infektionen der wirbelsäule

Upload: lordwastl

Post on 11-Feb-2018

234 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    1/22

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    2/22

    Patienten das Erregerspektrum zu den Staphylokokken

    verschoben. Trotzdem muss beim Vorliegen einer Spon-

    dylodiszitis immer auch an die Tuberkulose gedacht

    werden.

    Prdisponierende Faktoren fr das Auftreten einerInfektion an der Wirbelsule sind immungeschwchte

    Patienten mit Diabetes mellitus, Mangelernhrung, Dro-

    genabhngigkeit, HIV-Infektion, malignen Erkrankun-

    gen, Dauerbehandlung mit Steroiden, Niereninsuffizienz

    und Septikmie. Der Ausbreitungsweg der Infektion ist

    meistens hmatogen (endogen), wobei der primre

    Herd der Bakterimie am hufigsten im Urogenitaltrakt,

    der Haut, im oberen Respirationstrakt, im Oropharynx

    sowie im Gastrointestinaltrakt zu finden ist. Fr die h-

    matogene Verbreitung an der Wirbelsule ist neben dem

    klappenfreien Beckenvenenplexus sowie dem ausge-

    dehnten retropharyngealen Plexus ein reichhaltigesarterielles Gefnetz im Bereich der Wirbelkrper von

    Bedeutung. Eine endplattennahe arterielle Keiminoku-

    lation als Herd der weiteren Infektion konnte bereits

    1957 von Wiley u. Trueta nachgewiesen werden [24].

    Beim Erwachsenen breitet sich die Infektion somit ber

    die Endplatte auf die avaskulre Bandscheibe aus. Im

    Kindesalter ist dagegen noch eine direkte Keiminokula-

    tion der vaskularisierten Bandscheibe mglich. Eine

    hmatogene Diszitis kann deshalb im Kindesalter auch

    ohne Beteiligung der Wirbelkrper auftreten.

    Definition

    Abb. 3 Spondylodiszitis

    primr von der Bandscheibe ausgehende und auf den

    Wirbelkrper bergreifende Infektion und Destruktion

    Definition

    Abb. 2 Diszitis

    ausschlieliche Infektion der Bandscheibe

    Definition

    Abb. 1 Spondylitis

    Osteomyelitis der Wirbelsule von Abschlussplatten aus-

    gehend; sekundr auf Bandscheibe bergreifende Infek-

    tion und Wirbelkrperdestruktion

    424

    Wirbelsule

    Orthopdie und Unfallchirurgie up2date 6 2011 423444

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    3/22

    Neben diesen endogenen Infektionswegen hat in den

    letzten Jahren die exogene Infektion erheblich an Be-

    deutung gewonnen. Die Ursachen hierfr liegen neben

    den steigenden Operationszahlen vor allem in der ra-

    santen Zunahme wirbelsulennaher Infiltrationstechni-

    ken. Circa 25 % aller epiduralen Abszesse entstehen so

    nach diagnostischen oder therapeutischen Injektionen

    an der Wirbelsule.

    Erregerspektrum

    Die berwiegende Anzahl von Infektionen an der Wir-

    belsule wird durch Bakterien verursacht. Der hufigste

    Erreger ist Staphylococcus areus mit einer Inzidenz von

    ber einem Drittel aller Infektionen, gefolgt von gram-

    negativen Bakterien (insbesondere E. coli) und Strepto-

    kokken [21]. Eine spezifische Spondylodiszitis tritt

    bevorzugt bei immungeschwchten Patienten auf. So

    manifestiert sich eine Tuberkulose bei HIV-positiven

    Patienten in bis zu 60% am Skelett und davon immerhin

    zur Hlfte an der Wirbelsule, whrend bei HIV-negati-

    ven Tuberkulosepatienten in nur 35% skelettre Mani-

    festationen vorkommen [19]. In seltenen Fllen knnen

    auch Pilze und Parasiten zu Infektionen an der Wirbel-

    sule fhren. Durch Candida albicans bedingte Spondy-

    lodiszitiden werden meist erst spt erkannt und fhren

    dann zu einer erheblichen Destruktion des befallenen

    Wirbelsulensegments [14]. Ein zunehmendes Problem

    stellt die Infektion mit methicillinresistentem Staphylo-

    coccus aureus (MRSA) dar. Aktuelle klinische Studien

    zeigen eine hohe Letalitt von bis zu 38 % bei ausgeprg-ter Komorbiditt der Patienten [1]. Der Anteil von MRSA

    bei Staphylococcus-aureus-bedingten spinalen Infektio-

    nen betrgt in manchen Fallserien bereits zwischen

    10 und 30%.

    Hintergrund

    Endogene/exogene Infektion

    endogen: durch hmatogene Streuung hervorgerufen, sowohl

    arteriell als auch vens

    exogen: durch operativen Eingriff oder wirbelsulennaheInjektionen hervorgerufen

    Hintergrund

    Hufigkeitsverteilung von Erregern der Spondylodiszitis(nach [21])

    Staphylokokken: 39%

    Staphylococcus aureus: 36%

    Staphylococcus epidermidis: 3% gramnegative Bakterien: 39%

    Escherichia coli 23%

    Pseudomonas aeruginosa 5%

    Eikenella corrodens 3%

    Proteus mirabilis 3% Streptokokken: 19%

    Streptococcus sanguis: 8%

    Streptococcus agalactiae: 5%

    Abb. 4 Epiduraler Abszess.

    425

    Infektionen der Wirbelsule

    Orthopdie und Unfallchirurgie up2date 6 2011 423444

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    4/22

    Diagnostik

    Klinik

    Klinische Symptome

    Die klinische Beschwerdesymptomatik ist gerade zu

    Beginn der Erkrankung eher unspezifisch. Das fhrende

    Symptom ist der Rckenschmerz, welcher sich auch in

    Ruhe nicht vollstndig bessert. Hinzu kommen allge-

    meine Krankheitssymptome wie Abgeschlagenheit, Fie-

    ber, Nachtschwei oder Gewichtsverlust. Der Zeitraum

    zwischen Beginn der klinischen Symptomatik und Diag-

    nosestellung kann deshalb sehr unterschiedlich sein und

    lag in der bereits erwhnten schwedischen Studie zwi-

    schen 2 Wochen und 9 Monaten [3]. Das Auftreten all-

    gemeiner Entzndungszeichen mit zunehmenden R-

    ckenschmerzen sollte bei Patienten mit einem reduzier-

    ten Immunsystem immer die Verdachtsdiagnose einer

    spinalen Infektion nach sich ziehen und zu der entspre-

    chenden Diagnostik fhren. Gleiches gilt fr Patienten,

    bei denen in der Vorgeschichte ein invasiver Eingriff an

    der Wirbelsule vorgenommen worden ist. Patienten

    mit einem epiduralem Abszess zeigen bereits initial in

    einem Drittel der Flle neurologische Defizite. Neben der

    mechanischen Kompression spielen dabei auch vaskul-

    re Phnomene, wie eine abszessinduzierte Vakulitis

    oder septische Thrombose, eine Rolle [12].

