ingeborg bachman (1)

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7/23/2019 Ingeborg Bachman (1) http://slidepdf.com/reader/full/ingeborg-bachman-1 1/31 INGEBORG BACHMAN, GEDICHTE  „Erklär mir Liebe“(1956) Gedichtband „Anrufung des großen Bären“ Das Gedicht besteht aus insgesamt sieben Strophen, deren Länge zum Schluss des Gedichts abnehmen. achdem der Gedichtband bis dahin !on regelmä"igen Strophenschemata dominiert #ird, bildet Erklär mir, Liebe den $eginn einer neuen %orm des &rrangements der Strophen. Im Gegensatz zu Gedichten #ie Die blaue Stunde  mit drei z#'l(zeiligen Strophen im )aarreim oder Nebelland  mit (*n( siebenzeiligen Strophen im +reuzreim bildet Erklär mir, Liebe einen regelrechten $ruch in m(ang und &nordnung der einzelnen Strophen, da hier -einerlei egelmä"ig-eit er-ennen lässt. Den Inhalt der ersten Strophe bildet die $eschreibung einer liebenden %igur. Deren dargestelltes Handeln #eist zunächst t/pische 0er-male des 1erhaltens eines intelle-tuellen 0enschen au(. So unter anderem das (*r die Entstehungszeit des Gedichts *bliche itual des Gr*"ens durch das L*(ten des Hutes oder der Er#erb mehrerer Sprachen. Durch die &nrede mit dem )ersonalpronomen 2Du3 #ird deutlich, dass eben dieser Intelle-tuelle aus der Sicht einer anderen )erson gesehen #ird. Die +ommuni-ation z#ischen dem l/rischen Ich und dem angesprochenen gegen*ber bleibt einseitig, denn das 2Herz hat anders#o zu tun3. 4#ischen beiden besteht ohne 4#ei(el eine nstimmig-eit hinsichtlich der inneren $e(indlich-eit, #as das l/rischen Ich deutlich zu -ritisieren #ei"5 21on %loc-en blind erhebst du dein Gesicht3. Damit schlie"t es sich selbst in mehr(acher Hinsicht !om Ge(*hl der Liebe aus. 6eiterhin !er#endet Ingeborg $achmann in der ersten Strophe !erschiedene $ilder der atur, hauptsächlich der $otani-, um dem Ge(*hl der Liebe metaphorisch gerecht zu #erden. Das 24ittergras3 s/mbolisiert hier die mit dem Ge(*hl der Liebe einhergehende nruhe aber auch die $ereitscha(t sich dieser hinzugeben und damit 7eglichen durch sie entstehenden Ge(ahren zu trotzen. Die Strophe endet schlie"lich mit der rhetorischen %ragestellung 2#as soll dir noch geschehen83. Dies !erdeutlicht zum einen, dass im %alle der er#iderten und schlie"lich gl*c-lichen Liebe der 0ensch um ihrer 6illen nahezu 7ede Last ertragen -ann, andererseits ist es ihm unm'glich dem inneren ngl*c-, #elches das Ge(*hl in ihm auszul'sen !ermag, auszu#eichen, sodass er sich diesem schlie"lich ergeben muss.  „Die gestundete Zeit“ 1953  Gedichtband Die gestundete Zeit Die zeitgen'ssische Literatur-riti- sieht darin die Themen der ach-riegsliteratur und der Literatur zu $eginn der 9:;<er =ahre !ereint. Das Gedicht arbeitet mit 0etaphern und &ssoziationen, ohne einen -onte>tuellen ahmen zu erzeugen. Es #ird nicht -lar, aus #elcher )osition heraus gesprochen #ird. Es beginnt und endet mit der gleichen 4eile („Es kommen ärtere !age“",  die am Ende eine sp*rbar intensi!ierte Intention ausdr*c-t. Daz#ischen liegen drei unterschiedlich lange Strophen. Das angesprochene Du #ird au(ge(ordert, au( eine eise zu gehen („S#u  s#n$ren“", $esitz hinter sich zu lassen und $eziehungen zu l'sen („%unde &ur$#k'agen“" Die letzte Strophe  beinhaltet dire-te &ussagen an das 2du3, zeitlich besetzte 6orte #ie 2bald3 aus der 9. Strophe (ehlen -omplett. Damit steht am Ende des Gedichts nicht Licht, sondern %insternis, die d*stere, dr*c-ende &tmosphäre !erdichtet sich zu einem sch#arzen ichts. In diese Stimmung hinein bricht der erste Satz des Gedichts „Es kommen ärtere !age“ und e!oziert, dass diese längst da sind.

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7/23/2019 Ingeborg Bachman (1)

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INGEBORG BACHMAN, GEDICHTE

 „Erklär mir Liebe“(1956) Gedichtband „Anrufung des großen Bären“

Das Gedicht besteht aus insgesamt sieben Strophen, deren Länge zum Schluss des Gedichts abnehmen. achdemder Gedichtband bis dahin !on regelmä"igen Strophenschemata dominiert #ird, bildet Erklär mir, Liebe den $eginn

einer neuen %orm des &rrangements der Strophen. Im Gegensatz zu Gedichten #ie Die blaue Stunde mit dreiz#'l(zeiligen Strophen im )aarreim oder Nebelland  mit (*n( siebenzeiligen Strophen im +reuzreim bildet Erklär

mir, Liebe einen regelrechten $ruch in m(ang und &nordnung der einzelnen Strophen, da hier -einerleiegelmä"ig-eit er-ennen lässt.

Den Inhalt der ersten Strophe bildet die $eschreibung einer liebenden %igur. Deren dargestelltes Handeln #eistzunächst t/pische 0er-male des 1erhaltens eines intelle-tuellen 0enschen au(. So unter anderem das (*r die

Entstehungszeit des Gedichts *bliche itual des Gr*"ens durch das L*(ten des Hutes oder der Er#erb mehrererSprachen. Durch die &nrede mit dem )ersonalpronomen 2Du3 #ird deutlich, dass eben dieser Intelle-tuelle aus derSicht einer anderen )erson gesehen #ird. Die +ommuni-ation z#ischen dem l/rischen Ich und demangesprochenen gegen*ber bleibt einseitig, denn das 2Herz hat anders#o zu tun3. 4#ischen beiden besteht ohne

4#ei(el eine nstimmig-eit hinsichtlich der inneren $e(indlich-eit, #as das l/rischen Ich deutlich zu -ritisieren

#ei"5 21on %loc-en blind erhebst du dein Gesicht3. Damit schlie"t es sich selbst in mehr(acher Hinsicht !om Ge(*hlder Liebe aus. 6eiterhin !er#endet Ingeborg $achmann in der ersten Strophe !erschiedene $ilder der atur,

hauptsächlich der $otani-, um dem Ge(*hl der Liebe metaphorisch gerecht zu #erden. Das 24ittergras3 s/mbolisierthier die mit dem Ge(*hl der Liebe einhergehende nruhe aber auch die $ereitscha(t sich dieser hinzugeben unddamit 7eglichen durch sie entstehenden Ge(ahren zu trotzen. Die Strophe endet schlie"lich mit der rhetorischen%ragestellung 2#as soll dir noch geschehen83. Dies !erdeutlicht zum einen, dass im %alle der er#iderten und

schlie"lich gl*c-lichen Liebe der 0ensch um ihrer 6illen nahezu 7ede Last ertragen -ann, andererseits ist es ihmunm'glich dem inneren ngl*c-, #elches das Ge(*hl in ihm auszul'sen !ermag, auszu#eichen, sodass er sichdiesem schlie"lich ergeben muss.

 „Die gestundete Zeit“ 1953 Gedichtband Die gestundete Zeit 

Die zeitgen'ssische Literatur-riti- sieht darin die Themen der ach-riegsliteratur und der Literatur zu $eginn der 9:;<er =ahre !ereint. Das Gedicht arbeitet mit 0etaphern und &ssoziationen, ohne einen -onte>tuellen ahmen zu

erzeugen. Es #ird nicht -lar, aus #elcher )osition heraus gesprochen #ird. Es beginnt und endet mit der gleichen4eile („Es kommen ärtere !age“", die am Ende eine sp*rbar intensi!ierte Intention ausdr*c-t. Daz#ischen liegendrei unterschiedlich lange Strophen. Das angesprochene Du #ird au(ge(ordert, au( eine eise zu gehen („S#u

 s#n$ren“", $esitz hinter sich zu lassen und $eziehungen zu l'sen („%unde &ur$#k'agen“" Die letzte Strophe

 beinhaltet dire-te &ussagen an das 2du3, zeitlich besetzte 6orte #ie 2bald3 aus der 9. Strophe (ehlen -omplett.Damit steht am Ende des Gedichts nicht Licht, sondern %insternis, die d*stere, dr*c-ende &tmosphäre !erdichtetsich zu einem sch#arzen ichts. In diese Stimmung hinein bricht der erste Satz des Gedichts „Es kommen ärtere!age“ und e!oziert, dass diese längst da sind.

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1. Anna SEGEHRS Transit 

Die Autorin Anna Seghers wird am 19. November 1900 als Netty Reiling in Mainz geboren.Sie besucht eine Privatschule und später das ymnasium! wo sie 1920 das Abitur ablegt.Danach beginnt sie ein "unstgeschichtestudium. #u dieser #eit lernt sie auch denungarischen $uden %aszlo Radvanyi! der nach politischen &nruhen in &ngarn nachDeutschland ge'(chtet ist! )ennen. Die Auseinandersetzung mit der sozialistischenesellscha*t und deren +dealen und humanen Anspr(chen! die ihr durch die literarischen,er)e von -isenstein z./.0 1Panzer)reuzer Potem)in12 und lad)ov z./.0 1#ement12nahegebracht werden! *(hrt Reiling zu einer Annäherung an die sozialistischen +deen.Au3erdem besucht sie 4etzt 5orlesungen mit mar6istischer 7hemati). Sie beginnt schlie3lichauch das Studium der Sinologie! wobei sie ihr ,issen (ber diese *erne "ultur auch in ihre,er)e ein'ie3en lässt. ,ährend ihrer Studienzeit tri8t Reiling au* die ,er)e desniederländischen Malers 9ercules Seghers! von dessen Arbeiten und Schic)sal sie begeistertist! und nimmt später seinen Namen als "(nstlernamen an. +n ihrer Dissertation zum 7hema1Der $ude und das $udentum im ,er) Rembrandts1 geht sie au* die Darstellung der Armenund Schwachen in der esellscha*t ein! die auch in ihren späteren ,er)en vor)ommt.1924 erscheint ihre erste 5er:8entlichung! die -rzählung 1Die 7oten au* der +nsel D4al1! unter

dem Pseudonym Ant4e Seghers. 1925 heiratet Seghers %aszlo Radvanyi! der ein $ahr später%eiter der Mar6istischen Arbeiterschule in /erlin wird. Au* diese ,eise lernt Seghers die)ommunistische ,eltanschauung )ennen. 1926 wird auch ihr erster Sohn Peter geboren. Sietritt 1928 der "ommunistischen Partei Deutschlands und 1929 dem /und proletarisch ;revolutionärer Schri*tsteller bei! der einen "amp* gegen die 1b(rgerliche "unst1 *(hrt und zueinem gro3en 7eil von der "ommunistischen Partei beein'usst wird. Als Mitglied dieses/undes ver*asst Seghers mehrere Arti)el (ber die Sow4etunion und %enin! den sie als 5orbilddarstellt. 1933 muss sie nach der nationalsozialistischen Macht(bernahme aus Deutschland'iehen und gelangt nach <ran)reich! wo sie Reda)tionsmitglied einer )ommunistischen!deutschen #eitung wird. Seghers vertritt die Ansicht! dass die "ommunisten unter der<(hrung Stalins den "amp* gegen die Nationalsozialisten am ,ir)ungsvollsten *(hren):nnten. Nach dem -inzug der Deutschen in <ran)reich beginnt die <lucht der deutschen-migranten nach =bersee! die Seghers auch in 17ransit1! der 1944 in den &SA ver:8entlichtwird! beschreibt. Seghers (bersiedelt schlie3lich mit ihrer <amilie nach Me6i)o! da ihr die-inreise nach Ameri)a als "ommunistin nicht gestattet ist. Dort schreibt sie Arti)el *(r dieneu gegr(ndete #eitschri*t 1Das <reie Deutschland1 z./.0 1Das >bdach1! 1Drei /äume1!1Deutschland und wir1! 1Au*gaben der "unst12. Auch ihre Romane 1Das siebte "reuz1 und1Der Aus'ug der toten Mädchen1 entstehen im -6il. 1947 )ehrt Seghers nach Deutschlandzur(c) und siedelt sich wieder in /erlin an. +hre ,er)e in der darau* *olgenden #eit wendensich von der grauen ,ir)lich)eit der DDR ab und zeigen eine idealistische ,elt! die denAnsichten ihrer Partei entspricht und meist in *ernen %ändern angesiedelt ist. 1952 tritt AnnaSeghers dem Schri*tstellerverband der DDR bei! in dem sie bis 1978 den 5orsitz hat. Sieerhält diverse Preise und Auszeichnungen! wie etwa den eorg ; /(chner ; Preis oder den

Nationalpreis der DDR! und die -hrenb(rgerscha*t der &niversitäten $ena und Mainz.1981 wird ihr auch die -hrenb(rgerscha*t der Stadt Mainz verliehen! was *(r Dis)ussionen inder westdeutschen ?8entlich)eit sorgt. Am 1. Juni 1983 stirbt Anna Seghers im Alter von @

 $ahren. Anna SeghersB ,er)e sind durch eine )nappe! )onzentrierte Darstellungsozialrevolutionärer "ämp*e und des anti*aschistischen ,iderstandes aus der Sicht einereinzelnen Person ge)ennzeichnet. +hr Stil verlagert sich im 5erlau* ihrer "arriere vom Stil derNeuen Sachlich)eitCE zum sozialistischen RealismusCFE. Durch ihr o8enes /e)enntnis zumsozialistischen esellscha*tssystem wird die 5er:8entlichung ihrer ,er)e in Deutschland

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 4edoch erschwert und so erscheinen die meisten ihrer im -6il entstandenen Romane! wieauch 17ransit1! zuerst im Ausland.

17ransit1

Der oman ?Transit? spielt zur 4eit des @. 6elt-riegs. Der Ich A Erzähler, dessen amen man nicht er(ährt, berichteteinem Bstummen 4uh'rer, den er in seine Lieblingspizzeria einlädt, !on seinen Erlebnissen. Er hat genug !on den

&u(regungen des +rieges und m'chte nur noch seine Geschichte erzählen. Der Erzähler selbst ist Deutscher undet#a 0itte 4#anzig. ach einem &ngri(( der Deutschen (l*chtet er aus dem &rbeitslager in ouen B%ran-reich, indem er zur 4#angsarbeit !erp(lichtet ist, seitdem er aus Deutschland ge(lohen ist. ach seinem &usbruch schlie"t er sich den anderen %l*chtlingen an. Der Erzähler beschlie"t darau(hin, zu %reunden nach )aris zu gehen, um so den

Deutschen zu ent-ommen, die bereits in %ran-reich einmarschieren. Doch auch )aris ist schon besetzt und er schämtsich (*r seine Landsleute. Trotzdem #ird er !on seinen %reunden, der %amilie $innet herzlich au(genommen unduartiert sich bei ihnen ein. Eines Tages tri((t er )aul, einen +umpanen aus dem &rbeitslager #ieder. Dieser erzählt,dass er nach &meri-a aus#andern muss, #eil er ein $uch gegen Hitler geschrieben hat. Er bittet den Erzähler, einen

$rie( zu einem Dichter namens 6eidel zu bringen, da er selbst (*rchte, entdec-t zu #erden. Der Erzähler #illigt ein,ohne nach den Hintergr*nden seines &u(trags zu (ragen. Er geht darau(hin zu dem Hotel, das )aul ihm genannt hat,

doch die Hotelbesitzerin behauptet, 6eidel sei bereits ausgezogen. Der Erzähler mer-t 7edoch, dass sie ihm aus&ngst et#as !erheimlicht und schlie"lich bringt er sie dazu, ihm die 6ahrheit zu sagen5 &m 0orgen nach seinemEinzug sei 6eidel tot in seinem 4immer au(ge(unden #orden, er habe sich !ergi(tet. Der Erzähler !ersprichtdarau(hin, 6eidels +o((er zu dessen 1er#andten, die eben(alls $e-annte !on )aul sind, zu bringen. &m nächstenTag erscheint )aul aber nicht am !ereinbarten Tre((pun-t und der Erzähler '((net den +o((er und beginnt aus

Lange#eile, die 0anus-ripte, die er darin (indet, zu lesen. Es handelt sich dabei um eine noch nicht !ollendeteGeschichte 6eidels und sie zieht den Erzähler so(ort in seinen $ann. &u"erdem (indet er auch noch $rie(e !on6eidels %rau in dessen +o((er, die sich zuerst !on ihm trennen und dann mit ihm nach 0e>i-o aus#andern #ill. Der Erzähler beschlie"t deshalb, den +o((er am me>i-anischen +onzil abzugeben, damit 6eidels %rau ihn dort abholen

-ann. Der +onsul #eigert sich aber, ihr den +o((er zu *bergeben und so beschlie"t der Erzähler, ihn zu behalten.Gemeinsam mit $innets S'hnen !erlässt er )aris, um den ationalsozialisten zu ent-ommen, die )aris nun!ollständig besetzen. Sie schlagen sich bis zu $innets Tochter !onne durch, deren Ehemann einen )ass und Geld

(*r den Erzähler besorgt. !onne emp(iehlt ihm, zu ihrem Cousin Georg nach 0arseille #eiter zu ziehen und er nimmt ihren 1orschlag dan-bar an. Dort lernt er einige andere Emigranten -ennen und 7eder rät ihm, so schnell #iem'glich nach &meri-a auszu#andern. Der Erzähler sieht 7edoch -einen Grund aus 0arseille abzureisen, da ihm dieStadt ge(ällt. Er !ersucht noch einmal, 6eidels +o((er am me>i-anischen +onsulat abzugeben, doch durch ein

0iss!erständnis hält man ihn selbst (*r 6eidel, der nun um eine &usreisegenehmigung ansucht. Der Erzähler -lärtden Irrtum nicht au( und der +onsul !erspricht, den amen ?6eidel? au( ?Seidler?, den amen im ge(älschten )assdes Erzählers umschreiben zu lassen. $is dahin habe dieser eine &u(enthaltsgenehmigung (*r 0arseille. Der Erzähler zieht deshalb bei Georg $innet und dessen %amilie ein und be(reundet sich bald mit ihnen. +urz darau( 

lernt er auch ein 0ädchen, adine, -ennen und sie #erden ein )aar. ach einem 0onat läu(t seine&u(enthaltsgenehmigung ab, er scha((t es 7edoch eine 1erlängerung durchzusetzen. Inz#ischen ist ihm das Geldaber -napp ge#orden und auch !on adine trennt er sich. Er tri((t #ieder au( )aul, der sich be-lagt, dass ihm -ein

1isum be#illigt #ird und er zu einem 4#angsau(enthalt in 0arseille !erp(lichtet #orden ist. Sie unterhalten sich*ber 6eidel, der Erzähler !erheimlicht 7edoch dessen Tod und bittet )aul sich um 6eidels &usreise zu -*mmern.+urz darau( sieht der Erzähler auch Heinz, eben(alls ein %reund aus der 4eit des &rbeitslagers, #ieder. &uch dieser #ill nach 0e>i-o aus#andern. Er schen-t dem Erzähler einen ge(älschten Entlassungsschein des Lagers, damit

diesem ein längerer &u(enthalt in 0arseille ge#ehrt #erden #*rde. &ls $innets Sohn -ran- #ird, (indet er einendeutschen &rzt (*r ihn. Dieser #ill eben(alls nach 0e>i-o emigrieren. Sie unterhalten sich *ber 1isen und Transiteund der Erzähler sehnt sich danach, #ieder in seine Heimat zur*c- zu gehen. In einem Ca(e am Ha(en sieht er zum

ersten 0al 6eidels %rau, ohne sie zu -ennen. Sie macht 7edoch so(ort einen star-en Eindruc- au( ihn. (!e)tstelle* S 

+"  Er #artet am nächsten &bend #ieder im selben Ca(e, um sie #ieder zu sehen und um seinem einsamen

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Hotelzimmer zu ent-ommen. Der Erzähler (*rchtet sich 7edoch da!or, die %rau anzusprechen, auch #enn er sie nun(ast täglich sieht. &n einem dieser &bende er(ährt er zu(ällig !on einem Schi(( nach Lissabon. Er erzählt dem

deutschen &rzt, mit dem er sich inz#ischen ange(reundet hat, da!on und dieser #ill so(ort mehr dar*ber er(ahren. Er lädt den Erzähler zum Essen ein und #ieder betritt die geheimnis!olle %rau, die ständig au( der Suche nach

 7emandem zu sein scheint, das Lo-al. 4um Erstaunen des Erzählers -ennt sie der &rzt. Er (indet heraus, dass ihr 

 ame 0arie ist und dass auch sie die Stadt !erlassen #ill. Da sie 7edoch noch -eine )apiere hat, #ill der &rzt, der 

ihr %reund ist, ohne sie abreisen. Der Erzähler ist (roh dar*ber, da er sich sehr zu 0arie hingezogen (*hlt und mit ihr in 0arseille bleiben m'chte. Er (ragt, nach #em sie suche und 0arie erzählt, dass sie au( der Suche nach ihrem0ann sei, da dieser ihr 1isum bestätigen m*sse. Dabei stellt sich heraus, dass der Dichter 6eidel 0aries 0ann ist.

