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TRANSCRIPT
INTERVIEW Jens Ulbrich, Leiter des Zentralbereichs Volkswirtschaft der Deutschen Bundesbank
EINZELAKTIEN K+S – Potash zieht Übernahmeangebot zurück
ROHSTOFFEGold gewinnt wieder an Glanz
Aktien DeutschlandKorrektur oder längerfristiger Bärenmarkt?
www.ideas.commerzbank.deAusgabe 163 | November 2015 | Werbemitteilung
Anlageideen für Selbstentscheider
ideas
2
NEUES
04 | World of Trading: 20. und 21. November
in Frankfurt am Main
04 | Neue Basiswerte: Covestro AG, Schaeffler,
Scout24 AG, JinkoSolar Holdings
05 | DDV-Trend-Umfrage: Zertifikate ebnen Weg
aus Anlagedilemma
05 | ideas Web-App: ideas-Magazin jetzt auch auf
mobilen Endgeräten verfügbar
MÄRKTE
06 | Marktmonitor: Finanz- und Kapitalmärkte
im Überblick
08 | Marktbericht: Allzeithoch rückt in weite
Ferne
10 | Zahlen & Fakten: Meistgehandelte Anlage- und
Hebelprodukte
TITELTHEMA
12 | Aktien Deutschland: Korrektur oder
längerfristiger Bärenmarkt?
INTERVIEW
18 | Jens Ulbrich: Leiter des Zentralbereichs
Volkswirtschaft der Deutschen Bundesbank
TECHNISCHE ANALYSE
22 | Lufthansa: Gewinnt wieder an technischer Höhe
24 | adidas: Kommt wieder ins Laufen
26 | Technische Analyse verstehen: Charttypen
WISSEN
28 | Das A und O der Optionsscheine – Teil 2
DIREKTBANKEN
31 | Aktionen im Überblick: Trade Sponsoring
und Free Trade
BÖRSENSPIEL
32 | Trader 2015 startet in die zweite Spielhalbzeit:
Heißer Herbst sorgt für Spannung im
Börsenspiel
12
18
34
INHALT
3
Liebe Leser,
naht in Amerika nun endlich die Stunde der Wahrheit? Oder
geht das Tauziehen weiter? Selten dürften die Märkte so
gespannt auf die Zahlen der US-Notenbank blicken wie
aktuell. Aus der Fed-Sitzung im September war hervor-
gegangen, dass die Zentralbank rund um Chefin Janet Yellen
auf dem Weg zur erwarteten Zinswende doch noch einige
Hürden sehe. Auch Fed-Vize Stanley Fischer hatte im
Oktober erneut ein sehr vorsichtiges Vorgehen in Sachen
Zinswende angedeutet. Viele Experten erwarten daher, dass
die Erhöhung der US-Leitzinsen bis 2016 auf sich warten
lassen könnte.
Den Weltbörsen ist dies in den vergangenen Wochen tenden-
ziell zugutegekommen. So konnten die Börsen in den USA,
Deutschland und China im Oktober wieder zulegen. Der
Deutsche Aktienindex konnte so beispielsweise sein bisheriges
Jahrestief von 9.325,08 Punkten hinter sich lassen.
In der aktuellen Ausgabe erfahren Sie mehr über die Ein-
schätzungen unsere Experten zum deutschen Aktienmarkt.
Auch wenn das konjunkturelle Risiko für die Aktienmärkte
aus Sicht der Analysten gestiegen ist, wird die jüngste
Schwäche lediglich als Korrektur und nicht als Beginn eines
längerfristigen Bärenmarkts eingestuft.
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen der aktuellen
Ausgabe!
COMMERZBANK ANALYSEN
34 | Einzelaktien: K+S – Potash zieht Übernahme-
angebot zurück
38 | Aktien & Indizes: Zehn Gründe für eine
DAX-Erholung im vierten Quartal
42 | Währungen: Chinas Reserveabflüsse
46 | Rohstoffe: Gold gewinnt wieder an Glanz
52 | Volkswirtschaft: Brexit – Die Folgen für
Groß britannien und die EU
AKTIONEN & TERMINE
21 | Messen, Börsentage & Seminare: Commerzbank
Derivate-Experten vor Ort
41 | Webinar-Reihe: Das kleine 1x1 der
Technischen Analyse
45 | Terminkalender: Die wichtigsten Termine
im November
SERVICE
60 | Bestellkupon
62 | Impressum/Rechtliche Hinweise/Kontakt
42
5246
EDITORIAL
LAURA SCHWIERZECK
Chefredakteurin
4
Jetzt vormerken: 20. und 21. November 2015
»World of Trading in Frankfurt am Main
NEUES
Jetzt im Angebot:
»Neue Basiswerte
@ www.zertifikate.commerzbank.de «
2015 feiert die World of Trading ihr elf jähriges Jubiläum. Sowohl
für Trading-Einsteiger als auch für fortgeschrittene und erfahrene
Trader bietet die World of Trading ein passendes Umfeld, um
sich über die Neuigkeiten der Bran-
che zu informieren und in verschie-
denen Themen weiterzubilden.
Im Vordergrund stehen dabei das
Treffen und der Austausch mit
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Ausstellern und anderen Be suchern.
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Commerzbank-Derivateteam freut sich auf Ihren Besuch!
Die Commerzbank bietet neben einer
großen Vielfalt an unterschiedlichen
Op tionsscheinen, Zertifikaten und Aktien-
anleihen eine der umfangreichsten Pa let-
ten mit über 900 Basiswerten an. Seit
kurzem finden Sie auch Produkte auf
nebenstehende neue Basiswerte im
Angebot der Commerzbank.
Eine Übersicht aller Produkte steht Ihnen
im Internet zur Verfügung:
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Öffnungszeiten der Fachausstellung: Freitag, 20. November 2015: 09.30–18.00 Uhr
Samstag, 21. November 2015: 09.30–17.00 Uhr
Wo: Forum der Messe Frankfurt, Ludwig-Erhard-Anlage 1,
60327 Frankfurt am Main
@ www.wot-messe.de «
Quelle: www.finanzen.net, de.wikipedia.org
SCOUT24 AGScout24 mit Sitz in München betreibt europaweit verschiedene OnlineMarktplätze in mehreren Branchen. Zu den größten Online Plattformen des Unternehmens zählen ImmobilienScout24 und AutoScout24. Die Scout24Gruppe ist in 18 Ländern aktiv.
SCHAEFFLERDie Schaeffler Gruppe ist ein weltweit führender integrierter Automobil und Industriezulieferer. Zum Produktportfolio des Unternehmens gehören Präzisionskomponenten und Systeme für Motor, Getriebe und Fahrwerk sowie Wälz und Gleitlagerlösungen für eine Vielzahl von Industrieanwendungen. Für die Industrie ist der Konzern in den Sparten Mobilität, erneuerbare Energien sowie als Systempartner bei der Entwicklung von Produktionsmaschinen oder Lagersystemen für die Luft und Raumfahrt tätig.
COVESTRO AG Covestro zählt zu den weltweit führenden Herstellern von HightechPolymerwerkstoffen. Die Produkte und Anwendungslösungen des Unternehmens stecken in nahezu allen Produkten des modernen Lebens. Zu den Kunden gehören Unternehmen aus den Sektoren Automobil, Bauen und Elektronik sowie aus der Mö bel, Sport und Textilindustrie. Covestro entstand durch die Abspaltung des Geschäftsbereichs Bayer MaterialScience von der Bayer AG.
JINKOSOLAR HOLDINGSJinkoSolar ist ein chinesischer Hersteller von Solarwafern, Solarmodulen und zellen sowie von Siliziumbarren und gehört zu den führenden Solarunternehmen Chinas. Es unterhält Dependancen in Asien, Nordamerika und Europa. Die deutsche Niederlassung befindet sich in München.
5
DDV-Trend-Umfrage:
»Zertifikate ebnen Weg aus Anlagedilemma
Für 63 Prozent der Privatanleger in Deutschland sind die zu
erwartenden Renditen das ausschlaggebende Kriterium beim
Kauf eines Zertifikats. Mit einigem Abstand gaben noch knapp
18 Prozent der Befragten an, dass sie in Zertifikaten ein geeig-
netes Anlagevehikel zur Depotabsicherung sehen. Die große
Auswahl an verfügbaren Basiswerten und Anlageklassen ist für
11 Prozent das entscheidende Argument beim Erwerb von struk-
Informationen für bessere Finanzentscheidungen:
»ideas jetzt auch auf mobilen Endgeräten verfügbar
Ab sofort steht das Magazin »ideas« auch
via Web-App zur Verfügung. Interessierte
Leser können jetzt von jedem mobilen
Endgerät oder von ihrem stationären PC
aus über ihren Internetbrowser auf das
Magazin zugreifen. Die zur Verfügung
gestellten Inhalte der App sind dabei
natürlich an die monatlich erscheinende
Print-Ausgabe angelehnt.
»ideas« bietet selbstentscheidenden
Anlegern redaktionell hochwertige Infor-
mationen rund um das Thema Finanzen.
Da sich der Markt für mobile Endgeräte
stetig weiterentwickelt und immer neue
Betriebssysteme hinzugekommen, gehen
wir mit der Web-App konsequent den
nächsten logischen Schritt und bieten
Ihnen eine redaktionelle Plattform für alle
Geräte an. Jetzt kostenfrei testen!
Renditechance
Warum kaufen Sie Zertifikate?
Stand: 15. Oktober 2015; Quelle: Deutscher Derivate Verband (DDV)
Handelbarkeit
Möglichkeit der Depotabsicherung
Auswahl an Basiswerten und Anlageklassen
63,0 % 11,1 %
8,1 %
17,8 %
@ www.derivateverband.de «
turierten Wertpapieren. 8 Prozent führen als Grund die Handel-
barkeit von Zertifikaten an. Das sind die Kernaussagen der Trend-
Umfrage des Deutschen Derivate Verbands (DDV) im Oktober.
»Die Privatanleger in Deutschland ste-
cken in einem Dilemma. Sie scheuen
oftmals das Risiko der Kapitalmärkte
und verzichten somit auf attraktive
Renditen oberhalb des Inflationsaus-
gleichs. Die Zinsen bleiben zumindest im Euroraum absehbar im
Keller. Das trifft insbesondere die Kleinsparer, die im Rahmen
ihrer Altersvorsorge Ausschau nach alternativen Renditequellen
halten müssen. Hierzu gehören auch Zertifikate. Die Produktfülle,
die es ermöglicht, nahezu in jeder Marktphase Gewinne zu erzie-
len, spricht ebenso für Zertifikate als Anlageinstrument mit
attraktivem Chance-Risiko-Profil. Darüber hinaus erscheint es
wichtig, vor dem Hintergrund von schwankungs reicheren Kapi-
talmärkten das Depot abzusichern. Dazu können strukturierte
Wert papiere einen wertvollen Beitrag leisten«, so Lars Brandau,
Geschäfts führer des DDV.
NEUES
@ www.ideas-magazin.de «
6
Marktmonitor
Finanz- und Kapitalmärkte im Überblick
MÄRKTE | MARKTMONITOR
GOLD
»Gold handelt trotz der jüngsten Preis
erholung nicht weit vom im Sommer
verzeichneten 5½JahresTief entfernt.
Wichtigster Preistreiber sind die Markt
erwartungen hinsichtlich der ersten
Zins erhöhung der USNotenbank Fed.
Da laut Fed Funds Futures nur noch eine
geringe Wahrscheinlichkeit für eine Zins
erhöhung in diesem Jahr besteht, könnte
der Goldpreis im Vorfeld der FedSitzung
im Dezember nochmals unter Druck gera
ten.« Mehr erfahren Sie ab Seite 46.
CARSTEN FRITSCH
Rohstoffanalyse, CM Research
K+S-AKTIE
»Potash Corp. hat seinen Übernahmever
such von K+S offiziell aufgegeben, der
K+SAktienkurs ist danach eingebrochen.
Der Blick der Investoren gilt nun wieder
der operativen Geschäftsentwicklung. Auf
Basis der aktuellen Bewertung sehen wir
für diesen Titel wieder mehr Chancen als
Risiken.« Mehr erfahren Sie ab Seite 34.
SYLVIA WURL-AYDILEK
Investmentstrategie Private Kunden
LUFTHANSA
»Vor dem Hintergrund einer verbesserten
mittelfristigen technischen Gesamtlage
sollte die LufthansaAktie in den kommen
den Wochen weiter an technischer Höhe
gewinnen. Als Konsequenz ist die Aktie ein
spekulativer technischer Kauf. Das nächste
technische Etappenziel sollte im Bereich
von 14,5 Euro liegen.« Mehr erfahren Sie
ab Seite 22.
ACHIM MATZKE
Leiter Technische Analyse,
CM Research
Stand: 9. Oktober 2015; Quelle: Reuters Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Grafik 3: Wertentwicklung K+S
in Euro
15
25
20
3530
4045
505560
Okt 10 Okt 11 Okt 12 Okt 13 Okt 14 Okt 15
Stand: 12. Oktober 2015 Quelle: Bloomberg, Commerzbank Research
Grafik 2: Goldpreis nach dem Sommerloch auf Erholungskurs
in USD je Feinunze
Jan 15 Mrz 15 Mai 15 Jul 15 Okt 151.050
1.100
1.150
1.200
1.250
1.300
1.350
Stand: 15. Oktober 2015; Quelle: Reuters Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Grafik 1: Wertentwicklung Lufthansa
7
9
11
13
15
17
19
21
Okt 10 Okt 11 Okt 12 Okt 13 Okt 14 Okt 15
in Euro
7
MÄRKTE | MARKTMONITOR
Marktmonitor November 2015
Index Kurs in Index-punkten
Veränderung*
1 Monat 1 Jahr 5 Jahre
DAX 10.094,89 –0,92 % 17,62 % 55,49 %
MDAX 19.641,59 0,45 % 33,32 % 114,18 %
TecDAX 1.747,22 1,06 % 59,94 % 116,08 %
EURO STOXX 50 3.256,00 1,51 % 13,27 % 14,58 %
Dow Jones 17.141,75 3,26 % 6,36 % 54,95 %
S&P 500 2.023,86 2,31 % 8,65 % 72,07 %
Nasdaq 100 4.418,22 1,33 % 17,34 % 110,62 %
Nikkei 225 18.291,80 1,47 % 24,11 % 92,54 %
Hang Seng 23.067,37 7,51 % 0,73 % –2,91 %
Rohstoffe Kurs Veränderung*
1 Monat 1 Jahr 5 Jahre
WTI Future 46,84 USD 5,05 % –43,36 % –42,35 %
Brent Future 49,97 USD 7,16 % –40,84 % –39,39 %
Gold 1.184,12 USD 7,13 % –4,41 % –13,47 %
Silber 16,15 USD 11,94 % –7,17 % –33,62 %
Platin 1.006,35 USD 4,52 % –19,32 % –40,61 %
Palladium 697,80 USD 15,66 % –6,02 % 18,47 %
Währungen Kurs Veränderung*
1 Monat 1 Jahr 5 Jahre
EUR/USD 1,1368 USD 0,88 % –11,25 % –18,67 %
EUR/JPY 135,4000 JPY –0,22 % –0,59 % 18,90 %
EUR/CHF 1,0819 CHF –1,44 % –10,38 % –19,26 %
EUR/GBP 0,7359 GBP 0,19 % –7,57 % –15,83 %
EUR/AUD 1,5629 AUD –0,96 % 6,84 % 10,78 %
USD/CHF 0,9517 CHF –2,29 % 0,98 % –0,75 %
USD/JPY 119,1000 JPY –1,10 % 12,01 % 46,22 %
Zinsen Zinssatz/ Kurs
Veränderung*
1 Monat 1 Jahr 5 Jahre
EONIA –0,14 % 0,70 % 1.091,67 % –119,19 %
BundFuture 156,92 % 1,82 % 3,84 % 20,04 %
10Y Treasury Notes 128,86 % 1,70 % 1,17 % 2,65 %
Volatilität Kurs Veränderung*
1 Monat 1 Jahr 5 Jahre
VDAX–NEW 22,24 % –23,91 % –22,39 % 28,56 %
VIX Future 16,65 % –26,25 % –25,34 % –20,53 %
VSTOXX Future 22,99 % –23,25 % –27,08 % 6,50 %
Stand: 16. Oktober 2015; Quelle: Bloomberg, Commerzbank (eigene Berechnungen) *Veränderung: 1 Monat = Veränderung seit dem 15. September 2015; 1 Jahr = Veränderung seit dem 16. Oktober 2014; 5 Jahre = Veränderung seit dem 16. Oktober 2010 Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung.
DEUTSCHER AKTIENINDEX
»Seit April haben sich monetäre Indikato
ren verbessert, der DAX ist wieder attraktiv
bewertet und die Anlegerstimmung ist
wieder pessimistisch. Daher erwarten wir
für den DAX eine Entwicklung wie im Jahr
1998: Nach einem schwachen, von Proble
men in den Emerging Markets belasteten
dritten Quartal setzt im vierten Quartal
eine Erleichterungsrallye ein. In diesem
Szenario ist eine DAXErholung bis
10.800 Punkte zum Jahresende möglich.«
Mehr erfahren Sie ab Seite 38.
ANDREAS HÜRKAMP
Leiter Aktienmarktstrategie,
CM Research
Stand: 7. Oktober 2015; Quelle: Reuters Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Grafik 4: Wertentwicklung DAX (Performanceindex)
in Indexpunkten
4.000 5.000 6.000 7.000 8.000 9.000
10.000 11.000 12.000 13.000
3.000 Okt 05 Okt 07 Okt 09 Okt 11 Okt 13 Okt 15
8
MÄRKTE | MARKTBERICHT
ANOUCH ALEXANDER WILHELMS
Derivate-Experte,
Equity Markets & Commodities
Marktbericht
Allzeithoch rückt in weite Ferne
Noch im April sahen viele Experten den DAX auf dem Weg in
Richtung 13.000 Punkte. Die Börseneuphorie kannte damals
kaum Grenzen. Etwa sechs Monate später ist davon nicht mehr
viel übrig. Der DAX kämpft mit der 10.000-Punkte-Marke und hat
nahezu alle Gewinne vom Jahresanfang wieder abgegeben. Vor
allem zwei Branchen drückten den DAX nach unten. Zunächst
waren es die Versorger, die Federn lassen mussten. Auf Jahres-
sicht hat RWE 50 Prozent an Wert verloren, bei E.ON sind es
rund 25 Prozent. Danach folgte die Automobilbranche. Erst
drückten Konjunktursorgen rund um die Emerging Markets auf
die Kurse und dann sorgte der wohl größte Skandal eines deut-
schen Automobilbauers für einen weiteren Abwärtstrend. Volks-
wagen verlor aufgrund des Abgasskandals innerhalb von nur
wenigen Tagen viele Milliarden an Börsenwert. Noch im April
notierten die Vorzugsaktien des Wolfsburger Automobilriesen
bei 250 Euro. Im Oktober standen die Titel dann im Tief bei
nahezu 85 Euro. Ein Minus von rund 66 Prozent in einem halben
Jahr. Für Börsianer keine leichte Zeit. Auch im Zertifikate-Bereich
der Commerzbank waren die Folgen dieser Entwicklungen zu
spüren. Die Umsätze mit Zertifikaten auf den DAX und auf
Einzel aktien des DAX stiegen deutlich an. Besonders aktiv
zeigten sich Investoren bei den in Mitleidenschaft gezogenen
9
MÄRKTE | MARKTBERICHT
Autobauern Volkswagen, BMW und Daimler. Im Zuge der Krise
verloren alle stark an Wert. Gleichzeitig stieg die Volatilität
besonders für kurze Laufzeiten deutlich an. Es verwundert
demnach nicht, dass die Umsätze von Zertifikaten bezogen
auf Automobilaktien in den vergangenen Wochen deutlich
angestiegen sind.
Mit Zertifikaten können Investoren von vielen Marktszenarien
profitieren. Im Fall von Volkswagen waren die Anleger unent-
schlossen. Zum einen wurde der Kursrutsch mit beispielsweise
einem Faktor-Zertifikat 5x Short (WKN: CZ6 SQ3) oder einem
BEST Turbo-Zertifikat Bear
(WKN: CN7 304) ausge-
nutzt. Zum anderen setz-
ten die Investoren auf eine
Erholung des Aktienkurses
mit einem Faktor-Zertifikat
4x Long (WKN: CZ0 VWC)
oder einem langlaufenden
Call Optionsschein auf
Volkswagen mit einem Basispreis von 110 Euro und einem Lauf-
zeitende im März 2018. Bei BMW scheinen die Anleger grund-
sätzlich deutlich optimistischer gestimmt. Ein Großteil der Zer-
tifikate, die gekauft wurden, beziehen sich auf steigende Kurse.
So zum Beispiel das Faktor-Zertifikat 5x Long (WKN: CZ6 SNF)
oder der Call Optionsschein mit Laufzeit bis Dezember 2017
(WKN: CN4 RGD). Ebenfalls eine interessante Strategie setzten
Investoren mit einer Aktienanleihe auf BMW um (WKN:
CN4 F12). Ähnlich wie bei BMW sind die Anleger für Daimler
ebenfalls positiv gestimmt. Besonders häufig gekauft wurde
beispielsweise das Faktor-Zertifikat 5x Long (WKN: CZ6 SNL)
oder der Call Optionsschein mit einem Basispreis von 58 Euro
und einem Laufzeitende im März 2017 (WKN: CR3 BKA). Außer-
dem kauften Anleger vermehrt Discount-Zertifikate. Hier lassen
sich die gesunkenen Einstiegs level und die gestiegene Volatilität
kombinieren, sodass entweder die maximale Rendite steigt
(höherer Discount) oder der Puffer größer wird (niedrigerer
Cap). Ganz vorne lagen die Discount-Zertifikate auf Daimler
mit einem Cap bei 75 Euro (WKN: CB6 H2E) und 70 Euro
(WKN: CR1 5KU).
»Der DAX kämpft mit der
10.000-Punkte-Marke und hat
nahezu alle Gewinne vom
Jahresanfang wieder
abgegeben.«
Tabelle 1: Beliebteste Zertifikate auf VW, BMW und Daimler
Volkswagen Vz.
WKN Typ Ausstattungsmerkmale
CZ0 VWC Faktor 4x Long
CZ6 SQ3 Faktor 5x Short
CN7 304 BEST Turbo Bear, Hebel 2,7
CN7 4MY Optionsschein Call; 03/2018; 110,00 EUR
CB2 B0Z* Discount 03/2016; Cap 120,00 EUR
BMW
WKN Typ Ausstattungsmerkmale
CZ6 SNF Faktor 5x Long
CZ0 VVL Faktor 4x Long
CN4 RGD Optionsschein Call; 12/2017; 78,00 EUR
CN4 F12 Aktienanleihe 6,00 %; 09/2016; 71,25 EUR
CN6 2LZ Optionsschein Put; 03/2017; 60,00 EUR
Daimler
WKN Typ Ausstattungsmerkmale
CZ6 SNL Faktor 5x Long
CR3 BKA* Optionsschein Call; 03/2017; 58,00 EUR
CB6 H2E* Discount 03/2016; Cap 75,00 EUR
CR1 5KU* Discount 12/2016; Cap 70,00 EUR
CR4 NF3* Unlimited Turbo Bull; Hebel 4
Stand: 19. Oktober 2015; Quelle: Commerzbank Corporates & Markets
* Der Primärmarkt ist für dieses Produkt beendet. An und Verkäufe finden nur noch im Sekundärmarkt über die üblichen Börsen und Finanzintermediäre statt. Die Emittentin stellt im Rahmen ihrer Funktion als Market Maker während der Börsenhandelszeiten weiter An und Verkaufskurse.
Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Stand: 19. Oktober 2015; Quelle: Reuters Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Grafik 1: Entwicklung im Vergleich – DAX, BMW, Daimler und Volkswagen Vz. (Wertentwicklung 5 Jahre normiert)
0
50
100
150
200
250
300
in Prozent
Okt 10 Okt 11 Apr 12 Okt 12 Apr 13 Okt 13 Apr 14 Okt 14 Apr 15 Okt 15Apr 11
DAX Volkswagen Daimler BMW
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MÄRKTE | ZAHLEN & FAKTEN
Anlageprodukte
Rang WKN Basiswert Zertifikatstyp Ausstattungsmerkmale
1 CR6 BW6* K+S Aktienanleihe 12/16; 6,25 %; 21,68 EUR
2 CZ9 2B3* Linde Discount 12/15; Cap 155,00 EUR
3 CN1 T87 EURO STOXX 50 Bonus 12/15; Barriere 2.600 Pkt.
4 CR8 01L Deutsche Bank Bonus 12/16; Barriere 23,60 EUR
5 CR1 D2M* DAX Discount 12/15; Cap 11.200 Pkt.
6 CR5 J6B* EURO STOXX 50 Discount 01/16; Cap 2.700 Pkt.
7 CN4 DWA BASF Aktienanleihe Protect 09/16; 5,50 %; 66,09 EUR
8 CN5 QNX RWE Capped Bonus 12/15; Barriere 7,50 EUR
9 CR4 YNW* SAP Aktienanleihe 10/15; 10,50 %; 55,19 EUR
10 CN3 0EM Aixtron Aktienanleihe Plus 12/15; 24,00 %; 5,40 EUR
11 CR8 ZA6* DAX Discount 09/16; Cap 10.000 Pkt.
12 CR7 AYX* Daimler Capped Bonus 01/16; Barriere 63,00 EUR
13 CR1 5HL* Allianz Discount 12/16; Cap 140,00 EUR
14 CN4 DWB Porsche Aktienanleihe Protect 09/16; 6,50 %; 37,92 EUR
15 CN5 Q4Y Linde Aktienanleihe 06/16; 5,00 %; 130,80 EUR
Stand: 15. Oktober 2015; Betrachtungszeitraum: 15. September 2015 bis 14. Oktober 2015
Quelle: Commerzbank Corporates & Markets
* Der Primärmarkt ist für dieses Produkt beendet. An und Verkäufe finden nur noch im Sekundärmarkt über die üblichen Börsen und Finanzintermediäre statt. Die Emittentin stellt im Rahmen ihrer Funktion als Market Maker während der Börsenhandelszeiten weiter An und Verkaufskurse.
»Neben Versorgern und Automobil-aktien sorgte der Konzern K+S für Aufregung. Nachdem Potash ein
Übernahmeangebot von 40,00 Euro für K+S gemacht hatte und die Aktie
bei nur 36,00 Euro notierte, rechneten sich viele ein Schnäppchen
aus. Doch am Ende kam es anders. Die Übernahme wurde abgesagt und
die Aktie von K+S sackte auf rund 22,00 Euro ab. Die Aktienanleihe ist
auf diesem Niveau noch gut im Rennen. Der Basispreis liegt bei
21,68 Euro und demnach noch unter dem aktuellen Kurs von K+S. Wenn
das bis zum Laufzeitende im Dezember 2016 so bleibt, erhält der
Inhaber 100 Prozent nominal plus Zinsen (Kupon 6 Prozent) zurück.«
Zahlen & Fakten
MeistgehandelteAnlage- und Hebelprodukte
Der positive Trend aus dem vergangenen Monat setzt sich fort.
Die Umsätze bei Anlage- und Hebelprodukten können sogar
noch einmal zulegen. Grund dafür ist die anhaltend hohe Volatili-
tät am Aktienmarkt. Vor allem Anlagezertifikate profitieren von
dieser Marktsituation. In der Liste der beliebtesten Basiswerte
rücken die Volkswagen Vz. auf Platz 2 vor. Ende September
wurde bekannt, dass der Automobilkonzern aus Wolfsburg
eine manipulierte Software eingebaut hat. Die Börse reagierte
prompt und schickte die Aktie auf Talfahrt.
ANOUCH ALEXANDER WILHELMS
Derivate-Experte,
Equity Markets & Commodities
11
MÄRKTE | ZAHLEN & FAKTEN
»Es verwundert nicht, dass Volkswagen auf Platz 2 der beliebtesten Basiswerte aufsteigt. Der wohl größte Skandal der Firmengeschichte hat nicht nur den Chef
Martin Winterkorn den Job gekostet. Auch an der Börse gingen die Aktien des Wolfsburger Autobauers auf Talfahrt.
Im Zertifikate-Bereich positionierten sich Anleger neu. Davon konnten ebenfalls Daimler (Platz 4) und BMW
(Platz 7) profitieren.«
Hebelprodukte
Turbo- Zertifikate WKN Basiswert Ausstattungsmerkmale
1 CR1 VCR* DAX BEST; Bear; Hebel 5,0
2 CR4 TQJ* DAX BEST; Bull; Hebel 8,7
3 CB4 XL7* DAX BEST; Bear; Hebel 4,8
4 CN1 6YQ EUR/USD BEST; Bull; Hebel 24,4
5 CN4 164 Brent Future BEST; Bear; Hebel 4,5
Faktor- Zertifikate WKN Basiswert Ausstattungsmerkmale
1 CR4 68T DAX Future Faktor 10x Long
2 CN4 EYN DAX Future Faktor 12x Long
3 CZ0 VWC Volkswagen Vz. Faktor 4x Long
4 CZ6 SNS E.ON Faktor 5x Long
5 CR5 JL9 Brent Future Faktor 6x Long
Optionsscheine WKN Basiswert Ausstattungsmerkmale
1 CR4 3WA* DAX Call; 03/16; 12.000 Pkt.
2 CR0 H7J* DAX Put; 12/15; 10.000 Pkt.
3 CB4 H4S* Apple Call; 12/15; 71,43 USD
4 CR3 BKA* Daimler Call; 03/17; 58,00 EUR
5 CN7 4MY Volkswagen Vz. Call; 03/18; 110,00 EUR
Stand: 15. Oktober 2015; Betrachtungszeitraum: 15. September 2015 bis 14. Oktober 2015
Quelle: Commerzbank Corporates & Markets
* Der Primärmarkt ist für dieses Produkt beendet. An und Verkäufe finden nur noch im Sekundärmarkt über die üblichen Börsen statt. Die Emittentin stellt im Rahmen ihrer Funktion als Market Maker während der Börsenhandelszeiten weiter An und Verkaufskurse.
»Noch Ende September war dieser Optionsschein für rund einen Euro zu haben. Aufgrund der Schwäche der
Automobilaktien setzte der Optionsschein seinen negativen Trend fort. Die Aktie von Daimler stellte ihren Tiefstkurs am
29. September 2015 bei 62,06 Euro auf. Seitdem ist die Aktie wieder über 70,00 Euro gestiegen. Davon profitierte
auch der Optionsschein. Dieser notiert aktuell bei etwa 1,70 Euro.«
Top-15-Basiswerte
Rang Basiswert
1 DAX
2 Volkswagen Vz.
3 Brent Future
4 Daimler
5 Bayer
6 EURO STOXX 50
7 BMW
8 E.ON
9 BASF
10 MDAX
11 EUR/USD
12 Deutsche Bank
13 Allianz
14 RWE
15 Apple
Stand: 15. Oktober 2015
Betrachtungszeitraum: 15. September 2015 bis 14. Oktober 2015 Quelle: Commerzbank Corporates & Markets
12»
TITELTHEMA | AKTIEN DEUTSCHLAND
ANDREAS WEX
Investmentstrategie
Private Kunden
Aktien Deutschland
Korrektur oder längerfristiger Bärenmarkt?
Das konjunkturelle Risiko für die Aktienmärkte ist gestiegen.
Dennoch dürfte sich das am Markt gespielte Szenario als zu
negativ herausstellen. Wir betrachten die jüngste Schwäche
entsprechend als Korrektur und nicht als Beginn eines länger-
fristigen Bärenmarkts. Bis sich unser Bild bestätigt, dürften
allerdings noch einige Wochen vergehen, in denen die Indizes
wohl volatil bleiben. Insbesondere schwächere Tage bieten
auf Sicht der kommenden Monate ein attraktives Chance-
Risiko- Verhältnis.
China und die Leitzinswende in den USA sorgen für UnsicherheitIm Zuge der Abwertung der chinesischen Währung und der
aufkommenden Sorgen hinsichtlich der konjunkturellen Lage
in China haben sich die ohnehin vorhandenen globalen Kon-
junkturängste verstärkt und für einen regelrechten Crash an
den globalen Aktienmärkten gesorgt.
Ist das nun der Beginn eines längeren Abschwungs oder nur eine ausgeprägte Korrektur?Für einen nachhaltigen, stärkeren Abschwung an den Märkten
braucht es üblicherweise eine Rezession, eine Finanzkrise oder
eine zuvor entstandene Blase mit extrem hohen Bewertungen
und entsprechender Euphorie. Die beiden zuletzt genannten
Szenarien sind unseres Erachtens am wenigsten zutreffend. Zwar
waren die Bewertungen im Vorfeld des »China-Crashs« nicht
gerade ein Schnäppchen, gleichwohl waren wir von extremen
Bewertungen doch weit entfernt.
Und obwohl von manchen Anlegern Aktien angesichts des Nied-
rigzinsniveaus als »alternativlos« angesehen wurden, schlug
sich dies nicht in Euphorie nieder. So hielten sich die Zuflüsse
in Aktienfonds letztendlich doch stark in Grenzen. Auch haben
wir derzeit nicht mit einer Finanzkrise zu kämpfen. Die Stabilität
des Bankensystems steht nicht in Frage und die Griechenland-
krise ist an den Märkten zum größten Teil abgehakt.
Im Zentrum der Überlegungen stehen derzeit also zwei Fragen:
1. Bringt China die Weltkonjunktur ins Wanken?
2. Welche Auswirkungen hat die anstehende Zinswende der Fed?
Die Abschwächung in China wird nicht für eine globale Rezession sorgenEs steht außer Frage, dass eine Abschwächung der chinesischen
Wirtschaft die globale Konjunktur belastet. Schließlich steht China
für ca. 13 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung und beein-
flusst zudem auch andere Emerging Markets (EM). Doch selbst
bei diesem Anteil würde ein Einbruch der chinesischen Wirtschaft
auf zum Beispiel nur noch 4 Prozent Wachstum (derzeit erwarten
wir ein Plus von 6,3 Prozent für 2016) rechnerisch das globale
Wachstum nur um ca. 0,2 Prozentpunkte belasten.
Versucht man dann noch, sogenannte Zweitrundeneffekte (Wirt-
schaftsrückgang in anderen Ländern, die unter der Schwäche
in China zum Beispiel aufgrund rückläufiger Exporte leiden)
miteinzubeziehen, könnte die Abschwächung um weitere 0,1 bis
0,2 Prozent stärker ausfallen. Damit würde das weltweite Wirt-
schaftswachstum aber immer noch bei rund 3 Prozent liegen.
Eine globale Rezession wäre damit entsprechend in weiter Ferne.
Risiko für den Aktienmarkt ist gestiegenGleichwohl muss man zugeben, dass sich die konjunkturellen
Frühindikatoren weiter abschwächen. Zwar befindet sich zum
Beispiel der globale Einkaufsmanagerindex noch immer über
der 50er-Marke, die eine Expansion anzeigt, die Dynamik ist
aber rückläufig. Sorgen über die konjunkturelle Entwicklung
14
» exporte Deutschlands nach China in den ersten fünf Monaten
dieses Jahres gerade einmal 1,4 Prozent höher als ein Jahr
zuvor. Damit hat sich also die Nachfrage aus Südostasien
bereits merklich verlangsamt. Solange sie nun nicht deutlich
fällt – wovon wir nicht
ausgehen –, würde sich
die Situation für die
deutsche Wirtschaft
insgesamt also nicht
spürbar verändern.
Somit müsste die Nach-
frage aus Südostasien
sehr kräftig fallen, um
den aktuellen Aufschwung in Deutschland zu gefährden.
Gemessen an den nominalen deutschen Warenexporten nach
China – die allerdings wegen des schwächeren Euro die reale
Entwicklung etwas zu positiv darstellen könnten – ist dies
bisher nicht der Fall.
Auch wird das schlechtere China-Geschäft zumindest teilweise
durch die bessere Konjunktur in den USA ausgeglichen. Zudem
hat die Wirtschaft im Euroraum offensichtlich das Schlimmste
hinter sich. Dies ist wohl auch die Erklärung dafür, dass die Prob-
leme in China bei den Auslandsorders und beim Ifo-Geschäfts-
klima bisher kaum Spuren hinterlassen haben.
Wir bleiben aber vorsichtig und haben unsere Prognose für das
BIP-Wachstum für 2016 von 1,8 auf 1,5 Prozent herabgesetzt.
Interessant ist allerdings auch, dass derzeit die Konjunkturdaten
befeuerten auch die jüngste Entscheidung der amerikanischen
Notenbank Fed, die, auch unter dem indirekten Hinweis auf die
Lage in China, die Leitzinswende erneut vertagte.
Damit ist das Risiko für die Aktienmärkte aus konjunktureller
Sicht zwar gestiegen, wir gehen aber unverändert davon aus,
dass sich die Konjunktur auch angesichts der weiterhin unter-
stützenden Geldpolitik fangen wird.
Wie groß ist das China-Risiko für Deutschland?Die aktuellen Nachrichten aus China sind für die deutsche Wirt-
schaft ohne Frage besorgniserregend. Schließlich hat sich China
in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Auslands-
märkte für deutsche Produkte entwickelt. Lag der Anteil Chinas
an den deutschen Exporten Anfang des Jahrtausends noch bei
eher vernachlässigbaren 1,6 Prozent, betrug er im vergangenen
Jahr gut 6,5 Prozent.
Weitere knapp 6 Prozent der deutschen Exporte gingen im
vergangenen Jahr in die anderen Länder Südostasiens, dessen
wirtschaftliche Entwicklung stark von derjenigen in China
bestimmt wird. Allerdings sind die deutschen Exporte nach
China schon in den vergangenen drei Jahren nicht mehr so
stark gestiegen wie in den Jahren zuvor. Dadurch hat der Handel
mit China und auch Südostasien der deutschen Kon junktur in
den vergangenen Jahren per saldo kaum noch direkte Impulse
gegeben.
Auch in der ersten Hälfte dieses Jahres dürfte der Impuls sehr
gering gewesen sein. Schließlich waren die nominalen Waren-
TITELTHEMA | AKTIEN DEUTSCHLAND
Sep 05 Sep 06 Sep 07 Sep 08 Sep 09 Sep 10 Sep 11 Sep 12 Sep 13 Sep 14 Sep 15 4
20
16
12
8
aktuell 11,610-Jahres-Durchschnitt 11,6
Stand: 24. September 2015; Quelle: Reuters, DatastreamFrühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Grafik 2: DAX-KGV (kommende zwölf Monate)Mittelwertrückkehr, 10-Jahres-Durchschnitt: 0 %
»China steht für ca.
13 Prozent der weltweiten
Wirtschaftsleistung und
beeinflusst auch andere
Emerging Markets.«
Stand: 7. Oktober 2015; Quelle: Reuters Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Grafik 1: Wertentwicklung DAX (Performanceindex)
in Indexpunkten
3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 8.000 9.000
10.000 11.000 12.000 13.000
Okt 05 Okt 06 Okt 07 Okt 08 Okt 09 Okt 10 Okt 11 Okt 12 Okt 13 Okt 14 Okt 15
15
aus dem Euroraum positiv überraschen, und Grafik 1 zeigt
deutlich, dass der Markt hier bereits recht viel Negatives
vor weggenommen hat.
Wie hoch ist der »China-Anteil« am DAX?Für einen Aktieninvestor ist allerdings die Frage nach den Auswir-
kungen auf die Gewinne der entsprechenden Unternehmen von
größerer Bedeutung als die reine Betrachtung von BIP-Daten.
Beim DAX dürfte der Umsatzanteil der Unternehmen in den
Emerging Markets bei ca. 15 bis 20 Prozent liegen. Auf China
dürften knapp 10 Prozent der Umsätze entfallen, wobei der
Ertrags anteil angesichts höherer Margen im China-Geschäft
um ein paar Prozentpunkte höher ausfällt. Das »China-Risiko«
konzentriert sich dabei allerdings im Wesentlichen auf die
Autobranche. Für die restlichen Unternehmen ist der Anteil
eher zu vernachlässigen.
Bei den Autowerten schlug sich eine gewisse Skepsis gegenüber
China bereits seit März in den Kursen nieder. Mit den deutlichen
Kursverlusten bei den Autobauern und anderen zyklischen Titeln
wurde allerdings ein recht pessimistisches Bild eingepreist. Ent-
sprechend konnten Autobauer zwischenzeitlich wieder zulegen,
wenngleich die Aufwärtsbewegung durch schlechte Nachrichten
von VW (Manipulation von Abgaswerten in den USA) gestoppt
wurde.
Bewertung mit UnsicherheitsabschlagDie Unsicherheit über die weitere Entwicklung lässt sich auch an
der Bewertung ablesen. So hat sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis »
TITELTHEMA | AKTIEN DEUTSCHLAND
(KGV) des DAX deutlich ermäßigt und liegt für 2016 nur noch
bei 11,9. Dies ist allerdings nicht nur der China-Unsicherheit
sondern mittlerweile auch der VW-Affäre geschuldet.
DAX-KGV: Unsicherheitsfaktor AutobrancheEinen klaren Unsicherheitsfaktor bei der Berechnung von Index-
gewinnen und KGV stellt die Lage bei VW dar. Hier ist noch offen,
wie stark der Gewinneinbruch tatsächlich ausfällt, da dies auch
von der Höhe (und auch dem Zeitpunkt von Zahlungen oder
Rückstellungen) der zu erwartenden Strafen bzw. Schadens-
ersatzklagen abhängt. Weitere Unsicherheitsfaktoren betreffen
die Auswirkungen auf das operative Geschäft (möglicher Ver-
trauensverlust/Verlust der Betriebserlaubnis einzelner Modelle).
Insgesamt wird dies die kommenden Jahre belasten. Doch selbst
wenn wir unterstellen, dass
VW für 2016 überhaupt
keinen Gewinn ausweist,
würde dies den DAX-Ge-
winn um nicht einmal 3
Prozent reduzieren.
Grafik 2 und 3 zeigen die
Entwicklung des KGV
und des Kurs- Buchwert-Verhältnisses (KBV) auf Basis der Schät-
zungen der jeweils kommenden zwölf Monate. Hier liegen beide
Kenn ziffern mittlerweile wieder auf dem Niveau des Durch-
schnitts der vergangenen zehn Jahre. Innerhalb Europas bleibt
die Attraktivität des deutschen Markts hoch. Die Bewertung im
Vergleich zum europäischen Gesamtmarkt stellt weiterhin ein
attraktives Chance-Risiko- Verhältnis dar (Grafik 4).
»China hat sich in den
vergangenen Jahren zu einem
der wichtigsten Auslands-
märkte für deutsche Produkte
entwickelt.«
Stand: 21. September 2015; Quelle: Thomson Datastream, IBES Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Grafik 4: Relatives KGV – DAX vs. MSCI Europe
1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015
KGV DAX vs. MSCI Europe, rechts
1,00
1,02 1,25
1,20
1,15
1,10
1,05
1,00
0,95
0,90
0,85
0,80
Durchschnitt, links
Stand: 24. September 2015; Quelle: Reuters, DatastreamFrühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Grafik 3: DAX-KBV (kommende zwölf Monate)Mittelwertrückkehr: –1 %
aktuell 1,4510-Jahres-Durchschnitt 1,43
0,6
2,2
1,8
1,4
1,0
Sep 05 Sep 06 Sep 07 Sep 08 Sep 09 Sep 10 Sep 11 Sep 12 Sep 13 Sep 14 Sep 15
16
»Quo vadis, Euro?Grafik 5 zeigt deutlich, dass die Entwicklung des Euro bzw. des
US-Dollar seit Monaten einen wichtigen Treiber für den Markt
darstellt.
Aktuell bedeutet der starke Euro Gegenwind für den deutschen
Markt. Der Vorteil des DAX für den von uns erwarteten Fall eines
mittelfristig allerdings wieder schwächeren Euro liegt in der
relativ hohen Geschäftstätigkeit in den USA. So gehen zwar nur
8 Prozent aller deutschen Exporte in die Staaten, gleichwohl wer-
den ca. 23 Prozent der Umsätze der DAX-Unternehmen mit den
USA erwirtschaftet. Im gesamten Euroraum (inklusive Deutsch-
land) beträgt der Anteil der US-Umsätze geringere 17 Prozent.
Dies ist mit ein Grund dafür, dass sich auch in der relativen
Gewinnentwicklung im Vergleich zum europäischen Gesamt-
markt weiterhin eine Verbesserung zeigt (Grafik 6).
Unsere Grundeinschätzung für den Dollar bleibt weiterhin positiv.
Zwar dürfte sich das Potenzial für einen starken Dollar nach
der »verschobenen« Fed-Zinserhöhung bis Jahresende nur als
begrenzt darstellen, mit der dann kommenden Leitzinserhöhung
dürfte sich der Aufwärtstrend aber wieder etwas verstärken.
Was bedeutet die Zinswende in den USA für den Markt?Rein statistisch betrachtet sorgen Phasen steigender Leitzinsen
kurzfristig für eine Seitwärtsbewegung an den Märkten. Die
Investoren müssen ihre Erwartungen und Ausblicke neu adjustie-
ren und die Strukturen gegebenenfalls anpassen. Dies dauert ein
paar Monate. Danach geht es allerdings typischerweise weiter
TITELTHEMA | AKTIEN DEUTSCHLAND
aufwärts. Dies ist allerdings auch nicht überraschend, denn
schließlich heben die Notenbanken die Zinsen üblicherweise
erst dann an, wenn sich die konjunkturelle Lage stabilisiert
und zunehmend robust
erscheint, sodass erste
Leitzinserhöhungen hier
keinen Schaden anrichten.
Richtig problematisch wird
es erst, wenn Inflations-
gefahren aufziehen und
die Notenbanken mit dem
Dreh an der Zinsschraube
übertreiben und die Konjunktur abwürgen. Ein Szenario, das
wir so nicht erwarten. Dies zeigt auch der globale Blick auf die
Leitzinsentwicklung. Hier hat sich der Anteil der Notenbanken,
die zuletzt die Leitzinsen nach unten verändert haben, auf rund
80 Prozent erhöht.
Also kein Grund zur Sorge vor den Fed-Leitzinserhöhungen?Wir müssen an dieser Stelle die Aussagekraft der Historie für das
aktuelle Umfeld in Frage stellen. Denn mit den Anleihenkäufen
der Fed (QE) und auch der offeneren Kommunikationspolitik
der Notenbanken hat sich doch einiges geändert. Insbesondere
die offenere und transparentere Kommunikation dürfte stärkere
Abweichungen des Anlegerverhaltens im Vergleich zu früheren
Mustern haben. Denn früher kamen Leitzinserhöhungen durch-
aus überraschend und wurden bei weitem nicht so gut vorberei-
tet, wie dies heutzutage geschieht.
