johannes der täufer...2018/09/20  · das zeugnis des → flavius josephus belegt, dass der täufer...

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(WiBiLex) Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet Johannes der Täufer Christfried Böttrich erstellt: Oktober 2013 Permanenter Link zum Artikel: http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/51874/

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  • (WiBiLex)

    Das wissenschaftliche Bibellexikon imInternet

    Johannes der Täufer

    Christfried Böttrich

    erstellt: Oktober 2013

    Permanenter Link zum Artikel:http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/51874/

    http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/51874/

  • 1. Bedeutung1. Bedeutung

    Am Anfang des Evangeliums von Jesus Christus steht der Täufer Johannes. Errepräsentiert die Ho nungsgeschichte Israels und tritt als Mahner auf, der das→ endzeitliche Kommen Gottes ankündigt. In dieser Funktion stellt er eine ArtBindeglied zwischen den Zeiten dar - als der Größte unter allen Menschen undder Kleinste in der Gottesherrschaft (Mt 11,11 / Lk 7,28). Seine schro e Gestalterinnert an → Elia, dessen Funktion ihm deshalb auch nicht von ungefähr vonden Evangelisten zugeschrieben wird. Sein Typos indessen erscheintfacettenreich und verlangt nach einer Deutung.

    Das Zeugnis des → Flavius Josephus belegt, dass der Täufer Johannes auchaußerhalb der neutestamentlichen Überlieferung Spuren in der Geschichte des1. Jhs. hinterlassen hat. Der “historische Johannes” bietet sich deshalb von jeherals ein wichtiger Bezugspunkt für die Rückfrage nach dem “historischen Jesus”an. Au ällige Berührungen gibt es dabei vor allem hinsichtlich der Art seinerBotschaft sowie hinsichtlich der Erzählung von seinem gewaltsamen Ende.

    Theologisches Gewicht hat die Rolle, die der Täufer Johannes als Lehrer Jesuspielt. Indem sich Jesus der Johannestaufe unterzieht, erkennt er o ensichtlichdie Botschaft des Täufers an. Als Schüler be ndet sich Jesus zunächst in eineruntergeordneten Position, die er allein durch einen Akt der Emanzipationverlassen könnte. Hier setzt die Interpretation der Evangelisten an, die denTäufer als Vorläufer stilisieren und dadurch das vorgegebene Verhältnisumkehren. Aus dieser Verhältnisbestimmung speisen sich alle weiterenDeutungen und Pro lierungen des Täufers Johannes in der christlichenTheologie.

    2. Quellen2. Quellen

    Die wichtigste Quelle für die Figur des Täufers stellen die kanonischenEvangelien dar. Bei den → Synoptikern wird das Material dabei zunächst in zweierzählerischen Einheiten konzentriert, wobei Lukas noch eine Geburtsgeschichte

    Johannes der Täufer

    Christfried Böttrich

    WiBiLex | Johannes der Täufer 1

    https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/47910http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+11%2C11http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+7%2C28https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/47879https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/48864https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/54002

  • vorschaltet; hinzu kommen weitere über den Text verstreute Logien.

    Geburtsgeschichte - nur bei Lukas:Geburtsgeschichte - nur bei Lukas: Lk 1,5-25 (Ankündigung der Geburt); Lk 1,39-56 (Begegnung der Mütter Elisabeth und Maria); Lk 1,57-80 (Geburt des KindesJohannes)

    Auftreten:Auftreten: Mk 1,2-11 / Mt 3,1-17 / Lk 3,1-22

    Hinrichtung:Hinrichtung: Mk 6,17-29 / Mt 14,3-12 / (Lk 3,19-20)

    weitere Logien:weitere Logien:

    Fastenfrage: Mk 2,18-20 / Mt 9,14-15 / Lk 5,33-35Täuferanfrage: Lk 7,18-23 / Mt 11,2-6Jesu Zeugnis über den Täufer: Lk 7,24-30 / Mt 11,7-11Pharisäer und Gesetzeslehrer verachten die Johannestaufe: Lk 7,29-30Gleichnis von den maulenden Kindern: Lk 7,31-35 / Mt 11,16-19Gebetsbelehrung nach dem Vorbild des Johannes: Lk 11,1 (vgl. auch Lk5,33)“Stürmerspruch”: Lk 16,16 / Mt 11,11-12Vollmachtsfrage: Mk 11,27-33 / Mt 21,23-27 / Lk 20,1-8

    Der Evangelist Johannes verschweigt (wie auch schon Lukas) das gewaltsameEnde des Täufers, baut dafür aber das Zeugnis des Täufers vom “Lamm Gottes”am Anfang seines Evangeliums erzählerisch aus.

    Prolog - zwei Einschübe:Prolog - zwei Einschübe: Joh 1,6-8.15 - Johannes als Zeuge des Lichtes

    Anfangsblock:Anfangsblock:

    Selbstzeugnis: Joh 1,19-28 - ich bin nicht der ChristusZeugnis über das Lamm: Joh 1,29-34 - Rückblick auf die Taufe JesuBerufung der ersten Jünger: Joh 1,35-37 - Einweisung in die Nachfolge Jesu

    Logien:Logien:

    Johannes tauft in Änon bei Salim: Joh 3,22-24Streit um die Reinigung: Joh 3,25-30Jesus und Johannes: Joh 4,1-2 / 10,40-41Johannes als Zeuge der Wahrheit: Joh 5,33-36

    Die Apostelgeschichte erwähnt den Täufer sporadisch in drei Predigten sowie inzwei Episoden, die der Mission in Ephesus zugeordnet sind.

    WiBiLex | Johannes der Täufer2

    http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+1%2C5-25http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+1%2C39-56http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+1%2C57-80http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mk+1%2C2-11http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+3%2C1-17http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+3%2C1-22http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mk+6%2C17-29http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+14%2C3-12http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+3%2C19-20http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mk+2%2C18-20http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+9%2C14-15http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+5%2C33-35http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+7%2C18-23http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+11%2C2-6http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+7%2C24-30http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+11%2C7-11http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+7%2C29-30http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+7%2C31-35http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+11%2C16-19http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+11%2C1http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+5%2C33http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+16%2C16http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+11%2C11-12http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mk+11%2C27-33http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+21%2C23-27http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+20%2C1-8http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Joh+1%2C6-8http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Joh+1%2C15http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Joh+1%2C19-28http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Joh+1%2C29-34http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Joh+1%2C35-37http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Joh+3%2C22-24http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Joh+3%2C25-30http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Joh+4%2C1-2http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Joh+5%2C33-36

  • Erwähnungen: Apg 1,22 (Petrus vor der Nachwahl); Apg 10,37 (Petrus beiKornelius); Apg 13,23-25 (Paulus im pisidischen Antiochien)Apollos und die Johannestaufe: Apg 18,24-28“Johannesjünger” in Ephesus: Apg 19,1-7

    Bedeutung hat vor allem das Zeugnis des Josephus, das im Kontext derAuseinandersetzungen zwischen → Herodes Antipas und dem NabatäerkönigAretas IV. in den Antiquitates begegnet. Gelegentlich ist die Authentizität dieserPassage in Frage gestellt worden (Rothschild). Sie fügt sich indessen gut derTendenz des Josephus ein, religiöse Bewegungen oder Persönlichkeiten in einphilosophisches Gewand zu kleiden. So erscheint der Täufer bei ihm vor allemals Tugendlehrer, dessen Beliebtheit im Volk von Herodes Antipas als Gefahrbetrachtet wird.

    Josephus, Ant XVIII 116-119 / 5,2

    Eigenwillig erscheinen die Zusätze in der kirchenslavischen Übersetzung vonJosephus’ Bellum (Berendts, Leeming / Leeming), die unabhängig von der Notizin Ant XVIII das Bild des Täufers im Sinne der ostkirchlichen Hagiographie nocheinmal neu entwerfen.

