jahresbericht der ag küstenvogelschutz mecklenburg

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12 | JAHRESBERICHT DER AG KÜSTENVOGELSCHUTZ MECKLENBURG-VORPOMMERN 2014 SEEVÖGEL | 2015 | BAND 36 HEFT 3 Aktivitäten der AG Küstenvogelschutz 2014 Die Betreuung der Brutgebiete und die Er- fassung der Brutbestände erfolgten für die Mehrzahl der Gebiete planmäßig. Nachdem im Jahr 2013 im Rahmen der Bestandserfas- sung für die Managementplanung des EU-Vo- gelschutzgebietes Wismarbucht eine flä- chendeckende Kartierung der Salzgraslän- der durch das BÜRO SALIX/DR. SCHELLER durch- geführt worden war, liegen für das Jahr 2014 aus diesem Bereich nur für die vom Verein Langenwerder betreuten Gebiete (NSG Wal- fisch, NSG Langenwerder, Kieler Ort) sowie für die Salzwiesen im Ostteil der Insel Poel (Gollwitzer, Vorwerker und Malchower Wie- sen) Brutbestandsdaten vor. Auf der Fährin- sel hat der Verein Jordsand eine Brutvogel- erfassung durchgeführt (HARDER & GENTZEN Die Südspitze der Insel Ruden wird von Kormoranen und Möwen als Rastplatz genutzt. Foto: Ronald Abraham 2015a). Die Brutbestandserfassung auf dem Gustower Werder erfolgte erst im Juni – nachdem diese kleine Insel von einem Hoch- wasser am 27./28. Mai vollständig überflutet worden war. Eine bis zum Hochwasser ver- mutlich gegebene Besiedlung durch Lach- möwen und Flussseeschwalben war somit nicht mehr nachweisbar. Die Wiesen westlich des Prerow-Stroms wur- den Ende Mai bzw. Mitte Juni begangen. Allerdings ist eine sichere Erfassung des Brut- status insbesondere bei den Entenarten, die sowohl als Brut- als auch als Rastvögel auf- treten, im Rahmen von nur zwei Begehungen und angesichts der Größe des Gebietes schwierig. Bestandserfassungen der Brutvö- gel am Darßer Ort erfolgten im Rahmen von zwei Begehungen durch das Nationalpark- amt am 15. Mai und 21. Juni. Die Duntwiesen südlich von Vitte wurden ebenfalls im Rah- men von zwei Begehungen kontrolliert. Die Bejagung der Raubsäuger in den Ge- bieten, die nach der 2006 von der AG Küs- tenvogelschutz verabschiedeten „Strategie eines Raubsäugermanagements in den Küs- tenvogelschutzgebieten von Mecklenburg- Vorpommern“ von Raubsäugern freigehal- ten werden sollen, erfolgte planmäßig. Den- noch kam es in einigen Gebieten im Laufe der Brutsaison zu Beeinträchtigungen durch Raubsäuger. Auf dem Kieler Ort fand am 29.03.2014 die traditionelle Treibjagd mit 60 Personen und 14 Hunden statt. Dabei wurden 2 Marder- hunde und 1 Dachs erlegt. Die Insel war zu- Jahresbericht der AG Küstenvogelschutz Mecklenburg- Vorpommern 2014 Aktivitäten der AG Küstenvogelschutz und Brutergebnisse in den Küstenvogelbrutgebieten Mecklenburg-Vorpommerns Von C HRISTOF H ERRMANN

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Page 1: Jahresbericht der AG Küstenvogelschutz Mecklenburg

