hartmut eggl - aspekte der wirkung von musik auf verschiedenen ebenen
DESCRIPTION
Dieses Dokument ist eine Musikwissenschaftliche Arbeit über die Wirkung von Musik. Folgende Themenbereiche werden behandelt:1. Das Phänomen Klang 2. Wirkung von Klang3. Wirkung von Klang auf physiologischer (organischer) Ebene4. Auswirkungen von Klang auf psychischer und seelischer Ebene5. Wirkung von Klang auf intellektueller Ebene und auf sozialer Ebene 6. Wirkung von Klang auf geistiger EbeneTRANSCRIPT
1
Hartmut Eggl
Matr. Nr. 04BU204
Aspekte der Wirkung von Musik auf
verschiedenen Ebenen
Bachelor-Arbeit
zur Erlangung des akademischen Grades
Bachelor of Arts des Studiums IGP-Gitarre
an der
Anton Bruckner Privatuniversität
Betreut durch: Mag. Joanne Leekam
Prof. Marianne Waidhofer
Linz, am 9. 1. 2009
2
Erklärung
Hiermit versichere ich, dass ich diese Bachelor-Arbeit selbst verfasst
und keine anderen als die angegeben Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.
Die Stellen meiner Arbeit, die dem Wortlaut oder dem Sinn nach anderen
Werken entnommen sind, habe ich in jedem Fall unter Angabe der Quelle
als Entlehnung kenntlich gemacht. Dasselbe gilt sinngemäß für Tabellen,
Karten und Abbildungen. Diese Arbeit hat in dieser oder ähnlicher Form
noch nicht im Rahmen einer anderen Prüfung vorgelegen.
……………………………. …………....
Ort Datum Unterschrift
3
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ………………………………………………………………………..... 4
Einleitung ……………………………………………………………………….. 5
1. Das Phänomen Klang …………………………………………………. 6
1.1. Klang und Musik ………………………………………………….. 6
1.2. Obertöne und Untertöne…………………………………………..... 7
1.3. Formanten ……………………………………………………......... 11
1.4. Rhythmik (Bezug zum Klang-als-Schwingung)…………………… 11
1.5. Intervalle, Tonarten, Harmonien………………………………........ 12
2. Wirkung von Klang………………………………................................ 15
2.1. Chladni-Figuren …………………………………………………... 16
2.2. Hans Jennys Kymatik …………………………………………...... 17
2.3. Masaru Emotos Wasserkristallexperimente ……………………… 18
2.4. Physikalisch-physiologisch gerichtete Klangtherapie ……………. 19
3. Wirkung von Klang auf physiologischer (organischer) Ebene. …… 20
3.1. Wirkung auf Pflanzen und Tiere…………………………….……... 22
3.2. Physiologisch gerichtete Musiktherapie …………………………… 23
4. Auswirkungen von Klang auf
psychischer und seelischer Ebene………………………………........... 24
4.1. Hintergrundmusik ……………………………….............................. 25
4.2. Psychologisch gerichtete Musiktherapie………………………….... 27
5. Wirkung von Klang auf intellektueller Ebene und auf sozialer Ebene 30
5.1. Der Einfluss der Musikerziehung auf die Intelligenz der Kinder
(Ergebnisse der Hirnforschung) ……………………………………........ 30
5.2. Pädagogik und Klang ……………………………………................ 31
6. Wirkung von Klang auf geistiger Ebene ……………………………… 33
6.1. Mystik und Klang ………………………………............................... 34
6.2. Feinstofflich gerichtete Musiktherapie……………………………... 34
Quellennachweis ……………………………………………………………. 36
Anhang
1. Resonanzfrequenzen der Vokale …………………………………….. 37
2. Ansermet, Einteilung der Intervalle nach psychischem Gesichtspunkt 38
3. Tabelle der Entsprechungen Mantra-Chakra…………………………. 39
4
Vorwort
„Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“ - Friedrich Nietzsche1
Meine persönlichen Erfahrungen mit Musik waren die Grundmotivation für das
Verfassen dieser Arbeit. Im Verlauf meiner musikalischen Tätigkeit konnte ich oft
beobachten, wie sich Musik positiv auf die Entwicklung eines Menschen auswirkt.
Allerdings wird man als hörender Mensch auch damit konfrontiert, dass die
physikalischen Komponenten der Musik - Schall und Klang - sich auch destruktiv
auswirken können. Dies ist am offensichtlichsten, wenn man zum Beispiel an
Hörschädigungen durch Lärm im Arbeitsbereich denkt.
Das Ziel dieser Arbeit ist zu veranschaulichen, auf welchen Ebenen die Klangwirkung
nachgewiesen werden kann.
Die vorliegende Arbeit befasst sich also generell mit den verschiedenen Arten von
Klangwirkungen und ist in 6 Abschnitte gegliedert.
Im einleitenden Teil werden sowohl weltanschauliche als auch physikalische Aspekte
erörtert. Der zweite Abschnitt stellt physikalische Experimente dar, die durch
entsprechende Bilder ergänzt werden.
Während im 3. und 4. Abschnitt Beobachtungen auf physiologischer und psychischer
Ebene im Mittelpunkt stehen, werden in den zwei letzten die soziale und intellektuelle
Dimension (5. Kapitel) bzw. die geistige Dimension (6. Kapitel) thematisiert.
Obwohl die verschiedenen Ebenen sich oft gegenseitig durchdringen wurde aus
methodischen Gründen eine Trennung der Ebenen vorgenommen.
Ich möchte mich hier bei Fr. Mag. Joanne Leekam für die Betreuung meiner Arbeit
und die interessanten Gespräche bedanken. Ebenfalls gilt dieser Dank Fr. Prof.
Marianne Waidhofer.
Bei Fr. Prof. Marianne Waidhofer möchte ich mich ebenso für den
Hauptfachunterricht bedanken.
Meiner Familie gilt mein Dank dafür, dass ich die Möglichkeit bekommen habe zu
studieren.
Einleitung
1 http://www.epos.uni-osnabrueck.de/pageview/pageview.php?file=../Humor/muzitat.htm&page=14#N 1.11.2009
5
„Es ist faszinierend wie Musik auf den Menschen wirkt“:
Diese Aussage hörte ich im fast gleichen Wortlaut im Verlaufe meines Lebens
mehrmals und spornte mich an besonders bewusst zu musizieren.
Musik ist undenkbar ohne Kommunikation und soziale Interaktion.
Das Material das durch die Musik transportiert wird sind Töne.
Rein physikalisch besteht jeder Klang aus Schwingungen und Überlagerungen von
Frequenzen. Im Zusammenhang mit Musik aber verkörpert jeder Klang eine
Bewegung, eine Energie.
Jeder Mensch unterscheidet Klänge in seiner Wahrnehmung, nicht nur mit dem
Gehör, sondern auch gefühlsmässig und körperlich.
Es stellt sich die Frage, ob diese Unterschiede optisch, also sichtbar gemacht werden
können.
Bei den Recherchen stieß ich auf allerlei physikalische Definitionen und Experimente,
wobei das Werk Kymatik von Hans Jenny die eindrucksvollsten Impressionen
lieferte. Ähnliche Darstellungen kann man von Alexander Lauterwasser auf seiner
Homepage www.wasserklangbilder.de betrachten.
Ebenso stiess ich auf philosophische Texte und Werke, welche neue Dimensionen zu
dem persönlich Erfahrenen lieferten.
Die von Manfred Spitzer beschriebenen Experimente mit Magnetenzephalogie (MEG)
könnten als physiologisch nachweisbare organische Wirkung von Klang angesehen
werden und ebenso liefern wirksame musiktherapeutische Methoden den Nachweis
für die psychische Wirkung von Klang. Die von Hans Günther Bastian durchgeführte
Studie an Berliner Grundschulen zeigt sogar eine Steigerung der intellektuellen
Fähigkeiten auf.
Die Beschäftigung mit Klang kann Heilprozesse in Gang setzen oder sie zumindest
begünstigen.
6
1. Das Phänomen Klang
Wir wissen, dass Schallwellen Nervenhärchen im Gehörgang zum Schwingen
bringen. Dabei entsteht ein elektrisches Signal, welches im Gehirn übersetzt wird.
Was danach genau passiert, wirft viele Fragen auf. Fest steht, dass der Klang, das
Arbeitsmaterial der Musik, das unstofflichste von allen Kunstmaterialien ist.
Es gibt Klänge, welche nicht hörbar sind und trotzdem eine Wirkung haben.
Unter 16 Hz hören wir den Ton nicht mit den Ohren, sondern wir nehmen nur mehr
Vibrationen wahr (Infraschall).
Ein Ton über 21 Khz liegt über dem Hörbereich und wird als Ultraschall bezeichnet.
Man kann Klängen auch nicht nur physisch begegnen, man kann auch Töne in seiner
Vorstellung abrufen.
Jede Art der akustischen Vorstellung - auch die Sprache oder sogar Geräusche -
lassen sich innerlich hervorrufen.
„Die Musik ist die einzige unter allen Künsten, die von Natur gegenstandslos ist. Am
nächsten verwandt ist ihr darin noch die Dichtkunst.
Die Musik hat mit der Dichtkunst gemeinsam, dass das Arbeitsmaterial kein
materieller Stoff ist.
Das Material, mit dem in der Dichtkunst gearbeitet wird, ist das Wort, welches
Gedanken, Bilder und Stimmungen veranschaulicht oder die Begriffe dienen als
Stellvertreter des Gegenständlichen und des Stofflichen. Der „Grundstoff“ der Musik
ist der Ton.
1.1. Klang und Musik
Walter Abendroth beschreibt in seinem Buch „Kurze Geschichte der Musik“2 die
Musik als „nicht greifbar“ und „unbegrenzt“. Diese Unbegrenztheit äußert sich dem
Betrachter als erstes in der unendlichen Menge der möglichen Töne. „Der Urgrund
der Musik ist also ein tönendes All“.
Für das menschliche Fassungsvermögen erscheinen diese unbegrenzten
Möglichkeiten wie ein Chaos und es ist der schöpferische Mensch, der mit wählender
Hand eine bestimmte Anzahl der Möglichkeiten herausnimmt und sie in begrenzte
Ordnungen setzt. So entstanden nach Abendroths Auffassung die verschiedenen
Formen und Stufen der Musikkultur.
Durch einen Prozess des Ordnens und Auswählens ist die Musik Kunst geworden.
Die Deutungsmöglichkeiten der Musik sind ebenso grenzenlos wie die Möglichkeiten
der Formen der Musik.
Nicht nur von Epoche veränderte die Musikrezeption sich zu Epoche, sondern die
Meinungen über Musik widersprechen sich sogar auf das heftigste noch heute.
Die Gesichtspunkte, wonach Menschen Musik definiert haben, bewegen sich in einem
Radius von mathematischen Betrachtungen bis hin zum Magischen. Abendroth listet
auf:
Musik ist eine autonome Kunst, die einzig aus eigener Gesetzmäßigkeit lebt.
Musik ist eine Kunst, die nur von Gnaden der Dichtkunst lebt.
Musik ist eine „tönend bewegte Form“, die nichts aussermusikalisches
auszudrücken vermag. Musik ist Ausdruckskunst durch und durch.
Musik ist klingende Architektur. Musik ist uferloses Spiel der Phantasie.
2 Walter Abendroth, „Kurze Geschichte der Musik“ S.7 bis S. 9, 1980
7
Musik ist reine Konstruktion. Musik ist reine Inspiration.
Musik ist Spiegelung strengster Disziplin. Musik ist die Spiegelung
schweifender Gemütsstimmungen.
Musik ist eine internationale Sprache, die von allen Völkern verstanden wird.
Musik ist ein national gefärbtes Idiom, dessen volles Verständnis an dieselben
Grenzen gebunden ist wie die Wortsprachen auch.
Ihr innerstes Wesen soll sich nach den einen dionysisch aussprechen, nach
dem anderen apollinisch.
Die Eigenschaft der Musik ist Geistigkeit. Sie kann aber auch Sinnlichkeit
sein.
Der Charakter der Musik ist maskulin (energiefördernd). Der Charakter der
Musik ist feminin (verweichlichend).
Musik spannt den Geist an, Musik vernebelt den Geist.
Sie soll gottgefällig sein und sie soll ein „teuflisch Geplärr“ sein.
Sie soll dem Egoismus dienen, und sie soll gemeinschaftsbildend wirken.
Abendroth betont in seinem Text, dass solche entgegen gesetzten Anschauungen wie
die vorhin angeführten nicht nur durch verschieden gearteter Musik ausgelöst werden.
Sie können sogar auf dieselben Kategorien von Musik angewendet werden und mehr
noch auf ein und dasselbe Werk.
