen, heißt es in einer Mitteilung der Airline. Seine Auf-gaben übernimmt nun interimistisch Luft-hansa-Chef Carsten Spohr.

Nach Handelsblatt-Informationen aus Kreisen der Fluggesellschaft soll Dirks nicht dazu bereit gewesen sein, auf Boni-Zahlun-gen zu verzichten. Insider vermuten, dass der 57-Jährige bereits eine andere Aufgabe im Blick hat. Lufthansa wollte das auf Anfra-ge nicht kommentieren.

Die „Hansa“ ist durch die Coronakrise in wirtschaftliche Schieflage geraten. Wegen der weltweiten Reisebeschränkungen muss ein Großteil der Flotte am Boden bleiben. Um eine Pleite abzuwenden, erhält das Un-ternehmen vom Bund neun Milliarden Euro in Form von Krediten, einer stillen Einlage und einer Beteiligung von 20 Prozent. Am Donnerstag hatten die Aktionäre dem Ret-tungsplan zugestimmt.

Im Gegenzug für die staatliche Finanz-spritze hat sich das Topmanagement dazu bereit erklärt, bis Ende September auf 20 Prozent seiner Bezüge zu verzichten. Die Staatshilfe ist allerdings zusätzlich an die Be-dingung geknüpft, dass der Vorstand auf Bo-ni und Tantiemen verzichtet, bis der Staat 75 Prozent seiner Beteiligung an der Luft-hansa wieder abgegeben hat. Das schreibt auch die EU-Kommission vor.

Analysten befürchten, dass diese Vor-schrift in den kommenden Monaten dazu führen wird, dass sich noch weitere Füh-rungskräfte von dem Unternehmen abwen-den werden. Denn bei dem früheren Dax-Konzern machen die variablen Vergütungen einen gewichtigen Teil der Entlohnung aus, teilweise bis zu 50 Prozent.

Dirks war zunächst für die Billigtochter Eurowings verantwortlich. Dann übernahm er das neu geschaffene Ressort Digitales. Weil Finanzchef Ulrik Svensson vor einigen Wochen krankheitsbedingt sein Amt aufge-

ben musste, bekam Dirks zusätzlich die Ver-antwortung für Teile des Finanzressorts, das auf mehrere Köpfe verteilt wurde.

Darüber, dass Dirks die Lufthansa verlas-sen könnte, wird schon länger spekuliert — spätestens seit er die Verantwortung für Eu-rowings abgeben musste. Die Entwicklung des Ablegers blieb hinter den Erwartungen zurück. Ein Grund dafür ist die komplexe Struktur der Billigtochter, die wegen ihrer Kosten nicht mit den Billigfliegern Ryanair und Easyjet konkurrieren kann. Dirks muss-te außerdem große Teile der insolventen Air Berlin integrieren – nur wenige Wochen nachdem er sein Amt angetreten hatte.

„Es waren ausnahmslos schwierige und herausfordernde Themen, mit denen er konfrontiert war“, bedankte sich Aufsichts-ratschef Karl-Ludwig Kley.

Schon vor der Pandemie war Eurowings eine harte Restrukturierung verordnet wor-den. Wegen Corona wurde das nochmals verschärft. So ist bereits bekannt, dass rund 300 der 1000 Stellen in der Verwaltung ab-gebaut werden sollen.

Ein Mann klarer Worte

Als Dirks vor drei Jahren bei Lufthansa an-fing, war das für viele eine Überraschung. Lufthansa ist bis heute dafür bekannt, nur selten Branchenfremde in das Topmanage-ment zu holen. Doch der frühere Telekom-munikationsmanager wurde vor allem aus zwei Gründen in den Vorstand berufen. Zum einen sollte er der „Hansa“ dabei hel-fen, die Digitalisierung voranzutreiben. Zum anderen sollte er die vielen Marken, die für Eurowings unterwegs waren, konsolidieren.

Genau darin hat der in Hamburg gebore-ne Manager Erfahrung. 1996 kam er zum Mobilfunker E-Plus. Nach dessen Übernah-me durch den spanischen Konzern Telefóni-ca wurde er 2014 Chef von Telefónica Deutschland. Dirks musste die beiden Un-ternehmen verschmelzen, Stellen streichen, die Netze verknüpfen. Trotz des Umbaus gab es keine Unruhe im Unternehmen. Dirks poltert nicht, er ist ein Mann klarer Worte – auch wenn sie zuweilen hart sind.

