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  • In-Albon Pfeiffer 5.5.20 S. 1

  • In-Albon Pfeiffer 5.5.20 S. 2

    Die Autorinnen

    Professorin Dr. phil. Tina In-Albon, Psycholo-gische Psychotherapeutin mit Fachkunde Kin-der- und Jugendlichenpsychotherapie, Lehr-stuhlinhaberin für Klinische Psychologie undPsychotherapie des Kindes- und Jugendaltersan der Universität Koblenz-Landau, CampusLandau.

    Dr. phil. Simone Pfeiffer, Psychologische Psy-chotherapeutin mit Fachkunde Kinder- undJugendlichenpsychotherapie, WissenschaftlicheMitarbeiterin am Lehrstuhl für Psychologieund Psychotherapie des Kindes- und Jugendal-ters an der Universität Koblenz-Landau, Cam-pus Landau.

  • In-Albon Pfeiffer 5.5.20 S. 3

    Tina In-AlbonSimone Pfeiffer

    Verhaltenstherapieim Kindes- und Jugendalter

    Verlag W. Kohlhammer

  • In-Albon Pfeiffer 5.5.20 S. 4

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    1. Auflage 2020

    Alle Rechte vorbehalten© W. Kohlhammer GmbH, StuttgartGesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

    Print:ISBN 978-3-17-033475-5

    E-Book-Formate:pdf: ISBN 978-3-17-033476-2epub: ISBN 978-3-17-033477-9mobi: ISBN 978-3-17-033478-6

  • In-Albon Pfeiffer 5.5.20 S. 5

    Inhalt

    Geleitwort zur Reihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

    Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

    1 Ursprung und Entwicklung des Verfahrens . . . . . . . . . . . . 13

    2 Verwandtschaft mit anderen Verfahrenund Disziplinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

    3 Wissenschaftliche und therapietheoretische Grundlagendes Verfahrens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203.1 Lernformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

    3.1.1 Klassische Konditionierung . . . . . . . . . . . . . . . . . 213.1.2 Operantes Lernen (Operante

    Konditionierung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273.1.3 Soziales Lernen (Modelllernen) . . . . . . . . . . . . . 32

    3.2 Die kognitive Wende der Verhaltenstherapie . . . . . . . 34

    4 Kernelemente der Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 364.1 Kompetenzen des Diagnostikers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384.2 Besonderheiten der Diagnostik im Kindes-

    und Jugendalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384.3 Erstgespräch und Anamnese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404.4 Psychopathologischer Befund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 414.5 Kategoriale Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

    4.5.1 Klassifikationssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

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  • In-Albon Pfeiffer 5.5.20 S. 6

    4.6 Dimensionale Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 484.6.1 Störungsübergreifende Verfahren . . . . . . . . . . . 494.6.2 Störungsspezifische Verfahren . . . . . . . . . . . . . . 50

    4.7 Intelligenzdiagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 534.8 Verhaltensbeobachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 544.9 Verhaltensanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

    4.9.1 Mikroanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 564.9.2 Makroanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 594.9.3 Plananalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

    4.10 Ressourcen und Kompetenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 614.11 Fehlerquellen in der Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 624.12 Rückmeldegespräch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

    5 Kernelemente der Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 655.1 Allgemeine psychotherapeutische Wirkfaktoren . . . . 665.2 Methoden und Interventionen

    der Verhaltenstherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 675.2.1 Psychoedukation und Erklärungsmodell . . . . 675.2.2 Ressourcenaktivierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 695.2.3 Operante Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 695.2.4 Kognitive Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 745.2.5 Soziales Kompetenztraining . . . . . . . . . . . . . . . . 765.2.6 Kognitiv-verhaltenstherapeutische

    Elterntrainings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 775.2.7 Entspannungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 795.2.8 Training emotionaler Fertigkeiten . . . . . . . . . . 815.2.9 Selbstmanagementstrategien und

    Problemlösetraining . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825.2.10 Umgang mit Krisensituationen . . . . . . . . . . . . . 835.2.11 Rückfallprophylaxe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

