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Jane Austen Stolz und Vorurteil Roman Aus dem Englischen von Karin von Schwab Anaconda

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Page 1: Jane Austen - anacondaverlag.de · Titel der englischen Originalausgabe Emma (London 1816) Dieser Band ist Teil der Sonderausgabe Jane Austen: Die großen Romane (sechs Bände in

Jane Austen

Stolz und Vorurteil

Roman

Aus dem Englischen von Karin von Schwab

Anaconda

Austen Stolz und Vorurteil 3

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Austen Stolz und Vorurteil 4

Titel der englischen Originalausgabe: Pride and Prejudice (London 1813)Die vorliegende deutsche Ausgabe erschien erstmals 1939 unter dem TitelElisabeth und Darcy im Frundsberg Verlag, Berlin. (Neuausgabe 2001 unterdem Titel Stolz und Vorurteil im Aufbau Taschenbuch Verlag.Aufbau Taschenbuch ist eine Marke der Aufbau Verlagsgruppe.)

Ungekürzte Lizenzausgabe der Anaconda Verlag GmbH© Aufbau Verlagsgruppe GmbH, Berlin 2001Diese Ausgabe wurde vermittelt von der Aufbau Media GmbH, Berlin.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographischeDaten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Dieser Band ist Teil der SonderausgabeJane Austen: Die großen Romane (sechs Bände in Kassette)

© dieser Ausgabe 2011 Anaconda Verlag GmbH, KölnAlle Rechte vorbehalten.Umschlagmotiv: Sir Henry Raeburn (1756–1823), »Mrs. Scott Moncrieff«(um 1814), © National Gallery of Scotland, Edinburgh /bridgemanart.comUmschlaggestaltung: www.katjaholst.dePrinted in Czech Republic 2011ISBN [email protected]

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1. KAPITEL

Es ist eine Wahrheit, über die sich alle Welt einig ist, daß ein un-beweibter Mann von einigem Vermögen unbedingt auf der Su-che nach einer Lebensgefährtin sein muß.

Welcher Art die Gefühle und Wünsche eines solchen Mannesim übrigen auch immer sein mögen, diese Wahrheit hat eine so unumstößliche Geltung, daß er schon bei seinem erstenAuftauchen von sämtlichen umwohnenden Familien als recht-mäßiger Besitz der einen oder anderen ihrer Töchter angesehenwird.

»Mein lieber Bennet«, sprach eines Tages Mrs. Bennet zu ihm,»hast du schon gehört, daß Netherfield Park endlich einen Mie-ter gefunden hat?«

Mr. Bennet erwiderte, er habe es noch nicht gehört. »Trotzdem ist es so, wie ich sage«, beharrte Mrs. Bennet.

»Mrs. Long war gerade hier und hat es mir erzählt – Willst dudenn nicht wissen, wer der neue Mieter ist?« fuhr sie mit un-geduldiger Stimme fort.

»Du willst es mir doch gerade erzählen, und ich habe nichtsdagegen.«

Einer deutlicheren Aufforderung bedurfte es nicht. »Also, Mrs. Long erzählte, daß Netherfield von einem sehr

wohlhabenden jungen Mann aus Nordengland gepachtet wurde.Er kam letzten Montag im Vierspänner an, um das Haus zu be-sichtigen, und er war so entzückt davon, daß er sogleich mit Mr.Morris abschloß. Noch vor Michaelis will er einziehen, undseine Dienerschaft soll zum Teil schon Ende dieser Woche her-kommen.«

»Wie heißt er denn?« »Bingley.« »Verheiratet?«

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»Aber nein! Unverheiratet! Natürlich unverheiratet! Einsteinreicher Junggeselle, mit vier- oder fünftausend Pfund imJahr! Welch ein Glück für unsere Kinder!«

»Wieso? Wieso für unsere Kinder?« »Du bist aber auch zu langweilig, mein Lieber. Verstehst

du denn nicht, daß er vielleicht eine unserer Töchter heiratenwird?«

»Kommt er deshalb hierher?« »Deshalb? Was redest du da? Unsinn! Aber es ist doch sehr

gut möglich, daß er sich in eine von ihnen verliebt; und dahermußt du ihm einen Besuch machen, sobald er eingezogen ist.«