12 | JAHRESBERICHT DER AG KÜSTENVOGELSCHUTZ MECKLENBURG-VORPOMMERN 2014 SEEVÖGEL | 2015 | BAND 36 HEFT 3

Aktivitäten der AG Küstenvogelschutz 2014

Die Betreuung der Brutgebiete und die Er-fassung der Brutbestände erfolgten für dieMehrzahl der Gebiete planmäßig. Nachdemim Jahr 2013 im Rahmen der Bestandserfas-sung für die Managementplanung des EU-Vo-gelschutzgebietes Wismarbucht eine flä-chendeckende Kartierung der Salzgraslän-der durch das BÜRO SALIX/DR. SCHELLER durch-geführt worden war, liegen für das Jahr 2014aus diesem Bereich nur für die vom VereinLangenwerder betreuten Gebiete (NSG Wal-fisch, NSG Langenwerder, Kieler Ort) sowiefür die Salzwiesen im Ostteil der Insel Poel(Gollwitzer, Vorwerker und Malchower Wie-sen) Brutbestandsdaten vor. Auf der Fährin-sel hat der Verein Jordsand eine Brutvogel-erfassung durchgeführt (HARDER & GENTZEN

Die Südspitze der Insel Ruden wird von Kormoranen und Möwen als Rastplatz genutzt. Foto: Ronald Abraham

2015a). Die Brutbestandserfassung auf demGustower Werder erfolgte erst im Juni –nachdem diese kleine Insel von einem Hoch-wasser am 27./28. Mai vollständig überflutetworden war. Eine bis zum Hochwasser ver-mutlich gegebene Besiedlung durch Lach-möwen und Flussseeschwalben war somitnicht mehr nachweisbar.

Die Wiesen westlich des Prerow-Stroms wur-den Ende Mai bzw. Mitte Juni begangen.Allerdings ist eine sichere Erfassung des Brut-status insbesondere bei den Entenarten, diesowohl als Brut- als auch als Rastvögel auf-treten, im Rahmen von nur zwei Begehungenund angesichts der Größe des Gebietesschwierig. Bestandserfassungen der Brutvö-gel am Darßer Ort erfolgten im Rahmen vonzwei Begehungen durch das Nationalpark-

amt am 15. Mai und 21. Juni. Die Duntwiesensüdlich von Vitte wurden ebenfalls im Rah-men von zwei Begehungen kontrolliert.

Die Bejagung der Raubsäuger in den Ge-bieten, die nach der 2006 von der AG Küs-tenvogelschutz verabschiedeten „Strategieeines Raubsäugermanagements in den Küs-tenvogelschutzgebieten von Mecklenburg-Vorpommern“ von Raubsäugern freigehal-ten werden sollen, erfolgte planmäßig. Den-noch kam es in einigen Gebieten im Laufeder Brutsaison zu Beeinträchtigungen durchRaubsäuger.

Auf dem Kieler Ort fand am 29.03.2014 dietraditionelle Treibjagd mit 60 Personen und14 Hunden statt. Dabei wurden 2 Marder-hunde und 1 Dachs erlegt. Die Insel war zu-

Jahresbericht der AG Küstenvogelschutz Mecklenburg-Vorpommern 2014Aktivitäten der AG Küstenvogelschutz und Brutergebnisse in den Küstenvogelbrutgebieten

Mecklenburg-VorpommernsVon CHRISTOF HERRMANN

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Die Lachmöwen auf dem Riether Werder wurden 2014 erneut mittels UAS-basierter automatisierter Bildaus-

wertung gezählt. Das Foto zeigt den Oktokopter Falcon 8 während des Bildfluges über der Kolonie.

Foto: Frank Joisten

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nächst raubwildfrei, in der Brutzeit erschie-nen jedoch ein Fuchs und auch Wildschwei-ne und verhinderten einen erfolgreichenBrutverlauf. Ursächlich hierfür war eine gro-ße, durch Stürme im Winter abgelagerteMiesmuschelbank, die sich rampenartig anden Prädatorenschutzzaun auf der WustrowerSeite des Durchbruchs anlehnte und dieÜberwindung des Zaunes durch Raubsäugerermöglichte.

Um den Raubwilddruck auf den Langenwer-der zu vermindern, wurde am 08.03.2014auf der Insel Poel gemeinsam mit der ört-lichen Jägerschaft und Mitgliedern des Ver-eins Langenwerder als Treiber eine revier-übergreifende Treib- und Baujagd durchge-führt. Dabei wurden 5 Füchse und 1 Dachserlegt. Auf dem Langenwerder wurde im Ja-nuar ein Fuchs erlegt. Zu Beginn der Brutzeitwar der Langenwerder raubwildfrei. Später

wurden gelegentliche Besuche von Füchsenund Marderhunden festgestellt, die sich aller-dings nur kurzzeitig auf der Insel aufhieltenund keine sichtbaren Schäden verursachten.Die Errichtung eines Fuchszaunes vor Be-ginn der Brutsaison ist für den Langenwerderunerlässlich.