»Der Vorteil des DAX für
den Fall eines mittelfristig
allerdings wieder schwäche-
ren Euro liegt in der relativ
hohen Geschäftstätigkeit
in den USA.«
Stand: 21. September 2015; Quelle: Reuters, Datastream Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Grafik 5: Wertentwicklung DAX und Euro/US-Dollar-Wechselkurs(Für die Wertentwicklung der vergangenen fünf Jahre des DAX siehe Grafik 1 auf Seite 14)
Euro/US-Dollar-Wechselkurs, linksDAX-Performance (Kursindex), rechts
in US-Dollar in Prozent
1,16
1,04
1,06
1,08
1,10
1,12
1,14
9,5
12,5
12,0
11,5
11,0
10,5
10,0
AprMrz Mai Jun Jul Aug Sep
130
125
120
115
110
105
100
95
36
34
32
30
28
26
24
22
Stand: 21. September 2015; Quelle: Thomson Datastream Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Grafik 6: Relative Entwicklung DAX vs. STOXX Europe 600
2015 2014 2013 2012 2011
Relative Kursentwicklung DAX vs. STOXX Europe 600, linksRelative Gewinnentwicklung DAX vs. STOXX Europe 600, rechts
1717
«
Anlageidee: Partizipieren Sie an der Entwicklung des DAX
ComStage ETF
WKN Index Ertragsverwendung Pauschalgebühr p.a. Geld-/Briefkurs
ETF 001 DAX Thesaurierend 0,08 % 101,49/101,50 EUR
Unlimited Index-Zertifikat
WKN Basiswert Bezugsverhältnis Geld-/Briefkurs
702 979 DAX (Performanceindex) 100:1 102,55/102,56 EUR
Discount-Zertifikate
WKN Basis-wert
Cap Discount Max. Rendite p.a.
Bewertungstag Geld-/Briefkurs
CN1 SLA DAX 9.500 Pkt. 11,34 % 6,04 % 14.07.2016 90,89/90,90 EUR
CN1 SLQ DAX 10.200 Pkt. 6,95 % 9,29 % 14.07.2016 95,37/95,38 EUR
CN1 SM6 DAX 11.000 Pkt. 3,29 % 14,61 % 14.07.2016 99,15/99,16 EUR
Capped Bonus-Zertifikate
WKN Basis-wert
Cap/Bonus level
Barriere Abstand zur
Barriere
Bonus- rendite
p.a.
Bewer-tungstag
Geld-/Briefkurs
CN6 LRM DAX 10.660 Pkt. 8.000 Pkt. 21,98 % 7,56 % 14.07.2016 100,89/100,90 EUR
CN6 LRX DAX 10.990 Pkt. 8.500 Pkt. 17,10 % 10,08 % 14.07.2016 102,16/102,17 EUR
CN6 LS5 DAX 11.350 Pkt. 8.900 Pkt. 13,16 % 13,11 % 14.07.2016 103,32/103,34 EUR
Faktor-Zertifikate
WKN Basiswert Strategie Faktor Laufzeit Indexgebühr p.a.
Geld-/Briefkurs
CZ9 3L0 DAX Future Long 3 Unbegrenzt 0,50 % 13,28/13,30 EUR
CZ9 3L3 DAX Future Long 6 Unbegrenzt 0,50 % 8,64/8,67 EUR
Stand: 22. Oktober 2015; Quelle: Commerzbank Corporates & Markets, ComStage
Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die maßgeblichen Produktinformationen stehen im Internet für Zertifikate unter www.zertifikate.commerzbank.de bzw. ETFs unter www.comstage.de zur Verfügung.
TITELTHEMA | AKTIEN DEUTSCHLAND
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duktspektrum an Zertifikaten steht
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commerzbank.de zur Verfügung, weitere
Informationen zu ComStage ETFs finden
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Deshalb sehen wir auch die aktuelle
unruhige Börsenphase bereits als Vorgriff
der Märkte auf die Leitzinserhöhung.
Dass diese trotz der besten Vorbereitung
aller Zeiten derart unruhig ausfällt und
die Frage nach dem endgültigen Zeit-
punkt der Erhöhung immer noch zu gro-
ßen Diskussionen und Unruhe führt, lässt
sich dadurch erklären, dass die konjunk-
turelle Erholung nicht so eindeutig ist,
wie es zu früheren Zeitpunkten der Fall
war, und dass sich die Investoren in den
langen Jahren der Nullzinspolitik so
sehr an die »Droge Liquidität« gewöhnt
haben, dass ihnen allein schon der
Gedanke an einen leichten Entzug den
Angstschweiß auf die Stirn treten lässt.
Was uns allerdings unverändert positiv
stimmt, ist, dass sich abzeichnet, dass
die Vorgehensweise der Fed sehr vor-
sichtig bleibt und auch der kommende
Zinserhöhungspfad sehr gemächlich
ausfallen dürfte. Hier zeigt die Historie,
dass Zyklen mit moderaten Zinserhöhun-
gen dem Aktienmarkt in keinster Weise
geschadet haben und er auch danach
Kursgewinne ausweisen konnte.
Das Stimmungsbild, das die Sentiment-
indikatoren anzeigen und welches
als Kontraindikator einzuschätzen ist,
liegt weiterhin im sehr pessimistischen
Bereich. Das aktuelle Niveau bot in
der jüngeren Vergangenheit jeweils ein
interessantes Chance-Risiko-Verhältnis.
Auch von dieser Seite bieten sich somit
schwächere Tage weiterhin als Kauf-
gelegenheit an.
18
INTERVIEW | JENS ULBRICH
ideas: Herr Ulbrich, an den internationa-len Börsen herrschen gerade turbulente Zeiten. Die Indizes verzeichnen reihen-weise Kursverluste, der DAX war zwi-schenzeitlich deutlich unter die Marke von 10.000 Punkten gefallen, einige Öko-nomen sprechen sogar von einer mögli-cherweise bevorstehenden weltweiten Rezession. Ursprung dieser ganzen Entwicklung ist China, hinzu kommen die Unentschlossenheit der Fed und der Skandal um den Automobilkonzern VW. Wie schätzen Sie die aktuelle Situa-tion ein?Jens Ulbrich: Es gab zuletzt in der Tat
einige schlechte Nachrichten für die Welt-
konjunktur. Einigen Schwellenländern
macht es zu schaffen, dass der Rohstoff-
boom vorerst an ein Ende gekommen zu
sein scheint, und in China hat sich das
Wachstum weiter verlangsamt. Das ist im
Übrigen nicht erst seit diesem Sommer
der Fall. Aber nicht überall ist die Stim-
mung gedämpft. In Europa und den Ver-
einigten Staaten setzt sich die Erholung
fort. Der Internationale Währungsfonds
hat seine Anfang des Monats veröffent-
Jens Ulbrich – Leiter des Zentralbereichs Volkswirtschaft der Deutschen Bundesbank
Erholung im Euroraum setzt sich fort
lichte Prognose für die Weltwirtschaft
darum auch nur leicht nach unten korri-
giert. Aber klar ist auch, dass die Unsi-
cherheit über die weitere Entwicklung der
Weltwirtschaft zuletzt gestiegen ist.
Die kurzfristigen Auswirkungen auf die weltweiten Börsen haben wir gesehen. Doch wie sieht es mit der Realwirtschaft aus? Wird das, was wir in den vergan-genen Wochen in China an den Börsen erlebt haben, ernstzunehmende Auswir-kungen auf unsere Wirtschaft haben?Bislang ist der Absturz der Aktienpreise in
China noch nicht auf die Realwirtschaft
durchgeschlagen. Zum Teil dürfte der
Rückgang schließlich auch eine Korrektur
des vorherigen starken Anstiegs der
Aktienkurse sein. Außerdem spielen die
Aktien märkte nur eine untergeordnete
Rolle in der Unternehmensfinanzierung
in China. Und last, but not least hat der
Trend zu einem etwas langsameren
Wachstum dort schon vorher eingesetzt.
Teilweise ist dies die Begleiterscheinung
einer notwendigen Neuausrichtung der
chinesischen Volkswirtschaft hin zu einem
mehr von Konsum getragenen Wachs-
tumsmodell. Sollte sich das Wachstum in
China aber deutlich stärker abschwächen,
würden wir das auch in Deutschland mer-
ken. Stark vereinfacht sagen unsere Schät-
zungen: Eine zusätzliche vierprozentige
Wachstumsverlangsamung in China
könnte die deutsche Wirtschaftsleistung
um 1/4 Prozentpunkt schmälern. Und
dabei sind negative Vertrauenseffekte
an den Finanzmärkten noch nicht berück-
sichtigt.
Mit VW hat nun nach den Versorgern und der Banken- und Versicherungsbranche auch die deutsche Automobilbranche an Ruf verloren. Die Aktienkurse von VW sind eingebrochen, sehr viel Vertrauen wurde verspielt und die Marke wurde deutlich beschädigt. Wie schätzen Sie die Affäre VW ein: Findet Ihrer Meinung nach eine mediale Übertreibung statt oder sehen Sie tatsächlich die Gefahr einer nachhaltigen Beschädigung des Wirtschaftsstandorts Deutschland?
Es ist noch zu früh, um die Auswirkungen
der VW-Affäre wirklich beurteilen zu kön-
nen. Ich erwarte aber keine großen Aus-
wirkungen in der Breite der deutschen
Automobilindustrie. Damit die Affäre
das Gütesiegel »Made in Germany« nicht
beschädigt, muss sie jedoch so schnell wie
möglich aufgearbeitet werden. Und als
persönlich Betroffener würde ich mir hier
etwas mehr Transparenz und Schnelligkeit
wünschen.
»Nicht überall ist die Stimmung
gedämpft. In Europa und den
Vereinigten Staaten setzt sich
die Erholung fort.«
»Die Aktien märkte spielen
nur eine untergeordnete Rolle in
der Unternehmensfinanzierung
in China.«
19»
Werfen wir einen Blick auf Europa: Geht es – von Griechenland abgesehen – nicht langsam wieder aufwärts im Euroraum?Ja, das kann man durchaus so sehen.
Die Erholung im Euroraum setzt sich fort
und fast alle Mitgliedsstaaten tragen dazu
bei, insoweit zeigen die Strukturreformen
Wirkung. Die Indikatoren deuten zurzeit
darauf hin, dass dies auch so weitergeht,
wobei ich auf die gestiegene Unsicherheit
im Hinblick auf den Wirtschaftsausblick
aber schon hingewiesen hatte. Und trotz
INTERVIEW | JENS ULBRICH
der Fortschritte bei der Korrektur der
Ungleichgewichte bleiben große Probleme
aber weiter bestehen: Die Arbeitslosigkeit
geht nur langsam zurück und der Schul-
denüberhang ist noch nicht beseitigt. Dies
bremst das Wachstum.
Auch an den Rohstoffmärkten ging es in den vergangenen Wochen recht turbu-lent zu. So notierte beispielsweise Rohöl zwischenzeitlich mit rund 40 US-Dollar auf dem niedrigsten Stand seit mehr als
sechs Jahren. Auch wenn sich Edelme-talle und Ölpreise wieder etwas erholt haben, der Preisverfall im Rohstoffsektor und die Abkühlung in China werden sehr wahrscheinlich auch die Inflationsraten weltweit drücken. Teilweise kommen sogar schon Deflationssorgen auf, sind diese berechtigt?Nein. Der starke Preisverfall bei den Roh-
stoffen schlägt sich natürlich in den Infla-
tionsraten nieder. Ich gehe daher davon
aus, dass die Inflationsraten auch in den
20
«
»INTERVIEW | JENS ULBRICH
kommenden Monaten um die Nulllinie
schwanken werden. Allerdings hat der
Rückgang der Rohstoffpreise nur einen
vorübergehenden Effekt auf die Verbrau-
cherpreise, eine Deflation ist das also
nicht. Hierunter versteht man schließlich,
dass die Preise in einer sich selbst verstär-
kenden Abwärtsspirale auf breiter Front
fallen und die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage und die Löhne mit sich nach
unten ziehen. Davon kann im Moment
aber keine Rede sein. Ich rechne vielmehr
damit, dass sich die Inflation auf mittlere
Frist wieder dem Zielwert von unter, aber
nahe bei 2 Prozent annähert. Das wird
diesmal nur etwas länger dauern als in
üblichen Konjunkturzyklen. Aber das
ist auch das, was nach einer vorherigen
finanziellen Überschuldungsphase zu
erwarten ist. Der Schuldenabbau bremst
hier und die Verlagerung von Arbeitskräf-
ten in den Sektor der handelbaren Güter
geht nicht von heute auf morgen.
Nicht nur China lahmt, auch andere Schwellenländer wie beispielsweise Brasilien und Russland haben gewaltige Probleme. Dazu kommt, sollte die US- Notenbank Fed noch in diesem Jahr die Zinsen erhöhen, wird es für Investoren noch attraktiver sein, ihr Geld aus diesen Schwellenländern abzuziehen. Wie schätzen Sie diese Situation ein?Wann auch immer die Fed die Zinsen
erstmals seit 2006 wieder anhebt, es ist
die am meisten erwartete und diskutierte
Zinserhöhung in der Geschichte der ame-
rikanischen Notenbank. Das spricht dafür,
dass ein Gutteil der Effekte bereits einge-
preist ist. Es sollte auch nicht übersehen
werden, dass viele Schwellenländer in den
letzten Monaten bereits massive Abwer-
tungen ihrer Währungen erlebt haben.
Insoweit waren deren Finanzsysteme auch
einem echten Stresstest ausgesetzt, den
sie vergleichsweise gut bestanden haben.
Zudem hat in den letzten Monaten die
Erwartung einer Zinswende in den Verei-
nigten Staaten dazu beigetragen, dass die
Risikoprämien auf Unternehmensanleihen
in den Schwellenländern gestiegen sind.
Vor diesem Hintergrund erwarte ich nach
einer Normalisierung der US-Zinsen, die ja
dann erfolgt, wenn man die US-Wirtschaft
für robust genug hält, keine massiven
weiteren Anpassungen. Die Herausforde-
rung für viele Schwellenländer ist es eher,
ihr heimisches Wachstumspotenzial wie-
der zu stärken und Aufholprozesse durch
eine in der Breite starke industrielle Basis
zu fördern.
Was werden aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen der deutschen und europäischen Wirtschaft in den nächsten Jahren sein?Eine zentrale Herausforderung, vor der
Deutschland und viele andere Industrie-
länder stehen, ist sicherlich der demogra-
fische Wandel. Die Bevölkerung in vielen
Mitgliedsstaaten der Europäischen Union
wird im Schnitt älter und sie schrumpft.
Nehmen Sie Deutschland als Beispiel.
Weil der Anteil der Erwerbspersonen
hier bis 2060 möglicherweise um fast
30 Prozent sinken wird, werden auch die
altersbezogenen Staatsausgaben steigen.
Die Wirtschaftsweisen haben vor kurzem
aus gerechnet, dass unsere Staatsschulden
dadurch bis zum Jahr 2060 auf etwa
250 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
anwachsen, wenn wir nicht rechtzeitig
gegensteuern. Deshalb werden wir um
weitreichende Reformen, wie etwa eine
weitere Heraufsetzung des Rentenein-
trittsalters, nicht herumkommen. Der
momentane Zustrom von Flüchtlingen
zeigt zwar, wie schnell sich auch ver-
meintlich fixe demografische Szenarien
in kurzer Zeit verschieben können. Es
spricht aber wenig dafür, dass es gelingt,
diese Zuwanderer in großer Zahl rasch in
den Arbeitsmarkt zu integrieren. Neben
der Frage der Wohnraumversorgung wird
die Integration in den Arbeitsmarkt das
Politikfeld sein, auf dem sich entscheidet,
ob wir die Chancen der Zuwanderung
mittelfristig erfolgreich werden nutzen
können.
Vielen Dank für das Gespräch.Das Interview führte Laura Schwierzeck.
KURZVITA
Jens Ulbrich ist seit 2005 bei der
Deutschen Bundesbank, seit 2009 ist
er Leiter des Zentralbereichs Volkswirt-
schaft. Davor war er unter anderem
General sekretär beim Sachverstän-
digenrat zur Begutachtung der
gesamtwirtschaft lichen Entwicklung.
»Ich erwarte nach einer
Normalisierung der US-Zinsen
keine massiven weiteren
Anpassungen.«
»Eine zentrale Herausforderung,
vor der Deutschland und
viele andere Industrieländer
stehen, ist sicherlich der
demografische Wandel.«
21
«
AKTIONEN & TERMINE
Messen, Börsentage & SeminareCommerzbank Derivate-Experten vor Ort
| World of Trading | 20.–21.11.2015Forum der Messe Frankfurt
60327 Frankfurt/Main
LudwigErhardAnlage 1, www.wotmesse.de
| Börsentag Dresden | 16.01.2016Maritim Congress Center Dresden
01067 Dresden, OstraUfer 2
www.boersentagdresden.de
| Börsentag München | 05.03.2016MOC Veranstaltungscenter München
80939 München, Atrium 3 + 4
Lilienthalallee 40
www.boersentagmuenchen.de
| Anlegertag Düsseldorf | 12.03.2016Classic Remise, 40591 Düsseldorf
Harffstraße 110a, www.anlegertag.de
| Invest Stuttgart | 17.–18.04.2016Landesmesse Stuttgart, 70629 Stuttgart
Halle 4, Messepiazza 1
www.messestuttgart.de/invest/
FINANZ-Messe Zürich | 03.–04.02.2016Kongresshaus Zürich, 8002 Zürich
Claridenstrasse 5, www.finanzmesse.ch
22
Die deutschen Aktienmärkte befinden sich seit Anfang April
2015 in einer technischen Gegenbewegung auf die ausgeprägten
Kursgewinne der Vorquartale. Durch die Kursverluste speziell in
den letzten Wochen sind einige (technische) Risiken, wie zum
Beispiel die Konjunkturabkühlung in vielen Schwellenländern,
TECHNISCHE ANALYSE | LUFTHANSA
Technische Analyse
Lufthansa: Gewinnt wieder an technischer Höhe
SOPHIA WURM
Technische Analyse,
CM Research
die Dauerdiskussion über eine mögliche US-Leitzinswende und
der VW-Newsflow, verarbeitet worden. Die mittelfristig stark
überverkaufte Struktur deutet für das vierte Quartal 2015 eine
Kurs erholung an. In solchen Phasen kennt die Technische Ana-
lyse zwei Grundstrategien für Neuengagements. Einerseits den
Positionsaufbau in Aktien, die zuletzt sehr stark unter Druck
waren, da hier in einer Gesamtmarkterholung die überverkaufte
Lage abgebaut wird. Andererseits den Positionsaufbau in Aktien,
die jetzt neue (Investment-)Kaufsignale geben. Mit Blick auf den
DAX ist hier zum Beispiel die Deutsche Lufthansa zu nennen.
Die Aktie der Deutschen Lufthansa hatte ab April 2014 eine
technische Baisse durchlaufen, die in einer ausgeprägten Rela-
tiven Schwäche der Aktie gegenüber dem DAX resultierte.
Lufthansa
Stand: 15. Oktober 2015; Quelle: Reuters, Commerzbank Corporates & Markets. Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung.
K = Kaufsignal V = Verkaufssignal TP = Take-Profit-Signal
in Euro
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
1920
2221
7
200-Tage-Linie
AufwärtstrendUnterstützung
bestätigt
20,3 EUR
17,2 EUR
11,4 EUR12,5 EUR
15,5 EUR
10,7 EUR
7,9 EUR
10,2 EUR
VV
K
K
K
TP = V
K
23
TECHNISCHE ANALYSE | LUFTHANSA
Ausgehend von Kursen von 20,3 Euro
war die Aktie innerhalb eines halben
Jahres bis auf 10,7 Euro (Oktober 2014)
zurückgefallen. Vor dem Hintergrund der
überkauften technischen Lage kam es
nach einem Kursverlust von über 47
Prozent zu einer Gegenbewegung und
die Aktie konnte sich im Anschluss bis
in den Bereich der bzw. leicht über der
200-Tage-Linie (15,5 Euro) erholen, bevor
eine erneute Abwärts bewegung folgte.
Diese endete Ende August 2015 an der
Unterstützungszone bei 10,2 bis 10,7
Euro. Nachdem die Deutsche Lufthansa
diese Zone erfolgreich verteidigt hatte,
startete sie eine Erholungsbewegung,
welche sie Ende September/Anfang
Oktober 2015 aus dem mittel fristigen
Abwärtstrend und über die 200-Tage-
Linie führte. Vor dem Hintergrund dieser
verbesserten mittelfristigen technischen
Gesamtlage sollte die Aktie in den kom-
menden Wochen weiter an technischer
Höhe gewinnen. Als Konsequenz ist die
Aktie ein speku lativer technischer Kauf.
Das nächste technische Etappenziel
sollte im Bereich von 14,5 Euro liegen.
23
Beim Kauf des Classic Discount-Zertifikats
auf Lufthansa erhalten Anleger einen
Preisabschlag (Discount) auf den aktu-
ellen Wert der Aktie. Im Gegenzug ver-
zichtet der Anleger auf die Möglichkeit,
unbegrenzt an Kurssteigerungen der Aktie
zu partizipieren. Der maximale Rückzah-
lungsbetrag beträgt 13,00 Euro.
Mit dem Capped Bonus-Zertifikat können
Anleger an der Entwicklung der Lufthansa-
Aktie bis zum Cap partizipieren. Zudem
erhält der Anleger den Bonusbetrag,
solange die Barriere bis zum Bewertungs-
tag nicht erreicht oder unterschritten
wird. Bei Unterschreitung der Barriere
folgt das Zertifikat der Aktie bis zum Cap.
An Kurssteigerungen über den Cap hinaus
nehmen Anleger nicht teil.
BEST Turbo-Zertifikat auf Lufthansa
WKN CN7 959
Typ Bull
Basispreis/KnockOutBarriere
11,82 EUR
Laufzeit Unbegrenzt
Geld/Briefkurs 2,00/2,01 EUR
Hebel 7,0
Classic Discount-Zertifikat auf Lufthansa
WKN CN7 JYQ
Cap 13,50 EUR
Bewertungstag 14.01.2016
Fälligkeit 21.01.2016
Geld/Briefkurs 12,82/12,83 EUR
Discount 6,39 %
Max. Rendite p.a. 20,61 %
Capped Bonus-Zertifikat auf Lufthansa
WKN CR9 C4K
Barriere 10,00 EUR
Bonuslevel/Cap 15,00 EUR
Bewertungstag 17.03.2016
Fälligkeit 24.03.2016
Geld/Briefkurs 14,44/14,45 EUR
Abstand zur Barriere 26,92 %
Bonusrendite p.a. 9,02 %
Mit dem Faktor-Zertifikat 3x Long auf
Lufthansa können Anleger gehebelt an
der Entwicklung der Aktie partizipieren.
Bezogen auf die tägliche prozentuale
Wertentwicklung bedeutet das: Steigt die
Aktie, steigt der Wert des Zertifikats circa
um den jeweiligen Faktor (Hebel) und
umgekehrt.
Mit dem BEST Turbo-Zertifikat können
Anleger gehebelt an der Entwicklung der
Lufthansa-Aktie partizipieren. Die Laufzeit
des Zertifikats ist unbegrenzt. Erst bei
fallenden Notierungen der Aktie unter die
Knock-Out-Barriere endet die Laufzeit
des Zertifikats. Dies führt zu einem Total-
verlust des eingesetzten Kapitals.
Faktor-Zertifikat auf Lufthansa
WKN CZ2 4PK
Strategie Long
Laufzeit Unbegrenzt
Indexgebühr 0,70 % p.a.