Der Erzähler beschlie"t 7edoch, ihr noch nichts !on dessen Tod zu sagen und sich selbst um sie zu -*mmern,nachdem er den &rzt losge#orden ist. Er sucht deshalb am +onsulat um eiseerlaubnis (*r 0arie, die 7a nun ?seine?%rau ist, an, da er das Land mit ihr gemeinsam !erlassen #ill. (!e)tstelle* S -./ 0 Er&äler su#t um amerikanis#es!ransit an" &m +onsulat tri((t er auch Heinz #ieder und !erspricht, auch ihm einen Schi((splatz zu besorgen. Der 

Erzähler und 0arie sehen sich nun 7eden Tag aber er #ei" nicht, ob sie seinet#egen -ommt oder #egen dem 1isum,das er ihr !ersprochen hat. $ei ihren Tre((en erzählt 0arie, #ie sie 6eidel -ennen gelernt hat und #ie sie dannDeutschland mit dem &rzt !erlassen hat, da 6eidel selbst -eine 4eit (*r sie gehabt hat. 6ährenddessen hil(t der 

Erzähler dem &rzt, alles (*r die &breise !orzubereiten, um ihn m'glichst schnell los zu #erden. Er stellt sich bereits

eine gemeinsame 4u-un(t mit 0arie !or, als der &rzt #ieder zur*c--ehrt, da sein Schi(( beschlagnahmt #orden ist.Der Erzähler ist sehr !erärgert dar*ber, dass sein ?i!ale? doch nicht abgereist ist und geht auch 0arie deshalb ausdem 6eg. Schlie"lich be-ommt er ein Transit (*r &meri-a, das Transit (*r Spanien #ird ihm 7edoch !er#eigert, #eil

6eidel einst einen &rti-el *ber die 0assenerschie"ungen #ährend des spanischen $*rger-rieges geschrieben hat.Der Erzähler ist 7edoch nicht allzu enttäuscht #egen des !er#eigerten Transits, da er so#ieso nicht mehr abreisen#ill. Fb#ohl er 0arie #eiterhin meidet, tri((t er eines Tages zu(ällig au( sie. 0arie bittet ihn, ihr zu hel(en. Sie #ill#eiter nach 6eidel suchen, #eil sie am +onsulat geh'rt habe, dass ihr 0ann doch in der Stadt sei. Der Erzähler 

!ersucht umsonst, ihr die e#ige Suche auszureden. Er !erspricht ihr deshalb, ihr Transit zu bescha((en und bitteteinen $e-annten, der mit dem +onsul be(reundet ist, das (*r ihn zu erledigen. Der Erzähler beschlie"t, nun dochgemeinsam mit 0arie abzureisen, er hält diesen )lan aber noch !or ihr geheim, denn noch (ehlt ihm das Geld (*r die

&b(ahrt. Da er(ährt er 7edoch, dass nun doch der &rzt mit 0arie reisen #ill und der Erzähler ärgert sich, dass er noch-eine Schi((s-arte be-ommen hat und deshalb nicht selbst mit ihr (ahren -ann. (!e)tstelle* S /1 0 Bes#reibung der 

 Abfarts2illigen". Da tri((t er aber pl'tzlich au( einen alten $e-annten, der bereit ist, ihm sein Tic-et zu *berlassen,#enn der Erzähler ihm Geld !on 6eidels +onto *ber#eist. Der Erzähler #illigt ein, auch #enn er noch nicht sicher 

ist, ob er #ir-lich ab(ahren #ill. Doch als er alles (*r seine &breise !orbereitet hat, beschlie"t er, doch seine Chancezu n*tzen und zu !ersuchen, 0arie endg*ltig (*r sich zu ge#innen. Er #ill ihr nun endlich die 6ahrheit *ber 6eidelerzählen und berichtet ihr !on 6eidels Tod. Doch diesmal glaubt 0arie ihm nicht, #eil sie am +onsulat nachge(ragtund dort er(ahren habe, dass ihr 0ann erst -*rzlich dort ge#esen sei. un ho((t sie, dass er auch au( ihrem Schi(( 

sein #*rde. Der Erzähler !ersucht aber nicht zu er-lären, dass er sich als 6eidel ausgegeben hat, sondern (*hlt, dasser letzten Endes gegen den Toten !erloren hat. ie #*rde er 0arie so !iel bedeuten #ie 6eidel. Er gibt darau(hinsein sch#er!erdientes Schi((stic-et zur*c-. Der Erzähler beschlie"t nach 0aries &b(ahrt, endg*ltig in %ran-reich zu

 bleiben und nimmt eine &rbeit am Land an. Er ist dazu entschlossen, bei den $innets zu bleiben und ihr Schic-sal zuteilen, egal, #as auch passieren #*rde. Später er(ährt er, dass das Schi((, mit dem 0arie und der &rzt abge(ahren

sind, untergegangen ist.#um Roman Der Roman 17ransit1 erschien GHH in englischer =bersetzung und wurdeerstmals GH@ in deutscher Sprache ver:8entlicht. -r ist teilweise autobiographisch!beschreibt aber auch zeitgeschichtliche -reignisse und die Situation der Menschen! wobeidas zentrale 7hema der verzwei*elte 5ersuch der -6ilanten! ein 5isum zu erlangen und soeine Ihance zur Ausreise zu be)ommen! ist. Die +dee zu diesem /uch )am Anna Seghers au* der =ber*ahrt nach Me6i)o! als sie sich von ihren -rlebnissen im besetzten -uropadistanzieren wollte. Die zeitgeschichtlichen Aspe)te stellen dabei die <lucht aus denbelagerten ebieten! die Selbstmorde deutscher -migranten! wie etwa des :sterreichischen

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Schri*tstellers -rnst ,ei3! der Seghers als 5orbild *(r ,eidel gedient hat! der Streit um Aus;und Durchreisegenehmigungen und die <lucht nach =bersee dar. Au3erdem stehen in17ransit1 Au*gabe und 5erantwortung des Schri*tstellers zur Dis)ussion. Seghers war derMeinung! dass anti*aschistische %iteratur au* -r*ahrungen beruhen und ästhetische Mittelbeinhalten sollte! um den -rlebnissen dieser -poche des <aschismus und "rieg gerecht zuwerden. Man m(sse sich mit der #eit auseinander setzen. SeghersB #iel dabei war es! sichals anti*aschistische Schri*tstellerin durchzusetzen. +hr ,er) wird au3erdem von dreiestaltungsmomenten beein'usst0 dem Motiv der ver)ehrten ,elt z./.0 der -rzähler erhältseine Papiere ohne M(he! bleibt aber im besetzten %andJ die <lucht bringt Marie und demArzt nicht die Rettung! sondern den 7od2! von historisch ; mythischen Sto8en und realen/egebenheiten. Der Roman spiegelt die zentralen Probleme der -6ilanten wieder0 dieständige -nt*remdung und 5erunsicherung. Diese <a)toren werden besonders anhand derSchic)sale der #u*allsbe)anntscha*ten des -rzählers veranschaulicht! wie etwa seinenNachbarn oder den Menschen! die er am "onsulat )ennen lernt. <amilie /innet dagegensymbolisiert das 1gew:hnliche1 %eben derer! die nicht vom Ab*ahrtsgedan)en besessen sind.5or allem vermittelt 17ransit1 dem %eser aber ein anschauliches /ild des -migrantendaseinsmit seinen individuellen "on'i)ten und wird somit zu einer Art #eitdo)ument! wobei Anna

Seghers 4ede Sentimentalität vermeidet. Sie lässt den -rzähler einem K)tivenesprächspartner die /egebenheiten berichten und die )urzen -rzählabschnitte wie<ilmseLuenzen au*einander *olgen! um so einzelne! präzise /ilder zu erscha8en.

Charakterisierung der Personen

Der Erzähler: Der -rzähler ist ein 4unger Deutscher! der G aus einem deutschen"onzentrationslager und nach der /esetzung <ran)reichs durch die ,ehrmacht aus einem*ranz:sischen Arbeitslager ge'ohen ist. Mit *alschen Papieren und unter *alschem Namengelingt es ihm! weil er durch #u*all *(r den Schri*tsteller ,eidel gehalten wird! ein 5isum unddie -inreisegenehmigung nach Me6i)o zu be)ommen. -r gibt 4edoch beides wieder zur(c)!

weil er sich letztendlich doch entschieden hat! zu bleiben. Der -rzähler ist namenlos undverbirgt sich hinter einigen verschiedenen +dentitäten! die *(r das -rlangen seinerenehmigungen au* den /eh:rden annimmt. Seine wahre +dentität droht dabei verloren zugehen! was aber Dan) der espräche mit ehemaligen Mitge*angenen und <reunden nichtgeschieht. +m 5erlau* des Romans lernt er das Richtige zu tun0 er bewahrt im egensatz zuvielen seiner Mitge*angenen Solidarität gegen(ber seinen <reunden und setzt sich *(r sieein! obwohl er dadurch seine eigenen Pläne zerst:ren ):nnte. ,ährend er am An*ang nochunentschlossen ist! was er als nächstes tun muss! und ständig au* der <lucht ist! hat er am-nde bereits eine -ntwic)lung durchgemacht. -r entscheidet sich in Marseille zu bleiben undseine <reunde! vor allem die <amilie /innet! nicht im Stich zu lassen! sondern! wenn n:tig!an ihrer Seite gegen den <aschismus zu )ämp*en.

3eidel* 6eidel ist ein deutscher Schri(tsteller, der Deutschland aus %urcht !or dem ationalsozialismus !erlassenhat und schlie"lich nach )aris ge-ommen ist. Doch auch dort (*hlt er sich bedroht und gemeinsam mit z#ei anderen

Schri(tstellern plant er die %lucht. Diese lassen ihn 7edoch im Stich. achdem ihn dann auch noch seine %rau!erlässt und sein 1erlag seine Geschichten nicht mehr druc-en #ill, begeht er Selbstmord. ach und nach (indet der Erzähler mehr *ber 6eidel heraus5 Dieser hat sich politisch engagiert und au(grund einer Geschichte *ber denSpanischen $*rger-rieg ist ihm das spanische 1isum !er#eigert #orden. Fhne &ussicht au( eine baldige %lucht und

!on allen im Stich gelassen ist 6eidel nicht mehr in der Lage, diese 4eit der +rise und des +rieges zu ertragen. %*r den Erzähler hat er 7edoch trotz seines Scheiterns Gro"artiges !ollbracht, da seine Geschichten den 0enschen

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%reude bereiten und diese so der 6ir-lich-eit ent(liehen -'nnen. Deshalb ist der Erzähler der &nsicht, dass 6eideldoch et#as (*r sein 1ol- getan hat.

 4arie* 0arie ist 6eidels Ehe(rau. Im 1erlau( des omans #ird ihre Lebensgeschichte au(gerollt5 Sie lernt 6eideleher zu(ällig -ennen, als dieser bereits aus Deutschland (l*chten #ill. &ls sie ihn bittet, sie mitzunehmen, #illigt er ein und sie heiraten in )aris. Dort (*hlt sich 0arie 7edoch bald !on 6eidel !ernachlässigt und trennt sich !on ihm.

Schlie"lich zieht sie mit ihrem neuen %reund, dem &rzt, nach 0arseille #eiter, #ill 6eidel aber trotzdem dorttre((en, um mit ihm nach 0e>i-o auszu#andern. Der $rie(, in dem sie ihm ihren )lan mitteilen #ill, -ommt 7edochnie an, da ihr 0ann bereits tot ist. Doch da!on er(ährt 0arie nichts und be(indet sich deshalb au( ständiger Suchenach 6eidel. 6ährend der Erzähler, der !on ihr (asziniert ist, an(angs noch !ersucht, sie da!on abzubringen, muss er 

letztendlich enttäuscht einsehen, dass sie e#ig #eiter nach ihrem Gatten suchen #ird, ohne 7emals au(zugeben. Er stellt (est, dass es allein die Ho((nung au( ein 6iedersehen ist, die 0aries Entscheidungen zu bleiben oder abzu(ahren beein(lusst.

Die Situation im -6il Die Ausz(ge ins -6il begannen G nach dem Reichstagbrand./etro8en davon waren vorwiegend Personen aus deutschsprachigen %ändern! die inirgendeiner <orm! )(nstlerisch %iteratur2! politisch oder publizistisch Stellung zumdeutschen Rassismus nahmen. Die r(nde *(r die -migration waren unterschiedlich0

pers:nliche e*ährdung aus politischen oder rassischen r(nden! Ablehnung desNationalsozialismus oder *ehlende Aussichten au* eine <ortsetzung der Schri*tstellertätig)eit.Die <l(chtlinge wählten aber meist -6illänder nahe der renzen! weil sie ho8ten! dasNaziregime w(rde nicht lange anhalten und sie ):nnten bald wieder in ihre 9eimat zur(c))ehren. +m -6il wurden 5erlage und #eitschri*ten gegr(ndet! die eine +solation des einzelnenverhindern sollten. Au3erdem entstanden Schri*tstellerorganisationen und ;)ongresse.,ährend die Autoren an*angs noch! trotz verschiedener politischer =berzeugungen! (ber dieAu*gabe der -6illiteratur (bereinstimmten! entstanden bald Di8erenzen zwischen deneinzelnen ruppierungen und viele weigerten sich! mit "ommunisten zusammenzuarbeiten.Au3erdem wurde das %eben der -6ilanten von den /em(hungen um 5isa! Arbeits; undAu*enthaltsgenehmigungen in den astländern beherrscht. 5iele Schri*tsteller! wie zum/eispiel /recht! D:blin und 7homas Mann! wanderten in die &SA ausJ die4enigen denen die-inreise dort verweigert wurde! weil sie "ommunisten waren! wie etwa Anna Seghers! gingennach Me6i)o oder in die Sow4etunion. Manche -6ilanten begangen Selbstmord z./. "urt

 7uchols)y! Ste*an #weig2! von den4enigen! die das "riegsende erlebten )ehrten einige so*ort!andere erst $ahre später in ihre 9eimat zur(c). +m -6il bildeten die -6ilanten 4edochverschiedene ruppen! die sich in ihren politischen -instellungen unterschieden! so dasseine einheitliche )ulturelle #usammenarbeit unm:glich wurde. Deshalb blieben auch ihreliterarischen ,er)e eher unbedeutend! auch wenn sie in -uropa be)annt gewesen waren. +nMe6i)o wurde von deutschen )ommunistischen -inwanderern die >rganisation 1<reiesDeutschland1 gegr(ndet und diese teilten die )(n*tigen Ministerposten eines sozialenDeutschlands untereinander au*. Anna Seghers erhielt dabei den Posten des "ulturministers.Nach dem "rieg )ehrten die Mitglieder dieser >rganisation wieder nach Deutschland zur(c)!

hatten in ihrer 9eimat 4edoch )einen politischen -in'uss mehr und galten als Au3enseiter.

Der Roman des Exils Eine besondere olle in der E>illiteratur spielten Erzählte>te, !or allem der oman, da dieser 

leicht zu *bersetzen #ar und dem Geschmac- der Leser entsprach. &u"erdem lie"en sich in dieser %ormGesellscha(t und Geschichte am $esten !eranschaulichen. Der E>ilroman #ird !er#endet, um Deutschland um9:, die 1orgeschichte des Deutschen eichs BDeutschlandroman oder die Situation im E>il BE>ilromandarzustellen. &nna Seghers ?Transit? zählt zu den E>ilromanen. In diese omane -onnten die E>ilanten ihre

eigenen Er(ahrungen einbringen, #aren aber au( In(ormationen aus Deutschland nach 9: ange#iesen. Da !iele

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&utoren zur Darstellung des ationalsozialismus au( historische Sto((e zur*c-gri((en, #urde der historische oman bald zu seiner #ichtigen Gattung

2. Wolgang BORCHERT Draußen !r der T"r 

A!or" Ti!el"#a$r Wol%gang BORCHERT" Dra&en 'or der T(r" 1)*+,H-rsiel s/!er

T$ea!ers!(0

Tex!ga!!ng"3sor!e Drama, Theaterst*c- 

A%4a &-t in ; Szenen

Sra0$e5 S!il Das grundsätzliche sprachliche )roblem5 $orchert ringt um 6ahrheitJ mit den 0itteln einermissbrauchten Sprache. %ragen, 6iederholungen und Inter7e-tionen sind (*r den Sprach(luss

 bedeutend. Die Sprache ist au((ällig und einmalig, eine 0ischung aus zugespitzter Ein(achheit undausu(ernder $ildha(tig-eit, lapidarer %eststellung und schicht#eise au(gelegter $edeutungs!iel(alt.

