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Reformiertes Kirchenblatt Wien/Österreich 93./94. Jg Dezember 2015/Jänner 2016 Heft 12/2015–01/2016 Euro 1,10 „… und Frieden auf Erden“ 1 Interreligiös feiern in der Schule 2 Stimmen zu den Attentaten in Paris/ Keine Menschenrechte für Roma in Dornbirn? 3 Ausstellung Edvard Munch 4–5 Gottesdienste/Veranstaltungen 6–7 Religion ORF 8 Synodenprogramm/Tagung der reformierten PfarrerInnen in München 9 Juden im Reich der Königin von Saba 10 Bücher 11 Andacht: Pray for Paris 12 Inmitten von Gewalt, Hass und Terror gibt es im Heiligen Land auch heute Oasen der Entfeindung. Es gibt Men- schen und Organisationen, die statt Mauern und Zäunen Brücken bauen und über Gräben des Misstrauens hinweg Vertrauen schaffen. Es gibt Orte, an de- nen auch heute Menschen die Stimme des Engels vernehmen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.“ So ein Ort ist Daouds Weinberg in der Nähe des Geburtsorts Jesu bei Bethlehem. Im Zuge der Weltwoche für Frieden in Israel und Palästina vom 20. bis 26. Sep- tember dieses Jahres war Daoud Nassar, Gründer des Projektes „Tent of Nations“ auf Vortragsreise in Österreich. Auf Einla- dung von EAPPI Österreich, dem Versöh- nungsbund Österreich, dem Jerusalem- verein und Brot für die Welt machte er Station in der evangelischen Pfarrge- meinde Klosterneuburg und berichtete bei einer Abendveranstaltung in der Kir- che über die Geschichte seiner Familie und das Friedensprojekt. „Wir weigern uns, Feinde zu sein“ Daoud Nassar wurde in Beit Jala, in der Nähe von Bethlehem geboren. Als es während des ersten palästinensi- schen Aufstandes, der sogenannten er- sten Intifada, für PalästinenserInnen unmöglich war, eine schulische oder universitäre Ausbildung zu erhalten, kam Daoud in die Oberösterreichi- sche Gemeinde Vorderstoder. Später ging er nach Deutschland um zu stu- dieren, konnte aber aufgrund einer fehlenden Arbeitserlaubnis das Stu- dium nicht finanzieren und so kehrte er nach Palästina zurück. Enteignung Seit seiner Rück- kehr kämpft er zusammen mit seinen Geschwis- tern und der weiteren Ver- wandtschaft um das Recht, ihr Land, „Daher's Vineyard“, in Beit Jala zu be- halten, das Land, das bereits seine Eltern, Groß- und Urgroßeltern bewirtschaftet hat- ten. Dokumente beweisen, dass seine Familie das Land bereits 1924/25 während der britischen Mandatszeit registriert hat. Gekauft wurde es von der Familie Nassar bereits 1916. Das Land liegt etwa 9 km von Bethlehem entfernt und wurde 1991 von Israel zu „israelischem Staatsland“ erklärt. Seitdem setzt sich Daoud Nassar un- ermüdlich für den rechtlichen An- spruch der Familie auf das Land ein. Tent of Nations Selbst als ihnen verboten wurde Stromleitungen oder fließendes Was- ser auf das Land zu bringen, gab die Familie nicht auf: das Projekt „Tent of Nations“ entstand. Energie wird jetzt über eine Solaranlage produziert und Regenwasser in Zisternen gesammelt. Egal woher jemand kommt, alle sind dort willkommen, und so begrüßt die Nassar-Familie nicht nur Palästinen- serinnen und Palästinenser, sondern auch Israelis und Menschen aus aller Welt auf ihrem Land. Die Leute sind eingeladen, an verschiedensten Akti- vitäten, wie etwa der Olivenernte, teilzunehmen. Hoffnung Daoud Nassar versucht mit dem Pro- jekt ein Zeichen zu setzen, das einer- seits heißt „Wir weigern uns, Feinde zu sein“, andererseits versucht, Paläs- tinenserinnen und Palästinensern wie- der Hoffnung zu geben. Die Hoff- nung, dass ein gewaltfreier Wider- stand gegen die israelische Besatzung möglich ist und Resignation wie Emi- gration keine Lösung für die Zukunft ist. Schließlich teilen viele palästinen- sische Familien ein ähnliches Schick- sal wie das der Nassars. TERESA MAYR Projektreferentin Diakonie Katastrophenhilfe und ehemalige Freiwillige bei EAPPI (Ökumenisches Begleitprogramm für Palästina und Israel) „…und Frieden auf Erden“ © www.flickr.com/photos/joffwilliams INHALTSVERZEICHNIS Seite Stein am Eingang zum TENT OF NATIONS

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ReformiertesK i r chenb la t t

Wien/Österreich 93./94. Jg Dezember 2015/Jänner 2016Heft 12/2015–01/2016Euro 1,10

„… und Frieden auf Erden“ 1

Interreligiös feiern in der Schule 2

Stimmen zu den Attentaten in Paris/Keine Menschenrechte für Roma in Dornbirn? 3Ausstellung Edvard Munch 4–5

Gottesdienste/Veranstaltungen 6–7

Religion ORF 8

Synodenprogramm/Tagung der reformierten PfarrerInnen in München 9Juden im Reich der Königin von Saba 10

Bücher 11

Andacht: Pray for Paris 12

Inmitten von Gewalt, Hass und Terrorgibt es im Heiligen Land auch heuteOasen der Entfeindung. Es gibt Men-schen und Organisationen, die stattMauern und Zäunen Brücken bauen undüber Gräben des Misstrauens hinwegVertrauen schaffen. Es gibt Orte, an de-nen auch heute Menschen die Stimmedes Engels vernehmen: „Ehre sei Gott inder Höhe und Frieden auf Erden denMenschen seines Wohlgefallens.“ So einOrt ist Daouds Weinberg in der Nähe desGeburtsorts Jesu bei Bethlehem. Im Zuge der Weltwoche für Frieden inIsrael und Palästina vom 20. bis 26. Sep-tember dieses Jahres war Daoud Nassar,Gründer des Projektes „Tent of Nations“auf Vortragsreise in Österreich. Auf Einla-dung von EAPPI Österreich, dem Versöh-nungsbund Österreich, dem Jerusalem-verein und Brot für die Welt machte erStation in der evangelischen Pfarrge-meinde Klosterneuburg und berichtetebei einer Abendveranstaltung in der Kir-che über die Geschichte seiner Familieund das Friedensprojekt.

„Wir weigern uns, Feinde zu sein“Daoud Nassar wurde in Beit Jala, inder Nähe von Bethlehem geboren. Alses während des ersten palästinensi-schen Aufstandes, der sogenannten er-sten Intifada, für PalästinenserInnenunmöglich war, eine schulische oderuniversitäre Ausbildung zu erhalten,kam Daoud in die Oberösterreichi-sche Gemeinde Vorderstoder. Späterging er nach Deutschland um zu stu-dieren, konnte aber aufgrund einerfehlenden Arbeitserlaubnis das Stu-dium nicht finanzieren und so kehrte

er nach Palästinazurück.

EnteignungSeit seiner Rück-kehr kämpft erzusammen mitseinen Geschwis-tern und derweiteren Ver-wandtschaft umdas Recht, ihrLand, „Daher'sVineyard“, inBeit Jala zu be-halten, das Land,das bereits seineEltern, Groß-und Urgroßeltern bewirtschaftet hat-ten. Dokumente beweisen, dass seineFamilie das Land bereits 1924/25während der britischen Mandatszeitregistriert hat. Gekauft wurde es vonder Familie Nassar bereits 1916. DasLand liegt etwa 9 km von Bethlehementfernt und wurde 1991 von Israelzu „israelischem Staatsland“ erklärt.Seitdem setzt sich Daoud Nassar un-ermüdlich für den rechtlichen An-spruch der Familie auf das Land ein.