Geld/Briefkurs 39,44/39,64 EUR
Faktor/Hebel 3
Anlageidee Anlageprodukte
Anlageidee Hebelprodukte
Stand: 22. Oktober 2015; Quelle: Commerzbank Corporates & Markets
Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die maßgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.zertifikate.commerzbank.de zur Verfügung.
24
TECHNISCHE ANALYSE | ADIDAS
Der Sportartikel-Hersteller adidas hatte zum Jahreswechsel
2013/2014 den fünfjährigen Haussetrend (Start beim Kurstief
von ca. 21,2 Euro im November 2008; neue Allzeithochs bei
93,2 Euro im Januar 2014) mit einem übergeordneten Take-
Profit-Signal verlassen. Diese Gegenbewegung weitete sich im
Laufe des Jahres 2014 zu einer technischen (Zwischen-)Baisse
aus, wobei es insgesamt zu einem Kursrückgang bis zur
Unterstützungszone um 53,0 Euro kam. Zum Jahreswechsel
Technische Analyse
adidas: Kommt wieder ins Laufen
ACHIM MATZKE
Leiter Technische Analyse,
CM Research
adidas
Stand: 15. Oktober 2015; Quelle: Reuters, Commerzbank Corporates & Markets. Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung.
K = Kaufsignal V = Verkaufssignal TP = Take-Profit-Signal
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
25
35
30
40
45
50
55
60
657075808590
10095
20
200-Tage- Linie
Haussetrend(aus 2009) Bodenformation
Baissetrend
Allzeithoch
73,6 EUR
78,0 EUR
93,2 EUR
GAP
52,9 EUR
V
K
»Flagge«
K
K
K
TP = V
in Euro
2014/2015 bildete die Aktie auf Basis der mittelfristig überver-
kauften Lage eine Trading-Bodenformation heraus. Im Februar
2015 sprang adidas mit einem Investment-Kaufsignal aus dieser
Bodenformation heraus, wobei gleichzeitig der seit einem Jahr
bestehende (Zwischen-)Baissetrend verlassen und die fallende
200-Tage-Linie überwunden wurde. Der erste mittelfristige Auf-
wärtstrend führte den Wert bis Anfang Mai 2015 auf ein Kurs-
niveau um 78,0 Euro (neue, kleine Widerstandszone). In den
Folgemonaten ergab sich oberhalb der wieder steigenden
200-Tage-Linie eine mittelfristige Konsolidierung mit der Form
einer technischen Flagge. Da diese Konsolidierung einen trend-
bestätigenden Charakter (nach oben) aufwies, überrascht es
nicht, dass sich adidas wieder nach oben absetzt. Aufgrund der
technischen Gesamtlage deutet sich bei adidas als nächstes
technisches Etappenziel der aktuell vorliegenden mittelfristigen
Aufwärtsbewegung der Bereich um 80,0 Euro an. Als Konse-
quenz ist die Aktie ein technischer (Zu-)Kauf.
25
Faktor-Zertifikat auf adidas
WKN CZ6 RPZ
Strategie Long
Bezugsverhältnis 1:1
Laufzeit Unbegrenzt
Indexgebühr 0,70 % p.a.
Geld/Briefkurs 4,78/4,80 EUR
Faktor/Hebel 3
BEST Turbo-Zertifikat auf adidas
WKN CN6 UBS
Typ Bull
Basispreis/KnockOutBarriere 65,20 EUR
Bezugsverhältnis 10:1
Laufzeit Unbegrenzt
Geld/Briefkurs 1,37/1,38 EUR
Hebel 5,7
Classic Discount-Zertifikat auf adidas
WKN CN7 K2S
Cap 77,00 EUR
Bezugsverhältnis 1:1
Bewertungstag 14.01.2016
Fälligkeit 21.01.2016
Geld/Briefkurs 74,61/74,62 EUR
Discount 5,27 %
Max. Rendite p.a. 12,84 %
Capped Bonus-Zertifikat auf adidas
WKN CR9 BJV
Barriere 60,00 EUR
Bonuslevel/Cap 82,50 EUR
Bezugsverhältnis 1:1
Bewertungstag 17.03.2016
Fälligkeit 24.03.2016
Geld/Briefkurs 80,45/80,46 EUR
Abstand zur Barriere 23,78 %
Bonusrendite p.a. 6,09 %
TECHNISCHE ANALYSE | ADIDAS
Anlageidee Anlageprodukte
Anlageidee Hebelprodukte
25
Beim Kauf des Classic Discount-Zertifikats auf adidas erhalten
Anleger einen Preis abschlag (Discount) auf den aktuellen Wert
der adidas-Aktie. Im Gegenzug für diesen Discount verzichtet
der Anleger auf die Möglichkeit, unbegrenzt an Kurssteigerun-
gen der Aktie zu partizipieren. Der maximale Rückzahlungs-
betrag beträgt 77,00 Euro.
Mit dem Capped Bonus-Zertifikat können Anleger an der Wert-
entwicklung der adidas-Aktie bis zum Cap partizipieren. Zudem
erhält der Anleger den Bonusbetrag, solange die Barriere bis
zum Bewertungstag nicht erreicht oder unterschritten wird. Bei
Unterschreitung der Barriere folgt das Zertifikat der Aktie bis
zum Cap. An Kurssteigerungen über den Cap hinaus nehmen
Anleger nicht teil.
Mit dem Faktor-Zertifikat 3x Long auf adidas können Anleger
gehebelt an der Wertentwicklung der Aktie partizipieren.
Bezogen auf die tägliche prozentuale Wertentwicklung bedeutet
das: Steigt die adidas-Aktie, steigt der Wert des Zertifikats circa
um den jeweiligen Faktor (Hebel) und umgekehrt. Die Laufzeit
des Zertifikats ist unbegrenzt.
Mit dem BEST Turbo-Zertifikat können Anleger gehebelt an der
Wertentwicklung der adidas-Aktie partizipieren. Die Laufzeit des
Zertifikats ist unbegrenzt. Erst bei fallenden Notierungen der
adidas-Aktie unter die Knock-Out-Barriere endet die Laufzeit
des Zertifikats. Dies führt zu einem Totalverlust des eingesetzten
Kapitals.
Stand: 22. Oktober 2015; Quelle: Commerzbank Corporates & Markets
Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die maßgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.zertifikate.commerzbank.de zur Verfügung.
26
Technische Analyse für Einsteiger
Charttypen
Alles eine Frage der PerspektiveHinsichtlich der Art und Weise, Charts von Kursverläufen abzu-
bilden, verfügen Technische Analysten und Anleger über ein
großes Arsenal an Möglichkeiten. Zu den bekanntesten Chart-
typen zählen Linienchart, Balkenchart, Kerzenchart, Point &
Figure Chart, Renko-Chart, Three Line Break-Chart, Kagi-Chart
und Heikin Ashi-Chart. Nachfolgend soll ein Überblick über die
drei wichtigsten und meistverwendeten Darstellungsformen
gegeben werden.
Linienchart, Balkenchart und KerzenchartDer Linienchart stellt die einfachste Methode der Kursdarstellung
dar. Hier wird einfach der Schlusskurs einer festgelegten Zeit-
periode mit dem jeweiligen Schlusskurs der vorausgegangenen
Periode verbunden. Bei einem Tageschart werden entsprechend
die Tagesschlusskurse durch eine Linie verbunden, bei einem
Wochenchart die Wochenschlusskurse und so weiter. Der Vorteil
dieser Darstellungsart
liegt in seiner Einfachheit.
Zudem gilt der Schlusskurs
einer Zeitperiode als der
analytisch wichtigste Kurs.
Was von den einen als
Vorteil gesehen wird,
erachten jedoch andere
als Nachteil. So entwickel-
ten sich die beiden heute
am weitesten verbreiteten Charttypen Balkenchart (Barchart)
und Kerzenchart (Candlestickchart). Beide Chart typen geben
die gleiche Information wieder. Diese vier Informationen sind
Eröffnungskurs (open), Höchstkurs (high), Tiefstkurs (low) und
Schlusskurs (close) der jeweils betrachteten Zeitperiode.
Mithilfe dieser vier Informationen ergibt sich ein wesentlich
detailreicheres Abbild des Handelsgeschehens und damit auch
der Marktpsychologie innerhalb der jeweiligen Zeitperiode. Der
RALF FAYAD
Freier Technischer Analyst (CFTe),
Autor des ideasdaily-Newsletter
TECHNISCHE ANALYSE VERSTEHEN
»Diese vier Informationen
sind Eröffnungskurs (open),
Höchstkurs (high), Tiefstkurs
(low) und Schlusskurs (close)
der jeweils betrachteten
Zeitperiode.«
Grafik 1: Barchart
2009 Feb Mrz
5.000
4.800
4.600
4.400
4.200
4.000
3.800
3.600
5.200High
Close
Open
Low
27
TECHNISCHE ANALYSE VERSTEHEN
Unterschied zwischen den beiden Charttypen liegt ausschließlich
in der optischen Aufbereitung der vier Kursdaten. Beim Balken-
chart wird zunächst ein vertikaler Strich (= Balken) vom Hoch
zum Tief gezeichnet, sodass hierdurch die komplette Handels-
spanne definiert wird. An der Stelle des Schlusskurses wird auf
der rechten Seite des Balkens ein horizontaler Strich platziert.
Den Eröffnungskurs kennzeichnet ein horizontaler Strich auf der
linken Seite des Balkens. Der in Japan bereits vor Jahrhunderten
entwickelte Kerzenchart wird durch einen Kerzenköper, der zwi-
schen Eröffnungskurs und Schlusskurs gezeichnet wird, sowie
durch einen oberen und unteren Schatten (Docht und Lunte),
der den Rest der Handelsspanne abdeckt, konstruiert. Liegt der
Schlusskurs über dem Eröffnungskurs, wird der Kerzenkörper in
der Regel weiß oder grün dargestellt, liegt der Schlusskurs unter-
halb des Eröffnungskurses, ist der Körper in der Regel schwarz
oder rot. Mehr und mehr Analysten geben den Kerzencharts den
Vorzug, da diese eine schnellere und klarere optische Erfassung
der genannten vier Kursdaten ermöglichen. Zudem wurde eine
Vielzahl von Kerzenmustern identifiziert und kategorisiert, die
einen eigenen analytischen Aussagegehalt besitzen und damit
zur Signalgenerierung (Umkehr- und Fortsetzungssignale)
genutzt werden können.
Arithmetisch oder logarithmischBei der Skalierung der Charts hat der Anleger bei den meisten
Chartanalysesoftware-Programmen die Wahl zwischen einer
arithmetischen und einer (halb)logarithmischen Kursdarstellung.
Bei der Verwendung einer arithmetischen Kursskalierung weist
die vertikale Kursskala für gleiche Kurseinheiten immer gleiche
Abstände auf. So bedeutet beispielsweise ein Kursanstieg von
10 auf 20 vom Ausmaß der Bewegung im Chart her das Gleiche
wie ein Anstieg von 90 auf 100, auch wenn dies im ersteren Fall
eine Kursverdoppelung ist und im letzteren Fall nur ein Plus von
rund 11 Prozent ausmacht. Bei einer logarithmischen Skalierung
zeigen die Kurse hingegen gleiche vertikale Abstände für gleiche
prozentuale Veränderun-
gen. Entsprechend würde
eine Preisveränderung von
beispielsweise 10 auf 20
auf demselben Chart das
gleiche Ausmaß annehmen
wie der nachfolgende
Anstieg von 20 auf 40 und
von 40 auf 80. Die meisten
Technischen Analysten
verwenden standardmäßig
eine arithmetische Darstellung. Da logarithmische Charts bei
langfristigen Betrachtungen eine adäquatere Wiedergabe der
Bedeutung einer Kursbewegung ermöglichen, haben sich zwei
Daumenregeln entwickelt, wann logarithmische Charts zu bevor-
zugen sind. Zum einen grundsätzlich dann, wenn ein Zeitraum
von mehreren Jahren analysiert wird, und zum anderen dann,
wenn im betrachteten Chartausschnitt eine Kursschwankung
von mehr als 20 Prozent auftritt. Praktische Auswirkungen hat
die Auswahl der Skalierung vor allem auf die Lage von einge-
zeichneten Trendlinien.
»Mehr und mehr Analysten
geben den Kerzencharts
den Vorzug, da diese
eine schnellere und klarere
optische Erfassung
ermöglichen.«
Grafik 2: Candlestickchart
2009 Feb Mrz
5.000
4.800
4.600
4.400
4.200
4.000
3.800
3.600
High
Close
Open
Low
High
Close
Open
Low
5.200
Grafik 3: Kursskala
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
arithmetische Skala logarithmische Skala
10987
6
5
4
3
2
1
28
DR. ISKRA
KALOÐERA-SCHMIEDECKE
Produktmanager,
Equity Markets & Commodities
WISSEN | DAS A UND O DER OPTIONSSCHEINE
Wissen
Das A und O der Optionsscheine – Teil 2
In der vergangenen Ausgabe haben wir begonnen, Ihnen die
Grundlagen der Optionsscheine vorzustellen. In der aktuellen
Ausgabe möchten wir mit diesem Thema fortfahren und die
Funktionsweise der gehebelten Investments weiter vertiefen.
Kurz zur ErinnerungMit einem klassischen Optionsschein profitieren Anleger von
(möglichst) starken Kursbewegungen in die eine oder die andere
Richtung. Optionsscheine, die auf steigende Kurse des jeweiligen
Basiswerts setzen, heißen Call. Optionsscheine, die auf fallende
Kurse des jeweiligen Basiswerts setzen, heißen Put. Gegen
Zahlung einer Prämie erwirbt der Optionsschein-Anleger das
Anrecht, einen Basiswert (Aktie, Index, Währung oder Rohstoff)
bei Bedarf zu einem späteren Zeitpunkt zu einem bestimmten
Kurs (Basispreis) kaufen (im Falle eines Call Optionsscheins)
oder verkaufen (im Falle eines Put Optionsscheins) zu können.
Das Ertragsprofil eines Optionsscheins lässt sich anhand eines
grafischen Beispiels am besten darstellen.
29»
Quelle: Commerzbank Corporates & Markets
Grafik 1: Ertragsprofil Call Optionsschein am Laufzeitende
Call Optionsschein Gewinnzone Verlustzone
0
–10
10
20
30
Gewinn
VerlustBasispreis
Kurs der ABC-Aktie
unbegrenztes Gewinnpotenzial
Verlustbegrenzung auf Optionsprämie
Break-Even-Punkt
50 60
WISSEN | DAS A UND O DER OPTIONSSCHEINE
Beispiel: Call Optionsschein – Auf steigende Kurse setzenEin Anleger erwirbt für 10 Euro (Optionsprämie) einen Call
Optionsschein. Dieser gewährt ihm das Recht auf Zahlung
eines Differenzbetrags aus dem Kurs der ABC-Aktie und dem
Basispreis in Höhe von 50 Euro. Die ABC-Aktie liegt zum Zeit-
punkt des Optionsscheinkaufs bei 55 Euro.
Steigt der Kurs der ABC-Aktie bis zum Laufzeitende von 55 Euro
auf 80 Euro, erhält der Anleger am Laufzeitende eine Auszahlung
in Höhe von 30 Euro. Nach Abzug der bezahlten Optionsschein-
prämie verbleibt ein Plus von 20 Euro oder 200 Prozent bezogen
auf den Kapitaleinsatz. Mit einem Aktieninvestment hätte der
Anleger lediglich einen Gewinn von 45,5 Prozent erzielt. Fällt der
Kurs der ABC-Aktie am Laufzeitende unter 50 Euro und somit
unter den Basispreis, beträgt die Auszahlung null und der Call
Optionsschein verfällt wertlos.
Optionsrecht: Amerikanisch oder europäisch?Wann der Anleger eine Aktie zu einem zukünftigen Zeitpunkt
kaufen oder verkaufen kann, bestimmt die Ausübungsfrist. Bei
der Ausübungsfrist von Optionsscheinen wird zwischen dem
amerikanischen und dem europäischen Optionsrecht unterschie-
den. Bei der amerikanischen Variante können Anleger ihr Recht
auf Zahlung des Auszahlungsbetrags theoretisch während der
gesamten Laufzeit ausüben. Beim europäischen Optionsrecht ist
die Ausübung nur am Laufzeitende bzw. Fälligkeitstag möglich.
Beispiel: Put Optionsschein – Auf fallende Kurse setzenEin Anleger erwirbt für 10 Euro (Optionsprämie) einen Put
Optionsschein. Dieser gewährt ihm das Recht auf Zahlung
eines Differenzbetrags aus dem Kurs der ABC-Aktie und dem
Basispreis in Höhe von 50 Euro.
Fällt der Kurs der ABC-Aktie bis zum Laufzeitende von 55 Euro
auf 30 Euro, erhält der Anleger am Laufzeitende eine Auszahlung
in Höhe von 20 Euro. Diese Auszahlung errechnet sich aus
dem Basispreis (50 Euro) abzüglich des Kurses der ABC-Aktie
(30 Euro). Nach Abzug der bezahlten Optionsscheinprämie ver-
bleibt für den Anleger ein Gewinn von 10 Euro. Das eingesetzte
Kapital hat sich somit verdoppelt. Steigt der Kurs der ABC-Aktie
am Laufzeitende über 50 Euro und somit über den Basispreis,
beträgt die Auszahlung null und der Put Optionsschein verfällt
wertlos.
Die meisten von der Commerzbank emittierten Optionsscheine
sind mit einem amerikanischen Optionsrecht ausgestattet. Die
Ausübung vor dem Ende der Laufzeit lohnt sich in den meisten
Fällen nicht, weil sich durch einen Verkauf in der Regel ein besse-
rer Preis erzielen lässt. Wenn das Ausübungsrecht während der
Laufzeit nicht wahrgenommen und der Optionsschein auch nicht
verkauft wurde, erfolgt bei Fälligkeit die automatische Gutschrift
des Auszahlungsbetrags (sofern dieser positiv ist).
Quelle: Commerzbank Corporates & Markets
Grafik 2: Ertragsprofil Put Optionsschein am Laufzeitende
Put Optionsschein Gewinnzone Verlustzone
Basispreis
begrenztes Gewinnpotenzial
Verlustbegrenzung auf Optionsprämie
Break-Even-Punkt
0
Gewinn
VerlustKurs der ABC-Aktie
0
–10
10
20
30
40 50
30
Quelle: Commerzbank Corporates & Markets
Grafik 3: Innerer Wert und Zeitwert eines Call Optionsscheins
50
40
30
20
10
020 40 60 80
Am Geld/at the money
Aus dem Geld/out of the money
Innerer Wert Im Geld/in the money
Aktienkurs
Zeit-wert
»
»Aus dem Preis des Basiswerts, dem Basispreis und dem
Bezugsverhältnis lässt sich wie beschrieben sehr einfach der
jeweilige Auszahlungsbetrag errechnen, den Anleger bei Aus-
übung oder per Fälligkeit erhalten. Der Preis eines klassischen
Optionsscheins kann während der Laufzeit aber deutlich von
diesem Betrag abweichen, weil er noch von weiteren Faktoren
abhängig ist.
Innerer Wert und ZeitwertGrundsätzlich besteht der
Preis eines klassischen
Optionsscheins immer aus
einem inneren Wert und
einem sogenannten Zeit-
wert. Der innere Wert
entspricht dabei exakt
dem Betrag, den Anleger
bei einer sofortigen Aus-
übung erhalten würden. Bei Call Optionsscheinen handelt es sich
demnach um die Differenz zwischen dem Kurs des Basiswerts
und dem Basispreis, bei Put Optionsscheinen um die Differenz
zwischen dem Basispreis und dem Kurs des Basiswerts (jeweils
SIE HABEN INTERESSE AN UNSERER WISSENSREIHE?
Alle Informationen zu den bisherigen Themen finden Sie unter:
www.zertifikate.commerzbank.de/wissen.
Thema der letzten Ausgabe:
• Das A und O der Optionsscheine – Teil 1
Im nächsten Heft lesen Sie:
• Optionsscheine: Die wichtigsten Einflussfaktoren und
ihre Auswirkungen
multipliziert mit dem Bezugsverhältnis). Hinzu kommt in den
meisten Fällen ein Zeitwert, der folgerichtig der Differenz
zwischen dem aktuellen Preis des Optionsscheins und seinem
inneren Wert entspricht. Wenn ein Optionsschein keinen inneren
Wert aufweist, besteht sein Preis ausschließlich aus dem Zeit-
wert. Am Ende der Laufzeit ist der Zeitwert gleich null, sodass
der Preis des Optionsscheins dann wieder genau seinem inneren
Wert entspricht.
Je nachdem, wie das Verhältnis zwischen dem Kurs des Basis-
werts und dem Basispreis ausfällt, werden Optionsscheine in drei
Kategorien unterteilt. Ein Optionsschein befindet sich »im Geld«
oder »in the money«, wenn er einen inneren Wert besitzt. Der
Kurs des Basiswerts befindet sich entsprechend über (Call) bzw.
unter (Put) dem Basispreis. Bei einem »am Geld« oder »at the
money« notierenden Schein sind der Kurs des Basiswerts und
der Basispreis (fast) identisch. Der innere Wert ist damit gleich
null. Das Gleiche gilt für Optionsscheine, die »aus dem Geld«
oder »out of the money« sind. Hier liegt der Basiswert unterhalb
(Call) bzw. oberhalb (Put) des Basispreises. Folgerichtig erfolgt
die automatische Auszahlung des inneren Werts nur bei den
Optionsscheinen, die am Ende der Laufzeit »im Geld« notieren
und einen positiven inneren Wert aufweisen.
»Aus dem Preis des
Basiswerts, dem Basispreis
und dem Bezugsverhältnis
lässt sich wie beschrieben
sehr einfach der jeweilige
Auszahlungsbetrag
errechnen.«
WISSEN | DAS A UND O DER OPTIONSSCHEINE
31
DIREKTBANKEN | AKTIONSÜBERBLICK
Partner Aktion* Commerzbank-Derivate Zeitraum Ordervolumen
benk Kauf und Verkauf zu einer Pauschalgebühr von 24,99 Euro (gratis pro Kunde je 24,99 Euro: 250 Transaktionen im Monat)
Alle Optionsscheine, Zertifikate und Aktienanleihen
Dauerhaft > 1.000 EUR
comdirect bank Kauf und Verkauf zu einer Pauschalgebühr von 3,90 Euro Alle Optionsscheine, Zertifikate und Aktienanleihen bezogen auf Aktien
Bis 31.12.2015 > 1.000 EUR
Consorsbank
Kauf und Verkauf zu einer Pauschalgebühr von 2,90 Euro
Alle Optionsscheine, Zertifikate und Aktienanleihen bezogen auf Aktien, Edel und Industriemetalle sowie Energie
Bis 31.12.2015
> 2.000 EUR
DAB bank Kauf und Verkauf zu einer Pauschalgebühr von 4,95 Euro Alle Optionsscheine, Zertifikate und Aktienanleihen
Dauerhaft > 1.000 EUR
flatex
Kauf und Verkauf ohne Transaktionskosten (gratis pro Kunde je Monat: 300 Trans aktionen in FaktorZertifikaten und 100 Transaktionen in Anlageprodukten)
FaktorZertifikate sowie ausgewählte Anlageprodukte
Dauerhaft
> 1.000 EUR
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32
BÖRSENSPIEL | TRADER 2015
Trader 2015 startet in die zweite Spielhalbzeit
Heißer Herbst sorgt für Spannung im Börsenspiel
In den ersten fünf Spielwochen des großen Online-Börsenspiels
Trader 2015 wurde den Teilnehmern einiges geboten. Die Abgas-
affäre um den Wolfsburger Automobilkonzern Volkswagen, der
starke Rückgang der Aktienkurse der Versorger E.ON und RWE
sowie der Kursabsturz des DAX von 7,7 Prozent an einem Tag
sorgten für einen heißen Herbst an den Finanzmärkten. Aber
auch im Börsenspiel war ob des volatilen Marktumfelds einiges
geboten.
