jascha heifetz miniatures
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George Gershwin (1898-1937)
Porgy and Bess (arr. Heifetz) 1. Summertime 1:43 2. A Woman Is A Sometime Thing 1:50 3. My Man’s Gone Now 3:54 4. It Ain’t Necessarily So 2:32 5. Tempo di Blues (There’s A Boat That’s Leavin’ Soon For New York) 2:54
6. Bess, You Is My Woman Now 3:07
Three Preludes 7. I. Allegro ben ritmato e deciso 1:32 8. II. Andante con moto e poco rubato 2:53
9. III . Allegro ben ritmato e deciso 1:26
Susan D. H. Dyer (1880-1922) 10. Florida Night Song (An Outlandish Suite No. 2) 3:00
Flausino Rodrigues Do Vale (1894-1954) 11. Ao pé da fogueira (arr. Heifetz) 1:14 (Preludio XV)
Jascha Heifetz (1900-1987) (V i o l i n e / v i o l i n )
CD 1
3
Julián Aguirre (1868-1924) 12. Huella op. 49 (arr. Heifetz) 2:30 (Canción argentina)
Dimitrij Schostakowitsch (1906-1975) (arr. Dmitri Ziganov / Quinto Maganini) 13. Präludium cis-Moll op. 34, 10 2:01 Prelude in C-sharp minor op. 34, 10 14. Präludium Des-Dur op. 34, 15 0:59 Prelude in D-sharp major op. 34,15
Edwin Grasse (1884-1954) 15. Wellenspiel / Waves At Play (arr. Heifetz) 1:42
Sergej Prokofjew (1891-1953) 16. Marsch / March (arr. Heifetz) 1:29 (aus / from: Die Liebe zu den drei Orangen / The Love For Three Oranges) 17. Masken / Masks (arr. Heifetz) 2:05 (Romeo und Julia Klaviersuite op. 75, 5 Romeo And Juliet Piano Suite op. 75, 5)
Jascha Heifetz (1900-1987) (V i o l i n e / v i o l i n )
4
Robert Russell Bennett (1894-1981)
Hexapoda (5 Studies In Jitteroptera) 18. Gut-Bucket Gus 2:00 19. Jane Shakes Her Hair 1:05 20. Betty And Harold Close Their Eyes 1:43 21. Jim Jives 1:00 22. … Till Dawn Sunday 1:51
Kurt Weill (1900-1950) 23. Die Ballade von Mackie Messer / Mack The Knife (arr. Stefan Frenkel) 2:22 (aus / from: Dreigroschenoper / The Threepenny Opera)
Peter Iljitsch Tschaikowskij (1840-1893) 24. Mélodie Es-Dur / Mélodie in E-flat major 3:49 (Souvenir d’un lieu cher op. 42, 3)
Frédéric Chopin (1810-1849) 25. Nocturne Es-Dur op. 55, 2 / Nocturne in E-flat major op. 55, 2 3:56
(arr. Heifetz)
Christoph Willibald Gluck (1714-1787) 26. Mélodie (arr. Fritz Kreisler) 2:54 (aus / from: Orphée et Euridice)
Robert Schumann (1810-1856) 27. Vogel als Prophet / The Prophet Bird (Arr. Heifetz) 2:35 (Waldszenen op. 82, 7 / Forest Scenes op. 82, 7)
Total Time: 60:19
6
Samuel Gardner (1891-1984) 1. From The Canebrake op. 5, 1 1:35
Arthur Benjamin (1893-1960) 2. Jamaica Rumba (arr. William Primrose) 1:38
Claude Debussy (1862-1918) 3. Beau Soir (arr. Heifetz) 2:09 4. Golliwogg’s Cakewalk (arr. Heifetz) 2:34 (Childrens Corner No. 6) 5. Clair de lune (Arr. A. Roelens) 3:44 (Suite bergamasque No. 3)
Maurice Ravel (1875-1937) 6. Pièce en forme de habanera (arr. Georges Catherine) 2:39
Clarence Cameron White 7. Levee Dance op. 27, 2 3:07
CD 2 Jascha Heifetz (1900-1987) (V i o l i n e / v i o l i n )
7
Gioacchino Rossini (1792-1868) 8. Figaro (Paraphrase über „Largo al factotum“ 5:22 Paraphrase on “Largo al factotum”) (arr. Mario Casteluovo-Tedesco)
Stephen C. Forster (1826-1864) 9. Jeanie With The Light Brown Hair (arr. Heifetz) 2:58 10. Old Folks At Home (arr. Heifetz) 3:20
Victor Herbert (1859-1924) 11. A la valse 1:38
Antonín Dvor ák (1841-1904) 12. Humoresque Ges-Dur op. 101, 7 Humoresque in G-flat major op. 101, 7 3:34 (arr. Heifetz)
Traditional 13. Gweedore Brae (arr. John Crowther) 3:12 14. Deep River (arr. Heifetz) 2:24
Jascha Heifetz (1900-1987) (V i o l i n e / v i o l i n )
8
Leopold Godowsky (1870-1938) 15. Viennese (Impression No. 12) (arr. Heifetz) 3:47
Irving Berlin (1888-1989) 16. White Christmas 3:22
Salvatore Camarata und sein Orchester / Salvatore Camarata & His Orchestra
Nikolai Rimskij-Korsakoff (1844-1908) 17. Sonnenhymne / Hymn To The Sun (arr. Fritz Kreisler) 3:07 (aus / from: Der Goldene Hahn / The Golden Cockerel)
Alexander Krein (1883-1951) 18. Dance No. 4 (Arr. Heifetz) 1:36
Johannes Brahms (1833-1897) 19. Ungarischer Tanz Nr. 7 A-Dur / Hungarian Dance No. 7 in A major 2:03
Camille Saint-Saëns (1835-1921) 20. Der Schwan / The Swan (arr. Heifetz) 2:39 (aus / from: Karneval der Tiere / Carnival Of The Animals)
9
Cecil Burleigh (1885-1980) 21. Hills (Six Pictures op. 30, 4) 1:35 22. Moto perpetuo (Four Small Concert Pieces op. 21, 4) 1:17
Hermann Löhr (1872-1944) 23. Where My Caravan Has Rested 2:56
Bing Crosby, Victor Young Orchestra
Total Time: 62:27
Emanuel Bay, Klavier / piano (4, 5, 17, 18-22) Milton Kay, Klavier / piano (1-3, 6-15)
aufg. / recorded in: 1944 (1-3, 6-16) 1945 (4, 5, 17-20) 1946 (21-23)
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Noch immer gilt er als der „König der Geiger“ – Jascha Heifetz, dessen Spiel eine
Makellosigkeit aufwies, die für den britischen Dramatiker und Musikkritiker George
Bernard Shaw offenbar beunruhigende Ausmaße angenommen hatte. Nachdem Shaw
den Neunzehnjährigen bei dessen London-Debüt erlebt hatte, riet er ihm „jeden Abend,
bevor Sie zu Bett gehen, ein paar falsche Töne zu spielen, statt zu beten“. Shaw
war Auffassung, dass „kein Sterblicher“ es wagen sollte, „so makellos zu spielen“.