    Josephus, slavBell VII 2 (Berendts, 6-7): Johannes als “Wilder Mann” imKonflikt mit Archelaos, Sadduzäern und GesetzeslehrernJosephus, slavBell IX 1 (Berendts, 7-8): Johannes als Traumdeuter, Kritikerdes Herodes Antipas und engelsgleicher Asket

    Auch in den christlichen → Apokryphen sowie in der Hagiographie taucht derTäufer noch gelegentlich auf.

    Christliche Apokryphen (alle Texte nach Markschies / Schröter I/1.2):Nikodemusevangelium 18,2; 19,1; Brief des Herodes Antipas an Pilatus;Geschichte von Josef dem Zimmermann 8,1; Thomasevangelium 46;Ebionäerevangelium 2-4; Nazoräerevangelium 8; Fragen desBartholomäus 45; Protevangelium Jakobi 22-24; Auszug aus dem LebenJohannes des TäufersMittelalterliche Legende: Legenda aurea des Jakobus de Voragine, Von derGeburt Sanct Johannis des Täufers, platziert an seinem Gedenktag (24.Juni)

    3. Biographische Bausteine3. Biographische Bausteine

    WiBiLex | Johannes der Täufer 3

    http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Apg+1%2C22http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Apg+10%2C37http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Apg+13%2C23-25http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Apg+18%2C24-28http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Apg+19%2C1-7https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/49893https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/49909

  • Eine Biographie lässt sich aufgrund der Quellenlage nur in groben Umrissenskizzieren. Immerhin zeichnet sich darin bereits das Bild einer markanten, ihreZeitgenossen stark beeindruckenden Persönlichkeit ab.

    3.1. Herkunft3.1. Herkunft

    Die Geburtsgeschichten bei Lukas deuten eine Herkunft des Johannes auspriesterlichem Geschlecht an: Sein Vater Zacharias ist Priester aus der OrdnungAbija, seine Mutter Elisabeth entstammt dem Geschlecht Aarons; beide sindfromm und führen ein untadeliges Leben gemäß der → Tora (Lk 1,5-6). DieAnkündigung der Geburt erfolgt im Kontext einer Tempelliturgie, währendZacharias seinen priesterlichen Dienst versieht (Lk 1,8-23).

    Der Name “Ἰωάννης/ Johannes” geht auf das hebräische “ ןנחוי / Jochanan”zurück und bedeutet so viel wie “JHWH hat sich erbarmt” ( Lk 1,13.59-63). Damitwird auf der Erzählebene die Erfüllung des Kinderwunsches signalisiert (Lk 1,13),mit Blick auf die Geschichte Israels indessen schon die Erlösung desGottesvolkes anvisiert (Lk 1,68). Die Beschneidung und Namensgebung desKindes am achten Tag (Lk 1,59) entspricht den Vorschriften der Tora.

    Mehr lässt sich den Geburtsgeschichten an historisch verwertbarenInformationen nicht abverlangen. Sie folgen einem eingeführten, festenErzählschema, das die Geburt bedeutender Kinder von hochbetagten Elternzum Inhalt hat ( Gen 17,15-22 / Gen 18,1-15 / Gen 21,1-8: Isaak; Ri 13,1-25:Simson; 1Sam 1,1-20: Samuel; 2Hen 71-72: Melchisedek; Protev 1-5: Maria). Allesist hier bereits auf die künftige Rolle des Johannes abgestellt.

    Wenn es von dem Kind schließlich noch heißt, dass “die Hand des Herrn mit ihmwar” ( Lk 1,66) und dass es “wuchs und stark wurde im Geist” ( Lk 1,80; vgl. nochLk 1,15), dann liegen auch diese beiden Notizen vor allem auf der Linie einervorgegebenen Bedeutungsperspektive.

    3.2. Erscheinungsbild3.2. Erscheinungsbild

    Nach Lk 1,80 hält sich der Heranwachsendebis zu seinem ö entlichen Auftreten in derWüste auf. Man hat hier gern an das Vorbildanderer Zeitgenossen gedacht (Taylor) - wieetwa jenes Banus, der “in der Wüste lebte,Kleider von Baumrinde trug, wild wachsendeKräuter aß und zur Reinigung sich öfters amTage wie in der Nacht mit kaltem Wasser

    WiBiLex | Johannes der Täufer4

    https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/54043http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+1%2C5-6http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+1%2C8-23http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+1%2C13http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+1%2C59-63http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+1%2C13http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+1%2C68http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+1%2C59http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/1.Mose+17%2C15-22http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/1.Mose+18%2C1-15http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/1.Mose+21%2C1-8http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Ri+13%2C1-25http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/1.Sam+1%2C1-20http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+1%2C66http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+1%2C80http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+1%2C15http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+1%2C80

  • Abb. 1 Johannes der Täufer,Salzburg 15. Jh.

    wusch” (Josephus, Vita 11 ). Auch die Gestaltdes Propheten Elia, mit

    Dieses Erscheinungsbild lässt eine au älligeAmbivalenz erkennen. Einerseits sind die raueKleidung und die kärgliche Ernährung durchden Aufenthalt in der Wüste bedingt, die nuneinmal der Annehmlichkeiten desKulturlandes entbehrt. Andererseits deutetsich darin bereits eine Programmatik an, dieden Täufer als einen ganz bestimmten Typosvor Augen führen soll (Kelho er).einemhaarigen Mantel und einem ledernen Schurzbekleidet (2Kön 1,8) sowie ausreichendversehen mit Wüstenerfahrung, kommt inErinnerung. Von dem Täufer heißt es, dass erein Gewand aus Kamelhaar und einenLedergürtel getragen und sich vonHeuschrecken und wildem Honig ernährthabe (Mk 1,6 / Mt 3,4). Dass er sich auch desWeines und aller starken Getränke enthaltenwerde, hatte in der Geburtsankündigung derErzengel in Aussicht gestellt (Lk 1,15).

    3.3. Wirkungsstätte3.3. Wirkungsstätte

    Der Ort des Täufers ist die Wüste ( Lk 1,80; Mk1,4 / Mt 3,1 / Lk 3,2; Lk 7,24 / Mt 11,7). Wenn erdennoch tauft und somit wie jener

    Wüstenheilige Banus bei Josephus mit Wasser hantiert, dann kommt nur einWasserlauf nahe einer Wüstenregion infrage. Das tri t auf den Jordan zu, derauch übereinstimmend als die Wirkungsstätte des Täufers bezeichnet wird (Mk1,5 / Mt 3,6; Mk 1,9 / Mt 3,13 / Lk 4,1); Lukas formuliert o ener und bezeichnet“die ganze Umgegend des Jordan” (Lk 3,3) als den Ort der Täuferpredigt. In einersolchen Lokalisierung klingt insgesamt die Erinnerung an den Wüstenzug Israelsund den Übergang über den Jordan in das gelobte Land an. O ensichtlich istdabei das östliche Ufer “jenseits des Jordan” (Joh 1,28; Joh 3,26; Joh 10,40)südlich von Jericho im Blick, wenn etwa Mt 3,2 präziser die “Wüste Judäas” nenntund Markus wie auch Matthäus “Judäa und Jerusalem” zu Johanneshinausziehen lassen (Mk 15 / Mt 3,5). Es liegt nahe, dass die Erzähler zudem aneine der Furten denken, um für die Täuferpredigt auch ein entsprechendes

    WiBiLex | Johannes der Täufer 5

    http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/2.K%C3%B6n+1%2C8http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mk+1%2C6http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+3%2C4http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+1%2C15http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+1%2C80http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mk+1%2C4http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+3%2C1http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+3%2C2http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+7%2C24http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+11%2C7http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mk+1%2C5http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+3%2C6http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mk+1%2C9http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+3%2C13http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+4%2C1http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+3%2C3http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Joh+1%2C28http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Joh+3%2C26http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Joh+10%2C40http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+3%2C2http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mk+15http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+3%2C5

  • Abb. 2 Madaba-Karte 6. Jh.,

    Publikum zu sichern.

