jahresbericht chemieverbände rheinland-pfalz 2014
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Wir stellen neue Angebote vor, wie "Gesund im Beruf", "Berufskompass Chemie", "Lange Nacht der Industrie" und Chemie³. Ebenso präsentieren wir das neue Handbuch "Arbeitsverhältnisse in der chemischen Industrie" und zeigen die Fortbildungen des Verbandes der chemischen Industrie (VCI).TRANSCRIPT
2013/14Jahresbericht
Editorial
Gesund im Beruf (GiB)
Lebensphasen mit der Chemie
#Chemie2014
„Nicht laut, aber zielführend.“ Ein Kommentar zu den
Tarifverhandlungen von Torsten Dittmer
Antworten auf (fast) alle Fragen
Gesicht zeigen! Ein Kommentar
von Dr. Harald Schaub
Konjunktur 2013 / 14
Die Verbände im Überblick
Die Vielfalt der Chemie …
Auf der Tagesordnung: Für bessere
Standortbedingungen
Chemie³ – gemeinsam für die Branche
Zwischen Energieeffizienz und Betreiberpflichten
Berufskompass Chemie
Für einen spannenden naturwissenschaftlichen
Unterricht: Arbeitsblätter zur Unterrichtsgestaltung
Ein begehrtes Angebot: Das duale Studium in der
rheinland-pfälzischen Chemie
Lange Nacht der Industrie
Vorstände
Sozialpolitischer Beirat
Impressum
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Tarif- und Sozialpolitik
Wirtschaftliche Entwicklung
Wirtschafts- und Umweltpolitik
Chemieverbände
Bildung
Kommunikation
Inhaltsübersicht
Die Chemieverbände Rheinland-Pfalz
Die Chemieverbände Rheinland-Pfalz sind eine Gemeinschaft des Arbeit-
geberverbandes Chemie Rheinland-Pfalz e.V. und des Verbandes der
Chemischen Industrie e.V. Landesverband Rheinland-Pfalz e.V. Sie vertreten
die sozial- und wirtschaftspolitischen Interessen ihrer Mitgliedsunter-
nehmen. So bieten sie ihren Mitgliedern beispielsweise Rechtsberatung
und -beistand in arbeitsrechtlichen Fragen an und positionieren die
chemische Industrie gegenüber Öffentlichkeit, Politik und Behörden.
Mitglieder sind rund 180 Unternehmen der chemischen Industrie sowie
der Kunststoff, Kautschuk und Mineralöl verarbeitenden Industrie und
chemienahe Dienstleister.
Die Chemieverbände bieten ihre Leistungen ausschließlich ihren Mitglieds-
unternehmen an.
Die Chemieverbände in den Sozialen Netzwerken:
Google+: www.chemie-rp.de/googleplus
Kurznachrichten: www.twitter.com/chemie_rp
Videos: www.youtube.com/chemierp
Dokumentationen: www.slideshare.net/chemie_rp
Bilder: www.flickr.com/chemie_rp
Broschüren: www.issuu.com/chemie_rp
5Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
Innovationen treiben uns an und machen uns besser – das
beweist die chemische Industrie nicht erst seit dem letzten
Jahr. Schon aus unserer Entstehungsgeschichte heraus wird
deutlich, dass wir immer wieder durch kreative Stoffumwand-
lung neue Produkte entwickeln. Begonnen haben wir in
Rheinland-Pfalz mit Weinstein und Steinkohlenteer – beides
Abfallprodukte ihrer Zeit. Seit der Entwicklung der Chemie als
eigenständige Industrie erkämpfen sich die Unternehmen mit
innovativen Produktideen einen wertvollen Vorsprung auf
einem heiß umkämpften Weltmarkt.
Die Ergebnisse finden Sie nicht nur in Haushalten, im Auto und
in Baumärkten. Smartphone, Elektromobilität, Erneuerbare
Energien – all das ist ohne Chemie nicht denkbar. Im Fokus des
Endkunden sind wir dennoch selten – denn wir stehen mit
unseren Technologien hinter häufig bekannten Marken. Damit
haben wir uns arrangiert. Wir wollen weiter unseren Beitrag
leisten und zu fairen Bedingungen forschen und produzieren.
Für diese Fairness sorgen wir in unseren Betrieben, denn damit
tragen wir unseren Teil zum Wohlstand bei. Wer bei uns
arbeitet, der erlebt eine Branche, die sich um die Mitarbeiter
kümmert. Das zeigen die Beiträge zur Gesunderhaltung und
lebensphasenorientierten Arbeitszeit. Aber auch unsere
EditorialAusbildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten für die Beschäf-
tigten in der Chemie sind beispielhaft. Letztlich setzen wir uns
auch für einen aktiven Umweltschutz ein – durch stetige
Prozessoptimierung, nachhaltige Ressourcenschonung und
andere Umweltschutzmaßnahmen.
Diese drei Dimensionen – Ökologie, Ökonomie und Soziales –
haben wir mit unserer Initiative Chemie³ aufgegriffen. Hier
sind wir eine Marke, die nahezu konkurrenzlos ist. Diese
Marke werden wir in den kommenden Monaten und Jahren
weiter ausbauen. Den Weg dahin wollen wir gemeinsam mit
unseren Mitgliedsunternehmen gehen, indem wir praktische
Beispiele aus dem betrieblichen Alltag zeigen. Damit wollen
wir als Chemiebranche unsere Beiträge und auch unsere
Bedürfnisse in der Öffentlichkeit sichtbarer machen.
Denn die Innovationen unserer Branche sind nicht selbstver-
ständlich. Dafür brauchen wir als Betriebe faire Standortbedin-
gungen. Wie eine bezahlbare Energieversorgung. Und gerade
in der Debatte zur Finanzierung der erneuerbaren Energien
werden wir in eine Ecke gestellt, in die wir nicht gehören.
Denn fast alle unserer Mitgliedsunternehmen zahlen die volle
EEG-Umlage. Die wenigen Betriebe, die davon ausgenommen
sind, haben dies auch bitter nötig. Nur so können sie den
Standort halten. Die Alternativen werden gerne überhört, weil
sie keinem gefallen.
Innovationen treiben uns an und der Kurs der Chemie ist klar
eingestellt. Unser Kompass führt uns zu einem nachhaltigen
Wirtschaften, mit sicheren Arbeitsplätzen und Produkten, die
den Menschen im Land dienen. Unsere Betriebe sind bereit,
trotz heftigem Gegenwind aus der Politik.
6 Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
Tarif- und Sozialpolitik
Gesund im Beruf (GiB)
Die Broschüre „Gesund
im Beruf“ ist als
Druckexemplar beim
Arbeitgeberverband
erhältlich. Zusätzlich
steht ein PDF unter
http://issuu.com/
chemie_rp
zur Verfügung.
Auf einen Blick
Unternehmens sein, einem Produktionsbetrieb mit rund 200
Beschäftigten. Er ist unzufrieden mit den Aktionen und
Angeboten, die das Unternehmen bereits in Sachen Gesund-
heit anbietet: mit einer Krankenkasse veranstaltete der Betrieb
einen Gesundheitsaktionstag, seit kurzem gibt es wöchentlich
einen Obsttag in der Kantine, Gutscheine für das örtliche
Sportstudio sollen die Fitness stärken.
Die Angebote werden nur mäßig genutzt und es stellt sich die
Frage, ob die angebotenen Maßnahmen auch tatsächlich
etwas bewirken. Mit anderen Worten: Werden diejenigen
erreicht, auf die die Maßnahmen zielen?
Genau hier setzt „Gesund im Beruf“ (GiB) an. GiB ist eine
Initiative vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen, die
überzeugt sind, dass die präventive Gesundheitsförderung zum
langfristigen betrieblichen Erfolg
beiträgt. GiB ist eine Initiative,
die zu bestehenden Gesund-
heitskonzepten im Unternehmen
passt und betriebsspezifisch
umgesetzt wird. Und vor allem:
GiB ist keine Gießkanne mit
denselben Angeboten für alle,
sondern ein Präventionskonzept
zur individuellen Vorsorge.
Ausgangspunkt und Zielrichtung
zugleich ist die Gesundheit der Beschäftigten. GiB kommt also
von der medizinischen Seite. Darauf baut diese Idee auf.
Sprechen Sie uns an.
Weiter heißt es, dass jeder Einzelne selbst verantwortlich für
seine Gesundheit und Leistungsfähig-
keit sei, aber ergänzende Angebote ge-
macht werden, die „zur Verbesserung
des Gesundheitsbewusstseins, zur Er-
haltung der körperlichen Fitness (…)
oder zur Früherkennung chronischer
Krankheiten“ dienen. Darin eingeschlos-
sen sind ausdrücklich präventive Maß-
nahmen.
Wie sieht es in der betrieblichen Praxis
aus? Hier hält das Thema „Betriebliche Gesundheitsförderung“
immer stärker Einzug. In manchen Betrieben verbunden mit
Zweifeln bei der Umsetzung. Kennzeichnend mag eine
Bemerkung des Geschäftsführers eines mittelständischen
„Prävention im Betrieb hat Vorteile für Beschäftigte und Unternehmen. Sie führt zu geringeren Gesundheits-risiken, geringerer Arbeits-unfähigkeit und niedrigeren Kosten durch Ausfalltage.“Dr. Maximilian Kern, Geschäftsführer im Arbeitgeberverband
Speziell für seine Mitgliedsunternehmen bietet der Arbeitgeberverband mit GiB
ein Projekt zur Gesundheitsprävention an. Es orientiert sich am tatsächlichen
Bedarf in den Betrieben und an den individuellen Therapiezielen für die
jeweiligen Mitarbeiter.
Praktikable Gesundheitsförderung für kleine und mittlere Unternehmen
Die chemische Industrie ist eine Branche, die bekannt ist für ihre innovative Tarifpolitik. Als
besonders zukunftsweisend gilt der Tarifvertrag „Lebensarbeitszeit und Demografie“. Darin
empfehlen die Tarifvertragsparteien im Abschnitt zur betrieblichen Gesundheitsförderung
„durch gezielte Maßnahmen das Gesundheitsbewusstsein der Arbeitnehmer zu schärfen und
Hilfestellungen zu bieten“.
7Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
Lebensphasen mit der Chemie
Gesamtbetriebsrat wurde die Hilfe vereinbart. Gemeinsam entscheiden auch
die Betriebspartner über die Anträge – schnell und unbürokratisch.