Tent of NationsSelbst als ihnen verboten wurdeStromleitungen oder fließendes Was-ser auf das Land zu bringen, gab dieFamilie nicht auf: das Projekt „Tent ofNations“ entstand. Energie wird jetztüber eine Solaranlage produziert undRegenwasser in Zisternen gesammelt.Egal woher jemand kommt, alle sinddort willkommen, und so begrüßt dieNassar-Familie nicht nur Palästinen-

serinnen und Palästinenser, sondernauch Israelis und Menschen aus allerWelt auf ihrem Land. Die Leute sindeingeladen, an verschiedensten Akti-vitäten, wie etwa der Olivenernte,teilzunehmen.

HoffnungDaoud Nassar versucht mit dem Pro-jekt ein Zeichen zu setzen, das einer-seits heißt „Wir weigern uns, Feindezu sein“, andererseits versucht, Paläs-tinenserinnen und Palästinensern wie-der Hoffnung zu geben. Die Hoff-nung, dass ein gewaltfreier Wider-stand gegen die israelische Besatzungmöglich ist und Resignation wie Emi-gration keine Lösung für die Zukunftist. Schließlich teilen viele palästinen-sische Familien ein ähnliches Schick-sal wie das der Nassars.

TERESA MAYRProjektreferentin Diakonie Katastrophenhilfe und

ehemalige Freiwillige bei EAPPI (ÖkumenischesBegleitprogramm für Palästina und Israel) ■

„…und Frieden auf Erden“

© www.flickr.com/photos/joffwilliams

I N H A L T S V E R Z E I C H N I S Seite

Stein am Eingang zum TENT OF NATIONS

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INIT IAT IVE

Der religiöse Fundamentalismus im Islammacht vielen EuropäerInnen – ChristIn-nen wie MuslimInnen – Angst. Sie sorgensich um den Bestand gesellschaftlicherWerte, des europäischen Verständnissesder Menschenrechte und um die Gleichbe-rechtigung von Mann und Frau. Ange-sichts der jüngsten Terroranschläge in Pa-ris gesellen sich zur Sorge um diese Wer-te erneut die Angst um Leib und Lebensowie Gefühle der Trauer, des Zorns undder Ohnmacht.

Klare Positionierung Von muslimischer Seite braucht es ineinem noch stärkeren Ausmaß alsbisher eine klare, über die bloße Dis-tanzierung hinausgehende Positio-nierung. So sieht die Islamwissen-schafterin und Autorin Lamya Kad-dor, 1978 in Nordrhein-Westfalenals Tochter syrischer Einwanderer ge-boren, Ausflüchte und Relativierun-gen bei den Muslimen selbst, die sa-gen: „Damit (mit dem Dschihad,Anm. SGS) haben wir nichts zu tun,das sind Salafisten und keine norma-len Muslime.“ „Aber es ist die ge-meinsame Religion, die dafür miss-braucht wird. Darum muss man eineklare Position beziehen – ich sprechenicht von Distanzierung, aber vonPositionierung – …“ (Interview in: DER STANDARDvom 3./4. Oktober 2015, Seite 5).

Differenzierte HaltungVon christlicher bzw. nichtmuslimi-scher Seite hingegen wäre aus meinerSicht eine differenziertere Haltung alsdie häufig anzutreffende notwendig.Mir wurde von Schülerinnen derOberstufe im letzten Schuljahr be-richtet, dass ihre muslimischen Freun-dinnen seit dem Erstarken des ISwiederholt verbal angegriffen wurden,weil sie das Kopftuch getragen haben.Eine solche pauschale Islamfeindlich-keit ist gefährlich für den sozialen

Frieden in unse-rem Land und er-fordert wohl nochviel an konstrukti-ver Aufklärungsar-beit.

InterreligiösesFeiernEine große Chan-ce, ein friedlichesMiteinander vonChristentum undIslam zu fördern,sehe ich im inter-religiösen Feiern.Christentum und Islam haben reli-gionsgeschichtlich dieselben Wurzeln,beide Weltreligionen führen sich aufden Stammvater Abraham zurück.Das sollte doch einen Dialog erleich-tern.

Christlich-muslimischeEröffnungsfeierSeit nunmehr vier Jahren wird amBundesgymnasium Blumenstraßeinterreligiös gefeiert. Mit der „Christ-lich-muslimischen Eröffnungsfeier“(CMEF) beginnt für die SchülerIn-nen der ersten Klassen und deren El-tern das neue Schuljahr und gleichzei-tig auch ein neuer Lebensabschnitt.Direktor Klemens Voit regte vor vierJahren an, die Eröffnungsfeier für dieersten Klassen auf eine breitere religi-öse Basis zu stellen, bis zu diesemZeitpunkt wurde ökumenisch (evan-gelisch/röm.-katholisch) gefeiert. DieCMEF wird gestaltet und geleitet vonReligionslehrerInnen aus dem röm.-katholischen, evangelischen, orthodo-xen und islamischen Unterricht. DieThemen der bisherigen Feiern waren„Abraham“ (2012/13), „Friede“(2013/14), „Leben ist Vielfalt“(2014/2015) und „Gott geht mit“(2015/16).

FriedenserziehungDie CMEF versteht sich als Teil derFriedenserziehung der Schule: im ge-meinsamen Feiern wird deutlich, dassChristentum und Islam einerseits vielverbindet und dass man andererseitstrotz Verschiedenheit gemeinsam gutunterwegs sein kann. Was hier mo-dellhaft im gemeinsamen Feiern trotzder Unterschiede im kleinen Rahmengelingt, kann Wege weisen für dengrößeren Rahmen von Gesellschaftund Politik. So ist die CMEF mehr als„nur“ der liturgische Beginn einesneuen wichtigen Abschnitts im Lebender ErstklässlerInnen und deren El-tern. Sie ist auch eine Lernerfahrung,sie hat Modellcharakter und soll dieSchülerInnen zu einer Haltung derversöhnten Verschiedenheit anleiten.Durch das gemeinsame Feiern kön-nen Ängste abgebaut werden, das Ge-meinschaftsgefühl wird gestärkt. In diesem Sinne sehe ich die interreli-giöse Schulfeier als Mosaikstein aufdem Weg zu einem friedvollen Mit-einander, zu einem friedlichen Europaund möchte Mut machen zum Aus-probieren!

SABINE GRITZNER-STOFFERSReligionslehrerin AHS/BHS Bregenz

REFORMIERTES KIRCHENBL ATT 12/2015–01/2016

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Der Angst etwas entgegenhaltenInterreligiöses Feiern in der Schule

Interreligiöse Eröffnungsfeier BG Blumenstraße Bregenz

© BG Blumenstraße Bregenz

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AUFRUFE

REFORMIERTES KIRCHENBL ATT 12/2015–01/2016

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Aufrufe zu Frieden undSolidaritätDie Anschläge von Paris erfüllen mich mit Ent-setzen, Wut und Trauer. Sie sind auf dasschärfste zu verurteilen. Mein Mitgefühl undmeine Solidarität gelten den Angehörigen der129 getöteten Menschen, den hunderten Ver-wundeten und deren Familien. Terror und Ge-walt dürfen nie das letzte Wort haben. Wirmüssen aber auch wachsam sein, dass unterdem Eindruck der schrecklichen EreignisseGrund- und Menschenrechte durch noch exzes-sivere Überwachung nicht weiter ausgehöhltwerden. Wir brauchen in dieser schwierigenLage, in der Ressentiments gegen Muslimeund den Islam verstärkt auftreten, nicht Ver-geltung und Polarisierung sondern starke Sig-nale des Zusammenhalts mit allen gesell-schaftlichen Gruppen, die für ein friedlichesZusammenleben in Europa eintreten. Es darfnicht sein, dass Flüchtlinge, die vor dem isla-mistischen Terror fliehen, nun zu Sünden-böcken gemacht werden. Es wäre fatal, würdeEuropa mit einer noch vehementeren Abwehr-haltung gegenüber schutzbedürftigen Flücht-lingen reagieren, als das bisher schon der Fallwar. Die Antwort auf die furchtbaren Attenta-te kann nur eine konsequente Friedenspolitiksein. Das bedeutet auch, den weltweitenSchockzustand dazu zu nutzen, alle Anstren-gungen zu unternehmen, den Krieg in Syrienzu beenden und Humanismus, Integration undFriedenserziehung in Europa zu fördern.

