infobrief 85

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ELSE LASKER-SCHÜLER-GESELLSCHAFT – BRIEF III. QUARTAL 2011 SEITE 1 Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder, abergläubische Menschen könnten sich bestätigt fühlen: Die staatlich ver- folgten Dichter, Künstler und anderen Intellektuellen scheinen unter einem „Unstern“ zu stehen. Nach den Schwierigkeiten des Exils gab es Probleme der Anerkennung: Die de- mokratische Bundesrepublik hat sie nie heimgeholt, nie geehrt. Sie fehlen auch im deutschen Gedenkstätten- konzept. Um das zu ändern, kämpft die ELS- Gesellschaft seit Jahrzehnten für ein „Zentrum für verfolgte Künste“. Sie war in Solingen auf einem guten Weg. Mit engagierten Sammlern sowie mit dem dortigen Kunstmuseum und dem Landschaftsverband Rheinland als Partnern. Und nun das: Nach langen Querelen mit der Stadtverwaltung Solingen hat Gerhard Schneider „unwiderruflich“ erklärt, „meine Privatsammlung steht nicht mehr für das Zentrum für verfolg- te Künste zur Verfügung... Solingen ist nicht die geeignete Stadt, ein Projekt dieser nationalen, ja internationalen Bedeutung zu beherbergen.“ Zorn und Verbitterung des verdienst- vollen Sammlers (Foto) sind nachvoll- ziehbar. Ebenso die Haltung des be- teiligten Landschaftsverbandes Rhein- land (LVR), während Solingen vor dem Dilemma steht, entweder das städtische Kunstmuseum in Insolvenz gehen zu lassen oder auf die überre- gionale Attraktion des „Zentrums“ zu verzichten. Der LVR will das „Zentrum“ mit 290000 Euro jährlich fördern, fordert aber von der maroden Stadt den Er- halt des Kunstmuseums. Die Bezirks- regierung Düsseldorf als Aufsichtsbe- hörde wertet dagegen das bisherige Konstrukt als finanzielles Risiko. Die Gemengelage ist kompliziert. Das vom LV Rheinland und Solingen be- schlossene Konzept sieht eine Zwei- teilung und damit formale Trennung in eine „Zentrums GmbH“ und eine Kunstmuseums-Gesellschaft vor. Zum „Zentrum für verfolgte Künste“ gehö- ren bereits: Ca. 500 Bilder verfemter Künstler aus der „Sammlung Gerhard Schneider“, angekauft von einer Bür- gerinitiative, und die Exil-“Literatur- sammlung Jürgen Serke“, erworben von der ELS-Stiftung „Verbrannte und verbannte Dichter/Künstler“. Die ELS-Gesellschaft besitzt zudem 17 Originalzeichnungen von Else Las- ker-Schüler sowie sechs Thomas Mann-Briefe und weitere Autogra- phen. In Else Lasker-Schülers Biografie zeigt sich die ganze Palette verfolgter Künste: Nachdem sie 1932 die höchs- te deutsche Literaturauszeichnung erhalten hatte, musste sie 1933 ins Exil fliehen. Dort, in der Schweiz, er- hielt die „Asylbewerberin“ 1939 keine Aufenthaltsgenehmigung mehr. Sie blieb in Palästina, wo sie die Sprache „dieses kühlen Landes“ nie erlernt hat, was für Autoren existentiell ist. Ihre Bücher waren verboten, ihre Zeich- nungen wurden 1937 als „entartet“ aus der Berliner Nationalgalerie ent- fernt. Paul Hindemith war der erste berühmte Komponist, der ihre Gedich- te vertont hat: Von Reichspropagan- daminister Goebbels als „undeutsche Musik“ geschmäht. Hindemith ging über die Türkei in die USA ins Exil. Filme, die ELS gern gemacht hätte, konnte sie nie realisieren. Mit diesem Schicksal ist sie das ideale Vorbild für ein „Zentrum der verfolgten Künste“ – ein Museum, wie es in der Welt noch nicht existiert. Doch damit passt es auch in kein vorhandenes Raster von Gesetzen und Fördertöp- fen. Wir wollen kein Denkmal, kein Literaturmuseum, keine Gedenkstätte. Sondern eine interdisziplinäre Ein- richtung, die mit allen Formen verfolg- ter Kunst und mit modernen Medien arbeitet, auch gegenwartsbezogen - die Else Lasker-Schüler-Foren in Deutschland, Israel, Polen, Tschechi- en, der Schweiz und Italien haben gezeigt, wie das funktioniert: Mit Zeit- zeugen, Filmen und Konzerten, Dis- kussionen, Lesungen, Schulveranstal- tungen, Ausstellungen u.v.m. Einzig der Landschaftsverband Rhein- land hat seine Mitwirkung erklärt, auch in der Erkenntnis, welche Möglichkei- ten für eine zeitgemäße Erinnerungs- kultur darin liegen, das gesamte Spek- trum verfolgter Kunst einzubinden:- Literatur, Malerei, Schauspiel, Film und Musik, Fotografie oder Architektur bis hin zu den verfolgten Wissen- schaftlern und Sportlern. Verlinkt vom Gestern zum Heute. Die finanziellen Möglichkeiten dieser „Mittelinstanz“ sind jedoch begrenzt. Deshalb haben wir aktuell eine Initiati- ve organisiert, um mit prominenten Persönlichkeiten bei der Kanzlerin vorstellig zu werden. Begleitend dazu hat Herta Müller hat im „Focus“ ein „Museum des Exils“ gefordert. Zu gleich sind wichtige Parlamentarier im Bundestag sowie die Ministerpräsi- denten der Länder angeschrieben. Prinzip: Hoffnung. Eine Stiftung, die unabhängig arbeiten soll, bedarf einer ausreichenden fi- nanziellen Grundausstattung. Die kann, wenn Mäzene fehlen, nur über den Bund erfolgen. Der hat zwar alle Minderheiten in seinem Gedenkstät- tenkonzept bedacht, nur nicht die, auf die wir besonders stolz sein können: Die staatlich verfolgten Künstler. Es wäre bedauerlich, wenn Solingen als Nachbarkommune der Else Las- ker-Schüler-Stadt Wuppertal Samm- lungen und Sitz des „Zentrum“s abge- ben müsste. Dass Sie, die Mitglieder, uns für die- ses Anliegen die Treue halten und bei seiner Realisierung mithelfen, dafür danken wir Ihnen. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen allen einen schönen Sommer. Herzlich Ihr Hajo Jahn nebst Vorstand. Ausgabe 85 III. Quartal 2011 Zitterpartie um Zentrum für ver- folgte Künste: Standort gefährdet Brief an die Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten der Länder 6 ELS-Zeichnungen im Handel Neues ELS-Hörbuch Uraufführungen von Dreyfus 50.000 Besucher in Berlin „Ich habe zu Hause ein blaues Klavier Und kenne doch keine Note. Es steht im Dunkel der Kellertür, seitdem die Welt verrohte....

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Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft e.V. – Infobrief

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Page 1: Infobrief 85

ELSE LASKER-SCHUumlLER-GESELLSCHAFT ndash BRIEF III QUARTAL 2011

SEITE 1

Sehr geehrte Damen und Herren liebe Mitglieder

aberglaumlubische Menschen koumlnnten sich bestaumltigt fuumlhlen Die staatlich ver-folgten Dichter Kuumlnstler und anderen Intellektuellen scheinen unter einem bdquoUnsternldquo zu stehen Nach den Schwierigkeiten des Exils gab es Probleme der Anerkennung Die de-mokratische Bundesrepublik hat sie nie heimgeholt nie geehrt Sie fehlen auch im deutschen Gedenkstaumltten-konzept Um das zu aumlndern kaumlmpft die ELS-Gesellschaft seit Jahrzehnten fuumlr ein bdquoZentrum fuumlr verfolgte Kuumlnsteldquo Sie war in Solingen auf einem guten Weg Mit engagierten Sammlern sowie mit dem dortigen Kunstmuseum und dem Landschaftsverband Rheinland als PartnernUnd nun das Nach langen Querelen mit der Stadtverwaltung Solingen hat Gerhard Schneider bdquounwiderruflichldquo erklaumlrt bdquomeine Privatsammlung steht nicht mehr fuumlr das Zentrum fuumlr verfolg-te Kuumlnste zur Verfuumlgung Solingen ist nicht die geeignete Stadt ein Projekt dieser nationalen ja internationalen Bedeutung zu beherbergenldquo Zorn und Verbitterung des verdienst-vollen Sammlers (Foto) sind nachvoll-ziehbar Ebenso die Haltung des be-teiligten Landschaftsverbandes Rhein-land (LVR) waumlhrend Solingen vor dem Dilemma steht entweder das staumldtische Kunstmuseum in Insolvenz gehen zu lassen oder auf die uumlberre-gionale Attraktion des bdquoZentrumsldquo zu verzichten Der LVR will das bdquoZentrumldquo mit 290000 Euro jaumlhrlich foumlrdern fordert aber von der maroden Stadt den Er-halt des Kunstmuseums Die Bezirks-regierung Duumlsseldorf als Aufsichtsbe-houmlrde wertet dagegen das bisherige Konstrukt als finanzielles Risiko Die Gemengelage ist kompliziert Das vom LV Rheinland und Solingen be-schlossene Konzept sieht eine Zwei-teilung und damit formale Trennung in eine bdquoZentrums GmbHldquo und eine Kunstmuseums-Gesellschaft vor Zum bdquoZentrum fuumlr verfolgte Kuumlnsteldquo gehouml-ren bereits Ca 500 Bilder verfemter

Kuumlnstler aus der bdquoSammlung Gerhard Schneiderldquo angekauft von einer Buumlr-gerinitiative und die Exil-ldquoLiteratur-sammlung Juumlrgen Serkeldquo erworben von der ELS-Stiftung bdquoVerbrannte und verbannte DichterKuumlnstlerldquoDie ELS-Gesellschaft besitzt zudem 17 Originalzeichnungen von Else Las-ker-Schuumller sowie sechs Thomas Mann-Briefe und weitere Autogra-phenIn Else Lasker-Schuumllers Biografie zeigt sich die ganze Palette verfolgter Kuumlnste Nachdem sie 1932 die houmlchs-te deutsche Literaturauszeichnung erhalten hatte musste sie 1933 ins Exil fliehen Dort in der Schweiz er-hielt die bdquoAsylbewerberinldquo 1939 keine Aufenthaltsgenehmigung mehr Sie blieb in Palaumlstina wo sie die Sprache bdquodieses kuumlhlen Landesldquo nie erlernt hat was fuumlr Autoren existentiell ist Ihre Buumlcher waren verboten ihre Zeich-nungen wurden 1937 als bdquoentartetldquo aus der Berliner Nationalgalerie ent-fernt Paul Hindemith war der erste beruumlhmte Komponist der ihre Gedich-te vertont hat Von Reichspropagan-daminister Goebbels als bdquoundeutsche Musikldquo geschmaumlht Hindemith ging uumlber die Tuumlrkei in die USA ins Exil Filme die ELS gern gemacht haumltte konnte sie nie realisierenMit diesem Schicksal ist sie das ideale Vorbild fuumlr ein bdquoZentrum der verfolgten Kuumlnsteldquo ndash ein Museum wie es in der Welt noch nicht existiert Doch damit passt es auch in kein vorhandenes Raster von Gesetzen und Foumlrdertoumlp-fen Wir wollen kein Denkmal kein Literaturmuseum keine Gedenkstaumltte

Sondern eine interdisziplinaumlre Ein-richtung die mit allen Formen verfolg-ter Kunst und mit modernen Medien arbeitet auch gegenwartsbezogen - die Else Lasker-Schuumller-Foren in Deutschland Israel Polen Tschechi-en der Schweiz und Italien haben gezeigt wie das funktioniert Mit Zeit-zeugen Filmen und Konzerten Dis-kussionen Lesungen Schulveranstal-tungen Ausstellungen uvmEinzig der Landschaftsverband Rhein-land hat seine Mitwirkung erklaumlrt auch in der Erkenntnis welche Moumlglichkei-ten fuumlr eine zeitgemaumlszlige Erinnerungs-kultur darin liegen das gesamte Spek-trum verfolgter Kunst einzubinden- Literatur Malerei Schauspiel Film und Musik Fotografie oder Architektur bis hin zu den verfolgten Wissen-schaftlern und Sportlern Verlinkt vom Gestern zum HeuteDie finanziellen Moumlglichkeiten dieser bdquoMittelinstanzldquo sind jedoch begrenzt Deshalb haben wir aktuell eine Initiati-ve organisiert um mit prominenten Persoumlnlichkeiten bei der Kanzlerin vorstellig zu werden Begleitend dazu hat Herta Muumlller hat im bdquoFocusldquo ein bdquoMuseum des Exilsldquo gefordert Zu gleich sind wichtige Parlamentarier im Bundestag sowie die Ministerpraumlsi-denten der Laumlnder angeschrieben Prinzip HoffnungEine Stiftung die unabhaumlngig arbeiten soll bedarf einer ausreichenden fi-nanziellen Grundausstattung Die kann wenn Maumlzene fehlen nur uumlber den Bund erfolgen Der hat zwar alle Minderheiten in seinem Gedenkstaumlt-tenkonzept bedacht nur nicht die auf die wir besonders stolz sein koumlnnen Die staatlich verfolgten KuumlnstlerEs waumlre bedauerlich wenn Solingen als Nachbarkommune der Else Las-ker-Schuumller-Stadt Wuppertal Samm-lungen und Sitz des bdquoZentrumldquos abge-ben muumlsste Dass Sie die Mitglieder uns fuumlr die-ses Anliegen die Treue halten und bei seiner Realisierung mithelfen dafuumlr danken wir IhnenIn diesem Sinne wuumlnschen wir Ihnen allen einen schoumlnen SommerHerzlichIhr Hajo Jahn nebst Vorstand

Ausgabe 85III Quartal 2011

Zitterpartie um Zentrum fuumlr ver-folgte Kuumlnste Standort gefaumlhrdet

Brief an die Bundeskanzlerin und Ministerpraumlsidenten der Laumlnder

6 ELS-Zeichnungen im Handel Neues ELS-Houmlrbuch Urauffuumlhrungen von Dreyfus 50000 Besucher in Berlin

bdquoIch habe zu Hause ein blaues KlavierUnd kenne doch keine NoteEs steht im Dunkel der Kellertuumlrseitdem die Welt verrohteldquo

ELSE LASKER-SCHUumlLER-GESELLSCHAFT ndash BRIEF III QUARTAL 2011

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Neues von und uumlber ELS

Bald groumlszligte Sammlung in EuropaDie Else Lasker-Schuumller Gesellschaft bemuumlht sich zur Zeit um den Ankauf von sechs ELS-Originalzeichnungen

aus dem Besitz eines kanadischen Sammlers Fuumlnf ndash einst von den Nazis beschlagnahmt ndash sind gerahmt und die Rahmen von der Kuumlnstlerin be-malt Sollte die Kaufsumme von 57000 Euro uumlber Foumlrderantraumlge zu-sammenkommen haumltten wir dann mit insgesamt 26 Zeichnungen die groumlszligte Sammlung ausserhalb Israels Sie sind als Leihgaben im bdquoZentrum fuumlr verfolgte Kuumlnsteldquo in Solingen so lan-ge diese Einrichtung dort bleibt Dr Ricarda Dick hat dankenswerterweise das notwendige Gutachten fuumlr die po-tentiellen Finanziers geschrieben sie ist Expertin fuumlr ELS-Zeichnungen nicht erst seit ihrem Werkverzeichnis das zugleich Katalog der Ausstellungen in Frankfurt und Berlin war

bdquoElse Lasker-Schuumller-Preiseldquo Bereits zum 10 Mal hat das Pfalzthe-ater Kaiserslautern im Auftrag der Stif-tung Rheinland-Pfalz fuumlr Kultur den bdquoElse Lasker-Schuumller-Dramatikerpreisldquo zur Foumlrderung des deutschsprachigen Dramas in zwei Kategorien ausge-schrieben Der Dramatikerpreis dient mit 15000 Euro der Dramatikerfoumlrde-rung und wird fuumlr ein vorliegendes Gesamtwerk vergeben Der bdquoStuumlcke-preisldquo ist der Nachwuchsfoumlrderung gewidmet Belohnt mit einem Preis-geld von 5000- Euro und einem moumlg-lichen Stipendium fuumlr eine Mitarbeit am Pfalztheater Der Else Lasker-Schuumller-Lyrikpreis den die ELS-Gesellschaft anfangs an Thomas Kling und Friederike Mayrouml-cker vergeben konnte ist ausgesetzt Wir haben fuumlr die finanzielle Ausstat-tung keine Maumlzene mehr gefunden

Die Suche nach geneigten Sponsoren blieb ebenso ergebnislos wie der Ver-such bestehende namenlose Aus-zeichnungen wie den Kulturpreis des rheinischen Sparkassenverbandes nach Else Lasker-Schuumller zu benen-nen

Prinz von Theben-AusstellungWolfgang Fraiszligl Buchhaumlndler hat im Zuge der bdquoCafeacute Europa-Lesungldquo in der Probenfabrik der Badischen Landes-buumlhne in Bruchsal seine umfangreiche Privatsammlung der Oumlffentlichkeit praumlsentiert Titel bdquoElse Lasker-Schuumller - Prinz von Thebenldquo Fraiszligl Mitglied der ELS-Gesellschaft stellte handsig-nierte Exemplare von Erstausgaben der Dichterin vor originale Briefe und Zeichnungen Die Lasker-Schuumller-Ausstellung bot Einblicke in die Re-zeption ihrer Texte durch die bildende Kunst von expressionistischen Zeit-genossen bis zu aktuellen Illustratio-nen ihrer Lyrik

CD Claudia Gahrke spricht Else Lasker-Schuumller-TextebdquoDie kreisende Weltfabrikldquo lautet der Titel einer Audio-CD der Schau-spielerin Claudia Gahrke Solingen die zuletzt mit Guumlnter Lamprecht im bdquoZentrum fuumlr verfolgte Kuumlnsteldquo gelesen hat Die v e r b i n d e n d e n Musiken stammen von Herbert Mit-schke (Tenorsaxofon) Die CD sam-melt Prosatexte um bdquoDie kreisende Weltfabrikldquo von Else Lasker-Schuumller bdquoDas Meerldquo ist ebenso zu finden wie eine Reihe selten zu houmlrender Ge-dichte wie bdquoDer Kartoffelpufferldquo bdquoDie Pavianmutter singt ihr Paviaumlnchen in den Schlafldquo oder bdquoKomm mit mir in das Cinemaldquo Natuumlrlich finden sich auch Klassiker wie bdquoEin alter Tibetteppichldquo und bdquoMein blaues Klavierldquo Die CD erscheint bei dem Solinger Label Valve Records in Zusammenar-beit mit der Else-Lasker-Schuumller-Ge-s e l l s c h a f t ( E A N 4 0 4 2 0 2 3 -037874) Sie ist fuumlr 1290 Euro ab 1 S e p t e m b e r 2 0 1 1 i m Handel

Lasker-Schuumller als AbiturthemabdquoSehr geehrte Damen und Herren der ELS-Gesellschaft ich bin 18 Jahre alt

und mache gerade mein Abitur in Hamburg In der muumlndlichen Abipruuml-fung habe ich mir eine Aufgabe her-ausgesucht die sich mit der Frage beschaumlftigt inwiefern man es Else Lasker-Schuumllers Lyrik anmerkt dass die Verfasserin eine Frau (und neben-bei die einzige weibliche expressionis-tische Schriftstellerin) war Spielt es uumlberhaupt eine Rolle oder gibt es eine Art bdquoweiblichen Expressionismusldquo Bei meiner Recherche bin ich auf Ihre Gesellschaft gestoszligen und frage mich nun ob es Mitglieder unter Ihnen gibt die sich mit dieser Thematik ausei-nander gesetzt haben Oder kennen Sie vielleicht Buumlcher oder Artikel die sich genau mit meiner Fragestellung beschaumlftigen Fuumlr Ihre Hilfe waumlre ich Ihnen sehr dankbar mit freundlichen Gruumlszligen Julia Richter HamburgldquoSolche und aumlhnliche Fragen erreichen uns aus dem In- und Ausland relativ haumlufig Bei der Beantwortung helfen uns Experten unter unseren Mitglie-dern wie Sigrid Bauschinger Ricarda Dick oder Heinz Roumllleke In diesem Fall kam die Antwort von Frau Prof Bauschinger bdquoDie Frage der Abiturientin macht mir Kopfzerbrechen Ich kenne keine Ver-oumlffentlichungen uumlber ELS spezifisch als Expressionistin Sie wird im Allge-meinen nicht zum Expressionismus gezaumlhlt da die Expressionisten erst eine Generation spaumlter in Erscheinung traten Viele allerdings haben ELS geschaumltzt und sie hat manche beein-flusstUntersuchungen zu ELSrsquos weiblichem Schreiben sind wohl eher im Rahmen der amerikanischen gender studies entstanden Auf Deutsch ist eventuell etwas zu dem Thema in dem Band gtAusgesetzte Schoumlpfung Figuren der Souveraumlnitaumlt und Ethik der Differenz in der Prosa Else Lasker-Schuumllerslt (Tuumlbingen 2002) von Doerte Bischoff zu finden Vielleicht auch in dem Sammelband gtWeibliche Rede - Rhe-torik der Weiblichkeit Studien zum Verhaumlltnis von Rhetorik und Ge-schlechterdifferenzlt Hg von Bischoff und Maritna Wagner-Egelhaaf (Frei-burg 2003) Ich habe mich mit dem Unterschied von ELS und Herwarth Walden beschaumlftigt in dem Beitrag gtIch bin Krieger mit dem Herzen er mit dem Kopflt in gtDas literrarische Paarlt Hg von Gislinde Seybert (Bie-lefeld 2003)ldquo

