headliner #035

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von Reinhold Giovanett D ie Stadt Bozen hat Enrico Micheletti die Ehre erwie- sen. Der Saal im „Teatro Cristallo" war am Dienstag, 21. April, voll bis auf den letzten Platz und auf der Bühne gaben sich fast vierzig Musiker aus dem Umfeld des am 4. Dezember letzten Jahres verstorbenen Gitarristen die In- strumente in die Hand. Junge Sai- ten-Zauberer wie Christian Kauf- mann und Manuel Randi ebenso, wie Michelettis alte Weggefährten: Loris Anesi etwa, oder der aus Holland angereiste Blueser und Soundtrack-Komponist Francis Kuipers. Agostino „Ago" Accarino („Spolpo Blues Band") und Fabio Zamboni (Journalist bei „Alto Adi- ge") haben sich bei der Organisati- on von „Blues 4 Enrico" große Mühe gegeben und haben ihr Ziel, die Musik von Ernico Micheletti in Erinnerung zu rufen, erreicht. Das Publikum – und die meisten der Musiker – war zum allergrößten Teil bereits in der zweiten Lebenshälfte. Was dafür spricht dass der mit 57 Jahren verstorbene Micheletti bei vielen seine Spuren hinterlassen hat, viele mit seiner Musik tatsäch- lich begleitet und berührt hat und ihn die meisten im Saal und auf der Bühne persönlich kannten oder live gesehen hatten, obwohl er Bozen be- reits seit etlichen Jahren vor seinem Tod verlassen hatte. Die Songs, die geboten wurden, wurden verhalten gespielt, fast, als würde der Respekt vor Micheletti der Freude an seiner Musik über- wiegen. Erst die aus Emilia-Ro- magna stammende Band „Roots Connection" drehte das Blatt dann ganz am Schluss in eine andere, un- erwartete Richtung. Und wenn bis dahin all jene auf ihre Kosten ka- men, die im Blues vor allem die Re- flektion mit der eigenen Vergangen- heit, der eigenen Gefühlswelt such(t)en, so blitzte es bei „Roots Connection" auch jenen ins Herz, die der Gegenwart verhaftet sind: Eine angezerrte Dobro, Loops, Samples und ein von Fabrizio Taver- nelli im Stehen gespieltes Schlag- zeugset und die distanziert kühle Stimme von Fabio Ferraboschi hol- ten Klassiker wie „Hoochie Coochie Man" oder „Crossroads" ins heute. Gefühl? Ehrfurcht? Gebrochene Herzen und Elend? Nix da! Die Mundwinkel gingen plötzlich nach oben, die punkige Herangehenswei- se der beiden Musiker ließ Nostal- gie Nostalgie sein und führte vor, dass Blues in der Tat mehr Lebens- geister in sich hat und immer noch zu wecken imstande ist, als vermu- tet. Wer sich, auch welchen Gründen auch immer, zurückgelehnt hatte, war plötzlich wieder gefordert. Fortsetzung > Donnerstag, 23. April 2009 – Nr. 79/17. Jg. > Redaktion Tageszeitung Headliner: [email protected] – Tel. 329/5913560 Tageszeitung DIE NEUE SÜDTIROLER Punkiger Zugang zum Blues: Fabrizio Tavernelli (links) und Fabio Ferraboschi von „Roots Connection", der letzten Band, in der Enrico Micheletti gespielt hat. Foto: rhd Das Erbe von Enrico Micheletti: „Animystiv" ab Juni in allen Plattenläden. Micheletti Connection

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Headliner - Musikmagazin - Freitags in der Neuen Suedtiroler Tageszeitung

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Page 1: Headliner #035

von Reinhold Giovanett

Die Stadt Bozen hat EnricoMicheletti die Ehre erwie-sen. Der Saal im „Teatro

Cristallo" war am Dienstag, 21.April, voll bis auf den letzten Platzund auf der Bühne gaben sich fastvierzig Musiker aus dem Umfelddes am 4. Dezember letzten Jahresverstorbenen Gitarristen die In-strumente in die Hand. Junge Sai-ten-Zauberer wie Christian Kauf-mann und Manuel Randi ebenso,wie Michelettis alte Weggefährten:Loris Anesi etwa, oder der ausHolland angereiste Blueser undSoundtrack-Komponist FrancisKuipers. Agostino „Ago" Accarino(„Spolpo Blues Band") und FabioZamboni (Journalist bei „Alto Adi-ge") haben sich bei der Organisati-on von „Blues 4 Enrico" großeMühe gegeben und haben ihr Ziel,die Musik von Ernico Micheletti inErinnerung zu rufen, erreicht.Das Publikum – und die meisten derMusiker – war zum allergrößten Teilbereits in der zweiten Lebenshälfte.

