hinweise zum christlichen und muslimischen kalender am ... · hinweise zum christlichen und...

58
Hinweise zum christlichen und muslimischen Kalender am Beginn eines christlichen Jahrtausends Muslime feiern nach dem Mond — und Christen? Superintendent Rainer Kunick, Wetzlar, zum Geburtstag Aus der Arbeit des Christlich-Islamischen Arbeitskreises des Kirchenkreises Braunfels Horst Kannemann

Upload: others

Post on 30-Aug-2019

18 views

Category:

Documents


1 download

TRANSCRIPT

Hinweise zum christlichen undmuslimischen Kalender

am Beginn eines christlichen Jahrtausends

Muslime feiern nach dem Mond — und Christen?

Superintendent Rainer Kunick, Wetzlar, zum Geburtstag

Aus der Arbeit des Christlich-Islamischen Arbeitskreises desKirchenkreises Braunfels

Horst Kannemann

2

3

Inhalt

1. Nach einem besonderen christlichen Jahr — 2000

2. Die Himmelskörper und die Religionen — Mond-, Sonnen- und Sternenjahre

3. Wann ist Ostern — julianisch, gregorianisch, melitianisch?3.1. Ägyptische Weisheit kommt nach Rom — Iulius Caesar

3.2. Sabbat und Sonntag — Geheiligte Tage und Bezeichnungen

3.3. Pessach und Ostern — Jüdischer Kalender und das christliche Fest

3.4. Richtige Osterfeier durch ein Konzil? — Níkaia 325

3.5. Die große Chance des kleinen Dionysius — Dionysius Exiguus

3.6. Der ehrwürdige Beda schreibt Geschichte — Beda Venerabilis

3.7. Wann genau war die Mitte der Zeit? — Johannes Kepler

3.8. Zurück zur Sonne und hin zur neuen Zeit — Papst Gregor XIII.

3.9. Zum weltweiten Kalender? — Das Ende des Osmanischen Reiches

3.10. Welche ist die wahre Kirche? — Orientalisch-orthodoxe und orthodoxe Kirchen

3.11. Ist Einheit möglich? — Osterdiskussionen seit 1923

4. Jesu Weg feiern mit Sonne und Mond — Christliche Feste

5. Sorgsam nach dem Mond — aber wann beginnt der Monat? — Der islamische Kalender

6. Abrahams Weg nachgehen — Das Opferfest

7. Mensch, Mitgeschöpf und Feier — auch in Deutschland — Halal-Schächten

8. Gott verehren statt der Sonne — Die Zeiten des islamischen Pflichtgebets

9. Islamische Kultur in Begegnung mit dem Sonnenjahr — Osmanisches Reich und Iran

10. Neue Jahre — mit Sonne und Mond — Ausblick

Literatur zu den Hinweisen zum christlichen und muslimischen Kalender

1. Quellen und Hilfsmittel

2. Aufsätze und Monographien

3. Internetseiten

4

5

1. Nach einem besonderen christlichenJahr

Das Jahr 2000 war in vieler Hinsicht ein be-sonderes Jahr. In Veröffentlichungen zu Fragenvon Zeit und Kalendern schlägt sich diesnieder. Das zweite Jahrtausend ist im erstenweltweit in Kraft befindlichen Kalender abge-schlossen. Zwei Jahrtausende „nach ChristiGeburt“ sind angesichts der Bedeutung, die inder geschichtlichen Wirksamkeit der Bibel(ausdrücklich mit Psalm 90, 4 und Apokalypse/ Offenbarung 20, 1-101) ein „Jahrtausend“hatte und hat, ein Anlass der Besinnung fürchristliche Gläubige. Sofern sie es wagen kön-nen, konkrete, an Israel gerichtete Gebote derHebräischen Bibel auf sich anzuwenden, werdensie bedenken, dass 2000 der Zahl von vierzigJobel oder Jubiläen („Erlassjahren“) nachLeviticus / 3. Mose 25, 11 entspricht.

Der 1582 eingeführte Gregorianische Kalen-der, der heute der meistverwendete ist, hat einewiederkehrende Periode von 400 Jahren. Mitdem Jahr 2000 endete bei Betrachtung vollerJahrhunderte die erste Periode dieses Kalen-ders. Es war das erste Jahrhundertjahr mit 366Tagen seit 16002.

Das christliche Jahr 2000 war auch darin einauffälliges Jahr, dass hohe Feste der drei ver-breitetsten monotheistischen Religionen ausdem Nahen Osten fast zusammenfielen, näm-

1 Verschiedene alte jüdische und christliche Entwürferechneten mit einer Dauer dieser Weltzeit von sechs-tausend Jahren oder sechs Weltaltern, so der babylo-

nische Talmud II. VIII. Der Trak-tat . Vom Neujahrsfeste IV iv 31a („Siestreiten über die Lehre R. , denn R. sagte: Sechstausend Jahre werde die Welt bestehenund ein[tausend] zerstört sein, denn es heißt: und derHerr wird allein an jenem Tage erhaben sein. Abajjeaber sagte, zweitausend werde sie zerstört sein, dennes heißt: er wird uns nach zwei Tagen beleben) unddas letzte Kapitel von Aurelius Augustinus (354-430), De civitate Dei (XXII 30), in dem sich derAutor im sechsten Weltalter sah, dem als siebtes„unser Sabbat“ folgt, „dessen Ende kein Abend ist,sondern der Tag des Herrn, gleichsam der achteewige, der durch Christi Auferstehung seine Weiheempfangen hat und die ewige Ruhe vorbildet, nichtnur des Geistes, sondern auch des Leibes!“ (Überset-zung von Kurt Flasch).2 Papst Gregor XIII. hat 1582 vorausschauend underfolgreich erlassen: „Anno vero MM, more consuetodies bissextus intercaletur, Februario dies XXIX con-tinente“ (Gregorius episcopus, Inter Gravissimas 9,nach Rodolphe Audette) — „dass aber im Jahre 2000nach dem Herkommen ein Schalttag eingefügt wird,so dass der Februar 29 Tage enthält“.

lich das jüdische Tempelweihfest Chanukka3

das christliche Weihnachtsfest4 und das mus-limische Fastenbrechen ( 5). Das Fas-tenbrechen ereignete sich am 1. 14206 sowie 1421 H. zweimal innerhalb deschristlichen Jahres 2000.2. Die Himmelskörper und die Religionen

Die Entwicklung von Kalendern zur Bestim-mung und Benennung von Stationen in derZeit gehört zum Geschick der Menschen, wenndiese glauben, dass „sie als einzige Lebewesen“die Zeit erkennen, aber dabei erfassen: „siemußten Zeit stets durch Zeichen wahrnehmenund darstellen, die ihrerseits der Deutungbedurften und verschieden gedeutet werdenkonnten“7.

Es überrascht dabei nicht, dass Kalender einehohe religiöse Bedeutung haben. Nach GottesWeisung werden Tage, Feste und Riten (z.B.Fasten und Wallfahrten bzw. Pilgerfahrten)beachtet. Änderungen von Kalendern könnenveränderte Deutungen und Bewertungen derZeichen, Weisungen und Regelungen ausdrü-cken. Sie führen verständlicherweise zu Kon-flikten 8.

3 24./25. - 4. Tewet 5761 / 21./22.-30. De-zember 2000.4 24./25. Dezember 2000. In den Kirchen genannt„Christfest“. In Deutschland wird der 26. Dezemberals 2. Christtag und Teil des Festes im engsten Sinnebegangen — so wie auch jüdische und muslimischeHauptfeste über mehrere Tage begangen werden unddie jüdischen Hauptfeste außerhalb Israels einen Taglänger dauern als im Land Israel. Betreffs dermuslimischen Feste gibt das Präsidium für ReligiöseAngelegenheiten der Türkischen Republik die Dauerdes Opferfestes mit vier Tagen und die des Fas-tenbrechens mit drei Tagen Dauer an.5 1.-3. 1421 / 27.-29. Dezember 2000.6 8. Januar 2000.7 Arno Borst, 10.8 Aristophanes (etwa 450 - etwa 388 v. Chr.) spot-tete in den Wolken, 615-626, dass sich seit der An-gleichung des Mondkalenders an das Sonnenjahr dieTage der Athener nicht mehr nach den Festen derGötter richteten (Daten zur antiken Chronologie undGeschichte, 9-10). Vielleicht hat sich die Gruppe derEssener vom jüdischen Hauptstrom bei der damali-gen, bis heute nachwirkenden Reform des jüdischenKalenders getrennt (Hartmut Stegemann). Etwa zurZeit Moshe ben Maimons waren rabbinischesJudentum und Karäer im Festkalender getrennt(Maurice-Ruben Hayoun, 41f). Bis heute könnenauch in jüdischen Gruppen Diskussionen um denKalender geführt werden (siehe z.B. die Beiträge vonCharles J. Voss), ebenso wie um die richtigeBeachtung des islamischen Kalenders gestritten wird(siehe Kapitel 5). Der gregorianische Kalender war

6

In alten, am Naturkreislauf orientierten Kultu-ren ist der Kalender zyklisch, auch Jahresbe-zeichnungen kehren also wieder (z. B. die deschinesischen Tierkreises). Die Religionen, diesich revolutionierend zu diesem Kreislauf stel-len (Buddhismus, Judentum, Christentum, Is-lam) haben einen linearen Kalender mit offe-nem Ausgang eingeführt. Wo der eine Gottvon Glaubenden bekannt wird, weist dieserKalender hin auf die Einmaligkeit des mensch-lichen Lebens von der Geburt bis zum Tod, denoffenen Charakter der Zukunft und die erwar-tete Vollendung der Welt durch Gott. Zugleichbleiben viele Elemente zyklischer Wiederkehrin Lebenserfahrung und Kalender prägend.Wenn der Glaube an den einen Gott mit einemuniversalen Verständnis der einen Welt ver-bunden ist, kann dies den Wunsch nach einemeinheitlichen, vielen bekannten und nachvoll-ziehbaren System der Zeitbestimmung fördern.

Zeitmessung geschieht geeigneterweise durchdie vielen Menschen zugängliche Beobachtungsich wiederholender Vorgänge. Nach dem täg-lich sich wiederholenden Rhythmus des Son-nenstandes zwischen Licht und Finsternis istvor allem der Wechsel der Mondphasen einenicht zu übersehende und leicht zu beobach-tende Erscheinung, die zweifellos auch derMenschheit Rätsel aufgab.

Die Mondphasen ergeben sich durch den wech-selnd großen Anteil der Mondoberfläche, der,von der Erde aus gesehen, durch die Sonnebeleuchtet wird, d.h. durch den Winkel, in demSonne und Mond von der Erde aus zueinanderstehen. Bei einem entsprechenden Winkel von0° (dem „ekliptischen Längengrad“ 0) ist Neu-mond, bei einem Winkel von 180° Vollmond.So gilt für die Wahrnehmung der meisten Orteauf der Erde, dass der (nicht sichtbare) Neu-mond tagsüber am Himmel steht. Der Neu-mond geht mit dem Sonnenaufgang auf undmit dem Sonnenuntergang unter. Mit zuneh-mendem Mondalter geht der Mond im Verhält-nis zur Sonne immer später auf und unter.Entsprechend ist auch der zunehmende Mondin der ersten Nachthälfte sichtbar, der abneh-mende in der zweiten9. Ebenso ergibt sich, dass und ist seit über 400 Jahren unter Kirchen umstritten.In Griechenland, Rumänien, Russland und anderenLändern spalteten sich anlässlich der Kalenderum-stellung „Altkalendrier“ ab. Diese müssen durchausnicht wie „Altgläubige“ aus früheren Konflikten inschwer zugänglichen sibirischen Siedlungen gesuchtwerden, sondern stellen sich auf amerikanischenInternetseiten vor. Über den Ostertermin besteht bisheute in der Christenheit noch keine Einheit, wiediese Hinweise zeigen.9 Dieses Verhältnis, in dem Auf- und Untergang vonSonne und Mond zueinander stehen, spielt eine Rolle

eine Sonnenfinsternis (bei der derMondschatten auf die Erde fällt), nur bei Neu-mond auftreten kann und eine Mondfinsternis(bei der Mond in den Erdschatten tritt) nur beiVollmond.

Beruhend auf solchen Wahrnehmungen werdenMondkalender, die sich am Umlauf des Mon-des um die Erde ausrichten, die älteste Traditi-on haben. Ein Jahr aus zwölf Umläufen (Luna-tionen) hat 354,36708 Tage10. Besondersnomadische Gesellschaften behalten Mondka-lender bei.

Ackerbauende Gesellschaften fassen die Tagezu einem Sonnenjahr (nach dem Umlauf derErde um die Sonne) zusammen, in dem die Jah-reszeiten mit ihrer grundlegenden Bedeutungan gleichbleibender Stelle wiederkehren. Esdauert nach heutiger astronomischer Darstel-lung 365,24219 Tage. Das ist das sogenannte„tropische Jahr“11, die Zeitspanne, in der dieErde einmal die Sonne umkreist, beginnend am„Frühlingspunkt“, in dem sich die Ebene desErdäquators mit der Ebene der Umlaufbahn umdie Sonne, der „Ekliptik“, überschneidet. Seineangegebene Länge ist allerdings ein Mittelwert.In Wirklichkeit schwankt sie. Zudem verlang-samt sich allmählich die Rotation der Erde(wie auch die des Mondes)12.

Für alle Kulturen, die nicht beim striktenMondkalender bleiben, ist die Geschichte derKalender weithin der Versuch, ausgehend vonder Beobachtung der Mondumläufe Tage, Mo-nate („Monde“) und Jahre einander so zuzu-ordnen, dass der Naturkreislauf dem Ablauf desJahres entspricht, also etwa der Frühlingsan-fang immer auf ein festes Datum fällt. Men-schen versuchen, mit solchen Kalendern „ihrein sich schon verwickelten sozialen Abläufeauf die natürlichen Umschwünge von Erde,Sonne, Mond und Sternen abzustimmen“13.Dabei besteht das Problem, dass sich weder

bei der Bestimmung des Monatsbeginns nach islami-scher Sicht (siehe Kapitel 5 und 8).10 Der synodische Monat (Zeitspanne von Neumondzu Neumond) dauert 29,53059 Tage. Seine Beobach-tung ist durch die sichtbaren Mondphasen gegliedert.11 Den Begriff (tropé) für „die Wende, dasUmwenden“ der Sonne oder anderer Himmelskörperverwendet in Jakobus 1, 17 auch das Neue Testa-ment.12 Nach dem in Paris arbeitenden AstrophysikerMohammed Heydari-Malayeri kann sich die Längedes tropischen Jahres in Tagen in der Lebenszeit einesMenschen in der sechsten Stelle nach dem Kommaverändern.13 Borst, 11.

7

Sonnen- noch Mondjahr ohne Rest in Monate,Wochen oder Tage teilen lassen.

Die Woche ist keine ganz eindeutig erkennbareastronomische Erscheinung. Sie kann durchTeilung des Monats nach den vier Mondpha-sen, durch die im Altertum angenommene Sie-benzahl der Planeten des Sonnensystems14,durch ein mit der Zahl Sieben verbundenesTabu und durch das biblische Sabbatgebot ent-standen sein. Vieles spricht dafür, dass die Wo-che erstmals in Babylon entstand. Israel lerntesie kennen. Aber auch nach Rom ist sie ge-langt. Der jüdische Kalender gab sie an denchristlichen und islamischen Kalender als ge-meinsames Erbe weiter. Sie war aber als Zeit-einteilung Christinnen und Christen auch durchdie römische Welt bekannt.

Vorteile bei einer präzisen Zeitbestimmung hatdas siderische Jahr, die Zeitspanne des Um-laufs der Erde um die Sonne von einem fest-stehenden Punkt im Weltall aus betrachtet.Seine heute bekannte Dauer ist 365,2563578Tage15.

14 Der Planet Uranus wurde erstmals 1781 von ei-nem Menschen beobachtet, Neptun 1846 und Pluto1930.15 Die hier zitierten astronomischen Angaben überMonats- und Jahreslängen werden seit 1926 in „Uni-versal Time“ (UT, bzw. UT1 unter Berücksichtigungder Polschwankungen der Erde) ausgedrückt. Dieseentspricht zwar in den meisten praktisch relevantenFällen der mittleren Sonnenzeit für den Längengradvon Greenwich (den Nullmeridian), wird aber von dersiderischen Zeit abgeleitet (Dirk Husfeld / ChristineKronberg, Astronomical Timekeeping). Während dieErde selbst die „Uhr“ ist, die UT1 anzeigt, wurde inder „Coordinated Universal Time“ (UTC) die Zeit(erstmals?) unabhängig von astronomischen Beob-achtungen mit der Schwingung des Atoms Caesium133 definiert: „Die Sekunde ist das 9 192 631770fache der Periodendauer der dem Übergang zwi-schen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus desGrundzustands von Atomen des Nuklids 133Cs ent-sprechenden Strahlung.“ In Folge wurde eine Atom-zeitskala, bezogen auf die Sekunde in Meereshöheund nach dem Nullmeridian festgelegt (nach Wolf-gang Trapp, 74f, Zitat 75). Wenn der Unterschiedzwischen UT1 und UTC mehr als 0,9 Sekunden be-trägt, wird in der Zählung von UTC eine Schaltse-kunde eingefügt, was durchschnittlich alle 1-1,5 Jahrevorkommt (U.S. Naval Observatory, What is Univer-sal Time?).Während im deutschen Alltag der Gebrauch der UTunbekannt ist, wird sie etwa von namhaften engli-schen und französischen Rundfunksendern bei Zeit-ansagen verwendet.

3. Wann ist Ostern — julianisch, gregori-anisch, melitianisch?

Der Gregorianische Kalender hat eine führendeRolle als weltweit benutzter Kalender. Obwohler diese Rolle mit dem Ruf eines christlichenKalenders hat16, muss gleichzeitig gesagt wer-den, dass es keinen einheitlichen christlichenKalender gibt. Die Kirchen sind an den für siewichtigsten Festtagen getrennt. Im kirchlichenBewusstsein östlicher Kirchen, die demGregorianischen Kalender trotz seines heutigenGebrauchs über kulturelle Grenzen hinaus fürihren Festkalender nicht folgen, spiegelt sichein Wissen von der Bedeutung von Alex-ándreia ( ) als wissenschaftli-chem Zentrum Ägyptens. Ägypter, nichtMenschen des westlichen Mittelmeerraums,nahmen Zusammenhänge zwischen natürlichenAbläufen auf Erden und den Bewegungen derHimmelskörper so genau wahr, dass sie „alserste die Länge des Jahres feststellten“, alsoeine präzise Kenntnis des Sonnenjahrs hat-ten17. Die Überlegenheit dieser Tradition überalle Kalenderversuche des Abendlandes fürJahrtausende ist unzweifelhaft.

In der Entwicklung der christlichen Kalender,der dieser Teil unserer Hinweise nun nachgeht,zeigt sich, dass wiederholt bestimmte Ent-scheidungsstunden genutzt wurden.

3.1. Ägyptische Weisheit kommt nach Rom

Wie Ägypten Möglichkeiten der Wissenschaftauf der Grundlage einer Schriftkultur bot, schufRom „die politischen Bedingungen für eineVereinheitlichung von Welt und Zeit“. So ver-

16 „Die Erfolgsgeschichte dieses Kalenders hat nebendem weltlichen Einfluss der Kirche gewiss nocheinen zweiten Grund: Mit seinen jüdisch-babylo-nischen (7-Tage-Woche), ägyptischen (Sonnenjahr)und römischen Wurzeln (Monatsnamen) ist er selbstein interkulturelles und -religiöses Produkt, das kei-ner religiösen, kulturellen oder nationalen Traditionallein verhaftet ist und das von Julius Caesar für einGroßreich entwickelt wurde“ (So der Göttinger Lite-raturwissenschaftler Thomas Schmidt, 15).17 A. Borst, 12.Die ägyptische Astronomie beobachtete die Sterne,vor allem den hellsten Fixstern, den Sirius im Stern-bild „Großer Hund“, als Gottheit „Sothis“ bezeichnet,bei dessen Erscheinen der Nil über die Ufer trat. Ausder Ermittlung des siderischen Jahres erließ Pto-lemäus III. 238 v. Chr. das Edikt von Kanopus, nachdem jedes vierte Jahr 366 statt 365 Tage hat. Zuvorist mindestens seit 2772 v. Chr. in Ägypten einKalender von 365 Tagen in Kraft gewesen. In einerPeriode von 1461 Jahren wurde dabei wieder derJahresbeginn am Tag des Sothis und des Nilhoch-wassers erreicht.

8

danken wir Rom auch unsere Begriffe „vonFesten, Kalendern, Annalen und säkularen Er-eignissen“18.

Der römische Dictator Gaius Iulius Caesar(100-44 v. Chr.) griff in seiner Kompetenz alshöchster Priester („Pontifex Maximus“)glücklicherweise für das einzig mögliche Jahrzwischen seiner Ernennung zum Dictator (46v. Chr.) und seiner Ermordung die Aufgabe derReform des äußerst unhandlichen römischenKalenders auf. Er führte zum 1. Januar desJahres 709 „von der Gründung der Stadt (Rom)an“ (Zählung von Marcus Terrentius Varro,116-27 v. Chr.) — später genannt das Jahr 45„vor Christi Geburt“ — einen reformiertenKalender ein, den im westlichenSprachgebrauch heute so genannten Juliani-schen Kalender. Die Reform nahm die ägyp-tische Zeitberechnung und den zeitgenössi-schen, vielleicht aus Alexándreia stammen-den19 Astronomen Sosigenes auf und wurde 8nach der christlichen Zeitrechnung durchCaesars Großneffen und Adoptivsohn KaiserOctavian (Gaius Octavius, 63 v. Chr. - 14 n.Chr.), der den Ehrentitel „Augustus“ trug, un-ter Behebung von Missverständnissen erneutbegonnen20. Dieser Kalender hat ein Sonnen-jahr von 365,25 Tagen und in jedem viertenJahr einen Schalttag, den Tag nach dem Festder Terminalia, den „zweiten Tag VI vor denKalenden des März“ — also „zweiten 24. Fe-bruar“21 — nach dem man das Schaltjahr im

18 A. Borst, 21.19 Nach Einschätzung des Althistorikers Jürgen Ma-litz, Eichstätt, ist das nicht beweisbar.20 Im Rahmen der Reform des Octavian gab esvielleicht zwischen 10 v. Chr. und 4 n. Chr. keineSchaltjahre, da die zuständige Priesterschaft nachCaesars Tod zunächst irrtümlich jedes dritte Jahr alsSchaltjahr angesetzt hatte.21 Das römische System der Zählung der Tage vorden Festtagen der Kalenden, Nonen und Iden (die am1., 9. und 15. an Tagen mit ungerader Zahl liegen)war in der westlichen Christenheit bis ins Mittelalterin Gebrauch, auch wenn fortlaufende Zählungen vomersten Tag des Monats an seit dem sechsten Jahrhun-dert belegt sind (Herbert Thurston [1856-1939], Datesand Dating).Die römische Geschichtsschreibung schreibt bereitsdem Nachfolger des Staatsgründers Romulus (nachkurzem Interregnum), dem König Numa Pompilius(angesetzt für 753-673 v. Chr.) zu, dass er in seinendurch die Nymphe Egeria unterstützten religiösenReformen „Schaltmonate“ so einführte, dass dasMondjahr und das Sonnenjahr sich innerhalb vonzwanzig Jahren annäherten. Zugleich wird auf ihn dierömische Unterscheidung zurückgeführt, an welchenTagen bestimmte Tätigkeiten ratsam oder nicht rat-

Französischen als „année bissextile“ bezeich-nen kann. Das Jahr vor der Reform hatte IuliusCaesar auf eine Dauer von 445 Tagen

sam seien (Titus Livius [59 v. Chr. - 14 n. Chr.], Aburbe condita [Seit Gründung der Stadt] I 19).Das Werk über Zeitrechnung des Grammatikers undPhilosophen Censorinus aus dem Jahre 238 n. Chr.vermutet, dass Numa ein Jahr aus offiziell zehn Mo-naten (Januar und Februar blieben ungezählt) in einesaus zwölf Monaten umwandelte. Das Mondjahr aus354 Tagen wurde, vermutlich um eine ungerade Zahlzu erreichen, auf 355 Tage erhöht. Der Schaltmonat(nach anderen Quellen genannt „ Mercedonius“,eigentlich der „Monat der Pachtgeldzahlung“, also derletzte des Jahres) wurde zwischen den Festen Termi-nalia und Regifugium, dem 23. und 24. Februar,eingefügt (Censorinus, De Die Natale Liber [Buchüber den Tag der Geburt], XX; vgl. Ivan Cholodniak:Notes de l’éditeur, Decem mensium, aaO., nacheinem Edinburgher Forscher Adam. Ähnlichüberliefert 430 n. Chr. Ambrosius TheodosiusMacrobius, Satunalia I 13, in: William Thayer,LacusCurtius: vers le cœur du monde romaine< http://www.ukans.edu/history/index/europe/ancient_ rome/L/Roman/Texts/Macrobius/Saturnalia/

1*.html >).

Römische Kalender bevorzugten Monate mit ungera-der Zahl von Tagen, da ungerade Zahlen als glücks-bringende Zahlen angesehen wurde, wie Plinius derÄltere festgehalten hat. (C. Plinius Secundus: Natu-ralis historiae liber XXVIII, 23, aaO.< http://www.ukans.edu/history/index/europe/ancient_ rome/L/Roman/Texts/Pliny_the_Elder/28*.html >[22.02.2002]). Für den Historiker Theodor Mommsen(1817-1908) galt zu Rom: Das der „Neugestaltungdes Kalenders zu Grunde liegende Motiv scheinthauptsächlich der Glaube an die heilbringende Kraftder ungeraden Zahl gewesen zu sein“ (T. Mommsen,172).Der Volkstribun, Triumvir und Aedil (Magistrat fürBau und öffentlichen Dienst) Cnaeus Flavius, derBegründer des Geschlechts der Flavier, machte um300 v. Chr. gegen den Protest von Adel und Pries-terschaft Gerichtsurteile und Gerichtskalender in Romöffentlich zugänglich. (T. Livius, Ab urbe condita IX46, 1). Auch ihm wurden Schaltjahrregelungen vorCaesar zugesprochen (Elisabeth Achelis [1880-1973]:Render Unto Caesar, in: Journal of Calendar Reform.Juni 1954, nach: Rick McCarty, Home Page for Ca-lendar Reform featuring The World Calendar.< http://personal.ecu.edu/mccartyr/caesar.html >(12.02.2002).Caesars Erlass, seine Schrift „De astris“ (Über dieSterne) und die Schriften des Sosigenes sind nichterhalten. Die wertvollsten Überlieferungen sind C.Plinius Secundus: Naturalis historiae liber XVIII211ff. und die genannten Schriften von Censorinusund Macrobius. Die beiden letzteren beruhen auf dernur in Fragmenten erhaltenen Schrift „De anno Ro-manorum“ (Über die Jahre der Römer) von Sueton(C. Suetonius Tranquillus, gestorben 140 n. Chr.;Darstellung nach J. Malitz).

9

verlängert, um zu erreichen, dass die Früh-lingstagundnachtgleiche im folgenden Jahr aufden 25. März fiel22. Zu Ehren der Kalenderre-former Iulius Caesar und Augustus tragen invielen Sprachen Europas ebenso wie im Be-reich der christlichen Gemeinschaften Ägyp-tens und des arabischen b zwei Monate(Juli und August) ihre Namen. Im Falle des

hat sich auch das Türkische ange-schlossen. Vielleicht wird schon seit dem 14.Jahrhundert gern erzählt23: Als noch zu Leb-zeiten des Augustus der nach ihm benannteMonat gewählt wurde, sei dieser Monat von 30auf 31 Tage Dauer verlängert, dabei die ab-wechselnde Folge von längeren und kürzerenMonaten durchbrochen und im Ausgleich derFebruar zum kürzesten Monat gemacht wor-den. Tatsächlich wird aber ein Inschriftenfundals Beleg geltend gemacht für die Annahme,dass der alte „Sextilis“ schon vor seiner Um-benennung in „Augustus“ 31 Tage hatte. Eben-so ist zu vermuten, dass bereits Caesar denFebruar wegen der Unglücksbedeutung desFestes der Terminalia bei seiner 28-tägigenDauer beließ, als er ein 355-tägiges Gemeinjahrauf die Dauer von 365 Tagen verlängerte unddie zusätzlichen Tage auf die Monatsendenverteilte24. Die erzählte Geschichte drückt dieEinsicht aus, dass die heutige Verteilung derMonatslängen den ägyptischen Kalender ver-schlechtert hat, also keine guten Gründe ge-habt haben kann. Dass die Schaltjahre einedurch vier teilbare Bezifferung haben, ergabsich bei der Einführung der christlichen Zeit-rechnung.

Seit 153 vor Christus war der 1. Januar, dasDatum des Amtsantritt der Konsuln, zum zu-mindest geforderten Beginn des römischenJahres erklärt worden. Dass das Jahr vorher imMärz begann, geht bis heute aus den Namender Monate September bis Dezember („Sieb- 22 In Rom galt traditionell der 25. März als Datumder Frühlingstagundnachtgleiche, im ägyptischenAlexándreia dagegen der 21. März. Nach astronomi-scher Darstellung kann die Frühlingstagundnachtglei-che etwa zwischen dem 19. März 8 Uhr und dem 21.März 20 Uhr UT angesetzt werden (Dirk Husfeld /Christine Kronberg, Astronomisches Kalenderwesen).Trotz der Bezeichnung „Tagundnachtgleiche (Ae-quinoctium)“ ist dieser Moment nicht präzis derje-nige, in dem Tag und Nacht die gleiche Länge haben,bedingt dadurch, dass die Erde sich auf ihrer ellipti-schen Bahn in Sonnennähe schneller als in Sonnen-ferne bewegt.23 Claus Tøndering, 17. Nach E. Achelis wurde dieDarstellung durch die Encyclopedia Britannica von1830 verbreitet.24 E. Achelis (s. Anm. 11); vgl. Censorinus, De DieNatale Liber, XX.

ter“ bis „Zehnter“) hervor, die sich gegenUmbenennungsversuche durchgesetzt haben.Vielleicht tastete Caesar den Jahresbeginn zum1. Januar deshalb nicht an, weil dieser 45 v.Chr. auf den Neumond fiel25.

Im ersten Jahrhundert vor Christus war in ori-entalischer Tradition eine Benennung derFolge von sieben Tagen nach den Planeten-göttern Saturn (der heutige Samstag als Ruhe-tag), Sol (Sonne), Luna (Mond), Mars, Merkur,Jupiter und Venus gebräuchlich26.

3.2. Sabbat und Sonntag

Die christliche Kirche lebte im römischenReich im Julianischen Kalender. Die erstenchristlichen Gemeinden folgten sicherlich demjüdischen Ablauf der Woche, d. h. sie begingenden Sabbat, den „gesegneten“ und „geheilig-ten“ siebten Tag, an dem nach der Hebräi-schen Bibel die Schöpfung vollendet wurde(Genesis / 1. Mose 2, 2-3) — also auch dieNeuschöpfung erwartet wird — und an dem derBefreiung Israels aus Versklavung gedacht wird(Deuteronomium / 5. Mose 5, 12-15) — alsoauch die erneute Befreiung erwartet wird. Amersten Tag der Woche, dem „Tag des Herrn“,wurde nach dem Neuen Testament27 Jesus vonden Toten auferweckt (Matthäus 28, 1; Mar-kus 16, 1; Lukas 24, 1; Johannes 20, 1; 1. Ko-rinther 16, 2; Offenbarung 1, 1028). Christenwerden wohl den Sabbat zunächst in diesenSonntag, den Tag der Auferstehung, hinein ge-

25 ebd.; vgl. Herbert Metz.26 Hugo Rahner (1900-1968), Griechische Mythen inchristlicher Deutung, 101.27 Wo muslimische Gläubige das arabische, ins Tür-kische übernommene Wort  türkisch , beides vom neutestamentlich-griechi-schen euangélion) verwenden, meinensie vor allem die von Gott Jesus anvertraute Offenba-rung und Schrift (die nach muslimischer Überzeu-gung von Jesu Nachfolgerinnen und Nachfolgern ver-fälscht wurde und vom mitumfasst ist). ImGespräch zwischen Christen und Muslimen kann „in-jil“ bezeichnen: 1. das Evangelium, die gute Bot-schaft von Gottes Erbarmen und seinem kommendenKönigtum, die Jesus verkündet und in Leben undSterben verwirklicht hat, 2. die vier „Evangelien“oder eines von ihnen, also die mit Glauben wecken-der Zielsetzung entstandenen Darstellungen des We-ges Jesu, die Matthäus, Markus, Lukas bzw. Johan-nes zugeschrieben werden, 3. das Neue Testament,der nach christlichem Verständnis zweite Teil der Bi-bel, der außer den vier Evangelien 23 weitere Schrif-ten enthält.28 vgl. Didache (Die Lehre der zwölf Apostel) 14, 1.

10

feiert haben29. Dann entwickelte sich derSonntag zu ihrem Kennzeichen, wie der Sabbatjüdisches Kennzeichen blieb, wobei christlicheTheologen mit ihren Aussagen zunehmend ineiner ihrem Glauben nicht würdigen christli-chen Selbstsicherheit jüdisches Glaubensleben,darunter auch die Beachtung des Sabbat, herab-setzten und entwürdigten30.

Im Zuge des hellenistischen Sonnenkults wurdeschon vor dem Einfluss des Christentums derrömische Wochenbeginn vom Saturnstag aufden Sonntag (dies Solis) verlegt31.

Im Jahre 321 christlicher Zeitrechnung ord-nete der weströmische Kaiser Konstantin I.(272/73/74 - 337, weströmischer Kaiser ab307, Herrscher des gesamten Reiches von 324-337) den Sonntag als staatlichen Feiertag an.Am Sabbat und am Herrentag durften nachseiner Verordnung keine opera servilia, alsokeine schweren Arbeiten der Sklaven erfolgen,so dass diese eine fünftägige Arbeitswoche er-hielten. Ebenso durften keine Gerichtsurteileam Sonntag gefällt oder vollstreckt werden.Der Sonntag wurde später in allen christlichenStaaten als Tag der Ruhe von schwerer Arbeitverordnet. Biblische Sabbatgebote bekameneine strafrechtliche Bedeutung. Die Reforma-tion in Westeuropa im 16. Jahrhundertschaffte staatliche Strafen für die Schändungdes Sonntags weitgehend ab. Sie betonte aber,dass die christliche Gemeinschaft einen Tagder Muße für den Gottesdienst und das Hören

29 wie der übernächste Absatz nach Martin Stöhr.30 In dem spannungsreichen Verhältnis der Glauben-den untereinander haben Abendland und abendländi-sche Kirche eine unchristliche Geschichte der gewalt-samen Abwehr und Unterwerfung. Der Kalenderre-former des 16. Jahrhunderts christlicher Zählung,Papst Gregor XIII., dem die westliche Christenheitihren heutigen Ostertermin verdankt, begründete dieMission des Jesuitenordens so: „Täglich sehen wirdie Kirche mit Hinterlist und Gewalt von ihren Fein-den angegriffen. Zu ihren älteren Gegnern, Ungläubi-gen, Türken und Juden, sind noch neue, Ketzer undSchismatiker, hinzugekommen, die voll Gottlosig-keit und lästerlichen Wahnsinns gegen sie kämpfen.Diesem Angriff setzen Wir nach der Pflicht UnseresAmtes die Uns zu Gebot stehenden Kräfte entgegen...“ (zitiert nach Friedrich Wilhelm Bautz, GREGORXIII., Papst). Die Morde an Protestanten in der„Bartholomäusnacht“ in Paris vom 23./24. August1572 feierte er in Rom mit Gotteslob („Te Deum“),Prozession und Gedenkmünze — wusste aber viel-leicht nicht, was in Paris wirklich geschehen war.31 H. Rahner, 103, nach Franz Boll (1867-1924),Hebdomas, in: Pauly’s Realencyclopädie der classi-schen Altertumswissenschaft, begründet von AugustFriedrich Pauly, hg. Georg Wissowa u.a., VII. 1912,2547-2578, 2577.

und Lernen des Wortes Gottes benötigt, dasalle Tage prägen soll. Heute gilt mit demGrundgesetz für die Bundesrepublik Deutsch-land: „Der Sonntag und staatlich anerkannteFeiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe undseelischen Erhebung geschützt“ (Artikel 139,als Teil des Artikels 140 der WeimarerReichsverfassung in diesem Wortlaut seit 1918in Kraft). Auch die Türkische Republik, dievon Mustafa Kemal Atatürk (1881-1938) inbetonter Anbindung an den Westen gestaltetwurde, führte am 1. Juni 1936 den Sonntag als(einzigen) staatlich verordneten Tag wö-chentlicher Arbeitsruhe ein.