Vereinsinterner Spiegel

Hans Joachim Schaumldlich wird mit dem Joseph Breitbach-Preis fuumlr sein Lebenswerk ausgezeichnet Der Autor sei ein bdquoLakoniker der aus Sproumldheit musikalische Funken schlaumlgtldquo urteilte

ELSE LASKER-SCHUumlLER-GESELLSCHAFT ndash BRIEF III QUARTAL 2011

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die Jury geradezu lyrisch Seit Er-scheinen seiner ersten Texte im Jahr 1977 sei er bdquoden literarischen Moden durch Selbsttreue und Liebe zur Wahrheit eine Reflexionslaumlnge vo-rausldquo Schaumldlich der einige Jahre als Beiratsmitglied im Vorstand der ELS-Gesellschaft unsere Anliegen unter-stuumltzt hat wurde ua durch seine Romane bdquoTallhoverldquo (1986) und bdquoKo-koschkins Reiseldquo (2010) bekannt Mit ihm wird auch einer der widerstaumlndi-gen ehemaligen DDR-Autoren geehrt Der Joseph Breitbach-Preis ist der houmlchstdotierte deutsche Literaturpreis Die Laudatio bei der Ehrung am 23 September im Stadttheater Koblenz wird die Literaturwissenschaftlerin Ruth Kluumlger halten

Ruth Kluumlger ist mit dem bdquoTheodor Kramer Preis fuumlr Schreiben im Wider-stand und im Exilldquo ausgezeichnet worden In der Begruumlndung heiszligt es ua Die Autorin bdquohat es verstanden fuumlr viele Menschen die Mauer zwi-schen ihnen und der sogenannten Vergangenheit niederzureiszligen Sie hat uns schreibend zu Mitverschworenen im Ringen um persoumlnliche Souveraumlni-taumlt werden lassen Zu ruumlhmen sind die Vielfalt der Formen und der Kenntnis-reichtum mit dem Ruth Kluumlger dem so widerspruumlchlichen Weltinhalt zu Leibe ruumlckt ndash mit dem Gedicht der wissen-schaftlichen Abhandlung dem Essay der Autobiographie und der unter de-ren Dramatik oft verborgenen Erzaumlh-lung ndash im Wissen um die Differenz und das Unrecht zwischen den Ge-schlechtern multiperspektivisch in Vor- und Ruumlckgriffen immer den Zu-sammenhang suchend mit dem Gang der menschlichen Dingeldquo

Jovita Dermota Muumlnchen hat mit ihrem Schau-sp ie lerko l le-gen Jochen Striebeck wie-der eine ein-d r u c k s v o l l e C D a u f g e-n o m m e n bdquoAbschieds-b r i e f e G e-

faumlngnis Tegelldquo Gelesen wird die Kor-respondenz zwischen Helmut James und Freya von Moltke basierend auf dem gleichnamigen Buch das im Ver-lag CH Beck erschienen ist Auf Le-setour durch die Republik ist auch fest terminiert eine Lesung am 21 No-vember 2011 um 1930 h im Katholi-schen Bildungswerk in W-Elberfeld Laurentiusstraszlige in Kooperation mit der Christlich-Juumldischen Gesellschaft

Waltraud Weiszlig Koumlln Gruumlndungsmit-glied der ELS-Gesellschaft hat Grund zum Fei-ern Am 13 Au-gust 2011 wird ihr Einfrau-Un-ternehmen bdquoWort und Mensch-Ver-lagldquo 20 Jahre alt Am 9 Juni 2006 erhielt Waltraud Weiszlig die Ver-dienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik DeutschlandNeben der Veroumlffentlichung zahlrei-cher Einzeltitel hat Waltraud Weiszlig bis heute ca 700 Autor-Innen in jaumlhrlich erscheinenden thematisch sortierten Anthologien ein wundervolles Forum geschaffen ihre Texte zu veroumlffentli-chen und dabei ein breites Netzwerk der Schreiber untereinander aufge-bautAls Autorin erlebte Weiszlig zahlreiche Veroumlffentlichungen Lesungen und Buchvorstellungen Fernseh- und Rundfunkportraumlts im In- und AuslandBesonders viel Wert legt WW auf ihre Else-Lasker-Schuumller-CD vertonte Tex-te von Else Lasker-Schuumller von Ralph Borchardt gesungen von Ralph und Christiane Borchardt und begleitet von Simon Boos an der Klarinette und Bir-git Heydel Geige Waltraud Weiszlig gab im September 2008 ein Buch mit dem Titel bdquoElses Toumlchter und Enkelinnenldquo heraus Da-rin haben sich elf Mitglieder der Else Lasker-Schuumller-Gesellschaft mit Le-ben und Sprache des bdquoPrinzen Jussufldquo beschaumlftigt Margarete Wohlfarth hat jedes Kapitel mit ihren Bildern bdquoJussuf in Thebenldquo vervollstaumlndigt mehr In-formationen und Bestellung uumlber wwwwortundmenschde Geladen zur Jubilaumlumsfeier am 13 August 2011 in der Casa Usera Ven-loer Str 1226 50829 Koumlln sind ab 11 Uhr alle Autoren des Verlags An die-sem Tag wird auch das neueste Buch die Krimi-Anthologie bdquoDie letzte Rose luumlgt nichtldquo in Lesungen vorgestellt Daruumlber hinaus erwartet die Gaumlste ein buntes ProgrammMaria Sassin

Albrecht Duumlmling Musikwissen-schaftler in Berlin wurde durch den australischen aus Wuppertal stam-menden Komponisten George Dreyfus angeregt sich mit den nach Australien geflohenen Musikern zu beschaumlftigen Gefoumlrdert durch die Deutsche For-schungsgemeinschaft war er seit 1995 mehrfach in Downunder hat Betroffe-ne interviewt und in Archiven recher-chiert Dabei stieszlig er auf viel mehr Namen als urspruumlnglich angenom-men Jetzt endlich ist das Buch fertigbdquoAls nach 1933 viele Musiker vom NS-Regime aus Deutschland und Oumlster-reich vertrieben wurden fuumlhrte die Flucht manche bis ins ferne Australi-en Hier mussten sie sich eine neue Existenz aufbauen Waumlhrend es eini-gen wenigen gelang die Musikkultur ihrer neuen Heimat entscheidend mit zu praumlgen wurden andere als feindli-che Auslaumlnder interniert und oft zum Wechsel des Berufs gedraumlngt So ver-schwanden sie auf doppelte Weise und fielen nicht selten dem Vergessen anheimDas Buch ist das Ergebnis einer jahre-langen Spurensuche in Archiven Es lebt aber ebenso von den Erkenntnis-sen aus zahllosen Gespraumlchen mit Uumlberlebenden und Zeitzeugen Damit gelingt es Albrecht Duumlmling ein neu-es bisher kaum beachtetes Kapitel der Kulturgeschichte des Exils aufzu-

schlagen Das Buch legt Zeug-nis ab vom per-soumlnl ichen Mut der verschwun-denen Musiker von ihrem Uumlber-lebenswillen und Pioniergeist vor dem Hintergrund der rassischen

politischen oder religioumlsen Verfolgung durch das Dritte ReichldquoAutor Duumlmling (Foto) ist Mitglied der ELS-Gesellschaft und Vorsitzender von bdquomusica reanimataldquo dem Foumlrder-verein zur Wiederentdeckung NS-ver-folgter Komponisten und ihrer Werke Berlin

Albrecht Duumlmling bdquoDie verschwun-denen Musiker Juumldische Fluumlchtlinge in Australienldquo 444 S 43 sw-Abbil-dungen 15 Tafeln euro 4990 ISBN 978-3-412-20666-6Zu dieser Nachricht passt die Mel-dung dass der Foumlrderkreis Denkmal fuumlr die ermordeten Juden Europas in Partnerschaft mit musica reanimata eine Konzertreihe im Ausstellungspa-villon neben dem Holocaust-Denkmal in Berlin-Mitte (Cora-Berliner-Straszlige 2 Ecke Hannah-Arendt-Straszlige 10117 Berlin) veranstaltet Dort wird auch bis zum 31 Dezember 2011 die Ausstel-

Herta Muumlller und Hans Joachim Schaumldlich beim ELS-Forum in Jerusalem Foto Manfred Brusten

ELSE LASKER-SCHUumlLER-GESELLSCHAFT ndash BRIEF III QUARTAL 2011

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lung Von den Nazis verfemte Kom-ponisten verdraumlngt vertrieben er-mordet gezeigt in der neben einer Uumlbersicht uumlber Hintergruumlnde der Ver-folgung die Schicksale von 20 Kom-ponisten und Komponistinnen darge-stellt sind teilweise mit Houmlrbeispielen

Georg Dreyfus hat ein ganz spezifi-sches Verhaumlltnis zu Else Lasker-Schuuml-l e r W i e s i e entstammt er einer alteingesessenen

Elberfelder Familie und musste seine Heimat verlassen Die poetische Me-lancholie der Dichterin setzt er sensi-bel in seinen Kompositionen umBei einer Matineacutee am 11 September um 11 h im Solinger bdquoZentrum fuumlr ver-folgte Kuumlnsteldquo werden ua vier Ge-dichte zu einem Zyklus zusammenge-fuumlgt Sie entstanden in juumlngster Zeit und erklingen hier als UrauffuumlhrungDreyfus der in Australien ein interna-tional anerkannter Komponist wurde hat Kammermusik populaumlre Songs Filmmusik sowie Sinfonische Werke und mehrere erfolgreiche Opern ge-schrieben Als Praktiker Dirigent und Fagottist hat er sich unermuumldlich fuumlr die Verbreitung seiner Werke einge-setztNun tritt sein Sohn Jonathan in seine bdquoFuszligstapfenldquo er ist ebenfalls schon ein gesuchter FilmkomponistDas Wuppertaler Kammerorchester von Hanna Watzke hat dieses reich-haltige Programm fuumlr den 11 Sep-tember sorgfaumlltig erarbeitet Wir koumln-nen auf ein gewichtiges Musik-Ereig-nis gespannt sein Solisten Silvia Huhmann Carina Sohn Kristina Strack Andrea Wingen ndash Gesang Gerd Dowedeit-Bellinghau-sen ndash OboeEnglisch HornDreyfus hat seit 1966 fast alljaumlhrlich seine Heimatstadt besucht an der er sehr haumlngt Er hat die Leitung dieses Konzerts uumlbernommenWelcome George

Hartmut KlugAndreas Schaumlfer Regisseur und Au-tor aus Solingen hatte auf Wunsch des ELSG-Vorstands ein Konzept fuumlr ein regelmaumlszligiges Musikforum unter dem Titel bdquoVerwehte Toumlneldquo ausgear-beitet Der Antrag auf Finanzierung vom Kunstmuseum SolingenZentrum fuumlr verfolgte Kuumlnste an die bdquoRegionale Kulturfoumlrderungldquo im bergischen Land gestellt blieb erfolglos weil der Haus-halt der NRW-Landesregierung vom Verfassungsgericht in Muumlnster abge-lehnt wurde

Anant Kumar indisch-deutscher Au-tor hat vom Hessischen Ministerium fuumlr Wissenschaft amp Kunst Wiesbaden

ein Arbeitsabschluszligstipendium fuumlr den Erzaumlhlband FRIDO ndash Eine deutsche Stimme erhalten Die finanzielle Foumlr-derung soll das Ausfeilen des circa dreihundertseitigen Erzaumlhlbands un-terstuumltzenAlicia Fassel Bonn gastierte im Mai im bdquoMaison Heinrich Heineldquo in Paris mit ihrem Rose Auslaumlnder-Programm Der Titel bdquoIch bekenne mich zum Men-schenldquo ist ein Zitat der Dichterin Den musikalischen gestaltete die Cellistin Eva Susanne Ruoff mit Kompositio-nen des Remscheider Kantors Christ-oph Spengler Beide Kuumlnstlerinnen haben auch ein ELS-Programm im Repertoire

Neue MitgliederAngelika UeberholzSolingen Ulrich Schuumltte Remagen Ludivine van Ga-ver Berlin

Wir trauern umFuad Rifka der am 14 Mai 2011 80jaumlhrig in Beirut gestorben ist Er zaumlhlte er zu den groszligen Erneuerern der arabischen Lyrik Seine literari-sche Praumlgung verdankt Rifka der deutschen Literatur Seine zahlreichen Uumlbersetzungen machten die Araber

erstmals mit der Lyrik von Goethe Novalis Houmllderlin Rilke und Trakl be-kannt die auch seine eigene Dichtung praumlgten Die deutsche Lyrik sagt er ist ein Freund mit dem ich ruhig im selben Haus wohnen kann Fuumlr seine Verdienste um die Vermittlung der deutschen Literatur erhielt er 2010 in Weimar die Goethe-Medaille In seiner Generation ein Auszligenseiter praumlgte er die um eine neue unpraumltentioumlse Sprache bemuumlhten juumlngeren arabi-schen Lyriker umso staumlrker Fuad Rif-ka war ein Grenzgaumlnger zwischen Orient und Okzident zwischen arabi-scher und europaumlischer Denkungsart zwischen Islam und Christentum zwi-schen Philosophie und Dichtung 1930 in Syrien geboren wuchs er im Liba-non auf und studierte in Beirut Er promovierte in Tuumlbingen uumlber die Aumls-thetik bei Heidegger und lehrte in Bei-rut Philosophie Cornelia Jentzsch charakterisierte Fuad Rifka der seit einer von uns veranstalteten Lesung im Fruumlhjahr 1997 Mitglied der ELS-

Gesellschaft war im Deutschlandfunk so Der syrisch-libanesische Dichter ist eine Ausnahmeerscheinung unter den arabischen Dichtern Ganz im Gegensatz zur orientalischen Sprach-fuumllle und zur oft betraumlchtlichen Zahl der Verse die erst wie Perlen auf eine lange Schnur gereiht ein anerkanntes Gedicht ergeben arbeitet Rifka mit knappen Mitteln Mit bewusst schlich-ter Sprache und auf ein Mindestmaszlig beschraumlnktem Wortschatz erreicht seine Dichtung eine tiefe Klarheit eine fuumlhlbare Naumlhe zum steten Kreislauf des Kosmos Dazu als BeispielIn unserer Nacht scheint die Sonne uumlber dem Kaukasus In den Naumlchten des Kaukasus scheint die Sonne uumlber Alaska In den Naumlchten Alaskas scheint die Sonne uumlber dem Himala-ja In den Naumlchten des Himalaja scheint die Sonne uumlber dem Olymp In den Naumlchten des Olymp scheint die Sonne uumlber Sannin In der Nacht Scheint immer die SonneHans Keilson Der Schriftsteller und Psychoanalytiker starb im Alter von 101 Jahren in Hilversum Erst kurz zuvor hatte er im Buch Da steht mein Haus - wie immer im S Fischer Ver-lag - die Erinnerungen an sein beweg-tes Leben veroumlffentlicht Seine Eltern von den Nazis deportiert wurden in Auschwitz ermordet Der Sohn fluumlch-tete in die Niederlande Nach dem Krieg behandelte er juumldische Waisen deren Eltern im Holocaust umgekom-men waren Seine Aufzeichnungen uumlber deren Traumatisierung gelten als Standardwerk Von 1985 bis 1988 war er Praumlsident des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland (Exil-PEN) Als Mitglied der ELS-Ge-sellschaft hat er an Foren und ande-ren Veranstaltungen in Wuppertal teil-genommenKeilson wurde am 12 Dezember 1909 in Bad Freienwalde bei Berlin gebo-

ren Sein erster Roman laquoDas Leben geht weiterraquo ein autobiografischer Bericht uumlber eine Jugend nach dem (Ersten Welt-)Krieg erschien 1933 und wurde bald darauf von den Nazis verboten Erst 50 Jahre spaumlter wurde das Werk wieder aufgelegt Der Schmerz dass er seine ebenfalls nach Holland geflohenen Eltern nicht hatte schuumltzen koumlnnen quaumllte ihn sein ganzes Leben Der juumldische Arzt Hans

Foto Maik Schuck Goethe Institut

ELSE LASKER-SCHUumlLER-GESELLSCHAFT ndash BRIEF III QUARTAL 2011

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Keilson uumlberlebte weil er bereits 1936 in die Niederlande emigriert war Waumlh-rend der deutschen Besatzung be-wahrten ihn fliessendes Hollaumlndisch gefaumllschte Papiere und gute Freunde vor dem Entdecktwerden Er lebte spaumlter in Bussum bei Amsterdam als Facharzt fuumlr Psychiatrie Das Schrei-ben von Lyrik Prosa und wissen-schaftlicher Buumlcher bewahrte ihn vor Hass und Rachegefuumlhlen sagte er immer wieder 1990 ndash nach dem Fall der Mauer ndash wurde er Ehrenbuumlrger von Bad Freienwalde Zum 100 Ge-burtstag wurde an seinem Geburts-haus eine Gedenktafel angebracht Als Meisterwerke bezeichnete die laquoNew York Timesraquo im August 2010 zwei seiner Buumlcher hob Keilson auf die Titelseite und nannte ihn gar ein Genie Sein Werk wird jetzt in vielen Laumlndern erstmals erscheinen wie S Fischer mitteilte Ruhm und Auszeich-nungen kamen spaumlt aber sie kamen Hans Keilson hat das noch erleben koumlnnen

Andreas Steffens Schriftsteller und Philosoph in Wuppertal legt mit seiner neuen Buchveroumlffentlichung bdquoOnto-anthropologieldquo eine erste Grundle-gung jener lsquoKulturontologielsquo vor deren Erfordernis das Ergebnis seiner ge-schichtsphilosophischen Bilanzsbquo bdquoPhi-

losophie des 20 Jahr-hunder ts oder Die Wiederkehr des Men-schenldquo von 1999 war Sie fuumlhrt seine Studien zur Rekonstruktion der Anthropologie im Hori-zont der Erfahrung der

Geschichte fort Als deren systemati-sches bdquoProgrammldquo bildet sie die Grundlage einer Reihe von Untersu-chungen der Grundbedingungen des menschlichen Daseins Die bdquoOnto-anthropologieldquo legt die Voraussetzun-gen der sbquoAnthropoaumlsthetiklsquo dar deren Konzept zuerst in der sbquoPoetik der Weltlsquo (1995) erprobt und mit der bdquoSelbst-Bil-dungldquo (2011) erweitert wurdeAndreas Steffens bdquoOntoanthropolo-gieldquo 284 S Broschur euro 2000 Nord-Park Verlag Wuppertal ISBN 978-3-935421-55-3

Hetz-KongressAm 7 Mai fand die bdquo9 Konferenz der Palaumlstinenser in Europaldquo in Wuppertal statt Was wie ein Volksfest aussah entpuppte sich auch als Politspekta-kel Schon der Untertitel haumltte die Verantwortlichen im Wuppertaler Rat-haus hellhoumlrig werden lassen muumlssen bdquoDie Generation Ruumlckkehr kennt ihren Wegldquo So waren denn auch Ausstel-lungs- und Kleidungsstuumlcke mit Abbil-dungen von Karten des Nahen Ostens

ohne Israel dargestellt Wuppertal ist Partnerstadt von Beer Sheva Die Kommune im Negev ist von Gaza aus

mit Raketen beschossen worden Kein Wunder dass Leonid Goldberg der Vorsitzende der Juumldischen Kultusge-meinde in der bdquoJerusalem Postldquo mit den Worten zitiert wurde bdquoIch schaumlme mich fuumlr Wuppertalldquo Hajo Jahn Vor-sitzender der ELS-Gesellschaft war in der Unihalle um sich selbst ein Bild von der Konferenz zu machen Bei fruumlheren Zusammenkuumlnften in europauml-ischen Groszligstaumldten war von extremis-tischen Hamas-Rednern gegen Israel gehetzt worden Jahn verwies auf ei-ner Protestveranstaltung in Wuppertal (Foto) auf Else Lasker-Schuumller die stets fuumlr die Versoumlhnung der Araber und Juden eingetreten sei In ihrem Sinne forderte er zwei Staaten in ge-genseitiger Anerkennung und Gleich-berechtigung als Friedensloumlsung