    Der Evangelist Johannes bestimmt die Taufstelle noch näher, jedoch aufzweifache, unterschiedliche Weise:

    Bethanien jenseits des Jordans / Bethabara / Betharaba:Bethanien jenseits des Jordans / Bethabara / Betharaba: Joh 1,28

    Den Namen “Bethanien” korrigiert eine größere Zahl von Hss. zu“Bethabara” bzw. “Betharaba”; so auch Eusebius, Onomastikon 58,18-20.Bethanien bedeutet “Haus der Quelle”, Bethabara bedeutet “Haus derFähre”.Davon zu unterscheiden ist ein anderes wohlbekanntes Bethanien amöstlichen Hang des Ölbergs (Lk 10; Joh 11; Mk 14 / Mt 26).Bethabara ist identisch mit der heute gezeigten Taufstelle in Der marJuchannu. Hier hatte zuerst Kaiser Anastasius (491-518) eine Kircheerrichten lassen.

    Änon bei Salim:Änon bei Salim: Joh 3,23

    Die Lokalisierung bei Änon, das etwas weiter nördlich liegt, wird damitbegründet, “weil dort viel Wasser war”.Der Name “Ainon” geht vermutlich zurück auf das hebr. “ ןיע / Ajin - Quelle”.Eusebius (4. Jh.) lokalisiert Änon südlich von Skythopolis in den Ruinen vonUmm el-‛amdān. Die Pilgerin Egeria (4. Jh.) beschreibt den Ort als einenObstgarten mit einer Quelle (Peregrinatio 15,1-6). Eusebius (Onomastikon152) identifiziert Salim mit dem Ort Salumias bzw. Sedima.

    Beide Orte be nden sich am Unterlauf des Jordan, auf dessen östlicher Seiteund damit im Herrschaftsbereich des Herodes Antipas. So werden sie auchnebeneinander auf der Mosaikkarte von Madeba (6. Jh.) verzeichnet. Vermutlichlagen dem Evangelisten demnach verschiedene Überlieferungen vor, die ernebeneinander bestehen ließ. Für die Erzählung selbst stellt die Vorstellungverschiedener Taufstellen kein logisches Hindernis dar.

    In der christlichen Überlieferung sind nochdrei weitere Orte mit der Täufergeschichteverbunden (Murphy-O’Connor).

    En KeremEn Kerem, Ortsteil am Westrand vonJerusalem: Nach Lk 1,39-40 wohnenZacharias und Elisabeth in einer Stadtim Gebirge Juda. Der Pilger Theodosius

    WiBiLex | Johannes der Täufer6

    http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Joh+1%2C28http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+10http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Joh+11http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mk+14http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+26http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Joh+3%2C23http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+1%2C39-40

  • Taufstellen.(518) lokalisiert erstmals diesen Ort 5Meilen von Jerusalem entfernt. Vom 8.Jh. an wird dafür dann auch der Name En Kerem genannt. Heute erinnernhier zwei Kirchen an den Täufer und eine an die Begegnung der Mütter;die “Marienquelle” fügt sich dem Ensemble der Pilgerstätte ein.Suba HöhleSuba Höhle, 4km nordwestlich von En Kerem: 1999 entdeckte ShimonGibson eine Höhle im Nachal Tzova, die er aufgrund einer langenIndizienkette als Höhle Johannes des Täufers identi zierte (Gibson). Diessei der Ort in der Wüste gewesen, an dem sich Johannes nach Lk 1,80 biszu seinem ö entlichen Auftreten am Jordan aufgehalten habe. Hinter denKombinationen, die zu dieser These führen, stehen indessen vieleFragezeichen. Kein einziges Indiz lässt sich zweifelsfrei belegen.SebasteSebaste, In Samaria / Sebaste markiert seit der Kreuzfahrerzeit eine Kirchedas angebliche Grab Johannes des Täufers. Das Haupt des Täufers wird inder Omayaden-Mosche in Damaskus verehrt.

    Die Region, in der die Täufergeschichte platziert ist, lässt sich relativ eindeutigbestimmen. Alle weiteren Konkretionen verdanken sich den Bedürfnissenchristlicher Frömmigkeit.

    3.4. Tätigkeit3.4. Tätigkeit

    Die Tätigkeit des Johannes kommt bereits in seinem au älligen Beinamen zumAusdruck. “βαπτιστής / baptistēs - Täufer” leitet sich ab von “βαπτιζω, baptizō -untertauchen”. Johannes vollzieht demnach ein Waschungsritual, bei dem derTäu ing vollständig in das ießende Wasser des Jordan eingetaucht wird. DiesesRitual erweist sich als eine Art Identitätsmerkmal des “Täufers”. Auch beiJosephus wird seine Tauftätigkeit betont referiert (wenngleich auf den Aspektder Körperp ege reduziert). Im Unterschied zu den in der Toravorgeschriebenen Selbstwaschungen scheint das Taufritual des Johannes, dasein Täufer an einem Täufling ausführt, etwas Neues, Innovatives zu sein.

    Unlösbar mit dem “Untertauchen” verbunden ist eine Predigt- bzw.Verkündigungstätigkeit. Denn erst durch die vorausgehende Gerichtsdrohungwird der Sinn der Taufhandlung erkennbar. Johannes vollzieht eine “Taufe derUmkehr zur Vergebung der Sünden” ( Mk 1,4 / Lk 3,3). Damit löst er ein, was ihmdas Benediktus in Lk 1,76-77 bereits zusagt - nämlich dem Herrn vorauszugehenund seinem Volk “Erkenntnis des Heils zu geben durch die Vergebung derSünden.” Das ist nicht mehr und nicht weniger als eine Kombinationprophetischer und priesterlicher Vollmacht.

    WiBiLex | Johannes der Täufer 7

    http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+1%2C80http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mk+1%2C4http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+3%2C3http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+1%2C76-77

  • In → Gerichtspredigt und Tauftätigkeit erschöpfen sich die Aktivitäten desJohannes. Immerhin tritt er auch noch einmal als Kritiker des TetrarchenHerodes Antipas auf. Während ansonsten die Scharen zu ihm an den Jordankommen, ergreift er in diesem Fall wohl selbst die Initiative; Markus undMatthäus formulieren seine Kritik gegenüber Herodes Antipas in der direktenAnrede (Mk 6,18 / Mt 14,4: “Es ist dir nicht erlaubt…”). Diese Konfrontation mitseinem Landesherrn wird ihm schließlich zum Verhängnis.

    3.5. Hinrichtung3.5. Hinrichtung

    Das Leben des Täufers endet gewaltsam. Darüber sind sich Markus undMatthäus ( Mk 6,17-29 / Mt 14,3-12) auf der einen und Josephus (Ant XVIII 116-119 / 5,2) auf der anderen Seite einig. In der Gesamtkonstellation stimmen sieüberein, in den Einzelheiten setzen sie unterschiedliche Akzente. Lukas lässtdiese ganze Episode aus und erwähnt nur kurz Inhaftierung (Lk 3,20) und Tod(Lk 9,7-9); auch Johannes verschweigt die Hinrichtung des Täufers.

    Den großen Rahmen stellt der Kon ikt zwischen Herodes Antipas und demNabatäerkönig Aretas IV. dar (Josephus, Ant XVIII 109-115 / 5,1). Antipas, der miteiner Tochter des Aretas verheiratet ist, lernt in Rom Herodias, die Frau seinesStiefbruders Herodes ( Mk 6,17 / Mt 14,3 nennen irrtümlich: Philippus), kennen.Um ihretwillen plant er, die Aretastochter zu verlassen, die davon erfährt undüber Machärus zu ihrem Vater ieht. Daraufhin kommt es zum Krieg, in demHerodes Antipas eine verheerende Niederlage erleidet.