Bereits in der zweiten Spielwoche gelang es dem Spieler »Pizza-
express« – nach einem fulminanten Start in der ersten Woche –
mit seinem Depot die magische Grenze von 1 Million Euro zu
durchbrechen. Mit nahezu prophetischer Voraussicht nutzte er
seinen Maximaleinsatz für Hebelprodukte immer wieder komplett
aus, um Turbo-Zertifikate auf den DAX zu kaufen, und erreichte
in der Spitze einen Depotwert von 1,6 Millionen Euro. Von der
Entwicklung des DAX im Nachgang des Fed-Zinsentscheids
überrascht, verlor der Spieler binnen eines Tages fast das ge-
samte erspielte Kapital und verabschiedete sich somit aus den
Spitzenrängen der Gesamtrangliste.
Dass es sich lohnen kann, auch abseits der ausgetretenen Pfade
nach interessanten Basiswerten zu suchen, bewies der Spieler
»milstar« in der dritten Spielwoche. Er verwendete ein BEST
Turbo-Zertifikat Bull, um auf eine Aufwertung des US-Dollar
gegenüber der Schwellenlandwährung südafrikanischer Rand
(USD/ZAR) zu spekulieren, ein recht exotischer Basiswert, der
CHRISTIAN HERMANN
Produktmanager,
Equity Markets & Commodities
33
BÖRSENSPIEL | TRADER 2015
Rangliste zum 12. Oktober 2015
Rang Spielername Performance Depotwert
1 ginchen 2.743,00 % 2.842.997,19 EUR
2 milstar 2.372,18 % 2.472.182,62 EUR
3 daxshort 1.695,29 % 1.795.294,97 EUR
4 kiramaus 1 1.347,55 % 1.447.550,60 EUR
5 2hard 879,01 % 979.013,14 EUR
6 TakeOver 829,24 % 929.241,15 EUR
7 kartoff 741,15 % 841.151,93 EUR
8 bt 690,09 % 790.087,10 EUR
9 Sargnagel 614,35 % 714.349,92 EUR
10 tommitulpe 610,60 % 710.596,87 EUR
Stand: 12. Oktober 2015; Quelle: Commerzbank AG
Wochengewinner und Glücksritter der ersten fünf Spielwochen
Spielwoche Gewinner Wochenperformance Glücksritter der Woche
1 Pizzaexpress 822,28 % xue.han116
2 marcus8770 733,49 % Nachtwache
3 fiffi1973 727,53 % Didi
4 ginchen 652,21 % Kassenwart_of_the_year
5 uha 609,04 % CPunktMPunkt
Stand: 12. Oktober 2015; Quelle: Commerzbank AG
Populärste Aktien in den ersten fünf Spielwochen
Aktie Transaktionen Ordervolumen in Euro
K+S 8.775 66.276.826,59
E.ON 6.957 44.529.908,02
RWE 5.984 39.702.454,49
Apple 5.754 60.977.773,45
Commerzbank 5.456 39.917.072,53
Volkswagen (Stammaktien) 5.406 61.683.246,68
Daimler 4.918 50.890.683,18
BMW 4.047 42.788.057,24
Infineon 3.449 21.740.346,51
Volkswagen (Vorzugsaktien) 2.869 33.800.788,65
Stand: 12. Oktober 2015; Quelle: Commerzbank AG
nicht nur im Börsenspiel eher selten eingesetzt wird. Nach Ver-
äußerung der Position mit knapp 600.000 Euro Gewinn setzte
der Spieler auf eine weiter anhaltende Schwäche der südafri-
kanischen Währung, wurde hierfür mit einem Depotzuwachs
von sagenhaften 2 Millionen Euro belohnt und eroberte so die
Poleposition.
In der fünften Spielwoche schienen die Märkte nun in ruhigeres
Fahrwasser zurückzukehren. So stieg der DAX in Woche 5
um knapp 4,22 Prozent und ging mit einem Schlusskurs von
10.100,79 Punkten am Freitag wieder oberhalb der 10.000-Punk-
te-Marke aus dem Handel. Da »milstar« nach Verkauf seiner
Position in Wartestellung ging, konnte Spielerin »ginchen«,
Wochensiegerin der vierten Spielwoche, die Gunst der Stunde
nutzen. Nachdem sie bereits in der Vorwoche von der Volatilität
des DAX profitieren konnte, behielt sie auch in Woche 5 die
Nerven und ihre Position in einem Classic Turbo-Zertifikat Bull
auf den DAX. Diese schnellte aufgrund der DAX-Erholung in
die Höhe und katapultierte »ginchen« mit einem Depotwert
von 2.842.997,19 Euro vorbei an »milstar« an die Spitze der
Gesamt rangliste.
In den ersten fünf Spielwochen des Trader 2015 wurden von den
über 17.000 aktiven Teilnehmern bereits mehr als eine Million
Transaktionen durchgeführt. Die Liste der beliebtesten Basis-
werte wird dabei vom deutschen Leitindex DAX mit großem
Abstand angeführt. Bei den Aktien lagen die Titel von K+S, E.ON
und RWE sowie Volkswagen bei den Spielern hoch im Kurs.
Stand: 12. Oktober 2015; Quelle: Commerzbank AG
Grafik 1: Depotentwicklung im Vergleich
in Tsd. Euro
09. Sep 14. Sep 17. Sep 22. Sep 25. Sep 30. Sep 05. Okt 09. Okt0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
Ginchen milstar Pizzaexpress
Depot wurde von Spieler »Pizzaexpress« auf Startwert zurückgesetzt.
34
COMMERZBANK ANALYSEN | EINZELAKTIEN
Commerzbank Analysen
K+S – Potash zieht Übernahmeangebot zurück
Potash Corp. hat seinen Übernahmeversuch von K+S offiziell
aufgegeben, der K+S-Aktienkurs ist danach eingebrochen. Der
Blick der Investoren gilt nun wieder der operativen Geschäfts-
entwicklung. Der globale Kalimarkt ist schwieriger geworden
(Überkapazitäten, niedrige Getreidepreise, Währungsprobleme
in den Schwellenländern). Stabilisierend wirken sich bei K+S
der Salz- und Kalisulfatbereich aus. Auf Basis der aktuellen
Bewertung sehen wir für diesen Titel wieder mehr Chancen
als Risiken.
SYLVIA WURL-AYDILEK
Investmentstrategie
Private Kunden
35»
COMMERZBANK ANALYSEN | EINZELAKTIEN
Potash Corp. will K+S nicht mehr übernehmen: Deutlich negative Kursreaktion bei K+S-AktiePotash Corp. hatte zuletzt ein Übernahmeangebot von 41 Euro
je K+S-Aktie unterbreitet, das vom K+S-Management abgelehnt
wurde. Da sich K+S vehement gegen jede Art von Gesprächen
oder Zusammenarbeit mit Potash Corp. sträubte, hätte Potash
nur noch eine feindliche Übernahme tätigen können, was mit
erhöhten Risiken (unter anderem kein vorheriger Einblick in die
Bücher, kein positives Begleiten des Managements) verbunden
gewesen wäre und offensichtlich nicht das Ziel von Potash war.
Begründet hat Potash seinen Rückzug mit einer Verschlechte-
rung der Marktbedingungen bezüglich des Kalidüngergeschäfts
(spiegelt sich in einem erheblichen Rückgang der Aktienkurse
von Potash Corp. und Wettbewerbern wider) und der mangeln-
den Bereitschaft des K+S-Managements zur Zusammenarbeit.
Die Preise für den Standard-Kalidünger sind global unter Druck,
die Nachfrage der Landwirte wegen der niedrigen Getreidepreise
und somit rückläufiger Einkommen mäßig. In einigen Abnehmer-
ländern (vor allem in den Schwellenländern) kommen die Ab-
schwächung der Währung und ein schwierigerer Zugang zu
Krediten noch als Belastungsfaktoren hinzu. Seit dem ersten
Angebot an K+S (K+S-Aktienkurs war bei rund 29 Euro) haben
die Preise für den Standard-Kalidünger MOP (Muriate of Potash)
in Europa um 5 bis 10 Euro je Tonne, in den USA und Brasilien
um jeweils 40 US-Dollar je Tonne und in Südostasien um 20
US-Dollar je Tonne nachgegeben.
Stand: 9. Oktober 2015; Quelle: Reuters Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Grafik 1: Wertentwicklung K+S
in Euro
15
25
20
35
30
40
45
50
55
60
Okt 10 Apr 11 Okt 11 Apr 12 Okt 12 Apr 13 Okt 13 Apr 14 Okt 14 Apr 15 Okt 15
Demgegenüber stiegen die Preise beim Spezialdünger Kalisulfat
(SOP, Sulphate of Potash) im gleichen Zeitraum in Europa um 15
bis 30 Euro je Tonne, bedingt durch geringere Exporte aus China
(nach Einführung einer neuen Umsatzsteuer von 13 Prozent).
Als Potash Corp. im Juni sein Interesse an einer Übernahme von
K+S bekundete, schnellte der K+S-Aktienkurs um fast 30 Prozent
nach oben, im Juli wurde das diesjährige Hoch von 38,80 Euro
erreicht, also nahe dem Übernahmeangebot. Je länger sich der
Übernahmeversuch hinzog, umso mehr Zweifel kamen bei den
Investoren auf, dass die Übernahme noch gelingen könnte, und
der Aktienkurs bröckelte ab. Nach Bekanntwerden des Potash-
Rückzugs ist der K+S-Aktienkurs am 5. Oktober um über 20 Pro-
zent auf 23,35 Euro eingebrochen.
Was kommt nach Potash?Angesichts des schwieriger werdenden Umfelds für den Dünge-
mittelbereich ist es aus unserer Sicht nicht sehr wahrscheinlich,
dass ein anderes Unternehmen einen Übernahmeversuch starten
wird, denn dieser müsste ja zu attraktiveren Konditionen als
denen von Potash Corp. erfolgen, um vom K+S-Management
akzeptiert zu werden. Somit ist die Übernahmephantasie aus der
K+S-Aktie erst einmal heraus.
Nicht ausgeschlossen ist, dass Potash zu einem späteren Zeit-
punkt (unseres Erachtens nicht in absehbarer Zeit) noch einmal
einen solchen Anlauf unternimmt. Das Risiko für K+S, unter stär-
keren Druck durch die Investoren zu kommen, liegt darin, dass
es die operativen Erwartungen der Investoren unter Umständen
nicht erfüllt. Das Ausschlagen des Übernahmenangebots von
Potash Corp. bedeutet, dass K+S nun beweisen muss, dass die
Aktie auch ohne Potash Corp. 41 Euro wert ist.
Implikationen für den zukünftigen Aktienkurs: Wieder mehr Chancen als RisikenMit Blick auf die K+S-Aktie fällt nun erst einmal die Übernahme-
prämie weg und die Anleger konzentrieren sich wieder auf die
fundamentalen Rahmendaten. Hier befindet sich der Agrochemie-
markt (insbesondere Pflanzenschutz- und Düngemittelsektor) in
einem zyklischen Abwärtstrend, der Boden ist unseres Erachtens
noch nicht gefunden.
Zu beachten ist, dass die K+S-Aktie weniger sensitiv gegenüber
den Schwankungen des MOP-Preises ist (wegen des Salz- und
Kaliumsulfatgeschäfts) als viele andere Konkurrenten. Auch ist
K+S vergleichsweise regional besser aufgestellt, das heißt, ein
36
»hoher Anteil der Geschäftsaktivitäten erfolgt in stabileren Ländern
Westeuropas, sodass sich die Schwäche in Brasilien nicht so sehr
auf die Gewinnentwicklung von K+S auswirken sollte. Nach dem
heftigen Kursrutsch sehen wir auf aktueller Bewertungs basis
wieder mehr Chancen als Risiken für K+S und werden positiver
für diesen Titel.
Q2-Ergebnisse ungefähr wie erwartet, aber Mix nicht hilfreichK+S erzielte im zweiten Quartal einen Umsatz (914,4 Millionen
Euro, +16,4 Prozent) leicht unter der Markterwartung, das ope-
rative Ergebnis (EBITDA: 247,3 Millionen Euro, +27,7 Prozent,
Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) lag leicht
darüber. Die operative
Marge konnte im Vorjah-
resvergleich verbessert
werden. Besser als
gedacht schnitt das Salz-
geschäft ab, während das
operative Ergebnis der
Kalidüngemittelsparte um
14 Prozent unter der Kon-
sensusschätzung lag. Der wesentliche Grund hierfür waren nied-
riger als prognostizierte Absatzmengen (1,61 Millionen Tonnen,
Konsensus: 1,75 Millionen Tonnen) und damit verbunden höhere
Fixkosten.
Demgegenüber entsprachen der realisierte Kalipreis (310 Euro/
Tonne, Q1: 314 Euro/Tonne, Q2 2014: 268 Euro/Tonne) und die
operativen Kosten (220 Euro/Tonne, Q1: 219 Euro/Tonne, Q2
2014: 193 Euro/Tonne) in etwa den Analystenschätzungen. Den
Ergebnis-Mix (Salz stärker, Kali schwächer) dürfte der Markt
jedoch eher negativ sehen.
COMMERZBANK ANALYSEN | EINZELAKTIEN
Bezüglich des kanadischen Kaliminenprojekts Legacy sieht sich
das Unternehmen zeitlich und budgetmäßig im Plan. Bisher
wurden bereits 65 Prozent der veranschlagten Investitionen
von 4,1 Milliarden kanadischen Dollar getätigt und über 90 Pro-
zent wurde vertraglich verfügt (ausgegeben und vertraglich
zugesagt).
Konkretisierter Ausblick auf 2015 im Rahmen der Analysten-schätzungenDen Ausblick auf das Gesamtjahr hat der Konzern erstmals kon-
kretisiert (Umsatz: 4,35 bis 4,55 Milliarden Euro, EBITDA: 1,06 bis
1,14 Milliarden Euro, EBIT: 780 bis 860 Millionen Euro, bereinigtes
Nettoergebnis: 490 bis 570 Millionen Euro), der in etwa den Kon-
sensusschätzungen entspricht. K+S unterstellt höhere Kali- und
Salzpreise, weitere Kosteneinsparungen (marginal über denen
von 2014: 120 Millionen Euro) sowie Rückenwind durch den
starken US-Dollar.
Auf Basis der vorgelegten Q2-Zahlen erwarten wir keine nennens-
werten Änderungen der Gewinnschätzungen, der Konsensus hat
bereits ein optimistisches Szenario in seinen Schätzungen unter-
stellt. Hinsichtlich der künftigen Kalipreisentwicklung haben wir
zudem eine vorsichtigere Einschätzung als das Unternehmen
(unter anderem Abschwächung in Brasilien).
Angesichts fortgesetzt schwacher Fundamentaldaten in der
Agrochemie (niedrige Getreidepreise, rückläufige Anbauflächen)
sowie steigender Überkapazitäten und erhöhten Preisdrucks
(Brasilien: Kalipreisrückgang im bisherigen Jahresverlauf –10 Pro-
zent) dürften nachhaltige Preiserhöhungen schwierig werden.
Für den Kalipreis nicht unerheblich ist darüber hinaus die Posi-
tionierung der großen Wettbewerber Uralkali/Belaruskali, die
wegen der Rubelabwertung (somit niedrigere Kostenbasis)
zusätzlichen Spielraum für Preiszugeständnisse haben.
Gewinne zwischen 2014 und 2016 wenig aussagekräftigIm Zusammenhang mit der Umsetzung des kanadischen Kali-
minenprojekts in den kommenden drei Jahren wird K+S seine
diesbezüglich anfallenden Zinskosten bis zum Produktionsbeginn
(2016/17) kapitalisieren. Dies bedeutet, dass nach Angaben der
Gesellschaft Zinskosten in Höhe von 15 Millionen Euro im abge-
laufenen Jahr und 40 Millionen Euro in 2015 nicht in der Gewinn-
und Verlustrechnung (GuV) berücksichtigt wurden/werden, eine
konkrete Zahl für 2016 wurde nicht genannt. Dies führt zu der
seltsamen Situation, dass die in der GuV ausgewiesenen Zinsauf-
wendungen sinken, bei gleichzeitig steigender Nettoverschuldung.
UNTERNEHMENSPORTRÄT
K+S ist bei Spezial und Standarddüngemitteln Marktführer in
Europa und die Nummer 3 weltweit. Gemessen an der Produktions
kapazität ist K+S im Salzgeschäft mit Standorten in Europa sowie
Nord und Südamerika der führende Hersteller der Welt. Die Wert
treiber des Unternehmens sind ganz klar die Kali und Magnesium
produktion (jährliche Produktionsleistung von bis zu 7,5 Millionen
Tonnen). Das Unternehmen erzielte im Jahr 2014 einen Umsatz von
3,82 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 381 Millionen Euro
(–8 Prozent).
»Nach dem heftigen
Kursrutsch sehen wir wieder
mehr Chancen als Risiken
für K+S und werden positiver
für diesen Titel.«
37
COMMERZBANK ANALYSEN | EINZELAKTIEN
«
Anlageidee: Zertifikate auf K+SHinzu kommt, dass für dieses Projekt
auch erst mit Beginn der Kaliproduktion
Abschreibungen vorgenommen werden,
das heißt, bis dahin fehlen entspre-
chende Belastungen in der GuV. Dem-
zufolge fällt der ausgewiesene Gewinn
von K+S in der Zeit der Bauphase über-
höht aus, wodurch ein KGV-Vergleich
mit Wettbewerbern irreführend ist.
Bilanzielle Risiken durch kanadisches KaliminenprojektIn Bezug auf den Konzern bestehen
weiterhin bilanzielle Risiken durch das
kanadische Kaliminenprojekt. In Frage
steht zudem, ob der nachhaltig zu erzie-
lende Kalipreis hoch genug sein wird,
um die Wirtschaftlichkeit dieses Projekts
zu gewährleisten (Kalipreis von über
400 US-Dollar/Tonne, geplante Investi-
tionen: 4,1 Milliarden kanadische Dollar,
davon bereits 55 Prozent investiert).
Für das Geschäftsjahr 2014 wies K+S
einen erheblich negativen Free Cash
Flow aus.
Aus unserer Sicht ist mit negativen Free
Cash Flows auch in den Folgejahren zu
rechnen (gesamte Dauer der Realisierung
des Kaliminenprojekts in Kanada), wo-
durch ein nennenswertes Dividenden-
wachstum in den nächsten Jahren
eigentlich nicht zu erwarten wäre. Mit
der deutlichen Dividendenanhebung
(2014) hat K+S jedoch signalisiert, dass
die Gesellschaft wieder zur üblichen
Ausschüttungsquote (rund 40 bis 50
Prozent) zurückgekehrt ist und dafür
offenbar eine höhere Verschuldung in
Kauf nimmt. Darüber hinaus kommen
auf K+S erhebliche Belastungen mit Blick
auf die langfristige Werra-Salzabwasser-
entsorgung zu (2018 bis 2021: 400 Millio-
nen Euro müssen zusätzlich investiert
werden), was ein weiteres Negativum
darstellt.
Discount-Zertifikate
WKN Basiswert Cap Discount Max. Rendite p.a.
Bewertungs-tag
Geld-/Briefkurs
CN3 J9M K+S 22,50 EUR 13,91 % 14,53 % 16.06.2016 20,43/20,49 EUR
CN3 J9N K+S 23,50 EUR 11,77 % 18,21 % 16.06.2016 20,90/20,96 EUR
CN3 J9P K+S 24,50 EUR 10,06 % 21,58 % 16.06.2016 21,29/21,40 EUR
Capped Bonus-Zertifikate
WKN Basiswert Cap/Bonus level
Barriere Abstand zur
Barriere
Bonus-rendite
p.a.
Bewertungs-tag
Geld-/Briefkurs
CN1 UEF K+S 30,00 EUR 16,20 EUR 31,90 % 15,21 % 16.06.2016 27,10/27,21 EUR
CN1 UEH K+S 30,50 EUR 17,20 EUR 27,70 % 20,63 % 16.06.2016 26,66/27,78 EUR
CN1 UEK K+S 31,00 EUR 18,20 EUR 23,49 % 27,22 % 16.06.2016 26,11/26,23 EUR
Faktor-Zertifikate
WKN Basiswert Strategie Faktor Indexgebühr p.a. Geld-/Briefkurs
CZ2 4NL K+S Long 2 0,70 % 18,49/18,67 EUR
CB4 BR1 K+S Long 4 0,70 % 2,31/2,35 EUR
Stand: 22. Oktober 2015; Quelle: Commerzbank Corporates & Markets
Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die maßgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.zertifikate.commerzbank.de zur Verfügung.
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Experten und partizipieren Sie an der
Entwicklung der K+S-Aktie. Ganz gleich,
ob Sie mit Hebelprodukten auf schnelle
und kurzfristige Marktveränderungen
setzen möchten oder mit Anlagepro-
dukten eine intelligente Alternative zum
reinen Aktieninvestment suchen, bei der
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Ein Überblick über das gesamte Produkt-
spektrum an Zertifikaten steht Ihnen
im Internet unter www.zertifikate.
commerzbank.de zur Verfügung.
37
38
Commerzbank Analysen
Zehn Gründe für eine DAX-Erholung im vierten QuartalSeit April haben sich monetäre Indikatoren verbessert, der
DAX ist wieder attraktiv bewertet und die Anlegerstimmung
ist wieder pessimistisch. Daher erwarten wir für den DAX eine
Entwicklung wie im Jahr 1998: Nach einem schwachen, von
Problemen in den Emerging Markets belasteten dritten Quartal
setzt im vierten Quartal eine Erleichterungsrallye ein. In diesem
Szenario ist eine DAX-Erholung bis 10.800 Punkte zum Jahres-
ende möglich.
Sorgen um Griechenland, die bevorstehende Zinswende in den
USA, Sorgen um Emerging Markets und der VW-Emissionsskan-
dal haben den DAX im dritten Quartal stark belastet. Insbeson-
dere der Volkswagen-Skandal hat den deutschen Aktienmarkt
schwer belastet, und die Analysten haben ihre Gewinnprognosen
für Volkswagen für das Geschäftsjahr 2015 im vergangenen
Quartal um 41 Prozent nach unten anpassen müssen.
ANDREAS HÜRKAMP
Leiter Aktienmarktstrategie,
CM Research
COMMERZBANK ANALYSEN | AKTIEN & INDIZES
Dennoch sprechen in unserem Szenario zehn Gründe nun dafür,
dass sich der DAX nach dem schwachen dritten Quartal 2015 im
vierten Quartal wieder erholen sollte. Wir sehen dabei Parallelen
zu den Börsenjahren 1997 und 1998, in denen es ebenfalls jeweils
im dritten Quartal wegen Emerging Market-Sorgen zu einem
starken DAX-Einbruch kam (Grafik 1).
39
»1. Seit April liegt die Wachstumsrate der Geldmenge M1 im
Euroraum – ein guter Frühindikator für den DAX – bei hohen
11 Prozent.
2. Seit April sind die Inflationserwartungen im Euroraum deut-
lich gefallen. Die EZB könnte daher in den kommenden
Monaten ihr Anleihenkaufprogramm aufstocken.