    Klinische Untersuchung

    Bei der klinischen Befunderhebung fllt zumeist eine

    typische Schonhaltung mit entsprechender Bewegungs-einschrnkung des betroffenen Wirbelsulenabschnitts

    auf. Es besteht ein Muskelhartspann und oftmals ein

    umschriebener Klopf- und Druckschmerz. Insbesondere

    bei Kindern entwickelt sich hufig eine sekundre Sko-

    liose mit Schonhinken und gelegentlicher Schmerzaus-

    strahlung in das Abdomen. Eine typische Gibbusbildung

    bei spezifischer Spondylodiszitis ist nahezu pathogno-

    monisch, findet sich aber heutzutage nur noch selten

    (Abb. 5). Das Auftreten neurologischer Defizite ist sehr

    variabel und abhngig von der intraspinalen Ausdeh-

    nung der Infektion. Bei einem epiduralen Abszess kann

    es gerade im thorakalen Bereich innerhalb von wenigen

    Stunden zur Ausbildung einer Paraplegie kommen

    (Abb. 6). Im Falle eines Senkungsabszesses entlang des

    M. psoas (Abb.7) zeigt sich oft eine typische Schonhal-

    tung in der betroffenen Hfte. Die aktive Hftbeugung

    gegen Widerstand ist dann schmerzhaft (positives

    Psoaszeichen). Eine zervikale Spondylodiszitis kann zu

    einem retropharyngealen Abszess fhren und dann eine

    Dysphagie oder Dyspnoe verursachen. Hieraus kann sich

    in seltenen Fllen auch eine Mediastinitis entwickeln.

    Labor

    Der wichtigste laborchemische Parameter ist das C-re-aktive Protein (CRP). Bei einer akuten Infektion ist es

    nahezu immer massiv erhht. Gleiches gilt fr die Blut-

    senkungsgeschwindigkeit (BSG). Eine Leukozytose ist

    nicht obligat, bei einer Abszessbildung allerdings hufig.

    Fr die Beurteilung der Therapie ist es wichtig das CRP

    im Verlauf zu bestimmen. So lsst sich u.a. der Erfolg ei-

    ner Antibiose besser einschtzen. Nach Diagnosestellung

    einer spinalen Infektion sollten prdisponierende Fak-

    toren (HIV, Diabetes mellitus usw.) auch laborchemisch

    ausgeschlossen werden.

    Bildgebende VerfahrenDie zeitliche Auswahl der bildgebenden Verfahren ist

    abhngig von der jeweiligen klinischen Situation und

    den entsprechenden Mglichkeiten vor Ort. So muss bei

    einem akuten neurologischen Defizit und dem klini-

    schen Verdacht einer urschlichen Infektion eine andere

    Priorisierung erfolgen als bei chronischen Rcken-

    schmerzen mit einer unspezifischen CRP-Erhhung.

    Abb. 5 Gibbus.

    426

    Wirbelsule

    Orthopdie und Unfallchirurgie up2date 6 2011 423444

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    5/22

    Rntgen. Obwohl in der frhen Phase einer spinalen In-fektion radiologische Skelettvernderungen nur selten

    vorhanden sind, steht die Durchfhrung konventioneller

    Rntgenaufnahmen an erster Stelle bei der Abklrung

    unklarer Rckenschmerzen. Das frheste radiologische

    Zeichen einer Irregularitt der Endplatten findet sich

    erst 28 Wochen nach Beginn der klinischen Sympto-

    matik [2]. Im fortgeschrittenen Stadium einer Spondy-

    lodiszitis zeigt sich eine typische Destruktion des Bewe-

    gungssegments mit aufgelsten Endplatten und sekun-

    drer Kyphosierung (Abb. 8, s. Abb. 1 und Fallbeispiel 1

    im Anhang). Bei weniger charakteristischen Vernde-

    rungen sollte differenzialdiagnostisch auch an einetumorbedingte Osteolyse gedacht werden.

    Kernspintomografie (MRT). Die MRT ist bei Verdacht auf

    eine spinale Infektion die Untersuchungsmethode der

    Wahl. Durch die hohe Sensitivitt (96%) und Spezifitt

    (94%) knnen in der MRT infektionsbedingte Vernde-

    rungen auch bereits zu Beginn der klinischen Sympto-

    matik nachgewiesen oder ausgeschlossen werden [8].

    Nach Gabe von Kontrastmittel (Gadolinium) kommt eine

    epi- oder paravertebrale Abszessbildung ebenso gut zur

    Darstellung wie eine vertebrale Osteomyelitis (s. Abb. 6).

    Allerdings kann das Ausma der Abszessausdehnung inder KM-Darstellung leicht berschtzt werden [5]. Zum

    Ausschluss einer multilokulren Infektion sollte in der

    sagittalen Sequenz auch nach Lokalisation des primren

    Herdes zumindest einmal die gesamte Wirbelsule dar-

    gestellt werden. Anhand der speziellen Kontrastmittel-

    anreicherung kann in der MRT bereits der Verdacht auf

    das Vorliegen einer tuberkulsen Genese der Spondylo-

    diszitis geuert werden [6].

    Eine der hufigsten Differenzialdiagnosen der Spon-

    dylodiszitis ist die erosive Osteochondrose. Hier knnen

    in der MRT-Diagnostik anhand der folgenden Kriterien

    bereits klare Unterscheidungen getroffen werden.

    Computertomografie (CT). Die Vorteile der CT liegen in

    der Darstellung der knchernen Strukturen der Wirbel-

    sule. Das Ausma der Destruktion kann fr die genaue

    operative Planung wichtig sein. Ebenso kann im Verlauf

    die kncherne Fusion in der CT am besten beurteilt

    werden. Mit den CT-Gerten der neuesten Generation

    ist ebenfalls eine primre Diagnostik mglich. Im Falle

    von Kontraindikationen fr ein MRT, wie beispielsweise

    bei Patienten mit einem Herzschrittmacher, ist die CT

    hier die einzige Schnittbildgebung, welche mglich ist.