Auf Gestirns- bzw. Götternamen römischer,aber auch einheimischer Kulte gehen in sehrvielen europäischen Sprachen (einschließlichdes Türkischen) einige oder viele Namen derWochentage und der Monate zurück. Auch derbekannteste Name eines Wochentages, der desSabbat, hat eine babylonische Vorgeschichte32.Der christliche Feiertag heißt im Russischen„Auferstehung“ ( ), in denromanischen Sprachen „Herrentag“ und imgermanischen Raum „Sonnentag“. Eine Aus-nahme ist das Portugiesische darin, dass esvergleichbar dem Hebräischen, Arabischen undPersischen die Tage von Montag bis Freitag als„zweiten“ bis „fünften“ Tag bezeichnet, demder Sabbat und der Herrentag folgen33. EtlicheLänder des „Nahen Ostens“ oder desarabischen kennen Spuren unter- 32 Wilhelm Gesenius, zur Stelle; André Pichot 125.Auch der „Samstag“ kommt von der griechischenFassung des sábbaton, der vulgär als

geschrieben und im Rumänischen zumwerden konnte. In der landschaftlichen

Unterscheidung von „Samstag“ und „Sonnabend“kann sich der Unterschied zwischen den Einflüssender gotischen bzw. der angelsächsischen Missionwiderspiegeln, so dass sich hier Deutschland zwi-schen babylonisch-biblischer und römisch-planetari-scher Benennung teilt.33 Nach Henry Chadwick, 146, wurden im Osten un-ter christlichem Einfluss die Namen von Gottheitenbzw. Planeten durch numerische Bezeichnungen er-setzt; vgl. H. Rahner, 103. Notker der Deutsche(Notker Labeo) aus Sankt Gallen übersetzte vor 1020den Vermerk „für den vierten Tag der Woche“, dengriechische und lateinische Bibelausgaben am Beginndes Psalm 93 (in der Lutherbibel Psalm 94) haben,mit „in míttauuechun“ und erreichte damit, dass diedeutsche Sprache im Unterschied zu einigenNachbarsprachen den „Mittwoch“ nicht mehr nachMerkur benennt (Borst, 68).In der polnischen Sprache führen nur der Monatmarzec (März) und der Wochentag sobota (Samstag)die alten Namen weiter. Die anderen Monatsnamendrücken jahreszeitliche Prägung in der eigenen Spra-che aus.

11

schiedlicher Kalender. So sind in Syrien unddem Iraq neben den arabischen Bezeichnungendes islamischen Kalenders alte aramäischeMonatsnamen (für den von Rom und derChristenheit verbreiteten westlichen Kalender)gebräuchlich, die den hebräischen Bezeichnun-gen des jüdischen Kalenders eng verwandt sind.Auch diese Namen, die eine babylonische Vor-geschichte haben, gehen auf alte Kulte zurück.Nationale Feier- und Gedenktage werden in derjetzigen Arabischen Republik Syrien mit diesenBezeichnungen benannt. Auch die Türkeikennt zwei Reihen von Monatsnamen, die ge-wöhnlich gebrauchten eigenen Namen (für denwestlichen Kalender), die teils der orientali-schen, teils der römischen Tradition entnom-men sind, und die islamischen Namen in türki-scher Schreibung (für den islamischen Kalen-der). Das Gesetz Nr. 4696 der TürkischenRepublik vom 10. Januar 1945 ersetzte dieNamen altorientalischer Herkunft

, , Kanunievvel undKanunisani durch die türkischen Be-zeichnungen Ekim („Feldbestellung“ — Okto-ber), Kasım (der Tag des Winteranfangs am 3.November und nun auch der ganze MonatNovember), Aralık („Zwischenzeit“, bezeich-nete einmal den islamischen Monat Zilkadeund nun den Dezember) und Ocak („Feuer-stelle, Herd, Kamin“ — Januar).

3.3. Pessach und Ostern

Nach dem wöchentlichen Sonntag ist dasjährliche Osterfest das grundlegende christlicheFest. Auch dieses Fest verkündigt die Aufer-weckung Jesu Christi von den Toten. Nachdem Neuen Testament ereigneten sich Todund Auferweckung Jesu in (zeitlichem undsachlichem) Zusammenhang mit dem jüdischenFest Pessach — seine Auferweckung dabei amersten Tag der Woche. Durch diese Bindung anPessach, damit auch an die nomadischenKulturen des Nahen Ostens, ist derChristenheit die völlige Loslösung vomMondkalender nicht möglich. Die christlichenKalender bemühen sich um ein exaktes Son-nenjahr und berechnen zugleich ihr wichtigstesFest nach dem Mondumlauf.

Pessach beginnt im jüdischen Kalender, dessenMonate (ebenso wie die des späteren islami-schen Kalenders) dem Mondumlauf entspre-chen, mit dem Seder („Ordnung“) am Abendnach dem 14. des Monats Nisan (nach Exodus/ 2. Mose 12, 6.18; Leviticus / 3. Mose 23, 5;Numeri / 4. Mose 28, 16; Josua 5, 1034). Der

34 vgl. Flavius Josephus (gest. nach 105), Antiqui-tates Judaicae (Jüdische Altertümer, in der Überset-

jüdische Kalender ist jedoch kein reiner Mond-kalender, denn der Nisan ist zugleich immerein Frühlingsmonat und Pessach wird immerim Frühling begangen35. Da also eine Anbin-dung eines Jahres aus grundsätzlich zwölfMondzyklen an das Sonnenjahr und den Früh-lingspunkt erforderlich ist, wird in einem Zy-klus von neunzehn Jahren im 3., 6., 8., 11.,14., 17. und 19. Jahr ein Schaltmonat nachdem sechsten Monat eingefügt. Dieser Monat

II hat 29 Tage, gleichzeitig wird aber imSchaltjahr auch der I von 29 auf dreißigTage erweitert. In einem neunzehnjährigenZyklus bleibt so das Mondjahr dem Zyklus desSonnenjahres nahe36.

zung von Heinrich Clementz II, 15, 1). Für jüdischesähnlich wie für islamisches Verständnis beginnt derTag mit dem Sonnenuntergang (s.u.), religionsge-schichtlich betrachtet vermutlich ein Erbe der Bedeu-tung, die die Verehrung des Mondes (Schin) in Baby-lon hatte (H. Stegemann, 236). Der Abend nach dem14. Nisan ist der Beginn des Pessach, des 15. Nisan.Den Festbeginn am Vorabend, um Mitternacht odervor Sonnenaufgang kennen auch das christlicheWeihnachts- und Osterfest. Möglicherweise hat es imfrühen Mittelalter auch christliche Tagesdatierungengegeben, die mit dem Sonnenuntergang begannen (AHandbook of Dates, 16, Anm. 16).35 Die Hebräische Bibel setzt dies voraus. Das Ge-betbuch von Samson Raphael Hirsch (1808-1888)erläutert zu Pessach, Schawuot und Sukkot: „Ein je-des dieser Feste hat zuerst zwei Beziehungen: einejahreszeitliche und eine geschichtliche. Nach der jah-

reszeitlichen sind sie hochfreudige Zeitendes Frühlings, der ersten Fruchtreife im Sommer, derErnte im Herbst. Nach der geschichtlichen: dem Festder Befreiung, dem Fest der Gesetzgebung und demFest des Hüttenlebens in der Wüste sind sie MoadejKodesch, von Gott zu unserer Zusammenkunft mitIhm bestimmte Zeiten, indem wir aus dem Gedächt-nis der grossen Gottestaten unserer nationalenGründungsgeschichte das Bewusstsein von Gottesinnnig [sic!] naher Beziehung zu uns und von unse-rer, unsere Heiligung bedingenden Beziehung zu Gottstets auf neue schöpfen“ (Siddur, 595).36 Nach dem griechischen Astronomen Meton (5.Jahrhundert v. Chr.) wird er als „Metonischer Zy-klus“ bezeichnet, wurde aber bereits im 6. Jahrhun-dert v. Chr. in Babylonien verwendet (Pichot, 126)und wird von der chinesischen Überlieferung zweiJahrtausende früher datiert (David Ewing Duncan,38). Ein Metonischer Zyklus von 235 Monaten (125Monaten zu 30 Tagen und 110 Monaten zu 29 Tagen)in 12 Gemeinjahren mit je 12 Monaten und 7Schaltjahren mit je 13 Monaten enthält 6940 Tage.235 synodische Monate dauern 6939,688 Tage undneunzehn tropische Jahre 6939,602, so dass der Un-terschied zwischen Sonnen- und Mondlauf währendeines Metonischen Zyklus nur 0,086 Tage beträgt(Husfeld / Kronberg, Astronomisches Kalenderwe-sen).

12

In dem noch weiter differenzierten System be-steht für die Zwecke der Kalenderberechnungeine Stunde aus 1080 „Teilungen“ (und der Monat, so lange er nicht verlängertwird, aus 29 Tagen, 12 Stunden und 793

. Bei der Ermittlung des nächsten Neu-jahrstermin werden grundsätzlich 12 bzw. 13solcher Monate vom letzten Neujahrstag angezählt. Dann werden fünf Fälle von „Auf-schüben“ ( t) beachtet: Sie verhin-dern, dass im beginnenden Jahr der siebte Tagdes Laubhüttenfestes (Hoshana Rabba) auf ei-nen Sabbat und der Große Versöhnungstag( ) sowie Neujahr (Rosh Ha-Shana)auf den Tag vor oder nach Sabbat fallen sowie,dass das neue Jahr mit seinen ersten an einem Nachmittag vor dem Neumond be-ginnt. Neujahr kann dabei niemals auf einenSonntag, Mittwoch oder Freitag fallen. AmBeginn eines Gemeinjahres werden für den Jah-resbeginn auch die Morgenstunden des Diens-tag und nach einem Schaltjahr einige Vormit-tagsstunden des Montag ausgeschlossen. DieBeachtung dieser Regeln führt gegebenenfallszur Verlängerung des Jahres um einen oder zweiTage. Diese Verlängerung des Jahres wird dabeinicht durch Verlängerung des letzten Monats( ), sondern durch Verlängerung zunächstdes dritten ( ) und gegebenenfallszusätzlich auch des zweiten Monats( ) durchgeführt. So könnenGemeinjahr (353-355 Tage lang) wie Schalt-jahr (383-385 Tage lang) in abgekürzter, or-dentlicher und überzähliger Form auftreten, sodass sich sechs unterschiedlich lange Jahre er-geben.

Die Jahre werden als „Jahre der Welt“ (lateini-sche Abkürzung: A. M. für „anno/anni mundi“)gezählt. Der erste Tag des jüdischen Kalendersist der Tag der Erschaffung der Welt undentspricht im Julianischen Kalender dem 7.Oktober 3761 v. Chr.37.

Der 304. neunzehnjährige Zyklus begann mit demJahr 5758, nach dem Gregorianischen Kalender amAbend vor dem 2. Oktober 1997.37 Der emeritierte Hebraist Alan D. Corré stellt dieTradition dar, nach der die Welt im Jahr 1 „wüst undöde“ (Genesis / 1 Mose 1, 2) war, bis Gott am 24.

1 das Licht erschuf, so dass das Jahr 2 am 1.Tishri mit dem ersten Sabbat, dem siebten Tag,begann.Die Einführung der genannten Details des jüdischenKalenders wird Rabbi Hillel II. für das Jahr 359 derchristlichen Zeitrechnung zugeschrieben. Diehistorische Geltung von Einzelheiten, insbesonderefür die Zeit davor, ist unsicher.

Der Nisan beginnt also nahe der Frühlingstag-undnachtgleiche38. In einem Kalender, in demder Monat dem Mondumlauf folgt, mit der ers-ten Sichtung der Mondsichel nach Neumondbeginnend, bezeichnen die durchlaufend ge-zählten 29 oder 30 Tage des Monat zugleichdas „Mondalter“. Der Vollmond wird am 14.des Monats erwartet39. Gerade an derbiblischen Erzählung, die die Verlässlichkeit derRhythmen zusagt, auf die sich Zeitwahrneh-mung stützt, kann eine Übersetzung die Tages-zählung nach dem Mondalter betonen, wieimmer auch biblische und nachbiblische Schrif-ten die Beziehung von Monat, Mond- undSonnenjahr voraussetzen mögen:

„Im Jahr der sechshundert Jahre des LebensNoachs, in der zweiten Mondneuung, amsiebzehnten Tag auf die Neuung,an diesem Tagaufbrachen alle Quellen des großen Wirbels,und die Luken des Himmels öffneten sich.“

SEINE Zusage nach der Flut ist:

„[...] hinfort soll, alle Tage der Erde,Saat und Ernte,Frost und Glut,Sommer und Winter,

38 Er beginnt jeweils einige Tage vor oder nach derTagundnachtgleiche. Die Angabe Hugo Rahners, derden Nisan eröffnende Neumond „war stets der demFrühlingsäquinoktium unmittelbar folgende“ (103)ist zumindest in dem oben genannten Kalendersystemnicht (mehr) durchführbar.39 Diese mit der Länge des Mondumlaufs gegebeneund offensichtliche Tatsache ist im äthiopischen He-nochbuch 78, 6 formuliert. Das astronomische Buchdes äthiopischen Henochbuchs (72-82) betont im Un-terschied zu dem jüdischen Kalender, der sich durch-setzte, ein Sonnenjahr aus 364 Tagen. Dasselbe giltfür das Jubiläenbuch 36, 32, das dieses Jahr auf Noahzurückführt.Das Jahr von 364 Tagen in vier mal dreizehn Wochenwird im 6. Jahrhundert v. Chr. eingeführt wordensein. Innerhalb von sechs Jahren waren in ihm alle 24Priesterfamilien gleichmäßig auch zu den Festen amTempeldienst beteiligt. Nach 49 Sechs-Jahres-Zyklenwar wieder der Ausgangspunkt erreicht. Die Stim-migkeit dieses Kalenders sprach „deutlich dafür, daßes sich um die gottgewollte Urordnung des Kosmoshandeln müsse“. Er war vermutlich für den Jerusale-mer Tempelkult in Kraft, bis erstmals der Hohepries-ter Menelaos 167 v. Chr. und nach ihm wieder Jona-tan im Jahre 152 v. Chr. (nach der makkabäischenErneuerung) den babylonischen Mondkalender aus354 Tagen in Kraft setzte. Es gab also im 1. Jahrhun-dert v. Chr. offenbar eine innerjüdische Auseinander-setzung um die Frage, ob nicht der Sonnenkalenderbesser der Schöpfung entspricht als der damalsinternational und vielleicht schon regional im jüdi-schen Alltag praktizierte Mondkalender (nach H.Stegemann, 231-241, Zitat 234).

13

Tag und Nachtniemals feiern.40“

Zur Zeit Jesu wurde Pessach am 14./15. Nisan,am ersten Vollmond nach derFrühlingstagundnachtgleiche, begangen.

Jesus starb nach allen vier Evangelien an ei-nem Freitag41. Nach dem Johannesevangeliumwar dies der Tag vor dem Pessach, also der 14.Nisan (19, 14.31). Für die drei anderen Evan-gelien feierte Jesus Seder (den Abend nach dem14. Nisan) noch vor seinem Tod. Der sich an-schließende Freitag, Jesu Todestag, war also fürsie der 15. Nisan. Die kirchliche Kalenderbe-rechnung ist an dieser Stelle schließlich demJohannesevangelium gefolgt. In Diskussionenum die Osterfeier wie in anderen kirchlichenAuseinandersetzungen versuchten andererseitsbesonders Richtungen aus dem Osten des Rei-ches, die von der sich durchsetzenden Großkir-che abwichen, sich auf den Apostel Johannesals eigenständige Quelle ihrer Überlieferungenzu berufen, denn dieser erhielt zwar nicht wiePetrus von Jesus Christus „die Schlüssel desHimmelreichs“ zugesprochen (Matthäus 16,19), aber er lag zu Tisch „an der Brust Jesu“(Johannes 13, 25; vgl. 21, 20)42, war ihm alsobesonders vertraut.

Das Neue Testament bezeugt, dass Jesus amdritten Tag vom Todestag aus gerechnet vonden Toten auferweckt wurde43.

Offenbar haben christliche Kirchen — wie esvom neutestamentlichen Sachverhalt her auchvöllig naheliegend ist — teilweise am Tag desPessach Tod und Auferweckung Jesu im Oster-fest begangen (so bis in die folgenden Jahrhun-derte in der Provinz Asia Minor), teilweise amSonntag n a c h diesem Tag besonders dieAuferweckung (am ersten Tag der Woche) inihrer Feier hervorgehoben. Es kam hierüber im

40 Die fünf Bücher der Weisung. Verdeutscht vonMartin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig, ImAnfang 7, 11; 8, 22.41 Markus 15, 42; Matthäus 27, 62; 28, 1; Lukas23, 54; Johannes 19, 31.42. Der Sabbat beginnt mitdem Sonnenuntergang (s. o.).42 vgl. Eusebius von Caesarea (um 260 - 339/340),Kirchengeschichte III, 24, 3; vgl. V 24, 16 (Irenäusvon Lyon); Beda Venerabilis (um 673 - 735), Histo-ria Ecclesiastica gentis Anglorum / Kirchengeschichtedes englischen Volkes III, 25 (Ausgabe von GünterSpitzbart, 288).43 Lukas 24, 46; 1. Korinther 15, 4, vg. Hosea 6, 2.Es war auch römische Zählweise, den Anfangs- undZieltag mitzuzählen.

2. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnungzu Auseinandersetzungen44.

Nach kirchlichen Darstellungen kam es vor,dass im 2. oder 3. Jahrhundert bei der jüdischenFestberechnung der Pessachtermin nach Ta-bellen der Mondphasen ermittelt wurde, ohnedie Tagundnachtgleiche zu berücksichtigen.Dadurch konnten zwei Pessachtermine „in einJahr“45 (d.h. zwischen zwei Frühlingstagund-nachtgleichen) fallen. Durch unterschiedlicheVoraussetzungen zum Ostertermin konnten bisEnde des 4. Jahrhunderts vier verschiedene Er-gebnisse von Osterberechnungen auftreten.

3.4. Richtige Osterfeier durch ein Konzil?

Auch der Versuch der Lösung der Osterfrageverbindet sich mit dem Namen des KaisersKonstantin I. Nachdem schon 314 christlicherZeitrechnung eine Synode von Arles die Oster-feier „an einem Tag zu einer Zeit auf demganzen Erdkreis“ gefordert hatte, bemühtesich das vom Kaiser einberufene Erste Ökume-nische Konzil von Níkaia ( 325, unteranderen entscheidenden theologischen Fragenauch diese Gegensätze zu überwinden, bekräf-tigte die genannte Forderung und legte nachden auf uns gekommenen Überlieferungen fürdie Christenheit des römischen Reiches fest,dass Ostern der erste Sonntag nach dem vier-zehnten Tag des Paschamonds ist, wobei letz-terer nach der Frühlingstagundnachtgleicheliegen muss. Dabei ist bis heute die Tagund-nachtgleiche gemeint, zu der auf der Nord-halbkugel der Erde Frühling ist. Das Konzilnahm dabei offenbar nach alexandrinischerSicht den 21. März als frühesten Termin diesesVierzehnten, des Frühlings-, bzw. Paschavoll-monds fest an, eine Bestimmung, der diekirchliche Osterrechnung ebenfalls heute folgt.Wahrscheinlich wurde das Patriarchat von

44 Von dem Streit zwischen „Quatrodezimanern“(„Anhängern des vierzehnten [Nisan / Paschamon-des]“) und der übrigen Kirche zur Zeit des PapstesViktor I. (Papst von 189-198/199) um die Feier am14. Nisan oder an einem Sonntag berichtet Eusebiusvon Caesarea, Kirchengeschichte, V, 23-26. DieRückschau im dort wiedergegebenen Brief desIrenäus von Lyon (um 130 - um 200) gibt an, dassdie Kontroverse bereits zur Zeit des Papstes Sixtus I.(Papst um 115 - um 125) bestand.45 Kaiser Konstantin in seinem Brief Über dieOsterfeier an die Nichtteilnehmer des Konzils vonNíkaia (Eusebius von Caesarea, Vita Constantini[Leben des Konstantin], III., 18-20), dem im Wort-laut erhaltenen Dokument des Konzils zur Osterfrage.

14

Alexándreia damit betraut, den Termin zu er-mitteln und der Reichskirche mitzuteilen.46

Schriftlich festgehalten ist, dass die Synodevon Antiócheia am Orontes (Antakya, 341 n.Chr.) in ihrem Kanon 1 festlegte, dass Laien,die der Entscheidung des Konzils „betreffs desheiligen und heilsamen Osterfest“ beharrlichwiderstehen, exkommuniziert und aus der Kir-che ausgeschlossen werden sollen. „Wenn einervon denen, die in der Kirche vorstehen, sei erBischof, Presbyter oder Diakon, sich nachdiesem Dekret anmaßt, sein eigenes privatesUrteil anzuwenden zur Zerrüttung des Volkesund Verwirrung der Gemeinden, indem erOstern mit den Juden [zur selben Zeit] feiert,so entscheidet die Heilige Synode, dass er derKirche ein Fremder sei als einer, der nicht nurSünde auf sich selbst häuft, sondern der auchdie Ursache der Zerstörung und Zerrüttung fürviele ist, und sie enthebt nicht nur solche Per-sonen selbst ihres Amtes, sondern auch dieje-nigen, die nach ihrer Amstenthebung sich an-maßen, mit ihnen die Kommunion zu empfan-gen.“47

Der Kanon 7 der Apostel ordnet entsprechendan: „Wenn ein Bischof, Presbyter oder Diakondas Fest des Pascha vor der Frühlingstag-undnachtgleiche mit den Juden feiert, soll erseines Amtes enthoben werden.“48 Für eine 46 Dieser Abschnitt nach Herbert Thurston, EasterControversy, der sich für die letztgenannte Annahmeauf einen Brief des Papstes Leo I. des Großen (Papst440-461) an den oströmischen Kaiser Markian (396-457) bezieht (Jacques-Paul Migne [1800-1875], Pa-trologia cursus completus. Series latina LIV, 1055).Problem aller Auslegungen der Regel des Konzilsvon Níkaia ist, „daß der genaue Wortlaut des Kon-zilsbeschlusses nicht überliefert ist, ja daß es einenschriftlich formulierten Beschlußtext wohl gar nichtgegeben hat“ (Gerhard Voss, Kosmische Symbolspra-che, 220). Einen Überblick über die Quellenlage zuden Konzilsentscheiden gibt Anthony N. S. Lane.47 übersetzt nach Christian Classics Ethereal Libraryat Calvin College< http://www.ccel.org/fathers/NPNF2- 14/2ancyra/Antcns.htm > (05.02.2002) und< http://www.ccel.org/fathers/NPNF2- 14/2ancyra/Antcn1.htm > (05.02.2002).

48 Konstitutionen und Kanones der Apostel, 8. BuchLXVII, 8 (übersetzt nach Apostolic Constitutions andCanons). Die Schrift, die sich selbst als Lehre derApostel, weitergegeben durch Clemens von Rom,darstellt, wird nicht vor dem 3. Jahrhundert entstan-den sein. Nur der Schlussteil dieser Schrift, die 85„Kirchlichen Kanones derselben Heiligen Apostel“,denen das obige Zitat entstammt, ist für die ortho-doxe Kirche kanonisches Recht.Die Festlegung, „welche Kanones als Regeln derganzen Kirche angesehen werden können“ (Panagiotis

Kirche, der diese Aussage mit ihrer Betonung,dass Ostern immer nach Pessach zu begehenist, „gültige Bestimmung“49 ist, verstieß diegesamte westliche Christenheit gegen dieseBestimmung, als sie aufgrund der Gregoriani-schen Kalenderreform etwa am 26. März 1815zum Pessachtermin Ostern feierte50.

Die Ostkirchen betonen heute in Kirchenge-sprächen, dass die Entscheidung des Konzils die

Boumis, 146), traf der 2. Kanon des 5./6. (Trullani-schen) Ökumenischen Konzils. Nach dem 5. (553)und 6. Ökumenischen Konzil (680-681) in Konstan-tinopel, die keine Kanones beschlossen, wird die Ge-setzgebung des Ökumenischen Konzils „im Trullo“,dem Kuppelsaal des Kaiserpalastes von Konstantino-pel (691-692), als Ergänzung beider angesehen unddieses Konzil als „5./6.“ (griechisch: /Penthékte; lateinisch: Quinisextum) bezeichnet(Boumis, ebd.).49 G. Voss, Kosmische Symbolsprache, 220.50 H. Thurston, Easter Controversy; Lewis Patsavos,Christian Classical Ethereal Library at the CalvinCollege. Der serbische Physiker spricht von fünfzehn Fällen, an denen das westlicheOstern vor oder zum Pessach lag. Ein gregorianischerOstertermin vor Pessach ist auch für 2005 zu erwarten(H. Metz). The Service Book of the Holy OrthodoxCatholic Apostolic Church von Isabel FlorenceHapgood (1850-1928), das vermutlich erste ins Eng-lische übersetzte orthodoxe Werk, formuliert: „DieÖstliche Kirche beachtet nach wie vor die vom Kon-zil von Níkaia (325 n. Chr.) festgelegte und heutevon der westlichen Kirche missachtete Regel, dassdas christliche Ostern niemals dem jüdischen Pessachvorausgehen oder mit ihm zusammenfallen soll, son-dern ihm immer folgen muss. Ostern kann nicht frü-her als der 5. April oder später als der 8. Mai fallen.Der für die Zwecke der Osterermittlung verwendeteVollmond ist der vierzehnte Tag eines lunaren Mo-nats, der nach der altkirchlichen Berechnung ermitteltwird, nicht der wirkliche astronomische Vollmond“(Übersetzung der bei Matushka Nancy Gilbert zitier-ten Stelle der Ausgabe von 1921). Die angegebenenDaten drücken die östlichen Ostertermine in Datendes Gregorianischen Kalenders für die Jahre von 1900bis 2099 aus.Das Zusammentreffen der Feste war auch vor denSchaltjahrregelungen der Gregorianischen Reformdurch im Westen verwendete tabellarische Berech-nungen möglich. Daniel P. McCarthy, 18, hat u.a.errechnet, dass in einem 84-jährigen Osterzyklus (s.u.3.5.) das Mondalter 15 mit dem 14. Nisan des neun-zehnjährigen Pessachzyklus zusammenfallen kann.Selbst in neunzehnjährigen christlichen Zyklenkonnte dies durch die Ansetzung des saltus lunae(s.u. 3.5.) geschehen.Während die hier vorgelegten Hinweise die Eindeu-tigkeit der Feier als Hauptmotiv des Konzilsent-scheids vermuten, nennt als Absichtdes Konzils an erster Stelle die Trennung von Osternund Pessach.

15

Bindung des Osterfestes an das jüdischePessach wieder herstellte, indem sie den Sonn-tag nach dem ursprünglichen Pessachterminwählte51. Wenn die Vermutung zutrifft, dassvor dem Konzil Kirchen aus Syrien und Meso-potamien am Sonntag nach dem von der Ju-denheit tatsächlich begangenen Pessach Osternfeierten52, hat das Konzil für sie in der Tatvor allem die Methode der Bestimmung desPessachtermins wiederhergestellt. Der der-zeitige Katechismus der Katholischen Kircheformuliert die Entscheidung ebenfalls in Bin-dung an die jüdische Bezeichnungsweise so,„daß das christliche Pascha am Sonntag nachdem ersten Frühlingsvollmond (14. Nisan) ge-feiert werden soll“ (1170). Andere Veröffent-lichungen legen dieselbe Entscheidung aus alseine bewusste Trennung vom Judentum, be-dingt durch Überlegenheitsbewusstsein derChristenheit53.

In der Osterberechnung, die bis heute demKonzil folgt, wird der gemeinte Vollmond beigelegentlichen Ausnahmen in der Geschichtewestlicher Kirchen nicht astronomisch be-rechnet oder beobachtet, sondern seine Festle-gung beruht auf tabellarischen Ermittlungendes kirchlichen „Computus“, der Festberech-nung, unter der genannten Voraussetzung einerkalendarisch festgelegten Tagundnachtgleiche.Das Ausgehen von einem rein kalendarischen,nicht dem tatsächlichen Mond ebenso wie vonder festgesetzten, nicht der tatsächlichen Tag-undnachtgleiche hat in der Geschichte die Ein-heitlichkeit des Festdatums für alle unter-schiedlichen Orte der Beobachtung erleichtert.In einer heutigen Gesellschaft globaler Verein-barungen ist selbstverständlich die gemeinsameFestsetzung eines Meridians für die Ansetzungdes Paschavollmonds denkbar — entsprechendder inzwischen vereinbarten Datumsgrenze.

Bei der Berechnung des Vollmondes ist zudemeine regelmäßige Folge auf einer vollkommenkreisförmigen Mondbahn vorausgesetzt, dienicht der Wirklichkeit entspricht. Dieses Wis-sen, ebenso wie das Wissen um die Abbremsungder Erd- und Mondrotation kann heute zur Er-örterung der Frage führen, ob der Paschavoll- 51 referiert von Dagmar Heller, Das Osterdatum —kirchentrennend? und G. Voss, Kosmische Symbol-sprache.52 H. Thurston, Easter Controversy.53 Der genannte Brief Über die Osterfeier KaiserKonstantins I. (Anm. 32) erklärt neben dem bis heutegültigen Wunsch nach Einheit auch eine Feier „nachdem Gebrauch der Juden“ für „unwürdig“: „Nichtssoll uns also gemein sein mit dem verhaßten Volkeder Juden!“ (Übersetzung nach Bibliothek der Kir-chenväter Bd. 9 in: 2000 Jahre Christentum, 211).

mond wieder durch Beobachtung bzw. wie inder Ostkirche der ersten christlichen Jahrhun-derte durch astronomische Berechnung in ge-wissen zeitlichen Abständen ermittelt werdensollte. Vor der Christenheit stehen damit ver-gleichbare Fragen, wie sie der Islam bei derBestimmung der Monate und Feste hat (s.u.5.). Grundsätzlich betreffen sie entsprechendauch das Judentum, doch kann dies von eineranerkannten dauerhaften Regelung ausgehen.

Man spricht von „Osterparadoxien“ in denje-nigen Fällen, in denen die astronomische Be-rechnung und der kirchliche Computus zu un-terschiedlichen Osterterminen führen54. Unbe-schadet aller Festlegungen des kirchlichen Ka-lenders bleibt Ostern im Sonnenjahr in mehr-facher Hinsicht ein bewegliches Fest, da es vonder Mondphase abhängt und zusätzlich einenfestgelegten Wochentag hat, das Datum also„um die Differenz von Mondphasendatum undSonnenjahrdatum schwanken“ muss55. DassChristus „im wachsenden, zu sommerlicherHöhe ansteigenden Licht“ der Sonne undgleichzeitig „im vollen Glanz“ des Mondesauferstanden ist, hat auf dem Hintergrund desVerständnisses vom Lauf der Gestirne zu vielensymbolischen Auslegungen geführt56.

Der Konzilsentscheid setzte sich zwar spätes-tens im fünften christlichen Jahrhundert in denzentralen Teilen der Großkirche durch, dochhatte das Konzil die Methoden der jeweiligenErmittlung des beschlossenen Termins nichtfestgelegt. Zwischen Alexándreia und Romsowie innerhalb des Abendlandes kam es weiterzu unterschiedlichen Entscheidungen:

54 Solche Osterparadoxien traten zuletzt 1974 und2000 auf. Die astronomische Berechnung hätte fürdas Jahr 2000 zum westlichen Osterfest am 26. Märzstatt am 23. April geführt (Husfeld / Kronberg,Astronomisches Kalenderwesen).55 Peter Rück: Die Dynamik mittelalterlicher Zeit-maße und die mechanische Uhr, in: Die Mechanik inden Künsten. Studien zur ästhetischen Bedeutungvon Naturwissenschaft und Technologie, hg. HannoMöbius / Jörg Jochen Berns. 1990, 17ff., 26f, zitiertnach Hans Maier, 123.56 H. Rahner, 89-138, Zitate 106.Die hier vorgelegten Hinweise können dem Orthodo-xen Glaubensbuch Christus in euch: Hoffnung aufHerrlichkeit nicht darin folgen, dass dieses Fasten-und Osterzeit als „Kranz des Sonnenjahres“ und diedatumsgebundenen Einzelfeste als „Kranz des Mond-jahres“ (69) bezeichnet. Es stellt dar, „daß die beidenJahresfestkreise einander zugeordnet sind wie die bei-den Naturen in Christus: ungetrennt und ungeschie-den, unvermischt und unverwandelt, wobei das Son-nenjahr der göttlichen Natur und das Mondjahr dermenschlichen Natur in Christus entspricht“ (70).

16

1. Abgesehen davon, dass abweichende Grup-pen gegen den Konzilsentscheid weiter für den14. des Nisan bzw. Paschamondes als (frühest)möglichen Ostertermin eintraten, konntestrittig bleiben, ob der 15. oder der 16. Nisander früheste Termin war. Dies kann von derunterschiedlichen Datierung des Todes Jesudurch die Evangelien oder von der Frage ab-hängen, ob eher Jesu Kreuzigung oder seineAuferstehung begangen wird.

2. Zudem wurde in Rom offensichtlich weiter-hin der 25. März als Termin der Frühlings-tagundnachtgleiche angenommen, währendAlexándreia vom 21. März ausging.

3. Während die Ostertabellen in der Ostkirchebis heute ununterbrochen dem neunzehnjähri-gen Metonischen Zyklus folgen, rechnete derin Fragen der Gotteslehre als Irrlehrer ver-folgte Theologe und Presbyter des Bistumsvon Rom Hippolyt (etwa 170-235/36) in ei-nem 112-jährigen Zyklus. Nach diesem Ver-such fand ein Zyklus von 84 Jahren Verbrei-tung. In Alexándreia dagegen verband nach un-serer Kenntnis erstmals der Mönch Anianus imJahre 412 der christlichen Zeitrechnung inseiner Weltchronik den Metonischen Zyklusmit dem 28-jährigen, in dem im JulianischenKalender die Wochentage die Monats- undTagesdaten durchlaufen, und berechnete dasOsterfest in einem Zyklus von 532 (= 19 x28) Jahren, der als „Alexandrinischer Zyklus“bezeichnet wird57.

4. Weitere Abweichungen ergaben sich beimComputus durch die unterschiedliche Anset-zung des „Mondsprungs“ (saltus lunae): NachAblauf eines Metonischen Zyklus beginnt derneue Zyklus jeweils einen Tag im Jahr späterals der abgelaufene. Um jeden Zyklus an dem-selben Tages- und Monatsdatum beginnen zukönnen, lässt man im zyklischen Mondkalen-der einen Tag aus. Dies geschieht üblicherweiseim 19. Jahr des Zyklus58, wurde aber an unter-schiedlichen Tagen vorgenommen. Bei Nicht-anwendung des Metonischen Zyklus wurde einSaltus auch in anderen Zyklen vorgenommen,etwa auf den britischen Inseln teilweise imAbstand von vierzehn Jahren. Im MetonischenZyklus mit dem Saltus hat ein Mondmonat 57 Friedrich Wilhelm Bautz, ANIANUS, alexandri-nischer Mönch. Der genannte 28-jährige Zyklusbleibt im gregorianischen Kalender in denjenigenZyklen erhalten, zu denen keines der Jahre gehört, andenen die besondere Regel dieses Kalenders hängt,deren Jahreszahl nämlich zugleich durch 100 unddurch 400 teilbar ist (bisher 1600 und 2000).58 Victorius von Aquitanien (s.u. 3.5.) entschied sichallerdings für den saltus zwischen dem sechsten undsiebten Jahr (B. Krusch, 5).

durchschnittlich 29,53085 Tage. Der Unter-schied von 0,00026 Tagen zum synodischenMonat summiert sich in etwa 310 Jahren zueinem Tag.

Durch die unterschiedlichen Möglichkeitenwaren Anfang des 7. Jahrhunderts auf den bri-tischen Inseln mindestens zehn verschiedeneArten der Osterberechnung im Gebrauch59.Beda Venerabilis60 musste beklagen, dass esvorkam, dass der irische König und seine Ge-mahlin nach verschiedenen Berechnungen zuzwei verschiedenen Terminen Ostern feierten.

Ein Kompromiss wurde für das Jahr 455 er-zielt, in dem Alexándreia und Rom beide dasFest am 24. April begingen, nachdem der rö-mische Papst Leo I. (Papst 440-461) denoströmischen Kaiser Markian (Kaiser von450-457) um Hilfe bei der Entscheidungangerufen hatte und sich schließlich deralexandrinischen Ostertafel beugte61.

Die Frage des Ostertermins erforderte alsoweitere Entscheidungen, da es in Abständen zusolchen Konflikten kam. Deutlich ist, dasshierbei der Anstoß, der die Christenheit62 amKalender arbeiten ließ, nicht der Wunsch ist,der der späteren europäischen Aufklärung undihren Folgen mehr entsprochen hätte, in ei-nem historisch richtigen Bezug zu leben, zuwissen, ‚wie es wirklich war‘ und ‚wann eswar‘. Es ist vielmehr der Wunsch der angemes-senen Erinnerung, Vergegenwärtigung undFeier des von Gott geschenkten Heils imOsterfest — in umfassender christlicher Ge-meinsamkeit. Der Festkalender entspricht demgeoffenbarten Willen Gottes, der auch in sei-ner Schöpfung gegeben ist. Die AuferweckungJesu ist Gottes neue Schöpfung. Diese neueSchöpfung hebt die alte nicht auf, sondernvollendet sie63.

