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guitar.de mit CD Heft Nr. 168 Ausgabe 5/2014 B 41248 F magazin für gitarristen und bassisten (!#6.37.18B IHR HABT ENTSCHIEDEN! Leserpolls D: 3 5,90 · A: 3 6,80 · B: 3 7,00 L: 3 7,00 E: 3 8,00 · I: 3 8,00 · CH: SFR 10,50 PLAYALONG-CD mit 3 kompletten SONGS + 7 WORKSHOPS SONGS Black Sabbath The Mob Rules J. J. Cale Call Me the Breeze Miles Davis Blue in Green WORKSHOPS Nuno Bettencourt The Who Monster Truck David gegen Goliath W ie Kramer 1985 die US-Gitarrenindustrie das Fürchten lehrte Pflicht oder Kür? Di e wirklich wichtigen Highlights der Frankfurter Musikmesse Extraball für Tommy Pete Townshends steiniger Weg zum Opus magnum Die Rückkehr des Groove-Giganten Endlich: Pornograffitti live NUNO BETTENCOURT ZU GEWINNEN Gibson Les Paul Melody Maker, Kramer Pacer Vintage & Randall NB15

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    CD

    Heft Nr.168 Ausgabe 5/2014

    B 4

    1248

    F

    magazin für gitarristen und bassisten

    IHR HABT ENTSCHIEDEN!Leserpolls

    D: 3 5,90 · A: 3 6,80 · B: 3 7,00 L: 3 7,00E: 3 8,00 · I: 3 8,00 · CH: SFR 10,50

    PLAYALONG-CD mit 3 kompletten SONGS + 7 WORKSHOPS

    SONGSBlack Sabbath

    The Mob Rules

    J. J. Cale Call Me the Breeze

    Miles Davis Blue in Green

    WORKSHOPSNuno Bettencourt

    The WhoMonster Truck

    David gegenGoliath

    Wie Kramer 1985 die US-Gitarrenindustrie das Fürchten lehrte

    Pflicht oder Kür?

    Die wirklich wichtigen Highlights

    der Frankfurter Musikmesse

    Extraball für Tommy

    Pete Townshends steiniger Weg zum

    Opus magnumDie Rückkehr des Groove-Giganten

    Endlich: Pornograffitti live

    NUNOBETTENCOURT

    ZU GEWINNEN

    Gibson Les Pau

    l

    Melody Maker,

    Kramer Pacer V

    intage &

    Randall NB15

  • Wat is eigentlich „Rockmusik“? Da stelle mer uns janz dumm und sagen: Rockmusik ist die Weiter-entwicklung des Rock’n’Roll durch die Kom-bination mit anderen Stilen wie Blues, Beat- und Folkmusik. Hört sich recht banal an, stimmt aber prinzipiell. Das eigentlich Faszinierende daran ist, dass durch diese Verquickung seit Mitte der Sechziger ein musikalisches Feld entstanden ist, dessen Dimensionen nicht nur formal immer wieder neu definiert werden.

    Wieso diese Rückbesinnung? Eine der zweifellos wegweisenden Tonaufnahmen aus der Frühzeit des Rock feiert dieser Tage ihren 45. Geburtstag: Das Konzeptalbum Tommy gilt als erste Rockoper der Musikgeschichte und sprengte die von den anderen Protagonisten in den Monaten und Jahren zuvor ausgeloteten Grenzen. Hendrix, Clapton (mit Cream) und die Beatles hatten die musikalischen – in den ersten beiden Fällen vor allem: gitarristischen – Fesseln abgeworfen, Dylan hatte eine facettenreiche Lyrikwelt voller poetischer Rätsel geschaffen und damit die Ernsthaftigkeit der Popmusik definiert. Dank Pete Townshend wurde es nun episch: Mit Tommy traten The

    INTRO

    Grenzen sprengenWho krachend eine weitere Tür auf und schufen eine neue Kunstgattung. Und rein gitarristisch erwies sich Mr. T. erneut als der Prototyp des songdienlich spielenden Leadgitarristen.