    Abb. 6 MRT der BWS mit intraspinalem Abszess. Abb. 7 Senkungsabszess des M. psoas.

    427

    Infektionen der Wirbelsule

    Orthopdie und Unfallchirurgie up2date 6 2011 423444

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    6/22

    Es sollte unbedingt eine Untersuchung mit KM durchge-

    fhrt werden, um eventuelle paravertebrale Abszess-

    bildungen ausreichend beurteilen zu knnen.

    Mehrphasenskelettszintigrafie. Ein unaufflliges Ske-

    lettszintigramm schliet eine kncherne Infektion mit

    sehr hoher Wahrscheinlichkeit aus. Bei positivem Be-

    fund ist eine weitere Differenzierung zwischen degene-

    rativen und entzndlichen Vernderungen allerdings

    schwierig, sodass dann eine weitere bildgebende Unter-

    suchung, meist in Form einer MRT, notwendig wird.

    Die Indikation zur primren Durchfhrung einer Ske-

    lettszintigrafie ist deshalb nur selten gegeben.

    Positronenemissionstomografie (PET). Im gesunden Kno-

    chen der Wirbelsule kommt es physiologischerweise

    nur zu einer geringen Aufnahme der F-18-Fluorodes-

    oxyglucose. Entzndliche Prozesse kommen deshalb mit

    einer hohen Sensitivitt als hot spot zur Darstellung

    und lassen sich im Gegensatz zur Skelettszintigrafie gut

    von degenerativen Vernderungen unterscheiden. Zur

    Planung des therapeutischen Vorgehens ist aber auch

    hier eine ergnzende MRT-Untersuchung notwendig.

    Die Durchfhrung einer PET bei spinalen Infektionen ist

    deshalb im klinischen Alltag nur bei speziellen Frage-

    stellungen indiziert. Mit dem Aufkommen von PET-CT-

    Untersuchungen ist es mglich, die Vorteile der beidenVerfahren (selektive Darstellung und hohe Ortsauf-

    lsung) zu kombinieren. Problematisch sind jedoch die

    im Vergleich zur reinen CT noch hhere Strahlenbelas-

    tung, die hohen Kosten (etwa doppelt so hoch wie MRT)

    und die zurzeit noch relativ geringe Gertedichte in

    Deutschland.

    Ergnzende Untersuchungen. Die Notwendigkeit weite-

    rer apparativer Untersuchungen ist abhngig vom indi-

    viduellen Verlauf. Wegen der groen Bedeutung einer

    begleitenden Endokarditis fhrenwir bei allenPatienten

    mit einer spinalen Infektion eine entsprechende kardio-logische Diagnostik mit transthorakaler (TTE) oder

    transsophagealer (TEE) Echokardiografie durch

    (Abb. 9).

    In Tab. 1 sind Sensitivitt und Spezifitt der einzelnen

    Verfahren dargestellt.

    Abb. 8 a u. bFortgeschritte-nes Stadiumeiner Spondylo-diszitis.a Destruktiondes Bewegungs-

    segmentes mitaufgelsten End-

    platten.

    b SekundreKyphosierung.

    a b

    Hintergrund

    Unterscheidungsmerkmale erosive Osteochondrose Spondylodiszitis im MRT

    erosive Osteochondrose:

    Das dem entlang der Abschlussplatten ist geringer

    ausgeprgt als bei der Spondylodiszitis.

    Die Abschlussplatte ist als dunkles Band abgrenzbar (T1SE).

    Die KM-Anreicherung in der Bandscheibe und in der

    Abschlussplatte ist geringer als bei der Spondylodiszitis.

    keine Abszesse

    In T2 + STIR erscheint die Bandscheibe insgesamt heller als

    normal, aber dunkler als bei der Spondylodiszitis. mehr Vakuumphnomene als bei der Spondylodiszitis

    im angrenzenden Markraum eher vermehrte Fetteinlagerung Spondylodiszitis:

    meist vom WK anterobasal aufdie BS bergreifend, bevorzugt

    lumbal

    meist nur monosegmental

    kein Befall der Bgen/Gelenke

    (DD Tumor, rheumatoide Erkrankungen)

    Vorkommen von Abszessen und paravertebralen Exsudaten

    428

    Wirbelsule

    Orthopdie und Unfallchirurgie up2date 6 2011 423444

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    7/22

    Differenzialdiagnosen

    Die wichtigste Differenzialdiagnose der Spondylodiszitis

    ist eine tumorbedingte Destruktion der Wirbelsule. In

    schwierigen Fllen kann hier nur eine Biopsie diagnos-

    tische Sicherheit geben. Degenerative Vernderungen

    wie inflammatorische Endplattenreaktion (Typ Modic I)

    oder osteoporotische Frakturen lassen sich durch die

    Darstellung in der Bildgebung und das klinische Bilddagegen meistens sicher von einer spinalen Infektion

    unterscheiden.

    Erregernachweis

    Das wesentliche Ziel der Materialgewinnung ist der

    Nachweis des urschlichen Erregers und die Bestim-

    mung der Antibiotikaempfindlichkeit. Nur so ist eine

    gezielte antibiotische Therapie mglich. Die Art des

    Erregers kann aber auch eine wichtige Entscheidungs-

    hilfe bei der Indikation zur operativen Behandlung dar-stellen. Ein problematischer Keim mit schwieriger

    Resistenzlage spricht eher fr ein operatives Vorgehen

    als ein unkomplizierter Erreger mit gutem Ansprechen

    auf die gngigen Antibiotika. Generell sollte deshalb

    mit einer antibiotischen Therapie erst nach der Gewin-

    nung von Untersuchungsmaterial fr die mikrobiolo-

    gische Diagnostik begonnen werden. Die einfachste

    Methode der Materialgewinnung ist die Abnahme von

    Blutkulturen. Dabei sollten mindestens 3 Paare (aerob

    und anaerob) abgenommen werden. Im Falle eines

    Abszesses kann dieser unter CT-Kontrolle gezielt

    Tabelle 1

    Sensitivitt und Spezifitt der bildgebenden Verfahren

    (in %) Nativrntgen Szintigrafie Entzndungs-szintigrafie

    F-18-FDG-PET MRT

    Sensitivitt 82 90 100 96100

    Spezifitt 57 78 3176 92

    Hintergrund

    Differenzialdiagnosen der Spondylodiszitis

    degenerative Diskopathie erosive Osteochondrose Malignom

    Morbus Scheuermann Morbus Bechterew rheumatoide Arthritis

    Fluorose Phosphorvergiftung Morbus Paget

    Sarkoidose Ochronose Gicht

    Abb. 9 Endokarditis. Makroskopischer und mikroskopischer Befund(mit freundlicher Genehmigung von Dr. J. Nothwang).