Heifetz’ Spiel war in der Tat technisch unfehlbar, spannungsreich und dynamisch,
sein Ton voller Schönheit – Qualitäten, die ihn neben seiner Virtuosität und seiner
scheinbar nie versiegenden Energie zur unbedingten Autorität für Generationen von
Geigern, die nach ihm kamen, machten. Mit diesen „Miniaturen“, die zwischen 1944
und 1946 aufgenommen wurden, erteilte Jascha Heifetz Klassikpuristen eine Lektion in
Sachen Berührungsangst. Die „Anwesenheit“ einer Ikone der US-Unterhaltungsbranche,
Bing Crosby, macht deutlich, dass hier Genregrenzen überschritten werden sollten;
Meisterwerke der klassischen Musik in Eintracht mit Songs wie „White Christmas“ oder
„The Ballad of Mack the Knife“. Heifetz begegnet dem Hörer hier nicht nur in gewohnter
Perfektion und mit großer Spielfreude, sondern auch als talentierter und pfiffiger
Arrangeur. Mit seinen Adaptionen von Prokofjews Marsch aus der Oper „Die Liebe zu
den drei Orangen“ oder Chopins „Es-Dur-Nocturne“ erweist sich Heifetz als Meister der
„Wenn Sie einen eifersüchtigen Gott herausfordern, indem Sie mit solch übermenschlicher Vollkommenheit spielen, werden Sie jung sterben.“
11
(George Bernard Shaw in einem Brief an den neunzehnjährigen Heifetz)
kleinen Form. Auch seine berühmten Bearbeitungen von Songs aus Gershwins „Porgy
and Bess“ sind zu hören. Die Aufnahmen der Werke, von denen die meisten nur dieses
eine Mal eingespielt wurden, entstanden nach zwei Jahren intensiver musikalischer
Truppenbetreuung. Von 1942 bis 1944 war Heifetz an verschiedene Frontabschnitte
in Europa und Afrika gereist, wo er unter widrigsten Umständen eine Vielzahl von
Konzerten gab. Allein in Italien und Nordafrika waren es 45 Konzerte in acht Wochen.
Auf diesen Tourneen begleitete ihn zunächst Emanuel Bay, später Milton Kaye. Beide
Musiker sind auch Heifetz’ Klavierbegleiter bei den vorliegenden Aufnahmen.
Das „Wunderkind“ Heifetz wurde unter dem Namen Iossif Robertowitsch am 2. Februar
1900 in Wilna/Litauen geboren. Der Vater – Violinist im städtischen Orchester – verlor
keine Zeit, die musikalische Begabung seines Sprösslings abzufragen. Der Dreijährige
bekam eine Viertelgeige und versetzte die Familie schon nach kurzer Zeit mit seinem
schönen Ton und seiner großen Intonationssicherheit in Erstaunen. Nach zwei Jahren
unter der musikalischen Obhut des Vaters wurde Heifetz Schüler von Elias Malkin an
der kaiserlichen Musikschule Wilnas. Man muss davon ausgehen, dass Heifetz sich
Technik und Stilverständnis in aberwitziger Geschwindigkeit aneignete, denn schon
nach weiteren zwei Jahren ließ ihn sein Lehrer mit Mendelssohns Violinkonzert vor
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bald herum. Als jüngster Schüler, der je am Petersburger Konservatorium zugelassen
wurde, erfuhr das begabte Kind eine Sonderbehandlung und fand Aufnahme in die
Meisterklasse von Leopold von Auer, dem Widmungsträger des Violinkonzerts von
Tschaikowskij. Der amerikanische Geiger Albert Spalding besuchte von Auers Klasse im
Rahmen einer Konzertreise und befand, dass Heifetz sein geringes Alter durch immenses
technisches Vermögen mehr als wettmachte: „Die anderen Schüler wurden von diesem
Miniatur-Hexenmeister, der nicht viel älter als zehn Jahre alt war, in den Schatten
gestellt.“ Seinen Werdegang vom Wilnaer Wunderkind bis zum Schüler des erfahrenden
Pädagogen umriss Heifetz später selber folgendermaßen:
„Die Wunderkindkrankheit endet oft mit tödlichem Ausgang. Und es ist schieres Glück,
dass ich es überlebt habe. Doch ich hatte in dem berühmten Professor Leopold Auer
einen großartigen Lehrer und wuchs zudem in einer Familie auf, die ganz instinktiv
allerhöchste Ansprüche stellte, die guten Geschmack besaß und jede Mittelmäßigkeit
verabscheute.“
Leopold von Auer war der Lehrer vieler begabter Schüler, von denen neben Heifetz
einige Weltruhm erlangten, wie Mischa Elmann, Efrem Zimbalist und Nathan Milstein.
„Die anderen Schüler wurden von diesem Miniatur-Hexenmeister, der nicht viel älter als zehn Jahre alt war, in den Schatten gestellt.“
13
Schon während seiner Zeit am Konservatorium trat Heifetz öffentlich auf und erprobte
sich in schwierigen Stücken des Repertoires. Mit elf Jahren spielte er unter Arthur
Nikisch den Solopart in Tschaikowskijs Violinkonzert. Und als Fritz Kreisler den jungen
Kollegen 1913 im Leipziger Gewandhaus das g-Moll-Konzert von Max Bruch spielen
hörte, tat er Zimbalist gegenüber den berühmt geworden Ausspruch: „Sie und ich
könnten genausogut unsere Fiedeln nehmen und über den Knien zerbrechen.“
Neben seiner Konzerttätigkeit absolvierte Heifetz in dieser Zeit ein anspruchsvolles
Pensum, das nicht nur das Violinspiel, sondern auch die konzertreife Beherrschung von
Viola und Klavier, intensive Kammermusik- und Orchesterpraxis, Kompositionslehre und
die grundlegende Beherrschung aller Orchesterinstrumente umfasste. Der Unterricht,
den von Auer ausschließlich schon technisch weit fortgeschrittenen Schülern gab, glich
heutigen Meisterkursen mehr, als einer grundlegenden Ausbildung.