Was dafür spricht dass der mit 57Jahren verstorbene Micheletti beivielen seine Spuren hinterlassenhat, viele mit seiner Musik tatsäch-lich begleitet und berührt hat undihn die meisten im Saal und auf derBühne persönlich kannten oder livegesehen hatten, obwohl er Bozen be-reits seit etlichen Jahren vor seinemTod verlassen hatte.Die Songs, die geboten wurden,wurden verhalten gespielt, fast, alswürde der Respekt vor Michelettider Freude an seiner Musik über-

wiegen. Erst die aus Emilia-Ro-magna stammende Band „RootsConnection" drehte das Blatt dannganz am Schluss in eine andere, un-erwartete Richtung. Und wenn bisdahin all jene auf ihre Kosten ka-men, die im Blues vor allem die Re-flektion mit der eigenen Vergangen-heit, der eigenen Gefühlsweltsuch(t)en, so blitzte es bei „RootsConnection" auch jenen ins Herz,die der Gegenwart verhaftet sind:Eine angezerrte Dobro, Loops,Samples und ein von Fabrizio Taver-

nelli im Stehen gespieltes Schlag-zeugset und die distanziert kühleStimme von Fabio Ferraboschi hol-ten Klassiker wie „Hoochie CoochieMan" oder „Crossroads" ins heute.Gefühl? Ehrfurcht? GebrocheneHerzen und Elend? Nix da! DieMundwinkel gingen plötzlich nachoben, die punkige Herangehenswei-se der beiden Musiker ließ Nostal-gie Nostalgie sein und führte vor,dass Blues in der Tat mehr Lebens-geister in sich hat und immer nochzu wecken imstande ist, als vermu-tet. Wer sich, auch welchen Gründenauch immer, zurückgelehnt hatte,war plötzlich wieder gefordert.

Fortsetzung >

Donnerstag, 23. April 2009 – Nr. 79/17. Jg.

> Redaktion Tageszeitung Headliner: [email protected] – Tel. 329/5913560

TageszeitungDIE NEUE SÜDTIROLER

Punkiger Zugang zum Blues: Fabrizio Tavernelli (links) und Fabio

Ferraboschi von „Roots Connection", der letzten Band, in der Enrico

Micheletti gespielt hat.

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Das Erbe von Enrico Micheletti: „Animystiv" ab Juni in allen Plattenläden.

MichelettiConnection

Page 2: Headliner #035

Es ist mit einer kleinen Tourzu vergleichen, die MarcoAntoniazzi zur Zeit durch-

macht: Gestern war er in Lienz, heu-te Abend ist er in Innsbruck undmorgen wird er in Bozen sein. DerGrund: Die Präsentation seines er-sten Spielfilms „Kleine Fische". ZurPremiere in Bozen – „Kleine Fische"wird im Capitol-Kino innerhalb der„Bozner Filmtage" gezeigt – wir An-toniazzi nicht allein kommen. Sicherzugesagt haben die Schauspie-ler/innen Michael Steinocher, Sabri-na Reiter und Brigitte Kren, undSoundtrackmacher Christian Pit-schl. Pitschl, der wie Antoniazzi seiteinigen Jahren in Wien lebt, hat denSoundtrack zu „Kleine Fische" bei-gesteuert. Zur vollen Zufriedenheitdes Regisseurs Antoniazzi: „DieMusik von Christian funktioniertwunderbar! Ich schätze dabei vor al-lem die Leichtigkeit und die gleich-zeitige Tiefe der Musik. Sie unter-stützt den Film auf eine angenehmunaufdringliche Weise." Die Musikzu „Kleine Fische" ist in gleichbe-rechtigter Zusammenarbeit zwi-schen Pitschl und Antoniazzi ent-standen und hat auch in der öster-reichischen Presse positive Erwäh-nung gefunden. Keine selbstver-ständliche Sache. „Kleine Fische"hatte allerdings das große Glück, alsEröffnungsfilm bei der diesjährigen„Diagonale 2009" in Graz gezeigt zuwerden, was die Aufmerksam derMedien um einiges erhöht hat. An-toniazzi: „Wir haben massive Be-richte bekommen und sie waren imSchnitt sehr gut."Dabei ist der Film nicht unbedingt