    5.3 Störungsspezifische Interventionen . . . . . . . . . . . . . . . . 855.3.1 Angststörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 855.3.2 Depressive Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 915.3.3 Die Posttraumatische Belastungsstörung . . . . 955.3.4 Störung des Sozialverhaltens und

    oppositionelles Trotzverhalten . . . . . . . . . . . . . 96

    Inhalt

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  • In-Albon Pfeiffer 5.5.20 S. 7

    5.3.5 Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-störung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98

    5.3.6 Tic-Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1005.3.7 Zwangsstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1015.3.8 Ausscheidungsstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102

    6 Klinischer Fall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1056.1 Symptomatik und Anamnese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1056.2 Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1096.3 Psychotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115

    6.3.1 Therapieziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1156.3.2 Therapieverlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115

    6.4 Therapieevaluation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123

    7 Hauptanwendungsgebiete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1277.1 Angststörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

    7.1.1 Störung mit Trennungsangst . . . . . . . . . . . . . . . 1297.1.2 Phobien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1307.1.3 Soziale Angststörung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1307.1.4 Generalisierte Angststörung . . . . . . . . . . . . . . . . 131

    7.2 Depressive Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1317.3 Posttraumatische Belastungsstörung . . . . . . . . . . . . . . . 1337.4 Störung des Sozialverhaltens und oppositionelles

    Trotzverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1347.5 Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung . . . . 1367.6 Tic-Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1377.7 Zwangsstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1387.8 Ausscheidungsstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

    8 Settings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1418.1 Ambulantes und stationäres Behandlungssetting . . . 1418.2 Einzel- und Gruppensetting . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1428.3 Einbezug der Eltern in die Psychotherapie . . . . . . . . . 143

    9 Therapeutische Beziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145

    Inhalt

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  • In-Albon Pfeiffer 5.5.20 S. 8

    10 Wissenschaftliche und klinische Evidenz . . . . . . . . . . . . . . 15110.1 Angststörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15210.2 Depressive Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15410.3 Störung des Sozialverhaltens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15510.4 Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung . . . 15610.5 Tic-Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15810.6 Zwangsstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15810.7 Ausscheidungsstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159

    11 Institutionelle Verankerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160

    12 Aus- und Weiterbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16312.1 Praktische Tätigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16612.2 Theoretische Ausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16712.3 Praktische Ausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16812.4 Selbsterfahrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16912.5 Zusatzausbildung in Kinder- und Jugendlichen-

    psychotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16912.6 Approbationsstudium Psychotherapie . . . . . . . . . . . . . 171

    13 Fazit und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173

    Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174

    Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195

    Inhalt

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  • In-Albon Pfeiffer 5.5.20 S. 9

    Geleitwort zur Reihe

    Die Psychotherapie hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich gewan-delt: In den anerkannten Psychotherapieverfahren wurde das Spektruman Behandlungsansätzen und -methoden extrem erweitert. Diese Metho-den sind weitgehend auch empirisch abgesichert und evidenzbasiert.Dazu gibt es erkennbare Tendenzen der Integration von psychothera-peutischen Ansätzen, die sich manchmal ohnehin nicht immer eindeu-tig einem spezifischen Verfahren zuordnen lassen.

    Konsequenz dieser Veränderungen ist, dass es kaum noch möglich ist,die Theorie eines psychotherapeutischen Verfahrens und deren Umset-zung in einem exklusiven Lehrbuch darzustellen. Vielmehr wird es auchden Bedürfnissen von Praktikern und Personen in Aus- und Weiterbil-dung entsprechen, sich spezifisch und komprimiert Informationen überbestimmte Ansätze und Fragestellungen in der Psychotherapie zu be-schaffen. Diesen Bedürfnissen soll die Buchreihe »Psychotherapie kom-pakt« entgegenkommen.