Mit Auer erarbeitete der junge Geiger die großen Konzerte der Violinliteratur,
vervollkommnete seine bereits überreichen technischen Fähigkeiten und legte damit
den Grundstein für die später kaum glaubliche Gleichmäßigkeit seines virtuosen Spiels.
1917 verließ die Familie Heifetz ihre Heimat wegen der vorrevolutionären Unruhen und
emigrierte in die Vereinigten Staaten. Damit endete auch Heifetz’ Lehrzeit bei von Auer.
Noch im selben Jahr stellte sich der junge Geiger dem New Yorker Publikum in der
(Albert Spalding)
14
Carnegie Hall vor. Publikum und Presse waren vollständig im Bann des jugendlichen Geigers
und New Yorks Rezensenten, die höchste Maßstäbe gewöhnt waren, schrieben flammende
Lobeshymnen. Auch Arthur Rubinstein war im Auditorium Zeuge dessen gewesen, was er
später das „Ereignis Heifetz“ nennen sollte: „Nebenbei besuchte ich einige sehr interessante
Konzerte, so das des achtzehnjährigen Jascha Heifetz, der ungeheuren Erfolg hatte. Sein
schöner, starker Ton entzückte mich ebenso wie seine perfekte Intonation und seine
unvorstellbare Virtuosität, dies alles mit so überlegener Geste geboten, dass man den Eindruck
gewann, er könne unmöglich weniger leisten.“ Zwei Monate nach dem sensationellen Debüt
erfuhr Heifetz den Ritterschlag durch die „Bohemians“, jener legendären 1907 gegründeten
New Yorker Künstlervereinigung, deren Mitgliederliste sich wie das „Who’s who“ der Musiker
des 20. Jahrhunderts las. Neben Toscanini und Kreisler zählten Künstler wie Caruso, Horowitz
und Rubinstein dazu. Im Rahmen eines „Dinners“, einer mit einem Festbankett verbundenen
Konzertveranstaltung, zu dem Heifetz eingeladen wurde, nahm man ihn in den exklusiven
Kreis auf und dokumentierte damit den herausragenden Status des jungen Geigers.
Schon bald nach seinem Debüt in New York begann Heifetz, das Leben eines reisenden
Virtuosen zu führen. Von seiner neuen Heimat aus (ab 1925 war Heifetz amerikanischer
Staatsbürger) eroberte er den Rest der Welt. Ab 1920 war er in England, Frankreich und
Spanien zu hören. 1921 bereiste er Australien und zwei Jahre später konzertierte er in Japan,
„Sein schöner, starker Ton entzückte mich ebenso wie seine perfekte Intonation und seine unvorstellbare Virtuosität, … “
15
Indien und Palästina. In Südamerika spielte er zum ersten Mal im Jahr 1929. Heifetz
war auch in Deutschland ein gern gesehener Gast und trat hier bis 1933 auf. Wie sein
großer Musikerkollege Pablo Casals, fasste er jedoch nach der Machtergreifung durch die
Nationalsozialisten den Entschluss, dort nie wieder zu konzertieren.
Neben seiner Konzert- und Aufnahmetätigkeit begann sich Heifetz vermehrt der Kammermusik
zuzuwenden. Heifetz, Arthur Rubinstein und der große Cellist Emanuel Feuermann machten
von 1938 bis 1942 als Meistertrio von sich reden. Die außergewöhnliche künstlerische
Übereinstimmung der drei großen Solisten und ihr gemeinsames musikalisches Empfinden
haben Aufnahmen entstehen lassen, die noch heute den Status von Meistereinspielungen
haben. Die Zusammenarbeit endete mit dem tragischen Tod Feuermanns. Nach dem Krieg
setzte Heifetz seine kammermusikalische Arbeit in Trio- und Quartettformationen mit
Rubinstein, William Primrose und dem ukrainischen Cellisten Gregor Piatigorsky fort und
zog sich mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück. 1972 trat der „König der Geiger“
ein letztes Mal öffentlich auf und beendete mit einer letzten Schallplatteneinspielung
auch seine Aufnahmetätigkeit. 1987 starb Heifetz in Los Angeles. Die renommierte
Thornton School of Music an der Universität von Südkalifornien, an der Heifetz sich dem
Streichernachwuchs gewidmet hatte, ehrte den großen Musiker durch die Einrichtung eines
„Jascha Heifetz Lehrstuhls“.
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17
To this very day Jascha Heifetz is still considered the “king of the violin“ – and for the
British playwright and music critic George Bernard Shaw, it seems that his flawless
playing had taken on disconcerting dimensions at the time. After having heard the
nineteen-year-old violinist at his London debut Shaw advised the violinist to deliberately
“play a few false notes before you go to bed, instead of praying”. Shaw was of the
opinion that “no mortal” should dare “to play so flawlessly”. Heifetz’ playing really was
flawless in terms of technique, dynamic and full of excitement wahile still maintaining a
beautiful sound – qualities that when added to his virtuosity and his apparent boundless
energy made him an absolute authority for the generations of violinists to come. Jascha
Heifetz used these Miniatures – which were recorded between 1944 and 1946 – to
teach classical purists a lesson in overcoming the fear of crossing over genres. The
“presence” of Bing Crosby, one of the icons of the US entertainment industry, makes
it clear that Heifetz wanted to ignore the boundaries separating genres; he presented
masterpieces of classical music in harmony with songs like White Christmas and The
Ballad of Mack the Knife .
