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20212 F hiltruper-missionare.de November/Dezember 2015, Heft 6 Hiltruper Monatshefte

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Page 1: Hiltruper Monatshefte · Mathematik, Politik und Fachtheorie auf die Berufswelt vorbereitet. Über die Berufsvorbereitung oder andere Programme der Arbeitsagenturen sind nach Angaben

20212 F

hiltruper-missionare.de

November/Dezember 2015, Heft 6

Hiltruper Monatshefte

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Liebe Leserin,lieber Leser!

Unser Generaloberer in Rom nahm am Provinzkapitel teil. Sein Besuch bedeutet für uns Anerkennung und Ermutigung. Bei der Gelegenheit bat ich ihn um ein Grußwort für unsere Leser und Förderer. Dafür danke ich ihm in Ihrem Namen. Er besucht mit seinen Räten alle Mitbrüder in der ganzen Welt. So konnte er uns von vielen Ereignissen, Projekten und hoffnungsvollen Einsätzen der Mitbrü-der berichten. Dadurch empfinden wir uns neu als Mitglieder einer weltweiten Gemeinschaft, solidarisieren uns mit den Anderen und bleiben nicht fixiert auf unsere Probleme. Wir wünschen ihnen ein frohes Weihnachtsfest und gesegnetes Jahr 2016!

InhaltProvinzkapitel 2015 in Hiltrup 163

Grußwort des Pater General Mark McDonald 165

Jürgen Eden Hoher Besuch in Surwold ........ 166

Carl Tranter Indonesien – eine Mission im Wandel (II) ............................ 168

Franz und Elisabeth Bauer Fränkische Patrone in Neuguinea ............................. 170

Erzbischof Karl HesseNeues Bischofshaus eingeweiht .................................. 172

Hermann Kühn 30 Jahre Partnerschaft St. Clemens Hiltrup/AmelsbürenSan Pablo, Trujillo, Peru ........... 173

Evangelische Räte ..................... 174

Sie lernte zu töten – nunmuss sie vergeben ................... 175

Pater Klaus Gräve MSC „Durch das Weinen fließt die Traurigkeit aus der Seele.“ ........................... 177

Celine Felden, Mario Kiehl Bruder Schürer – Der Gute Geist an unserer Schule ..................... 179

Pater Hans PittruffMit Büchern unterwegs ............ 182

Emil Nolde, Heilige Nacht .......186

Zeugnis für den Glauben gefragt ......................................... 187

Franz Josef Feldmann .............. 189

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Vom 20.–23.September 2015 tagte in Hiltrup das Provinzkapitel. Daran nahmen 17 stimmberech-tigte Mitglieder teil, zwei waren entschuldigt. Gäste waren der Generalobere der MSC Pater Mark McDonald und der Provinzobere der süddeutschen Provinz Pater Andreas Steiner.

Zum Auftakt überreichte Pater Provinzial Dr. Kleer in einem Gottesdienst allen Mitbrüdern die überarbeiteten Konstitutionen und Statuten.

Themen der Beratungen:- Bericht des Provinzials und der Hausoberen- Bericht der Provinzverwaltung (Neuordnung in

der Zukunft)

Provinzkapitel 2015 in HiltrupRegion Peru:- Bericht des Superiors und Aussprache- Zukunft des Hauses in Münster- Leitungsfragen – Einbeziehung von Laien?- Pflege der hilfsbedürftigen Mitbrüder - Wahl des Provinzials- Wahl der Delegierten für das Generalkapitel 2017- Grußwort des Pater General und Vorstellung des

Arbeitspapiers für das Generalkapitel „Unsere Vision und unser Plan für die Zukunft“.

- Pater Dr. Martin Kleer wurde als Provinzial wiedergewählt.

- Zum Generalkapitel fahren als Delegierte die Patres Norbert Becker und Dr. Ulrich Berges.

- Als Mitglieder des Provinzialrates wurden gewählt: Pater Norbert M. Becker, Pater Dr. Ulrich Berges und Pater Klaus Roos.

Die Kapitulare des Provinzkapitels 2015

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Blick in den Sitzungssaal

Pater Dario Ircash,Regionaloberer in Peru

Die Mitbrüder gratulieren Pater Provinzial Dr. Martin Kleer (li.) zu seiner Wiederwahl

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Grußwort des Pater General Mark McDonald

Liebe Freunde,Grüße, Wünsche und Dank an alle Leser der “Hiltruper Monatshefte” und Förderer der Herz –Jesu-Missionare. Im September war ich zum Provinzkapitel in Hiltrup. Bei dieser Gelegenheit haben wir uns dankbar erinnert, welch großartige Mission die deutschen MSC für die Gründung der Kirche von Neu Guinea geleistet haben. Das sind heute das Erzbistum Rabaul und die Bistümer Kavieng und Kimbe. Vom Ende des 19.Jahrhunderts bis heute sind mehrere Hundert Patres und Brüder in die Südseemission gezogen, die heute den Ruf hat, “die bestorganisierte Mission der katholischen Kirche zu sein “. Unsere Missionsbrüder haben Kirchen, Straßen, Krankenhäuser und Schulen gebaut und selbst Schiffe, um alle Stationen zu erreichen. Unsere Priester gründeten Gemeinden, predigten das Evangelium und bewährten sich als wahre Jünger Jesu, die für andere leben. Heute zählt dieser Teil Papua –Neuguineas viele Katholiken und stellt zahlreiche Priester und Brüder für die Kirche bereit. Ein Zeichen dieses Erfolges zeigt sich darin, dass es heute dort mehr MSC gibt als in ganz Deutschland!Diese enorme Anstrengung haben unsere Mitbrüder ermöglicht, die im Alter nach Deutschland zurückgekehrt sind. Sie haben Seminare eingerichtet für neue Missionare und die finanziellen Mittel

aufgebracht. Aber keiner hätte Erfolg gehabt ohne das Gebet und die finanzielle Unterstützung von Tausenden deutscher Christen, die unsere Monatshefte lasen und sich für dieses Missionswerk enga-gierten. Bei dieser Gelegenheit bedanke ich mich bei den verstorbenen Förderern und Ihnen, dass die Liebe des Herzens Jesu bekannt wurde im entlegensten Teil der Welt. Auf dem Kapitel in Hiltrup sprach der peruanische Superior Pater Dario Ircash über die Nöte und Sorgen ihrer aktuellen Seelsorge. Als ich das Jugendheim Johan-nesburg besuchte – die Schule mit über 500 jungen Menschen – wurde von der Landesregierung die Bitte an den Direktor gestellt, jugendliche Flüchtlinge aufzu-nehmen, die ohne Eltern in Deutschland ankommen. Diese Einrichtung, die 100 Jahre in der Verantwortung der MSC war, ist für solche Aufgaben besonders geeignet. Wenn auch die Mission neue Wege geht, so brauchen wir doch weiterhin Ihr Gebet und Ihre Hilfe. Herzlichen Dank!