    429

    Infektionen der Wirbelsule

    Orthopdie und Unfallchirurgie up2date 6 2011 423444

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    8/22

    punktiert werden. Bei klarer Indikation zur operativen

    Behandlung erfolgt die Keimbestimmung am sichersten

    durch die intraoperative Entnahme von Gewebeproben

    (s. Fallbeispiel 2 im Anhang).

    Bei unklarer Diagnose kann unter Ansthesie eine

    Biopsie des Wirbelkrpers und/oder der Bandscheibe

    zur differenzialdiagnostischen Abklrung notwendigsein. Dies gilt insbesondere fr den Nachweis einer spe-

    zifischen Spondylodiszitis, bei der ein direkter Erreger-

    nachweis oftmals nicht gelingt (Abb. 10).

    Stellenwert Punktion

    Zur Sicherung des Erregers und bei auf absehbare Zeit

    inoperablem Patienten kann die Punktion des betroffe-

    nen Bewegungssegments CT-kontrolliert sinnvoll sein.

    Als Vorteil kann genannt werden, dass eine Draina-

    geeinlage in gleicher Sitzung mglich ist. Bei der Fein-

    nadelpunktion ist jedoch nur sehr wenig Material zu ge-

    winnen. Darber hinaus gelingt nur in 50% ein Erreger-

    nachweis [11,23].

    Stellenwert Drainage

    Nur bei einem im Akutfall nicht primr sanierbaren In-

    fektfokus ist die CT-gesttzte Drainageeinlage sinnvoll.

    Hier ist nach lokaler Ausheilung in einem sekundren

    Schritt die Fusion mit Stabilisierung angeraten. In allen

    anderen Fllen sollte das primre Dbridement und die

    primre Fusion angestrebt werden.

    PCR/Bakteriologie

    Die Abnahme von Blutkulturen stellt insgesamt den ge-

    ringsten Aufwand dar. Es mssen jedoch mindestens

    23 Blutkulturpaare abgenommen werden. Hier gelingt

    in bis zu 70% ein Erregernachweis. Wichtig ist jedoch,

    dass zuvor keine Antibiotika verabreicht wurden [21].

    Die bakterielle Breitband-PCR steht als kulturunab-

    hngige Methode fr den Nachweis und die Identifizie-

    rung bisher unbekannter, d.h. bisher nicht kultivierter

    Bakterien zur Verfgung. In der klinischen Bakteriologie

    ist sie von Bedeutung, da hier unspezifisch nach Bakte-

    rien gesucht werden kann. Zu beachten ist jedoch, dass

    sie nur fr Proben infrage kommt, in denen eine mono-

    bakterielle Infektion erwartet wird. Das klinische Mate-

    rial muss aus normalerweise sterilen Krperhhlen

    stammen und darf nicht durch die Probenentnahme

    oder Transportmedien kontaminiert werden.

    Die Untersuchung eignet sich demnach fr diejenigen

    Infektionen, bei welchen an eine bakterielle Genese ge-

    dacht werden muss, die konventionelle mikrobiologi-

    sche Untersuchung jedoch nicht erfolgreich ist.Abb. 10 Punktionstechniken bei Spondylitis tuberkulosa (aus: Pra-xis der Orthopdie und Unfallchirurgie, Wirth, Mutschler, Thieme 2007.

    430

    Wirbelsule

    Orthopdie und Unfallchirurgie up2date 6 2011 423444

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    9/22

    Nach der DNA-Extraktion der klinischen Probe erfolgt in

    einem ersten Schritt die CR-Amplifikation mit Primern,

    welche gegen konservierte Regionen des 16S rRNA-Gensgerichtet sind, die allen Bakterien gemeinsam sind. Bei

    einem positiven Resultat wird das PCR-Produkt direkt

    sequenziert. Anschlieend wird die erhaltene Sequenz

    mit allen verfgbaren bakteriellen Sequenzen bekannter

    Spezies verglichen, die in Datenbanken hinterlegt sind

    (EMBL und GenBank). Aufgrund dieser Analyse kann die

    bakterielle DNA-Sequenz einer bestimmten Bakterien-

    gattung oder -spezies zugeordnet werden.

    Die Durchfhrung ist aufwendig, weil die Reagenzien

    zur DNA-Extraktion und PCR auf Kontaminationen ver-

    schiedener Herkunft zu kontrollieren sind. Auerdem

    bentigen Sequenzanalyse und Datenbankvergleich Zeit

    und spezifische Fachkompetenz.

    Die Breitspektrum-PCR schliet den grten Teil des

    Bakterienreichs ein, sie ist jedoch gegenber spezies-

    spezifischen PCR-Tests weniger sensitiv.

    Hier steht also ein relativ groer finanzieller und

    auch logistischer Aufwand einem relativ geringen Bene-

    fit gegenber. Wenn eine Operation ansteht, so ist sicher

    die Durchfhrung einer PCR zur Sicherung der Infektion

    verzichtbar (Abb. 11).

    Therapie

    Die erfolgreiche Behandlung einer Infektion an der Wir-belsule beruht auf den beiden Grundpfeilern Herd-

    sanierung und Stabilisierung. Alle Richtlinien zur Thera-

    pie orientieren sich an diesen Vorgaben. Bei den ber-

    wiegend hmatogenen (= endogenen) Infektionen muss

    neben der Lokaltherapie an der Wirbelsule immer auch

    die systemische Behandlung bzw. die Sanierung des

    Infektionsherds bercksichtigt werden. Deshalb stellt

    die gezielte und ausreichend lange Antibiotikatherapie

    den dritten Therapiepfeiler dar (Abb. 12).

    Spezielle Vorgehensweisen gelten fr die Behandlung

    von kindlichen Infektionen, isolierten epiduralen Abs-

    zessen sowie die tuberkulse Spondylodiszitis. ImUnterschied zur Osteomyelitis der Extremitten kann

    an der Wirbelsule nach radikalem Dbridement des

    Herdes ein Implantat in den infizierten Bereich ein-

    gebracht werden.