Gleichzeitig hat Dirks auch eine gewisse Affinität zum Fliegen. Denn während der Bundeswehrzeit ist er für die Luftwaffe Transall-Maschinen geflogen, das sind schwere Transportflugzeuge. Doch diese Leidenschaft allein, das zeigt sich nun, bin-det den Manager nicht an den Vorstand der Lufthansa. Jens Koenen, Martin Murphy

Thorsten

Dirks: Der Manager möchte

nicht auf seine Boni verzichten.

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Es waren ausnahmslos

schwierige Themen, mit denen

er konfrontiert war.

Karl-Ludwig KleyAufsichtsratschef

der Lufthansa

BusinessLounge

Wahlsieg mit Ab-

stand: Islands Präsident Gudni Jóhannesson hat sich eine zweite Amtszeit ge-sichert. Er erhielt gut 92 Prozent der Stimmen und setzte sich klar gegen seinen Herausforderer durch. Jóhannesson ist seit 2016 Präsident. Mit auf dem Foto: seine Frau Eliza Reid.

Abstimmung mit Maske: In Frankreich hat die Endrunde der Kommunalwahlen begonnen. Die amtierende Bürgermeisterin von Paris Anne Hi-

dalgo gab ihre Stimme mit einem Mund-Nasen-Schutz ab. Die Stichwahlen waren für Ende März geplant, mussten wegen der Pandemie aber ver-schoben werden.

Königsfamilie auf Werbetour: Die belgische Kö-nigsfamilie hat am Wochenende für Reisen in die Provinz Limburg geworben. Auf dem Bild sind Kronprinzessin Elisabeth, Prinz Gabriel, König

Philippe, Prinzessin Eléonore, Königin Mathilde

und Prinz Emmanuel (v.l.) zu sehen.

Ab ti it M k I F k i h h t di

Pokalübergabe ohne Fans: Der Chef der Deut-schen Fußball-Liga, Christian Seifert, hat dem FC Bayern zur Meisterschaft gratuliert. „Das ist nicht die Bundesliga, die wir wollen, aber es war die einzige Bundesliga, die möglich war“, so Sei-fert mit Blick auf die Pandemie. Die Bundesliga hatte den Spielbetrieb nach der Corona-Zwangs-pause vor leeren Rängen wieder aufgenommen.

Pokalübergabe ohne Fans: Der Chef der Deut-

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Der frühere Eurowings-Chef verlässt den Lufthansa-Vorstand. Insider vermuten, dass er bereits eine andere Aufgabe im Blick hat.

Namen des Tages

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12247

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Page 47: Handelsblatt - 29 06 2020

Lars-Marten Nagel Berlin

Die Wahl des Amtsge-richts München fiel auf einen Mann aus der ersten Reihe der deut-schen Insolvenzverwal-

ter: Michael Jaffé soll als Sachverstän-diger das Gutachten über den Insol-venzantrag der Wirecard AG erstel-len. Damit hat der Münchener Jurist gute Chancen, zum vorläufigen Insol-venzverwalter bestellt zu werden.

Nicht ohne Grund: Der 56-Jährige hat sich in vergangenen zwei Jahr-zehnten den Ruf erarbeitet, dass er komplizierte Großinsolvenzen beson-ders gut bewältigen kann. Bekannt wurde er 2002 mit seiner Bestellung in der Pleite des Medienimperiums von Leo Kirch, zu dem die Sender-gruppe Pro Sieben Sat 1 gehörte.

Ihm gelang es, den größten Teil der 11.000 Arbeitsplätze zu erhalten. Den Gläubigern verschaffte er eine Quote von ungewöhnlich hohen 40 Prozent. Auch wenn sich das Verfah-ren über mehr als 16 Jahre hinzog – es war der große Durchbruch seiner Karriere. Seitdem wird er immer wie-der bei Großinsolvenzen zu Hilfe ge-rufen, wie etwa bei dem Wohnwa-genproduzenten Knaus Tabbert oder dem Chiphersteller Qimonda.