„Musik spricht die Sinne sowie auch den Geist an und deshalb lässt sich leicht
erklären wie sie verschieden verstanden werden kann. Es ist die Frage, ob mehr der
Geist - oder mehr die Sinne - die Eindrücke der Musik aufnehmen.
Musik wird aber nicht nur auf verschiedene Arten empfangen, sondern sie kann auch
auf verschiedenen Stufen verstanden werden.
Eine Person kann lediglich eine Gemütsregung verspüren, ein anderer hat sich mit der
Struktur eines musikalischen Werkes befasst, und er versteht die Satzeinteilung und
den künstlerischen Sinn. Der Nächste verfolgt den kompositorischen Aufbau und den
thematischen Ablauf. Ein Anderer ist von der geistigen Ordnung in einem Stück
fasziniert.
Jedes Teilverständnis ist richtig und gültig, aber vollkommen kann man erst
verstehen, wenn sich die Teilverständnisse zusammenfinden und die Widersprüche
sich gegenseitig aufheben.
Das gleiche Prinzip gilt, wenn man die Musikgeschichte betrachtet. Ob das nun der
gesamte Verlauf der Entwicklungen und Strömungen oder die Auseinandersetzung
mit einzelnen herausragenden Komponisten ist.“3
1.2. Obertöne und Untertöne
OBERTÖNE
Jedes Musikinstrument hat einen besonderen Eigenklang, je nachdem wie es
physikalisch beschaffen ist. Dies hängt zusammen mit den sogenannten Obertönen.
„Obertöne sind die in einem erklingenden Einzelton mitschwingenden höheren Töne,
deren Schwingungszahlen ganze Vielfache der Schwingungszahl des Grundtones sind.
In jedem Ton den wir anschlagen oder blasen oder streichen, schwingt eine ganze
3 Ebenda S. 7 ff.
8
Leiter mit - eben die Obertonleiter -, die zunächst in weiten, dann in immer enger
werdenden Abständen alle ganzen und halben Tonstufen enthält. Beim
Saiteninstrument verhalten sich die Schwingungszahlen und Saitenlängen umgekehrt
proportional.“ 4
Wenn eine Saite zum tönen gebracht wird, schwingt sie nicht bloß als ein Ganzes,
sondern auch ihre Hälften, ihre Drittel, ihre Viertel usw. schwingen in
abgeschwächten Masse mit, so dass die Saite nicht bloß einen einzelnen Ton, sondern
eine Summe von Tönen hergibt, die wir einheitlich als einen Klang wahrnehmen.
Zusammen mit dem Grundton, ertönt eben eine Reihe von Obertönen. Der 1. Oberton
kommt von den mitschwingenden Hälften der ganzen Saite, die doppelt so schnell wie
die ganze Saite vibrieren. Der 2. Oberton kommt von den mitschwingenden Dritteln
der ganzen Saite, die dreimal so schnell wie die ganze Saite vibrieren usw.
Die Entsprechung zwischen der schwingenden Saitenlänge und dem musikalischen
Intervall ergibt folgende Reihung:
1:2 = Oktave
2:3 = Quinte
3:4 = Quarte
4:5 = grosse Terz
5:6 = kl Terz
Die bisherigen Betrachtungen lassen sich zu folgendem Ergebnis verdichten:
Der einzelne Ton ist bloss ein Untersuchungsprojekt der Akustik. Erst der Klang
schlägt die Brücke zum Reiche der Musik hinüber. In ihm ist die Summe, eine Folge
von Tönen anwesend, die durch Zwischenräume getrennt sind, also Intervalle
aufweisen.
Die Naturtonreihe erklingt beispielsweise an den Blasinstrumenten durch
“Überblasen” derselben, indem man den sie erregenden Luftstrom stoßweise steigert,
aber auch an den Saiteninstrumenten, wo es jedoch des Analytikers des Menschen,
des Ohres bedarf, um sie herauszuhören.
„Die Reihe der möglichen Obertöne wird durch die Reihe der natürlichen Zahlen
1,2,3,4,5,6,7,8,….. gekennzeichnet und ist theoretisch unbegrenzt. Praktisch hat man
die Obertöne bis etwa zum 40. hin nachweisen können. Damit ist nicht gesagt, dass an
einer erregten Saite alle diese Obertöne lückenlos auftreten. Welche Auswahl aus
ihnen erklingt, verleiht dem Grundton seine besondere “Klangfarbe”. Dabei spielt
auch die Stärke, in welcher die einzelnen Obertöne sich geltend machen, mit.“
Neben diesen so genannten harmonischen Obertönen existieren an manchen
Klangerregern sogenannte unharmonische Obertöne, deren Schwingungszahlen nicht
die ganzzahligen Vielfachen der Schwingungszahl des Grundtones sind, z.b. Glocken,
tönende Platten usw.
„Eine stärkere Hervorhebung von Obertönen, als sie sonst die angestrichene Saite
hergibt, wird von den Streichern bei der Erzeugung der sogenannten Flageolettöne
praktiziert.“5
4 Joachim-Ernst Berendt, „Das dritte Ohr - vom Hören der Welt“ S.363,1985 5 Ernst Bindel, „Die Zahlengrundlagen der Musik im Wandel der Zeiten“, S.21, ff., 1985
9
„In der Musik kann man das Zusammenspiel von den Obertönen in der Vielfalt der
Klangfarben beobachten. Wenn man die Möglichkeiten dieses Zusammenspiels mit
dem bruchlosen Hinab- und Hinaufgleiten einer analogen Darstellung von Farben
und Farbübergängen vergleicht, fällt auf, dass wegen dieses Zusammenspiels der
Obertöne kein Ton nur alleine klingt. Eine Farbe kann man in seiner Erscheinung
isoliert betrachten, einen Ton nicht.
Es wirken sich viele Faktoren auf die Klangfarbe aus.
Mit jedem Ton erklingen Obertöne, und es sind die Interferenzen zwischen der
Grundschwingung und den Obertönen, welche die Klangfarbe prägen.“6
Joachim Ernst Berendt vollzieht mit dem Monochord (einem kastenförmigen
Resonanzkörper, der tonverstärkend wirkt und über den eine Saite von z.B. 120 cm
Länge gespannt ist7) die Versuche von Pythagoras nach und schreibt Folgendes
darüber in Bezug auf Obertöne:
Der Monochord ist auf C gestimmt. Wenn die Saite in der Mitte angeschlagen wird,
erklingt der Ton C eine Oktave höher. Wenn die Saite gedrittelt wird, erklingt die
Quint, also ein G.
Die geviertelte Saite lässt die Quarte erklingen. Wenn die Saite gefünftelt wird,
erklingt die grosse Terz, gesechstelt die kleine Terz und so lässt sich die Reihe
fortsetzen.8
1:2 = Oktave
2:3 = Quinte
3:4 = Quarte
4:5 = grosse Terz
5:6 = kl Terz
Die Halbierung eines Monochords klingt als Oktave.
Die Drittelung als eine Quinte.
Die Viertelung als eine Quarte eine Oktave höher.
Die Fünftelung als eine grosse Terz eine Oktave höher.
Die Sechstelung als eine kleine Terz eine Oktave höher.
Eine Siebtelung klingt als eine verkleinerte kleine Terz eine Oktave höher, diese
wurde aber praktisch kaum mehr verwendet.
Die Achtelung klingt 2 Oktaven höher.
6 Joachim-Ernst Berendt, „Das dritte Ohr - vom Hören der Welt“, S.363, 1985 7 vgl. Peter Michael Hamel, „Durch Musik zum Selbst“, S.112, 1976 8 Joachim-Ernst Berendt, „Das dritte Ohr - vom Hören der Welt“, S.363, 1985
10
Abb. 1.2. Intervallverhältnisse
9
UNTERTÖNE
Es gibt jedoch nicht nur Obertöne, sondern auch Untertöne. Ernst Bindel schreibt
darüber Folgendes (den Grundton der Saite bezeichnet er als „Arche“):
„Beim Verhältnis der Frequenzen zu den Längen einer geteilten Saite der in die Höhe
aufstrahlenden Naturtonreihe verkehrt sich ein in ihr abwärts gerichtetes Spiegelbild.
Gleich, wie ein aufstrebender Turm am Ufer eines Sees sich im Wasser nach unten
spiegelt. Aus der Obertonreihe wird so eine in ebensolchen Tonschritten abwärts
laufende Untertonreihe, deren in der Höhe liegender Anfangston die Arche ist.
Schwingen 2/32 der Saite, so erfolgt die Schwingung wegen doppelter Länge nur halb
so schnell wie bei der Arche, und es muss die Unteroktave erklingen.
Geraten 3/32 der Saite in Schwingen, so wird ein Ton erzeugt, dessen Frequenz nur
1/3 der Frequenz der Arche beträgt, so dass die Arche sein 3. Teilton ist. Wir haben es
dann also mit der Unterquint der Unteroktave, von der Arche aus gemessen, zu tun.“10
9 György Doczi, „Die Kraft der Grenzen“, S.23, 1984 10 vgl. Ernst Bindel, „Die Zahlengrundlagen der Musik im Wandel der Zeiten“, S.49, 1985
11
1.3. Formanten
Formanten sind die harmonische Übereinanderlagerung der Teiltöne des
Obertonspektrums. Sie wirken sich auch auf die spezifische Klangfarbe eines
Musikinstrumentes aus.
Ebenso bestimmen die Formanten auch den Klangcharakter der menschlichen
Stimme.
Wir können die Stimmen von zwei verschiedenen Personen oder von zwei
Musikinstrumenten unterscheiden.
Bekannt ist, wo im menschlichen Körper die verschiedenen Vokale in Resonanz
treten: 11
Kopfraum I
Hals und obere Brust E
(aber auch Flanken)
Brustraum A
(und auch der Rest vom Körper)
Bauch O
(bis zum Nabel)
Becken und Unterleib U
(Frequenzzuordnung und Tonhöhenentsprechung der einzelnen Bereiche sind im
Anhang 1 nachzuschlagen) 1.4. Rhythmik
Gerhard Reiter - Rhythmik Fachmann an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz -
definiert Rhythmus wie folgt:
„Rhythmus ist eine klangliche, zeitliche oder artikulationsmäßige Veränderung des
Metrums.“
„Die Essenz des Rhythmus ist Energie“, so Reiter.
Eine zyklische Betrachtung der Zahl z.B. der Zahl 4 lässt im Verlauf der Zeit eine
Taktart entstehen.
Reiter führt aus, dass eine Krankheit zu einer gestörten Rhythmuswahrnehmung
führen kann und man dadurch eine Krankheit feststellen und diese über Rhythmus
therapieren kann.
Rhythmus weist auf eine psychische Qualität hin. Er ist direkt mit dem körperlichen
Empfinden verbunden. Rhythmus geht - ins Blut - oder - in die Beine - und regt uns
zur Bewegung an. Unser Körper ist rhythmisch organisiert: Im Schlaf-Wach-
Rhythmus, im Herzschlag, dem Atemrhythmus, in bestimmten Hormonzyklen und in
vielen anderen solchen Abläufen. Unser Sinn für Ordnung wird hier unmittelbar
angesprochen. 11 Peter Michael Hamel, „Durch Musik zum Selbst“, S.140, 1976
12
„Rhythmus ordnet in der Musik die Zeit in sinnlich fassbare Teile. Andererseits
ergibt gerade das stetige Wiederholen eines Rhythmus eine Art Kontinuum, das heißt
ein Gefühl von immer weiter werdender Räumlichkeit, in der auch die Zeit ihre
Grenzen verliert, was letztlich zu Ekstase und Trance führt. Die schamanischen
Rituale verwenden den gleichmäßigen Trommelschlag als Gefährt für die Reise in
erweiterte Bewusstseinszustände. Oft wird in der Ebene des Rhythmus die
symbolische Darstellung von Gegenpolen gesehen: Nähe und Distanz, Chaos und
Zwang, Freiheit im Gesetz der Ordnung. Begriffe wie Taktgefühl und Taktlosigkeit
beschreiben Umgangsformen mit anderen Menschen und weisen auf den engen
Zusammenhang zu Interaktionen und Beziehungen hin. Rhythmus wird daher oft zur
Strukturierung von Beziehungssituationen eingesetzt.“12
„Die Schamanen aller Völker dieser Welt kannten und kennen die
Schamanentrommel, zu deren monotonem Rhythmus sie auf Trancereisen in
spirituelle Welten gehen. Heute wissen wir, warum das auch neurologisch betrachtet
sinnvoll ist. Der Trommelrhythmus von 3 bis 7 Hertz regt das Gehirn an, so genannte
Thetawellen zu produzieren, Gehirnströme, die charakteristisch für Trancezustände
sind. In diesem Zustand reisten und reisen die Schamanen aller Zeiten und aller
Erdteile in spirituelle Welten.“13
1.5. Intervalle, Tonarten, Harmonien
Der Architekt György Doczi stellt in seiner Veröffentlichung „Die Kraft der Grenzen
- Harmonische Proportionen in Natur, Kunst und Architektur“ einen Bezug von
Intervallen und Proportionen zur Geometrie her.
