informationsbroschüre jugend debattiert

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Page 1: Informationsbroschüre Jugend debattiert

www.jugenddebattiert.ch www.lajeunessedebat.ch www.lagioventudibatte.ch

Page 2: Informationsbroschüre Jugend debattiert

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Demokratie fällt nicht vom Himmel 03

- Politische und sprachliche Bildung 03

Das Projekt Jugend debattiert 04

- Methode 04 - Ausbildung 04

- Wettbewerb 05

Unterrichtsmaterial 08

Organisation 09

- Philosophie 09

- Jugend debattiert in Zahlen 09

- Partner 09

Stiftung Dialog und Kontakt 12

Inhaltsverzeichnis

Page 3: Informationsbroschüre Jugend debattiert

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Qualitätsmerkmal von Jugend debattiert ist, dass sich sprachliche Kompetenzen und Fachwissen verbinden. Jugendliche werden dazu veranlasst, sich mit aktuellen politischen Fragestellungen zu befassen. Damit eignen sich die Jugendlichen neues Fachwissen an und lernen, dieses rheto-risch geschickt in einer Debatte einzuset-zen.Auf diese Weise fördert die Fähigkeit zu debattieren die sprachlichen, fachlichen und überfachlichen Kompetenzen.

In keinem Land der Welt werden die Bür-ger so oft zur Urne gebeten wie in der Schweiz. Deshalb ist es so wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler die notwen-digen Fertigkeiten haben, sich zu aktuellen Fragestellungen eine fundierte Meinung zu bilden. Jedoch zeigen viele Studien das Gegenteil: Immer mehr Jugendlichen feh-len die notwendigen Werkzeuge, um am demokratischen Prozess teilhaben zu kön-nen.Das Projekt Jugend debattiert ist ein Mit-tel, um dieser Entwicklung entgegenzutre-ten. Die Jugendlichen lernen anhand einer Sachfrage, sich Informationen zu beschaf-fen, den eigenen Standpunkt zu vertreten und unterschiedliche Meinungen zu erken-nen und zu akzeptieren. Dies fördert das Verständnis für den Prozess der Meinungs-bildung sowie für verschiedene politische Standpunkte. Die Fähigkeit, sich eine ei-gene Meinung zu bilden und zu vertreten, bildet einen Grundstein für das aktive Mit-wirken in unserer demokratischen Gesell-schaft.

Politische und sprachliche Bil-dungJugend debattiert fördert sowohl die sprachliche wie auch die politische Bil-dung. Das Projekt orientiert sich dabei am schweizerischen Grundlagenband für die Aus- und Weiterbildung „Politik leben und lernen“, der auf den Richtlinien und Metho-den des Europarates basiert. Im Lehrplan 21 der Volksschule ist politische Bildung sowohl im Fachbereich „Natur, Mensch, Gesellschaft“ wie auch im überfachlichen Bereich verankert. Politische Bildung bein-haltet mehr als die Debatte an sich. Ein

Demokratie fällt nicht vom Himmel

„Wir gingen immer davon aus, dass die Leute nichts sehnlicher als die

Demokratie herbeiwünschen. Heute stelle ich fest, dass ein gutes Drittel der

Schweiz nicht mehr demokratiewillig ist.“

Peter Bichsel (in: Magazin 10/2010, S. 25)

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andere die Kontra-Seite. Ein Zeitwächter überwacht die Redezeiten. Die Teilnehmer können im Vorfeld nach Argumenten zum Thema suchen, die Positionen werden im Wettbewerb jedoch erst 30 Minuten vor Beginn der Debatte zugelost. Es kann also sein, dass man nicht seine persönliche Meinung vertritt.Nach einer Eröffnungsrunde, in welcher jede Person während 2 Minuten ihre wich-tigsten Argumente darlegen kann, folgen 12 Minuten freie Aussprache. Zum Schluss hat jeder noch einmal eine Minute Zeit, um aus seiner Sicht ein Fazit zu ziehen.