3. Seit April hat sich das Wachstum der Geldmenge M1 in den
USA bei 8 Prozent stabilisiert. Die US-Wirtschaft sollte daher
robust weiterwachsen.
4. Seit April sind auch in den USA die Inflationserwartungen
deutlich gesunken. Daher wird die US-Notenbank nur sehr
gemächlich mit ersten Leitzinsanhebungen beginnen.
5. Seit April hat sich das Wachstum der Geldmenge M1 in China
von 3 Prozent auf 9 Prozent beschleunigt. Die Notenbank in
China hat ihren Leitzins seit November 2014 bereits fünfmal
gesenkt, sodass sich dank niedriger Zinsen die chinesische
Wirtschaft langsam stabilisieren sollte.
Tabelle 1: Abgasskandal – Analysten senken Gewinnprognose für Volkswagen um 41 Prozent
Aktie Kurs in Euro
Gewinnerwartungen 2015 je Aktie in Euro
aktuell vor drei Monaten
Verände-rung in %
Deutsche Lufthansa 13,6 2,42 2,02 20,2
Münchener Rück 166,9 18,87 17,13 10,2
Daimler 72,6 8,10 7,67 5,5
Deutsche Telekom 14,9 0,74 0,70 5,4
Siemens 85,1 6,56 6,28 4,4
K+S 23,9 2,77 2,68 3,5
Fresenius 57,2 2,56 2,49 3,1
Allianz 145,5 14,85 14,40 3,1
Continental 201,0 14,49 14,20 2,1
Beiersdorf 81,0 2,84 2,83 0,7
Deutsche Bank 25,5 2,83 2,83 0,0
Deutsche Börse 76,3 4,22 4,22 –0,1
ThyssenKrupp 17,7 0,96 0,97 –0,1
Henkel Vz. 93,4 4,79 4,81 –0,4
adidas 75,3 3,48 3,49 –0,4
E.ON 9,1 0,83 0,84 –0,9
Bayer 109,5 7,03 7,11 –1,2
Merck 76,7 4,91 4,97 –1,4
SAP 63,8 3,64 3,71 –1,8
HeidelbergCement 63,9 4,52 4,68 –3,4
Infineon 10,4 0,57 0,59 –3,7
Deutsche Post 25,7 1,66 1,73 –3,8
BMW 88,1 9,15 9,52 –3,9
Linde 149,8 7,94 8,28 –4,1
Fresenius Medical Care 72,2 3,08 3,23 –4,5
Vonovia 29,0 1,28 1,34 –4,7
BASF 71,6 5,18 5,47 –5,3
RWE 12,6 1,81 1,95 –7,1
Volkswagen Vz. 106,3 14,11 24,15 –41,6
Stand: 12. Oktober 2015; Quelle: Factset, Commerzbank
Erwartungen sind kein Indikator für die künftige Entwicklung.
Grafik 1: DAX während Emerging Market-Krisen DAX: 1997, 1998 und 2015, indiziert, 1. Januar = 100
Stand: Oktober 2015; Quelle: Datastream, CommerzbankFrühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung.
2015 1998 1997
80
100
120
140
160
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Für die Wertentwicklung der vergangenen
fünf Jahre siehe Grafik 4 auf Seite 7.
COMMERZBANK ANALYSEN | AKTIEN & INDIZES
Stand: Oktober 2015; Quelle: CBOE, Datastream, Commerzbank
Grafik 2: Optionsmärkte zeigen hohen Pessimismus CBOE: Verhältnis von Verkaufs- zu Kaufoptionen (Durchschnitt, 15 Tage)
0,6
0,8
1,0
1,2
Jan 12 Jan 13 Jan 14 Jan 15
Optimismus
Pessimismus
6. Seit April konnte das starke Wachstum der deutschen
Exporte in die USA (18 Prozent über Vorjahr), Großbritannien
(+10 Prozent) und Spanien (+8 Prozent) die enttäuschende
Entwicklung der deutschen Exporte in die Emerging Markets
kompensieren.
40
«
Anlageidee: Partizipieren Sie an der Entwicklung des DAX und an ausgewählten Einzelaktien
Discount-Zertifikate
WKN Basiswert Cap Discount Max. Ren-dite p.a.
Bewer-tungstag
Geld-/Briefkurs
CN7 JYL Lufthansa 12,80 EUR 10,05 % 11,60 % 14.01.2016 12,43/12,44 EUR
CN7 K09 Münchener Rück 174,00 EUR 2,27 % 11,25 % 14.01.2016 169,22/169,23 EUR
CN7 KDP Daimler 70,00 EUR 7,24 % 12,34 % 14.01.2016 67,93/67,94 EUR
CN7 JNR Deutsche Telekom 15,40 EUR 6,53 % 12,90 % 14.01.2016 14,91/14,92 EUR
CN7 JG9 Siemens 83,00 EUR 5,08 % 11,68 % 14.01.2016 80,64/80,65 EUR
Faktor-Zertifikate
WKN Basiswert Strategie Faktor Laufzeit Indexgebühr p.a.
Geld- /Briefkurs
CZ9 3L1 DAX Future Long 4 Unbegrenzt 0,50 % 12,55/12,58 EUR
CZ0 VVU Lufthansa Long 4 Unbegrenzt 0,70 % 46,51/46,82 EUR
CZ6 TNY Münchener Rück Long 4 Unbegrenzt 0,70 % 19,84/19,93 EUR
CZ6 TNR Daimler Long 4 Unbegrenzt 0,70 % 23,50/23,60 EUR
CR0 JGM Deutsche Telekom Long 4 Unbegrenzt 0,70 % 16,62/16,70 EUR
CR0 JGU Siemens Long 4 Unbegrenzt 0,70 % 4,19/4,21 EUR
Stand: 22. Oktober 2015; Quelle: Commerzbank Corporates & Markets
Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die maßgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.zertifikate.commerzbank.de zur Verfügung.
»COMMERZBANK ANALYSEN | AKTIEN & INDIZES
7. Seit April hat sich die Differenz
zwischen den KGVs von DAX und
S&P 500 von –1,5 auf –4,0 Punkte
verbessert – relativ zu anderen
Aktienmärkten ist der DAX sehr
attraktiv bewertet.
8. Seit April ist die Differenz zwischen
der DAX-Dividendenrendite (aktuell
3,2 Prozent) und der Rendite von
BBB-Unternehmensanleihen (1,7 Pro-
zent) wieder von 100 auf 150 Basis-
punkte gestiegen – relativ zu Unter-
nehmensanleihen bieten wieder
viele DAX-Aktien vielversprechende
Dividendenrenditen.
9. Im April lag der DAX in einem eher
euphorischen Umfeld (schwacher
Euro, EZB-Anleihenkäufe) 20 Prozent
über der 200-Tage-Linie. Im Oktober
liegt der DAX in einem eher depres-
siven Umfeld (China-Sorgen, Volks-
wagen-Skandal) 10 Prozent unter der
200-Tage-Linie.
10. Im April war auch in den USA ein
Großteil der Investoren sorglos,
während im Oktober beispielsweise
der hohe Anteil der gehandelten
Verkaufsoptionen an den US-Termin-
märkten eine sehr pessimistische
Anlegerstimmung zeigt (Grafik 2).
Nutzen Sie die Einschätzungen unserer
Experten und partizipieren Sie an der
Entwicklung des Deutschen Aktienindex
sowie an Einzeltiteln mit steigenden
Gewinnerwartungen.
Ein Überblick über das gesamte
Produktspektrum an Zertifikaten steht
Ihnen im Internet unter www.zertifikate.
commerzbank.de zur Verfügung.
41
WEBINAR-REIHE
Widerstand, Trendbestätigung, Schulter-Kopf-Schulter-Formation
– wenn man sich in den Finanzmedien mit dem aktuellen Börsen-
geschehen beschäftigt, dann stolpert man früher oder später
über diese oder ähnliche Begriffe. Dabei ist die Technische Ana-
lyse, die in den letzten Jahren immer populärer wurde, aus dem
Werkzeugkasten vieler Anleger nicht mehr wegzudenken.
Doch wie funktioniert dieser Analyseansatz eigentlich? Was sind
die zugrunde liegenden Konzepte und Annahmen? Und wie
kommt man von der Theorie zur praktischen Anwendung? In
unserem Webinar am 12. November 2015 gibt Ihnen Ralf Fayad,
Freier Technischer Analyst (CFTe) und Autor des ideasdaily-News-
letter der Commerzbank, einen Einblick in die Welt der Techni-
schen Analyse. Im Webinar haben Sie die Möglichkeit, Techni-
sche Analyse an Realtime-Beispielen zu erleben und sich mit
unserem Referenten zum Thema auszutauschen. Wir freuen uns
auf Ihre Teilnahme!
Wann: 12. November 2015 um 19.00 Uhr
Wer: Ralf Fayad, Freier Technischer Analyst (CFTe) und
Autor des ideasdaily-Newsletter der Commerzbank
Thema: Das kleine 1x1 der Technischen Analyse
Sie haben Interesse an unserer ideasWebinar-Reihe? Dann melden
Sie sich jetzt unter www.ideaswebinar.de an und Sie erhalten
Neuigkeiten, Termine und Wissenswertes bequem per E-Mail.
Das kleine 1x1 der Technischen Analyse
ideasWebinar
Ralf FayadDer gelernte Jurist beschäftigt sich bereits seit Mitte der Neun-
zigerjahre intensiv mit der Technischen Analyse. Zunächst als
Trader im Eigenhandel und seit 2005 als freiberuflicher Journalist
und Autor verschiedener Trading-Newsletter weltweit. Seit 2011
schreibt der Autor den täglich erscheinenden Trading-Newsletter
der Commerzbank »ideasdaily«. Er ist Grundlage einer täglichen
Sendung im Deutschen Anleger Fernsehen »DAF«. Daneben ist
Herr Fayad in der Vereinigung Technischer Analysten Deutsch-
lands (VTAD) als stellvertretender Regionalmanager und Ausbil-
dungsbeauftragter der Regionalgruppe Nürnberg aktiv. In Vor-
trägen, Seminaren, Webinaren, Workshops und als Trading-Men-
tor/Trading-Coach gibt er sein Wissen und seine langjährigen
Erfahrungen an angehende Trader weiter.
RALF FAYAD
Freier Technischer Analyst (CFTe),
Autor des ideasdaily-Newsletter
42
ULRICH LEUCHTMANN
Leiter Devisenanalyse,
CM Research
Commerzbank Analysen
Chinas Reserveabflüsse
Seit Mitte 2014 sind Chinas Devisenreserven deutlich geschrumpft, zuletzt mit zunehmender Geschwindigkeit. Grund für diese neue Situation sind Nettokapitalabflüsse, die durch die Liberalisierung des Kapitalverkehrs ermöglicht werden. Um krisenhafte Abwertungsphasen zu verhindern, dürfte die chinesische Notenbank (PBoC) diese Politik noch einige Zeit fortsetzen. Die Rücknahme der Maßnahmen zur Liberalisierung des Kapitalverkehrs wäre nur die allerletzte Alternative.
COMMERZBANK ANALYSEN | WÄHRUNGEN
43
»
auf den Renminbi. An zwei Tagen im August war zu sehen, was
geschieht, wenn die PBoC zulässt, dass sich dieser Abwertungs-
druck entfaltet: Der US-Dollar/Renminbi-Wechselkurs schnellte
in einer schnellen Bewegung um mehr als 3½ Prozent in die
Höhe. Seitdem (wie auch schon zuvor) bedient die PBoC die
überschüssige Devisennachfrage aus ihren Reservebeständen.
Sie verkauft Fremdwährungen aus ihrem Reserven-Portfolio und
erhält dafür Renminbi
(und auch, so heißt es,
Offshore-Renminbi).
Wie lange dauern die Kapitalabflüsse?Wenn sich für Anleger
neue Investitionsmöglich-
keiten eröffnen, werden
sie diese auch in der
Regel nutzen. Dadurch können sie ihr Portfolio diversifizieren.
Dieses Argument spricht für anfängliche Kapitalabflüsse, die
nachlassen könnten, sobald ein ausreichender Diversifizierungs-
effekt erzielt ist. Chinas Regime könnte hoffen, dass dieses
Stadium erreicht wird, bevor der Reservebestand der PBoC
auf ein gefährlich niedriges Niveau sinkt und bevor die Kapital-
abflüsse der Binnenwirtschaft systemischen Schaden zufügen.
Andererseits könnte der Kapitalabfluss zumindest zum Teil
darauf zurückzuführen sein, dass Investitionsmöglichkeiten in
China sehr teuer geworden sind. In den vergangenen Jahren hat
Chinas Volkswirtschaft sehr viel gespart (Grafik 2). Dieses Sparen
konnte größtenteils nur im Inland investiert werden. Das könnte
Chinas »neue Normalität«: Schwache Währung und KapitalabflüsseEin seit Jahrzehnten andauernder Trend hat sich gewendet. Die
Devisenreserven der PBoC sind von ihrem Höchststand Mitte
2014 bis September kontinuierlich gesunken. Noch beunruhigen-
der ist, dass sich der Reserveabbau zuletzt sichtbar beschleunigt
hat (siehe Grafik 1).
Wegen seines hohen Außenhandelsüberschusses verzeichnet
China nach wie vor einen erheblichen Leistungsbilanzüberschuss,
der für sich genommen Forderungen der Chinesen gegen den
Rest der Welt erzeugt, also zu einem »Kapitalexport« führt. Was
ist anders geworden? Jetzt exportiert jemand anderes dieses
Kapital als bislang. In der Vergangenheit war es chinesischen
Unternehmen und Privaten größtenteils nicht möglich, im Aus-
land zu investieren; nur wenige Ausnahmen waren gestattet.
Der Großteil der durch die Nettoexporte vereinnahmten Devisen
gelangte letztendlich zur PBoC, die damit Devisenreserven
ansammelte. Mit neuen Möglichkeiten grenzüberschreitenden
Kapitalverkehrs stehen den Chinesen heute beträchtliche legale
Möglichkeiten für Investitionen im Ausland offen. Zudem häufen
sich Gerüchte, dass Kapital das Land auch über illegale Kanäle
verlässt. Der Effekt dieses veränderten Verhaltens schlägt sich in
Chinas Zahlungsbilanz nieder: Die Kapitalexporte sind höher als
die Kapitalimporte. Doch der Effekt zeigt sich auch anschauli-
cher. Chinesen, die in den Metropolen dieser Welt Immobilien
kaufen, sind mittlerweile ein gewohntes Bild.
Wer Kapital aus China herausbringen will, benötigt Devisen. Die
zunehmenden Kapitalexporte erzeugen so Abwertungsdruck
COMMERZBANK ANALYSEN | WÄHRUNGEN
»Mit neuen Möglichkeiten
grenzüberschreitenden
Kapitalverkehrs stehen den
Chinesen beträchtliche legale
Möglichkeiten für In vestitionen
im Ausland offen.«
Stand: Oktober 2015; Quelle: Bloomberg, Commerzbank Research
Grafik 1: Chinas Devisenreserven
in Mrd. USD
500
0
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
3.500
4.000
2005 2007 2009 2011 2013 2015
Stand: Oktober 2015; Quelle: Nationales Statistikamt, Commerzbank Research
Grafik 2: Chinas Spar- und Konsumquote Investitionen und Konsum, in Prozent des Bruttoinlandsprodukts
Konsum Investitionen
35
30
40
45
50
55
1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010
in Prozent
»
»
44
COMMERZBANK ANALYSEN | WÄHRUNGEN
zu signifikanten Überinvestitionen geführt haben. Die Korrektur
dieser Überinvestitionen würde wahrscheinlich länger dauern,
weshalb die Abflüsse in großem Umfang anhalten könnten.
Was macht die PBoC? Weiter Reserven verkaufen ...Kurzfristig scheint die PBoC kaum eine Alternative zu ihrer aktu-
ellen Strategie der Reserven-Verkäufe zu haben. Der Abwer-
tungssprung von Mitte August zeigte deutlich, wie sich eine
Aufgabe dieser Strategie auf den Wechselkurs auswirken würde.
Die Motivation für Investitionen im Ausland würde sich ver-
stärken, wenn die Erwartung
von Währungsverlusten aus
Renminbi-Investitionen (oder
von potenziellen Währungs-
gewinnen aus Investitionen im
Ausland) unter den Investoren
Konsens würde. Ein Teufels-
kreis von Renminbi- Abwer-
tung und Kapital abflüssen
könnte das Ergebnis sein. Im Endeffekt würden die Renminbi-
Wechselkurse deutlich überschießen und Kapitalabflüsse über-
mäßig stark ausfallen – eine Situation, die das chinesische
Regime bestimmt verhindern will.
Doch wird ihm das gelingen? Die PBoC hat in den letzten
15 Monaten 12 Prozent ihrer Reserven eingebüßt. Das kann
sie noch einige Zeit fortsetzen, aber wenn die Kapitalabflüsse im
aktuellen Tempo anhalten sollten, könnte sogar das gewaltige
Reserven- Portfolio der PBoC irgendwann als unzureichend
erscheinen. Das würde die Motivation für Kapitalabflüsse zusätz-
lich verstärken. Nur bis zu diesem Niveau fungieren Reserven
als effektiver Puffer.
...oder die Liberalisierung des Kapitalverkehrs umkehren? Sollten die Kapitalabflüsse einen zu großen Teil des Reserven-
Portfolios aufzehren oder sollten sie der Binnenwirtschaft zu sehr
schaden, könnte Chinas Regime versucht sein, die Libera lisierung
der grenzüberschreitenden Kapitaltransfers zurück zurollen. Nach
unserer Einschätzung ist ein grundsätzliches Zurückrollen der
Kapitalverkehrsliberalisierung aber unwahrscheinlich, solange
der Reserveabbau ausreicht. Warum?
Sollte Chinas Regime die Liberalisierungsmaßnahmen wieder
zurücknehmen, würde dies signalisieren, dass die chinesische
Wirtschaft immer noch nicht fähig ist, um Kapital zu konkurrieren,
und dass das Wirtschaftsmodell der letzten Jahrzehnte in einer
Sackgasse geendet ist. Man kann davon ausgehen, dass ein
Zurückrollen der bisherigen Liberalisierungsmaßnahmen für
Chinas Regime alles andere als ein leichter Schritt wäre. Es
wäre wohl eher die allerletzte Option. Zunächst dürfte ein
Reserve abbau für die chinesische Führung der viel einfachere
Weg sein.
»Die zunehmenden
Kapitalexporte erzeugen
Abwertungsdruck auf
den Renminbi.«
45
AKTIONEN & TERMINE
November 2015
Die wichtigsten Termine
Konjunktur- & Wirtschaftstermine
Tag Zeit Betreff
2. November 09.55 Einkaufsmanagerindex Produktion (Oktober)
16.00 ISMErzeugerpreisindex (Oktober)
4. November 11.00 Erzeugerpreisindex (September)
14.30 Handelsbilanz (September)
16.00 ISMDienstleistungsindex (Oktober)
5. November 11.00 Einzelhandelsumsätze (September)
13.00 Zinsentscheidung Bank of England
6. November 08.00 Auftragseingänge Industrie (September)
14.30 Arbeitsmarktdaten (Oktober)
21.00 Verbraucherkredite (September)
9. November 08.00 Handelsbilanz (September)
10.30 sentixKonjunkturindex (November)
10. November 14.30 Import & Exportpreise (Oktober)
16.00 Lagerbestände Großhandel (September)
11. November Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI)
13. November 14.30 Einzelhandelsumsätze (Oktober)
16. November 14.30 Empire State Manufacturing Index (Oktober)
17. November 11.00 ZEWKonjunkturerwartungen (November)
15.15 Industrieproduktion (Oktober)
19. November 16.00 Philly Fed Index (November)
16.00 Frühindikatoren (Oktober)
23. November 16.00 Absatz bestehender Häuser (Oktober)
24. November 10.00 IfoGeschäftsklimaindex (November)
16.00 Verbrauchervertrauen Conference Board (November)
25. November 14.30 Auftragseingang für langlebige Güter (Oktober)
16.00 Verbrauchervertrauen University of Michigan (November)
16.00 Absatz neuer Eigenheime (Oktober)
26. November Börsenfeiertag New York (Thanksgiving)
27. November 13.00 GfKKonsumklimaindex (Dezember)
30. November 15.45 Chicago Einkaufsmanagerindex (November)
Unternehmenstermine
Tag Land Unternehmen Veröffentlichung
2. November BMW Quartalsbericht zum 30. September 2015
3. November UBS Veröffentlichung Quartalsbericht Q3/2015
5. November Münchener Rück Zwischenbericht zum 30. September 2015
Deutsche Telekom Q3 2015: Zwischenbericht zum 30. September
HeidelbergCement Quartalsfinanzbericht Januar bis September 2015
adidas Neunmonatsergebnisse 2015
Lanxess Q3 2015 Ergebnisse
6. November Allianz Ergebnisse Q3 2015
9. November Continental Finanzbericht zum 30. September 2015
11. November Henkel Veröffentlichung Q3/2015
Deutsche Post DHL Zwischenbericht Januar bis September 2015
E.ON Zwischenbericht Januar bis September 2015
12. November RWE Zwischenbericht Q1 bis Q3 2015
Telefónica Deutschland
Q3 Bericht zum 30. September 2015
Merck KGaA Veröffentlichung Quartalszahlen Q3 2015
Siemens Geschäftszahlen Q4 und vorläufiges Ergebnis des Geschäftsjahrs
K+S Quartalsfinanzbericht zum 30. September 2015
13. November Heidelberger Druckmaschinen
Veröffentlichung Q2 Geschäftsjahr 2015/2016
19. November ThyssenKrupp Bilanzpressekonferenz
26. November Infineon Quartalsbericht (Geschäftsjahr Q4 2015)
47
»Der Goldpreis ist Mitte Oktober auf ein 4-Monats-Hoch gestie-
gen. Die Verluste im dritten Quartal wurden damit innerhalb von
zwei Wochen mehr als wettgemacht. Von dem Ende Juli bei
weniger als 1.080 US-Dollar je Feinunze verzeichneten 5½-Jah-
res-Tief hat er sich mittlerweile um mehr als 100 US-Dollar ent-
fernt (Grafik 1). Haupttreiber der Goldpreisentwicklung waren
und sind die Entwicklung des US-Dollar und eng damit ver-
bunden die Markterwartungen hinsichtlich des Zeitpunkts der
ersten Zinserhöhung in den USA. Zunehmende Zweifel an einer
Fed-Zinserhöhung in diesem Jahr setzten den US-Dollar zuletzt
unter Druck und ließen den Goldpreis seit Anfang Oktober
kräftig steigen.
Die im dritten Quartal noch vorherrschenden Sorgen hinsichtlich
einer schwächeren Goldnachfrage in den beiden wichtigsten
COMMERZBANK ANALYSEN | ROHSTOFFE
Commerzbank Analysen
Gold gewinnt wieder an Glanz
Gold hat sich deutlich erholt und handelte Mitte Oktober
auf einem 4-Monats-Hoch. Wichtigster Preistreiber sind die
Markt erwartungen hinsichtlich der ersten Zinserhöhung der
US- Notenbank Fed. Da laut Fed Funds Futures nur noch eine
geringe Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung in diesem
Jahr besteht, könnte der Goldpreis im Vorfeld der Fed-Sitzung
im Dezember nochmals unter Druck geraten. Einen nachhalti-
gen Preisanstieg sehen wir erst, wenn die Unsicherheit mit der
ersten Zinserhöhung verflogen ist. Ende des Jahres sehen wir
Gold bei 1.150 US-Dollar je Feinunze.