Der Entstehungszeitraum #ird z#ischen Herbst 9:K und =anuar 9:KM angenommen.Das Drama Drau"en !or der T*r spielt aneinem einzigen &bend, drei =ahre nach der Schlacht !on Stalingrad. Der Frt #ird im Te>t mehr(ach als Hamburg, genauer als die

St.A)auliALandungsbr*c-en und der 1orort $lan-enese am (er der Elbe bestimmt.Im )rolog #ird der )rotagonist des St*c-s einge(*hrt. $ec-mann, der stets nur bei seinem achnamen genannt #ird, ist ein

ehemaliger Soldat der deutschen 6ehrmacht, der nach dem +rieg gegen die So#7etunion und drei7ähriger +riegsge(angenscha(tin Sibirien in seine Heimat zur*c--ehrt. Er ist -'rperlich lädiert, besitzt nur noch eine +niescheibe, humpelt, hat Hunger und(riert. Seine äu"eren +ennzeichen sind ein alter Soldatenmantel und eine mit $ändern be(estigte Gasmas-enbrille, ein

+riegsutensil, mit dem sich der -urzsichtige $ec-mann nach dem 1erlust seiner $rille behel(en muss.33Be0mann33$ec-mann ist aus siberischen Ge(angenscha(t heimge-ehrt, nach dem +rieg. &ber es gibt in Deutschland -eine 4uhause (*r ihn.

 iemand #ill mit $ec-mann zu tun haben, dadurch -ommt er -einem Haus hinein, die T*r ist zu, sogar die T*r des Elternhauses,

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#eil seine Eltern sich erm'rdert haben Bsie #aren ein bischen zu!iel ationalsozialist. $ec-mann #ill sich umbringen, aber dochder NTodN #ill ihn nicht, $ec-mann soll #eiter leben. ur #enn es 4eit #ar (*r $ec-mann um zu sterben, -onnte er #ieder-ommen. Er soll doch erst mal !ersuchen, #ieder sein Leben #ieder zu (inden. 0an -ann $ec-mann ein(ach ersätzen durch

 7eden heimge-ehrten Soldat.33Der Andere33Er ist ein Teil $ec-manns.

AADie %rau !on $ec-mannAASie ist 7etzt zusammen mit einem anderen 0ann und m'chte -ein $ec-mann mehr -ennen.33O4ers!33Im +rieg #ar dieser 0ann $ec-manns Fberst. Er hat $ec-mann !erant#ortung gegeben *ber einen &u(trag mit einige Soldaten.

Der &u(trag ist mislungen. $ec-mann #ill 7etzt die 1erant#ortung zur*c-geben. Der Fberst !ermutet da" $ec-mann 6itze!ersucht zu machen und sagt ihm ins Theater zu gehen. 6arscheinlich sieht er ein da" $ec-mann es nicht mehr aushalten -ann inso einem ach-riegdeutschland, #o -ein )latz (*r einen $ec-mann ist, zu leben. Der Fberst gibt ihm auch -einen )latz, es gibt-ein )latz (*r Geistes-ran-en.

33M/d0$en33$ec-mann springt in die Elbe #eil er sich umbrengen m'chte, er sp*hlt am Land und ein 0ädchen holt ihm ins Haus. Das0ädchen ist in derselbe Situation #ie $ec-manns %rau.

AADer Dire-tor des +abarettsAADer Fberst hat $ec-mann gesagt +abarett zu machen, #eil er so #itzig ist. Der Dire-tor gibt $ec-mann eine Chance, aber nimmtihm 7edoch nicht an. Er sagt $ec-mann hätte nicht genug Er(ahrung, aber soll später doch noch mal #ieder-ommen. 1ermutlich#ill er nicht so einem St*c- *ber dem Elend den Soldaten nach dem 4#eitem 6elt-rieg Bdas #ar den Gegenstand, man soll es

!ergessen.336ra 7ramer33Sie #ohnt 7etzt in dem Hause $ec-manns. Sie hat $ec-manns Hause genommen. &uch sie sagt $ec-mann #eg zu gehen, sie hatdoch gar -einen )latz (*r einen $ec-mann.

33Go!! nd der Tod33Gott, der Gott an der -einer mehr glaubt. Die Leute glauben nicht mehr an Gott, nur noch an dem Tod. Der Gott -ann !iel sagen,aber nichts !er#ir-lichen, aber der Tod, man #ei" da" man stirbt. Das -ann man glauben. nd es ist !iel besser an et#as zuglauben das sicher die 6ahrheit ist. Dadurch ist der Tod den neuen Gott, man glaubt an der Tod. Gott tut nichts (*r $ec-mann,

Gott #eint nur *ber seine 0enschen-inder. Sogar der Tod BElbe, Ertrin-ungstod #ill $ec-mann nicht hel(en, #eil $ec-mannerst mal !ersuchen soll #ieder zu leben.

8samen%assng9Das St*c- (angt an mit einem Einleitung !on $orchert !er(a"t. Es berichter *ber dem aus russischer +riegsge(angenscha(tzur*c-ge-ommene Fberge(reite $ec-mann, #em eine ach-riegsgesellscha(t antri((t, die dabei ist sich zu restaurieren und esgibt -einen )latz (*r einen Soldat, (*r einen $ec-mann. Die ach-riegsgesellscha(t unterdr*c-t &lles #as passiert ist und &llesdas damit zu tun hat.

:orsiel6arscheinlich spielt es in Hamburg. Es ist gleich nach dem 4#eiten 6elt-rieg. 1iele Soldaten springen ein(ach in die Elbe, umsich zu ertrin-en. Sie m'chten und dar(en nicht mehr im ach-riegdeutschland leben. ah, denn -'nnen sie sich doch ein(ach

ertrin-en. Der $eerdigungsunternehmer sieht es an und es ge(allt ihm. 6eil er ist der Tod, sie -ommen alle zu ihm, man glaubt 7a

an die Tod. Ein alter 0ann BGott sieht es sich auch an. Er ist traurig, #eil iemand mehr an Gott glaubt Bnach alles #as im4#eiten 6elt-rieg passiert ist. Gott tut aber nichts (*r die Soldaten. Die Soldaten glauben, sogar Gott hat -einen )latz (*r sie,#eil er nur #eint, aber nichts tut. Der Tod und Gott sind Gegners.

Der Tram$ec-mann, der Soldat, ist in die Elbe gesprongen. $ec-mann sagt er #ill 7etzt nur uhe. &ber die Elbe ist b'se und #ir(t$ec-mann hinaus, #eil $ec-mann nicht den-en soll es sei so ein(ach, das Leben im ach-riegdeutschland #o es -ein )latz gibt(*r $ec-mann, zu ent(liehen. $ec-mann mu" !ersuchen #ieder einen )latz im Leben zu (inden. Erst #enn er alt ist und im

Gesellscha(t nichts mehr zu leben ist (*r $ec-mann, dar( er zur Elbe -ommen.Ers!e S;ene

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Die Elbe hat $ec-mann hinaus ge#or(en, er liegt im Drec-. NDer &ndereN ist auch da. $orchert stellt Nder &ndereN !or #ie einen)erson, aber ich glaube es ist eine Geistesabspaltung $ec-manns. Es gibt in $ec-mann z#ei )ers'nlich-eiten. Der einsager, der immer nein sagt und )essimist ist B$ec-mann und der =asager, das andere Teil $ec-manns, das immer 7a sagt und Fptimist

isBDer &ndere. $ec-mann und der &ndere sind Gegenspieler Baber beide innerhalb $ec-mann, genauso #ie Gott und der Tod.$ec-mann geh'rt der Tod, der &ndere geh'rt Gott. Das 0ädchen holt $ec-mann aus dem Drec-. Sie sagt das #enn sie es nichttut $ec-mann einen %isch be-ommen soll. $orchert meint da" #enn man einen %isch ist man -omplett !on Gesellscha(t isoliert

ist und sterben #ird. Das 0ädchen #ill nicht da" $ec-mann zum %isch #ird, aber #enn $ec-mann dort bliebt, be-ommt erimmer mehr isoliert. Sie gibt $ac-mann eine Chance #iederzu-ehren im Gesellscha(t.8<ei!e S;ene$ec-mann hat einen Gasmas-enbrille. Damit !ersucht $orchert anzudeuten NHier bin ich, ich bin $ec-mann, sehe mich doch anON

$orchert !ersucht zu sagen da" $ec-mann da ist und Hil(e braucht um #eiter zu leben. BHeimge-ehrte Soldaten bestehen auchund sie brauchen Hil(e. Fhne $rille -ann $ec-mann gar nichts sehen. Er -ann nicht sehen #ie die Gesellscha(t aus sieht. 0it$rille -ann er sie sehen, aber nicht !erstehen. Die $rille hat zu tun mit $ec-manns E>istenz, seinem Soldatenleben. DerEinbeinige -ommt. Er ist der 0ann des 0ädchens. Der 0ann hat ein $ein, #eil sein Leben zu !ergleichen ist mit seinem +'rper.

B&uch er #ar Soldat. Sein Leben ist, genauso #ie sein +'rper, nicht mehr dasselbe #ie !or dem +rieg. 6enn der Einbeinige4uhause -ommt ist sein %rau mit einem anderen 0ann B$ec-mann zusammen, genauso #ie beim $ec-mann der %all #ar. &uch(*r ihn gibt es -einen )latz mehr. $ec-mann #ill nicht mehr $ec-mann hei"en. Er #ill nicht mehr den )erson $ec-mann sein. Er 

ha"t sein Leben, #eil es doch -ein Sinn mehr hat #eiter zu leben.Dri!!e S;ene$ec-mann besucht sein Fberst B#elcher #ährend der +rieg Fberst #ar. Der Fberst hat alles noch. Er ist gl*c-lich und hat seine%amilie. Seine %amilie ist erschrec-t !on $ec-mann. $ec-mann sagt er hat 7eder acht einen Traum. Dadurch #acht er au( und

-ann nicht #eiter schla(en. Im Traum soll $ec-mann P/lophon Baus +nochen der Soldaten *ber #elchen $ec-mann1erant#ortung hatte gemacht spielen. nd dann -ommen 0illion Toten, immer und *berall gibt es Toten und $lut. nd sie-ommen zu $ec-mann und sagen ntero((izierBO $ec-mann. $ec-mann hält das nicht aus. $ec-mann #ar !erant#ortlich (*r dieSoldaten. 6egen $ec-mann sind sie tot. =etzt #ill $ec-mann dem Fberst die 1erant#ortung zur*c-geben. Er den-t da" er

!iellecht denn damit leben -ann. Erst #eil der Fberst #ieder die 1erant#ortung hat, -ommen die Toten nicht mehr zu $ec-mann.Der Fberst, der #ei" da" $ec-mann geistlich !om +rieg zerst'rt ist #orden, sagt ihm +abarett zu machen, #eil er sehr um$ec-mann lachen mu". $ec-mann geht #ieder nach au"en und nimmt um mit. 6ieder -ein 4uhause (*r $ec-mann. 6enn er

 beso((en ist be-ommt er ganz !err*c-t. Der um ist eine -leine &us#eg aus das ormalleben.

:ier!e S;ene$ec-mann geht zum Dire-tor des +abarett. Der gibt $ec-mann eine Chance. $ec-mann la" sehen #as er gemacht hat. DerDire-tor sagt es sei gut, aber er ist noch zu 7ung und uner(ahren um et#as sehr gut zu machen. Er sagt $ec-mann später mal

#ieder zu -ommen. &ber der Dire-tor #ill eigentlich nicht das )ubli-um -on(rontiern mit der Elend den Soldaten B#or*ber$ec-manns St*c- spielte. Es soll nur bl'des 1ergn*gen geben. 0an soll nicht mehr den-en an #as passiert ist. &m Ende sagt er#as der Dire-tor auch sagt, aber doch #ei" er da" das #as der Dire-tor sagt nicht gut ist. $ec-mann #ill #ieder mal tot und gehtnach die Elbe. &ber der &ndere sagt $ec-manns 6eg lau(t #eiter und nicht zur Elbe Bder Tod.

6(n%!e S;ene$ec-mann geht nach Hause, nach seine Eltern. Das Haus steht noch, aber seine Eltern sind nicht mehr da. $ec-mann -ann esnicht !erstehen. =etzt gibt es dort so eine %rau +ramer. Sie sagt die Eltern haben sich erm'rdert, #eil sie zu!iel NnaziN ge#esen

sind. $ec-mann ist b'se. Sogar seine Eltern sind nicht mehr da. =etzt hat er gar -eine 4uhause. $ec-mann geht au( die Stra"e

liegen um tot zu gehen. Der &ndere sagt da" $ec-mann #eiter gehen soll. Dieses 0ahl #ill $ec-mann es nicht. Es gibt -einen)latz (*r $ec-mannen. Gott lau(t am $ec-mann !orbei. Der Gott #eint nur, aber tut nichts (*r $ec-mann. Gott (ragt ob$ec-mann zur*c--ommen #ill, aber $ec-mann #ill tot und Gott soll au(h'ren zu !ersuchen $ec-mann leben zu lässen.

$ec-mann glaubt nicht mehr an Gott. Der &ndere sagt auch das $ec-mann #ieder soll leben. Der &ndere ist das Teil $ec-mannsdas noch an Gott glaubt. Dann -ommt der Stra"en(eger. Er ist #ieder der Tod. Sein T*r steht immer o((en (*r $ec-mann.$ec-mann glaubt an der Tod. &uch der Fberst passiert. Er sagt $ec-mann da" er einer der entmenschlichten Soldaten sei. &berdas macht nichts, er geht 7a tot. nd #enn $ec-mann tot ist, braucht man auch nicht mehr um ihm zu -ummern. Der &ndere sagt

$ec-mann mu" leben. Der Dire-tor -ommt und sagt $ec-mann ist !om Leben *ber(ahren #orden. Schade, aber es sei besser#enn sie #eg sind. Darum ermordern die Soldaten sich. &uch Schade da" das )ubli-um es nicht sehen #ill. %rau +ramer -ommt

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und sagt sie haben )robleme genug und brauchen nicht noch mehr )robleme. $ec-manns %rau und ihrer %rau -ommen, abersehen sogar -ein $ec-mann. Der &ndere sagt das 0ädchen gibt um $ec-mann. Das ist #ahr, aber es ist nicht m'glich #eilimmer der Einbeinige -ommt #enn das 0ädchen da ist. $ec-mann hat den Einbeinige ermordet. Er hat seinen )latz genommen.

&uch der Einbeinige ist in die Elbe gegangen. $ec-mann dar( das nicht !ergessen. $ec-mann ist #ieder !erant#ortlich.$ec-mann stirbt. +einer ist mehr da. Das $uch endet mit ?Gibt denn -einer, -einer &nt#ort888?$orchert #ill sagen das iemand sich -ummert um die Heimge-ehrten.

Be0mann nd Bor0$er!.$ec-mann ist $orchert. $ec-mann stirbt #egen der +rieg, geistlich. $orchert stirbt #egen der +rieg, -'rperlich B+ran-heit.Sehr, sehr !iel des Lebens $ec-manns -ommt *berein mit dem Leben $orcherts.

In!erre!a!ionDas St*c- ist ein 0a"stäbe setzendes 6er- *ber die !erlorene männliche Generation, die Q (alls sie *berlebte Q ihre =ugend im+rieg, in Ge(angenscha(t oder als +riegsheim-ehrer erlebte und diese Er(ahrungen in das #eitere Leben einbrachte.Das St*c- !ersucht, dem zum Fb7e-t degradierten 0enschen #ieder zum Sub7e-t zu !erhel(en. Es bedient sich eines ealismus,der die o((enen %ragen in 1isionen zu beant#orten sucht, aber -eine &nt#orten (indet und deshalb au"erhalb der b*rgerlichen

Frdnung landet Bsiehe Titel des St*c-s. Es bieten sich zahllose &nsätze zur Interpretation5 1om umge-ehrten )assionsspiel *berein $eispiel (*r eine H'llen(ahrt bis zur ehabilitation der Schuldigen, die 1erant#ortung und die 4ur*c-nahme. 1erbindung◾

!on realistischen Details und irrationalen ElementenR m/thische Dimension des St*c-sR das Delirium des Ertrin-endenJ.◾ ◾

=. Heinri0$ B>?? #aus !$ne #"tter 

Der oman be(asst sich mit den 0oti!lagen und Heraus(orderungen z#eier %amilien, die im ach-riegsdeutschlandden 1erlust des %amilien!aters zu !er-ra(ten haben. Schauplatz ist eine -atholisch geprägte Stadt am hein. &us der 

)erspe-ti!e der (*n( Haupt(iguren Q der 0utter $ach, der 0utter $rielach, den S'hnen 0artin und Heinrich unddem %reund der %amilie $ach &lbert 0ucho# Q #ird die Geschichte erzählt.

Das 6er- macht deutlich, dass diese mittelbaren Fp(er des +rieges #enig nterst*tzung erhielten, sei es auch in

%orm moralischer nterst*tzung. Die Greueltaten der azis lagen noch in zeitlich grei(barer ähe Q niemand #olltedaran erinnert #erden, #enige dar*ber sprechen. Gleich#ohl sind die mstände der beiden %amilien in ihren

1oraussetzungen äu"erst unterschiedlich. Die 6it#e $ach ist sch'n, #ohnt gro"b*rgerlich und ist als %abri-erbin(inanziell abgesichert. Den Tod ihres 0annes -onnte sie nie !er#inden, -on-rete Schritte nach !orn scheitern an der nicht abzuschlie"enden 1ergangenheit. Ihrem Sohn begegnet die egozentrische %rau mit Ge(*hls-älte.

Demgegen*ber -ommt die %amilie $rielach aus -leinen 1erhältnissen und hat (inanziell sehr zu -ämp(en. Die

0*tter leben beide ein unstetes Leben und (allen als moralischer +ompass (*r die S'hne aus. Die 6it#e $rielachlässt sich aus insbesondere (inanziellen 0oti!en bald mit diesem, bald mit 7enem 0ann ein und gerät dabei auch an

 problematische, ge#alttätige Chara-tere. 4#ar ist auch sie gutaussehend, allerdings pre-är denn sie leidet unter )arodontose. Heinrich, der Sohn, b*rdet sich dabei die doppelte &u(gabe au(, einerseits die 7*ngere Sch#ester !or 

dem ge#alttätigen %reund der 0utter zu sch*tzen und andererseits die &rztrechnung ihrer 0utter irgend#ie begleichen zu #ollen. %*r den Teenager -ein leichtes Los.

$'lls 2Haus ohne H*ter3 geh'rt z#ei(ellos zum +anon der ach-riegsliteratur, die man gelesen haben sollte.

Stell!ertretend (*r die ach-riegsgeneration #ird das Schic-sal der beiden %amilien !on $'ll in einer 6eisedargelegt, die es dem Leser erlaubt, ein unmittelbares Ge(*hl (*r die 'te und $ed*r(nisse der heutigenGro"elterngeneration in dieser 4eit zu erlangen. Im 6er- $'lls reiht sich 2Haus ohne H*ter3 m*helos in sein0etathema, der estauration b*rgerlicher ormalität nach der E>tremsituation 2+rieg3, ein. Ein ebenthema $'lls,

die m'gliche +arriere nationalsozialistischer %un-tionsträger nach dem +rieg durch Fpportunismus und1erdrängung, taucht auch hier #ieder au(.

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Erzählerisch !ersteht $'ll #ie !ielleicht -ein 4#eiter, au( 7eden %all aber #ie #enige andere, -omple>eGe(*hlslagen anschaulich zu machen und in ein(achen 6orten zu do-umentieren. Die 1er-n*p(ung

gesellscha(tlicher Gro"#etterlagen et#a in Hinblic- au( moralische Erosionserscheinungen und der *c--oppelungzu pers'nlichen, alltäglichen &us#ir-ungen au( 0enschen !erschiedener gesellscha(tlicher +lassen Q das ist!orliegend das, #as aus einem gut lesbaren und spannenden oman zugleich ein Do-ument !on hohem

zeitgeschichtlichen 6ert macht.