Und bei der P&R-Gruppe: Im März 2018 übernahm Jaffé damit ein weite-res Megaverfahren, das den Richtern am Amtsgericht in München sehr präsent sein dürfte und ihre Auswahl möglicherweise beeinflusst hat. Bei der Pleite des früheren Marktführers für Direktinvestments in Seecontai-ner stehen 3,5 Milliarden Euro im Feuer. Rund 54.000 Privatanleger bangen dort um ihr Geld. Statt ver-kaufter 1,6 Millionen Container fand Jaffé nur 600.000 im Bestand vor. Der Fall gilt als einer der größten Ka-pitalanlageskandale in der Geschich-te der Bundesrepublik.

Die extreme Zahl an Gläubigern zu beherrschen stellt die Insolvenzver-waltung der P&R-Firmen vor enorme Herausforderungen. „Jaffé hat eine große Kanzlei, er ist bekannt dafür, dass er mit der Masse von Gläubigern umgehen kann“, sagt der Kapital-marktrechtler Peter Mattil aus Mün-chen, der Jaffé im Gläubigeraus-schuss von P&R gegenübersitzt. Des-halb gelte in München: „Wenn es über eine Milliarde geht, landet es bei ihm.“

Konsequent und entschlossenGerade der Fall P&R zeigt, wie Jaffé arbeitet: entschlossen, durchset-zungsstark, konsequent – diese Ei-genschaften sagen ihm Anwälte nach, die mit ihm arbeiteten oder gegen ihn streiten mussten. Seine Kritiker wenden ein, dass erst eine gewisse Skrupellosigkeit Jaffé überhaupt zu den Großverfahren befähige.

„Er zieht seinen Stiefel durch“, sagt der Berliner Anlegeranwalt Wolf-

gang Schirp, der mit dem Insolvenz-verwalter schon heftig stritt. Wenn er ihn als Gegner charakterisieren soll-te, denke er „eher ans Zweihand-schwert als ans Florett“.

Im Falle von P&R zählte Jaffés Team 86.000 Forderungsanmeldun-gen. Die Gläubigerversammlung ver-legte Jaffé deshalb notgedrungen in die Münchener Olympiahalle. 2500 Investoren lauschten dort seinen Ausführungen. Immer wieder erhielt er Szenenapplaus, etwa als er ankün-digte, Container nicht zu Ramsch-preisen zu verkaufen.

Seinen Plan, die Containerflotte voraussichtlich ein Jahrzehnt weiter über die Weltmeere zu schicken und die Gewinne der Insolvenzmasse zu-zuführen, erklärte Jaffé auch im No-vember 2018 in einem vollen Saal beim deutschen Insolvenzverwalter-kongress. „Wenn eine Frachtladung

auf hoher See ist und man feststellt, dass 60 Prozent der Ladung über Bord gegangen sind, dann bringt es überhaupt nichts, das Schiff auch noch zu versenken.“

Doch das leckgeschlagene Schiff P&R hochseetauglich zu halten, war alles andere als einfach. Als Jaffé die insolventen Vertriebsgesellschaften von P&R übernahm, stand er vor ei-nem Schlüsselproblem. Die 600.000 Bestandscontainer waren in einem schweizerischen Schwesterunterneh-men angesiedelt, das nicht pleite war und das Firmengründer Heinz Roth über Aktien kontrollierte.

Roth hätte Jaffé in der Schweiz förmlich aussperren können, die P&R-Pleite wäre dann sehr wahr-scheinlich in wenigen Wochen zum Totalverlust eskaliert. Jaffé verhin-derte das, indem er den extrem ho-hen Druck auf Roth ausnutzte, um

diesen zu einer Pfändung seiner An-teile der Schwestergesellschaft zu be-wegen. Kapitalmarktrechtler Mattil erinnert sich: „Er hat ihn – richtiger-weise – in den Schwitzkasten genom-men.“

Die Sorge, dass Roth mit dem vie-len Geld aus der Schweiz abtaucht, war damit gebannt. Jaffé übernahm vollends die Kontrolle, indem er die Pfandrechte realisierte und die Ak-tienmehrheit übernahm. Im jüngsten Sachstandsbericht zu P&R schreibt Jaffé: Der Erhalt der Gesellschaft in Zug als Zahlstelle für die weltweite Verwertung der Containerflotte sei die Voraussetzung dafür, dass „Mittel für die Insolvenzmasse generiert wer-den können“.