Ausbildung

JugendlicheDer Unterricht mit Jugend debattiert ist handlungs- und kompetenzorientiert. Die einzelnen Übungen können im Unterricht auch unabhängig von Lehrgang und Wett-bewerb eingesetzt werden. Schülerinnen und Schüler eignen sich bei Jugend de-battiert rhetorische Fähigkeiten an, die sie auch bei anderen schulischen Aufga-benstellungen gut anwenden können. Der Lehrgang fördert die Jugendlichen in drei Kernkompetenzen:

Selbstkompetenz: sich ausdrücken, Stel-lung beziehen, auftreten, Feedback geben und nehmen können

Sachkompetenz: sich informieren, ana-lysieren, argumentieren können

Sozialkompetenz: zuhören, andere Mei-nungen verstehen, Perspektivenwechsel vollziehen können

Die Vermittlung dieser Kompetenzen ge-schieht in Verbindung mit spezifischem

Jugend debattiert will möglichst viele Ju-gendliche der Sekundarstufe 1 und 2 zum Debattieren animieren. Jugend debattiert liegt eine präzise Methode zugrunde, wel-che seit 2005 in der ganzen Schweiz an-gewendet wird. Kern der Methode ist die reglementierte Debatte, bei welcher die Sprechzeiten festgelegt sind und kein Mo-derator das Gespräch leitet. Die Methode gibt Lehrpersonen ein vielfach erprobtes Werkzeug in die Hand, das einfach anzu-wenden ist und Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gibt, ihre Fähigkeiten in ei-ner vertrauten Umgebung zu entwickeln.

Jugend debattiert umfasst zwei Bereiche: Ausbildung: Jugendliche lernen in der

Schule oder einer ausserschulischen Orga-nisation den spielerischen Austausch von Argumenten. Dazu bildet Jugend debat-tiert Lehrpersonen aus, welche die Debatte in ihren Unterricht integrieren wollen.

Wettbewerb: Die Schülerinnen und Schüler testen ihre erlangten Kompeten-zen in einem sportlichen Wettbewerb, wo sie gegen die besten Jugendlichen der ganzen Schweiz antreten.

MethodeDer Lehrgang Jugend debattiert befähigt die Jugendlichen, in einer sachbezogenen Debatte zu bestehen. Die klaren Regeln der Debatte bei Jugend debattiert ermöglichen ein konzentriertes, sachbezogenes Streit-gespräch. Wer diese Regeln befolgt, hört anderen zu und lernt, berechtigte Inter-essen vernünftig zu vertreten. Debattiert werden gesellschaftspolitische Streitfra-gen, die alle etwas angehen. Jeweils zwei Personen vertreten die Pro-Seite, zwei

Das Projekt Jugend debattiert

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Fachwissen. Die Jugendlichen müssen sich für jede Debatte im entsprechenden Sach-gebiet schlau machen.Natürlich macht die Debatte auch sprach-lich fit: Wer die Sache nicht auf den Punkt bringen kann, wird auch nicht punkten.

LehrpersonenDie Regeln sind einfach und der Lehrgang von Jugend debattiert ist klar aufgebaut. Trotzdem: Gute Debatten verlangen gute Vorbereitung und Übung. Die Schulungen unterstützen die Lehrpersonen darin, Ju-gend debattiert vielfältig und erfolgreich in ihrem Unterricht anzuwenden. Die zentra-len Übungen des Lehrganges werden eins zu eins durchgespielt. Die Lehrpersonen bekommen praxiserprobte Tipps zu Lehr-gang, Feedback und Beurteilung sowie zur Integration der Methode in ihren Unter-richt.

WettbewerbDer Wettbewerb ermöglicht den Jugendli-chen, ihre erworbenen Fähigkeiten in ei-nem kompetitiven Umfeld auf die Probe zu stellen. Der Wettbewerb Jugend debattiert wird in zwei Alterskategorien (Kat 1: 13-16 Jahre; Kat 2: 17-20 Jahre) durchgeführt. Dem Final gehen Vorausscheidungen vor-aus, welche von Schulen, Jugendverbän-den oder Firmen veranstaltet werden. Die Organisatoren dieser Vorausscheidungen werden von der nationalen Projektleitung unterstützt. Der Wettbewerb gipfelt in ei-nem nationalen Final, der alle zwei Jahre stattfindet. Die besten Jugendlichen der Vorausscheidungen messen sich mit ihren Altersgenossen. Zudem erhalten sie die Möglichkeit, Jugendliche aus allen Landes-teilen der Schweiz kennenzulernen.