Buchtipps

Umstrittener bdquoGettokoumlnigldquo

Uumlber den Nutzwert eines MenschenWer entscheidet daruumlber Wiegt ein geopfertes Leben ein gerettetes auf Wieweit darf man gehen um Men-schen zu retten Der polnische hier-zulande wenig bekannte Schriftsteller Andrzej Bart gibt in seinem furiosen Roman bdquoDie Fliegenfaumlngerfabrikldquo sein deutsches Debuumlt Mit postmodernen Mitteln hat er einen Gerichtsthriller uumlber eine der umstrittensten Personen des Holocaust-Dramas geschrieben Mordechai Chaim Rumkowski war der Vorsitzende des Getto-Judenrates von Lodz Die Geschichte weiszlig immer noch nicht wie sie mit ihm umgehen soll nicht einmal sein Verteidiger der in seinem Plaumldoyer aus einem be-ruumlhmten Prozess zitiert bdquoMan kann kein schuldloser Regent sein Allzu offensichtlich ist der Wahnsinn der Herrschendenldquo Es sind die Worte von Saint-Just im Verfahren gegen Ludwig XVI Die Bewertung des letzten Kouml-nigs der Franzosen faumlllt aumlhnlich zwie-spaumlltig aus wie die des juumldischen bdquoGettokoumlnigsldquo Einerseits ein gel-tungssuumlchtiger Egomane der sich wie ein absolutistischer Herrscher auf-

spielte und den Nazis bei der Umset-zung der bdquoEndloumlsungldquo half Anderer-seits ein genialer Organisator der das Getto der alten polnisch-deutsch-juumldi-schen Stadt Lodz als Produktionsstaumlt-te fuumlr Wehrmachtsausruumlstungen den Deutschen unentbehrlich machte und so mehrere Tausend Menschen vor dem Tod bewahrte Die Idee des lite-rarischen Welttheaters mit Anspielun-gen an das Juumlngste Gericht praumlgt die-sen originellen Roman der Hannah Arendt und Sigmund Freud als Zeu-gen aufbietet mal duumlster mal heiter- ironisch mal mit historischen mal mit literarischen Bezuumlgen und Zitaten bril-liert Dieses Buch uumlber Anstand und guten Geschmack bewegt von der ersten bis zur letzten Seite Es ist ndash so die Kritikerin Marta Kijowska ndash bdquoein Leseerlebnis besonderer ArtldquoAndrzej Bart bdquoDie Fliegenfaumlngerfab-rikldquo 264 Seiten Schoumlffling Verlag ISBN 978-3-89561-295-4 euro 1995

Die Dichterin als Romanfigur

Eigentlich ist die Uumlberschrift ein wenig irrefuumlhrend Denn obwohl der Leser Else Lasker-Schuumller gleich mehrfach begegnet ist sie keine fiktive Roman-figur Uumlberzeugend dennoch der Kunstgriff mit dem der israelische Au-tor Chaim Bersquoer die Dichterin und an-dere Persoumlnlichkeiten der Berliner Kulturszene in die Handlung seines Buchs uumlber Buumlcher einbezieht Der 66jaumlhrige ist ein Verehrer des bdquoPrinzen Jussufldquo wie er bei einem Besuch im Buumlro der ELS-Gesellschaft anlaumlsslich einer Lesereise erzaumlhlte bdquoBebelplatzldquo hat er weitgehend im Ber-liner Grunewald geschrieben Sonst arbeitet er als Lektor im renommierten israelischen Literaturverlag Am Oved und lehrt Literatur an der Universitaumlt Tel Aviv Der vorliegende Roman spie-gelt aus heutiger Sicht die Buumlcherver-brennungen von 1933 Er thematisiert die Liebe zu Buumlchern die groumlszliger sein kann als die Liebe zu Frau und Kind Passionierte Buchjaumlger Gelehrte Lektoren und Dichter wie Else Lasker-Schuumller treffen aufeinander um die Kraft des Buches zu preisen Fiktive Charaktere treiben die Handlung vo-ran doch erzaumlhlt Beer ebenso von Begegnungen mit real existierenden Personen wie der Mutter seiner Uumlber-setzerin dem Sohn eines Nazi-Offi-ziers und Charles Berlin der in Har-vard eine Israeliana-Bibliothek auf-bauteAn der Seite des Antiquars Salomon Rappoport besucht der Erzaumlhler die Gedenkstaumltte Gleis 17 die Villa der bdquoWannseekonferenzldquo und den Platz der dem Buch den Titel gab Un-scheinbar und doch geschichtstraumlch-tig Anekdotenreich ist dieses lesens-

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werte Buch das sich auch um die Frage nach der Be-r e c h t i g u n g von Literatur dreht Doch man braucht Geduld beim Lesen dieses Werkes das auf viele Ne-b e n s c h a u-plaumltze aus-weicht Be-lohn t w i rd wer es liebt Gedanken zu fo lgen d ie v o n p o e t i-s c h e n u n d b i b l i s c h e n Zitaten abge-rundet werden Beer fuumlhrt den Leser durch sein Berlin und nimmt ihn mit nach Tel Aviv Jerusalem Duumlsseldorf Frankfurt und Worms Fuumlr Menschen wie ihn sagt der Autor sei Deutsch-land der richtige Ort denn schlieszliglich sei der Philosoph Moses Mendels-sohn der Vater aller nicht religioumlsen Juden Aber auch die eigene deutsche Herkunft war Chaim Beer beim Schreiben seines Romans stets be-wusst

Chaim Bersquoer bdquoBebelplatzldquoaus dem Hebraumlischen 352 Seiten Berlin Ver-lag ISBN 3827008611 2490 EuroDer Bebelplatz in Berlin hieszlig bis 1947 bdquoOpernplatzldquo Unter den Zuschauern am 10 Mai 1933 war zufaumlllig auch Erich Kaumlstner der wohl einzige Autor der Augenzeuge vom Verbrennen sei-ner Buumlcher wurde

Termine 2011

Dienstag 28 Juni und Montag 4 Juli 2011 Universitaumlt HamburgProf Doumlrte Bischoff von der Hambur-ger Forschungsstelle fuumlr deutsche Exilliteratur weist auf zwei Sommer-semester-Veranstaltungen hin28 Juni 19 h Staatsbibliothek Podi-umsdiskussion bdquoExil und Exilfor-schung Aspekte ihrer Aktualitaumltldquo mit Ursula Krechel Aris Fioretos Su-sanne Komfort-Hein und Klaus

Briegleb Zur Diskussion stehen aktu-elle Moumlglichkeiten und Formen des Umgangs mit dem Exil 1933-45 und sein Fortwirken in der Gegenwart Ur-sula Krechel wird zuvor aus ihrem Roman Shanghai fern von wo lesen und Aris Fioretos aus seinem Roman Der letzte GriecheAm 4 Juli 18 h Staatsbibliothek Prof Primus-Heinz Kucher Universitaumlt Klagenfurt stellt das Gemeinschafts-Projekt bdquoErste BriefeFirst Letters aus dem Exil 1945ndash1950ldquo vor bei dem es um erste Kontaktaufnahmen zwischen ExilantInnen und im Land Gebliebenen nach dem Zweiten Welt-krieg und vor allem um die Frage geht ob und wie nach Vertreibung Diffamierung Exil und innerer Emigra-tion Gespraumlche moumlglich waren Be-gleitend dazu Lesung aus Briefen ua aus dem Archiv der Walter A Be-rendsohn-Forschungsstelle

Mittwoch 29 Juni 2011 - 1800 hWorms Das Wormser - Theater Hannelore HogerMusikalische Lesung mit DJ Patex amp Manuel Scuzzo Hannelore Hoger liest aus bdquoDer Malikldquo Der Briefroman von Else Lasker-Schuumller ist eine bdquoKai-sergeschichte mit Bildern und Zeich-nungenldquo erschienen 1919 als Aus-druck fuumlr eine einzigartige Kuumlnstler-freundschaft

So 11 September 1100 h Zentrum fuumlr verfolgte Kuumlnste Solingen Wuppertaler Str

160 Urauffuumlhrungen von George Dreyfus Vertonungen von Else Las-ker-Schuumller-Lyrik - siehe auch Seite 4

Do 15 September 2000 hSankt Augustin Haus Menden - An der Alten Kirche 3bdquoTiefer beugen sich die Sterneldquo

Nina Hoger liest Lyrik und Prosa von Else Lasker-SchuumllerMusik Ensemble Noistenwwwsankt-augustinde

Mittwoch 20 September 2011 1900 UhrCafeacute Leo in der Bergischen VHS Wuppertal-Barmen Bachstr15Schindlers Witwe bdquoIch Emilie Schi-ndler ndash Erinnerungen einer Unbeug-samen ldquoVortrag Erika Rosenberg ArgentinienErika Rosenberg berichtet aus erster Hand uumlber die Schindlers die in die Geschichte eingegangen sind in Isra-el geehrt als bdquoGerechte unter den Voumll-kernldquo

Termin-VorschauSo 30 Oktober Zentrum fuumlr verfolgte Kuumlnste Solingen Veranstaltung zum 70 Todes-

tag von Herwarth Walden und die Gruumlndung der beruumlhmten STURM-Ga-lerie vor 100 Jahren Vortrag von Tochter Sina Walden Klavierkomposi-tionen von Herwarth Walden spielt Marc Reichow

Als Angela Winkler am 1 Mai 2011 zur Finissage der Ausstellung bdquoElse Lasker-Schuumller Die Bilderldquo im bdquoHamburger Bahnhofldquo zu Berlin las lautete die Schlussbilanz des Verein der Freunde der Nationalga-lerie Berlin 50554 Besucher und ca 700 verkaufte Kataloge Die sind uumlbrigens uumlber die Geschaumlftsstelle der ELS-Gesellschaft nach wie vor zum Preis von 30-euro zu beziehen

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ImpressumRedaktion Hajo JahnTechnische Realisation Markus Kartzig Guumlnther Sauer und Doris RotherElse-Lasker-Schuumller-Gesellschaft eVHerzogstr 42 D-42103 Wuppertal Tel 0202-305198 Fax 0202-7475433

E-Mail vorstandelse-lasker-schueler-gesellschaftde Web wwwelse-lasker-schueler-gesellschaftde Vorsitzender Hajo Jahn Stellv Vorsitz Heiner Bontrup Schatzmeister Klaus K Otto Pressesprecherin Martina Steimer Schriftfuumlhrerin Anne Greveacute Beisitzer Prof Dr Manfred Brusten Monika Fey Dorothee Kleinherbers-Bo-den Wolfgang Drost Bernd Passmann sowie die Autoren Ulla Hahn und Jiři Gruša

Ehrenmitglieder Hans Sahl (gest 2741993) Prof Paul Alsberg Israel (gest am 20806) Adolf Burger Prag und Georg Dreyfus MelbourneBankverbindung Stadtsparkasse Wup-pertal BLZ 33050000 Konto 968768

Stiftung bdquoVerbrannte- und verbannte Dichter- KuumlnstlerInnenldquo Vorstand Hajo Jahn Herbert Beil Dr Rolf Koumlster und Dr Rolf Jessewitsch ndash Kuratorium Ingrid Bacheacuter Hans-Dietrich Genscher Prof Dr Klaus Goebel Ursula Schulz-Dornburg Juumlrgen Serke Prof Dr Christoph Stoumllzl Konto Stadtsparkasse WuppertalBLZ 33050000 Konto 902999

E-Mail redaktionexil-archivde

Web wwwexil-zentrumde wwwexil-archivde www-exil-clubde

  • Infobrief 85_Internetpdf
Page 2: Infobrief 85

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Neues von und uumlber ELS

Bald groumlszligte Sammlung in EuropaDie Else Lasker-Schuumller Gesellschaft bemuumlht sich zur Zeit um den Ankauf von sechs ELS-Originalzeichnungen

aus dem Besitz eines kanadischen Sammlers Fuumlnf ndash einst von den Nazis beschlagnahmt ndash sind gerahmt und die Rahmen von der Kuumlnstlerin be-malt Sollte die Kaufsumme von 57000 Euro uumlber Foumlrderantraumlge zu-sammenkommen haumltten wir dann mit insgesamt 26 Zeichnungen die groumlszligte Sammlung ausserhalb Israels Sie sind als Leihgaben im bdquoZentrum fuumlr verfolgte Kuumlnsteldquo in Solingen so lan-ge diese Einrichtung dort bleibt Dr Ricarda Dick hat dankenswerterweise das notwendige Gutachten fuumlr die po-tentiellen Finanziers geschrieben sie ist Expertin fuumlr ELS-Zeichnungen nicht erst seit ihrem Werkverzeichnis das zugleich Katalog der Ausstellungen in Frankfurt und Berlin war

bdquoElse Lasker-Schuumller-Preiseldquo Bereits zum 10 Mal hat das Pfalzthe-ater Kaiserslautern im Auftrag der Stif-tung Rheinland-Pfalz fuumlr Kultur den bdquoElse Lasker-Schuumller-Dramatikerpreisldquo zur Foumlrderung des deutschsprachigen Dramas in zwei Kategorien ausge-schrieben Der Dramatikerpreis dient mit 15000 Euro der Dramatikerfoumlrde-rung und wird fuumlr ein vorliegendes Gesamtwerk vergeben Der bdquoStuumlcke-preisldquo ist der Nachwuchsfoumlrderung gewidmet Belohnt mit einem Preis-geld von 5000- Euro und einem moumlg-lichen Stipendium fuumlr eine Mitarbeit am Pfalztheater Der Else Lasker-Schuumller-Lyrikpreis den die ELS-Gesellschaft anfangs an Thomas Kling und Friederike Mayrouml-cker vergeben konnte ist ausgesetzt Wir haben fuumlr die finanzielle Ausstat-tung keine Maumlzene mehr gefunden

Die Suche nach geneigten Sponsoren blieb ebenso ergebnislos wie der Ver-such bestehende namenlose Aus-zeichnungen wie den Kulturpreis des rheinischen Sparkassenverbandes nach Else Lasker-Schuumller zu benen-nen

Prinz von Theben-AusstellungWolfgang Fraiszligl Buchhaumlndler hat im Zuge der bdquoCafeacute Europa-Lesungldquo in der Probenfabrik der Badischen Landes-buumlhne in Bruchsal seine umfangreiche Privatsammlung der Oumlffentlichkeit praumlsentiert Titel bdquoElse Lasker-Schuumller - Prinz von Thebenldquo Fraiszligl Mitglied der ELS-Gesellschaft stellte handsig-nierte Exemplare von Erstausgaben der Dichterin vor originale Briefe und Zeichnungen Die Lasker-Schuumller-Ausstellung bot Einblicke in die Re-zeption ihrer Texte durch die bildende Kunst von expressionistischen Zeit-genossen bis zu aktuellen Illustratio-nen ihrer Lyrik

CD Claudia Gahrke spricht Else Lasker-Schuumller-TextebdquoDie kreisende Weltfabrikldquo lautet der Titel einer Audio-CD der Schau-spielerin Claudia Gahrke Solingen die zuletzt mit Guumlnter Lamprecht im bdquoZentrum fuumlr verfolgte Kuumlnsteldquo gelesen hat Die v e r b i n d e n d e n Musiken stammen von Herbert Mit-schke (Tenorsaxofon) Die CD sam-melt Prosatexte um bdquoDie kreisende Weltfabrikldquo von Else Lasker-Schuumller bdquoDas Meerldquo ist ebenso zu finden wie eine Reihe selten zu houmlrender Ge-dichte wie bdquoDer Kartoffelpufferldquo bdquoDie Pavianmutter singt ihr Paviaumlnchen in den Schlafldquo oder bdquoKomm mit mir in das Cinemaldquo Natuumlrlich finden sich auch Klassiker wie bdquoEin alter Tibetteppichldquo und bdquoMein blaues Klavierldquo Die CD erscheint bei dem Solinger Label Valve Records in Zusammenar-beit mit der Else-Lasker-Schuumller-Ge-s e l l s c h a f t ( E A N 4 0 4 2 0 2 3 -037874) Sie ist fuumlr 1290 Euro ab 1 S e p t e m b e r 2 0 1 1 i m Handel

Lasker-Schuumller als AbiturthemabdquoSehr geehrte Damen und Herren der ELS-Gesellschaft ich bin 18 Jahre alt

und mache gerade mein Abitur in Hamburg In der muumlndlichen Abipruuml-fung habe ich mir eine Aufgabe her-ausgesucht die sich mit der Frage beschaumlftigt inwiefern man es Else Lasker-Schuumllers Lyrik anmerkt dass die Verfasserin eine Frau (und neben-bei die einzige weibliche expressionis-tische Schriftstellerin) war Spielt es uumlberhaupt eine Rolle oder gibt es eine Art bdquoweiblichen Expressionismusldquo Bei meiner Recherche bin ich auf Ihre Gesellschaft gestoszligen und frage mich nun ob es Mitglieder unter Ihnen gibt die sich mit dieser Thematik ausei-nander gesetzt haben Oder kennen Sie vielleicht Buumlcher oder Artikel die sich genau mit meiner Fragestellung beschaumlftigen Fuumlr Ihre Hilfe waumlre ich Ihnen sehr dankbar mit freundlichen Gruumlszligen Julia Richter HamburgldquoSolche und aumlhnliche Fragen erreichen uns aus dem In- und Ausland relativ haumlufig Bei der Beantwortung helfen uns Experten unter unseren Mitglie-dern wie Sigrid Bauschinger Ricarda Dick oder Heinz Roumllleke In diesem Fall kam die Antwort von Frau Prof Bauschinger bdquoDie Frage der Abiturientin macht mir Kopfzerbrechen Ich kenne keine Ver-oumlffentlichungen uumlber ELS spezifisch als Expressionistin Sie wird im Allge-meinen nicht zum Expressionismus gezaumlhlt da die Expressionisten erst eine Generation spaumlter in Erscheinung traten Viele allerdings haben ELS geschaumltzt und sie hat manche beein-flusstUntersuchungen zu ELSrsquos weiblichem Schreiben sind wohl eher im Rahmen der amerikanischen gender studies entstanden Auf Deutsch ist eventuell etwas zu dem Thema in dem Band gtAusgesetzte Schoumlpfung Figuren der Souveraumlnitaumlt und Ethik der Differenz in der Prosa Else Lasker-Schuumllerslt (Tuumlbingen 2002) von Doerte Bischoff zu finden Vielleicht auch in dem Sammelband gtWeibliche Rede - Rhe-torik der Weiblichkeit Studien zum Verhaumlltnis von Rhetorik und Ge-schlechterdifferenzlt Hg von Bischoff und Maritna Wagner-Egelhaaf (Frei-burg 2003) Ich habe mich mit dem Unterschied von ELS und Herwarth Walden beschaumlftigt in dem Beitrag gtIch bin Krieger mit dem Herzen er mit dem Kopflt in gtDas literrarische Paarlt Hg von Gislinde Seybert (Bie-lefeld 2003)ldquo

Vereinsinterner Spiegel

Hans Joachim Schaumldlich wird mit dem Joseph Breitbach-Preis fuumlr sein Lebenswerk ausgezeichnet Der Autor sei ein bdquoLakoniker der aus Sproumldheit musikalische Funken schlaumlgtldquo urteilte

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die Jury geradezu lyrisch Seit Er-scheinen seiner ersten Texte im Jahr 1977 sei er bdquoden literarischen Moden durch Selbsttreue und Liebe zur Wahrheit eine Reflexionslaumlnge vo-rausldquo Schaumldlich der einige Jahre als Beiratsmitglied im Vorstand der ELS-Gesellschaft unsere Anliegen unter-stuumltzt hat wurde ua durch seine Romane bdquoTallhoverldquo (1986) und bdquoKo-koschkins Reiseldquo (2010) bekannt Mit ihm wird auch einer der widerstaumlndi-gen ehemaligen DDR-Autoren geehrt Der Joseph Breitbach-Preis ist der houmlchstdotierte deutsche Literaturpreis Die Laudatio bei der Ehrung am 23 September im Stadttheater Koblenz wird die Literaturwissenschaftlerin Ruth Kluumlger halten