„If you keep provoking an envious God by playing with such supernatural perfection, you will die young.“
(George Bernard Shaw, in a letter to the nineteen-year-old Heifetz)
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On this compilation, Heifetz not only treats listeners to his customary perfection and
joy of playing but also presents himself as a talented and smart arranger – and with
his adaptations of Prokofiev’s march from the opera The Love for Three Oranges and
Chopin’s Nocturne in E-flat major , Heifetz proves himself to be a master of the miniature
form. His famous arrangements of songs from Gershwin’s Porgy and Bess can also be
enjoyed. The recordings of the works, which for the majority of these adaptations was
the only time they were ever recorded, were made following two intensive years of
performing for the troops. Between 1942 and 1944 Heifetz had been to different war
fronts in Europe and Africa, giving a large number of concerts under the most adverse
of conditions – including forty-five concerts in eight weeks in Italy and North Africa
alone. He was accompanied on these tours by Emanuel Bay, before Milton Kaye took
over as his accompanist. Both musicians are to be heard accompanying Heifetz on
piano on these recordings.
Child prodigy Heifetz was born as Iossif Robertowitsch in Vilnius / Lithuania on 2 February
1900. His father, a violinist in the municipal orchestra, lost no time in encouraging
his son’s musical talents. Three-year-old Iossif was given a quarter-size violin and
soon astonished the entire family with his beautiful tone and steady intonation. After
(Albert Spalding)
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being taught for two years by his father, Heifetz studied under Elias Malkin at the
imperial music college in Vilnius. One must presume that Heifetz literally breathed
in music and violin playing techniques as his teacher let him perform Mendelssohn’s
Violin Concerto just two years later, aged seven, in front of an audience of some one
thousand listeners.
Word soon got around about the child virtuoso’s exceptional talents. An exception
was also made in Heifetz’s favour when he was accepted as the youngest student
ever at the conservatory in Petersburg, joining masterclasses being given by Leopold
Auer – who in turn had been immortalised by Tchaikovsky’s dedication in the great
composer’s Violin Concerto . American violinist Albert Spalding attended Auer’s classes
during a concert tour and considered that Heifetz more than compensated for his lack
of years by having an immense amount of technical skill at his disposal: “All the other
students were overshadowed by this miniature wizard, who was not much older than
ten at the time.”
Heifetz himself later described his development from being a child prodigy in Vilnius
to becoming a student of the experienced educationalist as follows: “The child prodigy
sickness often ends fatally and it is by pure luck that I survived it. But the famous
„All the other students were overshadowed by this miniature wizard, who was not much older than ten at the time.“
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professor Leopold Auer was a great teacher and I also grew up in a family that instinctively
demanded the utmost, had good taste and which deplored mediocrity.”
Alongside Heifetz, Leopold Auer also taught other gifted students who were to go on to
worldwide fame - including Mischa Elmann, Efrem Zimbalist and Nathan Milstein. Heifetz
already started appearing in public while studying at the conservatory, testing himself
with difficult examples of repertoire. He performed the solo part in Tchaikovsky’s Violin
Concerto under Arthur Nikisch – at the tender age of eleven – and after Fritz Kreisler
heard his young colleague perform Max Bruch’s Concerto in G minor at the Leipzig
Gewandhaus in 1913, he made the legendary comment to Zimbalist: “We may as well
break our fiddles across our knees.”
Heifetz not only gave concerts during this period but also absolved a demanding work
quota that included violin playing, a command of viola and piano suitable for the concert
stage, intensive chamber music and orchestra practice, theory of composition and a
fundamental mastery of all orchestral instruments. Auer only gave his masterclasses
to students who were advanced in playing techniques and these classes are closer to
today’s masterclasses than fundamental training. Together with Auer, the young violinist
(Arthur Rubinstein)
21
learned the world’s great violin concertos, perfected his already immense technical
skills and subsequently laid the foundation for the almost unbelievably smooth virtuoso
playing of his later career.
Due to the growing unrest caused by the Revolution, the Heifetz family decided to
leave their home country in 1917 and emigrate to the United States. Heifetz’ training
with Auer was over but in the same year, the young violinist presented himself to New
Yorkers at the Carnegie Hall. Audience and critics alike were completely enthralled by
the young violinist, and New York’s reviewers – who were accustomed to the highest
of standards – wrote blazing hymns of praise. Pianist Arthur Rubinstein was also in
the audience and decades later he was to reminisce in his memoirs about the “Heifetz
Event”: “I attended several very interesting concerts, such as one given by the eighteen-
year-old Heifetz, who was incredibly successful at the time. His lovely, strong sound
enchanted me just as much as his perfect intonation and his inconceivable virtuosity,
which was delivered with such superior gestures that one was given the impression
that he was incapable of giving less.”
Just two months after his sensational debut, Heifetz was given the equivalent of
“His lovely, strong sound enchanted me just as much as his perfect intonation and his inconceivable virtuosity,…”
22
a musical knighthood by the “Bohemians”, that legendary New York musicians‘ club
formed in 1907 – the list of members reads like a “Who’s Who” of 20th century musicians
and included Toscanini, Kreisler, Caruso, Horowitz and Rubinstein. Heifetz had been
invited to attend one of the club’s “dinners” – concert events organised together with
banquets – and the young musician was asked to join the illustrious circle, documenting
once more the violinist’s exceptional standing.
Heifetz set out to pursue the life of a travelling virtuoso soon after his New York debut.
Based in his new home country (Heifetz became an American national in 1925), he took
Europe and the rest of the world by storm; in 1920 he performed in England, France and
Spain, in 1921 Heifetz went to Australia and two years later he gave concerts in Japan,
India and Palestine. He performed in South America for the first time in 1929. Heifetz
was a welcome guest in Germany and appeared there up until 1933. However, once
the Nazis came to power, he vowed never to play in Germany again; in this respect he
shared the same opinion of his fellow musician Pablo Casals.
In addition to giving concerts and making recordings, Heifetz now started turning his
attention more and more to chamber music. Heifetz, Arthur Rubinstein and the great
23
cellist Emanuel Feuermann made a name for themselves as a master trio between 1938
and 1942. The extraordinary artistic agreement that existed between the three great
soloists – and their mutual sense of music – led to recordings being made that enjoy the
status of masterly audio documents to this very day. Unfortunately, this collaboration
came to an untimely end with the death of Feuermann.
Following the end of the war, Heifetz continued his chamber music activities in trio and
quartet formations with Rubinstein, William Primrose and the Ukrainian cellist, Gregor
Piatigorsky – but withdrew more and more from the public eye. In 1972 the “king of
the violin” performed in public for the last time and also finished off his career as a
recording artist with one final recording. Heifetz died in Los Angeles in 1987. During his
lifetime Heifetz had devoted himself to the up-and-coming generations of string players
at Thornton School of Music, a department of the University of Southern California –
the distinguished school paid tribute to the great musician by introducing the “Jascha
Heifetz Chair”.