59 D. P. McCarthy, 1-2.60 Beda Venerabilis, Historia Ecclesiastica gentisAnglorum III. 25 (Spitzbart 282).61 So der Historiker Bruno Krusch (1857-1940), 4;D. P. McCarthy, 7.62 Die hier vorgelegten Hinweise entstammen in ih-rem begrenzten Blick der westlichen Christenheit. Esist ihnen aber an der Gemeinsamkeit östlicher undwestlicher Kirchen gelegen.63 Die spätere Formulierung nach Thomas von Aquin(1225-1274) kann ausdrücken: „Die Gnade hebt dieNatur nicht auf, sondern vollendet sie“ (Thomas,Summa Theologiae I, quaestio 1 ar 8 ra 2: „cumenim gratia non tollat naturam, sed perficiat“) und:„Der Glaube setzt die natürliche Erkenntnis vorauswie die Gnade die Natur (aaO., quaestio 2 ra 1: „sic

17

3.5. Die große Chance des kleinen Dionysius

Mit der Lösung der Probleme beauftragtePapst Johannes I. (Papst von 523-526) zurZeit des zerbrechenden weströmischen Reichesund der stärker werdenden Kluft zwischenwestlichen und östlichen Patriarchaten hoheBeamte, als mit dem Jahr 526 erneut zwei ver-schiedene Ostertermine bevorstanden. Dieseübergaben den Auftrag „einem Fachmann zurAusführung“64, dem nach einer Überlieferungskythischen65, mit Sprachen und gelehrterTradition des Ostens vertrauten aber „inseinen Sitten ganz römischen“66 Gelehrten,nach der Sicht späterer Überlieferung auchAbt67 Dionysius, der sich Exiguus nannte,(„der Geringe“, geboren 470, vor 556 verstor-ben) und als Herausgeber kanonischer Texteund Übersetzer zwischen Ost und West einenNamen hatte. Er legte 525 / 52668 (nach

enim fides praesupponit cognitionem naturalem, sicutgratia naturam“).Der Thomas in der umfassenden und zeitgemäßenDurchdringung des Glaubens vorangehende jüdischeLehrer Moshe ben Maimon (Rambam, Maimonides,1135-1204) hatte in seiner Schrift „Führer der Verirr-ten“ der Betrachtung der siebentägigen Festwoche dieGedanken angefügt: „Die Religion ahmt immer dieNatur nach und vollendet in gewissem Sinn die phy-sischen Dinge. Tatsächlich hat die Natur weder Ge-danke noch Reflexion, wogegen die Religion die Re-gel und die Herrschaft ist, die von Gott ausgeht, vondem jedes verständige Wesen seinen Verstand hat“(übersetzt nach M. Maïmonide, Le Guide des égarésIII, 43 [S. 567])64 B. Krusch, 59.65 Dionysius‘ Freund Cassiodor (Flavius MagnusAurelius Cassiodorus Senator, 485/86/87 - ca. 580),Institutiones divinarum et saecularium litterarum(Einführungen in göttliche und weltliche Wissen-schaft) 1, 23, 2, sofern Cassiodor wörtlich verstandenwerden wollte und nicht etwa mit dem „Skythen“ ei-nen „Asketen“ meinte. Die Schriften des Dionysiuswerden gern als die eines Alexandriners gelesen(Dorothea Weber). Carsten Colpe nimmt als Diony-sius‘ Herkunft die Provinz Moesia Inferior („heutedas Landesinnere [...] Grenzgebiet der Dobrudscha inRumänien“) an, in der Skythen lebten (C. Colpe,237). Diese Annahme ist geeignet, das Verhältniswestlicher und östlicher Elemente im Werk desDionysius verständlich zu machen.66 Übersetzt nach: A Handbook of Dates, 5f.67 Nach der Überschriftenwahl zweier Handschriftenseiner Tabelle. Rudolf Weigand, 177, urteilt „Ob [er]Priester oder gar Abbas [war], ist fraglich“, C. Colpe,237, „eine Ordenszugehörigkeit [...] ist möglich, abernicht bekannt“.68 C. Colpe, 240, stellt dar, dass 525 der Brief anPetronius entstand, der später zur Vorrede (in den

seiner eigenen, der christlichen Zeitrechnung)neue Tabellen zur Osterberechnung vor69 mitdem Ziel, eine einheitliche Berechnung zuerreichen, wobei auch er an Arbeiten ausAlexándreia anknüpfte und den „Alexandrini-schen Zyklus“ anwandte. Der früheste Oster-termin ist in ihnen der 15. Tag des Pascha-mondes. Dionysius nahm die Möglichkeitwahr, die ihm sein Wissen und seine Lebenszeitboten, eine Ostertabelle zu entwerfen, in dieder Beginn eines neuen AlexandrinischenZyklus fiel70.

Seine Tabellen fanden in den nächsten dreiJahrhunderten gegen andere Osterberechnun-gen, insbesondere gegen den westlichen Zyklusvon 84 Jahren Anerkennung. Um 630 löstensie in Rom die Tabellen des Victorius vonAquitanien aus dem Jahre 45771 ab. Diese hat-ten ebenfalls den Metonischen Zyklus beach-tet.

Auf die britischen Inseln war nach der Mittedes 5. Jahrhunderts u.a. der 84-jährige Zyklusdes Liber Anatolii gekommen72. 664 setztesich in Northumbria die Synode von Strea-naeshealh (Whitby) für den 532-jährigen Zy-

Ausgaben von Migne und Audette Praefatio) der 526verfassten Ostertafel wurde.69 Das Werk des Dionysius ist herausgegeben wor-den von dem zuletzt in Wittenberg lehrenden deut-schen Juristen, Historiker und Theologen JohannWilhelm Jan(us) (1681-1725), Historia Cycli Diony-siani cum argumentis Paschalibus et aliis ab eo spec-tantibus, 1718, und danach wiedergegeben in J.-P.Migne, Patrologia cursus completus. Series latinaLXVII, 453-520, unter dem Namen „Liber de Pas-chate“. R. Audette hat die Fassung der Patrologia la-tina als Onlinetext transkribiert. Bruno Krusch, Stu-dien zur christlich-mittelalterlichen Chronologie. DieEntstehung unserer heutigen Zeitrechnung, 1938,legte jedoch eine neue kritische Ausgabe vor (B.Krusch, 62; vgl. Joan Gómez Pallarès, 203f).70 Durch die Kalenderreform seit 1582 hatte der Zy-klus nach ihm in vielen Ländern keine zwei vollstän-digen und ununterbrochenen Durchläufe mehr.71 Hg. von Bruno Krusch, 16-52.72 Eusebius von Caesarea, Kirchengeschichte VII 32,14-19. Bruno Krusch, Studien zur christlich-mittelal-terlichen Chronologie (1). „Der 84-jährige Ostercy-clus und seine Quellen“, 1880, 311-316, erklärte dieSchrift für eine britische Fälschung des 6. Jahrhun-derts, was u. a. von Heinrich Kraft als Herausgeberdes Eusebius übernommen wurde. Daniel P. McCar-thy widerspricht dem nicht nur unter Berufung aufbritische Quellen sondern auch auf den vom LiberAnatolii abhängigen, 1985 von Dáibhí Ó Cróinínentdeckten Padua latercus, Padua, Biblioteca Anto-niana, MS I.27f. 76r-77v (D. P. McCarthy, passim).

18

klus ein73. Karl der Große (742[?]-814) führtedie Reform im Frankenreich ein. Die Berech-nung des Ostertermins blieb im Mittelalter einebeachtete wissenschaftliche Aufgabe. ZurErmittlung des Ostertermins, wie sie Dionysiusunter zahlreichen anderen Autoren präzisierthat, gehört die Bestimmung eines Jahres imNeunzehnjährigen Zyklus. Dazu hat jedes Jahreine „Goldene Zahl“ (numerus aureus), die sichaus der Formel JAHR MOD 19+1 ergibt. Es istalso die Jahreszahl durch 19 zu teilen. Der Restder Teilung um eins erhöht ist die GoldeneZahl. Das „Mondalter“ in Tagen an einem de-finierten Tag, z.B. dem ersten Tag des Jahres,wird als „Epakte“ bezeichnet. Die Epakte 0 istder Neumond, 1 entspricht dem ersten Er-scheinen der Mondsichel, 14 dem Vollmond.Die Epakten erhöhen sich jährlich um die Zahl11, wobei 30 (die maximale Länge des Mond-umlaufs in Tagen) wieder der Null entspricht.Nach dem letzten Jahr des Zyklus erhöht sichdie Epakte durch den saltus lunae um 12. ImJulianischen Kalender, der von einem keinerweiteren Korrektur bedürftigen neunzehnjähri-gen Zyklus ausgeht, können nur neunzehn ver-schiedene Zahlen als Epakten vorkommen.Mit der Goldenen Zahl und der Epakte sind alleDaten der Mondphasen für ein Jahr bestimmt,es lässt sich also auch die „Ostergrenze“(terminus paschalis), das erste Mondalter 14nach dem 21. März, ermitteln bzw. einervorbereiteten Tabelle entnehmen. Der ersteSonntag danach ist Ostern. Diese Ermittlungist bis heute für die Ostkirchen in der genann-ten Weise gültig, erfordert aber im Westen diedurch die Gregorianische Reform bedingteKorrektur. Zur tabellarischen Ermittlung derWochentage hilft der „Sonntagsbuchstabe“(littera dominicalis): Jeder Tag erhält fort-laufend einen von sieben Buchstaben. Wennman das Jahr durch den Buchstaben bezeichnet,auf den die Sonntage fallen (ein Schaltjahrmuss dafür nach dem Schalttag geteilt werden),lassen sich alle Sonntage auf einen Blickablesen. Eine Variante zur Notierung derWochentage mit derselben Funktion sind die„Konkurrenten“ (concurrentes septimanae).In diesem Fall werden die Wochentage mit denZiffern 1-7 bezeichnet, wobei sie in der histo-rischen Form als Bezeichnung eines Jahres dieZahl der Tage zwischen dem letzten Sonntagim Jahr und dem 1. Januar angeben (wo dieModerne 0 wählen würde, steht 7). BedaVenerabilis gab jeweils die Ziffer des 24. Märzals Bezeichnung des Jahres an. Im JulianischenKalender wiederholen sich nach neunzehnJahren die Ostergrenzen, nach 28 Jahren die 73 Beda Venerabilis, Historia Ecclesiastica gentisAnglorum III. 25 (Spitzbart 282-294).

Wochentage und nach 532 Jahren dieOstertermine.

Dieser computistische Umgang mit dem zykli-schen Mondjahr erscheint heutiger westlicherSchulbildung ungewohnt, ist aber einfachhandhabbar. In der Neuzeit besteht als Alter-native zur Nutzung der entsprechenden Ta-bellen die Möglichkeit, den Ostertermin durchmehrstufige Algorithmen zu ermitteln bzw. inProgrammiersprachen umzuschreiben, etwanach der Osterformel des deutschen Mathema-tikers Carl Friedrich Gauß (1777-1855), sei-nem besonderen Beitrag zum Jahr 180074,oder der auf Internetseiten beliebten einfache-ren von J.-M. Oudin aus dem Jahre 194075.

74 Monatliche Correspondenz zur Beförderung derErd- und Himmelskunde. August 1800. C. F. Gauss33, Werke, hg. Gesellschaft der Wissenschaften zuGöttingen VI, 1874. 73ff.Eine Formel zur Berechnung von Pessach legte Gaußvor aaO. Mai 1801. Werke VI, 1874, 80ff.Sowie: Noch etwas zur Bestimmung des Osterfestes,in: Braunschweigisches Magazin, 12. September1807, Werke VI, 1874, 82ff. (spätere Arbeiten WerkeXI, 1, 199.215).75 Arbeiten von J.-M. Oudin (= Frère Namase-Ma-rie):Thèses présentées à la Faculté des sciences de l'Uni-versité de Montpellier pour obtenir le grade de doc-teur de l'Université, mention „Sciences“. 1e thèse:Etude sur les divers calendriers. 2e thèse: Proposi-tions données par la Faculté.Les secrets des calendriers à la portée de tous. Avecune préface et un discours sur „La réforme du calen-drier“ de Pierre Humbert, 1939Frère Namase-Marie (J.-M. Oudin), Sur la détermina-tion de la date de Pâques. Démonstration générale dela formule de Gauss. Nouvelles formules, très sim-ples, très rapides, en fonction, du seul millésime m.Tables pour calculer la date de Pâques par ces formu-les. Annales de la Societé Scientifique de Bruxelles,Serie I, 59, 225-256, 1939Étude sur la date de Pâques, in: Bulletin astrono-mique, 2e sér., 12, 1940, 391-410Sur deux nouvelles formules pascales en fonction dumillésime, in: Comptes rendus hebdomadaires desséances de l’académie des sciences 213, 1941, 397-400Formule pascale généralisée applicable aux deux ca-lendriers et étude des cas exceptionnels grégoriens,aaO., 560-563,Die letztgenannte Arbeit des Jahres 1939 ist vorge-stellt in: Mathematical Reviews 1. No. 2, February1940, 33, und besprochen in: Zentralblatt für Ma-thematik 22, 100, online: European MathematicalSociety < http://www.emis.de/cgi- bin/Zarchive?an=0022.10004 > (06.08.2002). DerGießener Schul- und Hochschulmathematiker PhilippMaennchen (1869-1945) verweist dort auf den vonihm bereits vor Frère Namase-Marie erbrachten Be-

19

Dionysius Exiguus hat mit dem Einigungsvor-schlag der Berechenbarkeit die Entscheidungvon Níkaia bis hin zu uns gerettet und eineChance zur einheitlichen Feier gegeben. Of-fensichtlich geschah dies auch dadurch, dass erals römischer Gelehrter ermöglichte, dass derrömische Papst entschied, sich der Sache nachaber damit die Einsichten aus dem alexandrini-schen Patriarchat (in seiner koptisch-ortho-doxen Teillinie verwendet es ebenfalls denPapsttitel) durchsetzten.

Um das Jahr 2000 erfährt Dionysius Exiguusmehr noch Erinnerung durch seine zweite Neu-erung: Die Zählung „seit der Gründung derStadt“ war im Osten abgelöst worden durch dienach Diokletian (Kaiser von 284-305 n. Chr.).Zu dessen Sicht der erforderlichen Reformenmit einer räumlichen Gliederung des Reichesund der Loslösung von den Einflüssen der StadtRom hatte auch die Bekämpfung des Chri-stentums gehört. Dionysius verwendet dieZählung nach Diokletian nur noch für einenletzten neunzehnjährigen Zyklus. Er verwen-det auch im Unterschied zu Victorius nichtmehr oder kaum noch die westliche Zählungnach den Amtsjahren römischer Konsuln. Erschlägt statt dessen vor, dass man die Jahre inZukunft nach Christi Geburt benennen undzählen solle76.

weis der Gauß’schen Osterformel, vgl. dazu PhilippMaennchen, Gauss als Zahlenrechner, 49-63.Auf zahlreichen Internetseiten wird die OsterformelOudins aus seiner Arbeit des Jahres 1940 nach LeRoyE. Dogget wiedergegeben.Veröffentlichungen anderer Autoren zur Osterformelaus dem 19. und 20. Jahrhundert stellen HerbertMetz und Marcos J. Montes vor. Eine Liste astrono-mischer Literatur zur Osterberechnung hat RobertHarry van Gent, A Bibliography on Easter, theComputus and Easter Algorithms, in: ders., TheHomepage< http://www.phys.uu.nl/~vgent/easter/easterbibliogra phy.htm > (02.01.2002).76 Berichte über das Zeugnis (Martyrium) von Chri-stinnen und Christen mit der Aufgabe ihres Lebenskonnten bereits Jahrhunderte vorher mit ihren Datie-rungen betonen, dass die Märtyrerinnen und Märtyrernicht nur unter der Herrschaft dieses oder jenes römi-schen Konsuls, sondern zugleich (bzw. mehr noch)„unter der ewig währenden Herrschaft unseres HerrnJesus Christus“ starben (Martyrium des Polykarp,XXI — Polykarp starb zwischen 155 und 169 inSmyrna [ ). Im Jahre 457 christlicher Zeitrech-nung zählte Victorius von Aquitanien in seiner Ta-belle der Ostertermine, Tiro Prosper von Aquitanienfolgend, offenbar nach der Passion (dem Martyrium)Jesu Christi — zählte also die jährlichen Feiern desOsterereignisses so, dass sich die Auferweckung JesuChristi am 28. März 28 heutiger christlicher Zählung

Nicht mit letzter Gewissheit können wir demWerk in seiner erhalten Form entnehmen, aufwelchem Weg der Ermittlung Dionysius zu derFeststellung kam, dass er sich bei Abschlussseiner Schrift im Jahre 525 „von der Fleisch-werdung unseres Herrn Jesus Christus an“ be-fand77. Seine Ostertabelle, der „Ciclus ab in-carnatione domini secundum Dyonisium abba-tem ordinatus“ („Zyklus von der Fleischwer-dung des Herrn an, nach dem Abt Dionysiusaufgestellt“, Ausgabe von Bruno Krusch) oder„Cyclus Decemnovennalis Dionysii“ („Neun-zehnjähriger Zyklus des Dionysius“, Ausgabevon Rodolphe Audette) lässt vermuten, wie ergeschlossen hat.

Er wird eine in seiner Zeit verbreitete Voraus-setzung von symbolischer Kraft geteilt haben,wobei er hier der Sicht des Westens folgt: Derim Westen angenommene Termin der Früh-lingstagundnachtgleiche, der 25. März, galt alserster Tag der Schöpfung (wie Genesis / 1.Mose 1, 3-5 gemeint), als Tag des Gedenkensan Geburt und Bindung des Isaak (wie Genesis /1. Mose 21, 2-3 und 22, 1-19 gemeint) und alsTag der Empfängnis (der Verkündigung derjungfräulichen Geburt durch den Engel Gabrielnach Lukas 1, 26-38) und des Todes (oder derAuferstehung?) Jesu. Ein Leben, das am selbenTag im Jahr beginnt und endet, galt als erfüll-tes, ‚volles‘ Leben78.

ergab (Cyclos Victuri, in: Bruno Krusch, 27-52, 27;vgl. Hans Maier, 68).77 Argumenta de titulis pascalis Aegyptiorum [...], I.78 Das im Werk des Dionysius überlieferte Argu-mentum XV (s.u.), vgl. Oscar Cullmann, 17-19;Manfred Becker-Huberti, 86-87; C. Colpe, 244;James A. Veitch; Michael Weichenhan, 24.M. Weichenhan gibt an, dass ein dem Hippolytzugeschriebener Text von Jesu Tod am 14. Nisan =25. März 29 ausging. Nach der Tabelle des Dionysiusfiel jedoch der 14. Nisan 29 auf den 15. April, sodass Dionysius, falls er den Text kannte, eine Un-stimmigkeit empfinden musste.Die durch die Tradition vom 25. März vorausgesetzteVerbindung Jesu mit Isaak, dem Sohn Abrahams,besteht, denn Isaak ist „der Sohn, der einzige, der ge-liebte“, der um Gottes Willen „nicht verschont“ wird(Genesis / 1. Mose 22, 2.12). Das sagt das Neue Tes-tament von Jesus (Markus 1, 11; 12, 6; Johannes 3,16; Römer 5, 36; 1. Johannes 4, 9). „Der Isaak-Weg,den Jesus als der einzige Sohn, der Geliebte, bis zumrömischen Folterkreuz geht, stellt das Leiden und dieKreuzigung Jesu in den Zusammenhang der BindungIsaaks, des jüdischen AQEDAH-Leidens. EinZusammenhang, der von dem Leiden der jüdischenMärtyrer der Makkabäer über die Verfolgungen desMittelalters bis zur SHOAH reicht“ (BertoldKlappert, 41 — „Aqedah“: „Bindung“)

20

Ebenso wird Dionysius den Osterentscheid desKonzils von Níkaia nicht nur als historischeFestlegung im Sinne modernen Denkens be-trachtet haben. Er wird sie als von Gottes Geistgegebene Einsicht in Gottes schöpferisches undversöhnendes Handeln vorausgesetzt haben —selbst zustimmend, ohne die Möglichkeit eineranderen Sicht, aber dafür mit der Möglichkeit,mit der Autorität des Konzils für seineEinsicht zu argumentieren79. Das bedeutet,dass der Tag der Auferstehung Jesu einOstertag (entsprechend der Einsicht vonNíkaia) sein musste.

Gegenüber diesen genannten Annahmentheologischen Denkens wird von geringererBedeutung gewesen sein, dass auch Dionysiusals chronologisch auswertbare Unterlagen zur

Das Isaak und Jesus betreffende überlieferte Wissenum ein vollkommenes Leben lässt auch an den Pro-pheten am 12. be-gangener Geburtstag ist regional auch als sein Todes-tag begangen worden (Annemarie Schimmel, UndMuhammad ist Sein Prophet, 124; dies., Das islami-sche Jahr, 64f.77). Die ältesten Biographen

stimmen darin überein, dass er jeweils an einemMontag im Monat geboren wurde und starb.Die genauen Tage sind etwas unterschiedlich angege-ben (Frants Buhl, 353). So vermerkt etwa die ältesteLebensbeschreibung von Ibn in der Ausgabevon Gernot Rotter, dass er am Montag, dem 17.

im Jahr des Elefanten geboren wurde (30) undnennt von seinem Todestag ausdrücklich nur, dass essich um einen Montag im genannten Monat handelte(255-257). Die Islamwissenschaftlerin AnnemarieSchimmel (1922-2003) spricht von „einerweitverbreiteten Sitte, einen unbekannten Geburtstagauf das gleiche Datum wie den Todestag“ zu setzen(Das islamische Jahr, 64).Ein Hinweis auf das künstlerische Werk einer Histo-rikerin: Assia Djebar, die Trägerin des Friedensprei-ses des Deutschen Buchhandels 2000, beginnt ihrenRoman „Fern von Medina“ über die Lebensbeiträgevon Frauen zur Frühzeit des Islam mit dem Tod desPropheten an Aischas Brust am Montag, dem 23.

I 11 H. (8. Juni 632 n. Chr.).79 Er zitiert in seinem Libellus de cyclo magno pas-chas DCCCII annorum (Büchlein über den großen532-jährigen Paschazyklus) den oben (3.3) wieder-gegebenen Kanon 1 der Synode von Antiócheia sowieWorte des Papstes Leo, die betonen, dass „wir inallen kirchlichen Sachverhalten diesen Gesetzen fol-gen, die zur friedenstiftenden Beachtung durch allePriester der Heilige Geist durch 318 Bischöfe be-stimmt hat“. Es ist zu vermuten, dass auch Diony-sius nur durch die Überlieferung der alexandrinischenSchule belegen konnte, dass das Konzil von Níkaiaden neunzehnjährigen Zyklus vorausgesetzt oder ver-langt habe. Er verzichtet offenbar auf die im Ostenvertretene Überlieferung, nach dem Konzil müsse dieTagundnachtgleiche am 21. März angenommen wer-den.

geschichtlichen Datierung außer den alten undschon bei Victorius fehlerhaften, wenn nicht inder Verlegenheit der Lösungssuche verfälsch-ten römischen Konsullisten80 vor allem vor-herige Ostertabellen zur Verfügung hatte,jedenfalls die letzte des Kyrill von Alexándreia(verst. 444), deren Ende bis zum Jahr 531 er inseine Schrift mit aufnahm.

Dionysius entnahm der von ihm selbst ermit-telten Tabelle der Ostertermine, welche inFrage kommenden Daten auf den 25. Märzfielen und rechnete um einen Osterzyklus von532 Jahren zurück. Das Ergebnis war: Im Jahre249 des Kaisers Diokletian war am 25. Märzerster Vollmond im Frühling (14. Nisan nachder bis heute im Orthodoxen Gottesdienstbuchund im Katholischen Katechismus genanntenRechnung) und Karfreitag. Im 279. Jahr desDiokletian war am 25. März Ostern. 532 Jahrevor diesen Daten ist nun nach dem Endergeb-nis des Dionysius Jesus gezeugt bzw. auferwecktworden. Das 249. Jahr des Diokletian ist alsodas Jahr 1 + 532 = 533 „unseres Herrn JesusChristus“. Nach der Jahreszählung des Dio-nysius, die heute die meistverbreitete ist undmit „nach Christus“ bezeichnet wird, ist alsodie Verkündigung des Engels an Maria am 25.März 1 gewesen, Jesu Geburt am 25. Dezember1, sein Tod am 23. März 31. Der 25. März 31war der Tag seiner Auferstehung81. Das To-

80 vgl. B. Krusch, 10, und sein abschließendes Ur-teil, 15.81 Auf Hosea 6, 2; Lukas 24, 46; 1. Korinther 15, 4beruht die Redeweise von der Auferstehung Jesu „amdritten Tage“. Es war auch römische Zählweise, denAnfangs- und Zieltag mitzuzählen. Die Redeweisekönnte auch zu ergänzen sein: am dritten Tag desPessach.Die Darstellung des Vorgehens des Dionysius folgtB. Krusch, 60, der teilweise an Franz Rühl (1845-1915), Chronologie des Mittelalters und der Neuzeit,1897, 198, anschließt, in der Abwandlung von Mi-chael Weichenhan. Dasselbe Ergebnis hat CarstenColpe, 250. Er folgt dem in Berlin lehrenden Astro-nomen und Chronographen Christian Ludwig Ideler(1766-1846 — Handbuch der mathematischen undtechnischen Chronologie. Aus den Quellen bearbeitet.Bd. 2. 1826, 384). Ebenfalls dasselbe Ergebnisstellen der katholische (heute evangelische) TheologePaul Imhof und der Fotograf und FilmemacherMartin Bertel vor (P. Imhof / M. Bertel, 75f).Diese Deutung, die das 249. Jahr des Diokletian als533 n. Chr. bezeichnet und die Ostertabelle so deutet,dass sie Jesu Geburt im Jahre 1 annimmt, korrigiertB. Krusch in seiner Bemerkung zum Jahr der Aufer-stehung, Jesus sei „31 [!] Jahre früher geboren“ (60).Sie korrigiert insbesondere Hermann Grotefend (10),der in seiner als Handwerkzeug historischer For-schung vorgelegten Datensammlung angibt, Dionysi-us habe die Geburt Jesu am 25. Dezember vor dem

21

Jahr 1 angenommen. Die Angabe Grotefends wirdvon der Mehrzahl der mir bekannt gewordenen Ver-öffentlichungen zum Thema geteilt, obwohl schon C.L. Ideler formulierte: „Dionysius setzte ChristiGeburt an den Schluß des ersten Jahres seiner Aere“(C. L. Ideler, aaO., zitiert nach Colpe, 250).Das wird daher rühren, dass die Zählung neunzehn-jähriger Zyklen zur Osterberechnung vom Jahr 1 v.Chr. ausgeht, wie es die Formel zur Ermittlung derGoldenen Zahl ausdrückt (vgl. Grotefend, 2; AHandbook of Dates, 6). So hat auch das Jahr 532 fürDionysius die Epakte 0 und bereits die nicht einheit-lichen Überschriften der Handschriften beginnen mitdiesem Jahr neunzehnjährige Zyklen neu zu zählen(außer der Handschrift Digby 63 fol. 63. Diese istnach Krusch, 62, „die schlechteste“ unter den siebender Textausgabe zugrunde gelegten). Bei der vorge-schlagenen Deutung spricht das für die Vorausset-zung, dass sich ein Alexandrinischer Zyklus, in demDionysius rechnete, von 1 v. Chr. bis 531 n. Chr.erstreckte.Es spricht also gegen eine andere Deutung, die reiz-voll wäre: Dionysius gibt an, es gelte „in der Ge-genwart [...] der dreizehnte neunzehnjährige Zyklus“(Libellus de cyclo magno paschae DCCCII annorum,in: B. Krusch, 63-68, 68, bzw. Cyclus decemnoven-nalis Dionysii, nach R. Audette). Zählte er an dieserStelle die Zyklen beginnend mit dem AmtsantrittDiokletians, in dessen 241. Jahr er seine Arbeit vor-legte? Man könnte so erklären, dass er in seiner un-mittelbar auf diese Feststellung folgenden Osterta-belle nach dem Ende seines gegenwärtigen Zyklusnach dem 247. Jahr Diokletians (247 = 13 x 19) dieJahreszählung wechselte und das Jahre „unseres HerrnJesu Christi“ 532 anschloss, statt seine Wahl desJahres für den Wechsel mit dem Beginn eines neuenZyklus zu erklären. So könnte für ihn der ersteAlexandrinische Zyklus auch als Osterzyklus korrektvon 31 bis 562 gedauert und der zweite 563 begon-nen haben.Eine lateinische Handschrift, die vielleicht Mitte des12. Jahrhunderts von Avignon nach Tortosa gelangte,sagt mit der Erläuterung zur Berechnung der Golde-nen Zahl ausdrücklich, dass ein neunzehnjähriger Zy-klus im Jahr vor der Geburt Christi begann: „Wenndu wissen willst, die wievielte [Zahl des Jahres] imneunzehnjährigen Zyklus ist, halte die Jahre von derFleischwerdung des Herrn fest, wobei eins bedeutet,dass, als er Fleisch wurde, ein Jahr des neunzehnjäh-rigen Zyklus schon vollständig gewesen war, undfüge immer eins hinzu, um diese durch den TeilNeunzehn zu teilen; was übrigbleibt, ist [das Jahr im]neunzehnjährigen Zyklus. Wenn nichts übrigbleibt,ist es neun(zehn)“ (Argumenta 34 A 42 Ms. 10 Ar-chiv der Kathedrale von Tortosa, 1 (34), übersetztnach der Transkription von J. G. Pallarès, 9).Ein Bemühen um Klärung des merkwürdigen Ausein-andertretens von Christi Geburtsjahr und dem Beginndes Zyklus gibt es offenbar seit Jahrhunderten.Dionysius Petavius (s.u. 3.6.) soll angenommen ha-ben, das hier erörterte Ergebnis der Ansetzung derZeitrechnung sei die Fassung, die die dionysischeErmittlung erst durch Beda Venerabilis bekommenhabe. Nach den Konjekturen des Petavius habe

desdatum Jesu ist ein vierzehnter Tag desPaschamondes, womit die Darstellung desJohannesevangeliums vorausgesetzt ist.

Das Jahr der Geburt Jesu wurde Dionysius nachder Gesetzmäßigkeit der natürlichen Zahlenselbstverständlich das Jahr 182. In der astro-nomischen Jahreszählung wurde 1740 (durchJacques Cassini, 1677-1756) ein Jahr 0 zwi-schen -1 und 1 eingeführt, in der historischenDatierung gibt es dieses Jahr nach wie vornicht.

Es ist davon auszugehen, dass die Ostertabellendes Dionysius in der schriftlichen Überliefe-rung mit weiteren Texten auch anderer Verfas-ser verknüpft wurden, so dass etwa nicht alleder in den heutigen Ausgaben an die Osterta-bellen anknüpfenden „Argumenta de titulispascalis Aegyptiorum investigata solertia utpraesentes indicent“ („Argumente zur Oster-bestimmung durch die Ägypter, sorgfältig un-tersucht, wie im folgenden angezeigt“) wirk-lich von Dionysius stammen83. Das Argumen- Dionysius Exiguus selbst die Geburt Jesu ein Jahrfrüher angesetzt (D. Petavius, Opus de DoctrinaTemporum. 1627, XII 2, zitiert bei C. L. Ideler,380f. nach C. Colpe, 240 Anm. 15). Für Colpe, 240,sind alle Darstellungen des chronographischen Werksdes Dionysius Kombinationen aufgrund der Werkevon Petavius, Joseph Justus Scaliger (s.u. 3.11.) undBeda. Die Angabe von Gerhard Voss, ChristlicheAstralmystik, 140, nach der Sicht des Dionysiusseien im Jahre 532 „der Frühlingsbeginn einesSonnenjahres, Neumond als Beginn eines Mond-zyklusses und der Sonntag als Beginn eines Wochen-zyklusses“ zusammengefallen und 532 Jahre davormüsse Jesus am 25. März empfangen worden sein,hat zu wenig Halt an der Ostertabelle des Dionysius.Auch wenn das Osterdatum des vorliegenden Textesfür 532 nicht im Einklang mit den anderen Datensteht und von einer Handschrift bis hin zu modernenVeröffentlichungen korrigiert wird, ist deutlich, dassnach der Tabelle der 21. März ein Sonntag, Neumondaber am Freitag, dem 26. März war (nach Grotefend,20, am 23. März).82 Die verbreitete Annahme, eine Zeitrechnungmüsse mit einem Jahr 0 beginnen, ist logisch ver-fehlt. Auch der an dieser Stelle beliebte Hinweis, dasAbendland habe im 6. Jahrhundert die Null nochnicht ‚gekannt’, ist unbedacht. Die Epakte „NULLA“kommt regelmäßig in der Ostertabelle des Dionysiusvor.83 B. Krusch, 62, rechnet mit Einfügungen in denArgumenta. J. G. Pallarès, 29.31, unterscheidet echteArgumenta Paschalia des Dionysius von nach seinemTod angefügten und weist als Beispiel für mehrereandere an einer von ihm untersuchten computisti-schen Handschrift C (London, British Museum, Cot-ton Caligula A XV, folios 73r ss.) darauf hin, dasssie authentische und nichtauthentische dionysischeArgumenta weiterüberliefert. Das genannte Werk,zwischen Dionysius und Beda entstanden, „hat sich

22

tum XV gibt Schöpfungs- und Erlösungsver-ständnis in altkirchlicher, auf die Bibel bezo-gener Tradition charakteristisch wieder. Esstimmt aber weder mit der vorgetragenen Deu-tung des Cyclus paschalis überein, noch ist dervorliegende Text in sich widerspruchsfrei. Erbildet Summen von Tagen, von denen keinemit den jeweils dazu genannten Daten stimmigist:

„An dem Tag ist der Herr Jesus Christusnach dem Fleisch aus der Jungfrau Maria inBethlehem geboren, an dem die Tage zuwachsen beginnen. Die erste Tagundnacht-gleiche ist am [Tag] VIII [vor den] Kl.Aprl. [Kalenden des April]a, an der der Tagmit der Nacht gleich ist. An ebendiesemTag verkündete Gabriel der heiligen Mariaund sagte: Heiliger Geist wird über dichkommen und Kraft des Höchsten wird dichüberschatten. Denn was aus dir geborenwird, wird Sohn Gottes genannt werden.b Andiesem [Tag] hat auch Christus gelittennach dem Fleisch. Die zweite Sonnenwendeist [am Tag] VIII [vor den] Kl. [Kalenden]des Julic, wann auch der heilige Johannes derTäufer geboren ist. Von dem an beginntauch der Tag anzunehmen. Die zweite Tag-undnachtgleiche ist [am Tag] VIII [vor den]Kl. Octb. [Kalenden des Oktober]d, anwelchem Tag Johannes der Täufer empfan-gen wurdee. Und jetzt wirkt der Tag schonweniger als die Nacht, bis zur Geburt desHerrn [und] Erlösers. Von [dem Tag] VIII[vor den] Kl. Aprl. bis zu [dem Tag] VIII[vor den] Kl. Jan.f werden CCLXXI Tagegezählt, so dass nach der Zahl der Tage un-ser Herr Christus empfangen wurde am Her-rentag [Sonntag] VIII [vor den] Kl. Aprl.und unser Herr Christus geboren wurde [amTag] III der Woche [Dienstag], [am Tag]VIII g Kl. Jan. An dem Tag, an dem er gelit-ten ist, waren CXXXIIIh Tage und III Mo-nate geschehen, das sind X I CCCCXIIII h.So dass nach der Zahl seiner Tage besteht,dass er [am Tag] III der Woche geborenwurde und gelitten hat [am Tag] VI derWoche [Freitag]i: geboren [am Tag] VIII

schon in einen grundlegenden ‚Gemeinplatz’ des mit-telalterlichen kirchlichen Computus verwandelt“ (31,übersetzt). Pallarès, 203 Anm. 33, nennt Beispielefür nicht authentische Argumenta. Krusch und Pal-larès äußern sich jedoch beide nicht zum Argumen-tum XV. C. Colpe, der betont, dass „das chronogra-phische Werk des Begründers der abendländischenZeitrechnung [nur] etwa 40 (vierzig) Migne-Spalten“umfasst (240-241), nimmt an, dass von der „Weiter-arbeit von dem mit der Ostertafel erreichten Standaus“ vieles „wohl nicht mehr von Dionysius‘ Hand“stammt (240).

Kl. Jan., gelitten [am Tag] VIII Kl. Aprl.Seit dem [Tag], an dem unser Herr JesusChristus getauft ist, sind II Jahre geschehenund werden XC Tage gezählt, die ergebenDCCCXX, mit seinen bis. [Schalttagen],und so wurde er getauft [am Tag] VIII [vorden] Id. Jan. [Iden des Januar], am [Tag] Vder Woche [Donnerstag], und er hat gelit-ten, wie ich weiter oben gesagt habe, [amTag] VIII Kl. Aprl., VI der Woche. Mitseinen bis. sind dies geworden X I CCCCXVund zwar <von> VIII Id. Ian. bis VIIIKl.Apl. [sic!] XC Tage.“84

Das Argumentum XV weicht vom vorange-gangenen Gedankengang ab: 1. Der 25. Märzist nun nicht der Auferstehungs-, sondern derTodestag Jesu. Die Auferstehung wird nichterwähnt. 2. Jesus wurde nicht dreißig, sondern33 Jahre alt. 3. Das Argumentum denkt aus-schließlich in einem Sonnenjahr. Für alleOsterzyklen bestimmt sich Jesu Tod dagegenzunächst durch das Mondjahr85.