    Die von uns herausgegebene neue Buchreihe verfolgt den Anspruch,einen systematisch angelegten und gleichermaßen klinisch wie empi-risch ausgerichteten Überblick über die manchmal kaum noch über-schaubare Vielzahl aktueller psychotherapeutischer Techniken und Me-thoden zu geben. Die Reihe orientiert sich an den wissenschaftlichfundierten Verfahren, also der Psychodynamischen Psychotherapie, derVerhaltenstherapie, der Humanistischen und der Systemischen Thera-pie, wobei auch Methoden dargestellt werden, die weniger durch ihreempirische, sondern durch ihre klinische Evidenz Verbreitung gefundenhaben. Die einzelnen Bände werden, soweit möglich, einer vorgegebeninneren Struktur folgen, die als zentrale Merkmale die Geschichte undEntwicklung des Ansatzes, die Verbindung zu anderen Methoden, die

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  • In-Albon Pfeiffer 5.5.20 S. 10

    empirische und klinische Evidenz, die Kernelemente von Diagnostikund Therapie sowie Fallbeispiele umfasst. Darüber hinaus möchten wiruns mit verfahrensübergreifenden Querschnittsthemen befassen, dieu. a. Fragestellungen der Diagnostik, der verschiedenen Rahmenbedin-gungen, Settings, der Psychotherapieforschung und der Supervision ent-halten.

    Nina Heinrichs (Bremen)Rita Rosner (Eichstätt-Ingolstadt)Günter H. Seidler (Dossenheim/Heidelberg)Carsten Spitzer (Rostock)Rolf-Dieter Stieglitz (Basel)Bernhard Strauß (Jena)

    Die Reihe wurde von Harald J. Freyberger, Rita Rosner, Ulrich Schwei-ger, Günter H. Seidler, Rolf-Dieter Stieglitz und Bernhard Strauß be-gründet.

    Geleitwort zur Reihe

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  • In-Albon Pfeiffer 5.5.20 S. 11

    Vorwort

    Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter sind weit verbreitetund gehen mit Leidensdruck für das Kind und das gesamte Umfeld desKindes sowie Beeinträchtigungen in verschiedenen Bereichen einher.Des Weiteren stellen psychische Störungen im Kindes- und Jugendaltereinen Risikofaktor für die Entwicklung weiterer psychischer Störungenim Erwachsenenalter dar. Zudem zeigt sich die Relevanz des Kindes-und Jugendalters auch dadurch, dass die Mehrzahl psychischer Störun-gen bereits im Kindes- und Jugendalter ihre Anfänge hat.

    Mit der Verhaltenstherapie liegt ein umfangreich wissenschaftlichfundiertes und nachhaltig wirksames Therapieverfahren vor, welches mitverschiedenen Techniken und Methoden bei vielen psychischen Störun-gen des Kindes- und Jugendalters gute Effekte erzielen kann. Einige die-ser Techniken und Methoden möchten wir in diesem Band vorstellen.

    Da leider immer noch viel zu viele betroffene Kinder und Jugendlichekeine angemessene Intervention erhalten, ist es unser Ziel, die Verhal-tenstherapie bei Kindern und Jugendlichen kompakt vorzustellen. DasBuch vermittelt einen Überblick über die Kernelemente der Verhaltens-therapie und vermittelt Wissen über die Anwendung und die Indikationkonkreter Behandlungsmethoden. Die häufigsten psychischen Störun-gen im Kindes- und Jugendalter und die konkrete Darstellung von evi-denzbasierten Kernelementen der Verhaltenstherapie werden dargestellt.Hierbei werden in den Bereichen der Diagnostik und Psychotherapie an-hand von Fallbeispielen ein Praxistransfer hergestellt.

    Ansprechen möchten wir mit dem Buch Einsteiger wie auch erfah-rene Kolleginnen und Kollegen, die mit Kindern zusammenarbeiten.

    Mit dem Begriff Kinder wird sowohl auf Kinder als auch auf Jugend-liche verwiesen. Wenn der Verweis spezifisch für eine Altersgruppe gilt,

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  • In-Albon Pfeiffer 5.5.20 S. 12

    wird explizit darauf verwiesen. Zudem verwenden wir den Begriff desPsychotherapeuten oder Patienten für jegliches Geschlecht.

    Wir bedanken uns bei allen Patienten, dass wir sie ein Stück auf ih-rem Weg begleiten durften und von ihnen fortwährend lernen dürfen.Im Kohlhammer Verlag danken wir insbesondere Frau Anita Brutlerund Frau Carmen Rapp.