Auf dem Kirr führte das Nationalparkamt am28. Februar eine Treibjagd durch. Dabei wur-den 3 Füchse erlegt, 2-3 weitere Tiere ent-kamen. Außerdem wechselten während derBrutzeit Wildschweine auf die Insel. Die Fol-ge der Anwesenheit mehrerer Füchse undder Wildschweine war die Aufgabe der Brut-kolonien der Lachmöwen sowie der Fluss-und Brandseeschwalben. Die Wiesenbrüterhatten einen schlechten Bruterfolg. DieBarther Oie war zu Beginn der Brutsaisonraubwildfrei, jedoch besuchten während derBrutzeit Wildschweine die Insel und verur-

sachten hohe Verluste insbesondere unterden Koloniebrütern. Um den Besuch vonWildschweinen auf Kirr und Barther Oie wäh-rend der Brutzeit zu verhindern, wäre es er-forderlich, die Schilfbestände zurückzudrän-gen, in denen die Schweine Deckung fin-den.

Auf der Insel Liebitz kam es zu keinen Be-einträchtigungen des Brutverlaufs durchRaubsäuger. Leider musste der eingebauteKunstbau mit Sender aufgrund der Forde-rung der Besitzer wieder entfernt werden.

Auf der Insel Görmitz hat der Besitzer, HerrCARL MATTHES, das Jagdrecht übernommenund mit dem Raubsäugermanagement be-gonnen. Im Laufe des Jahres wurden 4 Füch-se und 6 Wildschweine erlegt. Da gleichzei-tig die Schilfbestände zurückgedrängt wurden,bestehen zukünftig günstige Voraussetzungenfür die Prädatorenkontrolle.

Im Oktober 2014 brachte der Verein Jord-sand 64 Heidschnucken auf die Fährinsel.Diese Tiere werden von dem Verein ganz-jährig betreut. Gleichzeitig führt der VereinJordsand zukünftig das Monitoring der Brut-vögel und der Vegetationsentwicklung aufder Insel durch (HARDER & GENTZEN 2015a;MARTITZ et al. 2015). Im März 2015 folgte einerster Arbeitseinsatz zur Auflichtung der Wa-cholderbestände. Dieser Arbeitseinsatz wur-de vom Nationalparkamt Vorpommern or-ganisiert und durch Mitglieder des VereinsJordsand sowie des Vereins OstseelandschaftVorpommern e.V. tatkräftig unterstützt. Eswurde zweifelsohne viel geschafft – aller-dings bleibt bis zur Erreichung des Zielzu-standes auch noch viel zu tun. Im Herbst2015 soll ein weiterer Arbeitseinsatz folgen.Zum Ende des Jagdjahres 2015/16 läuft diejagdliche Verpachtung der Insel an die Jagd-genossenschaft Hiddensee aus. Die Zustän-digkeit für die Bejagung der Insel wird dannvom Nationalparkamt Vorpommern über-nommen. Damit werden ab 2016 günstigeVoraussetzungen für ein Prädatorenma-nagement bestehen.

Die Entwicklung der Insel Görmitz zum Küs-tenvogelschutzgebiet hat im Jahr 2014 Fort-schritte gemacht. Durch Mahd und Bewei-dung wurde das Landröhricht in Salzwiesenumgewandelt. Damit verschwanden die De-ckungsmöglichkeiten für Wildschweine und

Auswertungen der UAS-Befliegung: Die roten Punkte stellen die identifizierten Vogelobjekte dar (links), aus

denen dann die Brutplatzdichte berechnet werden kann (rechts). Abbildungen: Görres Grenzdörffer

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es entstanden Bruthabitate für Wiesenbrüter.

