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Jena und seine Partnerstädte – was verbindet sie?
Seminarfacharbeit
am Angergymnasium Jena - Jahrgang 2012/13
Seminarfachlehrer:
Herr Frohl
Fachbetreuer:
Herr Völkner
Außenbetreuerin:
Städtepartnerschafts-
beauftragte Stadt Jena
Frau Tavangarian
Vorgelegt von Team 15:
Daniel Köhler; 12/3
David Krause; 12/1
Lukas Spantzel; 12/1
Jena, den 5. Oktober 2012
Inhaltsverzeichnis
0. Vorwort 3
1. Allgemeines 4
1.1 Sinn und Zweck einer Städtepartnerschaft 4
1.2 Historischer Aspekt 5
1.3 Rechtliche Grundlagen 6
2. Partnerschaft mit Erlangen 7
2.1 Vertrag 7
2.2 Entstehung/ Entwicklung 9
3. Andere Städtepartnerschaften von Jena 11
4. Andere Städtebeziehungen 17
5. Vergleich der Städtepartnerschaften/-beziehungen untereinander 20
6. Fazit 22
7. Quellenverzeichnis 23
8. Literaturverzeichnis 25
9. Anhang 28
9.1 Thesenpapier 28
9.2 Kriterienkatalog 29
9.3 Broschüre zum 25-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft 30
Jena-Erlangen
9.4 Interviews 31
9.4.1 Dr. Albrecht Schröter, Oberbürgermeister der Stadt Jena 31
9.4.2 Theresa Popp, Eine-Welt-Haus e.V. 43
9.4.3 Peter Steger, Städtepartnerschaftsbeauftragter der 48
Stadt Erlangen
10. Eidesstaatliche Erklärung 62
11. Danksagung 63
3
0. Vorwort
„Ich finde es gut, wenn man nicht nur für sich alleine als Stadt lebt, sondern wenn man
Partner hat mit denen man sich vergleichen kann, zu denen man Freundschaften knüpft und
sich gegenseitig hilft.“,[1] so Jenas Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter, zur Idee der
Städtepartnerschaften. Seit dem 9. Jahrhundert gibt es Städtepartnerschaften, diese
Beziehungen zwischen den Städten und ihren Bewohner beinhalten den Austausch auf
sozialer, kultureller, politischer und wirtschaftlicher Ebene. [2] Auch Jena hat mehrere
Partnerstädte: Erlangen (Deutschland), San Marcos (Nicaragua), Beit Jala (Palästina),
Berkeley (USA), Porto (Portugal), Aubervilliers (Frankreich) und Lugoj (Rumänien).
Wir wollen mit unserer Arbeit beleuchten, wie dieser Partnerschaftsgedanke umgesetzt wird
und was die Städte jeweils mit Jena verbindet, dabei liegt unser Hauptaugenmerk auf der
Partnerschaft mit Erlangen.
Um die Partnerstädte Jenas untereinander vergleichen und untersuchen zu können, haben
wir einen Kriterienkatalog erstellt. Mit diesen von uns selbst gewählten Kriterien zeigen wir
unter anderem die Gründe für das Abschließen einer Städtepartnerschaft, die Präsenz dieser
in der Bevölkerung, sowie die Aktivität zwischen den beiden Partnerstädten.
Durch Gespräche, Interviews und Medien-, sowie Literaturrecherche haben wir viele
Informationen zu unserem Thema erhalten. Dazu haben wir neben dem Oberbürgermeister
der Stadt Jena, Dr. Albrecht Schröter, auch den langjährigen Städtepartnerschafts-
beauftragten der Stadt Erlangen, Peter Steger, interviewt, sowie mit der Vertreterin des
„Eine-Welt-Haus e.V.“, Theresa Popp, gesprochen. Des Weiteren nahmen wir mehrmals an
Veranstaltungen, wie beispielsweise dem jährlichen Partnerschaftstreffen am Tag der
Deutschen Einheit (in Erlangen 2011/ in Jena 2012) teil. Unsere Außenbetreuerin, die
Städtepartnerschaftsbeauftragte der Stadt Jena, Frau Tavangarian hat uns darum gebeten,
unsere Erkenntnisse am 3. Oktober 2012 zu den Feierlichkeiten des 25-jährigen Jubiläums
der Städtepartnerschaft Jena – Erlangen zu präsentieren. Um dies anschaulich zu gestalten,
haben wir in Zusammenarbeit mit der Stadt Jena eine Broschüre erstellt. Inhaltlich setzt sie
sich zusammen aus einem historischen Rückblick auf die Partnerschaft, Meinungen und
Zitaten von Beteiligten bzw. sich engagierenden Personen, sowie dem Festtagsprogramm. [3]
Mit unserer Seminarfacharbeit wollen wir dem Leser das Thema der Städtepartnerschaft am
Beispiel Jenas näherbringen. Dabei möchten wir die Partnerschaften kritisch betrachten und
bewerten.
4
1. Allgemeines
1.1 Sinn und Zweck einer Städtepartnerschaft
Laut Definition sind „kommunale Partnerschaften […] auf Dauer angelegte Verbindungen
zweier Gebietskörperschaften, die sich in einem feierlichen Schwur verschwistern“ [4]. Dabei
gilt es vor allem sich politisch, wirtschaftlich und kulturell auszutauschen, sowie eine Bühne
für gegenseitiges Kennenlernen der Bürger und Vereine zu bieten.
Die Fragen, welche sich stellen, lauten also: „Was verbindet diese Städte miteinander? Aus
welchem Sinn und Zweck schließen sich solche Bündnisse und welche Wirkungen und
Einflüsse können diese ausüben?“ Das Erste, was es zu untersuchen gilt, ist, aus welchen
Gründen sich Städte ‘verschwistern‘. Mit einem Kriterienkatalog haben wir die
unterschiedlichsten Gründe zusammengesucht und festgestellt, dass vieles auf
Gemeinsamkeiten basiert oder politische Motivation dahinter steckt.[5] Städte mit ähnlicher
Geschichte, ähnlichen Namen oder wirtschaftlichen, sowie geografischen Gemeinsamkeiten,
schließen oft Partnerschaften. Ein Beispiel dafür ist die Verbindung der Orte Dull
(Schottland) und Boring (USA), deren Namen jeweils ins Deutsche übersetzt ‘langweilig‘
heißen. Die Gründe für diese Partnerschaft sind eindeutig der gleiche/ähnliche Name, aber
vornehmlich auch das Ziel, nur Aufmerksamkeit zu erreichen. „Es ist wirklich nur aus Spaß“,
so Stephen Bates Clarker, Leiter des Planungsausschusses in Boring.[6] Die Werbung für
beide Städte steht dabei mehr im Vordergrund als der eigentliche Partnerschaftsgedanke.
Doch diese Problematik der Städte, welche aufgrund einer bestimmten Gemeinsamkeit nur
für ihre Bekanntheit ‘heiraten‘, lässt sich dabei nicht ausschließen. Ähnlichkeit ist aber
trotzdem meist der Faktor, der Interesse bewirkt, und auch den Motor darstellt, der die
Partnerschaft nachhaltig am Laufen hält. Ein gutes Beispiel dafür ist die Städtepartnerschaft
Jena-Erlangen, welche durch ähnliche geografische Aspekte, wie gleicher Sprache, der
geringen Distanz, sowie wirtschaftlicher Ähnlichkeit durch dominierende Großunternehmen,
die Grundlage für reges Interesse aneinander bilden. Des Weiteren kommen Faktoren wie
Vergangenheitsbewältigung und bereits bestehende Beziehungen hinzu. Es gibt aber auch
arrangierte ‚Ehen‘, wie z.B. die EU-Partnerschaften oder dort wo schon Vereinsbeziehungen
vorhanden sind. Eng mit Vereinsarbeit und kommunaler Unterstützung verbunden ist die
Sparte der Partnerschaften, welche man als Entwicklungshilfen bezeichnen könnte. Am
Beispiel Jena-San Marcos, lässt sich eindeutig ein solcher Typ von Partnerschaft feststellen,
in der eine Stadt, hierbei Jena, als Geber von Hilfeleistung/Unterstützer fungiert und es einen
sozialschwächeren Empfänger gibt, im Beispiel wäre dies San Marcos.
So divers die Grundlagen für eine Beziehung auch sind, gibt es die in der Definition
erwähnten Ziele, welche eine gewisse Verankerung in der Bevölkerung und den ständigen
Austausch in möglichst vielen Angelegenheiten benötigen. Daher muss es Möglichkeiten
geben, den Bürgern beider Städte die Augen zu öffnen und ihnen ‚Brücken‘ zu bieten,
5
welche es zu überqueren gilt.[1] Dabei liegt es an den Menschen sich zu begegnen,
Vorurteile abzubauen und sich am Globalisierungsprozess zu beteiligen. Es gibt dabei keine
Vorgaben wie man als Städtepartner zu agieren hat, und man wird auch nie eine ‘perfekte‘
Beziehung erreichen, aber durch die verschiedensten neuen Möglichkeiten von
Globalisierung und Mobilität gibt es viele Wege miteinander zu leben. Sie bieten die
Möglichkeit den Menschen aus den verschiedensten Kulturkreisen sich zu verstehen, sich zu
begegnen und sich durch gemeinsame Projekte besser kennenzulernen bzw. auch zu
helfen. Einzige Bedingung für das Gelingen ist, dass sie von den Bürgern angenommen
werden. Die größten Probleme stellen dabei meist die Distanz und die Sprachbarriere dar.
Des Weiteren gilt auch je mehr Partnerschaften eine Stadt hat, umso mehr Partner können
dabei auch zu kurz kommen. Die Stadtpolitik sollte daher nicht auf jedes Angebot einer
möglichen Partnerschaft eingehen, da eine höhere Anzahl von Partnerstädten, es deutlich
schwieriger macht, die Bürger jeweils dafür zu sensibilisieren.
Sinn und Zweck ist also der Friedensgedanke und eine internationale Begegnung auf
kommunaler Ebene, welche mithilfe von regelmäßigen Aktivitäten, sowie ständigen
Informations- und Meinungsaustausch nachhaltig stattfinden sollte. Das Instrument der
politischen Mitwirkung ist daher eher nicht erwünscht, und sollte nach dem Motto: ‘So wenig
wie möglich, aber so viel wie nötig‘, eingesetzt werden. Jedoch ist das Mittel Politik jederzeit
nutzbar, belegbar am Beispiel des britischen Ortes Bishop’s Stortford, welcher alle seine
deutschen und französischen Partnerstädten kündigte, nur aufgrund der wachsenden
Europaskepsis der regierenden Tory-Party (konservative Partei).[7] Positive Auswirkungen
erhofft man sich dagegen in einem Programm mit Dreiecks- oder auch Vierecksbeziehungen
im Nahen Osten und Europa. Die Stadt Jena unterhält beispielsweise schon eine Partner-
schaft mit dem palästinensischen Beit Jala, hat aber Interesse an einer weiteren
Partnerschaft mit einer israelischen Stadt, um den Friedensprozess, wenn auch nur im
geringen Maße, weiter zu verstärken. Ob diese Beziehungen nun dem eigentlichen Sinn und
Zweck einer Städtepartnerschaft unterliegen, darüber lässt sich streiten. Aber im Endeffekt
zielen alle Städtepartnerschaften auf den gemeinsamen Gedanken von kommunaler
Zusammenarbeit ab.
1.2 Historischer Aspekt
Wer die Geschichte der Städtepartnerschaften zurückverfolgt, wird die ersten urkundlichen
Aufzeichnungen über eine Beziehung zweier Städte im Jahr 836 n. Chr. finden. [2] Zum
damaligen Zeitpunkt wurde zwischen Paderborn und Le Mans (Frankreich) ein Reliquien-
transfer eines Heiligen vollführt. Dies war gleichzeitig der Grund für das Bündnis beider
Städte, welcher zur ersten urkundlichen und damit nachweisbaren ‘Ehe‘ von Städten geführt
hatte.[2] Doch die eigentliche Geschichte der Städtepartnerschaften begann erst im 20 Jh.
6
und hatte ihren Höhepunkt nach dem zweiten Weltkrieg in der immer weiter fortwährenden
Globalisierung der Welt, bis hin zur langsamen Öffnung des ‚Eisernen Vorhanges‘.
Ausschlaggebend für europäische Partnerschaften waren vor allem die Versöhnungs- und
Friedensfunktion. Bis heute zählen die deutschen Städte Verbindungen zu ca. 7000
ausländische Partnerstädte/-gemeinden.[8] Aber auch insgesamt über 800 deutsch-deutsche
Partnerschaften (vornehmlich Ost-West) bestehen seit 1986.[9] Dass dieses Modell der
Städtepartnerschaft kein Auslaufmodell ist, versucht man zu beweisen, indem man auch
heute noch neue Partnerschaften schließt. Am Beispiel von Jena wäre das die erst im Jahr
2011 geschlossene Partnerschaft zu Beit Jala.
Doch wie kommt es zu der Gründung einer Städtepartnerschaft?
Wenn sich zwei Städte gefunden haben und erste Kontakte initiieren, ist der Grundstein
gelegt, jedoch bedingt es auch den Willen von mehreren Bürgern und Politikern beider
Städte. Nach den gegenseitigen Besuchen werden die Stadträte aufgerufen darüber zu
entscheiden, ob es zukünftig diese Partnerschaft zu pflegen gilt. Mit beidseitigem
Einverständnis, kommt es dann zum Abschluss und der Unterzeichnung einer
Vereinbarung/eines Vertrags, welcher die ‚Verschwisterung‘ beider Städte besiegelt. Dies
waren die entscheidenden Impulse der Politik, welche weiterhin die Stützräder sein können,
jedoch muss eine Städtepartnerschaft über die Bürger Anerkennung und Nachhaltigkeit
finden. Man spricht erst von einer Funktionärspartnerschaft, welche sich freiwillig zu einer
Bürgerpartnerschaft entwickeln sollte, sonst erfüllt sie nicht den Sinn und Zweck einer
solchen Bindung. Gleiches gilt auch wenn der Austausch auf nur einer Ebene stattfindet,
man spricht dann nur von einer Kooperation. Deshalb beinhalten viele Verträge/
Vereinbarungen mehrere Bereiche, in denen man verbindlich zusammenarbeiten, bzw.
kooperieren möchte, wie bspw. in Sport, Bildung oder Sozialem. Ob sich die gesetzten ‚Ziele‘
verwirklichen liegt dann in der Hand der Bürger und Vereine der Städte, welche das
Engagement für eine nachhaltige Bindung aufbringen.
1.3 Rechtliche Grundlagen
Wer die rechtlichen Grundlagen einer Städtepartnerschaft untersuchen möchte, benötigt
einen Überblick über die unterschiedlichen Verträge/ Vereinbarungen, sowie einen Einblick
in die verschiedenen Ansichten der beteiligten Städte. Schaut man in die offiziellen
Abkommen von Jena und den jeweiligen Partnerstädten findet man beispielsweise den
Begriff ‚Vertrag‘ für die Partnerschaften mit Aubervilliers und Lugoj, aber auch den Begriff
‚Vereinbarung‘ für die Partnerschaft mit Erlangen. Worin besteht der Unterschied? Bei beiden
Urkunden beginnt man mit einer Präambel, danach folgt eine Anreihung von Punkten in
denen sie zusammenarbeiten und kooperieren möchten, was beim ‚Vertrag‘ in Paragraphen
erfolgt und in der ‚Vereinbarung‘ durch eine reine Aufzählung. Im letzten Abschnitt wird mit
7
Datum und Unterschrift des Bürgermeisters, stellvertretend für die Bürger der Stadt, die
Partnerschaft besiegelt. Der RERG, der Rat der Gemeinden und Regionen Europas, belässt
es beim Begriff des ‚Vertrages‘ in den Musterurkunden für das Beschließen von
Partnerstädten.[10] Es findet sich kein grundlegender Unterschied, nur dass der Begriff
‚Vertrag‘ mehr nach einer rechtlichen Verpflichtung klingt. Jedoch stellt man fest, dass „die
Definition des Begriffes der Städtepartnerschaft […] nichts über den Rechtscharakter“ [11]
aussagt. Ergänzend dazu, werden weder Rechte, noch Pflichten erwähnt. Da stellt sich nun
die Frage nach der rechtlichen Einordnung. Denkbar wäre eine Einstufung in öffentliches
Recht, jedoch sind die Rechtsordnungen in den jeweiligen Ländern der Städte nicht
einheitlich und damit nicht allgemein gültig. Daraus ergibt sich, dass solche
Verträge/Vereinbarungen rein rechtlich gesehen nicht einklagbar sind, was bedeutet das nur
politische Mittel entgegengesetzt werden können. Steffen Radke sieht darin einen:
„fehlenden rechtlichen, aber nicht fehlenden moralischer und politischen Bildungswillen“ [12].
In Expertenkreisen findet man daher immer häufiger die Bezeichnung „Städtepartnerschafts-
abschluss“ als außerrechtliche Vereinbarung.[13] In solchen Vereinbarungen werden nur
moralischen Normen getroffen, welche nach Unterzeichnung allgemein gültig sind. Eine
andere Ansicht hatte die damalige DDR-Staatsführung, diese sah in Partnerschaften auch
keine rechtlichen Verträge, sondern nur Absichtserklärungen, wobei diese rein politisch
bleiben sollten.
Die Beantwortung der Frage nach dem Rechtscharakter und der Rechtsverbindlichkeit ist
daher nicht eindeutig ergründbar und hängt allein vom Willen der entscheidenden Parteien
ab.[11] In jedem Fall sind Städtepartnerschaftsverträge/-vereinbarungen nur politische
Absichtserklärungen und niemals rechtlich einklagbar.
2. Partnerschaft mit Erlangen
2.1 Vertrag
Die intensivste Partnerschaft auf allen Ebenen pflegt Jena mit der fränkischen Stadt
Erlangen, deswegen haben wir diese Partnerschaft zum Schwerpunkt unserer Arbeit
gewählt.
Betrachten wir zunächst die Vereinbarung in der Hans Span (ehemaliger Oberbürgermeister
der Stadt Jena) und Dr. Dietmar Hahlweg (ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt
Erlangen) am 8. April 1987 gemeinsam, in ihrer Funktion als Oberbürgermeister
stellvertretend für die Bürger beider Städte festschrieben, dass Jena und Erlangen eine
Städtepartnerschaft eingehen werden. Bevor die Vereinbarung unterzeichnet wurde, musste
sie durch die Stadtparlamente beschlossen werden. Diese Aufgabe vollbrachte der Erlanger
Stadtrat schon am 19. März 1987. Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Jena zog
dann am Tag der Unterzeichnung der Städtepartnerschaft nach. [14] Außerdem gab der
8
Staatsratsvorsitzende Erich Honecker persönlich sein „Einverstanden“ zu der
Partnerschaft.[15]
In dem kurzgefassten Dokument wird zunächst betont, dass man mit dem Aufbau von
Beziehungen zwischen den beiden Städten zur Friedenssicherung, Abrüstung, Entspannung
der politischen Lage und dem Aufbau eines, so wörtlich „gutnachbarlichen Verhältnisses“
beitragen will.[14] Dies mag für uns heute abstrakt klingen, doch muss man berücksichtigen,
dass dieses Dokument im kalten Krieg von zwei Partnern unterschrieben wurde, deren
Führungen eigentlich verfeindet waren.
Die Beziehungen sollten von Anfang an auch auf Bürgerebene aufgebaut werden. Bürger
aus Ost und West sollten sich bei vielen gemeinsamen Treffen und Veranstaltungen
näherkommen. Somit sollte verhindert werden, dass es nicht auf eine leblose
Funktionärspartnerschaft hinausläuft, wie man im Vorfeld in Erlangen befürchtet hatte. [16] Wie
diese Beziehungen aufgebaut werden sollten, wurde auch beschrieben. Es sollte zu einem
kontinuierlichen Meinungsaustausch kommen, auch mit politischen und gesellschaftlichen
Gruppen und Organisationen aller Richtungen.[14] Auch wenn es der DDR-Führung nicht
gefiel nahm Dr. Dietmar Hahlweg bei seinen Besuchen in Jena oft auch Kontakt zur
Oppositionsbewegung in Jena auf, bot ihr finanzielle und materielle Hilfestellung an und gab
seine Erfahrungen in der politischen Arbeit weiter.[17]
Um auch persönliche Kontakte, später auch Freundschaften, zu fördern, sollten Kontakte
zwischen den Bürgern direkt hergestellt werden. Zu diesem Zweck sieht der Vertrag vor,
dass Vereine aus Jena und Erlangen gemeinsame Treffen organisieren sollen. Dabei wird
auf Sportler, Arbeiter, Jugendliche, Wissenschaftler, Handwerker, Kulturschaffende und
andere Verwiesen.[14] Dieser Plan ist sehr gut aufgegangen. Herr Dr. Schröter sagte uns,
dass von allen Partnerschaften mit Erlangen am meisten auf der Bürgerebene läuft und das
meist ohne Zutun der Stadt.[1] Heute vermittelt die Stadt nur noch erste Kontakte, der Rest
ergibt sich durch die Vereine, Gesellschaften und Freundschaften von ganz allein.
Der dritte Punkt in der Liste der gemeinsamen Vereinbarung hat vor allem in der Zeit direkt
nach der Wende seinen Zweck erfüllt. Darin wurde festgeschrieben, dass es „einen regel-
mäßigen Informations- und Gedankenaustausch über kommunale Angelegenheiten“[14]
geben soll. Im Klartext ist damit Entwicklungshilfe gemeint, die den Lebensstandard im
Osten mit Erlanger Hilfe auf Westniveau anheben sollte. Die Hilfe sollte auf die Bereiche
Lebensbedingungen, Stadtplanung, Umweltschutz, Bildung, Jugendpolitik, Kultur und Sport
wirken.[14] Diese Entwicklungshilfe war ein Erfolg, denn heute sind beide Städte auf
Augenhöhe und man hilft sich gegenseitig.[1]
Außerdem ist festgelegt, dass konkrete Projekte und Maßnahmen jeweils für den Zeitraum
eines Jahres in einem Rahmenprogramm vereinbart werden.[14] So wurde im Rahmen-
programm für das Jahr 1988 zum Beispiel eine Gedenkwanderung zum Todesmarsch von
Buchenwald gemeinsam mit Jenaer und Erlanger Sportlern geplant oder die „Durchführung
9
je eines Erfahrungsaustausches in Jena und Erlangen“ zum Thema: „Städtebau, Architektur,
Denkmalschutz“.[15]
2.2 Entstehung und Entwicklung
Vor 25 Jahren wurde die Partnerschaft zwischen Jena und Erlangen vertraglich
festgehalten.[14] Doch wie kam es dazu? Warum hat Erlangen Jena als Wunschpartnerstadt
ausgewählt und wie hat sich die Partnerschaft seitdem entwickelt?