Michelin will das Know-how der älteren Mitarbeiter erhalten
Die Reifenproduktion ist kein einfaches Geschäft. Ältere Arbeitnehmer haben
viel wertvolles Know-how gesammelt, brauchen aber unter Umständen kör-
perliche Entlastung. Ermöglicht wird
dies durch ergonomische Arbeitsplät-
ze. Daneben gibt es das „FlexiPlus-
Konto“, welches den Beschäftigten in
Absprache Freistellungszeiten ermög-
licht. Genutzt werden kann das Konto
dann für die Pflege der Angehörigen
oder die Kinderbetreuung. Denkbar ist
aber auch, dass sich die Mitarbeiter
„Verschnaufpausen“ ansparen und
beispielsweise kurz vor der Rente nur
noch drei statt fünf Tage die Woche
arbeiten. Angespart werden kann mit Überstunden, Urlaubstagen und Zula-
genzahlungen, die in das Langzeitkonto eingebracht werden. Vom Arbeitge-
ber gibt es jedes Jahr weitere 500 Euro dazu. Denn von dem Langzeitkonto
profitiert auch Michelin: So kann das Wissen und die Erfahrung der älteren
Mitarbeiter länger dem Betrieb erhalten bleiben.
Die Demografieanalyse in den Mitgliedsunternehmen hat schnell deutlich
gemacht, wohin die Reise geht – das Durchschnittsalter der Beschäftigten
wird von derzeit 43 Jahren weiter ansteigen. Damit verbunden sind neue
Fragestellungen an die Arbeitsgestaltung und die Vereinbarkeit von Beruf
und Familie. Die Handlungsfelder für die Betriebe reichen von der Optimie-
rung der Arbeitsplätze über Gesundheitsfragen bis hin zur Pflege von
Angehörigen. Mit dem Tarifvertrag „Lebensarbeitszeit und Demografie“
haben Arbeitgeber und Gewerkschaft der Chemie einen gemeinsamen
wichtigen Schritt in die richtige Richtung getan.
Renolit hilft seinen Mitarbeitern mit einem Pflege-Fonds
Älter werdende Mitarbeiter bedeuten auch älter werdende Eltern. Diese
können im Alter auf Hilfe angewiesen sein. Für immer mehr Mitarbeiter
bedeutet die Pflege neben dem Beruf eine doppelte Belastung. Und das über
eine lange Zeit. Der Folien-Hersteller Renolit in Worms hilft seinen
bundesweit 1.900
Mitarbeitern. Sie können
auf Wunsch bis zu zwölf
Monate lang die
Wochenarbeitszeit
um maximal 50 Prozent
reduzieren. Damit in
dieser Zeit das Einkom-
men nicht so stark sinkt
wie die Arbeitszeit,
stockt das Unternehmen
das Restgehalt um bis zu 30 Prozent auf. Das Geld kommt aus einem dafür
geschaffenen Pflege-Fonds. Er setzt sich zusammen aus Geldern des
Demo-II-Fonds und weiteren 50 Euro vom Unternehmen. 100 Euro fließen so
jährlich pro Mitarbeiter in den separaten Fonds. Zusammen mit dem
„Ich denke, das war eine herausragende Sache, die man damals geschaffen hat, um den demogra-fischen Wandel in den Unternehmen zu gestal-ten.“Wilfried Gutzler, Renolit
„Wir brauchen alle unsere Mitarbeiter. Um die älteren Mitarbeiter länger im Betrieb zu halten, wollen wir das Arbeitsumfeld indi- viduell organisieren.“ Peter Kubitscheck, Personalleiter Michelin
Mit dem 2008 geschlossenen Tarifvertrag „Lebensarbeitszeit und Demografie“
haben die Sozialpartner den Demografiefonds geschaffen. In diesen zahlen die
Arbeitgeber pro Beschäftigten zunächst 300 Euro pro Jahr ein. Der Betrag
steigt mit den Tariferhöhungen. 2012 kamen nochmal 200 Euro für den Fonds II
hinzu.
Zum Tarifvertrag
Der 2008 abgeschlossene Tarifvertrag „Lebensarbeitszeit
und Demografie“ wurde 2012 durch die Sozialpartner
erweitert. Der Schwerpunkt liegt auf ergänzenden
Instrumenten zur Gestaltung lebensphasenorientierter
Arbeitszeit. Damit verbunden war ein zusätzlicher
Demografiebeitrag, der in einen Fonds eingeflossen ist.
Michelin und Renolit zeigen, wie sie diese Gelder
einsetzen.
8 Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
Die Tarifverhandlungen für die chemische Industrie endeten Anfang Februar. Nach neun regionalen
Debatten und zwei Verhandlungen auf Bundesebene einigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft auf
eine Entgelterhöhung von 3,7 Prozent mit einer Laufzeit von 14 Monaten. Eine harte Tarifrunde war es,
in der beide Seiten sehr um die Einigung gerungen haben.
#Chemie2014
Die Vorbereitung jeder Tarifrunde wird maßgeblich vom wirt-
schaftlichen Umfeld beeinflusst. Dazu gehören die aktuelle Lage
in den Unternehmen, statistische Erhebungen, aber auch Prog-
nosen der Wirtschaftsinstitute. Die Bedingungen waren aus der
Sicht der Arbeitgeber keineswegs
positiv: Die deutsche Chemiepro-
duktion war zwischen 2007 und
2012 um drei Prozent abgesunken.
Das entstandene Defizit konnte
auch der Anstieg von 1,5 Prozent
zwischen 2012 und 2013 nicht aus-
gleichen. Sinkende Verkaufspreise kamen erschwerend hinzu.
So mussten Ende 2013 viele Betriebe in Rheinland-Pfalz ein
Umsatzminus verkraften.
Aufgrund des hohen Exportanteils von fast 70 Prozent war die
rezessive wirtschaftliche Entwicklung in Europa, insbesondere
in den südeuropäischen Ländern, in der Diskussion von großer
Bedeutung. Dem Rückgang beim Umsatz standen gestiegene
Rohstoffpreise und Energiepreise gegenüber. Zuversichtlich wa-
ren die Tarifpartner bei der Verlängerung des Tarifvertrages „Zu-
kunft durch Ausbildung“, klar auseinander lagen sie bei der
Frage der unbefristeten Übernahme von Auszubildenden.
In der Übernahmefrage haben sich Arbeitgeber und Gewerk-
schaft auf eine intelligente Lösung verständigt: Die unterneh-
merische Freiheit bleibt erhalten. Die Branche setzt auf
Eigenverantwortung statt Übernahmezwang. So können die
Sozialpartner der Chemie die gemeinsame Erfolgsstory in
Sachen Ausbildung fortschreiben.
Dies bedeutet, dass der Ende 2013 ausgelaufene Tarifvertrag
„Zukunft durch Ausbildung“ weiterentwickelt wurde zum
Tarifvertrag „Zukunft durch Ausbildung und Berufseinstieg“.
Hier werden auch die Programme „Start in den Beruf“ und
„StartPlus“ für nicht ausbildungsreife junge Erwachsene sowie
der Wegweiser „Berufskompass Chemie“ integriert. Beide
Verhandlungspartner bekennen sich weiterhin zum erfolgreichen
Grundsatz „Ausbildung geht vor Übernahme“. In der Chemie gibt
es auch zukünftig keinen Übernahmezwang. Auf Verbandsebene
wird die regionale Übernahmesituation unter anderem Thema
des „Runden Tisches für Arbeitsmarktfragen“ sein.
Tarif- und Sozialpolitik – Jahresrückblick 25.06.2013 Mitgliederversammlung,Mainz
05.09.2013 Berufskompass Chemie, Frankenthal
06.12.2013 Forum Personalwirtschaft, Frankenthal
„Ohne den flexiblen Mix bei der Kostenbelastung wäre ein Abschluss nicht möglich gewesen. Zudem hat sich Rheinland-Pfalz klar gegen eine Übernah-me positioniert.“ Hans-Carsten Hansen, Verhandlungsführer der Arbeitgeber auf Bundesebene und stellvertretender Vorstandsvorsit-zender der Chemieverbände Rheinland-Pfalz
Als am 2. Dezember 2013 die regionalen Tarifverhandlungen in Frankenthal begannen, saß mit Francesco Grioli ein neuer Verhandlungs-
führer für die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) am Tisch. Grioli war kurz zuvor als neuer Landesbezirksleiter für
Rheinland-Pfalz und das Saarland gewählt worden. Vor seiner Wahl war er Vorstandssekretär beim Hauptvorstand der IG BCE in
Hannover. Sein Themenfeld war dort unter anderem die Tarifpolitik.
Ist Ihnen die Raute in der Überschrift aufgefallen? Kommunikationsplattformen wie Twitter und Facebook nutzen diese Zeichen-Wort-
Kombination als sogenannten Hashtag. Damit können Meldungen zum gleichen Thema schneller gefunden werden.
Auf einen Blick
Video zur Wirtschaftsdebatteauf YouTube ansehen
9Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
19.–20.02.2014 Grundlagen des Arbeitsrechts,St. Goar
03.06.2014 Fairnessdebatte – Chemie.Impulse RP,Mainz
4.–05.06. 2014 Zukunftsorientierte Personalentwicklung, Bad Dürkheim
Ein Kommentar zu den Tarifverhandlungen von Torsten Dittmer
Die Tarifverhandlungen in der chemischen Industrie werden von den
Vertretern der Medien insgesamt als sehr leise wahrgenommen. Insbeson-
dere im Vergleich zu anderen Branchen. Doch auch in der Chemie wird hart
um jeden zehntel Prozentpunkt und jede Formulierung im Tarifvertrag
verhandelt. Der Arbeitgeberverband leistet hier eine Arbeit, die oft als
selbstverständlich angesehen wird. Und genau hier will ich ansetzen. Denn
auch in diesem Jahr wurde wieder ein Ergebnis ausgehandelt, das auf
beiden Seiten der Tarifparteien neben Zustimmung auch Kritiken hervorgeru-
fen hat. Dies erfahre ich aus Gesprächen mit anderen Geschäftsführern, das
berichten aber auch Vertreter der IG BCE.
Derartige Kritik ist erwartungsgemäß. Denn ein Kompromiss bedeutet
immer, dass es auch unzufriedene Stimmen gibt. Wichtig ist mir aber das
Gesamtbild: Unsere Unternehmen stehen im harten, globalen Wettbewerb.
