ingar solty: konstantin wecker. der zärtliche wut-bürger

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Konstantin Wecker darf als einer der vielseitigsten und darüber hinaus produktivsten Künstler im Liedermacher-Genre gelten: Sein Werk meistert den Spagat zwischen U- und E-Kultur, Vorabendserie und Theaterbühne, Kalauer und Poesie, Pop und Politik. Wecker komponiert für Solokonzerte, Theater, Film und Fernsehen, betätigt sich als Leinwandschauspieler, Autor und literarischer Interpret und hat in den bislang 40 Jahren seiner Karriere ein kaum mehr überschaubares Werk hervorgebracht. Im Liedermachergenre erfüllt Wecker im Grunde eine Scharnierfunktion zwischen den eher subjektivistischen und Unterhaltungskünstlern wie Reinhard Mey, Ludwig Hirsch und Georg Danzer einerseits und den politisch-intellektuellen Liedermachern wie Franz JosefDegenhardt, Dieter Süverkrüp und Reinhold Andert andererseits. Sein Metier fand Wecker – ganz ähnlich zu der von ihm hochverehrten und schon zu DDR-Zeiten geförderten ostdeutschen Liedermacherin Barbara Thalheim – in einer eigentümlichen Dialektik von Privatem und Politischem, die zwischen sensibler Subjektivität und gesellschaftlichem Engagement oszilliert. Er selbst brachte dieses Spannungsfeld auf die Formel „Wut und Zärtlichkeit“ (so der Titel seines aktuellen Albums), die als Motto über Weckers Lebenswerk stehen könnte.

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Die Liedermacher Konstantin Wecker

01. Ich lebe immer am Strand (Für Gottfried Benn) 4:36 p 1974 Universal Music Domestic Pop, a division of Universal Music GmbH

02. Genug ist nicht genug (Für Barbara) 5:16p 1977 Universal Music Domestic Pop, a division of Universal Music GmbH

03. Ich singe weil ich ein Lied hab 4:05p 1978 Koch/Universal Music, a division of Universal Music GmbH

04. Susi 4:13p 1974 Universal Music Domestic Pop, a division of Universal Music GmbH

05. Oma 4:08p 1987 Universal Music Domestic Pop, a division of Universal Music GmbH

06. Bayern Power 4:20p 1986 Universal Music Domestic Pop, a division of Universal Music GmbH

07. Der dumme Bub 3:35p 1976 Universal Music Domestic Pop, a division of Universal Music GmbH

08. Zwischenräume 4:28p 1974 Universal Music Domestic Pop, a division of Universal Music GmbH

09.Wenn der Sommer nicht mehr weit ist (Für meinen Vater) 4:54p 1976 Universal Music Domestic Pop, a division of Universal Music GmbH

10. Oamoi von vorn ofanga 6:06p 1978 Universal Music Domestic Pop, a division of Universal Music GmbH

11.Willy 9:23p 1977 Universal Music Domestic Division, a division of Universal Music GmbH

12. Inwendig warm 3:45p 1977 Universal Music Domestic Pop, a division of Universal Music GmbH

13. (Es herrscht wieder) Frieden im Land 4:11p 1977 Universal Music Domestic Pop, a division of Universal Music GmbH

14. Revoluzzer 4:04p 1982 Universal Music Domestic Pop, a division of Universal Music GmbH

15. Du wolltest ein Stück Himmel 3:09p 1982 Universal Music Domestic Pop, a division of Universal Music GmbH

BONUS:

16. Der alte Kaiser – Live 6:28p 1977 Universal Music Domestic Pop, a division of Universal Music GmbH

17. Ich habe deinen Körper ausgebeutet (bisher unveröffentlicht auf CD) 3:01p 1974 Universal Music Domestic Pop, a division of Universal Music GmbH

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Konstantin Wecker darf als einer der vielseitigsten und darüber hinaus produktivstenKünstler im Liedermacher-Genre gelten: Sein Werk meistert den Spagat zwischen U- undE-Kultur, Vorabendserie und Theaterbühne, Kalauer und Poesie, Pop und Politik. Weckerkomponiert für Solokonzerte, Theater, Film und Fernsehen, betätigt sich alsLeinwandschauspieler, Autor und literarischer Interpret und hat in den bislang 40 Jahrenseiner Karriere ein kaum mehr überschaubares Werk hervorgebracht. ImLiedermachergenre erfüllt Wecker im Grunde eine Scharnierfunktion zwischen den ehersubjektivistischen und Unterhaltungskünstlern wie Reinhard Mey, Ludwig Hirsch und GeorgDanzer einerseits und den politisch-intellektuellen Liedermachern wie Franz JosefDegenhardt, Dieter Süverkrüp und Reinhold Andert andererseits. Sein Metier fand Wecker –ganz ähnlich zu der von ihm hochverehrten und schon zu DDR-Zeiten geförderten ost-deutschen Liedermacherin Barbara Thalheim – in einer eigentümlichen Dialektik vonPrivatem und Politischem, die zwischen sensibler Subjektivität und gesellschaftlichemEngagement oszilliert. Er selbst brachte dieses Spannungsfeld auf die Formel „Wut undZärtlichkeit“ (so der Titel seines aktuellen Albums), die als Motto über Weckers Lebenswerkstehen könnte.

Die Spezifik der Wecker’schen Kunst resultiert aus seiner Herkunft. Im Gegensatz zu denUrgesteinen des westdeutschen Liedermachens, das seine Wurzeln in der bündischenBewegung und den Festivals auf der Burg Waldeck hat, entstammt der 1947 als Einzelkind inMünchen hineingeborene Wecker eher dem (klein-)bürgerlichen Milieu, das sich amklassischen Bildungsbürgertum orientierte. Nicht die autodidaktisch auf Auslands-trampreisen angeeignete Klampfe der gegenkulturellen Jugendbewegten, sondernklassisch-bürgerlicher Klavier- und Geigenunterricht, Chorgesang und gemeinsameAuftritte mit seinem Opernsänger-Vater prägten seine Sozialisationserfahrungen. SeineAuseinandersetzung mit dem konkurrenzbetonten Milieu des leistungs- und aufstiegsorien-tierten (Klein-)Bürgertums reflektieren viele seiner Lieder wie „Der dumme Bub“ (1976).