    Doch genug des theoretischen Geschwafels – die ganze spannende Geschichte des Albums hat euch unser Autor Ernst Hofacker ab Seite 72 aufbereitet. Damit’s nicht beim bloßen Schmökern bleibt, gibt’s obendrauf selbst-verständlich was für die Fingerchen: die legendärsten Gitarrenriffs des Albums als Noten/TABs und auf der Heft-CD.

    Und damit: Haut rein – und macht die „Windmühle“!

    Jürgen EhneßChefredakteur

    HITS & NEWS 2014-II

    MUSIC STORE professional GmbH*Unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers. Änderungen & Druckfehler vorbehalten!

    Ausschließlich als Online-Katalog und App für Android und iOS. Mit vielen neuen Features, wie z.B. Top-Aktuellen Produkt-Videos, Rundfl üge durch die einzelnen Abteilungen oder Live Konzerte.

    Der neue OnlineKatalog ist da!

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  • 4 guitar 5/14

    interviews/storys

    20 Leser-Polls: Ihr habt gewählt!30 Messe-Highlights: Musikmesse 2014 – Bunt ist Trumpf42 Satchel/Steel Panther44 Tosin Abasi/Animals as Leaders46 The Intersphere

    workshops

    48 Workshop-Special: Nuno Bettencourt/ Extreme – Pornograffitti62 Promi-Workshop: Jeremy Widerman/Monster Truck72 Masterpieces: The Who – Tommy84 Riffalong: Prahlhans-Riffs für Michelle92 Fretboard-Compendium: Schwarze Löcher95 Bluescafé: Leadbelly – „Leavin’ Blues“98 Bassgroove: Soundsoße mit Sahneklecks

    songs157 So geht’s leichter – Sonderzeichentabelle158 Black Sabbath – „The Mob Rules“166 J. J. Cale – „Call Me the Breeze“174 Miles Davis – „Blue in Green“

    5/14

    Inhalt

    Seite 42Interview:Satchel/Steel Panther

    Seite 62Promi-Workshop:Jeremy Widerman/Monster Truck

    Seite 48Workshop-Special:Nuno Bettencourt/Extreme – Pornograffitti

    Seite 72Masterpieces: The Who – Tommy

  • 5

    gear

    102 Build & Tune: Flexibler Gig dank Robot-Tech108 Backline: John Petrucci/Dream Theater112 Zerberus Hydra III (E-Gitarre)114 Squier Vintage Modified Cabronita Telecaster (E-Gitarre)116 Reportage: ESP Guitar Company – Handarbeit aus Hollywood120 Hagstrom Viking P (E-Gitarre)122 Fender American Special Stratocaster FSR (E-Gitarre)124 Special: Die Kramer-Story – Helden der Achtziger130 Randall Thrasher (Amp)132 Fender Vaporizer (Amp)134 Career AF Tube Amp by Felleretta (Amp)136 Peavey Valveking 100 Head (Amp)138 Ibanez PIB3 Peter Iwers Signature (Bass)140 Gibson EB4 & EB5 (Bass)142 Taylor 814ce (Akustikgitarre)144 Electro-Harmonix 8 Step Program & Deluxe Memory Boy (Effekte)146 Boss ME-80 (Effekte)148 Nu-X Drive Core, High Gain, Metal Core (Effekte)

    rubriken3 Intro6 guitar-CD + Downloads8 guitar-News: News, Gossip & Tourdaten24 Music-Shop: CDs, LPs & DVDs 90 guitar-Abonnement107 Pickup – zu gewinnen: Gibson Les Paul Melody Maker, Kramer Pacer Vintage & Randall NB15150 Händlerverzeichnis152 Outro: Harte Hunde sehen rosa154 Vorschau/Anzeigenindex/Impressum156 CD-Booklet

    Seite 20Leser-Polls: Ihr habt gewählt!