„Das 1:1 Verhältnis, welches Gleichheit bedeutet, wird Einklang oder unisono
genannt. Das 1:2 - Verhältnis, das den gleichen Ton nur auf einer höheren Ebene
produziert, wird Oktave genannt, weil es alle acht Tonstufen des Tonsystems (die acht
weißen Tasten der Tastatur) umfasst. Die Griechen nannten dieses Verhältnis
diapason: dia = durch, pason, abgeleitet von pas oder pan = alles. Der angenehme
Klang des 2:3 Verhältnisses wurde diapente, von pente = 5 genannt; bei uns heißt es
Quinte, weil es fünf Sekundintervalle umfasst. Die Konsonanz des 3:4 - Verhältnisses
hieß diatessaron von tessares = 4; bei uns ist es die Quarte.
Das 2:3 = 0,666 - Verhältnis der Quinte kommt nun sehr nah an den Quotienten des
Goldenen Schnitts von 0,618... heran. Die Quarte ist identisch mit dem 3:4 -
Verhältnis des pythagoreischen Dreiecks. Die Oktave hat das 1:2 = 0,5 Verhältnis
eines aus zwei gleichen Quadraten zusammengesetzten Rechtecks mit einer
Diagonalen von der Länge 5 , welche die Seitenlänge zweier reziproker goldener
Rechtecke ist.
Die Verhältnisse 1:2, 2:3 und 3:4 finden sich aber auch bei den ersten und stärkeren
Obertönen wieder, die mit jedem musikalischen Ton mitschwingen, so als ob zur
gleichen Zeit zusätzliche, unsichtbare Saiten gezupft würden, die den Grundton
begleiten und ergänzen.“
12 Werner Kraus, „Die Heilkraft der Musik“, S.72, 1998 13 Felix R. Paturi, „Die großen Rätsel der Vorzeit", S.108, 2009
13
Abb. 1.5. Quinte, Oktave, Quarte
14
Intervall bedeutet dem Worte nach: der Abstand zwischen zwei Tönen. Die Teilung
des Oktavraumes bestimmt die Art der Tonleiter. Die Teilung des Oktavraumes
unterscheidet sich von Kultur zu Kultur, aber man kann Gemeinsamkeiten erkennen.
Platon schreibt in seinem Werk "der Staat" über die Wirkungsart von verschiedenen
Tonleitern. Er unterstreicht aber auch besonders den erzieherischen Wert, den Kunst
haben kann, insbesondere die musikalische Kunst. Durch künstlerische Betätigung
würde die Seele "anständig" gemacht werden: das "Gute" würde so über die Liebe
zum Schönen anerzogen werden. (Vergleiche Kapitel 5.)
"So ist also, mein Glaukon, fuhr ich fort, die Erziehung durch Musik darum die
vorzüglichste, weil der Rhythmus und die Harmonie am meisten in das Innerste der
Seele dringt und am stärksten sie erfaßt und Anstand bringt und anständig macht,
wenn jemand darin richtig erzogen wird, - wo nicht, - das Gegenteil? Und weil
hinwiederum der, welcher hierin erzogen ist, wie es sein soll, das Übersehene und von
der Kunst oder der Natur nicht schön Ausgeführte am schärfsten wahrnimmt und mit
gerechtem Widerwillen vor diesem das Schöne lobt und mit Freuden es in seine Seele
aufnimmt und daran sich nährt und schön und gut wird, dagegen das Häßliche mit
Recht tadelt und haßt schon, wenn er jung ist, ehe er noch Vernunft zu fassen
imstande ist, wenn aber diese kommt, sie willkommen heißt, indem er sie wegen seiner
Verwandtschaft mit ihr am ehesten erkennt, wenn er so erzogen ist? Mir wenigstens
14 György Doczi, „Die Kraft der Grenzen“ S.24, 1984
14
scheint es, erwiderte er, daß um deswillen die Erziehung in der Musik stattfindet."15
Über die Tonartencharakteristik der sogenannten Kirchenmodi kann man einiges bei
Plato in seinem Werk "Der Staat" nachlesen. Die dabei angegebenen Tonarten-Namen
sind aber nicht deckungsgleich mit den heute von uns verwendeten Namen. In seiner
Auflistung verschiedener Wirkungen der Modi wird beispielsweise der erzieherische
Wert von Musik in der "dorischen" Tonart (heute "phrygische") angeführt. Diese
dorische Tonart (heute "phrygische" genannt) nennt Plato die "Gewaltsame" und führt
an, dass diese Tonart die "Lautfärbung und Betonung eines Mannes" nachahmen
würde, "der in Mißgeschick geraten wohlgerüstet und standhaft gegen das Schicksal
sich zur Wehr setzt". Die phrygische (heute "dorische") Tonart wird hingegen von
Plato die "zwanglose" genannt. Sie würde stehen für einen Mann, der besonnen und
gemäßigt in allen diesen Lagen verfährt und mit dem, was kommt zufrieden ist".
Diese zwei Tonarten werden als geeignet für das Kriegerische befunden. Hingegen
wird die lydische Tonart für "schlaff und weichlich" befunden, die "gemischtlydische
und hochlydische" zusammen mit der ionischen (heute "mixolydischen") für
Müßiggang geeignet ("Trinkgelage") und daher als "unbrauchbar für wackere Frauen
und Männer" eingestuft.16
Ernst Bindel, ein deutscher Mathematiker und Anthroposoph stellt in seinem Buch
„Die Zahlengrundlagen der Musik“ viele Zusammenhänge zwischen Musiktheorie,
Mathematik, philosophischen Richtungen und dem innerlichen Erleben eines
Menschen dar.
„Intervalle sind eine Angelegenheit der menschlichen Seele. Aber diese ist ein
Mittleres, das seine Fühlfäden nach zwei entgegen gesetzten Seiten hin ausstreckt,
nach dem Geistigen und nach dem Leiblichen. Sie ertastet ahnend die Impulse des
Geistes, bewegt sich fühlend in sich selber und vermittelt sie wünschend dem
Instrument des Leibes.“17
Für ihn stehen auch Musik und Mathematik in direkter Verbindung:
„Musikalische Intervallehre und Bruchrechnung beleuchten sich gegenseitig, die eine
erhält durch die andere erst die volle Bedeutung.“18
In seinem Buch schreibt er über Herleitungen - von antiken Denkweisen bis hin zu
den grossen Naturwissenschaftlern - über die Zusammenhänge von Musiktheorie und
Zahlenmystik.
Johannes Kepler war auch der Ansicht, dass die Quint als fünfter Ton einer Tonleiter
einen Zusammenhang in seiner symbolischen Bedeutung mit der Zahl Fünf aufweist.
Nach Kepler steht die Zahl Fünf in Zusammenhang mit der höheren Harmonie
unseres Daseins.19
Auch die Zahl 12 und das Dodekagramm bilden bei Ernst Bindel die Grundlage für
Verbindungen zwischen Tonartencharakteristik, Tierkreis, Tagesrhythmus,
Farbenkreis, eines Zeitzyklus oder einer Gesamtheit, die stufenweise durchschritten
wird.
15 www.scribd.com/doc/9256151/plato-der-staat S.162, S.163, 14.12.2009 16 Ebenda S.155 17 Ernst Bindel, „Die Zahlengrundlagen der Musik im Wandel der Zeiten“, S.112, S.113, 1985 18 Ebenda S.35 19 Ebenda S.98
15
Für Bindel wie für Kepler ist der kosmische Ursprung der Musik eine
Selbstverständlichkeit:
„Man möchte eingedenk des kosmischen Ursprungs der Musik, das Eintauchen eines
Tongeschlechts in eine der zwölf möglichen Tonartenstimmungen und das
modulatorische Abwandeln der Stimmung im Runde der Tonartenzwölfheit wie den
Tanz eines Planeten vor dem feierlichen Ruhebezirk des Tierkreises empfinden. Die
zwölf Tonarten gleichen dann zwölf im Kreise angeordneten Räumen, die wir an der
Hand der grossen Meister zu betreten erwürdigt werden.“20
Belege für die gestalterische Wirkung von Musik als kosmische Zahlenordnung
finden sich nun im nachfolgenden Kapitel 2.1. bis 2.4.
2. Wirkung von Klang
In der Einleitung wurde der Leser daran erinnert, dass ein Zuhörer einem Ton nicht
nur physisch, sondern auch geistig, gefühls- und bewusstseinsmäßig begegnet. Es
wird nun im Folgenden darum gehen, die Wirkungen und Auswirkungen von Klang
auf verschiedenen Ebenen - wie sie durch die Literatur belegt sind - zu
veranschaulichen. Ein zentraler Aspekt dabei ist der Einsatz von Klang zu
therapeutischen Zwecken. Die Musiktherapie ist heute ein eigenständiges
tiefenpsychologisches Therapieverfahren, dessen Effizienz durch zahlreiche
qualitative und quantitative wissenschaftliche Forschungen und Dokumentationen
belegt ist. Das Spektrum reicht von der klinischen Arbeit bis zur Hilfe bei
Veränderungen des individuellen Lebenskonzeptes, von der Unterstützung bei der
Bewältigung von Krankheiten bis hin zur Prävention.
Werner Kraus macht in seinem Buch „Die Heilkraft der Musik“ (2002) auf zwei sehr
wichtige Tatsachen aufmerksam, erstens auf den schon erwähnten individuellen
Unterschied in der Rezeption von Musik, der sich notwendigerweise auf
Therapiekonzepte auswirken muss, und zweitens auf ein Umdenken bei den mit
Heilung betrauten Fachleuten:
“Musik wirkt bei unterschiedlichen Menschen sehr verschieden, so kann ein
Musikstück den einen beruhigen, den anderen jedoch in Unruhe versetzen oder sogar
Angst auslösen. Psychotherapeutisch und auch medizinisch ausgebildete
Musiktherapeuten haben längst von der Vorstellung Abschied genommen, dass der
Mensch nach einem mechanischen Ursache – Wirkungs - Prinzip funktioniert. Sowohl
bei rezeptiven als auch beim aktiven Einsatz von Musik ist die Begleitung des
Patienten durch einen ausgebildeten Musiktherapeuten deshalb unverzichtbar.”21
Die Wirkung von Klang auf verschiedene Materialien wird hier veranschaulicht.
Hier sind Texte und Bilder eingearbeitet, die sich auf die Experimente von
CHLADNI, JENNY und EMOTO beziehen: nämlich auf Experimente, die auf
eindrucksvolle Weise zeigen, wie die Schwingungen von Klang sich auf verschiedene
Materialien übertragen und sich so auswirken, dass diese Materialien zu höchst
komplexen (mandalaartigen) aber harmonischen Gebilden umgestaltet werden.
20 Ebenda S.313, S.314 21 Werner Kraus “Die Heilkraft der Musik” S.48, 1998
16
2.1. Chladni-Figuren
Ernst Florens Friedrich Chladni, 1756 - 1827, ein bedeutender Physiker, Astronom
und Zeitgenosse von Wolfgang Amadeus Mozart war einer der Begründer der
Akustik.
Er veröffentlichte 1787 erste Erkenntnisse über die Wirkung von Schall.
Metallplatten, welche mit Sand bestreut sind, werden dabei mit einem Geigenbogen
oder einer anderen Klangquelle in Schwingung versetzt. Auf diesen Platten entstehen
Muster oder knotenartige Linien.
Der Sand wird beim Vibrieren weggeschleudert und an den Stellen, wo weniger
Schwingung oder keine Schwingung entsteht, wandert der Sand. So werden
Knotenlinien von stehenden Wellen sichtbar.
Diese Figuren werden „chladnische Klangfiguren“ genannt.
Chladni beschrieb 1797 in einem seiner Werke die Longitudinalschwingungen der
Saiten und Stäbe bei denen die Schwingungen in Längsrichtung erfolgen und nicht
quer zu den Saiten und Stäben.
1794 erkannte er, dass die Schall- und Klanglehre bei periodischen Schwingungen
elastischer Klangkörper abzuhandeln sei und nicht in der Luft.
Er forschte auch über die Schallgeschwindigkeit in festen Körpern und Gasen.
Er bezog in seine Klangstudien Glocken und Gabeln mit ein.
