indikation zur lungenresektion bei kindern

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96 K. Simon: C. D. Larot, Utrecht: Zu 1. Das Risiko des niedrigen PA-Druckes betrifft die Zunahme der physiologischen Totraum- ventilation. Wenn die Ventilation nicht geniigend an den vergr/SBerten Totraurn angepa/]t werden kann, emtstcht eine Hypoventilation, die mit mechanischen 1Viitteln(Respiratore) erfahrungsgemiil3 kaum zu beeinfinssen ist. Die ver anderten Druckverhiilmisse w/~hrend der ldinstlichen Beatmung beeinflussen die niedrigen Drucke im kleinen Kreislauf offensichtlich ungtinstig. Zu 2. ~/ch m/~chte betonen, dab ich in meinem Vortrag nicht tiber R-Herzversagen, sondern iiber Herzversagen allgemein gesprochen babe. Meiner Ansicht nach wird das Hetzversagen in diesen F~illenbedingt dutch den Zustand der Herzmuskulatur einerseits, und dutch die nicht zu korrigierende Unters~ttigung andererseits. Die nledrigen PA-Drucke, die auf Belastung nicht steigen, k/~nnten auf einen nicht optimaIen Zustand der Muskulatur des R-Herzens hinweisen. Zu 3. Mit der simultanen Druckmessung in der AP und im rechten Vorhof babe ich keine Erfahrung. Druckmessungen mit Doppellumenkatheter sind nach unserer Erfahrung ungenau. Oder werden bei Ihnen zwei Katheter eingefiihrt? Letzten Endes handelt es sich um den end- diastolischen Druck. Ich frage reich, ob die Messung des Mitteldruckes geniigend Auskunft gibt. Ich wiLrde eine diastolisch-systolische Druckkurve bevorzugen. Ailerdlngs ist die Messung des Mitteldruckes im rechten Vorhof sehr yon der Lage der Katheterspitze abhlingig. Vor aUem bei Lungenpatienten kann sich die Lage des rechten Vorhofes und damit der Katheterspitze w~hrend des Atemzyklus sehr ver/indern, was den Megwert des Mitteldruckes auch bei Verwendung zweier verschiedener Katheter schr unverl~Blichmacht. Reference¢ 1. Biihlmann, A. A., Rossier, P. H.: Klinische Pathophysiologie der Atmung. Berlin-Heidelberg- New York: Springer 1970. 2. Comroe, J. H. : The lung; clinical physiology and pulmonary function tests. Year Book Med. Publish. Inc. 1962. 3. Cotes, J. E.: Lung function. Oxford: BlackweU 1966. 4. Dejours, P.: Respiration. New York: Oxford University Press 1966. 5. Laros, C. D.: The prognosis of the patient after pneumonectomy. Groningen: Thesis 1956. 6. -- Lung function tests in "chronic obstructive pulmonary disease". Godatt Bulletin III, 3 (1965). 7. - - Considerations on lung function tests in so called diffuse chronic interstitial fibrosis. Bull. Physio-Pathol. Resp. II, 569 (1966). 8. - - Swierenga, J.: Temporary unilateral pulmonary artery occlusion in the preoperative evalua- tion of patients with bronchial carcinoma. Med. Thorac. 24, 269 (1967). 9. - - - - Bronchospirometry in bronchial carcinoma part I and II. Scand, J. Resp. Dis. a) 47, 256 (1967) and b) 48, 81 (1967). 10. - - The importance of bronchospirometry in chronic pleurisy. Los Bronches 20, 1 (1970). 11. Ulmer, W. T., Nolte, B., Reichel, G.: Die Lungenfunktion. Physiologic und Pathophysiologie, Methodik. Stuttgart: Thieme 1970. 12. West, J. B.: Physiological consequences of the apposition of blood and gas in the lung. In: Development of the tung. Ciba Found. Syrup. t76 (1967). Indikation zur Lungenresektion bei Kindern K. SImoN, WLilfratla* Festumrissene Indikationen zu operativem Vorgehen bereits im Siiuglings- und Kleinkindesalter betreffen hauptsiichlich angeborene Anomatien, die zu einer As- phyxie ftihren. Vor nicht al/zu langer Zeit wareri sie noch museale Rarit/~ten, wie * KIinik Aprath, Wiilfrath (Chefarzt: Priv.-Doz. Dr. K. Simon).