    Seite 124Special:Die Kramer-Story – Helden der Achtziger

    Seite 116Reportage:ESP Guitar Company – Handarbeit aus Hollywood

    Seite 114Test:Squier Vintage Modified Cabronita Telecaster

    Seite 30Messe-Highlights:Musikmesse 2014 – Bunt ist Trumpf

    Seite 107Pickup –zu gewinnen: Gibson Les Paul Melody Maker, Kramer Pacer Vintage & Randall NB15

  • Mit ihrem dritten Album All You Can Eat feuern Gitarrist Satchel und seine Kumpane dieser Tage zwölf flammneue Riffsalven auf die Ohren und die

    Lachmuskulatur ihrer Fans ab. Wir schnappten uns Satchel im Berliner Gibson-Showroom und erfuhren Unfassbares

    über den Einfluss von Tarzan, Thunfisch und Tomaten auf seinen monumentalen Sound.

    SATCHEL/STEEL PANTHER

    Jodeln und dödelngegen die Kälte

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    Auch auf ihrem dritten Geniestreich erweisen sich die Stahlpanther als bierernst, humorlos und ironiefrei

    42 guitar 5/14

    INTERVIEW

  • C W

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    Pro

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    WORKSHOP-SPECIAL

    48 guitar 5/14

  • In ihrer Heimat Kanada sind Monster Truck längst Superstars. Gnadenloses Riffing und knallharte Seventies-Sounds gehören genauso zu ihrem Programm wie langsame, entspannte Blues-Nummern. Frei nach dem Motto „Don’t Fuck with the Truck“ zeigen uns die Jungs, wo in Sachen Retro-Rock der Hammer hängt. Monster Truck, das sind Jon Harvey (b, voc), Jeremy Widerman (g), Brandon Bliss an der Orgel und Steve Kiely an den Drums. Wir sprachen mit Jeremy über fast alles, was Gitarristen Spaß macht.

    CD/DOWNLOAD

    TRACK 32 –

    39

    C W

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    JEREMY WIDERMAN/MONSTER TRUCK

    Die Monstertruckler (v. l.): Jeremy Widerman (g), Brandon Bliss (keys), Jon Harvey (voc, b), Steve Kiely (d)

    Monster Trucks aktuelles Album Furiosity : zwölf Volltreffer-Vintage-Rock-Songs für die Ewigkeit

    PROMI-WORKSHOP

    62 guitar 5/14

  • Vor 45 Jahren veröffentlichten The Who mit dem Doppelalbum Tommy die erste echte Rockoper. Danach war nichts mehr wie zuvor: Townshend & Co. stiegen zu Superstars

    auf, die Rockmusik wurde zur anspruchsvollen Kunstform und die Subkultur ihrer ersten Psychoanalyse unterzogen. Ernst Hofacker wirft einen Blick zurück auf einen

    Schlüsselmoment der Popgeschichte.

    Nehmen wir nur die Sache mit dem Flipper. Die Geschichte hinter „Pinball Wizard“, dem wohl hitträchtigsten Song, den Tommy aufweisen konnte, erhellt für einen wunderbaren Moment, wie ambitioniert, gleichzeitig aber auch zufallsgesteuert und letztlich banal die Entstehungsgeschichte die-ses legendären Albums vonstatten ging.

    O-Ton Pete Townshend: „Ich dachte: Oh mein Gott, das ist schrecklich, das plumpeste Stück Musik, das ich je geschrieben habe!