Der kleinbürgerlichen Anpassung, dem Leben im Aufschub und der Spar-für-Häuschen-und-Wagen-Spießigkeit setzte Wecker, der sich schon früh aus seinem als beengt erfahrenenMilieu auszubrechen sehnte, eine an den Brecht der Hauspostille erinnernde innerweltliche

Der zärtliche Wut-Bürgervon Ingar Solty

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Gesellschaft mit dem Widerspruch zwischen ihren aus der Aufklärung und der FranzösischenRevolution entlehnten Idealen (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) und der kapitalistischenWirklichkeit, die ihm heute als „Absurdistan“ (2011) erscheint und gegen die er inImperativen („Sag nein!“ [1993], „Tobe, zürne, misch dich ein!“ [2003], „Empört Euch!“[2011]) ein nicht näher spezifiziertes („Zivilgesellschafts“-)Subjekt – zusammengesetzt aus„empörten“ Individuen – zum Widerstand aufruft. Schon lange bevor es dieses Wort über-haupt gab, war Wecker somit im positiven Sinne der „Wut-Bürger“ unter den politischenLiedermachern in Deutschland.

Die für Weckers Werk charakteristische Melancholie ist mit diesem Idealismus logischverknüpft, denn die Kehrseite des Ideals ist schließlich die Verzweiflung angesichts derUnordnung in der Welt sowie ein bürgerlich-individualistisches Ohnmachtsgefühl gegenüberden gesellschaftlichen Verhältnissen und einem sich scheinbar gnadenlos vollziehenden Laufder Dinge („Frieden im Land“ [1977], „Oma“ [1986]). Damit einher geht auch eine links-bürgerliche Skepsis gegenüber Kollektiven und die Behauptung der eigenen Individualitätgegen politische Vereinnahmung („Ich singe weil ich ein Lied hab“ [1975], „Willy“ [1977],„Wut und Zärtlichkeit“ [2011]). Und doch: Resignation und Eskapismus erlaubt derWeckersche Kosmos nicht. Weckers gesammelte Liedtexte stehen unter dem Motto: „SchonSchweigen ist Betrug“. Die (auf-)richtige Haltung – verkörpert in Weckers Heroengestalten„Willy“ oder den Geschwistern Scholl („Die weiße Rose“ [1983]) – speist sich ausPrinzipientreue und dem Mut, auch auf Gefahr für Leib und Leben, für die eigenen Idealeeinzustehen und diese, auch dann noch zu verteidigen, wenn das Einstehen für sie notwendigmit Don-Quichotismus – Weckers Bücher tragen Titel wie „Ich gestatte mir Revolte“, „DieKunst des Scheiterns“ und „Es geht ums Tun und nicht ums Siegen“ – einhergeht.Was Weckersympathisch macht, ist, dass er, der schon manchen Sturm erlebt und ihm getrotzt hat, das,was er an Haltung von anderen einfordert, immer auch selbst gelebt hat. In seiner bayrischenSturheit in Sachen Menschlichkeit und Solidarität und seiner Unnachgiebigkeit gegen dieSchlechtmenschen der Welt steht er damit in einer Reihe jener bayrischer Rebellen, ausderen Biografien er immer wieder Kraft zog und mit denen er sein Werk verbunden hat:Oskar Maria Graf, Erich Mühsam, Bert Brecht und nicht zuletzt Karl Valentin, nach dem seinSohn benannt ist.

1982 sang Wecker – in Anlehnung an das berühmte Mühsam-Gedicht – „A Revoluzzer müßt‘man sein“. Daran anschließend lässt sich sagen: In seinem Leben hat Wecker vieleTätigkeiten ausgeführt. Aber der Beruf „Lampenputzer“ war nie darunter.

Bohème-Orientierung. Zentralen Stellenwert in seinen Liedern haben Sinnlichkeit,Lebensgenuss, Empathie und Verzicht auf Triebverzicht („Ich möchte weiterhin verwundbarsein“ [1981], „Inwendig warm“ [1984] und „Liebesflug“ [1992]) sowie später und inzunehmendem Maße das Unbehagen gegenüber kapitalistischem Effizienzdenken („Wenndie Börsianer tanzen“ [2001], „Empört Euch“ [2011]). Und auch wenn Wecker diesenUrhedonismus mit den frühen Degenhardt und Hannes Wader teilte, lebte doch keiner der„68er“-Liedermacher das unverschämte Bekenntnis zur eigenen Sexualität so intensiv unddauerhaft aus wie der – von Henry Miller stark beeindruckte – Wecker, der sich in den frühen1970er Jahren auch mal in „Aufklärungsfilmchen“ wie dem „Krankenhausreport“ vor derKamera auszog, um mit seiner Lanze gegen die „Triebsublimierung“ zu Felde zu ziehen.Weckers Haltung verdichtete sich so in der Hedonismusparole „Genug ist nicht genug“(1977), und der Hang zur pathetischen Geste ist – musikalisch wie textlich – bis heute charak-teristisch für sein Werk geblieben.

Zugleich tat sich Wecker kontinuierlich als politisch engagierter und mutiger Künstler hervor:So engagierte er sich in der Friedens- und Antiimperialismus-Bewegung, indem er gegenden Nato-Doppelbeschluss und den Irakkrieg sang (u.a. mit einer Tour, die ihn bis nachBagdad führte), ging mit „Strom & Wasser“ auf „Antifa-Tour“, spielt er bis heute als Star aufden Unsere-Zeit-Pressefesten der DKP und absolviert er u. a. Auftritte in Athen zurUnterstützung des Widerstands gegen die Austeritätspolitik der EU-Troika.