CARSTEN FRITSCH
Rohstoffanalyse, CM Research
Jan 15 Feb 15 Mrz 15 Apr 15 Mai 15 Jun 15 Jul 15 Aug 15 Okt 15
Stand: 12. Oktober 2015; Quelle: Bloomberg, Commerzbank Research
Grafik 1: Goldpreis nach dem Sommerloch auf Erholungskurs
in USD je Feinunze
1.050
1.100
1.150
1.200
1.250
1.300
1.350
Nach frageländern China und Indien sind dagegen in den Hinter-
grund getreten. In China haben die privaten Haushalte durch den
Aktienmarktcrash deutliche Einkommenseinbußen erlitten und
sitzen zudem teilweise auf hohen Schulden, da Aktien vielfach
auf Kredit gekauft wurden. Zudem deuten die Konjunkturdaten
aus dem Reich der Mitte auf eine weitere Abschwächung der
Konjunkturdynamik hin, was sich ebenfalls dämpfend auf die
»Einkommensentwicklung der privaten Haushalte auswirken
dürfte. In Indien war die zu Ende gegangene Monsunsaison deut-
lich schwächer als normal. Laut indischer Wetterbehörde fiel
zwischen Juni und September 14 Prozent weniger Regen als im
langjährigen Durchschnitt. Dadurch dürften die Ernten und damit
auch die Einkommen der indischen Landbevölkerung niedriger
ausfallen. Diese stellt etwa 70 Prozent der Gesamtbevölkerung
und ist der wichtigste Nachfrager nach Gold in Indien. Zudem
versucht die indische Regierung, das im Inland vorhandene Gold
nutzbar zu machen bzw. die
Nachfrage nach Gold zu
dämpfen und somit den
Importbedarf von Gold zu
verringern. So besteht neu-
erdings die Möglichkeit der
Eröffnung von privaten
»Goldsparkonten«, welche
für die Bereitstellung von
Gold mit laufzeitabhängigen
Zinserträgen locken. Eine andere Maßnahme betrifft die Bege-
bung staatlicher »Goldanleihen« durch die Zentralbank, welche
ebenfalls Zinsen abwerfen und darüber hinaus den Haltern dieser
Anleihen goldähnliche Vorteile etwa als Sicherheit für die Ge wäh-
rung von Krediten bieten sollen.
Wir rechnen trotz der geschilderten negativen Einflussfaktoren
mit einer starken Goldnachfrage in China. Der Absturz des chine-
sischen Aktienmarkts im Sommer dürfte viele Anleger vorsichti-
ger gemacht haben und wieder verstärkt im sicheren Hafen Gold
investieren lassen. Dies zeigen bereits die Daten zu den wöchent-
lichen Goldauslieferungen an der Shanghai Gold Exchange
(SGE), welche in den ver-
gangenen Jahren ein zuver-
lässiger Indikator für die
Goldnachfrage in China
waren. Die Auslieferungen
haben seit Juli spürbar
angezogen. In den ersten
8½ Monaten summieren
sich diese auf 1.900 Tonnen
(Grafik 2). Das sind gut 500 Tonnen mehr als im entsprechenden
Vorjahreszeitraum. Sogar das bisherige Rekordjahr 2013, in dem
insgesamt 2.200 Tonnen Gold an der SGE ausgeliefert wurden,
könnte in diesem Jahr übertroffen werden. Da in Indien mit der
Feiertags- und Hochzeitssaison die nach fragestarke Zeit unmit-
telbar bevorsteht, dürfte auch dort die Goldnachfrage spürbar
anziehen, auch wenn die schwache Monsunsaison das Erreichen
des Vorjahres niveaus unwahr scheinlich macht. Ob die oben
genannten geplanten Maßnahmen der Regierung den erwünsch-
ten Erfolg haben und von der indischen Bevölkerung angenom-
men werden, ist angesichts der über mehrere Generationen
gewachsenen Affinität zum Besitz von physischem Gold zweifel-
haft. Größere Mengen Gold dürften sich dadurch voraussichtlich
nicht generieren lassen. Folglich dürfte Indien auch weiterhin
COMMERZBANK ANALYSEN | ROHSTOFFE
»Die Investmentnachfrage
trug ebenfalls zur
Preisschwäche im dritten
Quartal bei.«
»Der Goldpreis ist nach
den enttäuschenden
US-Arbeitsmarktdaten
Anfang Oktober
weiter gestiegen.«
Stand: 19. Oktober 2015; Quelle: US-Münzanstalt, Bloomberg, Commerzbank Research
0
60
30
90
120
150
180
210
Jan 10 Jan 11 Jan 12 Jan 13 Jan 14 Jan 15
Grafik 3: Robuster Absatz von Goldmünzen im Sommer
in Tsd. Unzen
48
Stand: 12. Oktober 2015; Quelle: Shanghai Gold Exchange, Commerzbank Research
Grafik 2: Steigende Goldnachfrage in China Wöchentliche Goldauslieferungen an der Shanghai Gold Exchange, kumuliert
in Tonnen
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
2012 2013 2014 2015
«
49
hohe Mengen Gold im portieren, auch wenn wahrscheinlich nicht
gut 500 Tonnen wie im Winterhalbjahr 2014/2015.
Die Investmentnachfrage trug ebenfalls zur Preisschwäche im
dritten Quartal bei. Die Bestände der von Bloomberg erfassten
Gold-ETFs verringerten sich zwischen Juli und September um
64 Tonnen, was dem stärksten Rückgang seit dem vierten Quar-
tal 2014 entsprach. Die US-Münzanstalt vermeldete mit 397.000
Unzen (12,3 Tonnen) da gegen die höchsten Münzabsätze seit
dem zweiten Quartal 2010. In allen drei Monaten wurden solide
Münzverkäufe berichtet (Grafik 3). Dies konnte die Abflüsse aus
den Gold-ETFs aber nicht kompensieren. Bemerkenswert ist,
dass die ETF-Abflüsse allesamt im Juli erfolgten, was die ausge-
prägte Preisschwäche zu Beginn des Quartals teilweise erklärt.
Im August und September gab es sogar leichte ETF-Zuflüsse.
Die Investmentnachfrage war somit in der zweiten Hälfte des
dritten Quartals deutlich stärker, was ebenfalls Hoffnung für das
Schlussquartal macht. Die Zuflüsse in die Gold-ETFs setzten sich
in der ersten Oktoberhälfte fort. Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR
Gold Trust, verzeichnete sogar den stärksten 2-Tages-Zufluss seit
neun Monaten.
Die Zentralbanken bleiben auf der Käuferseite, wofür insbeson-
dere Russland und China verantwortlich zeichnen. Die chinesi-
sche Zentralbank PBoC berichtete im Sommer einen Kauf von
604 Tonnen in den letzten sechs Jahren. Mittlerweile gibt die
PBoC Daten auf Monatsbasis bekannt. Die Käufe im Juli, August
und September beliefen sich demnach auf insgesamt 50 Tonnen.
Dass die PBoC trotz fallender Devisenreserven weiterhin Gold
akkumuliert, ist eine klare Botschaft. Ähnliches gilt für die russi-
sche Zentralbank, welche seit Jahresbeginn bis einschließlich
August 110 Tonnen Gold erworben hat, obwohl auch sie einen
deutlichen Rückgang der Devisenreserven seit Jahresbeginn zu
verkraften hatte. Nennenswerte Goldkäufe gab es außerdem
seitens der Zentralbanken Kasachstans und Jordaniens. Die
türkische Zentralbank, welche in den letzten Jahren ein größerer
Goldkäufer war, hat dagegen ihre Goldreserven reduziert. Die
Turbulenzen in den Schwellenländern wie China, Russland, der
Türkei und Brasilien dürften dazu führen, dass die Zentralbank-
käufe in diesem Jahr aller Voraussicht nach hinter denen der
Vorjahre zurückbleiben. Denn diese Zentralbanken waren der
Treiber der Goldkäufe des offiziellen Sektors in den letzten
Jahren. Die Zentralbanken in den Industrieländern verkaufen
dagegen bereits seit Jahren so gut wie kein Gold mehr. Im
gerade abgelaufenen Vertragsjahr haben die im Goldabkommen
zusammengeschlossenen europäischen Zentralbanken nur
COMMERZBANK ANALYSEN | ROHSTOFFE
»
«50
COMMERZBANK ANALYSEN | ROHSTOFFE
Stand: 12. Oktober 2015; Quelle: Bloomberg, Commerzbank Research
Grafik 5: Zinserhöhungserwartungen treiben Gold
Goldpreis in USD je FeinunzeWahrscheinlichkeit für Fed-Zinserhöhung
in diesem Jahr laut Fed Funds Futures in Prozent
Goldpreis, links Wahrscheinlichkeit, rechts
1.075
1.050
1.100
1.125
1.150
1.175
1.200
1.225
1.250 120
100
80
60
40
20
0Mai 15 Jun 15 Jul 15 Aug 15 Sep 15 Okt 15
3,3 Tonnen verkauft. Das ist das niedrigste jährliche Verkaufs-
volumen seit dem Start der Zentralbankgoldabkommen im
Jahr 1999 (Grafik 4). Die Verkäufe entfielen zudem nahezu aus-
schließlich auf die Bundesbank und dienten der Prägung von
Goldgedenkmünzen, waren also keine Verkäufe im eigentlichen
Sinne. Den letzten »richtigen« offiziellen Goldverkauf gab es im
Vertragsjahr 2010/2011 durch den IWF.
Die Spekulationen über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung
in den USA dürfte die Marktteilnehmer am Goldmarkt auch in
den kommenden Wochen und Monaten in Atem halten und die
weitere Goldpreisentwicklung maßgeblich bestimmen. Eine
Zinserhöhung im Dezember,
wie sie von unseren Volks-
wirten erwartet wird, ist laut
Fed Funds Futures nur noch
mit einer Wahrscheinlichkeit
von etwa 30 Prozent einge-
preist (Grafik 5). Die Zinser-
höhungserwartungen am
Goldmarkt waren in den
ver gangenen Monaten allerdings häufig ausgeprägter als an den
Fed Funds Futures ablesbar. So notierte der Goldpreis vor der
Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten Anfang Oktober
wieder auf dem Niveau vor der Fed-Sitzung Mitte September,
obwohl die Zinserwartungen gemäß Fed Funds Futures bei
weitem nicht wieder das Niveau erreicht hatten. Der Goldpreis
0
100
200
300
400
500
600
1999/00 2001/02 2003/04 2005/06 2007/08 2009/10 2011/12 2013/14
Stand: 12. Oktober 2015; Quelle: WGC, Commerzbank Research
Grafik 4: Westliche Zentralbanken verkaufen so gut wie kein Gold mehr
Goldverkäufe im Rahmen des Zentralbankgoldabkommens in Tonnen
Zentralbanken der Eurozone IWFZentralbanken außerhalb der Eurozone
CBGA I CBGA II CBGA III
Obergrenze
ist in den Tagen nach den enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten
Anfang Oktober weiter gestiegen, obwohl die aus den Fed
Funds Futures ablesbaren Zinserwartungen nicht weiter zurück-
gingen. Offensichtlich waren die zuvor im Goldpreis implizierten
Erwartungen an eine Zins erhöhung stärker und werden nun
denen am Geldmarkt angepasst. Im Falle besserer US-Konjunk-
turdaten dürfte der Goldpreis wieder unter Druck geraten, weil
dann eine Zinserhöhung im Dezember wieder als wahrscheinli-
cher ange sehen wird und der Goldmarkt voraussichtlich erneut
stärker darauf reagieren wird als der Geldmarkt. Eine nachhaltige
Preis erholung bei Gold wird es unseres Erachtens erst geben,
wenn diese Debatte mit der ersten Zinserhöhung beendet ist.
Wir erwarten einen Goldpreis von 1.150 US-Dollar je Feinunze
am Jahresende und einen durch schnittlichen Goldpreis von
1.250 US-Dollar je Feinunze im Jahr 2016.
Unsere Volkswirte erwarten, dass die EZB im Dezember auf-
grund der deutlich zu niedrigen Inflation eine Ausweitung
der Anleihenkäufe beschließen wird. Die Bilanzsumme der EZB
wird daraufhin noch stärker steigen. Da gleichzeitig die Fed im
Dezember die Zinsen erhöht, dürfte der Euro in der Folge zur
Schwäche neigen. Davon sollte auch der Goldpreis in Euro
profitieren und bis Jahresende auf 1.070 Euro je Feinunze
steigen. Damit würde der Preis nur leicht höher liegen als vor
der erstmaligen Ankündigung der Anleihenkäufe im Januar.
Vor diesem Hintergrund sehen wir für den Goldpreis in Euro
weiteres Aufwärtspotenzial.
»Im Falle besserer
US-Konjunkturdaten
dürfte der Goldpreis wieder
unter Druck geraten«
51
Partizipations-Zertifikate mit unbegrenzter Laufzeit
WKN Basiswert Bezugsverhältnis Quanto Geld-/Briefkurs
CN4 CAP Gold 10:1 Ja 116,68/116,69 EUR
160 902 Gold 10:1 Nein 103,03/103,08 EUR
Discount-Zertifikate
WKN Basiswert Cap Discount Max. Rendite p.a. Bewertungstag Quanto Geld-/Briefkurs
CN3 LA9 Gold 1.150 USD 8,96 % 6,81 % 20.12.2016 Nein 93,64/93,79 EUR
CN3 L9M Gold 1.150 USD 7,65 % 5,64 % 13.12.2016 Ja 107,76/107,91 EUR
CN3 LAC Gold 1.300 USD 4,32 % 13,67 % 20.12.2016 Nein 98,85/99,00 EUR
CN3 L9Q Gold 1.300 USD 2,76 % 12,33 % 13.12.2016 Ja 113,53/113,68 EUR
Faktor-Zertifikate mit unbegrenzter Laufzeit
WKN Basiswert Strategie Faktor FXopt Geld-/Briefkurs
CZ3 3CZ GoldFuture Long 4 Nein 14,61/14,66 EUR
CZ3 3CX GoldFuture Short –4 Nein 35,81/35,99 EUR
CZ6 V78 GoldFuture Long 4 Ja 3,09/3,10 EUR
CZ6 V79 GoldFuture Short –4 Ja 10,92/10,97 EUR
ETCs (Exchange Traded Commodities) mit unbegrenzter Laufzeit
WKN Basiswert Strategie Hebel Quanto Geld-/Briefkurs
ETC 011 GoldFuture Daily Long 1 Nein 55,06/55,13 EUR
ETC 015 GoldFuture Daily Short –1 Nein 116,11/116,25 EUR
Stand: 22. Oktober 2015; Quelle: Commerzbank Corporates & Markets
Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die maßgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.zertifikate.commerzbank.de zur Verfügung.
COMMERZBANK ANALYSEN | ROHSTOFFE
Aber Achtung: Da die von der Commerz-
bank angebotenen Produkte in Euro
notieren, der Goldpreis allerdings in
US-Dollar, besteht für den Investor ein
Währungsrisiko, wenn der Euro/US-Dol-
lar-Wechselkurs steigen sollte. Um das
Wechselkursrisiko für den Anleger aus-
zuschalten, bietet die Commerzbank in
der Regel neben einer nicht währungs-
gesicherten Variante (Non-Quanto) auch
eine währungsgesicherte bzw. währungs-
optimierte (Quanto/FXopt) Variante an.
Allerdings ist hier zu beachten, dass für
die Währungssicherung Kosten anfallen
können, die den Wert des Zertifikats
mindern. Anleger haben also die Wahl,
sollten aber bedenken, dass bei der nicht
währungs gesicherten Variante neben dem
Risiko natürlich auch die Chance entfällt,
mit einem fallenden Euro/US-Dollar-
Wechselkurs eine höhere Rendite zu
erzielen.
Anlageidee: Zertifikate und ETCs auf Gold
Sie möchten von der künftigen Wert-
entwicklung von Gold profitieren? Mit
Zertifikaten und ETCs der Commerzbank
haben Sie die Möglichkeit, an steigenden
oder fallenden Notierungen des glänzen-
den Edelmetalls zu partizipieren. Ein
Überblick über das gesamte Spektrum
an Optionsscheinen und Zertifikaten auf
Edelmetalle steht Ihnen im Internet unter
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Verfügung.
53
»PETER DIXON
Volkswirtschaftliche Analyse,
CM Research
Commerzbank Analysen
Brexit: Die Folgen für Großbritannien und die EU
Spätestens Ende 2017 werden die Briten über den weiteren Ver-
bleib ihres Landes in der EU entscheiden. Aber was würde ein
Austritt Großbritanniens aus der EU bedeuten? Unserer Meinung
nach halten viele der wirtschaftlichen Argumente für einen Brexit
einer genaueren Untersuchung nicht stand. Damit bleibt der
Brexit eine politische Entscheidung, die Großbritanniens wirt-
schaftliche und politische Interessen aufs Spiel setzen könnte.
Was haben die Römer je für uns getan?Die Einstellung der Briten zur EU erinnert an die Szene aus
Monty Pythons Film »Das Leben des Brian«, in der der von John
Cleese dargestellte Reg die versammelten Mitglieder der Volks-
front von Judäa fragt: »Was haben die Römer je für uns getan?«
Dann wird darauf hingewiesen, dass sie den Judäern den Aquä-
dukt, die sanitären Einrichtungen, die Straßen, die Bewässerung,
das Schulwesen, die medizinische Versorgung und die öffentli-
che Ordnung gebracht haben. Woraufhin Reg die unsterbliche
Antwort gibt: »Also gut ... mal abgesehen von sanitären Einrich-
tungen, der Medizin, dem Schulwesen, Wein, der öffentlichen
Ordnung, der Bewässerung, Straßen, der Wasseraufbereitung
und den allgemeinen Krankenkassen ... was, frage ich euch,
haben die Römer je für uns getan?«
Die EU gewährt Zugang zu einem Binnenmarkt mit mehr als
500 Millionen Menschen und fördert den freien Waren-, Dienst-
leistungs- und Kapitalverkehr sowie die Freizügigkeit von Arbeit-
COMMERZBANK ANALYSEN | VOLKSWIRTSCHAFT
Bei dem vorliegenden Beitrag
handelt es sich um einen Auszug. Den kompletten
Beitrag finden Sie in unserer ideas Online Ausgabe
unter http://www.ideas-magazin.de/2015/brexit/.
Stand: September 2015; Quelle: Britisches nationales Statistikamt (ONS)
Grafik 1: EU ist Großbritanniens größter Exportmarkt Warenexporte 2014, in Prozent des Gesamtvolumens
50,5 49,5
12,7 10,68,0 6,4 6,4 4,8 4,3 3,5 3,1 3,0
0
10
20
30
40
50
60
EU Nicht-EU
US DE NL FR IE CN BE CH ES IT
Die 10 größten Exportmärkte
nehmern. Die Londoner City ist faktisch zum Finanzzentrum der
EU geworden, und in die EU geht auch die Hälfte der britischen
Warenexporte (Grafik 1). Zwar äußern UKIP und andere immer
wieder Unmut darüber, dass Großbritannien eine riesige Zahl von
EU-Migranten aufnimmt, doch in Wirklichkeit leben fast ebenso
viele britische Bürger im Rest der EU. So ergab die Volkszählung
von 2011, dass etwa 1,9 Millionen EU-Bürger in Großbritannien
54
»
COMMERZBANK ANALYSEN | VOLKSWIRTSCHAFT
Kosten-Nutzen-Analyse, dass Großbritannien aus der EU-Mit-
gliedschaft – politisch wie auch wirtschaftlich – größeren Nutzen
zieht als aus einem Alleingang.
Die politischen Aspekte des BrexitsPremierminister Camerons Versprechen von 2013, bis 2017 ein
Referendum über die EU-Mitgliedschaft durchzuführen, ist im
innenpolitischen Kontext zu sehen, in dem die euroskeptische
Botschaft, mit der die UK Independence Party hausieren ging,
den politischen Status quo bedrohte. Im Wahlkampf spielte das
versprochene Referendum dann jedoch kaum eine Rolle. Denn
die EU-Frage ist den meisten Wählern viel weniger wichtig, als
die Medien uns glauben machen wollen. Tatsächlich ist deutlich
leben und 1,8 Millionen Briten in den übrigen EU-Ländern (Gra-
fik 2). Letzteres ist symptomatisch dafür, was mit der öffentli-
chen Debatte über die EU nicht stimmt: Sie ist umwölkt von
Halbwahrheiten und Fehlinformationen.
Die EU-Mitgliedschaft bietet offensichtlich zwar Vorteile, man
darf aber nicht die Augen davor verschließen, dass sie auch
Nachteile hat. Auf dem ganzen Kontinent gibt es Sorgen über
das Ausmaß der Auseinandersetzung von Bürgern mit der EU
sowie zahlreiche Beschwerden aus der Wirtschaft, dass EU-Ver-
ordnungen ihre Arbeit behindern. Es gibt also Verbesserungs-
bedarf in Bezug darauf, wie die EU funktioniert und was sie den
Bürgern bietet. Aber wie wir nachfolgend darlegen, ergibt eine
55
«
COMMERZBANK ANALYSEN | VOLKSWIRTSCHAFT
zu spüren, dass sich die Debatte gar nicht wirklich um die EU
dreht. Sie ist Teil einer allgemeineren Gegenreaktion auf die
Globalisierung, die auch in vielen anderen europäischen Ländern
zutage tritt, in Großbritannien aber in einer Anti-EU-Stimmung
Ausdruck findet. Nach seinem Versprechen fühlt sich Premier-
minister Cameron jetzt verpflichtet, seinen Worten Taten folgen
zu lassen – in erster Linie, um zu verhindern, dass der euroskepti-
sche Flügel seiner eigenen Partei ähnliche Probleme verursacht,
wie sie bereits die letzte Mehrheitsregierung der Konservativen
von 1992 bis 1997 plagten. Wird dieses Thema nicht angegan-
gen, ergeben sich alle möglichen politischen Probleme für
Cameron. Doch es besteht wenig Zweifel daran, dass dies ein
riskantes Spiel mit Großbritanniens nationalen Interessen ist.
Der Prozess des Referendums (und sein mögliches Nachspiel)Noch vieles kann sich ändern im Vorfeld des Referendums, des-
sen Termin noch nicht feststeht. Vor der Wahl hat die Regierung
versprochen, dass es bis Ende 2017 kommt. Doch es wird
zu nehmend darüber spekuliert, dass es bereits 2016 stattfinden
könnte, um Konflikte mit den Wahlterminen in anderen Ländern
zu vermeiden. Meinungsumfragen zeigen, dass die britischen
Wähler zum Verbleib in der EU tendieren (Grafik 3). Doch diese
Ergebnisse sind mit Vorsicht zu genießen, denn vor der Par la-
mentswahl im Mai waren die Umfragedaten sehr ungenau
ausgefallen.
Falls die Wählerschaft tatsächlich für den Austritt aus der EU
votiert, müsste die britische Regierung sich auf Artikel 50 des
Lissabon-Vertrags berufen, der von der EU verlangt, ein Aus-
trittsabkommen auszuhandeln. Sobald dieser Prozess in Gang
gesetzt ist, dauert der Verhandlungsprozess maximal zwei Jahre
(oder bei beiderseitiger Zustimmung auch länger). Derweil gel-
ten die bestehenden EU-Regelungen weiter, wobei Großbritan-
nien die Austrittsverhandlungen nicht beeinflussen könnte. Die
Bedingungen des Austritts werden in erster Linie von der Euro-
päischen Kommission festgelegt, und es könnten sich Austritts-
bedingungen ergeben, die für die britische Seite nicht günstig
sind. Es gab Überlegungen, dass Großbritannien den Prozess
nach Artikel 50 vermeiden
könnte, indem es den
European Communities
Act von 1972 aufhebt und
somit einseitig austritt.