Thomas HennefeldLandessuperintendent

Die Muslimische Jugend ruft aufgegen Gewalt und HetzeWir trauern um jedes Opfer und haben heuteam frühen Abend in einer spontanen Solidari-tätsaktion Blumen und ein Kondolenzschrei-ben vor der französischen Botschaft abgelegt.Wir hoffen, dass diese schreckliche Tat keinenKeil in unsere Gesellschaft treibt und die Men-schen Europas nicht entzweit. Die MuslimischeJugend Österreich (MJÖ) verurteilt diese ab-scheulichen Taten und die Gewalt auf dasschärfste und verspricht auch in Zukunft mit al-len positiven Kräften in unserem Land gegenHass, Gewalt und Hetze aufzustehen – undsich immer und unermüdlich für Frieden undSolidarität in unserer Gesellschaft einzuset-

zen. Noch mehr denn jegilt es nun zusammenzu-rücken und die gemeinsa-me Stärke durch Zu-sammenhalt und Solida-rität zu demonstrieren.

Die IGGiÖ Islamische Glaubens-gemeinschaft in Österreich verur-teilt die Terroranschläge in ParisSchockiert und entsetzt verurteilt die IslamischeGlaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ)die Anschlagsserie in Paris, bei der bereits weitüber hundert Menschen zum Opfer gefallensind. Die volle Solidarität und das Mitgefühlgelten allen Betroffenen und deren Angehöri-gen. Jedes Vergehen gegen das Leben, den Be-sitz, den Glauben, die Würde und die Herkunftdes Menschen ist ein terroristischer Akt undjene, die diese Taten begehen, sind Terroristen.Diese Taten haben keinen Anspruch auf Legiti-mität, egal ob sie durch Personen, Gruppen,Parteien oder Staaten verübt werden. GesternBeirut, heute Paris – wer weiß, was morgenpassieren kann und wen der Terror treffen wür-de. Wir alle müssen den Terrorismus jeglicherArt auf das schärfste verurteilen, gleich vonwem und gegen wen er gerichtet ist.

Dr. Fuat SANAC, Präsident der IGGiÖ

Stimmen zu denAttentaten in Paris

Foto der Aktion der Muslimischen Jugend Österreichs vor der Französischen Botschaft in Wien (MJÖ)

PresserklärungKeine Menschenrechte für Roma inDornbirn?

Ich bin erschüttert über die Art und Weise, wieauf der Homepage der Stadt Dornbirnwww.dornbirn.at über Notreisende berichtetwird. Wohnungslose werden hier nur aus demBlickwinkel der Polizei, als verdächtig, krimi-nell, unbotmäßig, und vermüllt dargestellt!

Es wird aber nicht gefragt, warum sie – wieüberall in der EU – als Menschen 2. Klasseauch bei uns beiseitegeschoben werden. Wir erleben eine Vertreibungspolitik, die neueProbleme schafft, denn die Menschen wissennicht, wohin. Die Adresse in ihrem EU-Pass istdoch nur in den seltensten Fällen eine Wohn-anschrift! Warum wird nicht mit Caritas, Volks-hilfe, Rotem Kreuz und Roma-Vereinen zuerstKontakt aufgenommen, um dann ein soziales,

und humanitäres Vorgehen vorzubereiten?Stattdessen wird vom Bauhof der Stadt ge-räumt.Die Zeit ist reif, in Vorarlberg und der StadtDornbirn für die Menschen ohne Brot und Ob-dach das Wort zu ergreifen und humanitäreGrundsätze zu leben.

Dornbirn, 09.11.2015

MICHAEL MEYER (Evang. Pfarrer, Mitglied der

Plattform Armutsmigration)

© mjö

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THEMA

Edvard Munch: Dichtung über Leben, Liebe und Tod

Wohl kaum ein Maler hat die Gefühle vonVerlorenheit, Angst und Einsamkeit, dieheute so oft gebraucht werden, um unse-re gegenwärtige Zeit zu charakterisieren,derart in seiner Kunst vorweg genommenwie der Norweger Edvard Munch (1863-1947). Seine Bilder sind „Abbildungen”nur im weitesten Sinne des Wortes, denim Wesentlichen geht es ihm nicht umdas, was außerhalb unserer Selbst liegt,sondern um das, was uns innerlich be-wegt und das unsere Wahrnehmung vonMenschen, Situationen und Natur be-stimmt. Ein wesentlicher Teil seines Oeuv-res, nämlich seine Graphiken, sind nun inder Albertina noch bis Ende Jänner aus-gestellt.

Eine junge Frau mit wallendemschwarzen Haar, bedeckt mit einer aneinen Heiligenschein erinnernden ro-ten Fassung, erscheint nackt vor ei-nem dunklen Hintergrund, der Wel-len zu schlagen scheint, ähnlich demWasser des Meeres. Ihre Augen sindgeschlossen und ihr Gesichtsausdruckwirkt hingegeben und beinahe ent-rückt. Ein Rahmen umgibt das Bild,durch den sich kleine weiße Fädendurchziehen, die an männliche Samenerinnern. Ganz unten links wird die-ser Rahmen jedoch durchbrochendurch eine kleine Gestalt, ein seltsa-mes Mischwesen in der Form einesFötus, das jedoch ein totenkopfähnli-ches Gesicht trägt. Dies ist die gewag-te Fassung der Madonna durchMunch, die man derzeit in der Alber-tina als Druckgraphik betrachtenkann.Schon in diesem Bild zeigt sich einwesentliches Anliegen der Kunst vonEdvard Munch: Er zeigt eine Frau imMoment der Empfängnis von neuemLeben. Auf den ersten Blick mag eserscheinen, als ob kein anderer Mo-ment mit mehr Leben erfüllt seinkönnte als jener, in dem ein neues ge-schaffen wird. Doch der Fötus am lin-

ken Rand des Bil-des, der diesesneue Leben sym-bolisiert, er trägtauch schon dieZüge eines Toten-kopfes in seinemAngesicht. VomAnbeginn seinesLebens ist ihm si-cher, dass auch erwird sterben müs-sen. Die Span-nung zwischen Le-ben und Tod, aberauch ihre Gleich-wertigkeit, sie sindim Werk von Edvard Munch stetspräsent und bestimmen sein Werkthematisch maßgeblich.

Das LebensfriesDoch nicht nur die beiden Pole vomAnfang und Ende des Lebens, son-dern auch das Leben selbst wollteMunch mit seiner Kunst beschreiben.Mit seinem „Lebensfries” schuf er eineReihe von Bildern, in welchen er all-gemeingültige Erfahrungen desMenschseins malerisch erfassen woll-te. In seinem Ringen darum, einesymbolische Bildsprache zu ent-wickeln für Themen wie die Kindheit,die erste Liebe, die Erfahrung vonEinsamkeit und Verlassenwerden unddas Erkennen der eigenen Sterblich-keit, fertigte er viele Bildmotive im-mer wieder an, in mehreren Ausfüh-rungen und Variationen. Dies wirdauch in der Ausstellung der Albertinasichtbar: Es ist eine Schau der wieder-kehrenden Motive in unterschied-lichen Farben und Fassungen. DieBilder und die Themen präsentierensich dabei immer wieder stets neuoder vertiefen den Eindruck der Er-fahrung, die durch sie ausgedrücktwerden sollte. Munch selbst, der Zeitseines Lebens auch viel geschrieben

hat, verstand seinen Lebensfries als„eine Dichtung über Leben, Liebeund Tod”, an dessen Symboliken ersein ganzes Leben lang arbeitete. Dasssich Munch bis heute keine der gro-ßen Kunstströmungen seiner Zeitwirklich zuordnen lässt, weder in denImpressionismus noch in den Symbo-lismus als auch nicht in den anbre-chenden Expressionismus, erscheintgeradezu passend zu diesen Anliegen.