»Weshalb denn? Du kannst ja mit den Mädchen hinüber-gehen. Oder besser noch, du schickst sie allein; denn da du noch ebenso gut aussiehst wie jede von deinen Töchtern, würdesich Mr. Bingley vielleicht gar dich aus dem Schwarm aus-suchen.«

»Ach, du Schmeichler. Gewiß, ich bin einmal recht schön ge-wesen, aber jetzt bilde ich mir nicht mehr ein, irgend etwas Be-sonderes vorzustellen. Wenn eine Frau fünf erwachsene Töchterhat, tut sie gut daran, alle Gedanken an ihre eigene Schönheitfallen zu lassen. Du mußt aber unbedingt Mr. Bingley auf-suchen, sobald er unser Nachbar ist.«

»Ich gebe dir heute nur die Versicherung, daß ich es dir nichtversprechen kann.«

»Aber denk doch an deine Töchter! Denk doch an die gesell-schaftliche Stellung, die es für eine von ihnen bedeuten mag! So-gar Sir William und Lady Lucas sind fest entschlossen, ihm nurdeshalb einen Besuch zu machen; du weißt, wie wenig sie sichsonst um Neuankömmlinge kümmern. Du mußt unter allenUmständen hingehen; denn wie sollen wir ihn besuchen kön-nen, wenn du es nicht zuerst tust?«

»Du bist viel zu korrekt; ich bin überzeugt, Mr. Bingley wirdsich sehr freuen, euch bei sich begrüßen zu dürfen. Ich kann dirja ein paar Zeilen mitgeben und ihm aufs herzlichste meine Ein-willigung zusichern für den Fall, daß er sich eine von meinenTöchtern aussuchen und sie heiraten will. Für meine kleineLizzy will ich dabei ein besonders gutes Wort einlegen.«

»Ich will sehr hoffen, daß du nichts dergleichen tust. Lizzy ist

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Jane Austen

Die Abteivon Northanger

Aus dem Englischen übersetztund mit einem Nachwort und Anmerkungen

von Christiane Agricola

Anaconda

Austen Abtei Northanger 09.01.2009 15:27 Seite 3

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Austen Abtei Northanger 09.01.2009 15:27 Seite 4

Titel der englischen Originalausgabe: Northanger Abbey (London 1818).(Die vorliegender Ausgabe zugrunde liegende Edition erschien erstmals 1980als Band 386 der Sammlung Dieterich, Leipzig; Sammlung Dieterich ist eineMarke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG)

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deut-schen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im In-ternet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Dieser Band ist Teil der SonderausgabeJane Austen: Die großen Romane (sechs Bände in Kassette)

Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung© dieser Ausgabe 2011 Anaconda Verlag GmbH, Köln© Aufbau Verlagsgruppe GmbH, Berlin 1980(Diese Lizenz wurde vermittelt durch die Aufbau Media GmbH, Berlin)Alle Rechte vorbehalten.Umschlagmotiv: Sir Henry Raeburn (1756–1823), »Porträt der ElizabethCampbell, Marchesa di Spineto« (1812), Private Collection / © Philip Mould Ltd, London / bridgemanart.comUmschlaggestaltung: www.katjaholst.dePrinted in Czech Republic 2011ISBN [email protected]

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Austen Abtei Northanger 09.01.2009 15:27 Seite 5

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Austen Abtei Northanger 09.01.2009 15:27 Seite 6

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Jane Austen

Emma

Roman

Aus dem Englischen von Horst Höckendorf

Mit einem Nachwort vonKlaus Udo Szudra

Anaconda

austen_emma_01.qxp 23.08.2006 14:59 Seite 3

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Titel der englischen OriginalausgabeEmma (London 1816)

Dieser Band ist Teil der SonderausgabeJane Austen: Die großen Romane (sechs Bände in Kassette)

