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HEUREKA – ich hab‘ es gefunden! Univ.-Prof. Dr.-Ing. Markus Friedrich Universität Stuttgart, Lehrstuhl für Verkehrsplanung und Verkehrsleittechnik Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats dieser Zeitschrift 745 Straßenverkehrstechnik 12.2013 Liebe Leserinnen und Leser, das Wintersemester hat begonnen. In der ersten Vorlesung des Bachelormoduls Verkehrsplanung und Verkehrstechnik sitzen so viele Studierende wie noch nie: 150 Studierende des Bau- ingenieurwesens, des Verkehrsingenieurwesens, der Umwelt- schutztechnik oder anderer Studiengänge mit dem Anwendungs- fach Verkehr. Bis auf die Verkehrsingenieure hatten die Studierenden im Verlauf ihres Studiums noch keinen Kontakt mit dem Thema Mobilität und Verkehr. „Vielen von Ihnen wird heute zum ersten Mal bewusst, dass man Verkehr planen muss. Erinnern Sie sich an diesen Tag. Für einige von Ihnen wird das Verkehrswesen der Bereich, in dem Sie später arbeiten werden.“ Mit diesen Worten begrüße ich die Studierenden jetzt seit 10 Jahren. Und viele Absolventen erinnern sich später: „Herr Friedrich, es ist so passiert, wie Sie es gesagt haben. Ich habe meinen Beruf im Verkehrswesen gefunden.“ Es ist einfach, eine gute Prognose zu erstellen, wenn sich nur die Personen erinnern, auf die die Prognose zutrifft. Bevor es in der ersten Vorlesung mit dem Stoff richtig losgeht, stelle ich die Tätigkeiten eines Ingenieurs im Verkehrswesen vor: Planung von Verkehrsnetzen, Prognose der Verkehrsnachfrage, Entwurf von Verkehrsanlagen, Bemessung von Lichtsignalanlagen, Konzeption von Verkehrsbeeinflussungsanlagen und so weiter. Eine Tätigkeit verschweige ich allerdings. Eine Tätigkeit, von der ich vermute, dass sie den Studierenden nicht attraktiv erscheint. Sie beschäftigt jeden von uns Tag für Tag. Die Tätigkeit des Besprechens: Projektbesprechung, Teambesprechung, Besprechung mit dem Auftraggeber oder dem Auftragnehmer, Gemeinde- ratssitzung, Verbandssitzung, Runder Tisch mit Interessengruppen, Besprechungen in FGSV-Arbeitsgremien. An der Universität lehrt keiner, wie die so wichtige Tätigkeit des Besprechens funktioniert. Folglich sitzen in Besprechungen lauter Autodidakten, die mehr oder weniger geschickt den Verlauf der Besprechung beeinflussen: „Du hast ja recht, aber meine Meinung gefällt mir besser“. Kein Wunder, dass viele Menschen davon überzeugt sind, man müsste Besprechungen irgendwie effizienter gestalten und deshalb eine gewisse Abneigung gegen Besprechungen haben. Wir sollten uns aber darüber im Klaren sein, dass die Besprechung ein wesentliches Werkzeug der Planung ist, so wie eine Verkehrssimulation oder eine verkehrstechnische Berechnung. Heute geht es mir um eine besondere Form der Besprechung: die Konferenz. Ähnlich wie bei der Besprechung stellt sich auch hier die Frage: Was bringt eine Konferenz? Und an welchen Konferenzen soll man teilnehmen? Allein in Deutschland ist die Auswahl groß: Straßenverkehrskongress, Verkehrswissenschaftliche Tage in Dresden, mobil.TUM, AMUS in Aachen, Networks for Mobility in Stuttgart, … Manchmal wünscht man sich auch in Deutschland die EINE Konferenz, zu der jeder kommt. So wie das Annual Meeting des Transport Research Board in Washington. Für das Jahr 2014 möch- te ich Ihnen als die EINE Konferenz für Verkehrsplaner in Deutschland die HEUREKA ans Herz legen. Was bringt eine Konferenz? Sie nehmen sich Zeit, um etwas Neues zu erfahren, wofür im beruflichen Alltag kein Platz ist. Sie bekommen etwas vorgelesen. Sie müssen den Beitrag nicht selber lesen, er wird Ihnen erklärt, Sie können nachfragen. Viele meiner wenigen „Ich habe es verstanden“-Momente nach dem Studium passierten auf Konferenzen. Manchmal auch die Bestätigung, dass man mit seinen eigenen Methoden auf dem richtigen Weg ist. Was bringt die HEUREKA? Sie legt einen Schwerpunkt auf Methoden. Methoden zur Erfassung von Verkehrsdaten, Methoden zur Entwicklung möglichst optimaler Lösungen, Methoden zur Ermittlung von Wirkungen. In der begleitenden Ausstellung präsen- tieren Hersteller Produkte und Projekte, in denen diese Methoden zur Anwendung kommen. Und natürlich bietet die HEUREKA viel Raum für den Erfahrungsaustausch, neue Kontakte und ein Wiedersehen bekannter Gesichter. Damit ist die HEUREKA auch ein guter Platz für Aussteller, die neue Kunden finden und bestehende Kontakte pflegen wollen. Stellen Sie sich vor, der bayerische Ministerpräsident Seehofer hätte die HEUREKA 2008 und 2011 besucht. Hier gab es mehrere Vorträge zu Mobility Pricing. Er hätte sich über geeignete Lösungen für eine Pkw-Maut informieren und „ich habe es gefunden“ sagen können. Zugegeben, auf die Idee einer Pkw-Maut für Ausländer ist damals noch keiner gekommen, wohl weil die HEUREKA eine wis- senschaftliche Veranstaltung ist. Übrigens, bei meinen Studierenden im 5. Semester findet Seehofers Vorschlag Zustimmung. Ergebnis einer Umfrage mit Abstimmungsgeräten: 40 % wollen eine Pkw- Maut nur für Ausländer, 15 % sind gegen eine Pkw-Maut, 20 % für eine allgemeine Pkw-Maut und 25 % wollen die Lkw-Maut auswei- ten. Allerdings vertreten nur 5 % dieser Studierenden die Meinung, dass Politiker über Maßnahmen im Verkehr entscheiden sollen. 65 % meinen, dass Experten bestimmen sollen. 30 % wollen die Bürger entscheiden lassen. Ob Sie am 2. und 3. April zur HEUREKA in Stuttgart kommen, entscheiden Sie selber. Ausländer und Deutsche zahlen diesmal noch den gleichen Tagungsbeitrag. Es gibt für alle Teilnehmer eine Rückerstattung in Form spannender Beiträge. Ihr Markus Friedrich P.S.: Der Deutsche Straßen- und Verkehrskongress ist natürlich die andere EINE Konferenz 2014. EDITORIAL