Und dennoch: Auch wenn Wecker sich nie scheute, sich in denselben radikalen Kreisen zuzeigen, lassen sich ästhetische Divergenzen von befreundeten oder verwandten Künstlernwie Degenhardt, Süverkrüp und Wader nicht von der Hand weisen. Denn während sichbeispielsweise Degenhardt später von der „Melancholie seiner Klasse“, die ihm „manchmalnoch so süß schmeckt“, distanzierte, prägt diese Melancholie einen signifikanten TeilWeckers Oeuvres. Dabei steht diese Melancholie nicht im Gegensatz zu Weckers politischenÜberzeugungen, sondern ist gerade ihre Folge. Denn im Gegensatz zu den zuvor genanntenKünstlern speisen sich Weckers politische Lieder aus einem abstrakten Idealismus, der seineWurzeln im Grunde in einer linksbürgerlich-anarchistischen Haltung hat, die Wecker inLiedern wie „Anna“ (1984) auch immer wieder für sich reklamiert hat. Aus dieserGrundhaltung ergibt sich jedoch auch Weckers radikale textliche Kompromisslosigkeit, dennWeckers Standpunkt sind der Humanismus und die Aufklärung. Den bestehendengesellschaftlichen Verhältnissen nähert er sich vom Standpunkt der Utopie her (vgl. z.B. „Nurdafür lasst uns leben“ [1982] und „Flaschenpost“ [2005]) und konfrontiert die bürgerliche

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ICH LEBE IMMER AM STRAND(FÜR GOTTFRIED BENN)Musik und Text: Konstantin Wecker© 1974 Musik Edition Discoton GmbH (Universal Music Publishing Group)

Du, ich lebe immer am Strandunter dem Blütenfall des Meeres.Du, ich sag ein Lied in den Sand,ein fast vertraut imaginäres.

Und die Göttinnen Roms steigen herab zu mir,voll von Welle und Gischt und nur mich im Visier.Und wo die Campagna noch ein weiches Stück Erde hat,da besteigen sie mich, und ich habe die ganze Stadt,das ganze rötliche Rom, in meiner Schenkelgewalt.Die Wölfin kauert sich an meine Göttergestalt.

Du, ich lebe immer am Strandunter dem Blütenfall des Meeres.Du, ich sag ein Lied in den Sand,ein fast vertraut imaginäres.

Und die Dirnen der Stadt betten mich abends ein.Ihre herrlichen Körper brechen auf mich herein.Und aus den Ruinen strömen die Diebe zum Meer.Aufruhr flammt auf, sie entbinden ein Aufwieglerheer.Das ganze rötliche Rom halten die Diebe besetzt.Die Wölfin schaudert sich und weitet die Augen entsetzt.

Du, ich lebe immer am Strandunter dem Blütenfall des Meeres.Du, ich sag ein Lied in den Sand,ein fast vertraut imaginäres.

Meine schweigsame Hand wühlt sich zum Meer wie ein Tier.Salz prasselt herab, und ich bin betört von mir.Und tief aus dem Wasser steigen Galeeren empor,Päpste am Kiel, um die Masten ein Trauerflor.Das ganze südliche Meer breitet sich aus in der Stadt.Die Wölfin heult und sinniert, was sie wohl falsch gemacht hat.

Du, ich lebe immer am Strandunter dem Blütenfall des Meeres.Du, ich sag ein Lied in den Sand,ein fast vertraut imaginäres.

ICH SINGE WEILICH EIN LIED HABMusik und Text: Konstantin Wecker© 1975 Musik Edition Discoton GmbH(Universal Music Publishing Group)

Er war Sänger, wie andere Bäckeroder Handelsvertreter sind.Er verkaufte sehr gut, denn er hielt sichan die Sonne, den Mond und den Wind.Seine Welt war so herrlich gerade,seine Hemden so weiß und so rein,und er sang sich, ganz ohne zu zögern,in die Seele des Volkes hinein.

Doch ganz plötzlich befiel ihn das Singen,wie einen ein Fieber befällt,so als hätte sich irgendwas in ihmgegen ihn gestellt.So als hätte sich seine Stimmeüber ihn hergemachtund das stumme Gestammel des Sängersplötzlich zum Schweigen gebracht.

Ich singe, weil ich ein Lied hab,nicht, weil es euch gefällt.Ich singe, weil ich ein Lied hab,nicht, weil ihr’s bei mir bestellt.Ich singe, weil ich ein Lied hab.

Es gab viele, die hatten bis datoihr tägliches Brot an ihm,

GENUG IST NICHT GENUGMusik und Text: Konstantin Wecker© 1977 Edition Fanfare Musikverlag(bei Chrysalis Music Holdings GmbH)

Dass der Himmel heut so hoch steht,kann doch wirklich kein Versehen sein.Und es ist bestimmt kein Zufall,dass die Lichter sich vom Dunst befrei’n.

Ich sitz regungslos am Fenster,ein paar Marktfraun fangen sich ein Lächeln ein.Irgendwo da draußen pulst es,und ich hab es satt, ein Abziehbild zu sein.

Nichts wie runter auf die Straße,und dann renn ich jungen Hunden hinterher.An den Häusern klebt der Sommer,und die U-Bahnschächte atmen schwer.

Dieser Stadt schwillt schon der Bauch,und ich bin zum großen Knall bereit.Auf den Häusern hockt ein satter Gottund predigt von Genügsamkeit.

Genug ist nicht genug,ich laß mich nicht belügen.Schon Schweigen ist Betrug,genug kann nie genügen.

Viel zu lange rumgesessen,überm Boden dampft bereits das Licht.Jetzt muß endlich was passieren,weil sonst irgendwas in mir zerbricht.

Dieser Kitzel auf der Zunge,selbst das Abflußwasser schmeckt nach Wein.Jetzt noch mal den Mund geleckt,und dann tauch ich ins Gewühl hinein.

Komm, wir brechen morgen aus,und dann stellen wir uns gegen den Wind.Nur die Götter geh’n zugrunde,wenn wir endlich gottlos sind.

Auf den ersten Rängen preist man dienstbeflissen und wie immer die Moral.Doch mein Ego ist mir heilig,und ihr Wohlergehen ist mir sehr egal.

Genug ist nicht genug,ich laß mich nicht belügen.Schon Schweigen ist Betrug,genug kann nie genügen.

und sie sahen die Sangesmaschineaus ihren Fängen entfliehen.

Und die Mädchen verließen den Sänger,und der Ruhm stieg dem nächsten ins Haupt,und es wurde ihm einfach alles,was früher für ihn war, geraubt.

Und so trug man den Sänger zu Grabe,und ein neuer stieg lächelnd ins Land.Er verkaufte sehr gut, denn er hattesich besser in der Hand.