    Die primre Behandlungsstrategie sollte immer dieoperative Versorgung sein. Nur in besonderen Fllen kann

    eine konservative Therapie indiziert sein.

    Grolumige Stanze unter entsprechender Analgesie/Narkose

    CT-gesteuerte Punktion

    Negative Bebrtung ber 23 Tage

    Intraoperative PE

    Keine OP OP

    PCR Kultur

    Blutkulturen (mindestens 3) Abb. 12

    Ablauf derEntscheidungs-findung.

    1. Rntgenbefund

    2. CT

    3. MRI

    Entscheidung zur OP-Indikation

    1. Blutkultur

    2. Echokardiografie

    3. transsophageale Echokardiografie

    1. Aufnahmeuntersuchung

    2. klinischer Befund, neurologischerStatus

    3. weitere Organdiagnostik (z. B. Niere)

    Verdacht auf Spondylitis

    Klinik Bildgebende Diagnostik Labordiagnostik

    Abb. 11

    DiagnostischerAlgorithmus.

    431

    Infektionen der Wirbelsule

    Orthopdie und Unfallchirurgie up2date 6 2011 423444

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    10/22

    Konservative Therapie

    Das konservative Vorgehen kann erwogen werden,

    wenn die klinischen Symptome und die Destruktion ge-

    ring ausgeprgt sind oder das Risiko einer Operation zu

    gro erscheint [15]. Da die Patienten bei dieser Erkran-

    kung in der Regel lter und in schlechterem Allgemein-zustand sind, steht die konservative Therapie entspre-

    chend hufig zur Disposition. Das Hauptproblem der

    konservativen Therapie stellt die suffiziente Ruhigstel-

    lung des betroffenen Wirbelsulenabschnitts dar. Im

    Bereich der HWS bis zur mittleren BWS kann eine rekli-

    nierende Orthese ausreichend sein. Durch reklinierende

    Orthesen wird eine Lastenverteilung auf die nichtbe-

    troffenen Wirbelsulengelenke und somit eine Entlas-

    tung des infizierten ventral gelegenen Areals erreicht

    [10]. In der Orthese kann der Patient voll mobilisiert

    werden. Liegen jedoch grere Defekte der ventralen

    Sule vor oder ist die untere LWS oder der lumbosakrale

    bergang betroffen, dann ist die notwendige Ruhigstel-

    lung nur durch eine mindestens sechswchige Bettruhe

    zu erreichen [7,10]. Erst mit dem radiologisch sichtba-

    ren Beginn der knchernen Durchbauung wird die Mo-

    bilisierung des Patienten empfohlen. Flamme u. Mitarb.

    empfehlen bei fehlender OP-Indikation eine Ruhigstel-

    lung in reklinierendem Gips fr 6 Wochen, danach in der

    Orthese fr weitere 6 Wochen. Im reklinierenden Gips

    kann eine lordotische Stellung erreicht werden, welche

    zu schneller Schmerzlinderung fhrt. Neben den Risiken

    der Immobilisierung (tiefe Beinvenenthrombose, Lun-

    genembolie, Pneumonie usw.) besteht eine hohe Rate an

    Pseudarthrosen (1650%), woraus letztendlich einekyphotische Fehlstellung und ein chronisches Schmerz-

    syndrom resultieren knnen [7,10,15]. Rntgenkontrol-

    len mssen im 6-Wochen-Abstand erfolgen. Bei einer

    fehlenden Fusionsreaktion oder fortschreitender De-

    struktion oder klinisch ausbleibender Verbesserung ist

    nach 46 Wochen die Fortfhrung der konservativen

    Therapie nicht erfolgversprechend [10,15,22]. Generell

    wird die in frheren Jahren praktizierte lang andauern-

    de Bettruhe verlassen. Die konservative Therapie in

    unserer Klinik besteht aus Bettruhe, bis die Schmerzen

    ertrglich sind, maximal jedoch fr 2 Wochen, danach

    Mobilisation in einer Orthese.Eine weitere Mglichkeit der konservativen Therapie

    ist die perkutane Anlage einer CT-kontrollierten Draina-

    geanlage. Diese Drainage sollte fr mindestens 1 Woche

    in der Abszesshhle verbleiben und erst bei Sistieren der

    Sekretion und Resorption des Abszesses in der CT-Kon-

    trolle gezogen werden.

    Operative Therapie

    Indikationen

    Die Notwendigkeit einer operativen Behandlung ergibt

    sich immer aus dem individuellen Krankheitsverlauf.

    Eine absolute Operationsindikation besteht bei Abszessbildung mit septischem Krankheitsverlauf, neurologischen Ausfllen aufgrund eines epiduralen

    Abszesses oder fortgeschrittener Instabilitt, progredienter Instabilitt der Wirbelsule mit sekun-

    drer Fehlstellung.

    Das Vorliegen einer Sepsis und/oder hhergradige

    neurologische Ausflle stellen einen Notfall dar. In be-

    stimmten Fllen kann eine CT-gesteuerte Punktion mit

    Drainage des Abszesses als erste Notfallmanahme

    schon ausreichend sein.Der Nachweis eines epiduralen Abszesses ist fr

    uns auch bei intakter neurologischer Funktion eine

    Indikation fr eine umgehende operative Entlastung

    (Abb. 13).

    Sepsis

    konservativ

    OP-Indikation

    Endokarditis/Kunstklappe Neurologie

    Herdsanierung

    konservativjanein ja nein

    Abszess

    OP

    Progrediente Osteolysen

    Instabilitt

    Verdacht auf Spondylodiszitis

    Abb. 13 Therapeutischer Algorithmus.

    432

    Wirbelsule

    Orthopdie und Unfallchirurgie up2date 6 2011 423444

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    11/22

    Differenzialindikationen

    Im thorakalen Bereich kann ein rein dorsales Vorgehen

    trotz groer Destruktion im ventralen Bereich ausrei-

    chend sein. Nach Ausheilung der Infektion bildet sich

    nicht selten spontan eine ventrale Knochenspange.