Leben voller UnruheEdvard Munchs eigenes Leben warvon Höhen und Tiefen geprägt. DerSohn eines strenggläubigen Arzteshatte seine Mutter und eine Schwestersehr früh durch Tuberkulose verloren.Nach prägenden Jahren als Teil dernorwegischen Boheme lebte er langeZeit im Ausland, um von dort nur imSommer in seine Heimat Norwegenzurückzukehren. Eine Ehe ging er nie-mals ein und der größte Teil seinerLiebesbeziehungen verlief unglücklichund dramatisch. Zusätzlich war er im-mer wieder von psychischen Angstzu-ständen und Verfolgungsgefühlen ge-plagt. Nach einem Nervenzusammen-bruch, einem längeren Klinikaufent-halt und der Bezwingung seiner Alko-holsucht kehrte Munch in der Mitte

REFORMIERTES KIRCHENBL ATT 12/2015–01/2016

Edvard Munch, Madonna 1895–1902

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seines Lebens nach Norwegen zurück,wo er mehrere Güter erwarb, welcheer in offene Ateliers verwandelte unddort ein zurückgezogenes Leben führ-te. 1944 starb Munch im besetztenNorwegen, von den Nationalsozialis-ten zum „entarteten Künstler” erklärt.

MelancholieDoch was ist es, das Munchs Welt-ruhm bis heute begründet? Seine Gra-phiken und Bilder verlangen ihremBetrachter einiges ab, denn die The-matiken, die er wählte, lassen oft inAbgründe und auf die Schattenseitendes menschlichen Lebens blicken, vorallem auf die Angst vor dem Lebenund dem Tod. Die Menschen erschei-nen in seinen Bildern hauptsächlichunbehaust in der freien Natur und siestehen meist dem Betrachtenden ab-gewandt, oft allein, manchmal alsPaare oder Gruppen. Doch im We-sentlichen ist der Mensch bei Munchauch in der Gemeinschaft stets einsamund allein gelassen mit seinen Gedan-ken und Gefühlen. Die Natur, dieden Menschen umgibt, ist dabei einAbbild innerer Seelenzustände. In sei-nen Bildern geht es nicht mehr umeine naturgetreue Darstellung derUmgebung, sondern darum, in ihrWiderspiegelungen menschlicher Ge-fühle auszudrücken.So auch in seinem Bild „Melancho-lie”, das in mehreren Ausführungenauch in der derzeitigen Ausstellung zusehen ist: Ein Mann sitzt allein amStrand, vom Betrachter abgewandt,nachdenklich auf das Meer blickend.Die Landschaft ist karg und wellen-förmig dem Tun des Meeres nach-empfunden. Im Hintergrund kannman ein Paar ausmachen, das gemein-sam an einem Steg entlang geht undso die Einsamkeit des Mannes imVordergrund noch mehr unter-streicht. Der Mensch ist hier alleinemit seinen Gedanken. Das Gefühldieses Alleinseins des Mannes samtden Fragen, die ihn in dieser Situationheimsuchen könnten, beschleichtauch den Betrachter des Bildes. „DieLuft ist so mild – es muss wunderbarsein, jetzt zu lieben. Er war allein. Die

Wellen rollten ihm monoton entge-gen – und plätscherten zwischen denSteinen”, beschreibt Munch selbstdieses von ihm oft verarbeitete Motiv.

Leben und TodMunchs große Leistung ist es, dass esihm mit seinen Bildern und Graphi-ken bis heute gelingt, die Gefühle, diein seinen Bildern festgehalten sind,auch beim Betrachter hervorzurufen.Gerade seine Graphiken, wie sie jetztin der Ausstellung der Albertina ge-zeigt werden, führen in ihrer Redu-ziertheit in ganz besonderer Art undWeise diesen Kern von Munchs Kunstvor Augen.: Mit seinem Blick auf denMenschen, der sich von seinen Mit-menschen entfremdet fühlt und vonAngst vor dem eigenen Sterben ge-zeichnet ist, berührt uns Munch alsheutige Betrachter. Die große Fragedanach, was es bedeutet, leben undsterben zu müssen, und dass diese bei-den Elemente ihrem Wesen nach stetsmiteinander verknüpft sind, kamschon in seiner Fassung der Madonnazum Ausdruck: Dem Kind, das sie

empfängt, ist schon in dem Momentseines Lebensbeginnes der Tod einge-schrieben. Auch in der christlichenTheologie steht das Kind in der Krip-pe nicht nur für die Hoffnung allein,sondern auch dafür, dass Gott mitihm ganz Mensch geworden ist, in-dem er sterblich wurde. Das KindJesu in der Krippe, auch dieses Men-schenkind wird eines Tages sterbenmüssen. Bei Munch bleibt die sich ausseiner Madonna ergebende Frage of-fen. Jedes Bild stellt einen neuerlichenBewältigungsversuch des verzweifel-ten Menschen dar. Im Christentumsteht dieses Kind neben der unab-wendbaren Endlichkeit auch noch füretwas anderes: Es steht dafür, dass estrotz der Vorgezeichnetheit des Todesund des eigenen Lebensfrieses dieMöglichkeit gibt, sich dazu in einerganz anderen Art und Weise zu ver-halten. Anders auch, als es Munchmöglich war: Nämlich in der Hoff-nung, dieses Ganze des menschlichenLebens bei Gott geborgen zu wissen.

MILENA HEUSSLER

REFORMIERTES KIRCHENBL ATT 12/2015–01/2016

© Edvard Munch, Melancholie 1894–96

Aufgrund eines Versehens bei der Post kann es sein, dass Sie dieOktoberausgabe der Kirchenblattes nicht bekommen haben.

Gerne schicken wir Ihnen diese auf Anfrag zu. Entschuldigen Sie bitte die Umstände.

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Gottesdienste & Veranstaltungen Dezember 2015/Jänner 2016T E R M I N E

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Schlosschor HadersfeldFr, 4. Dezember, 19:00

Mozartrequiem

St. John’s Voices(Cambridge University)

Di, 8. Dezember, 18:00Chorkonzert

ÖkumenobrassMi, 9. Dezember, 19:00

spielt am Balkon

AffettiMusicali Do, 10. Dezember, 19:00Deutsche Barock-Kantaten

Camerata MusicaFreitag, 11. Dezember, 19:00

Bläserquintett und querArt

KANASa, 12. Dezember, 19:00

Still Time … Ein intimes Konzert

Chopin GesellschaftFr, 18. Dezember, 19:00

Polnische Advent- und Weihnachtslieder

***Henriettenmarkt

4. – 13. Dezember 2015Di - Sa 16:00 – 20:00

So 11:00 – 15:00(Montag geschlossen)

Der Reinerlös kommt Witwen undWaisen aus unserer Pfarrgemein-

de zugute.

WIEN – Innere StadtReformierte Stadtkirche

I, Dorotheerg. 1610:00

Langhoff/AM

Langhoff

Kluge/EmpfangKinderweihnacht

17:00 Kluge23:00 Langhoff

Kluge/AM

Langhoff

17:00 Kluge Empfang

Langhoff/AM

Kluge

LanghoffKiGD, Empfang

Kluge

Modeß

WIEN – WestZwinglikirche

XV, Schweglerstr. 3910:00

18:00 Németh

Gaisrucker

Hennefeld+Team Kinderweihnacht17:00 Hennefeld

ChristvesperHennefeld/AMWeihnachtsGD

Trauner

17:00 HennefeldSilvester

18:00 Németh

Hennefeld

Hennefeld/Fischer Ökumenischer GD

Golda

Hennefeld/AM

WIEN – SüdErlöserkirche

X, Wielandg. 910:00

Hrabe 1)

Geist/Wittich/AMKiGD, KraGD

Wittich

17:00 Juhasz+Teamoffener GD mit Kindern

Rohrmoser FrüstücksGD/kein AM

U. Wittich

kein Gottesdienst

Friedl

Juhasz/AMKiGD

Körtner

Rohrmoser

Juhasz

OBERWART7400 Oberwart

Ref. Kircheng. 1609:30

Gúthy (dt.) KiGo, Büchertisch

Gúthy (ung.)KiGo, Büchertisch

Gúthy (dt.)16:00 in Eisenstadt/AM16:00 KiGo-Team (2-spr.)