Ruth Kluumlger ist mit dem bdquoTheodor Kramer Preis fuumlr Schreiben im Wider-stand und im Exilldquo ausgezeichnet worden In der Begruumlndung heiszligt es ua Die Autorin bdquohat es verstanden fuumlr viele Menschen die Mauer zwi-schen ihnen und der sogenannten Vergangenheit niederzureiszligen Sie hat uns schreibend zu Mitverschworenen im Ringen um persoumlnliche Souveraumlni-taumlt werden lassen Zu ruumlhmen sind die Vielfalt der Formen und der Kenntnis-reichtum mit dem Ruth Kluumlger dem so widerspruumlchlichen Weltinhalt zu Leibe ruumlckt ndash mit dem Gedicht der wissen-schaftlichen Abhandlung dem Essay der Autobiographie und der unter de-ren Dramatik oft verborgenen Erzaumlh-lung ndash im Wissen um die Differenz und das Unrecht zwischen den Ge-schlechtern multiperspektivisch in Vor- und Ruumlckgriffen immer den Zu-sammenhang suchend mit dem Gang der menschlichen Dingeldquo

Jovita Dermota Muumlnchen hat mit ihrem Schau-sp ie lerko l le-gen Jochen Striebeck wie-der eine ein-d r u c k s v o l l e C D a u f g e-n o m m e n bdquoAbschieds-b r i e f e G e-

faumlngnis Tegelldquo Gelesen wird die Kor-respondenz zwischen Helmut James und Freya von Moltke basierend auf dem gleichnamigen Buch das im Ver-lag CH Beck erschienen ist Auf Le-setour durch die Republik ist auch fest terminiert eine Lesung am 21 No-vember 2011 um 1930 h im Katholi-schen Bildungswerk in W-Elberfeld Laurentiusstraszlige in Kooperation mit der Christlich-Juumldischen Gesellschaft

Waltraud Weiszlig Koumlln Gruumlndungsmit-glied der ELS-Gesellschaft hat Grund zum Fei-ern Am 13 Au-gust 2011 wird ihr Einfrau-Un-ternehmen bdquoWort und Mensch-Ver-lagldquo 20 Jahre alt Am 9 Juni 2006 erhielt Waltraud Weiszlig die Ver-dienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik DeutschlandNeben der Veroumlffentlichung zahlrei-cher Einzeltitel hat Waltraud Weiszlig bis heute ca 700 Autor-Innen in jaumlhrlich erscheinenden thematisch sortierten Anthologien ein wundervolles Forum geschaffen ihre Texte zu veroumlffentli-chen und dabei ein breites Netzwerk der Schreiber untereinander aufge-bautAls Autorin erlebte Weiszlig zahlreiche Veroumlffentlichungen Lesungen und Buchvorstellungen Fernseh- und Rundfunkportraumlts im In- und AuslandBesonders viel Wert legt WW auf ihre Else-Lasker-Schuumller-CD vertonte Tex-te von Else Lasker-Schuumller von Ralph Borchardt gesungen von Ralph und Christiane Borchardt und begleitet von Simon Boos an der Klarinette und Bir-git Heydel Geige Waltraud Weiszlig gab im September 2008 ein Buch mit dem Titel bdquoElses Toumlchter und Enkelinnenldquo heraus Da-rin haben sich elf Mitglieder der Else Lasker-Schuumller-Gesellschaft mit Le-ben und Sprache des bdquoPrinzen Jussufldquo beschaumlftigt Margarete Wohlfarth hat jedes Kapitel mit ihren Bildern bdquoJussuf in Thebenldquo vervollstaumlndigt mehr In-formationen und Bestellung uumlber wwwwortundmenschde Geladen zur Jubilaumlumsfeier am 13 August 2011 in der Casa Usera Ven-loer Str 1226 50829 Koumlln sind ab 11 Uhr alle Autoren des Verlags An die-sem Tag wird auch das neueste Buch die Krimi-Anthologie bdquoDie letzte Rose luumlgt nichtldquo in Lesungen vorgestellt Daruumlber hinaus erwartet die Gaumlste ein buntes ProgrammMaria Sassin

Albrecht Duumlmling Musikwissen-schaftler in Berlin wurde durch den australischen aus Wuppertal stam-menden Komponisten George Dreyfus angeregt sich mit den nach Australien geflohenen Musikern zu beschaumlftigen Gefoumlrdert durch die Deutsche For-schungsgemeinschaft war er seit 1995 mehrfach in Downunder hat Betroffe-ne interviewt und in Archiven recher-chiert Dabei stieszlig er auf viel mehr Namen als urspruumlnglich angenom-men Jetzt endlich ist das Buch fertigbdquoAls nach 1933 viele Musiker vom NS-Regime aus Deutschland und Oumlster-reich vertrieben wurden fuumlhrte die Flucht manche bis ins ferne Australi-en Hier mussten sie sich eine neue Existenz aufbauen Waumlhrend es eini-gen wenigen gelang die Musikkultur ihrer neuen Heimat entscheidend mit zu praumlgen wurden andere als feindli-che Auslaumlnder interniert und oft zum Wechsel des Berufs gedraumlngt So ver-schwanden sie auf doppelte Weise und fielen nicht selten dem Vergessen anheimDas Buch ist das Ergebnis einer jahre-langen Spurensuche in Archiven Es lebt aber ebenso von den Erkenntnis-sen aus zahllosen Gespraumlchen mit Uumlberlebenden und Zeitzeugen Damit gelingt es Albrecht Duumlmling ein neu-es bisher kaum beachtetes Kapitel der Kulturgeschichte des Exils aufzu-

schlagen Das Buch legt Zeug-nis ab vom per-soumlnl ichen Mut der verschwun-denen Musiker von ihrem Uumlber-lebenswillen und Pioniergeist vor dem Hintergrund der rassischen

politischen oder religioumlsen Verfolgung durch das Dritte ReichldquoAutor Duumlmling (Foto) ist Mitglied der ELS-Gesellschaft und Vorsitzender von bdquomusica reanimataldquo dem Foumlrder-verein zur Wiederentdeckung NS-ver-folgter Komponisten und ihrer Werke Berlin

Albrecht Duumlmling bdquoDie verschwun-denen Musiker Juumldische Fluumlchtlinge in Australienldquo 444 S 43 sw-Abbil-dungen 15 Tafeln euro 4990 ISBN 978-3-412-20666-6Zu dieser Nachricht passt die Mel-dung dass der Foumlrderkreis Denkmal fuumlr die ermordeten Juden Europas in Partnerschaft mit musica reanimata eine Konzertreihe im Ausstellungspa-villon neben dem Holocaust-Denkmal in Berlin-Mitte (Cora-Berliner-Straszlige 2 Ecke Hannah-Arendt-Straszlige 10117 Berlin) veranstaltet Dort wird auch bis zum 31 Dezember 2011 die Ausstel-

Herta Muumlller und Hans Joachim Schaumldlich beim ELS-Forum in Jerusalem Foto Manfred Brusten

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lung Von den Nazis verfemte Kom-ponisten verdraumlngt vertrieben er-mordet gezeigt in der neben einer Uumlbersicht uumlber Hintergruumlnde der Ver-folgung die Schicksale von 20 Kom-ponisten und Komponistinnen darge-stellt sind teilweise mit Houmlrbeispielen

Georg Dreyfus hat ein ganz spezifi-sches Verhaumlltnis zu Else Lasker-Schuuml-l e r W i e s i e entstammt er einer alteingesessenen

Elberfelder Familie und musste seine Heimat verlassen Die poetische Me-lancholie der Dichterin setzt er sensi-bel in seinen Kompositionen umBei einer Matineacutee am 11 September um 11 h im Solinger bdquoZentrum fuumlr ver-folgte Kuumlnsteldquo werden ua vier Ge-dichte zu einem Zyklus zusammenge-fuumlgt Sie entstanden in juumlngster Zeit und erklingen hier als UrauffuumlhrungDreyfus der in Australien ein interna-tional anerkannter Komponist wurde hat Kammermusik populaumlre Songs Filmmusik sowie Sinfonische Werke und mehrere erfolgreiche Opern ge-schrieben Als Praktiker Dirigent und Fagottist hat er sich unermuumldlich fuumlr die Verbreitung seiner Werke einge-setztNun tritt sein Sohn Jonathan in seine bdquoFuszligstapfenldquo er ist ebenfalls schon ein gesuchter FilmkomponistDas Wuppertaler Kammerorchester von Hanna Watzke hat dieses reich-haltige Programm fuumlr den 11 Sep-tember sorgfaumlltig erarbeitet Wir koumln-nen auf ein gewichtiges Musik-Ereig-nis gespannt sein Solisten Silvia Huhmann Carina Sohn Kristina Strack Andrea Wingen ndash Gesang Gerd Dowedeit-Bellinghau-sen ndash OboeEnglisch HornDreyfus hat seit 1966 fast alljaumlhrlich seine Heimatstadt besucht an der er sehr haumlngt Er hat die Leitung dieses Konzerts uumlbernommenWelcome George

Hartmut KlugAndreas Schaumlfer Regisseur und Au-tor aus Solingen hatte auf Wunsch des ELSG-Vorstands ein Konzept fuumlr ein regelmaumlszligiges Musikforum unter dem Titel bdquoVerwehte Toumlneldquo ausgear-beitet Der Antrag auf Finanzierung vom Kunstmuseum SolingenZentrum fuumlr verfolgte Kuumlnste an die bdquoRegionale Kulturfoumlrderungldquo im bergischen Land gestellt blieb erfolglos weil der Haus-halt der NRW-Landesregierung vom Verfassungsgericht in Muumlnster abge-lehnt wurde

Anant Kumar indisch-deutscher Au-tor hat vom Hessischen Ministerium fuumlr Wissenschaft amp Kunst Wiesbaden

ein Arbeitsabschluszligstipendium fuumlr den Erzaumlhlband FRIDO ndash Eine deutsche Stimme erhalten Die finanzielle Foumlr-derung soll das Ausfeilen des circa dreihundertseitigen Erzaumlhlbands un-terstuumltzenAlicia Fassel Bonn gastierte im Mai im bdquoMaison Heinrich Heineldquo in Paris mit ihrem Rose Auslaumlnder-Programm Der Titel bdquoIch bekenne mich zum Men-schenldquo ist ein Zitat der Dichterin Den musikalischen gestaltete die Cellistin Eva Susanne Ruoff mit Kompositio-nen des Remscheider Kantors Christ-oph Spengler Beide Kuumlnstlerinnen haben auch ein ELS-Programm im Repertoire

Neue MitgliederAngelika UeberholzSolingen Ulrich Schuumltte Remagen Ludivine van Ga-ver Berlin

Wir trauern umFuad Rifka der am 14 Mai 2011 80jaumlhrig in Beirut gestorben ist Er zaumlhlte er zu den groszligen Erneuerern der arabischen Lyrik Seine literari-sche Praumlgung verdankt Rifka der deutschen Literatur Seine zahlreichen Uumlbersetzungen machten die Araber

erstmals mit der Lyrik von Goethe Novalis Houmllderlin Rilke und Trakl be-kannt die auch seine eigene Dichtung praumlgten Die deutsche Lyrik sagt er ist ein Freund mit dem ich ruhig im selben Haus wohnen kann Fuumlr seine Verdienste um die Vermittlung der deutschen Literatur erhielt er 2010 in Weimar die Goethe-Medaille In seiner Generation ein Auszligenseiter praumlgte er die um eine neue unpraumltentioumlse Sprache bemuumlhten juumlngeren arabi-schen Lyriker umso staumlrker Fuad Rif-ka war ein Grenzgaumlnger zwischen Orient und Okzident zwischen arabi-scher und europaumlischer Denkungsart zwischen Islam und Christentum zwi-schen Philosophie und Dichtung 1930 in Syrien geboren wuchs er im Liba-non auf und studierte in Beirut Er promovierte in Tuumlbingen uumlber die Aumls-thetik bei Heidegger und lehrte in Bei-rut Philosophie Cornelia Jentzsch charakterisierte Fuad Rifka der seit einer von uns veranstalteten Lesung im Fruumlhjahr 1997 Mitglied der ELS-

Gesellschaft war im Deutschlandfunk so Der syrisch-libanesische Dichter ist eine Ausnahmeerscheinung unter den arabischen Dichtern Ganz im Gegensatz zur orientalischen Sprach-fuumllle und zur oft betraumlchtlichen Zahl der Verse die erst wie Perlen auf eine lange Schnur gereiht ein anerkanntes Gedicht ergeben arbeitet Rifka mit knappen Mitteln Mit bewusst schlich-ter Sprache und auf ein Mindestmaszlig beschraumlnktem Wortschatz erreicht seine Dichtung eine tiefe Klarheit eine fuumlhlbare Naumlhe zum steten Kreislauf des Kosmos Dazu als BeispielIn unserer Nacht scheint die Sonne uumlber dem Kaukasus In den Naumlchten des Kaukasus scheint die Sonne uumlber Alaska In den Naumlchten Alaskas scheint die Sonne uumlber dem Himala-ja In den Naumlchten des Himalaja scheint die Sonne uumlber dem Olymp In den Naumlchten des Olymp scheint die Sonne uumlber Sannin In der Nacht Scheint immer die SonneHans Keilson Der Schriftsteller und Psychoanalytiker starb im Alter von 101 Jahren in Hilversum Erst kurz zuvor hatte er im Buch Da steht mein Haus - wie immer im S Fischer Ver-lag - die Erinnerungen an sein beweg-tes Leben veroumlffentlicht Seine Eltern von den Nazis deportiert wurden in Auschwitz ermordet Der Sohn fluumlch-tete in die Niederlande Nach dem Krieg behandelte er juumldische Waisen deren Eltern im Holocaust umgekom-men waren Seine Aufzeichnungen uumlber deren Traumatisierung gelten als Standardwerk Von 1985 bis 1988 war er Praumlsident des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland (Exil-PEN) Als Mitglied der ELS-Ge-sellschaft hat er an Foren und ande-ren Veranstaltungen in Wuppertal teil-genommenKeilson wurde am 12 Dezember 1909 in Bad Freienwalde bei Berlin gebo-

ren Sein erster Roman laquoDas Leben geht weiterraquo ein autobiografischer Bericht uumlber eine Jugend nach dem (Ersten Welt-)Krieg erschien 1933 und wurde bald darauf von den Nazis verboten Erst 50 Jahre spaumlter wurde das Werk wieder aufgelegt Der Schmerz dass er seine ebenfalls nach Holland geflohenen Eltern nicht hatte schuumltzen koumlnnen quaumllte ihn sein ganzes Leben Der juumldische Arzt Hans

Foto Maik Schuck Goethe Institut

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Keilson uumlberlebte weil er bereits 1936 in die Niederlande emigriert war Waumlh-rend der deutschen Besatzung be-wahrten ihn fliessendes Hollaumlndisch gefaumllschte Papiere und gute Freunde vor dem Entdecktwerden Er lebte spaumlter in Bussum bei Amsterdam als Facharzt fuumlr Psychiatrie Das Schrei-ben von Lyrik Prosa und wissen-schaftlicher Buumlcher bewahrte ihn vor Hass und Rachegefuumlhlen sagte er immer wieder 1990 ndash nach dem Fall der Mauer ndash wurde er Ehrenbuumlrger von Bad Freienwalde Zum 100 Ge-burtstag wurde an seinem Geburts-haus eine Gedenktafel angebracht Als Meisterwerke bezeichnete die laquoNew York Timesraquo im August 2010 zwei seiner Buumlcher hob Keilson auf die Titelseite und nannte ihn gar ein Genie Sein Werk wird jetzt in vielen Laumlndern erstmals erscheinen wie S Fischer mitteilte Ruhm und Auszeich-nungen kamen spaumlt aber sie kamen Hans Keilson hat das noch erleben koumlnnen

Andreas Steffens Schriftsteller und Philosoph in Wuppertal legt mit seiner neuen Buchveroumlffentlichung bdquoOnto-anthropologieldquo eine erste Grundle-gung jener lsquoKulturontologielsquo vor deren Erfordernis das Ergebnis seiner ge-schichtsphilosophischen Bilanzsbquo bdquoPhi-

losophie des 20 Jahr-hunder ts oder Die Wiederkehr des Men-schenldquo von 1999 war Sie fuumlhrt seine Studien zur Rekonstruktion der Anthropologie im Hori-zont der Erfahrung der

Geschichte fort Als deren systemati-sches bdquoProgrammldquo bildet sie die Grundlage einer Reihe von Untersu-chungen der Grundbedingungen des menschlichen Daseins Die bdquoOnto-anthropologieldquo legt die Voraussetzun-gen der sbquoAnthropoaumlsthetiklsquo dar deren Konzept zuerst in der sbquoPoetik der Weltlsquo (1995) erprobt und mit der bdquoSelbst-Bil-dungldquo (2011) erweitert wurdeAndreas Steffens bdquoOntoanthropolo-gieldquo 284 S Broschur euro 2000 Nord-Park Verlag Wuppertal ISBN 978-3-935421-55-3

Hetz-KongressAm 7 Mai fand die bdquo9 Konferenz der Palaumlstinenser in Europaldquo in Wuppertal statt Was wie ein Volksfest aussah entpuppte sich auch als Politspekta-kel Schon der Untertitel haumltte die Verantwortlichen im Wuppertaler Rat-haus hellhoumlrig werden lassen muumlssen bdquoDie Generation Ruumlckkehr kennt ihren Wegldquo So waren denn auch Ausstel-lungs- und Kleidungsstuumlcke mit Abbil-dungen von Karten des Nahen Ostens

ohne Israel dargestellt Wuppertal ist Partnerstadt von Beer Sheva Die Kommune im Negev ist von Gaza aus

mit Raketen beschossen worden Kein Wunder dass Leonid Goldberg der Vorsitzende der Juumldischen Kultusge-meinde in der bdquoJerusalem Postldquo mit den Worten zitiert wurde bdquoIch schaumlme mich fuumlr Wuppertalldquo Hajo Jahn Vor-sitzender der ELS-Gesellschaft war in der Unihalle um sich selbst ein Bild von der Konferenz zu machen Bei fruumlheren Zusammenkuumlnften in europauml-ischen Groszligstaumldten war von extremis-tischen Hamas-Rednern gegen Israel gehetzt worden Jahn verwies auf ei-ner Protestveranstaltung in Wuppertal (Foto) auf Else Lasker-Schuumller die stets fuumlr die Versoumlhnung der Araber und Juden eingetreten sei In ihrem Sinne forderte er zwei Staaten in ge-genseitiger Anerkennung und Gleich-berechtigung als Friedensloumlsung

Buchtipps

Umstrittener bdquoGettokoumlnigldquo

Uumlber den Nutzwert eines MenschenWer entscheidet daruumlber Wiegt ein geopfertes Leben ein gerettetes auf Wieweit darf man gehen um Men-schen zu retten Der polnische hier-zulande wenig bekannte Schriftsteller Andrzej Bart gibt in seinem furiosen Roman bdquoDie Fliegenfaumlngerfabrikldquo sein deutsches Debuumlt Mit postmodernen Mitteln hat er einen Gerichtsthriller uumlber eine der umstrittensten Personen des Holocaust-Dramas geschrieben Mordechai Chaim Rumkowski war der Vorsitzende des Getto-Judenrates von Lodz Die Geschichte weiszlig immer noch nicht wie sie mit ihm umgehen soll nicht einmal sein Verteidiger der in seinem Plaumldoyer aus einem be-ruumlhmten Prozess zitiert bdquoMan kann kein schuldloser Regent sein Allzu offensichtlich ist der Wahnsinn der Herrschendenldquo Es sind die Worte von Saint-Just im Verfahren gegen Ludwig XVI Die Bewertung des letzten Kouml-nigs der Franzosen faumlllt aumlhnlich zwie-spaumlltig aus wie die des juumldischen bdquoGettokoumlnigsldquo Einerseits ein gel-tungssuumlchtiger Egomane der sich wie ein absolutistischer Herrscher auf-

spielte und den Nazis bei der Umset-zung der bdquoEndloumlsungldquo half Anderer-seits ein genialer Organisator der das Getto der alten polnisch-deutsch-juumldi-schen Stadt Lodz als Produktionsstaumlt-te fuumlr Wehrmachtsausruumlstungen den Deutschen unentbehrlich machte und so mehrere Tausend Menschen vor dem Tod bewahrte Die Idee des lite-rarischen Welttheaters mit Anspielun-gen an das Juumlngste Gericht praumlgt die-sen originellen Roman der Hannah Arendt und Sigmund Freud als Zeu-gen aufbietet mal duumlster mal heiter- ironisch mal mit historischen mal mit literarischen Bezuumlgen und Zitaten bril-liert Dieses Buch uumlber Anstand und guten Geschmack bewegt von der ersten bis zur letzten Seite Es ist ndash so die Kritikerin Marta Kijowska ndash bdquoein Leseerlebnis besonderer ArtldquoAndrzej Bart bdquoDie Fliegenfaumlngerfab-rikldquo 264 Seiten Schoumlffling Verlag ISBN 978-3-89561-295-4 euro 1995