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Page 1: Indikation zur Lungenresektion bei Kindern

96 K. Simon:

C. D. Larot, Utrecht:

Zu 1. Das Risiko des niedrigen PA-Druckes betrifft die Zunahme der physiologischen Totraum- ventilation. Wenn die Ventilation nicht geniigend an den vergr/SBerten Totraurn angepa/]t werden kann, emtstcht eine Hypoventilation, die mit mechanischen 1Viitteln (Respiratore) erfahrungsgemiil3 kaum zu beeinfinssen ist. Die ver anderten Druckverhiilmisse w/~hrend der ldinstlichen Beatmung beeinflussen die niedrigen Drucke im kleinen Kreislauf offensichtlich ungtinstig.

Zu 2. ~/ch m/~chte betonen, dab ich in meinem Vortrag nicht tiber R-Herzversagen, sondern iiber Herzversagen allgemein gesprochen babe. Meiner Ansicht nach wird das Hetzversagen in diesen F~illen bedingt dutch den Zustand der Herzmuskulatur einerseits, und dutch die nicht zu korrigierende Unters~ttigung andererseits. Die nledrigen PA-Drucke, die auf Belastung nicht steigen, k/~nnten auf einen nicht optimaIen Zustand der Muskulatur des R-Herzens hinweisen.

Zu 3. Mit der simultanen Druckmessung in der AP und im rechten Vorhof babe ich keine Erfahrung. Druckmessungen mit Doppellumenkatheter sind nach unserer Erfahrung ungenau. Oder werden bei Ihnen zwei Katheter eingefiihrt? Letzten Endes handelt es sich um den end- diastolischen Druck. Ich frage reich, ob die Messung des Mitteldruckes geniigend Auskunft gibt. Ich wiLrde eine diastolisch-systolische Druckkurve bevorzugen. Ailerdlngs ist die Messung des Mitteldruckes im rechten Vorhof sehr yon der Lage der Katheterspitze abhlingig. Vor aUem bei Lungenpatienten kann sich die Lage des rechten Vorhofes und damit der Katheterspitze w~hrend des Atemzyklus sehr ver/indern, was den Megwert des Mitteldruckes auch bei Verwendung zweier verschiedener Katheter schr unverl~Blich macht.

Reference¢

1. Biihlmann, A. A., Rossier, P. H.: Klinische Pathophysiologie der Atmung. Berlin-Heidelberg- New York: Springer 1970.

2. Comroe, J. H. : The lung; clinical physiology and pulmonary function tests. Year Book Med. Publish. Inc. 1962.

3. Cotes, J. E.: Lung function. Oxford: BlackweU 1966. 4. Dejours, P.: Respiration. New York: Oxford University Press 1966. 5. Laros, C. D.: The prognosis of the patient after pneumonectomy. Groningen: Thesis 1956. 6. - - Lung function tests in "chronic obstructive pulmonary disease". Godatt Bulletin III, 3

(1965). 7. - - Considerations on lung function tests in so called diffuse chronic interstitial fibrosis. Bull.

Physio-Pathol. Resp. II, 569 (1966). 8. - - Swierenga, J.: Temporary unilateral pulmonary artery occlusion in the preoperative evalua-

tion of patients with bronchial carcinoma. Med. Thorac. 24, 269 (1967). 9. - - - - Bronchospirometry in bronchial carcinoma part I and II. Scand, J. Resp. Dis. a) 47, 256

(1967) and b) 48, 81 (1967). 10. - - The importance of bronchospirometry in chronic pleurisy. Los Bronches 20, 1 (1970). 11. Ulmer, W. T., Nolte, B., Reichel, G.: Die Lungenfunktion. Physiologic und Pathophysiologie,

Methodik. Stuttgart: Thieme 1970. 12. West, J. B.: Physiological consequences of the apposition of blood and gas in the lung. In:

Development of the tung. Ciba Found. Syrup. t76 (1967).

Indikation zur Lungenresektion bei Kindern

K. SImoN, WLilfratla*

Festumrissene Indikat ionen zu operat ivem Vorgehen bereits im Siiuglings- u n d Kleinkindesalter betreffen hauptsiichlich angeborene Anomatien, die zu einer As- phyxie ftihren. Vor nicht al/zu langer Zeit wareri sie noch museale Rarit/~ten, wie

* KIinik Aprath, Wiilfrath (Chefarzt: Priv.-Doz. Dr. K. Simon).