leicht zu klassifizieren. „Es ist keinGenre-Film, er hat wenig Actionund es geht um einfache Leute ",versucht Antoniazzi den Film zubeschreiben: „Man muss den Figu-ren gerne zuschauen, ich glaube,dann funktioniert er am besten."Die Wahrnehmung von außen istjedenfalls vielfältig und breit ange-legt, denn wenn die einen in ihm einStatement zur Globalisierung se-hen, sehen ihn andere als Komödieund wieder andere als die Ge-schichte einer Familie.

Zusammen mit anderen Absolven-ten der Filmakademie Wien hatteAntoniazzi seinen Abschlussfilm,der Kurzfilm zu Kurt Lanthalers„Kettenkarussell" 2004 als Compi-lation in einem Wiener Kino ge-zeigt, wo auch der Produzent FranzNovotny anwesend war. Es folgtenerste Gespräche, ein Konzeptent-wurf, ein Treatment und schließlichdie Arbeit am Drehbuch und des-sen Umsetzung.Und noch eine Fußnote zu Antoniaz-zis Musikervergangenheit: Bevor

der aus Auer stammende Antoniazzi1994 nach Wie zog, hatte er zweiJahre lang in der Band „Grenzland"den Viersaiter bedient. „Grenzland"machten damals in etwa das, washeute unter Indie laufen mag. Pit-schls Musik lag und liegt also in An-toniazzis Sensibilitätsbereich.Nach der Premiere morgen um20 Uhr, läuft „Kleine Fische" abMontag im Capitol-Kino in Bo-zen, jeweils 18.30 Uhr an. (rhd)Info: www.filmclub.it undwww.kleinefische.at

Fortsetzung >„Roots Connection" war die letzteBand in der Micheletti gespielt hat-te. Fabio Ferraboschi, Produzentund Bassist und Fabrizio Tavernelli(Schlagzeug, Samples und Elektro-nik) hatten Micheletti im Umfeld desAufnahmestudios „Esagono" ken-nengelernt, in dem Micheletti voracht Jahren seine Solo-CD „SunsetFeeling" produziert hatte. Die Ur-sprungsidee war, so Ferraboschi, diearchaische Seite des Delta-Bluesneu zu interpretieren und sich dabeiauch der digitalen Möglichkeiten zubedienen. 2002 erschien das erste,mittlerweile ausverkaufte Album,das Songs von alten Bluesern wieSon House, Muddy Waters, RobertJohnson und Leadbelly enthielt. Mit„Animystic" erscheint nun das zwei-te Album von „Roots Connection".Obwohl die drei Musiker die Arbeitan „Animystic" bereits vor einein-halb Jahren abgeschlossen hatten,mussten erst vertragsrechtlicheHürden überwunden werden. Undso wird die CD „Animystic" erst abJuni italienweit vom Vertrieb Edel indie Läden gebracht. Im Rahmen von„Blues 4 Enrico" war sie jedoch be-

reits zu haben. Die CD wurde von Fabio Ferrabo-schi, Bassist, einwandfrei produ-ziert und verzaubert mit Songs wie„Wake Up", „Hard Time Killin' Flo-or" und „Lemon Juice". Hier wirdBlues mit Elektronik unver-krampft und gekonnt miteinanderverschmolzen. Die Loops und Fer-raboschis Bass grooven, Sampleshalten sich angenehm im Hinter-grund und die von Enrico Miche-letti gespielte Gitarre fühlt sichhörbar wohl in dieser Gesellschaft,wenn sie sich durch die Songsschlingert. Micheletti, dessen