84 Übersetzt nach B. Krusch, 79f. „<>“ bezeichneteine Textvariante, „[ ]“ eine Anm. d. Übers.Anmerkungen: a 25. März; b Lukas 2, 35; c 24. Juni; d

24. September; e Lukas 1, 36; f 25. Dezember; g J. W..Jan, dem die Patrologia latina und R. Audettefolgen, hat hier „XIII“; die Handschrift Digby 63 fol.63 hat „VIIII“ (Krusch). h „C videtur erasa esse“(Krusch zur Handschrift Digby 63 fol. 63 an dieserStelle). An der ersten Stelle ist in der Tat mit derZiffer XXXIII zu rechnen. Nach dem Lukas 3, 23 ge-nannten Beginn der öffentlichen Wirksamkeit Jesuerwähnt das Johannesevangelium dreimal die Feierdes Pessach (Johannes 2, 13; 6, 3; 12, 1 - 20, 42), sodass kirchliche Autoren mit 33 Jahren und drei Mo-naten des Lebensalters Jesu rechneten. Ist es sinnvoll,für die zweite Zahl CXXXXIIII einzusetzen? i s.o.3.3.Michael Deckers hat mir freundlicherweise seinenKommentar zu den Argumenta nach der Fassung vonR. Audette zur Verfügung gestellt und damit detail-liert vor allem auf die Unstimmigkeit der Zahlenan-gaben aufmerksam gemacht.Der Begriff „geboren“ (natus) steht bei seinen beidenersten Vorkommen für eine Empfängnis durchVerkündigungswort und Geist, bei allen späteren füreine Entbindung. Diese Scheidung in der Bedeutungeines Begriffs kann nahelegen, die Frage einerBearbeitung des Textes zu prüfen. Konsequenterweisezitiert C. Colpe, der annimmt, dass Dionysius mit„incarnatio“ die Verkündigung des Engels und diejungfräuliche Empfängnis meinte (243), dasArgumentum XV nur bis „[am Tag] VIII [vor den]Kl. [Kalenden] des Juli“ als Stimme des Dionysius.Er äußert sich nicht zum folgenden (244 mit Anm.22).85 Dass Jesu Todesdatum für uns durch das Mond-jahr als Ereignis am 14./15. Nisan bestimmt ist,heißt auch, dass die von der Todesstunde Jesu

23

Die häufig und schnell getroffene Aussage zumVerständnis unserer Zeitrechnung, Dionysiushabe sich bei der Bestimmung des Datums derGeburt Jesu Christi ‚verrechnet’, trifft ihnnicht, insofern er gar nicht im Sinne desNachzählens verstrichener Jahre ‚rechnen’wollte. Er hielt möglicherweise den Festcom-putus, mit dem er überzeugender als andereumzugehen wusste, für aussagekräftiger alshistorische Mittel im heutigen Sinn86.

Doch bleiben Auslegungsfragen offen. Fürfrühe Christen im römischen Reich maggegolten haben: „Das Datum des Anfangskalendarisch zu bestimmen, wurde von vorn-herein durch die Vielfalt antiker Zeitrechnun-gen erschwert, dann aber durch die Abneigunggegen den römischen Staatskult blockiert.“ Inder Rückschau auf die Situation vor der erstenJahrtausendwende des christlichen Kalenderslässt sich sagen: „Die meisten Komputistenhatten [...] sich aber seit Dionysius Exiguusgehütet, den ersten Weihnachtsabend und denersten Ostermorgen synchronisch in die römi-sche Kaiserzeit einzubinden. Sie wollten Chri-stus nicht jener irdischen Historie unterwerfen,die er überwand.“87 Offenbar bleibt uns auchnach der zweiten Jahrtausendwende kaumetwas anderes übrig, zumal wir nicht einmalden Schlüssen des Dionysius zweifelsfrei auf dieSpur kommen.

3.6. Der ehrwürdige Beda schreibt Geschichte

Für die Aufnahme des Vorschlags des Dionysiuswar der Einsatz des angelsächsische MönchsBeda Venerabilis („der Ehrwürdige“, 672/73-735 n. Chr.) von großer Bedeutung. Dass seine„Kirchengeschichte des englischen Volkes“(731 n. Chr.) die Zählung des Dionysius nachChristi Geburt verwendete, dürfte dieserZählung einen entscheidenden Durchbruch zuihrer Anerkennung gegeben haben. Die überlieferte Verfinsterung (Matthäus 27, 45; Markus15, 33; Lukas 23, 44-45) nicht als datierbare Sonnen-finsternis in Frage kommt. Sonnenfinsternisse kannes nur bei Neumond geben, nicht am 14./15. Nisan.Das Argumentum XV des Liber des Paschate und derGregorianische Kalender in seinen 400-Jahres-Zyklensind darin stimmig, dass sich etwa die Jahre 1 und2001 in den Wochentagen entsprechen.86 Auf diese Einsicht reagiert in grundsätzlicher Kri-tik der neuseeländische presbyterianische TheologeJames A. Veitch: „Die Chronologie unseres westli-chen Kalenders gründet auf Mythologie, die alsTheologie verkleidet ist“ (übersetzt).87 Beide Urteile von dem emeritierten KonstanzerHistoriker Arno Borst in seinem meisterhaften Über-blick „Computus. Zeit und Zahl in der GeschichteEuropas“ (A. Borst, 23.58).

Zählung hat sich vor allem im 12. und 13.Jahrhundert durchgesetzt. Das Jahr 1300 wur-de durch die abendländische Kirche erstmals als„Jubeljahr“ (Jubilaeum) begangen, verkündetdurch die Bulle „Antiquorum habet fida rela-tio“ des Papstes Bonifatius VIII. (Papst von1294-1303) vom 22. Februar 130088. Das wardie erste allgemeine Jahrhundertfeier deschristlichen Abendlandes.

Wenn auch kontrovers erörtert wird, ob zuvordas Jahr 1000 oder der an Jesu Weg erinnern-de Zeitraum von 1000-1033 im Abendland zubesonderen Erwartungen Anlass gegeben hat,lässt sich doch sagen, dass eine Verbreitung an-gespannter Erwartung im Volk nicht nur gegenkirchlichen Wunsch gewesen wäre, sondernauch wenig Erfolg gehabt hätte, „weil dieüberwältigende Mehrheit der Menschen garnicht gewußt hätte, in welchem Jahr sie sichbefand“89.

Beda ist in seiner Kirchengeschichte nach un-serer Kenntnis auch der erste, der ein Ereignisrückwärts gezählt vor dem Beginn der Zählungdatierte (Gaius Iulius Caesar „kam im 693. Jahrnach der Gründung Roms und im 60. Jahre vorder Fleischwerdung des Herrn [...] zu denMoriani [...] und setzte nach Britannien über“)— „die erste Rückwärtsdatierung der Weltge-schichte“90. Zur weiten Verbreitung der Zäh-lung und Bezeichnung von Jahren „vor Chri-stus“ soll allerdings erst 1627 das Werk „Opusde Doctrina Temporum“ des französischenTheologen und Philologen Dionysius PetaviusSJ (Denys Pétau 1583-1652) den Anstoßgegeben haben.

3.7. Wann genau war die Mitte der Zeit?

Die Berechnung des Dionysius stimmt nachheutigem Wissen nicht mit der Darstellung desNeuen Testaments überein, dass Jesus zur Zeitdes Herodes (später zweifelhafterweise ge-

88 1302 verkündete Bonifatius VIII. in der Bulle„Unam Sanctam“, dass die Unterwerfung unter denrömischen Papst heilsnotwendig sei. Der Münchnerevangelische Kirchenhistoriker Thomas Kaufmanninterpretiert das Fest als „in der päpstlichen Schlüs-selgewalt begründete qualifizierte ›Heilszeit‹“ (77)und urteilt: „Jubelablaß und päpstliche Suprematiegehören historisch-genetisch, rechtlich und theolo-gisch untrennbar zusammen“ (78).89 Damian Thompson, 398.90 Hans Maier, 36, unter Berufung auf Anna-Doro-thee von den Brincken, Beobachtungen zum Auf-kommen der retrospektiven Inkarnationsära, in: Ar-chiv für Diplomatik 15, 1979, 1ff., 2f, mit dem Zitatvon Beda Venerabilis, Historia Ecclesiastica gentisAnglorum I. 2 (Spitzbart 33).

24

nannt: „der Große“) geboren wurde (Matthäus2, 1; Lukas 1, 5), insofern historisch belegt ist,dass Herodes bereits im Jahre 4 vor der christ-lichen Zeitrechnung gestorben ist91.

Dass das Matthäusevangelium (2, 1.7.9) einen„Stern“ in Verbindung mit Jesu Geburt nennt,hat man unter den in Palästina sichtbarenastronomischen Erscheinungen in Verbindunggebracht mit einer Konjunktion von Jupiterund Saturn im Sternbild der Fische, die gegenEnde des Jahres 7 v. Chr. mit dem Sonnenun-tergang im Osten aufging, oder statt dessenauch mit einem siebzig Tage lang sichtbarenKometen (oder einer Nova) im Jahre 5 v. Chr.und mit einer wenige Stunden sichtbaren Kon-junktion von Venus und Jupiter am Abend des17. Juni 2. v. Chr. Dies können nur mögliche,nicht zwingende Hinweise zu der biblischenÜberlieferung sein.

Der deutsche protestantische Astronom undTheologe Johannes Kepler (1571-1630), ver-öffentlichte 1606 im Anschluss an den polni-schen Jesuiten Laurentius Suslyga seine Un-tersuchung, nach der Jesus zwischen dem 25.Dezember 6 und dem 25. Dezember 5 vor derchristlichen Zeitrechnung geboren sei. Keplerhatte die Große Konjunktion (eine Konjunk-tion unter Berührung des Frühlingspunkts) vonJupiter und Saturn zwischen Dezember 1603und Oktober 1604 beobachtet, sowie das an-schließende Erscheinen eines neuen Sterns imSternbild des Schlangenträgers. Bis zum Er-scheinen eines Sterns 1572 hatte die ihm be-kannte Astronomie Veränderungen am Ster-nenhimmel für unmöglich gehalten. Keplerrechnete damit, dass der 800-jährige Zyklus, indem diese Konjunktion an derselben Position 91 Schon Abbo von Fleury (945-1004) nahm Irrtümervon Beda (und Dionysius) an. Nach David EwingDuncan, 220, soll er zudem die Ansetzung eines Jah-res zwischen -1 und 1, also in unserer Bezeich-nungsweise eines Jahres „Null“, vorgeschlagen haben.Borst, 59-65, stellt Abbos Trennung der „Zuver-lässigkeit der Natur, naturae ordo, [...] von derGlaubwürdigkeit der Tradition, historiae fides“,differenzierter dar. Seit den 1080-er Jahren beklagteSigeberg von Gembloux (um 1030 - 1112) falscheBerechnungen des Dionysius (aaO., 77). Reiner vonPaderborn stellte 1171 die sicher mutige These auf:„Um die Daten Christi zu treffen, müsse man den zuLebzeiten Jesu gültigen Kalender benutzen; das abersei der altjüdische gewesen, weder der spätere römi-sche noch gar der jetzige christliche“ (aaO., 83). ArnoBorst fragt für diese Zeit des in Einzelnen erwachen-den neuzeitlichen Denkens auch nach der materiellenSeite des Wandels: „Würde das neue Geldwesen, mitdem Zins für Darlehen und der Laufzeit von Wech-seln, den bislang geistlichen und qualitativen Zu-sammenhang zwischen Zeit und Zahl ganz ins Stoff-liche und Quantitative verlagern?“ (79).

im Tierkreis erscheint, auf Wendepunkte derirdischen Geschichte hinweist. Er ermitteltenach astronomischen Tafeln dieselbe GroßeKonjunktion in den Sternbildern Fische / Wid-der für die Zeit zwischen dem 22. Juni 7 undMärz 6 v. Chr. und rechnete mit dem Wundereines neuen Sterns, von dem Matthäus berich-tet, auch nach dieser Konjunktion. Er rechnetenach Matthäus 2, 16 damit, dass die GeburtJesu und der Besuch der mágoi (innerhalb einerWöchnerinnenzeit von vierzig Tagen nach derGeburt) bis zu zwei Jahre nach derKonjunktion erfolgt sein kann. Darüber hinausdatierte er eine bei Flavius Josephus erwähnteMondfinsternis kurz vor dem Tod Herodes‚des Großen‘ auf den 13. März 4 v. Chr.92

Jesus musste für seine Voraussetzungen undSchlüsse vor diesem Datum geboren sein93.

In vergleichbarer Weise haben alle Belege fürein Ereignis, das mit der überlieferten „Schät-zung“ für „alle Welt“ (Lukas 2, 1-2) in Bezie-hung stehen kann, nur den Charakter von

92 C. L. Ideler, Handbuch der mathematischen undtechnischen Chronologie. Aus den Quellen bearbeitet.Bd. 2. 1826, 384, bestätigte die Berechnung für die„Nacht vom 12. zum 13. März des Jahres [...] 4 vorunserer Zeitrechnung“ (nach C. Colpe, 250).93 Nach M. Weichenhan, 30-33.In der Entwicklung des 20. Jahrhunderts lassen sichKeplers Gedanken unterschiedlich lesen. AlbertSchweitzer (1875-1965), der sie seit der 2. Auflage(1913) seiner Geschichte der Leben-Jesu-Forschungunter Berufung auf Heinrich Karl Gisbert Voigt(1860-1933), Die Geschichte Jesu und die Astrologie,1911, 225, darstellt (600-603), warnt scharf alle, dienicht sehen, dass diese Gedanken für rationale Logiknichts zu Jesu tatsächlichem Geburtsdatum belegen.Michael Weichenhan (28-33) betont im Jahre 2000,ohne das zu bestreiten, dass es noch nicht Aberglaubeist, wenn für Kepler „Erscheinungen am Himmel [...]von Gott gesetzte Zeichen“ sind, „die als solcheetwas bei denen bewirken, die sie zu lesen verstehen“(31f).1994 erschien die deutsche Übersetzung einer Veröf-fentlichung des italienischen Astronomen Ferrarid’Occhieppo, nach der am 12. November 7 v. Chr.zwischen 18.30 und 21 Uhr für Personen, die sichaus nördlicher Richtung auf Bethlehem zubewegten,zwischen Süden und Südwesten ein Zodiakallicht,eine Streuung des Sonnenlichtes an Staubteilchen imWeltraum, als „zarter, unscharf begrenzter Lichtkegel“sichtbar war. D’Occhieppo deutet Matthäus 2, 2 so,dass sich Jupiter im März 7. v. Chr. „im Aufgang“(en anatolé), also vor der von Kepler benannten Kon-junktion befand und Jesus in diesem Monat, also vorder Konjunktion, geboren ist (nach Michael Weichen-han, 33-35, der alle Festlegungen als „Hypothesen“bezeichnet, aber sowohl Keplers als auch d’Occhiep-pos Datierung „zu den wahrscheinlichen“ [35] zählt).

25

Möglichkeiten. Sie erlauben keine zwingendenSchlüsse.

Nach Dionysius brach z. B. 576 christlicherZeitrechnung eine Synode in Tours mit einemanderen römischen Erbe94. Sie entschied, dasJahr solle am 25. März, dem Tag der Emp-fängnis und des Todes Jesu, beginnen. In Pisaund Florenz (bei abweichender Zählung um einJahr) wurde bis 1749 als Jahresbeginn der 25.März verwendet. Spanien, Trier und bis 1753auch England folgten Florenz. Möglicherweisebegann auch im abendländischen Mittelalterfür viele, die überhaupt mit Daten zu rechnenwussten, das Jahr am 1. Januar. Für Urkundenwurden jedoch andere Daten verwendet. Der 1.Januar ist im kirchlichen Festkalender der Tagder Beschneidung und Namengebung Jesu Chri-sti (Lukas 2, 21). Mit ihm schließt — „als achtTage um waren“ — die Weihnachtsoktav ab,ein engerer Kreis des Gebetes und Gottesdiens-tes in den Weihnachtstagen. Venedig und dasFrankenreich verwendeten den 1. März. Das-selbe galt für Russland, bis es sich im 13. Jahr-hundert dem Jahresbeginn des oströmischenReiches am 1. September anschloss. Frank-reich und Köln zählten vom Osterfest an. Dadieser Termin beweglich ist, konnte manchmalein Datum doppelt auftreten. Mainz und dergrößte Teil Deutschlands eröffneten das Jahrmit dem Weihnachtsfest95. Letzterer Terminist ein Anzeichen dafür, dass die Kirche nachdem bestimmenden Eindruck des Sterbens (mitseiner Empfängnis am selben Datum) und derAuferstehung Jesu Christi nun zu einer vor-herrschenden Betonung der Menschwerdungdes Wortes gelangt.

3.8. Zurück zur Sonne und hin zur neuen Zeit

Im 16. Jahrhundert hatte sich die Abweichungdes Julianischen Kalenders vom Sonnenjahr,also die Differenz zwischen 365,25 und365,24219 Tagen, auf zehn Tage summiert.Das Jahrhundert war eine Zeit der Umbrücheund Reformen. Nur eine kleiner Ausdruck derVeränderung war, dass dabei auch der bis heutegültige Jahresbeginn am 1. Januar in einzelnenRegionen in Angriff genommen wurde, so ab

94 H. Metz.95 nach Abtei Königsmünster. Nach H. Thurston,Dates and Dating, kam der auch als mos Anglicanusoder computatio Anglicana bezeichnete Jahresbeginnam 25. März in England im 12. Jahrhundert auf,während vorher die Angelsachsen am 25. Dezemberdas Jahr begannen.

1553 in Schweizer Kantonen, 1556 in Spanienund Portugal und 1564 in Frankreich96.

Auf die Reformen, die Martin Luther (1483-1546)97 und Johannes Calvin (Jean Cauvin,1509-1564) zusammen mit anderen und mitgroßer Unterstützung durch die Bevölkerunganstießen und die zur Spaltung der abendländi-schen Kirche und zur Spaltung Westeuropasführten, antwortete auch die Römisch-Katho-lische Kirche mit einer Reform. Das Reform-konzil von Trient (1545-1563) beschloss alseine der letzten vorgesehenen Reformen auchdie Erneuerung des Breviers (Tagebuchs für dasGebet) mit den besonders begangenen kirchli-chen Tagen.

Es ergab sich auch die kaum ein anderes Malmit der Perspektive der Durchsetzbarkeit ver-bundene Chance zur Lösung der Kalenderfrage.Nachdem Pius V. (Papst von 1566-1572) dieAufgabe nicht mehr vollenden konnte, erließsein Nachfolger, Papst Gregor XIII. (1502-1585, Papst von 1572-1585) am 24. Februar1582 heutiger Datierung98 in Tusculum (Fra-scati) seine Bulle „Inter Gravissimas“. Er ver-ordnete in ihr eine Kalenderreform, in der inZukunft alle mit ihrer Jahresziffer nicht durch400 teilbaren vollen Jahrhundertjahre keineSchaltjahre sein sollten, sowie dass dieser Ka-lender mit Überspringen von zehn Tagen ohnerückwirkende Gültigkeit und ohne Abweichenvon der Reihe der Wochentage eingeführtwerden solle. Die Einfügung des Schalttags(bissextum / dies bissextus) erfolgt in allen an-deren Fällen „in jedem vierten Jahr“, auch imJahr 2000, „in der gewohnten Weise“ (more

96 1575 folgten die spanischen Niederlande, 1579Lothringen, 1581 Metz, 1584 Luxemburg und 1600Schottland (H. Grotefend, 12-14).97 Luthers Leben und Anliegen war dadurch ge-schützt, dass Kaiser Karl V. (1500-1558, Kaiser1519-1558) Kräfte gegen das Osmanische Reich indessen Blüte unter Sultan Süleyman Kanunî (Sultanvon 1520-1566, im Abendland genannt „Süleymander Prächtige“) sammelte und dafür politische Rück-sichten nehmen musste. Allerdings mag Karl V. auchschon mehr in die „Neue Welt“ Amerika als nachDeutschland geschaut haben. Wie der kleine Auftrittdes Augustiners und Bibelgelehrten Martin Luthervor Karl V. ein Anzeichen für eine Wende in derMitte des Jahrtausends sein mag, so ist es auch diebis an ihn gerichtete Stimme des Dominikaners undBischofs Bartolomé de las Casas (1474-1566), einesder Anstoßgeber der lateinamerikanischen Befreiung.98 Der Papst wechselte damals noch am 25. März dasJahr und hatte den Jahreswechsel noch nicht vollzo-gen, so dass der von R. Audette transkribierte Text inWirklichkeit das Datum trägt: „Im Jahr der Fleisch-werdung des Herrn 1581, am sechsten der Kalendendes März, im zehnten Jahr unseres Pontifikats“.

26

consueto)99. Bei diesem Kalender ergibt sich inetwa 3000 Jahren eine Abweichung vom Son-nenkalender um einen Tag, bis heute also eineAbweichung von bald vier Stunden.100

Letzten Endes wurde schon damals auch fürunterschiedlich Glaubende doch ein gemeinsa-mer Kalender benötigt. Nach der Kirchenspal-tung hatte es der Gregorianische Kalenderaber mit seiner allgemeinen Anerkennung sehrschwer. Johannes Kepler, der sich für die Re-form einsetzte, hielt seinen ablehnenden Glau-

99 s.o. Anm. 1.100 Mehrere Veröffentlichungen geben an, GregorXIII. (Ugo Buoncampagni) sei am 1. Januar 1502 inBologna geboren, ein Datum, das ihn für das Themades Kalenders empfänglich machen könnte, beson-ders, wenn man auch die Rückkehr zum Jahresbeginnam 1. Januar (die aber in seiner Bulle nicht berührtwird) der gregorianischen Reform zuschreibt. Dochgeben zwei kirchliche Lexika als sein Geburtsdatumden 7. Januar 1502 an (Michael Ott, in: Catholic En-cyclopedia 1913, Electronic version 1998; FriedrichWilhelm Bautz, in: Biographisch-BibliographischesKirchenlexikon II, 1990). Ein solcher Unterschiedkann in einem kaum lesbaren Strich in einem altenDokument begründet sein.Zur Kalenderkongregation Gregors gehörten außerdem in der Bulle namentlich genannten Brüderpaar,dem Erzbischof Antonio und dem Arzt Luigi Giglio(Antonius und Aloysius Lilius [letzterer 1510-1576],wobei Antonio in der Kongregation der Nachfolgerseines Bruders nach dessen Tod war), der JesuitChristoph Klau (Clavius) aus Bamberg (1538-1612),Kardinal Guglielmo Sirleto (1514-1585), BischofVincenzo di Lauro, der Dominikaner und GelehrteEgnatio Danti (1536-1586), der in die römische Kir-che übergewechselte ehemalige syrisch-orthodoxe Pa-triarch Ignatius von Antiócheia (angegeben von Da-vid Ewing Duncan; bei dieser Reform die Verbin-dung zum Osten) mit seinem Übersetzer LeonardoAbel aus Malta, der französische Jurist SeraphinusOlivarius Rotae und der spanische Historiker undTheologe Pedro Chacon (Petrus Ciacconius 1525-1581). Die nach seinem Tod verwirklichte Lösunghatte Luigi Giglio gefunden. Außer Gregor XIII. ver-öffentlichten auch Kongregationsmitglieder in denfolgenden Jahren etliche differenzierte Texte zur Er-läuterung und Verteidigung der Reform.Nach dem Astronomen Clavius ist einer der Mond-krater benannt. In einer Fassung des Films „2001 —Odyssee im Weltraum“ von Stanley Kubrick (1968),die David Ewing Duncan zu kennen angibt, ist dieserKrater Ort der Handlung. Mein guter Kollege undNachbar Heiko Ehrhardt (6) kennt allerdings eine an-dere Filmfassung. Die kritischen Hinweise, die Kel-ley Lee Ross zur englischen Ausgabe von DuncansBuch gibt, sind für die deutsche Ausgabe leider nochberechtigter (K. L. Ross: The Days of the Week. Da-vid Ewing Duncan`s Calender [Avon, 1998].< http://www.friesian.com/week.htm#note-2 >[22.12.2001]).

bensgenossen vor, sie befänden sich lieber inNichtübereinstimmung mit der Sonne als inÜbereinstimmung mit dem Papst101. SeineFeststellung „Ostern ist ein Fest vnd kheinStern“102 deutet an, was die seit dem Hoch-mittelalter mehrfach erstrebte und schließlichvollzogene Annahme einer Kalenderreformmit dem gewandelten Denken der Neuzeit zutun hat.

Der Gregorianische Kalender wurde zuerst inSpanien, Portugal und dem größten Teil Itali-ens mit einem Sprung vom 4. Oktober 1582(der der Sterbetag der 1515 geborenen Teresavon Avila war [Teresa de Jesús]) auf den 15.Oktober 1582 eingeführt. Andere katholischeHerrschaften Europas führten ihn bis 1590ein, viele deutsche Gebiete aber erst im 17.Jahrhundert, viele evangelische Teile Deutsch-lands mit Dänemark und Norwegen vom 18.Februar auf den 1. März 1700103, die letzten

101 nach R. Audette. Johannes Kepler, der sichinnerprotestantischem Streit verweigerte und alsTheologe sowohl Philipp Melanchthon (PhilippSchwarzerdt 1497-1560) als auch Johannes Calvinnahestand, war in den leidvollen Auseinanderset-zungen seiner Zeit tief beteiligt. Er war in Weil derStadt noch katholisch getauft, aber nach Wechsel derpolitischen Herrschaft lutherisch erzogen, lernte dieneue Darstellung des Planetensystems durch NikolausKopernikus (Nikolaj Kopernik 1473-1543) heimlichund gab als Kalendermacher astrologischeVoraussagen ab. Er musste seinen Einfluss einsetzen,um seine Mutter vor der Verurteilung in einemHexenprozess zu retten, den sie nur um wenigeMonate überlebte, und stand selbst zuletzt wieder imDienst des katholischen Feldherrn Albrecht vonWallenstein (1583-1634).102 Johannes Kepler: Ein Gespräch von der Reforma-tion des alten Kalenders (1613 [unveröffentlicht]), in:Joannis Kepleri Opera Omnia 4. 1863, 37, nach R.H. van Gent, A Bibliography on Easter, theComputus and Easter Algorithms, s. Anm. 72.103 1700 war das erste Jahr, in dem die Zählungeines 29. Februar zwischen den Kalendern strittigwerden musste. Die Einführung zu dem letztgenann-ten Termin lenkte gerade noch rechtzeitig ein, umDeutschland diesen kleinen zusätzlichen Streit zuersparen. Von 1700 bis 1775 wandten die evangeli-schen Gebiete aber eine astronomische Osterberech-nung an, so dass 1724 und 1744 Katholiken undProtestanten erneut zu verschiedenen Terminen Osternfeierten.Bereits mit einem Sprung vom 22. August auf den 2.September 1610 hatte Preußen den GregorianischenKalender eingeführt.Im 20. Jahrhundert verfügten die Deutsche Industrie-norm, die International Organization for Standar-dization und die Europäische Norm über Kalenderre-gelungen. Nach DIN EN 28 601 (DIN 1355 alt, in-haltlich ISO/R 2015-1971 entsprechend) gilt: „Ein

27

Teile des Schweizer Kantons Graubünden imJahre 1812. Zwischen 1583 und 1700 (bzw.sogar 1812) galten damit in deutschen undSchweizer Ländern unterschiedliche Kalendernebeneinander, so dass in Städten wie Augs-burg, in denen beide Konfessionen Einflusshatten, die christlichen Feste zweimal began-gen wurden104, und auch der für das Verhältnisvon Glaube und Gesellschaft sehr wichtigeWestfälische Friede von 1648 zwischen denHerrschaften unterschiedlichen Bekenntnissesmit zwei verschiedenen Datumsangabenunterzeichnet ist. In Schweden war 1700 mitdem Gregorianischen Kalender kein Schaltjahr,zur Rückkehr zum Julianischen Kalender aberzählte man 1712 einen 30. (!) Februar. 1753wurde in Schweden dann erneut der Gregoriani-sche Kalender eingeführt, von 1740 bis 1844aber wurde das Osterfest astronomisch be-rechnet. Großbritannien führte aufgrund einesParlamentsbeschlusses, des Chesterfield’s Actvon März 1751 den „New Style Calendar“durch einen Sprung vom 2. auf den 14. Sep-tember 1752 ein und verband damit auch dieEinführung des Jahresbeginns am 1. Januarvom Jahr 1752 an105 — auch für Irland und

Schaltjahr ist ein Jahr, dessen Jahreszahl durch vierganzzahlig teilbar ist, es sei denn, es ist ein Jahrhun-dert-Jahr, dann muß seine Jahreszahl durch vierhun-dert ganzzahlig teilbar sein.“ Außerdem: „Die ersteKalenderwoche eines Kalenderjahres ist diejenige, dieden ersten Donnerstag des Kalenderjahres enthält unddem beginnenden Jahr deshalb mehr als zur Hälfteangehört“ (zitiert nach Werner Nüsseler). Die Normlegt auch als ersten Wochentag den Montag fest. Diesändert die biblische Tageszählung, in der Sabbat dersiebte Tag ist, und widerspricht den Wochentagsbe-zeichnungen in der hebräischen, arabischen, persi-schen und portugiesischen Sprache. Die biblische,jüdische und christliche Zählung hatte im Abendlanddie römische Zählung abgelöst, in der der Tag desSaturn, der Samstag, der erste Wochentag war. Einweiterer Hinweis zur heutigen Situation: „Ein harm-loses Gegenstück zum Millenniumproblem derComputer sind die Taschenrechner mit Quarzuhrenund Wochentag. Ihr Algorithmus ist julianisch; ihreDatumangaben sind deshalb beschränkt auf die Jahre1901 bis 2099“ (Ernst Bieri).104 Dargestellt von dem aus Augsburg stammenden,in Zürich lehrenden Historiker Bernd Roeck (B.Roeck: Eine Stadt in Krieg und Frieden. Studien zurGeschichte der Reichsstadt Augsburg zwischenKalenderstreit und Parität, 1989, Teil 1, 128, nachThomas Kaufmann, 83).105 Ist diese für den angelsächsischen Sprachraumgewohnte Verbindung der Hintergrund dafür, dassviele Darstellungen der Gregorianischen Reform die-ser auch den Wechsel des Jahresbeginns auf den 1.Januar zuschreiben — ohne das zu belegen? Zwar be-ginnen das mit der Bulle „Inter gravissimas“ vorge-legte „Calendarium“ ebenso wie die im „Compen-

für seine „Dominions“, also auch Gebiete, die25 Jahre später die Vereinigten Staaten vonAmerika bildeten. Neunzehn der zwanzigKlöster auf dem Heiligen Berg „Athos“verwenden noch heute den JulianischenKalender.

In der Zeit sozialer, ökonomischer und politi-scher Veränderungen und des Bewusstseins vonKrise hatte sich im 16. Jahrhundert inDeutschland und Nachbarländern der Glaubegespalten. Das Empfinden des Bedrohtseindurch das andersgläubige Osmanische Reich106,Deutungen der Situation aus astronomischenBeobachtungen und der in Reformation undkatholischer Reform verstärkt beachtetenBibel, sowie Prophezeiungen wie die desFranziskaners Johann Herwick aus Ilten beiHannover (genannt Hiltenius), der um 1500 inEisenach starb und die Reformation vorherge-sehen haben soll, brachten viele Stimmen dazu,

dium novæ rationis restituendi calendarium a Grego-rio XIII pontifice maximo ad principes christianos etceleberrimas quasque academias missum anno Do-mini 1577. PERITIS MATHEMATICIS“ nachAloysius Lilius vorgelegten Tabellen über die neueDarstellung der neunzehnjährigen Zyklen mit dem 1.Januar, doch wird in den Texten der Reform (Aus-gabe von R. Audette) die Frage des Jahresbeginns ankeiner Stelle ausdrücklich angeschnitten, noch scheintder Papst seine eigene Praxis geändert zu haben.Das Gesetz wurde eingebracht von Philipp DormerStanhope, dem 4. Earl von Chesterfield. Aus seinempersönlichen Bericht darüber zitieren Edward M.Reingold / Nachum Dershowitz, xxviii.Nach A Handbook of Dates, 18, ging das britischeFinanzjahr vom 25. März 1752 bis zum 5. April1753. Noch heute beginnt das britische Regierungs-jahr jeweils am 6. April (Bruce M. Gittings).106 Das Osmanische Reich hatte 1565 Szigetvár inUngarn und 1570/71 Zypern erobert. 1571 wargleichzeitig das Jahr, in dem Krimtataren Moskauniederbrannten. Von 1593-1606 dauerte der‚Fünfzehnjährige’ oder ‚Lange’ Krieg mit Österreich.1596 kapitulierte das ungarische Erlau (Eger). Auf deranderen Seite hatte Don Juan d’Austria 1571 mit derspanisch-venezianischen Flotte die osmanische in derSchlacht bei Lepanto (Návpaktos) besiegt. Venedigschloss 1573 zugunsten von HandelsbeziehungenFrieden mit den Osmanen, während Spanien 1588von England besiegt wurde. Siebenbürgen, Moldauund die Walachei befreiten sich 1594 vom Osmani-schen Reich. Was man im Westen noch nicht erken-nen konnte: Mit dem Tod des Sultan Süleyman imJahre 1566 hatte das Reich seinen Höhepunkt über-schritten. Es war vom Welthandel abgehängt undkam in wachsende Finanz-, Verwaltungs- und militär-organisatorische Probleme. Die Sultane zogen sichmit Murat III. (Sultan von 1574-1595) in den Haremdes Topkapı Sarayı zurück. Die Schlacht bei

im Oktober 1596 war der letzte osmanischeSieg in offener Schlacht.

28

mit den letzten Phasen der Menschheitsge-schichte und Gottes Jüngstem Gericht ver-stärkt im Heranrücken des Jahrhundertjahrs1600 zu rechnen107 — dem Jahr in dem dannder Astronom Giordano Bruno (1548-1600)am 17. Februar (gregorianisch) in Rom aufdem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Für dieRömisch-katholische Kirche war 1600 wie1300, 1350, 1390/1400, 1450, 1475, 1500,1525, 1550 und 1575 ein Jubeljahr. DiesesAngebot des Ablasses von zeitlichen Sünden-strafen im nach dem Tod des Sünders erwarte-ten Purgatorium bot einen Halt. Das kritischePotenzial, das sich etwa aus den Worten desOrdensgründers Joachim von Fiore (um 1135 -1202), der Mystikerin Birgitta von Schweden(um 1302 - 1373) und des Bußpredigers undReformers der Dominikaner Girolamo Fran-cesco Matteo Savonarola (geboren 1452, hin-gerichtet 1498) speiste und für 1600 einen„Engelspapst“ erwartete, der getrennte Chris-ten und Muslime bekehren oder notfalls besie-gen würde, erschütterte Kirche und Gesell-schaft nicht. Nach reformatorischen Ausein-andersetzungen um die christliche Buße und dasVerständnis der Sündenvergebung in den voran-gegangenen Jubeljahren und nach den Auswir-kungen des Reformkonzils konnte das Jubel-jahr 1600 mit Einladungen in der Volksspracheunter Papst Clemens VIII. (Papst von 1592-1605) viele Gläubige gewinnen.

Die evangelische Verkündigung betonte, dassdurch die befreiende Botschaft von Jesus Chris-tus jederzeit, ohne ein anderes Schlüsselamt alsdas der Verkündigung und der gottesdienstli-chen Zeichen, Gnadenzeit und Jubeljahr ist. Inevangelischen Kreisen fand die angespannteErwartung noch stärkere Aufmerksamkeit, daschon die Reformation als ein von Gott in derletzten Zeit dieser Welt geschenktes Ereignisgesehen wurde. Die Predigt begegnete abereiner Verstärkung der Krisenerscheinungendurch Endzeiterwartung mit der Erinnerungdaran, dass sich Gottes Tun nie wirklich be-rechnen lässt, und durch den Hinweis auf nega-tive soziale Folgen des nah erwarteten Endesaller Arbeitswelt. Schließlich wurde das Jahr-hundertjahr 1600 für sie zu einem ersten, 1617wiederholten großen Reformationsgedenken.Während Martin Luther auch in seiner gottes-dienstlichen Praxis noch mit dem Weihnachts-fest am 25. Dezember das neue Jahr eröffnethatte, bestärkte die Erwartung des Jahres 1600 107 Siehe auch die Deutungen J. Keplers (Kapitel3.7.), die ebenfalls dem Jahr 1600 eine besondereastronomisch-biblisch-geschichtliche Rolle gaben.Der obige Abschnitt und die beiden folgenden fassenThomas Kaufmanns Arbeit zum Jahr 1600zusammen.

eine bereits entstandene evangelischeTendenz, das neue Jahr mit dem 1. Januar zubeginnen, auch mit der Verkündigung eines„Gnadenjahrs“ in der Predigt. Sie wuchs weiterim Laufe des 17. Jahrhunderts, während sichKrisenbewusstsein und Endzeiterwartungoffenbar auch durch ein gelingendes politischesEreignis entspannten, den WestfälischenFrieden von 1648.