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Indikation zur Lungenresektion bei Kindem 97

Karte [1] dies im Handbuch det Kinderheilkunde schzeibt. Erst dutch die Einftihrung der Lungen- und Thoraxchirargie hat sich bier grands~tzlich ein Wandel ergeben. Die Tabelle gibt die Effahrang der Berner Kinderklinik wieder; wir k6nnen ihr entnehmen, dab oesophagotracheale Fisteln und die Oesophagusatresie bereits in den ersten Tagen aus vitalem Grand eine Indikation zu operativem Vorgehen abgeben [2]. 1Dber die Art des Vorgehens entscheidet der jeweils vorliegende Befimd. An Frequenz folgen Zwerchfellhemien, connatale Ver~derangen mit Ventilmechanis- men innerhalb yon Bronchien und Alveolen und entziindliche Ver/inderangen, deren Indikation zu operativem Vorgehen, so der Resektion, seit zunehmender M6glich- keit der Chemotherapie jedoch geringer geworden ist. Dysplasiea k6nnen verschie- dener Art sein [3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11], congenitale Spannungsemphyseme bei cystisch-dysplastischen Lungenver~derungen £tihren zu lebensbedrohlichen Situ- ationen und k6maen operatives Eingreifen efforderlich machen. KnorpeldyspIasien spielen in ihrer Genese die Hauptrolle. Nach einer Perforation derartiger Blasen in die Pleurah6hle kann es zu einem Neugeborenenpneumothorax kommen, der sich spontan zurtickbildet, zu einem Hydrothorax dutch St6rung der Lymphknoten- zirkulation ftihren und aufgrand eines Spannungspneumothorax die Resektion des betroffenen Gebietes zur Folge haben kann.

Tabelle 1. Der akute chirurgische Thorax im Sduglings- und Kleinkindesalter (dliologisebe Xusammenstel/ung aur dem Krankengul der Universitiits-Kinderklinik JBern in der Zeit vom 1.4. 58 bit 31.10. 64) t*

F:lle 1. Asphyxiezust~nde irdolge Ventilmechanismus

1.1 Ventil auf H6he der Alveoletx und kleinen Bronchien Pncumopathic bulieuse 3 LungenabsceB 3 kongenitales lobgres Lungencmphysem 3 Cystenlungc 1 Lungensequestration 2

1.2 Ventil auf H6he der grol3en Luftwege Aorteabogenanomalie 1 Tracheal-Tumor 1

2. Asphyxiezustgnde infolge Ver~nderungsmechanismus Pleuroperltoneale Zwerehfellhernie 7 Lungentumoren 3 Mediasdnaltumoren (aus 11 F/illen) 2

3. Asphyxiezust~nde infolge Aspiration (Affektlonen des Oesophagus) Oesophagusatresi¢ (Oesophagustrachealfistel) 26 Hiamshernie (aus 50 Fiillen) 3 1VIegaoesophagus (aus 3 Fiillen) 2

aNach Kuffer, F., Duc, G.: Neue Aspekte der KAnderchiruzgie. Basel-New York: S. Karger 1966.

]Sine weitere Zusammenstellung dcr Indikadonen zu operativcm Vorgehen ver- danken wit Dietzsch [6] in Dresden. Bei ihr stcht die Trachcalstcnose mit 21 Beob- achtungen an erstet SteIle. Es £olgten konnataIe, lob/ire und segmcntalc Emphyseme (10real), schwcre Hauptbronchusstenosen (6real), Lungenagenesien (4real), Lungen- lappenagenesien 0real), intralob/irc Lungensequestrador~ 0mal), Trachealbzonchien 0real), Lungenlappenhypoplasien (2real), Cystenlungen (2mal) und Ttichterbrast mit doppelseitigen Bronchiektasen (2mal).

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98 K. Simon:

Die kormatale Halbseitenaplasie der Lunge braucht keinerlei operative Indikation im Gefolge zu haben. Die verbleibende Lunge tritt zur Gegenseite fiber, zumeist durch eine groBe vordere Mediastinalhernie und verdr{ingt die Mediastinalorgane zur Gegenseite nach dorsal. Lediglich geringftigige Waehsmmsst6rungen des kn6- chernen Thorax konnten wir beobachten. Sie sind Folge derartiger Anomalien. Die operative Behandlung anderer angeborener Fehlbildungen kann man jedoch durch- aus diskutieren, so die der cystisch degenerativen Lunge. Bei einer derartigen Beob- achtung bei einem 21j~hrigen M~idchen sahen wir yon einer Resektion ab. Eine In- fektion der Cysten war nie beobachtet worden. Es ist besser, einen derartigen Zu- stand unver{indert zu belassen, da das cystische Lungengewebe einer lebenden Plombe gleicht und weniger zu funktionellen St6rungen fiihrt als eine Pneumektomie mit Mediastinalverziehung und Skoliosebildung w~thrend des menschIichen Wachs- turns. Die erheblich reduzierte Durchblutung ffihrt nicht zu einem Shuntbild. Die Blutgasanalyse gibt den entsprechenden Hinweis. Kommt es hingegen zu einer In- fektion dieses Hohlraumsystems mit Bakterien oder Pilzen, so wird eine Entfernung erforderlich werden. Diese In£ektionen sind gering bei Oberlappenbefunden, da bier durch gute Ablaufverh~lmisse eine Drainage gegeben ist. Fehlt diese Drainage, kommt es zu rezidivierenden Infektionen, die eine Resektion erforderlich machen. Verwachsungen der entzfindlieh verfinderten Hohlr~ume mit benachbarten Organen, der Pleura, der Thoraxwand oder dem Herzbeutel, k6nnen die Folge sein. Sie ffihren zu sehwieligen, chroniseh entzfindlichen und atelektatischen Prozessen. In dem hyper- {imischen Gewebe bilden sich arterioven6se Anastomosen; die Resektion kann tech- nisch schwierig werden.

Hiiufiger sind groBcystische Ver/inderungen der Lunge, fiber die ausffihrlich auf der X. Wissensehaftlichen Tagung der Osterreichischen Gesellschaft far Tuberkulose und Lungenkrankheiten in Wien im Juni 1969 referiert wurde. (Ein Thema, das auch hier zur Diskussion ansteht). Die Ansichten fiber die Indikation zur Resektion dieser Ver{tnderungen gehen auseinander. Kleinere cystische Gebilde innerhalb der Lunge, die nicht infiziert sind und auch funktionell zu keinerlei St6rungen fiihren, k6nnen belassen werden. GroBcystische Lungenver{inderungen, die mit arterio- ven6sen Anastomosen verbunden sein k6nnen, fiihren zu Entwicklungsst6rungen der Kinder mit pulmonalem Minder~mchs und bediirfen der Resektion.

Zufallsbefunde mit groBcystischen Ver~inderungen der Lungen selbst in h6herem Lebensalter, die wShrend ihres lebensl~nglichen Bestehens hie zu irgendwelchen £unktionellen St6rungen geffihrt haben, k6nnen lediglich dutch Zufatl gefunden werden und best/ifigen somit meine Auffassung.

Als Folge einer Entwicklungsst6rung der Trachea oder der Knorpelringe der Bronchien h6rt man nicht selten bei Kindem einen erheblichen Stridor, der innerhalb des ersten Lebensjahres wieder versehwinden kann. Nut selten bleiben Bmnehien und Trachea so weich, daB das Charakteristikum des bblkenden Hustens aufgrund einer leiehten Komprimierbarkeit weiterhin besteht. Es kann zu Abkniekungen von Lungenteilen mit Ventilstenosen und folgender t)berbl{ihung ftihren, die, wie dies eine Beobachtung zeigte, sogar zu einer Mediastinalhernie fiberleitete. Die Verstiir- kung des Mediastinums ohne Resektion der Lunge ftihrte hier bereits zu gewtinsch- tern Erfolg.

Kombinierte Fehlbildungen yon Lungen und Gef'~3en werden eher dutch Zufall bed einer Operation gefunden. Gef~konglomerate oder mit Sekret ausgef'fillte Hohl-

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Indikation zur Lungenresektion bei Kindern 99

r~ume der Lunge ftihren ma mehr oder weniger ausgedehnten Verschattungen, die unter der Indikation eines chronischen Abscesses oder einer Tuberkulose zur Re- sektion kommen. Der histologische Befund kl~rt die Diagnose. Diese Fehlbildungen k6nnen mit anderen Anomalien kombiniert sein, so rnit der Transposition yon Ge- F~]3en, wie wit dies ebenfalls beobzchteten.