Inzwischen liegen 300 Millionen Euro auf einem Sonderkonto. Das Geld hat Jaffé über die Containerbe-wirtschaftung in der Schweiz gesi-chert. Dem Bericht zufolge laufen die Geschäfte auch in der Coronakrise stabil. Die Auslastung der Container liege bei 96 Prozent und die Abver-käufe von Altbeständen seien ange-laufen. Sein erklärtes Ziel ist es, eine Milliarde an Kapital zu retten und an die Gläubiger auszuschütten.

Vertrauensvolle Beziehung zu den BehördenWeil bei P&R viele Altanleger mit fri-schem Kapital neuer Anleger bedient wurden, gilt das Konstrukt inzwi-schen als Schneeballsystem. Mit der Pleite begannen damals auch Ermitt-lungen der Staatsanwaltschaft gegen frühere Führungskräfte wegen Be-trugsverdachts.

Das zeigt, dass Jaffé zu den Behör-de offenbar eine vertrauensvolle Ar-beitsbeziehung pflegt. Als die Fahn-der im Juni 2018 etwa Telefonüber-wachungen gegen Roth beantragten, beriefen sie sich auch auf Erkenntnis-se von Jaffé zu Soll- und Ist-Bestän-den der Container.

Zufall oder nicht: Als P&R-Gründer Roth erkennen ließ, die Pfändung seiner Aktien in der Schweiz aufhe-ben zu wollen, landete er kurz darauf in Untersuchungshaft. Fortan hatte er keinerlei Einfluss mehr auf das In-solvenzverfahren. Eine Krankheit verhinderte schließlich den Prozess gegen Roth. Die Staatsanwaltschaft München 1 konnte die Ermittlungen im Eiltempo abschließen.

Dabei handelt es sich um dieselben Strafverfolger, die nun wegen des Verdachts der Marktmanipulation ge-gen die Führungsriege von Wirecard ermitteln.

Für das Handelsblatt war Jaffé bis-lang nicht zu erreichen. Auch das passt zu seiner Art: Er versteckt sich nicht vor der Presse, aber er redet nur dann mit Reportern, wenn er wirklich etwas mitzuteilen hat. Bei Wirecard dürfte es wenige Tage nach der Insolvenzanmeldung dafür noch zu früh sein.

Michael Jaffé

Der Jurist für die Mega-PleitenDer 56-Jährige könnte Insolvenzverwalter bei Wirecard werden.

Er wird immer wieder gerufen, wenn Milliarden im Feuer stehen. Wer ist dieser Mann?

Michael Jaffé: Insolvenzverwalter für die komplizier-ten Fälle.

IMAGO

Wenn es über eine Milliarde

geht, landet es bei ihm.

Peter MattilKapitalmarktrechtler

aus München

Namen des Tages

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12246

Thorsten Dirks

Abflug aus dem Vorstand

D er Manager Thorsten Dirks wird nach drei Jahren den Vorstand der Lufthansa verlassen. Der Vertrag

mit ihm wurde Ende vergangener Woche aufgelöst, teilte der Konzern mit. Dirks neh-me den Abschluss der Stabilisierungsmaß-nahme zum Anlass, sich aus der Führungs-riege der Gesellschaft zurückzuziehen, heißt es in einer Mitteilung der Airline. Seine Auf-gaben übernimmt nun interimistisch Luft-hansa-Chef Carsten Spohr.

Nach Handelsblatt-Informationen aus Kreisen der Fluggesellschaft soll Dirks nicht dazu bereit gewesen sein, auf Boni-Zahlun-gen zu verzichten. Insider vermuten, dass der 57-Jährige bereits eine andere Aufgabe im Blick hat. Lufthansa wollte das auf Anfra-ge nicht kommentieren.

Die „Hansa“ ist durch die Coronakrise in wirtschaftliche Schieflage geraten. Wegen der weltweiten Reisebeschränkungen muss ein Großteil der Flotte am Boden bleiben. Um eine Pleite abzuwenden, erhält das Un-ternehmen vom Bund neun Milliarden Euro in Form von Krediten, einer stillen Einlage und einer Beteiligung von 20 Prozent. Am Donnerstag hatten die Aktionäre dem Ret-tungsplan zugestimmt.