Handlng Der oman spielt zu &n(ang der 9:;<er =ahre in einer Stadt am hein. Die Handlung #ird aus der Sichtder (*n( Haupt(iguren Q die 0*tter der %amilien $ach und $rielach so#ie deren S'hne 0artin und Heinrich, (erner der mit %amilie $ach be(reundete &lbert 0ucho# Q erzählt. Die 1äter sind im 4#eiten 6elt-rieg ge(allen, die

0*tter suchen ebenso #ie ihre +inder Frientierung. Fpportunisten #ie E>leutnant Gäseler, der aimund $achs Todmittelbar zu !erant#orten hat, !ersuchen im +ulturbetrieb unterzuschl*p(en. 1on der Gesellscha(t #erden dieGräueltaten des ationalsozialismus o(t heruntergespieltR die !er#it#eten %rauen er(ahren nur #enig *c-halt.

 ella, die sch'ne 6it#e des Dichters aimund $ach, lebt als Erbin einer 0armeladen(abri- in (inanziellgesicherten 1erhältnissen. Sie be#ohnt zusammen mit ihrem Sohn 0artin, ihrer 0utter, deren alter %reundin $olda,dem %reund ihres ge(allenen 0annes &lbert 0ucho# und dem ehemaligen Lagerinsassen Glumbich Cholo-ustebanein geräumiges Haus. &uch nach *ber zehn =ahren -ann sie den Tod ihres 0annes nicht a-zeptierenR sie #eigert

sich, $rie(e zu lesen oder Fn-el &lbert, der (*r 0artin die Stellung eines Ersatz!aters einnimmt, zu heiraten, und!erliert sich in Tagträumen, #ie das Leben mit aimund, 0artin und #eiteren +indern hätte #erden -'nnen. 0artin#ächst als Schl*ssel-ind au(, da seine 0utter ein unstetes Leben (*hrt. 1or der Gro"mutter, die ihm nicht nur ein

gro"b*rgerliches Leben, sondern !or allem einen Hass au( den 20'rder3 seines 1aters einzuimp(en !ersucht,(*rchtet er sich. Er !ersucht, ihr nach 0'glich-eit auszu#eichen. Halt bieten ihm !or allem &lbert 0ucho#, der als6itzzeichner (*r 4eitschri(ten arbeitet, und dessen %amilie in dem &us(lugsort $ietenhahn. 2Fn-el &lbert3, #ie er so#ohl !on 0artin als auch !on dessen %reund Heinrich $rielach genannt #ird, !er-'rpert (*r die +inder eine &rt

moralische Instanz. Speziell (*r die beiden pubertären =ungen spielt die %rage nach der 0oral eine #ichtige olle.Insbesondere (*r Heinrich $rielach ist diese Fn-el(igur sehr #ichtig, -ennt er doch 2Fn-el3 sonst eher aus anderen4usammenhängen. Sohn eines &utomechani-ers, -am er erst nach dem +riegstod des 1aters im $ombenhagel zur 6elt. Seine 0utter, die anders als ella #eder au( ein ererbtes 1erm'gen zur*c-grei(en -ann Q ihr alter 1ater lebt in

ärmlichen 1erhältnissen in Fstdeutschland Q noch einen $eru( erlernt hat, muss sich alleine durchschlagen und hat

schon mit zahlreichen unterschiedlichen Lebenspartnern gelebt. Der schlimmste !on allen ist nach &nsicht der =ungen Leo, ein Stra"enbahnscha((ner, !on dem sie die -leine Tochter 6ilma hat. Leo ist ebenso geizig #ie

ge#alttätig, und Heinrich sieht es als seine &u(gabe an, seine -leine Sch#ester !or ihrem 1ater zu besch*tzen. 6ie ella $ach ist auch %rau $rielach eine sch'ne %rau, aber anders als diese muss sie ihre Sch'nheit einsetzen, um(inanziell *berleben zu -'nnen, und anders als bei ella ist diese Sch'nheit auch durch die miserablenLebensumstände a-ut ge(ährdet5 %rau $rielach leidet unter )arodontose und damit unter der &ngst, bald -eine

1erehrer mehr (inden zu -'nnen und !on Leo !erlassen zu #erden. Heinrich, der die %inanzen der %amilie!er#altet, steht daher auch !or der &u(gabe, die anstehende 4ahnarztrechnung bezahlen zu -'nnen. %rau $rielachselbst sieht die L'sung dieses )roblems in einem neuen )artner#echsel5 Sie geht schlie"lich au( die $itten des$äc-ers, (*r den sie arbeitet, ein und beschlie"t, mit ihren +indern zu ihm zu ziehen. &lbert 0ucho#, der zu(ällig

4euge des mzugs #ird und dem die au(gel'ste %rau #einend um den Hals (ällt, l'st in Heinrich $rielach (*r einen

-urzen 0oment die Ho((nung aus, dass die Situation der %amilie sich auch einmal #ir-lich ändern -'nnte. Denn der $äc-er stellt nur eine #eitere %igur in der langen eihe !on 2Fn-eln3 dar, au( die man sich nicht dauerha(t

!erlassen -ann und zu denen hauptsächlich aus (inanziellen Gr*nden eine $eziehung besteht. &lbert dagegen istanders. 0ucho# nimmt Heinrich und 6ilma ebenso #ie 0artin mit nach $ietenhahn. 0artin, der unter denunberechenbaren und ge(*hlsbelasteten 1erhältnissen im Haus seiner 0utter leidet, soll *berhaupt in $ietenhahn

 bleiben. Dort tri((t #enig später auch ella ein, die -urz zu!or mit Gäseler, dem ehemaligen 1orgesetzten ihres

0annes, zusammengetro((en ist. Gäseler hat aimund in ussland au( einen )atrouillengang geschic-t, !on demdieser nicht lebend zur*c-ge-ehrt ist. Genau #ie 0artin ist ella 7ahrelang !on ihrer 0utter -onditioniert #orden,diesen 0ann zu hassen, und hat sich zunächst !orgenommen, ihn ins 1erderben zu st*rzen, nachdem er endlich

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au(getaucht ist. Doch als er ihr leibha(tig gegen*bersteht, -ann sie die lang gehegten achepläne nicht durch(*hren.&uch ihre 0utter, die !on dem 4usammentre((en er(ährt, -ann gegen Gäseler, der nun im +ulturbetrieb etabliert ist

und *ber aimunds L/ri- schreiben #ill, nichts ausrichten. Gäseler selbst ist o((enbar *berhaupt nicht be#usst, dasser dem Dichter in ussland begegnet ist, und er ist ei(rig damit beschä(tigt, seine +arriere au(zubauen und das1ergangene zu !ergessen, #ie es (*r das ach-riegsdeutschland dieser 4eit t/pisch ist.

*. Wol%gang 7OEBEN Tauben im %ras

A!or" Ti!el"#a$r Wol%gang 7OE@@EN" Ta4en im Gras" 1)1

Tex!ga!!ng"3sor!e Ei-, oman

A%4a Die Stru-tur dieses omans ist bemer-ens#ert -omple>5 die Erzählung ist in *ber 9<; -leine&bschnitten geteilt, #obei 7eder !on einer bestimmten %igur und !on dem, #as ihr passiert, berichtet.Diese !erschnittene Erzähltechni- (*hrt dazu, dass der &nsichtspun-t des Erzählens sich immer #ieder !erändert5 #ir haben hier -einen dauerha(ten Erzähler, sondern #ir sehen 7ede Szene durch die &ugen

eines anderen Chara-ters.Diese stets #echselnden &nsichtspun-te stellen aber eine 1erbindung z#ischen%orm und Inhalt in dem oman her. 6eil man sich immer #ieder !om neuen zurecht(inden muss, dashei"t, man muss sich *berlegen, #er 7etzt spricht oder #o!on 7etzt die ede ist, sp*rt mange#isserma"en das, #as auch die %iguren selbst in ihrer Gesellscha(t (*hlen. Eine Spannung z#ischen

1erbindung und Isolation ist also immer zu (inden5 ent#eder man steht in enger 1erbindung mit einemChara-ter, und man !ersteht ihn und -ann auch seine Gedan-en zum Teil (olgen, oder man ist isoliert,man !erirrt sich und hat -einen $ezug zur gescha((enen 6elt des omans.

Die 0ontageATechni- , die +oeppen an#endet, um innerhalb dieser Szenenabschnitte seine Geschichtezu erzählen, hat -eine Einschrän-ung in $ezug au( die Chara-tere, aber 4eit und aum #erden in deneinzelnen &bsätzen streng begrenzt. Immer #ieder -ehren die %iguren zu denselben Frten um, sie tre((ensich im Hotel oder in einer +neipe, und das alles innerhalb des begrenzten 4eitraumes des einen Tages in

%ebruar.

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Sra0$e5 S!il Die einzelnen &bschnitte #erden au( erstaunliche 6eise miteinander !er-n*p(t5 die Sprache selbst, die+oeppen benutzt, (*hrt zu einer &rt -*nstliche 1erbindung z#ischen den 0enschen und ihrenEr(ahrungen.

Die Stra"enec-ASzenen. Der erste &bschnitt (ängt aus Emilias )erspe-ti!e an, als sie die &mpelanschaut5 5r$nes Li#t 4essalina atte sie entde#kt Ale)anders lust2$tiges 3eib Emilia 2ollte ir ent2is#en, 2ollte si# 6erste#ken

 ach einer längeren $eschreibung ihrer $egegnung #echselt die Erzählperspe-ti!e zu 0essalinahin*ber, am Ende aber sehen #ir #ieder durch Emilias &ugen, als sie den-t5   i# muß mi# beeilen,das gr$ne Li#tGleich am &n(ang des nächsten &bsatzes steht also die 1er-n*p(ung, die #iederholten6orten ?gr*nes Licht.? Die &mpel ist #ieder im $rennpun-t der +amera, ob#ohl er diesmal aus der 

Sicht =ose(s dargestellt #ird5 Das gr$ne Li#t Sie gingen 2eiter, Baama07oe 7osef blin&elte &um alten

3irtsaus 8Zur 5lo#ke9 in$ber &nhand dieser 6iederholungen -ann der Leser also (eststellen, #ie und #o die %iguren such be(indenRauch -ann er dem Erzähler besser !er(olgen, ohne dass ihn die #echselnden Sicht#eisen !er#irren. Die

gleiche &rt !on bergang erscheint immer #ieder im oman, als die einzelnen Szenen miteinander durch #iederholte Sätze !erbunden #erden. &uch aber #erden die &bschnitte, die eine (ortlau(endeGeschichte erzählen sollen, die aber in Teilen auseineandergeschnitten #erden, manchmal durch solche

sprachliche Erinnerungen #ieder!er-n*p(t, #as dem Leser dann hil(t, die eihen(olge der Erzählung besser !erstehen zu -'nnen.Es -ommt noch dazu, dass !erschiedene Frte und Gegenstände als 1erbindungselemente oder bergangspun-te au(tauchen. Der &mpel, zum $eispiel, ist der Frt, #o !iele Leute au( einmal

zusammen-ommen. Die meisten tre((en sich da nicht, sie sehen einander gar nicht, aber der Erzähler nutzt diese Gelegenheit, den Gesichtspun-t zu #echseln und zu einer anderen %igur hin*berzugleiten.&uch das Hotel, die +neipe, oder die Stra"enbahn (un-tionieren au( diese 6eise. Die Gegenstände imoman, die !on einer )erson zu einer anderen gegeben oder geschen-t #erden, dienen auch als

bergangspun-te5 die +ette, zum $eispiel, scha((t einen 6echsel in der Erzählansicht !on Emilia zu+a/. &uch der Hund, der in !iele Hände geriet, stellt 1erbindungen und sogar $eziehungen z#ischenden 0enschen und ihren Er(ahrungen her.Diese Stru-tur, die die !erschiedenen &bschnitte im oman miteinander zusammenschlie"t, #ird noch

!on einer anderen &rt der 1erbindung unterst*tzt. Innerhalb einer Szene -ann man normaler#eise eineingstru-tur er-ennen, die die &n(angsbeschreibung mit dem $ild am Ende des &bschnittes !ergleichtoder !er-n*p(t. Dieser zeitliche und o(t räumliche 4usammenhang bringt zu den &bschnitten ein Ge(*hl

der Ganzheit. 6ie ein +riti-er es er-lärt5 Das 5es#een des Augenbli#ks, das erlebte 7et&t, beerrs#t Einleitung und S#luß, da&2is#enentfalten si# !räume, Erinnerungen und %offnungen* das i# et nun#, das den :amen bildet, 2ird 6om5egenli#t der ;ergangeneit oder Zukunft dur#leu#tet

Dieselbe &rt !on zeitlicher und sprachlicher 1er-n*p(ung zeigt sich als einheitlicher Stru-turstil desganzen omans5 am &n(ang und am Ende haben #ir einige 4eilen, die sich pra-tisch #iederholen undalso den 1ergleich deutlich machen. Das $ild am &n(ang der Erzählung B%lieger #aren *ber der Stadt,

unheil-*ndende 1'gelJ gibt +oeppen am Ende noch deutlicher #ieder5 es stellt sich heraus, dass die

%lieger, die am Himmel rumorten, ...U die %lieger der andern #arenU.J 1or allem ist die Erläuterung der  politischen Spannungen in Deutschland eine bemer-ens#erte Strategie. Die Schilderung, die am &n(angso steht5  man lebt in S<annungsfeld, =stli#e 3elt, 2estli#e 3elt, man lebte an der Natstelle,

6iellei#t an der Bru#stelle, die Zeit 2ar kostbar, sie 2ar eine Atem<ause auf dem S#la#tfeld, und man atte no# ni#t ri#tig Atem geolt #ird am Ende mit -leinen 1eränderungen #iederholt5 Deuts#land lebt im S<annungsfeld, =stli#e 3elt,2estli#e 3elt, &erbro#ene 3elt, &2ei 3eltälften einander feind und fremd, Deuts#land lebt an der 

 Natstelle, an der Bru#stelle, die Zeit ist kostbar, sie ist eine S<anne nur, eine karge S<anne, 6ertan,eine Sekunde &um Atemolen, Atem<ause auf einem 6erdammten S#la#tfeld

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&lso bringt das Ende des omans -eine #esentliche 1eränderung, #eder (*r die meisten %iguren noch(*r Deutschland im allgemeinen, aber das geschilderte $ild #ird schär(er eingestellt, und beeindruc-tden Leser umso mehr #egen der 6iederholung. In beiden %ällen, am &n(ang und am Ende, stehen die

einzigen &bschnitte im oman, die -eine genannte Haupt(igur, sondern eine allgemeine $eschreibungdes gegen#ärtigen Lebens in Deutschland enthalten. Sogar die Schlagzeilen scheinen sich zu#iederholen, aber in umge-ehrter eihen(olge5 her!orgehoben #erden die politischen Spannungen, die

Deutschland drängen und trennen.+oeppens Sprache und stilistische 0ethoden in dem oman sind !iel(ältig. Er benutzt eine 0enge!erschiedener Sprachebenen, die aber alle ganz nat*rlich au(tauchen. &u( einem i!eau stehen z.$. 0r.Ed#in und )hilipp, beide als gebildete, intelle-tuelle 0änner, die in einem ziemlich erhabenen Stil

sprechen oder den-en. Fd/sseus und Susanne oder gar die =ungen au( der Stra"e benutzten aber ein ganzalltägliches, (ast ordinäres Deutsch, die auch zu ihren Chara-teren pa"t. Die Schlagzeilen, die durch denganzen oman immer #ieder erscheinen, sind eine #eitere Sprachebene, die innerhalb der Erzählungihren richtigen )latz hat. Ein +riti-er bemer-t, #ie diese Schlagzeilen auch zur Erzähltechni- +oeppens

geh'ren5 82ie Blit&li#ter erellen sie die Situation und 6er2eisen auf die ges#i#tli#e Stunde, lassen2elt2eite Bedroung ni#t 6ergessen9&u((allend sind im oman die )assagen, die im Stil eines $e#usstseinsstroms geschrieben sind, #o eine

%igur sich ein(ach alles 0'gliche den-t, o(t ohne -ohärente eihen(olge oder Grammati-. Dieser Stil(ungiert bei +oeppen als eine &rt Schilderung der 0entalität seiner %iguren, #ie sie !or sich hinträumenund *berlegenR auch gibt es uns, #ie er#ähnt, Einsicht in ihre Den-art und in ihre )ers'nlich-eit.0anchmal erscheinen im oman auch Stellen, die als erlebte edeJ bezeichnet #erden -'nnen, #o

eine %igur in geschriebenen 6orten ausdr*c-t, #as eigentlich nur in seinem +op( umhergeht. Sogar eine&rt innerer Dialog ist aber auch zu (inden, an den Stellen, #o die %iguren sich miteinander tre((en. Siesagen manchmal nichts zu einander, trotzdem #ird et#as !ermittelt, und 7eder scheint sogar zu #issen,#as der andere den-t. Das Hauptbeispiel hier(*r #äre die Szene im Domca(V, als Emilia sich mit ihrer 

0utter tri((t, und beide #issen, #as die eine !on der Lage und !om 1erhalten der anderen hält, ohne dasssie ein 6ort dar*ber äu"ern m*ssen. Die au"erordentlich !ielen &nspielungen, die +oeppen in seinem6er- benutzt, geben dem Leser bestimmte Hin#eise, #ie man den ganzen oman zu deuten hat. Diese&nspielungen sind nicht nur aus der biblischen oder -lassischen 0/thologie5 es -ommen amen oder 

$egri((e aus aller 6elt und aller 4eit !orR die #erden auch !'llig nahtlos in die $eschreibungeneingebaut, und dienen manchmal als Er-lärung besonderer Eigenscha(ten. Sogar eine der Haupt(iguren,Fd/sseus, hat einen m/thologischen amen, der seinen Er(ahrungen im oman auch entspricht5 er ist

der S/mbol menschlichen mherirrens, der nie zu uhe -ommen -ann und, genau #ie die Tauben, diemomentan im Gras sich ausruhen, #ird er immer #ieder (ortgetrieben.

9.