    Auch für die synoptische Erzählung wird die Ehegeschichte des Antipas zumAuslöser der Ereignisse. Hier geht die Initiative jedoch von dem Täufer selbstaus, der Antipas seiner ungesetzlichen Ehe wegen konfrontiert. Johannes, dersich damit auch die Feindschaft der Herodias zuzieht, wird um dieser seinerKritik willen inhaftiert. Bei Josephus hingegen ist von einer direkten Kritik desTäufers an Antipas keine Rede. Der Tetrarch lässt ihn verhaften und schließlichhinrichten, weil er ganz allgemein seinen Ein uss im Volk und damit politischeUnruhen fürchtet. Das Volk aber betrachtet die Niederlage gegen Aretasdaraufhin als göttliche Strafe für den Mord an Johannes.

    Markus und Matthäus gestalten das Ende desTäufers dramatisch aus. Der Hass derHerodias wird durch eine Mischung ausFurcht und Zuneigung, die Antipas gegenüberJohannes emp ndet, zunächst noch im Zaumgehalten ( Mk 6,19-20). Die Gespräche, die der

    WiBiLex | Johannes der Täufer8

    https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/48909http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mk+6%2C18http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+14%2C4http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mk+6%2C17-29http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+14%2C3-12http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+3%2C20http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+9%2C7-9http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mk+6%2C17http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+14%2C3http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mk+6%2C19-20

  • Abb. 3 Salome, Pierre Bonnaud(1865-1930).

    Abb. 4 Machärus.

    Herrscher gelegentlich mit seinemGefangenen führt, stellen dabei einretardierendes Moment dar. Herodias abersinnt unterdessen auf eine passendeGelegenheit, die sich mit der Geburtstagsfeierdes Antipas bietet. Ihre Tochter, deren NamenSalome allein Josephus mitteilt (Ant XVIII 136 /5,4), erwirbt sich durch ihren Tanz die Gunstdes Stiefvaters. Den Wunsch, den er ihrgewährt, missbraucht sie auf Anraten derMutter, um das Haupt des Täufers zu fordern.Das alles klingt bei Josephus vielunspektakulärer. Eine Enthauptung wird nichterwähnt. Dafür nennt Josephus nun dieFestung Machärus als Ort der Haft und derHinrichtung. Das leuchtet sowohl im Blick aufdie Rahmenhandlung des Ehekon iktes als

    auch mit Blick auf den geographischen Wirkungsbereich des Täufers ein.

    Der “Tanz der Salome” und das abgeschlageneHaupt des Täufers sind in der christlichenIkonographie zu einem der beliebtestenBildmotive geworden. Die Omayaden-Moschee in Damaskus beansprucht bis heute,das Haupt des Täufers zu beherbergen undweist dafür einen Schrein im östlichen Teil derGebetshalle auf.

    4. Typos4. Typos

    Das au ällige Erscheinungsbild des Täufers, seine Lebensweise wie auch seinePredigt und Tauftätigkeit zeichnen ihn ganz bewusst als einen bestimmtenTypos - der allerdings eine Reihe verschiedener Facetten aufweist.

    4.1. Prophet4.1. Prophet

    In erster Linie erscheint der Täufer Johannes als ein → Prophet. Das machen vorallem die Synoptiker durch ein ganzes Arsenal an Indizien ausreichend deutlich(Tilly).

    Die erste erzählerische Einführung ( Mk 1,1-3 / Mt 3,1-3 / Lk 4,1-6) erfolgt durch

    WiBiLex | Johannes der Täufer 9

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  • eine Zitatenkombination (Ex 23,20 / Mal 3,1 / Jes 40,3), die den Täufer damitgeradezu programmatisch aus der prophetischen Tradition Israels hervorgehenlässt. Die “Stimme eines Rufers in der Wüste” (Jes 40,3) entspricht dabei derVerkündigung des Täufers, wenn etwa Markus unmittelbar fortfährt: “Sogeschah es: Johannes der Täufer verkündigte in der Wüste…” (Mk 1,4). Dasprophetische Wort kommt im Auftreten des Täufers erneut zur Geltung.

    In dem Zitat aus Maleachi wird bereits ein Bezug zu dem Propheten Eliahergestellt. Er ist nach Mal 3,20 jener Bote, der dem Kommen Gottes vorausgeht(Mal 3,1). Diese Rolle des Vorläufers aber spricht bereits dieGeburtsankündigung bei Lukas dem Kind Johannes ganz ausdrücklich zu: “Under wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft des Elia, um die Herzen derVäter zu den Kindern und die Ungehorsamen zu der Klugheit der Gerechten zubekehren, um zu bereiten dem Herrn ein Volk, das wohl vorbereitet ist (Lk1,17).” Das Benediktus nimmt sie noch einmal auf: “Und du, Kind, wirst Prophetdes Höchsten heißen; denn du wirst dem Herrn vorangehen und ihm den Wegbereiten (Lk 1,76).” Auch die äußere Erscheinung des Täufers (über die Lukasschweigt) wird von Markus und Matthäus mit Elia-Assoziationen versehen:dessen haariger Prophetenmantel, sein entbehrungsreicher Weg durch dieWüste wie auch die wundersame Überquerung des Jordan drängen sichunwillkürlich bei der Beschreibung des Täufers auf (Mk 1,4-6 / Mt 3,1-2.4-6). ImAnschluss an die → Verklärungsgeschichte (Mk 9,2-10 / Mt 17,1-9 / Lk 9,28-36)wird diese Identi kation schließlich explizit gemacht. In einem kleinenLehrgespräch über das erwartete Kommen des Elia konstatiert Jesus, dass Eliaschon gekommen sei und ein gewaltsames Geschick erlitten habe (Mk 9,11-13 /Mt 17,10-13). Matthäus aber fügt noch verdeutlichend hinzu: “Da verstanden dieSchüler, dass er zu ihnen über Johannes den Täufer sprach (Mt 17,13).” Auch inder Fassung des “Stürmerspruches” erfolgt bei Matthäus die gleiche, klareIdenti kation: “Und wenn ihr es annehmen wollt - dieser (der Täufer) ist Elia, derkommen soll (Mt 11,14).”

    Immer wieder wird Johannes das Epitheton eines Propheten ganz ausdrücklichbeigelegt. In den beiden Meinungsumfragen, die auf die Person Jesuausgerichtet sind (1. Mk 6,14-16 / Mt 14,1-2 / Lk 9,7-9; 2. Mk 8,27-28 / Mt 16,13-14 / Lk 9,18-19), ndet sich der Täufer selbstredend in die Schar der Propheteneingereiht. Das entspricht auch der Volksmeinung in jenem Streitgespräch überdie Vollmacht Jesu: “Denn alle hielten Johannes für einen Propheten (Mk 11,32 /Mt 21,26 / Lk 20,6).” Das Zeugnis Jesu über den Täufer aber macht ihn dannvollends zum Höhepunkt der prophetischen Tradition überhaupt: “Oder washabt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Propheten? Ja, ich

    WiBiLex | Johannes der Täufer10

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  • Abb. 5 Johannes Prodromos, Sinai14. Jh.

    sage euch: Weit mehr als einen Propheten (Mt 11,7-15 / Lk 7,24-28)!”

    Unter umgekehrten Vorzeichen spiegelt sich diese Sicht auch noch einmal beidem Evangelisten Johannes wider, wo der Täufer den Prophetenanspruchausdrücklich zurückweist: Er ist nicht der → Messias, nicht der Elia redivivus undnicht “der” Prophet (Joh 1,21.25). O ensichtlich besteht hier Klärungsbedarf,denn genau diese Erwartungen werden (naheliegenderweise) an den Täuferherangetragen. Lediglich der Evangelist Johannes, der die Täuferanhängerseiner Zeit in die Kirche integrieren möchte, will hier die Autorität des Täufers soweit wie möglich zurücknehmen.