Auf die Frage, wie welt die Bronchiektasie ihre Erkliirung dutch konnatale Anomalie oder dutch Auswirkungen sp~terer tnfektionen finder, sei nicht weiter ein- gegangen. Das klassische Bild der konnatalen Bronchiektasie bietet der Morbus Kartagener mit angeborenen Bronchiektasien, die jedoch erst dann klinisch manifest werden k6nnen, wenn sie sich sekund~r infizieren. Da sie bei unserer Beobachtung bilateral-multipel waren, bestand eine Indikation zur Resektion nicht, gleichermaBen wie sie auch nicht bei der Mucoviscidose gegeben ist, da nut lokalisierte Ver~tnde- rungen operiert werden k6nnen und nicht generalisierte. Lediglich die Wabenlunge kann auch einmal nur lokalisiert ausgebildet sein, so dab gezielt die erkrankte Lungen- pattie zu resezieren ist. Zumeist sind jedoch mehrere oder alle Lungenlappen beteiligt und bedingen so bei Infekten gezielten antibiotischen Schutz.

Bei der Bronchiektasie, ein gro/3er Kenner dieser Frage im Kindesalter ist Rudnic [12], sollte der Eingriff abh~tngig gemacht werden yon der Lokalisation, dem AusmaB und dem Effekt der Erkrankung. Die symptomlose, lediglich zufiiUig erkannte Bronchiektasie kleineren Ausmal3es sollte man belassen. Ausgedehnte, doppelseitige, massive Bronchiektasien k6nnen zu so ausgedehnten Schiidigungen der Lunge bereits geftihrt haben, so dab der Moment der operativen Intervention bereits verpaBt ist. Bei beginnenden infekti6sen Bronchiektasien kann die Chemotherapie wiederum zu einer Riickl~iufigkeit bronchiektatischer Veritnderungen ftihren. Die klassische Indi- kation zu operativem Vozgehen bei der Bronchiektasie gibt die lokalisierte Erkran- kung ab, wie sie z.B. nach Aspirationen zur Beobachtung kommen k6nnen. Die beste M6glichkeit der Behandlung der Bronchiektasienkrankheit ist bereits ihre Prophylaxe im Stadium der chronischen Bronchitis oder rezidivierenden Sinu- bronchitis.

Die Ergebnisse der operativen Behandlung von Bronchiektasien richten sich nach der Indikation zum operariven Eingriff. Nach Schamann u. Mitarb. [13], dessen Eingriffe zumeist zwischen dem 10. und 30. Lebensjahr liegen, wurden 70% einseitig und 30% doppelseitig operiert. Von 143 Patien- ten, yon denen 132 nachkontrotliert wurden, waren in 70% der Operierten die Resultate als gut zu bezeichnen. Bei doppelseitigen Erkrankungen sank die Chance guter Effekte auf 44,5%. Auffallend ist, dab nach erhehlicher Ausweitung der Chemotherapie und antibiotischer M6glichkeiten die Indikation zur operativen Behandlung hei der Bronchiektasienkrankheit riickl/iufig geworden ist [14].

Von den aufgez~hlten sekund~ir entziindlichen Krankheiten k6nnen primer ent- z~indliche abgegrenzt werden. Zu dieser Gruppe geh6ren Lungenabscesse und Lun- gengangr~n. Bei ihnen kommt ein operatives Vorgehen in Betracht, wenn sich die Veriinderungen auf Antibiotica oder Chemotherapeutica bin nicht zur~ickbilden, insbesondere dann, wenn sie mit einem Empyem der Pleura kombiniert sind, das auch unter Spiilbehandlung nicht - - bei gleichzeitigem Anlegen der Lunge an die Brustkorbwand - - abheilt. Die Resektion des erkrankten Lungenabschnittes, kom- binicrt mit einer Decortication, bringen bier das gewiinschte Ergebnis.

Die chronische Pneumonie im IZindes- und Jugendlichenalter kann primer de- formiertes Lungengewebe im Sinne einer lokalisierten Cystenlunge betreffen oder sekund~r zu einer Cystenbildung fiihren, die wiederum, wenn sie in den unteren

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100 K. Simon:

Lungenabschnitten liegen, zu stiindigen Rezidiven AnlaB gibt. Hier empfiehlt sich die Resekfion wie schon eingangs am Beispiel der infizierten Wabenlunge gezeigt wurde.

Lungenabscesse gaben friihcr wesentlich h~iufiger einen AnlaB zu chirurgischem Vorgehen. Nach Typisierung der Erreger und Aufzeichnung des Resistenzprofdes bilden sie sich heute zumeist konservativ zurtick und lediglich die sehr seltenen per- sisderenden Abscesse miissen operativ entfernt werden. Die yon uns beobachteten Abscesse zeigten in den letzten Jahren stets eine Abheilung unter konservativer Therapie.