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation inder Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographischeDaten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung© dieser Ausgabe 2011 Anaconda Verlag GmbH, Köln© Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 1965(diese Ausgabe wurde vermittelt von derAufbau Media GmbH, Berlin)Alle Rechte vorbehalten.Umschlagmotiv: François Pascal Simon Gerard (1770–1837),»Porträt der Madame Recamier«, Musée de la Ville de Paris,Musée Carnavalet, Paris / bridgemanart.comUmschlaggestaltung: www.katjaholst.dePrinted in Czech Republic 2011ISBN [email protected]

austen_emma_neu_juli-2011_Emma_Atv_Aktion.qxd 13.07.2011 18:32 Seite 4

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Seiner Königlichen Hoheitdem Prinzregentenwidmet dies Werk

mit Erlaubnis Seiner Königlichen Hoheitin tiefster Ehrfurcht

Seiner Königlichen Hoheitgehorsamst ergebene Dienerin

die Autorin

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Erstes Buch

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Erstes Kapitel

Emma Woodhouse, hübsch, intelligent und reich, mit einembehaglichen Heim und glücklichen Gaben ausgestattet,schien einige der besten Segnungen des Daseins auf sich zuvereinen und hatte in den knapp einundzwanzig Jahren, diesie auf der Welt war, sehr wenig Kummer und Sorge kennen-gelernt.

Sie war die jüngere von den beiden Töchtern eines sehrliebevollen, weichherzigen Vaters und hatte ihm nach derHeirat ihrer Schwester schon frühzeitig das Haus geführt.Ihre Mutter war zu lange tot, als daß Emma mehr als einigeundeutliche Erinnerungen an ihre Zärtlichkeit bewahrt hätte,und an ihre Stelle war eine vortreffliche Gouvernante getre-ten, die nicht viel weniger Liebe aufgebracht hatte als eineMutter.

Sechzehn Jahre hatte Miss Taylor zur Familie von Mr.Woodhouse gehört, war den Mädchen mehr eine Freundinals eine Erzieherin gewesen und hatte sie beide in ihr Herzgeschlossen, besonders aber Emma. Zwischen ihnen be-stand ein inniges schwesterliches Verhältnis. Schon ehe MissTaylor aufgehört hatte, dem Namen nach das Amt einer Er-zieherin zu versehen, hatte ihr mildes Wesen es ihr kaum jegestattet, irgendwelchen Zwang auszuüben. Dieser Schat-ten von Autorität war inzwischen längst dahin, und seitherhatten sie wie zwei Freundinnen miteinander gelebt undsehr aneinander gehangen, und Emma hatte getan, was ihrpaßte; denn sie schätzte Miss Taylors Urteil hoch, ließ sichaber gewöhnlich von ihrem eigenen leiten.

Die eigentlichen Übel in Emmas Lage waren ihre Macht,in gar zu vielen Dingen ihren eigenen Willen zu haben, undihre Neigung, ein wenig zu gut über sich selbst zu denken.Das waren die einzigen Nachteile, die ihre vielen Freuden

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zu schmälern drohten. Vorerst jedoch ahnte Emma so wenigvon dieser Gefahr, daß sie darin durchaus kein Unglück sah.

Der Kummer kam – ein milder Kummer, aber keineswegsin unangenehm bewußter Form. Miss Taylor heiratete. MissTaylor zu verlieren bereitete ihr die erste Trübsal. AmHochzeitstage ihrer geliebten Freundin machte sich Emmazum ersten Male traurige Gedanken von einiger Dauer. Alsdie Hochzeit vorbei und das Brautpaar fort war, mußte sichEmma mit ihrem Vater allein zu Tisch setzen, und sie hattenkeine Aussicht, daß ein Dritter ihnen helfen würde, den lan-gen Abend zu verkürzen. Nach dem Essen schlief ihr Vaterwie gewöhnlich ein, und sie hatte nichts Besseres zu tun, alsdarüber nachzudenken, was sie verloren hatte.