Seine Erkenntnisse sind auch heute noch beim Instrumentenbau relevant.22
Beispiele für Chladnische Klangfiguren aus seinem Werk „die Akustik„:
(vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Chladnische_Klangfigur
11.8.2009)
(http://www.windmusik.com/pictures/clafig3.jpg 11.8.2009)
Auf der Internet Seite http://www.wasserklangbilder.de/ findet man Klangbilder von
Alexander Lauterwasser. Er versetzt Gefäße mit Wasserinhalt mit Sinustönen in
Schwingung. Diese werden von oben mit einer Kamera fotografiert. Die Figuren die
entstehen sind stehende Wellen, welche durch das Licht einer Lampe deutlicher
sichtbar werden.
Die geometrischen Figuren, die bei diesen physikalischen Experimenten entstehen,
stellt er analogen Blumen- und Früchtemustern gegenüber.
22 vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Florens_Friedrich_Chladni 11.8.2009
17
(http://www.wasserklangbilder.de/ 11.8.2009)
2.2. Hans Jennys Kymatik
Der anthroposophische Arzt Hans Jenny setzte in seinen Experimenten (welche er mit
dem Namen „Kymatik“ bezeichnete) diverse feste und flüssige Stoffe verschiedener
Beschallung aus.
Das Wort „Kyma“ bedeutet auf griechisch „Welle“, also wird in der Kymatik
beobachtet, wie die durch Beschallung erzeugte Wellen Wirkung im Material
hinterlassen.
Ein Experiment verlief folgendermaßen:
Das Wasser ist erst einmal im Ruhezustand. Ein Ton wirkt auf dieses Wasser ein und
es bilden sich konzentrische Kreise. Die zunehmende Lautstärke erzeugt Chaos,
geordnete Töne erzeugen harmonische Muster.
Die Bilder, welche nun zu sehen sind, pulsieren real im Verlauf der Zeit ständig fort.
18
(Hans Jenny, Kymatik, S.101, 1972)
(Hans Jenny, Kymatik, S.106, 1972)
(Hans Jenny, Kymatik, S.107, 1972)
(Hans Jenny, Kymatik, S.119, 1972)
2.3. Masaru Emotos Wasserkristallexperimente
Der japanische Naturwissenschaftler Dr. Masaru Emoto untersuchte die
Kristallbildung im Wasser und veröffentlichte Fotografien davon.
Er bezieht seine Forschungen nicht in erster Linie auf die Wirkung von Musik auf das
Wasser, sondern vielmehr veranschaulicht er, dass Wasser Informationen aufnimmt
und sich diese Informationen in der Qualität der Kristallbildung auswirken.
In seinem Buch „die Botschaft des Wassers 1“ schreibt er ausdrücklich über die mit
19
dem Bewusstsein verknüpfte Welt der feinstofflichen Energien. Als Beispiel nennt er
die Lebensenergie HADO, welche international als das chinesische Synonym „Chi“
bekannt ist. Nach Dr. Masaru Emoto wirken sich diese Energien direkt auf die
Qualität des Wassers aus und in Konsequenz sogar auf den Gesundheitszustand der
Menschen.
Manche Wasserkristallfotografien bezieht er allerdings direkt auf die Wirkung von
Musik:23
Während bei Jenny die Bilder durch unmittelbare Einwirkung der Schallquelle auf das
Material entstehen, wird bei Emoto eine nachträgliche Veränderung der
Materialstruktur festgestellt.
Die Bilder entstanden nach folgendem Verfahren: Wasserproben wurden tropfenweise
auf Petrischalen verteilt. Diese wurden dann zwei Stunden in den Tiefkühler gelegt.
Dann wurden die gefrorenen Kristalle herausgenommen, unter ein Mikroskop gelegt
und sie wurden bei 200 bis 500 facher Vergrösserung fotografiert.24
Beethoven – die Pastorale
(Masaru Emoto, „Die Botschaft
des Wassers Band 1“ S.74, 2002)
Chopin - Abschiedslied
(Masaru Emoto, „Die Botschaft des Wassers
Band 1“ S.78, 2002)
J.S. Bach - Air
http://www.reikiakademiemuenster.com/
masaruemoto/gallery/pages/page_10.html
1.11.2009
2.4. Physikalisch gerichtete Musik-Heiltherapie
Direkt am Körper angebrachte und in Schwingung versetzte Klangschalen bewirken
entspannende und heilende Prozesse.
In den vorigen Kapiteln war in Bildern zu sehen, wie Klang sich gestalterisch auf
Flüssigkeiten auswirkt.
Nun, der menschliche Körper besteht zu 2/3 aus Flüssigkeit, folglich kann man
annehmen, dass dieser Effekt sich hier auf physikalischer Ebene wieder einstellt und
eine harmonisierende Wirkung ausübt.
Für die verschiedenen Regionen im Körper werden verschiedenartige Klangschalen
hergestellt.
Die Vibrationen einer Klangschale resonieren aber nicht nur in einzelnen Regionen,
sondern im ganzen Körper.
23 vgl. Masaru Emoto „Die Botschaft des Wassers Band 1“ , S.7, 2002 24 Ebenda. S. 14
20
Der Wirkung von Klangschalen wird nicht nur eine Entspannungsreaktion
zugesprochen. Es soll möglich sein, Blockaden im feinstofflichen Körper zu lösen
(siehe Kapitel 6.). Klangschalen sollen eine positive Wirkung auf die nach dem Tantra
beschriebenen sieben Hauptenergiezentren im Menschen, die Chakren, haben.
Höher klingende Klangschalen werden für den oberen Bereich eingesetzt und tiefer
klingende Klangschalen werden für den unteren Bereich angewendet.25
3. Wirkung von Klang auf physiologischer (organischer) Ebene Die Organbefindlichkeit kann auf die Psyche Einfluss haben und umgekehrt kann sich
der psychische Zustand auf die Organbefindlichkeit auswirken (Psychosomatik).
Ebenfalls muss feststellt werden, dass die Wirkung von Klang nicht nur positive,
sondern auch negative Folgen zeigen kann. Magnetresonanzmessungen ergaben, dass das aktive, aber auch das passive
Musikaufnehmen im Gehirn viel mehr Aktivität auslöst. Aus folgenden Befunden
kann man ableiten, dass die Ausbildung der Musiker dazu führt, dass sich der für das
Hören von Tönen zuständige Teil der Großhirnrinde vergrößert.
Eine Arbeitsgruppe um Pantev (Institutsleiter an der medizinischen Fakultät in
Münster) untersuchte mit der Methode der Magnetenzephalogie (MEG) die kortikale
Repräsentation von Tönen bei 20 Musikern und 13 Kontrollpersonen. Den
Versuchspersonen wurden sowohl vier Klaviertöne (C4, C5, C6 und C7, entsprechend
262, 523, 1046 und 2093 Hz) als auch vier reine Töne (Sinusschwingungen) ähnlicher
Grundfrequenz (250, 500, 1000 und 2000 Hz) und gleicher Lautstärke vorgespielt,
während man mittels 37 Kanälen das MEG ableitete. Die abgeleiteten Signale ließen
sich auf eine Quelle zurückführen, dessen Stärke sich bei Musikern und
Nichtmusikern unterschied: Die Klaviertöne im Vergleich zu den Sinustönen führten
bei den Musikern zu einer im Mittel 25% (21% bis 28%) höheren Aktivierung des
Hörkortex. Dass sich die Vergrösserung der Grosshirnrinde auf das Hören von
natürlich erzeugten Tönen (wie beispielsweise Klaviertöne) beschränkt, verwundert
nicht, kommen doch Sinusschwingungen in der Natur praktisch nicht vor. Es wird
also die kortikale Repräsentation für das größer, was tatsächlich im Verlauf der
Ausbildung sehr oft gehört wird: natürliche obertonreiche Töne.26
Das Aneinanderreihen, Analysieren und das Ordnen von Informationen, also das was
wir allgemein als „das Denken“ bezeichnen übernimmt im Gehirn die linke Hälfte. In
der rechten Hälfte des Gehirns werden Gesamteindrücke, gefühlsmäßige und bildhafte
Eindrücke verarbeitet. Das sind also Vorgänge, welche wir der Intuition oder dem
Gefühl zuordnen.
Beim Musizieren sind beide Gehirnhälften aktiv und es finden stärkere Vernetzungen
zwischen der linken und rechten Gehirnhälfte statt. Veränderungen von Organen sind ebenfalls durch die Wirkung von Klang möglich.
Man hat z.B. herausgefunden, dass bei Musikern ein Bereich im Gehirn, welcher dazu
zuständig ist Tonhöhen zu erkennen, um ein Viertel größer ist als bei musikalisch
nicht aktiven Menschen. Diese Hirnregion reagiert bei musikalischen Tönen mehr als
25 vgl. http://www.klangschale.at/klangmassage.php 20.8.2009 26 Manfred Spitzer, „Musik im Kopf“, S.188, 2002
21
zum Beispiel bei reizarmen Piepstönen eines Computers.27
Im Kapitel 1.3. wurde die Tatsache erörtert, dass jeder Laut, jeder Vokal mit einem
bestimmten Hertzbereich korrespondiert und in Resonanz mit bestimmten
Körperbereichen treten kann. Daraus ergibt sich, dass manche menschlichen Organe - sowie das Zellgewebe - von
gewissen Klängen (mehr) beeinflusst werden können.
Helle Klänge wie zum Beispiel der Vokal „I“ resonieren hauptsächlich im
Kopfbereich, während ein dunkler Vokal zum Beispiel „U“ oder „O“ im unteren
Bereich resoniert.
Im Brustbereich spürt man den Vokal „A“ sehr deutlich.
Also kann sich ein Klang, der dem Hertzbereich „A“ entspricht, auf Organe wie die
Lunge oder das Herz auswirken, während sich „U“ und „O“ mehr auf den
Verdauungstrakt auswirken.
Der rhythmisch organisierte (energiegeladene) Klang hat unmittelbare physiologische
Auswirkungen. Gerhard Reiter betont regelmäßig, dass der Körper bei sich immer
gleich wiederholenden rhythmischen Mustern körpereigene Substanzen zu
produzieren beginnt, welche betäubend und berauschend - ähnlich wie Opiate -
wirken. Diese körpereigenen Stoffe heissen Endomorphine. Rhythmen wirken direkt auf das vegetative Nervensystem, die Hautspannung kann
sich unter der Einwirkung eines Rhythmus verändern.28
Tinnitus, eine Hörschädigung bei der bestimmte Nervenhärchen im Ohr verletzt sind
und die dazu führt, dass der Betroffene ständig von bestimmten (den Härchen
entsprechenden) Frequenzen gequält wird, ist die bekannteste - bei Musikern und
Nichtmusikern - auftretende negative Wirkung von Klang. Allerdings sind die
Faktoren Lautstärke und psychische Faktoren wie Stress dabei entscheidend.
Dr. Tomatis entwickelte Therapieformen für Gehörschädigung, Legasthenie bei
Kindern, Konzentrationsstörungen, Hörstörungen und Tinnitus.
Durch die Stimulation des Patienten mit hochfrequenten Tönen (oberhalb von 4000-
8000 Hz) soll es zu einer Anregung im zentralen Nervensystem kommen, die
verschiedene Auswirkungen haben kann.
Neben der Verbesserung des Sprechvermögens soll auch der Tinnitus mit dieser
Methode beeinflussbar sein.
Empfohlen wird hierbei bei Musikstücken die Frequenzen unter 4000-8000 Hz
herauszufiltern und den verbliebenen Rest um 15000-20000 Hz anzuheben. Von
Tomatis wird empfohlen, diese Musiktherapie über mehrere Wochen vorzunehmen.
Insgesamt sollte diese Therapiemaßnahme wenigstens 200 Stunden durchgeführt
werden, bevor ein positiver lang anhaltender Effekt zu erwarten sei.
Die Klangtherapie ist erst mit dem Auftreten von qualitativ höherwertigen
Musikaufnahmen in Form von CDs und neueren Hochtonfiltern wirklich anwendbar
geworden, was zu einigen ausführlichen Studien in den späten 80er Jahren führte.29
27 vgl. Zeitungsartikel in Leben Heute „Gute Noten für Musik: „Sie ist eine Chance für Kinder“, 2008 28 vgl. Franz Harnoncourt, Vortrag „Musik als heilende Macht - Traum oder Wirklichkeit? im Kepler Salon 9.2.2009 29 http://www.tinnitus-therapie.net/Tinnitus_alternative_behandlungsmethoden.html 21.11.2009
22
3.1. Wirkung von Klang auf Pflanzen und Tiere
MUSIK FÜR GEMÜSE
In einem Interview im Internet mit Oliver Willing gibt die Gärtnermeisterin Ute
Kirchgaessner folgende Informationen über das Anwenden von Intervallen bzw. von
Klängen auf Gemüse.
Sie spielte mit Klangstäben 20 Minuten ein gleichmäßiges Intervall während die
Samen im Wasser quellten.