Die Dichterin als Romanfigur

Eigentlich ist die Uumlberschrift ein wenig irrefuumlhrend Denn obwohl der Leser Else Lasker-Schuumller gleich mehrfach begegnet ist sie keine fiktive Roman-figur Uumlberzeugend dennoch der Kunstgriff mit dem der israelische Au-tor Chaim Bersquoer die Dichterin und an-dere Persoumlnlichkeiten der Berliner Kulturszene in die Handlung seines Buchs uumlber Buumlcher einbezieht Der 66jaumlhrige ist ein Verehrer des bdquoPrinzen Jussufldquo wie er bei einem Besuch im Buumlro der ELS-Gesellschaft anlaumlsslich einer Lesereise erzaumlhlte bdquoBebelplatzldquo hat er weitgehend im Ber-liner Grunewald geschrieben Sonst arbeitet er als Lektor im renommierten israelischen Literaturverlag Am Oved und lehrt Literatur an der Universitaumlt Tel Aviv Der vorliegende Roman spie-gelt aus heutiger Sicht die Buumlcherver-brennungen von 1933 Er thematisiert die Liebe zu Buumlchern die groumlszliger sein kann als die Liebe zu Frau und Kind Passionierte Buchjaumlger Gelehrte Lektoren und Dichter wie Else Lasker-Schuumller treffen aufeinander um die Kraft des Buches zu preisen Fiktive Charaktere treiben die Handlung vo-ran doch erzaumlhlt Beer ebenso von Begegnungen mit real existierenden Personen wie der Mutter seiner Uumlber-setzerin dem Sohn eines Nazi-Offi-ziers und Charles Berlin der in Har-vard eine Israeliana-Bibliothek auf-bauteAn der Seite des Antiquars Salomon Rappoport besucht der Erzaumlhler die Gedenkstaumltte Gleis 17 die Villa der bdquoWannseekonferenzldquo und den Platz der dem Buch den Titel gab Un-scheinbar und doch geschichtstraumlch-tig Anekdotenreich ist dieses lesens-

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werte Buch das sich auch um die Frage nach der Be-r e c h t i g u n g von Literatur dreht Doch man braucht Geduld beim Lesen dieses Werkes das auf viele Ne-b e n s c h a u-plaumltze aus-weicht Be-lohn t w i rd wer es liebt Gedanken zu fo lgen d ie v o n p o e t i-s c h e n u n d b i b l i s c h e n Zitaten abge-rundet werden Beer fuumlhrt den Leser durch sein Berlin und nimmt ihn mit nach Tel Aviv Jerusalem Duumlsseldorf Frankfurt und Worms Fuumlr Menschen wie ihn sagt der Autor sei Deutsch-land der richtige Ort denn schlieszliglich sei der Philosoph Moses Mendels-sohn der Vater aller nicht religioumlsen Juden Aber auch die eigene deutsche Herkunft war Chaim Beer beim Schreiben seines Romans stets be-wusst

Chaim Bersquoer bdquoBebelplatzldquoaus dem Hebraumlischen 352 Seiten Berlin Ver-lag ISBN 3827008611 2490 EuroDer Bebelplatz in Berlin hieszlig bis 1947 bdquoOpernplatzldquo Unter den Zuschauern am 10 Mai 1933 war zufaumlllig auch Erich Kaumlstner der wohl einzige Autor der Augenzeuge vom Verbrennen sei-ner Buumlcher wurde

Termine 2011

Dienstag 28 Juni und Montag 4 Juli 2011 Universitaumlt HamburgProf Doumlrte Bischoff von der Hambur-ger Forschungsstelle fuumlr deutsche Exilliteratur weist auf zwei Sommer-semester-Veranstaltungen hin28 Juni 19 h Staatsbibliothek Podi-umsdiskussion bdquoExil und Exilfor-schung Aspekte ihrer Aktualitaumltldquo mit Ursula Krechel Aris Fioretos Su-sanne Komfort-Hein und Klaus

Briegleb Zur Diskussion stehen aktu-elle Moumlglichkeiten und Formen des Umgangs mit dem Exil 1933-45 und sein Fortwirken in der Gegenwart Ur-sula Krechel wird zuvor aus ihrem Roman Shanghai fern von wo lesen und Aris Fioretos aus seinem Roman Der letzte GriecheAm 4 Juli 18 h Staatsbibliothek Prof Primus-Heinz Kucher Universitaumlt Klagenfurt stellt das Gemeinschafts-Projekt bdquoErste BriefeFirst Letters aus dem Exil 1945ndash1950ldquo vor bei dem es um erste Kontaktaufnahmen zwischen ExilantInnen und im Land Gebliebenen nach dem Zweiten Welt-krieg und vor allem um die Frage geht ob und wie nach Vertreibung Diffamierung Exil und innerer Emigra-tion Gespraumlche moumlglich waren Be-gleitend dazu Lesung aus Briefen ua aus dem Archiv der Walter A Be-rendsohn-Forschungsstelle

Mittwoch 29 Juni 2011 - 1800 hWorms Das Wormser - Theater Hannelore HogerMusikalische Lesung mit DJ Patex amp Manuel Scuzzo Hannelore Hoger liest aus bdquoDer Malikldquo Der Briefroman von Else Lasker-Schuumller ist eine bdquoKai-sergeschichte mit Bildern und Zeich-nungenldquo erschienen 1919 als Aus-druck fuumlr eine einzigartige Kuumlnstler-freundschaft

So 11 September 1100 h Zentrum fuumlr verfolgte Kuumlnste Solingen Wuppertaler Str

160 Urauffuumlhrungen von George Dreyfus Vertonungen von Else Las-ker-Schuumller-Lyrik - siehe auch Seite 4

Do 15 September 2000 hSankt Augustin Haus Menden - An der Alten Kirche 3bdquoTiefer beugen sich die Sterneldquo

Nina Hoger liest Lyrik und Prosa von Else Lasker-SchuumllerMusik Ensemble Noistenwwwsankt-augustinde

Mittwoch 20 September 2011 1900 UhrCafeacute Leo in der Bergischen VHS Wuppertal-Barmen Bachstr15Schindlers Witwe bdquoIch Emilie Schi-ndler ndash Erinnerungen einer Unbeug-samen ldquoVortrag Erika Rosenberg ArgentinienErika Rosenberg berichtet aus erster Hand uumlber die Schindlers die in die Geschichte eingegangen sind in Isra-el geehrt als bdquoGerechte unter den Voumll-kernldquo

Termin-VorschauSo 30 Oktober Zentrum fuumlr verfolgte Kuumlnste Solingen Veranstaltung zum 70 Todes-

tag von Herwarth Walden und die Gruumlndung der beruumlhmten STURM-Ga-lerie vor 100 Jahren Vortrag von Tochter Sina Walden Klavierkomposi-tionen von Herwarth Walden spielt Marc Reichow

Als Angela Winkler am 1 Mai 2011 zur Finissage der Ausstellung bdquoElse Lasker-Schuumller Die Bilderldquo im bdquoHamburger Bahnhofldquo zu Berlin las lautete die Schlussbilanz des Verein der Freunde der Nationalga-lerie Berlin 50554 Besucher und ca 700 verkaufte Kataloge Die sind uumlbrigens uumlber die Geschaumlftsstelle der ELS-Gesellschaft nach wie vor zum Preis von 30-euro zu beziehen

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ImpressumRedaktion Hajo JahnTechnische Realisation Markus Kartzig Guumlnther Sauer und Doris RotherElse-Lasker-Schuumller-Gesellschaft eVHerzogstr 42 D-42103 Wuppertal Tel 0202-305198 Fax 0202-7475433

E-Mail vorstandelse-lasker-schueler-gesellschaftde Web wwwelse-lasker-schueler-gesellschaftde Vorsitzender Hajo Jahn Stellv Vorsitz Heiner Bontrup Schatzmeister Klaus K Otto Pressesprecherin Martina Steimer Schriftfuumlhrerin Anne Greveacute Beisitzer Prof Dr Manfred Brusten Monika Fey Dorothee Kleinherbers-Bo-den Wolfgang Drost Bernd Passmann sowie die Autoren Ulla Hahn und Jiři Gruša

Ehrenmitglieder Hans Sahl (gest 2741993) Prof Paul Alsberg Israel (gest am 20806) Adolf Burger Prag und Georg Dreyfus MelbourneBankverbindung Stadtsparkasse Wup-pertal BLZ 33050000 Konto 968768

Stiftung bdquoVerbrannte- und verbannte Dichter- KuumlnstlerInnenldquo Vorstand Hajo Jahn Herbert Beil Dr Rolf Koumlster und Dr Rolf Jessewitsch ndash Kuratorium Ingrid Bacheacuter Hans-Dietrich Genscher Prof Dr Klaus Goebel Ursula Schulz-Dornburg Juumlrgen Serke Prof Dr Christoph Stoumllzl Konto Stadtsparkasse WuppertalBLZ 33050000 Konto 902999

E-Mail redaktionexil-archivde

Web wwwexil-zentrumde wwwexil-archivde www-exil-clubde

  • Infobrief 85_Internetpdf
Page 3: Infobrief 85

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die Jury geradezu lyrisch Seit Er-scheinen seiner ersten Texte im Jahr 1977 sei er bdquoden literarischen Moden durch Selbsttreue und Liebe zur Wahrheit eine Reflexionslaumlnge vo-rausldquo Schaumldlich der einige Jahre als Beiratsmitglied im Vorstand der ELS-Gesellschaft unsere Anliegen unter-stuumltzt hat wurde ua durch seine Romane bdquoTallhoverldquo (1986) und bdquoKo-koschkins Reiseldquo (2010) bekannt Mit ihm wird auch einer der widerstaumlndi-gen ehemaligen DDR-Autoren geehrt Der Joseph Breitbach-Preis ist der houmlchstdotierte deutsche Literaturpreis Die Laudatio bei der Ehrung am 23 September im Stadttheater Koblenz wird die Literaturwissenschaftlerin Ruth Kluumlger halten

Ruth Kluumlger ist mit dem bdquoTheodor Kramer Preis fuumlr Schreiben im Wider-stand und im Exilldquo ausgezeichnet worden In der Begruumlndung heiszligt es ua Die Autorin bdquohat es verstanden fuumlr viele Menschen die Mauer zwi-schen ihnen und der sogenannten Vergangenheit niederzureiszligen Sie hat uns schreibend zu Mitverschworenen im Ringen um persoumlnliche Souveraumlni-taumlt werden lassen Zu ruumlhmen sind die Vielfalt der Formen und der Kenntnis-reichtum mit dem Ruth Kluumlger dem so widerspruumlchlichen Weltinhalt zu Leibe ruumlckt ndash mit dem Gedicht der wissen-schaftlichen Abhandlung dem Essay der Autobiographie und der unter de-ren Dramatik oft verborgenen Erzaumlh-lung ndash im Wissen um die Differenz und das Unrecht zwischen den Ge-schlechtern multiperspektivisch in Vor- und Ruumlckgriffen immer den Zu-sammenhang suchend mit dem Gang der menschlichen Dingeldquo

Jovita Dermota Muumlnchen hat mit ihrem Schau-sp ie lerko l le-gen Jochen Striebeck wie-der eine ein-d r u c k s v o l l e C D a u f g e-n o m m e n bdquoAbschieds-b r i e f e G e-

faumlngnis Tegelldquo Gelesen wird die Kor-respondenz zwischen Helmut James und Freya von Moltke basierend auf dem gleichnamigen Buch das im Ver-lag CH Beck erschienen ist Auf Le-setour durch die Republik ist auch fest terminiert eine Lesung am 21 No-vember 2011 um 1930 h im Katholi-schen Bildungswerk in W-Elberfeld Laurentiusstraszlige in Kooperation mit der Christlich-Juumldischen Gesellschaft

Waltraud Weiszlig Koumlln Gruumlndungsmit-glied der ELS-Gesellschaft hat Grund zum Fei-ern Am 13 Au-gust 2011 wird ihr Einfrau-Un-ternehmen bdquoWort und Mensch-Ver-lagldquo 20 Jahre alt Am 9 Juni 2006 erhielt Waltraud Weiszlig die Ver-dienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik DeutschlandNeben der Veroumlffentlichung zahlrei-cher Einzeltitel hat Waltraud Weiszlig bis heute ca 700 Autor-Innen in jaumlhrlich erscheinenden thematisch sortierten Anthologien ein wundervolles Forum geschaffen ihre Texte zu veroumlffentli-chen und dabei ein breites Netzwerk der Schreiber untereinander aufge-bautAls Autorin erlebte Weiszlig zahlreiche Veroumlffentlichungen Lesungen und Buchvorstellungen Fernseh- und Rundfunkportraumlts im In- und AuslandBesonders viel Wert legt WW auf ihre Else-Lasker-Schuumller-CD vertonte Tex-te von Else Lasker-Schuumller von Ralph Borchardt gesungen von Ralph und Christiane Borchardt und begleitet von Simon Boos an der Klarinette und Bir-git Heydel Geige Waltraud Weiszlig gab im September 2008 ein Buch mit dem Titel bdquoElses Toumlchter und Enkelinnenldquo heraus Da-rin haben sich elf Mitglieder der Else Lasker-Schuumller-Gesellschaft mit Le-ben und Sprache des bdquoPrinzen Jussufldquo beschaumlftigt Margarete Wohlfarth hat jedes Kapitel mit ihren Bildern bdquoJussuf in Thebenldquo vervollstaumlndigt mehr In-formationen und Bestellung uumlber wwwwortundmenschde Geladen zur Jubilaumlumsfeier am 13 August 2011 in der Casa Usera Ven-loer Str 1226 50829 Koumlln sind ab 11 Uhr alle Autoren des Verlags An die-sem Tag wird auch das neueste Buch die Krimi-Anthologie bdquoDie letzte Rose luumlgt nichtldquo in Lesungen vorgestellt Daruumlber hinaus erwartet die Gaumlste ein buntes ProgrammMaria Sassin

Albrecht Duumlmling Musikwissen-schaftler in Berlin wurde durch den australischen aus Wuppertal stam-menden Komponisten George Dreyfus angeregt sich mit den nach Australien geflohenen Musikern zu beschaumlftigen Gefoumlrdert durch die Deutsche For-schungsgemeinschaft war er seit 1995 mehrfach in Downunder hat Betroffe-ne interviewt und in Archiven recher-chiert Dabei stieszlig er auf viel mehr Namen als urspruumlnglich angenom-men Jetzt endlich ist das Buch fertigbdquoAls nach 1933 viele Musiker vom NS-Regime aus Deutschland und Oumlster-reich vertrieben wurden fuumlhrte die Flucht manche bis ins ferne Australi-en Hier mussten sie sich eine neue Existenz aufbauen Waumlhrend es eini-gen wenigen gelang die Musikkultur ihrer neuen Heimat entscheidend mit zu praumlgen wurden andere als feindli-che Auslaumlnder interniert und oft zum Wechsel des Berufs gedraumlngt So ver-schwanden sie auf doppelte Weise und fielen nicht selten dem Vergessen anheimDas Buch ist das Ergebnis einer jahre-langen Spurensuche in Archiven Es lebt aber ebenso von den Erkenntnis-sen aus zahllosen Gespraumlchen mit Uumlberlebenden und Zeitzeugen Damit gelingt es Albrecht Duumlmling ein neu-es bisher kaum beachtetes Kapitel der Kulturgeschichte des Exils aufzu-

schlagen Das Buch legt Zeug-nis ab vom per-soumlnl ichen Mut der verschwun-denen Musiker von ihrem Uumlber-lebenswillen und Pioniergeist vor dem Hintergrund der rassischen

politischen oder religioumlsen Verfolgung durch das Dritte ReichldquoAutor Duumlmling (Foto) ist Mitglied der ELS-Gesellschaft und Vorsitzender von bdquomusica reanimataldquo dem Foumlrder-verein zur Wiederentdeckung NS-ver-folgter Komponisten und ihrer Werke Berlin

Albrecht Duumlmling bdquoDie verschwun-denen Musiker Juumldische Fluumlchtlinge in Australienldquo 444 S 43 sw-Abbil-dungen 15 Tafeln euro 4990 ISBN 978-3-412-20666-6Zu dieser Nachricht passt die Mel-dung dass der Foumlrderkreis Denkmal fuumlr die ermordeten Juden Europas in Partnerschaft mit musica reanimata eine Konzertreihe im Ausstellungspa-villon neben dem Holocaust-Denkmal in Berlin-Mitte (Cora-Berliner-Straszlige 2 Ecke Hannah-Arendt-Straszlige 10117 Berlin) veranstaltet Dort wird auch bis zum 31 Dezember 2011 die Ausstel-

Herta Muumlller und Hans Joachim Schaumldlich beim ELS-Forum in Jerusalem Foto Manfred Brusten

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lung Von den Nazis verfemte Kom-ponisten verdraumlngt vertrieben er-mordet gezeigt in der neben einer Uumlbersicht uumlber Hintergruumlnde der Ver-folgung die Schicksale von 20 Kom-ponisten und Komponistinnen darge-stellt sind teilweise mit Houmlrbeispielen

Georg Dreyfus hat ein ganz spezifi-sches Verhaumlltnis zu Else Lasker-Schuuml-l e r W i e s i e entstammt er einer alteingesessenen

Elberfelder Familie und musste seine Heimat verlassen Die poetische Me-lancholie der Dichterin setzt er sensi-bel in seinen Kompositionen umBei einer Matineacutee am 11 September um 11 h im Solinger bdquoZentrum fuumlr ver-folgte Kuumlnsteldquo werden ua vier Ge-dichte zu einem Zyklus zusammenge-fuumlgt Sie entstanden in juumlngster Zeit und erklingen hier als UrauffuumlhrungDreyfus der in Australien ein interna-tional anerkannter Komponist wurde hat Kammermusik populaumlre Songs Filmmusik sowie Sinfonische Werke und mehrere erfolgreiche Opern ge-schrieben Als Praktiker Dirigent und Fagottist hat er sich unermuumldlich fuumlr die Verbreitung seiner Werke einge-setztNun tritt sein Sohn Jonathan in seine bdquoFuszligstapfenldquo er ist ebenfalls schon ein gesuchter FilmkomponistDas Wuppertaler Kammerorchester von Hanna Watzke hat dieses reich-haltige Programm fuumlr den 11 Sep-tember sorgfaumlltig erarbeitet Wir koumln-nen auf ein gewichtiges Musik-Ereig-nis gespannt sein Solisten Silvia Huhmann Carina Sohn Kristina Strack Andrea Wingen ndash Gesang Gerd Dowedeit-Bellinghau-sen ndash OboeEnglisch HornDreyfus hat seit 1966 fast alljaumlhrlich seine Heimatstadt besucht an der er sehr haumlngt Er hat die Leitung dieses Konzerts uumlbernommenWelcome George

Hartmut KlugAndreas Schaumlfer Regisseur und Au-tor aus Solingen hatte auf Wunsch des ELSG-Vorstands ein Konzept fuumlr ein regelmaumlszligiges Musikforum unter dem Titel bdquoVerwehte Toumlneldquo ausgear-beitet Der Antrag auf Finanzierung vom Kunstmuseum SolingenZentrum fuumlr verfolgte Kuumlnste an die bdquoRegionale Kulturfoumlrderungldquo im bergischen Land gestellt blieb erfolglos weil der Haus-halt der NRW-Landesregierung vom Verfassungsgericht in Muumlnster abge-lehnt wurde

Anant Kumar indisch-deutscher Au-tor hat vom Hessischen Ministerium fuumlr Wissenschaft amp Kunst Wiesbaden

ein Arbeitsabschluszligstipendium fuumlr den Erzaumlhlband FRIDO ndash Eine deutsche Stimme erhalten Die finanzielle Foumlr-derung soll das Ausfeilen des circa dreihundertseitigen Erzaumlhlbands un-terstuumltzenAlicia Fassel Bonn gastierte im Mai im bdquoMaison Heinrich Heineldquo in Paris mit ihrem Rose Auslaumlnder-Programm Der Titel bdquoIch bekenne mich zum Men-schenldquo ist ein Zitat der Dichterin Den musikalischen gestaltete die Cellistin Eva Susanne Ruoff mit Kompositio-nen des Remscheider Kantors Christ-oph Spengler Beide Kuumlnstlerinnen haben auch ein ELS-Programm im Repertoire

Neue MitgliederAngelika UeberholzSolingen Ulrich Schuumltte Remagen Ludivine van Ga-ver Berlin