Das Ereignis versprach in jeder Hinsicht, ihre Freundinglücklich zu machen. Mr. Weston hatte einen untadeligenRuf, ein beträchtliches Vermögen, das passende Alter undangenehme Umgangsformen; und es lag etwas Befriedigen-des in dem Gedanken, wie uneigennützig und großmütig sieals Freundin diese Verbindung immer herbeigewünscht undgefördert hatte. Für Emma selbst jedoch war es ein schwar-zer Vormittag. Daß ihr Miss Taylor fehlte, würde sie vonnun an täglich und stündlich spüren. Sie mußte daran den-ken, wie gut sie zu ihr gewesen war. Sechzehn lange Jahrehatte Miss Taylor sie freundlich und liebevoll umhegt, hattesie von ihrem fünften Lebensjahr an unterrichtet, hatte mitihr gespielt, hatte sich, wenn Emma gesund war, mit allenKräften bemüht, ihr Herz zu gewinnen und sie zu zer-streuen – und hatte sie während der mannigfachen Krank-heiten ihrer Kindheit gepflegt. Dafür stand Emma tief inihrer Schuld; doch der Umgang der letzten sieben Jahre, dieGleichheit und die rückhaltlose Offenheit, die sich baldnach Isabellas Heirat zwischen ihnen eingestellt hatte, alssie nur noch füreinander da waren – das war ihr eine nochteurere, noch liebere Erinnerung. Miss Taylor war ihr eineFreundin und Gefährtin gewesen, wie sie nur wenige be-saßen: verständig, kenntnisreich, hilfsbereit, freundlich, mit

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Jane Austen

Mansfield ParkRoman

Aus dem Englischen von Margit Meyer

Herausgegeben und mit einem Nachwortversehen von Klaus Udo Szudra

Anaconda

Austen:Austen 02.12.2009 15:58 Seite 3

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Austen:Austen 02.12.2009 15:58 Seite 4

Titel der englischen Originalausgabe: Mansfield Park (London 1814)

Die Übersetzung wurde vom Herausgeber bearbeitet.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sindim Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Dieser Band ist Teil der SonderausgabeJane Austen: Die großen Romane (sechs Bände in Kassette)

© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 1989(Die vorliegende Ausgabe erschien erstmals 1989 im Aufbau-Verlag; Aufbau ist eine Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG.)– Diese Lizenz wurde vermittelt durch die Aufbau Media GmbH, Berlin –© dieser Ausgabe 2011 Anaconda Verlag GmbH, KölnAlle Rechte vorbehalten.Umschlagmotiv: Marcus Stone (1840–1921), »In Love«, Nottingham CityMuseums and Galleries (Nottingham Castle) / bridgemanart.comUmschlaggestaltung: www.katjaholst.dePrinted in Czech Republic 2011ISBN [email protected]

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1. Kapitel

Vor etwa dreißig Jahren hatte Miss Maria Ward aus Hunting-don, die lediglich siebentausend Pfund besaß, das großeGlück, Sir Thomas Bertram von Mansfield Park in der Graf-schaft Northampton für sich zu gewinnen und dadurch in denStand der Gattin eines Baronets mit all den Annehmlichkei-ten und dem gesellschaftlichen Gewicht eines schönen Hau-ses und eines hohen Einkommens aufzusteigen. Ganz Hun-tingdon ereiferte sich über diese reiche Heirat, und ihr Onkel,der Rechtsanwalt, meinte, sie hätte eigentlich mindestensdreitausend Pfund mehr mitbringen müssen, um darauf einenvertretbaren Anspruch zu haben. Sie hatte zwei Schwestern,die aus ihrem Aufstieg Nutzen ziehen sollten; und all jene Be-kannten, die Miss Ward und Miss Frances für ebenso anzie-hend hielten wie Miss Maria, zögerten nicht zu prophezeien,dass diese sich fast ebenso vorteilhaft verheiraten würden.Aber sicher gibt es nicht so viele Männer mit einem ansehn-lichen Vermögen auf der Welt wie hübsche Frauen, die sie ver-dienen. Miss Ward sah sich nach Ablauf von einem halbenDutzend Jahren gezwungen, sich mit Reverend Mr. Norris,einem Freund ihres Schwagers, der kaum eigenes Vermögenbesaß, zu verbinden; und Miss Frances erging es noch schlim-mer. Miss Wards Heirat war im Grunde genommen nicht zuverachten, da Sir Thomas in der glücklichen Lage war, seinemFreund mit der Pfründe in Mansfield zu einem Einkommenzu verhelfen. So begaben sich Mr. und Mrs. Norris mit kaumweniger als tausend Pfund pro Jahr auf den Weg ins Eheglück.