Zu den entziindlichen Erkrankungen geh6rt auch die Tuberkulose der Lunge. ZahlenmiiBig lag sie £riiher an erster Stelle. Heute, nach Perfektionierung der Chemo- therapie im Kindesalter spielt sie praktisch keine Rolle mehr. Sic diirfte jetzt art letzter Stelle innerhalb der Operationsindikation verbleiben. Im Erwachsenenalter lag die Fxequenz operativer Indikationen bei der Tuberkulose nach Anstett [15] (1968) noch bei 4%, im Kindesalter liegen die Zahlen unter 1%. Die letzte Resektion in diesem Jahr betraf lediglich einen Erwachsenen, die letzte Resektion bei einer Prim~rtuberkulose liegt Jahre zuriick. Bronchologische Eingriffe und Chemotherapie haben sie abgel6st.

Und doch gibt es noch besdmmte Indikationen, auch bei der Tuberkulose, die Eingriffe efforderlich machen. Die Decortication ist bei erheblicher Schwartenbil- dung angebracht, da diese zu Wachstumsst6tungen fiihren kann. Therapieresistente, auch einmal Tbc-negative Kavernen, die rezidivierende Kaverne, das Tuberculom und grobknotige und reaktivierende Kiiseherde und schliel31ich bronchitisch-bronchi- ektatische Indurationsfelder mit sekundiirer unspeziaqscher Infektion k6nnen chirur- gisch entfemt werden. Die Kombination Resektion Decortication und Thorakophs- tik wird bei perforierenden Kavernen mit spezifischem Pleuraempyem und Pleura- schwarte darm n6dg, wenn man eine l~berdehnung der verbleibenden Lungenpattien, die ggf. tnberkul6se Restherde beinhalten, vermeiden m6chte. Bei entsprechend friih- zeitiger Diagnosestdlung und richtiger Therapie dtirfen diese genannten Kxankheits- bilder nicht mehr zur Beobachtung kommen.

An Frequenz iibertreffen Tumoren im Kindesalter in ihrer operativen Indikation heute die Tuberkulose. Connatale gutartige Tumoren im Lungenbereich sind darm anzugehen, wenn man sieh iiber ihre Art nicht ldar ist. F, in Lipom, das wahrscheinlich seit der Geburt bestand, f'fihrte so zu einem VerschluB eines rechten Oberlappen- bronchus bei einem 7j~ihrigen Jungen und wuchs extrabronchial zu erheblicher Gr6Be. Seine Entfernung mit Vern~hung des Bronchus bei Vermeidung einer Obeflap- penresektion £iihrte zu roller Wiederentfaltung des vorher atelektatischen Lungen- lappens. Die Identifizierung der meisten Tumoren ist erst nach Resektlon m6glich, so auch bei Teratomen, die zumeist innerhalb des Mediastinums sitzen und, da sie als embryonale Tumoren aus einem omnipotenten embryonalen Zellgewebe beste- hen, in etwa 1~ der Fille maligne entarten k6nnen. Selten liegen sie im Bereich der Lunge und stehen dann mit dem Mediastinum, so dem Herzbeutel in Verbindung, da sie Wachstumsst6rungen des Primitivstreifens sin& Je friiher sie auftreten, umso gr6Ber ist der Grad der B6sardgkeit [16, 17]. In der Diagnostik k6nnen wie im Er- wachsenenalter spezielle Untersuchungsmethoden wie Mediastinoskopie oder Thora- koskopie weiterhelfen [18].

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Indikadon zur Lungenresektion bei Kindern 101

Maligne Tumoren im Kindesaher sind gar nicht so sehen. Das Endotheliom hat auch bei friiher Resektion eine schlechte Prognose. Die Entfemung ist zu versuchen. Metastasen des Wilms-Tumors sind abhgngig in ihrer Prognose yon der entsprechen- den Chemotherapie der Prim~-irtumoren. Eine infauste Prognose bereits jenseits des Resektionsstadium zeigte ein Angiosarkom, das sdbst bei geringen subjektiven Be- schwerden funktioneU zu erheblichen St6rungen gefi~hrt hatte und Beinmetastasen aufwies. Lungentumoren ira Kindesaher geben, soIange sie noch im Stadium der Operabilit/it shad, eine absolute Indikation zur Resektion ab. Nicht immer sind sie so gut zu erkermen, wie die typisch paravertebral hegenden relativ h{iufigen Neurinome.