Im Gegenzug für die staatliche Finanz-spritze hat sich das Topmanagement dazu bereit erklärt, bis Ende September auf 20 Prozent seiner Bezüge zu verzichten. Die Staatshilfe ist allerdings zusätzlich an die Be-dingung geknüpft, dass der Vorstand auf Bo-ni und Tantiemen verzichtet, bis der Staat 75 Prozent seiner Beteiligung an der Luft-hansa wieder abgegeben hat. Das schreibt auch die EU-Kommission vor.

Analysten befürchten, dass diese Vor-schrift in den kommenden Monaten dazu führen wird, dass sich noch weitere Füh-rungskräfte von dem Unternehmen abwen-den werden. Denn bei dem früheren Dax-Konzern machen die variablen Vergütungen einen gewichtigen Teil der Entlohnung aus, teilweise bis zu 50 Prozent.

Dirks war zunächst für die Billigtochter Eurowings verantwortlich. Dann übernahm er das neu geschaffene Ressort Digitales. Weil Finanzchef Ulrik Svensson vor einigen Wochen krankheitsbedingt sein Amt aufge-

ben musste, bekam Dirks zusätzlich die Ver-antwortung für Teile des Finanzressorts, das auf mehrere Köpfe verteilt wurde.

Darüber, dass Dirks die Lufthansa verlas-sen könnte, wird schon länger spekuliert — spätestens seit er die Verantwortung für Eu-rowings abgeben musste. Die Entwicklung des Ablegers blieb hinter den Erwartungen zurück. Ein Grund dafür ist die komplexe Struktur der Billigtochter, die wegen ihrer Kosten nicht mit den Billigfliegern Ryanair und Easyjet konkurrieren kann. Dirks muss-te außerdem große Teile der insolventen Air Berlin integrieren – nur wenige Wochen nachdem er sein Amt angetreten hatte.

„Es waren ausnahmslos schwierige und herausfordernde Themen, mit denen er konfrontiert war“, bedankte sich Aufsichts-ratschef Karl-Ludwig Kley.

Schon vor der Pandemie war Eurowings eine harte Restrukturierung verordnet wor-den. Wegen Corona wurde das nochmals verschärft. So ist bereits bekannt, dass rund 300 der 1000 Stellen in der Verwaltung ab-gebaut werden sollen.

Ein Mann klarer Worte

Als Dirks vor drei Jahren bei Lufthansa an-fing, war das für viele eine Überraschung. Lufthansa ist bis heute dafür bekannt, nur selten Branchenfremde in das Topmanage-ment zu holen. Doch der frühere Telekom-munikationsmanager wurde vor allem aus zwei Gründen in den Vorstand berufen. Zum einen sollte er der „Hansa“ dabei hel-fen, die Digitalisierung voranzutreiben. Zum anderen sollte er die vielen Marken, die für Eurowings unterwegs waren, konsolidieren.

Genau darin hat der in Hamburg gebore-ne Manager Erfahrung. 1996 kam er zum Mobilfunker E-Plus. Nach dessen Übernah-me durch den spanischen Konzern Telefóni-ca wurde er 2014 Chef von Telefónica Deutschland. Dirks musste die beiden Un-ternehmen verschmelzen, Stellen streichen, die Netze verknüpfen. Trotz des Umbaus gab es keine Unruhe im Unternehmen. Dirks poltert nicht, er ist ein Mann klarer Worte – auch wenn sie zuweilen hart sind.

Gleichzeitig hat Dirks auch eine gewisse Affinität zum Fliegen. Denn während der Bundeswehrzeit ist er für die Luftwaffe Transall-Maschinen geflogen, das sind schwere Transportflugzeuge. Doch diese Leidenschaft allein, das zeigt sich nun, bin-det den Manager nicht an den Vorstand der Lufthansa. Jens Koenen, Martin Murphy

Thorsten

Dirks: Der Manager möchte

nicht auf seine Boni verzichten.

Mic

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Es waren ausnahmslos

schwierige Themen, mit denen

er konfrontiert war.