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„Ich finde es spannend, mich intensiv mit einem Thema zu

befassen und andere von meinen Argumenten zu

überzeugen.“

Daniel Gieger, 17, Schüler Kantonsschule Zug

„Wir bedanken uns für einen lehrreichen und tollen Mitt-

wochnachmittag! Ich war ganz überrascht, als die vier Stun-

den schon rum waren, und freue mich auf die neuen Ideen

der Umsetzung mit meinen Schülern.“

Lehrperson, Kanton Thurgau

„Die Jugendlichen schätzen die vertiefte Auseinandersetzung

mit beiden Positionen zu ihnen oft fremden Themen. Der

Wettkampf bietet die Möglichkeit, eine vorgefasste Meinung

nochmals zu überprüfen.“

Bernard van Dierendonck, Journalist

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UnterrichtsmaterialGrundlage für den Unterricht ist der von Jugend debattiert entwickelte Lehrgang, der die Debattierenden Schritt für Schritt ans Ziel führt. Ergänzend stehen auf der Homepage Pow-erPoint-Präsentationen sowie aktuelle De-battenthemen zur Verfügung.

Die folgenden Punkte geben eine Übersicht über das Angebot von Jugend debattiert:

Jugend debattiert bietet ein Lehrmit-tel für den Unterricht der Sekundarstufen 1 und 2 an. Das Lehrmittel gliedert den Lehrgang in einen schrittweisen Ablauf von 8 Lektionen. Es behandelt die Debatte aus theoretischer Sicht und bietet genaue Übungsanleitungen sowie Tipps und Tricks zum Debattieren. Mithilfe der im Lehrmit-tel vorgeschlagenen Übungen kann das Thema „Debatte“ aktiv vertieft werden.

Ergänzend zum Lehrmittel stellt Jugend debattiert PowerPoint-Präsentationen zur Unterstützung des Unterrichts sowie zu Schulungszwecken zur Verfügung.

Jugend debattiert bietet eine Zusam-menstellung von verschiedenen aktuellen Debattenthemen an. Diese erleichtert den Lehrpersonen die Vorbereitung und die In-tegration der Debatte in ihren Unterricht. Zu den Debattenthemen in den Bereichen Gesellschaft, Ökologie, Wirtschaft, Ge-sundheit und Politik werden jeweils ein ak-tuelles Mediendossier und Links zu weiter-führenden Internetquellen bereitgestellt. Diese Unterlagen werden durch verschie-dene Förderpartner unterstützt, welche sich für die jeweiligen Themenbereiche engagieren.

Zur Vorbereitung von Debatten oder Vorausscheidungen können bei Jugend de-

battiert entsprechende Dokumente ange-fordert werden. Pro- und Kontrakärtchen sowie Dossiers zur Organisation einer Vor-ausscheidung und zur Instruktion der Jury erleichtern die Durchführung des Anlasses. Manche dieser Unterrichtshilfen werden exklusiv für die Absolventen der Ausbil-dungskurse von Jugend debattiert ange-boten.

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ser soll jedoch ambitionierten Jugendli-chen einen Austausch mit Gleichaltrigen ermöglichen.

Das Projekt Jugend debattiert richtet sich an alle Jugendlichen der Sekundar-stufe 1 und 2 aus allen Landesteilen der Schweiz und allen Schulen.

Die Übungen des Lehrganges sollen die Jugendlichen zum Debattieren ermutigen. Ein förderorientiertes Rückmelden und Be-gutachten durch Gleichaltrige und Lehr-person ist dabei von grosser Bedeutung.

Jugend debattiert in ZahlenJugend debattiert existiert in der Schweiz seit 2005. Jahr für Jahr erlernen mehr Ju-gendliche das Debattieren. Auch die Teil-nehmerzahl am Wettbewerb steigt konti-nuierlich. Dank der Zusammenarbeit mit Institutionen und Kantonen können auch immer mehr Kurse für Lehrpersonen ange-boten werden.So gibt es in der Schweiz bereits mehr als 1500 ausgebildete Lehrpersonen. Pro Jahr führt Jugend debattiert Weiterbildungen für 400 Lehrpersonen durch und ermög-licht jährlich die Schulung von 7000 Ju-gendlichen.