    The Who – TommyAls der Rock in die Oper ging

    CD/DOWNLOAD

    TRACK 40 – 47

    Peinlich! Es klang wie ein Music-Hall-Song.“ So zumindest erinnerte sich der Gitarrist drei-ßig Jahre nach der Erstveröffentlichung von Tommy an den Moment, als er seinen Band-kollegen und dem Management das von ihm allein im Homestudio hergestellte Demo des in der Nacht zuvor geschriebenen Songs vor-spielte. Damon Lyon-Shaw, damals Toninge-nieur in den Londoner IBC Studios, wo das Album aufgenommen wurde, erkannte jedoch spontan das Potential der Flipperhymne und

    kommentierte: „Pete, das ist ein Hit!“ Er sollte Recht behalten.

    Fünf Sterne müssen herTatsächlich hatte Tommy mit der Welt der Flipperautomaten bis zu jener Nacht noch rein gar nichts zu schaffen gehabt. Im Gegenteil, Pete Townshend hatte den Titelhelden seiner im Werden begriffenen Rockoper als blinden und taubstummen Jungen angelegt, der durch übergroße Sensitivität Musik erfühlen kann,

    72 guitar 5/14

    MASTERPIECES

  • GEAR [e-gitarre]

    114 guitar 5/14

    AUSSTATTUNG:

    Individualität I

    Flexibilität

    MOJO-FAKTOR:

    Styler I Arbeitstier

    PREIS-LEISTUNGS-VERHÄLTNIS:

    Preis I

    Leistung

    Anders als ihr Name es vermuten ließe, stammt „La Cabronita“ ursprünglich nicht etwa aus Mexiko. Das Licht der Gitarrenwelt erblickte die Designschönheit nämlich im kalifornischen Fender Custom Shop, und sie war nur für entsprechend zahlungskräftige Tele-Liebhaber zu erstehen. An der Mexikovariante konnte sich dann schon ein deutlich breiterer Kundenstamm erfreuen. Die indonesische Version von Squier füllt nun noch die Lücke im Low-Budget-Segment deutlich unter 500 Euro. Damit sind jetzt für jeden Geldbeutel Cabronitas im Fender/Squier-Katalog zu finden.

    Im Kern besteht das trendige Cabronita-Konzept aus der Kombination des altehrwür-digen Tele-Shapings mit Humbucker-Pickups im Stil der klassischen Filter’trons, die man

    vor allem von Gretsch-Gitarren her kennt. Dazu kommt noch das eigenwillig geformte Pickguard, und fertig ist die modern ge-stylte Rock’n’Roll-Tele, wie es der Serien-name schon verrät: eine waschechte „Vin-tage Modified“. An sich ein altbekanntes

    Modell also, aber mit modernisierten Fea-tures. Wer noch ein exquisites Accessoire obendrauf haben will, bekommt die Squier-Cabronita mit einem Bigsby-lizensierten B50-Vibrato angeboten.

    Schlicht und modernDie Klangholzbasis beider Ausführungen ist dabei identisch: Linde für den Korpus, dazu ein vierfach verschraubter Ahornhals mit Vintage-mäßiger, aber wiederum modern moderat gehaltener C-Form und ein Ahorngriffbrett mit 22 Medium-Bün-den. Beim Rundum-Check erweisen sich alle Bauteile ungeachtet des äu-ßerst günstigen Preises der Indonesien-Cabronitas als blitzsauber und präzise zusammengefügt. Auch die auf den

    kompletten Instrumenten verwendete Polyurethan-Lackierung ist überall sorg-

    fältig aufgetragen und verleiht den Gitarren ein schimmerndes Äußeres. Dazu passend prä-

    sentiert sich der unverstärkte Trockensound der Non-Tremolo mit glänzender Brillanz. Wie von einer Telecaster zu erwarten, klingt die Gitarre hell und klar mit durchdringendem At-tack aus den Höhen und den oberen Mitten. Deutlich massiger und mittiger zeigt sich da-gegen der Grundton der Bigsby-Ausführung, der man ihre 600 Gramm mehr an Gesamtge-wicht buchstäblich anhört.