Karl-Ludwig KleyAufsichtsratschef

der Lufthansa

BusinessLounge

Wahlsieg mit Ab-

stand: Islands Präsident Gudni Jóhannesson hat sich eine zweite Amtszeit ge-sichert. Er erhielt gut 92 Prozent der Stimmen und setzte sich klar gegen seinen Herausforderer durch. Jóhannesson ist seit 2016 Präsident. Mit auf dem Foto: seine Frau Eliza Reid.

Abstimmung mit Maske: In Frankreich hat die Endrunde der Kommunalwahlen begonnen. Die amtierende Bürgermeisterin von Paris Anne Hi-

dalgo gab ihre Stimme mit einem Mund-Nasen-Schutz ab. Die Stichwahlen waren für Ende März geplant, mussten wegen der Pandemie aber ver-schoben werden.

Königsfamilie auf Werbetour: Die belgische Kö-nigsfamilie hat am Wochenende für Reisen in die Provinz Limburg geworben. Auf dem Bild sind Kronprinzessin Elisabeth, Prinz Gabriel, König

Philippe, Prinzessin Eléonore, Königin Mathilde

und Prinz Emmanuel (v.l.) zu sehen.

Ab ti it M k I F k i h h t di

Pokalübergabe ohne Fans: Der Chef der Deut-schen Fußball-Liga, Christian Seifert, hat dem FC Bayern zur Meisterschaft gratuliert. „Das ist nicht die Bundesliga, die wir wollen, aber es war die einzige Bundesliga, die möglich war“, so Sei-fert mit Blick auf die Pandemie. Die Bundesliga hatte den Spielbetrieb nach der Corona-Zwangs-pause vor leeren Rängen wieder aufgenommen.

Pokalübergabe ohne Fans: Der Chef der Deut-

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Der frühere Eurowings-Chef verlässt den Lufthansa-Vorstand. Insider vermuten, dass er bereits eine andere Aufgabe im Blick hat.

Namen des Tages

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12247

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Page 48: Handelsblatt - 29 06 2020

Obwohl die Corona-Pandemie die Weltgemeinschaft gerade vor im-mense Herausforderungen stellt, bleiben Umwelt- und Klimaschutz für uns weiter ganz oben auf der

Tagesordnung. Denn die Gesundheit unserer Kinder und Enkel ist aufs Engste verknüpft mit der Gesundheit unserer Umwelt. Mit dem Klima-paket hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr die Weichen dafür gestellt, dass Deutschland aus der Kohle-Verstromung aussteigt und immen-se Investitionen in neue, umweltfreundliche Technologien leistet und auf dieser Basis klima-neutral wird. Das gerade beschlossene Konjunk-turprogramm folgt diesem Kompass, indem es auf die Förderung erneuerbarer Energien, der E-Mobilität und grünen Wasserstoffs setzt.

Bei der Verkehrspolitik und Energiepolitik liegt die Verbindung zu Klimafragen auf der Hand. Zu selten wird aber, wenn es um Finanzpolitik geht, an Umwelt- oder Gesundheitsfragen gedacht – das ist ein Fehler. Denn die Finanzwirtschaft ist ein wichtiger Einflussfaktor, um die Weichen für eine lebenswerte Zukunft zu stellen: Geld in nachhaltige, klimafreundliche Investitionen zu lenken, ist eine ebenso kluge wie richtungswei-sende Entscheidung. Es geht darum, soziale Standards durchzusetzen und wirtschaftliche Chancen des ökologisch notwendigen Wandels zu nutzen.

Nachhaltige Investitionen werden immer wich-tiger, um echten Fortschritt für Umwelt- und Kli-maschutz zu erreichen. Nur wenn Unternehmen erstens nachhaltig wirtschaften und dies zwei-tens für die Finanzwirtschaft transparent und einschätzbar ist, können institutionelle Investo-ren und Privatanleger auch nachhaltig investie-ren. Viele haben dies bereits erkannt, darunter

im Übrigen auch der Staat als Anleger am Kapi-talmarkt. Mit der staatlichen Förderbank KfW und dem Fonds zur Finanzierung der kerntech-nischen Entsorgung setzt die Bundesregierung klare Nachhaltigkeitsgrundsätze um.