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HEUREKA – ich hab‘ es gefunden!

Univ.-Prof. Dr.-Ing.

Markus Friedrich

Universität Stuttgart,Lehrstuhl für Verkehrsplanungund Verkehrsleittechnik

Mitglied des WissenschaftlichenBeirats dieser Zeitschrift

745Straßenverkehrstechnik 12.2013

Liebe Leserinnen und Leser, das Wintersemester hat begonnen. In der ersten Vorlesung desBachelormoduls Verkehrsplanung und Verkehrstechnik sitzen soviele Studierende wie noch nie: 150 Studierende des Bau -ingenieurwesens, des Verkehrsingenieurwesens, der Umwelt -schutztechnik oder anderer Studiengänge mit dem Anwendungs -fach Verkehr. Bis auf die Verkehrsingenieure hatten dieStudierenden im Verlauf ihres Studiums noch keinen Kontakt mitdem Thema Mobilität und Verkehr. „Vielen von Ihnen wird heutezum ersten Mal bewusst, dass man Verkehr planen muss. ErinnernSie sich an diesen Tag. Für einige von Ihnen wird das Verkehrswesender Bereich, in dem Sie später arbeiten werden.“ Mit diesen Wortenbegrüße ich die Studierenden jetzt seit 10 Jahren. Und vieleAbsolventen erinnern sich später: „Herr Friedrich, es ist so passiert,wie Sie es gesagt haben. Ich habe meinen Beruf im Verkehrswesengefunden.“ Es ist einfach, eine gute Prognose zu erstellen, wenn sichnur die Personen erinnern, auf die die Prognose zutrifft.