Die ersten Erfolge dieser Maßnahmen wurden

bereits 2014 sichtbar: Auf der Görmitz brü-

teten 7 Kiebitzpaare. Weiterhin begann der

Verein Jordsand mit einer botanischen Auf-

nahme. Zur Beobachtung der zukünftigen

Vegetationsentwicklung wurden 33 Dauer-

beobachtungsflächen eingerichtet (HARDER

& GENTZEN 2015b). Anfang 2015 wurde der

Damm, der die Insel mit Usedom verbindet,

zurückgebaut. Ohne feste Verbindung nach

Usedom wird der Zugang für Raubsäuger,

insbesondere für Füchse, zumindest er-

schwert.

Der Verein Jordsand besitzt seit November

2014 ein Regionalbüro in Greifswald, wel-

ches die Betreuung seiner Schutzgebiete in

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Vorpommern koordiniert. Der Sitz des Büros

befindet sich im Gebäude der Succow-Stif-tung, Ellernholzstraße 1/3. Büroleiterin istFrau ULRIKE GENTZEN.

Die Herbsttagung der AG Küstenvogel-

schutz fand am 25.10.2014 im DeutschenMeeresmuseum in Stralsund statt. Es nah-men 23 Mitglieder und Gebietsbetreuer teil.Es wurde beschlossen, zukünftig die UnterenNaturschutzbehörden (UNB) der Landkreisesowie die Staatlichen Ämter für Landwirt-schaft und Umwelt (StÄLU), in deren Zu-ständigkeitsbereich sich Küstenvogelbrutge-biete befinden, stärker in die Arbeit der AGKüstenvogelschutz einzubeziehen. Die be-treffenden Behörden sollten gebeten wer-den, Vertreter für die Mitarbeit in der AGKüstenvogelschutz zu benennen. Der Land-kreis Vorpommern-Rügen, die HansestadtRostock sowie die StÄLU Vorpommern und

war warm; die Durchschnittstemperatur be-trug 9,66°C und lag damit 2,5°C über dem

langjährigen Mittel . Wie in den Vorjahrenblieben im April regelmäßige Niederschlägeaus. Der Mai war hingegen bis über die Mo-natsmitte hinaus deutlich kühler und feuch-ter. Die Niederschlagsmenge des meteoro-logischen Frühjahrs (1. März – 31. Mai) lag mit101 mm insgesamt deutlich unter dem lang-jährigen Mittel von 134,2 mm (Daten nachDWD 2015). Ab Ende Mai war es überwie-gend sonnig und warm, es fiel nur wenigNiederschlag. Am 27./28. Mai gab es an derKüste ein Sommerhochwasser, welches zahl-reiche Gelege zerstörte.

Der Kormoran (Phalacrocorax carbo sinen-

sis) begann im NSG Niederhof sein Brutge-schäft bereits Mitte Februar. Zum Zeitpunktder Zählung der Kolonie am 13.04.2014 wa-ren teilweise bereits fast flügge Jungvögel

Die Eiderente hat sich in Mecklenburg-Vorpommern als Brutvogel fest etabliert. Insbesondere auf der

Greifswalder Oie nahm der Brutbestand in den letzten Jahren deutlich zu. Foto: Ronald Abraham

Die Kormorankolonie auf dem Peenemünder Haken ist eine der größten in Deutschland. Das Gelände ist

nur schwer zugänglich. Foto: Ronald Abraham

Höckerschwan am Gelege auf der Insel Beuchel. Foto Ronald Abraham

Westmecklenburg sind dieser Bitte gefolgtund haben ihre Vertreter benannt. Diese wur-den mit Schreiben vom 20.02.2015 durchdas LUNG als Mitglieder in die AG Küsten-vogelschutz berufen.

Brutergebnisse in den Küstenvogelbrut-

gebieten Mecklenburg-Vorpommerns 2014

Witterungsverlauf: Der meteorologischeWinter 2013/14 (1. Dezember – 28. Februar)war in MV mit einer Durchschnittstempera-tur von 3,06°C sehr warm (langjähriges Mittel1961-1990: 0,22°C). Lediglich Ende Januargab es eine kurze Kälteperiode, die zu einervorübergehenden Vereisung von Seen undBoddengewässern führte. Auch das Frühjahr

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in den Nestern, während die Besetzung derFeldkolonie noch nicht abgeschlossen war.Der Bestand in den Küstenkolonien nahmim Vergleich zum Vorjahr um 33,3% zu.Deutliche Zunahmen gab es insbesonderein den Kolonien auf dem Peenemünder Ha-ken (+ 82,5%) und im NSG Niederhof (+32%), aber auch auf dem Großen Werder(Riems).