Die ursprüngliche Idee kam von Claus Uhl, damaliger Stadtrat (CDU), bei einem Gespräch
mit dem damaligen Kustos der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Dr. Günther Steiger. „Uhl
war hingerissen vom Charme und dem enzyklopädischem Wissen Steigers über die Jenaer
und die Erlanger Universität.“[15] Im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus wie gut Jena
und Erlangen zusammen passen. Noch im Jahr 1970 unterbreitete Uhl, der sich 2012 für
seine Bemühungen zusammen mit Vertretern der FDP-Fraktion um die Partnerschaft ins
Goldene Buch der Stadt Jena eintragen durfte, dem Erlanger Stadtrat den Vorschlag, sich
um die Aufnahme einer Städtepartnerschaft mit Jena zu bemühen. Der Stadtrat nahm den
Antrag ohne Gegenstimmen und mit voller Begeisterung an und auch Franz Josef Strauß,
damaliger Ministerpräsident Bayerns, war erfreut über diese Idee. Der Erlanger Ober-
bürgermeister Dr. Heinrich Lades (CSU) brachte einen Brief an seinen Jenaer Amtskollegen
Walter Windrich (SED) auf den Weg. In diesem Brief ging er auf sein Anliegen ein und
erläutert warum Jena und Erlangen so gut zusammen passen würden. [15] Diese Gemeinsam-
keiten führte Dr. Albrecht Schröter in seiner Rede auf der Jubiläumssitzung des Stadtrates
Jena zu 25 Jahren Städtepartnerschaft näher aus: „Da sind zum Einen die beiden Hoch-
technologieunternehmen Carl Zeiss in Jena und Siemens in Erlangen. Des Weiteren sind
beide Städte Universitätsstädte und außerdem nahezu gleich groß (ca. 100.000 Einwohner).“
Doch das Schreiben an Jena blieb unbeantwortet, Jenas OB reichte das Schreiben
stattdessen an das Zentralkomitee der SED weiter. Dieses befiehlt keinerlei Kontakte zum
Westen aufzunehmen. Doch dies passierte ohne das Wissen der Erlanger Regierung. Diese
versuchte über Jahre immer wieder Kontakt nach Jena aufzunehmen, weiterhin erfolglos.
Auch als 1972 Dr. Dietmar Hahlweg Amtsnachfolger von Lades wurde, waren die Kontakt-
versuche nicht mit Erfolg gekrönt. Doch 1986 bot sich die Gelegenheit als Karl Heinz
Hirsemann, damaliger Chef der SPD-Fraktion im Bayrischen Landtag, gebeten wurde, ein
Schreiben an den Staatsratsvorsitzenden Honecker auf seinen Besuch in Berlin mitzu-
nehmen und ihm persönlich zu übergeben. Am 21. Mai 1986 setzte Honecker, im Beisein
Hirsemanns ein „Einverstanden – E. Honecker“ auf den Brief. Auf Nachfrage der „Erlanger
Nachrichten“ sagte nun auch der Oberbürgermeister von Jena Herr Windrich: „Auch wir
befürworten die Städtepartnerschaft.“ Am 2. Juli 1986 beschloss das Sekretariat des Zentral-
komitees die „Aufnahme einer Städtepartnerschaft Jena–Erlangen“ Dies wurde am 17. Juli
10
noch einmal durch die SED-Bezirksleitung Gera bestätigt. Im Oktober desselben Jahres
begannen die Sondierungsgespräche, ebenfalls unter Geheimhaltung vor der Jenaer
Öffentlichkeit. Bei der Ausformulierung des Vertrages nahm man sich den Vertrag der ersten
deutsch-deutschen Partnerschaft zwischen Saarlouis-Eisenhüttenstadt zum Vorbild. Auf
Drängen der Vertreter aus der DDR nahm man auch die Friedenssicherung und die
Abrüstung mit in den Vertrag auf, auch wenn Hahlweg stets der Meinung war, dass das nicht
Aufgabe der Kommunalpolitik sei. Hahlwegs größtes Ziel ist es gewesen, die Bürger von
Anfang an in die Partnerschaft mit einzubeziehen. Das war der SED-Führung in Jena
natürlich ein Dorn im Auge und sie versuchte, den Kontakt Erlanger Gruppen zu nicht
speziell ausgesuchten Jenaern Bürgern so gering wie möglich zu halten, indem sie, dass
Rahmenprogramm der Besuche so eng strickte das die Besucher gar keine Zeit hatten, sich
frei in der Stadt zu bewegen. Doch dies gelang nicht immer, so weigerte sich im Mai 1988
eine Jugendgruppe an der geplanten Stadtführung teilzunehmen und klingelte stattdessen
bei Jenaer Haushalten und stellte sich, scheinbar spontan, als „Städtepartner“ vor. Aber was
hier wie ein spontaner Ausbruch aus dem Programm aussehen sollte, war vor der Abfahrt
nach Jena unter allen Teilnehmern abgesprochen worden.[15,16]
Als 1989 die Mauer fiel und auch die Jenenser zum ersten Mal in ihre Partnerstadt reisen
konnten, begann der Traum von der lebendigen Bürgerpartnerschaft wahr zu werden. Am
Anfang ging die Kontaktaufnahme sehr chaotisch zu, doch das Erlanger Rathaus stellte
schnell eine Kontaktbörse auf die Beine. Bei dieser konnten sich Erlanger und Jenaer
melden, die Gleichgesinnte in der jeweils anderen Stadt suchten. So trafen sich Wander-
freunde, Chöre, Münzsammler und viele andere, die gemeinsame Hobbys hatten. Viele
Kontakte halten bis heute an und sind zu tiefen Freundschaften geworden.[15,16] So wurde
damals zum Beispiel die Partnerschaft zwischen den freiwilligen Feuerwehren Alt-Erlangen
und Jena - Zwätzen geschlossen, die noch bis heute existiert. Auch die IG-Metallverbände
taten sich zusammen und hielten ihren Willen zur Zusammenarbeit sogar vertraglich fest.
Speziell das Treffen der IG-Metallsenioren ist ein fester Bestandteil der alljährlichen Fahrt
nach Erlangen bzw. Jena geworden, die immer zum 3. Oktober stattfindet. Vor Ort treffen die
Teilnehmer auf Bürger der anderen Stadt und neben dem Seniorentreffen der IG-Metall und
einer Stadtführung sind oft noch kulturelle Veranstaltungen, Ausstellungseröffnungen oder
andere Feierlichkeiten zur Partnerschaft geplant. So wurde 2011 zum Beispiel der „Platz der
deutschen Einheit“ in Erlangen eröffnet. Dieser war auch als Partnerschaftsprojekt
gemeinsam von Schülern und Schülerinnen aus Jena und Erlangen gestaltet worden.
Als 1990 der erste frei gewählte Oberbürgermeister Dr. Peter Röhlinger (FDP) sein Amt
aufnahm und auch die Städtepartnerschaft voran trieb meinte Heinz Voigt anlässlich des
Jenaer Tages 1990 in Erlangen: „Die Partnerschaft Jena-Erlangen wurde seitdem […] nach
und nach vom Stasi-Ruch befreit.“ Von dem Zeitpunkt an entwickelte sich die Partnerschaft
beständig weiter und es entstanden immer mehr Kontakte, auch die Jubiläen wurden
11
gefeiert, so traten zum Beispiel zur 10-Jahres-Feier der Partnerschaft das Erlanger Kammer-
orchester und die Jenaer Philharmonie gemeinsam auf.[15] Doch die Aktivitäten beschränken
sich nicht nur auf die beiden Partnerstädte, so trafen sich anlässlich des 3. Oktober 2009
Jenaer und Erlanger Schüler in der Mitte zwischen beiden Städten, in Probst-zella und
erschufen dort in Zusammenarbeit mit ihren Kunstlehrerinnen Petra v. Stromberg-Zapfe,
Kunstlehrerin am Marie-Therese-Gymnasium in Erlangen und Romy Brill, Kunstlehrerin am
Angergymnasium Jena ein Landschaftskunstwerk zum Thema „20 Jahre Mauerfall“. Dieses
Kunstwerk und die Performance, die die Schüler auf dem Kunstwerk inszenierten, wurde
später sogar ausgezeichnet.[18]
Zusammengefasst kann man sagen: Durch unzählige private Kontakte, Vereinsbeziehungen,
andauerndes Interesse und private Freundschaften unter den Politikern ist die Beziehung,
nach ihren Startschwierigkeiten, schon immer eine tiefe und bürgernahe gewesen. Sie hat
sich von einer Einbahnstraßenpartnerschaft, die den unterschiedlichen politischen Systemen
in Ost- und Westdeutschland geschuldet war, zu einer Partnerschaft auf Augenhöhe
entwickelt und ist schon fast zum Alltag in den Städten geworden. Nun begeht diese „Ehe“
2012 ihre Silberne Hochzeit. Der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Erlangen Dr.
Dietmar Hahlweg sagte einmal: „Ich bin mir sicher, dass kein Wochenende vergeht, an dem
sich nicht Menschen aus Erlangen und Jena treffen.“. Es verdeutlicht die Intensität und
Lebendigkeit dieser Partnerschaft, welche auf allen Ebenen auch in der Zukunft verbindet
und weiter ausgebaut wird. Diese intensiven Beziehungen werden durch die geringe
Entfernung, das Fehlen einer Sprachbarriere und die vergleichsweise häufige
Berichterstattung in den Medien gepflegt.
3. Andere Städtepartnerschaften von Jena
Die Partnerschaft mit Erlangen ist eindeutig die Vorzeigepartnerschaft Jenas. Jedoch besitzt
Jena noch sechs weitere Partnerstädte, mit denen versucht wird, eine gute Verbindung
aufzubauen bzw. diese aufrecht zu halten. Dabei bleibt natürlich die Frage, ob es überhaupt
möglich ist, eine vergleichbare Partnerschaft, wie die mit Erlangen, über die Landesgrenzen
hinaus aufzubauen, denn je größer die Entfernung ist, umso schwieriger wird es
insbesondere für die Einwohner der Städte werden, Freundschaften untereinander
aufzubauen. Die Stadt Jena hat bisher 1983 mit Lugoj (Rumänien), 1984 mit Porto
(Portugal), 1989 mit Berkeley (USA), 1998 mit San Marcos (Nicaragua), 1999 mit
Aubervilliers (Frankreich) und 2011 mit Beit Jala (Palästina) eine Städtepartnerschafts-
vereinbarung abgeschlossen.[19]
Während unserer Recherchen und Gespräche mit Personen, die viele Erfahrungen und
Eindrücke bezüglich der Städtepartnerschaften sammeln konnten, haben wir jedoch
herausgefunden, dass die jeweiligen Städtepartnerschaften einen sehr starken Kontrast
12
bilden, was die Pflege dieser Beziehungen angeht. Teilweise arbeiten sie auf völlig anderen
Ebenen. So beruht zum Beispiel die Städtepartnerschaft mit Erlangen besonders auf
Vereins- und Bürgerbeziehungen, so dass die Partnerschaft seitens der Politik nur noch
vergleichsweise wenig „an der Hand“ geführt werden muss. Hierbei entstehen nicht nur
Beziehungen, sondern Freundschaften zwischen Bürgern oder zwischen Vereinen, die sich
auch außerhalb von Projekten regelmäßig treffen und gemeinsame Unternehmungen
anstellen.
Im Gegensatz dazu wird die Partnerschaft mit San Marcos zu einem Großteil nur aus
Projekten von Vereinen bzw. durch die Politik aufrechterhalten, wobei aber gerade durch die
große Anzahl von Projekten mit San Marcos eine doch recht tiefgreifende Verbindung
zwischen beiden Städten besteht. Die Partnerschaft zu San Marcos ist nach Erlangen die
wohl von der Politik am besten gepflegte Partnerschaft Jenas.[1] Jedoch wird diese Partner-
schaft, wie schon erwähnt, zu einem Großteil nur durch die Stadt bzw. Vereine getragen und
kaum durch direkte Bürgerbeziehungen, was das eigentlich Ziel einer Städtepartnerschaft
sein sollte. Insbesondere muss hier der Eine-Welt-Haus e.V. hervorgehoben werden, der
sich stark auf diese Beziehung zu San Marcos konzentriert und viel zu einem intensiven
Kontaktaustausch zwischen beiden Städten beiträgt. Dadurch existieren sehr viele Projekte
zum Aufbau der kommunalen, sozialen und ökologischen Strukturen, wie beispielsweise die
Einrichtung eines eigenen Radiosenders oder die Unterstützung beim Bau von
Biogasanlagen in San Marcos.[1; 20]
Hier kommen wir zu einem Problem, welches oftmals das Entstehen von vielen selbst-
ständigen Bürgerkontakten zwischen den Partnerstädten hemmt. Diese Problematik umfasst
die teils sehr große Entfernung Jenas zu seinen Partnerstädten und die Sprachbarriere, die
die Kommunikation oftmals sehr erschwert. Dieses Problem kommt zum Beispiel bei der
Partnerschaft mit San Marcos sehr stark zum Tragen. Nur wenige Menschen aus Jena
sprechen überhaupt spanisch und eine Freundschaft über Tausende von Kilometern aufrecht
zu erhalten bzw. überhaupt erst aufzubauen ist wohl nur sehr schwer zu realisieren. Wie
Frau Popp (Mitarbeiterin des Eine-Welt-Haus e.V.) uns im Interview mitteilte, gibt es ohnehin
leider nur relativ wenig Menschen, die aus eigenem Interesse zum Eine-Welt-Laden kommen
und sich für die Partnerschaft Jena-San Marcos engagieren wollen.[20] So stellt sich die
Frage, wie man die Jenenser motivieren könnte, sich wirklich in eine Städtepartnerschaft ein-
zubringen, denn nur Wenige gehen gezielt in die Stadtverwaltung oder wie erwähnt in den
Eine-Welt-Laden und informieren sich über Jenas Partnerstädte.[1] Aber es gibt auch nur
wenige andere Möglichkeiten, sich über die Partnerschaftsprojekte oder die Städtepartner-
schaften Jenas Informationen zu beschaffen, wenn man z.B. nicht zufällig wie einige Schüler
in Jena schon an einem Projekt beteiligt war. Einer der wichtigste Partner der sich engagie-
renden Vereine und der Partnerschaften ist die regionale Presse. Frau Popp gab hier eine
eindeutiges Statement ab: „Auch von der Presse, welche eine große Rolle spielt, kommt
13
meiner Meinung nach zu wenig, muss ich ehrlich sagen. Wir müssen dabei immer
hinterherlaufen, es war geplant, viele Berichte über Projekte aus Nicaragua von Leuten,
welche ihren Freiwilligendienst in San Marcos machen, über die Presse zu publizieren, doch
es scheint nicht attraktiv genug zu sein. Obwohl so etwas eigentlich sehr wichtig ist um zu
sehen: „Wie lebt man in der Partnerstadt?" […]“.[20] Mit häufigeren bzw. regelmäßigen
Berichten in der Zeitung wäre der Anteil an Bürgern, die etwas über die Städte-
partnerschaften Jenas erfahren wollen, wesentlich höher und somit würde es den Einen oder
Anderen mehr geben, der sich für die Partnerschaft engagieren würde. Denn viele Bürger
wissen kaum etwas über die Städtepartnerschaften Jenas, einige wenige können ein bis
zwei Partnerstädte und ein paar Projekte nennen und oftmals endet schon an diesem Punkt
das Wissen über die Beziehungen von Jena.[21] Ebenfalls erhofft sich Frau Popp noch etwas
mehr Unterstützung von den Politikern, denn ihrer Meinung nach setzen sie sich zu selten
öffentlich für die nicht so bekannten Partnerstädte ein.[20]
„Je mehr Partnerstädte eine Stadt hat, desto weniger werden diese gepflegt“ [1], ist ein häufig
verwendeter Satz, wenn es um die Frage der maximalen Anzahl an Partnerstädten einer
Stadt geht. Jena scheint mit sieben Städtepartnerschaften schon sehr nah an der Höchst-
grenze des Machbaren zu sein, denn z.B. die Partnerschaften zu Berkeley und Porto haben
viele Jahre lang geruht und selbst der Oberbürgermeister wusste eine Zeit lang nicht, dass
Berkeley und Porto Partnerstädte Jenas sind.[1; 19] Erstmals wurde 2007 mit Berkeley und mit
Porto wieder der „erste Kontakt“ aufgenommen.[19] Zwar waren diese Städte schon lange
Partnerstädte Jenas, jedoch „fror“ der Kontakt zu den Partnerstädten nach wenigen Jahren
für eine lange Zeit einfach ein. Herr Dr. Schröter hat uns im Interview aber versichert, dass
die Partnerschaften mit Berkeley und Porto wieder neu aufgenommen werden sollen. [1]
Dieses Beispiel zeigt aber, dass es keineswegs auf die Anzahl der Partnerstädte, sondern
auf die Intensität der Beziehungen und die Kontaktpflege ankommt. Mit dem Bürgermeister
von Berkeley hat sich der Oberbürgermeister Jenas Herr Dr. Schröter 2010 erstmals
persönlich getroffen. Bei der Partnerschaft mit Berkeley fehlen aber eindeutig die Anhalts-
punkte, in welche Richtung diese Partnerschaft im Endeffekt gehen soll. Herr Dr. Schröter
hat hierbei lediglich zwei Projekte angerissen, welche aber in keinerlei Hinsicht mit einer
Bürgerbeteiligung ausgeführt werden können.[1] Momentan gibt es auch keine vorhandenen
Bürgerbeziehungen mit Berkeley und somit bleibt die Frage, wozu diese Partnerschaft über-
haupt gegründet wurde. Nur wenige Aspekte der Städte, wie beispielsweise die Universitäten
und mehrere 10.000 Studenten stehen als Gemeinsamkeiten für die Partnerstädte.[1]
Währenddessen ruht die Partnerschaft zu Porto ebenfalls fast vollständig. Auch hier gibt es
wohl keine Bürger- oder Vereinsfreundschaften, die der Städtepartnerschaft zugrunde liegen.
Als wir Anfang 2012 das Interview mit dem Oberbürgermeister führten, wurde uns gesagt,
dass er sich als nächstes Ziel gesetzt hat, den Bürgermeister Portos einmal persönlich zu
treffen.[1] Jedoch sehen wir auch in dieser Städtepartnerschaft, nach momentanem Stand,
14
kein großes Potenzial für die Zukunft, aufgrund der Sprachbarriere, der großen Entfernung
und der Tatsache, dass momentan noch kein Verein vorhanden ist, der diese Partnerschaft
leitet.
Jena hat sich dennoch mit beiden Partnerstädten das Ziel gesetzt, einen regelmäßigen
Wissens- und Erfahrungsaustausch durchzuführen. Da es sich hierbei um Partnerstädte „auf
Augenhöhe“ handelt, gibt es keine Entwicklungshilfeprojekte wie mit San Marcos, sondern im
Partnerschaftsvertrag wurde als Ziel gesetzt, dass man sich insbesondere über Fragen in
Bildung und Kultur (Porto), sowie Bildung, Wissenschaften und Ökologie (Berkeley)
austauscht.[19]
Zu der rumänischen Stadt Lugoj hat Jena ebenfalls eine Städtepartnerschaft aufgebaut, zu
der es regen Kontakt, fast ausschließlich nur über Projekte gibt. Ausnahmen sind dabei
hauptsächlich die gegenseitigen Besuche von kleinen Delegationen. Ein wichtiges Ziel von
Jena ist es dabei, analog zu San Marcos, beim Aufbau von kommunalen und sozialen
Strukturen zu helfen, was auch im Städtepartnerschaftsvertrag erwähnt wird und durch die
Stadt bzw. die Vereine umgesetzt werden soll. Ein großer Teil der Projekte in Lugoj, die
insbesondere rumänische Kinder und Jugendlich unterstützen sollen, werden durch den
„Jenaer Verein zur Förderung der Partnerschaft“ organisiert.[19] Ein Beispiel hierfür ist der
jährliche Ferienaufenthalt von Kindern aus Lugoj in Jena. Ein weiteres Projekt, welches mit
Hilfe von Jugendlichen aus Jena organisiert wird, ist die jährliche Geldsammelaktion an den
Jenaer Schulen, um Kindern aus ärmeren Verhältnissen in Lugoj eine warme Mahlzeit zu
spendieren. Diese Aktion ist aufgrund ihrer jährlichen Wiederholung inzwischen schon zu
einer Art Tradition geworden und lässt auch regelmäßig Jugendliche im Rahmen dieser
Partnerschaft aufeinandertreffen. Der negative Aspekt dieser Partnerschaft liegt in der
Tatsache, dass es sich auch hier um einseitige Hilfeleistungen und nicht um einen gegen-
seitigen Austausch handelt. Aufgrund der schwachen sozialen Verhältnisse ist es von
Lugoj’s Seite auch nicht möglich, dies zu verwirklichen und somit stellt sich abermals die
Frage, ob es sich nun um eine Partnerschaft oder eine Entwicklungshilfe handelt. Für eine
solche „Einbahnstraßenbeziehung“ benötigt man unserer Meinung keinen Städtepartner-
schaftsvertrag, zumal auch keine Bürgerfreundschaften wahrnehmbar sind und somit der
ursprüngliche Partnerschaftsgedanke nicht verwirklicht wird.
Zwischen Aubervilliers und Jena besteht eine „mittelmäßige“ Partnerschaft, da auf der
Bürger-, sowie auf der Vereinsebene zwar ein regelmäßiger Austausch stattfindet, jedoch
kann diese Verbindung der Partnerstädte keinesfalls als intensiv bezeichnet werden.