    Landau in der Pfalz, im April 2020Tina In-Albon und Simone Pfeiffer

    Vorwort

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  • In-Albon Pfeiffer 5.5.20 S. 13

    1 Ursprung und Entwicklungdes Verfahrens

    Die Bezeichnung »Verhaltenstherapie« wurde das erste Mal von Lazarus1958 verwendet und von Wolpe (1958), Skinner (1938) und Eysenck(1959) geprägt. Im Laufe der Jahre hat sich die Verhaltenstherapie konti-nuierlich weiterentwickelt und umfasst heute ein breites Spektrum psy-chotherapeutischer Methoden. Die Verhaltenstherapie basiert auf wissen-schaftlichen Erkenntnissen zur effektiven Behandlung psychischerStörungen und befindet sich in einer ständigen Weiterentwicklung. Esexistiert daher keine allgemeingültige Definition der Verhaltenstherapie.Den verhaltenstherapeutischen Modellen der Entstehung und Aufrecht-erhaltung psychischer Störungen liegt eine lerntheoretische Sichtweisezugrunde, nach der alle Lernformen (respondentes, operantes, sozialesund kognitives Lernen) in der Entwicklung des Kindes eine Rolle spie-len. Es wird angenommen, dass der Entwicklungsstand eines Kindes ausseiner individuellen Lerngeschichte heraus resultiert.

    Zu Beginn der lerntheoretischen Forschung wurden ausschließlichExperimente an Tieren durchgeführt. In diesem Kontext sind John B.Watson (1913; Einführung des Begriffs »Behaviorismus«), Iwan P. Paw-low (1927; »Klassische Konditionierung«) und Burrhus F. Skinner(1930; »Operante Konditionierung«) zu nennen, deren Experimente dielerntheoretische Sichtweise bis heute prägen. Die Psychologie wurdehierbei als objektive Naturwissenschaft gesehen, in der die inneren Pro-zesse, wie Kognitionen, nicht beachtet wurden. Allmählich erfolgte dieÜbertragung auf den Menschen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurdenzunehmend lerntheoretische Verfahren zur Behandlung psychischerStörungen, z. B. durch Joseph Wolpe (1958; »Systematische Desensibili-sierung«) oder Orval H. Mowrer (1960; »Zwei-Faktoren-Theorie derAngst«), eingesetzt. Im Zuge der kognitiven Wende in den 60er und

    13

  • In-Albon Pfeiffer 5.5.20 S. 14

    70er Jahren des 20. Jahrhunderts lag der Fokus nicht nur auf beobacht-barem Verhalten, sondern auch auf den Veränderungen der kognitivenund gedanklichen Schemata. Bedeutende Vertreter sind z. B. FredericH. Kanfer (1970; »Selbstregulation«), Albert Bandura (1994; »SozialesLernen«), Albert Ellis (1973 »Rational-Emotive-Therapie«) und Aaron T.Beck (1976; »Kognitive Therapie«). Im Sinne einer dritten Welle werdendie Rolle der Emotionen sowie ein stärkerer Bezug zu biographischenFaktoren mehr in den Vordergrund gerückt.

    Die Verhaltenstherapie zeichnet sich in (Teil-)Abgrenzung zu anderenpsychotherapeutischen Verfahren durch bestimmte Grundprinzipien aus(Margraf 2018). Sie ist problemorientiert, d. h. die Therapieplanung er-folgt anhand der aktuell beschriebenen Probleme. Anhand eines indivi-duellen Störungsmodells wird der Behandlungsplan erstellt, der spezi-fisch und individuell auf die Verringerung der vorhandenen Problemeausgerichtet ist. Im Störungsmodell werden prädisponierende, auslösen-de und aufrechterhaltende Faktoren für die beschriebene Problematikidentifiziert und Behandlungsbausteine mit dem Fokus der Identifika-tion auslösender Faktoren und der Reduktion von aufrechterhaltendenFaktoren abgeleitet. Die Verhaltenstherapie ist ziel- und handlungsorien-tiert. Mit Patienten und Eltern werden konkrete Ziele zu Beginn derTherapie gemeinsam erarbeitet, die realistisch erreichbar sind. Die Ziel-erreichung wird während der Behandlung regelmäßig überprüft undggfs. angepasst. Zur Erreichung der Ziele steht das aktive Mitwirken desPatienten und ggfs. der Eltern im Vordergrund. Die Patienten sollenselbst zu Experten für den Umgang mit den eigenen Symptomen wer-den. Im Rahmen von Psychoedukation wird den Patienten auf eine ver-ständliche Art und Weise Wissen über ihre psychische Störung vermitteltund die Ableitung des Behandlungsplans transparent gestaltet. Im Vor-dergrund steht das Neulernen oder der Wiedererwerb eines funktionalenUmgangs mit psychischen Symptomen (z. B. Exposition bei Angststörun-gen), welche auch im Alltag geübt und erprobt werden. Der Transfervon erarbeiteten Strategien in den Alltag und der Aufbau von funktiona-lem Verhalten sind in der Verhaltenstherapie von zentraler Bedeutung.Hausaufgaben sind ein wesentlicher Bestandteil der Verhaltenstherapie,die in den Sitzungen jeweils vor- und nachbesprochen werden. Der Psy-chotherapeut hilft hierbei den Patienten und den Eltern, einen funktio-