In$al! Der Schauspieler &le>ander ist im $egri((, einen neuen %ilm mit dem Titel ErzherzogliebeJ zu drehen.0it seiner %rau 0essalina hat &le>ander eine Tochter namens Hillegonda, die !on dem +indermädchen

Emmi betreut #ird. In Emmis &ugen ist das 0ädchen ein +ind der S*nde, #eshalb eine strengeErziehung und morbide Gesprächsthemen den &lltag des +indes bestimmen. &ls Drehbuchautor #urdeder Schri(tsteller )hilipp beau(tragt, der damit aber *ber(ordert ist, #as dessen %rau Emilia #iederum

sehr betr*bt. Dennoch (ungiert Emilia (*r das neue %ilmpro7e-t als Geldgeberin, in dem sie !erschiedene#ert!olle Einrichtungsgegenstände und &ntiuitäten !eräu"ert.

 ur #enige Häuser !om 6ohnhaus !on )hilipp und Emilia ent(ernt tre((en sich ameri-anische GIs ineinem Ca(e namens Sch'nJ, ein &nlau(pun-t (*r !or#iegend (arbige &meri-aner. &uch Fd/sseusCotton so#ie der Soldat 6ashington )rice mit seiner sch#angeren %reundin Carla besuchen das Ca(e

regelmä"ig, ob#ohl Carlas 0utter, %rau $ehrend, die 4uneigung ihrer Tochter #egen 6ashingtonsHaut(arbe sehr miss(ällt. &ls sich Carla #egen der '((entlichen Emp'rung zu einer &btreibungentscheidet, -ann 6ashington dies im letzten 0oment noch !erhindern. nterdessen hat Carlas älterer 

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Sohn Heinz )robleme damit, 6ashington zu a-zeptieren. 4#ar be#undert er den Sportler 6ashington,m*sste ihn aber seiner asse #egen !erachten.Im 1erlau( eines $aseballspiels, an dem 6ashington teilnimmt, #erden die Schic-sale der beteiligten

)ersonen #eiter miteinander !er-n*p(t. &uch der ehemalige GI Fd/sseus, der Dienstmann =ose( so#ieder ameri-anische &n#alt Gallagher mit Sohn Ezra besuchen das Spiel. Dabei begegnen sich die beiden=ungen Heinz und Ezra, #ährend 6ashington Q nicht zuletzt Carla zuliebe Q !on einem eigenen Ca(e in

)aris träumt.Im #eiteren 1erlau( er(ährt der Leser, dass sich der Schri(tsteller )hilipp und dessen %rau Emiliaregelmä"ig den )s/chiater und einstigen 0ilitärarzt Dr. $ehude au(suchen. Der ist #iederum an einem1ortrag des aus den S& stammenden Schri(tstellers Ed#in sehr interessiert, ebenso #ie 0essalina, die

%rau &le>anders. Dort tre((en alle mit einigen 7ungen Lehrerinnen zusammen, die sich au( einer Studienreise be(inden. Der 1ortrag selbst #ird allerdings zum Desaster, #eil die Techni- der Lautsprecheranlage rebelliert. Die lautstar-en St'rungen rei"en den ehemaligen Lehrer Schna-enbachaus dem Schla(. Der gesundheitlich angeschlagene Schna-enbach #ar im benachbarten &meri-aAHaus

mit echerchen *ber den medizinischen %ortschritt in den S& beschä(tigt und #ollte im &nschlussdaran eben(alls den 1ortrag Ed#ins besuchen. achdem die technischen )robleme behoben #urden,-ann Ed#in seinen 1ortrag !or einem nur bedingt interessierten )ubli-um (ortsetzen. Thema sind

Theorien und Interpretationen der ameri-anischen Schri(tstellerin Gertrude Stein, die in ihrem 6er- %rom %our Saints in Three &ctsJ B9: die %ormulierung Tauben im GrasJ B)igeons on the grassalasJ gebrauchte.Schri(tsteller )hilipp, der mit dem &u(trag (*r das %ilmdrehbuch immer noch *ber(ordert ist, be-ommt

ein &ngebot einer Tageszeitung Beues $lattJ, den Schri(tsteller Ed#in zu inter!ie#en. Insbesonderesoll die 0'glich-eit eines Dritten 6elt-rieges besprochen #erden. &llerdings bringt )hilipp nicht den0ut au(, sein Gegen*ber auch nur anzusprechen.

 ach #eiteren 1er#ic-lungen zetteln !om &l-ohol enthemmte Gäste des $rauhauses eine Schlägerei im

Ca(e Sch'nJ an, in dem sich zu diesem 4eitpun-t auch Fd/sseus Cotton, &n#alt Gallagher und6ashington )rice be(inden. Die &ngrei(er !ersuchen, 6ashington und Carla zu steinigen. &ngeheizt !onder inz#ischen star- al-oholisierten %rau $ehrend (ällt auch Heinz der SteinA&ttac-e zum Fp(er. &uchdem Schri(tsteller Ed#in ergeht es nicht !iel besserR er #ird !on einigen =ungen !om Stra"enstrich

massi! !erpr*gelt, #eil die =ungen ihn (*r einen alten, aber #ohlhabenden %reier halten

Or! nd 8ei! 4. u. F. #erden nicht e>plizit genannt, es deutet aber !iel au( das 0*nchen z#ischen den =ahren 9:K:

 bis 9:;9 hin. Die erzählte 4eit beträgt 9W Stunden.

In!erre!a!ion 0it Tauben im GrasJ zeichnet der &utor 6ol(gang +oeppen einen Xuerschnitt der gesellscha(tlichen,

moralischen, politischen und sogar rassistischen 1erhältnisse im ach-riegsdeutschland, #as auch das beinahe !'llige %ehlen positi!er Sch#erpun-te er-lärt. +oeppen seziert die -leinb*rgerlichen1erhältnisse ebenso #ie &ussichtslosig-eit 7ener =ahre. 0it besonderen sprachlichen 0itteln #ie

 beispiels#eise inneren 0onologen oder plastischen 1ergleichen #erden m'gliche Ge(ahren benannt,!erdeutlicht und bis zur esignation !er(olgt BDer Tod treibt 0an'!erspieleJ, och rostet der $lechmund der SirenenJ. 4usammen mit der &us#eglosig-eit der Handlungsstränge #ir-t der gesamteoman au( den Leser daher eher d*ster und be-lemmend.

+oeppen stellt die Situation der $undesrepubli- Deutschland im =ahr 9:;9 -ritisch dar. Die rsache (*r seine negati!e $ilanz sieht er im %ort#ir-en der zerst'rerischen +rä(te der 1ergangenheit5 4#ischenGegen#art und 1ergangenheit gibt es -einen $ruch, sondern einen +ontinuitätszusammenhang. Damitist au(s engste die &useinandersetzung des Schri(tstellers mit seiner zeit-ritischen &u(gabenstellung

!erbunden. 4ur &nal/se der 4eit -ommt daher die ntersuchung der Schri(tstellerproblemati- hinzu.$eide durchdringen sich #echselseitig.

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@ro!agonis! nd andere C$ara!ere

Das $esondere dieses omans ist das %ehlen !on HauptA und ebenchara-teren, !on Leit(igur und Gegenspieler. &uch dieHandlung selbst stellt -eine abgeschlossene Geschichte dar, bei der die Ereignisse !on $eginn an bis zum -lar de(inierten Ende

erzählt #erden. 1ielmehr begegnen dem Leser in Tauben im GrasJ !iele unterschiedliche Chara-tere, deren Erlebnisse undSchic-sale au( unterschiedlichste &rt miteinander !erbunden sind. Dargestellt #erden die 1er(lechtungen in mehr als 9<<-*rzeren oder längeren &bschnitten.Die !ielen )ersonen ge#innen allmählich an )ro(il und lassen sich au( Grund ihrer Eigenscha(ten zusammen(assen B&meri-aner 

und Deutsche, %arbige und 6ei"e, Einheimische und %remde us#.. &lle %iguren hat der +rieg aus ihrer Lebensbahn gerissen,sind einsam und !on &ngst beherrscht. Ihre Schic-sale sind au( !iel(ältige 6eise miteinander !er-n*p(t

. Max 6RISCH &tiller 

Der A!or

Dr. phil. h.c. 0a> %risch 0a> %risch #urde am 9;. 0ai 9:99 in 4*rich als Sohn eines &rchite-ten geboren. achdem +antonalen ealg/mnasium in 4*rich studierte er 9:<A Germanisti- an der ni!ersität 4*rich. &us

(inanziellen Gr*nden brach er dieses Studium nach dem Tode seines 1aters 9: ab. Später, !on 9:AK9, studierteer &rchite-tur an der ETH 4*rich. Geschrieben hatte %risch schon als Sch*ler, ein erster oman, 2=*rg einhart3,#ar 9:K entstanden. 9:M !erbrannte er, entschlossen mit eigener Literatur au(zuh'ren, alle bis dahin entstandenen0anus-ripte. &b 9:9 als (reier =ournalist tätig, !er(asste %risch !or allem (*r die 2eue 4*richer 4eitung3

$erichte *ber eisen durch Deutschland, die Tschechoslo#a-ei, ngarn, =ugosla#ien, die T*r-ei, Griechenland undItalien. 9:K@ er'((nete der diplomierte &rchite-t %risch ein $*ro in 4*rich und ge#ann im selben =ahr den ersten)reis in einem städtischen 6ettbe#erb um eine gro"e %reibadanlage 2Letzigraben3 in 4*rich. Das Schreiben hatteder &rchite-t %risch nicht au(gegeben und als &utor in den ;<er =ahren bereits so!iel $eachtung ge(unden, dass er 

9:;; sein &rchite-tenb*ro au(l'sen und als (reier Schri(tsteller leben -onnte. Seinen Durchbruch scha((te er mit der 1er'((entlichung des omans 2Stiller3 im =ahre 9:;K. In die )oliti- hatte sich %risch nach 9:K; o(t eingemischt,!on Selbstz#ei(eln #ar sein Engagement dabei nicht (rei. Die (ragende und -ritische Haltung, die seine Literatur 

-ennzeichnete, #ar auch der Gestus seiner eden, +ommentare und 6ortmeldungen. Die letzten =ahre lebte %risch,der an einem schmerzha(ten +rebsleiden er-ran-t #ar, zur*c-gezogen in $erzona im Tessin. Er nahm 9:W:Y:< nochzustimmend an der 1er(ilmung seines omans 2Homo (aber3 durch 1ol-er Schl'ndor(( teil B+inostart 9::9 und#ertete als eine seiner letzten &rbeiten !oller 4orn seine Staatsschutza-ten aus. Im 6inter 9::<, nach dem &bschied

!on $erzona, hatten %rischs +rä(te nachgelassen. Der Tumor, an dem er er-ran-t #ar, nahm rasch an $edrohlich-eitzu, immer #eniger -lare 0omente #aren ihm zuletzt !erg'nnt. 6as seine nahen %reunde und &ngeh'rigen seitlangem schmerzlich er#arteten, #usste auch %risch nur zu genau5 dass er seinen W<. Geburtstag am 9;. 0ai 9::9nicht mehr erleben #*rde. %rischs 6er-e #urden mit zahlreichen )reisen ausgezeichnet, u.a. dem GeorgA $*chnerA

)reis 9:;W, dem Literaturpreis der Stadt =erusalem, dem %riedenspreis des Deutschen $uchhandels und dem HeineA

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)reis 9:W:. Ebenso #urden ihm mehrere Ehrendo-tortitel !erliehen. 9:W< #urde die 0a>A%rischASti(tung in 4*richins Leben geru(en. &m K. &pril 9::9 starb %risch 2ruhig in seiner 6ohnung3 in 4*rich, #ie sein Sohn )eter 

mitteilte. $is in die letzten Stunden seines Lebens sei er o(t sehr heiter ge#esen, lie" sein enger %reund, 0ichelSeigner, #issen. 2=etzt m*end d N L*t sälber (*r sich luege3 #ar nach Seigner die letzte %rischAZu"erung. &us der 9:;: geschiedenen Ehe mit Gertrud !on 0e/enburg hatte %risch +inder. 9::AM: #ar er mit 0arianne Fehlers

!erheiratet. Seine letzte Lebensge(ährtin hatte er in +arin )illiod ge(unden.

Themati- )rimär ist in diesem oman sicher die )roblemati- der Identitäts-rise des Herrn Stiller zu sehen. Ein 0ann #ird!erha(tet, es #ird ihm !orge#or(en 7emand zu sein, der er selber in seinem Innern nicht ist bz#. nicht sein #ill. Er 

spaltet also seine )erson in z#ei Teile. In einen sub7e-ti!en Teil, und einen ob7e-ti!en Teil. Dh. dass Stiller nachau"en hin, zu seiner m#elt, seinen 1er#andten, Eltern, %reunden etc., ob7e-ti! gesehen, der Stiller ist, den alle-ennen. Sub7e-ti! sieht sich aber die betro((ene )erson nicht als den7enigen an, den alle in ihm sehen. Innerlichleugnet er seine #ahre Identität und nimmt die Gestalt eines anderen an.

In diesem 6er- sieht sich Stiller also selbst als 0r. 6hite, die anderen 7edoch, denen ein Einblic- in sein Inneresnicht m'glich ist, sehen in ihm den !ermissten $ildhauer Stiller. Ich glaube der &utor hat dieser %igur nicht ohneGrund den $eru( eines $ildhauers gegeben. Denn ein $ildhauer (ertig $ildnisse an Q (ertige $ildnisse. nd um

genau solche $ildnisse geht es auch in der +rise die Stiller hat. Die Leute die ihn nach all den =ahren nun #ieder 

sehen, habe sich ein $ildnis !on im gemacht. Ein $ildnis, das (ertig ist, und in das Stiller ein(ach hineinpassen muss.Doch dieser 0ensch hat sich in all den =ahren !erändert, er ist nicht mehr genau der Selbe, der er einmal #ar. Ihmist das be#usst, dass ist auch der Grund #arum er innerlich eine andere Identität angenommen hat. un -ommt er 

zur*c- und alle seine $e-annten und 1er#andten sehen in ihm nicht den ge#andelten 0enschen, sondern immer noch diesen Stiller, den sie !on (r*her -ennen. Sich ein $ildnis !on 7emandem zu machen, bedeutet nichts anderes,als ihn in eine 2Schublade3 zu stec-en. Das -ennen #ir nun #ir-lich alle, ist ein 0ensch nun einmal in einer sogenannten 2Schublade3, so ist es nicht gerade ein(ach (*r ihn, da #ieder rauszu-ommen. F(t #erden !oreilig

Schl*sse gezogen und *ber 0enschen ein schnelles 2rteil3 ge(ällt. Doch genau das sollte 7eder einzelne!erhindern.Genau darin liegt auch die Sch#ierig-eit Q einen 0enschen ein(ach als 7emanden anzusehen, der einem immer 

#ieder *berraschen -ann, der sich #andelt und !erändert. In 2Stiller3 haben dies die 0enschen nicht getan, als er zur*c--am hielten ihn alle Q bis au( eine &usnahme, dem 6ärter +nobel Q (*r den 0enschen, den sie schon

-annten. Sie begegneten ihm genau so, #ie sie es ge#ohnt #aren, einem be-annten +ollegen gegen*berzutreten.Doch Stiller #ar innerlich nicht mehr der, der er einmal #ar. &us diesem Grund leugnet er seine 2(r*here3 Identität.

Ebenso #ie es sicher -ein 4u(all ist, dass Stiller $ildhauer ist, ist es auch -ein 4u(all Q so den-e ich Q dass der 6ärter +nobel [\-nobeln Q *berlegen] hei"t. Denn dieser 0ann ist der einzige, der Stiller glaubt, dass er 0r. 6hitesei. Er glaubt ihm, #eil er nicht #ei", #ie der (r*here Stiller #ar, er geht au( diese )erson zu, ohne schon ein(ertiges $ildnis !on ihm gemacht zu haben. Er lässt sich sozusagen *berraschen, und #artet erst mal ab, #as dieser 

0ensch ihm zu sagen hat. Im Gegensatz zu all den anderen, #ie seinem 1erteidiger, dem Staatsan#alt, =uli-a undseiner 1er#andten, die den 2alten3 Stiller -ennen. Sie sehen ihn und er#arten !on ihm selbst!erständlich nichtsanderes, als #eiterhin der zu sein, als den sie ihn -ennen. Sie registrieren zum Teil gar nicht, dass Stiller !on sich

selbst behauptet ein anderer zu sein.&ls man Stiller ein paar %otos !on sich zeigt sagt er (olgendes5

2Es sind %otos, zugegeben, und dass z#ischen dem !erschollenen Stiller und mir ge#issen äu"ere Zhnlich-eiten!orliegen, #ill ich nicht bestreitenR trotzdem sehe ich mich selber sehr anders.3 Bs. ;

Er selbst sieht sich anders Q genau das ist #orau( es an-ommt. Sein m(eld nimmt ihn ein(ach als den Stiller #ar,doch dass er behauptet ein anderer zu sein , das #ird zum Teil ein(ach *berh'rt Q sie geben ihm sozusagen *berhaupt-eine Chance zu 6ort -ommen zu lassen. In seiner 4elle erzählt er dem 6ärter o(t irgend#elche Geschichten, die er als 0r. 6hite erlebt hat. Diese Geschichten sind 7edoch aus der Lu(t gegri((en und -eines(alls #ahr. 6arum er 

 7edoch diese n#ahrheiten erzählt, ist mir nicht ganz -lar, denn er -'nnte doch zumindest #ahre Geschichteerzählen, die er in dieser 4eit erlebt hat.

7/23/2019 Ingeborg Bachman (1)

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Das $uch beginnt mit den 6orten 2Ich bin nicht StillerO3 nd genau so zieht es sich etliche Seiten #eiter. Er mussimmer #ieder darau( beharren, nicht dieser Stiller zu sein. Er dr*c-t dies einmal mit (olgenden 6orten durchaus

 passend aus5 2nser Gespräch !erläu(t #ie eine Grammophonplatte, #enn die adel an einer bestimmten Stelleimmer #ieder in die gleiche ille rutscht.3 BS. @ Denn seine 2nutzlosen3 Gespräche mit seinem 1erteidiger lau(enimmer #ieder au( das selbe hinaus, er glaubt ihm nicht, dieser 0r. 6hite zu sein, und Stiller -ann noch so o(t

 beteuern nicht diese )erson zu sein. 0ir ist au(ge(allen, dass ihn niemand (ragt, #ieso er denn nicht Stiller sei. Ich

meine A o- Q #enn man 7emanden (ragt, #arum er nicht 7emand anderes ist, -lingt das -omisch und e!entuellstump(sinnig. Doch #er #ei", !ielleicht hätte Stiller dann irgend#as gesagt, #as einem au( die richtige Spur bringt.

 ämlich au( die Spur, die rsachen (*r seinen +on(li-t mit sich selbst herauszu(inden. 6as mich beeindruc- hat ist,

dass Stiller #ir-lich au( alle Details geachtet hat. 6as ich damit sagen #ill, ist, dass er als er z$. in mit seinem&n#alt in sein (r*heres &telier ging, sich auch nicht im geringsten durch irgendet#as !erraten hat. Er (ragt zum$eispiel auch als sie !or dem Haus stehen, ob es die Treppe hinau(geht, oder #elche T*re es denn sei. Hätte er danur eine +leinig-eit als selbst!erständlich betrachtet, #äre seine Glaub#*rdig-eit so(ort untergraben ge#esen.

Deshalb den-e ich mir auch, dass man hierbei er-ennen -ann, dass er innerlich #ir-lich ein totaler anderer 0ensch#ar, als dieser Stiller. Die Hauptperson in diesem oman !erdrängt also seine 1ergangenheit. Er #ill nicht der7enigesein, der er ist bz#. #ar. Er !ersucht also ein(ach ein neues Leben zu beginnen, pra-tisch erhält er durch diesen 0r.