Dennoch ist durch diesen regelmäßigen Austausch auf mehreren Ebenen ein relativ solides
Grundgerüst für eine gute Partnerschaft vorhanden. Mit Aubervilliers werden unter anderem
jährlich Jugend- und Kulturaustauschprojekte durchgeführt und es besuchen sich regelmäßig
gegenseitig Delegationen, bei denen auch die Bürgermeister immer wieder anwesend sind.[1]
Aufgrund der nicht allzu großen Entfernung zwischen beiden Städten, der nur teilweise
15
vorhandenen Sprachbarriere (Sprachen werden jeweils an den Schulen gelehrt) und der
relativ häufigen Projekte haben sich einige selbstständige Bürger- und Vereinsbeziehungen
gebildet, womit eine wichtige Grundlage für eine Städtepartnerschaft gegeben ist. Die Städte
Aubervilliers und Jena haben sich das Ziel gesetzt, Erfahrungen über das Bildungswesen,
die Integration von Ausländern, sowie über soziale Anliegen auszutauschen, um sich
gegenseitig auf Fehler oder Verbesserungsmöglichkeiten hinweisen zu können.[19]
„Meine Vision war von Anfang an, dass man sich um den Frieden im Nahen Osten auf
kommunaler Ebene mit kümmern kann, damit es gelingt israelische und palästinensische
Städte zusammen zu bringen.“[1]. Dieses Vorhaben für ein größeres Projekt seitens
Aubervilliers‘ und Jenas lässt erkennen, dass auch durch Städtepartnerschaften Projekte
gestaltet werden, welche ein wirklich großes Ziel verfolgen. Somit versucht man nicht nur
Bürger- und Vereinsbeziehungen entstehen zu lassen, sondern man möchte auch, als eine
Art Städtepartnerschaftsbund gemeinsam die Menschen in Konfliktgebieten wieder langsam
zusammenführen und zwischen ihnen als eine Art Vermittler wirken. Dieses Projekt wollen
Jena und Aubervilliers verwirklichen, indem sie mit einer israelischen und einer palästinen-
sischen Stadt jeweils einen Partnerschaftsvertrag abschließen und eine „Vierecksbeziehung“
bilden, um so die Städte gewissermaßen an einen engen Kontakt zu binden.[1] Mit Beit Jala
haben Jena und Aubervilliers mittlerweile beide eine palästinensische Partnerstadt und es
wird daran gearbeitet, dass noch eine israelische Stadt hinzukommt. Falls dies gelingen
sollte, würden Jena und Aubervilliers als „Brücke“ zwischen den beiden Städten wirken und
kleinere Projekte veranstalten, um Palästinenser und Israelis an etwas Gemeinsamen
teilhaben zu lassen und dadurch vielleicht dazu beitragen, dass in diesem Gebiet allmählich
wieder Freundschaften entstehen.[1] In Folge dessen kann darauf gehofft werden, dass sich
diese Freundschaften zwischen beiden Gebieten weiter vertiefen und somit wäre dies ein
kleiner Schritt zum Frieden in diesem Konfliktgebiet und ein großer Schritt für eine wohl lang
anhaltende Städtepartnerschaft, da so ein Ereignis die Menschen verbinden würde, was
damals ebenfalls bei der Städtepartnerschaft zwischen Erlangen und Jena zu beobachten
war, nachdem die Mauer gefallen und die Grenzen geöffnet waren. [16] Mit Beit Jala selbst
wird versucht, regelmäßig Veranstaltungen zu organisieren, mit der Zielstellung, eine relativ
hohe Bürgerbeteiligung zu realisieren. Unter anderem fand 2011 am Weltfriedenstag ein
Kulturfest (welches jährlich wiederholt werden soll) statt[19], um die Bürger der Partnerstädte
näher zusammenzuführen. Des Weiteren wird, wie erwartet, auch Beit Jala von Jena, z.B.
mit Hilfe von Projekten, die die sozialen und kommunalen Strukturen der Stadt verbessern,
unterstützt.[19]
Die Vielzahl an Partnerstädten, die Jena mittlerweile besitzt und insbesondere die große
Anzahl an Projekten können kaum von der Stadt allein bewältigt werden, weshalb jede Stadt
die Städtebeziehungen besitzt, auf Vereine angewiesen ist, die sich aktiv an den Partner-
schaften beteiligen.[1] In dieser Hinsicht sind wir auch mit Herrn Dr. Schröter einer Meinung,
16
nach ihm „[…] sind Beziehungen wahrscheinlich dort am besten, wo Vereine sich aktiv betei-
ligen, z.B. der Eine-Welt e.V. ist ein ganz wichtiger, aktiver Verein, der die Partnerschaft mit
San Marcos gut abdeckt.“.[1] Diese Aussage sehen wir dadurch bestätigt, dass es bei jeder
halbwegs gut laufenden Städtepartnerschaft von Jena mindestens einen Verein gibt, der sich
auf eine dieser Partnerschaften relativ stark spezialisiert hat und diese Partnerschaft aktiv
unterstützt.[1; 19] Wenn es keine fördernden Vereine geben würde, könnten Städtepartner-
schaften nur mit Hilfe der Stadt selbst wohl nie zu einem richtigen „Selbstläufer“ werden. Mit
einem Verein, der zwischen den Bürgern von zwei Städten auch kleine Projekte fördert, kann
sich eine dauerhafte Beziehung wesentlich schneller zwischen den Bürgern der Partner-
städte aufbauen, da somit ein permanenter Kontakt gegeben ist. Freundschaften und
Bürgerbeziehungen untereinander können durch den direkten persönlichen Bezug der Ver-
einsmitarbeiter bei weitem einfacher entstehen und häufig sind Vereinsfreundschaften schon
vor der eigentlichen Städtepartnerschaft vorhanden. Durch die aktive Mitarbeit eines Vereins,
wird auch ein persönliches Pflichtgefühl für diese Partnerschaft aufgebaut und die Städte-
partnerschaft wird zusätzlich durch den Verein beworben, wodurch weitere interessierte
Bürger auf die Städtepartnerschaften aufmerksam werden. Folglich ist eine Städte-
partnerschaft, die „erfolgreich“ sein soll, wohl nicht nur auf einzelne Bürger sondern auch auf
aktive Vereine angewiesen. Da auch die Stadt Jena auf die effiziente bzw. erfolgreiche Arbeit
der Vereine aufmerksam geworden ist, soll noch mehr Arbeit an den Partnerschaften über
die Vereine abgewickelt werden, was beispielsweise Frau Popp, die im Eine-Welt-Haus
arbeitet und somit in engem Kontakt zu San Marcos steht, sehr begrüßen würde.[1; 20]
Ein relativ bekannter Kritikpunkt an den Städtepartnerschaften, der auch immer und immer
wieder zur Sprache kommt, ist die „Einbahnstraßenpolitik“. Meistens handelt es sich hierbei
um eine Partnerstadt aus einem relativ wohlhabenden Staat und einer Partnerstadt aus
einem Entwicklungs- oder Schwellenland. Somit besitzen beide Städte ein völlig gegen-
sätzliches soziales und wirtschaftliches Umfeld, was dazu führt, dass oftmals schon im
Städtepartnerschaftsvertrag verankert wird, dass die finanziell stärkere Stadt versuchen will,
der anderen Stadt in sozialer, wirtschaftlicher und kommunaler Hinsicht zu helfen.[19; 22] Dabei
werden im Endeffekt oftmals viele Projekte veranstaltet, um der „ärmeren“ Stadt indirekt
finanziell zu helfen. Durch diese finanziellen Mittel, die mit Hilfe von Spenden oder durch die
Partnerstadt gestellt werden, wird beispielsweise der Bau einer Schule oder eines
Freizeitparks ermöglicht, jedoch gibt es teilweise Partnerschaften bei denen der Partner-
schaftsgedanke durch nichts anderes, außer diesen Projekten erfüllt ist.[1; 20] Dabei sind
insbesondere, bei Städten, die in einer großen Entfernung zueinander liegen, nur sehr
wenige bis gar keine direkten Bürgerbeziehungen und Veranstaltungen auffindbar. Schon
aufgrund der hohen Reisekosten können oftmals keine regelmäßigen Treffen von
Einwohnern beider Städte stattfinden, was es nahezu unmöglich macht, Freundschaften
aufzubauen. So läuft es oftmals auf eine reine Entwicklungshilfe für die „ärmere“ Stadt
17
hinaus, während die „besser gestellte“ Partnerstadt keine Vorteile aus dieser Verbindung
zieht und man somit eigentlich keine Städtepartnerschaftsvereinbarung hätte abschließen
brauchen. Wie der Name der Städtepartnerschaft schon sagt, sollte diese Verbindung in
beide und nicht nur in eine Richtung laufen und jede Partnerstadt Vorteile daraus ziehen. Bei
den Partnerschaften Jenas, die nicht auf gleicher „Augenhöhe“ laufen, ist diese „Einbahn-
straße“ nicht so stark ausgeprägt, dass es zu 100% nur ein eine Richtung läuft. Jedoch gibt
es diese Partnerschaften, bei denen der Großteil der Projekte und Hilfeleistungen nur von
der Seite Jenas kommt. Lugoj, Beit Jala und San Marcos wären die Partnerstädte Jenas, [19]
die in Richtung einer „Einbahnstraße“ tendieren. Unseres Erachtens nach sind diese Partner-
schaften weit davon entfernt, sich in die Richtung einer „guten“ Partnerschaft zu bewegen,
bei denen ein Austausch auf allen Ebenen stattfindet. Diese Partnerschaften sollen hier nicht
grundsätzlich schlecht geredet werden, denn es kann auch passieren, dass nach vielen
Jahren der Hilfe in einer Städtepartnerschaft (andere Einflüsse aber nicht ausgeschlossen)
die zweite Partnerstadt auf „Augenhöhe“ mit der anfangs finanziell stärkeren Partnerstadt
kommt, wie es auch nach der Wende Jena nach und nach geschafft hat, mit der „Weststadt“
Erlangen auf eine Augenhöhe zu kommen.[16; 21]
Aber prinzipiell sollten sich die Städte gemeinsam in verschiedenen Dingen helfen oder
austauschen und es müssen auf jeden Fall auch Bürger- und Vereinsfreundschaften
bestehen, denn ansonsten kann man höchstens von einer Funktionärs- oder
Entwicklungshilfepartnerschaft und kaum von einer Bürgerpartnerschaft sprechen, die beide
Städte vereinen soll.
Als wir die Problematik von der „Einbahnstraße“ mit San Marcos im Interview mit Frau Popp
angesprochen haben, musste auch sie zugeben, dass es nicht mit jeder Partnerstadt
möglich ist, auf gleicher Augenhöhe zu arbeiten bzw. zu erreichen, dass beide Partnerstädte
gleichmäßig von der Partnerschaft profitieren. Oftmals werden dabei als Profit für die
Partnerstadt aus dem Industriestaat kulturelle Aspekte und Erfahrungen genannt, welche
jedoch kaum aufgenommen werden können, wenn keine Bürgerbeziehungen vorhanden
sind, die diese Erfahrungen machen können.[1;20]
4. Andere Städtebeziehungen
Neben den Städtepartnerschaften pflegt Jena auch noch Beziehungen zu anderen Städten.
Diese, der Städtepartnerschaft untergeordneten, Beziehungen werden in Kooperations-
verträge und Städtebündnisse unterschieden.[23]
Kooperationsverträge hat Jena zurzeit mit Wladimir, in Russland und mit Panyu, in
Südostchina. Die Beziehung zu Wladimir wird sehr intensiv gepflegt, da Wladimir außerdem
Partnerstadt von Erlangen ist und es sich somit um eine Dreiecksbeziehung handelt. Diese
Dreiecksbeziehung wurde am 19. Oktober 2008, anlässlich der 25-jährigen Städtepartner-
18
schaft Wladimir–Erlangen, in einer Vereinbarung niedergeschrieben.[19] Darin verpflichteten
sich die drei Städte bereits existierende Projekte weiter zu fördern und zu pflegen. Diese
Schwerpunkte der Projekte wurden damals auf Schule, Jugendaustausch, Umweltschutz,
Verwaltung und Wirtschaft festgelegt. Jena sollte zu der Partnerschaft im Besonderen seine
Erfahrungen in den Bereichen Tourismus, Kultur, Wirtschaft, Sport, Integration, Bildung und
Jugendarbeit beitragen. Auch die Gemeinsamkeiten und deren Nutzungsmöglichkeiten
werden in dem Vertrag erwähnt. Diese bestehen in der hohen Konzentration von Hoch-
schulen und Universitäten (Wladimir hat zwei staatliche Universitäten und andere
weiterführende Bildungseinrichtungen), die sich gegenseitig über Kapazitäten und
Forschungsmöglichkeiten informieren sollen, um mögliche Kooperationsfelder festzulegen.[19]
Soweit zu dem Vertrag, der durch die Oberbürgermeister der drei Städte unterzeichnet
wurde. Aber auch auf Bürgerebene sind die Kontakte zu Wladimir gut ausgebaut, auch wenn
aufgrund der großen Entfernung von fast 2000 Kilometern kaum intensive und lang-
anhaltende persönliche Freundschaften entstehen können, ist das Engagement der Bürger
und Jugendlichen, die sich an der Partnerschaft beteiligen, sehr groß. So haben 2009
Jugendliche aus Wladimir und Jena gemeinsam unter der Anleitung des professionellen
Sprayers Thomas Grund, alias „Kaktus“ ein Graffiti zum Thema „Jena Wladimir 2009“ in der
Krautgasse erstellt. Dieses bildet die wichtigsten Sehenswürdigkeiten beider Städte ab und
verdeutlicht die Beziehung, die sie pflegen.[24] Auch in diesem Jahr gab es wieder zahlreiche
Projekte. Das größte unter ihnen war sicherlich die Jugendreise Jenaer Schüler nach Russ-
land mit einem Besuch in Wladimir, wo die Jugendlichen mehrere Tage bei Gastfamilien
untergebracht waren und so ihre Englisch- und Russischkenntnisse vertiefen konnten und
auch Freundschaften geschlossen und die Stadt gesehen haben. Viele der Schüler sagten
im Nachhinein auch übereinstimmend, dass ihnen Wladimir besser gefallen hat als Moskau,
wo sie vorher auch einige Tage verbracht haben.[25] Es gibt noch viele weitere Projekte und
es kommen auch ständig neue dazu, so wird in Wladimir bald ein Planetarium entstehen,
das von Carl Zeiss aus Jena gebaut werden wird.[26] Peter Steger, Städtepartnerschafts-
beauftragter der Stadt Erlangen, der einen Blog[27] über die Städtepartnerschaft Erlangen-
Wladimir führt, berichtet auch immer wieder erfreut, wenn es wieder neue Projekte zwischen
Jenaern, Erlangern und Leuten aus Wladimir gibt. In der Presse ist die Kooperation nur
mäßig präsent. Es wird nur selten über Projekte oder Besuche berichtet.
Zu Panyu, einem Stadtteil der südostchinesischen Millionenstadt Guangzhou, existiert
ebenfalls eine Kooperationsvereinbarung. Auch hier wurden im Vertrag einige Ziele
abgesteckt. Es soll zu einem bilateralen Austausch kommen, der einen Beitrag zum Ausbau
der deutsch-chinesischen Beziehungen leistet. Auf der Internetseite der Stadt Jena heißt es
wörtlich: „soll dem Weltfrieden und der Zukunft der Menschheit dienen.“ [19] Die Ziele sind
nicht nur leere Worte, sondern werden auch in der Realität umgesetzt. Ein Beispiel ist der
China-Tag in Jena, der seit 2009 jährlich von der Chinesischen Gesellschaft in
19
Zusammenarbeit mit der Stadt Jena veranstaltet wird.[19] Zu dieser Veranstaltung kamen
auch 2011 wieder Vertreter aus Panyu. Diese durften sich ins Goldene Buch der Stadt
eintragen und haben anschließend eine Fotoausstellung im Rathaus eröffnet, bei der es
auch regelmäßig kleine Konzerte von chinesischen Musikern gegeben hat. [28] Außerdem soll
Jena und Umgebung in Zusammenarbeit mit den chinesischen Partnern für asiatische
Touristen erschlossen werden. Andersherum erhofft sich Panyu durch die Partnerschaft
auch in Deutschland und Europa Bekanntheit. Konkret soll dies durch Informationsver-
anstaltungen, Promotiontouren und Kooperationen der lokalen Reiseanbieter geschehen.
Auch hier sollen die Universitäten zusammenarbeiten und sich gegenseitig Studenten für
Auslandssemester oder ganze Studiengänge im Ausland vermitteln. Dieses Vorhaben soll
durch ein Kontaktbüro realisiert werden. So ein Kontaktbüro gibt es bereits in Peking und
man hat sehr gute Erfahrungen damit gesammelt.[19] Im Bereich Sport haben schon viele
gemeinsame Ferienlager, sowohl hier als auch in China für die verschiedensten Sportarten
aber auch von den Musikschulen stattgefunden. So sind zum Beispiel die beiden Sportler
Thilo Merrbach und Chris Albrecht (beide vom SV Schott Jena) Anfang November 2009, nur
wenige Monate nach Schließung des Kooperationsvertrages, nach China gereist, um dort
vom lokalen Tischtennisverein zu lernen und zu erfahren wie Sportförderung in China
funktioniert. So nahmen sie zum Beispiel an einer Diskussionsrunde zu diesem Thema an
der Sportschule Panyu teil. Finanziert wurde das Projekt zum Teil von der Stadt aber auch
von Privatunternehmen, die zum China-Tag in Jena davon erfahren hatten und sich sofort an
der Realisierung beteiligten.[29] Zusammenarbeit soll es auch im Bereich der Wirtschaft
geben. So ist ein Innovationsaustausch, speziell in der optischen und technischen Industrie
geplant. Außerdem soll in Panyu ein Industrie- und Innovationspark für deutsche Investoren
entstehen.[19] In der lokalen Presse findet sich das Thema nur vereinzelt und oft lediglich als
Randnotiz wieder, nur über größere Termine, wie etwa den Besuch einer Delegation aus
Panyu wurde einmal ausführlicher berichtet.[28] Aufgrund dessen ist der Bekanntheitsgrad der
Kooperation in der Bevölkerung von Jena auch nur sehr gering. Das ist schade, weil die
Kooperation mit mehr Bürgerbeteiligung noch viel lebendiger werden könnte.
Jena ist außerdem im Städtebündnis der Napoleonstädte vertreten.[30] Hier haben sich
europaweit Städte und Orte zusammengeschlossen an denen Napoleon einmal gewirkt oder
gelebt hat. Jena ist aufgrund der Schlacht bei Jena und Auerstedt, am 14. Oktober 1806, in
dem Bündnis vertreten. Unter den insgesamt 60 Städten sind zum Beispiel auch Ajaccio
(Frankreich, Geburtsort Napoleons, außerdem Hauptsitz des Bündnisses) und Waterloo
(Belgien, Schlacht bei Waterloo) vertreten.[31] Ziel der Partnerschaften ist es zum Einen sich
intensiv und gemeinsam mit dem Erbe Napoleons auseinanderzusetzen und es
wissenschaftlich aufzuarbeiten. Zum anderen soll aber auch die breite Öffentlichkeit über das
Thema informiert werden. Dies geschieht durch Veranstaltungen, das Errichten und Pflegen
20
von Denkmälern und Hinweisschildern und die Gestaltungen von Museen, zum Beispiel das
„Museum 1806“, das sich mit der Schlacht auseinandersetzt und über sie informiert.[30; 32]
5. Vergleich der Städtepartnerschaften untereinander
Der Versuch Partnerschaften zu vergleichen, verlangt eine gewisse gemeinsame Grundlage,
welche die Vergleichsbasis bietet. Aktivität und Präsenz in der Bevölkerung sind dabei zwei
wichtige Faktoren für den Versuch eines Vergleichs, wobei es schwierig ist, eine allgemeine
Größe für die Präsenz zu finden. Man wird nie genau sagen können wie viele Bürger über
die ‚Brücken‘ gehen und ob es überhaupt bekannt ist, dass es diese Städtepartnerschaft
überhaupt gibt. Die Aktivität lässt sich auch nur teilweise anhand von Projekten, Veran-
staltungen und der Bürgerbeteiligung ablesen. Jedoch stößt man auf eine weitere Barriere,
der Ungleichmäßigkeit, Heterogenität der Städtepartner, welche dazu führt, dass man nicht
alle Städtepartner aufgrund von unterschiedlichen sozialen Stellungen und geografischen
Aspekten vergleichen kann. Man müsste sie ins Verhältnis setzten, um sich einen gerechten
Vergleich zu erlauben. Wir versuchten daher, den in Kapitel 1.1 schon erwähnten Kriterien-
katalog zu erstellen, indem wir von allen Partnerstädten die Gründe für die Partnerschaft, die
Präsenz und die Aktivität in der Bevölkerung ermittelt haben, sowie eine Bewertung
durchführten. Anhand der Fakten und Bewertung können nun Schlussfolgerungen auf die
Disparitäten zwischen den Städtepartnern gezogen werden.
Für den Vergleich werden die Städtepartnerschaften daher in zwei Branchen unterteilt, in die
Städte welche auf Augenhöhe mit Jena sind, und die Städte, die sozial schwächer sind.
Beginnen wir dabei mit den Städten, welche sich mit Jena auf Augenhöhe begegnen, d.h.
eine Einbahnstraße ausschließen. Diese sind Erlangen, Berkeley, Aubervilliers und Porto
und natürlich ist die allgemein bekannteste, die deutsch-deutsche Beziehung, was v.a. durch
die in Kapitel 2. erwähnten Gründen untermauert wird. Man kann davon ausgehen, dass es
hier schon eine breite Basis an Beziehungen und eine Vielzahl von Projekten gibt. Genau
das Gegenteil bietet die Partnerschaft mit Porto, welche noch nie richtig Menschen
verbunden hatte, selbst auf Funktionärsebene entsteht wenig. Man lebt nur nebeneinander,
aber nie miteinander. Ähnlich auch die Partnerschaft zu Berkeley, welche bisweilen auch nur
bedingt die Ziele umgesetzt hat, nur die Partnerschaft der Universitäten führten zu einem
gegenseitigen Austausch. Man kann auch hier noch von einer Funktionärspartnerschaft
sprechen, wobei es nach der Erneuerung bzw. der ersten ‘richtigen‘ Unterzeichnung des
Vertrages 2012 zu Versuchen der Kontaktaufnahme kam, beispielsweise erst im August zum
ersten Schüleraustausch. In der Beziehung mit Aubervilliers wird teilweise versucht, die
vereinbarten Ziele umzusetzen, mit spezifischen Projekten wie gemeinsamen Workshops
oder kulturellem Austausch. Aber vieles geschah erst nach 2007, geschuldet der fehlenden
politischen Stütze. In einer anderen Kategorie befinden sich die Städtepartnerschaften, in
21
denen Jena meist als Geber fungiert und die in die „Einbahnstraßen“ nach San Marcos, Beit
Jala und Lugoj führen. Kontakt funktioniert oft nur über finanzielle Unterstützung und durch
Projekte zum Aufbau der Strukturen der Städte. Jena will diesen Städten helfen in San
Marcos, aber auch in Lugoj sehr gut gelingt, aber der gegenseitige Austausch hingegen
funktioniert nur bedingt, daher kann man von Einseitigkeit sprechen. Es gibt eine verhältnis-
mäßig große Spendenbereitschaft der Jenenser und auch von politischer Seite werden ca.
0,02% des Haushaltes, etwa 50.000 €, für Städtepartnerschaftsprojekte bereitgestellt. [19] Ein
weiterer Beleg dafür ist auch der jährlich zu Weihnachten gestartete Spendenaufruf im
Angergymnasium, wo für sozial benachteiligte Kinder in Lugoj, Spielsachen und Geld für
warme Mahlzeiten gesammelt werden. Die Städtepartnerschaft zu Beit Jala lässt sich nicht
wirklich einschätzen, da sie erst Ende 2011 geschlossen wurde und somit noch wachsen
muss. Jedoch läuft diese Beziehung ebenfalls auf eine „Einbahnstraße“ hinaus.
Wenn man allein die Anzahl der Aktivitäten/Projekte/Veranstaltungen betrachtet, abgesehen
von Einseitigkeit und Einbahnstraßen, zeigt sich, nach Erlangen, doch vermehrt in den
Beziehungen zu Lugoj und San Marcos eine hohe Anzahl von Aktionen, was sich auch in der
Anzahl der Presseberichte wiederspiegelt.