    Lumbal kann eine Spondylodiszitis sehr gut primr

    von dorsal versorgt werden, da nach Resektion der Ge-

    lenke die Herdausrumung auch ventral durchgefhrt

    werden kann. Hierbei ist es unerheblich, ob nur mini-

    male Destruktionen der Endplatten vorhanden sind oder

    ob groe Osteolysen nachweisbar sind. Im weiteren

    Verlauf der Therapie muss dann entschieden werden,

    Prinzipien

    OP-Techniken

    Mikrochirurgische Dekompression (Abb. 14)

    Die alleinige mikrochirurgische Dekompression

    des Spinalkanals ist nur bei einem isolierten

    epiduralen Abszess ohne Nachweis einer Betei-

    ligung der osteoligamentren Strukturen indi-

    ziert. Der operative Zugang ist abhngig von

    der anatomischen Region und der Ausdehnung

    des Abszesses. Lumbal verwenden wir einen

    konventionellen interlaminren Zugang. Eine

    Drainage ist obligat. Die Verwendung eines

    Saug-Spl-Katheters ist umstritten und wird

    von uns in der Regel nicht durchgefhrt.

    Ventrale Versorgung (Abb. 15)

    An der HWS hat der ventrale Zugang hchste

    Prioritt. Radikales Dbridement ist ein Muss,

    gefolgt von einer Stabilisierung mittels Be-

    ckenkammspan oder Fusions-Cage mit Spon-

    giosafllung und ventraler Platte. Der Patient

    sollte fr die folgenden 46 Tage eine weiche

    HWS-Orthese tragen.

    Dorsale Versorgung (Abb. 16)

    An der BWS ist wie an der LWS der dorsale

    Zugang erste Wahl, um eine ventrale Keimver-

    schleppung zu verhindern. Eine vollstndige

    Ausrumung des Abszesses bis in die gesunde

    Spongiosa ist obligat.

    Die Indikation fr ein rein dorsales Vorgehen

    ergibt sich durch das Ausma der knchernen

    Destruktion und die Ausdehnung eines even-

    tuellen prvertebralen Abszesses.

    433

    Infektionen der Wirbelsule

    Orthopdie und Unfallchirurgie up2date 6 2011 423444

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    12/22

    ob unter Antibiose eine ausreichende Reossifikation mit

    Spontanfusion des betroffenen Segments stattfindet.

    Dadurch kann die ventrale Versorgung berflssig wer-

    den. Zur Vermeidung einer ventralen Perforation wird

    die Ausrumung des Zwischenwirbelraums immer unter

    lateraler BV-Kontrolle durchgefhrt. Hier muss auf die

    vollstndige Ausrumung des Abszesses konsequent ge-

    achtet werden. Aus unserer Sicht sollte, wenn mglich,

    ein antibiotikahaltiger Schwamm eingelegt werden

    (Abb. 17). Gerade bei lteren Patienten ist analog auch in

    der BWS ein rein dorsales Vorgehen ber eine Kosto-

    transversektomie mglich. Eysel u. Mitarb. [10] berich-teten ber einen signifikant geringeren Blutverlust und

    deutlich geringere OP-Zeiten bei rein dorsaler Instru-

    mentierung (s. Abb. 16 und Fallbeispiele 36).

    Nachbehandlung

    Mglichst erst nach Erregernachweis und Vorliegen des

    Resistogramms sollte eine gezielte intravense Antibio-

    tikatherapie gestartet werden. Besteht aufgrund eines

    hochakuten Verlaufs unmittelbarer Handlungsbedarf,

    sollte nach Abnahme von Blutkulturen mit einer Anti-biotikatherapie begonnen werden, welche die hufigs-

    ten fr eine Spondylodiszitis verantwortlichen Erreger

    Staphylococcus aureus und Escherichia coli berck-

    sichtigt. ber die Dauer der i. v. Antibiotikatherapie gibt

    es in der Literatur keine einheitlichen Richtlinien. Gene-

    rell wird empfohlen, die Antibiotika aufgrund der meist

    besseren Bioverfgbarkeit ber mindestens 24 Wo-

    chen parenteral zu verabreichen.

    Im Einzelfall kann eine Umstellung auf orale Gabe

    auch frher erfolgen, wenn sich der Allgemeinzustand

    des Patienten stabilisiert und die laborchemischen Ent-

    zndungsparameter normalisiert oder deutlich gebes-

    sert haben. Voraussetzung fr eine orale Antibiotika-

    therapie ist eine hohe Bioverfgbarkeit des Wirkstoffs

    auch bei enteraler Aufnahme, wie dies zum Beispiel bei

    Fluorchinolonen, Clindamycin oder Linezolid gegeben

    ist. Linezolid ist insbesondere in der Behandlung von

    MRSA-Infektionen indiziert, wobei die mehrwchige

    Anwendung wegen der Gefahr hmatologischer Neben-

    wirkungen problematisch sein kann [21].

    Zur Behandlung der unspezifischen Spondylodiszitis

    wird eine orale Antibiotikatherapie von 6 Wochen bis

    3 Monaten Dauer empfohlen [4,7, 10,18, 20].

    Bei Risikopatienten sollte die Anwendungszeit aus-

    geweitet werden. In unserem Haus fhren wir eine

    Antibiotikatherapie bis 6 Wochen nach Normalisierung

    der Entzndungsparameter durch.

    Besteht der dringende Verdacht auf eine tuberkulse

    Spondylodiszitis, kann eine Antituberkulostatikathera-

    pie eingeleitet werden. Allerdings ist der Krankheitsver-

    lauf in diesen Fllen meist nicht so fulminant, sodassauch hier das Ergebnis der Erregerdiagnostik abgewartet

    werden sollte. Die antituberkulse Chemotherapie soll-

    te, um eine Ausheilung und das Ausbleiben von Rezidi-

    ven zu ermglichen, ber einen Zeitraum von 1824

    Monaten andauern, wobei es auch diesbezglich keine

    eindeutigen prospektiv erhobenen wissenschaftlichen

    Daten gibt.

    Im Falle einer Pilzinfektion muss eine entsprechende

    antimykotische Behandlung eingesetzt werden. Insge-

    samt ist der Nachweis von Pilzen als Erreger einer

    Spondylodiszitis oft schwer und die antimykotische

    Therapie problematisch. Ooij u. Mitarb. empfehlen daherdie frhzeitige operative Behandlung.

    Selbstverstndlich gehrt zu den allgemeinen Thera-

    pieprinzipien auch eine gute Analgesie der zum Teil

    ausgeprgten Schmerzsymptomatik.

    Im brigen ist die postoperative Nachbehandlung

    deckungsgleich mit der Nachbehandlung nach regulrer

    Spondylodese. Mobilisation ab dem 1. postoperativen

    Tag und zeitgerechter Drainagezug.