6hite eine neue Chance. Er l'st also sein 21ergangenheitsbe#ältigungsproblem3 mit dem 1erdrängen eines

Lebensabschnittes. So #as -ommt durchaus !or, so gibt es !iele 1eteranen oder 0enschen die %urchtbares erlebthaben, und nicht mehr daran den-en m'chten, #as sie gesehen, erlebt oder durchgemacht haben. Ich bin -ein)s/chologe, doch ich -ann mir !orstellen, dass 1erdrängung nicht die beste 0ethode zur 

1ergangenheitsbe#ältigung ist. 0einer 0einung nach sollte man sich mit Ereignissen in der 1ergangenheitauseinandersetzen, #enn es sein muss, auch mit Hil(e anderer. Denn (r*her oder später -ommen solcheErinnerungen sicherlich #ieder hoch, und man steht #ieder am &n(ang. Stiller be(indet sich in diesem oman ineiner sch#er#iegenden Ehe-rise. Er ist mit =uli-a !erheiratet, die an Tuber-ulose er-ran-t ist, zudem ist sie

+ettenraucherin. =uli-a ist leidenscha(tliche $alletttänzerin und *bt diesen $eru( auch -unst!oll und leidenscha(tlichaus. Ihre sch#ere +ran-heit #ird ihr dann zum 1erhängnis und sie muss ihren Traum !om $allett schlussendlichau(geben. Stiller sorgt sich um seine %rau, da sie teil#eise auch ihre Gesundheit (*r das $allett au(s Spiel setzt. So

-ommt es zu (olgender Szene5 2Einmal als =uli-a trotz star-em %ieber ihr abendliches &u(treten nicht absagen#ollte, #eil sie doch #usste, #ie !iel !on ihrem )art an diesem &bend abhing, tat Stiller es *ber ihren +op( hin#eg,

sagte,, seine %rau -'nnte heute &bend leider nicht au(treten, eine Eigenmächtig-eit, #elche die +*nstlerin sich nichtge(allen lassen -onnte. 6as bildete Stiller sich eigentlich einO Sie bestellte, indem sie ihrem 0ann sogleich das

Tele(on aus der Hand nahm, ein Ta>i und (uhr trotzdem zum Theater.3 BS. : Hier er-ennt man also durchaus, dasssich Stiller um seine %rau sorgte, zumindest noch an(änglich. Trotzdem macht er sich später !or#*r(e, er hätte sie(alsch behandelt. Er hätte ihr seine Liebe zu #enig gezeigt, und !or allem, er hätte zu hohe &n(orderungen an =uli-agestellt, die sie nie er(*llen -onnte. Die Ehe z#ischen den beiden, (ängt dann an innerlich zu zerbrechen, Stiller 

geht dann sogar (remd. Dieses ange-nac-ste 1erhältnis der beiden, blieb auch den %reunden !on Stiller und =uli-anicht unentdec-t. So hei"t es (olgenderma"en5 2iemand geht gerne zu einem Ehepaar in +rise, !ersteht sich, esliegt in der Lu(t, selbst #enn man nichts da!on #ei", und der $esucher hat das Ge(*hl einem 6a((enstillstand

 beizu#ohnen, er -ommt sich als otbr*c-e !or, er (*hlt sich irgend#ie missbraucht, zu einem 4#ec- eingesetzt,und das Gespräch #ird un(rei, der bermut in !orger*c-ten Stunden #ird ge(ährlich, pl'tzlich #ird mit 6itzen

geschossen, die et#as zu schar( sind, et#as !ergi(tet, der $esucher mer-t mehr, als die Gastgeber preisgeben #ollenRes ist gem*tlich #ie au( einem 0inen(eld.....3 BS. 99@ Ich (inde, dass man eine solche Situation -aum besser 

 beschreiben -'nnte. In einer Ehe die zum Scheitern !erurteilt ist, -ommt es sicherlich zu genau solchen Situationen.Dann #ird es immer sch#ieriger die Ehe doch noch zu retten. Irgend#ann -ommt dann der 4eitpun-t #o dieEntscheidung (allen muss, ob es nicht (*r beide !orteilha(ter #äre, getrennte 6ege zu gehen. In 2Stiller3 7edoch,lässt er sich nicht scheiden Q nein Q er -riegt sogar eine neue Chance, nachdem er 2ge(l*chtet3 ist, und im Ge(ängnis

sitzt, -ommt =uli-a zur*c- und sie -ommen sich #ieder näher. &uch als die %rau des Staatsan#altes (remd geht,-ommt es nicht zu einer endg*ltigen Scheidung Q nein Q auch diese z#ei -ommen #ieder zusammen. Dabei #äreauch zu beachten, das der oman -urz nach dem @. 6elt-rieg geschrieben #urde. Heutzutage ist man Q so glaube

7/23/2019 Ingeborg Bachman (1)

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ich Q schneller beim Scheidungsan#alt. Damals #ar das !ielleicht noch nicht ganz so alltäglich #ie es heute leider ist. nstimmig-eit unserer E>istenz durch irgendeine &rt !on Selbst*ber(orderung, die zur Selbstent(remdung (*hrt

und schlie"lich zur Sterilität, #eil es uns nicht gelingt, uns selbst anzunehmen ...? So (asst 0a> %risch selbst dasThema seines omans ?Stiller? zusammen. ?Die #eitaus meisten 0enschenleben #erden durch Selbst*ber(orderung!ernichtet?, meint der Staatsan#alt. Dass die Selbstannahme mit dem &lter !on selber -omme, ist nicht #ahr. ... Es

 braucht die h'chste Lebens-ra(t, um sich selbst anzunehmen ... Solange ich die m#elt *berzeugen #ill, dass ich

niemand anders als ich selbst bin, habe ich not#endiger#eise &ngst !or 0issdeutung, bleibe ihr Ge(angener -ra(tdieser &ngst ... Die Selbster-enntnis, die einen 0enschen langsam oder 7ählings seinem bisherigen Lebenent(remdet, ist 7a blo" der erste, unerlässliche, doch -eines#egs gen*gende Schritt. ... ichts ist sch#erer, als sich

selbst anzunehmenO Eigentlich gelingt es 7a nur den nai!en 0enschen ... Stiller !ersucht !ergeblich, unter dem bezeichnenden amen 6hite Bunbeschriebenes $latt ein neues Leben anzu(angen. Er schreibt5 0an -ann alleserzählen, nur nicht sein #ir-liches LebenR Q diese nm'glich-eit ist es, #as uns !erurteilt zu bleiben, #ie unsereGe(ährten uns sehen und spiegeln, sie, die !orgeben, mich zu -ennen, sie, die sich als meine %reunde bezeichnen

und nimmer gestatten, dass ich mich #andle ... %*r das, #as 7emand au( einer uner#arteten 6ellenlänge aussendet,haben seine Gesprächspartner zumeist -eine &ntenne, oder sie stellen sie nicht einR 7eden(alls -ommt es zu -einemst'rungs(reien Emp(ang. %reundscha(t, -lagt Stiller, sei ?eine 0echani- in den menschlichen $eziehungen?, die

alles Lebendige und Gegen#ärtige ausschlie"e5 Es (un-tioniert alles #ie ein &utomat5 oben (ällt der ame hinein,

der !ermeintliche, und unten -ommt schon die dazugeh'rige mgangsart heraus, (i> und (ertig, read/ (or use, das+lischee einer menschlichen $eziehung ... In ?Stiller? taucht bereits das )roblem au(, das 0a> %risch später in?&ndorra? #ieder au(nimmt5 Die Gesellscha(t er#artet, dass der Einzelne so ist, #ie die anderen ihn sehen. In

?&ndorra? ist dieses $ild ob7e-ti! (alsch, in ?Stiller? ist es ob7e-ti! richtig, ob#ohl der $etro((ene diese Identitätnicht a-zeptiert. Der originelle )lot !eranschaulicht das Thema sehr einprägsam. Der oman ?Stiller? besteht ausz#ei Teilen5 Stillers &u(zeichnungen im Ge(ängnis und dem ach#ort des Staatsan#altes. Es -ommen also z#ei(i-ti!e Erzähler zu 6ort. Doch bereits in Stillers iederschri(t #ird das Geschehen aus !erschiedenen $lic-#in-eln

geschildert5 aus der Sicht =uli-as, ol(s, Sib/lles. Die Erzählungen ergeben zusammen nicht et#a ein ob7e-ti!es$ild, sondern sie !erdeutlichen $*cher !on Dieter 6underlich gerade durch die 1ariationen und 6iderspr*che, dasses !erschiedene, gleichberechtigte 6ahrnehmungen gibt. Immer #ieder (indet 0a> %risch einen &nlass, um Stiller 

alias 6hite eine (arbige, spannende, lust!oll (abulierte Geschichte in den 0und zu legen. Stiller erinnert sich an denSpanischen $*rger-rieg und die 6*ste !on 0e>i-oR dem gutgläubigen 6achbeamten (lun-ert er (*n( 0orde !or,

die er angeblich begingR #ir er(ahren et#as *ber die ungl*c-liche Ehe des &pothe-ers Isidor, *ber Stillers ersteLiebe, die polnische 0edizinstudentin &n7a und sein 1erhältnis mit der 0ulattin %lorenceR er erzählt das 0ärchen

!on ip !an 6in-leR die +atze ?Little Gre/?, die er ab#echselnd liebt und hasst, assoziieren #ir mit =uli-aR und amEnde der Geschichte *ber die beiden Co#bo/s, die eine H'hle er-unden, #issen #ir nicht, #er !on den beiden*berlebt hat. &u"er diesen (antastischen Geschichten streut 0a> %risch originelle $eobachtungen, $eschreibungenund &phorismen ein, zum $eispiel5 Stiller blic-te sie an #ie ein Hund, der die menschliche Sprache nicht !ersteht,

und es (ehlte #enig, dass Sib/lle ihn gestreichelt hätte #ie einen Hund. Ich #ar neun =ahre lang !ersch#itzt, sehenSie, !or schlechtem Ge#issen. Das ist das $egl*c-ende an Hunden, man liebt sie oder man braucht sie nicht zuhaben. Fb#ohl die Ehe !on &natol und =uli-a Stiller tragisch endet und es 0a> %risch um ernste Themen geht, ist

die Le-t*re des omans au(grund der %abulierlaune des &utors und seiner hintergr*ndig #itzigen Erzähl#eise auchein au"erge#'hnliches 1ergn*gen.

7/23/2019 Ingeborg Bachman (1)

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. G(n!er GRASS Die 'le$tr!mmel 

9:;:Tex!sor!e5 oman

Tex!ga!!ng5 Epi-

?i!era!reo0$e5 Gegen#artsliteraturIn$al!sanga4e5Die $lechtrommel, das #ohl be-annteste 6er- des &utors G*nter Grass, erschien im =ahre 9:;: und giltinternational als der er(olgreichste oman der gesamten #estdeutschen ach-riegsliteratur. eben den 6er-en

?+atz und 0aus?, so#ie ?Hunde7ahre? geh'rt ?Die $lechtrommel? zu GrassN Danziger Trilogie.

Hauptperson des omans ist Fs-ar 0atzerath, der als Insasse einer Irrenanstalt sein Leben #ährend des

 ationalsozialismus und der ach-riegszeit erzählt. 6eitere eben(iguren5 &nna +ol7aicze-, geborene $rons-i, die-aschubische Gro"mutter des Fs-ar 0atzerathR &gnes 0atzerath, geborene $rons-i, Fs-ars 0utterR &l(red0atzerath, der als Fs-ars o((izieller 1ater gilt und als +olonial#arenhändler in Danzig arbeitetR =an $rons-i, Fs-arsFn-el und !ermutlich sein leiblicher 1aterR 0aria, &l(reds z#eite %rau, die nach dem +rieg die gro"e Liebe !on

Fs-ar #ird und ihm seinen Sohn +urt gebiertR schlie"lich der 7*dische Spiel#arenhändler Sigismund 0ar-us, !on

dem Fs-ar 0atzerath seine $lechtrommeln bezieht.Die Handlung gliedert sich in drei $*cher. Fs-ar 0atzerath be(indet sich in einer Irrenanstalt, #o er dabei ist, seine1ita zu !er(assen. Er erinnert sich einzelner Episoden aus seinem Leben.

Erstes $uch5&usgangspun-t des omans ist der &-t der 4eugung !on Fs-ars 0utter &gnes. &nna, seine -aschubische

Gro"mutter, sitzt, ge-leidet in lange 'c-e, au( einem +arto((el(eld, als =oseph +ol7aicze-, #egen $randsti(tung!on der )olizei !er(olgt, unter ihren 'c-en !or der )olizei Schutz sucht. &u( diese 6eise -ommt es zur 4eugung

7/23/2019 Ingeborg Bachman (1)

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der &gnes. =oseph nimmt schlie"lich die Identität eines Toten an, heiratet &nna und !erdingt sich als %l'"er.6ährend eines %estes #ird er er-annt und gerät in einem %luss unter treibende Stämme. Es bleibt o((en, ob er

ertrun-en ist oder *berlebt und sich in die S& gerettet hat.&ls &gnes er#achsen ist, heiratet sie &l(red 0atzerath und er'((net mit ihm einen +olonial#arenladen. Fs-ar0atzerath -ommt zur 6elt. 4u seinem dritten Geburtstag erhält Fs-ar !on seiner 0utter eine $lechtrommel.

1ermutlich leidet er unter einer 6achstumsst'rung, die sich seine %amilie nicht er-lären -ann. Im Laden seines

1aters st*rzt Fs-ar sch#er und lie(ert seiner %amilie somit durch den Sturz eine Er-lärung (*r seine+lein#*chsig-eit. $eim 1ersuch seiner 0utter, ihm die geliebte $lechtrommel #egzunehmen, entdec-t Fs-ar ansich die Gabe, durch Schreien Glas zerbrechen zu -'nnen. Diese Gabe !erhindert, dass Fs-ar eine Schule besuchen

-ann. Er bringt sich Lesen und Schreiben selbst bei. &gnes, Fs-ars 0utter, die ein 1erhältnis mit =an $rons-i hat,stirbt schlie"lich an einer %isch!ergi(tung. Sie #ar !on =an $rons-i sch#anger.

4#eites $uch5

Die ationalsozialisten *bernehmen die 0acht. Der 7*dische Spiel#arenhändler hat sich umgebracht, so dassFs-ars achschub an $lechtrommeln ge(ährdet ist. =an $rons-i #ird !on den Deutschen erschossen. &l(red0atzerath, Fs-ars 1ater, lernt 0aria -ennen und zeugt mit ihr ein +ind, !on dem Fs-ar 7edoch meint, dass es sein

+ind #äre. Fs-ar tingelt als Liliputaner mit einem %ronttheater durch %ran-reich. Er schlie"t sich einer Diebesbande

!on +indern an und nennt sich =esus. &ls die ote &rmee Danzig erreicht, #ird &l(red, Fs-ars 1ater, als SD&)A0itglied er-annt und erschossen. $ei &l(reds $eerdigung tri((t Fs-ar ein Stein am +op( und er beschlie"t, #ieder zu#achsen. Seine $lechtrommel #ir(t er ins Grab des 1aters. Fs-ar !erliert seine %ähig-eit, durch Schreien Glas zu

zerst'ren und zieht mit 0aria ins heinland.

Drittes $uch5Fs-ar lebt mit 0aria im heinland bei 0arias Sch#ester, Guste. Durch Handel au( dem Sch#arzmar-t hält man

sich *ber 6asser. Fs-ar beginnt, als )ra-ti-ant bei einem Steinmetz zu arbeiten. Schlie"lich #ird Fs-ar 0odell (*r+unststudenten. Er -ann sich dadurch eine 0iet#ohnung leisten. 0it einigen 0usi-ern gr*ndet Fs-ar eine $and, inder er Trommel spielt. Dadurch gelangt er zu Geld und uhm. 0aria -ann nun eine Laden-ette er'((nen. Eines

Tages gelangt Fs-ar in den $esitz eines -onser!ierten menschlichen %ingers. $eim +apern einer Trambahn #ird ermit 0aria !erha(tet und da er den %inger bei sich trägt, in eine er!enheilanstalt einge#iesen.

In!erre!a!ion.

Der Stil !on G*nter Grass unterscheidet sich !on zeitgen'ssischer ach-riegsliteratur hauptsächlich durch seinelebensnahe, !on *berbordender %abulierlust ge-ennzeichnete Erzähl#eise !on der sonst betont rationalen e(le>ionder deutschen 1ergangenheit. Er l'ste in der +riti- -ontro!erse Dis-ussionen aus. 6ährend 6alter 6idmer in den$asler achrichten !om 9W. Dezember 9:;: das 6er- 2als )rotot/p des neuen omans3 neben Goethes 6ilhelm

0eister stellte, !er#eigerte $remens Senat dem &utor den !on einer unabhängigen =ur/ zugesprochenen $remerLiteraturpreis. Hans 0agnus Enzensberger prophezeite in seiner $esprechung im S*ddeutschen und(un- !om 9W.

 o!ember 9:;: 2Schreie der %reude und der Emp'rung3. 0it $ezug au( die lebensnahe Schilderung derLebens#ir-lich-eit des +leinb*rgertums #ährend des 4#eiten 6elt-rieges in der $lechtrommel -ommentierte er5

2Der S-andal, der darin liegt, ist letzten Endes an -einen Sto(( gebunden5 er ist der S-andal der realistischen

Erzähl#eise *berhaupt.3

1on Enzensberger stammen auch die !ielzitierten 6orte, Grass habe eine 2&ura des 0ie(s3 gezeichnet. Diese 6orte

sind später Leitmoti! !ieler Interpretationen ge#orden, die in der $lechtrommel ein Sittenbild des Einzelnen sehen,der im ationalsozialismus seinen Teil dazu beiträgt, der SD&) zu ihrer 0acht zu !erhel(en. So ist et#a &l(red0atzerath ein t/pischer )arteigänger, der im 0ie( seiner -leinb*rgerlichen 6elt nicht die &us#ir-ung des eigenen

Handelns *berblic-t, aber indi!iduelle Schuld au( sich lädt.

7/23/2019 Ingeborg Bachman (1)

http://slidepdf.com/reader/full/ingeborg-bachman-1 22/31

6eiter sieht Enzensberger in dem 6er- einen $ildungsroman, der !on 2den besten Traditionen deutscherErzählprosa3 zehrt.

0arcel eichAanic-is +riti- in der 4eit !om 9. =anuar 9:< ist mit den 6orten 2&u( gut Gl*c- getrommelt3WU*berschrieben. anic-i #ir(t dem oman !or, dass 2seine gro"e stilistische $egabung ^U dem Grass zum1erhängnis3 #ird. Er sah damals in dem oman eine 1ielzahl !iel!ersprechender 0oti!e, die allerdings

in-onseuent ausge(*hrt und nicht in das *bergeordnete Gesamtge(*ge einmontiert #*rden5

2ichts 0enschliches und &llzumenschliches braucht der Schri(tsteller zu umgehen. &ber er mu" uns durch sein6er- *berzeugen, da" die $er*c-sichtigung dieser 1orgänge not#endig oder zumindest n*tzlich #ar. Das !ermag

Grass nicht.3

eichAanic-i #iderrie( die oben zitierte +riti- drei =ahre später im 6estdeutschen und(un-. In dem Essa/2Selbst-riti- eines +riti-ers3 Q in dem er auch einige bemer-ens#erte Gedan-en zur &u(gabe des +riti-ers

allgemein äu"ert Q nimmt er Teile seiner damaligen 0einung zur*c- und gibt an, dass er 2heute die &-zente anderssetzen3 und sich 2insbesondere mit dem euartigen in der )rosa !on Grass !iel eingehender be(assen3 #*rde.

+. C$ris!a WO?6 Der geteilte #immel 

Handlng

Es ist eine Erzählung die !on einer 9WA7ährigen %rau ita Seidel und einem 7ungen 0ann 0an(red Her(eurthhandelt. Die Geschichte spielt inFstdeutschland und beginnt et#a 0onate !or dem 0auerbau und endet -urzdanach. Die Geschichte (ängt mit der mer-#*rdigen $egegnung !om Landmädchen ita und dem in der Stadt

#ohnenden 0an(red bei einem Tanz an. Später zieht ita in die Stadt Leipzig um dort als Lehrerin ausgebildet#erden. &usserdem arbeitet 0an(red dort und sie #ohnt bei ihm. 6ährend sie sich zur Lehrerin ausbildenlässtarbeitet sie in einem 6aggon#er- da emp(ohlen ist als Lehrerin auch pra-tische Er(ahrung zu haben.

0an(red der in einer !erstrittenen %amilie au(#ächst ist Chemi-er. Er !erliert den Glauben in das sozialistische6irtscha(tss/stem nachdem eine Ent#ic-lung !on ihm !on den 6irtscha(ts(un-tionären der DD abgelehnt #ird.Deshalb (lieht er in den 6esten. ita m'chte ihn besuchen und reist ihm deshalb nach. Doch er #ill bleiben und sie(*hlt sich im 6esten (remd deshalb trennen sich ihre 6ege. +urz darau( #ird die 0auer gebaut. ita erleidet einen

n(all und (ällt ins +oma aus dem sie später im +ran-enhaus er#acht. &us dem Sanatorium erzählt sie auch dieganze Geschichte mit 0an(red und ihrem Leben in der Stadt.