Nun lässt sich schlussfolgernd feststellen, dass es nur bedingt möglich ist Städtepartner-
schaften miteinander zu vergleichen, doch entscheidende Merkmale machen eine Wertung
nach verschiedenen Kriterien möglich. Die bestimmenden Faktoren sind die geografische
Nähe und die Bürger-/Vereinsarbeit. So sind Partnerschaften im gleichen Kulturkreis
(Ausnahme: Porto) oder und durch Vereinsarbeit gestützte Beziehungen eindeutig näher am
Ziel, eine Bürgerpartnerschaft zu sein. Dieses schon nahezu erreicht hat die
Städtepartnerschaft Jena-Erlangen, verdeutlicht in einem Zitat des ehemaligen
Oberbürgermeisters der Stadt Erlangen Dietmar Hahlweg: „Die Städte bilden eine ideale
Verbindung und sind sich ähnlich, wie man es sich besser kaum vorstellen kann: hinsichtlich
der geographischen Nähe, der Wirtschaftskraft, der sozialen Bedingungen, der Geschichte,
des Bildungsniveaus und vielem mehr. Wir hätten es besser nicht treffen können und sind
schließlich ja auch nicht von ungefähr Wunschpartner.“. Auf dem Weg dahin sind die noch
stark politik- und vereinsabhängigen Partnerschaften mit San Marcos, Lugoj und
Aubervilliers. Noch auf dem „Abstellgleis“ und somit relativ ungenutzt, sind dagegen die
Verbindungen zu Berkeley, Beit Jala, sowie Porto.
22
6. Fazit
Als wir uns für das Seminarfachthema der Partnerstädte Jenas entschieden haben, wussten
wir nicht, was sich alles hinter dem Begriff der Städtepartnerschaft verbirgt. Zugegebener-
weise ergeht es wohl einem Großteil der Bevölkerung Jenas ebenso. Zwar können viele
noch ein bis zwei Partnerstädte aufzählen, aber was im Zuge der Partnerschaft passiert, ist
für die Meisten ein unbeschriebenes Blatt. Denn diese tiefgreifenden Beziehungen sind mehr
als nur Hinweisschilder am Ortseingang oder einfache Einträge bei Wikipedia.
Die ersten Städtepartnerschaften in Europa wurden damals vornehmlich für Frieden und
Versöhnung geschlossen.[2] Dieser Gedanke entwickelte sich zur Städtefreundschaft weiter,
welcher auf der ganzen Welt Fuß fasste. Primäres Ziel einer Städtepartnerschaft ist es, viele
Bürgerbeziehungen und Freundschaften aufzubauen, so dass ein kontinuierlicher
beidseitiger Austausch in nahezu allen Bereichen beider Partnerstädte gegeben ist.
Heutzutage lassen sich noch immer Erfolge verzeichnen, denn wenn der Grundsatz der
Partnerschaften eingehalten wird, kommt es regelmäßig zu einem Austausch auf den unter-
schiedlichsten Ebenen. Dabei spielen vor allem die Bereiche Bildung, Soziales, Sport und
Kultur wichtige Rollen. An sich ist die Idee der Städtepartnerschaften eine bedeutende
Möglichkeit sich gemeinsam zu engagieren und internationale Beziehungen zu intensivieren.
Aber es gibt auch eine Kehrseite der Medaille, welche kaum bekannt ist und von Politkern
umgangen wird. Dazu zählt die teilweise schlechte Umsetzung bzw. das Verfehlen des
Partnerschaftsgedankens in Städtebeziehungen, die zum Stillstand gekommen sind.
Faktoren dafür sind das fehlende Interesse der Bürger, eine große Entfernung beider Städte,
sowie kaum vorhandene gemeinsame Projekte und Veranstaltungen. Oftmals entstehen nur
Scheinpartnerschaften, welche nicht die Kriterien einer Städtepartnerschaft erfüllen und
somit nicht den Schritt zur Bürgerpartnerschaft geschafft haben. Des Weiteren stellt sich die
Frage der Nachhaltigkeit, wie die Städtepartnerschaften für die nachfolgenden Generationen
attraktiv gestaltet werden können. In Jena gibt es daher Versuche, Schüler an Projekten zu
beteiligen und somit ihr Interesse für die Städtepartnerschaften zu wecken. Denn nur durch
ständige, aktive Bürgerbeteiligung, kommt es auch in der Zukunft zu einer selbstlaufenden
Städtebeziehung. Ob diese Vorstellungen realisiert werden, entscheiden im Endeffekt allein
die Bürger, Vereine und auch die Politik.
Nach einem Jahr intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema konnten wir uns nun ein
detailliertes Bild von den Partnerstädten machen und herausfinden, in welchem Verhältnis
sie zu Jena stehen. Die Verbindung zu Jena beruht letztendlich je nach Partnerschaft auf
Projekten bzw. Veranstaltungen, Begegnungen, persönlichen Freundschaften und
Beziehungen, sowie politischem Engagement.
23
7. Quellenverzeichnis
[1] Siehe bzw. vergleiche 9.4.1 Interview mit Dr. Albrecht Schröter
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeindepartnerschaft (03.10.2012; 19:00)
[3] siehe 9.3 Broschüre zum 25-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft Jena-
Erlangen
[4] von Weizsäcker, Marianne Beatrice: „Deutsch-deutsche Städtepartnerschaften
1986 – Januar 1990: Bestandsaufnahmen und rechtlicher Würdigung“,
Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades, Göttingen, 1990, Seite 90
[5] siehe 9.2 Kriterienkatalog
[6] Ahttp://www.spiegel.de/panorama/boring-und-dull-werden-partnerstaedte-a-
830046.html (20.09. 2012; 18.00)
[7] http://www.augsburger-allgemeine.de/politik/Englische-Kommunen-kuendigen-
Freundschaft-mit-deutschen-auf-id17844876.html (20.09.2012; 18.30)
[8] http://www.rgre.de/partnerschaften.html (25.09.2012; 17.00)
[9] http://www.rathaus.bremen.de/sixcms/detail.php?gsid=bremen54.c.8895.de
(30.09.2012; 19.00)
[10] http://www.rgre.de/fileadmin/redaktion/pdf/parbeit_hinweise/pvertrag_allgemein.p
df (25.09.2012; 17.00)
[11] von Weizsäcker, Marianne Beatrice : „Deutsch-deutsche Städtepartnerschaften
1986 – Januar 1990: Bestandsaufnahmen und rechtlicher Würdigung“,
Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades, Göttingen, 1990, Seite 98
[12] Radke, Steffen : „Innerdeutsche Städtepartnerschaften - ein bedeutender Schritt
auf dem Weg zur Deutschen Einheit“, Grin Verlag, 2010, Seite 14
[13] von Weizsäcker, Marianne Beatrice : „Deutsch-deutsche Städtepartnerschaften
1986 – Januar 1990: Bestandsaufnahmen und rechtlicher Würdigung“,
Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades, Göttingen, 1990, Seite 101
[14] Urkunde Städtepartnerschaftsvertrag Jena – Erlangen
[15] Zeitschrift „Gerbergasse 18“ herausgegeben von der „Geschichtswerkstatt Jena
e.V.“ Heft 1/07 - 44 „20 Jahre Städtepartnerschaft Jena – Erlangen“ 2007, Jena
Seite 3 ff.
[16] siehe 9.4.3 Interview mit Peter Steger
[17] „Die Friedliche Revolution in Jena – Gesichter des Herbstes 1989“
Ausstellungsdokumentation, herausgegeben vom Stadtmuseum Jena, 2010, Jena
Seite 144
[18] http://www.petra-von-stromberg.de/grenzsituation_probstzella/ (01.09.2012;
19.00)
24
[19] Dr. Albrecht Schröter und Anja Schwind: "Städtepartnerschaften und
internationale Beziehungen der Stadt Jena – Große Anfrage Fraktion DIE LINKE
im Jenaer Stadtrat", Jena, Stadt Jena, 2011
[20] siehe 9.4.2 Interview mit Frau Theresa Popp, Eine-Welt-Haus e.V.
[21] Steeger, Peter u.a.: "Das Leben der Unseren - 20 Jahre Städtepartnerschaft
Erlangen Jena", Erlangen, Stadt Erlangen, 2007, Seite 65 ff.
[22] siehe Partnerschaftsverträge von Beit Jala, Lugoj und San Marcos
[23] siehe 1.2 Historischer Aspekt
[24] http://www.youtube.com/watch?v=lviaQt339K4&list=UUkSS9pTb0HxdMICjc2b9T
mg&index=50&feature=plcp (11.09.2012; 18.00)
[25] http://www.youtube.com/watch?v=T0Tzw4_bXtg&list=UUkSS9pTb0HxdMICjc2b9
Tmg&index=1&feature=plcp (11.09.2012; 18.00)
[26] http://erlangenwladimir.wordpress.com/2012/09/05/ein-planetarium-aus-jena-fur-
wladimir/ (26.09.2012; 10.00)
[27] http://erlangenwladimir.wordpress.com (30.09.2012 18.00)
[28] http://www.jenapolis.de/2011/06/fotos-aus-panyu-am-wochenende-im-rathaus-zu-
sehen/ (30.08.2012; 16:00)
[29] http://www.schott-tt.de/sv-schott-goes-china.html (11.09.2012; 19.30)
[30] http://www.jena.de/sixcms/detail.php?id=51031&_nav_id1=6001&_nav_id2=5101
8&_lang=de (11.09.2012; 18.30)
[31] http://de.wikipedia.org/wiki/Bund_der_europ%C3%A4ischen_Napoleonst%C3%A
4dte (11.09.2012; 18.30)
[32] http://www.napoleoncities.eu/index.php?article_id=4&clang=2 (11.09.2012; 18.30)
25
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dea15b49.html (03.10.2012; 22:00, Thüringen Journal vom 03.10.2012 um 19 Uhr)
8.2 Printquellen
Geschichtswerkstatt Jena e. V.: "Gerbergasse 18" Heft 1/07 - 44 "20 Jahre
Städtepartnerschaft Jena - Erlangen", Jena, Geschichtswerkstatt Jena e. V., 2007
Stadtverwaltung Jena: "Amtsblatt der Stadt Jena 25/93", Jena, Stadt Jena, 1993
Steeger, Peter u.a.: "Das Leben der Unseren - 20 Jahre Städtepartnerschaft
Erlangen Jena", Erlangen, Stadt Erlangen, 2007
von Weizsäcker, Marianne Beatrice: „Deutsch-deutsche Städtepartnerschaften 1986
– Januar 1990: Bestandsaufnahmen und rechtlicher Würdigung“, Dissertation zur
Erlangung des Doktorgrades, Göttingen, 1990
Stadtmuseum Jena: "Die Friedliche Revolution in Jena – Gesichter des Herbstes
1989 Ausstellungsdokumentation", Jena, Jena Kultur, 2010
Pawlow, Nicole-Annette: „Innerdeutsche Städtepartnerschaften“, Gebrüder Holzapfel,
Berlin, 1990
Schnakenberg, Oliver: „Innerdeutsche Städtepartnerschaften: rechtliche Aspekte
grenzüberschreitenden kommunalen Handelns“, Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-
Baden, 1990
Wagner, Beate: „Partnerschaften deuscher Städte und Gemeinden“, LIT Verlag
Münster, 1995
Dr. Albrecht Schröter und Anja Schwind: "Städtepartnerschaften und internationale
Beziehungen der Stadt Jena – Große Anfrage Fraktion DIE LINKE im Jenaer
Stadtrat", Jena, Stadt Jena, 2011
Klaus, Manfred: „Städtepartnerschaften zwischen Ost- und Westdeutschen
Kommunen“, Ges. für Sozialwiss. Forschung und Publizistik, Berlin, 1994
Jena und Erlangen: "Urkunde Städtepartnerschaftsvertrag Jena - Erlangen",
Jena/Erlangen, Jena und Erlangen, 1987
27
Radke, Steffen : „Innerdeutsche Städtepartnerschaften - ein bedeutender Schritt auf
dem Weg zur Deutschen Einheit“, Grin Verlag, 2010
8.3 Bildquellen
Titelblatt: Collage zum Thema "Städtepartnerschaft Jena - Erlangen", Eve Trzewick,
2012
28
9. Anhang
9.1 Thesenpapier
Zu dem Thema: „Jena und seine Partnerstädte – Was verbindet sie?
3. Oktober 2012
„Das Hauptaugenmerk der Städtepartnerschaften sollte auf den Bürgerbeziehungen liegen.“
Daniel Köhler
„Städtepartnerschaften werden nur aufgrund von Gemeinsamkeiten geschlossen.“
Daniel Köhler
„Die Städtepartnerschaft Jena – Erlangen ist die erfolgreichste Städtebeziehung, die Jena
pflegt.“
Lukas Spantzel
„Die Städtepartnerschaft Jena – Erlangen baute eine Brücke über die Mauer.“
Lukas Spantzel
„Erlangen und Jena sind ein gutes Beispiel dafür, dass Entwicklungshilfe die Partner auf
Augenhöhe bringen kann.“
Lukas Spantzel
„Städtepartnerschaften zwischen Städten mit großen sozialen Gegensätzen tendieren zur
Entwicklungshilfe.“
David Krause
„Je größer die Entfernung zweier Städtepartner, umso geringer die Bürgerbeteiligung.“
David Krause
„Die Vierecksbeziehung mit Jena, Aubervilliers, Beit Jala und einer isrealischen Stadt könnte
über die kommunale Ebene hinaus zum Frieden im Nahen Osten beitragen.“
David Krause
„Partnerschaften werden immer wieder ohne konkrete Ziele abgeschlossen, beispielsweise
nur aufgrund eines gleichen Namens.“
David Krause
„Der Unterschied zwischen einer Städtekooperation und einer Städtepartnerschaft besteht
nur auf dem Papier.“
Lukas Spantzel
„Es ist nur bedingt möglich, Städtepartnerschaften zu vergleichen.“
Daniel Köhler
29
9.2 Kriterienkatalog
1 Gründe für eine Partnerschaft
1.1 Gleichheit/Ähnlichkeit der Namen
1.2 Wirtschaftliche Ähnlichkeit
1.3 Geografische Ähnlichkeit
1.4 Ähnliche Geschichte
1.5 Vergangenheitsbewältigung/Versöhnung
1.6 Religiöse Beziehung
1.7 EU-Partnerschaften
1.8 Kommunale Entwicklungshilfe
1.9 Bereits bestehende Beziehungen
1.10 Weitere Gründe
2 Präsenz der Partnerschaft in der Bevölkerung
2.1 Persönliche Beziehung
2.2 Eigeninitiative der Bürger
2.3 Presse-/Medienpräsenz
2.4 Bekanntheitsgrad
3 Aktivität der Partnerschaft
3.1 Politische Aktivität
3.1.1 Finanziell
3.1.2 Materiell/ Projekte
3.2 Aktivität von Bürgern/Verein
4 Anzahl, Gewichtung und Erfolg der Projekte
5 Fazit
Durch die Auswertung dieser Kriterien soll vereinfacht werden, dass die Partnerschaften in
einem gewissen Rahmen miteinander vergleichbar sind.
31
9.4 Interviews
9.4.1 Dr. Albrecht Schröter, Oberbürgermeister der Stadt Jena
Jena, der 21.02.2012
Interview geführt von Daniel Köhler, David Krause & Lukas Spantzel
Was halten sie von der Idee der Städtepartnerschaft?
Ich finde es gut, wenn man nicht nur für sich alleine als Stadt lebt, sondern wenn man
Partner hat mit denen man sich vergleichen kann, zu denen man Freundschaften knüpfen
kann, denen man auch helfen kann und mit denen man sich austauschen kann und man ein
Gefühl entwickeln kann, dass man in einer größeren Welt lebt, als nur der Mikrokosmos den
wir hier vor Ort haben. Wenn ich so das Spektrum unserer Städtepartner aufmache, geht es
wirklich um die ganze Welt. Es sind auch Partnerstädte mit verschiedenem sozialem Level,
wo wir tatsächlich etwas auf gleicher Augenhöhe machen können, wodurch wir was
empfangen, aber auch was geben können. Also wir haben, um im Westen anzufangen, eine
Partnerschaft mit Berkeley, wobei der Vertrag vor kurzem unterschrieben wurde. Dann
haben wir eine Partnerschaft mit San Marcos (Nicaragua) und eine wiederzubelebende
Partnerschaft mit Porto, die 1984 geschlossen wurde und in der Wendezeit in Vergessenheit
geraten ist. Dann haben wir eine Partnerschaft mit Aubervilliers in Frankreich, eine Stadt die
am Nordrand von Paris liegt. Dann haben wir seit 25 Jahren Erlangen als Partnerstadt, Lugoj
in Rumänien sogar noch etwas länger und Beit Jala in Palästina seit dem letzten Jahr, also
eine Stadt in Israel aus dem Palästinensischen Autonomiegebiet. Und dann gibt es noch 2
Kooperationsbeziehungen zu der russischen Stadt Vladimir, Partnerstadt von Erlangen, und
nach Panyu, in Südostchina. Für mich sind Partnerschaften auch wie Brücken, über die dann
die Menschen gehen können, Bürger der Stadt, Schüler bei Schulkontakten oder andere
Interessierte von Vereinen, Sport und so weiter.
Was macht eine gute Städtebeziehung/ Städtepartnerschaft aus?
Wichtig ist, dass es eine Bürgerbeziehung ist. Es soll keine Funktionärspartnerschaft sein,
dass der Oberbürgermeister ständig reist und denen oder jenen erlaubt mitzureisen, sondern
ein Oberbürgermeister, Stadträte oder die Stadtverwaltung bauen praktisch die Brücken,
über die dann die Menschen gehen sollen. Das ist meine Vision. Gerade bei Schulkontakten/
Schüleraustauschen gibt es da viele Möglichkeiten, außerdem wie schon gesagt Sport- oder
Vereinsbegegnungen und Projekte werden realisiert. In San Marcos/ Nicaragua werden sehr
viele Projekte durchgeführt, welche durch Jena getragen werden, z.B. durch Eine-Welt-Haus
und einem Partnerverein in San Marcos. Es gibt auch Patenschaften von Leuten die das
Geld für Schulkinder in San Marcos bezahlen, dann gibt es Projekte zur Müllbeseitigung,
Landwirtschaft- und Solarprojekte, des Weiteren gibt es auch ein Projekt zum Bau von
32
Biogasanlagen in San Marcos. Partnerschaften bedeuten für mich quasi die Basis für solche
Möglichkeiten die wir dort schaffen.
Wie beurteilen sie Jenas Aktivität, bezüglich Städtepartnerschaften, im Vergleich zu anderen
Städten? Würden sie sagen, dass Jena eine gute Partnerschaftspflege betreibt?
Ja das würde ich schon sagen, wobei sicherlich eine Stadt auch nicht alles leisten kann und
die Beziehungen wahrscheinlich dort am besten sind, wo Vereine sich aktiv beteiligen, z.B.
der Eine-Welt e.V. ist ein ganz wichtiger, aktiver Verein, der die Partnerschaft mit San
Marcos gut abdeckt. In der Verwaltung selber gibt es zurzeit eine Mitarbeiterin mit 30h die
sich um die Partnerstädte kümmert. Ab September werden 2 Mitarbeiter mit jeweils 20h an
dieser Stelle arbeiten, womit ich hoffe, dass mehr Aktivitäten als momentan mit 30h möglich
sind. Also ich denke schon, dass Jena im Rahmen seiner Möglichkeiten sehr aktiv ist. Mir
selbst liegt das Thema sehr am Herzen und ich hänge das relativ weit oben an, da es Jena
finanziell und wirtschaftlich sehr gut geht und wir eine hohe Lebensqualität haben und
deswegen möchte ich gern, dass unsere Erfahrungen auch ein Stück weiter gegeben
werden können. Ich habe z.B. vor anderthalb Jahren erreicht, dass der Stadtrat zugestimmt
hat, dass Jena 0,02% seines gesamten Haushaltsbudgets für Entwicklungshilfen einsetzt.
Das sind bei 250 Mio. 50000€ pro Jahr, die nur dafür da sind, um konkrete
Entwicklungsprojekte, wie das Biogasprojekt in San Marcos oder in Beit Jala das
Bibliotheksprojekt oder in Lugoj das Krankenhausprojekt, zu unterstützen. Auch daran sieht
man, wie aktiv Jena ist, denn so eine kommunale Entwicklungshilfe gibt es, glaube ich nur in
3 oder 4 anderen Fällen in Deutschland.
Was würden sie sagen, zu welcher Stadt die Partnerschaftsbeziehung am intensivsten ist?
Das ist schwer zu sagen, also in gewisser Weise natürlich zu Erlangen, weil dort aufgrund
der Nähe und der menschlichen Kontakte, die sich seit 25 Jahren dort entwickelt haben,
viele Freundschaften entstanden sind. Es gibt „Ehen“ zwischen Erlangern und Jenaern, es
gibt Schüleraustauschprojekte und so weiter. Da läuft wahrscheinlich auf der Bürgerebene
am meisten, aber ganz viel läuft eben auch mit San Marcos, obwohl San Marcos nun von
uns aus gesehen relativ weit weg ist. Und gerade der Eine-Welt-Haus e.V. hat glaube ich
dort 6, 7, 8 Projekte angeschoben, die gut laufen. Dazu gibt es mindestens drei
Schulpartnerschaften und eine Kindergartenpartnerschaft. Also da läuft mehr als in Beit Jala,
Lugoj, Porto, Aubervilliers und Berkeley. Mit Aubervilliers läuft auch einiges, gerade im
Bereich Jugendaustausch, Sport und Kulturzusammenarbeit und so weiter. Aber San Marcos
und Erlangen, würde ich sagen, sind die intensivsten Partnerschaften.
Wie pflegen sie selber den Kontakt zu den Partnerstädten? Was ist ihre Aufgabe dabei?
33
Als Oberbürgermeister ist man natürlich Repräsentant seiner Stadt und wird natürlich in den
Partnerstädten als solcher gesehen. Das heißt meine Rolle ist vor allen Dingen dort immer
zu sehen, wo es um den Beginn geht, wo es um Unterzeichnungen und wichtige weitere
Schritte geht oder wo es vielleicht um herausgehobene Veranstaltungen von Partnerstädten
geht und aus protokollarischen Gründen der Besuch des Oberbürgermeisters erwünscht ist.
Zum Beispiel mit Beit Jala gibt es ein Kulturfestival, was wir zusammen mit Aubervilliers
veranstalten. Es gibt ja die interessante Konstellation, dass die beiden Partnerstädte Jena
und Aubervilliers gemeinsame Partnerstädte von Beit Jala sind, also ein Dreiecksverhältnis
bilden. Also bei solchen Anlässen bin ich oder auch einmal mit einer Delegation anwesend,
wenn es z.B. um Wirtschaftsfragen geht oder wenn es spezielle Kulturaustauschsachen sind,
wo es einfach gut ist, dass das Stadtoberhaupt mit vor Ort ist. Ansonsten gibt es auch viele
Dinge, die dann von mir angeschoben werden und dann von selber laufen und man ab und
zu mal hört, dass da wieder eine Kulturgruppe zu Besuch war oder da gibt es eine
Ausstellungsvorbereitung oder so etwas. Ich selber habe mir einen gewissen Rhythmus
zugelegt, man muss ja auch als Oberbürgermeister vor allen Dingen für seine eigene Stadt
da sein, man kann nicht ständig auf Reisen sein. Deswegen habe mir gesagt, ein bis max.
zwei größere Reisen im Jahr und vielleicht ein oder zwei kürzere Reisen im Jahr. Die
kürzeren Reisen wären z.B. Erlangen, Aubervilliers, Lugoj und die größeren sind dann Beit
Jala, China, San Marcos oder Berkeley, damit es auch ein bisschen im Verhältnis bleibt. Also
nicht jede Partnerstadt kommt jedes Jahr vor. Das ist auch gar nicht zu leisten, aber es
passiert trotzdem viel, unabhängig von mir und das ist auch völlig in Ordnung so.
