kaiser:„deralltagisteingekehrt“docshare02.docshare.tips/files/958/9581876.pdfzurperson...

7
Zur Person BERND KAISER (49), verheiratet, zwei Kinder, ist seit 1992 Presse- sprecher der MT Melsungen. Seit 1996 moderiert der Diplom- Ökonom und Inhaber einer Mar- keting-Agentur Länderspiele (u.a. WM-Finale 2007) und die DHB-Pokalendrunde. Als Hand- baller spielte er in der Oberliga beim TuSpo Niedervellmar, TV Hersfeld und der TSG Nieder- zwehren, kehrte dann zu seinem Heimatverein HSG Lohfelden/ Vollmarshausen zurück, wo er auch jetzt noch aktiv ist. 4 Olympische Spiele ........ aktuell ........ erschienen ........ geplant Das Jahr geht ĉu Ende. Auch im Sport. Wir ăerfen einen Blick ĉurück auf die ăichtigs- ten Ereignisse. Und führen daĉu ĉahlreiche Gespräche. Heute geht es los mit Handball und der MT Melsungen. Jahresgespräche 2008 im Sport RÜCKBLICK-SERIE 6 Rückblick regional 3 KSV Hessen Kassel 1 MT Melsungen 7 Das Sportjahr 2008 2 Die Fußball-EM 5 Kassel Huskies KAISER: Beim MT-Team 2ċċ7/ 2ċċ8 lagen die Prioritäten ein- deutig im Angriff, mit dem auch eine schăächere Ab- ăehrleistung kompensiert ăerden konnte. So eine Tor- flut ăar ăunderschön anĉuse- hen, hatte aber auch seine Kehrseite in Form einer Ver- nachlässigung der Abăehrar- beit. Summa summarum kam am Ende aber mit dem ĉehn- ten Rang die bisher beste Bun- desliga-Platĉierung heraus. „Für den Weg nach Europa haben wir noch etwas Zeit.“ BERND KAISER Danach sahen einige wie Spielmacher Vladica Stojano- vic die Melsunger schon auf dem Weg nach Europa. War das nach der Erfahrung der fast be- endeten Hinrunde der laufen- den Saison zu hoch gegriffen? KAISER: Wenn es eine Phase gibt, in der es gut läuft, kostet das jeder, der daran beteiligt macht. Und mit ăelcher Be- harrlichkeit und Geduld er Ăersucht, sich in der Bundesli- ga durchĉusetĉen. Gerade an der Geduld hat es in der Ver- gangenheit bei einigen Ăiel Ăersprechenden Talenten ge- mangelt. Wie fällt Ihre MT-Bilanz 2008, erste Jahreshälfte, aus? KAISER: Ausnahmslos posi- tiĂ. Auch ăenn der Umĉug Ăon Rotenburg nach Kassel im Deĉember 2ċċ7 etăas abrupt passierte, so hat er doch ge- ĉeigt, dass es keinen besseren Moment hätte geben können. Zu den ersten acht Heimspie- len in der Rothenbach-Halle kamen im Schnitt fast 4ċċċ pro Spiel. Das ăar für uns sen- sationell und hat auch die Mannschaft ĉusätĉlich moti- Ăiert. 1087 erzielte Tore, die viert- meisten der Liga, standen 1175 Gegentreffer und damit eben- falls ein Spitzenwert gegen- über. War das der Preis, den die Mannschaft für ihren kompro- misslosen Tempohandball be- zahlen musste? V ON R ALF O HM MELSUNGEN/KASSEL. Presse- sprecher, Moderator, Anima- teur - Bernd Kaiser bringt sich bei der MT Melsungen seit Jah- ren in einer ganĉ besonderen Weise ein. Sein Einsatĉ lohnte sich, denn in 2ċċ8 feierte der heimische Handball-Bundesli- gist mit dem ĉehnten Platĉ in der stärksten Liga der Welt sei- nen bisher größten Erfolg. Als positiĂ beăertet der ehemali- ge Oberliga-Spieler auch den Umĉug Ăon Rotenburg nach Kassel, obăohl sein Club ăie die meisten Erstligisten in der laufenden Spielĉeit noch här- ter um jeden Zuschauer kämp- fen muss. Wie viele Sprachen muss der Pressesprecher eines multikul- turellen Handball-Bundesligis- ten beherrschen? BERND KAISER: Englisch reicht und ist auch für Presse- anfragen aus dem Ausland nütĉlich. Zum Glück haben unsere ausländischen Spieler die deutsche Sprache eher drauf als ich ihre jeăeilige Landessprache. Zudem ist die Amtssprache bei der MT Deutsch. Können Sie noch ein paar Brocken Tschechisch? Immer- hin hat die MT Spielern wie Hazl und Hruby den Aufstieg zu verdanken. Sich von ihnen zu trennen, muss auch Ihnen nicht ganz leicht gefallen sein. KAISER: Beide sprechen gut deutsch. Und sind als Publi- kumslieblinge ein herĂorra- gendes Beispiel dafür, dass es für die Fans keine Frage der Nationalität ist, sich mit Spie- lern ĉu identifiĉieren. Das ist allein Ăon deren Verhalten auf und außerhalb des Feldes ab- hängig. Natürlich tat mir der Abschied Ăon ihnen leid, doch im Profisport ist das ein ganĉ normaler Vorgang. Die MT hat sich mit Treutler, Ehlers, Schomburg und Herold auch vier deutschen Talenten angenommen. Kann einer von ihnen Stammspieler werden? KAISER: Jeder Ăon ihnen kann Stammspieler ăerden. Entscheidend ist nur, ăas er aus seinen Möglichkeiten Kaiser: „Der Alltag ist eingekehrt“ MT-Bilanz: Zehnter Platz in der Handball-Bundesliga und gelungener Umzug in die Rothenbach-Halle ist, aus. Zu Recht. Der MT fehlt aber noch die Konstanĉ, um sich über einen längeren Zeit- raum auf einem hohen NiĂeau ĉu behaupten. Die Mannschaf- ten, die sich für die internatio- nalen Wettbeăerbe qualifi- ĉierten, mussten in den meis- ten Fällen einen langen An- lauf nehmen. Die MT hat jetĉt gerade mal drei Jahre in dieser höchsten Spielklasse absol- Ăiert und demnach noch et- ăas Zeit, den Weg nach Euro- pa ĉu finden. Die Mannschaft brauchte in der aktuellen Spielzeit einige Zeit, um auf Touren zu kom- men. Sind Sie da zwischen- durch auch schon mal unruhig geworden? KAISER: Angesichts eines ganĉ harten Auftaktpro- gramms hatte ich relatiĂ nied- rige Erăartungen, die sich dann auch mit Ausnahme der Niederlage im Balingen-Spiel erfüllt haben. Nämlich, dass es gegen die Top-Teams der Liga ganĉ, ganĉ schăer ăerden ăürde. Insofern hat sich in dieser Phase bei mir auch kei- ne Unruhe eingestellt. Und was ist jetzt bis zum Sai- sonende noch drin? KAISER: Der elfte Platĉ ăäre ein schöner Erfolg nach den personellen Veränderungen gegenüber der letĉten Saison. Savas Karipidis, Zweiter der Torschützenliste der Saison 2007/2008, verkörpert den Tempohandball der MT wohl am besten. Was zeichnet ihn aus? KAISER: Seine Leidenschaft und seine Begeisterungsfähig- keit. Wenn er auf dem Feld ist, brennt er jede Sekunde des Spiels. Hinĉu kommt seine technische Fähigkeit, mit dem Ball aus dem Handgelenk he- raus schier unglaubliche Wür- fe ĉu realisieren. Wir hoffen, dass er noch möglichst lange der MT treu bleibt. Der Zuschauer als unbe- kanntes, unberechenbares We- sen. Erst rannte er Ihnen nach dem Wechsel von Rotenburg nach Kassel die Rothenbach- Halle ein, dann ließ der Besuch signifikant nach. Warum? KAISER: Am Anfang ăar der Reiĉ des Neuen in Kassel, ge- paart mit den Ausăirkungen des WM-Erfolgs der deutschen Nationalmannschaft, der idea- le Nährboden für ein großes Zuschauerinteresse. Mit Be- ginn der Saison 2ċċ8/2ċċ9 ist der Alltag eingekehrt, nun müssen die Fans Ăon Spiel ĉu Spiel immer ăieder neu ge- ăonnen ăerden. Und das un- ter erschăerten Rahmenbe- dingungen: Wechselnde An- ăurfĉeiten, kurĉfristige Spiel- Ăerlegungen ăegen TV-Über- tragungen, ăirtschaftliche Re- ĉession. Zudem hat der punk- temäßig schăache Saisonstart etăas gebremst. Inĉăischen läuft es sportlich fast nach Plan, und das bietet gute Mög- lichkeiten, mit starken Leis- tungen Werbung in eigener Sache ĉu betreiben. Als Moderator sind Sie auch für die Stimmung in der Ro- thenbach-Halle zuständig. Wie kriegen Sie immer wieder vor dem Spiel die Welle hin? KAISER: Das Ritual haben ăir bereits ĉu Zăeitliga-Zeiten in Melsungen begonnen, in Ro- tenburg fortgesetĉt und nun auch in Kassel etabliert. Zur Einstimmung thematisiere ich kurĉ ein aktuelles Ereig- nis. Dann Ăersuche ich mög- lichst locker ĉum gleich begin- nenden Spiel überĉuleiten und die Zuschauer ĉu einer La Ola einĉuladen. Das funktio- niert ăohl auch, ăeil es au- thentisch ist. Ich muss meine Begeisterung in dem Moment nicht spielen, sie ist echt. Ein Kämpfertyp am Mikrofon: MT-Pressesprecher Bernd Kaiser stimmt die Zuschauer auf ein Heimspiel in der Rothenbach-Halle ein. Foto: Hahn Der Animateur mal nachdenklich: Bernd Kaiser muss eine MT-Nie- derlage verdauen. Foto: Hahn Saison-Chronik Torjäger Karipidis Der Spektakuläre. Er traf und traf und traf. Insgesamt 230 Mal. Und doch sieben Mal zu wenig, um sich die Torjägerkrone auf- setzen zu können. Die schnapp- te Melsungens Rechtsaußen Savas Karipidis am Ende der Sai- son 2007/2008 der Berliner Kon- rad Wilczynski (237) weg. Was aber nichts daran änderte, dass der Grieche mit seinem Durch- setzungsvermögen und Trick- reichtum längst die MT-Fans ver- zaubert hatte. Und die laufende Torschützenliste anführt - vor Wilczynski (8.). Hrubys Tränen Der Abschied. Als er ging, flos- sen die Tränen. Bei Petr Hruby selbst und bei einigen seiner Fans, die ge- meinsam vier Jahre Melsun- gen Revue pas- sieren ließen. „Eine unheim- lich schöne Zeit“, sagte der Kreisläufer, mit dem der letzte Spieler aus der Aufstiegsmann- schaft von 2005 die Melsunger mit Richtung zum Klassenkame- raden Stralsund verließ. Lemgo abgeblitzt Der Höhepunkt. Das Glanzlicht der Rückrunde der Saison 2007/ 2008 setzte die MT Melsungen gleich im ersten Spiel vor 4200 begeisterten Zuschauern in der ausverkauften Rothenbach-Hal- le. Mit 41:37 brachten die He- din-Schützlinge dem favorisier- ten TBV Lemgo nach dem Hin- spielsieg die zweite Niederlage bei. Damit war der Grundstein für eine Fortsetzung der erfolg- reichen Hinrunde gelegt. Brouko verletzt Der Pechvogel. Seit 2005 ist Ivan Brouko, der weißrussische Nationalspieler aus Zaporozhye, bei der MT. Doch auf seinen Durchbruch musste der Spaßvo- gel der Mannschaft fast bis zur laufenden Saison warten. Da avancierte der 28-jährige Links- außen zu einem echten Leis- tungsträger: als Tempogegen- stoßspezialist und als vorgezo- gener Abwehrspieler. Umso grö- ßer der Schock über seinen Achillessehnenriss im Spiel ge- gen Dormagen, womit die Sai- son für ihn bereits gelaufen ist. Ein kleiner Trost: Die MT verlän- gerte seinen Vertrag bis 2011. Hedin Nationaltrainer Die Berufung. Die Spatzen pfif- fen es von den Dächern, doch Robert Hedin wollte nicht raus damit. Bei der Suche nach einem Nachfolger für Nationaltrainer Gunnar Pettersen ist der norwe- gische Verband ausgerechnet beim Melsunger Coach fündig geworden, der mit der National- mannschaft der Nordländer be- reits einen erfolgreichen Ein- stand in der EM-Qualifikation fei- erte. (ohm) Foto: Hahn/nh Montag, 22. Deĉember 2ċċ8 Sport SPRH2 e-paper für: 6069489