    In seiner Botschaft, wie sie die Synoptikerreferieren, entspricht der Täufer dieserErwartung freilich voll und ganz. Was er zusagen hat, steht formal und inhaltlich in derTradition prophetischer Drohrede. SeineThemen sind hauptsächlich Gericht und →Umkehr. Wenn sich dieses Bild bei Lukas undvor allem bei Josephus in Richtungweisheitlicher Tugendlehre verschiebt, dannlässt sich darin vor allem die Tendenz beiderAutoren erkennen. Traditionell dominiert dieprophetische Gerichtspredigt.

    Schließlich fügt sich auch das Ende des Täufersin jene Traditionslinie ein, die das gewaltsameEnde der Propheten in Israel beschreibt (Steck). So wie er sterben diejenigen,die mit dem unpopulären Umkehrruf auftreten und sich dabei mit denHerrschenden anlegen.

    4.2. Nasiräer4.2. Nasiräer

    Am Erscheinungsbild des Täufers fallen zwei Züge auf, die ihn in die Nähe einesNasiräers rücken: die Enthaltung von Wein und starken Getränken sowie dieBegabung mit heiligem Geist von Geburt an ( Lk 1,15). Dass er auch sein Haarhabe wachsen lassen, kann man angesichts des Wüstenaufenthaltes und dergroben Kleidung vermuten. Gesagt wird es aber leider nicht.

    Die gesetzlichen Bestimmungen ( Num 6,1-21) sehen eine zeitliche Frist vor, inder sich der Nasiräer berauschender Getränke enthält, alle Verunreinigungenvermeidet und sein Haar wachsen lässt. Seine Enthaltsamkeit ist keine Askese,sondern nur die Kehrseite eines gesteigerten Reinheitsstrebens (Ibba).

    WiBiLex | Johannes der Täufer 11

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  • Abb. 6 Johannes Angelos, Moskau1620.

    Entscheidend ist, dass sich der Nasiräer in einem Status der Weihe für Gottbe ndet. Seine Auslösung erfolgt mit dem Schneiden der Haare und einemOpfer. Neben dieser Regel gibt es indessen auch das Phänomen eineslebenslangen Nasiräats, für das etwa Simson oder Samuel als Beispiele gelten.Hier ist der Weihestatus bereits in den besonderen Geburtsumständenangelegt.

    Es könnte sein, dass auch der Täufer als ein solcher lebenslanger Nasiräergezeichnet werden soll. Sein Leben in der Wüste, das in symbolischer Weise andie prophetischen Verheißungen eines neuen Exodus anknüpft, sowie seineradikale Enthaltung von berauschenden Getränken, sprechen dafür. DasMoment einer Weihe klingt in jener Bestimmung zum Wegbereiter für dasKommen Gottes in Geburtsankündigung und Benediktus an. Vor allem aber istes das Charisma von Mutterleibe an, das die besondere Gottesnähe des Täuferssignalisiert. Somit erscheint der Täufer als Mensch mit einemaußergewöhnlichen religiösen Pro l, das der Kennzeichnung “mehr als einProphet” ( Lk 7,26 / Mt 11,9) alle Ehre macht.

    4.3. Asket4.3. Asket

    Seit dem Aufkommen der asketischenFrömmigkeit im 3. Jh. hat man auch denTäufer gern als einen Asketen vereinnahmt.Die Wüste als Kontrast zum Kulturland, diedemonstrativ ärmliche Kleidung, dieReduktion der Nahrung, die radikale Bindungan Gott - das alles musste den Wüstenväternder Frühzeit als Ausdruck vonGeistesverwandtschaft erscheinen (Meiser).Dass man auch in dem Gottesmann Elia einVorbild sah, kam verstärkend hinzu.

    Von einer Enthaltsamkeit, die über dieVorschriften des Nasiräates hinausginge,sagen die Texte freilich nichts. In der Wüstelebt der Täufer nur deshalb, weil er in zeichenhafter Weise auf das naheKommen Gottes verweisen will. Kleidung und Nahrung entsprechen lediglichdem Brauch der Wüstenbewohner. Er emp ndet auch keinen Überdruss an derWelt. Vielmehr ruft er zur Umkehr und zu einem gerechten Leben in der Weltauf. Immerhin scheint es bei Johannes und seinen Schülern eine besondereFastenpraxis zu geben ( Mk 2,18 / Mt 9,14 / Lk 5,33), die sich der pharisäischen

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  • Abb. 7 Johannes der Täufer,Matthias Grünewald (1512-1516).

    Fastenpraxis anschließt. Johannes isst zudem kein Brot und trinkt keinen Wein(Lk 7,33 / Mt 11,18). Doch auch hier steht wohl eher der Gedanke der Heiligungals der Askese im Mittelpunkt.

    Dennoch hat die spätere Rezeptionsgeschichte den asketischen Typos immerweiter entwickelt, namentlich im Osten. In der Ikonographie wird JohannesProdromos, der als “Bote / Angelos” Flügel trägt, vorzugsweise halbnackt undverwildert, mit langem Haar und zerzaustem Bart dargestellt (Sdrakas). Soschildern ihn auch die Zusätze im slavischen Bellum des Josephus: Wie einwildes Tier sei er aus dem Wald gekommen, mit Rinderfellen bekleidet undbehaart. Hier haben die entsprechenden Textsignale mittlerweile ein Eigenlebengewonnen, das sich vor allem einem neuen kulturellen Umfeld verdankt.

    4.4. Zeuge4.4. Zeuge

    Der Evangelist Johannes lässt den Täufer selbst alle messianischen undprophetischen Erwartungen gegenüber seiner Person strikt zurückweisen ( Joh1,21.25). Was bei dieser negativen Selbstprädikation bleibt, ist allein die Rolledes “μάρτυς / mártys - → Zeugen”. Auf diesen Begri ist alles ausgerichtet:Johannes kam, um Zeugnis über das “Licht” (Joh 1,7-8) bzw. über den “Logos”(Joh 1,15) abzulegen; gegenüber den Priestern und Leviten aus Jerusalembezeugt er seine Identität als “Stimme eines Rufers in der Wüste” (Joh 1,19-23);er bezeugt Jesus als den “Sohn Gottes” (Joh 1,32-34); schließlich bezeugt er -auch ohne den Gebrauch dieses Terminus - Jesus als “Gottes Lamm, das dieSünden der Welt trägt” (Joh 1,29.36). Seine Aufgabe erschöpft sich darin, Jesus zuerkennen, offenbar zu machen und immer wieder auf ihn hinzuweisen.

    Dieser Typos des Zeugen bedeutet einebewusste Zurücknahme, die dem Täufer auchganz unmissverständlich in den Mund gelegtwird: “Er muss wachsen, ich aber mussabnehmen ( Joh 3,30).” Die Autorität desTäufers soll nicht in Konkurrenz zu derjenigenJesu treten. Seine Schüler sollen sich nicht anihm, sondern an dem “Lamm Gottes”orientieren (Joh 1,35-37). Als “Zeuge” aber wirdder Täufer damit zu einem Bindegliedzwischen den Glaubenszeugen des altenBundes (Hebr 12,1) und den Zeugen desEvangeliums (Lk 24,48; Joh 15,27; Apg 1,8 u.ö.).Eine solche Auszeichnung ist durchaus nicht

    WiBiLex | Johannes der Täufer 13

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  • gering zu achten. Ihr Wesen besteht lediglich in der klaren und ausschließlichenZuordnung zu Christus.