Doch das würde ebenso
viele Probleme aufwerfen
wie lösen, nicht zuletzt
die Frage, wie die Forderungen von Migranten zu behandeln
sind – sowohl von Ausländern in Großbritannien als auch von
britischen Bürgern in anderen EU-Staaten. Bei einem solchen
Ergebnis wäre zudem eine Retourkutsche von Großbritanniens
ehe maligen EU-Partnern möglich, was sogar noch weniger
günstig wäre als der Prozess gemäß Artikel 50.
Im Brexit-Fall könnte überdies die Diskussion um Schottlands
Unabhängigkeit wieder auf die Agenda gelangen. Es war beab-
»Was Großbritannien betrifft,
ist einer der größten Vorteile
der EU-Mitgliedschaft der
Zugang zum europäischen
Binnenmarkt.«
Stand: September 2015; Quelle: Wikipedia
Grafik 3: »Bleiben«-Lager setzt sich nach oben ab »Sollte Großbritannien in der EU bleiben?« Ergebnisse von Meinungsumfragen
Bleiben Gehen Unentschieden
0
10
20
30
40
50
60
70
Jan 15 Feb 15 Mrz 15 Apr 15 Mai 15 Jun 15
Stand: September 2015; Quelle: Britisches nationales Statistikamt (ONS)
Grafik 2: Zahl in Großbritannien ansässiger EU-Bürger Nach Herkunft in Tsd., Daten der Volkszählung 2011
1.878
372
146 125 155 118 82 105
558
73
0
200
400
600
800
1.000
1.200
1.400
1.600
1.800
2.000
EU IE FR DE IT PT ES LT PL RO
56
«
COMMERZBANK ANALYSEN | VOLKSWIRTSCHAFT
sichtigt, dass dieses Thema nach dem Referendum von letztem
Jahr für eine Generation vom Tisch ist. Doch die Scottish Natio-
nal Party (SNP), die bei der Wahl in diesem Jahr 56 der 59 Parla-
mentssitze nördlich der Grenze errungen hat, vertritt die Ansicht,
dass ihr in der Brexit-Frage ein Vetorecht zusteht. Doch ein sol-
ches wird ihr höchstwahrscheinlich nicht gewährt. Und da die
SNP sich auf die Fahnen geschrieben hat, Widerstand gegen
einen Austritt aus der EU zu leisten, besteht die unerquickliche
Aussicht auf eine Neuauflage des Referendums von letztem Jahr,
wobei der Ausgang nächstes Mal noch weniger sicher wäre.
Die wirtschaftlichen Aspekte des Brexits: Der Nutzen eines BinnenmarktsWas Großbritannien betrifft, ist einer der größten Vorteile der
EU-Mitgliedschaft der Zugang zum europäischen Binnenmarkt,
der aus Gesetzen resultiert, die in den 1980er und 1990er Jahren
verabschiedet wurden. Mit Beitritt zur EWG 1973 ging Großbri-
tannien eine Zollunion ein. Aber im Zuge der Umsetzung des
europäischen Binnenmarkts vertiefte sich die wirtschaftliche
Integration der EU-Staaten durch die Abschaffung anderer nicht-
tarifärer Handelshemmnisse (zum Beispiel Verbesserung der
Faktormobilität, harmonisierte aufsichtsrechtliche Anforderun-
gen und Steuern). Generell wird davon ausgegangen, dass die
Schaffung des Binnenmarkts einen positiven wirtschaftlichen
Nettonutzen ergeben hat – wobei zahlreiche Studien jedoch
lediglich die Schwierigkeiten bei der Quantifizierung dieses
Nutzens hervorheben konnten.
Tabelle 1 hebt einige der größten Vorteile hervor, die aus der
EU-Mitgliedschaft erwachsen. Zu den wichtigsten zählt, dass
diese Großbritannien ermöglicht, auf internationaler Ebene eine
überproportional große Rolle zu spielen: Die Bevölkerung der EU
ist mit 500 Millionen grö-
ßer als die der USA und
Japans zusammen. Als
EU-Mitglied hat Großbri-
tannien Einfluss auf die
Festlegung der Regeln,
die für einen riesigen
Absatzmarkt gelten.
Auch bietet der Binnen-
markt Kostenvorteile,
denn Unternehmen
haben nur einen Satz Regeln zu beachten, anstatt mit allen
Handelspartnern separat verhandeln zu müssen. Schlussendlich
– und das mag kontroverser sein – wird behauptet, dass die EU
die Bereitstellung kostengünstiger Güter und Dienstleistungen
für EU-Bürger sicherstellt, indem sie ihre Wirtschaftsmacht nutzt,
um Monopole zu bekämpfen.
Versuche, den Nutzen (und die Kosten) zu quantifizieren, haben
zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen geführt. Eine Studie, die
die geistige Grundlage für das Projekt des europäischen Binnen-
markts bildete, wurde 1988 durchgeführt und ergab, dass die
Einführung des Binnenmarkts über einen Zeitraum von fünf Jah-
ren zu einem Nutzen führen würde, der schätzungsweise 4,3 bis
6,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der EU entspricht. Einer
jüngeren Studie zufolge hatte der europäische Binnenmarkt bis
2006 das BIP der EU um 2,16 Prozent erhöht und 2,75 Millionen
zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Das ist nur halb so viel wie
ursprünglich behauptet. Allerdings ergab die Studie, dass das
Potenzial des Binnenmarkts noch nicht ganz realisiert worden
ist und sich der Effekt verdoppeln lässt.
Die Kosten eines BinnenmarktsDie empirischen Daten zeigen zwar mehrheitlich, dass die EU
netto einen wirtschaftlichen Nutzen mit sich bringt. Doch darf
man nicht übersehen, dass die Mitgliedschaft auch mit Kosten
verbunden ist. Diese gliedern sich in drei Bereiche: (1) Wirt-
schaftliche Kosten entstehen aus der Durchsetzung einer protek-
tionistischen Politik, die den Nutzen der vielen (der Konsumen-
ten) zugunsten bestimmter wichtiger Interessengruppen verrin-
gert. (2) Regulatorische Kosten werden vielfach als belastend
betrachtet. Dass die Regulierung zugenommen hat, ist nicht zu
»Daten zeigen, dass die EU
netto einen wirtschaftlichen
Nutzen mit sich bringt. Doch
darf man nicht übersehen,
dass die Mitgliedschaft mit
Kosten verbunden ist.«
Tabelle 1: Einige Vorteile der EU-Mitgliedschaft
Als EUMitglied spielt Großbritannien eine Rolle bei der Gestaltung der Regeln des Binnenmarkts.
Als einer der größten Wirtschaftsblöcke der Welt kann die EU vom Rest der Welt bei Handelsgesprächen deutliche Zugeständnisse erlangen, woraus Großbritannien einen direkten Nutzen zieht.
Die Freizügigkeit von Arbeitnehmern ist unter dem Strich positiv für die Wirtschaft, weil sie Firmen ermöglicht, durch Erschließung eines großen Markts einen Fachkräftemangel zu vermindern und die Kosten niedrig zu halten.
Die EUWettbewerbskommission hat entscheidend dazu beigetragen, den Missbrauch von Monopolen zu bekämpfen, weshalb die Telekommunikations und Energiekosten niedriger sind, als sie ansonsten wohl wären.
Das EURecht senkt die Kosten für die Eintragung von Patenten, denn es stellt sicher, dass man ein Patent nicht in jedem einzelnen EUMarkt, sondern nur einmal eintragen muss.
Hinzu kommen erhebliche persönli-che Vorteile durch die Freiheit, überall in der EU reisen, leben, arbeiten, studieren und sich zur Ruhe setzen zu dürfen.
Quelle: Commerzbank Research
57
«widersprochen), doch dieses Problem ist hausgemacht und
kommt nicht aus Brüssel.
Das Problem der fiskalischen Kosten ist eher leichter zu quanti-
fizieren. Der von Großbritannien 2014 geleistete Bruttobeitrag
zum EU-Haushalt wird auf 19,2 Milliarden britische Pfund
(1,1 Prozent des BIP) geschätzt. Nach Abzug von Rabatten und
anderen Einnahmen belief sich der Nettobeitrag auf 9,8 Milliar-
den britische Pfund (0,5 Prozent des BIP). Somit war Großbritan-
nien in 41 der 42 Jahre seiner EU-Mitgliedschaft ein Nettobei-
tragszahler (die einzige
Ausnahme bildete 1975).
Im Zeitraum von 1973 bis
2014 betrug der Netto-
beitrag im Durchschnitt
0,35 Prozent des Brutto-
inlands produkts. Seitdem
ist er jedoch gestiegen
und dürfte 2016 bei 0,5
Prozent die Spitze errei-
chen (Grafik 4). Großbritannien ist in absoluten Zahlen nach
Deutschland der zweitgrößte Nettozahler (Grafik 5), auf Pro-
Kopf-Basis jedoch nur der fünftgrößte. Dennoch reichten die
britischen Nettobeiträge 2013 aus, um die Netto-EU-Einnahmen
von Griechenland, Ungarn, Slowenien und Irland zu decken.
Doch während Großbritannien insgesamt ein Nettozahler ist,
sind die Landesteile, in denen der Lebensstandard unter dem
EU-Durchschnitt liegt, Nettoempfänger von zentralen Mitteln.
COMMERZBANK ANALYSEN | VOLKSWIRTSCHAFT
leugnen. Doch die Frage ist, ob die Kosten, insbesondere für
kleine und mittelgroße Unternehmen, den Nutzen überwiegen.
(3) Fiskalische Kosten: Großbritannien ist ein Nettobeitragszahler
in den EU-Haushalt, und die Euroskeptiker behaupten, dass dieses
Geld besser für inländische Projekte verwendet werden könnte.
In Bezug auf die wirtschaftlichen Kosten behaupten die Gegner,
eines der größten schwarzen Löcher sei die Landwirtschaft, wo
Landwirte Subventionen vom Steuerzahler bekommen, die die
Lebensmittelpreise auf einem Niveau halten, das höher ist, als es
ohne die gemeinsame Agrarpolitik wäre. Großbritannien zieht
zwar keinen Nettonutzen aus der gemeinsamen Agrarpolitik.
Doch dies ist gegen den Nutzen aus dem EU-Kartellrecht und
den Nettonutzen aus Bereichen wie zum Beispiel der Umwelt-
politik aufzurechnen. Die regulatorischen Kosten sind ähnlich
schwer zu beziffern: Das Funktionieren eines Binnenmarkts mit
weitgehend harmonisierten Standards erfordert einen aufsichts-
rechtlichen Rahmen. Doch selbst die EU erkennt an, dass es
ein Problem mit Bürokratie gibt: Nach Berechnungen der Hoch-
ran gigen Gruppe im Bereich der Verwaltungslasten haben die
EU-Verwaltungslasten bei 123,8 Milliarden Euro (0,9 Prozent
des EU-BIP 2012) die Spitze erreicht; seitdem sind Maßnahmen
ergriffen worden, die diese um 0,2 Prozentpunkte des Bruttoin-
landsprodukts senken werden. Eine in Großbritannien oft geäu-
ßerte Kritik ist, dass die Regulierung »vergoldet« sei (das heißt,
es werden Standards erlassen, die über die EU-Mindeststandards
hinausgehen) und mit mehr Eifer durchgesetzt werde als in
anderen EU-Nationen. Das mag zutreffen oder auch nicht (und
dieser Behauptung wird von der britischen Regierung heftig
Stand: September 2015; Quelle: Bibliothek des Unterhauses, OBR, Commerzbank Research
Grafik 4: Großbritannien ist Nettozahler in den EU-Haushalt ... In Prozent des Bruttoinlandsprodukts
Brutto Netto
0,95 0,97 0,980,91 0,89 0,90
0,350,46 0,50
0,43 0,42 0,42
0,0
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
1,2
1973–2014 2015 2016 2017 2018 2019
Grafik 5: .‥ und leistet zweitgrößten Nettogesamtbeitrag Nettobeitrag 2013, in Mrd. Euro
Stand: September 2015 Quelle: EU-Haushalt 2014–2020, House of Commons Briefing Paper 06455
–15
–10
–5
0
5
10
15
20
DE GB FR IT NL SE DK AT FI IE SI LU LT BG BE ES CZ RO PT HU GR PL
»Großbritannien ist ein Netto-
beitragszahler in den EU-Haus-
halt, und die Euroskeptiker
behaupten, dass dieses Geld
besser für inländische Projekte
verwendet werden könnte.«
«58
Offiziellen britischen Daten zufolge erhielt Wales 2009 EU-Mittel
in Höhe von 74 britischen Pfund pro Kopf und Nord irland erhielt
106 Pfund pro Kopf; Schottland kam in etwa plus/minus null
heraus. Das impliziert eindeutig, dass ohne EU-Gelder sogar
noch höhere Transfers von den Steuerzahlern in England zu
denjenigen in den anderen Teilen Großbritanniens nötig wären.
Bewertung von Nettokosten und -nutzenEs sollte nicht überraschen, dass die unter der Schirmherrschaft
der EU durchgeführten Studien Resultate ergaben, die für den
europäischen Binnenmarkt günstig sind. Ebenso überrascht
nicht, dass Personen und Organisationen mit euroskeptischen
Ansichten generell behaupten, dass die Kosten der EU-Mitglied-
schaft deren Nutzen überwiegen. Deshalb sind Versuche, Kosten
und Nutzen präzise abzuschätzen, mit Vorsicht zu genießen.
Allerdings sind die euroskeptischen Studien in zweierlei Hinsicht
zu kritisieren: Erstens basieren sie auf pessimistischen Annahmen
und berücksichtigen mögliche Reformszenarien nicht. Zweitens
konzentrieren sie sich generell nur auf die direkten Kosten und
Nutzen, ohne den potenziell bedeutenden Nutzen zweiter Ord-
nung zu beachten. Ein Beispiel: Selbst wenn Großbritannien kein
EU-Mitglied wäre, müsste es eigene aufsichtsrechtliche Regelun-
gen erlassen; die Kosten der Bürokratie würden also nicht ein-
fach verschwinden. Und wie einige Studien zeigten, wirken sich
ausländische Direktinvestitionen aus der EU potenziell signifikant
aus, und zwar über ihren Einfluss auf den technischen Fortschritt
und ihre späteren Auswirkungen auf Potenzialwachstum und
Wettbewerbsfähigkeit.
FazitNach Prüfung der Daten scheint der Nutzen der EU-Mitglied-
schaft für Großbritannien die Kosten zu überwiegen. Die EU ist
zwar eine Institution mit vielen Fehlern. Doch Euroskeptiker, die
die EU auf wirtschaftlicher Basis kritisieren, verfehlen weitge-
hend das Thema. Die Belege dafür, dass ein Abbau der Bürokra-
tie Großbritanniens wirtschaftliche Situation verbessern würde,
sind gelinde gesagt nicht überzeugend. Der gesunde Menschen-
verstand sagt uns, dass eine Welt mit geringeren Handelshemm-
nissen zu höherem wirtschaftlichen Wohlstand führen sollte als
eine mit stärkeren Hemmnissen. Somit dürfte ein Brexit-Ergeb-
nis, das den Zugang zum europäischen Binnenmarkt beschränkt,
nicht in Großbritanniens nationalem Interesse sein. Zahlreiche
empirische Daten untermauern diese Einschätzung, wenngleich
einige Studien zu dem Schluss gelangen, dass die Verluste im
Handel durch Gewinne in anderen Bereichen mehr als kompen-
siert werden können.
COMMERZBANK ANALYSEN | VOLKSWIRTSCHAFT
»
59
Anlageidee: Partizipieren Sie an der Entwicklung des FTSE 100Exchange Traded Fund (ETF)
WKN ETF 081
Basisindex FTSE 100 Total Return
Pauschalgebühr p.a. 0,09 %
Laufzeit Unbegrenzt
Ertragsverwendung Thesaurierend
Geld/Briefkurs 66,38/66,44 EUR
Stand: 22. Oktober 2015; Quelle: Commerzbank Corporates & Markets
Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt lediglich in Kurzform. Die maßgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.comstage.de zur Verfügung.
Ebenso ist der ungehinderte Zugang zu einem Markt von 500
Millionen Menschen ein Vorteil, den die britische Finanzdienstleis-
tungsbranche nach den aktuellen Regelungen genießt. Bewegte
sich das Land außerhalb der EU, entfiele dieser Nutzen im
Gegenzug für sehr unsichere Gewinne. Denjenigen, die behaup-
ten, dass Großbritannien die Einbußen im Handel mit der EU
durch eine Steigerung seiner Exporte in die stark wachsenden
asiatischen Märkte kompensieren könnte, entgeht ebenfalls das
Wesentliche – nämlich, dass reiche Länder in unmittelbarer Nähe
tendenziell den größten Gewinn aus dem Handel ziehen. Alles in
allem stellt der Brexit unserer Meinung nach ein wirtschaftliches
Spiel mit den nationalen Interessen dar, wobei nicht ersichtlich
ist, dass dieses zu positiven Ergebnissen führen würde.
Wir sind von den wirtschaftlichen Argumenten für den Brexit
zwar nicht überzeugt, aber auch nicht blind für die Defizite der
EU. Fragen der demokratischen Legitimation und ihre Ferne
von den Bürgern der Mitgliedsländer haben in den letzten
Jahren ihre Legitimität in Frage gestellt. Doch in einer Welt
zunehmender geopolitischer Spannungen und des Aufstrebens
globaler Supermächte wie beispielsweise Chinas werden die
europäischen Nationen als Teil der EU besser in der Lage sein,
ihre Präsenz auf der Weltbühne zu wahren. Trotz aller Fehler
der EU wird oft der ursprüngliche Zweck dieser Staatenge-
meinschaft übersehen, nämlich nach einem Jahrhundert der
Konflikte in Westeuropa die Nationen miteinander zu verbin-
den. Dieses Ziel hat sie erreicht, denn sie hat dazu beige-
tragen, die längste Zeit des Friedens und Wohlstands der
Moderne herbeizuführen.
COMMERZBANK ANALYSEN | VOLKSWIRTSCHAFT
Der genannte ETF ist ein unbegrenzt
laufender, börsengehandelter Invest-
mentfonds (Exchange Traded Fund), der
sich auf die Wertentwicklung des FTSE
100-Performanceindex (Total Return
Index, TR) bezieht. Der FTSE 100 Index
ist ein nach Markt kapitalisierung gewich-
teter Index, der die Wertentwicklung der
100 größten Unternehmen mit Sitz in
Großbritannien widerspiegelt. Er ist der
Leitindex für den britischen Aktienmarkt
und gehört zu der von FTSE International
Limited berechneten und veröffentlichten
FTSE UK Index-Serie. Bei der Berechnung
des FTSE 100 Total Return Index werden
die Dividendenzahlungen der Index-
bestandteile berücksichtigt.
Es scheint zwar gute wirtschaftliche Argumente für einen
Verbleib in der EU zu geben. Doch letzten Endes muss Groß-
britannien den wirtschaftlichen Nutzen gegen die politischen
Kosten abwägen. Denn die EU ändert ihren Charakter, um die
Probleme der Eurozone zu bewältigen. Doch in Anbetracht
der Option einer halb losgelösten Existenz außerhalb der
EU, in der Groß britannien sich schwerlich dem Einfluss der
EU entziehen könnte, ist unser Fazit, dass die EU zwar
keineswegs perfekt ist, dass aber das Leben draußen noch
viel härter sein könnte.
DIE WEITEREN KAPITEL DIESES BEITRAGS STEHEN
IHNEN IN UNSERER IDEAS ONLINE-AUSGABE UNTER
HTTP://WWW.IDEAS-MAGAZIN.DE/2015/BREXIT
ZUR VERFÜGUNG.
• Die Themenbereiche im Detail:
(1) Handel
(2) Ausländische Direktinvestitionen
(3) Auswirkungen auf die Beschäftigung
(4) Auswirkungen auf Finanzdienstleistungen
(5) Abbau der Regulierung
• Welche Form könnte der Brexit annehmen?
• Quantifizierung der Austrittskosten
• Wie die EU von Großbritanniens Mitgliedschaft profitiert
60
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Funktionsweise und Anlagemöglichkeiten mit
börsengehandelten Indexfonds.
• Discount-Zertifikate: DiscountZertifikate
ermöglichen dem Anleger, einen Basiswert
mit einem Abschlag (Discount) zu kaufen.
Im Gegenzug partizipiert der Anleger nur an
Kurssteigerungen bis zu einem festgelegten
Cap.
• Edelmetall-Zertifikate: EdelmetallZertifikate
bieten die Möglichkeit, an den Kursverände
rungen von Gold, Silber, Platin und Palladium
teilzuhaben. Die Zertifikate sind mit unbe
grenzter Laufzeit ausgestattet und werden
sowohl währungsgesichert als auch nicht
währungsgesichert angeboten.
• ETCs & ETNs: Exchange Traded Commodities
(ETCs) und Exchange Traded Notes (ETNs)
bieten Anlegern die Möglichkeit, einfach
und transparent auf steigende oder fallende
Kursbewegungen von RohstoffFutures
(ETCs) oder IndexFutures (ETNs) zu setzen.
• Faktor-Zertifikate: Mit FaktorZertifikaten
partizipieren Anleger mit einem festen Hebel
an der Entwicklung ausgewählter Basiswerte.
Die Zertifikate haben eine unbegrenzte Lauf
zeit und bieten die Möglichkeit, sowohl auf
steigende als auch fallende Kurse zu setzen.
• ideasTV: Nicht nur ein erfolgreiches TV
Format, sondern auch ein cleveres Anlage
konzept. Die ideasTVZertifikate verfolgen
das Ziel, Derivate auf Grundlage Technischer
Analyse optimal in Musterdepots einzusetzen.
• Inline-Optionsscheine: Mit InlineOptions
scheinen können Anleger, statt auf starke
Kursbewegungen zu setzen, von seitwärts
tendierenden Märkten profitieren.
• Optionsscheine: Mit Optionsscheinen können
Anleger auf steigende oder fallende Kurse
spekulieren. Sie bieten aufgrund einer
Hebelwirkung überproportionale Gewinn
chancen und sind mit einer festen Laufzeit
ausgestattet.
• Turbo-Zertifikate: Mit TurboZertifikaten
haben Anleger die Möglichkeit, an steigenden
oder fallenden Kursen überproportional zu
partizipieren. Sie können mit fester oder
unbegrenzter Laufzeit ausgestattet sein.
• Zins-Zertifikate: Mit ZinsZertifikaten haben
Anleger die Möglichkeit, ohne Laufzeit
begrenzung an Veränderungen von Wechsel
kursen oder kurzfristigen Geldmarktzinsen
verschiedener ausländischer Währungen zu
partizipieren.
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ImpressumHerausgeber
Commerzbank AG, Corporates & Markets
– Equity Markets & Commodities
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Telefon 069 136-47845
Telefax 069 136-47595
Verantwortlich (Redaktion & Koordination)
Laura Schwierzeck
Redaktionsteam dieser Ausgabe
Peter Dixon, Ralf Fayad, Carsten Fritsch,
Christian Hermann, Andreas Hürkamp,
Dr. Iskra Kalođera-Schmiedecke,
Ulrich Leuchtmann, Christopher Maass,
Achim Matzke, Andreas Wex, Anouch
Alexander Wilhelms, Sylvia Wurl-Aydilek,
Sophia Wurm
Redaktionsschluss: 22. Oktober 2015
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