Porgy and Bess (arr. Heifetz) 1. Summertime 1:43 2. A Woman Is A Sometime Thing 1:50 3. My Man’s Gone Now 3:54 4. It Ain’t Necessarily So 2:32 5. Tempo di Blues (There’s A Boat That’s Leavin’ Soon For New York) 2:54
6. Bess, You Is My Woman Now 3:07
Three Preludes 7. I. Allegro ben ritmato e deciso 1:32 8. II. Andante con moto e poco rubato 2:53
9. III . Allegro ben ritmato e deciso 1:26
Susan D. H. Dyer (1880-1922) 10. Florida Night Song (An Outlandish Suite No. 2) 3:00
Flausino Rodrigues Do Vale (1894-1954) 11. Ao pé da fogueira (arr. Heifetz) 1:14 (Preludio XV)
Jascha Heifetz (1900-1987) (V i o l i n e / v i o l i n )
CD 1
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Julián Aguirre (1868-1924) 12. Huella op. 49 (arr. Heifetz) 2:30 (Canción argentina)
Dimitrij Schostakowitsch (1906-1975) (arr. Dmitri Ziganov / Quinto Maganini) 13. Präludium cis-Moll op. 34, 10 2:01 Prelude in C-sharp minor op. 34, 10 14. Präludium Des-Dur op. 34, 15 0:59 Prelude in D-sharp major op. 34,15
Edwin Grasse (1884-1954) 15. Wellenspiel / Waves At Play (arr. Heifetz) 1:42
Sergej Prokofjew (1891-1953) 16. Marsch / March (arr. Heifetz) 1:29 (aus / from: Die Liebe zu den drei Orangen / The Love For Three Oranges) 17. Masken / Masks (arr. Heifetz) 2:05 (Romeo und Julia Klaviersuite op. 75, 5 Romeo And Juliet Piano Suite op. 75, 5)
Jascha Heifetz (1900-1987) (V i o l i n e / v i o l i n )
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Robert Russell Bennett (1894-1981)
Hexapoda (5 Studies In Jitteroptera) 18. Gut-Bucket Gus 2:00 19. Jane Shakes Her Hair 1:05 20. Betty And Harold Close Their Eyes 1:43 21. Jim Jives 1:00 22. … Till Dawn Sunday 1:51
Kurt Weill (1900-1950) 23. Die Ballade von Mackie Messer / Mack The Knife (arr. Stefan Frenkel) 2:22 (aus / from: Dreigroschenoper / The Threepenny Opera)
Peter Iljitsch Tschaikowskij (1840-1893) 24. Mélodie Es-Dur / Mélodie in E-flat major 3:49 (Souvenir d’un lieu cher op. 42, 3)
Frédéric Chopin (1810-1849) 25. Nocturne Es-Dur op. 55, 2 / Nocturne in E-flat major op. 55, 2 3:56
(arr. Heifetz)
Christoph Willibald Gluck (1714-1787) 26. Mélodie (arr. Fritz Kreisler) 2:54 (aus / from: Orphée et Euridice)
Robert Schumann (1810-1856) 27. Vogel als Prophet / The Prophet Bird (Arr. Heifetz) 2:35 (Waldszenen op. 82, 7 / Forest Scenes op. 82, 7)
Total Time: 60:19
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Samuel Gardner (1891-1984) 1. From The Canebrake op. 5, 1 1:35
Arthur Benjamin (1893-1960) 2. Jamaica Rumba (arr. William Primrose) 1:38
Claude Debussy (1862-1918) 3. Beau Soir (arr. Heifetz) 2:09 4. Golliwogg’s Cakewalk (arr. Heifetz) 2:34 (Childrens Corner No. 6) 5. Clair de lune (Arr. A. Roelens) 3:44 (Suite bergamasque No. 3)
Maurice Ravel (1875-1937) 6. Pièce en forme de habanera (arr. Georges Catherine) 2:39
Clarence Cameron White 7. Levee Dance op. 27, 2 3:07
CD 2 Jascha Heifetz (1900-1987) (V i o l i n e / v i o l i n )
7
Gioacchino Rossini (1792-1868) 8. Figaro (Paraphrase über „Largo al factotum“ 5:22 Paraphrase on “Largo al factotum”) (arr. Mario Casteluovo-Tedesco)
Stephen C. Forster (1826-1864) 9. Jeanie With The Light Brown Hair (arr. Heifetz) 2:58 10. Old Folks At Home (arr. Heifetz) 3:20
Victor Herbert (1859-1924) 11. A la valse 1:38
Antonín Dvor ák (1841-1904) 12. Humoresque Ges-Dur op. 101, 7 Humoresque in G-flat major op. 101, 7 3:34 (arr. Heifetz)
Traditional 13. Gweedore Brae (arr. John Crowther) 3:12 14. Deep River (arr. Heifetz) 2:24
Jascha Heifetz (1900-1987) (V i o l i n e / v i o l i n )
8
Leopold Godowsky (1870-1938) 15. Viennese (Impression No. 12) (arr. Heifetz) 3:47
Irving Berlin (1888-1989) 16. White Christmas 3:22
Salvatore Camarata und sein Orchester / Salvatore Camarata & His Orchestra
Nikolai Rimskij-Korsakoff (1844-1908) 17. Sonnenhymne / Hymn To The Sun (arr. Fritz Kreisler) 3:07 (aus / from: Der Goldene Hahn / The Golden Cockerel)
Alexander Krein (1883-1951) 18. Dance No. 4 (Arr. Heifetz) 1:36
Johannes Brahms (1833-1897) 19. Ungarischer Tanz Nr. 7 A-Dur / Hungarian Dance No. 7 in A major 2:03
Camille Saint-Saëns (1835-1921) 20. Der Schwan / The Swan (arr. Heifetz) 2:39 (aus / from: Karneval der Tiere / Carnival Of The Animals)
9
Cecil Burleigh (1885-1980) 21. Hills (Six Pictures op. 30, 4) 1:35 22. Moto perpetuo (Four Small Concert Pieces op. 21, 4) 1:17
Hermann Löhr (1872-1944) 23. Where My Caravan Has Rested 2:56
Bing Crosby, Victor Young Orchestra
Total Time: 62:27
Emanuel Bay, Klavier / piano (4, 5, 17, 18-22) Milton Kay, Klavier / piano (1-3, 6-15)
aufg. / recorded in: 1944 (1-3, 6-16) 1945 (4, 5, 17-20) 1946 (21-23)
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Noch immer gilt er als der „König der Geiger“ – Jascha Heifetz, dessen Spiel eine
Makellosigkeit aufwies, die für den britischen Dramatiker und Musikkritiker George
Bernard Shaw offenbar beunruhigende Ausmaße angenommen hatte. Nachdem Shaw
den Neunzehnjährigen bei dessen London-Debüt erlebt hatte, riet er ihm „jeden Abend,
bevor Sie zu Bett gehen, ein paar falsche Töne zu spielen, statt zu beten“. Shaw
war Auffassung, dass „kein Sterblicher“ es wagen sollte, „so makellos zu spielen“.