PartnerDie Stiftung Dialog ist Trägerin des Pro-jekts Jugend debattiert.Aktuelle Hauptförderpartner sind:

Stiftung Mercator Schweiz Verein Jugend und Wirtschaft

Für eine breite Abstützung des Projektes wird die Zusammenarbeit mit einem zu-sätzlichen Hauptförderpartner und ver-schiedenen Themenpartnern gesucht.

Jugend debattiert wurde 2005 nach deut-schem Vorbild in der Schweiz übernom-men. Das Projekt ist in allen drei Sprach-regionen präsent. Ursprünglich von der Stiftung Dialog geführt, wurde im Zuge der Expansion eine Weiterführung unter dem Dach des Vereines Jugend und Wirt-schaft beschlossen, welchem nun die Ge-schäftsführung obliegt. Diese Zusammen-arbeit ermöglicht dem Projekt, der grossen Nachfrage gerecht zu werden und die Me-thode in bewährter Form weiterzuführen.

PhilosophieJugend debattiert hat sich folgenden Prin-zipien verschrieben:

Ziel der Debatte ist es, die Grundlage für eine kluge Entscheidung zu schaffen. Eine Debatte gewinnen bedeutet, die Entschei-dungsfindung argumentativ und überzeu-gend zu bereichern.

Jugend debattiert bietet eine Methode, mit der Jugendliche ihre Meinung frei und ohne Wertung in einem respektvollen Rah-men vortragen können. Dabei soll es in sportlich-spielerischer Atmosphäre in einer Mischung aus Kooperation und Konkurrenz zu- und hergehen.

Jugend debattiert spricht zwei Kompe-tenzbereiche an:- Sprachliche Förderung: breitestmöglichs-te Förderung Jugendlicher in individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten des mündli-chen Ausdrucks.- Politische Bildung: Interesse an politi-schen Sachthemen und der Debattierkul-tur fördern.

Das Projekt ist in Ausbildung und Wett-bewerb aufgeteilt. Die Ausbildung bedingt nicht die Teilnahme am Wettbewerb. Die-

Organisation

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NLZ / Zentralschweiz am Sonntag, 24.02.2013

Sonntag, 24. Februar 2013 / Nr. 8 Zentralschweiz am Sonntag 21

antoneKBischof-Brief schüchtert Seelsorger ein CHUR Die Pfarrei-Initiative sorgt weiterhin für heisse Köpfe. Nun löst ein Brief des Churer Bischofs Vitus Huonder heftige Kritik aus.

THOMAS [email protected]

Die Stimme des Mannes klingt sicht-lich verunsichert und von Angst erfüllt, als er sagt: «Nein, ich will mich dazu nicht äussern. Das ist viel zu gefährlich. Bevor ich rede, will ich mich zuerst mit Kollegen absprechen.» Seine Verschwie-genheit bezieht sich auf den Brief, den er, wie 55 andere Adressaten auch, ges-tern vom Churer Bischof Vitus Huonder erhielt. Die eingangs erwähnte Person ist in einem zum Churer Bistum zäh-lenden Zentralschweizer Kanton – das sind Uri, Schwyz sowie Ob- und Nid-

walden – tätig. Und: Der sichtlich ein-geschüchterte Kirchenvertreter unter-zeichnete die bereits viel diskutierte und im vergangenen Herbst lancierte «Pfar-rei-Initiative Schweiz». Mit dem Vorstoss wollen Seelsorgerinnen und Seelsorger aus dem ganzen Land darauf aufmerk-sam machen, dass die Praxis in den Pfarreien längst nicht mehr mit den o�ziellen Vorgaben der Kirche überein-stimme.

Post aus Chur erhielt gestern auch der Winterthurer Dekan und Pfarrer Hugo Gehring. Im Gegensatz zu seinem Innerschweizer Kollegen nimmt Gehring kein Blatt vor den Mund. Er spricht von einem «sehr harten Schreiben». Gehring sagt weiter: «Ich interpretiere den Brief so, dass der Bischof den Unterzeichnern die Missio künftig nicht mehr erteilt.»