    1 Ursprung und Entwicklung des Verfahrens

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  • In-Albon Pfeiffer 5.5.20 S. 15

    nalen Umgang mit psychischen Symptomen zu erwerben, mit Strate-gien, die dem Patienten nach Abschluss der Therapie weiterhin zur Ver-fügung stehen. Die Verhaltenstherapie sieht sich als Hilfe zur Selbsthilfe,fördert die Eigenständigkeit und stärkt das Selbstwirksamkeitserlebendes Patienten.

    Merke

    Ein entscheidender Unterschied zu anderen Therapieverfahren ist,dass historisch in der Verhaltenstherapie nicht konzeptionell zwi-schen dem Vorgehen bei Kindern und Erwachsenen getrennt wurde,sondern lerntheoretische Konzepte gleichermaßen angewendet wur-den. Es ging also in der Verhaltenstherapie mehrheitlich um Metho-den, die bei Kindern und Erwachsenen den gleichen Gesetzmäßig-keiten folgen, im Gegensatz zur Psychoanalyse, für die z. B. AnnaFreud (1927) und Melanie Klein (1934) spezifische Behandlungsme-thoden für Kinder entwickelten.

    1 Ursprung und Entwicklung des Verfahrens

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  • In-Albon Pfeiffer 5.5.20 S. 16

    2 Verwandtschaft mit anderenVerfahren und Disziplinen

    Verhaltenstherapeutische Verfahren basieren historisch auf lerntheoreti-schen Grundlagen (c Kap. 4). Allerdings zeigte sich, dass diese in derBehandlung psychischer Störungen nicht ausreichten und weitere Fak-toren für die Wirksamkeit einer Psychotherapie eine wichtige Rollespielen. Die Verhaltenstherapie zeichnet sich unter anderem durch ihreAktualität (c Kap. 1) und das Prinzip der Weiterentwicklung aus (Mar-graf 2018). Sowohl die theoretischen Konzepte als auch die Behand-lungsmethoden werden empirisch überprüft und in Bezug auf ihreWirksamkeit weiter ausdifferenziert. Die Verhaltenstherapie begründetsich daher nicht auf einem durchgängigen universellen Prinzip, sondernentwickelt sich ständig weiter und beinhaltet eine Vielzahl von wissen-schaftlich evaluierten psychotherapeutischen Methoden. Sie zeichnetsich demnach auch durch eine integrative Grundorientierung vor einemempirischen Hintergrund aus.

    In der kognitiven Welle der Verhaltenstherapie wurden introspektiveProzesse in die Methoden der Verhaltenstherapie integriert, zu der ne-ben den kognitiven Verfahren aktuell auch metakognitive Verfahren ge-hören (Simons 2019). In der sogenannten »Dritten Welle der Verhaltens-therapie« in den 1990er/2000er Jahren wurden die kognitiv-behavioralenAnsätze der Verhaltenstherapie durch achtsamkeitsbasierte Verfahren er-weitert, wie zum Beispiel die Acceptance Commitment-Therapie (ACT)(Hayes et al. 1999) und die Mindfulness Based Stress Reduction-Therapie(MBSR) (Kabat-Zinn 2005) bzw. die Mindfulness Based Cognitive-Thera-pie (MBCT) (Segal et al. 2002). Achtsamkeit (»Mindfulness«) ist eine be-stimmte Form der Aufmerksamkeit, die absichtsvoll ist, sich auf den ge-genwärtigen Moment bezieht (statt auf die Vergangenheit oder dieZukunft) und nicht wertend ist (Kabat-Zinn 2005). Die aktuelle Studien-