Nur von weitem und etwas verschwommen,schon zu leise, um noch zu besteh’n,sucht ein Lied sein Recht zu bekommen,denn man kann es schon nicht mehr versteh’n.

Ich singe, weil ich ein Lied hab,nicht, weil es euch gefällt.Ich singe, weil ich ein Lied hab,nicht, weil ihr’s bei mir bestelltIch singe, weil ich ein Lied hab,nicht weil ihr mich dafür entlohnt.Ich singe, weil ich ein Lied hab,und keiner, keiner, keiner wird von mir geschont.Ich singe, weil ich ein Lied hab.

SUSIMusik und Text: Konstantin Wecker© 1975 Musik Edition Discoton GmbH(Universal Music Publishing Group)

Was is heit bloß die Zeit lang,da kriag i richtig Zeitlang nach dir.I lieg scho fast bewußtlos dahoam und bin so lustlos nach mir.I drah mi und varrenk mi,vergiß mi und vaschenk mi und beiß mi und zerreiß mi,darenn mi und vabrenn mi.

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OMAMusik und Text: Konstantin Wecker© 1986 Edition Wecker (Chrysalis Music Holdings GmbH)

Oma kumm, mir müaßn geh, s werd abbaut.Hast a wirklich nix mehr steh, hast nachgschaugt? Muaßt versteh, die neien Mieter warten,und die ham scho lang die bessern Karten.

Oma, sag mir liaber, sag mir, was i macha ko.Mach jetzt gschwind, die Möbelpacker lacha scho.Oide Leit san heitzutag blamabel,und wia oide Häuser unrentabel.

Oma, ja, i woaß, da hast dei Lebn verbracht.Da herin hat di mei Muatter scho zur Oma gmacht.In dem Bett da, woaßt as, is da Opa gstorbn –siebzig Winter san mit dir da drin zum Frühling wordn.

Oma, hat koan Sinn, wenn ma si gegan Fortschritt wehrt.Wer koa Geld hat, is heut bloß die Hälften wert.Immerhin, die neie Wohnung is am Stadtrand draußt,und i führ dir jeden Tag dein Wasti aus,i versprichs.

Oma, bittschön ja, i hab ja a a Wuat und muaß zuagebn, i versteh di guat,und am liabsten dad i mit dir sitzenbleibn und dös ganze Gschwerl aus unserm Haus vertreibn.

Aber irgendwie kriagn die uns immer wieder raus.Die ham an längern Atem, ja, ja die haltn länger aus.Liaber samma stolz, geh weiter, pack dei Glump –wenn i ihn triff, an Hauswirt, speib i ihn o, den Lump,i versprichs.

Wehr di, Oma, wehr di, laß di außatragn,dene sollt ma doch koa Schand ersparn.Und i glaub, an seine Schmerzen tragn,is am End no besser wia koa Herz mehr habn.I versprichs.

BAYERN POWERMusik und Text: Konstantin Wecker © 1986 Edition Wecker (Chrysalis Music Holdings GmbH)

Mir san die Freistaatbuam,und mir san mir.Mir ham die Bayern Power und de ned wia.

Mir ham an Hillermeier und die Uschi Glas,mir ham an Wecker und die Gloria –ja des is doch was.

Unser TV-Chef paßt aufn Hildebrandt auf,und auf die Schwarzen Sheriffs paßt koaner auf.

Mir ham a saubers Bier und die CSU.Des ois ham mir,und jetzt kimmst du.

Mir san aufrechte Männer,und mir deama, was ma könna,für die Sicherheit.

Mir stehn ständig unter Strom,und den brauch ma vom Atom,jederzeit.

Bei uns wird konsumiert und scho gar ned demonstriert.Kapiert?

Mir ham an UKW und an Bayern 3,mir ham a AKW und an Ohu 2.

Was is des bloß, wo kummt des her? Auf oamoi woaßt, jetzt geht nix mehr.

Susi, oh Susi,bittscheen, kumm heit Nacht zu mir,dass i di spür!

Di Sonna hängt so furchtbar dumm und ohne Saft am Himmel rum und is so fad.I lieg am Bauch und rühr mi ned,und riach mi ned und spür mi ned und bin ganz stad.Dann denk i ma, probiers amal,dann spring i auf, dann tuats an Knall.Und plötzlich lieg i wieder da,genauso lasch, wias vorher war.Was is des bloß, was ko des sei? Auf oamoi is mit oam vorbei.

Susi, oh Susi,bittscheen, kumm heit Nacht zu mir,dass i di spür!

Was is heit bloß die Zeit lang,da kriag i richtig Zeitlang nach dir.I woaß ned, was i macha soll,i hab die Nasn endlich voll von mir.I brauch di, weil i ohne di bloß halbat bin. Drum nimm halt mi und druck di her und lang mi o,dass i mi wieder fanga ko.Des is halt mal der ganze Mist,dass du für mi so wichtig bist.

Susi, oh Susi,bittscheen, kumm heit Nacht zu mir,dass i di spür!

Mir ham an Kabelkanal,an Rhein-Main-Donau-Kanal,mir spritzn Wasser und Gas –ja des is doch was.

Mir ham in Wackersdorf a WAA,an Stoiber und an Tandler,an Franz Joseph ham ma a.

Mir ham a MBB und an MTU,die baun unsre Waffen –und was baust du?

Mir san aufrechte Männer,und mir deama, was ma könna,für die Sicherheit.

Mir stehn ständig unter Strom,und den brauch ma vom Atom,jederzeit.

Wem des ned paßt, der soll si schleicha.Gell, des merkts euch, Österreicher!

Bayern muaß sauber bleibn,waschecht und bügelfein,original.

Bayern, du hehrer Hort,bleibe uns immerfort christlich-sozial.

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DER DUMME BUBMusik und Text: Konstantin Wecker © 1976 Musik Edition Discoton GmbH(Universal Music Publishing Group)

Der dumme Bub hat ein Problem,der dumme Bub ist schizophren.

Ihn hat seit heuer wie ein Feuer die Paranoia, das wird teuer.

Was soll man machen mit dem Bub,jetzt kriegt er täglich seinen Schub.

Wann des ned boid anders werd,dann muaß no was passiern.Man hat ins Kind doch investiert,das muß sich doch rentiern.