22:00 offene Andacht25.12. Gúthy/AM (ung.)26.12. Gúthy/AM (dt.)

Gúthy (ung.)

15:00 Gúthy2-spr. (Altjahrsabend)

Gúthy (dt.)

Gúthy (ung.)KiGD

Gúthy (dt.)KiGD

Gúthy (dt.)KiGD

Gúthy (2-spr.)FaGD mit Konfirmanden

LINZ4060 Leonding

Haidfeldstraße 609:30

Schreiber

17:00 SchreiberChor

Schreiber

16:30 Schreibermit Konfirmanden

Schreiber/AM

Schreiber

17:00 Lamb/Team

Schreiber

BenzKK

Schreiberökum. GD

in Hlg. Bruder Klaus

Schreiber

Datum06.12.

13.12.

20.12.

24.12.

25.12.

27.12.

31.12.

03.01.

10.01.

17.01.

24.01.

31.01.

REFORMIERTES KIRCHENBL ATT 12/2015–01/2016

WIEN – WESTMichaels Kammerchor

Sonntag, 13. Dezember, 16:00Leitung Dipl. Ing. Michael Hladik: Alte und neuere Chorwerke zur Ad-vents- und Weihnachtszeit. Alpenländische und internationale Weisen

1) Kanzeltausch: J.Wittich 9:30, Perchtoldsdorf mit AM OBERWART: 26.12. um 9:30 Gúthy/AM auch für Kinder (dt.); 1.1. um9:30 Gúthy/AM (2-spr)

WIEN – INNERE STADTKONZERTE

SONDERAUSSTELLUNGim Wiener Bibelzentrum: „Menschen auf der Flucht“

zeigt bewegende Photos, die Clare Kendall, eine britische Journalistin, inÖsterreich von Flüchtlingen aufgenommen hat.

19.11.2015 – 29.01.2016 Workshops für Schulklassen und Gemeindegruppen: Bibelzentrum, Breite Gasse

4-8/1, 1070 Wien, Tel: 01/ 523 82 40

Gottesdienst zum Tag des JudentumsSo 17.1.2016, 18:00

Evangelische Pfarrgemeinde Am Tabor, 1020 Wien, Predigt. Prof. Jäggle

Gottesdienst Gebetswoche für die Einheit der ChristenFr 22.1.2016, 18:00

Gottesdienst in der Evangelischen Martin Luther Kirche, 1170 Wien, Martinstraße 23, Predigt: Bischof Andrej

GD = Gottesdienst KiGo = KinderGD FaGD = FamilienGD AM = Abendmahl KK = Kirchenkaffee TeeniGo = TeenagerGD

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7Gottesdienste & Veranstaltungen Dezember 2015/Jänner 2016 T E R M I N E

BREGENZKreuzkirche am Ölrain

Kosmus-Jenny-Str.109:30

Stoffers

Stoffers+Team KonfirmandInnenvorstellung

Stoffers+Team GD für Groß u. Klein1)

17:00 R. Stoffers Christvesper

Olschbaur/AM

Jaquemar

17:00 Stoffers Mögl. zur Segnung

R. Stoffers/AM

Olschbaur

R. Stoffers anschl.KK 10:45 KrabbelGD

19:00 Kirche Herz-Jesu Ökumenischer GD

S. Neumann

DORNBIRN Heilandskirche

Rosenstr. 8 10:00

Meyer/H.-M. Walter

Meyer/AMs’Chörle, KiGD

Meyer/A. Weiser/G. Fanti

17:00 Meyer: Krippenspiel22:30 Meyer: Christmette

Meyer/AMKiGD

Meyer

17:00 W.Olschbaur Jahresabschlussvesper

S. Buschauer Neujahrsgottesdienst

Meyer/AMKiGD

MeyerFaGD, KK

Meyer/AM

Meyer

FELDKIRCHPauluskirche

Bergmanng. 2 09:30

WedamKK

WedamKK

WedamKK

16:00 Wedam/Krippenspiel18:00 Wedam

Wedam/AM

Wedam

Wedam/AM

WedamNeujahrsempfang

WedamTauferinnerung/KK

WedamKK

Wedam/AM und KK11:00 MiniGD

WedamKK

BLUDENZKirche zum guten Hirten

Oberfeldweg 1310:00

FrankeFaGD, Nikolausfeier

FrankeKiGD, KK

Franke/AM

17:00 Franke22:00 Franke

Franke/AM

18:00 Franke

17:00 Franke/AM

NN

FrankeKiGD, Neujahrsempfang

Franke

18:00 Franke

Franke

Datum06.12.

13.12.

20.12.

24.12.

25.12.

27.12.

31.12.

03.01.

10.01.

17.01.

24.01.

31.01.

WIEN Innere StadtReform. Stadtkirche

I, Dorotheerg.16

VIENNACOMMUNITY

CHURCHSunday 12:00 a.m.

Service in English

UNGARISCHERGOTTESDIENST

jeden So 17:00(außer 1. So im Monat)

Ö1: MOTIVE aus dem evangeli-schen Leben Ö1 So 19:05 bis 19:30

Erfüllte Zeit So 7:04–8:00

ZWISCHENRUF So 06:55–07:0006.12. Ingrid Bachler13.12. Birgit Lusche

20.12. Michael Bünker27.12. Thomas Hennefeld03.01. Susanne Heine10.01. Martin Schenk17.01. Marco Uschmann24.01. Hermann Miklas31.01. Christine Hubka

EVANGELISCHE MORGENGEDANKEN

Öreg Mo–Sa 05:40 bis 05:42

So 06:05 bis 06:07

REFORMIERTES KIRCHENBL ATT 12/2015–01/2016

1) Mit Krippenspiel, anschliessend KirchenkaffeeHOHENEMS: 6.12. 8:30 Meyer/AM;

24.12. 16:30 S. Neumann/AMLECH alte Kirche: 24.12. 16:00 OlschbaurSCHRUNS Pfarrheim St. Jodok: 24.12. 15:00 Franke

LUSTENAU: 14.12. 8:30 Meyer/AM; 24.12. 15:00 Meyer; 27.12. 8:30 Meyer/AM; 10.1. 8:30 Meyer/AM; 24.1. 8:30 Meyer Kath. Pfarrkirche 23.1. 18:30 ökumenischer GD zur Gebetswoche der Christen

KONZERTE

Macht hoch die TürSonntag, 6. Dezember, 17:00

Der Jugendchor des Musikgymnasiums Altensteig, die CHRISTOPHORUS-KANTOREI präsentiert bekannte adventliche Lieder und Motetten sowie

Weihnachtslieder aus aller Welt. U.a.HÄNDEL, BACH, HAMMERSCHMIDTund ANDSTRÖM

Erhebet euch, ihr HirtenSonntag, 13. Dezember, 17:00

Der Vorarlberter Madrigalchor präsentiert geistliche Musik und Lieder zum Advent.U.a.von Eccard, Schnittke, Mendelsohn-Bartholdy und Pärt

***Ökumenischer Bregenzer Krippenweg

Samstag, 2. Jänner 2016, 14:30 (bei jedem Wetter) Pfarrk. Mariahilf – Evangelische Kreuzk. am Ölrain – Abschluss

ca. 16:00 St. Kolumban. Pfr. Ralf Stoffers / Pfr. Edwin Matt

B R E G E N Z

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GEDANKEN für den Tag

Mo 30.11. – Sa 5.12. um 6:56

„Nicht von dieser Welt“ – Engel, Christ-kinder und andere schräge Gestalten von LuiseMüller, evangelische Theologin und emeritierteSuperintendentin„Die Adventzeit ist faszinierend“, findet LuiseMüller. Nicht nur Kindern begegnen Engel,Weihnachtsmänner, Christkinder, Nikoläuse undnoch andere. Und wer es möchte, den holen Ge-stalten wie diese heraus aus einer berechenba-ren rationalen irdischen Gegenwart und öffnenein Tor zum Himmel. Gestaltung: AlexandraMantler