Dann wurden die Samen ausgesät und 14 Wochen lang morgens zwei bis drei
Minuten mit dem gleichen Intervall behandelt. Je nach Intervall (Terz, Quart, Quint)
werden die beschallten Pflanzen in jeweils verschiedene Gewächshäuser gestellt.
Bei Kopfsalat und Löwenzahn stammte das selbst befruchtete Erbgut von einer
einzelnen Elternpflanze. Alle Pflanzen wurden in Töpfen mit der gleichen
Pflanzenerde gezogen. Es gehörte eine unbehandelte Kontrollvariante zu jedem
Versuch.
In den darauffolgenden Jahren wurde zur Kontrolle Saatgut ohne Intervallbehandlung
geerntet und geprüft. Pro Intervallbehandlung wurden drei
Nachkommenschaftsprüfungen mit über 50 Pflanzen durchgeführt.
Neben dem Gesamtertrag wurden auch Schädlingsbefall und Krankheiten erhoben.
Die Pflanzen wurden morphologisch beschrieben.
Fr. Kirchgaessner arbeitete mit vergleichenden Blattreihen, mit Wurzelbildern und
mit speziellen Qualitätsuntersuchungen.
Folgende Tendenzen im Wachstum ließen sich feststellen:
Eine Terz führt bei Blattgemüse zu einer Steigerung des vegetativen Wachstums. Die
Pflanzen sind wüchsiger und höher im Ertrag.
Bei der Quint ist ein langsameres und sehr harmonisches Wachstum zu beobachten.
Wird die Quint allerdings zu intensiv angewendet erhöht sie anscheinend die
Krankheits- und Schädlingsanfälligkeit.
Fr. Kirchgaessner sieht in dieser Art der Behandlung der Pflanzen ungeahnte
Möglichkeiten. Es müssen zwar noch viele Versuche stattfinden um das Wirken der
Intervalle systematisch anwenden zu können, aber der Horizont hat sich enorm
erweitert, meint die Gärtnermeisterin.
Auf die Frage, ob die Kollegen von Fr. Kirchgaessner das Thema aufgreifen und
forschen, meint sie im Interview:
„Ja, es gibt zwei Kollegen, die das Medium Klang aufgegriffen haben. Das ist sehr
hilfreich, denn es gibt so viele Fragen zu bearbeiten, dass dies ein Einzelner gar nicht
schaffen kann. Zudem ist es wichtig zu wissen, dass ein gleiches Intervall von
unterschiedlichen Menschen auf unterschiedlichen Instrumenten an anderen
Standorten zu einer vergleichbaren Wirkung führt. Ich hoffe, dass mittelfristig die
Vielfalt an Fragen auch in Zusammenarbeit mit einer Universität bzw.
landwirtschaftlichen Fakultät vertieft werden kann.“30
30 vgl. http://www.info3.de/ycms/printartikel_1602.shtml 21.8.2009
23
In einem anderen Internetartikel wird eine Wirkung von Musik auf Kühe dargestellt:
„Ruhige Musik im Kuhstall bringt mehr Milch.
Britische Forscher, die Psycholigen Adrian North und Liam MacKenzie von der
Universität Leicester, haben entdeckt, dass Kühe mehr Milch geben, wenn langsame
Musik durch den Stall klingt. Demnach soll Ludwig van Beethovens Pastorale die
Milchleistung einer Kuh um etwa drei Prozent ansteigen lassen, während etwa
schnelle Titel wie etwa von den Beatles die tägliche Milchausbeute abnehmen lassen.
Dabei wurden etwa 9 Wochen lang von morgens bis abends langsame oder schnelle
Musikstücke etwa 1000 Holstein-Friesen-Kühen vorgespielt.
Die Forscher erklären, dass sich die entspannende Wirkung der Musik auf die Tiere
auf deren Milchleistung auswirkt.“ 31
Auch der Ertrag und Qualität von Weinreben sollen sich bei Beschallung mit Mozarts
Musik steigern.32
3.2. Physiologisch gerichtete Musiktherapie
Die Musik Medizin und die funktionelle Musik sind zwei Musiktherapie Methoden, die
zur Unterstützung von klinischen und medikamentösen Behandlungen eingesetzt
werden. Werner Kraus führt in seinem Buch „Die Heilkraft der Musik“ folgende
Beispiele der Wirksamkeit dieser Methode an: Die Senkung des Stresshormonspiegels
und die Reduzierung des Schmerzempfindens oder von Angst. Diese Effekte lassen sich aber nur dann erzielen „wenn der Einsatz von Musik mit
situationsspezifischer Methodik und unter Beachtung entsprechender Indikationen,
Kontraindikationen und Wirkungsweisen erfolgt“ so der Arzt Dr. Ralph Spintge.
33
Die durch musikalische Betätigung stattfindende Aktivierung und Vernetzung beider
Gehirnhälften kann Heilprozesse im Gang setzen. Menschen mit durch Krankheit geschädigten Körperfunktionen können dadurch, dass
gewisse Zentren im Gehirn trainiert und aktiviert werden die Funktion der
geschädigten Zentren wiederherstellen. Es gibt Beispiele dafür, dass Menschen, die
das Augenlicht verloren hatten in ihrer Wahrnehmung auditiver wurden und dadurch,
dass das Gehirn wieder stärker genutzt wurde, begann ein Heilungsprozess, und die
Menschen konnten nach und nach wieder sehen.34
Bei älteren Menschen mit Alzheimer und Parkinson oder bei retardierten Kindern
wirkt sich die durch Musik deutlich vermehrte Tätigkeit im Gehirn ebenfalls positiv
aus.
Oliver Sacks beschreibt in seinem Buch „der einarmige Pianist“ wie sich Melodien
positiv auf Parkinson Kranke auswirken.
Erfahrungen wurden um 1966 im Beth Abraham Hospital, einem Pflegeheim in „The
Bronx“ gemacht:
Bei der Parkinson Krankheit wird der gesunde Bewegungsfluss gestört. Neurologen
31 http://www.ksb.ksn.at/chorinfo_Archivierung/Chorinfo_3_2003.htm#Vielf%C3%A4ltiger%20Einfluss%20der%20Musik 21.8.2009 32 vgl. Franz Harnoncourt, Vortrag „Musik als heilende Macht - Traum oder Wirklichkeit? Im Kepler Salon 9.2.2009 33 Spintge, R., in Herz- Kreislaufbeschwerden (s. Anm. 4), S.32, 2002 34 vgl. Franz Harnoncourt, Vortrag „Musik als heilende Macht - Traum oder Wirklichkeit? Im Kepler Salon 9.2.2009
24
nennen dies „Bewegungsstottern“. Es gab Patienten, welche kaum in der Lage waren
normal zu gehen, doch die Musik veranlasste die Patienten zu tanzen.
Andere Patienten hatten grosse Probleme mit dem Sprechen und ihre Stimmen
klangen ton- und kraftlos, aber sie waren gelegentlich in der Lage laut und klar zu
singen.
Bei Patienten, welche nur in der Lage waren abgehackt zu gehen, zu sprechen und
darüber wenig Kontrolle hatten, vermochte Musik den Bewegungs- und Sprachfluss
zu regeln.35
Die Gehirnzentren für die Aktivitäten Sprechen und Singen hängen zusammen. Es
kann vorkommen, dass ein Mensch der nicht mehr sprechen kann, immer noch singen
kann. Wenn dann das Gehirn mit Singen angeregt wird, kann sich dann auch die
Fähigkeit zu sprechen regenerieren.36
4. Auswirkungen von Klang auf psychischer und seelischer Ebene Die verschiedensten Aspekte, die Klang ausmachen (vor allem in der Ausformung des
Klanges zu Musik), wirken sich auf ganz unterschiedliche Weise auf den Menschen
aus.
Der Phänomenologe und Dirigent Ernest Ansermet beschreibt in seinem Buch „die
Grundlagen der Musik im menschlichen Bewusstsein“ wie im Bewusstsein eines
Menschen die verschiedenen Intervalle erlebt werden.
Er unterscheidet vier Arten:
Aktiv extravert (AE)
Passiv introvert (PI)
Aktiv introvert (AI)
Passiv extravert (PE)
Das Intervall hat nach Ansermet aufsteigend eine andere Wirkung als absteigend. So
beschreibt er die aufsteigende Quinte als aktiv extravert und die absteigende Quinte
als passiv introvert.
Eine Tabelle der verschiedenen Wirkungen der Intervalle kann man im Anhang
betrachten.37
Melodien (oder musikalische Motive) können oft als ein auskomponiertes Intervall
erlebt werden. Sie können als ein einzeln übergeordnetes Intervall, das durch andere
untergeordnete Intervalle ausgedrückt wird erlebt werden und obwohl sie aus vielen
Tönen bestehen, behalten die Melodien die psychische Qualität des übergeordneten
Intervalls.
Ebenso wirkt Rhythmus - wie im Kap. 3 geschildert - in einer ganz speziellen Weise
auf den Menschen.
Aber es gibt auch andere Aspekte den Akt des Musizierens selbst betreffend, z.B. der
künstlerisch-schöpferische Aspekt, der kommunikationsfördernde Aspekt, der Aspekt
des Prozessualen, der Aspekt der emotionellen Energie, u.s.w., die im besonderem
35 vgl. Oliver Sacks, „Der einarmige Pianist“, S.274, S.275, 2008 36 vgl. Franz Harnoncourt, Vortrag „Musik als heilende Macht - Traum oder Wirklichkeit?“ im Kepler Salon 9.2.2009 37 vgl. Ernest Ansermet, „Die Grundlagen der Musik im menschlichen Bewusstsein“, S.222, 1965
25
Maße für Therapiezwecke von Bedeutung sind. Die Musik soll dabei die Menschen
emotional berühren, aufrütteln und sie von den störenden geistigen Faktoren befreien.
Musik kann aber auch auf manipulative Art eingesetzt werden und nicht immer in
positiver Weise. Bekannt ist die Tatsache, dass in vielen Kulturen Kinder durch den Gesang ihrer
Mutter beruhigt werden. Möglicherweise hat die - zur Gewohnheit gewordene
Musikberieselung - hier ihren Ursprung, und die Menschen versuchen ihre
Einsamkeit, ihren Stress und ihre Ängste damit in den Griff zu bekommen.
Die Gleichschaltung von Individuen zu einer Masse, wie es im Krieg bezweckt wird,
wird in vielen Kulturen bekanntlich begünstigt durch das Einsetzen von Militärmusik.
Der Marschrhythmus spielt dabei eine wesentliche Rolle.
Auch zu politischen Zwecken (Verherrlichung von Machthabern) kann Musik
missbräuchlich eingesetzt werden (siehe den Stalin-Schostakovic Kontext).
4.1. Funktionale Hintergrundmusik
Im Kaufhaus, im Flugzeug, in der U-Bahn, in Hotels oder am Arbeitsplatz wird Musik
oft eingesetzt um das Verhalten der Menschen zu beeinflussen.
Es ist kein Geheimnis, dass Werbepsychologen dafür bezahlt werden diese Musik zu
designen.
Bei meiner Recherche im Internet über funktionale Hintergrundmusik stieß ich auf
eine Zusammenfassung von empirischen Studien auf der Homepage der Firma
„Reditune Salesware“.
Sie behandelt vor allem verkaufspsychologische Aspekte:
70 % der Kaufentscheidungen werden am Point of Sales (Bereitschaft oder Reiz
des Kunden im Moment etwas kaufen zu wollen), getroffen.
Das Fehlen von Musik kann zu Ablehnung des Point of Sales durch die Kunden
führen.
Stille wird negativ assoziiert (Tod, Geschäft geht schlecht, wird gleich zugesperrt)
Die "ideale" Hintergrundmusik stellt die Aktivations- und Emotionslage der
Kunden auf ein mittleres oder ruhiges Niveau ein.
Folgende Punkte sind daher zu beachten:
- gleichmäßige Dynamik, Klang und Rhythmik
- eine Lautstärke, die 2 bis 3 Dezibel über dem sonstigen Geräuschpegel liegt
- keine aufdringliche Instrumentierung
Eine Untersuchung ergab, dass ein Großteil von Managern, Personal und Kunden
glaubt, dass Hintergrundmusik die Stimmung der Kunden positiv beeinflusse und
den Umsatz hebe.
Eine Mehrheit der Kunden empfindet Musik im Kaufhaus als angenehm und
glaubt, dass Hintergrundmusik die Kaufentscheidung erleichtere.
Ein Großteil des Verkaufspersonals bewertet die funktionelle Musik als
26
angenehm, was als Indikator dafür gesehen wird,
dass sie die Stimmung und das Wohlbefinden der Angestellten positiv beeinflusst.
Eine deutliche Mehrheit der Angestellten zieht die Hintergrundmusik einer
Ausschaltung der Musik vor.
Vanecek zeigte in seiner Untersuchung, dass sich die Verweilzeit der Kunden
unter dem Einfluss der Musik signifikant verlängert.