Das Denken in Jahrhunderten in der Ge-schichtsbetrachtung wurde durch den „Catalo-gus testium veritatis“ (1556, 1562) des ausKroatien stammenden, nicht nur im innerlu-therischen Lehrstreit engagierten sondern auchum die Anfänge protestantischer Kirchenge-schichtsschreibung verdienten TheologenMatthias Flacius Illyricus (Matija 1520-1575) gefördert.

Für Deutschland lässt sich so seit 1600 zeigen,dass besonders auch der Wechsel von Jahrhun-derten in evangelischen Predigten berücksich-tigt wurde. Von vielbegangenen Jahrhundert-feiern in der Öffentlichkeit wissen wir aller-dings erst seit 1800108.

Für die Römisch-Katholische Kirche erkanntevor der nächsten Jahrhundertwende PapstInnozenz XII. (Papst von 1691-1700) 1691den Jahresbeginn am 1. Januar zur Verwendungauch für päpstliche Bullen an (Breven wurdenschon 1621 entsprechend datiert). Er widmeteden letzten Tag des Jahres dem 335 verstorbe-nen Papst Silvester I (Papst seit 314, heiligge-sprochen).

3.9. Zum weltweiten Kalender?

In Ländern Ost- und Südosteuropas (nicht imgrößten Teil der Mönchsrepublik auf dem Hei-ligen Berg „Athos“) wurde im 20. Jahrhundertbeginnend mit der Zeit der Balkankriege unddes 1. Weltkriegs im Zug der Auflösung desOsmanischen Reiches die Umstellung vomJulianischen auf den Gregorianischen Kalendervoll zogen, wobei Albanien am 24. November1912 den Anfang machte. Mit dem 1. Januar1926 schloss sich auch die junge TürkischeRepublik im Rahmen ihrer umfassendenNeuerungen unter Führung von MustafaKemal, der später den Namen Atatürk trug, an,nachdem das untergehende Osmanische Reichdies bereits zum 1. Januar 1918 bis auf dieÜbernahme der Jahreszählung getan hatte.109.Am 1. Oktober 1949 erklärte Mao Zedong

108 Arndt Brendecke, Die Jahrhundertwenden. EineGeschichte ihrer Wahrnehmung und Wirkung, 1999,nach Stefan Jordan.109 siehe Kapitel 8.

29

(1883-1976) den Gregorianischen Kalenderauch in China für verpflichtend, nachdem dieEinführung im Jahre 1912 sich nicht durchge-setzt hatte.

3.10. Welche ist die wahre Kirche?

Während in Ägypten 1875 für den amtlichenGebrauch ebenfalls der Gregorianische Kalen-der eingeführt wurde, verwendet die Koptisch-Orthodoxe Kirche von Alexándreia in derNachfolge ihrer alten ägyptischen Traditionbis heute den von dem ägyptischen Astrono-men Sosigenes korrigierten Kalender, der inder von Iulius Caesar eingeführten Form vorallem in der katholischen Welt als julianischbezeichneten wird. Er hat ohne Caesars Bear-beitung aber zwölf Monate mit je dreißig Ta-gen und hängt danach fünf weitere Tage (imSchaltjahr sechs) als „Epagmonen“ an. Eswerden nicht die Jahre nach Christi Geburt ge-zählt, sondern die Jahre der Märtyrer seit demJahr des Amtsantritt des Kaisers Diokletian (1.Tut 1 / 29. August 284 n. Chr.)110. Der 1.Tut111 entspricht in den Jahren 1900-2099des gregorianischen Kalenders im Gemeinjahrdem 11. September, im Schaltjahr dem 12.September.

Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche hat dasselbealtägyptische System der Monatslängen undEpagmonen. Sie zählt die Gnadenjahre seitdem 1. Mäskäräm112 1, der als Ergebnis ihreralten Berechnung der Erschaffung der Weltund der Geburt Christi dem 29. August 7 n.Chr. entspricht. In der Reihe der abwechselndnach den Evangelisten Matthäus, Markus, Lu-kas und Johannes benannten Jahre ist das Jo- 110 Für C. Colpe ist die Absicht dahinter keine poli-tische „— es sei denn, man versteht die unerhörteZivilcourage, die dazu gehört, einer anders gesonne-nen Umwelt eine Märtyrerexistenz als gemein-schaftlich bejahten Lebensinhalt vorauszusetzen, alsein Politikum“ (C. Colpe, 256).111 Der Tag, an dem Sirius, nachdem er etwa siebzigTage lang nicht sichtbar war, im heliaktischen Auf-gang (in Konjunktion mit der Sonne als erster Sternin der Morgendämmerung) und an der Spitze be-stimmter altägyptischer Obelisken erschien und denMonat des Gottes Tut (Thoth) und das Jahr eröffnete.Die Epagmonen sind von C. I. Caesar bei der Ein-führung des Kalenders in Rom auf die Monatsendenverteilt worden, damit Feste ihre angestammten Da-ten behielten (Censorinus, De Die Natale Liber,XX.).112 So die Form in Tigrinya, Amharisch und Gu-rage. In der klassischen Sprache heißt der

„Maskaram“ . Der Name kann sichvon „krm“ („Regenzeit“) ableiten. Der Monat ist inÄthiopien das Ende der Regenzeit.

hannesjahr das Schaltjahr, das jeweils im Jahrnach dem Schaltjahr des koptischen bzw. Julia-nischen (und in den meisten Fällen des Grego-rianischen) Kalenders liegt. So entspricht der1. Mäskäräm zwischen den gregorianischenJahren 1900-2099 jeweils zweimal (im Lukas-und Johannesjahr) dem 11. und dann wiederzweimal dem 12. September. Am 12. Septem-ber 2001 gregorianisch beginnt das Gnadenjahr1994, ein Markusjahr. Bei der Zählung derStunden ist „1 Uhr morgens“ dann, wenn dieinternationale Zeitzone 07.00 Uhr hat.

Nach dem Konflikt zwischen Staat und Kirche,den in Griechenland die Entscheidung des Par-laments für den Gregorianischen Kalender vom3. Januar 1923 an auslöste, berief PatriarchMeletios IV. (Metaxakis, 1871-1935,Ökumenischer Patriarch von 1921-1923 undals Meletios II. Patriarch von Alexándreia1926-1935) einen Pan-Orthodoxen Kongressdes Ökumenischen Patriarchats vonKonstantinopel (ohne Beteiligung der anderenaltkirchlichen oder neuen Patriarchate) ein. Ertagte vom 11. Mai bis 8. Juni 1923 inKonstantinopel, wenige Monate nach derBesetzung der Stadt durch die TürkischeNationale Befreiungsarmee und nach derAbschaffung des Sultanats, noch vor der Rege-lung des Lausanner Vertrags, die nach blutigemKrieg die Voraussetzung für die TürkischeRepublik schuf. Der Kongress ersetzte denalten (im Westen genannt „Julianischen“)Kalender durch einen neu entwickelten, denMelitianischen oder Neuen OrthodoxenKalender. Der Astrophysiker und Mathemati-ker Milutin (1879-1956), derberühmt wurde durch sein Lebenswerk einerTheorie der Verbindung langer astronomischerZyklen mit den Klimaschwankungen auf derErde, nahm als Delegierter slowenischer,kroatischer und serbischer Kirchen am Kon-gress teil und legte den Kalenderentwurf vor.

Dieser Kalender hat die Schaltjahrregelung:Schaltjahr ist das Jahrhundertjahr, dessen Jah-reszahl geteilt durch 900 den Rest 200 oder600 hat. Er ist genauer als der GregorianischeKalender. Das Jahr ist in ihm etwa zwei Sekun-den länger als das Sonnenjahr, so dass sich beijetzigem Sonnenjahr erst nach 43103 Jahreneine Abweichung von einem Tag ergibt113.Der Melitianische Kalender stützt seine Be-rechnung nicht wie der heutige GregorianischeKalender auf den Längengrad von Greenwich(ein Stadtteil von London) als Nullmeridian,sondern auf den von Jerusalem. Vom Gregori-

113 Das gregorianische Jahr ist knapp 26 Sekundenlänger als das tropische Jahr. Es beläuft sich auf365,2425 (36597/400) Tage

30

anischen Kalender weicht er erstmals im Jahr2800 um einen Tag ab. Er wurde bis heute au-ßer dem Patriarchat von Konstantinopel (ab-gesehen von der besonderen Situation des Hei-ligen Berges „Athos“) auch von den Patriar-chaten von Alexándreia und Antiócheia sowieden Orthodoxen Kirchen Griechenlands, Zy-perns, Rumäniens, Polens und im Jahre 1968auch Bulgariens angenommen — aber ohne ihnauf die beweglichen Feste Ostern (mit Palm-sonntag und der Fastenzeit), Pfingsten und dasFasten der Apostel (am Sonntag nach Pfings-ten) anzuwenden, denn das hätte im Wider-spruch zu den altkirchlichen Kanones gestan-den114. Das Patriarchat von Jerusalem sowiedie Russlands und Serbiens folgen dem NeuenOrthodoxen Kalender nicht. In den ortho-doxen Kirchen beginnt, wie es im Kalender desoströmischen Reichs galt, das Kirchenjahr am1. September. Die Entscheidung, einen neuenKalender einzuführen, aber den wichtigstenTeil des Festkalender, das Herz der jährlichenFeier herauszunehmen, macht deutlich, dass esebenso wie Juden und Muslimen auch Christenmöglich ist, den eigenen Kalender unabhängigvom ‚säkularen’ Jahr zu leben.

Griechische Altkalendrier (griechisch: Palaio-emerologitai), die sich der Autorität ihrerKirche widersetzten, da nur ein (bisher nichtwieder zustande gekommenes) ÖkumenischesKonzil einen Kalender ändern könne, den das1. Ökumenische Konzil von Níkaia vorausge-setzt habe, wurden exkommuniziert (wiederumdie Klöster des Heiligen Bergs ausgeschlos-sen)115.

114 Milutin nennt in seinem eigenen Be-richt von dem Kongress an keiner Stelle die Fragedes zeitlichen Nachordnung von Ostern nach Pessach.Für ihn ist offenbar der Fortschritt der Astronomieseit der Gregorianischen Reform wesentliches Argu-ment für den neuen Kalender. Er geht von der An-wendung des Kalenders auch auf die Bestimmung desOstertermins aus und weist darauf hin, dass die vor-gesehene astronomische Rechnung 1924, 1927, 1943,1954, 1962 und 1967 zu Abweichungen vom Gre-gorianischen Computus führe (Astronomische Nach-richten 5279, 18. März 1924, in englischer Überset-zung als: M Milankovitch, The End of the JulianCalendar and the New Calendar of the Eastern Chur-ches, hg. von Miriam Nancy Shields, The New Ca-lendar of the Eastern Churches, in: Popular Astro-nomy, August 1924, 407-11, online von RickMcCarty, Home Page for Calendar Reform featuringThe World Calendar.< http://personal.ecu.edu/mccartyr/orthodox-re- form.html > (12.02.2002).115 Dieselben Vorschriften für die Feier von Osternnach Pessach, die dem Pan-Orthodoxen KongressGrund waren, Ostern nicht dem neuen Kalender zu

3.11. Ist Einheit möglich?

Seit 1923 befassten sich Gremien des Völker-bundes mit der Idee eines säkularen Kalendersmit gleicher Monatslänge, wobei ein bis zweiTage dem Rhythmus der siebentägigen Wocheentnommen werden müssten116. 1928 strebtedas britische Parlament durch ein Easter Actan, Ostern gleichbleibend auf den Sonntag zulegen, der dem zweiten Samstag im April folgt.Beide Gremien machten die Aufgabe derDurchsetzung aber von der Zustimmung derchristlichen Kirchen abhängig. Bei damaligerverhältnismäßig großer Offenheit der prote-stantischen Kirchen im Ökumenischen Rat derKirchen und vorsichtiger Bereitschaft der or-thodoxen Kirchen lehnte 1932 die Römisch-Katholische Kirche eine Änderung des Oster-datums ab. 1955 lehnten die Vereinigten Staa-ten von Amerika innerhalb der Vereinten Na-tionen aus Rücksicht auf ihre religiös gebun-dene Bevölkerung eine Kalenderänderung ab.Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965)der katholischen Bischöfe erklärte seine Be-

unterwerfen, dienen dem Gegner des Kongresses Pho-tius von Triaditsa als Grund, den ganzen Kalenderabzulehnen (Photius von Triaditsa, The 70th Anni-versary of the Pan-Orthodox Congress in Constan-tinople, Part II).116 Die Idee eines Kalenders, der alle durch wech-selnd lange Größen, wie es Jahre und Monate sind,verursachten Unexaktheiten hinter sich lässt, ist so altwie die Gregorianische Reform, insofern der fran-zösische Gelehrte Joseph Justus Scaliger (1540-1609)bereits 1581 eine ausgearbeitete Lösung vorlegte. Erentwarf einen Zyklus, der — für ihn vor Erschaffungder Erde — mit dem 1. Januar 4713 v. Chr., 12 Uhrmittags, begann und nach 7980 gleichlangen astro-nomischen Jahren neu beginnt (28 Jahre Zyklus desSonnenjahrs x 19 Jahre Zyklus des Mondjahrs x 15Jahre Zyklus der römischen Zählung der „Indiktio-nen“, die im Abendland wohl erstmals Dionysius fürdie Osterrechnung gebrauchte, so B. Krusch, 59). Die„julianischen Tage“ dieses Modells sind noch heuteeine der in der astronomischen Zeitberechnung be-nutzten Methoden. Die 1973 eingeführten, ebenfallsin astronomischen Handbüchern verwendeten„Modifizierten Julianischen Tage“ (MJD) werden vonMontag, dem 17. November 1858, 0.00 UT, an ge-zählt.Der Gedanke eines Weltkalenders stand sicher schonhinter der Julianischen Kalenderreform, doch nahmCaesar viele religiöse Rücksichten. Die christlicheKirche wandelte den römischen Kalender einerseitsdurch ihren eigenen besonderen Glaubensbezug, an-dererseits ließ sie viele Elemente bestehen. Christli-che Bezüge hat auch Scaligers Berechnung. Wenn eszutrifft, dass Scaligers Vater die Vornamen JuliusCaesar getragen hat, ist es sinnlos, die Frage zu dis-kutieren, ob Scaliger die julianischen Tage nach sei-nem Vater oder nach dem römischen Caesar benannte.

31

reitschaft zu einem gemeinsamen Osterterminaller christlichen Kirchen. Daraufhin nahm derÖkumenische Rat der Kirchen von 1965-1967die Befragung seiner Mitgliedskirchen mitähnlichem Ergebnis wieder auf — aber so, dassdie westlichen Kirchen eher einen festen Ter-min und die orthodoxen Kirchen eher die Bei-behaltung des Entscheides von Níkaia wünsch-ten. 1975 stellte die 5. Vollversammlung desÖkumenischen Rates fest, dass nur die Kirchenselbst, kein Rat, die Entscheidung fällen kön-nen. Vorkonziliare panorthoxe Konferenzenvon 1976 und 1982117 sprachen sich verstärktgegen eine Änderung des alten Konzilsent-scheids, aber für seine Verfeinerung aus. Ver-mutlich steigt derzeit in den westlichen Kir-chen das Verständnis dafür. Im vergangenenJahrzehnt haben sich fast nur die Kirchen desNahen Ostens in dieser Frage eingesetzt, dar-unter besonders das Syrisch-Orthodoxe Patri-archat von Antiochien.

Eine Konferenz auf Einladung des Ökumeni-schen Rats der Kirchen und des MittelöstlichenKirchenrats vom 5. bis 10. März 1997 inAleppo (Halab), Syrien, setzte sich mit derChance auseinander, das Zusammenfallen derOstertermine beider Kalender am 15. April2001 gregorianischer bzw. melitianischerZählung118 zu einer zukünftigen Übereinkunft

117 Nach Damaskinos Papandreou hat es die II. Vor-konziliare Konferenz vom 3.-12. September 1982 inChambésy vorgezogen, „jegliche Prüfung dieserFrage der noch präziseren Bestimmung des Osterda-tums [...] auf eine günstigere Zeit gemäß dem WillenGottes aufzuschieben“. Sie hielt es jedoch „für unbe-dingt notwendig, daß die Gläubigen einer jedenorthodoxen Lokalkirche ganz gezielt informiertwerden“ (D. Papandreou, 269).118 Ein solches Zusammenfallen ist nicht allzu sel-ten. Dass es sich bereits 1583, beim ersten Osterfestnach dem Eingriff durch die Reform Papst GregorsXIII ., ereignete, kann die Annahme der Reform er-leichtert haben. Insgesamt geschah es nach HerbertMetz 155-mal bis einschließlich 1990 und 2001, undist von 2004-2017 weitere sechsmal zu erwarten .Nach Robert Harry van Gents Berechnungen geschahes von von 1583 bis 2001 154-mal (R. H. van Gent:Dionysian and Gregorian Easter Sunday Coinciden-ces, in: ders. The Homepage< http://www.phys.uu.nl/~vgent/easter/eastercoinciden ce.htm > (12.12.2002). Die Autoren sind sich überdie Einschätzung des Ostertermins 1700 nicht einig.Die Differenz zwischen Julianischem und Gregoriani-schem Kalender hat sich wie genannt erst 1700 (dann1800 und 1900) um je einen Tag erhöht. Da derGregorianische Kalender nicht rückwirkend eingeführtwurde, muss man beim 4. Oktober 1582 n. Chr. undallen Daten davor den gültigen Julianischen Kalendernicht vom Gregorianischen abgrenzen — abergegebenenfalls mit Umrechnungen bedenken, dass

über einen gemeinsamen Ostertermin allerKirchen zu nutzen. Sie schlägt vor, die Regelvon Níkaia beizubehalten, aber moderneastronomische Berechnungen zugrunde zu le-gen und dabei von Jerusalem als Standort derBerechnung auszugehen. Diese Regel würde2019 zu einem Termin gelangen, den weder diegregorianische noch die julianische Berechnungvorsieht119. Eine Fortsetzungskonferenzwurde zwar für 2001 geplant, fand aber nichtstatt.

4. Jesu Weg feiern mit Sonne und Mond

Die christlichen Kirchen durchleben einen ge-meinsamen Festkalender mit der Reihe derHauptfeste Weihnachten, Ostern und Pfingsten.Die Feste haben eine christliche, den Glaubenverkündigende Aussage und beziehen sich aufden Weg Jesu Christi nach dem NeuenTestament. Zugleich sind sie mit dem jahres-zeitlichen Ablauf bzw. mit dem Sonnenjahr unddem Gang anderer Gestirne verknüpft. Daskann für Gläubige die Einheit von Schöpfungund geschichtlicher Erlösung in Gott zum Aus-druck bringen120. Dabei beziehen sich die in

Jahresbeginn und -zählung (wie die Einführung derReform) nicht überall einheitlich waren.Mit wachsendem Auseinandertreten der Kalenderwerden gemeinsame Ostertermine immer seltener. ImJahre 2698 ergeben die Kalender zum letzten Maleinen gemeinsamen Termin im selben Jahr. Nach derGaußschen Osterformel fallen dann erst wieder dieOstertermine 44733 julianisch / 44734 gregorianischauf denselben Tag (Franz Goldscheider, Über dieGauss’sche Osterformel, 2 Bände, 1896/1899, nachR. H. van Gent).119 Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Osterda-tum, 481; William Morris,< http://www.moonwise.co.uk/neweaster.htm >(01.09.2001). Da die astronomischen Berechnungenhochkomplex sind und die ermittelten Werte für dieUmlaufbahnen sich verändern, sind nicht alle Ma-thematiker davon überzeugt, dass die astronomischeErmittlung zuverlässiger und praktikabler ist als dieOsterberechnung nach Tabellen (nach Dagmar Heller,Das Osterdatum — kirchentrennend? — wie dergrößte Teil der Hinweise zum 20. Jahrhundert. D.Heller war als Exekutivsekretärin des ÖkumenischenRats der Kirchen mit der Arbeit an der Osterfrage be-auftragt). Auch Herbert Metz weist darauf hin, dass„es selbst mit astronomischen Algorithmen schwierigist Paradoxien zu vermeiden“.120 „Ostern/Pascha hat eine kosmische Dimension.Durch Christi Auferstehung erhalten Sonne, Mondund alle Elemente ihre ursprüngliche Eigenschaft zu-rück, Gottes Ehre kundzutun (Ps 19,1-2; 148,3).Ostern/Pascha offenbart die enge Verbindung zwi-schen Schöpfung und Erlösung als untrennbareAspekte der Offenbarung Gottes“ (Auf der Suche nacheinem gemeinsamen Osterdatum 12 (ii), 478).

32

zwei Jahrtausenden entwickelten Bezüge aufden Naturkreislauf, so wie er auf der Nordhalb-kugel der Erde erlebt wird. Dass es heute aufder Südhalbkugel zu neuen christlichen Deu-tungen kommt, zeigt, wie ein lebendiger Glaubein unterschiedlichen Situationen aussagekräftigsein kann.

Dieses Neben- und Miteinander verschiedenerDimensionen wird allerdings in der christlichenPredigt häufig (und voreilig) als Gegeneinanderverstanden. Auch in der geschichtlichen Dar-stellung der Entstehung der Festtermine wirktsich dieses Gegeneinander aus. Da auch außer-biblische und polytheistische Kulte den Jahres-kreislauf beachten, wird die Ansetzung derchristlichen Feste gern (und ebenfalls vor-schnell) als christliche Umdeutung vorchristli-cher Feste und Riten gedeutet.

Das Weihnachtsfest verkündet die Geburt JesuChristi, nach christlicher Lehre die Fleisch-werdung des Wortes Gottes121. Für Christin-nen und Christen wird ihr Bekenntnis in derRegel keineswegs dadurch unglaubwürdig, dasssie den wirklichen Tag der Geburt Jesu nichtkennen, oder dass man zu den Ansetzungen desFestes Widersprüche benennen kann122. Sieverstehen weithin, dass das Fest auch mit

Die Bibel kann — neben den Aussagen der genanntenPsalmstellen — auch sagen: „Und Gott sprach: Eswerden Lichter an der Feste des Himmels, die dascheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten,Tage und Jahre“ (1. Mose / Genesis 1, 14). Der

kann aussagen: „Auch über den Mondwechselwerden sie dich befragen; sage ihnen: ‚Er dient, denMenschen die Zeit und die Pilgerfahrt nach Mekka zubestimmen’...“ (Sura al-Baqara 2, 189, nach KadirYücel, Qur´an & Mond, in: ders, Mondsichtung< http://mond.emercator.de/main_file.php/Islam/29 >[08.12.2002]). Für die evangelische Predigt inDeutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun-derts mögen auf die Frage „Wofür ist der Mond da?“die Antworten charakteristisch sein: „›[...] EinKlumpen Material, von der Sonne beleuchtet. Der isttatsächlich für nichts da.‹ Ein anderer sagte: ›Trotz-dem sieht er schön aus.‹“ Die zitierte Predigt findetaus diesen einander gegenübergestellten Antwortenauf kürzerem Weg, als es in den Traditionen angelegtist, zu den Einstellungen „des ehrfürchtigen Staunensüber das, was es in unserer Welt gibt“ und der „Ver-antwortung für die Welt“ (Horst Hirschler, 78-79).121 Übertragen in muslimische Ausdrucksweise kön-nen Christinnen und Christen Jesus auch als das„‚Siegel des Wesens Gottes‘ (gr. charakter) [...] des‚Vaters der Barmherzigkeit’“ bezeichnen (GerhardJasper nach Hebräer 1, 3 und 2. Korinther 1, 3).122 z.B. dass entgegen Lukas 2, 8 im Dezember undJanuar in Israel und Palästina keine Schafe und Zie-gen ganztägig auf der Weide gehalten werden. Johan-nes 10, 22 erwähnt die kalendarische Tatsache, dassChanukka, der 25. Kislev, im Winter liegt.

seiner zeitlichen Ansetzung ein Ausdruck desin Gott begründeten Glaubens ist, der bis in denheutigen veränderten Denkhorizont hineinÜberzeugungskraft hat.

Aus der Zeit um 300 christlicher Zeitrechnungkennen wir die Feier der Geburt und der TaufeJesu in Ägypten, vermutlich, wie es für diekommenden Jahrzehnte im Osten des römi-schen Reiches feststellbar ist, am 6. Januar. Fürdie Jahre 336 und 354 ist aus der Stadt Romdas Weihnachtsfest am 25. Dezemberbelegt123. 381 christlicher Zeitrechnung legtedas Konzil von Konstantinopel ( den25. Dezember als Weihnachtstermin fest, wasvom größten Teil der Christenheit innerhalbdes römischen Reiches beachtet wurde. Am 6.Januar, dem Fest Epiphanias („Erscheinungdes Herrn“), wird bis heute der Taufe Jesu(Matthäus 3, 13-17; Markus 1, 9-11; Lukas 3,21-22), der Verehrung Jesu durch „magoi“124

aus dem Osten (Matthäus 2, 1-12) und desWeinwunders von Kana (Johannes 2, 1-12)125

gedacht. Besonders in manchen Regionen wieKöln und Mailand wird Epiphanias als Fest derHeiligen Drei Könige volkstümlich begangen.831 regelte die Mainzer Synode die Feier desWeihnachtsfestes am 25. Dezember für Ge-biete des heutigen Deutschland. Volksbräuchemit der Sitte von Geschenken, Essen, guterKleidung, auch Gottesdienstbesuch können ihreHöhepunkte innerhalb der Festzeit zu un-terschiedlichen Terminen haben (z. B. am 6.Dezember, dem Tag des Heiligen Nikolaus, am13. Dezember, dem Tag der Heiligen Lucia,oder am 6. Januar).

Dass die Entscheidung für das Weihnachtsfestam 25. Dezember gefallen ist, wird darin be-gründet sein, dass der Termin neun Monatenach dem erwähnten angenommenen Terminder Empfängnis Jesu am 25. März liegt. Eswird einen Bezug zum jüdischen Tempelweih-fest Chanukka vom 24. bzw. 25. Tag desneunten Monats an haben126. Weihnachten 123 Der Chronograph von 354 nach H. Rahner, 134.124 iranische Magi (Priester — auch im Arabischenist ein [ ein Anhänger des Mazdaglau-bens), Magier oder Astrologen, Könige oder Weiseals Vertreter der Völker, ihrer Kulturen und Religio-nen.125 Es drückt — so empörend unverständlich einsolches Wunder für Musliminnen und Muslime auchist — die Fülle der von Gott geschenkten Heilszeitaus (vgl. Genesis / 1. Mose 49, 9-12; Jesaja 25, 6-8).126 Nach Haggai 2, 18 ist das Fest am 24., nach 1.Makkabäer 4, 52 und 2. Makkabäer 10, 5, denen derjüdische Festkalender folgt, am 25.Der erste Monat des jüdischen Jahres (Nisan, vgl.Exodus / 2. Mose 12, 2) ist der Monat nahe der

33

hat (mit Chanukka) einen Bezug zum Sonnen-jahr, da Johannes der Täufer (arabisch: )von Jesus sagt: „Er muss wachsen, ich abermuss abnehmen“ (Johannes 2, 30). DaJohannes sechs Monate älter ist als Jesus(Lukas 1, 36) wird Jesu Geburt begangen, wennauf der Nordhalbkugel der Erde die Sonnewieder ‚zunimmt‘, die Johannes des Täufersdagegen am 24. Juni127, wenn die Sonne‚abnimmt‘. In Deutschland ist unter demEinfluss nationaler und nationalsozialistischerIdeologie des 19. und 20. Jahrhunderts die engverwandt erscheinende Überzeugung sehrverbreitet, Weihnachten habe die germanischeWintersonnenwende (Julfest) aufgenommenbzw. verdrängt. Sie ist historisch unkorrekt,wenn es stimmt, dass das Julfest erst 940 vonMitte Januar auf den 25. Dezember verlegtwurde, den Tag, an dem sich Weihnachtenbereits durchgesetzt hatte128. Heute wandert inDeutschland der Höhepunkt desWeihnachtsfestes nicht nur im allgemeinenBrauch sondern auch in der christlichenLiteratur immer stärker auf den Vorabend, denHeiligen Abend am 24. Dezember.

Dem Weihnachtsfest (Christfest) voran gehtvom vierten Sonntag vor dem 25. Dezemberan die Zeit des Advent als Buß- und Fastenzeit.Die Festzeit reicht bis zum Fest Epiphanias.Epiphanias ist aber auch Teil des Weihnachts-kreises, der bis zur „Darstellung des Herrn“(Lichtmess) am 2. Februar gezählt werdenkann.

Frühlingstagundnachtgleiche. Das jüdische Neujahrs-fest Rosch HaSchana ist nicht am Beginn des ersten,sondern am Beginn des siebten Monats (Tischri): „Esgibt vier Jahresanfänge: Der erste Nisan ist Jahresan-fang der Könige und der Feste. Der erste Elul ist Jah-resanfang für den Vierzehnten [Pesachopfer müssennach diesem Datum geboren sein; Anm. d. Verf. die-ser Hinweise]; R. und sagen, dererste . Der erste ist Jahresanfang des Kalen-derjahres, des Erlassjahres und des Jobeljahres, sowieder Pflanzungen und Kräuter. Der erste ist nachder Schule Jahresanfang der Bäume; dieSchule Hillels sagt, der fünfzehnte desselben“ Der

babylonische Talmud II. VIII. DerTraktat . Vom Neujahrsfeste I i 1a).Jesus wird (unter Bezug auf Sacharja 4, 6-10) imNeuen Testament wiederholt als Grundstein des Tem-pels oder als Tempel (Johannes 2, 19; Matthäus 26,61) bezeichnet. (Manfred Becker-Huberti 86-91). WieGott seinen Namen auf den Ort des Tempels gelegthat, hat er ihn für das Neue Testament auf Jesus ge-legt.127 nach der römischen Zählung VIII calendas Iulii,während der 25. Dezember VIII calendas Ianuarii ist.128 Manfred Becker-Huberti, 85; Thomas Gandow.

Ostern wird durch die Passionszeit (oder ein-fach Fastenzeit) als Buß- oder Fastenzeit vor-bereitet, die vom Aschermittwoch, sechsein-halb Wochen vor Ostern, bis zum Gründon-nerstag, Karfreitag (dem Tag der KreuzigungJesu), Karsamstag und zum Sonnenaufgang amOstermorgen reicht. Den in Deutschland ein-gewanderten Musliminnen und Muslimen fälltauf, dass in den Medien die letzten ausgelasse-nen Tage des Fasching (Fastnacht, Karneval)vor Aschermittwoch eine größere Rolle spielenals das christliche Hauptfest Ostern. Wennauch die Kirchen unterschiedlich mit diesenTagen umgehen, zählen sie doch in keinerKirche zum Festkalender. Dass christlicher undislamischer Glaube ihre entscheidenden Unter-schiede in ihrer Haltung zu Jesus Christus undzum haben, sollte sich niemand durchdie unterschiedliche Haltung verschiedensterMenschen zu Nüchternheit bzw. Alkoholge-brauch und zu diszipliniertem Leben verstellenlassen.

Dem Osterfest folgen die Sonntage über denvierzigsten Tag (Himmelfahrt Christi nachLukas 24, 50-52; Apostelgeschichte 1, 1-11;Markus 16, 19-20) bis zum dritten HauptfestPfingsten (von dem „fünfzigsten“ Tag, 49Tage nach Ostern, entsprechend dem jüdischenSchawuot, das zum Fest der Herabsendung derTora an Israel wurde), dem Fest der Ausgießungdes Heiligen Geistes129.

Am Sonntag nach Pfingsten wird in den großenchristlichen Kirchen gemeinsam das Fest derHeiligen Dreifaltigkeit (neuere Bezeichnung:„Dreieinigkeit“, Trinitatis) begangen, ein Fest,das die Einheit und den Reichtum Gottes undseines Wirkens bekennt.

Die Feste verteilen sich nicht gleichmäßig überdas Jahr, sondern füllen im Grunde nur die eineHälfte. Vergleichbar ist das auch im islami-schen Jahr der Fall.

129 Schon Ibn legte Jesu Ankündigung eines„Beistands“ (Johannes 15, 23-27) als Ankündigungdes Kommens des Gottesgesandten aus,was muslimischen Gläubigen bis heute gut vertrautist. Die christliche Auslegung legt sie fast ausnahms-los auf das Kommen des Geistes (des Heiligen Geis-tes) aus, der in der Schöpfung Gottes, in Israel undKirche lebendig wirkt. Er geht „aus dem Vater her-vor“ (Bekenntnis der Konzilien von Níkaia und Kon-stantinopel). Die westliche Kirche fügte bis zum 9.Jahrhundert dem Bekenntnis hinzu: „... und aus demSohn ...“. Das ist die klassische theologische Unter-scheidung zwischen östlicher und westlicher Kirche.Heute erkennen die westlichen Kirchen an, dass dieöstliche Kirche das Bekenntnis geschichtlich richtigbewahrt hat und dass sie es in der alten Form mit ihrbeten können.

34

Trotz der christlichen Gemeinsamkeit über diedrei Hauptfeste ist die Ansetzung der Festter-mine nicht einheitlich. Während grundsätzlichdie römisch-katholische, die evangelischen,anglikanischen und die anderen im „Westen“heimischen Kirchen den Gregorianischen Ka-lender mit seiner Osterberechnung verwenden,feiern das Patriarchat von Jerusalem, die Or-thodoxen Kirchen Russlands und Serbiens so-wie die Koptisch-Orthodoxe und ÄthiopischeOrthodoxe Kirche alle Feste weiter nach ihrenalten, dem Julianischen entsprechenden, Ka-lendern. Eine Besonderheit der ÄthiopischenKirche ist dabei, dass sie die Feste Trinität,Bundesschluss, Marientag, Heiliger TaklaHaymanot (um 480 n. Chr.), Tag des Welt-heilands und Christi Geburt möglichst monat-lich begeht. Das Fest Christi Geburt am 29.Tahsas entspricht zwischen den gregoriani-schen Jahren 1900 und 2099 durch die ver-setzte Schaltjahrregelung im Lukas- und Jo-hannesjahr dem 7. Januar, im Matthäus- undMarkusjahr dem 6. Januar des GregorianischenKalenders.

Die Orthodoxen Kirchen Griechenlands, Zy-perns, Rumäniens, Polens und Bulgariens sowiedas Orthodoxe (auch das Syrisch-Orthodoxe)Patriarchat von Antiochien und das vonAlexándreia feiern die Feste mit festem Ka-lenderdatum (z.B. Weihnachten) nach demMelitianischen, die mit beweglichem Datum(Ostern) nach dem Julianischen Kalender. DieFinnische Orthodoxe Kirche und einige „unier-te“ Kirchen des Nahen Ostens, die sich beiorthodoxem Ritus der Rechtsprechung derRömisch-Katholischen Kirche unterstellt ha-ben, begehen Ostern mit den westlichen Kir-chen nach dem Gregorianischen Kalender. Inder Armenischen Apostolischen OrthodoxenKirche, wird bis heute Weihnachten nicht am25. Dezember, sondern am 6. Januar zusam-men mit Jesu Taufe begangen. So fällt etwa inJerusalem, einem einzigartigen Ort des Zu-sammentreffens von Kirchen, das Weih-nachtsfest der Armenier mit dem Epiphanie-fest anderer orthodoxer Kirchen zusammen (6.Januar julianisch / 19. Januar gregorianisch).Andererseits liegt etwa das russische Weih-nachtsfest (25. Dezember julianisch / 7. Januargregorianisch) sehr nahe beim Epiphaniefestwestlicher Kirchen (6. Januar gregoria-nisch)130. Im Haschemitischen Königreich

130 O. Cullmann, 42, der alle Daten nach dem Gre-gorianischen Kalender angibt, unterliegt wie vielewestliche Veröffentlichungen hinein der Verwechs-lung zwischen unterschiedlichen Festansetzungen undunterschiedlichen Kalendersystemen. Trotz des Kon-zilsentscheids von 381 sind im Westen bis in dieFachliteratur hinein die falschen Annahmen

Jordanien haben sich alle christlichen Kirchendarauf geeinigt, Weihnachten gemeinsam am25. Dezember nach dem GregorianischenKalender zu feiern, Ostern aber nach der Fest-legung des Orthodoxen Patriarchats von Je-rusalem. Die beiden Tage wurden daraufhinstaatliche Feiertage. Ob die Vereinbarung auchvon allen beachtet wird, ist strittig131. Eineähnliche Übereinkunft wurde in der ArabischenRepublik Ägypten getroffen.