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    lage deutet auf eine Effektivität von MBSR und ACT in der Behandlungvon Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen hin (Kallapi-ran et al. 2015). Insgesamt schränkt allerdings zum Teil eine geringeQualität vorhandener Studien die Ergebnisse ein, weshalb es einer besse-ren Studienlage bedarf, um die Wirksamkeit tatsächlich beurteilen zukönnen (siehe dazu Michalak und Heidenreich 2018). Bei ACT (Hayes etal. 1999) werden verhaltenstherapeutische Methoden mit achtsamkeits-und akzeptanzbasierten Methoden kombiniert. Während es bei den ko-gnitiven Verfahren der Verhaltenstherapie vor allem um den Inhalt derKognitionen geht, steht bei ACT die Funktion der Kognition im Vorder-grund. Hierbei wird die eigene Lerngeschichte in Bezug zum Verhaltengesetzt sowie Werte und Lebensziele formuliert. Das Ziel ist hierbeinicht zwangsweise eine Symptomreduktion, sondern die Erhöhung derpsychischen Flexibilität, die für ein werteorientiertes Leben unter ständigwechselnden inneren und äußeren Lebensbedingungen notwendig ist.ACT kann bei Jugendlichen mit Depressiven Störungen oder chroni-schen Schmerzen, in der Prävention von Risikoverhalten sowie bei El-tern von Kindern mit Autismusspektrumstörungen wirksam sein (Coyneet al. 2011). Weiterhin zeigt sich bei Kindern und Jugendlichen mit Auf-merksamkeitsdefizit- /Hyperaktivitätsstörungen eine Reduktion von Un-aufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität sowie komorbider in-ternalisierender Symptome mit mittleren bis großen Effektstärken(Linderkamp und Lüdeke 2019). Auch in der Dialektisch BehavioralenTherapie (DBT) zur Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung(Linehan 1993) wird Achtsamkeit als Skill eingesetzt (c Kap. 6).

    Neben anderen psychotherapeutischen Verfahren spielt auch die In-tegration anderer Disziplinen eine wichtige Rolle. Kenntnisse über dieEntstehung und den Verlauf von psychischen Störungen (Entwicklungs-psychopathologie) sind wichtig für die Diagnostik, die Behandlungs-planung und die Prognose bei Kindern und Jugendlichen mit psychi-schen Störungen. So sind viele Verhaltensweisen in einem bestimmtenAlter normal (Trotzphasen, Trennungsängste) und werden erst zu ei-nem späteren Zeitpunkt, in einer längeren Dauer und Intensität psycho-pathologisch. Weiterhin ermöglichen sie auch eine Prognose für denweiteren Verlauf und die Erfolgschancen einer Behandlung sowie überdie Rückfallgefahr im Anschluss an die Psychotherapie. Auch Kenntnis-

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    se der Bindungsforschung (Grossmann 2003) und Kenntnisse über diepsychosoziale Entwicklung (Erikson 1988) sind wichtig für ein komple-xes Verständnis von psychischen Störungen bei Kindern. FundiertesWissen über physiologische Prozesse und Medizin sind eine Grundvor-aussetzung für das Verständnis psychischer Störungen. Im Sinne einesbiopsychosozialen Modells spielen sie vor allem in der Entstehung undAufrechterhaltung von psychischen Störungen eine Rolle und sind auchin der Behandlung von sozialen und psychischen Folgeerkrankungen(z. B. bei Schmerzstörungen, chronischen Erkrankungen oder Krebser-krankungen) von Bedeutung. Darüber hinaus sind auch Kenntnisseüber die Wirkung und Nebenwirkungen von Psychopharmaka sowieein interdisziplinäres Arbeiten mit Kinder- und Jugendpsychiatern dies-bezüglich wichtig.