Pilzerkrankungen, die als Aspergillom im Erwachsenenalter so typische Bilder geben, sind im Kindesalter auBerordentlich selten. Bei der Statistik yon Irmer [19] feh/t leider die Einteilung in die Altersstufen. Abet auch beim Aspergillom sind bereits Ausheilungen unter antimykotischer Therapie beschrieben. Sekundgrinfek- tionen yon chronischen Abscessen mit Candida sind jedoch bekannt und Zufalls- befunde. Der Echinokokkus seheint relativ hgufiger zu sein; man soil besonders bei Ausl~ndem an ihn denken. Auch bei ibm empfiehlt sich die operative Enffemung.

Zusammenfassend mul3 zu dem Thema festgesteUt werden, dab die Tuberkulose und auch die entztindlichen Erkrankungen, die frtiher einmal den ersten Platz in der Indikation zu Resektionseingriffen an der Lunge innehatten, heute verdr~ingt wurden durch Fehlbildungen. Die entziindlichen Lungenerkrankungen, gleich welcher Ge- nese, werden mehr und mehr Domgne konservativer Lungentherapie. Stellt man die Diagnose , ,Lungentumor", so ist die Resektion auf jeden Fail zu versuchen, da man bis zur Kl~rung - - benigne oder maligne - - nicht konservativ zuwarten sollte.

Literatur

1. Karte, H.: Handbuch der Kinderheilkunde. Berlin-Heidelberg-New York: Springer 1966. 2. Irmer, W., H6hmann, H.: Prax. Pneumol. 23, 242 (1969). 3. Huttova, M.: Kinder~rztl. Prax. 33, 165 (1965). 4. F~iederiszik, F. K., Greinacher, I., Heinematm, G.: Mschr. Kinderheilk. 89, 91 (1964). 5. Grinberg, L: Fortschr. R6ntgenstr. 110, 695 (1965). 6. Dietzsch, H.-J.: Tagung der Ges. £ Pneumologie der DDR in Dresden 1969. 7. Kuffer, F., Due, G.: Neue Aspekte der Kinderchirurgle, Bd. 17. Basel: Karger 1966. 8. Berger, G.: Mschr. Kinderheilk. 116, 507 (1968). 9. Zenker, R., Heberer, G., L6hr, H.H.: Die Lungenresektion. Berlin-Gfttingen-Heidelberg:

Springer 1954. 10. Krause, I. : Kinder~rztl. Prax. 29, 27 (1961). 11. Rehbein, F., R6pke, T.: Mschr. Kinderheilk. 108, 422 (1960). 12. Rudnic, J. : Tagung der Ges. £ Pneumologie der DDR in Dresden 1969. 13. Schamann, M., Anna, S., Girardet, R.: Thoraxehirurgie 17, 1 (1969). 14. G6rgenyi-G6ttche, O.: Mschr. Kinderheilk. 113, 669 (1965). 15. Anstett, F.: Z. Tuberk. 129, 53 (1968). 16. Hofmann, V., Wilinar, U.: Kinder/irztl. Prax. 39, 151 (1971). 17. Daum, R.: 88. Tagung Dtsch. Chirurg. Ges., Miinehen 1971. 18. Regensburger, D., Stapenhorst, K., de Vivie, R.: 88. Tagung Dtseh. Chirurg. Ges., Miinchen

1971. 19. Irmer, W., Wedell, J.: Med. Welt 20, 1423 (I969).

Page 7: Indikation zur Lungenresektion bei Kindern

102 Diskussionsbemerkungen

Diskussionsbemerkungen

l~. Harlung, Miinster:

Die cystische oder wabenartige Umwandiung eines Lungenabschnittes sollte man nicht mit Lungencysten gleichsetzen. Die angeborene cystische Umwandlung yon Lungenteilen, meist klein- cystisch und mit muttiplen Hohlr{iumen, beruht zumeist auf einem Ausbleiben der letzten Differen- zierungsstufe des Lungengewebes mit Bildung der Alveolarg{inge und ~_lveolen. Die Hohlr~ume sind erweiterte Bronchusstiimpfe. Im Erwachsenenaher kommen ,,Waben|ungen" h{iut~iger a|s er- worbene Erkrankungen vor. Sie entstehen dutch entziindtiche Prozesse mit Verbreiterung und Fibrosierung des interstitiellen Gewebes, die zu einer wabig-kleinblasigen Umwandlung der Luft- riiume (yon manchen als bronchiolektatisches Emphysem bezeichnet) £iihrt. Lungencysten sind da- gegen gr6i~er, meist isoliert, gelegent]ich auch multipeL Auch sle haben eine unterschiedliche Genese. Angeborene Fehlbildungen sind meist Bronchuscysten. Daneben kommen cysten~hnliche Hohl- r~ume bei blasig-bronchostenotischem Emphysem und als Resth6hlen nach einschmelzenden Lungenprozessen vor.