Mo 7.12. – Sa 12.12. um 6:56

„Lichterfest in dunkler Zeit“ – Gedankenzum jüdischen Chanukka-Fest von EleonoreLappin-Eppel, HistorikerinWenn mitten im Advent jüdische Menschen Ker-zen zünden, dann tun sie das im Gedenken andie Wiedereinweihung des Jerusalemer Tempelsim Jahr 165 v.d.Z. Die Historikerin EleonoreLappin-Eppel erzählt in den „Gedanken für denTag“ Interessantes rund um dieses jüdischeLichterfest. Gestaltung: Alexandra Mantler

Mo 14.12. – Sa 19.12. um 6:56

„Ohren-Schmaus“ von Felix Mitterer,SchriftstellerDer Literaturpreis Ohrenschmaus, der seit 2007jährlich im Dezember verliehen wird, verstehtsich als Förderpreis, der Texte von Menschen mitLernbehinderungen prämiert und ihnen den Zu-gang zur Literatur ermöglicht. Menschen mitLernschwierigkeiten oder Lernbehinderungenwerfen oft einen besonderen Blick auf die Welt.Ihre Texte bieten Überraschungen und stellenhochwertige Literatur dar. Sie verdienen dasLicht der Öffentlichkeit. In den „Gedanken fürden Tag“ stellt Felix Mitterer sechs dieser Textevor und macht sich persönliche Gedanken dazu. Gestaltung: Alexandra Mantler

Mo 21.12. – Do 24.12. um 6:56

„Leere und die Fülle der Tage“ – Gedan-ken zu und rund um Weihnachten von ManfredScheuer, katholischer Bischof der Diözese Inns-bruck„Zeit wird nicht primär metrisch oder physika-lisch gedacht, auch nicht rein subjektiv vomMenschen als entworfene, gedachte oder vorge-stellte, sondern als Zeit zwischen Gott undMensch, als Zeit der Beziehung zwischen mir

und dem anderen“, sagt der katholische Bischofder Diözese Innsbruck Manfred Scheuer in sei-nen weihnachtlichen „Gedanken für den Tag“. Gestaltung: Alexandra Mantler

Mo 28.12. – Sa 2.1. um 6:56

„Was bleibt von uns, wenn wir gehen?“

Im Projekt „Feiert das Leben!“, einer Koopera-tion des Kunsthistorischen Museums mit der Ca-ritas, wurden prominente Persönlichkeiten ausdem künstlerischen und kulturellen Bereich ein-geladen, in einen Dialog einzutreten: Wasbleibt von uns, wenn wir gehen? Was ist unswichtig im Blick auf die Endlichkeit des Lebens,welche Spuren hinterlassen wir? Wie will ichsterben? Gestaltung: Alexandra Mantler

LOGOS – Theologie und Leben

Sa 5.12. um 19:05

Zweites Vatikanisches Konzil: „The NextGeneration“ – Aktuell wie nie oder längstein Stück Geschichte?Vor 50 Jahren – am 8. Dezember 1965 – wur-de das Zweite Vatikanische Konzil abgeschlos-sen. Die römisch-katholische Kirche hat sich da-mals zum ersten Mal in die unendlichen Weitender modernen Welt vorgewagt. Die katholischeKirche öffnete sich beispielsweise dem Dialogmit anderen Kirchen und den anderen Weltreli-gionen. Was ist davon heute noch aktuell? Zum50. Jahrestag des Abschlusses des Zweiten Va-tikanischen Konzils sollen die Kinder und Enkelder „Konzilsgeneration“ zu Wort kommen. Gestaltung: Markus Veinfurter

TAO – aus den Religionen der Welt

Sa 19.12. um 19:05

„Buddhas Tochter“ – Eine Deutsche imbuddhistischen Frauenkloster von KatmanduSie rasierte sich den Kopf kahl, tauschte ihre Je-ans und T-Shirts gegen die weinrote Nonnent-racht und verließ Europa: Als 20-Jährige wurdeChandra Chiara Ehm buddhistische Nonne. Seitmehreren Jahren studiert die Tochter einer ita-lienischen Mutter und eines deutschen Vaters ineinem tibetisch-buddhistischen Frauenkloster inder nepalesischen Hauptstadt Katmandu. Chan-dra Ehm ist die einzige Frau aus dem Westen,die im Frauenkloster Khachoe Ghakyil Ling die20-jährige Ausbildung absolviert. Der tibetischeBuddhismus fordert von seinen Schülerinnennicht weniger als von seinen Schülern, dennochherrscht zwischen Nonnen und Mönchen alles

andere als Gleichberechtigung. Gestaltung:Kathrin Ueltschi

MEMO – Ideen, Mythen, Feste

Fr 25.12. um 19:05

„Wie Weihnachten wirklich war“ – DieRuprechtskirche, die frühen Christen und dieGeburt ChristiWeihnachten ist seit vielen Jahrhunderten einzentrales christliches Fest, freilich haben sichmanche bis heute typischen Merkmale diesesFestes erst im 19. Jahrhundert entwickelt undverbreitet. Ganz anders wurde Weihnachtenetwa im Mittelalter begangen. Die Ruprechtskir-che, die älteste Kirche Wiens, ist der Ausgangs-punkt eines Streifzugs durch das religiöse Lebenim mittelalterlichen Wien. Die Ruprechtskirchewar aber nicht nur ein religiöses Zentrum, son-dern auch ein wirtschaftliches. Eine Zeitreise indas religiöse und wirtschaftliche Leben Wiensanhand eines der ältesten Bauwerke der Stadt.Gestaltung: Wolfgang Slapansky

Fr 1.1. um 19:05

„Die Pummerin“ – Geschichte einer InstitutionSie ist mehr als 20 Tonnen schwer und hat ei-nen Durchmesser von mehr als drei Metern. Sieläutet nur zu ganz speziellen Anlässen. DiePummerin, wohl das symbolträchtigste akusti-sche Wahrzeichen Österreichs, die Kirchenglok-ke der Nation. Die erste Pummerin wurde 1710gegossen, aus geschmolzenen türkischen Kano-nen, die bei der Zweiten TürkenbelagerungWiens erbeutet wurden. Ihr Zuhause war derSüdturm des Stephansdoms. Bis 1945. Da istdie Glocke beim Brand des Doms abgestürzt undzerbrochen. Aus den Trümmern der alten Glok-ke ist eine neue gegossen worden.„Memo“ begibt sich anlässlich des Jahreswech-sels in den Stephansdom, in den Nordturm, wodie Pummerin seit 1952 hängt. Und auch in Ar-chive, wo vieles über die „Stimme Österreichs“dokumentiert ist. Gestaltung: Wolfgang Slapansky

REFORMIERTES KIRCHENBL ATT 12/2015–01/2016

Ö1Religionim Radio

Verband Österreichischer Zeitungsherausgeberund Zeitungsverleger

Auflage kontrolliert, Normalprüfung, Veröffentlichung imPressehandbuch

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REFORMIERTES KIRCHENBL ATT 12/2015–01/2016

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Andacht

TOP 1 Begrüßung, Feststellung der Beschlussfähigkeit

TOP 2 Angelobung neuer Synodaler Linz: Johann Lamb

TOP 3 Beschlussfassung der Tagesordnung

TOP 4 Wahlen

TOP 5 Anträge des OKR H.B.

TOP 6 Anträge aus den Gemeinden- Feldkirch: Die Synode möge sich mit dem Thema „Kirchenasyl“

beschäftigen.

TOP 7 Selbstständige Initiativanträge

TOP 8 Bericht des Landessuperintendenten

TOP 9 Finanzbericht OKR H.B.

