hylemyia coarctata fall : ein kurzer nachtrag zu meinem aufsatz in band ii heft 2 der zeitschr. f....

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Hjylemjyia coarctata Fall. Ein kurzer Nachtrag zn meinem Aufsatz in Band II Heft 2 der Zeitschr. f. ang. Ent. R. Kleine, Stettin. In dem zitierten Aufsatz hatte ich die Vermutung ausgesprochen, dass nach den bisherigen Beobachtungen und Erfahrungen das Jahr 1915 ein s c h w a c h e s Fliegen- jahr werden musste. Hat sich die Voraussetzung bestatigt? Die unsicheren Ver- haltnisse des Beobachtungsjahres und die mangelhafte Berichterstattung lassen leider nur ein vorsichtiges Beurteilen zu. In Vorpommern 6ind Blumenfliegenschaden, soweit meine Verbindungen reichen, gar nicht oder nur in sehr geringem MaBe festgestellt. Die von uns iahrelang unter Aufsicht gehaltenen, hochgeflhrdeten Gegenden sind frei go- blieben. Es wurden auch im Sommer keine Imagines gesehen. In Mittelpommern fand ich die Larve zur ublichen Zeit s e h r v e r e i n z e 1 t und in keinem Verhaltnis zii den z. T. geradezu jammervollen Stand, den der Roggen hatte. Bei einigermassen normalein Fruhlingswetter, vor allem beim Fehlen der beispiellosen Durre (der Mai hatte nur 8 mm Regen) ware auch dieser, nur fur den aufmerksamen Beobachter auffindbare Befall voll- standig unbemerkt geblieben. Nur in Hinterpommern sind am Roggen Schadan b e obachtet, aber auch nur in geringem Umfange. Inwiefern hier die Spatsommer- und Herbstwitterung Einfluss gehabt hat, mussen spatere Untersuchungen ergeben. Jetzt hat wohl niemand Zeit dazu. Dann noch einige Bemerkungen uber Befall an $ommergetreide. Seite 372 habe ich auf eine Bemerkung Z i m m e r m a n n s hingewiesen, in der er angibt, dass Hylernyia coaretata an Hafer gefunden sei. Ich habe bezweifelt, dass eine u m f a n g r e i c h e Schadigung an Sommergetreide moglich sei. Ich habe in dieser Angelegenheit mit Herrn Dr. Z i m m e r m a n n korrespondiert und lasse seine eigenen dusfuhrungen folgen: ,,Anfang Juli fanden sich an Haferpflanaen, welche stark mit Fritfliegenmaden besetzt waren, auch einige Maden der GetreideBlumenfliege. Es handelt sich hicrbei offenbar um die Sommergeneration, da der Hafer am 2. Mai bestellt wurde. Die Saat ging am 9. Mai auf und entwickelte sich sehr schnell. Nach einem Nachtfrost vom 20. zum 21. Mai wurden die zweiten Blatter braun, dann wurden die ganzen Pflanzen krank und verfaulten allmahlich. Vorfrucht war Klee. Am 15. Juli zeigte das Haferfeld folgendes Bild: Die Pflanzen waren entweder klein abgestorben und verfault oder hatten grosse kraftige Halme entwickelt, welche griin umknickten, da sich am unteren Halmende die Frassstelle der Fritfliegenmade befand. Die gesund gebliebenen Haferpflanzen haben sich infolge des nunmehr weiteren Standee sehr kraftig entwickelt." Es kann also in seltenen Fallen zu einem v e r e i n zel t e n Befall an Sommersaaten kommen. Die naheren Umstande sind noch unbekannt. Ganz zweifellos sprechen Witterungsumstande und dadurch bedingt, Verschiebungen in der Friihjahrs- entwicklung der Larven mit. Meine Ansicht uber den Wert oder Unwert einer Sommer- generation wird dadurch in keiner Weise beeinflusst. Interessant ist auch in diesem Fall die Kleebrache. Wir sehen, dass unter Umstiinden auch Sommergetreide, wenn auch nur in geringem Grade, in der Kleebrache durch Blumenfliegen leiden kann. Immer das alte Lied: der verderbliche Einfluss der Brache. Gegen die Sommergeneration und spontanen Befall der Sommerung, von den Brachfeldern abgesehen, halt auch S t o r m e r *) fur ausgeschlossen. Das Problem der H. coarctata ist schwierig. Erst weitere Beobachtungen auf grosseren Versuchsflachen werden ein klaree Bild geben. Soviel steht aber fest, dass die Abschaffung der Brache und Einschieben einer geeigneten Zwischenfrucht das einzige bie jetzt bekannte Bekampfungamittel ist, das einen sichern Erfolg verspricht. 1) Landw. Wochenschrift f. d. Provinz Pommern 1915, 5. 219. 12'

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Hjylemjyia coarctata Fall. Ein kurzer Nachtrag zn meinem Aufsatz in Band II Heft 2 der Zeitschr. f. ang. Ent.