Upload: others

Post on 17-Oct-2020

2 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Kaiser:„DerAlltagisteingekehrt“docshare02.docshare.tips/files/958/9581876.pdfZurPerson BERNDKAISER(49),verheiratet, zweiKinder,istseit1992Presse-sprecherderMTMelsungen.Seit 1996moderiertderDiplom-ÖkonomundInhabereinerMar-

Zur PersonBERND KAISER (49), verheiratet,zwei Kinder, ist seit 1992 Presse-sprecherderMTMelsungen. Seit1996moderiert der Diplom-Ökonom und Inhaber einer Mar-keting-Agentur Länderspiele(u.a. WM-Finale 2007) und dieDHB-Pokalendrunde. Als Hand-baller spielte er in der Oberligabeim TuSpo Niedervellmar, TVHersfeld und der TSG Nieder-zwehren, kehrte dann zu seinemHeimatverein HSG Lohfelden/Vollmarshausen zurück, wo erauch jetzt noch aktiv ist.

4 Olympische Spiele

........ aktuell........ erschienen........ geplant

Das Jahr geht u Ende. Auchim Sport. Wir erfen einenBlick urück auf die ichtigs-ten Ereignisse. Und führenda u ahlreiche Gespräche.Heute geht es los mit Handballund der MT Melsungen.

Jahresgespräche2008 im Sport

RÜCKBLICK-SERIE

6 Rückblick regional

3 KSV Hessen Kassel

1 MTMelsungen

7 Das Sportjahr 2008

2 Die Fußball-EM

5 Kassel Huskies

KAISER: Beim MT-Team 2 7/2 8 lagen die Prioritäten ein-deutig im Angriff, mit demauch eine sch ächere Ab-

ehrleistung kompensierterden konnte. So eine Tor-

flut ar underschön an use-hen, hatte aber auch seineKehrseite in Form einer Ver-nachlässigung der Ab ehrar-beit. Summa summarum kamam Ende aber mit dem ehn-ten Rang die bisher beste Bun-desliga-Plat ierung heraus.

„Für den Weg nachEuropa haben wirnoch etwas Zeit.“

BERND KAISER

Danach sahen einige wieSpielmacher Vladica Stojano-vic die Melsunger schon aufdemWegnach Europa.Wardasnach der Erfahrung der fast be-endeten Hinrunde der laufen-den Saison zu hoch gegriffen?

KAISER: Wenn es eine Phasegibt, in der es gut läuft, kostetdas jeder, der daran beteiligt

macht. Und mit elcher Be-harrlichkeit und Geduld erersucht, sich in der Bundesli-

ga durch uset en. Gerade ander Geduld hat es in der Ver-gangenheit bei einigen ielersprechenden Talenten ge-

mangelt.Wie fällt Ihre MT-Bilanz

2008, erste Jahreshälfte, aus?KAISER: Ausnahmslos posi-

ti . Auch enn der Um ugon Rotenburg nach Kassel im

De ember 2 7 et as abruptpassierte, so hat er doch ge-eigt, dass es keinen besseren

Moment hätte geben können.Zu den ersten acht Heimspie-len in der Rothenbach-Hallekamen im Schnitt fast 4pro Spiel. Das ar für uns sen-sationell und hat auch dieMannschaft usät lich moti-iert.1087 erzielte Tore, die viert-

meisten der Liga, standen 1175Gegentreffer und damit eben-falls ein Spitzenwert gegen-über.War das der Preis, dendieMannschaft für ihren kompro-misslosen Tempohandball be-zahlenmusste?