TOP 10 Berichte aus den Gemeinden

TOP 11 Berichte aus den Ausschüssen und Kommissionen1. aus der Kirche H.B.:

a) Theologischer Ausschuss H.B.(Wittich)b) Rechts-und Verfassungsausschuss H.B. (Heußler)c) Finanzausschuss H.B. (Stiastny)d) Kontrollausschuss H.B. (Bergmeister)e) Kirchenpresbyterium H.B. (Jünger)f) Reformierte Diakonieversammlung (Jandrasits)

2. aus der Generalsynode:a) Nominierungsausschuss

b) Theologischer Ausschuss c) Rechts- und Verfassungsausschussd) Kommission für Diakonie und soziale Fragen e) Religionspädagogische Kommissionf) Gleichstellungskommissiong) Kommission für Weltmission und Entwicklungszusammenarbeith) Arbeitskreis der Seelsorge für Homosexuellei) Bildungskommission

3. von gemeinsamen Sitzungen:a) Kirchenpresbyterien A.B. und H.B.- Ausbildungskommission b) Finanzausschüsse A.B. und H.B. c) Kontrollausschüsse A.B. und H.B.

TOP 12 Hilfe für Flüchtlinge

TOP 13 Studientag Reproduktionsmedizin

TOP 14 Umwelt

TOP 15 Vorbereitung der Generalsynode

TOP 16 Reformiertes Kirchenblatt

TOP 17 Reformationsjubiläum 2017

TOP 18 Fremdsprachliche Gemeinden

TOP 1 Tourismusseelsorge

TOP 19 Fragestunde

TOP 20 Synode 2016 in Bregenz

TOP 21 Allfälliges

4. Session der 16. Synode H.B. 2015Montag, 7. Dezember von 9:00 –18:00

Gemeindesaal der Evangelischen Pfarrgemeinde Wien-West, Zwinglikirche,

1150 Wien, Schweglerstraße 39

Eröffnungsgottesdienst der Synoden und der Generalsynode Predigt: Prof. DDr. Margot Käßmann am 6.12.2015 um 18:00

in der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Wien-Lainz, 1130 Wien, Jagdschlossgasse 44

TAGESORDNUNG

Mitte Oktober trafen sich die Pfarrerin-nen unserer Reformierten Kirche inMünchen, um über laufende Kirchen-themen und Gemeindeentwicklungenzu reden. Schon die Anreise stand je-doch unter der aktuellen Flüchtlingsthe-matik, als ungewiss blieb, ob die Zügenun von Wien nach München fahrenwürden oder nicht. Zwei Tagungsteil-nehmerInnen erlebten an der Grenze zuDeutschland, wie alle Mitreisenden

fremdländischer Herkunft von Polizistenaus dem Zug geholt wurden, um sich amBahnsteig in Zweierreihe aufzustellen.Für die Betroffenen und die Zaungästewar ungewiss, wohin deren Reiseweitergehen würde. Getagt wurde dannin der Evangelisch-Reformierten Kir-chengemeinde München I in der Reisin-gerstraße 11, in der es am Sonntag ei-nen Gottesdienst mit anschließendemAustausch über die Situation der Refor-

mierten in Deutschland und in Öster-reich gab. Anschließend war unsereGruppe zu Gast im Jüdischen Zentrumund durfte an einer Führung durch dieHauptsynagoge Ohel Jakob teilnehmen.Fassungslos machte die Information,dass wieder einmal jüdische Familienund Mitbürgerinnen aus Angst vorÜbergriffen und Anfeindungen inDeutschland ihr Land verlassen.

H.K.

Tagung der reformierten PfarrerInnen in München

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BERICHT

Die Juden in Äthiopien, früher„Falascha“, heute eher „BeitaIsrael“ genannt, blicken auf eine

lange Geschichte in diesem Land zu-rück. Sie berufen sich in ihrer Ge-schichte auf 1. Könige 10: Die Köni-gin von Saba (das heutigen Axum inNordäthiopien; andere Forscher sehendas Reich Saba im heutigen Jemen)besucht König Salomo in Jerusalem.Der Legende nach gelang es KönigSalomo, sie mit einer List in sein Bettzu locken. Schwanger kehrte die Kö-nigin in ihr Reich zurück. Ihr gemein-samer Sohn Menelik besuchte im Er-wachsenenalter seinen Vater Salomound nahm aus Jerusalem die Bundes-lade mit nach Saba, wo sie bis heute inder Marienkirche in Axum/Nord-äthiopien aufbewahrt werden soll, al-len Blicken verwehrt. Mit derBundeslade kam auch der jüdischeGlaube nach Saba und breitete sichim Norden des Landes aus.

Die LehreNeueren Forschungennach geht man eher da-von aus, dass sich dieBeita Israel aus abtrünni-gen oder verstoßenenchristlichen Gruppenformten. Durch die starkjüdisch geprägte Aus-richtung des äthiopischen Christen-tums wäre dies nur ein kleiner Schrittgewesen.In ihrer Lehre weichen die äthiopi-schen Juden in ritueller Praxis undheiligen Texten vom klassischen Ju-dentum ab. Bis ins 19. Jahrhundertlebte die Beita-Israel Gemeinde inÄthiopien nahezu isoliert. Zu denTexten des Alten Testaments kamendie Schriften Tobit, Judit und Henochdazu, wichtig ist das „Buch der Jubi-läen“, weiters „Der Tod des Mose“,„Die Gebote des Sabbath“ und „DasBuch der Jünger“ mit magischen Ele-menten, etwa die geheimen Namen

Jesu. Der Talmud und ande-re Schriften des normativenJudentums haben keine Be-deutung. Alle Texte sind inGe'ez, einer alten Kirchen-sprache des Landes verfasst,die heute nicht mehr gespro-chen wird.Wichtig sind äußerst strengeReinheitsgebote; einigeFeiertage teilen sie mit denisraelischen Juden, Feste wiePurim oder Chanukka gibtes dagegen nicht. Die unge-wöhnlichste Praxis der BeitaIsrael ist das Mönchtum, dasallerdings seit einigen Jahr-zehnten erloschen ist.

UnterdrückungIn ihrer Geschichte lebtendie Beita Israel die meisteZeit in totaler Unterdrük-kung durch die christlichenHerrscher. Nach schwerenHungersnöten und politi-

schen Umbrüchen in den 1970er Jah-ren erwog man eine Umsiedlung nachIsrael. Dort befand man die Beita Is-rael zum Stamm Dan gehörig undmachte damit den Weg zur Einbürge-rung frei. In knapp zwanzig Jahrenwurden in spektakulären Aktionen(z. B. Operation „Moses“ und „Salo-mo“) knapp 70.000 Beita Israel nachIsrael ausgeflogen.Heute gibt es nur noch wenige BeitaIsrael in Äthiopien, man geht von we-nigen Tausenden aus. Oft geben siesich nach außen als Christen aus undtragen Kreuze, da sie immer noch un-ter massiven Vorurteilen zu leiden ha-ben.

VorurteileIn Israel führen sie ebenfalls ein trau-riges Leben, dort wird ihre Zahl aufmittlerweile 125.000 geschätzt. Auchhier sehen sie sich großen Vorurteilenausgesetzt. 43 % der Israelis gaben an,dass sie keine Beita Israel heiratenwürden. Ihre Arbeitslosigkeit ist hoch,ihr Alltag durchsetzt von Skandalen.In den 1990ern wurde kolportiert,dass Blutspenden von Beita Israelheimlich weggeworfen wurden. Heu-er wurde bekannt, dass 2012 ihrenFrauen ohne ihr Wissen Kontrazepti-va verabreicht wurden. Mittlerweilehat selbst die israelische Regierung zu-gegeben, dass hier ein Rassismuspro-blem vorliegt. Aufgrund dieser Vorfäl-le kehren mittlerweile wieder einigeder Beita Israel nach Äthiopien zu-rück, sodass deren Zahl im Land wie-der leicht ansteigt.

RICHARD SCHREIBER

(war 2015 in Äthiopien auf Bildungsreise) ■

REFORMIERTES KIRCHENBL ATT 12/2015–01/2016

10

Zukunft durch VielfaltWeltweit leiden zwei Milliarden Menschen an Mangel-ernährung. Ihnen fehlen wichtige Vitamine und Mineral-stoffe. Die Wiederbelebung von traditionellen Sorten,Schulungen und die Stärkung von kleinbäuerlichenStrukturen helfen gegen den Stillen Hunger. Ihre Spende hilft!