    Rntgenkontrollen sollten am 2. postoperativen Tag

    und im weiteren Wochenabstand des stationren Auf-

    enthalts erfolgen, um eine weitere Destruktion der

    Abb. 17

    Effekt des Anti-biotikatrgersnach Abszess-drainage.

    Prinzipien

    Insbesondere bei exogener Spondylitis ist die Verwendung

    eines internen Implantats kritisch zu hinterfragen, sodass

    hier der Fixateur externe (Magerl 1977) indiziert sein kann.

    Dieses Verfahren, angelehnt an die seit vielen Jahren er-folgreich eingesetzten Fixateure der Extremitten, ist bio-

    mechanisch allen internen Verfahren berlegen; die Behin-

    derung fr den Patienten ist allerdings erheblich.

    Orthopdie und Unfallchirurgie up2date 6 2011 423444434

    Wirbelsule

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    13/22

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    14/22

    Anhang

    Fallbeispiele

    Fallbeispiel 1 a fAusgeprgte Spondylodiszitis L3/4 mit sekundrerDeformitt. Properative Rntgenaufnahmen im Liegen (a u. b). Prope-rative MRT mit KM und Darstellung des Abszesses im Zwischenwirbel-

    raum (c u. d).

    Postoperative Rntgenkontrolle nach 6 Monaten (e u. f). VollstndigeDurchbauung des Defekts nach dorsaler Stabilisierung L3 5 und ventra-

    lem Dbridement mit Auffllung durch autologen Knochenspan.

    Orthopdie und Unfallchirurgie up2date 6 2011 423444436

    Wirbelsule

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    15/22

    Fallbeispiel3 ad Diszitis. Properative Aufnahmen (a u. b), postoperative Kontrolle (c) und Kontrolle nach 9 Monaten (d).

    Fallbeispiel2 ag Spondylodiszitis L2 / 3. Properatives CT der LWS sagittal (a) undaxial (b). Postoperatives Kontroll-CT nach Dekompression sagittal (c). Rntgenkontrolle1 Monat postoperativ a.p. (d) und seitlich (e) und 6 Monate postoperativ a. p. (f) undseitlich (g).

    Orthopdie und Unfallchirurgie up2date 6 2011 423444 437

    Infektionen der Wirbelsule

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    16/22

    Fallbeispiel 4 ae Diszitis. Properative Aufnahmen (ac), postoperative Kontrolle (d) und Kontrolle nach 1 bzw. 2 Jahren ( e).

    Orthopdie und Unfallchirurgie up2date 6 2011 423444438

    Wirbelsule

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    17/22

    Fallbeispiel5 ae ThorakaleTuberkulose.Properative Befunde (a u. b).Rippentransplantat ventral (c).Kontrolle nach 1 (d) und3 Jahren (e).

    Orthopdie und Unfallchirurgie up2date 6 2011 423444 439

    Infektionen der Wirbelsule

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    18/22

    Fallbeispiel6 ag Zwei-Hhen-Spondylodiszitis.Konventionelle Rntgenaufnahme (a), properativeCT sagittal (b) und axial der BWS (c) und LWS (d).Properative MRTsagittal (e) und axial der BWS (f)und LWS (g).

    Orthopdie und Unfallchirurgie up2date 6 2011 423444440

    Wirbelsule

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    19/22

    Fallbeispiel7 25-jhrige Patientin mit Th12-Fraktur. Dorsale Spondylodese undtranspedikulre Spongiosaplastik (a). 6 Monate postoperativ Impantatversagenund Entwicklung einer exogenen Spondylodiszitis mit Sekretion. Revision und Res-

    pondylodese dorsal, zustzlich ventraler Wirbelkrperersatz (b) Erneuter Infekt.

    Revision, Entfernung des Fixateur interne und Aufbau eines Fixateur externe (c).Rntgenkontrolle a.p. in Bauchlage (d) Klinische Bilder mit Fixateur externe fr3 Monate (e u. f).

    Orthopdie und Unfallchirurgie up2date 6 2011 423444 441

    Infektionen der Wirbelsule

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    20/22

    Literatur

    1 Al-Nammari SS, Lucas JD, Lam KS. Hematogenous methicillin-resis-

    tant staphylococcus aureus spondylodiscitis. Spine 2007; 32: 2480

    2486

    2 Babinchak TJ, Riley DK, Rotheram EB. Pygenic vertebral osteomyelitis

    of posterior elements. Clin Infect Dis 1997; 25: 221224

    3 Beronius M, Bergmann B, Andersson R. Vertebral osteomyelitis in

    Goteburg, Sweden: a retrospective study of patients during 1990

    95. Scand J Infect Dis 2001; 33: 527532

    4 Butler JS, Shelly MJ, Timlin M et al. Non tuberculous pyogenic spinal

    infection in adults: a 12-year-experience from a tertiary referral cen-

    tre. Spine 2006; 31: 26952700

    5 Carragee EJ. Pyogenic vertebral osteomyelitis. J Bone Joint Surg Am

    1997; 79-A: 874880

    6 Chang MC, Wu HT, Lee CH et al. Tuberculous spondylitis and pyoge-

    nic spondylitis. Comparative magnetic resonance imaging features.

    Spine 2006; 31: 782788

    7 Cramer J, Haase N, Behre I et al. Spondylitis und Spondylodiszitis.

    Trauma Berufskrankheit 2003; 5: 3363418 DagirmanjianA, SchilsJ, McHenryM. MR imaging of spinalinfections.

    Magn Resin Imaging Clin N Am 1999; 7: 525538

    9 Dick W, Graf R, Morscher E. Die Therapie der bakteriellen Spondylitis

    und Spondylodiszitis. Therapeutische Umschau 1987; 44: 722727

    10 Eysel P, Peters KM. Spondylodiszitis. In: Peters KM, Klosterhalfen B,

    Hrsg. Bakterielle Infektionen der Knochen und Gelenke. Stuttgart:

    Enke, 1997: 5293

    11 Frangen TM, Klicke T, Gottwald M et al. Die operative Therapie der

    Spondylodiszitis. Eine Analyse von 78 Patienten. Unfallchirurg 2006;

    109: 743753

    12 Govender S. Spinal infections. J Bone Joint Surg Br 2005; 87-B: 1454

    1458

    13 Heyde CE, Boehm H, El Saghir H et al. Surgical treatment of spondy-

    lodiscitis in the cervical spine: a minimum 2-year follow-up. Eur Spine

    J 2006; 15: 13801387

    14 Khazim RM, Debnath UK, Fares Y. Candida albicans osteomyelitis of

    the spine: progressive clinical and radiological features and surgical

    management in three cases. Eur Spine J 2006; 15: 14041410

    15 Klckner C, ValenciaR, Weber U. DieEinstellungdes sagittalenProfils

    nach operativer Therapie der unspezifischen destruierenden Spon-

    dylodiszitis: ventrales oder ventrodorsales Vorgehen ein Ergebnis-

    vergleich. Orthopde 2001; 30: 965967

    16 Lee JS, Suh KT. Posterior lumbarinterbody fusionwith an autogenous

    iliac crest bone graft in the treatment of pyogenic spondylodiscitis.