VON RA L F OHM

MELSUNGEN/KASSEL. Presse-sprecher, Moderator, Anima-teur - Bernd Kaiser bringt sichbei der MT Melsungen seit Jah-ren in einer gan besonderenWeise ein. Sein Einsat lohntesich, denn in 2 8 feierte derheimische Handball-Bundesli-gist mit dem ehnten Plat inder stärksten Liga der Welt sei-nen bisher größten Erfolg. Alspositi be ertet der ehemali-ge Oberliga-Spieler auch denUm ug on Rotenburg nachKassel, ob ohl sein Club iedie meisten Erstligisten in derlaufenden Spiel eit noch här-ter um jeden Zuschauer kämp-fen muss.Wie viele Sprachenmuss der

Pressesprecher eines multikul-turellen Handball-Bundesligis-ten beherrschen?

BERND KAISER: Englischreicht und ist auch für Presse-anfragen aus dem Auslandnüt lich. Zum Glück habenunsere ausländischen Spielerdie deutsche Sprache eherdrauf als ich ihre je eiligeLandessprache. Zudem ist dieAmtssprache bei der MTDeutsch.Können Sie noch ein paar

Brocken Tschechisch? Immer-hin hat die MT Spielern wieHazl undHruby den Aufstieg zuverdanken. Sich von ihnen zutrennen,muss auch Ihnennichtganz leicht gefallen sein.

KAISER: Beide sprechen gutdeutsch. Und sind als Publi-kumslieblinge ein her orra-gendes Beispiel dafür, dass esfür die Fans keine Frage derNationalität ist, sich mit Spie-lern u identifi ieren. Das istallein on deren Verhalten aufund außerhalb des Feldes ab-hängig. Natürlich tat mir derAbschied on ihnen leid, dochim Profisport ist das ein gannormaler Vorgang.Die MT hat sich mit Treutler,

Ehlers, Schomburg und Heroldauch vier deutschen Talentenangenommen. Kann einer vonihnen Stammspieler werden?

KAISER: Jeder on ihnenkann Stammspieler erden.Entscheidend ist nur, as eraus seinen Möglichkeiten

Kaiser: „Der Alltag ist eingekehrt“MT-Bilanz: Zehnter Platz in der Handball-Bundesliga und gelungener Umzug in die Rothenbach-Halle

ist, aus. Zu Recht. Der MT fehltaber noch die Konstan , umsich über einen längeren Zeit-raum auf einem hohen Ni eauu behaupten. Die Mannschaf-

ten, die sich für die internatio-nalen Wettbe erbe qualifi-ierten, mussten in den meis-

ten Fällen einen langen An-lauf nehmen. Die MT hat jet tgerade mal drei Jahre in dieserhöchsten Spielklasse absol-iert und demnach noch et-as Zeit, den Weg nach Euro-

pa u finden.Die Mannschaft brauchte in

der aktuellen Spielzeit einigeZeit, um auf Touren zu kom-men. Sind Sie da zwischen-durch auch schon mal unruhiggeworden?

KAISER: Angesichts einesgan harten Auftaktpro-gramms hatte ich relati nied-rige Er artungen, die sichdann auch mit Ausnahme derNiederlage im Balingen-Spielerfüllt haben. Nämlich, dass esgegen die Top-Teams der Ligagan , gan sch er erden

ürde. Insofern hat sich indieser Phase bei mir auch kei-ne Unruhe eingestellt.Undwas ist jetzt bis zum Sai-

sonende noch drin?KAISER: Der elfte Plat äre

ein schöner Erfolg nach denpersonellen Veränderungengegenüber der let ten Saison.Savas Karipidis, Zweiter der

Torschützenliste der Saison2007/2008, verkörpert denTempohandball der MT wohlam besten. Was zeichnet ihnaus?

KAISER: Seine Leidenschaftund seine Begeisterungsfähig-keit. Wenn er auf dem Feld ist,brennt er jede Sekunde desSpiels. Hin u kommt seinetechnische Fähigkeit, mit demBall aus dem Handgelenk he-raus schier unglaubliche Wür-fe u realisieren. Wir hoffen,dass er noch möglichst langeder MT treu bleibt.Der Zuschauer als unbe-

kanntes, unberechenbaresWe-sen. Erst rannte er Ihnen nachdem Wechsel von Rotenburgnach Kassel die Rothenbach-Halle ein, dann ließ der Besuchsignifikant nach. Warum?

KAISER: Am Anfang ar der

Rei des Neuen in Kassel, ge-paart mit den Aus irkungendes WM-Erfolgs der deutschenNationalmannschaft, der idea-le Nährboden für ein großesZuschauerinteresse. Mit Be-ginn der Saison 2 8/2 9 istder Alltag eingekehrt, nunmüssen die Fans on Spiel uSpiel immer ieder neu ge-

onnen erden. Und das un-ter ersch erten Rahmenbe-dingungen: Wechselnde An-

urf eiten, kur fristige Spiel-erlegungen egen TV-Über-

tragungen, irtschaftliche Re-ession. Zudem hat der punk-

temäßig sch ache Saisonstartet as gebremst. In ischenläuft es sportlich fast nachPlan, und das bietet gute Mög-lichkeiten, mit starken Leis-tungen Werbung in eigenerSache u betreiben.Als Moderator sind Sie auch

für die Stimmung in der Ro-thenbach-Halle zuständig. Wiekriegen Sie immer wieder vordem Spiel dieWelle hin?

KAISER: Das Ritual haben irbereits u Z eitliga-Zeiten inMelsungen begonnen, in Ro-tenburg fortgeset t und nunauch in Kassel etabliert. ZurEinstimmung thematisiereich kur ein aktuelles Ereig-nis. Dann ersuche ich mög-lichst locker um gleich begin-nenden Spiel über uleitenund die Zuschauer u einer LaOla ein uladen. Das funktio-niert ohl auch, eil es au-thentisch ist. Ich muss meineBegeisterung in dem Momentnicht spielen, sie ist echt.

Ein Kämpfertyp amMikrofon: MT-Pressesprecher Bernd Kaiser stimmt die Zuschauer auf ein Heimspiel in der Rothenbach-Halle ein. Foto: Hahn

Der Animateurmal nachdenklich: Bernd Kaisermuss eineMT-Nie-derlage verdauen. Foto: Hahn

Saison-ChronikTorjäger KaripidisDer Spektakuläre. Er traf undtraf und traf. Insgesamt 230Mal.Und doch sieben Mal zu wenig,um sich die Torjägerkrone auf-setzen zu können. Die schnapp-te Melsungens RechtsaußenSavas Karipidis am Ende der Sai-son 2007/2008der Berliner Kon-radWilczynski (237) weg. Wasaber nichts daran änderte, dassder Grieche mit seinem Durch-setzungsvermögen und Trick-reichtum längst dieMT-Fans ver-zaubert hatte. Und die laufendeTorschützenliste anführt - vorWilczynski (8.).

Hrubys TränenDer Abschied. Als er ging, flos-sen die Tränen. Bei Petr Hrubyselbst und bei einigen seiner

Fans, die ge-meinsam vierJahre Melsun-gen Revue pas-sieren ließen.„Eine unheim-lich schöneZeit“, sagte der

Kreisläufer, mit dem der letzteSpieler aus der Aufstiegsmann-schaft von 2005 die Melsungermit Richtung zum Klassenkame-raden Stralsund verließ.

Lemgo abgeblitztDer Höhepunkt. Das Glanzlichtder Rückrunde der Saison 2007/2008 setzte die MTMelsungengleich im ersten Spiel vor 4200begeisterten Zuschauern in derausverkauften Rothenbach-Hal-le. Mit 41:37 brachten die He-din-Schützlinge dem favorisier-ten TBV Lemgo nach demHin-spielsieg die zweite Niederlagebei. Damit war der Grundsteinfür eine Fortsetzung der erfolg-reichen Hinrunde gelegt.

Brouko verletztDer Pechvogel. Seit 2005 istIvan Brouko, der weißrussischeNationalspieler aus Zaporozhye,bei der MT. Doch auf seinenDurchbruchmusste der Spaßvo-gel der Mannschaft fast bis zurlaufenden Saison warten. Daavancierte der 28-jährige Links-außen zu einem echten Leis-tungsträger: als Tempogegen-stoßspezialist und als vorgezo-gener Abwehrspieler. Umso grö-ßer der Schock über seinenAchillessehnenriss im Spiel ge-gen Dormagen, womit die Sai-son für ihn bereits gelaufen ist.Ein kleiner Trost: Die MT verlän-gerte seinen Vertrag bis 2011.