S!ilDie ganze Erzählung (indet au( z#ei Ebenen statt. Die erste Ebene spielt im +ran-enhaus Bnach ihrem n(all und

#ird !on ita in der EgoA)erspe-ti!e erzählt. Dort #ird im )räsens beschrieben #ie ihr Leben im+ran-enhaus abläu(t BGespräche mit $esuchern etc.. Diese Ebene ist (olglich das =etzt.In der z#eiten Ebene #ird die ganze Handlung beschrieben alles das #as in der Inhaltszusammen(assung steht.

Diese Ebene #ird imImper(e-t aber auch mit dire-ter ede !on einer dritten )erson geschildert. Diese )erson ist-eine aus der Erzählung sie ist ein(ach der Erzähler der auch mehr In(ormationen hat als ita selbst. F(t sind dieseEbenen durch +apitel getrennt 7edoch er(olgt solch ein S#itch auch nicht selten !on einem &bsatz zum anderen.

7/23/2019 Ingeborg Bachman (1)

http://slidepdf.com/reader/full/ingeborg-bachman-1 23/31

Christa 6ol(s Gebrauch der dire-ten ede erinnerte mich star- an den !on E!eline Hasler B&nna G'ldin. So muss bei ihr nicht z#ingend die dire-te ede in &n(*hrungszeichen stehen. &nsonsten ist das $uch nicht sonderlich

sch#ierig geschrieben. 1iel mehr als der $asis#ortschatz #ird nicht gebraucht da(*r setzt 6ol( aber historische+enntnisse !oraus.

Ri!a

&n(änglich ist ita ein 7unges uner(ahrenes 0ädchen in einem -leinen Dor( im Fsten Deutschlands. Ihre +indheit#ar sicher nicht die leichteste da sie ohne ihren 1ater au(#achsen musste und sie die Schule (r*hzeitig beendenmusste da es ihr am Geld mangelte. Dennoch be-ommt sie eine &rbeit im 'rtlichen 1ersicherungsb*ro. Diese &rbeit

 7edoch ge(ällt ihr nicht sonderlich. Die gro"e 6ende -ommt mit dem Eintre((en !on 0an(red und Sch#arzenbach.&ls sie !on Sch#arzenbach die 0'glich-eit be-ommt ihr Leben zu ändern z'gert sie daher nicht und nimmt ihreChance #ahr. 1on nun an muss sie #eitgehend au( eigenen %*"en stehen da ihre neue mgebung ihre neuen$e-anntscha(ten ihr noch (remd sind. Sie scha((t es aber sehr gut ihr Leben in der Stadt zu organisieren mit Hil(e

einiger &rbeits-ollegen allen !oran 0eternagel.0it der 4eit #ird sie immer rei(er und tri((t immer mehr selbst Entscheidungen Bz.$. in die Stadt zu ziehen. Sie istauch eine sehr #ichtige )erson (*r 0an(red. So h'rt sie ihm o(t geduldig zu #ährend dieser ihr seine Sorgen erzählt.

nd o(t steht sie ihm auch mit gutem at zur Seite. So gesehen *bernimmt sie in dieser Hinsicht auch die olle der 

Eltern (*r #elche 0an(red -eine sehr innigen Ge(*hle hegt und sie deshalb auch nie um Hil(e bitten #*rde. Dochumge-ehrt ist es ähnlich. 0an(red muss auch des '(teren als Tr'ster (*r ita in Erscheinung treten.&bschlie"end -ann man sagen5 ita ist eine eigenständige rei(e %rau ge#orden die ihr Leben meistern -ann und

auch nach mehreren Schic-salsschlägen BTod des 1aters Trennung !on 0an(red ... immer #ieder au(steht und#eiter macht.In!erre!a!ionEin Hauptaspe-t in Der ge!eil!e Himmel stellt sicher die 6irtscha(tsent#ic-lung der beiden Teile Deutschlands dar.

So #ird *ber 9<< Seitenlang hauptsächlich Bnicht ausschlie"lich die +rise in itas $etrieb beschrieben.6eiterge(*hrt #ird dies auch noch durch 0an(red der durch die ostdeutsche )lan#irtscha(t !ergrault in den 6estenzu einem Chemie-onzern #echselt. Er selbst spricht sogar !on einer &rt 6ett-amp( z#ischen den beiden

Chemieindustrien. 1erallgemeinert -ann man dies auch als 1ergleich z#ischen Sozialismus B!er-'rpert durch itaund +apitalismus B!er-'rpert durch 0an(red ansehen. 6ol( selber entscheidet meiner 0einung nach in ihrem $uch

nicht #elches S/stem nun besser ist. Dies interpretiere ich daraus dass die beiden Hauptpersonen am Ende!erschiedene 6ege gehen. $eide sind mit der Situation in der der )artner lebt nicht zu(rieden (*hlen sich aber 

in ihrer eigenen #ohl. So hat ita in 6estdeutschland &ngst (*hlt sich aber im Fsten sicher und 0an(red (lieht ausdem Fsten #egen der 6irtscha(ts(*hrung um in der #estlichen seiner 0einung nach besseren 6irtscha(t zuarbeiten.Dennoch sieht sich Christa 6ol( #ohl in der olle der ita da Der ge!eil!e Himmel sehr !iele autobiogra(ische

Elemente trägt. So #ar sie selber einst Schreib-ra(t und arbeitete selbst in einer 6aggonbau(abri-. Ebenso hatte sie

einen längeren &u(enthalt in einem +ran-enhaus.

7/23/2019 Ingeborg Bachman (1)

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. #(re0 BEC7ER ak!b der L"gner 

Inhaltsangabe

=ure- $ec-ers 9:: in der DD erschienener oman =a-ob der L*gnerJ spielt #ährend der aziAHerrscha(t ineinem (i-ti!en Ghetto in )olen. )rotagonist ist der =ude =a-ob He/m, der den 0enschen im Ghetto Ho((nung undLebens#illen ein(l'"t, indem er achrichten *ber das 1orr*c-en der oten &rmee er(indet, die er aus einem sichangeblich in seinem $esitz be(indlichen adio haben #ill. &m Ende halten seine L*gen der grausamen 6ir-lich-eit

nicht stand.&nders als =a-ob hat der IchAErzähler den Holocaust *berlebt. =a-ob hat ihm die Geschichte an!ertraut, die der Erzähler Q unterbrochen !on eigenen Erinnerungen, e(le>ionen und &nsichten Q schildert.6egen eines angeblichen 1ersto"es gegen die Ghetto!erordnung meldet =a-ob sich au( dem e!ier, #o er im adio

die 0eldung h'rt, dass die ote &rmee z#anzig +ilometer !or dem einige hundert +ilometer ent(ernten $ezani-astehe.0ischa, ein 7unger 0ann, der mit =a-ob am G*terbahnho( +isten trägt, #ill unter Einsatz seines Lebens +arto((eln

!on einem Eisenbahn#aggon -lauen. m ihn da!on abzuhalten, erzählt =a-ob ihm !on $ezani-a und behauptet einadio zu besitzen, #as den $e#ohnern des Ghettos bei Todesstra(e !erboten ist.$e!or =a-ob 0ischa die 6ahrheit sagen -ann, #ird er schon !on seinem alten %reund +o#als-i au( das adioangesprochen. Die guten achrichten !erbreiten sich #ie ein Lau((euer im Ghetto.

0ischa ist seit einem =ahr be(reundet mit osa %ran-(urter. Er teilt sein 4immer mit %a7ngold, !on dem er sagt, er sei taubstumm, damit osa hinter einer spanischen 6and mit ihm schlä(t. osa schmiedet in 0ischas $ett4u-un(tspläne und richtet in Gedan-en das -*n(tige Haus ein.$ei der &rbeit am G*terbahnho( spricht der religi's lebende Herschel Stamm, der sommers #ie #inters seine

Schlä(enloc-en unter einer %ellm*tze !erstec-t, den Erzähler au( die euig-eiten an. +o#als-i bedrängt =a-ob#egen #eiterer achrichten. =a-ob sieht sich gez#ungen #elche zu er(inden, um die Ho((nung im Ghettoau(rechtzuerhalten.

7/23/2019 Ingeborg Bachman (1)

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=a-ob sorgt (*r die acht7ährige Lina, deren Eltern z#ei =ahre zu!or deportiert #orden sind, und die au( demDachboden !erstec-t lebt. Ihren +euchhusten behandelt )ro(essor +irschbaum, ehemals ein international

aner-annter Herzspezialist.Die achricht !om 1orr*c-en der ussen nährt die 4u-un(tsho((nung5 Hochzeitstermine #erden (estgelegt und alteSchulden angemahnt. Gleichzeitig entstehen z#ei )arteien5 Die eine (iebert nach euig-eiten, die andere, zu der 

Herschel Stamm geh'rt, (*hlt sich !on der E>istenz des adios und dem 1ersto" gegen die Ghetto!erordnung

 bedroht.Ein tagelanger Stromaus(all bedeutet eine -urze &tempause (*r =a-ob. &ls der Schaden behoben ist, nehmen die&n(ragen an =a-ob drastisch zu. m an In(ormationen zu gelangen, holt er eine zerschnittene 4eitung aus dem

+losetthäuschen der Deutschen. &ls ein deutscher Soldat sich dem Häuschen nähert, len-t +o#als-i ihn ab undrettet so =a-ob das Leben. Die 4eitung lie(ert =a-ob nicht die erho((ten In(ormationen und in seiner ot behauptet er,dass das adio -aputt sei.+o#als-i erscheint in =a-obs 4immer, um nach euig-eiten zu (ragen. Lina #ird 4eugin des Gesprächs.

Die achricht !on dem de(e-ten adio l'st im Ghetto $etro((enheit aus.&u( dem G*terbahnho( ist ein 6agen abgestellt, aus dem Stimmen zu h'ren sind. Trotz stri-ten 1erbots nähert sichHerschel Stamm z#eimal dem 6aggon und erzählt den 0enschen !on den !orr*c-enden ussen. Herschel #ird

erschossen und =a-ob (*hlt sich schuldig, hält aber dagegen, dass er m'glicher#eise anderes nheil !erhindert habe.

Er er-ennt, #ie #ichtig das !ermeintliche adio (*r die 0enschen ist5 Es soll #ieder (un-tionieren, und er #ill die achrichten nach einem genauen )lan !erbreiten.Lina besteht darau( das adio zu sehen. Hinter einem 1orhang im +eller spielt =a-ob (*r sie adio. Er #ill, dass

Lina die 6ahrheit -ennt. Lina !ersteht, dass =a-ob das adio ist.)ro(essor +irschbaum #ir(t =a-ob !or, durch die 1erbreitung der achrichten alle in Ge(ahr zu bringen. =a-ob!erteidigt sich5 Er gebe den 0enschen 0ut und Ho((nung. Schlie"lich räumt der )ro(essor ein, dass es in letzter 4eit-eine Selbstmorde mehr gegeben habe.

6enige Tage später #ird )ro(essor +irschbaum !on z#ei GestapoA0ännern abgeholt. Er soll Sturmbann(*hrer Hardtlo(( nach einem Herzan(all behandeln. +irschbaum er-ennt die &ussichtslosig-eit seiner Situation und!ergi(tet sich #ährend der %ahrt zu Hardtlo((s 1illa.

&ls Schmidt, ein assimilierter =ude, beim &usschau(eln einer %ä-aliengrube zusammenzubrechen droht, lassen ihm=a-obs In(ormationen *ber ein Inter!ie# mit Churchill neue +rä(te zu#achsen.

Die Deportationen ganzer Stra"enz*ge nehmen zu. 0ischa -ann durch besonnenes Handeln osa retten. Ihre Eltern#erden deportiert. osa #ohnt 7etzt bei 0ischa. Sie #ill =a-ob au(suchen, um ihn #egen seiner L*gen zur ede zu

stellen. Sie tri((t au( Lina, die sich Q heimlich beobachtet !on =a-ob Q *ber osas nterstellungen emp'rt zeigt unddie E>istenz des adios bezeugt. Gleich darau( #ird Elisa +irschbaum, die Sch#ester des )ro(essors, !on denDeutschen abgeholt.Danach !erlässt =a-ob alle +ra(t. &ls +o#als-i bei ihm erscheint, beichtet ihm der gesch#ächte =a-ob, dass er -ein

adio besitze. In der acht erhängt sich +o#als-i. =a-ob macht sich 1or#*r(e und nimmt das !ermeintliche adio#ieder in $etrieb.Der Erzähler !er-*ndet, dass sich =a-obs Geschichte dem Ende nähert. Er #ill z#ei Enden erzählen5 eines, das ihm

 passend erscheine, und das tatsächliche Ende.In dem Ende des Erzählers ist =a-ob entschlossen der Geschichte ein Ende zu machen und zieht sich immer mehr 

!on den anderen zur*c-. Er bringt Lina zu 0ischa und osa. $eim 1ersuch *ber die Grenze des Ghettos zu (liehen#ird er !on einem 6achposten erschossen. In derselben acht -ommt die ote &rmee und be(reit das Ghetto.

Im tatsächlichen Ende #ird das Ghetto geräumt. Die $e#ohner, unter ihnen =a-ob, Lina und der Erzähler, #erden inEisenbahn#aggons in ein +onzentrationslager gebracht. nter#egs teilt =a-ob dem Erzähler seine Geschichte mit.%ast beiläu(ig und ohne )athos schildert =ure- $ec-er den &lltag der =uden im Ghetto und die 6ill-*rA undTerrorherrscha(t der $esatzer. 0it seinem nahezu heiteren und ironischen Stil !erstär-t der &utor den Eindruc- des

Grauens.

7/23/2019 Ingeborg Bachman (1)

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%*r seinen ersten oman =a-ob der L*gnerJ erhielt der &utor 9:M9 den HeinrichA0annA)reis und 9:M; den ationalpreis der DD. Das $uch #urde 9:MK !on %ran- $e/er !er(ilmt. &ls einziger %ilm der ehemaligen DD 

erhielt er eine FscarAominierung. 9::: er(olgte eine eu!er(ilmung als Holl/#oodA)rodu-tion.Der Handlungs-ern schildert die Geschichte !on =a-ob He/m, einem Ghettobe#ohner, der eines Tages im $*ro desGhetto-ommandanten durch einen gl*c-lichen mstand eine adiomeldung !om 1orr*c-en der oten &rmee

au(schnappt und sich danach entschlie"t, diese 0eldung zu !erbreiten, um den Ghettobe#ohnern Ho((nung zu

geben. Im Lau( der 4eit sieht =a-ob sich gen'tigt, immer #ieder neue 0eldungen zu er(inden Q er #ird zu =a-obdem L*gner, der behauptet, im $esitz eines Bim Ghetto (*r die =uden !erbotenen adios zu sein. Das Ghetto #irdStra"e um Stra"e geräumt, und =a-ob #ird, ebenso #ie der IchAErzähler und andere $e#ohner des Ghettos, in ein

+4 abtransportiert.Dies ist ein &uszug aus +'nigs Erläuterungen zu =a-ob der L*gnerJ.4eitgeschichtlicher Hintergrund=ure- $ec-er #urde 9:M in Lodz B)olen geboren, #ar $e#ohner des Ghettos !on Lodz und Ge(angener in

!erschiedenen +onzentrationslagern. Er starb am 9K. 0ärz 9::M in $erlin. ach dem +rieg und der SADi-tatur lebt er zunächst in Fstberlin BDD, siedelt aber 9:MM nach 6estberlin *ber.%*r sein schri(tstellerisches 6er- erhält er zahlreiche )reise und &uszeichnungen.

Sein oman =a-ob der L*gnerJ erscheint in einer 4eit, in der die &useinandersetzung mit der SA1ergangenheit in

der $undesrepubli- Deutschland !or allem durch die studentische =ugend B&)F \ &u"erparlamentarischeFppositionJ (orciert #ird und der u( nach gesellscha(tlichen e(ormen immer lauter #ird. $eim Erscheinenseines omans in der DD, in der $ec-er damals noch lebt, sind seine 4#ei(el am politischen S/stem ge#achsenR

er steht dem sozialistischen S/stem bereits -ritisch gegen*ber.%*r seinen oman so#ie die spätere 1er(ilmung #ird $ec-er mit )reisen geehrt, u. a. dem HeinrichA0annA)reis der DD so#ie dem Literaturpreis der Stadt $remen. %*r sein schri(tstellerisches Gesamt#er-, zu dem auchDrehb*cher (*r er(olgreiche %ernsehserien geh'ren, erhält er eben(alls bedeutende )reise, #ie et#a den &dol(A

GrimmeA)reis, den Deutschen %ilmpreis Y das %ilmband in Gold.Dies ist ein &uszug aus +'nigs Erläuterungen zu =a-ob der L*gnerJ.Entstehung und Xuellen

Den Sto(( (*r seinen oman (indet $ec-er in der ealgeschichte, nämlich der 1er(olgung und Ermordung der europäischen =uden #ährend der SADi-tatur, die auch Teil seiner %amiliengeschichte ge#orden ist5 &u(enthalt im

Ghetto !on Lodz und in +onzentrationslagern. Das +ernmoti! seines omans, die Geschichte !om adioerzähler,!erdan-t =ure- $ec-er seinem 1ater. 0it seinem HeldenJ =a-ob grenzt er sich aber bereits !on der o((iziellen

anti(aschistischen LiteraturJ der DD und dem ge(orderten Heldent/pus ab.Dies ist ein &uszug aus +'nigs Erläuterungen zu =a-ob der L*gnerJ.&u(bau des omansDer oman ist nicht in +apitel eingeteilt, lässt sich aber in Erzählabschnitte gliedern, die episodenha(t den Gang der 

Handlung schildern. Die Handlung ist immer #ieder mit +ommentaren und Einmischungen des Erzählersdurchsetzt. Insgesamt #ird die Geschichte chronologisch in einem linearAsu-zessi!en Erzählprozess präsentiert.Der oman #eist z#ei Erzählebenen au(, die ineinander !er#oben sind5 die Ebene der adiol*geJ und die Ebene

der ealgeschichteJ BE>istenzbedrohung durch Deportation. $eide Ebenen haben H'heA und 6endepun-te5 au( der Ebene der adiol*geJ das (antasie!olle adioprogramm =a-obs (*r die -leine Lina so#ie =a-obs #achsende

4#ei(el und Ho((nungslosig-eit, au( der Ebene der ealgeschichteJ die Deportation !on osas Eltern und der 1erlust !on Ho((nung au( ettung.

Der Erzähler bietet einen doppelten SchlussJ an5 einerseits ein Ende, das der 6ir-lich-eit gerecht #ird Bäumungdes Ghettos und Deportation, andererseits ein Ende, das die $e(reiung des Ghettos durch die ote &rmee zeigt,#obei =a-ob beim 1ersuch, den Ghettozaun zu durchschneiden, erschossen #ird Q genau in dem 0oment, in demdie ote &rmee mit ihrem &ngri(( beginnt.