Stimme auf acht der insgesamtzehn Songs zu hören ist, singt diebluestypischen Vierzeiler mit ihrenständigen Wiederholungen ohneKlischees zu bemühen und ohne zudick aufzutragen, wie es etwa Gast-

sänger Alberto Morselli („ModenaCity Ramblers") beim letzten Song„Ring Them Bells" macht: zu sau-ber, zu schön, zu viel „Gefühl", zuviel Pathos. Blues hat das nichtnötig. Und die CD hätte die allzudeutliche Pop-Schlagseite von „InMy Song" (gesungen von LuciaTarì) ebenfalls nicht nötig. Einer-lei. Prägend sind die erwähntenSongs oder „Done Gone", ein Titel,der aus der Feder des Triosstammt, oder „Dream Baby Dre-am", einem Titel der Proto-Synth-pop-Band „Suicide" von 1979. „Blues 4 Enrico" wird am 24. Okto-ber in Meran noch einmal zelebriert. Und hoffentlich kommen auch Ferraboschi und Tavernelli wieder. (rhd) Info:www.myspace.com/rootsconnectionblues

Tageszeitung

Donnerstag, 23. April 2009 Nr. 79

Eröffneten das Konzert „Blues 4 Enrico": Christian Kaufmann (links) und Agostino

„Ago" Accarino (Stimme).

Foto

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Am Ende noch einmal alle auf die Bühne: „Il popolo disordinato del Blues", wie

Andrea Maffei die beteiligten Musiker/Musikerinnen nannte

Ein alter Weggefährte von Enrico Micheletti: Der Holländer Francis Kuipers

Vertrat die Generation der jungen Bozner Gitarristen: MultitalentManuel Randi aus Bozen

Die Premiere von „Kleine Fische“

Der Regisseur, der Filmund der Soundtrack

Geglückte Zusammenarbeit zwischen Musiker und Regisseur: Christian Pitschl und Marco Antoniazzi

Ab Montag im

Kino: „KleineFische",

der erste

Spielfilm vonMarco

Antoniazzi

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Page 3: Headliner #035

Es scheint tatsächlich defini-tiv zu sein. Die AhrntalerBand „Silentium Noctis"

schmeißt nach 10 Jahren Kampfdas Handtuch. Und gleichzeitigmit „Silentium Noctis" sinkt auchein weiteres Schiff, das in den letz-

ten sechs Jah-ren die Flaggedes Metal indie stürmi-schen Windehielt: Das „No-

ctes Furiosae Festival", das über-morgen, Samstag, im UFO inBruneck zum sechsten Mal überdie Bühne gehen wird. Neben derallerletzten Show von „SilentiumNoctis" stehen noch „Butch Cassi-dy, Sundance Kid and the Bad Ba-

stards", das Bluegrass-Projekt vonPatrick Virgadaula (übrigens ehe-maliger „Silentium Noctis"-Drum-mer), die Brixner „Chaos Disor-der" und die beiden deutschen Me-talbands „Ad Vesperum" und „De-adlock" auf der Bühne.Der „Headliner" wird sich dieseletzte Show anschauen und in zweiWochen darüber berichten, zumalin den zehn Jahren „Silentium No-ctis" einiges passiert ist, das er-zählens- und hörenswert ist. (rhd)

Tageszeitung

Donnerstag, 23. April 2009 Nr. 79Bruneck

Electro &Disco-Punk Am Samstag, 25. April 2009,also übermorgen, sorgen dieTuriner Band „DID“ und der

Indie-DJ „Max-Power“ aus Bri-xen in der PukaNaka Bar fürtanzbare Musik.Zu später Stun-de geht’s in derPuka Naka Lo-unge mit denDJs MichaelZietara und Da-vid Goldberg

weiter. Eingefädelt wird diePartynacht von „wupwup“ inZusammenarbeit mit dem PukaNaka Bruneck.

Jazz-Worshops

Meran/oJazz

Sax, Gitarre, Kontrabass, arabi-sche Musik, das sind einige derKategorien, für die vom 9. bis 12.

Juli Workshopsangeboten wer-den. Unter denLehrern: Micha-el Lösch (Piano

und Theorie), Roberto Cecchetto(Gitarre) und Helmi M'Hadhbi(Oud). Anmeldungen sind bis zum 30. Juni möglich. Info: www.meranojazz.it, [email protected]

Trance-Percussion

Vibemo inMeran

Die Band ist jung, streng ge-nommen noch kein Jahr alt, undbestreitet nun im Ost-West-Clubin Meran ihr bisher drittes Kon-zert. „Vibemo" stammen aus

Kurtatsch/ Tramin und beschrei-ben ihre Musik mit den Begrif-fen „Trance - Percussion – Be-ats", was die musikalische Vor-stellungskraft eigentlich beflü-gelt. Termin: Freitag, 24. April,20.30 Uhr.