Hedin NationaltrainerDie Berufung. Die Spatzen pfif-fen es von den Dächern, dochRobert Hedin wollte nicht rausdamit. Bei der SuchenacheinemNachfolger für NationaltrainerGunnar Pettersen ist der norwe-gische Verband ausgerechnetbeimMelsunger Coach fündiggeworden, der mit der National-mannschaft der Nordländer be-reits einen erfolgreichen Ein-stand in der EM-Qualifikation fei-erte. (ohm) Foto: Hahn/nh

Montag, 22. De ember 2 8 SportSPRH2

e-paper für: 6069489

Page 2: Kaiser:„DerAlltagisteingekehrt“docshare02.docshare.tips/files/958/9581876.pdfZurPerson BERNDKAISER(49),verheiratet, zweiKinder,istseit1992Presse-sprecherderMTMelsungen.Seit 1996moderiertderDiplom-ÖkonomundInhabereinerMar-

Zur PersonADOLF KATZENMEIERwurde am14. November 1934 in Frankfurtgeboren. Der Physiotherapeutist verheiratet und hat einenSohn. Die deutsche National-mannschaft hat Katzenmeiervon 1974 bis 2008 betreut. Indieser Zeit wurde sie je zweimalWelt- und Europameister.

2 3 E M - T A G E

TAG 1: Die EM beginnt inBasel. Schweiz gegenTschechien. Der Co-Gast-geber spielt gut, verliertaber. Das Spiel und Kapi-tän Alexander Frei. Kreuz-bandriss. Die Schweizweint. Der große EM-Favo-rit heißt seit heute Portu-gal. 2:0 gegen die Türkei.TAG 2: Nach dem 2:0 ge-gen Polen ruft ZDF-Exper-te Jürgen Klopp Deutsch-land als großen Favoritenaus – neben Portugal. Po-dolski trifft zweimal, jubeltaber kaum. Sein Herzschlägt noch ein bisschenfür Polen. Der Co-Gastge-ber Österreich spielt gut,verliert aber. 0:1 gegenKroatien. Durch einen El-fer in der vierten Minute.TAG 3:Holland gewinnt3:0 gegen Italien und giltjetzt als großer Favorit.Ganz Bern ist orange.Frankreich bewirbt sichmit Rumänien nach dem0:0 um den Titel „schlech-testes Spiel der EM“.TAG4:Spanien ist jetztdergroße Favorit: 4:1 gegendie Russen. Die erlebenein doppeltes Donnerwet-ter in Innsbruck. Spielenkeine Rolle mehr, dieseRussen. König Otto startetmit Titelverteidiger Grie-chenland eher defensiv:0:2 gegen Schweden.TAG 5: Co-GastgeberSchweiz spielt gut, verliertaber. Die Türken treffenspät, aber sie treffen, sie-gen 2:1. Die Schweizweint. An Tag fünf schonausgeschieden.Wiebitter.Portugal löstSpaniennachdem3:2gegenTschechienwieder als größten Favori-ten ab.TAG6:Deutschland verab-schiedet sich als großer Fa-vorit. Dafür gilt jetzt Kroa-tien nach dem 2:1 als Ge-heimfavorit. Podolskitrifft, jubelt aber nicht.Schweinsteiger trifft denGegner und fliegt vomPlatz. Co-Gastgeber Öster-reich spielt gut, aber nur1:1 gegen Polen. Sieschimpfen auf den Schiri,auch wenn der ihnen ei-nen Elfmeter in der Nach-spielzeit schenkt. Tor-schützeVastic ist nichtnur38, sondern nun auch einHeld. Österreich kannnoch ins Viertelfinale auf-steigen. Muss halt nurDeutschland schlagen.TAG 7: Die Niederlandesind nach dem 4:1 gegenFrankreich jetzt nochmehr Favorit als Portugal.Italien rettet ein 1:1 gegenRumänien, weil TorwartBuffon einen Elfmeter hält.TAG 8: Spanien gewinnt2:1 gegen Schweden. Dasreicht nicht aus, um Top-Favorit zu werden. OttosGriechen spielen eher de-fensiv: 0:1 gegen Russland.

4 Olympische Spiele

........ aktuell........ erschienen........ geplant

Das Jahr geht u Ende. Auchim Sport. Wir erfen einenBlick urück auf die ichtigs-ten Ereignisse. Heute geht esauf ei Seiten um die Fuß-ball-EM und die National-mannschaft.

Jahresgespräche2008 im Sport

RÜCKBLICK-SERIE

6 Rückblick regional

3 KSV Hessen Kassel

1 MTMelsungen

7 Das Sportjahr 2008

2 Die Fußball-EM

5 Kassel Huskies

geschnappt, bin auf den Platgelaufen und habe dann einenMordsschrecken bekommen.Als ich den Koffer geöffnet hat-te, ist ein Hase rausgesprun-gen. Die Spieler hatten mir ei-nen Streich gespielt.Wahrscheinlich gab es auch

Situationen, die nicht zum La-chen waren.

KATZENMEIER: Bei der EM1992 in Sch eden hatte sichGuido Buch ald im Spiel ge-gen Schottland an seiner Zun-ge erschluckt. Er drohte uersticken, aber Gott sei Dankist es mir gelungen, die Zungeu lösen. In der nächsten Par-

tie hat er ieder gespielt.Seit dem Film „Sommermär-

chen“ wissen wir, dass Sie aus-gezeichnet Klavier spielen kön-nen. Gibt es neben Ihrem Berufund der Musik noch andereDinge, die Sie leidenschaftlichgern tun?

KATZENMEIER: Ich habe im-mer so iel gearbeitet, dassmeine Frei eit stets knapp be-messen ar. Aber Kla ierspie-len habe ich schon als kleinerJunge gelernt. Hat mir meinOpa beigebracht.Sie haben die Bundestrainer

Helmut Schön, Jupp Derwall,Franz Beckenbauer, BertiVogts, Erich Ribbeck, Rudi Völ-ler, Jürgen Klinsmann und Joa-chim Löw erlebt. Zu wem hat-ten Sie das beste Verhältnis?

KATZENMEIER: Ich kann undill jet t irklich keinen her-orheben. Ich bin mit allen

sehr gut urechtgekommen.Sie haben beim DFB aufge-

hört, aber in Ihrer FrankfurterPraxis sind Sie noch tätig. Siesind 74. Wollen Sie sich irgend-wann einmal zur Ruhe setzen?

KATZENMEIER: Ich erde arbei-ten, solange der liebe Gott mirdie Kraft da u gibt. Ohne mei-ne Pra is könnte ich nicht le-ben.

gerufen und mir einen Jobbeim DFB angeboten. Ich habedann erst mal die Jugendnatio-nalmannschaft betreut.Wer 34 Jahre ganz engen

Kontakt zu vier Generationender Nationalspieler hatte, dererlebt viele spannende Situa-tionen. Erzählen Sie uns bittevon Ihrem lustigsten Erlebnis.

KATZENMEIER: Damals fandich die S ene gar nicht ko-misch. Ich ar sogar iemlichsauer, aber jet t kann ich irk-lich her lich drüber lachen. Es

ar bei der Vorbereitung aufdie WM 199 in Italien. Wir

aren in Kaltern in Südtirol,als Andi Brehme in einem Trai-ningsspiel plöt lich u Bodenging. Ich habe meinen Koffer

Wieso wusste Beckenbauervon Ihren Fähigkeiten?

KATZENMEIER: Er kannte michaus der Zeit, in der er Jugend-nationalspieler ar. Beim DFB

ar ich nämlich schon seit1964. Wollen Sie auch hören,

ie ich um DFB gekommenbin?Ja. Sehr gern.KATZENMEIER: Ich ar on

1957 bis 1963 Ph siotherapeutder Frankfurter Eintracht. Da-mals ar Bundestrainer SeppHerberger ufällig dabei, alsich den Eintracht-VerteidigerFriedel Lut behandelt habe.Das hat ihm ohl imponiert.Jedenfalls hat er mich in seinlegendäres Noti buch einge-tragen. Dann hat er mich an-

Endspiels?KATZENMEIER: Viele Spieler

haben ge eint. Das hat mirnatürlich leidgetan. Aber ichselbst hatte gar keine Zeit fürEmotionen. Ich musste sofortnach dem Spiel die erlet tenSpieler behandeln.Sie hatten 34 Jahre einen

Job, um den Sie sicherlich vonvielen Menschen beneidetwurden. Wie wurde Adolf Kat-zenmeier Physiotherapeut derdeutschen Fußball-National-mannschaft?