Die Löhne sind ein wichtiger Kostenfaktor. Und die Tariferhöhungen haben
direkten Einfluss darauf, wie wettbewerbsfähig wir bleiben. Mehrausgaben
belasten uns – aber vergessen dürfen wir dabei nicht, dass wir als
Arbeitgeber auch einen gesellschaftlichen Auftrag haben. Dazu gehören
angemessene Entgelte. Zudem gewinnt ein Unternehmen mit attraktiven
Löhnen gute Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt. Ein Argument, dass die
Gewerkschaft auch für ihre Interessen nutzt. Diese muss jedoch auf der
anderen Seite aufpassen, dass sie durch zu hohe Lohnforderungen und
Abschlüsse die Unternehmen nicht aus dem Arbeitgeberverband treibt.
Für uns als Mitgliedsunternehmen ist ein starker Arbeitgeberverband als
Tarifpartner der Gewerkschaft wichtig: So besteht zum Beispiel in der
chemischen Industrie Friedenspflicht während der Verhandlungen und damit
kein individuelles Streikrecht in den Betrieben. Ein Vorteil, der in anderen
europäischen Ländern nicht existiert und uns einen Standortvorteil gibt: Es
gibt den Geschäftsführern die notwendige Planungssicherheit. Die
Alternative, sich auf die Verhandlungsebene der einzelnen Standorte zu
begeben, kann teuer werden, wenn es an Einsicht beim Verhandlungspart-
ner mangelt. Erst jüngst wurden solche Szenarien in einem großen Werk
unseres Mutterkonzerns deutlich. Löhne, die historisch begründet hier
deutlich über dem nationalen Durchschnitt lagen, wurden neben den
Altersvorsorgesystemen in Frage gestellt. Das führte letztlich zu einer
Auseinandersetzung mit Streik. So etwas wäre in unseren verbandsangehö-
rigen deutschen Standorten nicht passiert.
Was bedeutet das für uns in Rheinland-Pfalz? Um das richtige Maß zu
finden, ist für den Arbeitgeberverband Chemie die Einbindung aller
Mitgliedsunternehmen wichtig: Von der klassischen Chemie bis hin zur
Kunststoffverarbeitenden Industrie. Von Betrieben mit 25 bis hin zu 35.000
Beschäftigten. Auf Bundesebene haben wir mit den Unternehmensbeispie-
len von Michelin in Bad Kreuznach und Ineos Paraform in Mainz die
wirtschaftliche Lage sehr gut deutlich machen können. Gut und wichtig finde
ich, dass wir beim Abschluss auch flexible Lösungen gefunden haben, die
Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Situationen mittragen können.
Mein Fazit: Wir haben uns in die Verhandlungen eingebracht und schätzen
die Vorteile, die uns der Verband bietet.
„Nicht laut, aber zielführend.“
Torsten Dittmer, Vorstandsmitglied und Geschäftsführer
INEOS Paraform GmbH & Co. KG, Mainz
10 Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
Das Handbuch für Personaler bietet zahlreiche Arbeitshilfen und
Vorlagen aus der Praxis für den betrieblichen Alltag. Das Buch ist in
diesem Jahr neu erschienen und sollte in keinem Personalbüro
fehlen.
Tarif- und Sozialpolitik
Unter Federführung des Bundesarbeitgeberverbandes Chemie (BAVC)
erarbeitet eine Arbeitsgruppe aus Juristen von Mitgliedsunternehmen und
-verbänden Arbeitshilfen aus der Praxis für die Praxis. Das erste Handbuch,
ein Kompendium arbeitsvertraglicher Klauseln mit Erläuterungen und
Praxisempfehlungen („Handbuch Arbeitsvertragsgestaltung in der chemi-
schen Industrie“), ist inzwischen schon in der dritten Auflage erschienen.
Mit dieser Broschüre bietet der Arbeitgeberverband eine gute Arbeitshilfe
für die Unternehmen.
So sieht es auch Elisabeth Pilz, Leiterin Human
Resources bei Freudenberg Filtration Technolo-
gies in Kaiserslautern, die vor knapp zwei Jahren
aus einer anderen Branche in die Chemie wech-
selte. „Bislang habe ich kein Handbuch mit Bran-
chenbezug kennengelernt und war gerade als
‚Neueinsteiger’ in die chemische Industrie sehr
positiv überrascht, ein solches Nachschlagewerk
vorzufinden. Für jemanden, der sich erst in einen Tarifvertrag einarbeiten
muss, ist eine solche Arbeitshilfe sehr wertvoll. Langes Suchen im Tariftext
blieb mir so manches Mal erspart“, sagt sie.
Animiert von der positiven Aufnahme des Handbuchs „Arbeitsvertragsge-
staltung“ hat die Arbeitsgruppe des BAVC inzwischen ein zweites Handbuch
herausgegeben: „Das Arbeitsverhältnis in der chemischen Industrie“. Dieses
behandelt in fünf Abschnitten auf rund 450 Seiten praxisrelevante Themen
zur Anbahnung, Durchführung und Beendigung von Arbeitsverhältnissen
sowie Besonderheiten der Berufsausbildung, jeweils mit Blick auf die
tariflichen und branchenspezifischen Besonderheiten in der Chemie. Es
beinhaltet Musterschreiben und -texte für alle Bereiche des Arbeitsverhält-
nisses.
Aktuelle Fragestellungen kompakt beantwortet
Neben Dr. Annette Mroß und Dr. Hubert Bloesinger aus der Verbandsge-
schäftsstelle gehört auch Boris Wein, Leiter Arbeitsrecht bei Boehringer
Ingelheim, zum 14-köpfigen Autorenteam. Er
schätzt den intensiven und kritischen Austausch
von Unternehmenspraktikern und Verbandsjuris-
ten aus der chemischen Industrie. „Wir kennen
die akuten Fragestellungen aus unserer täglichen
Arbeit in den Unternehmen. Eine Arbeitshilfe, die
diese Fragen unter Berücksichtigung der
tariflichen Regelungen sowie der Betriebspraxis
in der chemischen Industrie beantwortet, ist eine wichtige Unterstützung
der Personaler vor allem der kleinen und mittleren Unternehmen. Diese,
glaube ich, ist uns sehr gut gelungen“, so Wein.
Boris Wein ist gespannt auf die Reaktionen der Nutzer:
„Wir denken, dass dieses Handbuch eine große Hilfe für Praktiker bietet. Es sollte auf keinem Schreibtisch eines Personalers fehlen.“
Antworten auf (fast) alle Fragen
11Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
Dass die Chemie stimmt, ist eine Redensart, die bis ins ausgehende
18. Jahrhundert zurückreicht. Sie bezieht sich auf Stoffe, die sich
harmonisch miteinander verbinden und ist in unseren Sprachge-
brauch eingegangen. Doch wie steht es um die Verbindung der
chemischen Industrie und der Gesellschaft? Diese Verbindung ist
nicht immer harmonisch. Und ich finde, dass wir da was tun sollten.
Wir brauchen ein aufgeklärteres Verständnis von dieser Naturwis-
senschaft.
Gesicht zeigen!
Bereits im Juni letzten Jahres habe ich mich anlässlich meiner Wahl als
Vorstandsvorsitzender besorgt über das Ansehen der chemischen Industrie
in der Gesellschaft gezeigt. Es sind die Botschaften aus dem Alltag, die
langfristig unser Image beeinflussen. Die Schlagworte ähneln sich:
„Farbenfrohe Eier ohne Chemie“ oder „Essig statt Chemiekeule“. Und auf
einem Online-Portal stand ein Beitrag unter dem Titel „Schlechte Chemie im
Mund“. Diese Liste lässt sich weiter fortsetzen, ich denke aber, dass klar ist,
worauf ich hinaus will. In unserer Alltagssprache ist die Chemie nur positiv
belegt, wenn die „Chemie stimmt“. Die Errungenschaften der Chemie, die
unseren Alltag bestimmen und bereichern, werden nicht oder sehr selten
wahrgenommen.
Das Verständnis von Chemie in den Köpfen der Menschen entspricht oft
noch dem Bild der „Schwerindustrie“ der 70er. Da müssen wir ran und
etwas tun. Wir haben schon vor einiger Zeit erkannt, dass wir uns öffnen
und mehr kommunizieren müssen. Wir haben gelernt, dass wir im Dialog
punkten, wenn wir uns von der Chemie-Sprache lösen, die nur Insider
verstehen. Wir wollen konkret werden, denn die Chemie bietet gut bezahlte
Arbeitsplätze, hohe Umwelt- und Sicherheitsstandards, Vereinbarkeit von
Beruf und Familie, Berufsorientierung für die Auszubildenden, eine tariflich
vereinbarte Altersvorsorge, Lösungen zur Demografie und Lebensarbeitszeit,
wichtige Beiträge für Ressourceneffizienz und die Energiewende sowie
Lösungen für unsere sich schnell wandelnde Welt.
Wir sind uns dabei unserer Verantwortung für Natur und Mensch bewusst.
Wir produzieren umweltfreundlich und sozial nachhaltig. Die Führung in
unseren Unternehmen und die Qualität der Zusammenarbeit zwischen
Mitarbeitern, Führungskräften und Sozialpartnern sind in den letzten
Jahrzehnten sehr gereift. Durch unsere Gewinne können wir in die
Standorte investieren und den Menschen sichere Arbeitsplätze bieten.
Wenn Sie so wollen: Die Chemie ist heute umfassend sozial und mensch-
lich. Ein Chemie-Unternehmen ist heute ein „Prosperum Sociale“.
Dies darzustellen und deutlich zu machen, ist ein wichtiges Vorhaben
unserer Branche. Und die Chemie hat dafür einen wichtigen Schritt getan:
Wir wollen als Chemie ein aufmerksamer Gesprächspartner sein, der zuhört
und versteht und die Chance bekommt, aufzuklären und zu informieren. Die
Plattform dazu ist die Initiative Chemie3. In diesem Jahresbericht finden Sie
einen Beitrag dazu auf Seite 18.
Diese Initiative ist nicht nur etwas Besonderes, weil Arbeitgeberverband,
Gewerkschaft und Wirtschaftsverband der Chemie gemeinsam etwas
bewegen. Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass in unserem
Nachhaltigkeitsverständnis die drei Dimensionen Ökonomie, Ökologie und
Soziales gleichberechtigt vertreten sind.
Dazu möchten wir mit den Menschen ins Gespräch kommen. Ihnen zuhören,
sie verstehen und dann handeln. Machen Sie mit.
Dr. Harald Schaub, Vorstandsvorsitzender und Mitglied der Geschäftsführung
Chemische Fabrik Budenheim KG, Budenheim
Ein Kommentar von Dr. Harald Schaub
12 Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
Wirtschaftliche Entwicklung
Konjunktur 2013 / 14
Die chemische Industrie in Rheinland-Pfalz hat das wechsel-
hafte Jahr 2013 mit einem starken letzten Quartal beendet.