    Josephus zeichnet den Täufer pointiert als einen Lehrer. Seine Predigt zielt aufein “gerechtes Leben”; seine Hörerschaft will er dazu anhalten, “nachVollkommenheit zu streben”; er ermahnt dazu, “Gerechtigkeit gegeneinanderund Frömmigkeit gegenüber Gott zu üben”; die Taufe aber verliert ihrensühnenden Charakter, weil die Seele “dann ja durch ein gerechtes Leben schonvorher entsündigt” sei (Josephus, Ant XVIII 177 / 5,2). Spürbar ist Josephusbestrebt, seinem römischen Publikum die schro e Gestalt desWüstenpropheten als die eines Weisheitslehrers zu präsentieren, der es gut mitden wandernden Sophisten der hellenistisch-römischen Welt aufnehmenkönnte.

    Interessanterweise lässt auch Lukas eine ähnliche Tendenz erkennen -wenngleich aus ganz anderen Gründen. Über Markus und Matthäus hinaus fügter jenem Block vom ersten Auftreten des Täufers ( Lk 3,1-22) noch diesogenannte “Standespredigt” ein (Lk 3,10-14), in der drei Adressatengruppenbesonders angesprochen werden: die Wohlhabenden, die Steuerpächter unddie Soldaten. Ihnen wird sozialgerechtes Handeln in Form konkreterVerhaltensweisen anempfohlen. Das aber setzt die Erwartung eines längerenZeitraumes voraus. Jedenfalls rückt das Gericht damit in größere Ferne. DerTäufer stößt nicht nur eine Drohung aus, die zu Umkehr und Taufe motiviert,sondern rät zu nachhaltiger Lebensgestaltung. Er tritt als Typos einesWeisheitslehrers in den Blick, der auch positiv etwas zu sagen hat. Die Tatsache,dass er einen Schülerkreis um sich versammelt (s. unten 7.) zeichnet ihn alseinen Lehrer aus, wenngleich natürlich auch Propheten Schüler haben können(vgl. z. B. 1Kön 19,19-21; 2Kön 2 u.ö.).

    Am deutlichsten wird Lukas dann zum Schluss dieser groß angelegtenTäuferrede: “Mit diesen und vielen anderen Worten mahnend frohbotschaftete(εὐηγγελίζετο, euēngelízeto) Johannes dem Volk (Lk 3,18).” Mit seinersozialkritischen Predigt verkündigt der Täufer bereits “Evangelium”! DieEvangeliumsverkündigung wird den Schülern Jesu indessen erst im Zuge derAussendung (Lk 9,2.6 / 10,9.11) aufgetragen und fungiert als ein Kennzeichender → Nachfolge. Der Täufer vollzieht diese Verkündigung schon, bevor nochJesus selbst mit dem Evangelium aufgetreten ist (Lk 4,18). Er wird damit vomVorläufer zu einem vorgezogenen Nachfolger. Vor allem aber bindet er dieGerichtspredigt in eine große Rede ein, die den Akzent deutlich von derprophetischen Drohung hin zur weisheitlichen Lehre und Ermahnungverschiebt.

    WiBiLex | Johannes der Täufer14

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  • Abb. 8 Johannes der Täufer,Auguste Rodin 1878.

    5. Botschaft5. Botschaft

    Die Botschaft des Täufers ist die erste inhaltlichreferierte Verkündigung, die in den Evangelienmitgeteilt wird. Sie fällt freilich zwischen denSynoptikern und Johannes unterschiedlich aus.

    Bei den Synoptikern stellt sich die Täuferredeals ein Text dar, der in mehreren Schichtengewachsen ist und der bei Lukas als eine“Schlüsselrede” schließlich den größtenUmfang erreicht.

    Tabelle zur Struktur der Täuferrede

    Der älteste Teil liegt in derMessiasankündigung vor. Johannes weist vonsich weg auf den Kommenden und Stärkeren,der statt mit Wasser mit Feuer und Geisttaufen werde. Die Umkehrpredigt stellt dasGericht in einem drastischen Bild vor Augen:Für die geforderte Umkehr, vor allem aber für “Früchte, würdig der Umkehr”,bleibt kaum noch Zeit. Schon nimmt die Axt an der aufgegrabenen Wurzel Maß,um auszuholen und zuzuschlagen. Die Chance zur Umkehr reduziert sich aufdiesen kurzen, atemlosen Moment. Dem korrespondiert die abschließendeGerichtsperspektive: Der Kommende wird Spreu und Weizen voneinandertrennen und die Spreu verbrennen. Allein die Standespredigt bei Lukas löstdiese Spannung wieder auf und konkretisiert, wie “Früchte, würdig der Umkehr”aussehen sollen. Als Substruktur aber bleibt die bedrängende Androhung desunmittelbar bevorstehenden Gerichts bestehen.

    Au ällig ist, dass Matthäus den Täufer noch vor Beginn seiner Rede mit denprogrammatischen Worten zitiert: “Kehrt um! Denn nahegekommen ist dieKönigsherrschaft der Himmel ( Mt 3,2)!” Das entspricht exakt jenen Worten, mitdenen wenig später Jesus erstmals in Erscheinung treten wird (Mt 4,17; vgl.etwas volltönender Mk 1,15); ganz gleichlautend führen beide auch dasGerichtswort von dem unfruchtbaren Baum im Munde (Mt 3,10 / Mt 7,19).Matthäus macht durch diese strenge Parallelität deutlich: Der Täufer und Jesusziehen sachlich an einem Strang. Ihre Botschaft stimmt vor allem darin überein,dass sie die nahe Gottesherrschaft ankündigen und zur Umkehr rufen.

    WiBiLex | Johannes der Täufer 15

    file:////tmp/WILNT_Tab_TaeuferJohannes.htmhttp://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+3%2C2http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+4%2C17http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mk+1%2C15http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+3%2C10http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+7%2C19

  • Der Unterschied zwischen Johannes und Jesus liegt jedoch in der Perspektiveund betrifft vor allem ihre Rede vom Gericht.

    Tabelle zu den Unterschieden zwischen Johannes und Jesus

    Indem sich Jesus der Johannestaufe unterzieht, stimmt er der Botschaft desJohannes grundsätzlich zu. Allerdings emanzipiert er sich schon bald von seinemLehrer und setzt eigene Akzente.

    6. Taufe Jesu6. Taufe Jesu

    Die kurze Episode von der Taufe Jesu ( Mk 1,9-11 / Mt 3,13-17 / Lk 3,21-22)erweist sich als ein ausgesprochen komplexer Textabschnitt. Einem kurzenBericht, der lediglich das Faktum mitteilt, schließt sich die Beschreibung einerGotteso enbarung an, in der die Deutung des Faktums erfolgt. Dabei lässt sicheine zunehmende Marginalisierung des Berichtes bei gleichzeitiger Aufwertungseiner Deutung beobachten.

    Die Initiative geht von Jesus aus. Wie die Scharen auch, kommt er zu Johannesan den Jordan und lässt sich taufen. An dieser Stelle empfindet Matthäus bereitsdas theologische Problem und schaltet einen kleinen Dialog ein ( Mt 3,14-15).Johannes weist den Täu ing zurück mit den Worten: “Ich habe es nötig, von dirgetauft zu werden, und du kommst zu mir?” Jesus aber bringt mit seiner Antwortdas für Matthäus so wichtige Stichwort → Gerechtigkeit ins Spiel: “Lass esgeschehen. Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen.” Daraufhinwird der Vollzug kurz und knapp notiert. Lukas nimmt das Geschehen amweitesten zurück: Der Taufakt reduziert sich auf einen Relativsatz, und JesuTaufe wird unter die Taufe des ganzen Volkes subsumiert. Entscheidend ist,dass Jesus bei der Taufe wiederum als Beter auftritt.