Wir habns probiert mit kalten Güssen,die hätten wirklich etwas helfen müssen.

Dann kam der Arzt – trarirara –mit seinen Psychopharmaka.

Mein Gott, die Schande ist enorm,der Bub ist wirklich deppert wordn.

Wann des ned boid anders werd,dann muaß no was passiern.Man hat ins Kind doch investiert,da muß es doch pariern.

Und gestern schleppt er mit der Tram a Zwanzig-Zentner-Bomben an.

Er sagt: „Ich sprenge das System!“ jetzt sehn Sie’s selbst, der Bub ist schizophren.

Damit er endlich mal pariert,wird ihm das Hirn rausoperiert.

Des muaß jetzt endlich anders werdn,jetzt muaß moi was passiern.Man kann doch in das dumme Kind ned dauernd investiern.

Sieh da, das war des Pudels Kern.So ohne Hirn hat man ihn richtig gern.

Jetzt dreht er Däumchen, so a Freud! Und ist ganz friedlich und bereut.

Der Doktor sagt: „Des werd scho werdn,die meisten lebn ned lang und sterbn.“

Irgendwann muß jeder mal den Grundsatz akzeptiern:Wann ein Kind ned hören will,dann muß mas operiern!

ZWISCHENRÄUMEMusik und Text: Konstantin Wecker© 1974 Musik Edition Discoton GmbH(Universal Music Publishing Group)

Ich traf dich gestern Nacht in deinen Zwischenräumenund hatte etwas Zeit, sie auszufüllen.Du konntest währenddessenvon der großen Liebe träumen,ich war darauf bedacht, dich zu enthüllen.

Ich blätterte an dir, da lagst du endlichentblättert, karg und hilflos da.Ich zeigte mich dafür erkenntlichund legte mich zu dir und war dir nah

und bin in deine zarten Träume eingebrochenund nahm dir deinen Prinzen wieder wegund bin ganz traumlos, aber ganz in dich gekrochen:das hatte keinen Sinn, das hatte keinen Zweck.

Das war nur ein Moment, der ohne Lügenden Kreislauf dieser Welt zum Stehen brachte.Wir konnten zwanglos über uns verfügen,und da war nichts, was uns beschränkte und bewachte.

Und da war nichts mehr, was uns uns verbot.Wir schnitten die Verbote einfach ab,die Zeigefinger unsrer Väter und die Atemnotund alles das, wofür man uns erzogen hat.

Du siehst, man kann auch ohne Traumprinz lieben.Du gibst dich dir, sonst nichts, und ohne Angstsiehst du dich einig werden mit den Trieben,und du erkennst, dass du Jahrhunderte bezwangst.

WENN DER SOMMER NICHTMEHR WEIT ISTMusik und Text: Konstantin Wecker© 1976 Musik Edition Discoton GmbH(Universal Music Publishing Group)

Wenn der Sommer nicht mehr weit ist und der Himmel violett,weiß ich, dass das meine Zeit ist,weil die Welt dann wieder breit ist,satt und ungeheuer fett.

Wenn der Sommer nicht mehr weit ist und die Luft nach Erde schmeckt,ist’s egal, ob man gescheit ist,wichtig ist, dass man bereit istund sein Fleisch nicht mehr versteckt.

Und dann will ich, was ich tun will, endlich tun.An Genuß bekommt man nämlich nie zuviel.Nur man darf nicht träge sein und darf nicht ruh’n,denn Genießen war noch nie ein leichtes Spiel.

Wenn der Sommer nicht mehr weit istund der Himmel ein Opal,weiß ich, dass das meine Zeit ist,weil die Welt dann wie ein Weib ist,und die Lust schmeckt nicht mehr schal.

Wenn mein Ende nicht mehr weit ist,ist der Anfang schon gemacht.Weil’s dann keine Kleinigkeit ist,ob die Zeit vertane Zeit ist,die man mit sich zugebracht.

Und dann will ich, was zu tun ist, endlich tun…

Wenn der Sommer nicht mehr weit ist und der Himmel violett,weiß ich, dass das meine Zeit ist,weil die Welt dann wieder breit ist,satt und ungeheuer fett.

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OAMOI VON VORN OFANGAMusik und Text: Konstantin Wecker© 1978 Edition Wecker (Chrysalis Music Holdings GmbH)

Sichst as, Herrgott,jetz hats mi halt aa dawischt,und i hab oiwei glaubt,grad mi dawischts ned.

Auf oamoi genga de Liachta aus,und nimma lang,dann is zspät.

Natürlich, ois is glaffa,wiasd as du wolln hast, Herrgott.A erfüllts Leem hast mir beschert.

Zwoa Kinder, gsund,und a sparsame Frau,und eigentlich hab i mi nia beschwert.

Doch samma ehrlich, Herrgott,du dadsd des aa ned mögn,dei Leem lang bloß doo,was d’andern sagn.

Und siehst as: Genau da drüber müaßn mir zwoa jetz amal redn.Wenn i mas recht überleg,hab i des aa nia vertragn.

Sicha, i woaß, da Mensch muaß si unterordnen,weil sonst gabs koa Ordnung auf dera Welt.Doch wenn i so nachdenk,die, wo d’Ordnung macha,vo uns hat die doch koana bstellt.

Irgendwie hab i nämlich des, was wichtig is,mei ganz Leem lang übersehn.Und grad weils jetz bald aus is mit mir,sollst du mich oamoi ned übergehn.

Jetz möcht i oamoi, oamoi ganz von vorn ofanga,liem und laut sei und mich beschwern.I bin doch oiwei bloß am Bandl ghanga,jetz misch i mit, jetz möcht i plärrn.

Jetz möcht i oamoi, oamoi ganz von vorn ofanga,oamoi mei Leem lang mia selba ghörn.I woaß, ihr da drobn habts furchtbar Angst davor,wei jetz, Herrgott, jetz werd i mi wehrn!

Na ja, des hätt i ma ja denka könna:So voll steigst du da drauf ned ei.Du sagst dir: Oamoi glebt, des glangt für den,und wenns hoid aus is, is vorbei.

Aber sonst laßt dir scho immer was Neis einfalln:Hunger und Krieg und all den Schmarrn.Nur mir da herunt solln immer ja dazu sagn und ziagn und schleppa eiern Karrn.