Reine SpekulationDie Missio Canonica ist quasi die

Lizenz dafür, dass jemand im Namen der katholischen Kirche handeln und wirken darf. Ohne Missio, die periodisch

vom Bischof verlängert wird, ist es zum Beispiel nicht möglich, als Gemeinde-leiter einer Pfarrei vorzustehen. Letzt-

endlich kann es also auch um die beruf-liche Existenz gehen. Das Schreiben als Androhung für einen Missio-Entzug zu

interpretieren, bezeichnet Giuseppe Gracia, Beauftragter für Medien und Kommunikation im Bistum Chur, als reine Spekulation. Laut Gracia will Bi-schof Vitus Huonder mit dem Schrei - ben zum weiteren Klärungsprozess bei-tragen.

Austrittswelle befürchtetWas Hugo Gehring am Inhalt des

Schreibens besonders sauer aufstösst, ist folgende Aussage des Bischofs: «Er beziehungsweise sie will nicht mehr im Sinne der kirchlichen Sendung handeln, sondern nach eigenen Kriterien – meis-tens wird das Evangelium vorgeschoben – und nach eigenem Dafürhalten.» Geh-ring spricht von einer «verletzenden Aussage». Bei der Initiative stünden, so Gehring, Disziplin- und Ordnungsfragen im Vordergrund. «Die Initiative tangiert Lehr- und Glaubensfragen nur am Rand.»

Ähnlich wie Gehring interpretiert Hans-Peter Vonarburg, ständiger Diakon und Pfarreileiter der Pfarrei Bruder Klaus

in Emmen, das bischö�iche Schreiben aus Chur. Weil im Bistum Basel tätig, ist Vonarburg nicht direkter Adressat von Huonders Brief. Vonarburg kennt aber das Dokument und sagt: «Ich habe eigentlich nichts anderes erwartet. Der Churer Bischof ist sehr linientreu. Ich erlebe unseren Bischof, Felix Gmür, dialogbereiter.» Vonarburg, der die Pfar-rei-Initiative ebenfalls unterzeichnet hat, sorgt sich, dass es bei einem Einlenken auf die von Rom vorgegebene Praxis dereinst auch bei Luzerner Katholiken zu einer Austrittswelle wie einst in den Kantonen der beiden Basel kommen könnte.

Wie Hans-Peter Vonarburg unter-schrieb auch Markus Heil, Pfarreileiter in Sursee, die Initiative. Markus Heil kennt den Brief aus Chur ebenfalls. Er sagt: «Bischof Vitus Huonder geht gar nicht auf das Spannungsfeld zwischen �eorie und Praxis ein, welche die Ini-tiative aufzeigt. Schlussendlich nimmt er viele Seelsorgerinnen und Seelsorger nicht ernst.»

Schüler im Element: Da bleibt Politikern die Sprache wegLUZERN 52 Schüler aus sechs Kantonsschulen haben an einem Debattierwettbewerb rhetorisch die Klingen gekreuzt. Selbst gestandene Politiker staunten.

Jugendliche pöbeln rum und betrin-ken sich auf ö�entlichen Plätzen. Sie sind faul, desinteressiert und smart-phone-süchtig. Und von Politik haben sie sowieso keine Ahnung. Nein, unse-re jungen Mitbürger haben weiss Gott nicht den besten Ruf. Und genau das ärgert Benno Bühlmann, Lehrer an der Kantonsschule Alpenquai und Chef-organisator des Zentralschweizer Kanti-Cups «Jugend debattiert». «Diese Vor-urteile stimmen nicht. Unsere Jugend-lichen sind nicht faul, sondern im Gegenteil interessiert und engagiert.»