    Die Deutung hat eine dreifache Dimension: Der Himmel ö net sich, der Geisterscheint in Gestalt einer Taube, und die Stimme Gottes erklingt, um denTäu ing nun als “Sohn” anzusprechen (Mk / Lk) bzw. zu proklamieren (Mt). Dergeö nete Himmel signalisiert: Gott kommt seinem Volk nahe. DieGeistverleihung scheint kein genereller Zug der Johannestaufe, sondern nur einbesonderes Geschehen an diesem einen Täufling zu sein. Ihre Sichtbarkeit (“wie”eine Taube) dient o ensichtlich der Kennzeichnung Jesu, um ihn aus der Mengeder anderen Täu inge herauszuheben. Die Gottesstimme schließlich, in der Ps2,7 anklingt und die der Gottesstimme in der Verklärungsszene korrespondiert(Mk 9,7 / Mt 17,5 / Lk 9,35), dient der christologischen Pro lierung desprominenten Täuflings.

    WiBiLex | Johannes der Täufer16

    file:////tmp/WILNT_Tab_TaeuferJohannes2b.htmhttp://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mk+1%2C9-11http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+3%2C13-17http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+3%2C21-22http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+3%2C14-15https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/48907http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Ps+2%2C7http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mk+9%2C7http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+17%2C5http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+9%2C35

  • Abb. 9 Taufe Jesu, Zypern 16. Jh.

    Mit diesem Taufakt wird die Beziehungzwischen Jesus und Johannes im Sinne einesLehrer-Schüler-Verhältnisses etabliert. Amstärksten steuert Matthäus durch deneingefügten Dialog einer solchen Konstellationentgegen. Ansonsten aber ist damit dieAufgabe gestellt, diese Umkehrung derRangordnung geradezurücken und neu zubegründen.

    Ganz anders thematisiert der EvangelistJohannes die Taufe Jesu. Statt eines Berichteslässt er den Täufer nur darauf zurückblicken (

    Joh 1,32-34): Das Herabsteigen des Geistes war das verabredete Zeichen, andem der Täufer aus der Menge der Täu inge den einen als den Sohn Gotteserkennen sollte. Seine Tauftätigkeit gleicht damit im Ganzen einerRasterfahndung mit dem einzigen Zweck, diesen Einen herauszu nden und zubezeugen. Damit hat der Täufer seine Schuldigkeit getan und kann seine Schülerin die Nachfolge Jesu entlassen (Joh 1,35-37).

    7. Schülerkreis7. Schülerkreis

    O ensichtlich kommt es auch bei Johannes zur Sammlung eines Schülerkreises(Backhaus), obwohl seine hochgespannte Gerichtsnaherwartung eigentlichkeine längerfristigen Planungen gestattet. Das lässt sich an den folgendenAussagen belegen:

    Fastenfrage: Mk 2,18-20 / Mt 9,14-15 / Lk 5,33-35 - die Schüler desJohannes fastenTäuferanfrage: Lk 7,18-23 / Mt 11,2-6 - Johannes schickt seine Schüler zuJesusGebetsbelehrung: Lk 11,1 - Johannes lehrt seine Schüler betenTod des Johannes: Mk 6,29 / Mt 14,12 - seine Schüler bergen und bestattenden LeichnamNachfolgeerzählung: Joh 1,35-37 - zwei Schüler des Johannes wechseln zuJesus überTheologische Kon ikte: Joh 3,25 - Streit zwischen den Schülern desJohannes und einem Juden über die ReinigungApollos in Ephesus: Apg 18,24-28 - der Christ Apollos kennt nur dieJohannestaufe - ist er deshalb auch ein Johannesschüler?

    WiBiLex | Johannes der Täufer 17

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  • “Johannesschüler” in Ephesus: Apg 19,1-7 - Zwölf Jünger kennen nur dieJohannestaufe und werden von Paulus auf den Namen des Kyrios Jesusgetauft

    Aus diesen Belegen tritt das Bild eines Anhängerkreises hervor, der am ehestennach Art einer Prophetenschule zu verstehen ist (Backhaus). Einekklesiologisches Selbstverständnis lässt sich nicht erkennen. Die Schülerschließen sich der Botschaft ihres Lehrers an und entwickeln eine eigenständigeGebets- und Fastenpraxis. Der Kreis überdauert o ensichtlich auch den Todseines Lehrers, löst sich aber schon bald danach auf. In welcher BeziehungApollos oder die “Johannesjünger” in Ephesus zu dem Schülerkreis des Täufersstehen, bleibt weitgehend offen.

    Immer wieder ist vermutet worden, dass auch Jesus ein Schüler im Täuferkreisgewesen sei. Die theologische und charismatische Eigenständigkeit Jesu sprichtjedoch eher gegen eine allzu enge Verbindung. Allein die frühe Christenheitsteht in Kontinuität zur Täuferbewegung - durch personale Beziehungen, vorallem aber durch die Übernahme und Aktualisierung der Taufpraxis.

    8. Beziehung zu Jesus8. Beziehung zu Jesus

    Jede Auseinandersetzung mit der Täufer gur steht vor dem Grundproblem,seine Beziehung zu Jesus deuten zu müssen. Dafür lassen sich im NeuenTestament etwa vier verschiedene Modelle erkennen:

    Vorläufermodell:Vorläufermodell: Das dominierende Modell geht davon aus, dass der Täufer alsVorläufer fungiert (Walter). Seine Aufgabe bleibt darauf beschränkt, dasKommen des Messias vorzubereiten. Dieses Modell ist bereits durch die Figurdes Elia in Maleachi 3 vorgegeben. Der “Anfang des Evangeliums” (Mk 1,1) stelltdiesen Zusammenhang durch eine Zitatenkombination und deren Bezug aufdas Auftreten des Täufers eindeutig her (Mk 1,2-3+4 / Mt 3,1-2+3 / Lk 3,1-3+4-6).Allerdings gibt es keinen Hinweis darauf, dass Elia bereits im frühen Judentumeiner Messiaserwartung zugeordnet würde - stets geht er dem endzeitlichenKommen Gottes selbst voraus. In genau diesem Sinne sind auch dieVerheißungen über dem Kind Johannes formuliert (Lk 1,17.76). Dass der Täuferwie Elia vorhergesandt ist, wird dann ausdrücklich noch einmal in derMessiasankündigung (Mk 1,7-8 / Mt 3,11 / Lk 3,15-16) gesagt: der “Stärkere”kommt nach ihm und vollendet, was er nur ankündigt.

    Stufenmodell:Stufenmodell: Eng damit verbunden ist ein Deutungsmodell, das den Täufer nurden ersten, Jesus dann aber den zweiten Schritt in der Verkündigung der nahen

    WiBiLex | Johannes der Täufer18

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  • Gottesherrschaft vollziehen lässt. Schon die lukanischen Geburtsgeschichten, indenen die beiden besonderen Kinder Johannes und Jesus eng miteinanderverbunden und Teil eines gemeinsamen Geschehens sind, lassen das Kind Jesusimmer einen Schritt weiter gehen: Seine Geburtsankündigung bleibt vonkritischen Rückfragen frei, seine Empfängnis erfolgt aus dem heiligen Geist,seine Geburtsumstände erfolgen auf wundersame Weise. Dieser Zug setzt sichfort: Johannes tauft nur mit “Wasser”, der Stärkere nach ihm aber mit “heiligemGeist” (Mk 1,8 / Joh 1,33) bzw. mit “heiligem Geist und Feuer” (Mt 3,11 / Lk 3,16);Johannes kündigt das Gericht nur an, der nach ihm Kommende aber wird esvollziehen (Lk 3,17 / Mt 3,12); der Täufer lehrt seine Schüler beten, Jesus aberlehrt sie das “Vaterunser” (Lk 11,1); ihrer beider Verkündigung gilt schon dem“Evangelium” (Lk 3,18; Mt 3,2 / 4,17), doch erst bei Jesus und seinen Schülernwird die Verbindung von “Evangelium verkündigen” und “heilen” konstitutiv;beide erleiden schließlich ein gewaltsames Ende, doch nur der → Tod Jesu hatden Charakter eines e ektiven Sterbens “für” andere (Mk 14,24 / Mt 26,28 / Lk22,19.20).