Gab es in den ersten neun Monaten noch ein deutliches Minus
von 1,6 Prozent beim Umsatz, so stiegen im letzten Quartal die
Produktion um 5,5 Prozent und der Umsatz um 5,0 Prozent an.
Zu einem Umsatzplus am Jahresende reichte es jedoch nicht.
Insgesamt lag der Umsatz mit 28 Milliarden Euro rund
0,1 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die umsatzstärkste
Branche in Rheinland-Pfalz konnte damit kein Wachstum
aufweisen. Es war vielmehr ein Schritt zur Seite. Rheinland-
Pfalz entwickelte sich damit unter dem Bundesdurchschnitt,
der ein Plus von 2,2 Prozent aufweisen kann. Der Umsatz-
rückgang in der rheinland-pfälzischen Chemie ist maßgeblich
auf die rückläufigen Preise und die negativen Währungseffekte
zurückzuführen. So sank der Erzeugerpreisindex im Jahres-
mittel um 11 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr.
Während das Inlandsgeschäft eine leicht positive Entwicklung
zeigte, gab das Auslandsgeschäft weiter nach. Da der
Export-Umsatz einen unverändert hohen Anteil von 69 Prozent
am Gesamtumsatz hat, wirken sich hier die negativen
Entwicklungen deutlicher aus, als es durch die Stärkung des
Inlandsgeschäfts geschieht.
Neben dem Umsatzrückgang konnten die Betriebe nur auf
einem vergleichsweise geringen Absatz hoffen. Der Produkti-
onsindex stieg 2013 um rund 1 Prozent gegenüber dem
Vorjahreszeitraum. Hier zeigt sich eine Verlaufskurve, die
dem Bild eines Sägeblattes gleicht.
Beschäftigung steigt
Anders hingegen entwickelten sich die Beschäftigtenzahlen:
Die Chemiebetriebe stellten verstärkt Personal ein. Einen
sprunghaften Anstieg gab es zwischen August und September.
Am Jahresende waren in der chemischen Industrie 45.891
Menschen beschäftigt. Das sind 1,1 Prozent mehr Beschäftigte
als im Vergleichszeitraum. Dazu trug auch die positive
Ausbildungsbilanz bei. 2013 wurden 1.501 Lehrstellen
angeboten. Das ist ein neuer Höchststand seit 2009. Darunter
fielen 1.114 Stellen auf die klassische Ausbildung, 115 Plätze
für das duale Studium und 272 Stellen entfielen auf Förder-
maßahmen wie StartPlus.
Pharma mit sinkenden Umsätzen
Die Unternehmen der pharmazeutischen Industrie haben 2013
mit Herausforderungen gekämpft. Insgesamt sank der Umsatz
im Geschäftsjahr um 2 Prozent auf rund 4 Milliarden Euro.
Auch die Produktion ging zurück – um insgesamt 6,7 Prozent.
Das starke letzte Quartal der klassischen Chemie konnten die
pharmazeutischen Betriebe nicht für sich verbuchen. Im gleichen
Umsatz in 2013 / 14 im Jahresverlauf (in Mio. Euro)
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep
2013 2014
Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr
2.000
2.100
2.200
2.300
2.400
2.500
2.600
2.700
13Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
Zeitraum stieg die Zahl der Beschäftigten an. Im Dezember 2013
waren 11.402 Menschen in der pharmazeutischen Industrie
beschäftigt. Das sind 4,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Hersteller von Gummi- und Kunststoffwaren im Minus
Dem allgemeinen Umsatzminus konnten sich auch die Betriebe
der Gummi- und Kunststoffwarenhersteller nicht entziehen. Der
Umsatz sank 2013 gegenüber dem Vorjahr um 1 Prozent – trotz
eines starken vierten Quartals. Von der negativen Entwicklung
waren der Inlands- und Auslandsumsatz gleichermaßen
betroffen. Dennoch stiegen die Beschäftigtenzahlen um 1,3
Prozent.
Starker Start in 2014In das neue Jahr startete die Chemiewirtschaft sehr positiv: So
verbuchte im ersten Quartal 2014 die Branche ein Umsatzplus
von 9,8 Prozent gegenüber dem vierten Quartal des abgelaufe-
nen Jahres. Auch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist dies
ein Plus von 6 Prozent.
Die bisherigen Zahlen im ersten Quartal 2014 zeigen eine
stärkere Auslandsnachfrage. Ob sich dies verstetigt, bleibt
abzuwarten. Eine Befragung unter den Mitgliedsunternehmen
im Mai 2014 ergab, dass 94 Prozent der Unternehmer
grundsätzlich eine positive Geschäftserwartung haben. Als
größte Risiken für die Unternehmen wurden Energiekosten,
Arbeitskosten sowie Probleme in der Abnehmerbranche
angegeben. Die steigenden Kosten in den Betrieben können oft
nicht weitergegeben werden und drücken auf die Margen.
Besonders die Ausgestaltung der EEG-Reform und die damit
verbundenen Kosten sorgen für Unsicherheiten.
Bei der Besetzung von Ausbildungsstellen sehen die Betriebe
zunehmend das Problem der Besetzung von technischen
Berufen und Berufen mit Schichtarbeit. Diesem Mangel steht
ein Überfluss an Bewerbern für kaufmännische Berufe
entgegen. Insgesamt spüren die Betriebe, dass die industriel-
len Berufsbilder zugunsten der Dienstleistungsberufe an
Attraktivität verlieren.
Beschäftigung in 2013 / 14 im Jahresverlauf (Chemische Industrie)
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep
2013 2014
Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr
45.000
45.200
45.400
45.600
45.800
46.000
46.200
46.400
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr
50
60
70
80
90
100
110
120
2013 2014
Produktion in 2013 / 14 im Jahresverlauf (Indexwert)
• Abschluss von Tarifverträgen
• Information und Beratung der Mitgliedsunternehmen in arbeits-
und sozialrechtlichen Belangen
• Rechtsbeistand vor Arbeits- und Sozialgerichten
• Darstellen und Vertreten der tarif- und sozialpolitischen Belange
der chemischen Industrie gegenüber Öffentlichkeit, Politik und
Behörden
• Förderung der Aus- und Weiterbildung
• Darstellen und Vertreten der wirtschaftspolitischen Belange
der chemischen Industrie gegenüber Öffentlichkeit, Politik und
Behörden
• Information der Mitgliedsunternehmen
• Beratung der Behörden bei der Umwelt- und Produktgesetz-
gebung und deren Auswirkungen auf die chemische Industrie
• Fördern der Kontakte von Unternehmen mit Behörden und Politik
• Förderung naturwissenschaftlicher Bildung
• Bundesarbeitgeberverband Chemie e. V. (BAVC), Wiesbaden
• Landesvereinigung der Unternehmerverbände (LVU), Mainz
• Darüber: Mitglied der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeit-
geberverbände (BDA), Berlin
• Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI), Frankfurt/ Main
• Darüber: Mitglied des Bundesverbandes der Deutschen Industrie
e.V. (BDI), Berlin
• Mitgliedsunternehmen: 130
• Beschäftigte: 67.396
• Mitgliedsunternehmen: 103
• Beschäftigte: 46.113
• Vorsitzender: Dr. Harald Schaub, Chemische Fabrik Budenheim KG • Vorsitzender: Dr. Harald Schaub, Chemische Fabrik Budenheim KG
• Hauptgeschäftsführer: Dr. Bernd Vogler
• Geschäftsführer: Dr. Hubert Bloesinger, Dr. Maximilian Kern
• Hauptgeschäftsführer: Dr. Bernd Vogler
• Geschäftsführer: Dr. Hubert Lendle
Arbeitgeberverband Chemie Rheinland-Pfalz e.V.
Aufgaben und Leistungen Aufgaben und Leistungen
Mitgliedschaft in Verbänden Mitgliedschaft in Verbänden
Kennzahlen (April 2014) Kennzahlen (April 2014)
Vorstand (2013 – 2015) Vorstand (2013 – 2015)
Geschäftsführung Geschäftsführung
Verband der Chemischen Industrie e.V. Landesverband Rheinland-Pfalz e.V.
14
Chemieverbände
15Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
… zeigt sich auch in unserer Mitgliedschaft. So bunt wie die Logos sind auch die Unternehmen in unseren Verbänden
in der Betriebsgröße und bei den Produkten. Gemeinsam haben sie sich für die Chemieverbände Rheinland-Pfalz
entschieden. Dafür sagen wir „Danke“.
Die Vielfalt der Chemie …
Die Chemie st immt
KOHLENSÄURE
16 Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
Wirtschafts- und Umweltpolitik
Befreiung von der EEG-Umlage ist kein Privileg
Am 27. Juni dieses Jahres verabschiedete der Bundestag die EEG-Novelle.
Damit sollte die Kostenspirale beim Strompreis zumindest gebremst werden.
Die Begrenzungen im Ausbaupfad für die Erneuerbaren Energien (EE) sowie
ein Ausschreibungsmodell zur besseren Marktintegration sollen verhindern,
dass die Umlage durch den ungesteuerten Ausbau der EE immer weiter
steigt. Nach äußerst intensiven Diskussionen
in Mainz, Berlin und Brüssel gibt es weiterhin
eine Ausgleichsregelung für die energieinten-
siven Betriebe – allerdings zu verschärften Be-
dingungen und höheren Kosten. Eigenstrom-
produzenten werden auch zukünftig nicht mit
der EEG-Umlage belastet – sofern es um beste-
hende Anlagen geht. Neuanlagen zahlen die
Umlage anteilig. Das zerschlägt die Pläne von
Unternehmen, die in diese effiziente Technolo-
gie investieren wollten. Und kurz vor dem Be-
schluss im Bundestag gab es nochmals einen
inakzeptablen Seitenhieb aus Brüssel: Die Befreiung für Eigenstromerzeuger
soll uneingeschränkt nur bis 2016 gelten.
Vor den Folgen einer Kostenexplosion für die gesamte Wertschöpfungskette
der Industrieproduktion hatten die Chemieverbände immer eindringlich
gewarnt. Vertreter der Verbände hatten sich mit Politikern und der
Geschäftsleitung der Mitgliedsunternehmen zusammengesetzt, um die
wirtschaftliche Brisanz des Strompreises und die Notwendigkeit einer
Entlastung zu zeigen. Wichtig war dabei der Bezug zum praktischen
Betriebsalltag im Werk: Wie wird der Strom beschafft? Welche Kosten
kommen auf den Betrieb zu? In welchem konzerninternen Wettbewerb
muss der deutsche Standort bestehen? Besonders bei gleichen
Produktionslinien wurden die enormen Kostendifferenzen zwischen
Deutschland, Frankreich und auch den USA
deutlich. Neben den Strompreisen war die
Eigenstromerzeugung ein zentrales Thema.