    Modell Squier Vintage Modified Cabronita Telecaster

    Herkunft IndonesienKorpus LindeHals Ahorn, 4-fach verschraubtHalsprofil C, moderatGriffbrett AhornRadius 24,1 cm/9,5“Halsbreite Sattel: 42 mm; 12. Bund: 52 mmBünde 22 Medium-Jumbo: 2,5 x 1,0 mmMensur 64,8 cm/25,5“Pickups 2 x Fender Fideli’tron HumbuckerRegler 1 x VolumeSchalter Dreiwege-ToggleHardware Fender-Vintage-style-MechanikenGewicht 3,3 kg Linkshänder neinInternet www.fender.deEmpf. VK-Preis 355,81 €

    FACTS

    Squier Vintage Modified Cabronita Telecaster

    Twang & TequilaBei Cabronita-Teles denkt der Fender-Aficionado sofort an Surf-sound, Sonne und schirmchengeschmückte Tequila-Cocktails. Für ein Original dieser Schmuckstücke sind durchaus Summen in der Größenordnung eines Fernreise-Budgets lockerzumachen. Mit der preisgünstigen Squier-Edition der begehrten Designer-Telecaster bleibt dagegen noch allerhand Taschengeld übrig.

    PREIS-LEISTUNGS-EMPFEHLUNG

    AUSGABE 5/14

  • So sieht also Hollywood aus. Nicht ganz so glamourös, wie man sich’s als Filmfreund vorstellt, aber schließlich ist das ja auch „North Hollywood“. Wir sind zum Ortstermin

    beim Gitarrenhersteller ESP geladen.

    ESP GUITAR COMPANY

    Handarbeit aus Hollywood

    Die US-Niederlassung der japanischen Firma ESP liegt in einer Art Indus-triegebiet: direkt an einer Bahnlinie, im Norden in greifbarer Nähe die Bergkette, die Los Angeles geografisch begrenzt, einige Kilometer im Süden Beverley Hills, Downtown L.A. und die Hollywood Hills – allerdings von der „falschen“ Seite. In unmittelbarer Umgebung sind immerhin die größten Rehearsal-Studios von L.A. angesiedelt, und im selben Block ist mit Pearl ein renommierter Schlagzeughersteller an-sässig. Auf der anderen Straßenseite schließt ein Wohngebiet an, und in den

    angrenzenden Seitensträßchen findet man die aus Filmen hinlänglich bekannten typischen Vorstadthäuser mit Garten und Garage.

    Ich bin mit dem amerikanischen ESP-Präsidenten Matt Masciandaro verabredet, zusammen mit Stefan Kühn vom deutschen ESP-Vertrieb Sound Service und den Chefredakteuren der beiden in Polen er-scheinenden Gitarrenmagazine. Bereits im Eingangsbereich zeigt man Flagge: An der Wand prangt ein großes Foto des ESP-Endorsers Kirk Hammett samt Instrument, auf anderen Postern sind weitere Player und Gitarren zu sehen.

    Nach der Begrüßung setzt Matt – selbst-verständlich spricht man sich wie in den USA üblich mit Vornamen an – zur Betriebs-führung an. Wie wir schnell begreifen, erfüllt die Niederlassung mehrere Funktionen: So dient sie zunächst als Umschlagplatz für die Gitarren und Bässe, die vom ESP-Mutterwerk in Japan sowie den LTD-Fabriken in Südostasien produziert und in alle Welt verschickt werden. Und es sind Massen, die in North Hollywood ankommen und von hier aus wiederum den Weg in sämtliche Landesteile der USA und Kanadas antreten. Wir sehen naturgemäß kaum Instrumente, dafür jedoch Tausende von Gitarrenkartons

    116 guitar 5/14

    REPORTAGE

    Da kann man auch mal was über Nacht liegenlassen – beinahe wie in

    einer schwäbischen Werkstatt

    ESP-USA-President Matt Masciandaro (l.) und Stefan Kühn von Sound Service

  • Schon früh bewies die Geschäftsleitung Sinn für Innovation, denn Kramer machte nach der Firmengründung in den späten Siebzigern schnell mit einem besonderen Clou von sich reden: mit Alu-miniumhälsen für Gitarren und Bässe. Diese Idee brachte Gary Kramer von seiner Zusam-menarbeit mit Travis Bean mit, der ebenfalls Hälse aus diesem Material montierte.