Des war halt scho immer so: Du bist da Chef.Doch glaub mas, des regt uns langsam auf.Zum Deifi mit dera Duckerei: Jetz, grad jetz gebma erst recht ned auf!

Jetz werdn ma endlich oamoi ganz von vorn ofanga,liem und laut sei und uns beschwern.Mir san doch oiwei bloß am Bandl ghanga,jetz misch ma mit, jetz möcht ma plärrn.

Jetz werdn ma oamoi, oamoi ganz von vorn ofanga,oamoi a Leem lang uns selba ghörn.I woaß, ihr da drobn habts furchtbar Angst davor,wei jetzt, meine Herrn, jetzt werdn ma uns wehrn!

WILLYMusik und Text: Konstantin Wecker© 1977 Edition Fanfare Musikverlag(Chrysalis Music Holdings GmbH)

Mei,Willy, jetzt wo ich dich so doliegn seh, so weitweg hinter der Glasscheibn, genau ein Lebn zu weitweg, dann denk i ma doch, es hat wohl so kummamüaßn, i glaub oiwei, du hast as so wolln,Willy.

Angfangen hat des ois ‘67, woaßt as no: Alle zwoa sanma mitglaffa für d’ Freiheit und fürn Friedn, mit großeAugn, und plärrt habn ma: Bürger laßt das Glotzensein, kommt herunter, reiht euch ein! Und du, du warsthalt immer an Dreh weiter wie wir, immer a bisserlwuider und immer a bisserl ehrlicher.

Wir habns eana zoagn wolln,Willy, und du hast damalsscho gsagt: Freiheit,Wecker, Freiheit, des hoaßt koaAngst habn vor nix und neamands. Doch san maehrlich, a bisserl a lau’s Gfühl habn ma scho ghabtdamals, wega dene ganzen Glätzen, die einfachmitglaffa san, weils aufgeht, wega deneSonntagnachmittagsrevoluzzer: Dahoam da Freindinoane neihaun, wenns an andern oschaugt, aber überdie bürgerliche Moral herziehn! Ja, ja, die gleichn,Willy, die gleichn, die jetzt ganz brav as Mei haltn,weils eana sonst naß nei geht! Und du hast damalsscho gsagt: Lang halt i des ned aus, lang halt i des nedaus, da is ma zu viel Mode dabei.Wenn schon dieSchickeria ihrn Porsche gega an 2 CV umtauscht, dannmuaß irgendwas faul sein an der großen Revolution,weil Mitlaffa ohne Denka, des konn halt net guat sei, aaned für a guate Sach.

Gestern habns an Willy daschlogn,und heit, und heit, und heit werd a begrobn.Gestern habns an Willy daschlogn,und heit, und heit, und heit werd a begrobn.

Dann hast plötzlich mim Schlucka ogfanga, mim Saufa,und i glaub, a bisserl aufgebn hast damals scho. Ichversteh dich, is ja kein Wunder, wenn man bedenkt,

was alles geworden ist aus den großen Kämpfern. Heit,heit denkas ja scho mit 17 an ihr Rente, und de Madlnschütteln weise den Kopf, wenn die Muater ihrm Mo asZeig hischmeißt, endlich, und sagt, mach doch deinKrampf alloa, alter Depp, dann sagns, nana, Mamma, umGottes Wuin, so geht doch des nimma. Trotzdem,Willy,trotzdem, ma muaß weiterkämpfen, weiterkämpfen biszum Umfalln, a wenn die ganze Welt an Arsch offen hat,oder grad deswegn.

Und dann, irgendwann hast ogfanga, die echten Leit zumsuacha, de wo ned dauernd „Ja Herr Lehrer!“ sagn, dahinten am Viktualienmarkt und am Bahnhofseck. I hab digwarnt. Echter san de scho,Willy, hab i gsagt, echterscho, aber des san Tretene, Gschlogne, und wenn oanerdauernd gschlogn werd, dann schlogt er halt irgend-wann amoi zruck. – Nix, nix, hast gsagt, mia, mia duaddoch koana was, na ja, jetzt siagst as ja, du dummerHund.

Gestern habns an Willy daschlogn,und heit, und heit, und heit werd a begrobn.Gestern habns an Willy daschlogn,und heit, und heit, und heit werd a begrobn.

Sakrament,Willy! Warst du gestern bloß aufm Mondgwesn oder aufm Amazonas in am Einbaum oder ganzalloa aufm Gipfel, drei Schritt vom Himme weg, überall,überall, bloß ned in dera unselign Kneipn in der Nacht!

I hab in da Früah no gsagt, kumm,Willy, fahrn ma raus,as Wetter is so schee, die, die Luft is so glasig, die Bergsan so nah, fahrn ma weg, schwänz ma einfach a paarTag, wia damals in da Herrnschui, woaßt as no, aber na,du hast scho in aller Früah an sitzn ghabt, und amAbend, da hast as halt doch wieder zoagn müaßn, dassd’ doch no oana bist.

Na ja, ogfanga hat ois ganz lustig. Am Anfang habn mahalt den alten Schmarrn wieder aufgwärmt, wer nundamals mim Lehrer Huber seiner Frau am Faschingsballpoussiert hat, und schee wars und gmiatlich wars, sorichtig sentimental. Bis dieser Depp an unsern Tischkumma is – mit seim Dreikantschlüsselkopf: Klein,

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INWENDIG WARMMusik und Text: Konstantin Wecker© 1984 Edition Fanfare Musikverlag(Chrysalis Music Holdings GmbH)

Renn ned scho wieder vorbei,drah di um!Das Leben is zwar hart,aber manchmal kriagn mas scho rum.Die Welt mauerns zua,und scho wachsen die Wänd zwischen uns.Kriag ned a no a stoanas Herz,und erfüll uns an Wunsch!

Laß di foin in irgendan Arm,und mach d’Arm auf, wenn irgendwer foid.So halt ma uns inwendig warm,denn da draußn, da is oft so koid.

Die Engel tragn Schwarz,und der Herrgott resigniert,boid is uns as Türl zum Himmelverbarrikadiert.Die Bleamen, die Viecherl,die rucka scho ganz eng zamm,nur mir wolln a jeder für sichsei Seligkeit haben.