NEWS

Die Rechnung ist aufgegangen. Die Idee, die Erwin „Peppi" Schroffenegger auch zum eigenen Vergnügen amletzten Freitag im Vereinshaus von Steinegg umgesetzt hat, hat funktioniert. Die Bühne wurde kurzerhandin einen kleinen für knappe 80 Besucher zugelassenen Blues-Club umgewandelt, die Wände mit Bildern

behängt und die Brunecker Band „T.Mo" eingeladen. Das nächste, der noch zwei geplanten „Club-Konzerte" findetmorgen, Freitag, 24. April, 20.30 h, statt. Die Band: „Queen Laurin". Kartenvorverkauf: Tel. 0471/376574. (rhd)

Steinegg live in Blues

Hinterm Vorhang

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Nächsten Donnerstag im „Headliner“:

FESTIVAL-SOMMER2009

So etwas hat es bisher in Südtirol noch nicht gegeben: Einen Festival-Kalender, der sämtliche Openairs und Festivals des anstehenden Sommers zusammenfasst. Wir sind mit der Organisation in der Endphase und geben den Nachzüglern noch die Chance, ihr Material (Bands, Ort, Eintrittspreis etc.) bis Montag, 27. April zu schicken, und zwar an [email protected] noch etwas: Wegen der Feiertage Anfang Mai erscheint der „Headliner" (und also der „Festival-Kalender 2009")am Donnerstag, 30. April! (rhd)

Metal bis zum Ende: Das letzte „Noctes Furiosae"-Festivalist gleichzeitig dasallerletzte Konzertvon „Silentium Noctis" (oder umgekehrt).

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The Last Supper

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Page 4: Headliner #035

Foto

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Tageszeitung

Donnerstag, 23. April 2009 Nr. 79 4Twenty

We needyou!

Die Brixner „4twenty" werdenam 1. Mai in Wien im großen Fi-nale um den „In-ternational LiveAward" spielen.Wer um welcheUhrzeit spielenkann, das wirdvia Internetvo-ting entschieden.Wer die meistenStimmen erhält, spielt direkt vordem Headliner. Die Bandbraucht also eure Unterstüt-zung: Schickt ein Mail mit derBetreffzeile „My vote for 4twen-ty" an [email protected]! Es ist nureine Mail pro Adresse zugelas-sen. Info: www.4twenty.it

U2 in Mailand

NochTickets zu

haben

Für das Konzert von U2 am 8.Juli in Mailand gibt es noch al-lerletzte Tickets. Bei Baba’sCD Music Shop in der BoznerGoethestraße sind noch Rest-karten für das eigentlich längstausverkaufte Konzert vorhan-den. Der Kartenpreis beinhal-tet auch die Busfahrt von Bozennach Mailand und retour. Info:0471970384 (Baba's)

Soave Guitar Festival

Im Zeichender GitarreAn den ersten 3Maitagen findetin Soave, im be-nachbarten Tren-tino die 18. Aus-gabe des „SoaveGuitar Festivalsstatt", das Kon-zerte, Seminare und Works-hops für Gitarristen allerKlangfarben – akustisch wieelektrisch – bietet. Info:www.soaveguitarfestival.com

NEWS

Nach wie vor im Punk zuhause: „Killjoy“ aus Bozen

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d? „Punk’s not dead“, sang die englische Band

„The Exploited“ im Jahre 1981 und schuf so-mit eine nicht mehr wegzudenkende Hymne,die viele Punkanhänger heute noch als Leit-spruch verwenden. Passenderweise standenvier Punkrocker aus unserem Land bereits2003 mit „The Expolited“ auf derselben Büh-ne: „Killjoy“ aus Bozen. Und bei „Killjoy“wusste man seit der Bandgründung im Jahr1999 zwar, dass sich die Rocker dem Punk ver-schrieben hatten, aber ob die Band nun pau-sierte oder doch „not dead“ war, darüber warman sich oft nicht wirklich im Klaren.