Der Höckerschwan (Cygnus olor) nahm ins-besondere auf der Heuwiese und auf demBeuchel stark ab. Nach dem Höchstwert desVorjahres (HERRMANN & WENDT 2014) wurdemit 334 Brutpaaren (BP) ein sehr niedrigerBrutbestand festgestellt . Starke Brutbe-standsschwankungen sind für den Höcker-schwan in den Küstenvogelbrutgebieten cha-rakteristisch.

Nach dem Brutnachweis einer Pfeifente

(Anas penelope) auf der Heuwiese im Jahr2013 stellte der Gebietsbetreuer, JÜRGEN

REICH, im Jahr 2014 erneut einen brutver-dächtigen Vogel fest. Auch für die Spießen-te (Anas acuta) bestand auf der HeuwieseBrutverdacht.

Die Bestandssituation der Löffelente (Anas

clypeata) verbesserte sich mit 49 erfasstenBP gegenüber dem Vorjahr etwas. Die posi-tive Entwicklung ist insbesondere auf die Be-standszunahme auf dem Riether Werder zu-rückzuführen. Diese Insel beherbergte mit40 BP im Jahr 2014 auch die Hälfte des Brut-bestandes der Reiherente (Aythya fuligula)

in den Küstenvogelkolonien Mecklenburg-Vorpommerns.

Der Brutbestand der Eiderente (Somateria

mollissima) verblieb auf hohem Niveau. Ins-besondere auf der Greifswalder Oie gab eserneut einen Zuwachs der Zahl brütenderWeibchen auf nunmehr 25. Auf der Heu-wiese brüteten 7 Eiderenten.

Unter den Limikolen gehört der Säbel-schnäbler (Recurvirostra avosetta) zu denArten mit natürlicherweise stark schwanken-den Beständen. Mit 191 BP in den Küsten-vogelbrutgebieten lag die Brutpaarzahl höherals im Vorjahr. Außerhalb der Küstenvogel-brutgebiete entstand am Westufer des Gra-bow / östlich von Barth in der Grauen Wie-se eine Brutkolonie von mindestens 14 BP.Möglicherweise war der Brutbestand sogar

noch größer; es wurden insgesamt 20 Gele-ge gezählt, von denen jedoch nicht in jedemFall festzustellen war, ob es sich um Erst-oder Nachgelege handelte (R . SCHMIDT ,schrftl. Mitt.). Das Bruthabitat ist eine röh-richtumstandene, dauerhaft überstauteSchlickfläche vor dem Außendeich eines Pol-ders.

Die Hauptbrutgebiete des Sandregenpfei-fer (Charadrius hiaticula) sind nach wie vordie Werderinseln und das Windwatt am Bocksowie der Bessin. Die Brutpaarzahlen in derWismarbucht lagen 2014 niedriger als in denVorjahren, da für die Halbinsel Wustrow kei-ne Daten erhoben wurden und die Be-

standserfassung auf dem Kieler Ort aufgrundder Anwesenheit von Prädatoren und damitverbundenen Gelegeverlusten wahrschein-lich unvollständig war.

Der Alpenstrandläufer (Calidris alpina) brü-tete noch mit 3 Paaren auf dem Kirr. EinKampfläuferweibchen (Philomachus pug-

nax) begann hier ebenfalls eine Brut, dieaber erfolglos verlief. Auch ein Paar Brach-vögel (Numenius arquata) brütete auf demKirr – auch erfolglos.

Die Uferschnepfe (Limosa limosa) war mit45 BP in den Küstenvogelbrutgebieten ver-treten. Außerdem brüteten 24 Paare in denHaffwiesen bei Leopoldshagen. Der Bruter-folg dort war sehr gut, mindestens 29 juv.wurden flügge (G. OLSTHOORN, schrftl. Mitt.).In den renaturierten Poldern des Peene-mündungsbereichs gab es 2014 keine Bruten(SELLIN schrftl. Mitt.).