KATZENMEIER: Kur or derWeltmeisterschaft 1974 hatder DFB einen eiten Ph sio-therapeuten neben Erich Deu-ser gesucht. Fran Beckenbau-er hat mich empfohlen.

VON G E RD BR EHM

A dolf Kat enmeier arseit 1974 Ph siothera-peut der deutschen Fuß-

ball-Nationalmannschaft.Nach dem Länderspiel ge-

gen England am 19. No emberin Berlin hat der 74-jährigeFrankfurter seine Karriere imKreis der Nationalmannschaftbeendet. Mit Adolf Kat enmei-er haben ir über sein let tesJahr mit der Deutschen Elfund mehr gesprochen.Herr Katzenmeier, welcher

Augenblick fällt Ihnen zuerstein, wenn Sie an Ihr letztes Jahrmit der deutschen Fußball-Na-tionalmannschaft zurückden-ken?

ADOLF KATZENMEIER: Ich den-ke an die Nacht om 19. aufden 2 . No ember. Gegen halb

ei habe ich ein let tes Malmeine Sachen gepackt. 34 Jah-re mit der Deutschen Elf a-ren beendet.Wie ging es Ihnen in der

Nacht vom 19. auf den 20. No-vember um halb zwei?

KATZENMEIER: Gar nicht soschlecht, aber jet t bin ich ge-spannt auf den 11. Februar.Dann spielt die National-mannschaft in Düsseldorf ge-gen Nor egen. Dann erdeich nicht am Spielfeldrand sit-en. Dann erde ich uhause

auf der Couch liegen. Wie ichdas erkrafte, eiß ich nicht.Warum haben Sie das Kapi-

tel Nationalmannschaft been-det?

KATZENMEIER: Ich bin 74, undich habe auf dem Gelände desDFB in Frankfurt eine Pra is.Beide Aufgaben aren für ei-nen älteren Herrn nicht mehroptimal miteinander u er-einbaren.An welchen aktuellen Natio-

nalspieler erinnern Sie sich be-sonders gern?

KATZENMEIER: Mit LukasPodolski habe ich ein beson-ders her liches Verhältnis.Poldi ist eine Frohnatur, er istimmer lustig, und er hatte ei-nen festen Termin bei mir. Es

ar für ihn ie ein Ritual, amAbend or einem Länderspielsich on mir behandeln u las-sen.Wie ging es Ihnen am Abend

des 29. Juni. DemTagdes gegenSpanienmit 0:1 verlorenen EM-

„Viele Spieler haben geweint“Adolf Katzenmeier spricht nach seinem Abschied über die EM und seine Zeit beim Nationalteam

Zwei Freunde: Lukas Podolski (links) herzt Adolf Katzenmeier beim Empfang für die deutsche Natio-nalmannschaft in Berlin nach der Vize-Europameisterschaft. Foto: dpa

Jahre alt und spielt für den FCVillareal.

Das Besondere an der spani-schen Taktik aber ar or al-lem die Viererformation im of-fensi en Mittelfeld. Weil Ara-gones ier Alleskönner urVerfügung standen, hatte derTrainer eine ebenso simple

ie geniale Idee. Es gab keineSpe ialisten für die Flügel,und auch keine Nominierungfür die entralen Positionen.Die Alleskönner sollten allesmachen, und Spanien ist Euro-pameister ge orden, eilIniesta, Fabregas, Xa i und Sil-a stets dort auftauchten, o

sie der Gegner nicht er arte-te. Und eil sie immer alleden Ball haben ollten, arumindest einer des Quartetts

anspielbar. Sie haben ge au-bert, ohne für die Galerie uspielen, und seit diesem Som-mer müssen Skeptiker uge-ben, dass sich Erfolg u n dschönes Spiel nicht ausschlie-ßen. Nur selten aren auchdie Fans der Gegner mit demResultat so ein erstanden iebei der EM 2 8. Alle sagen,dass Spanien das Turnier er-dient ge onnen hat.

Endlich eine Trophäe für Spanien: Torwart Iker Casillas mit demPreis für das 1:0 im Endspiel gegen Deutschland. Foto: dpa

Außerdem: Es gibt Trainer,die eine Lieblingstaktik ha-ben, und die iehen sie durch.Sie suchen Spieler aus, die indas Schema passen, Akteure,die orgegebene Rollen spie-len. Luis Aragones hat das an-ders gemacht. Spaniens Trai-ner hat erst die Stärken undSch ächen seiner Kandidatenanal siert und dann die Zau-berformel erkündet: 4-1-4-1.

Was heißt das?Bei der ersten ier und dereiten eins müssen ir uns

nicht lange aufhalten. Mit ei-ner Viererkette hinten und ei-nem Stürmer in der orders-ten Linie spielen mittler eileselbst Teams aus der Kreisliga.Das Besondere am S stem derSpanier ist eher die erste einsin Verbindung mit der ei-ten ier.

Der eine defensi e Mittel-feldspieler – der so genannteSechser – spielt eine Doppel-rolle. Er soll die Angriffe desGegners abfangen und die ei-genen Spiel üge einleiten.Der Mann, der das bei dieserEM perfekt gemacht hat, isteigentlich ein Brasilianer,heißt Marcos Senna, ist 28

sem Sommer harmonierteSergio Ramos on Real Madrid

ie selbst erständlich mitBarcelonas Stars Pu ol, Iniestaund Xa i. In diesem Sommerkam kein Katalane auf dieIdee, die Nationalmannschaftu bo kottieren.

Spielern on Real Madrid einTeam bilden u lassen.

Das sind Spekulationen, diejet t keinen Spanier mehr in-teressieren, denn in diesemSommer hat es ja geklappt mitdem ersehnten Titel nach 44-jähriger Durststrecke. In die-

VON G E RD BR EHM

S ie hatten 44 Jahre nichtsge onnen, und auchdiesmal gab es andere Fa-

oriten. Die Spanier hatte kei-ner auf der Rechnung, eil sienach dem EM-Sieg 1964 schontausendmal probiert hatten,große Turniere u ge innen,und eil tausendmal nichtspassiert ar.

Warum eigentlich?An fehlendem Talent kann

es nicht gelegen haben, dennu den Titelkämpfen rückte

Spaniens Mannschaft stets mitherausragenden Spielern an.Puskas ar 1962 bei der WMin Chile dabei. Später folgtenStars ie Gento, Suare , Butra-gueno oder Raul.

Wer ersucht hat, SpaniensMisserfolge u anal sieren, derhat nicht nur an den rein sport-lichen Aspekt gedacht. Magsein, dass die Spannungen i-schen Andalusiern, Katalanenund Basken die Bildung einerharmonisch agierenden Fuß-ballmannschaft erhinderten.Vielleicht ar auch der Ver-such um Scheitern erurteilt,Akteure des FC Barcelona mit

Spanien spielt schön und siegtDie Iberer waren bei der EM-Endrunde ihren Konkurrenten technisch und taktisch überlegen

Dienstag, 23. De ember 2 8 SportSPGE2

e-paper für: 6069489

Page 3: Kaiser:„DerAlltagisteingekehrt“docshare02.docshare.tips/files/958/9581876.pdfZurPerson BERNDKAISER(49),verheiratet, zweiKinder,istseit1992Presse-sprecherderMTMelsungen.Seit 1996moderiertderDiplom-ÖkonomundInhabereinerMar-

manager Oli er Bierhoff leis-ten durfte.

Dieses Unterlassen hat o-möglich da u geführt, dass amEnde ein paar Pro ent an Leis-tung und Willen gefehlt ha-ben, um nicht nur Vi e-Euro-pameister, sondern Europa-meister u erden. Da Joa-chim Lö ein sehr anal ti-scher Mensch ist und gerneauch die Mathematik bemüht,um Dinge im Fußball u erläu-tern, ar seine Konsequennur all u logisch.