Wir trauern umFuad Rifka der am 14 Mai 2011 80jaumlhrig in Beirut gestorben ist Er zaumlhlte er zu den groszligen Erneuerern der arabischen Lyrik Seine literari-sche Praumlgung verdankt Rifka der deutschen Literatur Seine zahlreichen Uumlbersetzungen machten die Araber

erstmals mit der Lyrik von Goethe Novalis Houmllderlin Rilke und Trakl be-kannt die auch seine eigene Dichtung praumlgten Die deutsche Lyrik sagt er ist ein Freund mit dem ich ruhig im selben Haus wohnen kann Fuumlr seine Verdienste um die Vermittlung der deutschen Literatur erhielt er 2010 in Weimar die Goethe-Medaille In seiner Generation ein Auszligenseiter praumlgte er die um eine neue unpraumltentioumlse Sprache bemuumlhten juumlngeren arabi-schen Lyriker umso staumlrker Fuad Rif-ka war ein Grenzgaumlnger zwischen Orient und Okzident zwischen arabi-scher und europaumlischer Denkungsart zwischen Islam und Christentum zwi-schen Philosophie und Dichtung 1930 in Syrien geboren wuchs er im Liba-non auf und studierte in Beirut Er promovierte in Tuumlbingen uumlber die Aumls-thetik bei Heidegger und lehrte in Bei-rut Philosophie Cornelia Jentzsch charakterisierte Fuad Rifka der seit einer von uns veranstalteten Lesung im Fruumlhjahr 1997 Mitglied der ELS-

Gesellschaft war im Deutschlandfunk so Der syrisch-libanesische Dichter ist eine Ausnahmeerscheinung unter den arabischen Dichtern Ganz im Gegensatz zur orientalischen Sprach-fuumllle und zur oft betraumlchtlichen Zahl der Verse die erst wie Perlen auf eine lange Schnur gereiht ein anerkanntes Gedicht ergeben arbeitet Rifka mit knappen Mitteln Mit bewusst schlich-ter Sprache und auf ein Mindestmaszlig beschraumlnktem Wortschatz erreicht seine Dichtung eine tiefe Klarheit eine fuumlhlbare Naumlhe zum steten Kreislauf des Kosmos Dazu als BeispielIn unserer Nacht scheint die Sonne uumlber dem Kaukasus In den Naumlchten des Kaukasus scheint die Sonne uumlber Alaska In den Naumlchten Alaskas scheint die Sonne uumlber dem Himala-ja In den Naumlchten des Himalaja scheint die Sonne uumlber dem Olymp In den Naumlchten des Olymp scheint die Sonne uumlber Sannin In der Nacht Scheint immer die SonneHans Keilson Der Schriftsteller und Psychoanalytiker starb im Alter von 101 Jahren in Hilversum Erst kurz zuvor hatte er im Buch Da steht mein Haus - wie immer im S Fischer Ver-lag - die Erinnerungen an sein beweg-tes Leben veroumlffentlicht Seine Eltern von den Nazis deportiert wurden in Auschwitz ermordet Der Sohn fluumlch-tete in die Niederlande Nach dem Krieg behandelte er juumldische Waisen deren Eltern im Holocaust umgekom-men waren Seine Aufzeichnungen uumlber deren Traumatisierung gelten als Standardwerk Von 1985 bis 1988 war er Praumlsident des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland (Exil-PEN) Als Mitglied der ELS-Ge-sellschaft hat er an Foren und ande-ren Veranstaltungen in Wuppertal teil-genommenKeilson wurde am 12 Dezember 1909 in Bad Freienwalde bei Berlin gebo-

ren Sein erster Roman laquoDas Leben geht weiterraquo ein autobiografischer Bericht uumlber eine Jugend nach dem (Ersten Welt-)Krieg erschien 1933 und wurde bald darauf von den Nazis verboten Erst 50 Jahre spaumlter wurde das Werk wieder aufgelegt Der Schmerz dass er seine ebenfalls nach Holland geflohenen Eltern nicht hatte schuumltzen koumlnnen quaumllte ihn sein ganzes Leben Der juumldische Arzt Hans

Foto Maik Schuck Goethe Institut

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Keilson uumlberlebte weil er bereits 1936 in die Niederlande emigriert war Waumlh-rend der deutschen Besatzung be-wahrten ihn fliessendes Hollaumlndisch gefaumllschte Papiere und gute Freunde vor dem Entdecktwerden Er lebte spaumlter in Bussum bei Amsterdam als Facharzt fuumlr Psychiatrie Das Schrei-ben von Lyrik Prosa und wissen-schaftlicher Buumlcher bewahrte ihn vor Hass und Rachegefuumlhlen sagte er immer wieder 1990 ndash nach dem Fall der Mauer ndash wurde er Ehrenbuumlrger von Bad Freienwalde Zum 100 Ge-burtstag wurde an seinem Geburts-haus eine Gedenktafel angebracht Als Meisterwerke bezeichnete die laquoNew York Timesraquo im August 2010 zwei seiner Buumlcher hob Keilson auf die Titelseite und nannte ihn gar ein Genie Sein Werk wird jetzt in vielen Laumlndern erstmals erscheinen wie S Fischer mitteilte Ruhm und Auszeich-nungen kamen spaumlt aber sie kamen Hans Keilson hat das noch erleben koumlnnen

Andreas Steffens Schriftsteller und Philosoph in Wuppertal legt mit seiner neuen Buchveroumlffentlichung bdquoOnto-anthropologieldquo eine erste Grundle-gung jener lsquoKulturontologielsquo vor deren Erfordernis das Ergebnis seiner ge-schichtsphilosophischen Bilanzsbquo bdquoPhi-

losophie des 20 Jahr-hunder ts oder Die Wiederkehr des Men-schenldquo von 1999 war Sie fuumlhrt seine Studien zur Rekonstruktion der Anthropologie im Hori-zont der Erfahrung der

Geschichte fort Als deren systemati-sches bdquoProgrammldquo bildet sie die Grundlage einer Reihe von Untersu-chungen der Grundbedingungen des menschlichen Daseins Die bdquoOnto-anthropologieldquo legt die Voraussetzun-gen der sbquoAnthropoaumlsthetiklsquo dar deren Konzept zuerst in der sbquoPoetik der Weltlsquo (1995) erprobt und mit der bdquoSelbst-Bil-dungldquo (2011) erweitert wurdeAndreas Steffens bdquoOntoanthropolo-gieldquo 284 S Broschur euro 2000 Nord-Park Verlag Wuppertal ISBN 978-3-935421-55-3

Hetz-KongressAm 7 Mai fand die bdquo9 Konferenz der Palaumlstinenser in Europaldquo in Wuppertal statt Was wie ein Volksfest aussah entpuppte sich auch als Politspekta-kel Schon der Untertitel haumltte die Verantwortlichen im Wuppertaler Rat-haus hellhoumlrig werden lassen muumlssen bdquoDie Generation Ruumlckkehr kennt ihren Wegldquo So waren denn auch Ausstel-lungs- und Kleidungsstuumlcke mit Abbil-dungen von Karten des Nahen Ostens

ohne Israel dargestellt Wuppertal ist Partnerstadt von Beer Sheva Die Kommune im Negev ist von Gaza aus

mit Raketen beschossen worden Kein Wunder dass Leonid Goldberg der Vorsitzende der Juumldischen Kultusge-meinde in der bdquoJerusalem Postldquo mit den Worten zitiert wurde bdquoIch schaumlme mich fuumlr Wuppertalldquo Hajo Jahn Vor-sitzender der ELS-Gesellschaft war in der Unihalle um sich selbst ein Bild von der Konferenz zu machen Bei fruumlheren Zusammenkuumlnften in europauml-ischen Groszligstaumldten war von extremis-tischen Hamas-Rednern gegen Israel gehetzt worden Jahn verwies auf ei-ner Protestveranstaltung in Wuppertal (Foto) auf Else Lasker-Schuumller die stets fuumlr die Versoumlhnung der Araber und Juden eingetreten sei In ihrem Sinne forderte er zwei Staaten in ge-genseitiger Anerkennung und Gleich-berechtigung als Friedensloumlsung

Buchtipps

Umstrittener bdquoGettokoumlnigldquo

Uumlber den Nutzwert eines MenschenWer entscheidet daruumlber Wiegt ein geopfertes Leben ein gerettetes auf Wieweit darf man gehen um Men-schen zu retten Der polnische hier-zulande wenig bekannte Schriftsteller Andrzej Bart gibt in seinem furiosen Roman bdquoDie Fliegenfaumlngerfabrikldquo sein deutsches Debuumlt Mit postmodernen Mitteln hat er einen Gerichtsthriller uumlber eine der umstrittensten Personen des Holocaust-Dramas geschrieben Mordechai Chaim Rumkowski war der Vorsitzende des Getto-Judenrates von Lodz Die Geschichte weiszlig immer noch nicht wie sie mit ihm umgehen soll nicht einmal sein Verteidiger der in seinem Plaumldoyer aus einem be-ruumlhmten Prozess zitiert bdquoMan kann kein schuldloser Regent sein Allzu offensichtlich ist der Wahnsinn der Herrschendenldquo Es sind die Worte von Saint-Just im Verfahren gegen Ludwig XVI Die Bewertung des letzten Kouml-nigs der Franzosen faumlllt aumlhnlich zwie-spaumlltig aus wie die des juumldischen bdquoGettokoumlnigsldquo Einerseits ein gel-tungssuumlchtiger Egomane der sich wie ein absolutistischer Herrscher auf-

spielte und den Nazis bei der Umset-zung der bdquoEndloumlsungldquo half Anderer-seits ein genialer Organisator der das Getto der alten polnisch-deutsch-juumldi-schen Stadt Lodz als Produktionsstaumlt-te fuumlr Wehrmachtsausruumlstungen den Deutschen unentbehrlich machte und so mehrere Tausend Menschen vor dem Tod bewahrte Die Idee des lite-rarischen Welttheaters mit Anspielun-gen an das Juumlngste Gericht praumlgt die-sen originellen Roman der Hannah Arendt und Sigmund Freud als Zeu-gen aufbietet mal duumlster mal heiter- ironisch mal mit historischen mal mit literarischen Bezuumlgen und Zitaten bril-liert Dieses Buch uumlber Anstand und guten Geschmack bewegt von der ersten bis zur letzten Seite Es ist ndash so die Kritikerin Marta Kijowska ndash bdquoein Leseerlebnis besonderer ArtldquoAndrzej Bart bdquoDie Fliegenfaumlngerfab-rikldquo 264 Seiten Schoumlffling Verlag ISBN 978-3-89561-295-4 euro 1995

Die Dichterin als Romanfigur

Eigentlich ist die Uumlberschrift ein wenig irrefuumlhrend Denn obwohl der Leser Else Lasker-Schuumller gleich mehrfach begegnet ist sie keine fiktive Roman-figur Uumlberzeugend dennoch der Kunstgriff mit dem der israelische Au-tor Chaim Bersquoer die Dichterin und an-dere Persoumlnlichkeiten der Berliner Kulturszene in die Handlung seines Buchs uumlber Buumlcher einbezieht Der 66jaumlhrige ist ein Verehrer des bdquoPrinzen Jussufldquo wie er bei einem Besuch im Buumlro der ELS-Gesellschaft anlaumlsslich einer Lesereise erzaumlhlte bdquoBebelplatzldquo hat er weitgehend im Ber-liner Grunewald geschrieben Sonst arbeitet er als Lektor im renommierten israelischen Literaturverlag Am Oved und lehrt Literatur an der Universitaumlt Tel Aviv Der vorliegende Roman spie-gelt aus heutiger Sicht die Buumlcherver-brennungen von 1933 Er thematisiert die Liebe zu Buumlchern die groumlszliger sein kann als die Liebe zu Frau und Kind Passionierte Buchjaumlger Gelehrte Lektoren und Dichter wie Else Lasker-Schuumller treffen aufeinander um die Kraft des Buches zu preisen Fiktive Charaktere treiben die Handlung vo-ran doch erzaumlhlt Beer ebenso von Begegnungen mit real existierenden Personen wie der Mutter seiner Uumlber-setzerin dem Sohn eines Nazi-Offi-ziers und Charles Berlin der in Har-vard eine Israeliana-Bibliothek auf-bauteAn der Seite des Antiquars Salomon Rappoport besucht der Erzaumlhler die Gedenkstaumltte Gleis 17 die Villa der bdquoWannseekonferenzldquo und den Platz der dem Buch den Titel gab Un-scheinbar und doch geschichtstraumlch-tig Anekdotenreich ist dieses lesens-

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werte Buch das sich auch um die Frage nach der Be-r e c h t i g u n g von Literatur dreht Doch man braucht Geduld beim Lesen dieses Werkes das auf viele Ne-b e n s c h a u-plaumltze aus-weicht Be-lohn t w i rd wer es liebt Gedanken zu fo lgen d ie v o n p o e t i-s c h e n u n d b i b l i s c h e n Zitaten abge-rundet werden Beer fuumlhrt den Leser durch sein Berlin und nimmt ihn mit nach Tel Aviv Jerusalem Duumlsseldorf Frankfurt und Worms Fuumlr Menschen wie ihn sagt der Autor sei Deutsch-land der richtige Ort denn schlieszliglich sei der Philosoph Moses Mendels-sohn der Vater aller nicht religioumlsen Juden Aber auch die eigene deutsche Herkunft war Chaim Beer beim Schreiben seines Romans stets be-wusst

Chaim Bersquoer bdquoBebelplatzldquoaus dem Hebraumlischen 352 Seiten Berlin Ver-lag ISBN 3827008611 2490 EuroDer Bebelplatz in Berlin hieszlig bis 1947 bdquoOpernplatzldquo Unter den Zuschauern am 10 Mai 1933 war zufaumlllig auch Erich Kaumlstner der wohl einzige Autor der Augenzeuge vom Verbrennen sei-ner Buumlcher wurde

Termine 2011

Dienstag 28 Juni und Montag 4 Juli 2011 Universitaumlt HamburgProf Doumlrte Bischoff von der Hambur-ger Forschungsstelle fuumlr deutsche Exilliteratur weist auf zwei Sommer-semester-Veranstaltungen hin28 Juni 19 h Staatsbibliothek Podi-umsdiskussion bdquoExil und Exilfor-schung Aspekte ihrer Aktualitaumltldquo mit Ursula Krechel Aris Fioretos Su-sanne Komfort-Hein und Klaus

Briegleb Zur Diskussion stehen aktu-elle Moumlglichkeiten und Formen des Umgangs mit dem Exil 1933-45 und sein Fortwirken in der Gegenwart Ur-sula Krechel wird zuvor aus ihrem Roman Shanghai fern von wo lesen und Aris Fioretos aus seinem Roman Der letzte GriecheAm 4 Juli 18 h Staatsbibliothek Prof Primus-Heinz Kucher Universitaumlt Klagenfurt stellt das Gemeinschafts-Projekt bdquoErste BriefeFirst Letters aus dem Exil 1945ndash1950ldquo vor bei dem es um erste Kontaktaufnahmen zwischen ExilantInnen und im Land Gebliebenen nach dem Zweiten Welt-krieg und vor allem um die Frage geht ob und wie nach Vertreibung Diffamierung Exil und innerer Emigra-tion Gespraumlche moumlglich waren Be-gleitend dazu Lesung aus Briefen ua aus dem Archiv der Walter A Be-rendsohn-Forschungsstelle

Mittwoch 29 Juni 2011 - 1800 hWorms Das Wormser - Theater Hannelore HogerMusikalische Lesung mit DJ Patex amp Manuel Scuzzo Hannelore Hoger liest aus bdquoDer Malikldquo Der Briefroman von Else Lasker-Schuumller ist eine bdquoKai-sergeschichte mit Bildern und Zeich-nungenldquo erschienen 1919 als Aus-druck fuumlr eine einzigartige Kuumlnstler-freundschaft

So 11 September 1100 h Zentrum fuumlr verfolgte Kuumlnste Solingen Wuppertaler Str

160 Urauffuumlhrungen von George Dreyfus Vertonungen von Else Las-ker-Schuumller-Lyrik - siehe auch Seite 4

Do 15 September 2000 hSankt Augustin Haus Menden - An der Alten Kirche 3bdquoTiefer beugen sich die Sterneldquo

Nina Hoger liest Lyrik und Prosa von Else Lasker-SchuumllerMusik Ensemble Noistenwwwsankt-augustinde

Mittwoch 20 September 2011 1900 UhrCafeacute Leo in der Bergischen VHS Wuppertal-Barmen Bachstr15Schindlers Witwe bdquoIch Emilie Schi-ndler ndash Erinnerungen einer Unbeug-samen ldquoVortrag Erika Rosenberg ArgentinienErika Rosenberg berichtet aus erster Hand uumlber die Schindlers die in die Geschichte eingegangen sind in Isra-el geehrt als bdquoGerechte unter den Voumll-kernldquo

Termin-VorschauSo 30 Oktober Zentrum fuumlr verfolgte Kuumlnste Solingen Veranstaltung zum 70 Todes-

tag von Herwarth Walden und die Gruumlndung der beruumlhmten STURM-Ga-lerie vor 100 Jahren Vortrag von Tochter Sina Walden Klavierkomposi-tionen von Herwarth Walden spielt Marc Reichow

Als Angela Winkler am 1 Mai 2011 zur Finissage der Ausstellung bdquoElse Lasker-Schuumller Die Bilderldquo im bdquoHamburger Bahnhofldquo zu Berlin las lautete die Schlussbilanz des Verein der Freunde der Nationalga-lerie Berlin 50554 Besucher und ca 700 verkaufte Kataloge Die sind uumlbrigens uumlber die Geschaumlftsstelle der ELS-Gesellschaft nach wie vor zum Preis von 30-euro zu beziehen

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ImpressumRedaktion Hajo JahnTechnische Realisation Markus Kartzig Guumlnther Sauer und Doris RotherElse-Lasker-Schuumller-Gesellschaft eVHerzogstr 42 D-42103 Wuppertal Tel 0202-305198 Fax 0202-7475433

E-Mail vorstandelse-lasker-schueler-gesellschaftde Web wwwelse-lasker-schueler-gesellschaftde Vorsitzender Hajo Jahn Stellv Vorsitz Heiner Bontrup Schatzmeister Klaus K Otto Pressesprecherin Martina Steimer Schriftfuumlhrerin Anne Greveacute Beisitzer Prof Dr Manfred Brusten Monika Fey Dorothee Kleinherbers-Bo-den Wolfgang Drost Bernd Passmann sowie die Autoren Ulla Hahn und Jiři Gruša

Ehrenmitglieder Hans Sahl (gest 2741993) Prof Paul Alsberg Israel (gest am 20806) Adolf Burger Prag und Georg Dreyfus MelbourneBankverbindung Stadtsparkasse Wup-pertal BLZ 33050000 Konto 968768

Stiftung bdquoVerbrannte- und verbannte Dichter- KuumlnstlerInnenldquo Vorstand Hajo Jahn Herbert Beil Dr Rolf Koumlster und Dr Rolf Jessewitsch ndash Kuratorium Ingrid Bacheacuter Hans-Dietrich Genscher Prof Dr Klaus Goebel Ursula Schulz-Dornburg Juumlrgen Serke Prof Dr Christoph Stoumllzl Konto Stadtsparkasse WuppertalBLZ 33050000 Konto 902999

E-Mail redaktionexil-archivde

Web wwwexil-zentrumde wwwexil-archivde www-exil-clubde

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lung Von den Nazis verfemte Kom-ponisten verdraumlngt vertrieben er-mordet gezeigt in der neben einer Uumlbersicht uumlber Hintergruumlnde der Ver-folgung die Schicksale von 20 Kom-ponisten und Komponistinnen darge-stellt sind teilweise mit Houmlrbeispielen

Georg Dreyfus hat ein ganz spezifi-sches Verhaumlltnis zu Else Lasker-Schuuml-l e r W i e s i e entstammt er einer alteingesessenen

Elberfelder Familie und musste seine Heimat verlassen Die poetische Me-lancholie der Dichterin setzt er sensi-bel in seinen Kompositionen umBei einer Matineacutee am 11 September um 11 h im Solinger bdquoZentrum fuumlr ver-folgte Kuumlnsteldquo werden ua vier Ge-dichte zu einem Zyklus zusammenge-fuumlgt Sie entstanden in juumlngster Zeit und erklingen hier als UrauffuumlhrungDreyfus der in Australien ein interna-tional anerkannter Komponist wurde hat Kammermusik populaumlre Songs Filmmusik sowie Sinfonische Werke und mehrere erfolgreiche Opern ge-schrieben Als Praktiker Dirigent und Fagottist hat er sich unermuumldlich fuumlr die Verbreitung seiner Werke einge-setztNun tritt sein Sohn Jonathan in seine bdquoFuszligstapfenldquo er ist ebenfalls schon ein gesuchter FilmkomponistDas Wuppertaler Kammerorchester von Hanna Watzke hat dieses reich-haltige Programm fuumlr den 11 Sep-tember sorgfaumlltig erarbeitet Wir koumln-nen auf ein gewichtiges Musik-Ereig-nis gespannt sein Solisten Silvia Huhmann Carina Sohn Kristina Strack Andrea Wingen ndash Gesang Gerd Dowedeit-Bellinghau-sen ndash OboeEnglisch HornDreyfus hat seit 1966 fast alljaumlhrlich seine Heimatstadt besucht an der er sehr haumlngt Er hat die Leitung dieses Konzerts uumlbernommenWelcome George