Auf den britischen Inseln sollen kleine Orteebenfalls den gregorianischen Kalender nichtganz übernommen haben. Die von etwa vierzigMenschen bewohnte schottische, lang altnor-wegisch geprägte Insel Foula (Shetland Islands)feiert nach Angaben der zuständigen Touris-musbehörde Weihnachten (Auld Yule) am 6.Januar und Neujahr am 13. Januar gregoria-nisch, also inzwischen einen Tag früher als derJulianische Kalender.132. Entsprechendes wirdfür Weihnachten und Neujahr (Calan Hen) ausdem heute ebenfalls touristisch beachtetenTeifi Valley bei Llandysul in Wales berichtet.

verbreitet, der östliche Weihnachtstermin sei am 6.Januar oder der 25. Dezember des Julianischen Kalen-ders falle mit dem 6. Januar des GregorianischenKalenders zusammen. Die dogmengeschichtliche Er-innerung an die Zeit vor 381 mag dadurch verstärktworden sein, dass im 19. Jahrhundert, einer Blütezeitder historischen Theologie, das genannte Zusam-mentreffen galt.131 Andreas Feldtkeller, 271-272.132 Shetland Amenity Trust und andere Tourismus-informationen; vgl. W. Nüsseler.

35

5. Sorgsam nach dem Mond — aber wannbeginnt der Monat?

Für jeden, der dem herabgesandten folgt, ist die Abfolge von genau zwölf Mona-ten im Jahr von Gott mit der Schöpfung gege-ben (Sura at-Tauba 9, 36-37). Damit sindSchaltmonate („das Verschieben“ , wiesie der jüdische und einige der letzten vorisla-

mischen arabischen Kalender kennen bzw.kannten, ausgeschlossen.

Die im heutigen islamischen Kalender benann-ten zwölf Monate sind mit arabischen Namen(und ihrer türkischen Schreibweise):

arabisch türkische Form arabisch türkische Form

Die genannte Weisung der Sura at-Taubaschützt insbesondere die vier heiligen Mona-te133 vor Verschiebung (bzw. Unterbrechungmittels eines Schaltmonats) durch Menschen.Damit werden nicht nur die Gläubigen, sondernauch die Ungläubigen (9, 37) vor Verwirrung(vgl. auch die Verse 2, 194.217; 5, 2.198)bewahrt. Diese Monate (Rajab,

schützten undschützen die Reisenden auf der kleinen Pil-gerfahrt ( )und der großen Pilgerfahrt( indem sie das Kriegführen verbieten. Daman sich mit dem Beginn des heiligen Monats

bereits auf die kommende Fasten- undFestzeit einstellt, ist auch der dazwischenliegende in die Reihe der als hervor-gehoben empfundenen und gesegneten Monateeinbezogen.

Der , der erste Monat des Jahres,hat seinen Namen vermutlich daher, dass Gottihn nach dieser Sura „geheiligt“ (bzw. „ver-wehrt“) hat. Er kann damit der einzige Mo-natsname sein, der islamisch gebildet wurde,während die anderen Namen vorislamischenUrsprungs sind.

Die genannte Offenbarung ist vielleicht imJahre 9 oder 10 der Hijra, vor der islamischenNeuordnung der Pilgerfahrt, erfolgt (der Vers9, 2 legt die Deutung auf die Abschiedswall-

133 shahr heißt genauer: „unverletzlicher, ver-botener Monat“. „Das ‚Heilige‘, insbesondere in Ge-stalt von Rudolf Ottos Theorem des Heiligen, ist eineabendländische Kategorie“ (Heinz-Jürgen Loth, 44).In den Quellen, die in Judentum, Christentum undIslam ihre jeweils eigene Geschichte haben, ist nichtder abendländische Begriff vorauszusetzen.

fahrt des Propheten im Jahre H. 10 nahe, vgl.Ibn , 230). Sie wird verstanden als ein-deutige Aussage für den Mondkalender mit ei-nem Jahr aus zwölf Mondzyklen. Dieses Jahrist also etwa elf (oder 10,87511) Tage kürzerals das astronomische Sonnenjahr (das „tropi-sche Jahr“). Es ist nicht verbunden mit Jahres-zeiten und agrarisch orientierten Festen.

Besonders der Mond ist zur Zeitmessung be-stimmt nach Sura 10, 5, auch wenn Sura

6, 96 Sonne und Mond nennt (vgl.Genesis / 1. Mose 1, 14-19). „Die Mondsichel,

aber wurde wegen ihrer großen Bedeutungfür die Zeitrechnung zum Symbol desIslam“134.

Wie in den genannten biblischen Versen be-ginnt auch für muslimische Sicht der Tag mitdem Sonnenuntergang, korrekterweise auchbei seiner Zählung. Anders ausgedrückt beginntalso der Tag mit der Nacht. Der Morgen be-ginnt nach Sura al-Baqara 2, 187, wenn in derDämmerung ein weißer Faden von einemschwarzen Faden unterschieden werden kann.

Der Monat beginnt mit der ersten Sichtungder schmalen Mondsichel nach dem Neu-mond135 durch zwei zuverlässige Zeugen. DasProblem, mit dem diese Überzeugung zu käm-pfen hat, ist die Möglichkeit, Termine vor der

134 Annemarie Schimmel in ihrem besonders kennt-nisreichen Beitrag zum Jahr 2001 (Das islamischeJahr, 13).135 Im deutschen Sprachgebrauch wird die ersteMondsichel ( ) gern mit dem (nicht sichtbaren)Neumond verwechselt. Die Mondsichel als islami-sches Symbol wird häufig irreführend als „Halb-mond“ bezeichnet.

36

tatsächlichen Mondsichtung vorauszuberech-nen. Das gilt grundsätzlich auch für die Dauerder Monate. In der Praxis ist strittig, ob alleinder berechnete den gültigen Monatsbe-ginn bezeichnen kann, oder ob seine tatsächli-che Sichtung durch geeignete Zeugen erforder-lich ist.

Da hiervon u. a. auch der Beginn des von Gottgebotenen Fastens im abhängt, isteine differenzierte Beschäftigung mit den zu-sammenhängenden Fragen entstanden.

Im Alltag der zurückliegenden Migration vonMuslimen in alle Teile der Welt mit zunächstgeringen Möglichkeiten der Entwicklung derRechtsgelehrsamkeit kann es geschehen, dassMuslime in der Ansetzung des Ramadan undeinzelner Festtage dem Land folgen, dem sieauch an fremdem Ort verbunden bleiben oderdie Ankündigung dem Königreich Saudi-Ara-bien überlassen. Durchdachtere Sichtweisensind es sicherlich, entweder die Sichtung aneinem beliebigen Ort als für alle Gläubigenrichtig anzuerkennen ( al-mathale),oder grundsätzlich an jedem Ort die Sichtungals für diesen Ort gültige Zeitbestimmunganzustreben ( al-mathale)

Eine klassische Methode unter muslimischenRechtsgelehrten und Naturwissenschaftlern istes, die tatsächliche Sichtung vorzunehmen,aber die Berechnung der astronomischenWissenschaft zu Hilfe zu nehmen, um eineirrtümliche Mondsichtung auszuschließen136.U. a. wenden die Jordanische AstronomischeGesellschaft und die Islamische Schura vonNordamerika (USA) diese Methode an.

In Indien, Pakistan, Bangladesh und Marokkobeurteilen Rechtsgelehrte in verschiedenenLandesteilen die behauptete Sichtung.

Im -Kalender Saudi-Arabiensgalt zuletzt bis zum Jahr 1419 H. (1998/99 n.Chr.) die Übereinkunft, dass dann, wenn derSonnenuntergang mehr als zwölf Stunden nachdem astronomischen Neumond (der geozentri-schen Konjunktion Sonne - Mond - Erde)liegt, der mit diesem Sonnenuntergang endendeTag der erste des neuen Monats war137. In denJahren 1420-1422 H. wurde der Monatsbeginnangesetzt, wenn am 29. Tag des Monats beiBerechnung für die Koordinaten der Al- 136 So auch ein Fatwa zur Mondsichtung, in: Al-Europiya, Juli 1999, Aktuelle Fatwas für in Europaauftretende Fragestellungen – The European Councilfor FATWA and Research, 3. Reguläre Konferenzvom 19.-23. Mai in Köln. Die Konferenz fand aufEinladung der Islamischen Gemeinschaft Mîlli Görüstatt (nach K. Yücel).137 s. Anm. 8.

-Moschee in Mekka der Monduntergangnach dem Sonnenuntergang erfolgte. Seit 1423H. (2002/03 n. Chr.) wird als zusätzlicheBedingung für den Monatsbeginn verlangt, dasssich der astronomische Neumond vorSonnenuntergang ereignete138.

Qatar, Kuwait, die Vereinigten ArabischenEmirate, Oman, Bahrain, Yemen, Libyen,Afghanistan und die Türkei sollen die in Saudi-Arabien getroffene Entscheidung für sichanwenden. In Ägypten wird nur an derWestgrenze die Sichtung angewandt, währendsonst nach Neumond bei einem Mondunter-gang von fünf Minuten nach dem Sonnen-untergang der Monat begonnen hat. Vieleislamische Gemeinschaften in Europa beginnenden Monat, wenn das erste muslimische Landihn verkündet hat. Hierbei kann also die„Datumsgrenze“ in jedem Monat wechseln. ImIran, Malaysia, Indonesien, Algerien und Tu-nesien werden differenzierte Kriterien aufge-stellt, deren Erfüllung bei Sonnenuntergang denbevorstehenden neuen Monat anzeigen139.

Das dem Ministerpräsidenten unterstellte (Präsidium für Religiöse

Angelegenheiten) der Türkischen Republik,dem in Deutschland die Moscheevereine desgroßen „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für

Religion e.V.“) folgen, hat im Voraus eineÜbersicht etwa für das westliche Jahr 2001herausgegeben. Sie ordnet dem Opferfest 1421H. den 5.-8. März 2001 und dem Fastenbre-chen 1422 H. den 16.-18. Dezember 2001 zu.

138 Mohammed Ordeh: The Actual Saudi DatingSystem, in: Jordanian Astronomical Society< http://www.jas.org.jo/sau.html > (08.12.2002), fürdie letzte Angabe unter Berufung auf Zaki Al-Mostafaals höchste Autorität des Umm-al-Qurah-Kalenders.M. Ordeh kritisiert wie andere Stimmen, dass dieseBerechnung ohne tatsächliche Mondsichtung erfolgt,vgl. R. H. van Gent, The Umm al-Qura Calendar ofSaudi Arabia, in:, ders., The Homepage< http://www.phys.uu.nl/~vgent/islam/mecca/ummalq ura.htm > (11.12.2002); ders.: De zichtbaarheid vande Ramadan maan (met diagrammen voor de jaren2000 tot 2010, aaO.< http://www.phys.uu.nl/~vgent/islam/islamlunvis >(29.12.2002); Causes and implications of the Saudiconfusion about the dates for Hajj and Eid; QamarUddin.

(„Mutter der Städte“, Sura ) ist eine Bezeichnung des für Mekka

(Makkah) und der Name der 1979 in Mekka gegrün-deten Universität.139 Die Angaben über Länder außerhalb Saudi-Arabiens nach S. Khalid Shaukat.

37

In Deutschland haben aber in den zurücklie-genden Jahren, etwa im genannten Jahr 1421H. (2000/2001 n. Chr.), auch der fünfköpfige„Deutsche Islam-Wissenschaftliche Ausschußder Neumonde (DIWAN)“, der in Verbindungzum Zentralrat der Muslime in Deutschlande.V. steht, und der achtköpfige Neumond-Sich-tungs-Ausschuss der Islamischen GemeinschaftMîlli im Ergebnis übereinstimmendeEntscheidungen zu Beginn und Ende des

bekanntgegeben. Drei Personen,darunter der Vorsitzende des DIWAN, Prof.Dr. Mohammed Hawari, gehören beiden Aus-schüssen an.

Weithin haben muslimische Gemeinschaftenund Kalenderverlage die Praxis eineszyklischen oder schematischen Kalender., Dieislamischen Monate abwechselnd mit 30Tagen (so der erste Monat) und 29 Tagenanzusetzen. Da diese Regelung nur ein Jahr vongenau 354 Tagen ergibt, wird auch hier einegewisse Schaltjahrregelung (ohne zurAngleichung an die tatsächlichen Mondumläu-fe nötig. Die Regelung ist, dass in elf vondreißig Jahren, nämlich im 2., 5., 7., 10., 13.,16., 18., 21., 24., 26. und 29. Jahr der letzteMonat einen dreißigsten Tag hat. Damitentsteht ein Jahr von 354 zuzüglich elfdreißigstel Tagen, also 354,36667 Tagen.

Wer nur der tatsächlichen Sichtung der Mond-sichel folgt, wird am 29. Tag des Monats denVersuch einer Sichtung vornehmen (lassen),mit dessen Ausgang sich erst entscheidet, obder Monat 29 oder dreißig Tage hat. Eine län-gere Monatsdauer als dreißig Tage ist durchastronomische Kenntnis ausgeschlossen. Beidieser Methode kann natürlich ein Kalendernicht im Voraus gedruckt werden.

Wie es im Sonnenkalender — in dem es heutefestgelegte Zeitzonen gibt — mit dem ver-meintlich um die Erde ‚wandernden‘ Sonnen-aufgang auch der kalendarische Tagesbeginnwandert, kann für einen Mondkalender selbst-verständlich das Entsprechende vereinbartwerden. Wenn man extrem nördliche undsüdliche Breiten berücksichtigt ebenso wie denUmstand, dass der Tagesbeginn des islamischenKalenders mehrere Stunden vor demTagesbeginn des christlichen Kalenders liegt,können z.B. einem christlichen Datum in einerUrkunde grundsätzlich vier verschiedeneislamische Daten entsprechen. Eine genaueUmrechnung muss dies bedenken140.

Dass das islamische Jahr kürzer als das christli-che ist, heißt u.a. natürlich auch, dass Musli-minnen und Muslime nach islamischer Zählung

140 S. Khalid Shaukat.

schneller im Lebensalter an Jahren zunehmen,als es Christinnen und Christen nach ihrerZählung tun. Doch dürfte das Begehen vonGeburtstagen am kalendarischen Datum einneuzeitlicher westlicher Brauch sein, der —eher vom protestantischen Christentumgefördert — die Sicht einer Einbindung inreligiöse Fest- oder Heiligenkalender abgelösthat. Wo er übernommen wird, wird er sichauch nach dem westlichen Kalender richten.

Die islamische Zeitrechnung mit der Jahres-zählung beginnt mit dem Jahr der Hijra, derAuswanderung des Propheten von seiner Hei-matstadt Mekka nach Yathrib, dem später sogenannten , als dem Startpunkt derBildung der islamischen Gemeinschaft. Es wer-den die „Jahre der Hijra“ (Abkürzung in latei-nischer Schrift: H. oder A.H. für „anno Hegi-rae“) gezählt. Dabei ist der Beginn der Zeit-rechnung nicht die Hijra selbst, sondern derJahresbeginn des Jahres, in dem die Hijra statt-fand. Der 1. 1 entspricht in derZurückberechnung des islamischen Kalendersdem (15. oder) 16. Juli 622 christlicher Zeit-rechnung. Die Gruppe der Hijra erreichte am12. 1 H. (24. September 622) denersten Ort der Oase von 141, also andem Tag, der heute als Geburtstag des Gottes-gesandten begangen wird. Die Zählung vomJahr der Hijra, also diese Sicht der Wende derZeiten, entschied fünf (bzw. sechs) Jahre nachdem Tod des Gesandten, im Jahre 637 n. Chr.(17 H.), sein zweiter Stellvertreter, zugleicheiner seiner Schwiegerväter, der Kalif

(Kalif 634, von dem in Medina als

141 Ibn 108; laut Frants Buhl, 196, auch vondem Historiker

839-922/923 n. Chr.) so dargestellt. Insoferndie Geburt des Propheten im Anm. 77 erwähnten„Jahr des Elefanten“ heute am häufigsten auf 569 oder570 n. Chr. datiert wird, war der Prophet 52-53 Jahrealt (nach Ibn 123, waren es 53 Jahre). Zumin-dest in der klassischen Periode islamischer Wissen-schaft hat die islamische Zeitrechnung nicht Jahre vorder Hijra rückdatiert, sondern jeweils gebräuchlicheKalender für Ereignisse vor der Hijra verwendet.Heute dürfte im wissenschaftlichen Gebrauch derwestliche, also römisch-christliche Kalender sehrverbreitet sein.Die Verwechslung von Jahresbeginn und Hijra gehtbis in deutsche Schulbücher. Auch der christliche Ka-lender versteht sich jedoch am einfachsten unter derAnnahme, dass Jesus am 25. Dezember 1 geborenwurde, aber dass das Jahr 1 natürlich schon mit dem1. Januar begann. Hier zeigt sich, worin die alte Be-zeichnung „im Jahr des Herrn“, vollständig „im Jahrunseres Herrn Jesus Christus“, treffender war, als es„nach Christi Geburt“ ist.

38

Schreiner tätigen christlichen Sklaven Fayruzibn ermordet 644).

6. Abrahams Weg nachgehen

Die islamischen Hauptfeste, das „kleine“ unddas „große“ Fest, sind und

das Fest des Fastenbrechens, wirdam 1. nach dem Ende des Fastenmo-nats begangen. Der Beginn von Sura al-Baqara2, 185 bedeutet in deutscher Sprache etwa:„Der Monat ist es, in dem der

als Rechtleitung für die Menschen her-abgesandt worden ist und als klarer Beweis derRechtleitung und der Unterscheidung. Wer alsovon euch in dem Monat zugegen ist, der soll inihm fasten.“142 Ein westlicher Wissenschaft-ler fasst das Gebot zusammen: „Verpflichtetzum Fasten (mukallaf) ist jeder volljährige(nach anderen schon jeder im Besitz einergewissen Unterscheidungsgabe stehendemumajjiz), über die normalen Geisteskräfteverfügende Muslim, der körperlich imstandeist“143. Entschuldigt sind alte Menschen,Kranke, schwangere und stillende Frauen,Reisende und Schwerarbeiter. In unterschied-licher Weise holen sie gegebenenfalls dasFasten nach oder leisten eine Sühne. Verbotenist das Fasten bei Lebensgefahr sowie fürFrauen während der Monatsblutung. Das Fastenbesteht im Enthalten von Speisen, Getränken,Rauchen und Geschlechtsverkehr von derMorgendämmerung bis nach Sonnenuntergangan allen Tagen des Es ist möglich,dass sich Gläubige, wie in Sura al-Baqara 2, 187genannt, gegen Ende des Monats für einegewisse Zeit zur Einkehr in die Moscheezurückziehen.

Während also besonders das Fasten göttliches Gebot und Pflicht des rechtgeleite-ten Gottesfürchtigen ist, wie unter gegebenenVoraussetzungen auch das fünfmal täglich ge-übte Gebet , die Wohltätigkeit und die Pilgerfahrt 144, ist doch auch dasFest, das es beendet, durchaus geboten. Frei-williges Fasten wird an Montagen und Don-nerstagen, am -Tag an den Tagen vor 142 und seine ungefähre Bedeu-tung in deutscher Sprache.143 Richard Hartmann, 87.144 Mit dem Glaubenszeugnis zusammen-gefasst z.B. in einem vonweitergegebenen und in den Sammlungen des

des (817/21-875) verzeichneten

Ausspruch des Propheten (einem und so be-kannt als die „fünf Säulen“.

den Hauptfesten und nach dem kleinen Festvollzogen, an den beiden Festen aber ein-schließlich des 11.-13. -Tage, die man bei der Pilgerfahrt in infestlicher Stimmung verbringt), ist es aus-drücklich verboten.

Angesichts türkischer Volksbräuche ist daskleine Fest, das Fastenbrechen (türkisch auch

Bayramı — „Zuckerfest“), besondersbeliebt.

das Opferfest am 10. ,ist eingebettet in die Pilgerfahrt nach Mekkaund hat dort ihr Zentrum. Die Pilgerfahrtvollzieht den Weg Abrahams als Weg einesglaubenden Menschen — in einer überwälti-genden Gemeinsamkeit vieler Glaubender.Elemente des Lebensvollzugs und der Erinne-rung an den Tod gehören hinzu, Handlungendes Laufens, des Trinkens, Steinewerfens, desÜbernachtens, der Auswahl und Schlachtungeines Tieres und der Weitergabe des Schlacht-fleisches, aber auch mitten darin des ruhigenVerweilens für einen ganzen Tag in der Ge-meinschaft in der Ebene .145

Abraham sagte, so wie der Wortlaut desin deutscher Sprache zu verstehen ist:

„Ich gehe zu meinem Herrn. Er wird michrechtleiten“ (Sura a 37, 99). Er war einAufrichtiger (im Glauben), ein

und wurde von Gott zum Vor-bild für die Menschen gemacht (Sura 145Assia Djebar (s. Anm. 21) schließt „Fern vonMedina“ mit der poetischen Aussicht: „Abrahamkehrt zurück auf seinen Spuren“— indem nämlichFrauen und Männer, „Töchter Agars“ und „SöhneIsmaels“, zur Pilgerfahrt das „Schauspiel“ der Erre-gung Agars, bis in der Wüste Wasser aus der Quellesprudelte, begehen (der Ritus ist in Sura al-Baqara 2,158 erwähnt, die Überlieferung ist bei sowiebei (555-630 H. / 1160-1233n. Chr.) festgehalten [Aly Fatoum, 37]).Für Thomas Mann — Barbara Frischmuth, Schrift-stellerin und studierte Orientalistin, hat „Fern vonMedina“ in der Laudatio für die FriedenspreisträgerinAssia Djebar mit dessen Romanzyklus „Joseph undseine Brüder“ verglichen — ist der Mond „der Herrdes Weges, der Wanderer, der in seinen Stationenzieht, aus jeder sich wieder lösend“ und Abraham der„Mondwanderer“, der ihm folgt (im Konflikt zu Sura

. Sein schon modernerNachkomme Joseph — „über ihm [dem Menschenseiner Zeit] gehen die Sterne, die wir kennen“ — istBeispiel, wie sich die Tiefe der Vergangenheit undder Gott und Geist „der Zukunftspläne [...] in derGegenwart eines Menschentums“ treffen. „Des Ge-heimnisses Feierkleid ist das Fest, das wiederkeh-rende, das die Zeitfälle überspannt und das Geweseneund das Zukünftige seiend macht für die Sinne desVolkes“ (Vorspiel: Höllenfahrt).

39

al-Baqara 2, 124). Seine Stätte, die er reinigte,also die oder alle Wallfahrtsorte in sei-ner Stadt Mekka, ist Versammlungsort für dieMenschen (125). Sein Sohn war in der Bereit-schaft zum Opfer (Sura a 37, 100-111;vgl. Genesis / 1. Mose 22, 1-19.) ein

, einer, der Gott „auf die beste undschönste Art und Weise“ Amir M. A. Zaidan,414) dient. Zudem: So wie sich nordarabischeStämme als Nachkommen Abrahams

und seines Sohnes Ismael betrachten (vgl. Genesis / 1. Mose 25, 12-18),hat Ibn (25) auch den Stammbaum

überliefert, nach dem er einNachkomme Abrahams (durch Ismael) ist. Zuseiner Zeit wirkte auch als 35-Jähriger, noch vor dem Empfang der Offenba-rungen, mit seiner Weisheit am Wiederaufbau

der mit. In der Schau seiner Himmels-reise erlebt er: „Nie habe ich einen Mann ge-sehen, der mir ähnlicher war, und Gabrielsprach: ‚Dies ist dein Vater Abraham!’“ (Ibn

41-43.88).

Nach Matthäus 1, 1-17 und Lukas 3, 23-38sind auch David und sein Nachkomme Jesus(vgl. Römer 1, 3) Nachkommen Abrahams(durch Abrahams Sohn Isaak, arabisch ).Die Abstammung Jesu von David und Abrahamist in Matthäus 1, 1 Teil des ersten Satzes desNeuen Testaments.

Im Jahreslauf vorangegangene Feste, die sun-nitischer und schiitischer Islam gemeinsam be-gehen, sind:

Datum Fest türkischer Festname

Neujahrstag

ein Fasttag

Geburt des Propheten

Nacht der Himmelsreise

Nacht des Geschicks (der Sündenvergebung und der Entschei-dung über das Lebensende)

Fastenbeginn

Nacht der Bestimmung (der Herabsendung des

ist für den schiitischen Islam der Tagdes Gedenkens an den Tod , einesEnkels des Propheten, nach Überzeugung der

rechtmäßiger Imam und Kalif, in derSchlacht bei (10. 61 H. /10. Oktober 680 n. Chr.).Weitere Feste wer-den von verschiedenen Gemeinschaften undGruppen begangen.

7. Mensch, Mitgeschöpf und Feier —auch in Deutschland 146

Zu jeder Feier gehören Mahlzeiten. Das Erbeder nomadischen Kulturen ist die Schlachtungvon Schafen, Ziegen oder auch von Rindernoder Kamelen an bestimmten Anlässen, wie esdas jüdische Pessach bei Bestehen des Jerusa-

146 Die Angaben dieses Abschnittes beruhen im We-sentlichen auf: Bundesverfassungsgericht BVerfG, 1BvR 1783/99. Daher stammen auch die nicht mit be-sonderen Quellenangaben versehenen Zitate.

lemer Tempel kannte und wie es ein Bestand-teil des muslimischen Opferfestes ist. Insofernzum Opferfest die weltweite Schlachtung vonTieren am 10. gehört, ist derVollzug dieses Festes ebenso wie jeder andereWunsch nach Verzehr von Fleisch an die gel-tenden Normen über das Töten von Tierengebunden, bis hin zu staatlichen Gesetzen.

Nach deutschem Recht sind Tiere keine Sa-chen, sondern schmerzempfindliche Mitge-schöpfe (§ 90 a Satz 1 Bürgerliches Gesetz-buch). Tieren dürfen nicht „ohne vernünftigenGrund Schmerzen, Leiden oder Schäden“ zuge-fügt werden (§ 1 Tierschutzgesetz Fassung derBekanntmachung vom 17. Februar 1993[BGBl I S. 254]). Auch islamische Rechtspre-chung verlangt, dass die Tötung von Tierenmöglichst schonend erfolgt. Der Tod des zuschlachtenden Tiers soll „so schnell wie mög-lich herbeigeführt“ werden „und dessen Leidenunter Vermeidung jeder Art von Tierquälereiauf ein Minimum beschränkt werden“. Dass die

40

Tötung eine Handlung von eigenem Charakterist, kommt darin zum Ausdruck, dass in Zu-sammenhang mit ihr Gott angerufen wird (vgl.Sura Al-Baqara 2, 172; 5, 3;

6, 121.145; 16, 115), aberauch darin, dass gerade im Zusammenhang mitdem Opferfest das Schlachttier von der Familiepersönlich ausgesucht wird147.

Da die Weisung des an den meisten dereben genannten Stellen den Verzehr von Blutverbietet (vgl. Leviticus / 3. Mose 3, 17; 7,26-27; 17, 10-12; Deuteronomium / 5. Mose12, 16; Apostelgeschichte 15, 20.29 —Hadithe nehmen die bluthaltigen Organe Leberund Milz aus148), ist das Tier durch ein schnel-les und sauberes Durchschneiden der Haupt-schlagader am Hals zu töten149. Diese 147 Der Essener Naturphilosoph Klaus MichaelMeyer-Abich gab zur Beurteilung des rituellenSchächtens die persönliche Stellungnahme ab: „Wieman damit lebt, dass wir nur um den Preis anderenLebens leben können, ist grundsätzlich eine religiöseFrage. Ich finde den Gedanken, mit dem Blut einesTieres sein Leben der Erde in Dankbarkeit für dasFleisch rituell zurückzugeben, höchst sinnvoll. WirChristen, die wir mehrheitlich die Massentierhaltungzulassen, also um den Preis der Tierquälerei Geldsparen, haben keinerlei Recht uns gegenüber anderenReligionen als Vorbild zu gebärden. Vorbildlich füruns ist vielmehr, dass die Mohammedaner den Toddes Tieres, das sie essen, miterleben“ (in: IbrahimCavdar u.a., Streitfall: Muslimen das Schächtenerlauben!).148 Peter Heine, 173. Nach einem von

überlieferten Hadith aß derProphet von der gerösteten Leber eines Schafes(Bukhari 7, 65, 294).149 „Die Stelle, an der das Tier durchschnittenwerden soll, befindet sich nach der von den Rechts-gelehrten festgelegten Bedingung zwischen demSchlund und der Brust. Die Hanafiten sagen, dieKehle, die Luftröhren (zu den Lungen) und eine derzwei Arterien müssen durchschnitten werden. DieMalikiten stellen als notwendig fest, dass die Kehleund die beiden Arterien durchschnitten werden, nichtaber die Luftröhre. und Hanbaliten sagen,es müsse die Kehle und die Luftröhre durchschnittenwerden“ (Rechtsgutachten des ägyptischen offiziellenAmts der Begutachtungen [Dar ] 1962, in: Al-Fatawa al-islamiyya, Bd. VIII, 1982, 2617ff, nachAdel Theodor Khoury, Speisevorschriften und dasProblem des erlaubten Schächtens, 181-182).Für die Islamische Religionsgemeinschaft Hessenmüssen „mit einem einzigen Schnitt Luftröhre,Speiseröhre und die beiden Halsschlagadern durch-trennt werden“ (Islamisches Opferfest. Bemerkungenzum Tierschutz und dem rituellen Schächten ohneBetäubung, in: dies., IRH-Projekt Halal-Schächten< http://www.irh- info.de/projekte/halal_news07.htm >; ähnlich: Kom-mission für Islamisches Schlachten (KIS). Eine

‚Schächtung‘ — eine über Judentum und Islamhinaus in vielen Kulturen verbreitete Schlacht-methode — wird ohne vorherige Betäubung desTiers durchgeführt, da nach sehr verbreitetermuslimischer Überzeugung nur dies das mög-lichst vollständige Auslaufen des Bluts aus demKörper gewährleistet. Nur für Notsituationenerlauben Rechtsgutachten den Verzehr desFleischs von nicht in dieser Weise geschächte-ten Tieren150.

Die in Deutschland übliche und geregelte nicht-jüdische und nichtmuslimische Schlachtpraxismöchte das Blut des Schlachttiers gesondertnutzen und tötet deshalb ebenfalls durch dasDurchtrennen der Halsschlagader. Bereits imgesamten zwanzigsten Jahrhundert war jedochdazu die vorherige Betäubung des Tieres grund-sätzlich gesetzlich verlangt, wie sie heute durchElektroschock oder einen Bolzenschuss in dasGehirn ausgeführt wird. Nachdem der jüdischeRitus des Schächtens weithin erlaubt wordenwar, verfolgte die erste deutschlandweite Fest-legung, das Gesetz über das Schlachten vonTieren vom 21. April 1933 (RGBl I S. 203),das Ziel, „den jüdischen Teil der Bevölkerungin seinen religiösen Empfindungen und Gebräu-chen zu verletzen“.

Eine bundesweite Regelung gibt es erst wiederseit der Aufnahme des Schlachtrechts in dasTierschutzgesetz am 12. August 1986. Das gemeinsame Kommission des Islamrates und desZentralrates der Muslime in Deutschland, in: Zen-tralrat der Muslime in Deutschland e.V.: Presse-mitteilung. Kommission für Islamisches Schlachten(KIS) legt Standards zum Schlachten für ihre Mo-scheegemeinden fest [13.02.2002]< http://www.islam.de/print.php?site=articles&archiv e=zmd-pressemitteilungen&article_number=870 >(18.02.2002).150 Der Journalist Yassin Musharbash kommentiertenach dem Urteil: „Die Gelehrten hatten für Muslimein Notlagen gesprochen, die in der Diaspora ihre Ri-ten nicht ausüben können. Die Muslime in Deutsch-land haben dagegengehalten und argumentieren, dasssie sich keinesfalls in einer Notlage befinden. Deutli-cher können sie kaum sagen, dass sie sich der deut-schen Gesellschaft zugehörig empfinden.“Die kommentierte Haltung, für die Stellungnahmender Islamischen Religionsgemeinschaft Hessen, desIslamrats für die Bundesrepublik Deutschland unddes Zentralrats der Muslime in Deutschland stehen,entspricht der Stellungnahme aus , Paki-stan, The meat, lawful and unlawful in Islam, in:Islamic Studies, 21/Nr. 1 1982, nach A. T. Khoury,Speisevorschriften und das Problem des erlaubtenSchächtens, 182-183. Anders entschieden sich damalsStellungnahmen des Rektors der Universität Al-Azhar, Kairo ( ) vom 25.02.1982 und derTürkischen Botschaft in Bonn vom 19.07.1982(ebd.).

41

Tierschutzgesetz bestimmt in § 4a (1): „Einwarmblütiges Tier darf nur geschlachtet wer-den, wenn es vor Beginn des Blutentzugs be-täubt worden ist“.

Ausnahmen von der Betäubungspflicht beste-hen für Notschlachtungen, soweit eine Betäu-bung nach den gegebenen Umständen nichtmöglich ist (§ 4 a (2) Nr. 1), und können au-ßerdem für das Schlachten von Geflügel be-stimmt werden. Darüber hinaus erlaubt das Ge-setz generell das Töten von Wirbeltieren ohneBetäubung, soweit dies nach den Umständenzumutbar ist und Schmerzen vermieden werdenkönnen (§ 4 (1) Satz 1). Ist die Tötung imRahmen weidgerechter Ausübung der Jagd oderaufgrund anderer Rechtsvorschriften zulässigoder erfolgt sie im Rahmen zulässiger Schäd-lingsbekämpfungsmaßnahmen, dürfen dabeinicht mehr als unvermeidbare Schmerzen ent-stehen (§ 4 (1) Satz 2).

Ausnahmegenehmigungen können aber auchinsoweit erteilt werden, „als es erforderlich ist,den Bedürfnissen von Angehörigen bestimmterReligionsgemeinschaften im Geltungsbereichdieses Gesetzes zu entsprechen, denen zwin-gende Vorschriften ihrer Religionsgemein-schaft das Schächten vorschreiben oder denGenuß von Fleisch nicht geschächteter Tiereuntersagen“ (§ 4 (2) Nr. 2). Der Sinn, solchereligiösen Erfordernisse, die das durch Artikel2 (1) des Grundgesetzes garantierte Grundrechtder freien Religionsausübung in Anspruchnehmen, unter den Vorbehalt einerAusnahmegenehmigung zu stellen, ist es, dasSchächten „einer verstärkten staatlichen Kon-trolle“ zu unterwerfen.

Im Gebiet des Evangelischen KirchenkreisesBraunfels, dem diese Hinweise entstammen,erhielt ein muslimischer Schlachter, der sichheute auch an Gesprächen und Veranstaltungendes Christlich-Islamischen Arbeitskreises diesesKirchenkreises aktiv beteiligt, bis September1995 entsprechende Ausnahmegenehmigun-gen. Sie wurden nicht mehr erteilt, nachdemdas Bundesverwaltungsgericht am 15. Juni1995 die Ablehnung einer solchen Genehmi-gung (BVerwGE 99, 1) bestätigt hatte. Das Ge-richt ging damals davon aus, dass die zwingendeVorschrift einer Religionsgemeinschaft fürMuslime nicht vorliege und dass der Verzichtauf den Verzehr von Fleisch in Deutschlandgeschächteter Tiere hier lebenden Muslimenzumutbar sei, wenn ihre subjektive Über-zeugung ihnen keinen anderen Fleischgenussgestatte. Einsprüche des genannten Schlachtersgegen die Nichterteilung von Genehmigungenwurden vom Landrat des Lahn-Dill-Kreises undvom Regierungspräsidium Gießen abschlägigbeschieden. Diese Bescheide wurden vom

Verwaltungsgericht Gießen und schließlich am9. September 1999 vom Hessischen Verwal-tungsgerichtshof (11 UZ 37/98) bestätigt.

Der Schlachter legte eine Verfassungsbe-schwerde beim Bundesverfassungsgericht ein.Nach mündlicher Verhandlung am 6. Novem-ber 2001 und einem einstimmig ergangenenEntscheid gab das am 15. Januar 2002 verkün-dete Urteil des Ersten Senats der BeschwerdeRecht. Es hob die vorausgegangenen Beschei-de, Urteile und Beschlüsse auf und verwies dieSache zurück an das Verwaltungsgericht. Nachdem Urteil ist im Lichte von Artikel 2 (1) inVerbindung mit Artikel 4 (1 und 2) Grundge-setz das Tierschutzgesetz so auszulegen, „dassmuslimische Metzger eine Ausnahmegeneh-migung für das Schächten erhalten können“.Es bezog sich dabei auch auf ein neueres Urteildes Bundesverwaltungsgerichts vom 23. No-vember 2000 (BVerwGE 112, 227), das denBegriff der „Religionsgemeinschaft“ und dabeimittelbar auch den Begriff der „zwingendenVorschrift“ ausgelegt hatte.