Streit mit grotesken ZügeDie Frage des kommenden

Jahres ird sein, ob JoachimLö so konsequent der bleibt,der er im Moment ist. DerStreit mit Michael Ballacknahm mitunter groteske Zügean, und der Bundestrainer ardaran nicht schuldlos, eil ersich nicht nur in der Sachehart eigte, sondern auch äu-ßerst kleinkariert, als es da-rum ging, diese durch uset-en. Zumindest da hätten sichiele die Gelassenheit eines Jo-

gis ge ünscht. Aber JoachimLö ist ja noch nicht am Endeseiner Ent icklung. Vielleichterkennt er, dass der Joachim,den er gibt, auch ein bisschenu hart ist.

Der Bundes-Löw: Der Trainer der Fußball-Nationalmannschaft ist 2008 härter geworden. Fotos: dpa/Montage: Eull

Bild des rauchenden Jogi Lö shinter Glasscheibe ährenddes Viertelfinalspiels gegenPortugal, für das der Bundes-trainer auf die Tribüne er-bannt urde, täuschte nichtüber seine an sich eiche Ein-stellung hin eg.

Das Leistungsprinzip giltIn der Sch ei und in Öster-

reich galt nicht das absoluteLeistungsprin ip, das er an-schließend mehrfach undsehr betont ausgerufen hatund nun eine der Grundregelnfür die Weltmeisterschaft2 1 in Südafrika ist: „Es gehtnicht darum, as jemandschon geleistet hat. Wir er-den alle Spieler genau beob-achten und nur nach Leistungentscheiden, er spielt.“

Während seines ersten gro-ßen Turniers als erant ortli-cher Trainer set te er nochmit Christoph Met elder be-dingungslos und bis umSchluss auf einen Innen ertei-diger außer Form und mit JensLehmann auf einen Tor artohne Spielpra is. Er ließ Mi-chael Ballack ge ähren, auch

enn anderen dessen negati-e Ausstrahlung missfiel und

Michael Ballack sich öffent-lich Scharmüt el mit Team-

und daraus die Schlüsse ge o-gen – und am Ende stand dieHauptthese: Ich muss härter

erden, enn ir in ei Jah-ren Weltmeister erden ol-len.

Ein ig an dieser Härte hates ihm ährend der Europa-meisterschaft gemangelt. Das

und nachsichtigen Papa füralle, sondern den Chef Gna-denlos. Das bekamen nach Ke-in Kuran i auch Torsten

Frings und selbst Kapitän Mi-chael Ballack u spüren. Alsder sich in einem Inter ieüber den neuen Umgang desBundestrainers mit Frings undauch ihm mokierte, be-sch ichtigte Joachim Lönicht, sondern er demons-trierte seine Macht: Sollte sichMichael Ballack nicht ent-schuldigen, ürde er sich dieLänderspiele usammen mitKe in Kuran i auf der Couchanschauen können. MichaelBallack entschuldigte sich –halbher ig ar, aber immer-hin.

Aus Fehlern gelerntViele haben in diesem Jahr

eine Ver andlung des Bundes-trainers ahrgenommen: dieMetamorphose om Jogi umJoachim. Aber das trifft esnicht, eil eine Ver andlungein Wandel des Wesens o-rausset t. Vielmehr aber hatsich Jogi Lö in diesem Jahrum Joachim Lö ent ickelt

und nicht erändert. Er hatdas gemacht, as er on sei-nen Spielern stets erlangt: Erhat aus seinen Fehlern gelernt

VON F LOR I AN HAG EMANN

KASSEL. Als Ke in Kuran iier Monate nach der Fußball-

Europameisterschaft mal ie-der einen t pischen Ke in Ku-ran i machte, lernte er Joa-chim Lö kennen. Dieser Joa-chim Lö kannte kein Erbar-men mit diesem Ke in Kura-n i: Er machte unmiss er-ständlich deutlich, dass derMann, den manche immernoch als Stürmer be eichnen,keine Zukunft mehr hat in derNationalmannschaft. Hätte erihn raus erfen können, erhätte ihn rausge orfen: AberKe in Kuran i ar schon eg,Ke in allein nachhaus. Wäh-rend des Qualifikationsspielsgegen Russland in Dortmundfloh der Schalker, eil er aufder Tribüne hatte Plat neh-men müssen.

Immerhin kann der 26-Jäh-rige heute behaupten, dass erals Erster den BundestrainerJoachim Lö kennen gelernthat. Die Teamkollegen, dasUmfeld, die Öffentlichkeithatten es bis dahin nur mitdem Bundestrainer Jogi Löu tun. Doch seit der Sache

mit Ke in Kuran i gibt der 48-Jährige nicht mehr den sanft-mütigen, erständnis ollen

Der Joachim, dermal Jogi hießFür den Bundestrainer war 2008 ein Jahr der Weiterentwicklung

Der rauchende Bundestrainer:Joachim Löwwährenddes Vier-telfinales gegen Portugal.

2 3 E M - T A G E

TAG 9: Co-GastgeberSchweiz spielt gut, ge-winnt auch 2:0 gegen Por-tugals B-Elf. Interessiertaber keinen. Die Türkentreffen spät, aber sie tref-fen: drehen ein 0:2 gegenTschechien in der letztenViertelstunde noch um:3:2. Wahnsinn - weiter. Istja nicht zu überhören beiall den Autokorsi.TAG 10: Co-Gastgeber Ös-terreich spielt nicht ganzso gut. Das haben die Ösisgemein mit den Deut-schen. Die aber haben Bal-lack. Er macht den Unter-schied und das 1:0. Wienwird nicht narrisch. Öster-reichweint. Ein bisserl. Au-ßerdemkommtder VierteOffizielle groß raus: derSloweneSkomina, der Jogiauf die Tribüne schickt.Kroatien ist nach dem 1:0gegen Polen fast mehr alsein Geheimfavorit.TAG 11: Die Niederlandebleiben Top-Favorit nachdem2:0 gegen Rumänien.Italien rettet sich mit ei-nem 2:0 gegen Frankreichins Viertelfinale. Frank-reich fährt heim. Interes-siert aber keinen.TAG 12:Ottos Griechenspielen nicht ganz so de-fensiv, sie schießen sogarein Tor, was die größteÜberraschung der EM ist.Trotzdem 1:2 gegen dieSpanier, die einen ganz so-liden Favoriten abgeben.Russland kommt durchein 2:0 gegen Schwedenweiter, was als kleineÜberraschung durchgeht.TAG 13: Der Ex-FavoritDeutschland schlägt denneben den NiederlandenCo-Top-FavoritenPortugal3:2 und ist jetzt selbst wie-der Favorit. Was bleibt?Ein tolles Spiel, Tore vonSchweinsteiger, Klose undBallack, der Jubel von Po-dolski und Jogis Zigarette.TAG 14: Kroatien feiert inder 119. Minute, in dervorletztenMinute der Ver-längerung also, das 1:0durch Klasnic und eigent-lich auch schon den Halb-finaleinzug. Sie wusstenwohl nicht, dass die Tür-ken immer treffen, wennauch sehr spät. 1:1 in der120 plus zweiten Minutedurch Semih Sentürk. Vielspäter geht nicht. Im Elf-meterschießen siegen dieTürken gegen geschockteKroaten. Welch Autokorsi!TAG 15: Der neben Portu-gal Co-Top-Favorit Hol-land unterliegt 1:3 flottenRussen, die jetzt Top-Favo-riten sind, weil sie einenTop-Favoriten geschlagenhaben. Europa kennt jetztArshavin.TAG 16: So, die Italienersind draußen. Der solideFavorit Spanien setzt sichim Elfmeterschießendurch. Arrivederci!TAGE 17 UND 18: KeinFußball weit und breit.Kein neuer Favorit.TAG 19: Kein Fußball weitund breit. Zumindestnicht im Fernsehen. Bild-störung. Unglaublich. Unddas im Jahr 2008. FavoritDeutschland setzt sich 3:2durch, weil Lahm spätertrifft als alle Türken undSchweinsteiger und Klosezuvor zwischen zwei Tür-ken getroffen haben. Au-tokorsi überall.TAG 20:Der solide FavoritSpanien schlägt den Top-Favoriten Russland, der alsAußenseiter startete. 3:0.Beeindruckend.TAGE 21 UND 22: KeinFußball weit und breit.TAG 23:Der solide FavoritSpanien wird durch einTor durch Torres Meister.Mehr war nicht. (hag)

sagt er: „Der Fußball hat nichtmehr das Persönliche.“

***In Bern ist es nicht so sch ei-erisch-gemächlich-ruhig. Das

liegt aber nicht an den Sch ei-ern, sondern an den Hollän-

dern. Sie haben die Stadt inorange getaucht. Es gibt keineEcke ohne irgendet as Oran-ges – und seien es die Wohn-

agen. Nach Siegen feiern siedie Nacht durch – nur die Lie-der sind nicht alle orange. Siesingen: „Vi a Colonia.“