Politiker zeigten sich beeindrucktIn der Tat wimmelte es gestern an

der Kantonsschule Alpenquai von dis-kussionsfreudigen Schülern. 52 Gymna-siasten aus sechs Kantonsschulen der Kantone Luzern, Zug und Aargau haben sich am Debattierwettbewerb in Luzern gemessen. Debattiert wurde über aller-lei aktuelle �emen: etwa über den Bau einer zweiten Gotthardröhre, über die allgemeine Dienstp�icht für Männer oder darüber, ob die Schweiz die Pau-schalbesteuerung reicher Ausländer ab-scha�en soll. Beurteilt wurden die Schü-ler von Fachleuten aus Schule, Politik und Medien. Unter ihnen auch Polit-Promis wie der Zuger Bildungsdirektor Stephan Schleiss (SVP) oder die Luzer-ner CVP-Kantonsrätin Andrea Gmür.

Juso-Präsident David Roth, der anläss-lich einer «Showdebatte» mit anderen Politikern vor Ort war, staunte: «Das Niveau der Jugendlichen ist höher als an manch einer Debatte mit Politpro�s», so der Luzerner. Dem würde wohl auch Jurymitglied Andrea Gmür zustimmen. «Mir ist besonders aufgefallen, wie die Jungen bei den Gesprächen aufeinander eingehen. Sie hören sich zu und lassen sich gegenseitig ausreden.» Wer gelegent-lich die Politsendung «Arena» schaut, der weiss, dass dies bei Pro�politikern nicht selbstverständlich ist.

Freuen auf den FinalWas aber motiviert diese jungen Leu-

te dazu, an einem Samstag in die Schu-le zu fahren und dort gegen Gleichalt-rige politische Diskussionen zu führen? Die 14-jährige Hanna Della Casa, Sie-gerin der Kategorie 1, sagt dazu: «Ich wollte es einfach mal probieren.» Mit dem Sieg habe sie nicht gerechnet, doch nun freue sie sich auf das nationale

Finale in Bern. Obs dort auch für den Sieg reicht, scheint zweitrangig. «Ich habe immer gerne diskutiert und werde dies auch in Zukunft tun. Mich interes-siert einfach, was auf der Welt passiert», so die 14-jährige Schülerin der Kanti Alpenquai.

DANIEL SCHRIBER [email protected]

HINWEISDiese acht Schüler nehmen im März am nationalen Finale von «Jugend debattiert» in Bern teil: Hanna Della Casa (14, Luzern, Siegerin Kategorie 1), Benjamin Gantner (14, Oberägeri), Timo Hausheer (14, Zug), Mara Labud (15, Oberägeri), Oskar Arnold (17, Unterägeri), Gina Dellagiacoma (16, Beromünster), Daniel Gieger (17, Oberwil, Sieger Kategorie 2), Gabriela Stadler (17, Kriens).

Die Schweizer Bauern sind gute Redner ZÜRICH Als das Schweizer Fernsehen 1993 die «Arena» lancierte, entwickel-te sich die Diskussionssendung innert kürzester Zeit zu einem Quotenhit. Dafür mitverantwortlich war der da-malige Gründer und Moderator Filip-po Leutenegger. Erfolgreiches Debat-tieren hängt für den heutigen Medien-unternehmer und Zürcher FDP-Nationalrat unter anderem mit Folgendem zusammen: «Trete ich in eine Debatte ein, muss ich mir im Vorfeld stets überlegen, was ich un-bedingt sagen und worüber ich keines-falls reden will.»

Keine einstudierten AussagenGuten Diskussionsteilnehmern ge-

lingt es gemäss Leutenegger auch, die

Argumente der Gegenseite aufzuneh-men und für die eigenen Ideen und Interessen zu verwenden. Der Bundes-politiker warnt davor, Aussagen zu machen, die im Voraus einstudiert wurden. «Das funktioniert überhaupt nicht.»

Sie sagen, was sie denkenWie wird jemand zum guten Debat-

tierer? Filippo Leutenegger sagt dazu: «Es hilft, wenn jemand möglichst vie-le Vorträge hält. Das gibt Selbstver-trauen und schult die Eloquenz.» Auf die Frage, welche Schweizer Politiker er für Top-Debattierer hält, überlegt er lange. Er nennt keinen einzelnen Na-men, sagt dann aber: «Schweizer Bau-ern reden in der Regel gut.» Er attestiert

ihnen einen «guten Mutterwitz». Als Beispiel erwähnt Leutenegger in die-sem Zusammenhang den SVP-Präsi-denten Toni Brunner.