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JüRGEN EDEN

Hoher Besuch in SurwoldUm Eindrücke über die vielfältigen und differenzierten Hilfen der Johan-nesburg zu bekommen, besuchte der Generalobere der Herz-Jesu-Missionare Mark McDonald die Jugendhilfe- und Berufsbildungseinrichtung in Surwold.Mit dabei war der Superior der Perua-nischen Region Pater Dario Ircash MSC. Dem Orden gehören weltweit rund 1800 Priester und Brüder sowie 23 Bischöfe an.

Auch der gerade für seine zweite Amts-zeit wiedergewählte Provinzial Pater Dr.

Martin Kleer konnte von Direktor Franz-Josef Lensker und Mitgeschäftsführer Wilfried Sürken begrüßt werden. Als Ordensangehörige der Hiltruper Missi-onare leben in der Johannesburg Pater Josef Danne und Bruder Alfons Kösters sowie Bruder Bernd Niewerth. Im Jahr 2002 wurde die Johannesburg in eine neue Rechtsform geführt.

Seither ist die Johannesburg in die Stiftung der Hiltruper Herz-Jesu-Missionare im Emsland umgewandelt worden.

Johannesburg-Direktor Franz-Josef Lensker (rechts) und sein Mitgeschäftsführer Wil-fried Sürken (fünfter von rechts) sowie weitere Vertreter der Johannesburg und des Ordens begrüßten am Donnerstag den Generaloberen Mark McDonald (sechster von links) in der Surwolder Jugendhilfeeinrichtung.

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Beeindruckt zeigten sich beide Gäste von der Vielfalt an Hilfen, die sich an rund 600 Menschen zwischen dem 6. und 58. Lebensjahr richten. Die Jüngsten besuchen die Pater-Petto-Schule der Johannesburg (Schule mit emotionalen und sozialen Förderschwerpunkt) und sind in der Regel in Tagesgruppen untergebracht. Zur Zeit werden dort nach Angaben von Schulleiter Ralf-Dieter Punke 116 Kinder und Jugendliche bis zum 15. Lebensjahr beschult. Ziel ist immer die Rückführung an Regelschulen. Auf dem Gelände sowie in mehreren Außen-wohngruppen stehen 140 Plätze für die stationäre Unterbringung zur Verfügung. Eine neue Herausforderung wird nach Lenskers Worten die Unterbringung und Förderung von unbegleiteten minderjäh-rigen Flüchtlingen werden. Verlässliche Prognosen gibt es allerdings derzeit noch keine. Kennzeichnend für die pädagogi-sche Arbeit ist nach seinen Worten die berufsbegleitende Erzieherausbildung.

„Wir suchen immer Menschen mit einem Berufsabschluss und Lebenserfahrung,

die bei uns einen neuen Weg einschla-gen möchten“, so Lensker weiter. In den Berufsbildenden Schulen der Johannes-burg werden nach Angaben von Leiter Andreas Depping derzeit rund 200 junge Menschen mit Fächern wie Deutsch, Mathematik, Politik und Fachtheorie auf die Berufswelt vorbereitet. Über die Berufsvorbereitung oder andere Programme der Arbeitsagenturen sind nach Angaben der Maßnahmenleiterin Michaela Schöpper derzeit 250 Teilneh-mer in den Werkstätten aktiv.

Der Generalobere McDonald lobte, dass die Johannesburg Benachteiligte auch heute noch durch die Vermittlung von Berufsabschlüssen in die Gesellschaft integriert. „Das sind Hilfen für die Parti-zipation und Teilhabe, wie sie schon die Vorfahren vermittelten“, so McDonald, der fünf Sprachen spricht und seit dem Jahr 2005 in der zweiten, sechs Jahre dauernden Amtsperiode den weltweit agierenden Orden führt.

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CARL TRANTER

Indonesien – eine Mission im Wandel (II)

Therapeutisches Zentrum

Eine der negativen Folgen des zuneh-menden Reichtums und des starken Konkurrenzdenkens ist die zunehmende Drogenabhängigkeit. Jahrelang hat Pater Lambert Somar sich allein um Abhängige gekümmert. Seit einigen Jahren arbeitet er mit einem Team aus Ärzten, Psychologen und MSC-Laien zusammen, um ein Heim für Drogenabhängige aufzubauen. Dass Betreuer und Patienten zusammenleben, ist ein wesentlicher Grund für die guten Erfolge dieses therapeutischen Zentrums.

Die Gemeinschaft baut auf einem christ-lichen Verständnis von Kultur und Ethos auf; der Geist des Hauses ist geprägt von einer christlichen Sicht, was Heilung und Versöhnung betrifft. Das Haus kann bis zu 50 Leute aufnehmen, die zwischen sechs und 18 Monaten bleiben. Das Pro-gramm ist ziemlich kostenintensiv und kann nur durch die Unterstützung von Wohltätern und der Ordensgemeinschaft durchgeführt werden.

Therapeutisches Zentrum

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Technik-Schule

Während manche aufgrund von Stress und Arbeitsdruck in der Stadt Opfer von Süchten werden, sehnen sich im Hinterland im Osten Indonesiens viele Jugendliche nach Ausbildung und einem Arbeitsplatz. Vor über hundert Jahren kamen die niederländischen Herz-Jesu-Missionare auf der Kai-Insel, die zu den Molukken gehört, an. Heute bekommen dort mehr als 1000 Jungen in der Technik-Schule eine Ausbildung in Berufen, mit denen sie bestimmt eine Arbeit bekommen. Denn sie lernen von einem Bruder und 50 Lehrern die neuesten Fertigkeiten in vielen Berufen.

Mission im Wandel

Das Gesicht der Mission ändert sich ständig. Die MSC wurden nicht gegründet für einen speziellen Dienst. Sie sollten einfach Gottes Liebe, die im Herzen Jesu offenbart wurde, anschaulich und erfahr-bar machen – überall, in allen Kulturen und in allen Völkern. An einigen Orten erfordert das immer noch Erstevangeli-sierung und Gründung von Ortskirchen. Anderswo können wir diese Aufgaben der Ortskirche überlassen, die wir weiterhin unterstützen und ermutigen. Und wir schauen, wo wir auf neue Herausfor-derungen der Pastoral Antwort geben können. Die Evangelisierung hat eben verschiedene Gesichter. Das Evangelium kann auf verschiedene Weisen verkündet werden, nicht nur durch Worte. Gottes Liebe kann man auf Tausenden von Arten bekannt und erfahrbar machen.