Die Islamische Religionsgemeinschaft Hessen,der Islamrat für die Bundesrepublik Deutsch-land und der Zentralrat der Muslime inDeutschland haben vor dem Opferfest am 10.-13. 1422 (von ihnen begangen am22.-25. Februar 2002) Informationen zumVerfahren der Stellung von Anträgen aufAusnahmegenehmigungen für Schächtungennach § 4 (2) Nr. 2 Tierschutzgesetz bereitge-stellt. Die Islamische ReligionsgemeinschaftHessen empfahl dabei, „beim diesjährigenOpferfest möglichst nur Lämmer und Schafezu schächten, weil das Schächten von Rindernwegen der technisch hohen Anforderungeneiner besonderen Genehmigung bedarf. DasTier soll möglichst aus artgerechter undökologischer Tierzucht stammen.151“

Ein Jahr nach dem Urteil des Bundesverfas-sungsgerichts, am 15. Januar 2003, veröffent-lichte nach Presseberichten das Verwaltungs-gericht Gießen sein erneutes Urteil (Az. 10 E141/02). Danach hat „der Kläger einen grund-sätzlichen Anspruch auf das Erteilen einerAusnahmegenehmigung zum Schächten vonRindern und Schafen“. Vor einer endgültigenEntscheidung ist allerdings durch das Veterinär-amt der Umfang des konkreten Bedarf durchdie Nachfrage entsprechend religiös gebunde-ner Kundinnen und Kunden zu ermitteln. zuerteilende Ausnahmegenehmigung kann zeit-lich befristet und zur Wahrung des Tierschut-zes mit technischen und hygienischen Aufla- 151 Islamische Religionsgemeinschaft Hessen / Ra-mazan Kuruyüz; vgl. Kommission für IslamischesSchlachten (KIS) (s. o. Anm. 135).

42

gen verbunden sein. Der Entscheid ist nochnicht rechtskräftig152.

8. Gott verehren statt der Sonne

„Gott der Erhab’ne schuf fünf schöne Früchte,die haben doch einander nie gesehen.Die Sonne trifft auf zwei im Sommer, Winter,drei haben nie das Sonnenlicht gesehen.153“

Das türkische Volksrätsel spricht vom ,dem islamischen, für alle volljährigen, im Be-sitz ihrer Verstandeskräfte stehenden Musli-minnen und Muslime täglich durch die Weisungdes verpflichtend gebotenen Gebet:„Wahrlich, das Gebet zu bestimmten Zeiten istfür die Gläubigen eine Pflicht“154. Wie beimjüdischen Gebet, für das nach Bestimmungender Halacha die täglichen Zeiten zu ermittelnsind, und wie beim Stundengebet der mönchi-schen christlichen Gemeinschaften teilt es denTagesablauf ein. Es handelt sich um fünfGebete. Auch wenn es erlaubt ist, zwei Gebetezusammenzufassen, wo dies die äußeren Bedin-gungen erforderlich machen, hat grundsätzlichjedes seine vom anderen Gebet abgegrenzteeigene Zeit. Nur für zwei der Gebet liegt dieseZeit bei Tageslicht.

Bei Krankheit und Altersschwäche entfällterforderlichenfalls die Pflicht, das Gebet zuverrichten. Auf Reisen sind Erleichterungenwie verkürzte Gebetsformen möglich.

Während die Kalenderdaten des islamischenKalenders durch das ‚Mondalter‘ bestimmtsind, richtet sich also der Tagesablauf nachdem Stand der Sonne, so wie der Rhythmusvon Tag und Nacht seiner Natur nach von derRotation der Erde beim Umlauf um die Sonneherrührt. Dabei gestalten sich die durch GottesRechtleitung gebotenen Zeiten des Gebets abergleichzeitig so, dass eine Verwechslung derNiedrwerfung vor Gott mit einer Anbetung derSonne ausgeschlossen ist. Ein Gebet findetweder beim Sonnenhöchststand, noch imAugenblick des Auf- oder Untergangs derSonne statt, also gerade nicht an den markan-ten Stellen der täglichen Sonnenbahn.

Der spricht nicht ausdrücklich davon,dass es sich um fünf Gebete handelt, nennt aber

152 Gießener Allgemeine (Zitat); vgl.153 A. Schimmel, Was hat ein Auge und keinenKopf? 51 (Nr. 296). A. Schimmel gibt das Rätselwieder nach Elçin, Türk Bilmeceleri, 2. A.1989.154 Sura 4, 103 undseine ungefähre Bedeutung in deutscher Sprache; vgl.Sura al-Baqara 2, 43.83.110 und viele weitere Stel-len.

einzelne Gebetszeiten näher155. Eine besondersausführlich überlieferte und in den Hadithen-sammlungen von Sunan (

Azdı, auch: , 817-888) und Sunan (

, 815-892) festgehaltenePraxis des Propheten nach Anleitung desEngels Gabriel ( ) ist so formuliert:

»Von Ibn `Abbâs (ra): Allâhs Gesandter (sas)hat gesagt: „Jibrîl (as) hat mich zweimal beimHause [die Ka`ba in Makka] [im Gebet] gelei-tet, und er betete Zuhr [Mittagsgebet] mit mir,als die Sonne sich so weit wie ein Sandalenbandgesenkt hatte, und er betete `Asr [Nachmit-tagsgebet] mit mir, als die Schatten so lang wiedie Gegenstände [selbst] waren, und er beteteMaghrib [Abendgebet] mit mir, wenn der Fas-tende sein Fasten bricht, und er betete `Ishâ’[Nachtgebet] mit mir, als die Dämmerung ver-gangen war, und er betete Fajr Morgengebet]mit mir, wenn dem Fastenden Essen und Trin-ken verwehrt sind. Am nächsten Tag betete erZuhr mit mir, als sein Schatten so lang [wie erselbst] war, und er betete `Asr mit mir, als seinSchatten zweimal so lang [wie er selbst] war,und er betete Maghrib mit mir, wenn der Fas-tende sein Fasten bricht, und er betete `Ishâ’mit mir, als ein Drittel der Nacht [vergangenwar], und er betete Fajr mit mir, als [die Mor-genröte] erstrahlte. Dann wandte er sich mirzu und sagte: ,O Muhammad, dies sind dieZeiten der Propheten vor dir, und die Zeiten[der fünf täglichen Gebete] sind [jeweils]zwischen diesen beiden Zeiten.’“«156

Fajr oder , das Morgengebettürkischsabah namazı, wird zwischen dem Beginn derMorgendämmerung und dem Sonnenaufgangvollzogen. Dämmerung (Zwielicht) beginnt amMorgen damit, dass Sonnenlicht wahrnehmbarwird, bevor die Sonne selbst von der Erde aus

155 Sura 17, 78; 30,17-18.156 2, 393, hier zitiert nach GerhardAhmad Kaufmann, Gebetszeiten, in: K. Yücel,

http://mond.emercator.de/main_file.php/Islam/37

Das obige Kapitel folgt Smail ; A. Th. Khoury,Das Pflichtgebet; Monzur Ahmed, The Determinationof Salat Times

http://www.ummah.net/astronomy/saltime

http://mond.emercator.de/main_file.php/Islam/37 http://mond.emercator.de/main_file.php/Islam/37/8

http://mond.emercator.de/main_file.php/Islam/37/9

43

sichtbar erscheint. Die Dämmerung ist dadurchverursacht, dass das Sonnenlicht durch dieErdatmosphäre gestreut wird. Die Dauer derDämmerung ist von der geographischen Breiteauf der Erde und von der Jahreszeit abhängig.Der astronomische Sprachgebrauch unterschei-det zwischen astronomischer Dämmerung (einSonnenstand / Sonnendepression von 18° unterdem Horizont), nautischer Dämmerung (De-pression von 12°, dabei ist auf dem Meer derHorizont nicht mehr wahrnehmbar) und bür-gerlicher Dämmerung (Depression von 6°).Die astronomische Dämmerung ist in derWahrnehmung mit bloßem Auge nur bei bestenSichtverhältnissen von der völligen Dunkelheitzu unterscheiden und wird bereits in derNordhälfte Deutschlands im Sommer nichtmehr erreicht. Betreffs des Sonnenaufgangswie des Sonnenuntergangs ist zu bedenken, dassder sichtbare Sonnenauf- und untergang schonvor bzw. erst nach dem astronomischen Vor-gang erfolgt, da es zu einer Krümmung desSonnenlichts in der Erdatmosphäre kommt.Einen Kalender der Gebetszeiten für allediejenigen herzustellen, die sich nicht an jedemTag auf die eigene Wahrnehmung verlassenkönnen, ist aufgrund dieser Gegebenheiten einekomplexe Aufgabe, die Entscheidungen ver-langt und häufig nur mit mehr oder wenigerzufriedenstellenden Annäherungen arbeitet.

Die Zeit für r, das Mittagsgebet, türkischögle namazı, beginnt, wie der zitierte Hadithaussagt, erst nach dem Höchststand der Sonne,also nach dem Durchgang der Sonne durch denHimmelsmeridian. Sie endet mit dem Beginnder Zeit für das Gebet .

Die Zeit für , das Nachmittagsgebet, tür-kisch ikindi, hängt wie zitiert von der Längeder Schatten ab. Die schafiitische Rechtsschulelässt das Gebet beginnen, wenn der Schatteneines Gegenstandes länger als der Gegenstandselbst ist, die hanafitische dann, wenn er mehrals zweimal so lang wie der Gegenstand ist. DieAbhängigheit der Schattenlänge von dergeographischen Breite (in der Gegend vonMekka, die der Hadith voraussetzt, kann dieSonne im Zenit stehen, so dass mittags keinSchatten entsteht, was nur innerhalb der beidenWendekreise oder „Tropen“ möglich ist) kannso berücksichtigt werden, dass man bereits vorder genannten Messung von der Schattenlängediejenige Schattenlänge abzieht, die am Mittaggemessen wurde.

Die Zeit für , das Abendgebet, türkischnamazı, beginnt mit dem Sonnenunter-

gang und endet mit der Zeit des Gebets .Es ist also die Zeit der Abenddämmerung, dieentsprechend der Morgendämmerung nähereinzuschätzen ist. In der Wahrnehmung kann

die Abenddämmerung durch das Sichtbarwerdender ersten Sterne bzw. einer bestimmten An-zahl von Sternen bestimmt werden. Mit dervölligen Dunkelheit endet diese Gebetszeit.

Die Zeit für , das Nachtgebet, türkischyatsı namazı, liegt in der Dunkelheit. Muslimi-sche Anleitungen zum Gebet unterscheidensich in der auch in der beispielhaft genanntenHadith offen bleibenden Frage, ob das Gebetimmer vor Mitternacht verrichtet wird, wie esnahe liegt, wenn eine Nachtruhe zum Schlafgewahrt wird, oder vielleicht auch noch nachMitternacht vor der Morgendämmerung.

Am Freitag, arabisch yaum , „Tag derVersammlung“, türkisch cuma, wird nach derWeisung der Sura in einer Siedlungmit mehreren muslimisch bewohnten Häusernein Gemeinschaftsgebet in der Moschee ver-richtet. Da die Sura ausdrücklich vorsieht, dasszum Gebet Handelsgeschäfte und Spiel unter-brochen werden, ist durch das Gemeinschafts-gebet nicht der ganze Freitag zu einem Feiertagerklärt157.

Erwachsene muslimische Männer, die ihrerSinne mächtig und dazu in der Lage sind, sindzum Gebet verpflichtet. Eine Tagung von 106türkischen muslimischen Gelehrten, die derHohe Rat des Präsidiums für religiöse Angele-genheiten der Türkischen Republik vom 15.-18. Mai 2002 in hielt mit dem Zieleine Konsens ( ) zu erzielen, wie er inislamischen Rechtsgrundsätzen eine der Wur-zeln des Rechts ist, also einem Rechtsgutach-ten (einem fatw ) als Grundlage dient, formu-lierte: „Frauen dürfen am täglichen Gemein-schaftsgebet, an Festgebeten, dem Freitags-gebet und an den Gebeten zu Beerdigungenteilnehmen. In Erwägung der Praxis zur Zeitdes Verehrten Propheten, ist es erforderlich,zur Teilnahme von Frauen und Kindern anFreitags- und Festgebeten zu ermutigen.“158

9. Islamische Kultur in Begegnung mitdem Sonnenjahr

Der Mondkalender, dem der Islam anders alsJudentum und Christentum weiterhin in einerkeine Kompromisse zulassenden Weise folgt,ist unabhängig von allen Jahreszeiten. JedesGebiet aber hat „seine jahreszeitlich bedingten

157 Sura 158 T. C. Diyanet GÜNCEL MESELELER TOPLANTISI — I, 21 (Präsidium für religiöseAngelegenheiten des Ministerpräsidiums derTürkischen Republik: Konsultation über gegen-wärtige religiöse Themen. Erste Tagung —übersetzt).

44

Traditionen, die sich auch durch den [...]Mondkalender nicht abschaffen ließen und dastägliche Leben, vor allem in ländlichen Gebie-ten, bestimmten“159. So hat die Verwendungdes vom gebotenen Kalenders nichtausgeschlossen, dass bis heute islamische Völ-ker neben und mit den Festen des islamischenKalenders auch Feste des agrarischen Jahreslau-fes begehen oder außer dem islamischen Neu-jahr ein Neujahrsfest zum Frühlingsanfang(persisch: Nouruz, „neuer Tag“) feiern.

So gab es in der Volkstradition für die Land-wirtschaft eine Form der Annäherung vonMond- und Sonnenjahr, die viel gröber ist alsder Metonische Zirkel, aber dafür leicht zähl-bar. Anstelle von zwölf Mondumläufen von29-30 Tagen ging man von 28 Einheiten vonje 13 Tagen aus, die noch erkennbar mit demRhythmus von Vollmond und Neumond ver-bunden bleiben und ein Jahr von 364 Tagenergeben.

Landwirtschaft war die Wirtschaftsgrundlagedes Osmanischen Reiches. Eine effektiveBesteuerung landwirtschaftlicher Produktemusste sich nach dem Erntejahr richten. DieEntwicklungen, zu denen die Wahrnehmungdieses Bedürfnisses führte, bereiteten in derspäteren Geschichte des Reiches den Abschiedvom islamischen Kalender für den öffentlichenBereich vor.

Im vom Hoch- und Tiefstand des Nil abhängi-gen Ägypten, dem klassischen Land der Be-rechnung von Sternen- und Sonnenjahr, hatteman das Erntejahr als für dieSteuerberechnung auch in islamischer Zeitbeibehalten. Entweder 243 oder 245 H.versuchte man dieses Jahr dem islamischenKalender anzugleichen, indem man bei derZählung jedes 33. übersprang160.

Im Jahr 1677 führte der Oberste Finanzdirek-tor ( Defterdar) Hasan (verst. 1684)diese Verbindung von Mondkalender und Son-nenkalender für das Osmanische Reich ein, zudem — häufig in gewisser Eigenständigkeit —auch Ägypten gehörte. 1740, als die Auslas-sung im Finanzkalender wieder erfolgt seindürfte, ordnete Finanzdirektor (Defterdar) AtifEfendi (verst. 1742) die Verlegung desJahresanfangs vom 1. Muharram (türkisch„Muharrem“) auf den 1. März an. 1794sicherte der Defterdar Morali Osman Efendi(verst. 1818) die Position des Finanzjahres(„ “, türkisch „mali sene“), indem 159 A. Schimmel, Das islamische Jahr, 17.160 Ähnliche Versuche gab es nach A. Schimmel,18, auch in anderen Gebieten des OsmanischenReichs.

nun trotz der Belastung, die die Differenzzwischem Hijri-Jahr (türkisch: „Hicri“) undMali-Jahr bedeutete, Ausgaben undAuszahlungen auf der Grundlage desFinanzjahres, also des Sonnenjahres, erfolg-ten161. Im Rahmen der nach westlichem Vor-bild vorgenommenen Reformen zur(Neu-)Ordnung (Tanzimat) des OsmanischenReiches wurde mit dem 13. März 1840 gre-gorianisch / 1. März 1256 Rumi der JulianischeKalender für den Finanzverkehr eingeführt.Als „Rumi-Mali-Kalender“162 führte er jedochdie Jahreszählung des bisherigen Finanzkalen-ders weiter. Da 1871, bei der einzigen nochfolgenden Gelegenheit, die Auslassung derJahreszahl nicht mehr vorgenommen wur-de163, entstand mit dem Jahr 1840 gregoria-nisch zwischen dem Gregorianischen und demRumi-Kalender eine Differenz von 585 Jahrenfür die Daten im Januar und Februar und von584 Jahren für die übrigen Daten. 1917ersetzte das Gesetz Nr. 125 vom 8. Februar1332 Rumi den Julianischen als Grundlage desRumi-Kalenders durch den GregorianischenKalender. Dies geschah, indem einerseits aufden 15. Februar ( 1332 der 1. März(Mart) 1333 folgte, also 13 Tage übersprungenwurden, und andererseits auf den 31. Dezember(damals: Kanunievvel164) 1333 der 1. Januar(damals: Kanunisani) 1334 folgte, also derJahresbeginn verlegt wurde, so dass seit 1334Rumi / 1918 gregorianisch die Jahre der beidenKalender vollständig parallel verlaufen. DieDifferenz beträgt seitdem für alle Daten 584Jahre.

161 Die Angaben dieses und des folgenden Absatzesnach T. C. Diyanet

M (Präsidium für religiöse Angele-genheiten des Ministerpräsidiums der TürkischenRepublik: Der Rumi-Kalender).A. Schimmel gibt 1798 als Jahr der Einführung desFinanzjahres an, der Historiker Uwe Becker 1789. Dietürkische Sozialwissenschaftlerin und Übersetzerin

Gönülsüz gibt abweichende Jahresangaben fürdie entscheidenden Termine der Veränderungen an.Sie lassen sich durch die Vermutung erklären, dasszwischen Osmanischem Finanzkalender undGregorianischem Kalender irreführend für einenfrühen Stichtag im Jahr, z.B. den 1. Januar,umgerechnet wurde.162 Entsprechend dem arabischen bezieht sich auchder türkische Sprachgebrauch des Wortes „Rum“(„Römer“) auf das oströmische (im Westen gern als„byzantinisch“ bezeichnete) Reich und auf einenAngehörigen der ehemaligen Reichskirche, der imWesten gern „griechisch(-orthodox)“ genannt wird.163 nach U. Becker, vgl. Gönülsüz.164 s. o. unter 3.2.

45

Mit Gesetz Nr. 698 vom 26. Dezember 1341Rumi führte die Türkische Republik vollständigden Gregorianischen Kalender ein, den siesachlich zutreffend als „Internationalen Ka-lender“ (Beynelmilel Takvim) bezeichnete.Dem 31. Dezember 1341 folgte der 1. Januar1926, so dass auch mit dem täglich ablesbarenDatum die Türkei in das ‚20. Jahrhundert’ ein-trat.

Der „Internationale Kalender“ wird in derTürkei jedoch gewöhnlich als „Miladi Tak-vim“ bezeichnet. „Milât“, eigentlich einaltertümliches Wort für „Geburt“, bezeichnetdas Christfest (entsprechend dem Wort„Natale“ im Italienischen165), so dass der Ka-lender als christlicher benannt ist. TürkischeTageszeitungen haben bis heute eine Rubrik, inder sie das Datum dreifach, nach dem Miladi-,dem Rumi- und dem Hicri-Kalender ange-ben166. Es leben noch zahlreiche Menschen,deren Geburtsdatum in ihren Personaldoku-menten nach dem Rumi-Kalender angegebenist.

Im Osmanischen Reich wurden die Stunden desTages als zwölf Stunden von Sonnenuntergangbis Sonnenaufgang gezählt, denen dann dieweiteren zwölf Stunden von Sonnenaufgang biszum erneuten Sonnenuntergang folgten. DieseZählung (nach dem Ruf zum Gebet, arabisch

, türkisch ezan, benannt als Ezâni; vonAusländern genannt „Alla Turca“) muss dabeiursprünglich eine sich verändernde Länge derStunden in Kauf genommen haben. „Häuser derZeitrechnung“ (Muvakkithâne) in Konstan-tinopel (Konstantiniye / , in denenAstronomen als Zeitberechner (Muvakkit) undAstrologen (Müneccim) arbeiteten, konntendabei die Stunden auch gleichzeitig Ezâni undZevâli (nach der Sonne, also nach westlichemBrauch von Mitternacht bis Mittag) anzeigen.Dasselbe galt für die in der zweiten Hälfte des19. Jahrhunderts in der osmanischen Welterrichteten Uhrtürme167.

Einzelne islamisch geprägte Staaten habengegenwärtige Lösungen, die weniger auf einelange Tradition zurückblicken, sondern durchderzeitige Herrschaftsverhältnisse mitbe-stimmt sind.

Ein durch die Sonne und den Zodiak (Tier-kreis) bestimmtes Finanzjahr verwendet seit 165 Im Türkischen heißt die Geburt und dieGeburt Christi milât. Im Spanischen heißt nascie-mento Geburt und Navidad(es) Geburt Christi.166 Das gilt auch für die Online-Fassung einestürkischen Kalenders, wie ihn Zeitungen abdrucken:< http://www.turktakvim.com > (23.12.2002).167 nach Klaus Kreiser, 172-182.

1989 das Königreich Saudi-Arabien. Esbeginnt an dem Tag, an dem die Sonne 11°Länge im Sternbild des Steinbocks erreicht undendet, wenn sie wieder bei 10° Länge im Stein-bock angekommen ist. Im Durchschnitt ent-spricht dies dem gregorianischen Jahr vom 1.Januar bis zum 31. Dezember. Damit werdenaber keine Schaltjahrregeln berücksichtigt. DerNationalfeiertag, der sich nach westlichenKalenderdaten auf den 22. September 1932bezieht, wird begangen, wenn die Sonne in dasSternbild der Waage tritt (22. / 23.September)168.

Schon die zurückliegende islamische Geschich-te kannte Herrscher, die mit ihrer Thronbe-steigung oder einem Datum innerhalb ihrerRegierungszeit ein neue Zeitrechnung begon-nen haben. Dschingis Khan (türkisch: ÇengizHan) und sein Nachfolger Ghazan (Khan von1295-1304) gehörten dazu, sowie mit starkerNachwirkung der Mogulkaiser Akbar (Regent-schaft von 1556-1605, zur Zeit der Gregoria-nischen Reform des Abendlands), dem weitereMogulherrscher folgten.

Zu den Kulturkreisen mit eigenständiger Ka-lendertradition, die eigene Hinweise erfordernwürden, gehört der persische. Wie der jüdischeist er älter als der christliche und muslimische,insofern etwa die Feier von schon vor2500 Jahren archäologisch belegt ist. DieserJahresbeginn mit der Frühlingstagundnacht-gleiche besteht bis heute und beeinflusst be-nachbarte und in Beziehung stehende Kulturen.Der Mathematiker und Dichter Khayyam (Ghiyath ibn Ibrahim an-Nisaburi al-Khayyami, 1048-1131) berechnete die Länge des Sonnenjahresauf 365,24219858156 Tage, eine Genauigkeit,die im Abendland für Jahrhunderte unerreichtblieb. In der Nachfolge alter zoroastrischer undachaimenidischer Kalender ( wurde auchals Geburtstag Zarathustras begangen) entwi-ckelte Khayyam die Kalenderreform der inIsfahan regierenden Seldschukenherrschaft.Malik-Schah, Sultan von 1072-1092, begannmit der Frühlingstagundnachtgleiche im Jahre471 H. (15. März 1079) eine neue Zeitrech-nung, die - oder Das neue Jahrbegann mit dem Eintritt der Sonne in dasSternzeichen des Widders. Geschah dies nachder astronomischen Berechnung vor 12 Uhrmittags, wurde der Tag als Neujahrstag( ) begangen. Andernfalls war am folgenden Tag, so dass sich alle drei bis vierJahre ein Schaltjahr ergab.

168 nach R. H. van Gent, The Umm al-QuraCalendar of Saudi Arabia, s. Anm. 131.

46

Während zur Zeit trotz der konzentriertenMondbeobachtung muslimischer Gläubiger undaußerhalb der der Astronomie folgendenWissenschaftszweige der „Gregorianische“oder „Neue“ Kalender mit seinen mesopota-misch-ägyptischen, römischen und christli-chen Bezügen bei allen Mängeln die Rolle einesWeltkalenders einnimmt, ist der genau-esteSonnenkalender dennoch weder der grego-rianische noch der nur in kirchlichen Kreisenbeachtete melitianische, der einen neuenKonflikt zwischen Osten und Westen auf dasJahr 2800 verschiebt, sondern der iranischeSonnenkalender. Er wird im Iran als bürgerli-cher Kalender neben dem islamischen ge-braucht. Als Hijri-Shamsi-Kalender (Sonnen-kalender nach der Hijra) setzt er die Jahre derHijra seit 1925 in Form von Sonnenjahrenfort, die mit beginnen. Das Jahr hatsechs Monate zu 31 Tagen, danach fünfMonate zu 30 Tagen und einen zwölftenMonat, dessen Länge zwischen 29 und 30Tagen schwankt. Die Frühjahrs- und Sommer-monate sind also länger als die Herbst- undWintermonate. Die Genauigkeit ergibt sichdurch eine sehr differenzierte Schaltjahrrege-lung. 2080 Jahre bilden einen vollständigenZyklus. Dieser unterteilt sich in die Unterzy-klen von 21 x 128 + 132 Jahren. Die 128-Jahres-Zyklen unterteilen sich in 29 Jahre + 3x 33 Jahre, der 132-Jahres-Zyklus in 29 + 2 x33 + 37 Jahre. Das 5., 9., 13., 17., 21., 25.und, soweit im Zyklus vorhanden, das 29., 33.,und 37. Jahr sind Schaltjahre. Wie ersichtlich,können Schaltjahre nach drei oder nach vierGemeinjahren auftreten. Vom gegenwärtigermittelten tropischen Sonnenjahr würdedieser Kalender erst in 141 000 Jahren umeinen Tag abweichen169.

169 nach Mohammed Heydari-Malayeri.

47

10. Neue Jahre — mit Sonne und Mond

In den vorstehenden Hinweisen sind Beziehun-gen zwischen christlichem und muslimischemKalender angedeutet und zu Tage getreten.Deutlich ist, dass beide Glaubensgemeinschaf-ten durch ein Festjahr das Leben der Gläubigengestalten, einen wiederkehrenden Rhythmussetzen und die Zeit in einem wesentlichen Sinn‚füllen‘ — damit aber über alle menschlicheZeit hinaus Gott ehren wollen. Sie sind über-zeugt, mit dem gemeinsam gelebten und gestal-teten Jahr der barmherzigen Zuwendung zuentsprechen, die Gott dieser Welt gewährt. Siesind sogar überzeugt, dem SchöpfungshandelnGottes zu entsprechen und in der Feier daranzu erinnern, wie die Welt von Gott gemeint istund auf welches Ziel sie zugeht. Dabei verbin-det konkret die uralte Wahrnehmung der Phä-nomene, die den Planeten Erde in die Bahnender Sonne, des Mondes und der anderen Ge-stirne einbinden, jüdische, christliche und mus-limische Gemeinschaft — gerade indem alledrei mit ihrem Bekenntnis zu dem einen Gott,dem Schöpfer und Herrn des Gerichts, die Ma-gie der Himmelskörper aus dem Mythos neh-men und einbinden in den Gottesdienst, derdem geoffenbarten Wort treu ist. Sie habendabei konkret immer die Hilfe der Astronomieund der Mathematik gebraucht — und verwen-den dementsprechend zur Zeit den Computer— während zugleich die Erwartungen an dieUmsetzung technischer Ideen, die sich jahr-zehntelang auf das Jahr 2000 richteten, ver-gessen sind. Insbesondere für Christinnen undChristen der westlichen Welt kann die Erarbei-tung der Geschichte ihrer Feste in eine Erinne-rung und Neugewinnung des Beziehungsreich-tums und der umfassenden Aussagekraft derVerkündigung dieser Feste führen.

In das 20. Jahrhundert brach die westlicheChristenheit mit ihren herausragenden Vertre-terinnen und Vertretern auf mit einem starkenBewusstsein, die moderne, säkular erlebte Weltbejahend zu gestalten. Die Schrift, die imdeutschsprachigen Protestantismus am Beginnder Jahrhunderts stand, ein halbes Jahrhundertlang glänzende Auflagenerfolge erlebte unddann sehr zurücktrat, Adolf von HarnacksVorlesung „Das Wesen des Christentum“, zeigtdies auch in ihrer eindrücklichen Konzentra-tion auf Kernaussagen ihres Verständnisses derBotschaft Jesu. Sie zeigt, was der mit diesemund anderen Büchern verbundenen Bildungs-schicht selbstverständlich war und weithinnoch und wieder ist: Angesichts der Überle-genheit des modernen — zumal protestanti-schen — Christentums gehören alle anderenReligionen im Grunde der Vergangenheit an.Versuche, den christlichen Kalender zu einemWeltkalender umzugestalten, dessen Entwürfe

vor allem in der ersten Jahrhunderthälfte ausälteren Anstößen entstanden, stehen, so not-wendig normierende Übereinkünfte in dertechnischen Welt auch sind, in diesem Be-wusstsein.

Die zu diesem Bewusstsein gehörenden Über-zeugungen sitzen tief. Sie dringen neu — imGrunde verzweifelt — hervor. Aber in ihrerWurzel sind Überlegenheitsgefühle und dasBewusstsein der eigenen kulturellen Sendungzerstört und unglaubwürdig geworden. Dasmenschliche Antlitz hat seine abgrundtiefdunkle Fratze enthüllt, am unfassbarsten indem zu großen Teilen gelungenen Versuch derVernichtung der Judenheit der Welt — in bibli-scher Sprache des „Augapfels“ Gottes (Sa-charja 2, 12), Israel. Es ist das Eingeständniserforderlich: Nur in dem Ablegen der Rüstun-gen aus Übermachtsbedürfnissen und Herr-schaftsansprüchen können Menschen einanderglauben und sich miteinander nach der altenBildsprache der Religionen ‚auf den Weg ma-chen‘. Und entsprach dies nicht immer demZeugnis Israels als ‚Licht der Völker‘, demIsaak-Weg und der Botschaft Jesu und seinerGemeinde und der Rechtleitung der Gottes-fürchtigen durch den

Die Verantwortung der universalen Menschheitfür das Leben und die Zukunft, für Gerech-tigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung,ist in das Unermessliche gewachsen. Aber unswird bewusst, dass wir die Verantwortung allen-falls ahnen und keinesfalls die Lösungen wis-sen. Zugleich entdecken wir die Menschheit alsin sich äußerst vielfach gegliedert, mit demBedürfnis nach unterschiedlichsten geschicht-lichen und regionalen Identifikationen, nachder — sehr unterschiedlich oder insgeheimgemeinsam empfundenen — Heimat, auch dervon Gott erhofften und geschenkten. VomÜbrigbleiben eines einzigen, sich selbst säkula-risierenden Glauben kann keine Rede mehrsein, gerade nachdem die Versuche, ihn durch-zusetzen, das Jahrhundert bis fast zum Endeausfüllten. Wir suchen die Wege und den Wegder ganz Verschiedenen, die sich in Zukunftnicht mehr gegeneinander richten. Das Glau-benden von Gott geschenkte, verpflichtendeZeugnis will neu ausgesprochen und gelebtsein, aber es erfordert ebenso, den anderen, dieandere zu hören und mit ihm, mit ihr zu leben.

Die Einheit der Christenheit hat im gesamtenzu Ende gegangenen Jahrtausend niemals sol-che Fortschritte genommen wie in seinemletzten Jahrhundert. Aber gerade am Ende desJahrhunderts stellen sich Unterschiede als dochunüberwindbar dar. Wir wollen nun eine Ein-heit in ‚versöhnter Verschiedenheit‘. Und tre-ten nicht die Beziehungen zwischen jüdischer,

48

christlicher und muslimischer Gemeinschaftzunehmend deutlich hervor — bei weitemnicht im angenehmen Bild des gleichschenkli-gen Dreiecks darzustellen, sondern eher in denje einzelnen möglichen Beziehungen unent-wirrbar? Aber sie könnten sich in ihrerschmerzlich hochgefährlichen Verstrickung alsunaufgebbare Beziehungen erweisen, auf die wirnicht mehr verzichten können.

Die Christenheit ist auch bei dem vermeintlichkaum bedeutenden Thema des Kalenders wedergut beraten, wo sie sich selbst aufgibt, noch wosie sich für überlegen hält. Weder mit demRückzug in sich selbst, in weltfremde Argu-mentationen oder den Verzicht auf alle Argu-mentationen, noch mit der Auflösung ihrerAnliegen und Einsichten in Unverbindlichkeit,in säkulare Interessen und scheinbar zwingendeNotwendigkeiten. Sie sollte beim Kalender ihreinnere Gemeinsamkeit in der Vielfalt nicht ge-ring achten, sondern sie zu verwirklichen su-chen. Sie sollte sich — warum nicht durch diein vielen Nächten sichtbaren Phasen des Mon-des? — auch der Gemeinsamkeiten mit Juden-heit und Islam bewusst werden. Sie kann bei

allen für die Zukunft strittigen und offenenFragen der Hebräischen Bibel vertrauen (Sa-charja 8, 22, verdeutscht von Martin Buber):

Horst Kannemann

www.horstkannemann.de

überarbeitet am 28. Januar 2003

49

Literatur zu den Hinweisen zum christlichen und muslimischen Kalender

1. Quellen und Hilfsmittel

2000 Jahre Christentum. Illustrierte Kirchengeschichte in Farbe, hg. Günter Stemberger, 1983

[ ] Hasan, Ahmad: Partial Translation of Sunan Abu-Dawud, in: Islamic Server ofMSA-USC [Muslim Students Association at the University of Southern California]<http://www.usc.edu/dept/MSA/fundamentals/hadithsunnah/abudawud> (29.12.2002)

Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel, übersetzt und erläutert von Paul Riessler, 4. A. 1979

und seine ungefähre Bedeutung in deutscher Sprache, hg. 15. A. 1419 / 1998

Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Osterdatum. ÖRK-MÖKR-Konsultation, Aleppo, Syrien, 5.bis 10. März 1997, in: Ökumenische Rundschau, 46. Jg. 1997, 473-488

Augustinus: De civitate Dei, in: Sumio Nakagawa: Workshop for Ancient and MedievalPhilosophy <http://phil.flet.mita.keio.ac.jp/person/nakagawa/texts.html#august> (11.05.2003 —mehrfach im Internet gespiegelt)

[Augustinus] St. Aurelius Augustin: City of God, in: Christian Classics Ethereal Library at CalvinCollege: Nicene and Post-Nicene Fathers, Series I, Vol. II. <http://www.ccel.org/fathers2/NPNF1-02/TOC.htm> (23.10.2000)

Aurelius Augustinus: Von der Gottesstadt (De civitate Dei, 413-427). in: Augustinus. Ausgewähltund vorgestellt von Kurt Flasch. 1997, 204-423.

[Beda] Venerabilis Bedae Historia Ecclesiastica gentis Anglorum. Textum secundum editionem,quam paraverant B[ertram] Colgrave et R[oger] A[ubrey] B[askerville] Mynors / Beda der Ehr-würdige: Kirchengeschichte des englischen Volkes, hg. Günter Spitzbart, 2. A. 1997

[Bukhari] Khan, M. Muhsin: Translation of Sahih Bukhari, in: Islamic Server of MSA-USC[Muslim Students Association at the University of Southern California]<http://www.usc.edu/dept/MSA/fundamentals/hadithsunnah/bukhari> (25.12.1999)

[Bukhari] Nachrichten von Taten und Aussprüchen des Propheten Muhammad,hg. Dieter Ferchl, 1991

Bundesverfassungsgericht: Urteil des Ersten Senats vom 15. Januar 2002 - 1 BvR 1783/99 -.<http://www.bundesverfassungsgericht.de/entscheidungen/frames/rs20020115_1bvr178399>(25.01.2002)

Bundesverfassungsgericht - Pressestelle: Pressemitteilung Nr. 2/2002 vom 15. Januar 2002.Schächterlaubnis für muslimischen Metzger.<http://www.bundesverfassungsgericht.de/bverfg_cgi/pressemitteilungen/frames/bvg2-02>(25.01.2002)

Censorinus: De Die Natale Liber ad Q. Caerellium, hg. Ivan Cholodniak, 1889 / Sur le jour natal,hg. C[harles-] L[ouis] F. Panckoucke, 1843, in: William Thayer: LacusCurtius: vers le cœur dumonde romaine.<http://www.ukans.edu/history/index/europe/ancient_rome/L/Roman/Texts/Censorinus/text*.html#2.2> (14.02.2002)<http://www.ukans.edu/history/index/europe/ancient_rome/F/Roman/Texts/Censorinus/text*.html> (13.02.2002)

Christian Classics Ethereal Library at Calvin College: Nicene and Post-Nicene Fathers, Series II,Vol. XIV.

zu den Osterentscheidungen des Konzils von Níkaia:

<http://www.ccel.org/fathers2/NPNF2-14/Npnf2-14-27.htm> (20.04.2001)<http://www.ccel.org/fathers2/NPNF2-14/Npnf2-14-28.htm> (20.04.2001)<http://www.ccel.org/fathers2/NPNF2-14/Npnf2-14-29.htm> (20.04.2001)<http://www.ccel.org/fathers2/NPNF2-14/footnote/fn14.htm#P1409_332618> (20.04.2001)

50

Constantine I: On the Keeping of Easter, nach: The Seven Ecumenical Councils of the UndividedChurch, ed. Henry A. Percival, Vol XIV 2, edd. Philip Schaff / Henry Wace, Repr. 1988. in: Me-dieval Sourcebook, ed. Paul Halsall, 1996. <http://www.fordham.edu/halsall/source/const1-easter.html> (09.01.2002)

Der babylonische Talmud. Nach der ersten zensurfreien Ausgabe unter Berücksichtigung der neuenAusgaben und handschriftlichen Materials ins Deutsche übersetzt von Lazarus Goldschmidt.Sonderausgabe 2002.