***Ein treuer Begleiter der Öster-reicher ist der Regen. So oran-ge Bern in diesen Tagen ist, sograu, so erregnet ist Inns-bruck, ist Klagenfurt, ist ganÖsterreich. In Klagenfurt stehtder Campingplat unter Was-ser. Fast. Nur eine freut sich:Die Wirtin des „Na und?“, de-ren Lokal sich gegenüber demCampingplat befindet. Hierersammeln sich am Abend

alle, drängeln sich in den klei-nen Raum, trinken Bier undschauen Fußball. Während esdraußen regnet. (hag)

gemächlich-ruhig. Charles Ca-sali ohnt in einem Reihen-haus. Er ist mittler eile 85und ar damals dabei, 1954,als die Weltmeisterschaft inder Sch ei stattfand. Er spiel-te für die Gastgeber, auch ge-gen Deutschland. Er schenkteToni Turek, dem Tor art derDeutschen, Schokolade. DieEM interessiert ihn noch, klar,aber der Fußball ist nichtmehr das, as er einmal ar,

ren. Da schlagen sie die Deut-schen auf alle Fälle. Das ist,

as ählt. Nicht dieser Fuß-ball.

***In einem Berner Vorort na-mens Ettingen ist nicht iel uspüren on einer Europameis-terschaft. Die Schule ist gera-de aus, die Kinder gehen nach-haus, die Sonne scheint, es istalles ruhig, so sch ei erisch-

terreicher nicht eitergekom-men sind, damals. Edi Fingerjunior führt nun das Erbe sei-nes Vater fort. Er hat Schlüs-selanhänger herausgebracht,aus denen die Stimme seinesVaters ertönt: I ear narrisch.Edi Finger junior gibt am Tagor dem entscheidenden Spiel

der Österreicher gegenDeutschland Inter ie überInter ie . Und immer geht esum Cordoba. Edi Finger juniorist sich sicher, er ge innt: Erhat 1 Euro auf ein 3:2 fürÖsterreich geset t. Quote:78:1. 78 egen Cordoba. Er

ear narrisch ge orden,enn es noch einmal so ge-

kommen äre.

***Es ist nicht so, dass die Nieder-lage gegen Deutschland unddas damit erbundene Aus inder Vorrunde eine nationaleTrauer in Österreich ausgelösthätten. In der Fan one aufdem Wiener Ring, die mit1 Fans an diesem Abenddie Gren e des Erlaubten fastüberschreitet, iehen sie ondannen und denken an das,

as sie können: ans Skifah-

KASSEL. Mit Österreich undder Sch ei aren ei Län-der Gastgeber der Euro 2 8,die nicht unbedingt die erfolg-reichsten Fußball-Nationensind. Und doch gelang es ih-nen, das Turnier mit iel Wär-me und Lässigkeit aus urich-ten. Eindrücke, die iel aussa-gen über die Europameister-schaft in Österreich und derSch ei .

***Wer issen ill, ie Öster-reichs Fußball funktioniert,der sollte mal bei Edi Fingerjunior klingeln. In Brunn amGebirge bei Wien. Schon ander Gartentür steht: „Vorsichtor der freilaufenden Sch ie-

germutter“, und es ist klar,dass er nicht alles so ernstnimmt. Schon gar nicht denFußball – es sei denn, Öster-reich spielt gegen Deutsch-land. Sein Vater hat nach dem3:2 der Österreicher gegen dieDeutschen 1978 im argentini-schen Cordoba die Wörter insRadio gebrüllt, die das Landprägten: „I ear narrisch.“ Da-raufhin sind alle narrisch ge-

orden, ob ohl auch die Ös-

Über Cordoba und das „Na und?“Österreich und Schweiz waren angenehme Gastgeberländer der EM – Ein paar Eindrücke

Bei Holländern ist alles orange – selbst derWohnwagen. Foto: Hag

Dienstag, 23. De ember 2 8SportSPGE3

e-paper für: 6069489

Page 4: Kaiser:„DerAlltagisteingekehrt“docshare02.docshare.tips/files/958/9581876.pdfZurPerson BERNDKAISER(49),verheiratet, zweiKinder,istseit1992Presse-sprecherderMTMelsungen.Seit 1996moderiertderDiplom-ÖkonomundInhabereinerMar-

4 Olympische Spiele

........ aktuell........ erschienen........ geplant

Das Jahr geht u Ende. Auchdas Jahr im Sport. Wir erfeneinen Blick urück auf die

ichtigsten Ereignisse. Undführen da u ahlreiche Ge-spräche. Über den Sport, abernicht nur mit Sportlern.

Jahresgespräche2008 im Sport

RÜCKBLICK-SERIE

6 Rückblick regional

3 KSV Hessen Kassel

1 MTMelsungen

7 Das Sportjahr 2008

2 Die Fußball-EM

5 Kassel Huskies

Das KSV-Fotodes Jahres

Für den KSV-Vorsitzenden JensRose war es „die Erfüllung allerWünsche“, für die Fans der Lö-wen erfüllte sich am 2. Mai2008 ein Traum. Eswar ein Frei-tagabend, der Gegner war dieReserve des FC Bayern Mün-chen und 17 200 Zuschauerwaren gekommen, um den his-torischen Augenblick mitzuer-leben. Um kurz vor 19 Uhr gin-gen die ersten Lampen an, um20.15 Uhr war es so weit: Daserste Flutlichtspiel des KSVHessen wurde angepfiffen. Un-ser Fotograf JochenHerzogwarzu diesem Zeitpunkt mit derFlugschule Knabe in die Luft ge-gangen - und schoss das KSV-Foto des Jahres. Es zeigt dasleuchtende Auestadion alsHerz der Südstadt. EinzigesManko des Festtages: DieMannschaft von Trainer Mat-thias Hamann verlor gegen diekleinen Bayern nach einer mä-ßigen Leistung mit 2:3.

Stationen desKSV-Jahres8. März: Duell gegenFSV vor 11 200 FansEs ist der erste Schritt insmoder-nisierte Auestadion, bevor imMai auch das Flutlicht ange-schaltet wird: Im Hessenderbygegen den FSV Frankfurt könnendie KSV-Fans erstmals in die neugebaute Nordkurve. Die Premie-re lockt 11 200 Zuschauer. DieStimmung ist bombastisch, unddie Löwen trotzen dem Favori-ten und späteren Aufsteiger ei-nen Punkt ab. DanielMöller trifftin der 85. Minute zum 1:1.

10. Mai: TrainerHamannmuss gehenNur wenigeWochen zuvor warnoch alles im Lot: Durch einen3:1-Sieg gegen Pfullendorf warder KSV am27. Spieltag auf Platzneun geklettert - das SaisonzielDritte Liga vor Augen. Es folgtendie ernüchternden Flutlichtspie-le und der gro-ße Schock. Am9.Mai leistet dieMannschaftbeim 1:6 inKarlsruhe denOffenbarungs-eid. Noch in derNacht be-schließt JensRose, was amSamstag offiziell wird: Aufstiegs-Trainer Matthias Hamannmussgehen, Mirko Dickhaut über-nimmt. Hamann ist geschockt,trägt die Entlassung aber profes-sionell: „Dieser letzte Tag gehörtdazu.“ EineWoche später ver-spielen die Löwenmit dem 0:3gegen Sandhausen ihre letzteChance.

16. Juni: Gökermachtes doch nichtAlles schien klar zu sein vor derJahreshauptversammlung, dannaber trauten die KSV-Mitgliederihren Ohren nicht. Mehmet Gö-ker, Chef des HauptsponsorsMEG und designierter neuerKSV-Vorsitzender, gab bekannt,dass er nicht antretenwerde. Be-gründung: Beleidigungen inanonymen Briefen. In den Tagenzuvor hatte Göker noch großePläne mit einemManager Rüdi-ger Lamm und einem TrainerHorst Ehrmanntraut. Jens Rosemachte dann doch weiter. Spä-ter trennen sich die Löwen vonMEG und präsentieren VW alsneuen Hauptsponsor.