Sind die Kontakte nur durch Projekte vorhanden?
Also ich bin erst einmal grundsätzlich dafür, dass man von allen Städten etwas lernen kann,
auch von denen, denen es nicht so gut geht wie Jena. Aber es ist tatsächlich so, dass z.B.
Städte wie San Marcos, Lugoj oder Beit Jala wirtschaftlich schwächer sind als Jena und dass
dort die Unterstützung und die Hilfe durch Jena im Vordergrund steht. Aber natürlich
empfangen wir dort auch kulturelle Anregungen, es finden Gespräche auf Augenhöhe statt
und ich versuche Partnerschaften immer so darzustellen, auch in solche Fällen, dass es
nicht wie eine Patenschaft wirkt, wo man sich sozusagen von oben herab gönnerhaft
herabbeugt und der armen Partnerstadt irgendwie versucht, was zukommen zu lassen.
Sondern in den Fällen wo Hilfe notwendig ist, immer das Gefühl zu vermitteln, dass wir auf
Augenhöhe miteinander kommunizieren, um die Würde des anderen zu stärken. Und dann
gibt es Städte wie Berkeley, welches ein bisschen größer als Jena, eine Universität mit
40000 Studenten besitzt, also auch ähnlich wie hier, eine Stadt die hochentwickelt ist und die
ein sehr starkes zivilgesellschaftliches Profil hat. Denen muss man jetzt nicht helfen, da
begegnet man sich wirklich auf Augenhöhe, da kann man dann nichts mehr lernen. In
34
solchen Fällen geht es eher darum, dass wir mal gucken welche gemeinsamen Projekte man
machen kann, wo man sich austauscht. Wir haben z.B. ein Bildungsprojekt, wie schafft man
es Migranten stärker zu integrieren, sodass keine Teilung in der Gesellschaft stattfindet.
Solche Projekte kann man gut mit unseren Projekten zusammenbringen, z.B. mit der
Kindersprachbrücke, wo man die Sprachkompetenz der Kinder schon im Kindergarten testet.
Das hat ja auch denselben Hintergrund, wo man dann auch einen richtigen
Erfahrungsaustausch hat, wie geht ihr mit Migranten um z.B., wie geht ihr mit
Zivilgesellschaft um. Diese Austauschebene auf gleicher Augenhöhe gilt auch für Erlangen
und gilt in gewisser Weise auch für Russland, Vladimir, wo wir aber auch bei dem einen oder
anderen Projekt helfen. Vladimir ist dreimal so groß wie Jena, 340000 Einwohner, da haben
wir auch schon ein Feuerwehrauto geschenkt und ausgemustert. Man sieht also, es ist sehr
vielfältig.
Sind sie der Meinung, dass Städtepartnerschaften auch „Entwicklungshilfeprojekte“ sein
sollen oder müssen? Oder dass es dann doch eher auf Augenhöhe sein soll, so dass beide
Städte was zu der Partnerschaft beitragen?
Also das eine schließt ja das andere nicht aus. Ich bin im Sinne der Frage schon der
Meinung, wer etwas mehr hat, soll dem geben, der etwas weniger hat. Das finde ich sehr
wichtig, dass empfinde ich auch als ausgleichende Gerechtigkeit. Wir haben in alten DDR-
Zeiten auch manches aus dem Westen bekommen, was wir uns nicht leisten konnten und es
hat uns geholfen. Und ich denke, wenn man selber in den Stand kommt zu geben, dann
sollte man das auch tun, also insofern ist es wichtig und es schließt auch die Augenhöhe
nicht aus. Ich komme jedes Mal tief beschenkt aus Nicaragua wieder. Ich bin von den
Menschen, von ihrer Art, auch von ihrer Dankbarkeit oder ihrer Art zu leben, auch an der
gewissen Leichtigkeit, tief beeindruckt. Ich komme nach Deutschland zurück und denke,
Mensch, was ist immer alles so kompliziert, die Leute jammern viel und man kann das Leben
eigentlich ganz anders sehen. Das heißt auf einer nichtmateriellen auf einer menschlichen
Ebene fließt auch ganz viel zurück und das schafft auch die Augenhöhe. Das Bild was da
hängt ist z.B. aus Nicaragua von einem Inselarchipel und da sieht man auch einmal welche
Schönheit dieses Land hat. Es ist hier ein bisschen Idealtypisch gemalt, aber auch allein das
Naturerlebnis, die Menschen und die Bedingung an das andere Land und man kommt immer
bereichert wieder. Insofern ist es immer wieder, selbst wenn man gibt auch ein Nehmen oder
ein Austausch.
Also ein geistiger Austausch sozusagen.
Ja, menschlicher, geistiger Austausch. Und die Herzlichkeit die man dort trifft ist in
Deutschland nicht mehr ganz so selbstverständlich muss man sagen.
35
Sie hatten eben angesprochen, dass Erlangen auch eine Entwicklungshilfe für Jena geleistet
hat. Kann man sagen, dass diese Entwicklungshilfe nun abgeschlossen ist?
Ich glaube das ist abgeschlossen. Erlangen hat auch nicht so viel Geld geben können, dass
man jetzt sagt, da sind Millionen geflossen, was auch nicht der Fall war. Sondern sie haben
viel Hilfe zur Selbsthilfe gegeben, also sie haben auch einmal ein Müllauto ausgemustert,
das kam nach Jena, dann noch einen Krankenwagen, so was gab es auch, aber im
Wesentlichen haben sie beim Aufbau der Stadt durch „Know-How-Transfer“ geholfen, also
dass sie uns bei dem Aufbau der Verwaltung geholfen und beraten haben und so weiter.
Und das hat sich jetzt auf der einen Seite abgeschlossen, auf der anderen Seite hat sich das
ein bisschen umgedreht. Ich freue mich dann immer, wenn die Erlanger kommen und sagen,
„Mensch, ihr hab ja so einen tollen Jugendtheaterclub“, wie macht denn ihr das, erzählt uns
doch mal, bei euch läuft das auch irgendwie besser. Und plötzlich ist Jena in der Situation
nach 20 Jahren, eben auch in seiner bestpraktischen Erfahrung weiterzugeben und das freut
einen dann auch, dass man quasi auch wieder was zurückgeben kann.
Also sehen sie das als erfolgreiches Beispiel dafür an, dass es auch wirklich geschafft
werden kann, dass man Städte auf Augenhöhe bringen kann und der Austausch praktisch
auf Augenhöhe geschieht.
Genau. Also wir werden in manchen Dingen schon fast bewundert von Erlangen, weil wir,
also Jena erfolgreich ist, wir haben eine sehr solide Haushaltspolitik, wir bauen Schulden ab,
wir haben geschlossene Haushalte jedes Jahr und die Entwicklung des Schulsystems ist
hervorragend und oft sagen die Erlanger dann, „Mensch, also wie ihr das hinkriegt, dass
bewundern wir wirklich“, und dann merkt man, dass man mit der Hilfe von Erlangen auch ein
ganzes Stück weit gekommen ist.
Kann man schon fast davon sprechen, dass es eine der erfolgreichsten Ost-West-
Beziehungen ist?
Mit Sicherheit, würde ich das so sagen. Also es ist wirklich so, ich frage auch immer mal
meine Kollegenbürgermeister, die ich bei verschieden Anlässen treffe, z.B. am Städtetag, wo
die denn Ostdeutsche oder Westdeutsche Partnerstädte haben und ein paar tauchen dann
auf, aber die Meisten laufen dann gar nicht mehr. Das war bis zehn Jahre nach der Wende
ungefähr so, aber so wie das mit Erlangen und Jena ist, ist das irgendwie ein
Glücksumstand, das läuft sehr gut, es gibt ein tiefes Vertrauensverhältnis, wir machen zum
3. Oktober das eine Jahr in Erlangen, das andere in Jena einen gemeinsamen Tag zum Tag
der deutschen Einheit und das läuft sehr gut.
36
Wie kam es nach der langen Kontaktpause zwischen Porto/ Berkeley und Jena wieder zur
Kontaktaufnahme?
Das ist eine eigenartige Geschichte, die lohnt sich mal kurz erzählt zu werden. 1988 sind
einige Menschen aus dem damaligen Jena unter DDR-Bedingungen nach Berkeley
gekommen, durchaus Leute die hier zum herrschenden System gehörte, also der SED
angehörten und Staatsnah waren. Ganz genau habe ich es nicht rekonstruieren können, wie
die Idee dort genau entstanden ist, aber Fakt ist, dass man 1988 mit Bürgern in Berkeley
gesprochen hat, ob man nicht eine Partnerschaft zwischen Berkeley und einer Stadt „Behind
the iron curtain“, also „hinter dem Eisernen Vorhang“ auf den Weg bringt. Berkeley ist ja seit
den 60er Jahren eine sehr liberale Stadt und eine sehr demokratische Stadt, also 95%
haben Obama gewählt, also ist es fast eine grün-liberale Stadt, wenn es das gibt. Der jetzige
Stadtrat hat z.B. beschlossen, dass die amerikanischen Soldaten nicht nach Berkeley rein
dürfen, das muss man sich einmal vorstellen. Also sie waren schon immer so ein bisschen
links. Insofern auch interessiert an einem „DDR-Jena“. Ein Jahr später also 1989 hat dann
der Stadtrat in Berkeley offiziell eine Partnerschaft am 27. Juni 1989 beschlossen. Dann kam
hier die Wende und irgendwie ist es nicht genehmigt worden oder es ist in Vergessenheit
geraten. Kurzum, über viele Jahre wusste, jedenfalls offiziell, hier in Jena, weder mein
Amtsvorgänger noch ich das so richtig, dass es dort eine Partnerschaft gibt. Und erst als vor
einigen Jahren sich ein Universitätsaustausch zwischen Berkeley und Jena entwickelt hat
und Professoren hier nach Jena zurückkamen und sagten, „Die fragen uns immer nach
unserer Partnerstadt, wir können aber nichts sagen. Was ist denn da los?“, sind wir praktisch
auf den Trichter gekommen, dass da was ist und wir haben den Stadtratsbeschluss aus dem
Internet rausgezogen und haben festgestellt, dass wir seit fast 20 Jahren „verheiratet“ sind,
ohne es je gemerkt zu haben. Und dann habe ich versucht mit Berkeley Kontakt
aufzunehmen, das hat ein bisschen gedauert, bis das in die Gänge kam. Dann haben wir im
letzten Jahr einen Stadtratsbeschluss gefasst, bei dem der Beschluss zur
Städtepartnerschaft auch von der Jenaer Seite gefasst worden ist und da bin ich Anfang
Januar nach Berkeley gefahren und habe das unterschrieben. So ist jetzt die Partnerschaft
nun endlich auch zur Erfüllung gekommen.
Ruht die Beziehung zu Porto weiterhin oder gibt es inzwischen wieder erste Kontakte?
Es gibt wieder Kontakte, auch diese Partnerschaft ist mehr oder weniger zufällig bekannt
geworden, ich habe, auf der Suche nach früheren Goldenen Büchern der Stadt, ein
Gästebuch gefunden, ein ziemlich großes im Archiv, das habe ich mal durch geblättert und
da ist ein Eintrag von einer Delegation aus Porto vom Oktober 1984 drin, in der steht: „Wir
bedanken uns nochmal das die Partnerschaft jetzt beschlossen worden ist und tun alles um
diese auszufüllen.“ Das ist dann offenbar in DDR-Zeiten nicht weiter verfolgt wurden und in
37
Vergessenheit geraten. Wir haben inzwischen mit der Stadtverwaltung Porto Kontakt
aufgenommen. Es gibt auch eine kleine Gruppe von Portugiesischen Bürgern in Jena die
insbesondere sich die Pflege der portugiesischen Sprache sich auf die Fahnen geschrieben
haben. Das ist jetzt eines meiner nächsten Ziele, dass wir den Bürgermeister von Porto
hierher einladen und dass man versucht diese Partnerschaft zu einer wunderschönen Stadt
in Portugal, Porto ist eine der schönsten Städte in Europa, auch zu beleben. Und ich denke
dann reicht es auch erst mal. Dann haben wir mit sieben offiziellen Partnerschaften und zwei
Kooperationen ein gutes Maß erreicht. Vielleicht sollte ich noch ein kurzes Wort sagen zu
dem Unterschied zwischen Partnerstädten und Kooperationen. Mit Kanton (Panyu) und
Wladimir haben wir nur eine Kooperationsvereinbarung, das ist praktisch ein geringerer
Status. Das ist so wie bei der Verlobung und der Hochzeit, die Kooperation ist die Verlobung
und die Hochzeit ist dann sozusagen die vollzogene Partnerschaft. Zu Wladimir halten wir
gemeinsam mit Erlangen Kontakt, den das war auch Wunsch von Erlangen.
Sie hatten vorhin schon erwähnt dass die Beziehung zu Beit Jala eine Dreiecksbeziehung
mit Aubervilliers ist. Was hat sie dazu bewogen die Städtepartnerschaft mit Beit Jala
einzugehen?
Also ich bin ja von Haus aus eigentlich Pfarrer. Ich habe in den 90er-Jahren dreimal eine
Israelreise organisiert, mit Leuten aus meiner Gemeinde, die war auch öffentlich
ausgeschrieben. Von 40 Leuten sind dann 20 Gemeindemitglieder und 20 Leute aus der
Stadt, die sich interessiert haben, mitgekommen. Wir haben bei diesem Besuch auch die
autonomen Gebiete besucht und haben dort Kontakte nach Bethlehem und Beit Jala
geknüpft, diese Kontakte gehen bis auf 1995 zurück. Da ist ein Freundeskreis entstanden,
von Menschen die dort ein Kinderheim unterstützt haben. Die Junge Gemeinde Stadtmitte
fährt da immer mal hin. Ich hab dann später Kontakt zu dem Bürgermeister bekommen, ich
kenne einen Pfarrerkollegen recht gut dort, dort gibt es auch ein christliches Hotel, eine
christliche Schule (Talitha Kumi), eine sehr interessante Schule, viersprachig: Deutsch,
Englisch, Hebräisch, Palästinensisch. Da ist über viele Jahre wirklich etwas gewachsen.
Meine Vision war von Anfang an, dass man sich um den Frieden im Nahen Osten auf
kommunaler Ebene mit kümmern kann, damit es gelingt israelische und palästinensische
Städte zusammen zu bringen. Die Idee war eine Israelische und eine palästinensische Stadt
zu gewinnen. Das soll mit Aubervilliers zusammen geschehen, dass wir als vier Partner ein
stabiles Gebilde darstellen und auf Kommunaler Ebene miteinander kommunizieren und
Friedensarbeit leisten. Das ist ein langer Weg und nicht ganz einfach. Wir haben jetzt auch
eine konkrete Idee auch mit einer israelischen Partnerschaft, aber im Augenblick ist es noch
ein bisschen schwierig zwischen Israel und Palästina zu vermitteln, wie es natürlich
Verletzungen und Verwundungen gibt und Vorurteile auf beiden Seiten aber ich bin da
38
zuversichtlich das wir das schaffen. Warum eine palästinensische Stadt? Weil die
Palästinenser auch in der schwächeren Situation sind, aus meiner Sicht und weil ich denke
man muss dort helfen, unterstützen, auch moralisch unterstützen, nicht gegen Israel sondern
auf der Basis: Es kann Israel nur gut gehen wenn es Palästina gut geht und es kann
Palästina nur gut gehen wenn es Israel gut geht. Das bedingt einander. Wenn man dazu aus
der Ferne bisschen was beisteuern kann find ich das sehr wichtig.
Also ist es auf längere Sicht in Planung auch eine israelische Partnerstadt zu gewinnen?
Ja. Es gibt sogar schon konkrete Gespräche.
Welche Stadt wäre das?
Eine gemeinsame Idee von Jena und Aubervilles ist, eine Stadt in Galliläa, das ist Bilboa,
eine kleinere Stadt, die ist nicht so groß wie Jena, aber sie scheint geeignet zu sein und da
gibt es auch eine gewisse Offenheit, wir sind jetzt gerade in den Verhandlungen, die laufen
über Aubervilles. Es gibt noch zwei andere Städte, die als Idee im Gespräch sind. Das sind
Jaffa und Shaffa Uhm im Norden Israels. Jaffa gehört zu Tel-Aviv, das ist nicht ganz einfach
weil es quasi keine selbstständige Stadt ist, sondern ein Stadtteil, aber ich bin da guter
Hoffnung das wir es in den nächsten 1 – 2 Jahren geschafft haben eine offizielle
Partnerschaft zu bekommen, der auch beide Seiten zustimmen, denn das ist wichtig.
Also wäre dann auch die Planung das Aubervilliers auch gleichzeitig eine Partnerschaft mit
der Stadt schließt?
Ja, also dass wirklich vier Partner, jetzt sind es drei Jena, Aubervilliers und Beit Jala, dass
dazu als vierte eine israelische Stadt dazu kommt. Dann kümmern sich zwei europäische
Städte um die beiden Städte im Nahen Osten.
Abgesehen von dieser Vierecksbeziehung oder anderen Beziehungen, es gab auch eine
Anfrage von einer albanischen Stadt, Kamza. Die wurde von der Stadt Jena abgelehnt.
Warum?
Ich bekomme pro Jahr 10 bis 20 Anfragen für Städtepartnerschaften. Es gibt zum Beispiel
achtmal Jena in den USA, davon haben schon mindestens drei angefragt. Außerdem gibt es
Anfragen aus Neuseeland, Japan, Australien und vielen anderen Ländern. Wenn man
danach ginge, dann hätten wir schon fünfzig Partnerstädte, das ist natürlich überhaupt nicht
zu leisten. Insofern ist der Begriff „Ablehnung“ nie so zu verstehen, dass wir jemanden
schroff zurück weisen oder sagen: „Die wollen wir nicht.“. Es ist einfach der Tatsache
geschuldet, dass es zu viele sind. Das kennen Sie ja auch: Wenn man fünfzig Freunde hat,
kann man sich nicht um alle so kümmern, als wenn man vier Freunde hat. Dann ist man
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eben einfach enger zusammen und kann intensiver was machen. Deswegen war es immer
die Meinung meines Amtsvorgängers, das ist auch meine Meinung: „Lasst uns die Zahl der
Städtepartnerschaften nicht zu groß werden, damit wir wirklich auch das leisten können.“
Aber es gibt unterhalb der Ebene Partnerschaft vielfältige Möglichkeiten der
Zusammenarbeit, ohne dass man jetzt gleich offiziell eine Partnerstadt ist. Es gibt
Kooperationsverträge und Einzelhilfsaktionen. Mit Kamza (Albanien) laufen einige
Hilfsprojekte und Kooperationen.
Das ist noch kein Kooperationsvertrag?
Nein. Kamza ist so, dass wir auf der Ebene der Berufsschulen unterstützen, auf der Ebene
der überbetrieblichen Ausbildungsgesellschaft, also wir helfen im Bildungsbereich. Der
Bürgermeister Schenker ist schon zweimal dort gewesen und hat sich das angeguckt, das
werden wir auch weiter tun und schauen was im Rahmen unserer Möglichkeiten geht.
Kamza war ein bisschen aufdringlich. Beim letzten Mal sind die hier gleich mit einem
Fernsehteam aufgetaucht und haben eine deutsche und eine albanische Fahne auf den
Tisch gestellt. Dann sollte irgendetwas unterschrieben werden, dass so aussah, als würden
wir jetzt einen Vertrag unterschreiben. Dann wurde gleich die Kamera draufgehalten. Das ist
dann alles ein bisschen schwierig, da muss man aufpassen, wir haben uns da etwas genötigt
gefühlt. Da muss man ein bisschen behutsam sagen: „Passt mal auf! Wir sind hier
aufgeschlossen und gucken mal was geht. Wir können an der einen oder anderen Stelle
unterstützen aber bitte alles mit der Ruhe!“ Also Beit Jala hat 16 Jahre gedauert bis wir eine
Partnerschaft geschlossen haben. Ich denke das ist auch ok, dass man erst mal guckt, ob
man zusammenpasst und was kann man zusammen machen bevor man einen Vertrag
schließt. Das ist wie bei der Partnerwahl: Ein „one night stand“ bringt dann vielleicht eher
Probleme.
Fragen dann auch Städte an, die gar keinen Kontakt mit Vereinen in Jena haben oder gar
keine Gemeinsamkeiten mit Jena besitzen?
Ja, aber es ist sehr unterschiedlich, zum Beispiel eine koreanische Stadt, Soumi, wollte
gerne eine Partnerstadt Jenas sein, weil sie auch High-Tech haben und sich gut entwickeln.
Die interessieren sich in Asien natürlich sehr für unsere Innovationen im optischen und
photonischen Bereich. Vielleicht mit der leisen Hoffnung das eine oder andere abkupfern zu
können, das trifft vor allen Dingen für China zu, da muss man auch ein bisschen gucken.
Hamamazu, aus Japan will auch gern mit Jena eine Partnerschaft eingehen, weil die auch
viel optische Industrie haben. Also es gibt in aller Regel irgendetwas Vergleichbares.
Entweder ist es der Name oder die Industrie oder die Universität oder bestimmte
Bedingungen. Wir gehen damit aber immer erst mal bisschen vorsichtig um und sagen: „Ok,
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wir gucken mal, wir beschnuppern uns mal, wir schicken mal jemanden hin oder laden Leute
ein und gucken ob das Interesse anhaltend ist.“ Das muss man immer Schritt für Schritt
sehen. Also ich schließ es auch nicht aus, dass wir noch eine Partnerstadt bekommen, also
Israel habe ich ja schon genannt, das ist gewollt, das steht auch im Stadtratsbeschluss. Das
kann sich noch ein bisschen weiterentwickeln, aber man sollte immer auf dem Teppich
bleiben.
Würden sie jetzt sich auf eine maximale Anzahl von Partnerstädten festlegen?
Also wir sind jetzt bei sechs aktiven, die siebte ist Porto und zwei Kooperationen, macht
neun. Ich würde wirklich sagen zehn Partnerschaften wäre das absolute Maximum. Erlangen
hat, bei ähnlicher Größe, zehn Partnerstädte von denen aber nicht alle aktiv sind und nicht
alle Partnerschaften richtig funktionieren. Also zehn wäre die absolute Obergrenze. Mehr ist
nicht sinnvoll. Aber es gibt viele Gruppen die haben ihre Kontakte, zum Beispiel nach
Südafrika, nach Botswana, nach Nepal, nach Tschernobyl, in die Ukraine oder nach
Weißrussland. Es ist unbestritten, dass andere auch ihr Partnerschaften führen können, es
gibt den internationalen Bund, das ist ein freier Träger. Es läuft insgesamt noch viel mehr, als
die offiziellen Städtepartnerschaften.
Würden sie der These zustimmen, dass je mehr Städtepartner eine Stadt hat, desto weniger
kann die Kontaktpflege zu einzelnen Städtepartnern betrieben werden?