Einer der Faktoren, die zu Kundenzufriedenheit führen, ist der Kaufkomfort.
Musik wiederum ist eine Bestimmungsgröße für den Kaufkomfort. Sie ist zwar
nicht die wichtigste, da z. B. Sauberkeit und Licht als wichtiger eingestuft werden,
aber doch eine maßgebliche Größe für den Kaufkomfort der Kunden.
Eine Befragung von IPSOS (Die Ipsos Gmbh ist ein Internationales Institut für
Marktforschung www.ipsos.de) ergab, dass ein musikalischer Hintergrund
positive Auswirkungen auf den Anreiz zu bleiben bzw. zu kaufen, auf Ruhe und
Wohlbefinden sowie auf Wärme und Freundlichkeit hat.
Ein Geschäft ohne musikalischen Hintergrund wirkte auf die Befragten am
häufigsten traurig sowie kalt und unbelebt.
Die drei am häufigsten genannten Gedanken der Befragten zu einem Geschäft mit
Hintergrundmusik waren, dass es eine nette und warme Atmosphäre erzeuge,
dass es zeige, dass der Händler um den Kaufkomfort bemüht sei und dass es ein
gewisses Wohlbefinden erlaube.
Die Abstimmung der Musik auf die jeweilige Zielgruppe ist von entscheidender
Bedeutung.
Eine unprofessionelle Zusammenstellung des Musikprogramms kann sogar
kontraproduktiv wirken.
Mit Radiowerbung können positive Werbewirkungseffekte erzielt werden, da in
Supermärkten das Zielpublikum effizient erreicht werden kann, um es zu
informieren und um Imagewerbung durchzuführen.
Audio-Werbung am Point of Sale ist ebenso wirksam wie die Schaltung von
Werbespots in öffentlichen Radiokanälen.
Die Marktstudie von IPSOS ergab, dass 70% der 400 Befragten bemerkten, dass
Werbespots in das gehörte Musikprogramm integriert waren; 29% der Befragten
konnten sich zumindest an einen Spot erinnern.
Effektivere Ergebnisse würden noch höher ausfallen, wenn die Kunden länger im
Geschäft verweilen und mit den Werbespots mehr als einmal kontaktiert
würden.38
38 http://www.reditune.at/site/studie.shtml 22.8.2009
27
4.2. Psychologisch gerichtete Musiktherapie
Die Verknüpfung von Musik und Gedächtnis (emotionelle Erinnerung) wird gezielt
für musiktherapeutische Zwecke eingesetzt. Da die Musik Erinnerungen auslöst, tauchen Wünsche, Sehnsüchte, Widerstände,
Abneigungen und auch die Wahrnehmung von Konflikten auf. Diese werden dann im
Therapiegespräch behandelt. Diese Therapieform ist bekannt unter dem Namen
„Funktionelle Musik“.39
Bei dieser Art von Therapie werden Patienten mit Stimm- und Sprachstörungen mit
einer Rhythmustherapie behandelt. Aggressive und hyperaktive Jugendliche mit
Trommeltherapie.
Bei dem Vortrag „Musik als heilende Macht - Traum oder Wirklichkeit?“ von Franz
Harnoncourt (9.2.2009, Keplersalon) wurde von einem persönlichen Beispiel
berichtet, bei dem ein Pakinson kranker Mann, beim Hören gewisser Musikstücke
emotional an gewisse Momente in der Vergangenheit erinnert wurde, und plötzlich
wieder Worte sprechen konnte.40
Oliver Sacks schreibt in seinem Buch „Der einarmige Pianist“ über eine tragische
reale Geschichte, welche zeigt wie musikalische Aktivität die Lebenssituation
verbessern kann.
Deborah Wearing beschreibt wie ihr Mann Clive nach einem Schicksaalschlag seine
Lebensqualität so weit es ihm möglich war verbesserte. Sie selbst veröffentlichte ihre
Erlebnisse unter dem Titel. „Clive und ich“ in ihrem Buch „Forever today“.
Cilve erlitt eine Gehirnentzündung (Herpes Enzephalitis). Die Folge war eine
Amnesie und er hatte eine Gedächtnisspanne von nur wenigen Sekunden. Sein
voriges Leben war fast wie ausgelöscht, er hatte das ständige Gefühl von einer
Bewusstlosigkeit erwacht zu sein.
Clive war Musikwissenschaftler, aber er konnte sich nur an wenige
Komponisten erinnern, wenn er darauf angesprochen wurde, sogar seinen
Lieblingskomponisten Orlando di Lassus liess er bei seiner Aufzählung aus.
An Politiker konnte er sich gar nicht erinnern.
Noten lesen und Singen und das emotionale Gedächtnis (limbisches System)
funktionierte. Seine musikalischen Fähigkeiten schienen auf den ersten Blick
kaum beeinträchtigt zu sein.
Auch war er in der Lage zu rechnen, sich zu pflegen, sich zu kleiden zu essen
und zu trinken.
Ein Amnesiepatient kann nur über die Ereignisse der unmittelbaren Gegenwart
nachdenken, er kann sich aber an Gespräche beteiligen.
Clive konnte mit Gedankensprüngen eine Kontinuität erzeugen. Die Gedanken
wurden mit oberflächlichen Assoziationen zusammengehalten. Er war
geschwätzig.
Seine Frau war für ihn von immenser Bedeutung, aber er konnte sie nur
erkennen und er konnte sich an die Ereignisse der Vergangenheit nicht
erinnern.
Da es Anmestikern an Gedächtnis, an direkten Erfahrungswissen fehlt, sind sie
auf Hypothesen und Schlussfolgerungen angewiesen, die in der Regel auch
39 vgl. Werner Kraus „Die Heilkraft der Musik“, S.36 ff., 1998 40 vgl. Franz Harnoncourt, Vortrag „Musik als heilende Macht - Traum oder Wirklichkeit?“ im Kepler Salon 9.2.2009
28
plausibel ausfallen. Sie können schlussfolgern, wo und wann sie etwas getan
haben obwohl sie sich nicht erinnern können.
Nach einigen Jahren lernte Clive Dr. Sacks kennen.
In Clives Zimmer war eine Elektroorgel und ein Klavier mit Noten. Es waren
Noten von Orlando di Lassus, einem Renaissancekomponisten, welche Clive
früher herausgegeben hatte.
Bei einem Ausflug mit seiner Frau merkte sie in den Gesprächen, dass
Orlando di Lasso Clive an die Zeit erinnerte in der er einen Chor leitete. Die
Art der Erinnerung war allerdings mehr eine semantische als eine episodische,
das heisst, er konnte sich eher an die Musik und an die Bedeutung von etwas
erinnern als daran was wann passiert ist.
Sein semantisches Gedächtnis welches intakt war, nutze ihm im Alltag nicht
viel, da sein episodisches Gedächtnis nicht funktionierte.
In seinem Zimmer fand er Bach Noten, welche er noch nicht gespielt hatte. Er
wählte das Präludium 9 in E Dur aus, da er sich an das Stück erinnern konnte.
Dann improvisierte er. Er war ein hochbegabter Musiker und war in der Lage
zu spielen.
Er brauchte aber jemanden, der ihn dazu veranlasste, Musik zu spielen.
Im Augenblick in dem er spielte. schien er normal zu sein.
Clive fand durch das Spielen der Orgel und mit der Liebe zu Deborah wieder
zu einer gewissen Kontinuität, obwohl er trotzdem weiterhin an der
Erkrankung seit 1985 leidet, allerdings hat sich die Lebensqualität verbessert
und die schlimmsten Folgen der Erkrankung wie Resignation oder Depression
können überwunden werden.41
Klassische Musik genießt den Ruf ordnend auf das Bewusstsein zu wirken. Peter
Michael Hamel beschreibt einen therapeutischen Vorgang in seinem Buch „Durch
Musik zum Selbst“. Bei psychisch geschädigten Menschen aus einem
psychedelischen Umfeld, welche durch Alkoholismus oder Drogenkonsum eine
Wahrnehmungsveränderung erlitten, wird im Laufe der Therapie unter anderem
aufgearbeitet, was die Patienten in ihrer psychedelischen Phase innerlich zerrüttet hat.
Es war zu beobachten, dass die Musik von J.S. Bach eine ordnende Wirkung bei
solchen Patienten hatte.
Peter Michael Hamel beschreibt, dass in solchen Therapiesitzungen zuerst
entspannende Musik verwendet wird und im späteren Verlauf Musik mit ekstatischen
Höhepunkten wie der vierte Satz von Beethovens neunter Sinfonie, Teile aus dem
Mozart Reqiuem, oder musikalische Höhepunkte aus Verdi Opern.
Klassische Musik wird in der „Regulativen Musiktherapie nach Christoph Schwabe“
(Wahrnehmungstraining mit psychotherapeutischen Charakter), und in der „Guided
Imagery and Music“ von Helen Bonny (unter Anwendung der Tiefenpsychologie von
C.G. Jung) eingesetzt, um die Innenwahrnehmung zu aktivieren. Das Ziel ist das
Lösen von inneren Konflikten und das Aktivieren der Selbstheilungskräfte.42
Neben den oben geschilderten Methoden, die das Musikhören (Rezeption) für
Therapiezwecken einsetzen (Rezeptive Musiktherapie), gibt es die sogennanten
„künstlerisch orientierten“ (auch „heilpädagogischen“)Musiktherapien, bei denen
der Patient selbst musikalisch aktiv wird (schöpferische Musiktherapie).
Kreativität im Zusammenhang mit musikalischer Betätigung wird eine hohe Heilkraft
41 vgl. Oliver Sachs, „Der einarmige Pianist“, S.211 bis S.238, 2008 42 vgl. Werner Kraus „Die Heilkraft der Musik“, S.36 ff., 1998
29
zugestanden. Das Spiel ohne Zweck, ist erlebte innere Freiheit. In der Vielfältigkeit
des Spiels erlebt der Mensch Energien und die eigenen Potentiale. „Denn jedes
schöpferische Tun hat, neben dem Gewinn an Lebensfreude, eine prophylaktische
Funktion, gerade in einer Zeit, in der passiver Kulturkonsum das selbständige
bildnerische Gestalten vielfach verdrängt hat.“43
Die kommunikationsfördernde künstlerisch / kreative musikalische Betätigung in der
Gruppenimprovisation steht im Mittelpunkt der „schöpferischen Musiktherapie“ nach
Nordoff/Robbins. In dieser Form der Musiktherapie werden der Musik keine
allgemein gültigen Wirkungen zugeschrieben. Es wird die Möglichkeit genutzt, dass
sich der Patient über die Musik mitteilen kann. Diese Art der improvisatorischen
Kommunikation bietet auch die Möglichkeit während des Spiels etwas zu verändern.
Der Patient kann sich in dieser Improvisation erleben, sich mitteilen und aktiv
gestalten. Diese Art des Ausdrucks ruft eine Heilwirkung hervor, ähnlich wie bei
einem Therapiegespräch.
Die schöpferische Musiktherapie wird in der Arbeit mit Behinderten, in der
Psychiatrie, der Inneren Medizin, der Psychosomatik, in der Intensivmedizin und in
der Geriatrie eingesetzt.44
Auch in der „Aktiven Musik-Psychotherapie“ steht die Improvisation im Mittelpunkt,
allerdings improvisieren Patient und Therapeut gemeinsam frei. Danach wird das
Erlebte bewusst gemacht und verbal aufgearbeitet.
Im Prozess dieser Therapie entsteht eine musikalische Szenerie. Klänge und
Rhythmus sind sinnlich wahrzunehmen und Affekte und Gefühlsbewegungen
kommen spürbar zum Ausdruck.
Bei dem aufarbeitenden Gespräch wird entweder beim derzeitigen Leben, beim
Lebenskonzept, der Lebenssituation oder sogar beim momentanen Erleben während
des Hörens oder der Improvisation angesetzt.
Das Abreagieren von negativen Gefühlen ist nicht der Sinn dieses Prozesses, sondern
die Aufarbeitung der Gesamtsituation. Es wird mit der Freudschen Grundformel
„erinnern - wiederholen – durcharbeiten“ gearbeitet.
Die unterschiedlichen psychotherapeutischen Musiktherapie Methoden heißen:
tiefenpsychologisch orientierte Musiktherapie, psychoanalytische Musiktherapie,
morphologische Musiktherapie, gestalttherapeutische Musiktherapie.
Sie werden in folgenden Bereichen eingesetzt: in der Psychosomatik, der Psychiatrie,
der Onkologie, bei chronisch kranken Patienten, in der Rehabilitation, der Geriatrie
und bei Behinderten.