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Unsere Tochter Dr. Birgitta Bauer hat Ende 1998 durch Vermittlung des Mis-sionsärztlichen Instituts in Würzburg die Leitung des Hospitals in Vunapope in Papua-Neuguinea übernommen. Dadurch wurden auch wir auf die Mis-sion der Hiltruper Herz-Jesu-Missionare und deren Tätigkeit in diesem für uns wenig bekannten Land aufmerksam. Unsere Tochter erzählte uns, dass auch aus unserer Diözese Missionare dort tätig waren und „fränkische“ Spuren hinterlassen haben. So errichtete P. Joh. Eberlein aus Fürth um 1900 zwei Pfarreien mit dem Patronat von Heiligen unserer Diözese: Heinrich und Kunigunde in Takabur sowie Otto in Gunanba.Dies war Anlass für unsere Tochter, im Herbst 2000 Erzbischof Karl Braun in einem Schreiben zu bitten, angeregt durch Texte aus dem Pastoralgespräch, ein Zeichen der Verbundenheit der

FRANZ UND ELISABETH BAUER

Fränkische Patrone in NeuguineaDiözese Bamberg mit diesen Pfarreien in der Dritten Welt zu setzen.Im Frühjahr 2002 schickte der Bamberger Domkapitular Luitgar Göller Abgüsse der Porträts der Heiligen Heinrich und Kunigunde vom Kaisergrab und ein Foto der Deckplatte des Grabes des hl. Otto in der Michaelskirche nach Papua Neuguinea.Gunanba, die Pfarrei des Hl. Otto, betreute P. Wolfgang Vogt MSC, der auch Dozent im Priesterseminar war. Er hat am Otto-tag 2002 das Foto von der Deckplatte des Ottograbes in einem Gottesdienst im Beisein von Dr. Birgitta Bauer geseg-net und in der Kirche aufgehängt. So erhielten die Mitglieder Pfarrei eine bessere Vorstellung von der Person ihres Kirchenpatrons.Pfarrer in Takabur, der Heinrichs- und Kunigunden- Pfarrei, ist bis heute P. Winfried Holz MSC. Er hat mit Mitteln

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der Pfarrei ohne Unterstützung von außen eine neue Kirche gebaut. Dort hängen jetzt die beiden Abgüsse vom Bamberger Kaisergrab in Rahmen, die P. Holz für sie gestaltet hat (siehe Foto oben).Die Gläubigen waren sehr beeindruckt von dieser Geste aus der Heimat ihrer Patrone. Vor allem das Bild des heiligen Otto und die Porträts des heiligen Kai-serpaares schufen eine unmittelbare Verbindung zu deren Grabstätte. Und so war es ein Zeichen der Dank-barkeit, dass die Mitglieder der Pfarrei Takabur die Eltern von Birgitta, Franz und Elisabeth Bauer, bei deren Besuch im August 2002 bei einem großen Fest mit den dort üblichen Tanzveranstal-tungen in ihren Stamm, den Stamm der Tolai, aufnahmen (siehe Foto links). Auch nach der Rückkehr unserer Tochter ist bis heute die Verbindung zu P. Holz und der Pfarrei Takabur nicht abgerissen.

Der verstorbene Südseemissionar Pater Norbert Empen hörte häufig die Deutsche Welle. Eines Tages gewann er beim Preis-ausschreiben eine Rose, die eingepflanzt werden sollte. Sie wurde an die Adresse seines Bruders in Hamburg geliefert. Die Familie pflanzte sie ein, sie zog sogar mit um und gedeiht seit 27 Jah-ren prächtig. Für die Verwandten ist es

„Norberts Rose“.

„Norberts Rose“

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Wie erinnerlich, war das Bischofshaus im Juni 2014 abgebrannt während des Heimaturlaubs von Bischof Karl in Deutschland. Nicht nur größere mate-rielle Schäden hat der Bischof dadurch erlitten, sondern auch ideelle. So war sämtliches Inventar mit verbrannt; auch der Bischofsstab, den sein Bruder Heinrich ihm anlässlich seiner Ernennung zum Bischof selbst geschnitzt hatte.

"Heute vor einer Woche (das war am 27.09.2015) habe ich mein neues doppel-stöckiges Wohnhaus in Ulapia eingeseg-net. Etwa 500 Gläubige nahmen an der Hl. Messe und der Feier der Einsegnung teil. Sie nutzten die Gunst der Stunde, einen Gang durch das Haus zu machen; vor allem interessierten sie die Bilder meiner Familie. Zu dem Nachmittags-Programm fanden sich etwa 1500 Gäste ein. Dabei gewesen zu sein, war für viele eine Selbstverständlichkeit. Etwa 35

Neues Bischofshaus eingeweihttraditionelle Tänze wurden dargeboten, denen ungefähr 12 Chöre vorangegan-gen waren; die letzten Tanzgruppen erschienen gegen 17.00 Uhr..Unter den vielen Geschenken, die ich erhielt, war auch ein Fotoalbum, das mir eine Familie am Abend des Festtags überreichte Es war gefüllt mit Bildern, die die Familie in der Asche des abge-brannten Hauses gefunden hatte: die verkohlten Ränder der Bilder hatten Vater und Mutter abgeschnitten und sie dann fein säuberlich in das Album eingefügt. Es ist ein Geschenk, das ich ganz besonders zu schätzen weiß. Ich danke denen, die in Gebeten, Gedanken und finanziellen Spenden meiner gedacht und so einen Beitrag zum Wiederaufbau meiner neuen Bleibe geleistet haben. Herzliche Grüße an alle in Deutschland und Gottes Segen! "

Ihr dankbarer em. Erzbischof Karl Hesse

ERZBISCHOF KARL HESSE

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Die Wahl unserer Partnerschaft fiel damals auf die Gemeinde San Pablo in Peru, wo seit 1975 der Hiltruper Pater Carlos Hermann als Seelsorger tätig war. Mit Pater Carlos Hermann und seit 1996 mit Pater Eugen Bönecke haben wir von Hiltrup aus mit Spenden von Gemeindemitgliedern (Dauerspenden und Spenden anlässlich besonderer Geburtstage oder Familienfeste, u.a.) viele soziale und seelsorgliche Projekte in unserer Partnergemeinde unterstüt-zen können. Das 30-jährige „Jubiläum“ haben wir mit unserer Gemeinde am Sonntag, den 20. September in St. Clemens mit dem derzeitigen Pfarrer von San Pablo, Pater Afhüppe, und dem Superior der Herz- Jesu- Missionare in Peru, Pater Dario, in einem festlichen Gottesdienst gefeiert. In der Predigt hat Pater Afhüppe, der seit 45 Jahren in Peru lebt, unserer Gemeinde einen Einblick gegeben in seine seelsorglichen und sozialen Aufgaben in San Pablo ( >20 000 Mitglieder). Es war ihm aber zudem ein großes Anliegen, im Namen seiner peruanischen Gemeinde allen ganz herzlich zu danken, die in Hiltrup seit 30 Jahren dazu beigetragen haben, dass in San Pablo die Lebens-bedingungen armer Menschen etwas verbessert werden konnten.Am 22. September hatte unsere Gemeinde Gelegenheit, sich bei einem Vortrags-abend im Pfarrzentrum über aktuelle

HERMANN KüHN

30 Jahre Partnerschaft St. Clemens Hiltrup/Amelsbüren – San Pablo, Trujillo, Peru

politische, gesellschaftliche und kirchli-che Entwicklungen in Lateinamerika zu informieren. Der Referent, Michael Huhn von Adveniat, erwies sich in Vortrag und Diskussion als ein exzellenter Kenner der gesellschaftlichen und kirchlichen Verhältnisse, so dass der Abend für alle, die dabei waren, eine Bereicherung war.