Das würde ich so sagen. Es kostet ja alles Zeit, Kraft und nicht zuletzt auch Geld und
deswegen ist es mir immer lieber man hat eine Zahl, die man „beherrschen“ kann und wo
man wirklich eine Partnerschaft ausfüllen kann. Von einer proforma-Partnerschaft hat
niemand etwas.
Also kommt es auch auf die Qualität der Partnerschaft an?
Auf jeden Fall.
Welche sind, ihrer Meinung nach, die besten Partnerschaften, nach Erlangen?
Wie gesagt: San Marcos, nicht nur wegen der Aktivität, sondern weil das wirklich
mustergültig läuft. Der Eine Welt e.V. fährt sechs bis sieben Mal pro Jahr dort hin. Ich selber
fahre alle drei Jahre bzw. war jetzt im Abstand von zweieinhalb oder drei Jahren dort. Aber
dazwischen läuft auch sehr viel. Lugoj und Aubervilliers sind auch relativ aktiv. Aber am
intensivsten oder am besten sind San Marcos und Erlangen. Berkeley wird gerade erst
aufgebaut, zu Aubervilliers herrscht ein völlig normales spannungsfreies Verhältnis, wie es
zwischen Franzosen und Deutschen heute auch „Gott sei Dank!“ der Fall ist. Also völlig nach
dem Motto: „Business as usual“. Nach Lugoj herrscht eigentlich auch ein völlig
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Spannungsfreies Verhältnis und nach Beit Jala sind wir dabei, das auch noch ein bisschen
zu entwickeln. Da gibt es zum Beispiel einmal im Jahr zum Weltfriedenstag ein
gemeinsames Kulturfestival mit Aubervilliers und Jena.
Apropos Kulturfestival, gibt es in Jena eventuell auch Veranstaltungen, um die Bürger zu
informieren?
Das ist eine sehr gute Frage. Wir haben jetzt wieder vor, nachdem wir in Berkeley waren, zu
einem öffentlichen Bürgerabend einzuladen. Wo man diese Reise auswertet, ich fahr ja oft
mit einer Delegation, in Berkeley waren wir dreizehn Leute, in China sind wir auch schon mit
fünfzehn Leuten gewesen. Bei so einem Abend werden Bilder gezeigt, es wird berichtet, es
wird über Projekte informiert. Dann können Bürger auch ihr Interesse anmelden und sich
engagieren, das ist eine Möglichkeit. Man kann sich auch über die Website der Stadt
informieren. Man kann auch hier in meinem Büro anfragen, man kann sich über die Vereine
informieren, wie zum Beispiel den Eine Welt e.V. Ich wünschte mir sogar, dass es ein
bisschen gelingt den Eine Welt e.V. zum Koordinierungs e.V. für alle Partnerschaften zu
machen, soweit das geht. Also mit städtischer Unterstützung. Da kann man natürlich
öffentlich ganz gut informieren. Im Internet werden wir Berichte einstellen und auch
Informationen über die Partnerstädte. Das wird ab Herbst dann auch besser, wenn wir zwei
Mitarbeiterinnen haben.
Jena ist außerdem in verschiedenen Städtebündnissen, zum Beispiel im Bund der
Napoleonstädte. Was passieren dort für Aktivitäten?
Das ist ein Bund mit Städten auch sechs Ländern mit mittlerweile fünfzig Städten. Da gibt es
eine jährliche Hauptversammlung bei der die Städte sich treffen und über gemeinsame
Vorhaben beraten. Es gibt eine NapoleonCard mit der man in den Mitgliederstädten in
bestimmten Hotels und bei bestimmten Angeboten Rabatte bekommt. Es gibt eine geplante
Sommerakademie, bei der man über Fragen der Europäischen Union zusammenarbeitet, mit
Jugendlichen und Studenten. Es gibt Kreuzfahrtangebote, es gibt den Napoleonweg.
Napoleonweg heißt, dass man durch Europa eine Art touristischen Pfad entwickelt hat. Es
gibt auch gemeinsame Ausstellungsprojekte über Napoleon, das bedeutet über die Einigung
Europas. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit zwischen den einzelnen Städten
Jugendaustausch zu machen, da hat man mit einer italienischen Stadt ein Soccerturnier
gemacht. Solche und ähnliche Geschichten laufen da auch.
Können sie sich vorstellen, einmal alle Partnerstädte von Jena an einen Tisch zu bringen?
Ja, das gab es auch schon: zu zwanzig Jahre Deutsche Einheit 2010 haben wir am 3.
Oktober aus allen Partnerstädten Delegationen eingeladen. Das sind Dinge die man machen
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kann, es hat aber immer Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist, wenn man alle an einem Tisch
hat, sieht man, wen es so gibt und was man gemeinsam machen kann. Es hat den Nachteil,
dass man sich um die einzelnen Delegationen nicht so intensiv kümmern kann. Das ist
genauso, wie wenn man ein Haus voller Gäste hat, es ist manchmal besser wenn man
weniger Gäste hat, um die man sich intensiver kümmern kann. Es gibt Jugendprojektideen,
zum Beispiel die Bewegungsküche. Die Amira Shemais plant jetzt, dass ein Tanzprojekt mit
allen Partnerstädten via Skype gemacht wird, wo alle zur selben Zeit durch die Gegend
hüpfen und Breakdance und solche Geschichten machen. Da hoffe ich, dass das gelingt. Da
kann man junge Leute auch auf eine ganz pfiffige Art zusammen bringen. Man muss aber
immer gucken was bei solchen Projekten sinnvoll ist, es ist nicht immer sinnvoll alle
zusammen zu bringen, denn es ist ja so: Von Jena aus haben wir zu allen eine gleiche
Beziehung, Beit Jala hat auch zu Aubervilliers eine Beziehung, aber San Marcos kann mit
Lugoj nicht viel anfangen. Die können dort vielleicht etwas entdecken. Aber um zum Sinn der
Frage zurück zukommen, es gibt auch den Effekt das man mit Partnerstädten unserer
Partnerstadt direkt in Kontakt kommen, zum Beispiel hat San Marcos eine Partnerstadt in
Holland (Helmond) und in der Schweiz (Biel). Mit Helmond und Biel hätten wir normalerweise
nichts zu tun, aber über San Marcos haben wir uns quasi kennengelernt, in San Marcos und
ich habe nachdem ich in San Marcos festgestellt habe, den fehlt noch eine lokales Radio und
die Nicas hören halt gerne Radio. Da hatten wir die Idee, dass wir es unbedingt schaffen
müssen, dass San Marcos ein eigenes Radio bekommt. Dann hab ich mich mit Helmond und
Biel zusammengesetzt und wir haben uns gefragt bekommen wir das gemeinsam hin und wir
hatten nach einem Jahr 35.000 Dollar und jetzt hat San Marcos ein eigenes Radio, das sich
auch selber trägt. Auf diesem Projekt sind auch sehr nette Beziehungen zwischen Jena und
Helmond und Jena und Biel entstanden.
Also nicht in Richtung Kooperation, sondern nur gelegentliche Hilfe?
Ja. Nach dem Motto: „Deine Freunde können auch meine werden.“
Wie werden Projekte, zum Beispiel Jugendlager finanziell unterstützt?
Die Stadt unterstützt fast immer mit einem gewissen Betrag und erwirbt zusätzlich Geld von
Dritten, zum Beispiel der Sparkasse.
Wir bedanken uns für das aufschlussreiche Interview!
Dr. Albrecht Schröter hat uns im Rahmen des Gespräches bestätigt das wir das Interview
öffentlich verwenden und darauf Bezug nehmen dürfen.
43
9.4.2 Theresa Popp, Eine-Welt-Haus e.V.
Jena, der 20.03.2012
Interview geführt von Daniel Köhler, David Krause & Lukas Spantzel
Was macht für Sie eine gute Städtepartnerschaft aus?
Also für mich ist eine gute Städtepartnerschaft bestimmt durch die Intensität des
Kulturaustausches. Erst mal ist das gegenseitige Kennenlernen, um die Kulturen beider
Länder zu verstehen, sehr wichtig. In Bezug auf Nicaragua ist dies natürlich sehr schwierig,
weil die Entfernung beider Städte sehr groß ist, was dazu führt das der Austausch nicht
immer so stattfindet wie man es gerne hätte. Doch wichtiger ist auf Unterschiede, aber auch
auf Gemeinsamkeiten zu achten, um von beiden Seiten zu lernen. Die Politik spielt auch eine
Rolle, da sich Kulturen auch immer mit der Politik eines Landes entwickeln.
Wie kam es zur Gründung des Eine-Welt-Haus Jena e.V.?
Der Verein wurde erst nach der Wende gegründet, aber es gab schon zu DDR-Zeiten eine
Gemeinschaft, welche sich mit Nicaragua beschäftigt hat. Diese Gruppe hieß ‚El Camino‘,
und hatte sich in den 80er Jahren vor allem mit Hilfspaketen, zur Unterstützung der
Nicaraguanischen Revolution, engagiert. Zusätzlich kam es zu Bildungs- und
Gesundheitsprojekten, das heißt nachhaltige Unterstützung für Schulen und Krankenhäusern
in Nicaragua. Im Jahr 1991 kam dann der Gedanke einen Verein zu gründen für soziale
Projekte, vorerst nur in Lateinamerika, aber heute verstreut in die ganze Welt.
Ist der Eine-Welt-Verein, der einzige in Jena, welcher sich so intensiv für die Partnerschaft
einsetzt?
Ja, in Jena sind wir der einzige Verein, der sich mit solch hoher Intensität, für solche Projekte
einsetzt.
Macht Sie das nicht traurig, dass es nur einen Verein in Jena gibt, der solches Engagement
zeigt?
Ja natürlich, denn wie schon gesagt, so eine Städtepartnerschaft hat auch eine gewisse
gegenseitige Verantwortung, deswegen ist für mich dieser Kulturaustausch sehr wichtig.
Welche Unterstützung erhalten Sie dabei von der Stadt Jena?
In den letzten Jahren ist die Unterstützung deutlich gestiegen, besonders mit sozialen
Projekten für Umwelt und Bildung hat sich die Stadtverwaltung beschäftigt, natürlich auch für
Nicaragua und San Marcos. Dazu kommt das in den letzten Jahren durch den Stadtrat
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entschieden wurde auch Geld für die Partnerstädte abzuspeisen, damit kommt es auch zu
einer finanziellen Unterstützung. Ich sehe das als Erfolg für unsere Arbeit an, zwar hat es
lange gedauert, aber immerhin.
Sind diese Unterstützungen rein finanziell?
Ja eigentlich sind diese Unterstützungen rein finanziell, aber es gibt noch moralische
Unterstützung für unsere Arbeit. Zudem kommen auch Spenden von Bürgern der Stadt,
welche uns helfen unsere Projekte durchzusetzen.
Vor einem Monat hatten wir ein Interview mit dem Oberbürgermeister, welcher uns mitteilte,
dass noch mehr Aktionen und Projekte über Ihren Verein abgewickelt werden soll. Ist das
auch in Ihrem Interesse?
Ja, im Prinzip schon, denn wie der Name schon sagt ‚Eine-Welt-Haus‘, da kann es nicht nur
in eine Richtung gehen, sondern weltweit. Da wir gute Arbeit leisten, vor allem auch
transparent, ist das Bestätigung und Ehre zugleich, neue Projekte in Angriff zu nehmen.
Wie finanziert sich der Verein außerhalb der Fördermittel von der Stadt?
Die Finanzierung läuft hauptsächlich durch Spenden oder durch private aber auch politische
Stiftungen. In Jena gibt es außerdem so ca. 150 Familien die in Nicaragua Patenschaften
übernehmen.
Haben diese Spenden der Jenaer Bürger wirkungsvolle Effekte?
Ja ich denke, dass es in Jena schon eine große Spendenbereitschaft vorhanden ist.
Planen Sie weitere Städtebeziehungen, welche der Verein aufbaut, außerhalb der Politik?
Geplant sind eher keine neuen Städtebeziehungen, da zum Beispiel die vor kurzem
geschlossene Städtepartnerschaft mit Bait Jala über uns laufen wird, und mehr können wir
dann auch nicht realisieren.
Wie steht es um das Interesse der Jenaer Bürger?
Ja, das kommt natürlich auch immer auf das Projekt an, zum Beispiel mit Bildungsprojekten
erweckt man das Interesse von Schülern, Eltern und Lehrern. Es bildet also immer auch auf
das Spektrum der Projekte die Grundlage für Interesse. Ein weiterer Punkt, ist der Eine-Welt-
Laden, welcher mit einer breiten Produktpalette aus den verschiedensten Ländern dieser
Welt, natürlich auch gefragt ist, und zusammen mit Vorträgen über unsere Projekte und
Produkte das Interesse erzeugt. Zusammengefasst es gibt schon eine gewisse Anfrage an
uns, was vor allem auch an der Transparenz unseres Vereins liegt.
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Wie könnte noch mehr Eigeninitiative von den Bürgern erreicht werden?
Ich würde mich freuen, wenn die Politiker sich mehr für uns einsetzen könnten, zum Beispiel
auch in den Debatten mehr über uns Projekte zu berichten. Auch von der Presse, welche
eine große Rolle spielt, kommt meiner Meinung nach zu wenig, muss ich ehrlich sagen. Wir
müssen dabei immer hinterherlaufen, es war geplant viele Berichte über Projekte aus
Nicaragua von Leuten, welche ihren Freiwilligendienst in San Marcos machen, über die
Presse zu publizieren, doch es scheint nicht attraktiv genug zu sein. Obwohl so etwas
eigentlich sehr wichtig ist um zu sehen: „Wie lebt man in der Partnerstadt?", oder: „Wo fließt
meine Spende vor Ort hin?“. Genau deshalb wünsche ich mir noch mehr Publikation von
Politik und Presse für unsere Arbeit.
Wie sehen sie ihre Arbeit in San Marcos?
Wir haben dort einen Partnerverein, welcher dort die Geschäfte abwickelt, doch alles
transparent, so dass die Resonanz für unsere Arbeit sehr gut ist. Es hat natürlich ein paar
Jahre gedauert bis man anerkannt und respektiert wird, aber nun ist man sehr dankbar für
unsere Arbeit. Dabei wird natürlich auch immer der Dialog mit den Bürgern vor Ort gesucht,
um zu erfahren was die Bürger sich für Projekte und Veränderungen wünschen. Für uns ist
es ein Glück, das pro Jahr so mind. 3-4 Freiwillige aus Jena uns an der Arbeit und den
Projekten direkt in San Marcos unterstützen. Vor allem im Bildungssektor hat sich einiges
getan, durch Schulpartnerschaften und den Bildungsprojekten. Wir sind jetzt sogar soweit,
dass Schulen dort selber Projekte entwickeln und von uns keinen Anschub mehr brauchen.
Ähnlich positive Entwicklungen gibt es im Umweltsektor. Dadurch ist die Städtepartnerschaft
zu Jena in San Marcos selbst schon sehr bekannt. Besonders nach dem Einrichten eines
Radiosenders mithilfe von Jena, ist Popularität dieser Partnerschaft enorm gestiegen.
Das Radioprojekt, was Sie gerade angesprochen haben, bezieht sich direkt auf San Marcos,
gibt es auch Hilfeleistungen oder Projekte für das gesamte Land Nicaragua?
Eher nicht, aber man könnte sagen indirekt, über unsere Maßnahmen in San Marcos in den
Bereichen Bildung, Gesundheit und Umwelt, hilft man auch dem ganzen Land, und zeigt wie
es gehen kann die Lebensqualität zu erhöhen.
Können Sie uns zukünftige Projekte vorstellen?
Sehr bald, so in den nächsten Monaten, beginnt der Bau einer Biogasanlage, welche eine
große Bedeutung für San Marcos besitzt, und auch mit 70.000 Euro schon ein großes
Volumen einnimmt. Dazu werden extra 2 Arbeiter der Anlage aus Nicaragua nach Jena
kommen für eine Weiterbildung, um Entwicklung und Betrieb dann in San Marcos zu
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gewährleisten. Dazu kommen noch kleinere Projekte wie der Bau einer Tischlerei für
Jugendliche, damit die Perspektive auf Arbeit nach der Schule steigt. Des Weiteren gibt es
auch Pläne für eine Nähwerkstatt speziell für Mädchen. Ein Grund für diese, auf Jugendliche
ausgerichteten, Angebote sind auch die hohen Zahlen derer welche die Schule für eine
Arbeitsstelle abbrechen müssen, nun soll man beides verbinden können.
Wie viele Personen aus Deutschland sind bei dem Projekt zu der Biogasanlage wirklich vor
Ort?
Es sind keine Personen direkt vor. Es werden nur mehrere Leute aus Nicaragua hier in
Deutschland ausgebildet, damit sie die Biogasanlage in Nicaragua selber aufbauen und
bedienen können. Es gibt auch dort die Möglichkeit, dass auch die privaten Betriebe etwas
davon lernen. Vor 2 oder 3 Jahren wurde schon einmal ein bisschen mit Leuten von den
Stadtwerken darüber gesprochen und ein bisschen geplant. Aber der Sinn soll ja letztendlich
nicht sein, dass Leute von hier nur dorthin gehen sondern die Menschen aus Nicaragua
sollen auch was dabei lernen.
Was würden sie jetzt zu dem Vorwurf sagen, dass es nur eine Einbahnstraßenpolitik ist und
dass eigentlich nur San Marcos von der Partnerschaft profitiert.
Das ist eine schwierige Sache. Ich denke, wir können das nicht immer so hinbekommen. Wir
sind froh, dass sich Schulen beteiligen, dass jugendliche Leute zu uns kommen und sagen,
dass sie dahin gehen und mitarbeiten wollen. Das ist schon für uns eine große Hilfe, denn
nicht jeder geht auch einfach mal in ein anderes Land. Nicht jeder ist dafür geschaffen, aber
ich würde mir noch wünschen, dass mehr Leute dazu kommen. So dass es nicht nur eine
Einbahnstraße ist. Im Prinzip lernt man von uns auch was. Ich denke wir haben schon was
anzubieten, was wir aber nicht so einfach durch Materialien machen können, so wie ihr bei
uns. Einerseits kann man die Sprache ein bisschen lernen, dann die Gelassenheit, die wir
manchmal haben.
Das hat uns auch schon der Oberbürgermeister gesagt, dass er eine ganz andere Kultur
vorgefunden hat und dass ihm die Herzlichkeit und Gelassenheit dort sehr gefallen hat.
Sowas kommt schon teilweise von uns, aber ich wünsche mir, dass noch mehr in der
Richtung kommt. Ich denke aber trotzdem, dass diese Partnerschaft zu San Marcos schon
relativ gut ist, was die Arbeiten angeht.
Denken sie, dass es, auch wenn die Popularität der Partnerschaft steigt, das alles auch in
einem größeren Umfang durchgeführt werden kann? Denn die Entfernung nach Nicaragua
ist schon sehr groß und ein Flug dorthin wäre ja schon relativ teuer.
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Ich denke schon. Man sieht zwar, dass die Entfernung sehr groß ist und man nicht immer
alles erreichen kann, was man will. Heutzutage sehe ich das allerdings nicht mehr so.
Vielleicht kommt das auch teilweise durch die Technik. Man kann zum Beispiel einmal
wöchentlich per Skype telefonieren, so dass einem die Entfernung nicht mehr ganz so groß
vorkommt. Trotzdem lohnt es sich auf jeden Fall.
Fragen auch in San Marcos jüngere Personen an, ob sie in Deutschland eine Ausbildung
machen oder studieren können?
Ja, das wird oft angefragt. Es ist im Prinzip ein hin und her. Ich weiß nicht, ob ihr das
Weltwärts-Projekt kennt. Es ist ein sehr schönes Projekt bzw. Programm. Da hat es auch
schon Diskussionen gegeben. Das ist auch ein Beweis für diese Einbahnstraße. Man hat
dieses Programm geschaffen, um jugendlichen Leute von hier dort hin zu schicken und
ihnen ermöglichen, dass sie mal eine andere Kultur kennenlernen. Man versucht angeblich
eine gleiche Augenhöhe zu erreichen, aber man erreicht diese natürlich nicht, solange die
jungen Leute von dort nicht hier die Erfahrung machen können. Man wird nie eine
Augenhöhe erreichen können, das ist meine eigene Kritik daran. Man kann nicht sagen, dass
solche Programme für beide Seiten von Vorteil sind. Leider ist das nicht so, weil die
Möglichkeiten für die Jugendlichen von dort hier her zu kommen, sehr klein sind, fast
unmöglich. Und das ist die Diskussion, die momentan innerhalb dieses Weltwärts-Projekts
stattfindet. Es gibt auch schon Projekte und Konzepte, in denen man als Pilotprojekt
versucht, vielleicht so 600 Jugendliche hier her zu bringen. Es ist leider so: Die erste Frage,
die sich das Bundesministerium gestellt hat: „Was ist, wenn die Jugendlichen hier bleiben
wollen, was machen wir mit denen?“, welche natürlich gerechtfertigt ist, aber man kann
natürlich nicht mit diesen Punkt anfangen.
Sonst wird man nie weltoffen werden…
Ja genau.
Wir bedanken uns für das Interview!
Frau Theresa Popp hat uns im Rahmen des Gespräches bestätigt das wir das Interview
öffentlich verwenden und darauf Bezug nehmen dürfen.
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9.4.3 Peter Steger, Städtepartnerschaftsbeauftragter der Stadt
Erlangen
Erlangen, der 04.07.2012
Interview geführt von Daniel Köhler, David Krause & Lukas Spantzel
Was halten sie allgemein von der Idee der Städtepartnerschaft?
Für mich ist das wichtigste an einer Städtepartnerschaft das möglichst viele Menschen
einbezogen sind. Es soll zu dem kommen was man eine Bürgerpartnerschaft nennt. Das
niemand auf die Idee kommt zu sagen: „Das ist etwas für Funktionäre und Politiker. Das geht
aber mich nix an.“ Eine Partnerschaft hat erst dann Sinn wenn es Bürger gibt die Interesse
daran haben, egal ob es Schüler, Studenten oder Leute aus Kultur, Sport, Wissenschaft oder
Wirtschaft sind. Sie müssen auch selber die Möglichkeit haben Projekte zu erarbeiten,
Begegnungen zu gestalten, Treffen zu organisieren.
Unser Oberbürgermeister hat gesagt: „Für mich sind Partnerschaften auch wie Brücken,
über die dann die Menschen gehen können.“ Sehen sie das auch so?
Das ist ein schönes Bild. Genauso ist es, auch wenn wir viele Brücken erst bauen, wenn die
Bürger uns darauf aufmerksam machen. Es ist nicht so, dass wir hier alle Konzepte in der
Tasche hätten, dass entscheidende kommt wirklich immer von der Bevölkerung. Das sind
Anregungen von euch, von Schülern, von Musikern oder von anderen die eine Idee haben,
was man mit einer Partnerstadt machen könnte. Wir geben dann das Baumaterial dazu, die
Brücken müssen die Leute meistens selber bauen. Wir gucken das diese gut erhalten
bleiben, das dort das Fundament steht und helfen natürlich auch mit beim Bauen. Aber die
entscheidenden Anstöße müssen von der Bevölkerung kommen. Wir geben manchmal aber
auch Impulse wenn wir Jubiläen oder andere Höhepunkte wie Bürgerreisen haben oder wir
von der Politik aus bestimmte Schwerpunkte setzten wollen. Ansonsten ist das wirklich
entscheidende das was von der Bevölkerung kommt.