Auch bei psychoneurotischen Störungen, welche sich in gestörter
Erlebnisverarbeitung ausdrücken, wie Wahrnehmungsstörungen,
Wahrnehmungsverzerrungen oder bei Interaktionsstörungen, wie in der Nachsorge
(Nachuntersuchung), der Rehabilitation und der Frühförderung werden diese
Therapien eingesetzt.
43 Ebenda S.16 44 Ebenda S.44, S.45
30
5. Wirkung von Klang auf intellektueller Ebene und auf sozialer Ebene
Im 3. Kapitel wurde bereits die Tatsache erörtert, dass beim Musizieren die beiden
Gehirnhälften aktiv sind und dass dabei stärkere Vernetzungen zwischen beiden
Gehirnhälfte stattfinden.
Die bisher geschilderten Zusammenhänge lassen plausibel erscheinen, dass die
musikalische Betätigung eine herausragende Rolle in der Erziehung spielen kann.
(Siehe den antiken Bezug im Platon Text aus „Der Staat“ auf S.12)
Aus Hirnforschung, Psychologie und Wirkungsforschung ist inzwischen erwiesen,
dass sich Musik bei Kindern und Jugendlichen wesentlich zur Formung der
Persönlichkeit, zur Verbesserung des Sozialverhaltens und zur allgemeinen
Leistungssteigerung auch in anderen Bereichen auswirkt.
Bei einer Tagung in Salzburg, welche „Musik als Chance“ hieß, wurden diese
Erkenntnisse präsentiert und die Forscher forderten, dass musikalische Früherziehung
in Kindergärten und Vorschule, auch der gewöhnliche Musikunterricht aber auch die
Laienmusikkultur mehr gefördert werden sollte.
Musik als Bestandteil der Ausbildung fördert Kreativität, Intelligenz, emotionale
Stabilität, Flexibilität und Teamfähigkeit und genau diese Eigenschaften werden im
Berufsleben, vor allem in leitenden Positionen benötigt.
Aktive musikalische Betätigung wie Notenlesen, Singen, ein Instrument spielen oder
Komponieren fördert die Lernfähigkeit, regt die Aufmerksamkeit an und
sensibilisiert.
Diese Ausführungen konnte man in der Zeitung „Leben Heute“ unter dem Titel „Gute
Noten für Musik: Sie ist eine Chance für Kinder“ lesen.
5.1. Der Einfluss der Musikerziehung auf die Intelligenz der Kinder
(Ergebnisse der Hirnforschung)
„Intelligenz ist nicht gleich Intelligenz. Im Gegenteil: Von der Intelligenz gelangt man
zu den Intelligenzen. Jüngst hat der amerikanische Psychologe Howard Gardner das
Konzept der „multiplen Intelligenzen“ entwickelt, in dem er sieben von einander
weitgehend unabhängige Intelligenzformen unterscheidet: eine sprachliche
Intelligenz, die sowohl Sensivität gegenüber Wortbedeutungen als auch die
Effektivität sprachlicher Gedächtnisleistungen beinhaltet, eine logisch-
mathematische Intelligenz, die formallogische und mathematische Denkfähigkeiten
betrifft, eine räumliche Intelligenz, die die Fähigkeiten der Raumwahrnehmung und -
Vorstellung, das räumliche Denken meint, eine körperlich- kinästhetische Intelligenz,
die auf psychomotorische Fähigkeiten zielt, wie sie etwa für sportliche oder
tänzerische Leistungen benötigt werden, eine musikalische Intelligenz, welche nicht
nur musikalische Kompetenzen im engeren Sinne, sondern auch emotionale Aspekte
einschliesst, eine intrapersonale Intelligenz, die von der Sensibilität gegenüber der
eigenen Empfindungswelt spricht, sowie eine interpersonale Intelligenz, welche die
Fähigkeit zur differenzierten Wahrnehmung anderer („soziale Intelligenz“) anspricht.
Gardner zufolge ist die mathematisch-logische Intelligenz als grundlegender
Bestandteil traditioneller und etablierter Auffassungen über Intelligenz stark
überbewertet.
Die für unser Fach interessante wie relevante Einbeziehung der Dimension der
musikalischen Intelligenz begründet er damit, dass evolutionsgeschichtlich gesehen
die Prozesse des künstlerischen Schaffens universell und vergleichsweise sogar von
31
grösserer Bedeutung sind als etwa die Dimension der mathematisch-logischen
Intelligenz. Als Beispiel könnte man die Viten vieler Nobelpreisträger anführen, die
im Allgemeinen über eine hohe musikalische Begabung bzw. nach Gardner -
musikalische Intelligenz verfügen.“45
Als ich diesen Text gelesen habe, kam mir in den Sinn, dass es ähnlich wie bei der
Darstellung der verschiedenen Arten von Intelligenz von Howard Gardner, auch
verschiedene Arten der musikalischen Begabung gibt.
Die „psychomotorische Intelligenz “ wie sie Gardner nennt z.b. steht eindeutig im
Zusammenhang mit den motorischen / technischen Qualitäten eines Instrumentalisten,
sowie auch die „logisch-mathematische Intelligenz“ beim Erlernen eines
Musikstückes sicher seine Rolle in der Unterscheidung der Spielweise von
musikalischen Phrasen oder der musikalischen Struktur spielt.
Bei einem Experiment, das über 5 Jahre an Berliner Grundschulen mit ständigen IQ
Tests durchgeführt wurde, hat man zwei Gruppen verglichen:
Eine Modellgruppe (=MG) die über diese 5 Jahre erweiterten Musikunterricht bekam
und eine Kontrollgruppe (=KG), welche keinen erweiterten Musikunterricht hatte.
Im ersten Jahr machten sich keine Unterschiede in der Intelligenzentwicklung
bemerkbar. Nach dem 5. Schuljahr war allerdings deutlich zu erkennen dass der IQ
Mittelwert der musikbetonten Klasse höher war. Nach 4 Jahren ließ sich dieses
Ergebnis noch klarer erkennen.
Also hat die erweiterte Musikerziehung eine nicht zufällige positive Wirkung auf die
Intelligenzentwicklung von Kindern, wenn sie längerfristig eingesetzt wird und
wirken kann.
„Die signifikante Differenz im 5. Schuljahr ist umso bedeutsamer, als psychologische
Forschung bestätigt hat, dass einigermaßen gesicherte, d.h. längerfristige gültige
Messwerte erst ab dem achten/neunten Lebensjahr zu erwarten sind. Unsere
Jugendlichen waren bereits im Alter von elf bis zwölf Jahren d.h. der bis zu diesem
Zeitpunkt erworbene IQ bleibt längerfristig stabil. Umso wichtiger ist eine gezielte
Förderung - auch über Musikerziehung - bis zu diesem Alter.“46
5.2. Pädagogik und Klang
Das oben geschilderte Experiment wurde durch ein Forscherteam unter der Leitung
von Hans Günther Bastian zwischen 1992 bis 1998 durchgeführt.
Das Forscherteam führte zwischen 1992 und 1998 an sieben verschiedenen Berliner
Grundschulen mit 5 Klassen als Modellgruppe und 2 Klassen als Kontrollgruppe eine
Langzeitstudie „zum Einfluss von erweiterter Musikerziehung auf die allgemeine und
individuelle Entwicklung von Kindern“ durch.
Dem Projekt liegt im Sinne der Thorndike´schen Transfertheorie die These zugrunde,
dass das Lernen eines Instruments, Musizieren im Ensemble und Musikunterricht die
kognitiven (intellektuellen), kreativen, ästhetischen, musikalischen, sozialen und
psychomotorische Fähigkeiten (Begabungen) von Kindern vorteilhaft beeinflussen
und fördern können, daneben auch die motivationale und emotionale Dispositionen
wie Lern- und Leistungsbereitschaft, Konzentration, Engagement, Selbständigkeit,
Belastbarkeit und Ausdauer, Fremd- und Selbstkritik um nur einige Beispiele zu
nennen.
45 Hans Günther Bastian, „Kinder optimal fördern - mit Musik“ S.76, 2001 46 Ebenda S.78 bis S.79
32
Die Kinder waren zwischen sechs bis zwölf Jahre alt und es wurden differential- und
sozialpsychologische Merkmale festgestellt.
Innerhalb von sechs Jahren wurden differentialpsychologische Merkmale
(musikalische Begabung, emotionale Stabilität versus Labilität, Kreativität, soziale
Kompetenz, Extra-/Introversion, Neurotizismus, Psychomotorik, Konzentration,
allgemeine Schulleistungen in den sogenannten Hauptfächern, Lern- und
Leistungsmotivation, Selbsteinschätzung, schöpferisches Denken, Intelligenz)
evaluiert. So wurde der entwicklungspsychologische Anspruch von diesem
Forscherteam dokumentiert.
Sozialpsychologisch relevant waren Familienstrukturen, Sozialschichten,
Bildungsniveaus, Erziehungsambiente, elterliches Musizieren, Freizeitaktivitäten,
vorschulische Erfahrungen der Kinder, Einstellungen und Erwartungen an Schule und
(Musik-)Unterricht - wohl wissend, dass in so genannte Transfereffekte immer auch
Wechselwirkungen eintreten können.
Die Schüler mit musikbetonten Zügen erhielten im Rahmen dieser sechsjährigen Zeit
eine erweiterte Musikerziehung (=Modellgruppe, MG). Mit Ausnahme einer Klasse in
der Kontrollgruppe (=KG) stammten die Gruppen aus Arbeiterbezirken.
Die Schüler wurden wöchentlich 2 Stunden in Musik unterrichtet. Darüber hinaus
lernten sie einzeln und in Gruppen ein Instrument und sie musizierten in
verschiedenen Ensembles.
Diese Schülergruppen wurden mit den Schülergruppen der Kontrollgruppen
verglichen, welche keine besondere musikalische Ausbildung erhielten.
1992 gab es eine Stichprobe mit 170 Grundschulkindern (n = 130 Kinder in der MG;
n = 40 Kinder in der KG).
Das Forscherteam stand in ständigem Dialog mit den Lehrer/-innen und den Eltern
bzw. den Erziehungsberechtigten der Projektkinder. Es gab jährliche Auswertungs-
und Diskussionskonferenzen über drei Tage in Berlin, es gab Einzelgespräche in den
Testphasen mit den Lehrer/-innen und es gab Einzelberatungen mit den Eltern über
die Entwicklungsergebnisse mit gegebenenfalls schulpsychologischer Beratung.
Dieser Dialog wurde zum wichtigen Forschungsfeedback.
Es wurde auch mit den Kindern selbst gesprochen, und sie durften im Zuge des
Projektes sich auch selbst kreativ durch Bilder malen, kreatives Zeichnen und durch
Erfinden von Melodien ausdrücken. Daneben fanden psychometrische Tests statt,
welche teilweise verändert, neu konzipiert und dann erprobt werden mussten.
Es wurde nach einer vertretbaren Antwort auf diese Frage geforscht : „Wie lässt sich
angesichts der Komplexität von intervenierenden Variablen „erweiterte
Musikerziehung“ als entscheidender Einflussfaktor nachweisen, aussondieren,
bestimmen?“
Musikerziehung ist zur Therapie sozialer und gesellschaftlicher Probleme und zur
Förderung des IQ einsetzbar.
H. G. Bastian schreibt allerdings, dass Musik niemals für aussermusikalische Zwecke
„vernutzt“ werden darf um Kinder in ihren Persönlichkeitsmerkmalen effizienter zu
machen.
Die Musikerziehung soll die Freude der Kinder an Musik fördern, und als
Musikerzieher müssen wir in erster Linie die Begabung der Schüler fördern.
Der Grund der Beschäftigung mit Musik ist an sich immer die Musik selbst.47
47 Ebenda S.101 bis S.104
33
Wörtlich formuliert der Autor Folgendes:
„Die Tatsache, dass wir den Musikunterricht in den Schulen nicht für irgendwelche
Transfereffekte und „Trimmkurse“ missbrauchen dürfen, schliesst aber nicht aus, in
bildungspolitischen Argumentationen selbstbewusst auf diese zu verweisen. Wir
dürfen uns über positive „Nebenwirkungen“ der Musikerziehung freuen, über dieses
Additivum oder auch den nichtintendierten „Mehrwert“ im Vergleich zu manch
anderen Fächern, die in der Schule niemals unter Legimitationszwängen stehen. In
Zeiten des Überlebenskampfes der Schulmusik in den allgemein bildenden Schulen
muss es uns um mehr gehen, vor allem dann, wenn Transfereffekte tatsächlich
nachgewiesen sind.“48
6. Wirkung von Klang auf geistiger (feinstofflicher) Ebene
In vielen Kulturen wird der Musik eine geistige Heimat zugeschrieben, und man
schreibt ihr seit eh und je magische Kraft zu und damit verbunden heilende Kraft: „Seit der Antike ist die Musik nicht nur die geheimnisvollste aller Künste, sondern
auch diejenige, der man die meisten magischen und heilenden Kräfte zuschreibt.