Bevor es in der ersten Vorlesung mit dem Stoff richtig losgeht,stelle ich die Tätigkeiten eines Ingenieurs im Verkehrswesen vor:Planung von Verkehrsnetzen, Prognose der Verkehrsnachfrage,Entwurf von Verkehrsanlagen, Bemessung von Lichtsignalanlagen,Konzeption von Verkehrsbeeinflussungsanlagen und so weiter. EineTätigkeit verschweige ich allerdings. Eine Tätigkeit, von der ich vermute, dass sie den Studierenden nicht attraktiv erscheint. Sie beschäftigt jeden von uns Tag für Tag. Die Tätigkeit desBesprechens: Projektbesprechung, Teambesprechung, Besprechungmit dem Auftraggeber oder dem Auftragnehmer, Gemeinde -ratssitzung, Verbandssitzung, Runder Tisch mit Interessengruppen,Besprechungen in FGSV-Arbeitsgremien. An der Universität lehrtkeiner, wie die so wichtige Tätigkeit des Besprechens funktioniert.Folglich sitzen in Besprechungen lauter Autodidakten, die mehroder weniger geschickt den Verlauf der Besprechung beeinflussen:„Du hast ja recht, aber meine Meinung gefällt mir besser“. KeinWunder, dass viele Menschen davon überzeugt sind, man müssteBesprechungen irgendwie effizienter gestalten und deshalb einegewisse Abneigung gegen Besprechungen haben. Wir sollten unsaber darüber im Klaren sein, dass die Besprechung ein wesentlichesWerkzeug der Planung ist, so wie eine Verkehrssimulation oder eineverkehrstechnische Berechnung.

Heute geht es mir um eine besondere Form der Besprechung: dieKonferenz. Ähnlich wie bei der Besprechung stellt sich auch hier dieFrage: Was bringt eine Konferenz? Und an welchen Konferenzen soll man teilnehmen? Allein in Deutschland ist die Auswahl groß:Straßenverkehrskongress, Verkehrswissenschaftliche Tage inDresden, mobil.TUM, AMUS in Aachen, Networks for Mobility inStuttgart, … Manchmal wünscht man sich auch in Deutschland dieEINE Konferenz, zu der jeder kommt. So wie das Annual Meeting desTransport Research Board in Washington. Für das Jahr 2014 möch-te ich Ihnen als die EINE Konferenz für Verkehrsplaner inDeutschland die HEUREKA ans Herz legen.

Was bringt eine Konferenz? Sie nehmen sich Zeit, um etwasNeues zu erfahren, wofür im beruflichen Alltag kein Platz ist. Sie

bekommen etwas vorgelesen. Sie müssen den Beitrag nicht selberlesen, er wird Ihnen erklärt, Sie können nachfragen. Viele meinerwenigen „Ich habe es verstanden“-Momente nach dem Studiumpassierten auf Konferenzen. Manchmal auch die Bestätigung, dassman mit seinen eigenen Methoden auf dem richtigen Weg ist.

Was bringt die HEUREKA? Sie legt einen Schwerpunkt aufMethoden. Methoden zur Erfassung von Verkehrsdaten, Methodenzur Entwicklung möglichst optimaler Lösungen, Methoden zurErmittlung von Wirkungen. In der begleitenden Ausstellung präsen-tieren Hersteller Produkte und Projekte, in denen diese Methodenzur Anwendung kommen. Und natürlich bietet die HEUREKA vielRaum für den Erfahrungsaustausch, neue Kontakte und einWiedersehen bekannter Gesichter. Damit ist die HEUREKA auch einguter Platz für Aussteller, die neue Kunden finden und bestehendeKontakte pflegen wollen.

Stellen Sie sich vor, der bayerische Ministerpräsident Seehoferhätte die HEUREKA 2008 und 2011 besucht. Hier gab es mehrereVorträge zu Mobility Pricing. Er hätte sich über geeignete Lösungenfür eine Pkw-Maut informieren und „ich habe es gefunden“ sagenkönnen. Zugegeben, auf die Idee einer Pkw-Maut für Ausländer istdamals noch keiner gekommen, wohl weil die HEUREKA eine wis-senschaftliche Veranstaltung ist. Übrigens, bei meinen Studierendenim 5. Semester findet Seehofers Vorschlag Zustimmung. Ergebniseiner Umfrage mit Abstimmungsgeräten: 40 % wollen eine Pkw-Maut nur für Ausländer, 15 % sind gegen eine Pkw-Maut, 20 % füreine allgemeine Pkw-Maut und 25 % wollen die Lkw-Maut auswei-ten. Allerdings vertreten nur 5 % dieser Studierenden die Meinung,dass Politiker über Maßnahmen im Verkehr entscheiden sollen. 65 % meinen, dass Experten bestimmen sollen. 30 % wollen dieBürger entscheiden lassen.

Ob Sie am 2. und 3. April zur HEUREKA in Stuttgart kommen,entscheiden Sie selber. Ausländer und Deutsche zahlen diesmalnoch den gleichen Tagungsbeitrag. Es gibt für alle Teilnehmer eineRückerstattung in Form spannender Beiträge.

Ihr

Markus Friedrich

P.S.: Der Deutsche Straßen- und Verkehrskongress ist natürlich dieandere EINE Konferenz 2014.

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