Was macht für sie eine gute Städtepartnerschaft aus?
Funktionieren muss folgendes: Es muss die Politik in beiden Städten wollen, das ist ganz
entscheidend. Entscheidend ist auch das sich die Oberbürgermeister gut verstehen. Wenn
die nicht mit einander können ist es sehr schwierig etwas aufzubauen. Gott lob! Das ist bei
Erlangen und Jena und bei unseren anderen Partnerstädten gegeben. Außerdem braucht es
noch zwei drei andere Elemente die nicht fehlen dürfen: Es muss jemand in der
Stadtverwaltung zuständig sein für so eine Partnerschaft, der sich dann auch wirklich
kümmert um den „Brückenbau und Brückenunterhalt“ um bei dem Bild zu bleiben. Es muss
mit dabei sein, eine Presse die offen ist für diese Partnerschaft, zumindest muss es immer
49
mal wieder Berichte über das Geschehen innerhalb einer Partnerschaft geben. Sonst
erfahren die Leute zu wenig. Über das hinaus was die Presse tun kann sind wir auch selber
in der Pflicht möglichst viel Information nach draußen zu geben, wir haben zu allen unseren
Partnerstädten Informationsbroschüren. Außerdem habe ich zu allen unseren
Partnerstädten im Internet einen Auftritt angelegt, da werde ich euch dann auch kurz
porträtieren, mit eurem Projekt. (das Portrait findet man unter http://goo.gl/M7kiH). Für die
Partnerschaft mit Wladimir habe ich sogar einen eigenen Blog
(erlangenwladimir.wordpress.com) den ich täglich bediene um eben die Informationen immer
nach draußen zu geben und um in der Kommunikation mit den Leuten zu bleiben, es können
und wollen ja nicht alle hier jeden Tag bei mir auftauchen und sagen was sie jetzt machen
wollen. Vieles läuft dann eben auch über Internet. Es geht aber auch nicht ohne, und das ist
der letzte und entscheidende Punkt wenn es um die Bürgerpartnerschaft geht, ohne die
Bereitschaft von Vereine, Verbänden und Organisationen daran mit zu wirken. Wenn also
Kirchen, Gewerkschaften, Gesangsvereine und ähnliche Verbände nicht wollen, dann ist es
schwierig.
Das haben wir auch erfahren als wir den Oberbürgermeister interviewt haben. So beruhen
manche Städtepartnerschaften kaum auf den Bürgerbeziehungen sondern fast
ausschließlich auf Vereinsarbeit, zum Beispiel San Marcos.
Nun ein Blick in die Geschichte: Wann und von wem gab es in Erlangen die ersten Ideen
sich nach einer Partnerstadt in der DDR umzuschauen?
Die erste Idee kam von dem Stadtrat Claus Uhl schon im Jahr 1970. Auf seine Initiative hin
wurde im Stadtrat ein Beschluss gefasst, dass man mit einer Stadt in der DDR, in Thüringen,
möglichst mit Jena eine Städtepartnerschaft eingehen sollte. Das war damals alles noch sehr
utopisch und klang nach Wolkenschieberei, aber dahinter steckte wirklich die Überzeugung,
dass es zu einem Austausch kommen muss, dass Deutschland nicht ewig geteilt bleiben
kann und dass man, zumindest solange es geteilt ist, versuchen sollte möglichst viele
Verbindungen auf zu nehmen und dafür sind solche Städtepartnerschaften ideal geeignet,
weil sie die Menschen direkt auf der kommunalen Ebene zusammen bringen. Es ist wirklich
eine Idee gewesen von einer ganz konkreten Person, Claus Uhl, zusammen mit einigen
anderen, die dann gesagt haben „Es ist Jena das am besten zu uns passt, weil Jena von der
Struktur her, von der Geschichte her, wegen der Universität, wegen der ähnlichen
wirtschaftlichen Struktur, ganz gut zu uns passen würde.“
Das wurde auch neulich auf der Jubiläumssitzung des Stadtrates Jena angesprochen.
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Dort hat Jena ja auch den Claus Uhl ausgezeichnet, mit dem Eintrag ins goldene Buch, für
seine geschichtliche Leistung. Man kann sagen, dass es wirklich ein großer Verdienst von
ihm war.
War es dann besonders schwer die Führung der DDR von der Städtepartnerschaft zu
überzeugen?
Zunächst war es so, dass wir gar keine Antwort bekamen. Da war nichts mit Überzeugung.
Wir haben Briefe geschrieben über Jahre hinweg, ohne je zu wissen ob die überhaupt
angekommen sind. Es gab keine Eingangsbestätigung, Garnichts, geschweige denn, eine
Reaktion dahingehend: „Großartig, wir freuen uns.“ oder „Nein, lasst mal die Finger von uns,
wir wollen nichts mit euch zu tun haben, das ging einfach in ein schwarzes Loch. Das hat
dann sehr lange gedauert, bis die Gespräche zwischen den beiden Deutschen Nationen
dann intensiver wurden und bis auch zwischen Helmut Kohl und Erich Honecker die
Verhandlungen so weit gingen das man auch die Bürgerkontakte, auch die
Städtepartnerschaften mit einbeziehen „wollte“. Das „wollte ist in Anführungszeichen zu
sehen weil die DDR damals sich das eher abhandeln ließ und auf Druck der Bundesrepublik
Deutschland dem zugestimmt hat. Denn eigentlich wollte man das nicht, das ist ganz klar ab
zu lesen an dem, wie schwierig dann der Aufbau war. Die offizielle Politik bestand eben
darin, dass im Westen der Klassenfeind lebte und mit dem wollte man nichts zu tun haben.
Alle Kontakte dorthin schwächen nur unser System und führen dazu, dass die DDR-Bürger
dann mehr oder weniger abgeworben werden, übersiedeln oder was auch immer. Es war
dann so, dass unser Oberbürgermeister trotzdem regelmäßig weitergeschrieben hat an die
Staatsführung und die Person von Erich Honecker. Als dann 1986 ein, mittlerweile
verstorbener Politiker aus Erlangen, Karl-Heinz Hirsemann, der in München im Bayrischen
Landtag für seine Partei saß und stellvertretender Landtagsvorsitzender war, eine Reise in
die DDR antrat und bei dieser Reise auch Erich Honecker treffen sollte. Zu diesem Zeitpunkt
war bereits eine Städtepartnerschaft abgeschlossen, zwischen Saarlouis und
Eisenhüttenstadt. Auch wegen einer persönlichen Verbindung von Erich Honecker, er ist ja
selber aus dieser Gegend. Oskar Lafontaine hat damals als Ministerpräsident des
Saarlandes sehr stark unterstütz. Karl-Heinz Hirsemann hat dann, mit dem Wissen, dass es
schon erste Kontakte in die Richtung gibt, zu unserem Oberbürgermeister Dietmar Hahlweg
gesagt: „Gib mir den Brief mit. Ich leg den direkt dem Honecker vor.“ Das hat er auch getan
und Honecker hat sein Einverstanden auf den Brief draufgeschrieben. Er hat dann auch das
Ersuchen Erlangens direkt nach Jena weitergeleitet, bzw. selber sogar überreicht an den
örtlichen Oberbürgermeister. Das hat dann zur ersten Kontaktaufnahme geführt. Erst von
dem Moment an besteht ein echter Briefwechsel, aus dem dann sehr bald auch gegenseitige
Einladungen entstanden, bis man dann eben 1987 diese Partnerschaft unterzeichnet hat.
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Das ging also ziemlich schnell nachdem man gesehen hat, dass der politische Wille in Ost-
Berlin da ist und die Erlanger sowieso wollen. Ab da ging es nur noch um das aushandeln
des Vertrages, wie das ganze gestaltet werden soll, aber im Wesentlichen war dann der
Durchbruch gelungen. Man kann sagen das ohne den Besuch von Karl-Heinz Hirsemann bei
Erich Honecker die Städtepartnerschaft, zumindest so schnell nicht zustande gekommen
wäre. Wir waren dann die erste Stadt in Bayern die eine solche Partnerschaft mit einer DDR-
Kommune abschloss und die vierte Bundesweit, also schon ziemlich früh. Später wurden
daraus über tausend.
Sie haben gerade von „Vertrag“ gesprochen. Ich habe gelesen, dass die DDR das nicht als
Vertrag ansah, sondern eher als Vereinbarung.
Ja. Es war eine Vereinbarung. Ich habe das jetzt etwas unjuristisch als Vertrag bezeichnet.
Es ist eine Vereinbarung, weil es damals auch sehr strittig war ob westdeutsche Kommunen,
auch auf unserer Seite, Bonn war damals die Hauptstadt, Verträge mit ostdeutschen
Kommunen abschließen dürfen oder ein eigene Außenpolitik betreiben dürfen. Das war alles
andere als klar und eindeutig. Deshalb haben wir es auf unsere Seite auch nicht einen
Vertrag genannt sondern nur eine Vereinbarung.
Es ist ja auch sehr schwierig. Zwei unterschiedliche Staaten mit unterschiedlichen
Rechtssystemen. Auch außerhalb von Jena und Erlangen.
Ja das sehe ich auch so.
Gab es dann für diese Vereinbarung auch Rücksprachen mit der damaligen
Bundesregierung in Bonn von Erlanger Seite her?
Zu dem Zeitpunkt dann nicht mehr. Diese Konsultationen, wie man die genannt hat, die gab
es im Vorfeld schon, weil natürlich immer wieder die Frage auftauchte: „ Wenn wir da jetzt
doch plötzlich dürfen, können wir dann auch tatsächlich?“ Wir haben uns in Bonn schon
schlau gemacht wie die Vereinbarungen der anderen Städtepartnerschaften aussehen. Was
man da reinschreiben kann, was man da reinschreiben soll, aber Bonn hat uns nicht diktiert,
so oder so dürft ihr das machen oder eben nicht. Das war dann schon im Rahmen unsere
eigenen Möglichkeiten. Wo es dann schwierig war, bei der Ausgestaltung des eigentlichen
Textes, weil da zum Beispiel Bürger- und Jugendbegegnungen mit rein sollten, was die
DDR-Seite auf keinen Fall haben wollte. Die Schwierigkeiten waren dann eher bilateral als
mit Bonn und der Bundesregierung.
Konnten sie, als die DDR noch existiert, die die Bürger von Jena bei der friedlichen
Revolution unterstützen?
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Wir als Stadt haben es nicht getan, denn wir können und dürfen uns nicht in die inneren
Angelegenheiten anderer Staaten einmischen, das machen wir auch mit allen anderen
Partnerstädten so. Da jetzt offen zu sagen, wir stehen auf der Seite von dieser oder jener
Partei oder Bewegung, das haben wir nicht getan, aber wir haben natürlich ganz deutlich
unsere Sympathien zu erkennen gegeben. Und die Parteien, die Organisationen, die
Vereine, die haben natürlich mit unserer Duldung und unserem Wohlwollen auch die
entstehende Widerstandsbewegung in Jena unterstützt. Das waren vor allem natürlich die
SPD, das waren natürlich auch die Grünen, die da sehr viel unternommen haben. Aber das
war nicht offiziell, wo wir gesagt hätten: „Wir als Stadt Erlangen unterstützen das jetzt so
oder so!“ Das waren dann die Vereine, Parteien, Organisationen. Was wir dann aber eben
gemacht haben, ist sofort nach der Öffnung der Grenze, dass wir dann die vielen tausend
Gäste aus Jena und aus anderen Städten der DDR hier empfangen haben, Begrüßungsgeld
ausgegeben haben. Wir haben eine Kontaktbörse aufgebaut um den Menschen Gelegenheit
zu geben miteinander in Verbindung zu kommen. Da war alles bis hin zu
Universitätsprofessoren dabei. Da wurden dann auch Kontakte geknüpft die zum Teil bis
heute anhalten.
Die Partnerschaft galt anfangs als Funktionärspartnerschaft Erlangen hat Jena auch mehr
geholfen. Wie ist es Erlangen gelungen daraus eine bürgernahe Partnerschaft zu machen?
So richtig gelungen ist es natürlich erst nach dem Mauerfall, dass muss man schon ganz
ehrlich sagen. Erst dann hat wirklich das Volk die Partnerschaft in die Hand genommen,
dann wurde es zu einer Bürgerpartnerschaft. Dann gab es kein Halten mehr, dann haben wir
als Stadt auch zwar noch Schwerpunkte gesetzt, zum Beispiel haben wir Krankenhäuser
unterstützt, damals in der schwierigen Zeit, haben beim Aufbau der Sparkasse geholfen. Wir
haben das Technologie- und Informationszentrum (TIP) am Beutenberg mit aufgebaut. Wir
haben also ganz konkrete Schwerpunkte gesetzt. Aber die wirkliche Bürgerpartnerschaft als
solche die entstand dann im Nu, fast von selber. Da war natürlich die Kontaktbörse ganz
wichtig, weil dadurch viele sofort zueinander gefunden haben. Da war der Stadtverband der
Erlanger Kulturvereine genauso wichtig wie der Stadtverband der Erlanger Sportvereine.
Diese haben das Ganze dann als Sammelbecken und als Vermittler mit gesteuert. Man kann
aber auch sagen dass schon vor der friedlichen Revolution vieles passiert ist an den
offiziellen Kontakten mit Jena vorbei. Zum Beispiel haben dann Jugendgruppen oder sogar
Politiker von uns es immer wieder verstanden das offizielle Programm drüben zu umgehen
und persönliche Kontakte auf zu bauen. Ich weiß zum Beispiel von einer Stadträtin der
Grünen aus Erlangen die es auch geschafft hat dann zu Oppositionellen in die Wohnung zu
kommen und sich mit denen zu treffen und diese Kontakte zu halten. Das war alles ein
bisschen aufwendig und nicht immer ganz ungefährlich oder auch einigermaßen brenzlig, da
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man ja auch ausgewiesen werden konnte und da dann auch möglicherweise die ganze
Delegation drunter hätte leiden müssen. Aber solche Verbindungen gab es immer wieder.
Unvergessen auch die Geschichte von einer Erlanger Jugendgruppe die man auch sehr
kanalisiert durch Jena hat bringen wollen. Die Jugendlichen haben in Jena-Lobeda dann
einfach geklingelt haben und sich vorgestellt haben. Oder dann gab es solche Dinge, dass
die Erlanger von ihrem eigenen Bus umsteigen mussten, die durften nicht mit ihrem Bus
nach Jena reinfahren, weil man sie so natürlich sofort erkannt hätte. Die Partnerschaft wurde
auch bewusst von der Bevölkerung ferngehalten. Das kann man sich gar nicht mehr
vorstellen. Dann haben die Erlanger verschiedene Plakate in die Fenster gehalten: „Erlangen
grüßt Jena“ und solche Sachen. Bis zu einer bestimmten Schwelle, wo es gerade noch
zulässig war und noch nicht die Ausweisung drohte, hat man schon versucht etwas kontra zu
geben. Gleichzeitig war eben auch wichtig, das Ganze nicht zu gefährden, also man konnte
nicht zu provokativ auftreten. Bürgerrechtler haben uns das auch immer wieder zum Vorwurf
gemacht und es ist heute auch noch nicht ganz geklärt, ob es von unserer Seite richtig war.
Wir meinen schon und die Allermeisten denken das wohl auch, aber zumindest damals gab
es auch viele, die gesagt haben: „Ja, ihr macht das ja auch nur mit den Funktionären. Wir,
die einfachen Menschen haben nichts davon.“ Das stimmt zum großen Teil, aber es hat
immer wieder gelungene Versuche gegeben, auch direkt mit Menschen in Verbindung zu
treten. Ich habe gerade kürzlich ein Interview mit einem Herr Haas geführt. Der war auch
Zeitzeuge, ist jetzt über 80 Jahre alt, der bei der Unterzeichnung und den Vorgesprächen
damals dabei gewesen ist und der war 1987 drüben in Jena auf dem Platz der
Kosmonauten, dem Eichplatz. Dort kam er unvermittelt doch mit 2 Frauen ins Gespräch, die
wohl sahen, dass er aus Erlangen ist und sagten zu ihm: „Wir haben großes Vertrauen in
euch, macht weiter so, wir brauchen diese Kontakte, auch wenn wir jetzt nicht direkt
einbezogen sind in eure Austauschmaßnahmen.“ Also dass hat dann dem Menschen schon
dieses Gefühl gegeben: „Naja, die drüben in Erlangen oder in Westdeutschland, die haben
uns nicht vergessen, nicht abgeschrieben, die versuchen den Kontakt zu finden. Ob es
gelingt liegt nicht immer in ihrer Hand. Und deshalb war uns eben ein ganz wichtiges
Anliegen, die Partnerschaft nicht zu gefährden und da jetzt nicht zu sehr auf den Putz zu
klopfen und dann die Helden zu spielen und zu sagen: „Ja wir zeigen jetzt aber mal, wie eine
Bürgerpartnerschaft aussehen muss und wir machen das jetzt nach unserem Stiefel und das
wäre dann ja in die Hose gegangen. Dann wäre die Partnerschaft gefährdet gewesen und
das wollte man nicht riskieren. Lieber diese kleinen und vielleicht auch unscheinbaren und
nicht zu sehr wirkungsvollen Begegnungen, als dann plötzlich in der Sackgasse landen und
die Brücke abzubrechen und wieder zu dem Bild vorher zu kommen.
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Würden sie jetzt, nach den 25 Jahren der Partnerschaft, Jena-Erlangen als eine der
erfolgreichsten Partnerschaften zwischen Ost- und Westdeutschland bezeichnen?
Ja, Selbstlob stinkt immer, aber wir sind auf jeden Fall eine von den wenigen
Partnerschaften, vor 3 Jahren gab es auch einen Kongress dazu, in Berlin, die überhaupt
noch wirklich so aktiv betrieben werden. Die allermeisten Deutsch-deutschen
Städtepartnerschaften sind inzwischen mehr oder weniger eingeschlafen oder man überlässt
sie sich selbst und sie werden dann von irgendwelchen Vereinen getragen oder auch nicht.
So richtig aktive Partnerschaften, so dass sich die Stadtverwaltungen auch darum kümmern,
gibt es nicht mehr so sehr viele. Insofern gehören wir auch bestimmt mit zu den Aktivsten,
dafür spricht auch der Umstand, dass wir in eine Ausstellung aufgenommen wurden, die jetzt
durch ganz Deutschland tourt und auch im Oktober in Jena gezeigt wird, wo auch Deutsch-
deutsche Städtepartnerschaften sich präsentieren. Dass wir allein in diese Ausstellung mit
hereinkamen und in die Broschüre, die es dazu gibt, ist schon eine gewisse Auszeichnung
und zeugt schon davon, dass man auch im Innenministerium gesehen hat, dass wir zu
denen gehören die deutlich etwas für den Austausch machen.
Hätten sie jetzt noch allgemein Verbesserungsvorschläge für die Partnerschaft?
Ja natürlich, nichts ist so gut, dass es nicht besser werden könnte. Ich wünsche mir vieles,
was noch für die Zukunft möglich wäre, z.B. einen Austausch von Auszubildenden in
unseren Stadtverwaltungen, da könnten wir mehr machen. Wir könnten, das ist ein
Vorschlag von Oberbürgermeister Dr. Schröter, in Zukunft noch intensiver gemeinsame
Projekte mit europäischen aber auch außereuropäischen Partnern angehen. Das betrifft zum
einen Nicaragua, da ihr habt San Marcos, wir haben San Carlos, die gar nicht so weit
auseinander liegen und wo man vieles gemeinsam machen könnte. Ein anderer
Schwerpunkt ist sicherlich unsere Partnerstadt Vladimir in Russland, wo Jena auch schon
seit dem Mauerfall mehr oder weniger punktuell beteiligt ist und jetzt seit 5 Jahren einen
eigenen Kooperationsvertrag hat, einen 3-seitigen, wo Erlangen, Jena und Vladimir sich
zusammen getan haben und wo man auch von Schulen, über Universitäten bis hin zur
Wirtschaft alle möglichen Austauschprogramme gemeinsam macht. Ansonsten kann
natürlich auch vor allem im Vereinsbereich noch mehr getan werden. Das liegt jetzt aber
nicht so sehr an der Macht der Stadtverwaltungen, da müssen wir immer wieder neue
Anstöße in der Bürgerschaft geben. Ich denke, dass jetzt der Oktober jetzt auch wieder viel
Schwung geben wird. Das ist ohnehin auch so etwas, wo wir uns gedacht haben, als Städte
müssen wir immer mal wieder Impulse geben und dafür ist ein Jubiläum ganz wichtig. Den 3.
Oktober feiern wir regelmäßig gemeinsam und natürlich alle 5 Jahre die
Partnerschaftsjubiläen. Das gibt dann auch immer wieder die Möglichkeit zu überlegen, um
auf die Frage zurückzukommen, was noch in Zukunft besser gemacht werden könnte. Aber
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wie gesagt, die Verbesserungsvorschläge kommen am allermeisten aus der Bevölkerung
und wir versuchen sie dann auch umzusetzen.
Würden sie sagen, dass von den Partnerschaften von Erlangen die mit Jena die beste bzw.
die intensivste ist?
Da möchte ich unseren Altbürgermeister Dietmar Hahlweg zitieren, der sagte: „Er sei sicher,
dass kein Wochenende vergehe, an dem sich nicht Menschen aus Erlangen und Jena
treffen.“ Das gibt es mit keiner anderen Partnerstadt. Also ich bin schon sehr sicher, dass es
die Intensivste nach wie vor ist, aber es ist gleichzeitig auch die Unbekannteste, leider. Also
die Medien sowohl in Erlangen, als auch in Jena darüber kaum mehr berichten, weil für die
Zeitung, für Rundfunk, für Fernsehen da nichts spektakuläres mehr dabei ist. Die nehmen
das als etwas schon Gegebenes, obwohl ich das für sehr schade finde, weil hier auch immer
wieder davon gesprochen wird, wie viel da noch an Mauerresten in den Köpfen übrig
geblieben ist und da wäre es schon schön, wenn immer mal wieder der Hinweis heraufkäme,
dass da wichtige und wertvolle Begegnungen stattfinden. Aber dessen ungeachtet, übrigens
auch ein Grund warum ich im Internet versuche, dann doch ziemlich viel festzuhalten, dann
für Diejenigen, die es auch interessiert. Aber da darf man jetzt nicht drüber klagen, das ist
einfach so. Dennoch im Bewusstsein der Bevölkerung ist die Partnerschaft schon sehr
verankert, aber sie könnte natürlich noch besser verankert sein, wenn die Medien da immer
wieder, Internet ist gut, aber Zeitung braucht man unbedingt, öfter darüber berichten würden.
Was würden sie, seit dem Bestehen der Partnerschaft, als den Höhepunkt der Partnerschaft
bezeichnen?