    Im Vergleich zur Psychotherapie mit Erwachsenen besitzt der Einbe-zug des Umfelds in der Arbeit mit Kindern in der Regel einen deutlichhöheren Stellenwert. Ein interdisziplinäres Arbeiten ist hierbei für dieeffektive psychotherapeutische Arbeit unabdingbar. Hierzu gehören un-ter anderem die Bezugspersonen, Lehrer, Erzieher, SozialpädagogischeFamilienhilfen, Erziehungsbeistände, das Jugendamt, Kinderärzte, Kin-der- und Jugendpsychiater und Ergotherapeuten. In vielen Fällen über-nimmt der Therapeut im Sinne des Wohlergehens des Kindes oder Ju-gendlichen die Funktion, Interdisziplinarität zu fördern und dieInformationen aus verschiedenen Quellen zu bündeln.

    Die Verhaltenstherapie im Kindes- und Jugendalter beinhaltet nebenindividuellen und elternzentrierten Therapieansätzen auch familienthe-rapeutische und schulzentrierte Interventionen (Dattilio 2013; Döpfneret al. 2013; Sanders 1999; Shadish 1992; Turner et al. 2007). Ein systemi-sches Grundverständnis ist notwendig, um die Komplexität der Fami-lien- und Helfersysteme zu verstehen. Hierbei ist auch die Auftragsklä-rung in der Arbeit mit Familien von Bedeutung, denn nicht seltenkommt es vor, dass Kinder und Eltern oder auch Lehrer unterschiedli-che Behandlungsaufträge an die Therapeuten herantragen, die es zu-nächst zu erfassen gilt. Auch die Ressourcenorientierung spielt in derVerhaltenstherapie genauso wie in der systemischen Therapie eine wich-tige Rolle. Weitere Gemeinsamkeiten sind der Gegenwartsfokus, die Lö-sungsorientierung (Operationalisierung), die Handlungsorientierung so-

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    wie der Fokus auf aufrechterhaltende Prozesse bei psychischen Störun-gen. Die Wirksamkeit der systemischen Familientherapie für psychischeStörungen im Kindes- und Jugendalter ist hierbei für Störungen des So-zialverhaltens und jugendliche Delinquenz, Substanzstörungen, Anore-xia nervosa, psychische Faktoren bei somatischen Krankheiten sowieDepressionen und Suizidalität gut belegt (van Sydow et al. 2006, 2013).Für Angststörungen liegt bislang eine Studie vor, die keinen zusätzli-chen Effekt durch eine systemische Therapie zur Verhaltenstherapiezeigte (Siqueland et al. 2005). Zudem sind weitere Vergleichsstudienmit anderen evidenzbasierten Verfahren im Vergleich zu Wartelisten-kontrollgruppen notwendig.

    Ein Beispiel für ein wirksames Verfahren, in dem sowohl Methodender psychodynamischen Kurzzeittherapie als auch der Verhaltensthera-pie eingesetzt werden, ist die Interpersonelle Psychotherapie für Jugend-liche (IPT-A) (Mufson et al. 2004; O’Shea et al. 2015) zur Behandlungvon unipolaren Depressionen. Der Behandlungsfokus der IPT-A liegthierbei auf gegenwärtigen Beziehungen und Belastungen im zwischen-menschlichen Kontext. Die interpersonellen Belastungen werden alsAuslöser, Folge wie auch als aufrechterhaltende Bedingung der Depres-sion angesehen.

    Zusammenfassung

    In der Verhaltenstherapie mit Kindern und Jugendlichen besitzt derEinbezug des Umfelds des Kindes einen zentralen Stellenwert. Dahergehört die interdisziplinäre Zusammenarbeit beinahe zur täglichenArbeit. Auch beinhaltet die Verhaltenstherapie im Kindes- und Ju-gendalter sehr häufig familientherapeutische und schulzentrierte In-terventionen. Vor diesem Hintergrund sind die Bestrebungen, zu-künftig vermehrt interdisziplinäre Behandlungszentren aufzubauen,sehr sinnvoll. Des Weiteren bedarf es vermehrt der Erforschung, fürwelche Patienten welches Verfahren am wirksamsten ist.

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