Denn die Chemie handelt im Sinne der
Energiewende und der Umwelt, wenn im
Werk Abwärme genutzt wird, um Strom zu
produzieren.
Auch zukünftig kann nicht von einem Vorteil
für die Industrie gesprochen werden. Denn
weiterhin zahlen die meisten Betriebe die volle
EEG-Umlage. Daher begrüßte Dr. Bernd Vogler,
Hauptgeschäftsführer der Chemieverbände, das Versprechen des Wirt-
schaftsministers Sigmar Gabriel (SPD), den Strompreis bis 2017 stabil zu
halten: „Wir nehmen ihn beim Wort. Die rheinland-pfälzische Chemie muss
wegen des hohen Exportanteils von knapp 70 Prozent die Kosten im Blick
behalten. Stabile Energiepreise sind absolut notwendig, um international
wettbewerbsfähig zu bleiben.“
„Der Strompreis ist für sehr viele unserer Mitgliedsunter-nehmen ein ganz wesentlicher Standortfaktor – und die große Unsicherheit ist Gift für Inve-stitionen. Wir drängen darauf, dass endlich wieder langfri-stige Planbarkeit einkehrt.“ Dr. Bernd Vogler, Hauptgeschäftsführer der Chemieverbände Rheinland-Pfalz
Quer durch die Öffentlichkeit und die Parteien wird die Energiewende und deren
Finanzierung diskutiert. Aktuell wird die Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes
(EEG) heftig diskutiert. Ohne massiven Widerspruch aus der Chemie wäre es um ein
Haar zu einer Kostenexplosion für energieintensive Betriebe gekommen. Doch auch
über das EEG hinaus gibt es weitere politische Themen, in denen sich die Chemiever-
bände für die Mitgliedsunternehmen engagieren. Immer mit dem gleichen Ziel:
Wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für die Chemie im Land zu schaffen.
Auf der Tagesordnung: Für bessere Standortbedingungen
17Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
Für bewährte Instrumente der Arbeitsteilung
Die Ansprüche an die Unternehmen nach Wirtschaftlichkeit und Flexibilität
steigen. Unsere Industrie ist stark arbeitsteilig aufgestellt und flexible
Beschäftigungsformen, wie Zeitarbeitsverhältnisse oder die Übertragung
von Aufgaben durch Werkverträge, sind dabei bewährte und unentbehrliche
Instrumente. Doch laut Koalitionsvertrag der Bundesregierung soll die
Überlassung von Arbeitnehmern auf 18 Monate beschränkt werden und
nach spätestens neun Monaten das Arbeitsentgelt des Zeitarbeitnehmers
an das eines Stammbeschäftigten angeglichen werden. Auch die Werkver-
träge sollen genauer betrachtet werden. Dazu hatte sich die Regierung
bereits 2013 vorgenommen, die Überwachung bei der Finanzkontrolle
Schwarzarbeit (FKS) zu konzentrieren und die Kriterien zu verschärfen. Dies
würde dazu führen, dass bestehende Werkverträge unter Umständen
unzulässig werden könnten.
Auch hier halten die Chemieverbände entgegen, dass Werkverträge ein seit
Jahrzehnten bewährtes Instrument im Geschäftsverkehr und für Handwerk
und Dienstleister eine übliche Vertragsform sind. Echte Werkverträge und
auch sinnvolle Arbeitnehmerüberlassung dürfen durch vereinzelten
Missbrauch nicht in Misskredit gebracht werden. Denn in den weitaus
meisten Fällen werden Werkverträge unter fairen und legalen Bedingungen
eingesetzt. Und auch der Einsatz von Zeitarbeit hat wesentlich zur positiven
Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland beigetragen.
Landesklimaschutzgesetz für Rheinland-Pfalz wird abgelehnt
Im Februar dieses Jahres brachte die Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/Die
Grünen ein Klimaschutzgesetz ein, welches für die Landesverwaltung
verbindliche Klimaschutzziele festlegt. Das Gesetz gibt verbindliche
Reduktionsziele vor: die Treibhausgasemissionen sollen bis zum Jahr 2020
um mindestens 40 Prozent gegenüber den Werten des Jahres 1990 gesenkt
werden. Bis zum Jahr 2050 strebt die Landesregierung Klimaneutralität an,
mindestens jedoch eine Reduktion um 90 Prozent.
Die Chemieverbände appellieren an die Politik, das Vorhaben nicht
weiterzuverfolgen. Wenig hilfreich ist zudem eine Verschärfung der
nationalen Ziele (angestrebte Klimaneutralität bis 2050), da diese Vorgaben
nicht kostenoptimal erreicht werden und Landeshaushalt und Wirtschaft
unnötig belasten. Dies kann eine Behinderung der weiteren wirtschaftlichen
Entwicklung des Landes bedeuten. Die Chemieverbände empfehlen, dass
sich Rheinland-Pfalz auf die Unterstützung der nationalen Ziele und der
EU-Vorgaben durch angemessene Beiträge konzentriert. Allgemeine
Klimaschutzziele kann das Land auch ohne ein spezielles Landesgesetz
beschließen. Diese Unterstützungsmaßnahmen sollten dann an die
strukturellen und wirtschaftlichen Gegebenheiten im Land angepasst sein.
Verkehrsinfrastruktur ist wichtiger Wirtschaftsfaktor
Die chemische Industrie ist innovativ und hochkomplex. Das gilt auch für die
Liefer- und Wertschöpfungsketten. Im Fokus steht dabei die zunehmende
Anforderung an die Logistik. Allein 2012 wurden bundesweit 226 Millionen
Tonnen chemischer Erzeugnisse transportiert. Für Unsicherheiten bei den
Unternehmen sorgen daher fehlende Investitionen: Straßen in Rheinland-
Pfalz sind löchrig, Brücken fehlen, sind baufällig und zum Teil gesperrt,
Kanäle und Schleusen nicht betriebsfähig und Bahntrassen überlastet. Das
trifft die Betriebe an einem neuralgischen Punkt in der Funktions- und
Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Wertschöpfungskette.
In den politischen Gesprächen fordern die Vertreter der Chemieverbände
daher, dass die Verkehrsinfrastruktur in einem leistungsfähigen Zustand
erhalten werden muss. Langfristig muss die Politik den Ausbau aller
Verkehrsträger vorantreiben – und zwar entsprechend
des Sanierungsbedarfes und Verkehrsaufkommens.
Zudem müssen Engpässe beseitigt werden. Das betrifft
Seehäfen, Autobahnen sowie Güterverkehrskorridore.
Steuererhöhungen für den Erhalt und Ausbau der
Infrastruktur lehnen die Chemieverbände ab. Es sind
ausreichend staatliche Mittel vorhanden, wenn die
Prioritäten richtig gesetzt werden.Gespräche zum EEG bei Grace in Worms
v.l.n.r. Horst Schebsrat, MdB Marcus Held (SPD), Stephen Addison, Dr. Bernd Vogler
Videobotschaft der Sozialpartner auf YouTube anschauen
18 Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
Rubriktitel
Nachhaltig zum Erfolg
In vielen unserer Mitgliedsunternehmen wird nachhaltiges Wirtschaften
bereits erfolgreich praktiziert. Zwischen Koblenz und Ludwigshafen, Worms
und Pirmasens verbinden die Unternehmen der chemischen Industrie den
wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Gerechtigkeit und ökologischer
Verantwortung. In einem ersten Branchenbericht haben die Allianzpartner
bereits dargelegt, welche Beiträge die chemische Industrie für mehr
Nachhaltigkeit leistet. Darüber hinaus wollen wir den gesellschaftlichen
Dialog weiter stärken und Beispiele aus unseren Mitgliedsunternehmen
öffentlich kommunizieren. Zwei davon zeigen wir kurz auf.
Nachwachsende Trinkgefäße
Eine besonders nachhaltige Lösung für
Trinkbecher hat das Unternehmen
Huhtamaki Foodservice Germany in Alf
entwickelt. BioWare heißt das Zauber-
wort und das Konzept ist ganz einfach:
Für die Produktion wird auf nachwach-
sende Materialien aus der Natur zu-
rückgegriffen. So entstehen zum Beispiel Kaltgetränkebecher aus Ingeo®
Polymilchsäure (PLA), einem Bio-Rohkunststoff, der durch die Weiterverarbei-
tung von pflanzlicher Stärke gewonnen wird. Dadurch spart das Unternehmen
endliche fossile Ressourcen ein. Auch bei der Herstellung des Becher-Roh-
stoffs PLA werden im Hinblick auf einen nachhaltigen Produktkreislauf 52
Prozent Energie und 60 Prozent Treibhausgase eingespart*. Neben den Biopo-
lymer-Bechern, zum Beispiel für ein eiskaltes Bier beim nächsten Fußball-
spiel, produziert Huhtamaki weitere BioWare-Artikel: Teller, Schalen und Ta-
bletts beispielsweise, die aus nachhaltig angebauten Rohstoffen entstehen und
für die Grillparty eine ressourcenschonende Geschirralternative darstellen.
Mehr Effizienz für weniger Abfall
Pionierarbeit für mehr Nachhaltigkeit hat das Familienunternehmen Werner
& Mertz bereits 2012 mit dem Start der „Initiative Frosch“ angestoßen.
Damit sollen neue Lösungen für
den Schutz der Umwelt vorange-
bracht werden. Den Auftakt bildete
die Recyclat-Initiatve: Mit neuen
und besseren Sortiertechnologien
soll ein höherer Anteil an
recyceltem PET-Kunststoff aus dem
Sammelsystem „Gelber Sack“
gewonnen werden. Inzwischen
bestehen die glasklaren Flaschen
der Marke „Frosch“ zu über 80 Prozent aus PET-Recyclat.
Nachhaltigkeit bedeutet für Werner & Mertz aber auch gesellschaftliches
Engagement: So erhalten nicht nur die Tafeln als gemeinnütziger Verein in
Deutschland regelmäßig Sachspenden. Das Mainzer Unternehmen
unterstützt auch seit Jahren Initiativen des Naturschutzbundes Deutschland.
Leistungen und Lösungen zeigen
Der Startschuss ist gefallen. Unter dem Dach von Chemie³ wollen wir
gemeinsam nachhaltig handeln, darüber kommunizieren und den Dialog
führen. Unsere Mitgliedsunternehmen ermuntern wir, sich aktiv an der Initia-
tive Chemie³ zu beteiligen und ihre guten Beispiele zur Nachhaltigkeit an
uns zu senden. Die Mitarbeiter der Chemiebetriebe sowie alle Menschen
aus Politik und Gesellschaft sind zum Dialog herzlich eingeladen.