Der Höhepunkt war natürlich der Mauerfall, das ist ganz klar. Das war auch für mich der
Punkt, wo ich eingestiegen bin, ich war selbst ein „Mauerkind“, ohne den Mauerfall und die
ganze Öffnung würde ich nicht hier sitzen. Ich wurde damals ins Rathaus gerufen, am 15.
November, also wenige Tage nach dem Mauerfall, 1989, weil mein damaliger Kollege mit
dem Ansturm nicht mehr fertig wurde. Er kannte mich, weil ich hatte schon öfter mal etwas
ehrenamtlich in der Stadtverwaltung gemacht habe. Wer das miterlebt hat, das ist jetzt nicht
mehr für alle Generationen erfassbar und auch nicht mehr nachvollziehbar, das war in einer
Weise emotional und in einer Weise beeindruckend und auch intensiv, dass das nicht mehr
übertroffen werden kann. Das war dann sicherlich der Start für die echte
Bürgerpartnerschaft. Weitere echte Höhepunkte gab es während dieser Partnerschaft so
viel. Da müsste ich jetzt lange nachdenken, um das zu gewichten. Es kommt einfach lange
nichts mehr nach diesem Erlebnis, danach war es einfach tägliche Arbeit. Ich habe mich
dann über jede neue Entwicklung gefreut, ob das jetzt der erste Müllwagen war, der nach
Jena rüberging oder ob das die erste große Bürgerreise zum 17. Juni 1990 war, wo wir mit
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einem Dutzend Bussen rübergefahren sind. Das waren schon gewaltige Erlebnisse. Also da
kann und will ich jetzt wirklich nicht weiter gewichten, da müsste ich jetzt zu viel aufzählen
und das würde dann fast eine Chronik der Partnerschaft werden. Da hat dann einfach das
eine Ereignis das andere gejagt und inzwischen ist es so, dass ich mich wirklich über jeden
Besuch freue und auf jeden Besuch auch vorbereite. Jetzt in der letzten Woche euer OB, mit
seiner Antrittsrede, jetzt schon zum zweiten Mal im Stadtrat, das sind natürlich ganz wichtige
und bewegende Momente, weil dann auch die Politik hier wieder mal spürt, wie wichtig diese
Verbindung auch für Jena immer noch ist, das ist ja nicht jeden Tag so, wie gesagt, in der
Zeitung liest man wenig drüber und wer sich nicht selber damit beschäftigt, der kann
natürlich das jetzt nicht nachvollziehen. Jetzt fällt mir vielleicht doch noch was ein, also in
dem Jahr war sicherlich noch so ein schöner Höhepunkt bei dem Kap der guten Hoffnung,
einem Fußballturnier, wo auch zum ersten Mal eine Erlanger Mannschaft dabei gewesen ist,
die Erlanger Rangers. Nicht einmal der Umstand, dass die Erlanger gewonnen haben war für
mich jetzt der Höhepunkt, sondern dass sie mit Hilfe aus Jena gewonnen haben. Das war für
mich so ein wunderschönes Beispiel der Städtepartnerschaft, das ist auch auf der
Homepage nachzulesen. Wenn so was passiert, also unsere Jungs kamen in Unterzahl an,
teils Krankheitsgeschwächt, man muss der Ehrlichkeit halber auch sagen, dass es während
der Bergkirchweih war. Das ist so was wie das Oktoberfest, nur etwas intimer, aber durchaus
nicht weniger intensiv, auch was den Bierkonsum angeht. Also es war während dieser
Ausnahmezeit und da gab es gewisse Ausfälle. Dann haben eben Spieler aus Jena die
Mannschaft komplettiert und die haben den Pokal gewonnen. Da habe ich mich natürlich
riesig gefreut, weil das schon etwas Besonderes ist, mit Unterstützung des
freundschaftlichen Gegners aus Jena, den Pokal aus Jena nach Erlangen zu holen. In zwei
Jahren wird der dann neu gespielt, dann wollen wir mal sehen, wie das weiter geht. Das war
für mich mit Jena natürlich schon ein symbolischer Höhepunkt.
Können sie uns noch ein paar wichtige Vereine oder Bürgerbeziehungen nennen, die
sozusagen die Partnerschaft über die 25 Jahre ein bisschen getragen haben?
Der sicherlich wichtigste Verein, oder nennen wir mal zwei Vereine, der eine sind die
Erlanger Fotoamateure, die zusammen mit UNIFOK Jena wirklich seit Ende 1989 ohne
Unterbrechung, nicht nur einmal im Jahr sich treffen, sondern die wirklich regelmäßigen
Austausch haben, hier wie dort Fotoausstellungen organisieren. Außerdem machen sie
gemeinsame Reisen nach Schweden, nach Italien, sonst wohin, um dort zu fotografieren.
Jetzt kürzlich haben sie auch im Jenaer Rathaus und in Chomutov, unweit von Chemnitz,
Erzgebirge, also in Tschechien. Die machen auch gemeinsame Ausstellungen in Vladimir,
also das ist ein unglaublich aktiver und kreativer Verein, die sich ständig was Neues einfallen
lassen und jetzt über die mehr als 20 Jahre hinweg ohne jede Lücke und Pause zusammen
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arbeiten. Gleiches trifft auch auf einen Chor zu, den Kosbacher Stad‘l Chor, die werden ab 3.
Oktober auch dabei sein. Die sind mit dem Ziegenhainer Singekreis verbunden und werden
am 3. Oktober gemeinsam eine Partnerschaftshymne anstimmen. Der Text stammt aus
Jena, den hat euer Museumsdirektor, Matias Mieth zusammengestellt, aus Gedichten von
Johannes R. Becher und der DDR-Hymne, sehr ansprechender Text. Die Musik wurde von
unseren Komponisten beigesteuert. Aufgeführt wird es von beiden Chören, also dem
Kosbacher Stad‘l Chor und dem Singekreis aus Ziegenhain. Auch eine schöne musikalische
Brücke und damit wird wieder eben etwas, das wir gemeinsam machen, genauso wie am 20.
Juli, wo wir ein gemeinsames Kunstprojekt veranstalten. Das wäre eine weitere Sache, die
wir ansprechen könnten, die Zusammenarbeit der Kunstvereine beider Städte. Also da kann
man viele nennen, wir belassen es erst mal bei den dreien, da gibt es also viele Säulen auf
denen man aufbauen kann, die über diese Jahre hinweg immer kooperiert haben. Zum
Beispiel die Triathleten fallen mir ein, und das ohne Unterbrechung die ganzen Jahre
hinweg. Des Weiteren fällt mir etwas abwegig ein, ein Wander-Ruder Verein, welche mit
ihren Booten Flusswanderungen veranstalten. Bei der Partnerschaftsarbeit lernt man so
vieles kennen was man sonst nie kennenlernen würde. Oder auch eine ganz intensive
Beziehung überall die Jahre pflegen die IG-Metall-Senioren, welche sogar eine eigene
Partnerschaftsvereinbarung abgeschlossen haben, was nicht unbedingt nötig ist, aber ein
Gerüst bildet, um sich nicht der Laune des jeweiligen Vorsitzenden zu überlassen sondern
die Partnerschaft lebendig zu halten. Dabei gibt es einen regelmäßigen Ablauf mit einer
Vielzahl von Veranstaltungen. Also da gibt es schon die unterschiedlichsten Ansätze.
Was sagen sie zur Verbindung der IPA-Sektionen?
Die International Police Association, das scheint im Moment so ein bisschen ruhig geworden
zu sein. Aber genaueres kann ich dazu auch nicht sagen.
Um jetzt noch mal auf das Verhältnis Jena-Erlangen- Wladimir zurückzukommen, würden sie
sagen es gibt da eine besondere Zielstellung in diesem Dreiecksverhältnis?
Also die besondere Zielsetzung ist darin dass man wirklich gemeinsam versucht, das klingt
jetzt ein bisschen viel, aber Russland an Europa heranzuführen. Das klingt bewusst groß
und politisch, aber steckt schon was dahinter. Russland ist von Deutschland und EU-Europa
immer noch getrennt durch viele Grenzen und es ist für russische Städte immer noch nicht
so leicht an all den politischen Prozessen in EU-Europa teilzunehmen. Dadurch sind solche
Städtepartnerschaften eine ganz wichtige Brücke um das zusammenzuführen. Der deutsche
Botschafter hat mal in Wladimir gesagt, noch bevor Jena involviert war, wenn man von
Deutschland spricht meine man Erlangen, und das lässt sich weiterführen und nun kann man
es auch auf Jena beziehen. Weil wir für den russischen Partnern Möglichkeiten eröffnen
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deutschlandweit und auch europaweit Verbindungen aufzubauen. Sei es in der Wirtschaft
oder den Universitäten, sowie der Kultur das lässt sich an vielen Beispielen festmachen. Da
ist aber auch für Erlangen und Jena die Möglichkeit gegeben, wirklich den russischen
Partner an die Hand zu nehmen. Wladimir ist dreieinhalb Mal so groß wie Jena oder
Erlangen, entsprechend groß ist auch das Kontaktbedürfnis dort. Dass heißt wir als Erlangen
sind in vielen Bereichen sogar überfordert und da muss ich sagen das schaffen wir nicht
alleine. Das fängt an bei Fußball, wo wir in Erlangen kaum was bieten können, Jena hat da
schon bessere Möglichkeiten , mit einem schönen Stadion, einem Sportgymnasium, einer
Sportförderung, was wir in Erlangen nicht haben und in dem Punkt passt Jena einfach
besser zu Wladimir als wir. Oder wenn ich die optische Industrie nehme da gibt’s viele
Möglichkeiten, wo viel e Kontakte entstanden sind. Also wir die Stadtverwaltungen
versuchen das jetzt ein bisschen auszubalancieren, dass die eine Seite dies und jenes
macht, z.B. hat Jenaer Feuerwehr jetzt gerade starken Kontakt zur Feuerwehr in Wladimir,
was vor allem daran liegt das der Chef, der Herr Koch, russisch spricht und in Moskau
studiert hat. Das ist eine Brücke die wir nicht bieten können, denn unser Feuerwehr –Chef
kann kein russisch und damit ist das in der Kommunikation schon was ganz anderes. Und
dann ist in dieser Verbindung noch ein historischer Punkt vorhanden, in dem Jena die
Prozesse der Transformation vom sozialistischen Wirtschaftswesen zum
marktwirtschaftlichen System schon hinter sich hat, aber die Erfahrung doch noch recht
frisch ist. In Russland dagegen noch vieles gelernt werden will, dazu kommt noch die
gewisse emotionale Nähe von Russland zu Mittel- und Ostdeutschland. Etwas flott gesagt,
die Russen sprechen gerne noch von “unseren“ Deutschen. Das ist jetzt nicht abwertend,
es ist einfach nur so dass viele ihren Militärdienst dort abgeleistet haben und trotz der
Beschränkungen die es auch für sie gab, gibt es noch diese innere Verbindung. In
Ostdeutschland gibt es noch sehr viele die russisch können, und sich in den Russen
hineindenken können, wobei hier bei uns die wenigsten eine solche Verbindung haben. Da
das im Osten eher gegeben ist, fühlen sich die Russen auch schneller verstanden in
doppelter Hinsicht. Insofern sind wir da sehr froh darüber Jena jetzt in dieser
Dreieckspartnerschaft mit drin zu haben. Was sie bringen wird das hängt dann auch wieder
von der Bevölkerung ab hier wie dort, und das hängt auch von vielen Faktoren ab, auf die wir
nicht unbedingt Einfluss nehmen können und wollen. Wichtig ist aber dass die Politik das
ganze unterstützt in allen drei Städten und dann wird schon was daraus werden!
Noch einmal zurück zu Jena-Erlangen, da ja im Herbst das 25-jährige Jubiläum begangen
wird, was erwarten sie sich von den nächsten 25 Jahren?
Ja wenn ich dann hier irgendwann den Löffel abgebe und jemand neues hier die
Partnerschaftsarbeit übernimmt dann wünsch ich mir das diese Partnerschaft die Erinnerung
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an die Geschichte wach hält, auch gerade bei euch Jugendlichen, damit nicht vergessen
wird wo wir herkommen und was auch schreckliches hinter uns liegt. Warum e zur Teilung
kam, was sie bedeutete, wie sie überwunden wurde und was danach an Aufbauarbeit hier
wie dort geleistet wurde. Deshalb sollte auch der 3.Oktober nicht aufgegeben werden, auch
wenn viele sagen, es seien schon zwei Jahrzehnte vergangen, und es bringe nichts mehr.
Wir sollten das rekapitulieren und das zweite was ich mir wünsche, was auch eine
Generationenfrage sein wird, dass die Mauern in den Köpfen endlich wegfallen. Ich denke in
eurer Generation ist das schon weitgehend aufgelöst, aber gerade aus den ‘alten‘
Bundesländern, doch noch mehr Reise-Aktivität nach ‘drüben‘, wie man früher sagte. Ich
glaube schon das hier noch gewisse Vorbehalte bestehen, was die neuen Bundesländer
angeht und vor allem viele Jugendliche nicht so recht wissen, was so gerade passiert. Das
ist mein Wunsch und auch das diese ehemalige deutsch-deutsche Partnerschaft und
gleichzeitig internationale, wie wir es gerade mit Nicaragua und Russland gemacht haben,
das diese Ansätze weiter getragen werden und in einem geeinigten Deutschland eben auch
zwei deutsche Kommunen gemeinsam nicht nur für die innere Einheit sorgen, sondern dafür
das Deutschland in der Welt eine gute Stimme hat und als guter Partner wahrgenommen
wird.
Sie haben gerade das Thema der Generationen und der Nachhaltigkeit angesprochen, wie
kann man Städtepartnerschaften für nachfolgende Generationen attraktiv gestalten? Wie
können gerade wir Jugendlichen mitwirken, da wir doch eine ganz andere Genration bilden,
welche das damals geschehene nicht miterlebt hat.
Das ist schwierig und nicht sehr leicht. Wir versuchen natürlich indem wir z.B. über den
Weltkindertag und den 3.Oktober, wo wir bewusst viele Schüler einbringen wollen, und einen
gewissen Jugendaustausch einbinden. Unsere Musikschulen z.B. planen gemeinsame
Aktivitäten. Aber wir benötigen dann doch die Schulen, wie z.B. Partnerschaft zwischen
eurem Angergymnasium und dem Marie-Theres-Gymnasium, da braucht man gemeinsame
Projekte, so wie man das im letzten Jahr gemacht hat mit dem Platz der deutschen Einheit.
Wir können das nicht allein vom Rathaus aus allein leisten, das ist klar, da müssen die
Schulen auch mitspielen. Ich weiß aber auch, von euren beiden Schulen abgesehen, dass
es noch das Ohmgymnasium hier in Erlangen gibt, mit intensiven Kontakten nach Jena, aber
auch die Waldorfschulen, welche ein gemeinsames Projekt für den 3. Oktober planen.
Jedoch wenn man sonst so in die Schulen sieht, und was die Schüler über diese Zeit wissen,
ist da schon Defizit gegeben. Man macht doch weniger als man machen könnte und aus
meiner Sicht auch machen sollte. Ihr habt ja in Jena die Geschichtswerkstatt, wie ist die bei
euch so präsent im Unterricht oder geht ihr auch mal dorthin?
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Nein, wir sind jetzt auch nur mit unserer Arbeit darauf gestoßen.
Das find ich z.B. sehr schade, ich hab das auch hier in Erlangen Schulen angeboten, ich
versuch es jetzt demnächst mal wieder, da das meine Pflicht ist, wie ich meine, aber es wird
nicht so angenommen wie ich mir das vorstelle. Das ist wirklich eine ausgezeichnete
Möglichkeit um sich mit Zeitzeugen und Forschern zusammenzusetzen und zu hören wie
das ganze damals aussah und wie das entstanden ist. Ist vielleicht für die Masse in eurem
Alter, ich war ja auch mal Schüler, eher überflüssiger Stoff, wo man denkt muss man das
alles wissen, es ist doch schon vorbei. Aber später denkt man sich dann doch ich will schon
wissen wo ich herkomme und was das alles bedeutet und wie das zustande gekommen ist.
Jedenfalls fände ich es schon gut, wenn die Schulen mehr zusammenarbeiten würden und
vielleicht auch mit der Geschichtswerkstatt, die Partnerschaft im Bewusstsein zu halten. Also
das sind unserer Versuche, inwieweit das Gelingen wird weiß ich nicht, aber versuchen tun
wir es weiter.
Sie haben vorhin den Feuerwehr-Hauptmann von Jena erwähnt, welcher noch russisch
kann, doch was treibt die Partnerschaft, am speziellen Beispiel mit Waldimir, noch an wenn
diese Brücke irgendwann wegfällt und ein Neuer der Chef wird, der kein russisch spricht?
Das geht von Wladimir aus, indem sie verstärkt Deutsch du Russisch lernen. Die wissen,
dass die wenigsten im Ausland Russisch lernen und deshalb wird schon im Schulunterricht
und an Universitäten sowieso sehr stark Englisch und Deutsch unterrichtet. In Wladimir gibt
es das sogenannte Erlangen-Haus seit 1995 und pro halbem Jahr lernen dort 200 meist
junge Leute Deutsch. Dann gibt’s da auch das Amerika-Haus da lernen sogar 400 Englisch.
Die Frage ist trotzdem berechtigt, denn auch bei uns wächst die Zahl die Russisch können
auch nicht, sie nimmt eher ab. Das stellt zwar eine Gefahr dar, aber dafür gibt es dann
wieder die Rathäuser, wenn so eine Verbindung abzubrechen droht, müssen Anstöße
gegeben werden, wie am Beispiel mit der Feuerwehr da müsste ich ran und ein Dolmetscher
angefordert werden. Das ist aber allgemein bei vielen ausländischen Kontakten der Fall, wir
haben das Problem auch mit den Franzosen, Italienern und Nicaragua. Sehr viele Kontakte
müssen auch über Dolmetscher laufen, das geht nicht anders, jedoch teilweise hemmt es
den Austausch. Das heißt aber nicht, dass deswegen keine Zusammenarbeit möglich wäre.
Deshalb dürfen wir den Sprachfaktor nicht überbewerten, denn wenn grundsätzlich Interesse
am Austausch besteht dann kann das eine Städtepartnerschaft schon abdecken und
gewährleisten, dass es funktioniert. Ansonsten würde ja zwischen Erlangen und den Russen
so gut wie gar nichts laufen, oder nur viel weniger laufen als bei euch, aber dem ist nicht so.
Wir hatten vor einem Jahr erst 140 Austauschmaßnahmen.
Wir bedanken uns für das Interview!
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Herr Peter Steger hat uns im Rahmen des Gespräches bestätigt das wir das Interview
öffentlich verwenden und darauf Bezug nehmen dürfen.
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10. Eidesstaatliche Erklärung
Hiermit erkläre ich, dass ich meinen Anteil an der vorliegenden Arbeit selbstständig und ohne
fremde Hilfe verfasst und keine anderen, als die im Literaturverzeichnis angegebenen
Hilfsmittel verwendet habe. Insbesondere versichere ich, dass ich alle wörtlichen und
sinngemäßen Übernahmen aus anderen Werken kenntlich gemacht habe.
Jena, 03.10.2012 Daniel Köhler
Hiermit erkläre ich, dass ich meinen Anteil an der vorliegenden Arbeit selbstständig und ohne
fremde Hilfe verfasst und keine anderen, als die im Literaturverzeichnis angegebenen
Hilfsmittel verwendet habe. Insbesondere versichere ich, dass ich alle wörtlichen und
sinngemäßen Übernahmen aus anderen Werken kenntlich gemacht habe.
Jena, 03.10.2012 David Krause
Hiermit erkläre ich, dass ich meinen Anteil an der vorliegenden Arbeit selbstständig und ohne
fremde Hilfe verfasst und keine anderen, als die im Literaturverzeichnis angegebenen
Hilfsmittel verwendet habe. Insbesondere versichere ich, dass ich alle wörtlichen und
sinngemäßen Übernahmen aus anderen Werken kenntlich gemacht habe.
Jena, 03.10.2012 Lukas Spantzel
1. Allgemeines
1.1 Sinn und Zweck einer Städtepartnerschaft -> Daniel Köhler
1.2 Historischer Aspekt -> Daniel Köhler
1.3 Rechtliche Grundlagen -> Daniel Köhler
2. Partnerschaft mit Erlangen
2.1 Vertrag -> Lukas Spantzel
2.2 Entstehung/ Entwicklung -> Lukas Spantzel
3. Andere Städtepartnerschaften von Jena -> David Krause
4. Andere Städtebeziehungen -> Lukas Spantzel
5. Vergleich der Städtepartnerschaften/-beziehungen untereinander -> Daniel Köhler
6. Fazit -> Daniel Köhler & David Krause
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11. Danksagung
An dieser Stelle möchten wir uns bei all jenen bedanken, die uns bei unserer
Seminarfacharbeit unterstützt und ihr umfangreiches Fachwissen oder einfach nur Tipps und
eigene Erfahrungen beigesteuert haben. Zuerst sind da natürlich unsere Lehrer Herr Frohl
und Herr Völkner zu erwähnen, die uns immer wieder viele hilfreiche Tipps und Hinweise
gegeben haben. Am meisten hat uns unsere Außenbetreuerin Frau Tavangarian unterstützt.
Sie hat, als Städtepartnerschaftsbeauftragte von Jena, uns mit ihrem umfangreichen Wissen
immer weiter geholfen und uns wichtige Kontakte vermittelt, sowie uns über Veranstaltungen
informiert. Dank ihr haben wir ein Interview mit unserem Oberbürgermeister Dr. Albrecht
Schröter führen können. Er hatte viel zu den Partnerschaften zu sagen und hat uns mit dem
Interview sehr weitergeholfen. Jemand der uns mindestens genauso viel über die
Partnerschaften zu sagen hatte, ist Peter Steger, Städtepartnerschaftsbeauftragter der Stadt
Erlangen und seit über 20 Jahren als solcher aktiv. Er hat uns viele Eindrücke und
Erfahrungen der Partnerschaft Jena – Erlangen und der Dreiecksbeziehung Jena – Erlangen
– Wladimir vermitteln können. Um auch einmal die Sicht einer aktiven Vereinsmitarbeiterin
auf die Städtepartnerschaften bekommen zu können, haben wir Theresa Popp, eine
Vertreterin des „Eine-Welt-Haus e.V.“ interviewt. Sie konnte uns viel über die Partnerschaft
mit San Marcos erzählen und hat auch das eine oder andere Mal Kritik anklingen lassen.
Ohne sie wäre die Partnerschaft Jena – San Marcos nicht das, was sie heute ist. Wir
möchten uns auch bei allen bedanken, die sich für unsere Broschüre geäußert haben, was
die Partnerschaft Jena – Erlangen für sie und ihre Vereine bedeutet. Außerdem möchten wir
uns bei Herr Philler bedanken, der mit uns zusammen die Broschüre gestaltet und sie mit
eigenen Ideen bereichert hat. Als letztes bedanken wir uns bei der Künstlerin Frau Trzewick,
welche das Titelbild der Broschüre und unserer Seminarfacharbeit gestaltet hat.