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Miss Frances heiratete jedoch, wie man gemeinhin sagt, zumMissfallen ihrer Familie, die sie gründlich gegen sich auf-brachte, indem sie sich für einen Marineleutnant ohne Bildung,Vermögen oder Verbindungen entschied. Sie hätte kaum eineunklügere Wahl treffen können. Sir Thomas Bertram hatte Ein-fluss, den er sowohl aus Prinzip als auch aus Stolz – aus demallgemeinen Wunsch, das Rechte zu tun, und dem Verlangenheraus, alle, die mit ihm verwandt waren, in geachteten Stellun-gen zu sehen – gern zum Vorteil von Lady Bertrams Schwestergeltend gemacht hätte. Doch der Beruf ihres Mannes gehörtezu denen, die solchem Einfluss nicht zugänglich sind, und eheer noch Zeit hatte, andere Mittel zu ihrer Unterstützung zu er-sinnen, war ein endgültiger Bruch zwischen den Schwesterneingetreten. Er war das natürliche Ergebnis des Verhaltens bei-der Seiten, zu dem eine unvernünftige Heirat fast immer führt.Um sich nutzlose Vorhaltungen zu ersparen, schrieb Mrs. Priceihrer Familie nicht eher davon, als bis sie wirklich verheiratetwar. Lady Bertram, die eine Frau von großer Friedfertigkeitund bemerkenswerter Gelassenheit und Gemütsruhe war,hätte sich damit begnügt, ihre Schwester einfach fallen zu las-sen und nicht mehr an diese Angelegenheit zu denken, aberMrs. Norris hatte ein lebhaftes Temperament, das erst zufrie-dengestellt war, als sie an Fanny einen langen und wütendenBrief geschrieben hatte, um ihr ihr törichtes Verhalten vor Au-gen zu führen und ihr mit allen möglichen üblen Folgen zudrohen. Mrs. Price wiederum war verletzt und wütend, undeine Antwort, die beide Schwestern erbitterte und dermaßenabfällige Bemerkungen über den Stolz von Sir Thomas enthielt,dass Mrs. Norris sie unmöglich für sich behalten konnte, setztefür geraume Zeit jeglichem Verkehr zwischen ihnen ein Ende.

Ihre Wohnorte lagen so weit auseinander und die Kreise, indenen sie sich bewegten, waren so verschieden, dass es ihnenfast jede Möglichkeit nahm, in den folgenden elf Jahren von-

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Jane Austen

Überredung

Die Liebe der Anne Elliot

Roman

Aus dem Englischen übertragen und mit einem Nachwort von Gisela Reichel

Anaconda

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Titel der englischen Originalausgabe: Persuasion (London 1818)

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind

im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Dieser Band ist Teil der Sonderausgabe Jane Austen: Die großen Romane (sechs Bände in Kassette)

Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung © dieser Ausgabe 2011 Anaconda Verlag GmbH, Köln © Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 1968, 2008

(Diese Ausgabe erschien erstmals 1968 im Gustav Kiepenheuer Verlag; »Gustav Kiepenheuer« ist eine Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG)

Alle Rechte vorbehalten. Umschlagmotiv: Johann Friedrich August Tischbein (1750-1812), »Betty Tischbein« (1805), Neue Galerie Kassel / © Museumslandschaft Hessen

Kassel / Ute Brunzel / bridgemanart.com Umschlaggestaltung: www.katjaholst.de Satz und Layout: Silvia Langhoff, Köln

Printed in Czech Republic 2011 ISBN 978-3-86647-707-0

www.anacondaverlag.de [email protected]

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Erstes Kapitel

Sir Walter Elliot, der Schloßherr zu Kellynch in Somerset shire, brauchte zu seiner Unterhaltung nie ein anderes Buch als den Adelskalender. Diese Lektüre bot ihm Beschäftigung für seine Mußestunden und Trost in Zeiten der Not; sie er weckte ihn zu nachdenklicher Bewunderung und Ehrfurcht vor den wenigen, die noch dem ältesten Adel entstammten; sie verwandelte jedes unangenehme Gefühl, das seine eige nen Familienangelegen-heiten hervorriefen, in Mitleid und Verachtung, sobald er die nahezu endlosen Adelsverleihun gen des letzten Jahrhunderts überflog; und falls wirklich ein mal keine andere Seite auf ihn zu wirken vermochte, so konnte er doch seine eigene Geschich-te mit stets gleich blei bender Aufmerksamkeit lesen. Jedesmal wurde in dem Lieb lingsbuch folgende Seite aufgeschlagen:

ELLIOT VON KELLYNCH HALL Walter Elliot, geboren 1. März 1760, vermählte sich am 15. Juli 1784 mit Elisabeth, Tochter des James Stevenson, Esq. von South Park in der Grafschaft Gloucester. Elisa-beth starb im Jahre 1800.