„Killjoy“ tauchten Ende der Neunzigerjahre imZuge des Punkbooms im Raum Bozen nebenBands wie „Dressy Vagabonds“ und „PleasureGarden“ (später „Starseven“) auf, erspieltensich im Laufe der Jahre dank ihrer publikums-nahen Auftritten und der damaligen Beliebtheitihres Genres einen guten Ruf als Liveband undverschwanden immer wieder von der Bild-fläche, als wäre nichts gewesen. „Das ‚immerwieder von der Bildfläche verschwinden’ hängtauch sicher ein wenig von unserer Mentalitätab. Wir lassen uns mit dem Songwriting Zeitund feilen so lange an neuem Material bis wirnicht davon überzeugt sind dass es für uns undfür das Publikum gut klingt“, erzählt Sängerund Bassist Mike Wachtler.

Fragt man im Freundeskreis heute nach „Kill-joy“, lautet die Antwort in vielen Fällen, dassPunk momentan eben nicht mehr so angesagtist, „Killjoy“ dem Genre aber treu gebliebensind. Die Linie, die die Bozner verfolgt haben,war zunächst einfach: Spaß an der Musik ha-ben, melodiebetonten Punkrock spielen und aufelektronische Effekte verzichten. All das trifftheute noch auf „Killjoy“ zu, auch wenn sich imLaufe der 10jährigen Bandgeschichte einigesverändert hat. Die Besetzung an den Gitarrenwechselte und dies wirkte sich auch auf den So-und der vierköpfigen Band aus, der langsamaber sicher ausgefeilter wurde. Die Gründungs-mitglieder Mike Wachtler (Gesang, Bass) undTobias Demetz (Schlagzeug) spielen heute mitRoberto Amato (Gitarre und Gesang) und Chri-stian Valorzi (Gitarre) an ihrer Seite und somitsind auch die anfänglichen Skaeinflüsse aus derMusik der Bozner Punkband verschwunden.

Da der erste Longplayer „Frames“ trotzlangjähriger Bandgeschichte ganze acht Jahreauf sich ließ warten, mussten sich Punkliebha-

ber zunächst mit Compilations, Demos, Mini-CDs und vor allem mit den Auftritten der Bandzufrieden geben. Und die waren zahlreich, dennauf dem Programm der Punkrocker standenneben den Konzerten in Italien auch Auftritte inDeutschland, Österreich, Holland und Tsche-chien. „Nahezu alles was in Deutschland be-spielt wird geht von der Agentur LMC Berlinaus. Die restlichen Termine werden zusammenbesprochen und dann ausgearbeitet.“ erklärtMike. „Die Freundschaft zu den Eigentümernvon LMC Berlin erhält diese Zusammenarbeitnach wie vor aufrecht, da braucht es weder Plat-tendeals noch Verträge.“

Dass „Killjoy“ beim Booking mittlerweile be-dachter vorgehen, hängt mit einem schwarzenMoment zusammen: Die Band fuhr nach Rom,der Bandbus wurde geplündert, der Schadenbelief sich auf 20.000 Euro. „Haben wir früherzu jedem Konzert ja und amen gesagt und wa-ren für mehrere hundert Kilometer für 50.000Lire unterwegs, haben im Auto geschlafen,keine richtige Anlage am Konzertort gehabtund teilweise noch Benzinkosten und Anlei-hen eines Autos in Kauf genommen, suchenwir heute gezielt solche Clubs und Konzerte,die uns als Musiker anerkennen und auchdementsprechend behandeln.“

Ende April geht’s nun nach der einjährigenTourpause wieder auf die ausländischen Büh-nen. Die Agentur „LMC“ hat eine kleine Toureingefädelt, die „Killjoy“ am 27.04. nach Zit-tau und anschließend nach Tschechien führt:am 28.04. nach Kladno, am 29.04. nach Pragund am 30.04. nach Brno. In Südtirol sind mo-mentan keine Gigs geplant: „Wir haben in Ver-gangenheit viel in Südtirol gespielt. Fast jedesKonzert wahrgenommen, aber Musikstilekommen und gehen und so auch der Pun-krock. Dies ist bislang im Osten Europas an-ders, dort blüht unser Musikstil noch auf, dieLeute besuchen Konzerte von Punkbands(nicht nur an Wochenenden) und genau das isteiner der Gründe wieso wir in dieser Gegendöfters unterwegs sind als in Südtirol.“

Und wie sieht’s mit einem Nachfolgealbum zu„Frames“ aus? Die Antwort darauf schließtden Kreis ums bekannte „dead or not dead“-Image von „Killjoy“. Neue Songs wurden ge-schrieben; ein zweites Album wird momentanweder geplant noch aufgenommen. (eva) Info: www.myspace.com/killjoyrocks