Der Arbeitskreis „Mission- Entwick-lung- Frieden“, der in den vergangenen 30 Jahren die Partnerschaft getragen hat - und dessen Mitglieder in dieser Zeit älter geworden sind - würde sich sehr über jüngere Gemeindemitglieder( vielleicht mit Spanisch Kenntnissen) freuen, die an einer Mitarbeit in der Gruppe interessiert sind.

Li. Pater Dieter Afhüppe, re. Hermann Kühn

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Evangelische RäteWir versprechen Gehorsam, Armut und Ehelosigkeit nach der Geistlichen Lebensordnung der Missionarinnen Christi. Mit diesen Evangelischen Räten stehen wir in der Tradition des Ordenslebens der Kirche. Das Grundlegende in der Nachfolge Jesu ist der freiwillige Gehorsam, das bereitwillige Hören auf Gott und sei-nen Willen. Die Gemeinschaft muss offen sein für Gottes Anruf, damit ihr Auftrag stets die Gestalt findet, die der jeweiligen Zeit und Situation ent-spricht. Im Austausch untereinander suchen wir jeweils nach dem Willen Gottes für die einzelne Schwester und für die Gemeinschaft. Entscheidungen werden im Hören aufeinander und in Mitverantwortung für das Ganze getroffen. Im Evangelischen Rat der Armut sehen wir uns aufgefordert, Jesus in seinem Armsein zu folgen sowie uns selbst mit unserem Armsein, unseren Grenzen und Schwächen anzuneh-men. Wir sind eingeladen, in innerer Freiheit mit den Gütern dieser Welt umzugehen und unter den jeweiligen gesellschaftlichen Bedingungen in Solidarität mit den Armen zu leben. Für uns bedeutet Armut die Grund-haltung, unser Vertrauen auf Gott zu setzen und uns von seinem Reichtum beschenken zu lassen. Wir wagen es, in der Nachfolge Jesu die Ehelosigkeit um des Himmelrei-ches willen zu leben. Damit antwor-

ten wir auf Gottes werbende Liebe, die uns zu ungeteilter Hingabe ruft. Die Ehelosigkeit lässt uns mit ganzer Kraft am Aufbau des Reiches Gottes mitarbeiten und unsere Hoffnung auf Gott setzen. In den Evangelischen Räten geht es zentral um die Hingabe an Jesus Christus. Wir wollen ihn immer tiefer erfahren, immer besser kennen und lieben lernen. Das Leben mit Jesus Christus formt und wandelt uns. In der Lebensweihe stellen wir uns ganz zur Verfügung und setzen unser ganzes Vertrauen auf seine Liebe, sein Da-Sein und Mitgehen.

„Frei und entschieden lebt jede Schwester ihre Hingabe an Jesus Christus.“ (GV 1994)

In der Feier der Ersten zeitlichen Bindung am Ende des Noviziats ver-spricht jede Schwester zum ersten Mal diese Evangelischen Räte im Sinne der Geistlichen Lebensordnung der Missionarinnen Christi. In der Lebensweihe, die die Hingabe an Jesus Christus und die endgültige Bindung an die Gemeinschaft ausdrückt, werden die Evangelischen Räte auf Lebenszeit versprochen.

Quelle: Website der Missionarinnen Christi

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Der elfte September letzten Jahres begann für Mary Patrick als ein besonders fröhlicher Tag: Gemeinsam mit ihrer Schwester war sie auf dem Weg zu einer Hochzeit in einem nahe gelegenen Dorf. Sie begleiteten die zukünftige Braut und deren jüngere Schwester. Aber ihr Leben sollte sich, wie für viele andere Mädchen in Nigeria, beim schrecklichen Lärm von Gewehrschüssen und Geschrei für immer ändern.

Die 24 - Jährige versteckte sich schnell mit den anderen drei Frauen in einem Haus, als die islamistische Terrororga-nisation Boko Haram das Dorf angriff. Vier Tage blieben sie in ihrem Versteck, bis sie bei dem Versuch zu entkommen von den Fanatikern gefangen genommen wurden. „Das Einzige, woran ich in dem Moment denken konnte, war, dass ich sterben würde“, erinnert sich Mary Patrick. „Ich wusste, sie würden mich umbringen.“

Sie lernte zu töten – nun muss sie vergeben

DAS SCHICKSAL DER MARy PATRICK AUS NIGERIA

Im Lager der Boko Haram

Sobald Mary in das Lager der Boko Haram kam, begann auch für sie die Gehirnwäsche. Sehr bald verhielt sie sich genauso wie alle anderen jungen Frauen im Camp, unter denen sich auch einige der Mädchen aus Chibok befanden. Im April 2014 hatten Isla-misten 276 Mädchen aus einer dortigen Schule im Bundessaat Borno entführt. Dieser Vorfall sorgte für internationale Schlagzeilen und machte auf die gän-gige Praxis von Boko Haram aufmerk-sam, junge Frauen zu entführen und zu missbrauchen. Obwohl es einigen Schülerinnen gelang, sich aus der Gefan-genschaft der Boko Haram zu befreien, gelten 219 von ihnen immer noch als vermisst. Mary erzählt, dass sie etwa 50 Mädchen aus Chibok getroffen hat. Sie gehörten zu den bösartigsten Gefangenen. „Boko Haram bringt den Frauen das Schießen bei

„, sagt sie. „Sie lernen, wie man eine Waffe bedient, wie man jemanden tötet und wie man Bomben hochgehen lässt.“

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Den Frauen wird erzählt, dass solche Angriffe ein Dienst für Gott seien. Mary attackierte sogar ihre eigene Kirche, aber sie sagt, dass sie versucht hätte, an den Menschen vorbei zu schießen.

Mary flüchtet

Nach vier Monaten ergriff Mary die Chance zu entkommen. Eines Nachts, als die Terroristen allesamt betrunken waren, floh sie mit einer älteren Frau in den Busch. Die Flucht kam gerade noch rechtzeitig, denn wenige Tage später sollte sie an den Mann verhei-ratet werden, der sich schon mehrfach an ihr vergangen und ihre Schwester ermordet hatte.

„Ich bete, dass Gott mir meine Sünden vergibt, denn ich möchte nicht in mein altes Leben zurückkehren.“ Wieder zu Hause musste sie feststellen, dass ihr Vater in der Zwischenzeit verstorben war. Er hatte infolge der Entführung seiner Töchter einen Herzinfarkt erlitten. Mary ist nun die einzige Überlebende ihrer Familie. Ein Mitarbeiter einer HMK-Partnerorganisation hat sie in seine Familie aufgenommen, um ihr zu helfen, das Trauma ihrer Gefan-genschaft zu verarbeiten. Ihre Flucht ist zwar mittlerweile mehrere Monate her. Aber noch immer ist sie dabei, Stück für Stück die Puzzleteile ihrer Persönlich-

keit wieder zusammenzusetzen. „Sie ist schon ein bisschen mutiger geworden. Und sie nimmt kein Blatt vor den Mund“ erzählt unser Partner. „Es sieht so aus, als ob sie schließlich nun doch ver-sucht, ihre Erfahrungen zu bewältigen.“ Trotz des unbeschreiblichen Grauens, das Mary durchleiden musste, sagt sie von sich, dass ihre Gefangenschaft, ihre Flucht und schließlich die Zeit, die sie bei unserem Partner verbracht hat, ihren Glauben gestärkt hätten.