Kinder dieser Ehe: Elisabeth, geboren 1. Juni 1785

Anne, geboren 9. August 1787

ein Sohn, totgeboren 5. November 1789,Mary, geboren 20. November 1791

So hatte der Abschnitt ursprünglich gedruckt ausgesehen. Sir Walter hatte ihn jedoch vervollständigt, indem er zur Belehrung für sich und seine Familie gewissenhaft Tag und Monat ein-trug, an dem er seine Frau verloren hatte, und indem er hinter Marys Geburtsdatum einfügte: »… ver mählte sich am 16. De-

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zem ber 1810 mit Charles, dem Sohn und Erben von Charles Musgrove, Esq. von Uppercross in der Grafschaft Somerset.«

Darauf folgten die üblichen Angaben über Geschichte und Aufstieg der alten, angesehenen Familie. Sie war ursprüng lich in Cheshire ansässig, und im Dugdale steht, daß sie das Amt des Obersheriffs versah, dreimal hintereinander ins Par lament gewählt wurde und daß Karl II. ihre königstreue Gesinnung gleich im ersten Jahre seiner Regierung mit der Baronetswürde belohnte; dazu führte Dugdale noch all die Marys und Elisa-beths an, die in die Familie heirateten. Das Ganze füllte zwei zierliche Duodezseiten, die abschlossen mit dem Wappen und der Bemerkung: »Stammsitz: Kellynch Hall in der Grafschaft Somerset.«

Darunter fand sich noch einmal Sir Walters Handschrift: »Präsumtiver Erbe: William Walter Elliot, Esq., Urenkel des zweiten Sir Walter.«

Eitelkeit war Sir Walter Elliots einzige Charaktereigen schaft: er war stolz auf sein Aussehen und stolz auf seine gesellschaft-liche Stellung. In seiner Jugend war er bemer kenswert hübsch gewesen, und auch mit vierundfünfzig war er immer noch eine sehr ansehnliche Erscheinung. Kaum eine Frau machte sich mehr Gedanken um ihr Äußeres, und der Kammerdiener irgendeines neugebackenen Lords hätte sich nicht mehr auf seine gesellschaftliche Stellung einbilden kön nen. Adelswürde und Schönheit betrachtete Sir Walter Elliot als die höchsten Gaben, und da er diese beiden in seiner Person vereinigte, so war er sich selber dauernd der Gegen stand höchster Bewunde-rung und Verehrung.

In einer Beziehung durfte Sir Walter wirklich stolz auf diese Gaben sein, ihnen verdankte er nämlich die Gattin, die ihn in ihrem Charakter weit übertroffen hatte. Lady Elliot war eine treffliche, verständige, liebenswürdige Frau ge wesen, der man

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Jane Austen

Verstand und GefühlRoman

Aus dem Englischen von Erika Gröger

Anaconda

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Titel der englischen Originalausgabe: Sense and Sensibility (London 1811)Die vorliegende deutsche Übersetzung erschien erstmals 1972 unter demTitel Gefühl und Verstand im Aufbau-Verlag, Berlin; Aufbau ist eineMarke der Aufbau Verlagsgruppe GmbH. Textgrundlage dieser Publikation ist die Neuausgabe, die 2008 unter dem Titel Vernunft undGefühl im Aufbau Taschenbuch Verlag erschien.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sindim Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Dieser Band ist Teil der SonderausgabeJane Austen: Die großen Romane (sechs Bände in Kassette)

Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung© dieser Ausgabe 2011 Anaconda Verlag GmbH, Köln© Aufbau Verlagsgruppe GmbH, Berlin 1972(Diese Ausgabe wurde vermittelt von der Aufbau Media GmbH, Berlin)Alle Rechte vorbehalten.Umschlagmotiv: George Dunlop Leslie (1835–1921), »Roses«,Hamburger Kunsthalle, Hamburg / bridgemanart.comUmschlaggestaltung: www.katjaholst.dePrinted in Czech Republic 2011ISBN [email protected]

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ERSTES BUCH

Erstes Kapitel

Die Dashwoods waren eine alteingesessene Familie in Sussex.