Chemie³ – gemeinsam für die BrancheDie Chemiearbeitgeber, die Gewerkschaft und der Wirtschaftsverband machen sich in einer
gemeinsamen Allianz für eine nachhaltige Entwicklung in der Chemie stark. Damit verbunden
ist der Anspruch, sich mehr in den öffentlichen und politischen Dialog einzubringen. Ökonomie,
Ökologie und Soziales stehen gleichberechtigt nebeneinander. In unseren Mitgliedsunterneh-
men gibt es dazu gute Beispiele - und die wollen wir zeigen.
*im Vergleich zu Polystyrol, Quelle: NatureWorks LLC und www.lca.plasticseurope.org
Die Branchenleitlinien und den Branchenbericht zur Initiative finden Sie im
Internet unter www.chemiehochdrei.de
Im ersten Quartal 2015 bieten die Chemieverbände Rheinland-Pfalz gemeinsam
mit den Kollegen aus Baden-Württemberg eine Regionalveranstaltung zu
Chemie³ an. Ansprechpartner ist Dr. Hubert Lendle.
Zum Weiterlesen
Wirtschafts- und Umweltpolitik
19Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
Ein Weg zu mehr Energieeffizienz
Schon lange investiert die Branche in den effizienten Einsatz von Energie und
Ressourcen in der Chemieproduktion. Dass die Chemiebetriebe die Energieef-
fizienz auch bei steigender Produktion optimieren, machte der VCI immer
wieder in der Öffentlichkeit klar. Nun stoßen die technischen Möglichkeiten an
ihre Grenzen. Dennoch setzen die Vorgaben aus Berlin und Brüssel weitere
umfangreiche Reduzierungen des Energieverbrauchs voraus. Doch auch ohne
gesetzliche Vorgaben durchforsten die Chemieunternehmen ihren Betrieb
kontinuierlich nach Energie-Fressern. Wer dabei systematisch vorgeht, ist
nicht weit entfernt von einem betriebsumfassenden Energiemanagementsys-
tem (EMS). Genau hier setzte der VCI mit seinem Seminar „Mehr Energieeffizi-
enz im Unternehmen“ an. Denn ein EMS ist die gesetzliche Voraussetzung für
den Energiesteuerspitzenausgleich für energieintensive Unternehmen.
Für die Veranstaltung holte der VCI Referenten aus Betrieben, die Erfahrungen
mit einem EMS haben, und die Ansprechpartner aus Wirtschafts- und
Umweltministerium. Eingeladen hatten auch die Landesverbände Baden-
Württemberg, Hessen und Saarland. Die Teilnehmer frischten ihr Wissen über
die politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen auf, nahmen Ideen für
die betriebliche Umsetzung mit und sammelten wertvolle Information über
behördliche Fördermaßnahmen.
Haftungsfragen für Geschäftsführer & Co
Produkte, Arbeitssicherheit, Transport – nur drei Bereiche, deren gesetzliche
Vorschriften zur Verantwortung von Unternehmensleitern gehören. Es ist ihre
übergeordnete Pflicht, eine ordnungsgemäße Geschäftsführung sicherzustel-
len. Im gesamten Unternehmen. Unmöglich, alles selbst zu überblicken. Und
doch: Im Schadensfall drohen dem Vorstand, Geschäftsführer, Gesellschafter
oder Inhaber haftungsrechtliche Konsequenzen. Um es noch deutlicher zu
sagen: Geschäftsleiter haften im schlimmsten Fall persönlich. Dabei ist es
unerheblich, ob es sich um Verstöße im strafrechtlichen, zivilrechtlichen oder
öffentlich-rechtlichen Bereich handelt. Man tut also gut daran, sich vorher zu
informieren.
Deswegen hat der VCI seine Mitglieder zum Tagesseminar „Organhaftung und
Delegation von Betreiberpflichten“ eingeladen. Knapp 80 Teilnehmer nahmen
die Gelegenheit wahr, das Wichtigste über Betreiberpflichten, Haftungsfragen
und vor allem über das Instrument der Pflichtenübertragung zu erfahren. Die
Zwischen Energieeffizienz und Betreiberpflichten
Eine Leistung des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) für seine Mitglieder sind
Fortbildungen zu aktuellen Themen wie der Energieeffizienz im Unternehmen. Auch die
Haftungsrisiken von Geschäftsleitern und die Delegation von Pflichten wurden angesichts der
wachsenden Pflichtenhefte für Unternehmen in einem Tagesseminar eingehend behandelt.
Die Dokumentation festgehalten mit mehr Informationen zum Thema finden Sie
online unter http://bit.ly/fg-energieeffizienz2013. Unter www.spice3.eu
erfahren Sie mehr über die Förderung der Energieeffizienz in Betrieben. SPICE³
wird vom europäischen Chemieverband CEFIC koordiniert. Ansprechpartner
für die Umsetzung in Deutschland ist der VCI Bundesverband. Neben dem
Erfahrungsaustausch unter Anwendern können Sie sich auf den neuesten
Stand der Entwicklungen halten. Schauen Sie doch mal rein!
Weitere Informationen
Das Seminar „Organhaftung und Delegation von Betreiberpflichten“ wurde
zusammen mit dem baden-württembergischen Landesverband und dem
Bundesverband organisiert. Lesen Sie die Zusammenfassung online in der
Dokumentation festgehalten unter: http://bit.ly/fg-organhaftung
Die Seminarunterlagen finden Sie auf der VCI-Homepage im Mitglieder-
Bereich (Login erforderlich) unter: http://bit.ly/organhaftung
Zum Weiterlesen
Stimmen der Teilnehmer
„Perfekte Veranstaltung!“
„Bitte die Vorträge auch online
stellen.“
„Noch mehr Berichte aus der
technischen Praxis.“
Wie die Teilnehmer Spice3 fanden
37,0 %53,0 %
10,0 %
k.A.gutsehr gut
eingeladenen Experten wie Rechtsanwalt Dr. Markus Wintterle diskutierten
Grundsätzliches und Einzelfälle gleichermaßen. Neben dem Referenten für
Rechtsbelange hatte der VCI auch einen Geschäftsleiter aus einem Mitglieds-
unternehmen eingeladen, der die Umsetzung von Pflichtenorganisation und
Delegation in der Praxis vorstellte.
Fazit der Veranstaltung: Eine konzentrierte Zusammenfassung aller Rechtsbe-
lange sowie praktikable Vorschläge zur Organisation und Übertragung der
zahlreichen Pflichten.
20 Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
RubriktitelBildung – Jahresrückblick
Der Berufskompass Chemie hat genau diesen Zweck. Er soll
attraktive Perspektiven für Berufseinsteiger in der Chemie-
Branche bieten. Angesprochen werden Beschäftigte in den
ersten drei Jahren nach ihrem erfolgreichen Abschluss einer
Berufsausbildung oder eines dualen Studiums.
Orientierung erhalten Berufsanfänger auf zwei Wegen: Einmal
in Form eines Informationsportals unter www.berufskompass-
chemie.de; einer Plattform, die von der Chemie-Stiftung
Sozialpartner-Akademie (CSSA) angeboten wird. Dort sind
unter anderem Leitfragen hinterlegt, die eine persönliche
Standortbestimmung erlauben. Informationen zu Fördermög-
lichkeiten und Entwicklungschancen runden das Angebot ab.
Zum anderen gab es Orientierung in Form einer Präsenzveran-
staltung. Die Chemie-Sozialpartner in Rheinland-Pfalz luden zur
Informationsveranstaltung „Berufskompass Chemie“ am 5.
September 2013 in Frankenthal ein. Über 50 Berufseinsteiger
und Personaler aus der Mitgliedschaft informierten sich vor Ort
über Qualifikationswege in der beruflichen Weiterentwicklung.
Vier junge Menschen aus Mitgliedsunternehmen berichteten
über ihre eigenen Wege, die sie gerade beschreiten und
sprachen über ihre Ziele und Motive. Dieser anschauliche
Austausch von Interessierten, die noch dabei sind, ihre Pläne
zu entwerfen, mit Menschen, die sich bereits auf dem Weg der
Umsetzung befinden oder ihren Traum schon umgesetzt haben,
beleuchtete Höhen und Tiefen einer beruflichen Weiterbildung
ganz praxisnah.
Dieses neue Angebot bietet nicht nur wertvolle Informationen
und Orientierung für Berufseinsteiger, die sich einmal
weiterentwickeln möchten. Es ist auch eine Chance für die
Arbeitgeber mit ihren Talenten den beruflichen Weg ein Stück
gemeinsam zu gehen. Der Berufskompass Chemie trägt damit
ausdrücklich zum betrieblichen Talentmanagement und der
Mitarbeiterbindung bei.
Die nächste Veranstaltung „Berufskompass Chemie“ ist für
2015 geplant.
Die Broschüre
„Berufskompass
Chemie“ ist als
Druckexemplar beim
Arbeitgeberverband
erhältlich. Online finden
Sie die Broschüre unter
http://bit.ly/berufskom-
pass_chemie.
Auf einen Blick
Auch nach der Ausbildung geht der Berufsweg weiter. Die Weiterbildung der Beschäftigten
ist in vielen Unternehmen in der Chemiebranche selbstverständlich. Die Vielfalt an Angeboten
wird aber besonders für junge Menschen schnell zum Irrgarten. Um den richtigen Weg zu
finden, bieten die Chemie-Sozialpartner eine Orientierungshilfe an.
Berufskompass Chemie
05.09.2013 Von der Wandfarbe bis zum Nagel-lack – Ein Einblick in die Welt der Lacke und Farben, Koblenz
01.10.2013 Moderner Pflanzenbau – ausgewähl-te Aspekte von Energiegewinnung bis Apfelverkostung, Rheinbach
05.11.2013 Unternehmensbesuch bei Freudenberg Vliesstoffe SE & Co. KG, Kaiserslautern
21Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
Haben Sie schon einmal …
… Salzlösung, Cola und destilliertes Wasser
übereinander geschichtet?
… den Schwerpunkt eines selbstgebastelten
Schmetterlings so geschickt platziert,
dass der Falter auf einer Bleistiftspitze
schwebt?
… den Pollen im Honig unter dem Mikroskop
untersucht?
Diese und 185 weitere Versuchsanleitungen zu
den Fächern Chemie, Physik/Technik und Biologie
stehen Schulen nun in überarbeiteter Form zur
Verfügung. Herausgeber sind die BASF SE und
die Chemieverbände Rheinland-Pfalz.