„Davor bin ich so gut wie nie in der Kir-che gewesen. Ich habe nicht in der Bibel gelesen und kaum gebetet“, sagt sie. „Aber jetzt gehe ich jeden Tag in die Kirche. Ich bete, dass Gott mir meine Sünden vergibt, denn ich möchte nicht in mein altes Leben zurückkehren. Ich bin jetzt ein wieder-geborener Christ. Ich bin dankbar für mein Leben.“ Eine Partnerorganisation der HMK (Hilfs-aktion der Märtyrerkirche) hat sich um ein Stipendium für Mary gekümmert, sodass sie ab Juni die Universität besuchen kann. Sie ist auf dem Weg, innerlich heil zu wer-den und sich ein neues Leben aufzubauen. Dafür bittet sie um Gebet - aber nicht nur für sich. „Ich bin Gott dankbar für das, was mir passiert ist. Aber bitte betet um Kraft für die Christen in Nigeria!“

Stimme der Märtyrer – Oktober 2015,47.Jg.

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Versöhnung ist ein langwieriges Geschäft. Die Erzählung von Josef und seinen Brüdern stellt das mit beängstigender Deutlichkeit vor Augen. Wir haben das im vorangehenden Beitrag ein wenig näher betrachtet. (Vgl. Heft 5 (2015) S. 148/49) Es ist langwierig für Täter und Opfer.(Vielleicht auch deswegen ,weil keiner nur Täter, und keiner nur Opfer ist?) Aber das Ziel gerät nicht aus den Augen: Neues Miteinander- gegen alle Entfremdung und alles Misstrauen.Wie kommt das Neue zustande? Josef treibt die Dinge auf die Spitze. Er sorgt dafür, dass im Gepäck des Benjamin, des jüngsten Bruders, ein kostbarer Becher gefunden wird – offenbar gestohlen! Hohe Strafe droht! Wie werden die Brüder jetzt reagieren? Wieder wie damals, als sie den von ihnen einfach beiseite schafften, der ihnen im Wege stand?

Hier fallen nun Worte, wie sie deutlicher und bewegender nicht sein können. Juda spricht für alle Brüder (die ja immer noch nicht wissen, dass sie vor Josef stehen!):

„Jetzt soll dein Knecht (d.h. Juda selbst!) an Stelle des Benjamin als Sklave dableiben…Benjamin aber soll mit seinen Brüdern ziehen dürfen.. Ich könnte das Unglück nicht mit ansehen, das sonst meinen Vater träfe.“(Gen 44: 33 f.)

PATER KLAUS GRäVE MSC

„Durch das Weinen fließt die Traurigkeit aus der Seele.“

Dieses Wort bricht den Bann. Schuld ist erkannt und angenommen. Neues wird möglich.Die Antwort Josefs ist erschütternd: „Er begann so laut zu weinen, dass es die Ägypter hörten…“ Und dann: „Ich bin Josef, euer Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft habt.“ (Gen 45: 3 f. ) Und wei-ter: „Also nicht ihr habt mich hierher geschickt, sondern Gott…, um leben zu erhalten.“ (Gen 45.5-8) – Es ist eine Szene tiefen Staunens und Erschreckens über die sonderbaren Wege Gottes..Ich möchte Sie bitten, diese Kapitel 44 und 45 des Buches Genesis jetzt und immer wieder einmal zu lesen. Eindringlicher

Der ägyptische Josef Gobelin von Reydams Brüssel,1551, in der Stiftskirche Kremsmünster

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kann von den Knoten des menschlichen Lebens nicht gesprochen werden – und vom Lösen dieser Knoten.Auf eins möchte ich besonders hinweisen. Die Erzählung spricht es wiederholt an: Josef weint (Gen 45:2.14f; 50:17) Vielleicht erinnern Sie sich: Unsere Vorfahren sprachen von der „Gabe der Tränen“. Sie dachten dabei nicht an Wehleidigkeit oder Selbstmitleid oder gar erpresse-risches Gebaren – Verhaltensweisen kindlich-kindischer Art oder Unart. Sie dachten wohl an das, was Teresa von Avila so beschreibt: „Durch das Weinen fließt die Traurigkeit aus der Seele“. Die

„Gabe der Tränen“ rettet vor dem, was man Erstarrung und Versteinerung des Herzens nennen muss – angesichts der Dinge, wie sie sind. Nicht aber weinen zu können oder zu wollen, kann tödlich sein.Der, der da von Josef und seinen Brüdern erzählt, scheint das zu wissen. Und er gibt seine Erfahrung weiter – einer Welt, in der Versöhnung gewiss nicht leichter geworden ist als damals und dringend nötig.

Ich stieß auf einen kleinen Text aus unserer Zeit – ich kenne den Autor nicht. Er nennt die Stichworte des Weges:

Ohne Waffenmußt du gehen

Ohne den Schutzder Ausflüchte,

der Entschuldigungen,der Behauptungen,des Nicht-Wissens,des eigenen Leides.

Mit ausgestreckten Händen mußt du gehen,

die nichts als dein Bereitsein

für den Frieden tragen.

Mit einem Herzen mußt du gehen, das Heimat geben will

dem Anderssein, dem fremden Hoffen,

dem Rufen nach Gerechtigkeit,

den brüderlichen Lasten. So mußt du gehen!

ER wird bei dir sein.

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Seit mehr als 50 Jahren gehört Bruder Walter Schürer den Hiltruper Missionaren an - seit fast einem halben Jahrhundert ist er ein unverzichtbarer Bestand-teil an unserer Schule. Und obwohl er mittlerweile längst im rentenfähigen Alter ist. lässt er es sich nicht nehmen. als „Mädchen für alles“ rund um die Uhr am Johanneum im Einsatz zu sein. Daneben kommt er aber auch immer wieder den zahlreichen Bitten nach, hier oder dort ein Foto zu machen - dann wird Bruder Schürer zum allseits bekannten Fotografen Schürer. Beson-ders dieser Liebe zum Fotografieren haben wir es zu verdanken. dass das Johanneumheft seit Jahren mit vielfälti-gem Bildmaterial aus- gestattet ist. Egal, was benötigt wird, bei Bruder Schürer findet es sich immer! Bruder Schürers Engagement und Ein-satzbereitschaft ist gewiss nicht selbst-verständlich und bedarf der besonderen Würdigung, weshalb wir ihn für dieses Buch interviewten.

Seit wann sind Sie am Johanneum?