Der Brutbestand des Rotschenkels (Tringa

totanus) in den Küstenvogelbrutgebieten lagmit 167 BP auf dem niedrigen Niveau des Vor-jahres. Außerhalb der Küstenvogelbrutge-biete gab es nennenswerte Brutbestände inden Haffwiesen bei Leopoldshagen (2014:15 BP, mind. 29 juv. flügge; G. OLSTHOORN,schrftl. Mitt.) sowie in den renaturierten Pol-dern des unteren Peenetals bei Anklam(2014: 8-10 BP; SELLIN schrftl. Mitt.).

Der Brutbestand der Lachmöwe (Larus ri-

dibundus) an der Küste lag im Jahr 2014 mit14.155 BP auf dem Niveau des Vorjahres. DieErfassung der Kolonie auf dem Riether Wer-der erfolgte erneut mittels UAS (UnmannedAirborne Systems) -basierter automatisier-ter Bildauswertung durch die STZ Geoinfor-matik Rostock. Mit dieser Methodik wurdenin der Kolonie 6.810 Individuen gezählt(GRENZDÖRFFER 2014). Eine parallele Zählungder Gelege ergab 5.500 BP. Die Zahl der Vö-gel in der Kolonie ist natürlicherweise größerals die der Gelege, da sich z.T. beide Partnerhier aufhalten. Nach den Ergebnissen 2014gilt: Gelegezahl = Zahl der Individuen x 0,78.

Zur weiteren Verifizierung der Beziehung zwi-schen der Zahl der mit UAS gezählten Indi-viduen und der Anzahl der Gelege werden dieUntersuchungen im Jahr 2015 wiederholt.

Die Schwarzkopfmöwe (Larus melanoce-

phalus) war 2014 mit 4 BP vertreten (2 BP auf

Der Riether Werder beheimatete 2014 nach den Inseln

Kirr und Barther Oie den drittgrößten Brutbestand an

Kiebitzen. Foto: Gunther Zieger

Die meisten Sandregenpfeifer brüteten 2014 auf dem

Neuen Bessin / Hiddensee. Foto: Gunther Zieger

Hybrid einer Schwarzkopf- und Lachmöwe. Der Vogel

brütete 2014 auf der Insel Böhmke.

Foto: Paul-August Schult

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Uferschnepfen brüteten 2014 auf den Inseln Kirr,

Barther Oie und Riether Werder. Foto: Gunther Zieger

Kormorane. Foto Ronald Abraham

Der Säbelschnäbler brütete 2014 an der Küste

Mecklenburg-Vorpommerns mit mehr als 200 Paaren.

Foto: Ronald Abraham

dem Langenwerder, je 1 BP auf Böhmke undWerder sowie Riether Werder). Dabei han-delte es sich in zwei Fällen um Mischpaare:Auf dem Langenwerder brütete ein Paar L.

melanocephalus x L. canus, auf Böhmke undWerder ein Mischpaar L. ridibundus x L. me-

lanocephalus, wobei der letztere Partnernach phänotypischen Merkmalen (Kopf undSchnabel) offenbar selbst ein Hybrid L. ridi-

bundus x L. melanocephalus war.

Mantel- (Larus marinus) und Heringsmöwe

(Larus fuscus) brüteten 2014 mit 10 bzw. 5Paaren, die Heringsmöwe dabei erneut aufdem Beuchel (1 BP).

Der Brutbestand der Silbermöwe (Larus ar-

gentatus) in den Küstenvogelkolonien bliebmit 3.280 BP konstant. Die Brutbestands-zahlen, die in Tabelle 2 für den Struck und dieFreesendorfer Wiesen angegeben sind, be-ziehen sich auf die Brutkolonie auf den Dä-chern des ehemaligen KKW Lubmin. Außer-halb der Küstenvogelbrutgebiete gibt es ei-ne größere Anzahl von Brutpaaren, die inden Küstenstädten auf Dächern brüten, u.a.in Wismar, Rostock, Warnemünde, Greifs-wald, Binz, Wolgast und auf Usedom.