Laß di foin in irgendan Arm,und mach d’Arm auf, wenn irgendwer foid.So halt ma uns inwendig warm,denn da draußn, da is oft so koid.

(ES HERRSCHT WIEDER)FRIEDEN IM LANDMusik und Text: Konstantin Wecker© 1977 Edition Fanfare Musikverlag(Chrysalis Music Holdings GmbH)

Das Land steht stolz im Feiertagsgewand.Die Zollbeamten sind schön aufgeputzt.Sogar die Penner haben Ausgang, und am Randsind ein paar Unverbesserliche noch verdutzt.Die alten Ängste, pittoresk gepflanzt,treiben sehr bunte neue Blüten.Die Bullen beißen wieder, und der Landtag tanzt.Endlich geschafft: Ein Volk von Phagozyten.

Jetzt ist es allen klar: Der Herr baut nie auf Sand.Es herrscht wieder Frieden im Land.

Es herrscht wieder Frieden im Land!Es herrscht wieder Frieden im Land!Es herrscht wieder Frieden,es herrscht wieder Frieden,es herrscht wieder Frieden im Land!

Vereinzelt springen Terroristen über Wiesen.Wie chic. Die Fotoapparate sind gezückt.Die alten Bürgerseligkeiten sprießen,die Rettung, Freunde, ist geglückt.Die Schüler schleimen wiederum die Wette.Die Denker lassen Drachen steigen.Utopia onaniert im Seidenbette,die Zeiten stinken, und die Dichter schweigen.

Wie schön, dass sich das Recht zum Rechten fand:Es herrscht wieder Frieden im Land.

Es herrscht wieder Frieden im Land!Es herrscht wieder Frieden im Land!Es herrscht wieder Frieden,es herrscht wieder Frieden,es herrscht wieder Frieden im Land!

schwammig und braun. Und kaum is er do gsessn, hater uns scho gfragt, ob wir beim Bund gewesen wärn, jaja, des kenn ma ja, habm ma ja ois miterlebt ‘67, genaudas Gleiche. Und dann hat er weiter gredt, dass er sofroh wäre, dass jetzt wieder Ordnung kommt in die roteStaatssauce, und die Jugend, die würde auch immervernünftiger, und in Bayern, da wissens es ja eh scholang, wos lang geht politisch. – Ja ja,Willy, i hab diogschaugt und gwußt, des haltst du ned lang aus. –Und plötzlich, ganz glücklich und befreit, hot ersSummen angfangen, mit einem seligen Lächeln auf denLippen, und an die hintern Tisch da habns mitgsummt,so was vom Horst Wessel. – Und plötzlich stehst dulangsam auf und dei Birn schwuit o und dann plärrst:

Halts Mei, Faschist!

Stad wars, knistert hats. Die Luft war wiara Wand. ZumFesthalten. Da hätt ma no geh kenna,Willy, da hätt manno geh kenna. I bin zu dir hi und hab gsagt: Kumm,laßn doch steh, den oidn Deppen, wem schadt er denn.Nix, nix, sagst, olle schadns, die oidn und die jungenDeppn. Und dann, dann gings an den hintern Tischenlos, leise, aber bösartig, aggressiv und gehässig: Gehdoch rüber in die Sowjetunion, Kommunist! Ja, alles,alles das auch erlebt! Genau as Gleiche. I woaß, i muaßdi zruckhaltn. Pack di bei da Joppen und sag:Willy,kumm, jetzt miaß ma, jetzt miaß ma geh, i woaß genau,es passiert a Unglück. Und du stehst auf: Freiheit,Wecker, plärrst, Freiheit, des hoaßt koa Angst habn vornix und neamands und... – Und dann steht am hinternTisch oana auf, a junger, a ganz a junger, und packt seiGlasl. I no moi auf di zua.Willy, sog i,Willy, kumm, jetztmiaß ma geh, jetzt is die letzte Möglichkeit. Nix, dureißt di los, du auf eahm zu, und er, er nimmt sei Glaslund hauts am Tischeck ab, und, und du gehst nomoi aufeahm zua und plötzlich, plötzlich schlagt er zua,Willy,du dummer Hund, du dummer, wir hätten di doch no sobraucht, wir olle braucha oan wia du oana bist.

Gestern habns an Willy daschlogn,und heit, und heit, und heit werd a begrobn.Gestern habns an Willy daschlogn,und heit, und heit, und heit werd a begrobn.

Ich will mich jetzt mit einem runden Weib begnügen,drei Kinder zeugen, Eigenheime pflanzen und die Menschheit einfach mal um mich betrügen.Wohin denn leiden – schließ mir, Herr, den Mund.Wirf mir die Augenbinden runter und den Stirnverband:Es herrscht wieder Frieden im Land.

Frieden!Frieden!Frieden!Frieden!Frieden!Frieden!Frieden!Frieden!Frieden!

Es herrscht wieder Frieden im Land!Es herrscht wieder Frieden im Land!Es herrscht wieder Frieden,es herrscht wieder Frieden,es herrscht wieder Frieden im Land!

Es herrscht wieder Frieden im Land!Es herrscht wieder Frieden im Land!Es herrscht wieder Frieden,es herrscht wieder Frieden,es herrscht wieder Frieden im Land!

Frieden!

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REVOLUZZERMusik und Text: Konstantin Wecker© 1982 Edition Fanfare Musikverlag(Chrysalis Music Holdings GmbH)

Mit dem Leem, da hast doch bloß dei Schererei.Kaum fangst o damit, na is a scho vorbei.Wennst was sogn wuist, werst dadruckt,und bist stad, werd auf di gspuckt,und so kummts, dass jeder hoit sein Ärga obaschluckt.

A Revoluzzer müaßt ma sei,dann war des Leidn schnei vorbei,aber wer macht si scho die Plog und macht sei Mei auf, wenn a mog.

Alle Dog, da habn ma doch des gleiche Gspui,du hast oiwei zweng, die andern oiwei zvui,wennst was wuist, na muaßt es kaffa,nimmst das einfach, na muaßt raffa,manchmoi woaß ma scho glei nimmer, wos ma wui.