1959 bin ich als Laienbruder der Ordens-gemeinschaft beigetreten und war damals ausgebildeter Maschinenbauzeichner. Das Problem hierbei war nur, dass man im Orden keinen Maschinenbauzeich-ner brauchte oder man mich in diesem

CELINE FELDEN, MARIO KIEHL

Bruder Schürer – Der Gute Geist an unserer Schule

Berufsfeld nicht einsetzen konnte, so dass ich damals zum Gärtner umschu-len musste. Die erste Erfahrung an der Schule machte ich 1968 als Gärtner, als ich damals einige Wochen hier die Anla-gen neu bepflanzte. Dann wurde die Gärtnerei in Hiltrup aufgegeben. wo ich arbeitete. und so war ich sporadisch ab 1972 hier mit Bruder Zimmermann vor Ort für das Haus der Ordensgemeinschaft im Einsatz. Wir waren als „mobiles Ein-satzkommando“ verantwortlich für die Bewohnbarkeit der Zimmer – Streichen, Tapezieren. Fliesenlegen, also alles, was so anfiel. Da das Ordenshaus in Homburg seit Anfang der 70iger Jahre deutlich wuchs, nahm auch die Zahl meiner Einsätze zu. 1979/80 wurde ich schließlich fest hierher versetzt.

Was schätzen Sie am Johanneum?

Die Verschiedenheit der Arbeit und das Umgebensein von Jugendlichen, was mich jung und fit hält. Und überhaupt die Abwechslung, kein Tag gleicht dem anderen!

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Ist Ihre Tätigkeit an der Schule heute ähnlich ihrer früheren?

Ja. es gibt immer noch eine sehr große Überschneidung der Tätigkeiten. Ursprünglich war ich ja für die Pflege der Ordenseinrichtung zuständig. Heute spiele ich Feuerwehr und helfe da. wo es brennt. Außerdem greife ich dem Hausmeister unter die Arme und tue eben das. was anfällt. Also kann man sagen, viel hat sich nicht verändert.

Haben sie ein besonderes Highlight, an das Sie sich immer gerne zurück-erinnern? Hier ist vieles sehr interessant. Beson-ders die Theateraufführungen sind mein Highlight. So werde ich auch wieder in das aktuelle Theater-stück gehen, um wie immer auch dort alles zu fotografieren.

(50 Jahre Johanneum)

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WitzeResigniert stellt der Trainer eines Schwimmvereins am Ende der Saison fest:Meine Mannschaft hat zwar keinen Sieg errungen, aber wenigstens ist keiner ertrunken.

Der Marathonläufer nähert sich dem Ziel. Ein Zuschauer zu seinem Nebenmann: Ich bin sicher, der mit der roten Krawatte gewinnt. – Das ist keine Krawatte, das ist seine Zunge.

Was machen ihre Zähne eigentlich nachts? – Keine Ahnung, wir schlafen getrennt.

Dracula trifft einen Bekannten: Stimmt es, dass du Vegetarier geworden bist? – Ja, nur noch Blutorangen.

Fragt der Religionslehrer: Was war Jesus von Beruf? – Ute antwortet: Student. Er wohnte mit 30 Jahren noch bei seinen Eltern, hatte lange Haare, und wenn er etwas tat, war es ein Wunder.

Wir gratulieren 11. Januar 2016:

Pater Fritz Biermann 80 Jahre

Lustige Begrüssung zur Bauernhochzeit

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Bücher haben mich mein Leben lang begleitet und beeinflusst. Nach dem Zusammenbruch 1945 fanden wir uns mit sechs Personen in einer Baracke wieder. Da ging es ums nackte Überleben. Doch ich bekam ein Buch in die Hand und lernte dadurch lesen, bevor ich in die Schule kam. Ich erinnere mich an den Titel des ersten Buches, das in Versen geschrieben war: „Die Tormühlen-Jungen“. Das lernte ich auswendig.Im Hiltruper Internat stand uns schon eine kleine Bibliothek zur Verfügung, natürlich mit einer gewissen „Zensur“. Wir amüsierten uns manchmal über den Eintrag auf der ersten Seite „für die reifere Jugend“. Entdeckungen, Abenteuer, Karl May u.a. verschlangen wir. In der

PATER HANS PITTRUFF

Mit Büchern unterwegsErholung mussten wir nach draußen, um uns in der frischen Luft zu bewegen und zu spielen. Manchmal klemmte ich mir ein Buch unter die Jacke und suchte mir im Klosterwald ein Plätzchen zum Lesen – bis der Pater mir Beine machte!Als ND er (heute KSJ) haben mich einige Bücher besonders geprägt: Ludwig Esch, Lebensgestaltung in Christus und Otto Pies, Stephanus heute. In diesem spannen-den Lebensbild lernte ich das Schicksal Karl Leisners kennen, der uns räumlich nahestand und auch begeisterter Jugend-leiter war. Auch Guardinis Jesusbuch

„Der Herr“ beeinflusste mich nachhaltig. Theaterbesuche waren für uns ein beson-deres Ereignis. Unvergesslich bleiben mir zwei Aufführungen französischer

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Autoren: Der Belagerungszustand nach dem Roman „Die Pest“ und Claudels Seidener Schuh. Zu Weihnachten bekam ich die Gesammelten Werke Claudels geschenkt – das war ein Schatz.Im Deutschunterricht wurden die Klas-siker vernachlässigt, aber ausführlich moderne christliche Autoren behandelt. In Bergengruens „ Der Großtyrann und das Gericht“ fanden wir packende Beispiele für die Versuchung zum Missbrauch der Macht, besonders aktuell auf dem Hintergrund der Naziver-brechen. Ger-trud von le Forts „Hym-nen an die Kirche“ hatte ich für das mündliche Abitur vor-bereitet.Nach dem Abi-tur gingen wir ins Noviziat, dem Probejahr für das Ordensleben. Da wur-den wir geistig ausgehun-gert und geistlich überfüttert. Es gab eine große Bibliothek, aber nur vier Wochen durften wir „weltliche“ Lektüre genießen. Sonst sprachen zu uns die Autoren der Heiligenbiographien und spiritueller Werke. Die Mahlzeiten wur-den schweigend eingenommen, begleitet von frommer Lektüre, z.B. Biografien von Heiligen.

Auf dem Weg zum Priestertum inter-essierte es mich wie der Priester in der Literatur dargestellt wurde. So las ich mit Spannung Graham Greens „Die Kraft und die Herrlichkeit“, Georges Bernanos`Tagebuch eines Landpfarrers und den Roman über die Arbeiterpriester

„Die Heiligen gehen in die Hölle“.In der Bibliothek des Hauses Freu-

denberg bei Kleve, wo wir Philosophie studierten,

half ich dem Pater. Da hatte ich direkt

Zugang zu jedem Buch, das ich zu lesen wünschte – herrlich! Aber

als er mich mit einem Buch von Nietzsche er w ischte, f rag te er erschrocken:

„Weißt du, dass das auf dem

Index steht?“ Das war 1962.