Heifetz’ Spiel war in der Tat technisch unfehlbar, spannungsreich und dynamisch,
sein Ton voller Schönheit – Qualitäten, die ihn neben seiner Virtuosität und seiner
scheinbar nie versiegenden Energie zur unbedingten Autorität für Generationen von
Geigern, die nach ihm kamen, machten. Mit diesen „Miniaturen“, die zwischen 1944
und 1946 aufgenommen wurden, erteilte Jascha Heifetz Klassikpuristen eine Lektion in
Sachen Berührungsangst. Die „Anwesenheit“ einer Ikone der US-Unterhaltungsbranche,
Bing Crosby, macht deutlich, dass hier Genregrenzen überschritten werden sollten;
Meisterwerke der klassischen Musik in Eintracht mit Songs wie „White Christmas“ oder
„The Ballad of Mack the Knife“. Heifetz begegnet dem Hörer hier nicht nur in gewohnter
Perfektion und mit großer Spielfreude, sondern auch als talentierter und pfiffiger
Arrangeur. Mit seinen Adaptionen von Prokofjews Marsch aus der Oper „Die Liebe zu
den drei Orangen“ oder Chopins „Es-Dur-Nocturne“ erweist sich Heifetz als Meister der
„Wenn Sie einen eifersüchtigen Gott herausfordern, indem Sie mit solch übermenschlicher Vollkommenheit spielen, werden Sie jung sterben.“
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(George Bernard Shaw in einem Brief an den neunzehnjährigen Heifetz)
kleinen Form. Auch seine berühmten Bearbeitungen von Songs aus Gershwins „Porgy
and Bess“ sind zu hören. Die Aufnahmen der Werke, von denen die meisten nur dieses
eine Mal eingespielt wurden, entstanden nach zwei Jahren intensiver musikalischer
Truppenbetreuung. Von 1942 bis 1944 war Heifetz an verschiedene Frontabschnitte
in Europa und Afrika gereist, wo er unter widrigsten Umständen eine Vielzahl von
Konzerten gab. Allein in Italien und Nordafrika waren es 45 Konzerte in acht Wochen.
Auf diesen Tourneen begleitete ihn zunächst Emanuel Bay, später Milton Kaye. Beide
Musiker sind auch Heifetz’ Klavierbegleiter bei den vorliegenden Aufnahmen.
Das „Wunderkind“ Heifetz wurde unter dem Namen Iossif Robertowitsch am 2. Februar
1900 in Wilna/Litauen geboren. Der Vater – Violinist im städtischen Orchester – verlor
keine Zeit, die musikalische Begabung seines Sprösslings abzufragen. Der Dreijährige
bekam eine Viertelgeige und versetzte die Familie schon nach kurzer Zeit mit seinem
schönen Ton und seiner großen Intonationssicherheit in Erstaunen. Nach zwei Jahren
unter der musikalischen Obhut des Vaters wurde Heifetz Schüler von Elias Malkin an
der kaiserlichen Musikschule Wilnas. Man muss davon ausgehen, dass Heifetz sich
Technik und Stilverständnis in aberwitziger Geschwindigkeit aneignete, denn schon
nach weiteren zwei Jahren ließ ihn sein Lehrer mit Mendelssohns Violinkonzert vor
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bald herum. Als jüngster Schüler, der je am Petersburger Konservatorium zugelassen
wurde, erfuhr das begabte Kind eine Sonderbehandlung und fand Aufnahme in die
Meisterklasse von Leopold von Auer, dem Widmungsträger des Violinkonzerts von
Tschaikowskij. Der amerikanische Geiger Albert Spalding besuchte von Auers Klasse im
Rahmen einer Konzertreise und befand, dass Heifetz sein geringes Alter durch immenses
technisches Vermögen mehr als wettmachte: „Die anderen Schüler wurden von diesem
Miniatur-Hexenmeister, der nicht viel älter als zehn Jahre alt war, in den Schatten
gestellt.“ Seinen Werdegang vom Wilnaer Wunderkind bis zum Schüler des erfahrenden
Pädagogen umriss Heifetz später selber folgendermaßen:
„Die Wunderkindkrankheit endet oft mit tödlichem Ausgang. Und es ist schieres Glück,
dass ich es überlebt habe. Doch ich hatte in dem berühmten Professor Leopold Auer
einen großartigen Lehrer und wuchs zudem in einer Familie auf, die ganz instinktiv
allerhöchste Ansprüche stellte, die guten Geschmack besaß und jede Mittelmäßigkeit
verabscheute.“
Leopold von Auer war der Lehrer vieler begabter Schüler, von denen neben Heifetz
einige Weltruhm erlangten, wie Mischa Elmann, Efrem Zimbalist und Nathan Milstein.
„Die anderen Schüler wurden von diesem Miniatur-Hexenmeister, der nicht viel älter als zehn Jahre alt war, in den Schatten gestellt.“
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Schon während seiner Zeit am Konservatorium trat Heifetz öffentlich auf und erprobte
sich in schwierigen Stücken des Repertoires. Mit elf Jahren spielte er unter Arthur
Nikisch den Solopart in Tschaikowskijs Violinkonzert. Und als Fritz Kreisler den jungen
Kollegen 1913 im Leipziger Gewandhaus das g-Moll-Konzert von Max Bruch spielen
hörte, tat er Zimbalist gegenüber den berühmt geworden Ausspruch: „Sie und ich
könnten genausogut unsere Fiedeln nehmen und über den Knien zerbrechen.“
Neben seiner Konzerttätigkeit absolvierte Heifetz in dieser Zeit ein anspruchsvolles
Pensum, das nicht nur das Violinspiel, sondern auch die konzertreife Beherrschung von
Viola und Klavier, intensive Kammermusik- und Orchesterpraxis, Kompositionslehre und
die grundlegende Beherrschung aller Orchesterinstrumente umfasste. Der Unterricht,
den von Auer ausschließlich schon technisch weit fortgeschrittenen Schülern gab, glich
heutigen Meisterkursen mehr, als einer grundlegenden Ausbildung.