Hartmut KlugAndreas Schaumlfer Regisseur und Au-tor aus Solingen hatte auf Wunsch des ELSG-Vorstands ein Konzept fuumlr ein regelmaumlszligiges Musikforum unter dem Titel bdquoVerwehte Toumlneldquo ausgear-beitet Der Antrag auf Finanzierung vom Kunstmuseum SolingenZentrum fuumlr verfolgte Kuumlnste an die bdquoRegionale Kulturfoumlrderungldquo im bergischen Land gestellt blieb erfolglos weil der Haus-halt der NRW-Landesregierung vom Verfassungsgericht in Muumlnster abge-lehnt wurde

Anant Kumar indisch-deutscher Au-tor hat vom Hessischen Ministerium fuumlr Wissenschaft amp Kunst Wiesbaden

ein Arbeitsabschluszligstipendium fuumlr den Erzaumlhlband FRIDO ndash Eine deutsche Stimme erhalten Die finanzielle Foumlr-derung soll das Ausfeilen des circa dreihundertseitigen Erzaumlhlbands un-terstuumltzenAlicia Fassel Bonn gastierte im Mai im bdquoMaison Heinrich Heineldquo in Paris mit ihrem Rose Auslaumlnder-Programm Der Titel bdquoIch bekenne mich zum Men-schenldquo ist ein Zitat der Dichterin Den musikalischen gestaltete die Cellistin Eva Susanne Ruoff mit Kompositio-nen des Remscheider Kantors Christ-oph Spengler Beide Kuumlnstlerinnen haben auch ein ELS-Programm im Repertoire

Neue MitgliederAngelika UeberholzSolingen Ulrich Schuumltte Remagen Ludivine van Ga-ver Berlin

Wir trauern umFuad Rifka der am 14 Mai 2011 80jaumlhrig in Beirut gestorben ist Er zaumlhlte er zu den groszligen Erneuerern der arabischen Lyrik Seine literari-sche Praumlgung verdankt Rifka der deutschen Literatur Seine zahlreichen Uumlbersetzungen machten die Araber

erstmals mit der Lyrik von Goethe Novalis Houmllderlin Rilke und Trakl be-kannt die auch seine eigene Dichtung praumlgten Die deutsche Lyrik sagt er ist ein Freund mit dem ich ruhig im selben Haus wohnen kann Fuumlr seine Verdienste um die Vermittlung der deutschen Literatur erhielt er 2010 in Weimar die Goethe-Medaille In seiner Generation ein Auszligenseiter praumlgte er die um eine neue unpraumltentioumlse Sprache bemuumlhten juumlngeren arabi-schen Lyriker umso staumlrker Fuad Rif-ka war ein Grenzgaumlnger zwischen Orient und Okzident zwischen arabi-scher und europaumlischer Denkungsart zwischen Islam und Christentum zwi-schen Philosophie und Dichtung 1930 in Syrien geboren wuchs er im Liba-non auf und studierte in Beirut Er promovierte in Tuumlbingen uumlber die Aumls-thetik bei Heidegger und lehrte in Bei-rut Philosophie Cornelia Jentzsch charakterisierte Fuad Rifka der seit einer von uns veranstalteten Lesung im Fruumlhjahr 1997 Mitglied der ELS-

Gesellschaft war im Deutschlandfunk so Der syrisch-libanesische Dichter ist eine Ausnahmeerscheinung unter den arabischen Dichtern Ganz im Gegensatz zur orientalischen Sprach-fuumllle und zur oft betraumlchtlichen Zahl der Verse die erst wie Perlen auf eine lange Schnur gereiht ein anerkanntes Gedicht ergeben arbeitet Rifka mit knappen Mitteln Mit bewusst schlich-ter Sprache und auf ein Mindestmaszlig beschraumlnktem Wortschatz erreicht seine Dichtung eine tiefe Klarheit eine fuumlhlbare Naumlhe zum steten Kreislauf des Kosmos Dazu als BeispielIn unserer Nacht scheint die Sonne uumlber dem Kaukasus In den Naumlchten des Kaukasus scheint die Sonne uumlber Alaska In den Naumlchten Alaskas scheint die Sonne uumlber dem Himala-ja In den Naumlchten des Himalaja scheint die Sonne uumlber dem Olymp In den Naumlchten des Olymp scheint die Sonne uumlber Sannin In der Nacht Scheint immer die SonneHans Keilson Der Schriftsteller und Psychoanalytiker starb im Alter von 101 Jahren in Hilversum Erst kurz zuvor hatte er im Buch Da steht mein Haus - wie immer im S Fischer Ver-lag - die Erinnerungen an sein beweg-tes Leben veroumlffentlicht Seine Eltern von den Nazis deportiert wurden in Auschwitz ermordet Der Sohn fluumlch-tete in die Niederlande Nach dem Krieg behandelte er juumldische Waisen deren Eltern im Holocaust umgekom-men waren Seine Aufzeichnungen uumlber deren Traumatisierung gelten als Standardwerk Von 1985 bis 1988 war er Praumlsident des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland (Exil-PEN) Als Mitglied der ELS-Ge-sellschaft hat er an Foren und ande-ren Veranstaltungen in Wuppertal teil-genommenKeilson wurde am 12 Dezember 1909 in Bad Freienwalde bei Berlin gebo-

ren Sein erster Roman laquoDas Leben geht weiterraquo ein autobiografischer Bericht uumlber eine Jugend nach dem (Ersten Welt-)Krieg erschien 1933 und wurde bald darauf von den Nazis verboten Erst 50 Jahre spaumlter wurde das Werk wieder aufgelegt Der Schmerz dass er seine ebenfalls nach Holland geflohenen Eltern nicht hatte schuumltzen koumlnnen quaumllte ihn sein ganzes Leben Der juumldische Arzt Hans

Foto Maik Schuck Goethe Institut

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Keilson uumlberlebte weil er bereits 1936 in die Niederlande emigriert war Waumlh-rend der deutschen Besatzung be-wahrten ihn fliessendes Hollaumlndisch gefaumllschte Papiere und gute Freunde vor dem Entdecktwerden Er lebte spaumlter in Bussum bei Amsterdam als Facharzt fuumlr Psychiatrie Das Schrei-ben von Lyrik Prosa und wissen-schaftlicher Buumlcher bewahrte ihn vor Hass und Rachegefuumlhlen sagte er immer wieder 1990 ndash nach dem Fall der Mauer ndash wurde er Ehrenbuumlrger von Bad Freienwalde Zum 100 Ge-burtstag wurde an seinem Geburts-haus eine Gedenktafel angebracht Als Meisterwerke bezeichnete die laquoNew York Timesraquo im August 2010 zwei seiner Buumlcher hob Keilson auf die Titelseite und nannte ihn gar ein Genie Sein Werk wird jetzt in vielen Laumlndern erstmals erscheinen wie S Fischer mitteilte Ruhm und Auszeich-nungen kamen spaumlt aber sie kamen Hans Keilson hat das noch erleben koumlnnen

Andreas Steffens Schriftsteller und Philosoph in Wuppertal legt mit seiner neuen Buchveroumlffentlichung bdquoOnto-anthropologieldquo eine erste Grundle-gung jener lsquoKulturontologielsquo vor deren Erfordernis das Ergebnis seiner ge-schichtsphilosophischen Bilanzsbquo bdquoPhi-

losophie des 20 Jahr-hunder ts oder Die Wiederkehr des Men-schenldquo von 1999 war Sie fuumlhrt seine Studien zur Rekonstruktion der Anthropologie im Hori-zont der Erfahrung der

Geschichte fort Als deren systemati-sches bdquoProgrammldquo bildet sie die Grundlage einer Reihe von Untersu-chungen der Grundbedingungen des menschlichen Daseins Die bdquoOnto-anthropologieldquo legt die Voraussetzun-gen der sbquoAnthropoaumlsthetiklsquo dar deren Konzept zuerst in der sbquoPoetik der Weltlsquo (1995) erprobt und mit der bdquoSelbst-Bil-dungldquo (2011) erweitert wurdeAndreas Steffens bdquoOntoanthropolo-gieldquo 284 S Broschur euro 2000 Nord-Park Verlag Wuppertal ISBN 978-3-935421-55-3

Hetz-KongressAm 7 Mai fand die bdquo9 Konferenz der Palaumlstinenser in Europaldquo in Wuppertal statt Was wie ein Volksfest aussah entpuppte sich auch als Politspekta-kel Schon der Untertitel haumltte die Verantwortlichen im Wuppertaler Rat-haus hellhoumlrig werden lassen muumlssen bdquoDie Generation Ruumlckkehr kennt ihren Wegldquo So waren denn auch Ausstel-lungs- und Kleidungsstuumlcke mit Abbil-dungen von Karten des Nahen Ostens

ohne Israel dargestellt Wuppertal ist Partnerstadt von Beer Sheva Die Kommune im Negev ist von Gaza aus

mit Raketen beschossen worden Kein Wunder dass Leonid Goldberg der Vorsitzende der Juumldischen Kultusge-meinde in der bdquoJerusalem Postldquo mit den Worten zitiert wurde bdquoIch schaumlme mich fuumlr Wuppertalldquo Hajo Jahn Vor-sitzender der ELS-Gesellschaft war in der Unihalle um sich selbst ein Bild von der Konferenz zu machen Bei fruumlheren Zusammenkuumlnften in europauml-ischen Groszligstaumldten war von extremis-tischen Hamas-Rednern gegen Israel gehetzt worden Jahn verwies auf ei-ner Protestveranstaltung in Wuppertal (Foto) auf Else Lasker-Schuumller die stets fuumlr die Versoumlhnung der Araber und Juden eingetreten sei In ihrem Sinne forderte er zwei Staaten in ge-genseitiger Anerkennung und Gleich-berechtigung als Friedensloumlsung

Buchtipps

Umstrittener bdquoGettokoumlnigldquo

Uumlber den Nutzwert eines MenschenWer entscheidet daruumlber Wiegt ein geopfertes Leben ein gerettetes auf Wieweit darf man gehen um Men-schen zu retten Der polnische hier-zulande wenig bekannte Schriftsteller Andrzej Bart gibt in seinem furiosen Roman bdquoDie Fliegenfaumlngerfabrikldquo sein deutsches Debuumlt Mit postmodernen Mitteln hat er einen Gerichtsthriller uumlber eine der umstrittensten Personen des Holocaust-Dramas geschrieben Mordechai Chaim Rumkowski war der Vorsitzende des Getto-Judenrates von Lodz Die Geschichte weiszlig immer noch nicht wie sie mit ihm umgehen soll nicht einmal sein Verteidiger der in seinem Plaumldoyer aus einem be-ruumlhmten Prozess zitiert bdquoMan kann kein schuldloser Regent sein Allzu offensichtlich ist der Wahnsinn der Herrschendenldquo Es sind die Worte von Saint-Just im Verfahren gegen Ludwig XVI Die Bewertung des letzten Kouml-nigs der Franzosen faumlllt aumlhnlich zwie-spaumlltig aus wie die des juumldischen bdquoGettokoumlnigsldquo Einerseits ein gel-tungssuumlchtiger Egomane der sich wie ein absolutistischer Herrscher auf-

spielte und den Nazis bei der Umset-zung der bdquoEndloumlsungldquo half Anderer-seits ein genialer Organisator der das Getto der alten polnisch-deutsch-juumldi-schen Stadt Lodz als Produktionsstaumlt-te fuumlr Wehrmachtsausruumlstungen den Deutschen unentbehrlich machte und so mehrere Tausend Menschen vor dem Tod bewahrte Die Idee des lite-rarischen Welttheaters mit Anspielun-gen an das Juumlngste Gericht praumlgt die-sen originellen Roman der Hannah Arendt und Sigmund Freud als Zeu-gen aufbietet mal duumlster mal heiter- ironisch mal mit historischen mal mit literarischen Bezuumlgen und Zitaten bril-liert Dieses Buch uumlber Anstand und guten Geschmack bewegt von der ersten bis zur letzten Seite Es ist ndash so die Kritikerin Marta Kijowska ndash bdquoein Leseerlebnis besonderer ArtldquoAndrzej Bart bdquoDie Fliegenfaumlngerfab-rikldquo 264 Seiten Schoumlffling Verlag ISBN 978-3-89561-295-4 euro 1995

Die Dichterin als Romanfigur

Eigentlich ist die Uumlberschrift ein wenig irrefuumlhrend Denn obwohl der Leser Else Lasker-Schuumller gleich mehrfach begegnet ist sie keine fiktive Roman-figur Uumlberzeugend dennoch der Kunstgriff mit dem der israelische Au-tor Chaim Bersquoer die Dichterin und an-dere Persoumlnlichkeiten der Berliner Kulturszene in die Handlung seines Buchs uumlber Buumlcher einbezieht Der 66jaumlhrige ist ein Verehrer des bdquoPrinzen Jussufldquo wie er bei einem Besuch im Buumlro der ELS-Gesellschaft anlaumlsslich einer Lesereise erzaumlhlte bdquoBebelplatzldquo hat er weitgehend im Ber-liner Grunewald geschrieben Sonst arbeitet er als Lektor im renommierten israelischen Literaturverlag Am Oved und lehrt Literatur an der Universitaumlt Tel Aviv Der vorliegende Roman spie-gelt aus heutiger Sicht die Buumlcherver-brennungen von 1933 Er thematisiert die Liebe zu Buumlchern die groumlszliger sein kann als die Liebe zu Frau und Kind Passionierte Buchjaumlger Gelehrte Lektoren und Dichter wie Else Lasker-Schuumller treffen aufeinander um die Kraft des Buches zu preisen Fiktive Charaktere treiben die Handlung vo-ran doch erzaumlhlt Beer ebenso von Begegnungen mit real existierenden Personen wie der Mutter seiner Uumlber-setzerin dem Sohn eines Nazi-Offi-ziers und Charles Berlin der in Har-vard eine Israeliana-Bibliothek auf-bauteAn der Seite des Antiquars Salomon Rappoport besucht der Erzaumlhler die Gedenkstaumltte Gleis 17 die Villa der bdquoWannseekonferenzldquo und den Platz der dem Buch den Titel gab Un-scheinbar und doch geschichtstraumlch-tig Anekdotenreich ist dieses lesens-

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werte Buch das sich auch um die Frage nach der Be-r e c h t i g u n g von Literatur dreht Doch man braucht Geduld beim Lesen dieses Werkes das auf viele Ne-b e n s c h a u-plaumltze aus-weicht Be-lohn t w i rd wer es liebt Gedanken zu fo lgen d ie v o n p o e t i-s c h e n u n d b i b l i s c h e n Zitaten abge-rundet werden Beer fuumlhrt den Leser durch sein Berlin und nimmt ihn mit nach Tel Aviv Jerusalem Duumlsseldorf Frankfurt und Worms Fuumlr Menschen wie ihn sagt der Autor sei Deutsch-land der richtige Ort denn schlieszliglich sei der Philosoph Moses Mendels-sohn der Vater aller nicht religioumlsen Juden Aber auch die eigene deutsche Herkunft war Chaim Beer beim Schreiben seines Romans stets be-wusst

Chaim Bersquoer bdquoBebelplatzldquoaus dem Hebraumlischen 352 Seiten Berlin Ver-lag ISBN 3827008611 2490 EuroDer Bebelplatz in Berlin hieszlig bis 1947 bdquoOpernplatzldquo Unter den Zuschauern am 10 Mai 1933 war zufaumlllig auch Erich Kaumlstner der wohl einzige Autor der Augenzeuge vom Verbrennen sei-ner Buumlcher wurde

Termine 2011

Dienstag 28 Juni und Montag 4 Juli 2011 Universitaumlt HamburgProf Doumlrte Bischoff von der Hambur-ger Forschungsstelle fuumlr deutsche Exilliteratur weist auf zwei Sommer-semester-Veranstaltungen hin28 Juni 19 h Staatsbibliothek Podi-umsdiskussion bdquoExil und Exilfor-schung Aspekte ihrer Aktualitaumltldquo mit Ursula Krechel Aris Fioretos Su-sanne Komfort-Hein und Klaus

Briegleb Zur Diskussion stehen aktu-elle Moumlglichkeiten und Formen des Umgangs mit dem Exil 1933-45 und sein Fortwirken in der Gegenwart Ur-sula Krechel wird zuvor aus ihrem Roman Shanghai fern von wo lesen und Aris Fioretos aus seinem Roman Der letzte GriecheAm 4 Juli 18 h Staatsbibliothek Prof Primus-Heinz Kucher Universitaumlt Klagenfurt stellt das Gemeinschafts-Projekt bdquoErste BriefeFirst Letters aus dem Exil 1945ndash1950ldquo vor bei dem es um erste Kontaktaufnahmen zwischen ExilantInnen und im Land Gebliebenen nach dem Zweiten Welt-krieg und vor allem um die Frage geht ob und wie nach Vertreibung Diffamierung Exil und innerer Emigra-tion Gespraumlche moumlglich waren Be-gleitend dazu Lesung aus Briefen ua aus dem Archiv der Walter A Be-rendsohn-Forschungsstelle

Mittwoch 29 Juni 2011 - 1800 hWorms Das Wormser - Theater Hannelore HogerMusikalische Lesung mit DJ Patex amp Manuel Scuzzo Hannelore Hoger liest aus bdquoDer Malikldquo Der Briefroman von Else Lasker-Schuumller ist eine bdquoKai-sergeschichte mit Bildern und Zeich-nungenldquo erschienen 1919 als Aus-druck fuumlr eine einzigartige Kuumlnstler-freundschaft

So 11 September 1100 h Zentrum fuumlr verfolgte Kuumlnste Solingen Wuppertaler Str

160 Urauffuumlhrungen von George Dreyfus Vertonungen von Else Las-ker-Schuumller-Lyrik - siehe auch Seite 4

Do 15 September 2000 hSankt Augustin Haus Menden - An der Alten Kirche 3bdquoTiefer beugen sich die Sterneldquo

Nina Hoger liest Lyrik und Prosa von Else Lasker-SchuumllerMusik Ensemble Noistenwwwsankt-augustinde

Mittwoch 20 September 2011 1900 UhrCafeacute Leo in der Bergischen VHS Wuppertal-Barmen Bachstr15Schindlers Witwe bdquoIch Emilie Schi-ndler ndash Erinnerungen einer Unbeug-samen ldquoVortrag Erika Rosenberg ArgentinienErika Rosenberg berichtet aus erster Hand uumlber die Schindlers die in die Geschichte eingegangen sind in Isra-el geehrt als bdquoGerechte unter den Voumll-kernldquo

Termin-VorschauSo 30 Oktober Zentrum fuumlr verfolgte Kuumlnste Solingen Veranstaltung zum 70 Todes-

tag von Herwarth Walden und die Gruumlndung der beruumlhmten STURM-Ga-lerie vor 100 Jahren Vortrag von Tochter Sina Walden Klavierkomposi-tionen von Herwarth Walden spielt Marc Reichow

Als Angela Winkler am 1 Mai 2011 zur Finissage der Ausstellung bdquoElse Lasker-Schuumller Die Bilderldquo im bdquoHamburger Bahnhofldquo zu Berlin las lautete die Schlussbilanz des Verein der Freunde der Nationalga-lerie Berlin 50554 Besucher und ca 700 verkaufte Kataloge Die sind uumlbrigens uumlber die Geschaumlftsstelle der ELS-Gesellschaft nach wie vor zum Preis von 30-euro zu beziehen

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ImpressumRedaktion Hajo JahnTechnische Realisation Markus Kartzig Guumlnther Sauer und Doris RotherElse-Lasker-Schuumller-Gesellschaft eVHerzogstr 42 D-42103 Wuppertal Tel 0202-305198 Fax 0202-7475433

E-Mail vorstandelse-lasker-schueler-gesellschaftde Web wwwelse-lasker-schueler-gesellschaftde Vorsitzender Hajo Jahn Stellv Vorsitz Heiner Bontrup Schatzmeister Klaus K Otto Pressesprecherin Martina Steimer Schriftfuumlhrerin Anne Greveacute Beisitzer Prof Dr Manfred Brusten Monika Fey Dorothee Kleinherbers-Bo-den Wolfgang Drost Bernd Passmann sowie die Autoren Ulla Hahn und Jiři Gruša

Ehrenmitglieder Hans Sahl (gest 2741993) Prof Paul Alsberg Israel (gest am 20806) Adolf Burger Prag und Georg Dreyfus MelbourneBankverbindung Stadtsparkasse Wup-pertal BLZ 33050000 Konto 968768

Stiftung bdquoVerbrannte- und verbannte Dichter- KuumlnstlerInnenldquo Vorstand Hajo Jahn Herbert Beil Dr Rolf Koumlster und Dr Rolf Jessewitsch ndash Kuratorium Ingrid Bacheacuter Hans-Dietrich Genscher Prof Dr Klaus Goebel Ursula Schulz-Dornburg Juumlrgen Serke Prof Dr Christoph Stoumllzl Konto Stadtsparkasse WuppertalBLZ 33050000 Konto 902999