R. Kleine, Stettin.

In dem zitierten Aufsatz hatte ich die Vermutung ausgesprochen, dass nach den bisherigen Beobachtungen und Erfahrungen das Jahr 1915 ein s c h w a c h e s Fliegen- jahr werden musste. Hat sich die Voraussetzung bestatigt? Die unsicheren Ver- haltnisse des Beobachtungsjahres und die mangelhafte Berichterstattung lassen leider nur ein vorsichtiges Beurteilen zu. In Vorpommern 6ind Blumenfliegenschaden, soweit meine Verbindungen reichen, gar nicht oder nur in sehr geringem MaBe festgestellt. Die von uns iahrelang unter Aufsicht gehaltenen, hochgeflhrdeten Gegenden sind frei go- blieben. Es wurden auch im Sommer keine Imagines gesehen. In Mittelpommern fand ich die Larve zur ublichen Zeit s e h r v e r e i n z e 1 t und in keinem Verhaltnis zii den z. T. geradezu jammervollen Stand, den der Roggen hatte. Bei einigermassen normalein Fruhlingswetter, vor allem beim Fehlen der beispiellosen Durre (der Mai hatte nur 8 mm Regen) ware auch dieser, nur fur den aufmerksamen Beobachter auffindbare Befall voll- standig unbemerkt geblieben. Nur in Hinterpommern sind am Roggen Schadan b e obachtet, aber auch nur in geringem Umfange. Inwiefern hier die Spatsommer- und Herbstwitterung Einfluss gehabt hat, mussen spatere Untersuchungen ergeben. Jetzt hat wohl niemand Zeit dazu.

Dann noch einige Bemerkungen uber Befall an $ommergetreide. Seite 372 habe ich auf eine Bemerkung Z i m m e r m a n n s hingewiesen, in der er angibt, dass Hylernyia coaretata an Hafer gefunden sei. Ich habe bezweifelt, dass eine u m f a n g r e i c h e Schadigung an Sommergetreide moglich sei. Ich habe in dieser Angelegenheit mit Herrn Dr. Z i m m e r m a n n korrespondiert und lasse seine eigenen dusfuhrungen folgen:

,,Anfang Juli fanden sich an Haferpflanaen, welche stark mit Fritfliegenmaden besetzt waren, auch einige Maden der GetreideBlumenfliege. Es handelt sich hicrbei offenbar um die Sommergeneration, da der Hafer am 2. Mai bestellt wurde. Die Saat ging am 9. Mai auf und entwickelte sich sehr schnell. Nach einem Nachtfrost vom 20. zum 21. Mai wurden die zweiten Blatter braun, dann wurden die ganzen Pflanzen krank und verfaulten allmahlich. Vorfrucht war Klee. Am 15. Juli zeigte das Haferfeld folgendes Bild: Die Pflanzen waren entweder klein abgestorben und verfault oder hatten grosse kraftige Halme entwickelt, welche griin umknickten, da sich am unteren Halmende die Frassstelle der Fritfliegenmade befand. Die gesund gebliebenen Haferpflanzen haben sich infolge des nunmehr weiteren Standee sehr kraftig entwickelt."

Es kann also in seltenen Fallen zu einem v e r e i n z e l t e n Befall an Sommersaaten kommen. Die naheren Umstande sind noch unbekannt. Ganz zweifellos sprechen Witterungsumstande und dadurch bedingt, Verschiebungen in der Friihjahrs- entwicklung der Larven mit. Meine Ansicht uber den Wert oder Unwert einer Sommer- generation wird dadurch in keiner Weise beeinflusst. Interessant ist auch in diesem Fall die Kleebrache. Wir sehen, dass unter Umstiinden auch Sommergetreide, wenn auch nur in geringem Grade, in der Kleebrache durch Blumenfliegen leiden kann. Immer das alte Lied: der verderbliche Einfluss der Brache. Gegen die Sommergeneration und spontanen Befall der Sommerung, von den Brachfeldern abgesehen, halt auch S t o r m e r *)

fur ausgeschlossen. Das Problem der H. coarctata ist schwierig. Erst weitere Beobachtungen auf

grosseren Versuchsflachen werden ein klaree Bild geben. Soviel steht aber fest, dass die Abschaffung der Brache und Einschieben einer geeigneten Zwischenfrucht das einzige bie jetzt bekannte Bekampfungamittel ist, das einen sichern Erfolg verspricht.

1) Landw. Wochenschrift f. d. Provinz Pommern 1915, 5. 219.

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