A Revoluzzer müaßt ma sei,dann war des Leidn schnei vorbei,aber wer macht si scho die Plog und traut sich mögen, wos a mog.

Und dann frogst di irgendwann:Was is passiert? Ois is glaffa, und jetzt bist hoit a scho zmüad.Du schaugst zruck und denkst: Ja mei,wos hoit sei muaß, des muaß sei,dem oana ghört die Hitzn und da andre gfriat.

Und trotzdem, ganz hinten im Hirn,da dads hoit doch no a bissal rumorn,weil – irgendwos kannt scho dro sei an dera Revoluzzerei...

A Revoluzzer müaßt ma sei,dann war der Ärger schnei vorbei,aba wer macht si scho di Plog und revoluzzt den ganzn Dog.

DER ALTE KAISERMusik und Text: Konstantin Wecker© 1976 Musik Edition Discoton GmbH(Universal Music Publishing Group)

Der alte Kaiser steht im Garten und wirft Schatten.So überflutet ihn der Mond. Der Kaiser träumt:In die vergoldeten Paläste strömten Ratten,und in den Sälen seien wilde Pferde aufgezäumt.

Die ritten Tote, und ein dumpfes Klagen zerriß die Erde, und der Kaiser flieht und schreit zum Mond hinauf: Dich muß ich haben.Und hofft auf einen, der ihn in den Himmel zieht.

Schlaf, Kaiser, schlaf,denn morgen werden sie kommen.Du hast ihnen viel zuviel von ihrem Leben genommen.

DU WOLLTEST EIN STÜCKHIMMELMusik und Text: Konstantin Wecker© 1982 Edition Fanfare Musikverlag(Chrysalis Music Holdings GmbH)

Wie viele Jahre hast du schon an die Dunkelheit verschwendet! Für die andern gab es Tag,doch dich hätte er geblendet.

Dieses Warten, diese Ängste,und dann doch nur schlechter Schnee.Der kann niemand mehr erwärmen,der tut nur noch höllisch weh.

Und jetzt drückst du dir verzweifelt ein Stück Vene aus der Hand.Zwei Sekunden voller Licht,und nichts andres hat Bestand.

Und dann fällst du. Ein paar Fremde heben dich noch einmal auf.Sie erkennen dein Gesicht,und dann geben sie dich auf.

Ach, ich kann dich gut verstehen,immer hat man dir erzählt,dass den Menschen statt der Seele nur Chemie zusammenhält.

Und du wolltest ein Stück Himmel und bekamst kaum ein Stück Brot,dafür jede Menge Sprüche.Besser bist du heute tot.

Dabei wärst du doch so gerne endlich eigentlich geworden.Doch die Suche, die zur Sucht wird,kann auch unerbittlich morden.

Meistens trifft es nur die Zarten,wer verhärtet, scheint zu siegen.Doch das weiß ich ganz genau:Du bleibst auch nicht lange liegen.

Vielleicht war es nicht so schlecht,auf diese Weise zu verschwinden:Dort, wo du dich jetzt befindest,kannst du dich viel besser finden.

Ach, ich kann dich gut verstehen,immer hat man dir erzählt,dass den Menschen statt der Seele nur Chemie zusammenhält.

Und du wolltest ein Stück Himmel und bekamst kaum ein Stück Brot,dafür jede Menge Sprüche.Besser bist du heute tot.

Der alte Kaiser steht im Garten und wird älter und ängstigt sich und hebt verwirrt die Hand.Die kaiserlichen Nächte werden kälter,ein harter Atem überfällt das Land.

Schon schmieden sie am Horizont die Schwerter,der Glanz der fetten Zeiten ist verpufft.Der Kaiser spürt: Er war schon mal begehrter,und gräbt sich eine Kuhle in die Luft.

Schlaf, Kaiser, schlaf,denn morgen werden sie kommen.Du hast ihnen viel zuviel von ihrem Leben genommen.

Der alte Kaiser steht zum letzten Mal im Garten.Noch ein paar Stunden, und der Kaiser war.Er läßt die Arme fall’n, die viel zu zarten,und wittert und ergibt sich der Gefahr.

Die Tränen der Paläste werden Meere.Sogar die Ratten fliehen mit der Nacht.Und mit der neuen Sonne stürmen stolze Heere die alte Zeit und ringen um die Macht.

Stirb, Kaiser, stirb,denn heute noch werden sie kommen.Du hast eben viel zuviel von ihrem Leben genommen.

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ICH HABE DEINEN KÖRPER AUSGEBEUTETMusik und Text: Konstantin Wecker© 1974 Musik Edition Discoton GmbH(Universal Music Publishing Group)

Da lagen wir im Gras als eine festeund ungebundene Begebenheit.Da war noch Nässe, und da waren Abfallreste.Die Sonne war noch feucht.

Und mit der Zeit empfand ich endlich, dass wir sehr unendlich warenund dass das Gras nichts andres war als Gras.Ich nahm dich an und nahm dich bei den Haaren,und du warst prall und schön im Übermaß.

Ich habe deinen Körper ausgebeutet,dir dich aus deinem vollen Mund gesaugt,und jede Stunde hat mich neu gehäutet.Du hast mich satt gemacht und ausgelaugt,

du hast dich heimlich an dem Mond vergangen,der plötzlich in den Tag kam, voll und rund,und der sich unter deine weißen Schenkel legte.Da warst du glücklich über deinen neuen Fund.

Ich hab den Mond und dich in meinen Arm genommenund auch das Gras, das schon sehr naß und müde war,und auch die Erde hab ich gut in meinen Griff bekommen.Und ob es Stunde, Tag war oder Jahr,

ich weiß nicht mehr, wie lange ich dich liebte,auch wann was Liebe ist, das weiß ich nicht.Ich weiß nur eins: Dass ich dich damals kriegte,und dass da Gras war, Erde, Nacht und Licht.

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Product Manager: Christina Sas

Design: Stefan Kassel / www.stefankassel.comCoverfoto: ullstein bild – Jazz Archiv HamburgFotos Seite 4 & 21: © Universal Music GmbH

Ein besonderer Dank an die Musikverlage für ihre freundliche Unterstützung

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© 2012 Universal Music Strategic Marketing, a division of Universal Music GmbH