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Keilson uumlberlebte weil er bereits 1936 in die Niederlande emigriert war Waumlh-rend der deutschen Besatzung be-wahrten ihn fliessendes Hollaumlndisch gefaumllschte Papiere und gute Freunde vor dem Entdecktwerden Er lebte spaumlter in Bussum bei Amsterdam als Facharzt fuumlr Psychiatrie Das Schrei-ben von Lyrik Prosa und wissen-schaftlicher Buumlcher bewahrte ihn vor Hass und Rachegefuumlhlen sagte er immer wieder 1990 ndash nach dem Fall der Mauer ndash wurde er Ehrenbuumlrger von Bad Freienwalde Zum 100 Ge-burtstag wurde an seinem Geburts-haus eine Gedenktafel angebracht Als Meisterwerke bezeichnete die laquoNew York Timesraquo im August 2010 zwei seiner Buumlcher hob Keilson auf die Titelseite und nannte ihn gar ein Genie Sein Werk wird jetzt in vielen Laumlndern erstmals erscheinen wie S Fischer mitteilte Ruhm und Auszeich-nungen kamen spaumlt aber sie kamen Hans Keilson hat das noch erleben koumlnnen

Andreas Steffens Schriftsteller und Philosoph in Wuppertal legt mit seiner neuen Buchveroumlffentlichung bdquoOnto-anthropologieldquo eine erste Grundle-gung jener lsquoKulturontologielsquo vor deren Erfordernis das Ergebnis seiner ge-schichtsphilosophischen Bilanzsbquo bdquoPhi-

losophie des 20 Jahr-hunder ts oder Die Wiederkehr des Men-schenldquo von 1999 war Sie fuumlhrt seine Studien zur Rekonstruktion der Anthropologie im Hori-zont der Erfahrung der

Geschichte fort Als deren systemati-sches bdquoProgrammldquo bildet sie die Grundlage einer Reihe von Untersu-chungen der Grundbedingungen des menschlichen Daseins Die bdquoOnto-anthropologieldquo legt die Voraussetzun-gen der sbquoAnthropoaumlsthetiklsquo dar deren Konzept zuerst in der sbquoPoetik der Weltlsquo (1995) erprobt und mit der bdquoSelbst-Bil-dungldquo (2011) erweitert wurdeAndreas Steffens bdquoOntoanthropolo-gieldquo 284 S Broschur euro 2000 Nord-Park Verlag Wuppertal ISBN 978-3-935421-55-3

Hetz-KongressAm 7 Mai fand die bdquo9 Konferenz der Palaumlstinenser in Europaldquo in Wuppertal statt Was wie ein Volksfest aussah entpuppte sich auch als Politspekta-kel Schon der Untertitel haumltte die Verantwortlichen im Wuppertaler Rat-haus hellhoumlrig werden lassen muumlssen bdquoDie Generation Ruumlckkehr kennt ihren Wegldquo So waren denn auch Ausstel-lungs- und Kleidungsstuumlcke mit Abbil-dungen von Karten des Nahen Ostens

ohne Israel dargestellt Wuppertal ist Partnerstadt von Beer Sheva Die Kommune im Negev ist von Gaza aus

mit Raketen beschossen worden Kein Wunder dass Leonid Goldberg der Vorsitzende der Juumldischen Kultusge-meinde in der bdquoJerusalem Postldquo mit den Worten zitiert wurde bdquoIch schaumlme mich fuumlr Wuppertalldquo Hajo Jahn Vor-sitzender der ELS-Gesellschaft war in der Unihalle um sich selbst ein Bild von der Konferenz zu machen Bei fruumlheren Zusammenkuumlnften in europauml-ischen Groszligstaumldten war von extremis-tischen Hamas-Rednern gegen Israel gehetzt worden Jahn verwies auf ei-ner Protestveranstaltung in Wuppertal (Foto) auf Else Lasker-Schuumller die stets fuumlr die Versoumlhnung der Araber und Juden eingetreten sei In ihrem Sinne forderte er zwei Staaten in ge-genseitiger Anerkennung und Gleich-berechtigung als Friedensloumlsung

Buchtipps

Umstrittener bdquoGettokoumlnigldquo

Uumlber den Nutzwert eines MenschenWer entscheidet daruumlber Wiegt ein geopfertes Leben ein gerettetes auf Wieweit darf man gehen um Men-schen zu retten Der polnische hier-zulande wenig bekannte Schriftsteller Andrzej Bart gibt in seinem furiosen Roman bdquoDie Fliegenfaumlngerfabrikldquo sein deutsches Debuumlt Mit postmodernen Mitteln hat er einen Gerichtsthriller uumlber eine der umstrittensten Personen des Holocaust-Dramas geschrieben Mordechai Chaim Rumkowski war der Vorsitzende des Getto-Judenrates von Lodz Die Geschichte weiszlig immer noch nicht wie sie mit ihm umgehen soll nicht einmal sein Verteidiger der in seinem Plaumldoyer aus einem be-ruumlhmten Prozess zitiert bdquoMan kann kein schuldloser Regent sein Allzu offensichtlich ist der Wahnsinn der Herrschendenldquo Es sind die Worte von Saint-Just im Verfahren gegen Ludwig XVI Die Bewertung des letzten Kouml-nigs der Franzosen faumlllt aumlhnlich zwie-spaumlltig aus wie die des juumldischen bdquoGettokoumlnigsldquo Einerseits ein gel-tungssuumlchtiger Egomane der sich wie ein absolutistischer Herrscher auf-

spielte und den Nazis bei der Umset-zung der bdquoEndloumlsungldquo half Anderer-seits ein genialer Organisator der das Getto der alten polnisch-deutsch-juumldi-schen Stadt Lodz als Produktionsstaumlt-te fuumlr Wehrmachtsausruumlstungen den Deutschen unentbehrlich machte und so mehrere Tausend Menschen vor dem Tod bewahrte Die Idee des lite-rarischen Welttheaters mit Anspielun-gen an das Juumlngste Gericht praumlgt die-sen originellen Roman der Hannah Arendt und Sigmund Freud als Zeu-gen aufbietet mal duumlster mal heiter- ironisch mal mit historischen mal mit literarischen Bezuumlgen und Zitaten bril-liert Dieses Buch uumlber Anstand und guten Geschmack bewegt von der ersten bis zur letzten Seite Es ist ndash so die Kritikerin Marta Kijowska ndash bdquoein Leseerlebnis besonderer ArtldquoAndrzej Bart bdquoDie Fliegenfaumlngerfab-rikldquo 264 Seiten Schoumlffling Verlag ISBN 978-3-89561-295-4 euro 1995

Die Dichterin als Romanfigur

Eigentlich ist die Uumlberschrift ein wenig irrefuumlhrend Denn obwohl der Leser Else Lasker-Schuumller gleich mehrfach begegnet ist sie keine fiktive Roman-figur Uumlberzeugend dennoch der Kunstgriff mit dem der israelische Au-tor Chaim Bersquoer die Dichterin und an-dere Persoumlnlichkeiten der Berliner Kulturszene in die Handlung seines Buchs uumlber Buumlcher einbezieht Der 66jaumlhrige ist ein Verehrer des bdquoPrinzen Jussufldquo wie er bei einem Besuch im Buumlro der ELS-Gesellschaft anlaumlsslich einer Lesereise erzaumlhlte bdquoBebelplatzldquo hat er weitgehend im Ber-liner Grunewald geschrieben Sonst arbeitet er als Lektor im renommierten israelischen Literaturverlag Am Oved und lehrt Literatur an der Universitaumlt Tel Aviv Der vorliegende Roman spie-gelt aus heutiger Sicht die Buumlcherver-brennungen von 1933 Er thematisiert die Liebe zu Buumlchern die groumlszliger sein kann als die Liebe zu Frau und Kind Passionierte Buchjaumlger Gelehrte Lektoren und Dichter wie Else Lasker-Schuumller treffen aufeinander um die Kraft des Buches zu preisen Fiktive Charaktere treiben die Handlung vo-ran doch erzaumlhlt Beer ebenso von Begegnungen mit real existierenden Personen wie der Mutter seiner Uumlber-setzerin dem Sohn eines Nazi-Offi-ziers und Charles Berlin der in Har-vard eine Israeliana-Bibliothek auf-bauteAn der Seite des Antiquars Salomon Rappoport besucht der Erzaumlhler die Gedenkstaumltte Gleis 17 die Villa der bdquoWannseekonferenzldquo und den Platz der dem Buch den Titel gab Un-scheinbar und doch geschichtstraumlch-tig Anekdotenreich ist dieses lesens-

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werte Buch das sich auch um die Frage nach der Be-r e c h t i g u n g von Literatur dreht Doch man braucht Geduld beim Lesen dieses Werkes das auf viele Ne-b e n s c h a u-plaumltze aus-weicht Be-lohn t w i rd wer es liebt Gedanken zu fo lgen d ie v o n p o e t i-s c h e n u n d b i b l i s c h e n Zitaten abge-rundet werden Beer fuumlhrt den Leser durch sein Berlin und nimmt ihn mit nach Tel Aviv Jerusalem Duumlsseldorf Frankfurt und Worms Fuumlr Menschen wie ihn sagt der Autor sei Deutsch-land der richtige Ort denn schlieszliglich sei der Philosoph Moses Mendels-sohn der Vater aller nicht religioumlsen Juden Aber auch die eigene deutsche Herkunft war Chaim Beer beim Schreiben seines Romans stets be-wusst

Chaim Bersquoer bdquoBebelplatzldquoaus dem Hebraumlischen 352 Seiten Berlin Ver-lag ISBN 3827008611 2490 EuroDer Bebelplatz in Berlin hieszlig bis 1947 bdquoOpernplatzldquo Unter den Zuschauern am 10 Mai 1933 war zufaumlllig auch Erich Kaumlstner der wohl einzige Autor der Augenzeuge vom Verbrennen sei-ner Buumlcher wurde

Termine 2011

Dienstag 28 Juni und Montag 4 Juli 2011 Universitaumlt HamburgProf Doumlrte Bischoff von der Hambur-ger Forschungsstelle fuumlr deutsche Exilliteratur weist auf zwei Sommer-semester-Veranstaltungen hin28 Juni 19 h Staatsbibliothek Podi-umsdiskussion bdquoExil und Exilfor-schung Aspekte ihrer Aktualitaumltldquo mit Ursula Krechel Aris Fioretos Su-sanne Komfort-Hein und Klaus

Briegleb Zur Diskussion stehen aktu-elle Moumlglichkeiten und Formen des Umgangs mit dem Exil 1933-45 und sein Fortwirken in der Gegenwart Ur-sula Krechel wird zuvor aus ihrem Roman Shanghai fern von wo lesen und Aris Fioretos aus seinem Roman Der letzte GriecheAm 4 Juli 18 h Staatsbibliothek Prof Primus-Heinz Kucher Universitaumlt Klagenfurt stellt das Gemeinschafts-Projekt bdquoErste BriefeFirst Letters aus dem Exil 1945ndash1950ldquo vor bei dem es um erste Kontaktaufnahmen zwischen ExilantInnen und im Land Gebliebenen nach dem Zweiten Welt-krieg und vor allem um die Frage geht ob und wie nach Vertreibung Diffamierung Exil und innerer Emigra-tion Gespraumlche moumlglich waren Be-gleitend dazu Lesung aus Briefen ua aus dem Archiv der Walter A Be-rendsohn-Forschungsstelle

Mittwoch 29 Juni 2011 - 1800 hWorms Das Wormser - Theater Hannelore HogerMusikalische Lesung mit DJ Patex amp Manuel Scuzzo Hannelore Hoger liest aus bdquoDer Malikldquo Der Briefroman von Else Lasker-Schuumller ist eine bdquoKai-sergeschichte mit Bildern und Zeich-nungenldquo erschienen 1919 als Aus-druck fuumlr eine einzigartige Kuumlnstler-freundschaft

So 11 September 1100 h Zentrum fuumlr verfolgte Kuumlnste Solingen Wuppertaler Str

160 Urauffuumlhrungen von George Dreyfus Vertonungen von Else Las-ker-Schuumller-Lyrik - siehe auch Seite 4

Do 15 September 2000 hSankt Augustin Haus Menden - An der Alten Kirche 3bdquoTiefer beugen sich die Sterneldquo

Nina Hoger liest Lyrik und Prosa von Else Lasker-SchuumllerMusik Ensemble Noistenwwwsankt-augustinde

Mittwoch 20 September 2011 1900 UhrCafeacute Leo in der Bergischen VHS Wuppertal-Barmen Bachstr15Schindlers Witwe bdquoIch Emilie Schi-ndler ndash Erinnerungen einer Unbeug-samen ldquoVortrag Erika Rosenberg ArgentinienErika Rosenberg berichtet aus erster Hand uumlber die Schindlers die in die Geschichte eingegangen sind in Isra-el geehrt als bdquoGerechte unter den Voumll-kernldquo

Termin-VorschauSo 30 Oktober Zentrum fuumlr verfolgte Kuumlnste Solingen Veranstaltung zum 70 Todes-

tag von Herwarth Walden und die Gruumlndung der beruumlhmten STURM-Ga-lerie vor 100 Jahren Vortrag von Tochter Sina Walden Klavierkomposi-tionen von Herwarth Walden spielt Marc Reichow

Als Angela Winkler am 1 Mai 2011 zur Finissage der Ausstellung bdquoElse Lasker-Schuumller Die Bilderldquo im bdquoHamburger Bahnhofldquo zu Berlin las lautete die Schlussbilanz des Verein der Freunde der Nationalga-lerie Berlin 50554 Besucher und ca 700 verkaufte Kataloge Die sind uumlbrigens uumlber die Geschaumlftsstelle der ELS-Gesellschaft nach wie vor zum Preis von 30-euro zu beziehen

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ImpressumRedaktion Hajo JahnTechnische Realisation Markus Kartzig Guumlnther Sauer und Doris RotherElse-Lasker-Schuumller-Gesellschaft eVHerzogstr 42 D-42103 Wuppertal Tel 0202-305198 Fax 0202-7475433

E-Mail vorstandelse-lasker-schueler-gesellschaftde Web wwwelse-lasker-schueler-gesellschaftde Vorsitzender Hajo Jahn Stellv Vorsitz Heiner Bontrup Schatzmeister Klaus K Otto Pressesprecherin Martina Steimer Schriftfuumlhrerin Anne Greveacute Beisitzer Prof Dr Manfred Brusten Monika Fey Dorothee Kleinherbers-Bo-den Wolfgang Drost Bernd Passmann sowie die Autoren Ulla Hahn und Jiři Gruša

Ehrenmitglieder Hans Sahl (gest 2741993) Prof Paul Alsberg Israel (gest am 20806) Adolf Burger Prag und Georg Dreyfus MelbourneBankverbindung Stadtsparkasse Wup-pertal BLZ 33050000 Konto 968768

Stiftung bdquoVerbrannte- und verbannte Dichter- KuumlnstlerInnenldquo Vorstand Hajo Jahn Herbert Beil Dr Rolf Koumlster und Dr Rolf Jessewitsch ndash Kuratorium Ingrid Bacheacuter Hans-Dietrich Genscher Prof Dr Klaus Goebel Ursula Schulz-Dornburg Juumlrgen Serke Prof Dr Christoph Stoumllzl Konto Stadtsparkasse WuppertalBLZ 33050000 Konto 902999

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  • Infobrief 85_Internetpdf
Page 6: Infobrief 85

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werte Buch das sich auch um die Frage nach der Be-r e c h t i g u n g von Literatur dreht Doch man braucht Geduld beim Lesen dieses Werkes das auf viele Ne-b e n s c h a u-plaumltze aus-weicht Be-lohn t w i rd wer es liebt Gedanken zu fo lgen d ie v o n p o e t i-s c h e n u n d b i b l i s c h e n Zitaten abge-rundet werden Beer fuumlhrt den Leser durch sein Berlin und nimmt ihn mit nach Tel Aviv Jerusalem Duumlsseldorf Frankfurt und Worms Fuumlr Menschen wie ihn sagt der Autor sei Deutsch-land der richtige Ort denn schlieszliglich sei der Philosoph Moses Mendels-sohn der Vater aller nicht religioumlsen Juden Aber auch die eigene deutsche Herkunft war Chaim Beer beim Schreiben seines Romans stets be-wusst

Chaim Bersquoer bdquoBebelplatzldquoaus dem Hebraumlischen 352 Seiten Berlin Ver-lag ISBN 3827008611 2490 EuroDer Bebelplatz in Berlin hieszlig bis 1947 bdquoOpernplatzldquo Unter den Zuschauern am 10 Mai 1933 war zufaumlllig auch Erich Kaumlstner der wohl einzige Autor der Augenzeuge vom Verbrennen sei-ner Buumlcher wurde

Termine 2011

Dienstag 28 Juni und Montag 4 Juli 2011 Universitaumlt HamburgProf Doumlrte Bischoff von der Hambur-ger Forschungsstelle fuumlr deutsche Exilliteratur weist auf zwei Sommer-semester-Veranstaltungen hin28 Juni 19 h Staatsbibliothek Podi-umsdiskussion bdquoExil und Exilfor-schung Aspekte ihrer Aktualitaumltldquo mit Ursula Krechel Aris Fioretos Su-sanne Komfort-Hein und Klaus

Briegleb Zur Diskussion stehen aktu-elle Moumlglichkeiten und Formen des Umgangs mit dem Exil 1933-45 und sein Fortwirken in der Gegenwart Ur-sula Krechel wird zuvor aus ihrem Roman Shanghai fern von wo lesen und Aris Fioretos aus seinem Roman Der letzte GriecheAm 4 Juli 18 h Staatsbibliothek Prof Primus-Heinz Kucher Universitaumlt Klagenfurt stellt das Gemeinschafts-Projekt bdquoErste BriefeFirst Letters aus dem Exil 1945ndash1950ldquo vor bei dem es um erste Kontaktaufnahmen zwischen ExilantInnen und im Land Gebliebenen nach dem Zweiten Welt-krieg und vor allem um die Frage geht ob und wie nach Vertreibung Diffamierung Exil und innerer Emigra-tion Gespraumlche moumlglich waren Be-gleitend dazu Lesung aus Briefen ua aus dem Archiv der Walter A Be-rendsohn-Forschungsstelle

Mittwoch 29 Juni 2011 - 1800 hWorms Das Wormser - Theater Hannelore HogerMusikalische Lesung mit DJ Patex amp Manuel Scuzzo Hannelore Hoger liest aus bdquoDer Malikldquo Der Briefroman von Else Lasker-Schuumller ist eine bdquoKai-sergeschichte mit Bildern und Zeich-nungenldquo erschienen 1919 als Aus-druck fuumlr eine einzigartige Kuumlnstler-freundschaft

So 11 September 1100 h Zentrum fuumlr verfolgte Kuumlnste Solingen Wuppertaler Str

160 Urauffuumlhrungen von George Dreyfus Vertonungen von Else Las-ker-Schuumller-Lyrik - siehe auch Seite 4

Do 15 September 2000 hSankt Augustin Haus Menden - An der Alten Kirche 3bdquoTiefer beugen sich die Sterneldquo

Nina Hoger liest Lyrik und Prosa von Else Lasker-SchuumllerMusik Ensemble Noistenwwwsankt-augustinde

Mittwoch 20 September 2011 1900 UhrCafeacute Leo in der Bergischen VHS Wuppertal-Barmen Bachstr15Schindlers Witwe bdquoIch Emilie Schi-ndler ndash Erinnerungen einer Unbeug-samen ldquoVortrag Erika Rosenberg ArgentinienErika Rosenberg berichtet aus erster Hand uumlber die Schindlers die in die Geschichte eingegangen sind in Isra-el geehrt als bdquoGerechte unter den Voumll-kernldquo

Termin-VorschauSo 30 Oktober Zentrum fuumlr verfolgte Kuumlnste Solingen Veranstaltung zum 70 Todes-

tag von Herwarth Walden und die Gruumlndung der beruumlhmten STURM-Ga-lerie vor 100 Jahren Vortrag von Tochter Sina Walden Klavierkomposi-tionen von Herwarth Walden spielt Marc Reichow

Als Angela Winkler am 1 Mai 2011 zur Finissage der Ausstellung bdquoElse Lasker-Schuumller Die Bilderldquo im bdquoHamburger Bahnhofldquo zu Berlin las lautete die Schlussbilanz des Verein der Freunde der Nationalga-lerie Berlin 50554 Besucher und ca 700 verkaufte Kataloge Die sind uumlbrigens uumlber die Geschaumlftsstelle der ELS-Gesellschaft nach wie vor zum Preis von 30-euro zu beziehen

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