Der gnadenreiche Koran (Kur’ânı Kerîm). Originaltext mit deutscher Übersetzung [Max Henning(Pseudonym)], hg. Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V., 1991

Der Koran. Übersetzung von Adel Theodor Khoury unter Mitwirkung von Muhammad Salim Abd-ullah, 1987

Die Apostolischen Väter. Neubearbeitung der Funkschen Ausgabe von Karl Bihlmeyer. 3. A. ErsterTeil, 1970

Die fünf Bücher der Weisung. Verdeutscht von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig. 9.A. der neubearbeiteten Ausgabe von 1954. 1976

Documents from the First Council of Nicea (The First Ecumenical Council) A.D. 325, in: The Se-ven Ecumenical Councils of the Undivided Church, ed. Henry A. Percival, Vol XIV 2, edd. PhilipSchaff / Henry Wace, Repr. 1988. <http://www.fordham.edu/halsall/basis/nicea1.txt> (02.01.2001)

Eusebius von Caesarea: Kirchengeschichte, hg. Heinrich Kraft. Studienausgabe, 1997

Eusebius von Caesarea: The Life of the Blessed Emperor Constantine, nach: Nicene and Post-Nicene Fathers, 2nd Series, ed. P[hilip] Schaff / H[enry] Wace, Repr. 1955, in: Medieval Source-book, ed. Paul Halsall, 1997. <http://www.fordham.edu/halsall/basis/vita-constantine.html>(09.01.2002)

Evangelischer Pressedienst (epd) — Landesdienst Hessen: Verwaltungsgericht Gießen genehmigtSchächten (0036/15.1.03) <http://www.epd.de/hessen/731_12396.htm> (19.01.2003)

Flavius Josephus: Jüdische Altertümer, hg. Heinrich Clementz, 7. A. 1987

Gesenius, [Friedrich Heinrich] Wilhelm: Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über dasAlte Testament, in Verbindung mit [Friedrich David] H[einrich] Zimmern, W. Max Müller undO[tto] Weber bearbeitet von Frants Buhl. 17. A. 1915, Neudruck 1962

Gießener Allgemeine (pm/ik): Türkischer Metzger darf Tiere ohne Betäubung schlachten.Verwaltungsgericht: Ausnahmegenehmigung zum Schächten von Rindern und Schafen ist unterstrengen Auflagen zu erteilen. Nummer 13 — 58. Jahrgang. Donnerstag, 16. Januar 2003, 26

Gießener Allgemeine ONLINE: Türkischer Metzger darf Tiere ohne Betäubung schlachten —Auflagen. [16. Januar 2003]<http://www.giessener-allgemeine.de/redaktion/mittelhessen_az.php?ART=art1> (15.01.2003)

Ibn : Das Leben des Propheten, hg. Gernot Rotter, 1999

Katechismus der Katholischen Kirche, in: Gemeinschaft vom heiligen Josef (verantwortlich: JosefSpindelböck): stjosef.at. SANKT JOSEF <http://www.stjosef.at/kkk> (03.11.2000)

Leslau, Wolf: Comparative Dictionary of (Classical Ethiopic). -English / English- with an index of the Semitic roots, 1991

Macrobius, Ambrosius Theodosius: Saturnalia, nach Ludwig von Jan hg. Gottfried Bass. 1852. On-line-Ausgabe in: William Thayer: LacusCurtius: vers le cœur du monde romaine.<http://www.ukans.edu/history/index/europe/ancient_rome/E/Roman/Texts/Macrobius/Saturnalia/home.html> (14.07.2002)

Maïmonide, Moïse: Le Guide des égarés. Le Traité des huit chapitres. Nouvelle édition revue parCharles Mopsik, 1979

Paret, Rudi: Der Koran. Kommentar und Konkordanz, 1980

[Plinius] C. Plinius Secundus: Naturalis historiae, ed. Karl Mayhoff, 1892-1909. Online-Ausgabein: William Thayer: LacusCurtius: vers le cœur du monde romaine.<http://www.ukans.edu/history/index/europe/ancient_rome/E/Roman/Texts/Pliny_the_Elder/home.html> (22.02.2002)

51

[ ] [ ]. Israels Gebete übersetzt und erläutert vonSamson Raphael Hirsch, 1992

So sprach der Prophet. Worte aus der islamischen Überlieferung, hg. Adel Theodor Khoury, 1988

Steuerwald, Karl: Türkçe-Almanca ve Almanca-Türkçe Langenscheidt Cep Birinci Kızım:Türkçe-Almanca / Langenscheidts Taschenwörterbuch der türkischen und deutschen Sprache TeilI: Türkisch-Deutsch, 25. A. 1992

T.C.

T. C. Diyanet GÜNCEL MESELELER TOPLANTISI — I. SONUÇ . 18 Mayıs 2002 <http://www.diyanet.gov.tr/duyurular/sonucbild.htm> (28.12.2002) / CURRENT RELIGIOUSISSUES CONSULTATION. MEETING I — FINAL COMMUNIQUÉ. May 18, 2002. Istanbul<http://www.diyanet.gov.tr/duyurular/istisariingl.htm> (08.11.2002)

[Thomas] S. Thomae Aquinati Summa Theologiae, in: S. Thomae Aquinate Opera Omnia 2, cu-rante Roberto Busa, 1980, 184-926

Wehr, Hans: Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart. Arabisch - Deutsch. 5.A. Unter Mitwirkung von Lorenz Kropfitsch neu bearbeitet und erweitert, 1985, Nachdruck 1998

World Council of Churches Office of Communication: WCC Feature 1 April 1999. Two Easters?Towards a common date for Easter. <http://www.wcc-coe.org/wcc/news/press/99/01feat.html>(01.09.2001)

World Council of Churches: Press Release For Immediate Use 24 March 1997. The Date ofEaster: Science offers Solution to ancient religious Problem.<http://www.smart.net/~mmontes/pr.wcc.19970324.html> (01.09.2001)

Zaidan, Amir M[uhammad] A[dib]: At-tafsir. Eine philologisch, islamologisch fundierte Erläute-rung des Quran-Textes, 1421 n. H. / 2000 n. Chr. [Online-Ausgabe <http://www.irh-info.de/onlinerequest/at-tafsir.zip> (05.11.2001)]

2. Aufsätze und Monographien

A Handbook of Dates. For students of British history, ed. C[harles] R[obert] Cheney. New editionrevised by Michael Jones. 2000 [Kapitel 1 ist zugänglich unter<http://assets.cambridge.org/0521770955/sample/0521770955WSC00.PDF> (28.12.2001)]

, Smail: Ruf vom Minarett. Weltislam heute — Renaissance oder Rückfall? EineSelbstdarstellung. 3. A. 1984

Bautz, Friedrich Wilhelm: GREGOR XIII., Papst, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexi-kon, II, 1990, Sp. 323-325. <http://www.bautz.de/bbkl/g/gregor_xiii.shtml> (01.01.2001)

Bautz, Friedrich Wilhelm: ANIANUS, alexandrinischer Mönch, in: Biographisch-BibliographischesKirchenlexikon, I, 1990, Sp. 175-176. <http://www.bautz.de/bbkl/a/anianus_a_m.shtml>(19.01.2002)

Becker-Huberti, Manfred: Feiern, Feste, Jahreszeiten. Lebendige Bräuche im ganzen Jahr. Ge-schichte und Geschichten, Lieder und Legenden. 1998

Bieri, Ernst: Julius Cäsar und Dionysius Exiguus. Über die Herkunft unseres Kalenders. Neue Zür-cher Zeitung LITERATUR UND KUNST Nr. 289, Samstag, 11.12.1999, 84<http://www.kzu.ch/fach/as/aktuell/1999/millenium/kalender.htm> (16.11.2000)

Borst, Arno: Computus. Zeit und Zahl in der Geschichte Europas, 2. A. 1999

Brandt, A[hasver] von: Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die Historischen Hilfswis-senschaften, 6. A. 1971

Brandt, Hermann: Zeiterfahrung und Zeitrechnung, in: Materialdienst der Evangelischen Zentral-stelle für Weltanschauungsfragen, 63. Jg. 2000, 3-13

52

Boumis, Panagiotis: Grundriß des kanonischen Rechts der orthodoxen Kirche, in: Handbuch derOstkirchenkunde Band III, hg. Wilhelm Nyssen / Hans-Joachim Schulz / Paul Wiertz, 1997, 145-179

Buhl, Frants: Das Leben Muhammeds, 2. A. 1955

Busse, Heribert: Die theologischen Beziehungen des Islams zu Judentum und Christentum. Grundla-gen des Dialogs im Koran und die gegenwärtige Situation, 1988

Cavdar, Ibrahim: Streitfall: Muslimen das Schächten erlauben! in: Die Woche Nr. 14 / 3. April1998, 2

Chadwick, Henry: Die Kirche in der antiken Welt, 1972

Christus in euch: Hoffnung auf Herrlichkeit. Orthodoxes Glaubensbuch für erwachsene und heran-wachsende Gläubige, hg. Sergius Heitz, erarbeitet von Susanne Hausamman / Sergius Heitz. Neuauf-lage in Zusammenarbeit mit der serbisch-orthodoxen Mönchsskite des heiligen Spyridon in Geil-nau, 1994

Colpe, Carsten: Hintergründe der christlichen Zeitrechnung. Theologischer Begriff und politischeAbsicht im Kalender des Dionysius Exiguus, in: Berliner Theologische Zeitschrift, 16. Jg. 1999,232-257

Cullmann, Oscar: Die Entstehung des Weihnachtsfestes und die Herkunft des Weihnachtsbaumes,Neuausgabe 1990

Daten zur antiken Chronologie und Geschichte, hg. Marieluise Deißmann, 1990

Der jüdische Kalender Fünftausendsiebenhundertachtundfünfzig 1997-1998, 15. Jg., hg. HenrykM. Broder / Hilde Recher unter Mitarbeit von Ellen Presser und Gerlinde Rüdiger-Wörle

Der jüdische Kalender Fünftausendsiebenhunderteinundsechzig 2000-2001, 18. Jg., hg. Henryk M.Broder / Hilde Recher unter Mitarbeit von Ellen Presser und Gerlinde Rüdiger-Wörle

Djebar, Assia [Pseudonym]: Fern von Medina, 1997

Dogget, L[eRoy] E.: Calendars, in: Explanatory Supplement to the Astronomical Almanac, ed. P.Kenneth Seidelmann. Online-Version in Lyle Huber: Homepage<http://astro.nmsu.edu/~lhuber/leaphist.html> (27.12.2001)

Duncan, David Ewing: Der Kalender. Auf der Suche nach der richtigen Zeit, 1999

Ehrhardt, Heiko: „I want to believe“. Religiöse Sehnsucht in populären Science-Fiction-Filmen,in: Heiko Ehrhardt / Michael Landgraf: „Beam me up, Scotty!“. Religiöse Elemente in populärerScience-Fiction. EZW-Texte 157, 2001, 2-24

Ekrutt, Joachim W.: Der Kalender im Wandel der Zeiten. 5000 Jahre Zeitberechnung.<http://www.geocities.com/CapitolHill/Lobby/2554/kalender.htm> (01.01.2001)

Emmendörfer-Brößler, Claudia: Zarathustra und das Jahr 2000. Warum sich nicht „alle Welt“ imMillenium-Taumel befindet, in: Frankfurter Rundschau, 55. Jg., Nr. 30 Silvester, 1999, 9

Fatoum, Aly: Abraham. Vater der Propheten im Judentum, Christentum und Eine religions-historische Untersuchung auf dem Gebiet der vergleichenden Religionswissenschaft, in: Friede auf , hg. , 3. A. 1414 (1993), 17-72

Feldtkeller, Andreas: Die ›Mutter der Kirchen‹ im ›Haus des Islam‹. Gegenseitige Wahrnehmungenvon arabischen Christen und Muslimen im West- und Ostjordanland, 1998

Gandow, Thomas: Ist das Weihnachtsfest etwa heidnisch? Die Kundenzeitschrift der Bahn erfindet„gänzlich heidnischen Ursprung“ des Christfestes, in: ideaSpektrum Nr. 51/52, 20. Dezember2000, 16-17

Girgis, Samir Fawzy: Was ist die Koptisch-Orthodoxe Kirche von Alexandrien, St. Pachomius Pu-blikationen X, 1991

Grotefend, Hermann: Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit,13. A. [hg. Jürgen Asch], 1991

Halm, Heinz: Die Schia, 1988

Harnack, Adolf von: Das Wesen des Christentums, 1977

Harnoncourt, Philipp: Ausdrucksformen des Glaubens. Liturgie, Ikonen, Kirchenbau, Gesang, in:Dietmar W. Winkler / Klaus Augustin: Die Ostkirchen. Ein Leitfaden, hg. im Auftrag von Pro

53

Oriente — Sektion Graz aus Anlaß der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung, 1997,135-143

Hartmann, Richard: Die Religion des Islam. Eine Einführung. Neuausgabe, hg. Annemarie Schim-mel, 1992

Hayoun, Maurice-Ruben: Maimonides. Arzt und Philosoph im Mittelalter. Eine Biographie. 1999

Heine, Peter: Speisevorschriften und Veterinärsrecht, in: Adel Theodor Khoury / Peter Heine /Janbernd Oebbecke, Handbuch Recht und Kultur des Islams in der deutschen Gesellschaft. Problemeim Alltag — Hintergründe — Antworten, 2000, 171-176

Heller, Dagmar: Das liturgische Jahr — Gestaltete Zeit. Eine Gedankenskizze, in: ÖkumenischeRundschau, 49. Jg. 2000, 200-204

Heller, Dagmar: Das Osterdatum — kirchentrennend? in: Ökumenische Rundschau, 46. Jg. 1997,456-466

Hirschler, Horst: Wofür ist der Mond da? in: Erzählende Predigten, in Zusammenarbeit mit HansWerner Dannowski und Heinz-Dieter Knigge hg. von Horst Nitschke, 2. A. 1977, 78-79

Holtz, Traugott / Senn, Frank C. / Schnitker, Thaddäus A.: Ostern, in: Evangelisches Kirchenlexi-kon. Internationale theologische Enzyklopädie, hg. Erwin Fahlbusch u.a., Dritter Band, 1992,976-981

Imhof, Paul / Bertel, Martin: Paulus auf Reisen. Abenteuerliche Entdeckungen auf den Spuren desApostels, 1995

Jasper, Gerhard: Christen und Muslime — heute. 12 Thesen für die Synode des KirchenkreisesBraunfels am 22.6.1996

Kaufmann, Thomas: Römisches und evangelisches Jubeljahr 1600. Konfessionskulturelle Deu-tungsalternativen der Zeit im Jahrhundert der Reformation, in: Millenium. Deutungen zumchristlichen Mythos der Jahrtausendwende. Mit Beiträgen von Christoph Bochinger u.a., 1999,73-136

Keller, Hans-Ulrich: Der Stern der Weisen — Astronomische Informationen. Katechetische Blät-ter 123 (1998) 380-381.<http://www.uni-essen.de/Ev-Theologie/courses/course-stuff/lit-keller-stern.htm> (26.12.2000)

Khoury, Adel Theodor: Christen unterm Halbmond. Religiöse Minderheiten unter der Herrschaftdes Islam, 1994

Khoury, Adel Theodor: Speisevorschriften und das Problem des erlaubten Schächtens, in: AdelTheodor Khoury / Peter Heine / Janbernd Oebbecke, Handbuch Recht und Kultur des Islams in derdeutschen Gesellschaft. Probleme im Alltag — Hintergründe — Antworten, 2000, 171-183

Khoury, Adel Theodor: Das Pflichtgebet, aaO., 75-92

Klappert, Bertold: Abraham eint und unterscheidet. Begründungen und Perspektiven eines nötigenTrialogs zwischen Juden, Christen und Muslimen, in: RheinReden 1, 1996, 21-64 (gekürzt in: Be-kenntnis zu dem einen Gott? Christen und Muslime zwischen Mission und Dialog, hg. RudolfWeth, 2000, 98-122)

Kreiser, Klaus: Istanbul. Ein historisch-literarischer Stadtführer, 2001

Krusch, Bruno: Studien zur christlich-mittelalterlichen Chronologie. Die Entstehung unserer heuti-gen Zeitrechnung. I. Victorius. Ersatz der fehlerhaften Ausgabe Mommsens in den M.G. II. Diony-sius Exiguus, der Begründer der christlichen Ära, 1938

Loth, Heinz-Jürgen: Judentum, in: Heilige Stätten, hg. Udo Tworuschka, 1994, 44-69

Maennchen, Philipp: Gauss als Zahlenrechner. Carl Friedrich Gauss: Werke, hg. Gesellschaft derWissenschaften zu Göttingen. Zehnten Bandes Zweite Abteilung. Abhandlung 6, 1930. Online-Ausgabe: Göttinger Digitalisierungs-Zentrum<http://134.76.163.65/servlet/digbib?template=view.html&id=139059&startpage=553&endpage=553&image-path=http://134.76.176.141/cgi-bin/letgifsfly.cgi&image-subpath=/3608&image-sub-path=3608&pagenumber=553&imageset-id=3608> (09.08.2002)

Maier, Hans: Die christliche Zeitrechnung, 4. A. 1997

Malitz, Jürgen: Die Kalenderreform Caesars. Ein Beitrag zur Geschichte seiner Spätzeit, in: An-cient Society 18. 1987, 103-131 <http://www.gnomon.ku-eichstaett.de/LAG/kalender.html>(18.02.2002) [zitiert wird nach der Online-Fassung]

54

Mann, Thomas: Joseph und seine Brüder. Der erste Roman: Die Geschichten Jaakobs, 1997

McCarthy, Daniel P.: The Origin of the Latercus Paschal Cycle of the Insular Celtic Churches, in:Cambrian Medieval Celtic Studies 28, 1994, 25-49.<http://www.cs.tcd.ie/Dan.McCarthy/pubs/Principles.ps> (28.12.2001) [zitiert wird nach der On-line-Fassung]

Mechels, Eberhard L. J.: Kirche und gesellschaftliche Umwelt. Thomas — Luther — Barth, 1990

Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Band 1. 6. A, 1874, Lizenzausgabe 2000

Müller, Franz: Der vergessene Mönch. Wie Dionysius Exiguus die Zeitrechnung erfand, in: Berli-ner Zeitung. Magazin, 07.08.1999.<http://www.berlinonline.de/wissen/berliner_zeitung/archiv/1999/0807/magazin/0008>(16.11.2000)

Musharbash, Yassin: Schächten ist nicht islamistisch. Die Muslime emanzipieren sich von ihrenalten Autoritäten, in: die tageszeitung Nr. 6651 vom 16.01.2002, 12<http://www.taz.de/pt/2002/01/16/a0170.nf/text.name,askHv3bjJ.n,3> (12.09.2002)

Ott, Michael: Pope Gregory XIII (Ugo Buoncampagni), in: Catholic Encyclopedia, 1913. Elec-tronic version, 1998. <http://www.newadvent.org/Popes/ppgr13.htm> (16.11.2000)

Pallarès, Joan Gómez con la Colaboración de Emma Puigvert y Rosario Perea: Studia Chronolo-gica. Estudios sobre manuscritos latinos de Cómputo, 1998.<http://hipatia.uab.es/JG/computus.pdf> (28.12.2001)

Papandreou, Damaskinos: Zur Vorbereitung des Panorthodoxen Konzils, in: Handbuch derOstkirchenkunde Band III, hg. Wilhelm Nyssen / Hans-Joachim Schulz / Paul Wiertz, 1997, 261-286

Pichot, André: Die Geburt der Wissenschaft. Von den Babyloniern zu den frühen Griechen, 1995

Rahner, Hugo: Griechische Mythen in christlicher Deutung, 3. A. 1957

Reformierte Nachrichten (rna): Zweimal Ostern. Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Osterda-tum. 08. April 1999 / 15:44:36. <http://www.ref.ch/rna/meldungen/2114.htm> (02.01.2001)

Reingold, Edward M. / Dershowitz, Nachum: Calendrical Calculations. The Millenium Edition.2001 [Neben anderen Teilen ist das Vorwort online zugänglich in: dies.: The Calendarists<http://emr.cs.iit.edu/home/reingold/calendar-book/second-edition/CUP-preface.pdf>(07.04.2002)

Schimmel, Annemarie: Und Muhammad ist Sein Prophet. Die Verehrung des Propheten in der is-lamischen Frömmigkeit, 2. A. 1989

Schimmel, Annemarie: Was hat ein Auge und keinen Kopf? 300 türkische Volksrätsel. 1990

Schimmel, Annemarie: Das islamische Jahr. Zeiten und Feste, 2001

Schmidt, Thomas: Der Kalender als Hindernis und Hilfsmittel im interreligiösen Dialog, in: Geistli-che Orientierung im 3. Jahrtausend. Texte zum Interreligiösen Dialog, hg. Matthias Viertel. Hof-geismarer Protokolle 323, 11-31

Schweitzer, Albert: Geschichte der Leben-Jesu-Forschung. 3. A. des Taschenbuches, 1977

Stegemann, Hartmut: Die Essener, Qumran, Johannes der Täufer und Jesus. Ein Sachbuch, 1993

Stöhr, Martin, Zur Geschichte des Sonntags - Konsequenzen für heute. Vortrag auf einemLOMDIM-Seminar im Ostertal, September 1995, in: Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israelin Hessen und Nassau: Materialdienst Nr. 5/Oktober 1999.<http://www.dike.de/Lomdim/md0599/01md0599.html> (03.11.2000)

Thiele, Friedrich: Religiöse Feste der Juden, Christen und Moslems. Daten und Erläuterungen,1983 (nach: Israel Lippel: The Book of Feasts in the Holy Land, 1982)

Thompson, Damian: Das rätselhafte Jahr 1000, in: concilium, 34. Jahrgang, 1998, 396-405

Thurston, Herbert: Dates and Dating, in: Catholic Encyclopedia IV, 1908. Online edition, hg. Ke-vin Knight. 1999 <http://www.newadvent.org/cathen/04636c.htm> (28.12.2001)

Thurston, Herbert: Easter Controversy, in: Catholic Encyclopedia V, 1909. Online edition, hg.Kevin Knight, 1999. <http://www.newadvent.org/cathen/05228a.htm> (03.01.2002)

55

Tøndering, Claus: Frequently Asked Questions about Calendars. Version 2.4. 28 October 2001.<http://www.pauahtun.org/CalendarFAQ/cal/calendar24.pdf> (03.02.2002)

Trapp, Wolfgang. Kleines Handbuch der Maße, Zahlen, Gewichte und der Zeitrechnung. Mit Ta-bellen und Abbildungen, 1998

Vasold, Manfred: Zweimal Silvester! Mehr als ein Jahrhundert lang galten in Deutschland verschie-dene Kalender — was bizarre Folgen hatte, in: DIE ZEIT 54. Jg., Nr. 1, 29. Dezember 1999, 72

Veitch, James A.: Editorial. Dionysius Exiguus, in: The Fourth R 12, 6, September/December1999. <http://www.westarinstitute.org/Periodicals/4R_Articles/Dionysius/dionysius.html>(27.12.2001)

Vorländer, Karin: Der Kalender — Garant für verbindliche Verabredungen. Wie ist er entstanden?in: Christuszeit: zweitausend Jahre Zeitenwende, hg. Rüdiger Bieber, 1999, 20-23

Voss, Gerhard: Kosmische Symbolsprache. Die Weltchristenheit braucht ein ökumenisches Oster-datum, in: Evangelische Kommentare 1998, 219-222

Voss, Gerhard: Christliche Astralmystik, in: Geistliche Orientierung im 3. Jahrtausend. Texte zumInterreligiösen Dialog, hg. Matthias Viertel. Hofgeismarer Protokolle 323, 133-150

Voß, Klaus Peter: Ökumene im Mittleren Osten. Der Mittelöstliche Kirchenrat, in: Ulrich Heckel,u.a.: Gepriesen sei Gott, der uns segnet in Christus (Eph 1,3-14). Materialien für Gemeindearbeitund Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen 2000, 1999, 4-7

Watt, W[illiam] Montgomery / Welch, Alford T.: Der Islam. I Mohammed und die Frühzeit —Islamisches Recht — Religiöses Leben, 1980

Weichenhan, Michael: Kalendergeschichten. Überlegungen zur christlichen Zeitrechnung. EZW-Texte 152, 2000

Weigand, Rudolf: Dionysius Exiguus, in: Lexikon der antiken christlichen Literatur, hg. SiegmarKöpp und Wilhelm Geerlings unter Mitarbeit von Peter Bruns, Georg Röwekamp und MatthiasSkeb, 1998, 176-178

3. Internetseiten

Das Angebot an Netzseiten zu den Themen Zeit und Kalender ist kaum überschaubar. Auch ist er-kannt worden, dass es eine Beziehung des „Computers“ zum alten Kalender-Computus gibt. Diefolgende Auswahl ist nicht repräsentativ. Zahlreiche Seiten führen zu weiteren Hinweisen.

Zu den besonders qualifizierten Angeboten zählen zweifellos:

Audette, Rodolphe: Les textes constitutifs du calendrier grégorien.<http://hermes.ulaval.ca/~sitrau/calgreg/calgreg.html> (16.11.2000). Der Autor, Informatiker,stellt Texte u.a. des Konzils von Níkaia, des Dionysius Exiguus und der Gregorianischen Reformzur Verfügung.

Benediktinerabtei Metten: Kalender. <http://www.kloster-metten.de/kalender.htm> (16.11.2000).Verweist u.a. auch auf die von R. Audette zur Verfügung gestellten Texte.

Gent, Robert Harry van: The Homepage <http://www.phys.uu.nl/~vgent/homepage.htm>(02.01.2002)

McCarty, Rick: Homepage for Calendar Reform featuring The World Calendar.<http://personal.ecu.edu/mccartyr/calendar-reform.html> (12.02.2002) Auch diese Seite über-nimmt Dokumente der Gregorianischen Reform von R. Audette.

Metz, Herbert: Kalender - Computus. Die Grundlagen des julianischen und gregorianischen Kalen-ders. <http://www.computus.de/menton/menton.htm> (02.01.2001)

Montes, Marcos J.: Calculation of the Ecclesiastical Calendar.<http://www.smart.net/~mmontes/ec-cal.html> (01.09.2001)

Morris, William: William’s Lunar Tree Calendar 2001. <http://www.moonwise.co.uk>(01.09.2001)

Nüsseler, Werner: Zeit — Kalender — Uhren.<http://www.fortunecity.de/parkalleen/goldschmied/17/zeit.htm> (01.01.2001)

56

Ross, Kelley Lee: The Proceeding of the Friesian School, Fourth Series.<http://www.friesian.com> (22.12.2001)

Ebenso die Seiten, die sich mit der Bestimmung der Monate des islamischen Kalenders befassenund dabei Entscheidungen muslimischer Organisationen und Staaten häufig kritisieren:

Ahmed, Monzur: Monz’s Homepage. <http://www.starlight.demon.co.uk> (08.12.2002)

Jordanian Astronomical Society (JAS): <http://www.jas.org.jo> (15.11.2001)

Shaukat, S. Khalid: Moonsighting.com. <http://moonsighting.com/home.html> (24.10.2000),inzwischen neu gestaltet.

Yücel, Kadir: Mondsichtung. <http://www.mondsichtung.de> (15.11.2001); seit September 2002neu gestaltet unter <http://mond.emercator.de> (08.12.2002)

In den vorstehenden Hinweisen wurden aber auch mit Gewinn verwendet:

Abtei Königsmünster Meschede: Einführung in die Chronologie.<http://www.koenigsmuenster.de/rsk/einfuehrung.htm> (16.11.2000)

Astbury, Michael: Calendopaedia — The Encyclopedia of Calendars.<http://www.geocities.com/CapeCanaveral/Lab/7671/site-ndx.htm> (16.11.2000)

Astronomischer Arbeitskreis Salzkammergut: Astro-Info 151, Dezember 1999.<http://www.astronomie.at/ai/ai151/ai151.htm> (26.12.2000)

Becker, Uwe: Eine Einführung zur arabisch-osmanischen Zeitrechnung, in: ders.: OsmanischesReich <http://www.osmanischesreich.com/Geschichte/Chronologie/chronologie.html>(03.01.2003)

Beyer, Steffen: DIN 1355 (ISO/R 2015-1971).<http://www.engelschall.com/u/sb/download/Date-Calc/DIN1355> (02.01.2001)

Blunk, Heinz: Wir und die Zeit. <http://www.triwdata.ch/public/hblunkindex2.html> (01.01.2001)

Busch, Heinrich: Die Einführung des Gregorianischen Kalenders.<http://home.t-online.de/home/hbusch/gregor.htm> (01.01.2001)

Causes and implications of the Saudi confusion about the dates for Hajj and Eid. Muslimedia:March 16-31, 2000, in: Muslimedia International Archives (hg. Abdar-Rahman)<http://www.muslimedia.com/archives/special00/saud-date.htm> (11.12.2002)

Corré, Alan D.: The Jewish/Civil Calendar Program — Some Information, in: ders. Alan Corré’sHome Page <http://www.uwm.edu/~corre/calendar.html> (02.01.2003)

Edge of Time Ltd., London: Edge of Time. Guides to cultural change.<http://www.edgeoftime.co.uk> (01.09.2001)

Eferding, Bernhard: Monatsnamen. Herkunft unserer Monatsnamen.<http://www.lateinforum.de/monat.htm> (01.01.2001)

Gerndt, Rüdiger: Grundlagen des westlichen Kalenders.<http://region.hagen.de/OZON/AUTOREN/FN/kalend_2.htm> (16.11.2000)

Gilbert, Matushka Nancy: Why Orthodox Easter is on a different day, in: C. B. Petrovic, SaintsPeter and Paul Orthodox Church [Manchester, NH.] Orthodox Easter Explanation.<http://thepetrovics.net/sts_peter_paul/pascha.html> (13.08.2001)

Gill, N. S.: Dating Easter. Calender Reform, in: dies., Ancient / Classical History.<http://ancienthistory.about.com/library/weekly/aa040200c.htm> (13.08.2001)

Gittings, Bruce M.: Time in Scotland, in: ders.: Gateway to Scotland<http://www.geo.ed.ac.uk/home/scotland/time.html> (12.02.2002)

GM Arts, Aidelaide: Calendar & Easter Topics. <http://chariot.net.au/~gmarts/calmain.htm>(01.09.2001)

Gönülsüz, : SAYI, in: dies.: ottomanlanguage<http://www.ottomanlanguage.com/sayi.htm> (18.10.2002)

57

Heydari-Malayeri, Mohammed: Iranian Calendar, in: L’Observatoire de Paris-Meudon-Nancay<http://wwwusr.obspm.fr/~heydari/divers/calendar.html> (13.09.2002)

Holl, Manfred: Der Stern von Bethlehem. <http://home.t-online.de/home/m.holl/stern.htm>(26.12.2000)

Husfeld, Dirk / Kronberg, Christine: Astronomical Time Keeping.<http://www.maa.mhn.de/Scholar/times.html> (05.06.2001)

Husfeld, Dirk / Kronberg, Christine: Astronomisches Kalenderwesen.<http://www.maa.mhn.de/Scholar/dt_calendar.html (05.06.2001)

Islamische Gemeinschaft Milli Görüs / Islam Toplumu Milli Görüs: Erklärung des Neumond-Sich-tungs-Auschusses. Köln, den 25. November 2000.<http://www.igmg.netcologne.de/_almanca/islamische_gemeinschaft.htm> (04.12.2000)

Islamische Religionsgemeinschaft Hessen: IRH-Projekt Halal-Schächten.<http://www.irh-info.de/projekte/schaechten.htm> (11.09.2002)

Islamische Religionsgemeinschaft Hessen / Ramazan Kuruyüz: Presseerklärung IRH: Islamischeund tierschutzrechtliche Kriterien zum Schächten beachten! 20.02.2002 <http://www.irh-info.de/presse/pe_schaechten20022002.pdf> (23.02.2002)

Jordan, Stefan: Rezension Arndt Brendecke: Die Jahrhundertwenden. Eine Geschichte ihrerWahrnehmung und Wirkung. Frankfurt/M.: Campus 1999, 428 S. Geb. DM 68,-, in: IASLonline<http://iasl.uni-muenchen.de/rezensio/liste/jordan.htm> (07.01.2002)

Joss, Hans: Der Stern von Jesus Christus. <http://www.hjp.ch/Texte/SternJesu/t_SternJesu.htm>(26.12.2000)

Knepper, Siegfried: Gesetzmäßigkeiten, Entstehung und Geschichte unserer Zeitrechnung.<http://www.laurentianum.waf-online.de/laurentianum/lfastr04.htm> (01.01.2001)

Lane, Anthony N. S.: The Council of Nicaea: Purposes and Themes, in: Hyde Park Christian Fel-lowship: the muslim-christian debate website.<http://www.debate.org.uk/topics/theo/council_nicaea.html> (17.07.2001)

Mekelburg, Hans-G.: Unser Kalender. Ein Wandelgang durch die Zeiten.<http://home.nordwest.net/hgm/kalender/kal-prt.htm> (02.01.2001)

Melchert, [Thomas]: 1. Deutsches Online-Kalenderlexikon.<http://gebr-melchert.de/Kalender/KalenderLexikon.htm> (16.11.2000)

Meyer, Peter: Wann beginnt das neue Jahrtausend?<http://serendipity.magnet.ch/hermetic/cal_stud/jahrtau.htm> (16.11.2000)

: , in: Free Ser-bia Komentari <http://www.xs4all.nl/~freeserb/comments/2000/a03012000.html> (06.03.2002) /The year 2000 — different calendars. Monday, January 03, 2000, in: Free Serbia Comments.<http://www.xs4all.nl/~freeserb/comments/2000/e-a03012000.html> (31.01.2002)

Oertel, Holger: Verschiedene Kalender. <http://www.ortelius.de/kalender/index.html>(16.11.2000)

Patsavos, Lewis: The Calendar of the Orthodox Church, in: Greek Orthodox Archdiocese of Ame-rica Home Page. <http://www.goarch.org/access/Companion_to_Orthodox_Church/calendar.html>(21.01.2002)

Pikhard, Alexander / Dewath, Bernhard / Zotti, Georg: Wann beginnt das dritte Jahrtausend? Wie-ner Arbeitsgemeinschaft für Astronomie. <http://www.waa.at/hotspots/millennium> (16.11.2000)

Photius of Triaditsa: The 70th Anniversary of the Pan-Orthodox Congress in Constantinople. AMajor Step on the Path Towards Apostasy, in: Orthodox Life, No. 1 & 2, 1994; auch in: PatrickBarnes: Orthodox Christian Information Centre.

<http://www.orthodoxinfo.com/ecumenism/photii_1.htm> (31.01.2002)<http://www.orthodoxinfo.com/ecumenism/photii_2.htm> (31.01.2002) [zitiert wird nachder Online-Fassung]

Russian Orthodox Church of St. Nicholas, Dallas, Texas: Calculation of the date of Pascha.<http://www.orthodox.net/pascha/paschacalculation.html> (13.08.2001)

58

Shetland Amenity Trust: Shetland. Foula. History & Folkore <http://www.shetland-heritage.co.uk/brochures/area_pages/foula/history_folklore/history_&_folklore.htm>(03.01.2003)

Social Security Administration USA: GN 00307.180 Gregorian/Julian Calendar, in: dies.; SocialSecurity Online. The Official Website of the Social Security Administration<http://policy.ssa.gov/poms.nsf/lnx/0200307180> (18.10.2002)

T. C. Diyanet M<http://www.diyanet.gov.tr/vakithes/rum.html> (18.10.2002)

Uddin, Qamar: Moon Sighting and the Saudi Umm Al-Qura Calendar, in: ummah.com<http://www.ummah.net/moonsighting/articles/ummalqur.htm> (11.02.2002)

U.S. Naval Observatory. Astronomical Applications Department: The 21st Century and the 3rdMillenium — When Will They Begin? <http://aa.usno.navy.mil/faq/docs/millennium.html>(27.12.2001)

U.S. Naval Observatory. Astronomical Applications Department: Phases of the Moon andPercent of the Moon Illuminated <http://aa.usno.navy.mil/faq/docs/moon_phases.html>(21.12.2002)

U.S. Naval Observatory. Astronomical Applications Department: What is Universal Time?<http://aa.usno.navy.mil/faq/docs/UT.html> (11.01.2002)

Voss, Charles J.: Scriptural Hebrew Calendar, in: United Hebrew Congregations<http://www.uhcg.org/Cal-Fl-Moon/calendar.html> (22.12.2002)

Weber, Dorothea (Österreichische Akademie der Wissenschaften): ltant: Re: Dionysius Exiguus.Wed, 18 Jun 1997 09:45:53 +0200, in: Ancient Mediterranean E-Mail List Archives, conceivedand implemented John Muccigrosso / Sebastian Heath.<http://www.umich.edu/~classics/archives/ltantiq/ltantiq.970618.02> (12.02.2002)

Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V.: Islam Online. <http://www.islam.de> (04.12.2000)

Der Autor dieser Hinweise übernimmt keinerlei Verantwortung für die Inhalte der angegebenenNetzseiten.