Dies ist ein &uszug aus +'nigs Erläuterungen zu =a-ob der L*gnerJ.Haupt(igurenErzähler5

7/23/2019 Ingeborg Bachman (1)

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Er geh'rt zur Gruppe der Ghettobe#ohner, #obei der Leser *ber ihn als erlebendes Ich recht #enig er(ährt.ber den Erzähler der Erzählergegen#art Berzählendes Ich er(ährt der Leser mehr. Er hat Ghetto so#ie

+onzentrationslager *berlebt und #ohnt im ach-riegsdeutschland.Es #ird deutlich, dass das Erzählen (*r ihn ein Erinnerungsprozess ist, um die traumatischen Erlebnisse und die1erluste, die er erlitten hat Bu. a. Erschie"ung seiner %rau, zu !erarbeiten. In der Erzählergegen#art macht er sich

au( die Spurensuche an den Frten der 1ergangenheit B$esuch des Ghettos.

=a-ob5=a-ob He/m ist die 4entral(igur des omansR er ist hil(sbereit und nimmt &nteil am Schic-sal anderer.Er #ird aus 4u(all zum HeldenJ, der mit seiner adiol*ge !ersucht, den 0itbe#ohnern des Ghettos Ho((nung zu

geben und 0ut zu machen.Er -*mmert sich (*rsorglich um Lina, die er nach dem 1erlust ihrer Eltern bei sich !erstec-t hält. SeinadioprogrammJ (*r Lina ist der erzählerische H'hepun-t des omans.Seine pri!atenJ BadioAL*gen stehen der o((iziellen )ropaganda gegen*ber und sind &usdruc- einer %antasie, die

sich in 4eiten des Schrec-ens behauptet.+o#als-i5Er ist seit !ielen =ahren mit =a-ob be(reundetR er -ann bis zur &u(dringlich-eit neugierig sein.

In einem 0oment h'chster Ge(ahr rettet er =a-ob das Leben.

&ls er !on =a-ob er(ährt, dass es das adio *berhaupt nicht gibt, begeht er Selbstmord.Dies ist ein &uszug aus +'nigs Erläuterungen zu =a-ob der L*gnerJ.

S!il nd Sra0$e. $ec-er erzählt in einer unau(geregten, manchmal nahezu im )lauderton daher-ommenden

Sprache eine Geschichte, die den Holocaust als historischen Hintergrund hat. &bsch#ei(ungen entdramatisierendramatische 1orgängeR Ironie dient als Stilmittel, sogar -omische Elemente spart $ec-er nicht aus. Erzählt #ird ineiner gehobenen mgangssprache, durchsetzt !on bildha(ten ede#endungen und mit dem einen oder anderen

 7iddischen Einsprengsel.

In!erre!a!ionsans/!;e =a-ob der L*gnerJ im +onte>t der $iogra(ie $ec-ers und der HolocaustALiteratur DieGestaltung des Ghettoalltags als Tragi-om'die Die parabolische Ebene des omans

). Heiner M??ER Der *u+trag 

Handlng

0*ller schildert in dem St*c- Der Auftrag  den gescheiterten 1ersuch dreier &bgesandter der %ranz'sischene!olution, au(  =amai-a einenS-la!enau(stand zu initiieren und au( diese 6eise die e!olution in die +aribi-  zue>portieren. $e!or sie ihren &u(trag er(*llen -'nnen, *bernimmt apoleon in %ran-reich die 0acht, und die

egierung, die ihnen den &u(trag erteilte, ist nicht mehr im &mt. 2Die 6elt #ird #as sie #ar, eine Heimat (*r Herren und S-la!en. B^ Ich entlasse uns aus unserm &u(trag. Dich, Galloudec, den $auern aus der $retagne. Dich,Sasportas, den Sohn der S-la!erei. 0ich, Debuisson.3 B0*ller, Der Auftrag 9U .

Das 0oti! des &u(trags #ird au( !iel(ältige 6eise re(le-tiert und au( !erschiedenen Ebenen der Handlung !ariiert.In der E>position *bergibt ein 0atrose einen $rie( !on Galloudec an den ehemaligen &u(traggeber &ntoine, der 

 7etzt, unter den neuen 1erhältnissen, im ntergrund leben muss. Galloudec meldet ihm, dass der &u(trag gescheitertsei. Der sch#arze 0it-ämp(er Sasportas sei in )ort o/al gehängt #orden, #ährend es Debuisson, dem Sohn !on

S-la!enhaltern, gut gehe. Die eigentliche Handlung Q die -onspirati!e &rbeit der drei Emissäre au( =amai-a Q #irdnun als *c-blende erzählt. ach ihrer &n-un(t in )ort o/al probieren sie ihre 20as-en3 aus, mit denen sie ihrere!olutionären &bsichten !erbergen m*ssen. 6ährend Debuisson die olle des S-la!enhalters m*helos spielt, (allen

Galloudec und Sasportas beim 1ersuch, ihre Gesinnung zu !erleugnen, mehr(ach aus der olle. Der &nblic- einesgemarterten sch#arzen S-la!en in einem +ä(ig #ird zur ersten agelprobe, ob die 20as-en3 halten. Debuisson#arnt !or ngeduld B2einem -'nnen #ir nicht hel(en3 B Der Auftrag 9U. Es (olgt ein dreiteiliges Spiel im Spiel5Dieallegorische %igur ErsteLiebe nimmt den scheinbar reum*tig heimge-ehrten Sohn Debuisson #ieder in den

Scho" der %amilie au(. Im 2Theater der #ei"en e!olution3 spielen Sasportas und Galloudec die +on(rontation

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z#ischen obespierre und Danton als +asperspiel und schlagen sich gegenseitig die )app-'p(e ein. Sasportaser-lärt das Theater der #ei"en e!olution (*r beendet und !erurteilt Debuisson zum Tode, 2#eil deine Haut #ei"

ist3 B Der Auftrag .9U

Es (olgt ein )rosate>t Q ein 0onolog in IchA%orm. Ein 0ann be(indet sich in einem %ahrstuhl au( dem 6eg zuseinem Che(, der einen &u(trag (*r ihn hat. Doch er -ommt nie bei diesem Che( an. Stattdessen steht er pl'tzlich

ohne &u(trag au( einer Dor(stra"e in )eru Q in einer 6elt, deren +oordinaten er nicht -ennt und in der ihm seineuropäisches 6issen nicht hil(t. Der 0onolog m*ndet in die $egegnung mit einem bedrohlichen &ntipoden5 2Einer !on uns #ird *berleben3 B Der Auftrag .9U

Debuisson, Galloudec und Sasportas erhalten die achricht, dass apoleon das  Dire-torium au(gel'st hat und ihr &u(trag hin(ällig ist. 6ährend der re!olutionsm*de Debuisson seine )osition als S-la!enhalter gern #ieder einnimmt, ist (*r Sasportas und Galloudec die e!olution -eines#egs beendet. Die 2sch#arze e!olution3, zu deren6ort(*hrer sich Sasportas macht, l'st die 2#ei"e e!olution3 ab. Galloudecs $rie( !om St*c-an(ang mit der 

 achricht, dass Sasportas gehängt #urde, lässt 7edoch darau( schlie"en, dass auch sie !orerst gescheitert ist und dieEr(*llung des &u(trags #eiterhin o((en bleibt.

En!s!e$ng

Im %r*hling 9:MW (uhr Heiner 0*ller in die S&. &u( der *c-(ahrt hielt er sich in 0e>i-o au(, das #ährend des

%aschismus E>ilALand (*r mehrere deutsche Dichter #ar, darunter  &nna Seghers. Seghers sammelte dort 0aterial(*r ihre 2-aribische Trilogie3, deren dritte Erzählung, Das Li#t auf dem 5algen B9:9 erschienen zur literarischen1orlage (*r den Auftrag  #ird.@U 0*ller beschreibt, dass ihn an der Erzählung 2!or allem das 0oti! des 1errats3interessierte5 2Die Seghers beschreibt das so5 $eim Halt au( einem H*gel in =amai-a, als in

dem =a-obiner  Debuisson A er hat die achricht !om 9W. $rumaire  be-ommen und #ei", dass die e!olution !orbeiist A zum ersten 0al _die Stimme des 1errats` zu sprechen beginnt, sieht er zum ersten 0al, #ie sch'n =amai-a ist.Schreiben -onnte ich das St*c- erst nach einem &u(enthalt in 0e>ico und in )uerto ico. 1orher hatte ich

-eine Dramaturgie da(*r. In 0e>ico (and ich die %orm. Der @. Teil des %ahrstuhlATe>ts in dem St*c- ist einTraumproto-oll, der Traum das )rodu-t eines achtgangs !on einem abgelegenen Dor( zur Haupt!er-ehrsstra"enach 0e>ico Cit/, au( einem %eld#eg z#ischen +a-teen(eldern, -ein 0ond, -ein Ta>i. &b und zu tauchtenGestalten #ie !on Go/aA$ildern au(, gingen an uns !orbei, manchmal mit Taschenlampen, auch mit +erzen. Ein

&ngstAGang durch die Dritte 6elt. B^ 0ich hat immer die Erzählstru-tur !on Träumen interessiert, dasbergangslose, die &u"er-ra(tsetzung !on -ausalen 4usammenhängen.3U

 ,ritiken-

>Es ist langsam Zeit f$r %einer 4$ller> raunt mir meine Na#barin 6or Beginn der fast aus6erkauften ;orstellung 6on %einer 4$llers St$#k Der Auftrag am - 7anuar /? im %aus der Berliner @ests<iele &u Sie f$rt aus, dassman#mal längere Zeit 00 Zeit des ;ergessens 00 not2endig sei, damit man !e)te neu entde#kt Dass 4$llers !e)t 

neu entde#kt 2erden kann, stet außer @rage, 2ie man in allerdings ins&enieren muss, bleibt 00 2ie f$r andere 4$llerte)te au# 00 mit großen @rage&ei#en 6erseen

 

 4it o#karätiger Beset&ung 2agt lri# 4$e &um C 5eburtstag seines Lermeisters eine ns&enierung, bei der die Zeit steengeblieben s#eint Nun get es im !e)t au# unmittelbar um die Zeit und um die @reieit, die 'a 6onni#ts 2eniger abängig sein soll, als 6on der Zeit -C++ <lanen drei Emissäre des fran&=sis#en Fon6ents,

 Debuisson (%erbert Fnau<", 5alloude# (Ekkeard S#all" und Sas<ortas (@lorian Lukas", einen Skla6enaufstand auf 7amaika gegen die %errs#aft der britis#en Frone Na# der 4a#t$bername dur# Na<oleon er$brigt si#

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dieser Auftrag, 2as Sas<ortas 'edo# ni#t innimmt und gemeinsam mit 5alloude# den Skla6enaufstand 6orantreibt Die Diskussionen der drei mit und one Auftrag, die 6on 4$ller teil2eise als St$#k im St$#k ge<lant 

 sind, stellen den &2eiten und %au<tteil des St$#kes dar 00 6iellei#t s<ri#t man der Einfa#eit alber 6om &2eiten Akt Der Beginn des St$#kes 00 oder der erste Akt 00 s<ielt lange na# dem !od der drei Beauftragten und klärt $ber ir offnungsloses S#i#ksal so2ie $ber den Auftraggeber Antoine, gegeben 6on do Samel, auf Allerdings ist >aufklären> bei 4$ller mer als $bertrieben ;ielmer sind istoris#e @akten, oder besser gesagt* 4=gli#keiten,

dur# teatralis#e und 6isionäre Senten&en aufgebro#en und 6erfremdet Der B$rger Antoine, Auftraggeber f$r die :e6olutionäre, 6erleugnet sie und si#, um dann, im Augenbli#k des 5enießens, der do# nur eine @lu#t seinkann, 6om Engel der ;er&2eiflung (Gristiane Haul" eimgesu#t &u 2erden Dieser 6ergegen2ärtigt daraufinmer oder 2eniger den &2eiten !eil des St$#ks, also das 5es<rä# der drei Beauftragten

 Eine &2eite mbeset&ung folgt na# einem :e6olutionss<iel &2is#en Danton und :obes<ierre 00 ausgef$rt 6on5alloude# als Danton und Sas<ortas als :obes<ierre 00, das als absurder ;erbalkam<f und als S<iel im S<iel 

6eranstaltet 2ird Am Ende dieses Fam<fes dret si# die 3elt* Sas<ortas als eemaliger Skla6e 2ird als F=nig  gekr=nt 00 in Ans<ielung an Na<oleons 3erdegang na# der eigentli# b$rgerli#en, antimonar#istis#en :e6olution Nun folgt bei 4$ller ein aus der Zeit fallender 4onolog Sas<ortasI, der um die @rage der  Zeitabängigkeit des %andelns kreist Dieser 4onolog 2ird au# 6on do Samel ges<ro#en, allerdings ni#t in

 seiner :olle des Antoine, sondern in der :olle eines 6ersteinerten 5es#äftsmannes Diese Jnderung at einiges f$r  si#, da Sas<ortas ier ser aus der :olle gefallen und die ni#t6orandene ;erbindung 6om Zus#auer gesu#t 2orden 2äre Der 4onolog erinnert an einen Al<traum, dass man trot& Einaltung 6on H$nktli#keit, 2eder 

 <$nktli# no# $berau<t &u seinem !ermin kommt Dur# Absurdität 00 ># 6erlasse den @arstul KM und steeone Auftrag KMEr 2ird eins mit der mgebung, die aus ruin=sem ;ulkangestein &u besteen s#eint er 6erliert one Auftrag seinen SinnO

1. @e!er HAND7E .uns$l!ses /ngl"k 

Ihre 0utter 0aria #ächst mit !ier Gesch#istern, in einem -leinen Frt in  +ärnten au( und #ird ständig !on ihrem1ater unterdr*c-t. Sie ist in der Schule sehr begabt und ist auch sonst eine (r'hliche und hil(sbereite )erson. Sie #ill

einen $eru( erlernen, doch ihr 1ater !erbietet ihr dies und so !erlässt sie mit 9; =ahren ihr 4uhause.

Ihre ersten &rbeiten !errichtet sie als &b#aschhil(e, Stubenmädchen und $uchhalterin. Schlie"lich (indet sie eine

&rbeit in einem Hotel, #o sie als Haupt-'chin arbeitet. Dort !erliebt sie sich in einen !erheirateten Deutschen, der ein SD&)A0itglied ist, und #ird !on ihm sch#anger. 1or der Geburt heiratet sie aber einen ntero((izier der deutschen 6ehrmacht, den sie nicht einmal liebt, #eil sie dem noch ungeborenen +ind einen 1ater geben #ill. Siezieht mit ihm und ihrem +ind )eter Bdem &utor dieses $uches nach $erlin, #o ihr Ehemann au(ge#achsen ist.

0aria bleibt nur bei ihrem 0ann, #eil es zu sch#er ge#esen #äre, ein uneheliches +ind alleine gro" zu ziehen.6ährend des +rieges lebt sie allein au( dem Land, um dem +rieg #eitestm'glich zu entgehen.

7/23/2019 Ingeborg Bachman (1)

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 ach dem +rieg -ehrt sie zu ihrem 0ann zur*c-. Doch dieser lebt inz#ischen mit einer anderen %rau zusammen.0aria zahlt bei ihm ntermiete und sie und ihr 0ann gehen regelmä"ig aus und der &lltag -ommt #ieder. Es ist

eine &rt Hassliebe. Ihr 0ann ist inz#ischen dem &l-ohol !er(allen und unterdr*c-t und schlägt 0aria.

$ald be-ommt sie ihr z#eites +ind, doch #egen ihrer schlechten Lebensumstände und #egen des Hasses gegenihren al-ohol-ran-en 0ann treibt sie die nächsten z#ei +inder ab.

 ach einiger 4eit !erlässt 0aria mit ihrem 0ann und den beiden +indern $erlin, ob#ohl sie -eine )apiere haben.In sterreich ange-ommen, leben sie bei ihrer %amilie. Ihr 0ann #ird bei der %amilie eingestellt. 0it !ierzig =ahren

 be-ommt sie ihr drittes +ind und sie #ird immer selbstbe#usster und !erabscheut ihren Gatten immer mehr. Sie

erledigt ihre täglichen &u(gaben, ohne %reude am Leben zu haben. 4u 6eihnachten schen-t sich die %amilie das ot#endigste und tut so, als habe man sich genau das ge#*nscht. In dem Dor( sind alle %amilien arm, trotzdemschämen sie sich. 0oderne Haushaltsgeräte setzen sich durch, doch -einer -ann sie sich leisten und man ho((t, dasses den anderen genau so geht. Ihr 0ann schlägt sie inz#ischen immer mehr, doch sie lacht ihn nur aus. Langsam

geht es der 0utter besser und sie liest mit )eter $*cher und redet mit ihm *ber sich selbst. Sie interessiert sichimmer mehr (*r )oliti-. Hobb/s hat sie nicht und sie #ird !erst'rt und depressi!.

 ach einiger 4eit #ird sie -ran-, be-ommt +op(schmerzen und betäubt sich so star- mit 0edi-amenten, dass sienicht mehr -lar den-en -ann. Schlie"lich (ährt sie zu einem er!enarzt, der einen er!enzusammenbruch (eststellt.Er emp(iehlt ihr, eine eise zu unternehmen. Sie (ährt nach =ugosla#ien. Doch die eise bringt so gut #ie nichtsund 0aria !er(ällt #ieder den 0edi-amenten. 0aria den-t o(t an Selbstmord. Sie zieht sich immer mehr zur*c- und

ihre Sehnsucht nach dem Tod #ird !on Tag zu Tag gr'"er.

Sie sucht #ieder +onta-t zu ihrem ältesten +ind, )eter. 0it ihm hat sie $rie(-onta-t. Er !ersucht, ihr zu hel(en undsie nicht mehr an Selbstmord den-en zu lassen. Doch er -ann dieses Schic-sal seiner 0utter nicht !erhindern. Eines

Tages schreibt 0aria &bschiedsbrie(e an alle &ngeh'rigen und bringt sich dann mit Hil(e !ieler Schla(tabletten unddem est &ntidepressi!a um.

B0$4esre0$ng9In ?6unschloses ngl*c-? zeigt )eter Hand-e am $eispiel seiner 0utter die Sch#ierig-eiten einer %rau ausein(achen 1erhältnissen, sich selbst zu emanzipieren und zu !er#ir-lichen. Er *berlegt zunächst, #as er nach demSelbstmord seiner 0utter emp(indet. Dann setzt er #ie bei einer -on!entionellen $iogra(ie mit der Her-un(t ein,aber nach einigen #enigen In(ormationen *ber den Gro"!ater m*tterlicherseits h'rt er damit #ieder au(. Der 

Hauptteil #echselt z#ischen den Gegensätzen &u(lehnung und &npassung, Liebe und )(lichtehe,Entdec-ung der eigenen Indi!idualität und 4usammenbruch. Der letzte Schritt zur Selbstbe(reiung dieser %rau ist der Suizid.

)eter Hand-e #ählte (*r diese Erzählung eine realistisch und distanziert erscheinende, nicht besonders anschauliche

Darstellungs#eise. 4#ischendurch re(le-tiert er *ber die &rbeit an diesem $uch5 Er (*hlt sich z#ischen S-/lla undChar/bdis, m'chte einerseits nicht blo" einen indi!iduellen Lebenslau( nacherzählen, ist aber zugleich besorgt, dass&bstra-tionen und %ormulierungen die 0utter zur +unst(igur machen -'nnten.

Ich !ergleiche also den allgemeinen %ormel!orrat (*r die $iogra(ie eines %rauenlebens satz#eise mit dem besonderen Leben meiner 0utterR aus den bereinstimmungen und 6iderspr*chlich-eiten ergibt sich dann dieeigentliche Schreibtätig-eit.

7/23/2019 Ingeborg Bachman (1)

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