2o. v. F~icherl, Hamburg:

Die Vorstellung einer Patientin mit sog. Wabenlunge entspricht nicht der heute gebr~iuchlichen internationalen Nomenklatur. Unter Wabenlunge - - Honigwabenlunge - - versteht man eine Idein- cystisehe Degeneration nach fibrosierenden Lungenerkrankungen. Der vorgestellte Fall mug nicht als Wabenlunge, sondem als cystische Bronchiektasie bezeichnet werden.

t(. Siraon, Aprath:

Wabenlungen t'nit muhiplen, lokalisierten oder beidseits auftretenden Hohlriiumen entstehen primer kaum dutch entzfindliche Prozesse. Akute, wie bei Masern und Keuchhusten oder chronisch verlaufende Bronchitiden oder Sinubronchitiden fiihren zu erworbenen Bronchiektasen. Die cystische Umwandlung setzt m.E. noch eine AnomalJe im Bereich der peripheren Bronchien voraus, {ihnlich der Tracheomalazie, eine Bronchomalazie mit extrem weicher Bronchuswand, einer Verfinderung, die am besten bronchoskopisch zu beurteilen m6glich ist. - - Bei einem k/irzlich bronchoskopierten Kleinkind kormte man synchron mit der Atmung bei der Inspiration eine Er- weiterung und bei det Exspiration eine komplette Kompression der Segmentostien beobachten. Vendlbildungen mit ~3berblfihung peripherer Lungenabschnitte sind die Folge. Die Lungenfunktion, beurteilt mit Bodytest und B|utgasanalyse, zeigte bereits eine erhebliche obstruktive Ventilations- st6rung. Schichtaufnahmen denteten in der Peripherie eine wabige Struktur an. - - Sekundiir kommt es hinter der Stenose dutch eine gest6rte Selbstreinigung zur Entzllndung, die den ablaufenden Prozeg beschleunigen mag. Die zunehmende Zahl der Wabenlungen mit vorriickenden Lebens- ]ahren spricht ffir eine derartige sekundfire Ausbildung cysdscher Verfinderungen. - - Diese k6nnen auch isoliert auftreten und durch langsame Gr613enzunahme beachtliche Ausdehnung erreichen. Der Entstehungsmechanismus yon isolierten oder multiplen Cysten ist der gleiche, somit diirfte aueh die Bezeichnung fiir beide Formen zutreffcnd sein. - - Eine typische Differenzierungsst6rung brachte das Beispiel der Halbseitenanomalie rechts, fiber deren Benennung als cystische, broncho~ cystlsche oder bronchiektatisehe Fehlbildung die Histologie entscheiden muB.

Cysten/ihnliche Hohlr~'ume ]aufen in der Litcratur unter dem Namen Pseudocysten oder Pneu- matoceIen. Sie entstehen, wie auch das bull~3se Emphysem, ebenfatls dutch Ventilstenosen im Be- reich peripherer Bronchien. - - Bei manchen Hohlr~umen, die wit r6ntgenologisch linden, ist es schwierig, einen Rtickschluf~ auf die Genese zu ziehen. So k6nnen Bilder einer Resth6hle nach ent- zfindlichem LungenprozeB durchaus einer Cyste gleichen, worauf an Beispielen hingewiesen wurde.

Die Beobachtung eine~ Halbseitenatelektase bei einem Jungcn mit Stevens-Johnson-Syndrom, das zum Formenkreis der Erythema exsudati~mm multiform geh6rt, zeigte einen kompletten Ver- schluB der peripheren Bronchien, wohingegen zentrale Bronchlen dutch die Bronchialtoilette often- gehalten werden konnten. Da auch nach l~ngerer Beobachtungszeit keine Rekanalisierung auftrat, muBte eine Pneumektomie vorgenommen werden. Das gleiche Syndrom wurde bei einem M{idchen gesehen.