Die Brandseeschwalbe (Sterna sandvicen-

sis) begann Anfang April auf dem Kirr mit derKoloniegründung. Am 18.04. gab sie diesenBrutplatz jedoch plötzlich auf und siedelte zurBarther Oie um. Dort wurden später 120 Ge-lege gezählt, der Bruterfolg war jedoch auf-grund der Prädation durch Wildschweine ge-ring. Auf dem Langenwerder brüteten 105Paare. Hier gab es - wie schon im Vorjahr -Verluste durch Hochwasser. Die Brandsee-schwalben zeitigten jedoch Nachgelege undeinige Jungvögel wurden flügge.

Der Brutbestand der Flussseeschwalbe (Ster-

na hirundo) nahm 2014 erneut leicht auf 476BP zu. Der Zuwachs beruht überwiegend aufder positiven Entwicklung der Kolonie aufdem Riether Werder, mit 150 BP nunmehrdie größte an der Ostseeküste von MV. Außer-halb der Küstenvogelbrutgebiete wurde ei-ne kleine Kolonie auf dem „Bernsteinsee“bei Körkwitz gemeldet. Durch Entbu-schungsmaßnahmen im Winterhalbjahr wur-den in dieser ehemaligen Kiesgrube geeigneteBruthabitate geschaffen, die von 18 PaarenFlussseeschwalben und 10 Paaren Lachmöwenbesiedelt wurden (R. SCHMIDT, pers. Mitt.).

Die Küstenseeschwalbe (Sterna paradi-

saea) brütete mit nur noch 16 BP auf demLangenwerder. Es traten Gelegeverlustedurch hohe Wasserstände auf. Der Bruterfolgwurde auf ca. 5 flügge Jungvögel geschätzt.Auf dem Neuen Bessin brüteten 4 Paare.

Der Brutbestand der Zwergseeschwalbe

(Sternula albifrons) lag mit 86 Paaren imnormalen Schwankungsbereich dieser Art.Die Brutvorkommen beschränkten sich aufnur 4 Gebiete (Langenwerder, Kieler Ort,Werderinseln und Windwatt am Bock, Bes-sin).

Literatur

DWD – DEUTSCHER WET TERDIENST (2014): KlimadatenDeutschland. Zeitreihen von Gebietsmitteln.Download online am 15.06.2015:http://www.dwd.de/bvbw/appmanager/bvbw/dwdwwwDesktop?_nfpb=true&_pageLabel=_dwdwww_klima_umwelt_klimadaten_deutschland&T82002gsbDocumentPath=Navigation%2FOeffentlich-keit%2FKlima__Umwelt%2FKlimadaten%2Fklda-ten__kostenfrei%2Fdaten__gebietsmittel__no-de.html%3F__nnn%3Dtrue

GRENZDÖRFFER, G. (2014): UAS-basierte automatisierte Vo-gelzählung der Vogelschutzinsel Riether Werder2014. Gutachten im Auftrag des StALU VP.

HARDER, T. & U. GENTZEN (2015a): Neues von der Fähr-insel 2014. Seevögel 36, H. 1: 32.

HARDER, T. & U. GENTZEN (2015b): Neues von der Gör-mitz 2014. Seevögel 36, H. 1: 33.

HERRMANN, C. & J. WENDT (2014): Jahresbericht der AGKüstenvogelschutz Mecklenburg-Vorpommern2013. Seevögel 35, H. 3: 8-15.

MARTITZ, F., N. DONNER & T. HARDER (2015): Die Ver-wandlung der Fährinsel – ein Renaturierungspro-jekt. Nationalpark-Info 25: 18-19.

Die AG Küstenvogelschutz Mecklenburg-Vorpommern während ihrer Herbsttagung am 25.10.2014 in Stralsund.

Foto: B. Baier

Christof Herrmann ist Diplom-Biologe und leitet imLandesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie(LUNG MV) das Dezernat Natura 2000, Lebensraumund Artenschutz. Seit 2005 ist er Leiter der AG Küs-tenvogelschutz MV.