    J Bone Joint Surg Br 2006; 88-B: 765770

    17 Lerner T, Hackenberg L, Rsler S et al. Operative Therapie der unspe-

    zifischen und spezifischen Spondylodiszitis. Z Orthop 2005; 143:204212

    18 Linhardt O, Matussek J, Refior HJ et al. Long-term results of ventro-

    dorsal versus ventral instrumentation fusion in the treatment of

    spondylitis. Int Orthop 2007; 31: 113 119

    19 Moon MS. Tuberculosis of the spine. Controversies and a new chal-

    lenge. Spine 1997; 22: 17911797

    20 Mller EJ, Russe OJ, Muhr G. Osteomyelitis der Wirbelsule. Orthop-

    de 2004; 33: 305315

    21 Nolla JM, Ariza J, Gomez-Vaquero C et al. Spontaneous pyogenic ver-

    tebral osteomyelitis in non-drug-users. Semin Arthritis Rheum 2002;

    31: 271278

    22 Schinkel C, Gottwald M, Andress HJ. Surgical treatment of spondylo-

    discitis. Surg Infect 2003; 4: 387391

    23 Sobottke R, Seifert H, Ftkenheuer G et al. Aktuelle Diagnostik und

    Therapie der Spondylodiszitis. Dtsch rztebl 2008; 105: 181187

    24 Wiley AM, Trueta J. The vascular anatomy of the spine and its rela-

    tionship to pyogenic vertebral osteomyelitis. J Bone Joint Surg Br

    1959; 41-B : 796809

    25 Woertgen C, Rothoerl RD, Englert C et al. Pyogenic spinal infections

    and according to the 36-Item Short Form Health Survey. J Neurosurg

    Spine 2006; 4: 441446

    Korrespondenzadresse

    Dr. med. Sven Mrk, Oberarzt

    Klinik fr Orthopdie und Unfallchirurgie

    Klinik am Eichert

    Eichertstr. 3

    73035 Gppingen

    Telefon: 07161/642939

    Telefax: 07161/641812E-Mail: [email protected]

    Orthopdie und Unfallchirurgie up2date 6 2011 423444442

    Wirbelsule

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    21/22

    Welches Bakterium des

    Erregerspektrums ist

    nicht typisch fr eine

    Spondylodiszitis?1

    A Escherichia coliB Staphylococcus aureusC Ekenella corrodensD Wuchereria bancroftiE Streptococcus sanguis

    Welche Untersuchung

    gehrt nicht typischer-

    weise zur Diagnostik der

    Spondylodiszitis? 2A CTB MRTC GastroskopieD EchokardiografieE konventionelle Funktionsaufnahmen im Rntgen

    Welche apparative

    Diagnostik hat die

    hchste Spezifitt in

    der nichtinvasiven

    Diagnostik?

    3A NativrntgenB SzintigrafieC Entzndungs-SzintigrafieD F-18-FDG-PETE MRT

    Welches Merkmal

    der klinischen Unter-

    suchung ist pathogno-

    monisch fr eine

    spezifische Spondylo-

    diszitis?

    4A neurologische AusflleB GibbusC positives PsoaszeichenD LymphdemE Muskelhartspann

    Ab wann knnen

    im konventionellen

    Rntgen spezifische

    Vernderungen derEndplatten gesehen

    werden? 5

    A sofort nach BeschwerdebeginnB innerhalb der ersten WocheC nach 28 Wochen

    D nach 3 MonatenE nie

    CME-Fragen

    Orthopdie und Unfallchirurgie up2date 6 2011 423444

    Infektionen der Wirbelsule

    443

  • 7/23/2019 Infektionen der Wirbelsule

    22/22

    Welche Zeitdauer der

    Ruhigstellung im

    Rahmen der konser-

    vativen Therapie

    ist indiziert?

    6A 6 Wochen reklinierender Gips, 6 Monate OrtheseB 6 Wochen reklinierender Gips, 6 Wochen OrtheseC 6 Monate OrtheseD Orthese bis zum Abklingen der BeschwerdenE Es wird keine konservative Therapie mehr durchgefhrt.

    Welche Kombination

    der Aussagen zur

    Indikation der opera-

    tiven Versorgung ist

    richtig?

    71. Abszessbildung mit septischem Krankheitsverlauf

    2. strkste Schmerzen des Patienten

    3. neurologische Ausflle aufgrund eines epiduralen Abszess

    4. progrediente Instabilitt mit sekundrer FehlstellungA Nur die Aussagen 1 und 3 sind richtig.B Nur die Aussagen 1, 2 und 3 sind richtig.C Nur die Aussagen 1 und 4 sind richtig.D Nur die Aussagen 1, 3 und 4 sind richtig.E Alle Aussagen sind richtig.

    Welches operativeVorgehen ist im

    Bereich der HWS

    indiziert? 8A dorsaler Zugang, Stabilisierung und DbridementB dorsaler Zugang und DbridementC ventraler Zugang, Dbridement, PlatteD dorsoventraler Zugang mit DbridementE ventraler Zugang mit Dbridement, Implantat und Platte

    Welches operative

    Vorgehen ist im Bereich

    der BWS und LWS

    indiziert?9

    A ventraler Zugang zur Bandscheibe und DbridementB nur dorsaler Zugang, Dbridement und StabilisierungC primr dorsaler Zugang mit Dbridement und Stabilisierung, ggf. sekundr ventralD kombinierter dorsoventraler EingriffE CT-gesteuerte Punktion, ggf. Stabilisierung

    Welche Zeitdauer

    einer Antibiotika-

    therapie ist bei der

    bakteriellen

    Spondylodiszitis

    indiziert?

    10A bis zum Abklingen der EntzndungszeichenB fr 2 Wochen, danach AuslassversuchC fr 6 bis 12 WochenD fr 6 MonateE fr 1824 Monate

    Wirbelsule