IBAN: AT67 2011 1287 1196 6366BIC: GIBAATWWXXXKennwort: Satt ist nicht genug!www.brot-fuer-die-welt.at Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Mitglied der

actalliance

Juden im Reich der Königin von Saba

Die ehemalige Synagoge in der Nähe von Gondar/Amhara

© R. Schreiber

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Johannes Bobrowski: Levins Mühle. 34Sätze über meinen Großvater.Klaus Wagenbach Verlag Berlin, 2015,229 Seiten

Anlässlich des 50. Todestages von Jo-hannes Bobrowski wurde sein Roman„Levins Mühle“, eines der bedeutend-sten Werke der deutschen Nach-kriegsliteratur, erneut aufgelegt. DerAutor führt den Leser mit seiner na-turverbundenen Sprache in die fried-liche Landschaft Westpreußens imJahr 1874 zurück. Diese harmonischeLandschaft bildet den Hintergrundfür die brodelnden Emotionen in demkleinen Dorf Neuhausen, wo deut-sche Evangelische, polnische Katholi-ken und daneben Juden und Romalebten. Kulminationspunkt der Kon-flikte war das Wegschwemmen unddamit die Zerstörung der Wassermüh-le von Levin, der Jude ist. Es lag aufder Hand, dass der konkurrierendeMühlenbesitzer, der wohlhabendeevangelische Deutsche, der Großvaterdes Autors, beim Öffnen der Schleu-sen nachgeholfen hatte. Behörden,Gendarmerie und Gericht stehen aufder Seite des Deutschen, so dass derVorfall bald ad acta gelegt wird. ImZuge dieses Ereignisses brechen auchandere Konflikte im Ort auf, die so-wohl deutschnationale als auch gesell-

schaftliche Ursachen haben , dennden wohlhabenden Deutschen stehendie ärmeren religiösen und nationalenMinderheiten gegenüber. Dass dieevangelischen Deutschen in dieser Re-gion einem deutschnationalen undantijüdischem Gedankengut huldig-ten, erinnert daran, dass die Ereignissevon 1933 nicht plötzlich vom Him-mel gefallen sind, sondern schritt-weise vorbereitet wurden. Der Autor,der der Bekennenden Kirche angehör-te, war für solche Fragen sehr sensibel,wovon sein dichterisches Werk zeugt.Bobrowskis Buch gibt Gedankenan-stöße, uns anlässlich des Reforma-tionsjubliäums 2017 näher mit dieserSchattenseite der reformatorischenKirchen zu befassen. B.N.

Karl Ove Knausgård: Lieben: Roman(Das autobiographische Projekt, Band 2) Taschenbuch – btb Verlag 2013

Wie eine Suchtcreme sind die Roma-ne des Norwegers Karl Ove Knaus-gård. Ansteckend sind sie und habeneuropaweit regelrecht einen Lese-Hype ausgelöst. Firmenchefs sollenbereits Mitarbeitern verboten haben,sich in den Rauch- oder Kaffeepausenüber diese Romane zu unterhalten.Dabei sind sie existentialistisch undautobiographisch angelegt, kommenanfangs lapidar daher, sind nur vonder Dramatik unseres Alltagslebensangetrieben. Und gerade darin stecktder Zauber dieser Bücher. Auf jederSeite gibt es Momente, in denen ichzum Staunen, Wundern und Träumenverleitet werde. Knausgårds Original-ausgaben heißen „Mein Kampf I-VI“.Die fünf bisher auf Deutsch erschie-nenen Ausgaben heißen Sterben, Lie-ben, Spielen, Leben und Träumen.Auch der zweite Roman Liebenkommt gänzlich ohne Kapiteleintei-lung, ohne stilistische Mittel aus. Erzieht wie ein Erzählfluss dahin, lang-sam und träge an manchen Stellen,und dann nimmt er doch wieder alsmitreißender Strom gehörig Fahrt aufund entfaltet eine Wucht, der mansich nur schwer entziehen kann. Der

Autor zeichnet in „Lieben“ das Bildeiner Familie mit kleinen Kindernund widmet seine ganze Aufmerksam-keit der Beschreibung all der uns be-kannten täglichen Übungen, sich ausden Erinnerungen an die romanti-schen Gefühle in den Anfängen einerBeziehung, bei allen Versuchen derSelbstverwirklichung nicht vollendsvoneinander zu entfernen. Wir folgenKnausgård auf Schritt und Tritt beiseinem „Kampf“, seinen Kraftakten,neben der Kindererziehung, der Pfle-ge von Freundschaften, der Suchenach Freiräumen auch Zeit zumSchreiben und zum Leben zu finden.Schreiben kann Knausgård auf einzig-artige Weise. Beim Hummertranchie-ren meint denn auch ein Freund bei-läufig zur Hauptfigur: „Na, du hastgut reden. Du kannst auf zwanzig Sei-ten einen Toilettenbesuch so gestal-ten, dass die Leser leuchtende Augenbekommen.“ Eine Kritikerin schriebzu Knausgårds Büchern, sie seien einVirus, der per Tröpfcheninfektionübertragen wird, eine Grippewelle,die den Bekanntenkreis erwischt, undspricht schließlich gar von einerKnausgård-Epidemie. Die Romanekönnen Sie völlig wahllos und unab-hängig voneinander lesen. Sie sind al-les in allem eine Schule in SachenAchtsamkeit, die nebenbei eine Men-ge Wissen in den unterschiedlichstenBereichen des Lebens vermittelt.

H.K. ■

REFORMIERTES KIRCHENBL ATT 12/2015–01/2016

11BücherBücher

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P.b.b. – Verlagspostamt 1010 Wien – 11Z038962MErscheinungsort Wien

Ja, Gott – wir betenWir beten für Paris

Wir beten für Syrien und AfghanistanWir beten alle für Österreich

Wir beten für die WeltDeine Welt

Und mit uns beten vieleEs beten unsere muslimischen Nachbarn

Es betet die jüdische GemeindeUnsere atheistischen Freunde zünden Kerzen an

Alle sind wir ratlos, wortlos, wütendUnd wir haben AngstHörst du uns Gott?

Wir reden, wir fluchen, wir schreien oder sind stumm Wir schreiben

Wir sind mit unseren Gedanken in ParisWir sind mit unseren Gedanken hier, wo Zäune errichtet werden

Wir sind mit unseren Gedanken bei unserer ZukunftEs ist viel, Gott, was du uns zumutest

Schaffen können wir es nur gemeinsam

Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: Evangelischer Ober-kirchenrat H.B. in Wien. E mail: kirche [email protected]: Pfr. Mag. Harald Kluge ([email protected]), Pfrn. Sonja Bredel, Pfrn. MMaga.Irmi Langer, Pfr. Mag. Thomas Hennefeld, Pfr. Mag. PeterKarner, Pfr. Dr. Balázs Németh, Maga. Elisabeth Kluge, MilenaHeusslerVerwaltung und Anzeigenannahme: Alle in 1010 Wien,Dorotheerg. 16, Tel. 01/513 65 64, Fax 01/512 44 90Medienhersteller: Donau Forum Druck, 1230 Wien. Layout und Grafiken: Eva GeberBank:Schoellerbank AG, 1010 Wien, BIC: SCHOATWWIBAN: AT95 1920 0615 1117 9004Jahresabonnement 11 Euro. Erscheint 10 Mal im Jahr.DVR. 0418056(005)Medienrichtung: Ein Verkündigungs , Informations undDiskussionsforum, vorwiegend für evangelische Christen. Alle namentlich gezeichneten Beiträge geben nicht unbe-dingt die Meinung der Redaktion wieder und fallen in dieVerantwortung des Autors/der Autorin. AuszugsweiserNachdruck gegen Zusendung von zwei Belegexemplaren.

Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst. (Joh. 1,5)

Gesegnete Weihnachten und alles Gute für das Neue Jahr!Die Redaktion