Mit Auer erarbeitete der junge Geiger die großen Konzerte der Violinliteratur,
vervollkommnete seine bereits überreichen technischen Fähigkeiten und legte damit
den Grundstein für die später kaum glaubliche Gleichmäßigkeit seines virtuosen Spiels.
1917 verließ die Familie Heifetz ihre Heimat wegen der vorrevolutionären Unruhen und
emigrierte in die Vereinigten Staaten. Damit endete auch Heifetz’ Lehrzeit bei von Auer.
Noch im selben Jahr stellte sich der junge Geiger dem New Yorker Publikum in der
(Albert Spalding)
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Carnegie Hall vor. Publikum und Presse waren vollständig im Bann des jugendlichen Geigers
und New Yorks Rezensenten, die höchste Maßstäbe gewöhnt waren, schrieben flammende
Lobeshymnen. Auch Arthur Rubinstein war im Auditorium Zeuge dessen gewesen, was er
später das „Ereignis Heifetz“ nennen sollte: „Nebenbei besuchte ich einige sehr interessante
Konzerte, so das des achtzehnjährigen Jascha Heifetz, der ungeheuren Erfolg hatte. Sein
schöner, starker Ton entzückte mich ebenso wie seine perfekte Intonation und seine
unvorstellbare Virtuosität, dies alles mit so überlegener Geste geboten, dass man den Eindruck
gewann, er könne unmöglich weniger leisten.“ Zwei Monate nach dem sensationellen Debüt
erfuhr Heifetz den Ritterschlag durch die „Bohemians“, jener legendären 1907 gegründeten
New Yorker Künstlervereinigung, deren Mitgliederliste sich wie das „Who’s who“ der Musiker
des 20. Jahrhunderts las. Neben Toscanini und Kreisler zählten Künstler wie Caruso, Horowitz
und Rubinstein dazu. Im Rahmen eines „Dinners“, einer mit einem Festbankett verbundenen
Konzertveranstaltung, zu dem Heifetz eingeladen wurde, nahm man ihn in den exklusiven
Kreis auf und dokumentierte damit den herausragenden Status des jungen Geigers.
Schon bald nach seinem Debüt in New York begann Heifetz, das Leben eines reisenden
Virtuosen zu führen. Von seiner neuen Heimat aus (ab 1925 war Heifetz amerikanischer
Staatsbürger) eroberte er den Rest der Welt. Ab 1920 war er in England, Frankreich und
Spanien zu hören. 1921 bereiste er Australien und zwei Jahre später konzertierte er in Japan,
„Sein schöner, starker Ton entzückte mich ebenso wie seine perfekte Intonation und seine unvorstellbare Virtuosität, … “
15
Indien und Palästina. In Südamerika spielte er zum ersten Mal im Jahr 1929. Heifetz
war auch in Deutschland ein gern gesehener Gast und trat hier bis 1933 auf. Wie sein
großer Musikerkollege Pablo Casals, fasste er jedoch nach der Machtergreifung durch die
Nationalsozialisten den Entschluss, dort nie wieder zu konzertieren.
Neben seiner Konzert- und Aufnahmetätigkeit begann sich Heifetz vermehrt der Kammermusik
zuzuwenden. Heifetz, Arthur Rubinstein und der große Cellist Emanuel Feuermann machten
von 1938 bis 1942 als Meistertrio von sich reden. Die außergewöhnliche künstlerische
Übereinstimmung der drei großen Solisten und ihr gemeinsames musikalisches Empfinden
haben Aufnahmen entstehen lassen, die noch heute den Status von Meistereinspielungen
haben. Die Zusammenarbeit endete mit dem tragischen Tod Feuermanns. Nach dem Krieg
setzte Heifetz seine kammermusikalische Arbeit in Trio- und Quartettformationen mit
Rubinstein, William Primrose und dem ukrainischen Cellisten Gregor Piatigorsky fort und
zog sich mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück. 1972 trat der „König der Geiger“
ein letztes Mal öffentlich auf und beendete mit einer letzten Schallplatteneinspielung
auch seine Aufnahmetätigkeit. 1987 starb Heifetz in Los Angeles. Die renommierte
Thornton School of Music an der Universität von Südkalifornien, an der Heifetz sich dem
Streichernachwuchs gewidmet hatte, ehrte den großen Musiker durch die Einrichtung eines
„Jascha Heifetz Lehrstuhls“.
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To this very day Jascha Heifetz is still considered the “king of the violin“ – and for the
British playwright and music critic George Bernard Shaw, it seems that his flawless
playing had taken on disconcerting dimensions at the time. After having heard the
nineteen-year-old violinist at his London debut Shaw advised the violinist to deliberately
“play a few false notes before you go to bed, instead of praying”. Shaw was of the
opinion that “no mortal” should dare “to play so flawlessly”. Heifetz’ playing really was
flawless in terms of technique, dynamic and full of excitement wahile still maintaining a
beautiful sound – qualities that when added to his virtuosity and his apparent boundless
energy made him an absolute authority for the generations of violinists to come. Jascha
Heifetz used these Miniatures – which were recorded between 1944 and 1946 – to
teach classical purists a lesson in overcoming the fear of crossing over genres. The
“presence” of Bing Crosby, one of the icons of the US entertainment industry, makes
it clear that Heifetz wanted to ignore the boundaries separating genres; he presented
masterpieces of classical music in harmony with songs like White Christmas and The
Ballad of Mack the Knife .
„If you keep provoking an envious God by playing with such supernatural perfection, you will die young.“
(George Bernard Shaw, in a letter to the nineteen-year-old Heifetz)
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On this compilation, Heifetz not only treats listeners to his customary perfection and
joy of playing but also presents himself as a talented and smart arranger – and with
his adaptations of Prokofiev’s march from the opera The Love for Three Oranges and
Chopin’s Nocturne in E-flat major , Heifetz proves himself to be a master of the miniature
form. His famous arrangements of songs from Gershwin’s Porgy and Bess can also be
enjoyed. The recordings of the works, which for the majority of these adaptations was
the only time they were ever recorded, were made following two intensive years of
performing for the troops. Between 1942 and 1944 Heifetz had been to different war
fronts in Europe and Africa, giving a large number of concerts under the most adverse
of conditions – including forty-five concerts in eight weeks in Italy and North Africa
alone. He was accompanied on these tours by Emanuel Bay, before Milton Kaye took
over as his accompanist. Both musicians are to be heard accompanying Heifetz on
piano on these recordings.