Die Jahre des Theologiestudiums

fielen zusammen mit dem Zweiten Vatika-

nischen Konzil – eine aufregende Zeit! Als ich in

Münster ein Zweitstudium absol-vieren durfte, erlebte ich die großen Theologen persönlich in den Vorlesungen und Seminaren: Karl Rahner, Joseph Ratzinger, Walter Kasper und Johann Baptist Metz. Ratzinger und Küng las ich am liebsten – auch wegen ihres hervorragenden Stils.-

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Anekdote

Ein befreundeter Musiker hat von seinem Vater eine große Bibliothek geerbt, die seine geräumige Wohnung beherrscht. In den Regalen stehen Schilder mit der Aufschrift „Nein“. Auf die Frage, was das bedeutet, erklärt er uns: „Viele fragen mich, ob ich die Bücher alle gelesen habe. Um mir lange Antworten zu ersparen, bekenne ich mit den Schildern „Nein!“

Für die Staatsarbeit in Französisch wählte ich Albert Camus. Er faszinierte mich, weil er sich auf seine persönliche Weise mit bohrenden Fragen der Theo-logie auseinandersetzt. Er lässt uns vertraute Szenen und Personen durch das Stilmitte der Doppeldeutigkeit (duplicité) neu wahrnehmen. Ein Beispiel: Als die Hauptperson im „Fremden“ zur Hinrichtung geführt wird, heißt es wie bei der Kreuzigung Jesu „damit sich alles erfüllt“ , und an anderer Stelle stellt

Camus diesen Meursault gleichsam als moderne Heilsgestalt vor: „Meursault ist der einzige Christus, den wir verdienen.“Sehr spät habe ich mich eigentlich mit der Nazizeit beschäftigt. Manche Werke konnte ich erst da verstehen: z.B. die Gewissensnöte der Offiziere gegen Hitler (Schlabrendorff ) . Neben Biographien las ich Werke, die bestimmte Epochen lebendig werden lassen – von Joachim Fest über Siegfried Lenz bis Uwe Thimm „Der Turm“. Durch unsere Perumission interessierte mich auch Südamerika. So fesselten mich die Romane von Isabelle Allende und Mario Vargas Llosa.Eine ehemalige Deutschlehrerin leiht mir manches literarische Werk, das sie für lesenswert hält. Unvergesslich bleibt mir aus jüngster Zeit das wiederentdeckte Buch „Stoner“ von John Williams wegen der eindringlichen Schilderung der Cha-raktere und der tragischen Unmöglichkeit partnerschaftlicher Liebe.

KongoDie „Aktion Freunde der MSC“ der Nord-deutschen Provinz rief auf zu Spenden für die MSC im Kongo. 31.706.00 Euro können nun eingesetzt werden für folgende Maßnahmen: Unterhalt und Errichtung von Dorfschulen und berufs-bildenden Schulen, Lehr-und Lernmittel und Schulgeld.

Nachrichten

KamerunAm 23. August legten neun Novizen die Gelübde ab und banden sich damit an die Gemeinschaft der Herz –Jesu-Missionare. Vier beginnen das Noviziat.

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Tshitanini – SüdafrikaAm 13. September 2015 wurde Samuel Benedict Daswa (1946-1990) von Kardi-nal Angelo Amato seliggesprochen. Der Familienvater wurde von Dorfbewohnern ermordet, weil er sich geweigert hatte, Geld zu spenden für eine magische Zere-monie. An der Feier der Seligsprechung nahmen 30.000 Menschen teil, darunter 30 Bischöfe und Erzbischöfe, 200 Priester (25 MSC) und viele Ordenschristen. Der irische Mitbruder P. Gus O`Brien hatte ihn vor 52 Jahren getauft! Der neue Selige gehört zum Bistum Tzaneen, das den MSC anvertraut ist.

HiltrupAm 1. Oktober 2015 begann in der Zen-tralschule für Gesundheitsberufe am Herz Jesu Krankenhaus das neue Schul-jahr mit einem Gottesdienst. Er wurde besonders festlich gestaltet durch den Projektchor, weil zum ersten Mal ein Kurs für Altenpflege beginnt.

Der Schulleiter Gregor Uphoff übergabder Kursleiterin, Frau Töllner, einen Kompass.

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Emil Nolde, Heilige Nacht (1912)Aus dem neunteiligen Bilderzyklus „Das Leben Christi“ in der Stiftung Seebüll.„Und dann machte ich die Heilige Nacht, der Stern leuchtend am Nachthimmel und Maria mit ausgestreckten Armen ihren gottesgeborenen Sohn, das Jesuskind hal-tend, im höchsten Mutterglück.“ So beschrieb Nolde selbst das Bild. Die Freude der Mutter das Ziel des Bildes. Hier wird das Allgemeinmenschliche der Heiligen Nacht gezeigt. Mutter und Kind, Blut und Freude. Das Weltumspannende des Geschehens durch die offene Tür angedeutet. Die Heilige Nacht als ganz diesseitiges Geschehen

– ohne Engel. Die Menschwerdung Gottes ganz im Spiegel des Mutterglücks macht das Geschehen umso menschlicher. Gott wird Mensch, ganz Mensch. Und er wird dadurch auch verletzlich. Dieses Bild wurde lange abgelehnt sowohl von kirchlicher Seite als auch von den Nationalsozialisten. 1937 gehörte es als zentrales Werk zur Ausstellung“ Entartete Kunst“ in München.

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Mauritius Märtyrer der berühmten Thebaischen Legion wie Candidus, Viktor und andere. 600 Kirchen in Deutschland haben ihn als Patron. Die römischen Soldaten wurden unter Kaiser Diokletian 298 hingerichtet. Über den Märtyrergräbern im Schweizer St. Maurice wurde 381 die erste Kirche errichtet. 515 gründeten Benediktiner-mönche ein Kloster. Da die Kirche in der Nähe einer Felswand steht, gab es immer wieder Zerstörungen. Der jetzige Bau ist die 8. Kirche!

Bekenntnis des hl Mauritius aus der „Passion der Märtyrer von Acaunus“(450): „Kaiser, wir sind deine Soldaten, vorerst jedoch stehen wir im Dienste Gottes. Dir gehört unsere Tapferkeit im Krieg, ihm unser schuldloses Leben. Du gibst uns Sold

Zeugnis für den Glauben gefragtfür unsere Strapazen. Er schenkt uns den Anbeginn allen Lebens. Nicht einmal auf kaiserlichen Befehl dürfen wir unseren Gott und Schöpfer verleugnen, unsern Gott, der auch dir Gott und Schöpfer ist, magst du es wollen oder nicht.Für unsere Mitbürger ergriffen wir die Waffen, nicht gegen sie. Um der Treue willen kämpfen wir. Wie aber können wir die Treue halten, wenn wir dieselbe Treue unserem Gott versagen? Vor allem schwuren wir Gott, dann erst dem Hee-resführer. Unserem zweiten Eid darfst du nicht trauen, so wir den ersten gebro-chen… Wir bekennen, dass wir Christen sind. Christen verfolgen wir nie.“