Musik ist in vielen Kulturen beinahe unlösbar mit Religion, Heilung, Priestertum
verbunden. Von Orpheus, der mit der Musik den Tod besiegt, bis hin zur modernen
Hirnforschung gibt es eine Unzahl von Hinweisen darauf, dass Musik nicht nur
Annehmlichkeit verschaffende Unterhaltung ist, sondern eine seelisch und organisch
prozessauslösende Droge sein kann. Wie in der Medizin muss dann die Frage nach
Wirkung und Nebenwirkung immer wieder neu gestellt werden. Die heilende Macht
der Musik impliziert vor allem die Frage nach der Macht und erst sekundär die Frage
nach allfälliger Heilung.“49
Der Schamanismus wird sehr oft unter Einsatz von Klang praktiziert. Die Aborigenes
aus Australien definieren Krankheit über Melodien und setzen im Therapieprozess
eine Gegenmelodie ein, um eine „Versöhnung mit dem Zustand“ zu erwirken.
Bei Pythagoras kann man nachlesen, dass man die innere Harmonie - die Harmonie
der Körpersäfte - durch musikalische Betätigung wieder herstellen kann.50
Auch in der Bibel kann man entsprechende Hinweise finden:
“Suche mir jemanden, der mir Musik macht, damit ich von den bösen Geistern befreit
werde.“51
„Sooft nun der böse Geist von Gott über Saul kam, nahm David die Harfe und spielte.
So wurde es Saul leichter,… und der böse Geist wich von ihm.“52
48 Ebenda S.104 49 Constanze Wimmer, Werbebroschüre vom Keplersalon für die Veranstaltung „Musik als heilende Macht„ im Keplersalon 9.2.2009 50 vgl. Franz Harnoncourt, Vortrag „Musik als heilende Macht - Traum oder Wirklichkeit? 9.2.2009 51 David und Saul Altes Testamanet, Buch Samuel 52 Werner Kraus, die Heilkraft der Musik S.13, 1998
34
6.1. Mystik und Klang
Schon die Pythagoräer beschrieben ihre Kosmologie im Zusammenhang mit einer
Sphärenharmonie. Die Bewegung der kosmischen Himmelskörper sollen Töne
erzeugen deren Höhe von ihren Abständen und Geschwindigkeiten abhängt. Diese
Töne sind nicht hörbar, ergeben aber einen Zusammenklang (griechisch
„symphoneia„). Die Astronomie zeigt nach den Pythagoräern die selbe
Gesetzmäßigkeit wie die Musik oder die Mathematik.
Platon legte in seinem Dialog Timaios ebenfalls das Prinzip zugrunde, dass die Welt
von einem Demiurgen aus Zahlenproportionen, welchen den Intervallverhältnissen in
der Musik entsprechen entstanden ist.
Er ging von acht Tönen aus welche den sieben Planetensphären plus einer
Fixsternsphäre entsprechen. Er stellte folgende Reihenfolge auf: Mond, Sonne,
Venus, Merkur, Mars, Jupiter, Saturn, wobei Saturn der langsamste der Gestirne ist.
Diese harmonische Bewegung ist nach Platon aber keine physische Ursache.
Er benützt das Bild von acht Sirenen, die eine Tonleiter singen, welche als die
Weltharmonie erklingt.
Johannes Kepler übertrug die Grundidee der Sphärenharmonie auf sein
heliozentrisches System, da das geozentrische System nicht mit dem physikalischen
Erkenntnissen übereinstimmte.
1619 veröffentlichte Johannes Kepler sein Werk „Harmonices mundi“ wo er einen
harmonisch geordneten Kosmos darstellte.
Er formulierte, dass die Töne der Planetenbewegungen keine akustischen seien,
sondern daß der Zusammenklang mathematischen Proportionen und somit
musikalischen Harmonien entsprechen.
Er wollte zeigen, dass die Gesetze der Astronomie die gleichen sind wie die
musikalischen und das dem ein göttliches Prinzip zugrunde liegt.53
In der Praxis der aus Asien stammenden sogenannten Mantras wird die Beziehung der
Grundvokale zu den Atemräumen und zu den im feinstofflichen Körper sich
befindenden geistigen Zentren (Chakren) hergestellt. Damit wird die Verbindung zu
höheren Instanzen ausgeübt. (siehe Tabelle im 3 Anhang mit den Entsprechungen von
Mantren, Chakras und Farben).
Da die Vokale, die bestimmten Räumen des Körpers zugeordnet sind, in
Entsprechung zur Obertonreihe stehen, liegt es nahe, dass auch die
Körperproportionen der damit verbundenen inneren Zentren den Zahlenverhältnissen
der Naturtonreihe analog sind. Die Beziehung der Grundvokale zu den Atemräumen
und den damit verbundenen geistigen Zentren macht die Tatsache verständlich, dass
die Chakras durch vokalische Keimsilben „erweckt“ werden und dass die Abstände
der Obertöne, die den inneren Körperräumen entsprechen, immer kleiner werden,
sowie die unzähligen Blütenblätter im obersten Lotos des Sahasrara-Zentrums (Das
Scheitelchakra).
Von hier aus ließe sich auch das Geheimnis der tief singenden tibetischen Lamas
verstehen und ihre mantrischen Fromeln, denen ein bestimmter Oberton zugeordnet
ist, sowie ein bestimmtes inneres Zentrum mit der damit verbundenen Gottheit und 53 vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Sphärenharmonie 9.12.2009
35
ein „Mudra“ eine Handstellung, welche innere Kontaktströme zwischen den Zentren
zu schliessen vermag. Die Hervorbringung der Obertöne durch die von den einzelnen
Vokalen ausgehenden Mundstellungen und die Konzentration auf die dem Vokal
analogen Körperräume ermöglichen als fühlbares, auch dem westlichen Adepten
erlernbares Resultat die innere Erweckung der geistigen Zentren.54
In der entsprechenden Literatur, der (von Rudolf Steiner inizierten)
Geisteswissenschaft (Anthroposophie) spielen oft die Musikintervalle eine
entscheidende Rolle. So werden in Hermann Pfrogners Buch „Lebendige Tonwelt“
folgende Entsprechungen angeführt:
Prim = Aufrechtbewegung
Kleine Sekund = Drüsenbewegung
Grosse Sekund = Sprechbewegung
Kleine Terz = Blutbewegung
Grosse Terz = Atembewegung
Quart = Denkbewegung
Tritonus = Reproduktionsbewegung55
6.2. Feinstofflich gerichtete Musiktherapie
Unter den künstlerisch orientierten Musiktherapien (auch heilpädagogische
Therapien) wird die anthroposophische Musiktherapie eingereiht. Im Gegensatz zu
allen anderen oben angeführten Therapiearten, bei denen die individuelle und
emotionale Erfahrung im Mittelpunkt steht, wird hier davon ausgegangen, dass die
Musik einen überindividuellen Stellenwert hat und objektiven Gesetzmäßigkeiten
folgt. Der Therapeut muss diese Gesetzmäßigkeiten immer wieder neu aufspüren,
entsprechend der Änderungen der Gesamtsituation im Verlauf der Therapie. Das ist
für den Therapeuten selbst ein Übe- und Erfahrungsprozess.
Vom Therapeuten soll differenziert werden, welche Intervallfolgen oder harmonische
Ordnungen sowie welche Klänge von diversen Instrumenten - gemäß der Krankheit -
angewendet werden können.
Instrumente die oft angewendet werden sind: Leier, Chrotta (kleines Cello),
Krummhorn, Flöten, verschiedene Klangspiele und Gongs.
In der anthroposophischen Heilpädagogik ist diese Art der Behandlung immer
ergänzend zu einer ärztlichen Behandlung.56
Wie im asiatischen Buddhismus ist der gedankliche Ausgangspunkt der, dass der
Mensch neben seinem physischen Leib andere feinstoffliche Körper (Ätherleib,
Astralleib, usw.) besitzt, und dass jede Krankheit lange bevor die Symptome sich im
physischen Leib zeigen, in diesem feinstofflichem Körper manifestiert sind. Deshalb
sind primär diese feinstofflichen Körper mittels Klang zu behandeln.
Quellennachweis
54 Peter Michael Hamel, „Durch Musik zum Selbst“, S.140, S.141, 1976 55 Hermann Pfrogner, „Lebendige Tonwelt“, S.515, 1976 56 vgl. Werner Kraus “die Heilkraft der Musik” S.43 ff., 1998
36
Abendroth, Walter, „Kurze Geschichte der Musik“,
Deutscher Taschenbuch Verlag, 1980
Kraus Werner „Die Heilkraft der Musik - Einführung in die Musiktherapie“
München-Beck, 1998
Hamel Peter Michael, „Durch Musik zum Selbst“,
1976 Scherz Verlag München-Wien
Berendt Joachim-Ernst , „Das dritte Ohr - vom Hören der Welt“,
1985 Rowohlt Verlag Gmbh, Reinbek bei Hamburg
Pfrogner Hermann, „Lebendige Tonwelt zum Phänomen Musik“,
1976 Georg Müller Verlag GmbH, München
Paturi Felix R., „Die großen Rätsel der Vorzeit“,
Piper Verlag GmbH, München Juni 2009
Bindel Ernst, „Die Zahlengrundlagen der Musik im Wandel der Zeiten“,
Stuttgart: Verlag freies Geistesleben, 1985
Bastian Hans Günther, „Kinder optimal fördern - mit Musik“,
2001, Schott Musik International
Doczi György, „Die Kraft der Grenzen“,
1984 der deutschen Ausgabe Dianus-Trikont Buchverlag Gmbh
Sacks Oliver, „Der einarmige Pianist, Musik und das Gehirn“,
2008 Rowohlt Verlag Gmbh, Reinbeck bei Hamburg
Jenny Hans, „Kymatik“,
1972, Basilius Presse AG, Basel
Ansermet Ernest, „Die Grundlagen der Musik im menschlichen Bewusstsein“,
R. Piper & Co. Verlag, München 1965
Masaru Emoto, „Die Botschaft des Wassers Band 1“,
2002 KOHA-Verlag Gmbh, Burgrein
Manfred Spitzer, „Musik im Kopf“,
2002 by Schatthauer Gmbh, Hölderlinstrasse 3, D-70174 Stuttgart, Germany
Wikipedia
Internet
1. Anhang
37
Resonanzfrequenzen der Vokale:57
VOKALE MITTLERE RESONANZ FREQUENZ (Hertz)
U 300 Hz (ca. f´1)
A 500 Hz (ca. h´1)
Ä 1000 Hz (ca. h´2)
Ö 1350 Hz (ca. f´3) und 500 Hz (ca. h´1)
O 1550 Hz (ca. g´3) und 300 Hz (ca. f‘1)
Ü 1800 Hz (ca. a´3) und 700 Hz (ca. fis´2)
E 2100 Hz (ca. cis´4) und 500 Hz (ca. h´1)
I 3000 Hz (ca. g´4) und 300 Hz (ca. f`1)
57 Peter Michael Hamel „Durch Musik zum Selbst“, S.116, 1976
38
2. Anhang
Ansermet, Einteilung der Intervalle:
Aktiv extravertiert (AE)
Passiv Introvertiert (PI)
Aktiv Introvertiert (AI)
Passiv extravertiert (PE)
(Ernest Ansermet, die Grundlagen der Musik im menschlichen Bewusstsein, S.222 - S.224, 1965)
3. Anhang
39
Namen und Symbole
Farbe Sanskrit Deutsch Element Symbol Gottheit Mantra
7. Sahasrara
(Tausendfache) Kronen- oder
Scheitel chakra
Universum 1000-
blättriger Lotos
Paramashiva OM oder
Pranava
6. Ajna
(Wahrnehmende) Stirnchakra
oder Drittes Auge
Geist
(Manas) 96-blättriger
Lotos (zwei mal 48
Blätter)
Sambhu KSHAM
5. Visuddha
(Reinigende) Hals- oder
Kehlchakra Äther
(Akasha) 16-blättriger
Lotos Sadhashiva HAM
4. Anhata
(Unbeschädigte) Herzchakra Wind (Vayu) 12-blättriger
Lotos Isha YAM
3. Manipura
(Leuchtender
Stern)
Nabel- oder
Solarplexus
chakra
Feuer (Agni) 10-blättriger
Lotos Rudra RAM
2. Svadhistana
(Süsse, Liebliche)
Sakral- oder
Sexualchakra Wasser
(Apas) 6-blättriger
Lotos Vishnu VAM
1. Muladhara (Wurzelstütze)
Wurzel- oder Basischakra
Erde (Prithivi)
4-blättriger Lotos
Brahma LAM
(vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Chakra 21.12.2009)