    Der Vorteil? Höhere Stabilität! Immerhin leiden Gitarren beim harten Leben auf Tour, speziell wenn es um klimatische Unterschiede bei großen Tourneen geht. Aluminiumhälse sollten hier Abhilfe schaf-fen und stießen tatsächlich auf Interesse. Beispielsweise wurde Kiss-Dämon Gene Simmons mit einem Bass samt Aluhals gesichtet.

    Die Firmengründer waren Namensgeber Gary Kramer, Dennis Berardi sowie Gitarren-bauer und Ingenieur Phillip Petillo. Zusammen mit Investor Henry Vaccaro und dem

    Kaum eine Gitarrenfirma war in den güldenen Achtzigern so am Puls der Zeitwie Kramer. Die Sterne schienen genau richtig zu stehen, denn im Jahrzehnt

    von Haarspray, Leopardenfell und virtuosen Soli lieferte der Hersteller die passendenGitarren an einige der wichtigsten Gitarristen dieser Ära. Passend zum Revival –

    Steel Panther lassen grüßen – meldet sich die Firma nun zurück.

    DIE KRAMER-STORY

    Helden der Achtziger

    C G

    etty I

    mage

    s, Kr

    amer

    Vizepräsidenten der Mutterfirma Gibson, Peter LaPlaca, wurde die erste Fabrik in Neptune, New Jersey, aus dem Boden gestampft.

    Alu und mehrDie ersten Prototypen gab es auf der NAMM 1977 zu sehen. Sie schlugen ein wie eine Bombe, denn das Kramer-Team reiste mit Vorbestellungen im Wert von einer Viertel-million Dollar zurück an die Ostküste. Kurz darauf kam es jedoch schon zu Differenzen in der Geschäftsleitung, und Petillo und Gary Kramer verließen die Firma, auch wenn der Company der Name Kramer erhalten blieb.

    Es zeigte sich schnell, wie innovativ das Design der ersten Instrumente war, denn hier ging es nicht nur um das reine Material des Halses. Hinzu kamen bei Kramer ein Griff-brett aus Ebonol, einem Material, das man von Bowlingkugeln kennt, ein Nullbund und sogar Marker aus Aluminium. Optisches Erkennungsmerkmal war die gespaltene

    „Stimmgabel-Kopfplatte“, die auf Fotos aus den späten Siebzigern bei zahlreichen Künst-lern zu sehen war.

    Beim Rest der Gitarre kam Holz zum Einsatz, wobei man jedoch schon früh mit exotischen Varianten wie Koa und Bubinga arbeitete. Später kamen Nussbaum und Ahorn hinzu.

    Auch bei der Hardware wurden erlesene Komponenten eingesetzt: Pickups von DiMarzio und Schaller sowie diverse speziell für Kramer-Gitarren und -Bässe angefertigte Einzelteile.

    Die Aluminiumhälse wurden bis circa 1982 verbaut. Zu diesem Zeitpunkt schien ein Umsatteln auf normale Materialien noch erfolgversprechender, denn viele traditionell eingestellte Gitarristen konnten nur wenig mit den ungewöhnlichen Hälsen anfangen, unter anderem wegen des speziellen Spiel-gefühls. Es war also an der Zeit, auch diesen Markt zu erobern.