    Rangordnungsmodell:Rangordnungsmodell: Entgegen der Maxime, dass der Schüler nicht über demLehrer steht (Lk 6,40 / Mt 10,24), wird Jesus gegenüber seinem Lehrer Johannesimmer wieder als der Größere bzw. Bedeutendere bezeichnet. Gleich einleitendlegen die Evangelisten dem Täufer eine Selbstminderung in den Mund, nach derer nicht einmal wert sei, dem nach ihm Kommenden die Schuhriemen zu lösen(Mk 1,7 / Mt 3,11 / Lk 3,16 / Joh 1,27). Der Evangelist Johannes spricht ihm sogardie Rolle des Vorläufers ab und verkürzt die bekannte Zitatenkombination aufJes 40,3 - was bleibt, ist die “Stimme eines Rufers in der Wüste” (Joh 1,23); alsZeuge weist der Täufer lediglich auf das Licht, den → Logos, den Sohn Gottesoder das Lamm hin. Dezidiert lässt der Evangelist Johannes den Täufer sagen:“Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen (Joh 3,30).” Das Zeugnis Jesu istgrößer als das des Johannes (Joh 5,36). Und auch, wenn dessen Zeugnis fraglosals “wahr” gilt, so hat der Täufer doch keine “Zeichen” getan (Joh 10,41). DieseRangordnung, die das Lehrer-Schüler-Verhältnis umkehrt, verdankt sich spürbarschon einer christologischen Perspektive.

    Grenzwächtermodell:Grenzwächtermodell: Da, wo die Evangelisten in geschichtlichenZusammenhängen denken, erscheint Johannes als Figur einer Übergangszeit.Während mit Jesus die Zeitenwende schon vollzogen ist, die Heilszeit schonbeginnt, der neue Äon schon anbricht, gehört der Täufer noch beiden Epochenan. Pointiert hat man ihn deshalb als einen “Grenzwächter der Äonen”bezeichnet (Bornkamm, 46). Die “Tage des Johannes” (Mt 11,12) markieren eineUmbruchsphase: “Keiner ist größer unter den von Frauen Geborenen als

    WiBiLex | Johannes der Täufer 19

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  • Johannes, aber der Kleinste in der Gottesherrschaft ist größer als er (Lk 7,28 / Mt11,11).” Auch der “Stürmerspruch” folgt diesem Modell: “Das Gesetz und diePropheten reichen bis Johannes. Von da an wird die Gottesherrschaftgefrohbotschaftet…” (Lk 16,16; vgl. auch Mt 11,12-13). Johannes bündelt inseiner Person das Erbe von Gesetz und Propheten - und hat gleichzeitig schonvorausgreifend an der Evangeliumsverkündigung teil (Lk 3,18; Mt 3,1). Doch erbleibt auf jener Schwelle stehen, die erst Jesus Christus überschreitet.

    Die Figur des Täufers Johannes ist so angelegt, dass sie der Figur → Jesu vonNazareth korrespondiert. Sie wird zum wichtigsten Bezugspunkt einer Reihe vonchristologischen Aussagen und stellt die Einzigartigkeit Jesu auf der Erzählebeneim Rahmen eines Beziehungsgeschehens dar.

    9. Deutung in den Evangelien9. Deutung in den Evangelien

    true

    Die Evangelisten setzen in der Darstellung des Täufers jeweils eigene Akzente.Das liegt vor allem an dem Textbestand, den sie aufnehmen.

    Tabelle: Textbestand der Evangelisten

    Ihren jeweiligen Textbestand pro lieren die Evangelisten zudem nach ihrenübergeordneten theologischen Interessen:

    LogienquelleLogienquelle - der Täufer als schroffer Gerichtsprophet

    MarkusMarkus - der Täufer als Vorläufer des Messias

    MatthäusMatthäus - der Täufer als Schüler in Sachen Gerechtigkeit

    LukasLukas - der Täufer als vorauseilender Nachfolger

    JohannesJohannes - der Täufer als Zeuge des Lammes

    Matthäus hat den Aspekt der Sündenvergebung bei der Kennzeichnung derJohannestaufe ausgelassen ( Mt 3,2 - gegen Mk 1,4 / Lk 3,3) und statt dessen beiden Abendmahlsworten hinzugefügt (Mt 26,28). Bei Lukas fällt im Besonderenauf, dass er die Geburtsgeschichten der Kinder Johannes und Jesus miteinanderverknüpft und auch dabei schon in der zeitlichen Folge das Vorläufermodellandeutet. Das Erscheinungsbild des “Wilden Mannes” hingegen sowie dasgewaltsame Ende des Täufers lässt er aus. Der Evangelist Johannes wiederumentwirft die Figur des Täufers noch einmal völlig neu. Er nimmt ihm die Rolle

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    http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+7%2C28http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+11%2C11http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+16%2C16http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+11%2C12-13http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+3%2C18http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+3%2C1https://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/51867file:////tmp/WILNT_Tab_TaeuferJohannes3.htmhttp://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+3%2C2http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mk+1%2C4http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Lk+3%2C3http://www.bibelwissenschaft.de/bibelstelle/Mt+26%2C28

  • einer eigenständigen prophetischen Gestalt und legt ihn ausschließlich auf dieZeugenfunktion fest.

    In dieser Palette an Täufer-Bildern macht sich bereits eine Deutungso enheitbemerkbar, die von der späteren kirchlichen Auslegungstradition dankbaraufgenommen und weiter entfaltet wird.

    Angaben zu Autor / Autorin finden Sie hier

    WiBiLex | Johannes der Täufer 21

    http://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/die-autoreninnen/

  • Empfohlene ZitierweiseEmpfohlene ZitierweiseBöttrich, Christfried, Art. Johannes der Täufer, in: Das WissenschaftlicheBibellexikon im Internet (www.wibilex.de), 2013

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    AbbildungsverzeichnisAbbildungsverzeichnisAbb. 1 Johannes der Täufer, Salzburg 15. Jh. Foto D. Wolf 2013Abb. 2 Madaba-Karte 6. Jh., Taufstellen. Foto M. Disdero 2009Abb. 3 Salome, Pierre Bonnaud (1865-1930). Wikimedia Commons, gemeinfrei.

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    reference:

  • Abb. 4 Machärus. Foto C. Böttrich 2013Abb. 5 Johannes Prodromos, Sinai 14. Jh. Wikimedia Commons, gemeinfrei.Abb. 6 Johannes Angelos, Moskau 1620.Abb. 7 Johannes der Täufer, Matthias Grünewald (1512-1516). Lizenz: gemeinfreiAbb. 8 Johannes der Täufer, Auguste Rodin 1878. Foto: Böttrich.Abb. 9 Taufe Jesu, Zypern 16. Jh. Wikimedia Commons, gemeinfrei.

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  • ImpressumImpressum

    Herausgeber:

    Alttestamentlicher TeilProf. Dr. Michaela BauksProf. Dr. Klaus Koenen

    Neutestamentlicher TeilProf. Dr. Stefan Alkier

    „WiBiLex“ ist ein Projekt der Deutschen Bibelgesellschaft

    Deutsche BibelgesellschaftBalinger Straße 31 A70567 StuttgartDeutschland

    www.bibelwissenschaft.de

    WiBiLex | Johannes der Täufer26

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    1. Bedeutung2. Quellen3. Biographische Bausteine3.1. Herkunft3.2. Erscheinungsbild3.3. Wirkungsstätte3.4. Tätigkeit3.5. Hinrichtung

    4. Typos4.1. Prophet4.2. Nasiräer4.3. Asket4.4. Zeuge

    5. Botschaft6. Taufe Jesu7. Schülerkreis8. Beziehung zu Jesus9. Deutung in den EvangelienEmpfohlene ZitierweiseLiteraturverzeichnisAbbildungsverzeichnis