Warum eine Überarbeitung?
Weil auch Arbeitsblätter in die Jahre kommen.
Nach zehn Jahren wird die Experimente-Samm-
lung nun überarbeitet.
• Einige Experimente entfallen, weil die
Ausgangsstoffe schwer zu beschaffen sind.
• Das Kapitel „Grundregeln beim Experimentie-
ren“ wird ergänzt.
• Die neuen Gefahrenpiktogramme, Einstufungen
und Kennzeichnungen der Chemikalien nach
CLP (Regulation on Classification, Labelling and
Packaging of Substances and Mixtures) werden
aufgenommen.
• Die Blätter erhalten ein modernes, frisches Layout.
Die überarbeiteten Arbeitsblätter stehen ab
Sommer 2014 als Online-Version auf den Websei-
ten der BASF und der Chemieverbände zum
Download bereit. Auch ein Buchdruck ist geplant;
er folgt nach Abschluss der CLP-Umstellung.
2000-2003 Lehrer von zehn Gymnasien aus der Metropolregion Rhein-Neckar erstellen Arbeitsblätter für Schülerversuche mit Unterstützung der BASF
Dezember 2004 Die Chemieverbände layouten die Arbeitsblätter und stellen sie als Buch allen weiterführenden Schulen in Rheinland-Pfalz zur Verfügung, Erstauflage 1.500 Stück
Zwei Folgeauflagen erscheinen, es beteiligen sich andere Landesverbände und die Firmen Boehringer Ingelheim, Merck in Darmstadt und Roche Diagnostics in Mannheim
ab 2006Das Pädagogische Landesinstitut in Speyer integriert die Arbeitsblätter in seinen Weiterbildungslehrgang für fachfremd unterrichtende Chemie- und Physiklehrer
August 2010Der VCI-Bundesverband meldet 45.096 Zugriffe auf die Online-Version in den vorangegangenen beiden Jahren
Die Arbeitsblätter sind eine Erfolgsgeschichte:
25.-26.03.2014 EinBlick in die Wirtschaft, Lahnstein und Boppard
08.05.2014 Mathematik und Naturwissenschaften in der Grundschule, Pirmasens
27.06.2014 Körperpflege und Waschmittel, Maria Laach
Für einen spannenden naturwissenschaftlichen Unterricht: Arbeitsblätter zur Unterrichtsgestaltung
ARBEITSGEMEINSCHAFTEN
CHEMIE BIOLOGIE PHYSIK/TECHNIK ARBEITSGEMEINSCHAFTEN CHEMIE BIOLOGIE PHYSIK/TECHNIK
ARBEITSGEMEINSCHAFTEN CHEMIE BIOLOGIE PHYSIK/TECHNIK
ARBEITSGEMEINSCHAFTEN CHEMIE BIOLOGIE PHYSIK/TECHNIK „Schöne Sammlung von
Experimenten, sehr gut als Ideenpool zu verwenden. Bei den Experimenten kann man sicher sein, dass sie funktionieren. Es handelt sich überwiegend um ein-fache, auch von Fachfrem-den gut durchführbare Experimente.“Heike Nickel, Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium, Neustadt/Weinstraße
Ein begehrtes Angebot: Das duale Studium in der rheinland-pfälzischen Chemie
22 Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
Bildung
Alles begann mit der mit Abstand häufigsten Frage, die die Besucher des
Messestandes der Chemieverbände auf der Ausbildungsmesse Sprungbrett
in Ludwigshafen stellten: Bieten Sie ein duales Studium an? Diese Frage
gab Anstoß für eine umfassende Mitgliederumfrage des Arbeitgeberverban-
des zum dualen Studium.
Das Wichtigste zum Mitnehmen
Das Ergebnis ist ein Informationsflyer zum dualen Studium in der rheinland-
pfälzischen Chemie. Rechtzeitig zur Wiederholung der Ausbildungsmesse
2013 gedruckt, gibt der Flyer Auskunft über das vielfältige Studienangebot
der rheinland-pfälzischen Chemie. Die Chemiebetriebe, die Studiengänge
und Studienorte sowie die Vorteile eines dualen Studiums in der Che-
miebranche sind dort in kompakter Form zusammengefasst. Doch nicht nur
Ausbildungsmessen sind eine Gelegenheit, um mit dem potenziellen
Chemie-Nachwuchs in direkten Kontakt zu kommen.
Da sein, wo die Zielgruppe ist
Die Mehrheit der Jugendlichen sucht online nach Informationen. Laut der
JIM-Studie (Jugend, Information, Multi-Media, 2012) nutzen 82 Prozent der
12- bis 19-Jährigen Online-Suchmaschinen für Recherchen. Das gilt auch für
das Thema Ausbildung und Studium. Daher haben die Chemieverbände den
Ausbildungsblog www.chemie-azubi.de um das duale Studium erweitert.
Ein vollständiger Überblick über alle dualen Studiengänge
Alle dualen Studiengänge der Chemiebetriebe, alle Hochschulpartner, alle
Studieninhalte und Abschlüsse sind mit einem Klick erreichbar. Verlinkungen
führen zu weiterführenden Informationen der Betriebe oder Hochschulen.
Personalverantwortliche sprechen über Jobaussichten und Erwartungen an
die Bewerber. Auch Studierende erzählen von ihren Projekten oder
Auslandssemestern. So vermitteln sie ein authentisches Bild von der Vielfalt
der Chemiebranche. Gleichzeitig können sie Ideengeber für die Schüler sein,
die sich noch nicht entschieden haben. Für diese bietet der Blog einen
vollständigen Überblick über die Vorteile, aber auch die Herausforderungen
eines dualen Studiums. Und nicht zuletzt macht der Blog auf Spezialisierun-
gen wie zum Beispiel Kunststofftechnik aufmerksam.
Die Flyer können bei Tobias Göpel, [email protected], bestellt
werden. Das ist auch die richtige Adresse, wenn Sie ein Thema rund um
Ausbildung & duales Studium auf dem Blog vermissen. Übrigens können
AGV-Mitglieder ihre freien Studien- und Ausbildungsplätze auf der Webseite
www.elementare-vielfalt.de kostenlos einstellen und für eine bundesweite
Reichweite sorgen.
Auf einen Blick
Immer mehr Schulabsolventen entscheiden sich für ein duales Studium. Die Zauberformel setzt sich aus einer Kombination aus
beruflicher und akademischer Ausbildung zusammen. Über 900 duale Studiengänge gibt es mittlerweile in Deutschland. Knapp 20
davon bietet die rheinland-pfälzische Chemie an. Um ihr Angebot auf dem Arbeitgebermarkt zu positionieren, ist das duale
Studium in den Fokus des Nachwuchsmarketings der Chemieverbände gerückt.
23Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
Die wichtigsten Umfrageergebnisse auf einen BlickDie Chemiebetriebe bieten ein attraktives Angebot an dualen Studiengängen. Erstmals wurde dieses
Angebot umfassend erfragt. Die Infografik zeigt die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick.
Insgesamt studieren 285 junge Menschen in der rheinland-pfälzischen Chemie
116 duale Studienplätze wurden2012/2013 angeboten
• Chemie
• Informationstechnik (IT)
• International Business
Administration & Information
Technology
• Wirtschaftsinformatik
• Wirtschaftsingenieurwesen
• Industrial Engineering
• Elektroingenieurwesen, -technik
• Chemietechnik
• Prozesstechnik
• Holz- und Kunststofftechnik
• Industriemechanik
(Maschinenbau)
• Project Engineering
(Mechatronik)
• Betriebswirtschaftslehre
• Business Administration
• Wirtschaftswissenschaften
(VWA)
• Industrie BWL
• International Business
• International Business
Administration (IBA)
Angebotene Studiengänge Besetzte Studienplätze
Die beliebtesten Studiengänge
Übernahmechancen nach dem Abschluss
Art der Abschlüsse
MINT Wirtschaft
Bachelor of Engineering
Kombinierte Abschlüsse aus
Bachelor und
IHK-, VWA-Abschlüssen
Bachelor of Arts
Bachelor of Science
Übernahme ist geplant
Übernahme nach Bedarf
6% bleiben vakant (absolut 7 Plätze)
94 % der angebotenen Plätze wurden besetzt
12 3
Elektrotechnik,
-ingenieurwesen
Wirtschafts-
informatik &
Industrie BWL
Wirtschafts-
wissenschaft (VWL)
6,0 %
94,0 %
Studiengänge mit Besetzungsproblemen
Wirtschafts-
informatikKunststoff-
technikMaschinen-
bau
Mechatronik
40 % der befragten Unternehmen planen einen Ausbau des Angebots
34,0 %24,0 %
23,0 %19,0 %
24
Solche Einblicke bekommt man nicht jeden Tag: Die
„Lange Nacht der Industrie“ in der Pfalz bot im Novem-
ber letzten Jahres erstmals die Möglichkeit, hinter die
Kulissen von zwölf Unternehmen zu schauen. Mit Evonik,
Renolit und Grace beteiligten sich drei Chemieunterneh-
men an der erfolgreichen Premiere. Sie nutzten den
neuen Kanal zur Arbeitgeberkommunikation.
Lange Nacht der Industrie
„Vielen Menschen ist nicht bekannt, was sich hinter den Werkstoren der Unternehmen an spannenden Pro-duktionsprozessen abspielt und wo vielleicht attraktive Arbeits- und Ausbildungsplätze warten. Die ‚Lan-ge Nacht der Industrie‘ bietet die Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch, von der beide Seiten profitieren.“ Staatsminister Alexander Schweitzer
Kurz nach 17.30 Uhr waren die voll besetzten Busse in
Ludwigshafen und Kaiserslautern zu ihren Touren gestartet.
Jede Tour wurde von zwei Bussen bedient, die jeweils im
Wechsel die zwei Unternehmen ansteuerten. Auf insgesamt
sechs Touren fuhren die Fahrzeuge durch die Nacht. Auf den
Sitzplätzen herrschte eine gespannte und neugierige
Stimmung. Gegen 18:00 Uhr soll die erste Betriebsbesichti-
gung beginnen. Was wird die Besucher wohl erwarten?
Erstmals hatten die Industriebetriebe in der Pfalz und Worms
zur „Langen Nacht der Industrie“ eingeladen und ihre
Werkstore geöffnet. Mittelständler und Weltkonzerne
präsentierten sich als Arbeitgeber und Nachbar. Sie zeigten,
wie sie in der Region verwurzelt sind und stellten sich den
Fragen der interessierten Besucher.