Karl Lehmann –Hirtenbrief 1996„Es kommt auf den Zeugen an in seiner Einmaligkeit, seiner Unabhängigkeit und seiner Verbindlichkeit. Wir fordern von ihm ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit. Sonst trauen wir ihm nicht. Dieses Ich des Zeugen ist wichtig. Darum möchten die Gegner eines bestimmten Zeugnisses den Zeugen selbst als Person vernichten. Es ist darum kein Zufall, dass der Märtyrer das Urbild des Zeugen darstellt, der unter Einsatz seines Lebens und unerschrocken vor Drohungen für die Wahrheit bürgt. Aber es ist wichtig zu sehen, dass es dabei nicht um die Person des Zeugen für sich allein geht. Der Mensch wird nicht Zeuge um seiner selbst willen. Er tritt ganz zurück hinter der Wahrheit, für die er einsteht. Darum gibt es bei jedem Zeugen zwei Dinge, die sonst nicht zusammen passen: Leidenschaft und Gelassenheit.“

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Unsere Verstorbenen Schwestern

Schwester Maria Müller MSC Geboren 29.10.1924 in Basselscheid, St. GoarErste Profess 16.08.1947Gestorben 25.09.2015 in Arnsberg- Oeventrop

Schwester M. Theodore MSC – Maria HeckmannGeboren 08.10.1923in Hamm-BossendorfErste Profess 16.08.1951Gestorben 14.10.2015in Münster-Hiltrup

Förderer

Heinrich Teutemacher, MünsterChristel Fischer, ArnsbergJohanna Vormann, HorstmarMarion Uhlenbrock, HorstmarFelix Engelbert, Münster-WolbeckFranz Körfer, HückelhovenEleonore Löser, Oer-ErkenschwickMartha Brylka, DrensteinfurtBruno Kik, MülheimMonika Clausen, Wesel

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Er war ehemaliger Lehrer vieler Mitbrüder: ab 1950 unterrichtete er am Kardinal von Galen – Gymnasium in Hiltrup Deutsch und Geschichte. Aus Gesundheitsgrün-den zog er später nach Bad Driburg und unterrichtete am Gymnasium in Neuenheerse. Von drei Kindern, die er adoptiert hatte, starb ein Junge schon als Kleinkind. Seine Frau litt fast 30 Jahre an einem Hirntumor. Auch als Soldat hat er schwere Zeiten durchgemacht. Im Ruhestand hielt er enge Verbindung zu den „Hiltrupern“ und freute sich über jeden Besuch oder Anruf. Er nahm auch mit der Familie an einem Missionstag teil und ließ sich im Rollstuhl 2013 zum Goldenen Priesterjubiläum der Patres nach Hiltrup fahren. –Große Freude hatte er an seinen Kindern, Enkeln und Urenkeln. Geistig wach und interessiert las er viel und hatte ein großartiges Gedächtnis. Seine Enkelin schickte einen Lebenslauf mit einigen lustigen Anekdoten. 1926 wurde mein Großvater das erste Mal für tot erklärt: Er war auf dem Weg zum Frisör und stieß beim Betreten der Straße mit einem Fahrradfahrer zusam-men, der ihn wiederum an ein entgegen kommendes Auto schleuderte. Daraufhin stieß er mit der Stirn an den Bordstein und blieb liegen. Einige Jungen, die das beobachtet hatten, rannten sofort zu seiner Mutter und riefen: „Franz ist tot!“

Franz Josef Feldmann (1916 – 2015)

Das war aber nicht so, ein Arzt brachte ihn in eine Kneipe vor Ort und versorgte ihn mit einem Kopfverband. In einem unbeobachteten Moment aber ging mein Großvater – wahrscheinlich unter Schock stehend – einfach hinaus und neben an zum Frisör. Dort saß er dann mit verbundenem Kopf und verlangte:

„Einmal Haare schneiden bitte!“1942 geriet er in Gefangenschaft der Amerikaner und wurde nach Texas gebracht... Dann bekam er eine Blind-darmentzündung, der Blinddarm platzte, was zu einer Bauchfellentzündung führte. Der Arzt im Lazarett erklärte ihm, dass er die Nacht nicht überleben würde und fragte ihn, ob er noch einen letzten Wunsch hätte. Mein Großvater wünschte sich einen Cognac.Am nächsten Tag fand eine Trauerfeier im Gefangenenlager statt, als ein Bekannter von meinem Großvater dazukam und fragte, was dort vor sich ginge. Man erklärte ihm, dass Franz Josef Feldmann verstorben sei. Doch der Bekannte erwiderte: „Verstorben? Quatsch, der liegt besoffen im Lazarett!“ Das war das zweite Mal, dass man meinen Großvater für tot erklärt hatte.

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Eine wahre Fundgrube für lebendige Gottesdienste

Bausteine für die Gestaltung attraktiver Gottesdienste im KirchenjahrNeue Geistliche Lieder von P. Norbert M. Becker MSC, überraschende Geschich-

ten sowie neue und überlieferte Gebete und SegenstexteFür bekannte kirchliche Feste wie Weihnachten, aber auch für ausgewählte

andere Anlässe wie den Schuljahresanfang

184 Seiten | Paperback | 16 x 22 cm[D] 17,95 Euro| [A] 18,50 Euro

ISBN 978-3-7840-3524-6

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IMPRESSUM 123. Jahrgang

Hiltruper Missionare GmbHJohanniterstraße 6, 48145 MünsterTelefon 0251 93301-29 Telefax 0251 93301-50 Postbank DortmundBLZ 44010046, Kto.-Nr. 41608-468BIC PBNKDEFFIBAN DE35 4401 0046 0041 6084 68Commerzbank MünsterBLZ 40040028, Kto.-Nr. 396016800BIC COBADEFFXXXIBAN DE72 4004 0028 0396 0168 00

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Unsere Zeitschrift „Hiltruper Monatshefte“ ist eine Gabe an die Freunde und Förderer der Herz-Jesu-Missionare. Es wird kein Bezugspreis erhoben. Freiwillige Spenden können auf obige Konten überwiesen werden mit der Anschrift:

Missionsbüro der Hiltruper MissionareJohanniterstraße 6, 48145 MünsterJedem Heft liegt als Zahlungserleichterung ein Zahlschein (überweisungsauftrag) bei.Dies ist keinesfalls als Mahnung anzusehen.

Pater Hans Pittruff MSCAm Klosterwald 4048165 MünsterTelefon 02501 449450E-Mail: [email protected](jedes Heft als PDF Datei vorhanden)

Graphische Ausbildungsstätten

Auflage: 2700 Exemplare

Bildnachweis

Titelseite: Indiomarkt in Peru, Foto: Schweins

Rückseite: Bildmontage "Danke"Foto: Stefan Radermacher

S. 163 Maria GroßS. 164 Joachim JenknerS. 166 Jürgen EdenS. 168 Maria GroßS. 168/169 Carl TranterS. 170 Birgit BauerS. 171 Monika EmpenS. 172 MSC-ArchivS. 173 Markus LütkemeyerS. 176 Joachim JenknerS. 180 Micaela Bellati-UllrichS. 181–183 Hans PittruffS. 185 Klaudia MaleskaS. 189 Andrea Koch

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