Sie hatten ein großes Besitztum und wohnten auf Norland

Park inmitten ihrer Ländereien, wo sie seit vielen Generatio-

nen ein so achtbares Leben geführt hatten, daß sie im ganzen

Bekanntenkreis in hohem Ansehen standen. Der letzte

Eigentümer dieses Besitzes war ein Junggeselle, der ein sehr

hohes Alter erreichte und viele Jahre seines Lebens hindurch

seine Schwester als ständige Gefährtin und Haushälterin bei

sich hatte. Doch ihr Tod – sie starb zehn Jahre vor ihm – zog

große Veränderungen in seinem Hause nach sich; denn um

ihren Verlust zu ersetzen, nahm er die Familie seines Neffen

Mr. Henry Dashwood bei sich auf, welcher der rechtmäßige

Erbe des Besitzes Norland war und dem er ihn auch zu ver-

machen gedachte. In der Gesellschaft seines Neffen und sei-

ner Nichte sowie ihrer Kinder verbrachte der alte Herr be-

haglich seinen Lebensabend. Er schloß sie alle in sein Herz.

Die ständige Aufmerksamkeit Mr. und Mrs. Henry Dash-

woods gegenüber seinen Wünschen, die nicht etwa bloßem

Eigennutz, sondern echter Herzensgüte entsprang, gewährte

ihm alle Labsal, die ihm bei seinem Alter noch zuteil werden

konnte, und das fröhliche Treiben der Kinder verschönte

seine Tage.

Aus erster Ehe hatte Mr. Henry Dashwood einen Sohn, von

seiner jetzigen Frau drei Töchter. Der Sohn, ein gesetzter, acht-

barer junger Mann, war durch das große Vermögen seiner Mut-

ter, dessen eine Hälfte ihm bei Erlangung der Volljährigkeit

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zufiel, reichlich versorgt. Überdies hatte er durch seine Ehe,

die er bald darauf schloß, seinen Reichtum noch vermehrt.

Für ihn war daher das Erbe von Norland nicht so lebens-

wichtig wie für seine Schwestern; denn deren Vermögen

konnte nur klein ausfallen, wenn nicht dadurch etwas hinzu-

kam, daß ihr Vater dieses Besitztum erbte. Ihre Mutter hatte

nichts, und ihr Vater verfügte bloß über siebentausend Pfund;

denn die verbleibende Hälfte des Vermögens seiner ersten

Frau war gleichfalls ihrem Kind vermacht, und er bezog dar-

aus nur eine Lebensrente.

Der alte Herr starb; sein Testament wurde verlesen, und

wie fast jedes Testament rief es ebensoviel Enttäuschung wie

Freude hervor. Er war weder so ungerecht noch so undank-

bar, sein Gut einem andern zu hinterlassen als seinem Nef-

fen, doch er hinterließ es ihm unter Bedingungen, die den

halben Wert der Erbschaft zunichte machten. Mr. Dashwood

hatte sie sich mehr um seiner Frau und seiner Töchter als um

seiner selbst und seines Sohnes willen gewünscht; aber sie war

seinem Sohn und dessen Sohn – einem Kind von vier Jahren –

auf eine Weise sichergestellt, daß ihm selbst keine Möglich-

keit blieb, diejenigen zu versorgen, die er am meisten liebte

und die auf eine Versorgung, sei es durch eine Hypothek auf

das Gut oder durch den Verkauf seiner wertvollen Wälder, am

meisten angewiesen waren. Das Ganze war zugunsten dieses

Kindes festgelegt, das bei einigen Besuchen mit seinem Vater

und seiner Mutter auf Norland das Herz seines Onkels durch

reizvolle kleine Eigenheiten, die bei zwei- bis dreijährigen

Kindern beileibe nichts Ungewöhnliches sind – mangelnde

Sprechfertigkeit, einen ausgeprägten Willen, zahlreiche listige

Streiche und viel Lärm –, so sehr für sich eingenommen hatte,

daß sie bei ihm mehr ins Gewicht fielen als alle Aufmerksam-

keiten, die ihm jahrelang von seiner Nichte und ihren Töch-

tern erwiesen worden waren. Er wollte sich jedoch keines-

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