Child prodigy Heifetz was born as Iossif Robertowitsch in Vilnius / Lithuania on 2 February
1900. His father, a violinist in the municipal orchestra, lost no time in encouraging
his son’s musical talents. Three-year-old Iossif was given a quarter-size violin and
soon astonished the entire family with his beautiful tone and steady intonation. After
(Albert Spalding)
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being taught for two years by his father, Heifetz studied under Elias Malkin at the
imperial music college in Vilnius. One must presume that Heifetz literally breathed
in music and violin playing techniques as his teacher let him perform Mendelssohn’s
Violin Concerto just two years later, aged seven, in front of an audience of some one
thousand listeners.
Word soon got around about the child virtuoso’s exceptional talents. An exception
was also made in Heifetz’s favour when he was accepted as the youngest student
ever at the conservatory in Petersburg, joining masterclasses being given by Leopold
Auer – who in turn had been immortalised by Tchaikovsky’s dedication in the great
composer’s Violin Concerto . American violinist Albert Spalding attended Auer’s classes
during a concert tour and considered that Heifetz more than compensated for his lack
of years by having an immense amount of technical skill at his disposal: “All the other
students were overshadowed by this miniature wizard, who was not much older than
ten at the time.”
Heifetz himself later described his development from being a child prodigy in Vilnius
to becoming a student of the experienced educationalist as follows: “The child prodigy
sickness often ends fatally and it is by pure luck that I survived it. But the famous
„All the other students were overshadowed by this miniature wizard, who was not much older than ten at the time.“
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professor Leopold Auer was a great teacher and I also grew up in a family that instinctively
demanded the utmost, had good taste and which deplored mediocrity.”
Alongside Heifetz, Leopold Auer also taught other gifted students who were to go on to
worldwide fame - including Mischa Elmann, Efrem Zimbalist and Nathan Milstein. Heifetz
already started appearing in public while studying at the conservatory, testing himself
with difficult examples of repertoire. He performed the solo part in Tchaikovsky’s Violin
Concerto under Arthur Nikisch – at the tender age of eleven – and after Fritz Kreisler
heard his young colleague perform Max Bruch’s Concerto in G minor at the Leipzig
Gewandhaus in 1913, he made the legendary comment to Zimbalist: “We may as well
break our fiddles across our knees.”
Heifetz not only gave concerts during this period but also absolved a demanding work
quota that included violin playing, a command of viola and piano suitable for the concert
stage, intensive chamber music and orchestra practice, theory of composition and a
fundamental mastery of all orchestral instruments. Auer only gave his masterclasses
to students who were advanced in playing techniques and these classes are closer to
today’s masterclasses than fundamental training. Together with Auer, the young violinist
(Arthur Rubinstein)
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learned the world’s great violin concertos, perfected his already immense technical
skills and subsequently laid the foundation for the almost unbelievably smooth virtuoso
playing of his later career.
Due to the growing unrest caused by the Revolution, the Heifetz family decided to
leave their home country in 1917 and emigrate to the United States. Heifetz’ training
with Auer was over but in the same year, the young violinist presented himself to New
Yorkers at the Carnegie Hall. Audience and critics alike were completely enthralled by
the young violinist, and New York’s reviewers – who were accustomed to the highest
of standards – wrote blazing hymns of praise. Pianist Arthur Rubinstein was also in
the audience and decades later he was to reminisce in his memoirs about the “Heifetz
Event”: “I attended several very interesting concerts, such as one given by the eighteen-
year-old Heifetz, who was incredibly successful at the time. His lovely, strong sound
enchanted me just as much as his perfect intonation and his inconceivable virtuosity,
which was delivered with such superior gestures that one was given the impression
that he was incapable of giving less.”
Just two months after his sensational debut, Heifetz was given the equivalent of
“His lovely, strong sound enchanted me just as much as his perfect intonation and his inconceivable virtuosity,…”
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a musical knighthood by the “Bohemians”, that legendary New York musicians‘ club
formed in 1907 – the list of members reads like a “Who’s Who” of 20th century musicians
and included Toscanini, Kreisler, Caruso, Horowitz and Rubinstein. Heifetz had been
invited to attend one of the club’s “dinners” – concert events organised together with
banquets – and the young musician was asked to join the illustrious circle, documenting
once more the violinist’s exceptional standing.
Heifetz set out to pursue the life of a travelling virtuoso soon after his New York debut.
Based in his new home country (Heifetz became an American national in 1925), he took
Europe and the rest of the world by storm; in 1920 he performed in England, France and
Spain, in 1921 Heifetz went to Australia and two years later he gave concerts in Japan,
India and Palestine. He performed in South America for the first time in 1929. Heifetz
was a welcome guest in Germany and appeared there up until 1933. However, once
the Nazis came to power, he vowed never to play in Germany again; in this respect he
shared the same opinion of his fellow musician Pablo Casals.
In addition to giving concerts and making recordings, Heifetz now started turning his
attention more and more to chamber music. Heifetz, Arthur Rubinstein and the great
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cellist Emanuel Feuermann made a name for themselves as a master trio between 1938
and 1942. The extraordinary artistic agreement that existed between the three great
soloists – and their mutual sense of music – led to recordings being made that enjoy the
status of masterly audio documents to this very day. Unfortunately, this collaboration
came to an untimely end with the death of Feuermann.
Following the end of the war, Heifetz continued his chamber music activities in trio and
quartet formations with Rubinstein, William Primrose and the Ukrainian cellist, Gregor
Piatigorsky – but withdrew more and more from the public eye. In 1972 the “king of
the violin” performed in public for the last time and also finished off his career as a
recording artist with one final recording. Heifetz died in Los Angeles in 1987. During his
lifetime Heifetz had devoted himself to the up-and-coming generations of string players
at Thornton School of Music, a department of the University of Southern California –
the distinguished school paid tribute to the great musician by introducing the “Jascha
Heifetz Chair”.