Auch hiesige Banken reagieren auf diesen Trend und gehen verstärkt dazu über, ihre Kre-dit- beziehungsweise Investmentportfolios an den Zielen des Pariser Klimaabkommens auszu-richten. Der deutsche Finanzsektor greift damit die Herausforderung der Klimakrise auf. Das ist ein starkes Signal, das seine Wirkung auf die Wirtschaft nicht verfehlen wird.

Wir stehen als Regierung zu unserer Verant-wortung. Bald soll es zur Ausgabe der ersten ökologisch nachhaltigen Bundesanleihe kom-men. Im September wird sie begeben, und sie soll international einen neuen Standard setzen. Bundeswertpapiere bilden die Zinsbenchmark im Euro-Raum. Darauf wollen wir aufbauen und einen substanziellen Beitrag auch im neuen öko-logischen Marktsegment leisten. Der Bund inves-tiert massiv in den ökologischen Wandel und wird mit seinen regelmäßigen Emissionen sol-cher Anleihen die Transparenz über diese Inves-titionen weiter erhöhen. Den genauen Rahmen für die Emission legen wir im August fest.

Auch europäisch nimmt die Bundesregierung eine aktive Rolle in dieser Frage ein. Das Bundes-ministerium der Finanzen und das Bundesum-weltministerium haben ein Klassifikationssystem für nachhaltige Aktivitäten durchgesetzt. Hinter dem sperrigen Begriff „Taxonomie“ verbirgt sich ein sinnvolles und notwendiges Instrument, das ein EU-weit einheitliches Verständnis der Nach-haltigkeit von wirtschaftlichen Tätigkeiten sicher-stellt. Diese EU-Taxonomie bietet Anlegern eine Informationshilfe darüber, mit welchen Investi-

tionen ökologisch nachhaltige Wirtschaftstätig-keiten finanziert werden. Wichtig ist uns dabei, nicht nur auf klimafreundliche Anlagemöglich-keiten zu setzen, sondern auch die Atomenergie aus dem Katalog nachhaltiger Aktivitäten auszu-schließen und auch soziale Kriterien zu berück-sichtigen. Das Europäische Parlament hat die Verordnung vergangene Woche beschlossen.

Dies ist erst der Anfang. Wir werden weitere eu-ropäische Initiativen vorantreiben. Der europäi-sche Green Deal wird bereits diskutiert. Er zeigt, wie Europa bis zum Jahr 2050 zum ersten klima-neutralen Kontinent gemacht werden kann. Und wie dafür gleichzeitig die Konjunktur angekurbelt, die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt, die Gesund-heit und die Lebensqualität der Menschen verbes-sert und die Natur geschützt werden wird.

Zur Umsetzung des europäischen Green Deals sind umfangreiche Investitionen erforderlich. Hier liegt eine große Chance für die Finanzwirt-schaft. Die für das vierte Quartal 2020 angekün-digte erneuerte Sustainable-Finance-Strategie der EU-Kommission wird das begleiten. Mit dem im September 2020 geplanten European Sustai-nable Finance Summit unter Schirmherrschaft von Bundesfinanzministerium und Bundesum-weltministerium wollen wir gemeinsam mit Ent-scheidungsträgern aus Wirtschaft und Zivilgesell-schaft einen großen Schritt in eine nachhaltige, klimafreundliche und gesunde Zukunft gehen.

Wir wollen Deutschland zu einem führenden Standort für nachhaltige Finanzwirtschaft entwi-ckeln. Denn Finanzen und Umweltschutz gehen Hand in Hand, wenn es um unsere Gesundheit geht und um die unserer Kinder und Enkel.

Die Weichen richtig stellen

Finanzen und Umweltschutz gehen Hand in Hand, wenn es um unsere Gesundheit geht, meinen Olaf Scholz und Svenja Schulze.

Olaf Scholz ist Bundesminister der Finanzen, Svenja Schulze ist Bundesumweltministerin.

imago images/IPON, Bloomberg [M]

Bald soll es zur Ausgabe der ersten ökologisch nachhaltigen Bundesanlei -he kommen. Im September wird sie begeben, und sie soll international einen neuen Standard setzen.

Gastkommentar

MONTAG, 29. JUNI 2020, NR. 12248

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