    124 guitar 5/14

    SPECIAL

  • GEAR [effekte]

    144 guitar 5/14

    Der 8 Step Program ist, genau ge-nommen, kein Effekt, sondern eine Einheit, die eine Abfolge von Span-nungen ausgibt – ein CV-Sequenzer. Hier wird kein Audiosignal verfremdet, sondern eine Modulation generiert, die einen Parameter an einem kompatiblen Effektgerät moduliert. In der Regel sind das Pedaleingänge, die bei Electro-Harmonix oder in Moogs Moogerfoogern regelmäßig zu finden sind.

    Variable AbläufeDie Sequenz wird über acht Schieberegler jus-tiert, das Tempo über einen weiteren Fader. Alternativ lässt sich das Tempo über einen Tap-Tempo-Fußtaster nebst diverser Taktteiler spezifizieren oder über MIDI-Clock- bezie-hungsweise den CV-Eingang fremdbestim-men, um die Modulationen synchron mit einem Computer, Drumcomputern oder sons-tigen Geräten zu halten. Die Sequenz springt

    oder gleitet regelbar von einem Schnitt zum nächsten. Dabei kann sie wahlweise einmalig oder im Loop ablaufen oder manuell schritt-weise fortgeschaltet werden.

    Hinzu kommen regelbarer Hub der ausge-gebenen Spannung, variable Sequenzlänge sowie verschiedene Abspielrichtungen (vor-wärts, rückwärts, pendelnd, zufällig). So erge-ben sich unterschiedlichste Möglichkeiten, die sich sinnvollerweise in zehn Speicherplätzen ablegen lassen. Über den optionalen 8 Step Program Foot Controller lassen sich sogar ein-hundert solcher Sequenzen speichern und über zwei Fußtaster abrufen, wobei die Um-schaltung immer nach dem vollständigen Ab-spielen einer Sequenz erfolgt.

    Um die Abläufe noch variabler zu gestal-ten, gibt es am 8 Step Program einen CV-Ein-gang, mit dem sich Parameter wie etwa die Sequenzlänge oder der Hub steuern lassen. Auch lassen sich die meisten Parameter über

    Electro-Harmonix 8 Step Program & Deluxe Memory Boy

    Rhythmisch pulsierende MusterMehr als jeder andere Hersteller greift Electro-Harmonix auch ungewöhnliche Ideen für seine Effektpedale auf. Und wer wünscht sich keinen individuellen Gitarrensound ...

    MIDI Controller fernsteuern. Der 8 Step Pro-gramm erzeugt selbst keinen Klang. Die Er-gebnisse sind deshalb abhängig vom ange-schlossenen Gerät.

    Die Suche nach dem ZufallSo erzeugt man etwa Tonhöhenfolgen mit einem Pitch-Shifter, animierte Filterungen mit einem Tiefpassfilter oder ungewöhnliche Echos mit einem Delay. Auch rhythmisch pul-sierende Tremolomuster sind kein Problem. Dennoch wendet sich das Gerät eher an Expe-rimentierfreudige, die auf der Suche nach un-gewöhnlichen, rhythmischen oder zufälligen Klangfarben sind. Eine weitere Zielgruppe wä-ren Musiker, die sich auf die Anfangstage elektronischer Musik besinnen, die damals oft auf Step-Sequencer zurückgriff.

    Gute Ergebnisse bedürfen eines abge-stimmten Setups und etwas Einarbeitung. Dann aber lassen sich Sounds erschaffen, die

  • UNTER DER LUPE

    Black Sabbath The Mob Rules

    Git. 1 & 2 Gibson-Style (SG)Pickups/Position Humbucker/StegGain (Amp) 9 EQ (Bass/Mid/Treble) 5/6/7Schwierigstes Element Letzter Takt Solo 1

    Die ganze Nummer ist relativ einfach zu spielen, auch das Solo ist recht übersichtlich; nur der letzte Takt im ersten Solo ist echt schwer, auch mit unversehrten Fingern. Da kann man nur sagen: Chapeau, Tony!