Eine bunte Mischung
Die insgesamt 500 Teilnehmer erlebten an diesem Abend
spannende Einblicke in die Forschung und Produktion der
Unternehmen. Mit dabei waren Schüler und Studierende,
sowie Erwachsene und ältere
Semester. Eine bunte Mischung,
die so gewollt war. Denn neben
den Betriebsbesichtigungen gab
es auch Informationen zu
Ausbildung und Studium. Dass es
ein erfolgreiches Format ist,
zeigten die Rückmeldungen: 73
Prozent der Besucher wollen die
Industrienacht weiterempfehlen.
Auch die Organisatoren der
Veranstaltung, die Chemieverbän-
de Rheinland-Pfalz, Pfalzmetall
und die IHK für die Pfalz, freuten sich über die gelungene
Premiere. „Unsere Unternehmen gehören zu den Städten und
Orten im Land. Und so, wie man sich eine gute Nachbarschaft
wünscht, suchen wir das Gespräch und laden Sie ein, uns zu
besuchen“, begrüßte Dr. Harald Schaub, Vorsitzender der
Chemieverbände, die Teilnehmer am Startplatz in Ludwigsha-
fen. Damit sprach er auch im Namen seiner Amtskollegen
Johannes Heger (Pfalzmetall) und Willi Kuhn (IHK).
Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
Kommunikation
25
Erhitzen, Walzen, Schneiden
Heiße Kunststoffmasse und kilometerlange Folienbänder – im
Werk des Folienherstellers Renolit gab es einiges zu
bestaunen. Insgesamt 83 Besucher hatten an der Tour
teilgenommen. Anhand von Rohstoffproben und Zwischenpro-
dukten zeigten Mitarbeiter des Unternehmens den Weg vom
Kunststoffpulver zur fertigen Folie. Beim Anblick der riesigen
rotierenden Walzen und massiven Anlagen bekamen die
Besucher einen ganz neuen Blick auf alltägliche Produkte wie
etwa Laminat. Im Anschluss standen Mitarbeiter und
Auszubildende für persönliche Gespräche zur Verfügung.
Michael Kundel, Vorstandsvorsitzender der Renolit, zieht ein
positives Fazit aus der Veranstaltung: „Die ‚Lange Nacht der
Industrie’ war für uns eine tolle Erfahrung. Es ist schön zu
sehen, dass das Interesse an Renolit als Unternehmen und
Arbeitgeber so groß ist. Ich glaube, wir konnten unseren
Besuchern ein gutes Programm bieten.“
Beeindruckende Dimensionen und Komplexität
Auf das nächtliche Werksgelände ging es auch bei Evonik,
einem führenden Unternehmen der Spezialchemie. Hier
werden Ausgangsstoffe für Farben und Lacke sowie Plexiglas,
dem bekannten Kunststoff, hergestellt. Mit einer Werksrund-
fahrt gab Dr. Matthias Müller, verantwortlich für die Standort-
kommunikation, den Besuchern einen Überblick über die
komplexen Anlagen. Was schließlich im Werk passiert, zeigte
Evonik in einer Halle mit Infoständen. Hier konnten die
Besucher in ein Spezialfahrzeug der Werksfeuerwehr
einsteigen, sich einen Emissionsmesswagen erklären lassen
oder direkt mit den Verantwortlichen über die Abwasserreini-
gung sprechen. Großes Interesse hatten die Besucher an dem
ausgestellten Fahrzeug Lotus Elise, dessen Plexiglasteile und
Karosserie ohne die Produkte aus Worms nicht möglich wären.
Produkte für den Alltag
Als der Bus vor die Tore des Chemieunternehmens Grace rollte,
fühlten sich einige Besucher an ein Raumschiff erinnert. Die
langen Rohrleitungen und deren Beleuch-
tung, die weit in die dunkle Nacht strahlten,
zeigten ihre Wirkung. Das Werk in Worms ist
der weltweit größte Produktionsstandort des
Konzerns. Er beliefert viele Branchen mit Vor-
produkten. Ob Zahnpasta, Speiseöl, Fenster-
rahmen oder Autoreifen – viele Besucher
waren erstaunt, als sie erfuhren, in welchen
Produkten des Alltags ein Stück Grace steckt.
Zudem wurden Modelle von Reaktionsanla-
gen und die verschiedenen Bereiche des
Werkes vorgestellt. „Die Resonanz war toll,
die Stimmung gut und es waren jede Menge
Besucher da“, freute sich Stephen Addison, Geschäftsführer bei
Grace. Daher will das Unternehmen zusammen mit Evonik und
Renolit auch 2014 wieder mitmachen.
Gegen 22:00 Uhr mussten die Besucher die Werke wieder
verlassen und in die Busse einsteigen. Es ist spät geworden
und viele wollen noch bleiben. Doch für einige ist der
Heimweg lang. Eine Studenten-Gruppe will an diesem Abend
wieder nach Hause ins Saarland. Eine junge spanische Frau
fährt wieder nach Frankfurt am Main. Sie will sich nun
bewerben und ist zufrieden mit dem Abend. Alle haben neue
Erkenntnisse gewonnen und sehen die Industriebetriebe aus
anderen Blickwinkeln. Alle wollen wieder kommen und noch
mehr Betriebe in Rheinland-Pfalz erleben.
„Was für uns selbstver-ständlich ist, ist für viele andere faszinierend neu. Die Besucher waren begeistert von den gebotenen Einblicken – besonders dort, wo der Betrieb fassbar und verständlich wurde.“ Tobias Göpel, Pressesprecher der Chemieverbände
Die „Lange Nacht der Industrie“ ist für den 06. November 2014
geplant. Mehr Informationen zum Format gibt es online unter
www.langenachtderindustrie.de.
Zum Weiterlesen
Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
26 Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
Arbeitgeberverband Chemie Rheinland-Pfalz e.V. und Verband der Chemischen Industrie e.V.
Vorstände
Vorstände 2013 – 2015
* Dr. Engelbert Günster, Vorsitzender der Ge-schäftsführung Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG Ingelheim, verließ den Vorstand mit seinem Wechsel in den Ruhestand im Januar 2014.
Dr. Harald Schaub (Vorsitzender)Chemische Fabrik Budenheim KG, Budenheim
Cyrille Beau Michelin Reifenwerke AG & Co. KGaA, Bad Kreuznach
Torsten Dittmer INEOS Paraform GmbH & Co. KG, Mainz
Hans-Carsten Hansen (stv. Vorsitzender)BASF SE, Ludwigshafen am Rhein
Peter Jansen (Schatzmeister) P.A. Jansen GmbH & Co. KG, Bad Neuenahr-Ahrweiler
Dr. Engelbert Günster *Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Ingelheim
Dr. Friedrich Richter (stv. Vorsitzender) AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, Ludwigshafen
Stephen AddisonGrace Europe Holding GmbH,Worms
Joachim Müller-DamerauTrumpler GmbH & Co. KG,Worms
27Chemieverbände Rheinland-Pfalz Jahresbericht 2013/14
Arbeitgeberverband Chemie Rheinland-Pfalz e.V.
Thomas Adam, Phil. Berger Lack- und chemische Fabrik, Grünstadt
Bernhard Biehler, Freudenberg Vliesstoffe SE & Co. KG, Kaiserslautern
Stefan Brückner, Raschig GmbH, Ludwigshafen
Dr. Brüne Cremer, BK Giulini GmbH, Ludwigshafen
Harald Düster, Sebapharma GmbH & Co. KG, Boppard
Stefanie Gabler, Werner & Mertz GmbH, Mainz
Verena Gaisbauer, AbbVie GmbH Co. & KG, Ludwigshafen
Günter Gläser, Chemische Fabrik Budenheim KG, Budenheim
Christian Günthert, EVONIK Industries AG, Worms
Wilfried Gutzler, RENOLIT SE, Worms
Wolfgang Heidenreich, Kömmerling Chemische Fabrik GmbH, Pirmasens
Fredi Heiser, Thor GmbH, Speyer
Johannes Heyer, Clariant Masterbatches (Deutschland) GmbH, Lahnstein
Andrea Jakob, Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Ingelheim
Peter Kubitschek, Michelin Reifenwerke AG & Co. KGaA, Bad Kreuznach
Dr. Hans Oberschulte, BASF SE, Ludwigshafen
Josef Regneri, Tarkett Holding GmbH, Konz
Peter Wolfgang Schmidt, Finzelberg GmbH & Co. KG, Andernach
Udo Schmitz, Philippine GmbH & Co. Techn. Kunststoffe KG, Lahnstein
Roman Simon, Grace Europe Holding GmbH, Worms
Jan Sönnichsen, Dauner Burgbrunnen Kohlensäure - Technische Gase Inhaber Jan Sönnichsen e.K., Daun
Wolfgang Teichmann, Gebr. Rhodius GmbH & Co. KG, Burgbrohl
Iris Willrich, Röchling Sustaplast KG, Lahnstein
Sozialpolitischer Beirat
Sozialpolitischer Beirat 2013 – 2015
Impressum
Jahresbericht 2013/14
Herausgeber
Chemieverbände Rheinland-Pfalz und
Arbeitgeberverband Chemie Rheinland-Pfalz e.V.
Bahnhofstraße 48, 67059 Ludwigshafen
Postfach 21 07 69, 67007 Ludwigshafen
Telefon 06 21-5 20 56-0
Telefax 06 21-5 20 56-20
Redaktion
Tobias Göpel
Stefanie Lenze
Gestaltung
magenta kommunikation, design und
neue medien gmbh & co. kg, Mannheim
Bildnachweis
Marcel Hasübert, mh-foto.de
Torsten Dittmer
istockphoto.com
fotolia
Michelin Reifenwerke AG & Co. KGaA
Huhtamaki Foodservice Germany GmbH & Co. KG
Tobias Göpel
Daniel Roth
Arne Vollstedt
1. Auflage
700
Stand
Juli 2014
Hinweis auf Sprachform
Die Inhalte dieser Broschüre sprechen Frauen
und Männer gleichermaßen an. Zur besseren
Lesbarkeit wird in der Regel nur die männliche
Sprachform verwendet. Die Bezeichnungen
„Lehrer“, „Mitarbeiter“ o. ä. sind deshalb als
Bezeichnung für beide Geschlechter anzusehen.
Postfach 21 07 6967007 Ludwigshafen
Chemieverbände Rheinland-PfalzArbeitgeberverband ChemieRheinland-Pfalz e.V.
Verband der Chemischen Industrie e.V. Landesverband Rheinland-Pfalz e.V.
Bahnhofstraße 4867 059 Ludwigshafen