Die Deutschschweizer müssten den Vergleich mit ihren nördlichen Nach-barn nicht scheuen. Er sagt: «Natürlich sprechen die Deutschen im Durch-schnitt geschli�ener. Weil die meisten Schweizer nicht allzu gute Redner sind, zwingt sie das aber, das zu sagen, was sie wirklich denken.» Den raschen Er-folg der «Arena»-Sendung im Jahr 1993 führt Leutenegger auch auf diesen Umstand zurück: «Die Zuschauer spür-ten, dass die Diskussionsteilnehmer ehrliche Aussagen machten.»

THOMAS [email protected]

«Bischof Huonder nimmt viele

Seelsorger nicht ernst.»

MARKUS HEIL , PFARREILEITER SURSEE

Debattieren auf hohem Niveau: Gina Dellagiacoma (vorne), Gabriela Stadler und der spätere Sieger Daniel Gieger gestern in Luzern.

Bild Manuela Jans

«Ich finde es spannend, mich

intensiv mit einem Thema zu befassen

und andere von meinen Argumenten

zu überzeugen.»DANIEL GIEGER, 17,

KANTONSSCHULE ZUG

«Es ist schade, dass wir Jungen einen schlechten Ruf

haben. Ich jedenfalls könnte mir gut

vorstellen, dereinst selber in die Politik

einzusteigen.»GABRIELA STADLER, 17,

KANTONSSCHULE ALPENQUAI

«Ich diskutiere einfach extrem

gerne – sei es mit Freunden oder am

heimischen Mittagstisch.»OSKAR ARNOLD, 17,

KANTONSSCHULE ZUG

Video: Ein Video zum Debattierwettbewerb an der Kanti Alpenquai finden Sie unter www.luzernerzeitung.ch/bonus

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Stiftung, Geschäftsstellen, KontaktStiftung Dialog, Trägerin des Projektes Jugend debattiertDie Stiftung Dialog, gegründet vor über 30 Jahren von nationalen Parlamentarierinnen und Parlamentariern, fördert die politische Bildung junger Menschen in der ganzen Schweiz.

Die Stiftung bezweckt die Förderung der politischen Bildung, in erster Linie bei Kindern und Jugendlichen

im schulischen und ausserschulischen Bereich. die Förderung des gegenseitigen Verständnisses zwischen den verschiedenen

Sprach- und Kulturregionen der Schweiz. die Förderung der aktiven politischen Beteiligung der Jugend.

Die Hauptaufgaben der Stiftung sind das Erbringen von Dienstleistungen, die Weiter-entwicklung von Konzepten und Projekten zur politischen Bildung sowie die Förderung der Zusammenarbeit im In- und Ausland.

PräsidentJean-François Steiert, Nationalrat, Fribourg

StiftungsratsmitgliederHans Ambühl, Generalsekretär EDK, BernMarkus Gander, Geschäftsführer Infoklick, MoosseedorfRolf Gollob, Center IPE PH ZürichAlexandra Molinaro, Stv. Geschäftsleiterin DSJ, Moosseedorf

GeschäftsstellenRegionalstelle Bern

Urs MartiGeschäftsführung NationalProjektsteuerung Deutschschweiz

David MaurerAssistent der GeschäftsführungEntwicklung Deutschschweiz

Christian HachenAusbildung DeutschschweizWettbewerb Deutschschweiz

Andrea SchlatterMitarbeitende Projektsteuerung

Verena BlattmannSekretariatBuchhaltung

Regionalstelle Lausanne Lucie Schaeren

Ausbildung RomandieProjektsteuerung Romandie

Yannis PapadanielWettbewerb RomandieEntwicklung Romandie

Regionalstelle Bellinzona Chino Sonzogni

Projektsteuerung TicinoAusbildung TicinoWettbewerb TicinoEntwicklung Ticino

Mina Desantis Mitarbeitende Koordination Ticino

KontaktJugend debattiert, Monbijoustrasse 31, 3011 Bern, 031 370 17 27, [email protected] La jeunesse débat, Rue de la Tour 16, 1004 Lausanne, 021 311 28 05, [email protected] La gioventù dibatte, Piazza Collegiata 5, 6500 Bellinzona, 091 825 28 [email protected]

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