    SCHWIERIGKEITSGRAD

    1 110 10

    Song Solo1968 als Bluesrock-Band gegründet, entwickelten sich Black Sabbath schnell zu Pionieren des Heavy Metal. Das Quartett aus Birmingham erfuhr seitdem viele Wechsel im Line-up, nur Gitarrist Tony Iommi ist bis heute konstant dabei. Sänger Ozzy Osbourne wurde 1979 wegen Alkohol- und Drogenproblemen entlassen, bis Ende 1982 übernahm Ronnie James Dio den Job. Zusammen mit dem Mob-Rules-Lineup Iommi, Butler und Appice gründete er 2006 den Sabbath-Ableger Heaven and Hell, der bis zu Dios Tod im Jahr 2010 existierte.

    „The Mob Rules“ ist der Titeltrack des 1981 erschienenen zehnten Studioalbums Mob Rules, dem zweiten mit Sänger Ronnie James Dio. Als Vorlage für die Transkription diente die Heaven-and-Hell-Version vom Wacken-Festival 2009, erschienen Ende 2010 auf Neon Nights – Live at Wacken – 30 Years of Heaven & Hell. Auf der DVD sind zwei Gitarren zu hören, aber außer Tony Iommi ist kein Gitarrist zu sehen. Bis zum ersten Solo könnte man denken, es sind zwei Verstärker mit unter-schiedlichem Ansprechverhalten zu hören. Spätestens im ersten Solo aber ist klar, dass es definitiv zwei Gitarren sind, denn Tony fiedelt

    C Fi

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    stello

    /Red

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    CD/DOWNLOAD

    TRACK 2 –

    9

    158 guitar 5/14

    inbrünstig sein Solo, während eine andere Gitarre den Rhythmus darunter legt.

    Somit gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder es spielt ein zweiter Gitarrist hinter dem Vorhang, oder die zweite Gitarre wurde später für die DVD von Tony Iommi selbst overdubbt, wie auch auf der Studioversion von 1981.

    In unserer Transkription sind Tonys Parts als Gitarre 1 abgebildet, Gitarre 2 zeigt die Overdubs. Wer also den Song mit nur einer Gitarre spielen möchte, orientiert sich natürlich an Gitarre 1. Um den Sound im ersten Solo dann etwas anzudicken, könnte der Bass zum Beispiel Quinten spielen; so imitiert er die zweite Gitarre und füllt sehr gut das Loch.

    Hauptriff des Songs ist das viertaktige Riff 1, das die Basis vom Intro, den Strophen und Refrains sowie dem zweiten Solo und dem Outro bildet. Das zweite Element finden wir in den Bridges. Hier wird zuerst ein im neunten Bund gespielter E-Dur-Dreiklang über den Basston E gelegt, dann bleibt der Basston liegen, und der Dreiklang rutscht zwei Bünde tiefer auf D-Dur; das ergibt zusammen einen E11. Das wird zweimal wiederholt, dann rutscht der Dreiklang hoch in den zehnten

    Bund. Somit erklingt F-Dur, aber der Basston auf der Gitarre fällt weg, und die Bassgitarre spielt jetzt ein D; somit ergibt sich insgesamt ein D-Moll-7-Akkord. Das dritte und letzte Element wird im ersten Solo von Gitarre 2 beigesteuert, in den Noten als Rhythmusfigur 1 abgebildet. Hier sehen wir eine typische Metal-Begleitfigur mit Achteln und Sech-zehnteln und den Akkorden D5, Bb5 und C5. Das zweite Solo geht dann über das bereits ausreichend bekannte Riff 1. Tonys rockige Licks in den Solos sind allesamt recht problemlos reproduzierbar, nur das extrem schnelle Sextolen-Lick im letzten Takt des ersten Solos ist echt schwer zu spielen; und wenn man an Tonys Gummifingerkuppen denkt, kann man nur sagen: Hut ab!