25. Oktober: Bauerder RekordmannMit einer erneuerten Mann-schaft spielt der KSV in der Re-gionalliga attraktiven Angriffs-fußball und steht am Jahresendeauf Platz zwei. Erfolgsgarant mitseinen Toren ist aber ein Urge-stein. Thorsten Bauer schießtsich in die KSV-Geschichte. Beim4:1 in Unterhaching erzielt erseine Tore 120 und 121 - und istdamit erfolgreichster Löwen-Torjäger aller Zeiten.

MatthiasHamann

Zur PersonJENS ROSE (47) ist gebürtigerKasseler. Seit Juli 2002 führt erden Fußball-Klub KSV HessenKassel als Vorsitzender. Der Un-ternehmer führt in dritter Gene-ration den FamilienbetriebGleisbau Rose. Rose ist verheira-tet und hat zwei Kinder.

Vordergrund. Sie mussten denTrainer entlassen, der Ihnen inIhrer Amtszeit wohl am nächs-ten stand, oder?ROSE: Stimmt. Aber Matthias

Hamann und ich pflegen auchheute noch ein gutes persönli-ches Verhältnis. Und er hatdas damals ja richtig gesagt:Dieser let te Tag gehört da u.Es sind nun mal ei unter-schiedliche Dinge: Man istdem Verein erpflichtet, undman hat persönliche Verhält-nisse. Die persönlichen Ver-hältnisse dürfen aber nie

ichtiger sein als der Verein.Sonst geht es schief.Es fällt auf, dass viele Ehema-

lige immer wieder gern nach

hätte ich doch garnicht antretendürfen.Trotzdem hat-

ten Sie eigentlichden Rückzug inden Aufsichtsratgeplant.

ROSE: Das istaber eine andereSache. Nach ehnJahren kommtauch mal derWunsch auf, et-

as kür er u tre-ten. Das ist docherständlich.Zumal in die-

sem Jahr vielesnicht so lief wie er-hofft.

ROSE: Stimmt.Aber ir durftenja auch den ohlschönsten KSV-Tag überhaupt er-leben.Sie meinen si-

cher den Tag, alsdas Flutlicht imAuestadion an-ging.

ROSE: Ja. Dasar ie Ostern

und Weihnachtenusammen. Dasar et as, o onir als Kinder ge-

träumt haben.Und dann ar dasFlutlicht tatsäch-lich an. Und dieZuschauer habenuns die Bude ein-gerannt. Es gabor dem Spiel

Tage, an denenhaben ir 1Eintrittskartenerkauft. Das ar unfassbar.

Wir haben gemerkt, as allesmöglich ist mit dem KSV.Allerdings war es vomHöhe-

punkt zum Tiefpunkt nur einkleiner Schritt. Hing das viel-leicht sogar zusammen? Hatdie Flutlichtpremiere denSport zu sehr in den Hinter-grund gedrängt?ROSE: Das kann sein. Es ar

ja auch für iele unserer Spie-ler aus der Region ein gan be-sonderer Tag. So schlimm esklingt, aber die Niederlage ge-gen die Ba ern ar fast neben-sächlich.Kurze Zeit später stand der

Sport beim 1:6-Debakel inKarlsruhe aber schmerzhaft im

VON FRANK Z I EMK E

E s ar ein aufregendesJahr: für den Fußball-Re-gionalligisten KSV Hes-

sen Kassel. Für seine Fans. Underst recht für den Oberlö en.Jens Rose hat ergeblich aufden Aufstieg gehofft, sich ei-nen Traum erfüllt, seinenLieblingstrainer entlassen. Erhatte seinen Rück ug aus demAmt bereits eingeleitet undblieb dann nach einer spekta-kulären Jahreshaupt ersamm-lung doch. Wie gesagt: Es arein aufregendes Jahr. Wirsprachen mit dem Mann, derfür den KSV steht ie kein an-derer, über 2 8.

Gab es am 16. Juni eigentlichim Hause Rose einen richtigenEhekrach?

ROSE: Das ar der Tag derJahreshaupt ersammlung?Ja. Sie mussten Ihrer Frau Es-

ther klarmachen, dass es nundoch nichtswirdmitmehr Frei-zeit, weil der KSV-Vorsitzendeweiter Jens Rose heißt stattMehmet Göker.ROSE: Eigentlich ar es eherit ig. Am Abend orher habe

ich am PC gesessen und nachFlug eugen geschaut und derMöglichkeit, einen Flugscheinu machen. Esther ar nicht

begeistert. Sie meinte, mit mirürde sie ohnehin nicht flie-

gen. Nach der Versammlunghabe ich Sie angerufen und ge-sagt: Ich habe eine gute undeine schlechte Nachricht.Welche wollte Sie zuerst hö-

ren?ROSE: Die gute. Die lautete:

kein Flugschein! Im Vergleichmit der schlechten fand siedas dann öllig in Ordnung.Zumal sie irgend ie eine Ah-nung hatte. Sie hat michschon or der Versammlunggefragt, ob ich eigentlich ei-nen Plan B habe. Hatte ichnicht. Ich hatte nicht gedacht,dass ich den brauche, bis ichor der Versammlung eines

Besseren belehrt urde.Gökers spektakulärer Rück-

zieherwar nur ein Kapitel einesturbulenten KSV-Jahres. HabenSie 2008 manchmal bereut,dass Sie sich das antun?ROSE: Nie. Fußball bedeutet

nun mal Siege und Niederla-gen. Niederlagen bedeuten fürmich aber nicht, die gan e Sa-che in frage u stellen. Sonst

„Kameradschaft kommt zu kurz“Der KSV-Vorsitzende Jens Rose blickt im Interview zurück auf ein turbulentes Löwen-Jahr

Kassel kommen. Was machtden KSV so besonders?ROSE: Genau eiß ich das

auch nicht. Vor allem ist es si-cher das Familiäre.Dasman im Fußball aber nur

schwer aufrechterhalten kann.ROSE: Das geht nur, solange

man kein Geld hat. Bei unseiß jeder: Wir müssen u-

sammenhalten, sonst habenir keine Chance. Ohnehin

kommt die Kameradschaft imFußball oft iel u kur . BeimKSV ird diese Linie mitgetra-gen. Andere machen es sichoft iel u einfach mit ihrenusammengekauften Mann-

schaften.Die Mannschaft, die die Drit-

te Liga verspielt hat, hatte dasmit der Kameradschaft nicht soverstanden?

ROSE: Da ist sicher einigesnicht so gelaufen. Wir uss-ten aber auch, dass es sehrsch er erden ird. Trot -dem ar ein radikaler Schnittnicht u umgehen. In diesemJahr haben ir mehr Glück.Das ist ein stark eingesch o-rener Haufen. Der Segeltörnu Saisonbeginn hat da auchiel gebracht.Und das Vertrauen in MirkoDickhaut macht sich bezahlt?

ROSE: Er macht das richtiggut. Matthias Hamann arielleicht der professionellste

Trainer, den ir hatten. Mirkokommt dafür iel mehr überdie menschliche Schiene. DieMannschaft ahlt ihm das u-rück. Und der offensi e Fuß-ball, den er spielen lässt, be-geistert unsere Zuschauer.Ist nach dem plötzlichen

Rückzug von Mehmet Gökerund dem folgenden Wechseldes Hauptsponsors also dochnoch alles gut geworden?

ROSE: Im Nachhinein ar esfür den Verein ohl besser so.Gökers Engagement auch beianderen Vereinen soll dasnicht schmälern. Die Tren-nung on Sponsor MEG ar si-cher ein hohes Risiko. Der Ein-stieg on VW ar stets unserWunsch, kam u dem Zeit-punkt aber überraschend. Erist in jeder Be iehung eine Be-reicherung für den Verein.Warum lohnt es sich immer

noch, der Oberlöwe zu sein?ROSE: Weil ich immer noch

den Eindruck habe, es kommtas urück. Von den Fans, der

Mannschaft, on den Sponso-ren. Das ist für mich die größ-te Aus eichnung.Und worauf freuen Sie sich

im kommenden Jahr?ROSE: Auf das let te Heim-

spiel im Auestadion. Und da-rauf, dass es dann für unsnoch um den Aufstieg geht.

Am Ende des Jahres, in dem er eigentlich aus dem Amt scheiden wollte, dochnoch der Oberlöwe: Jens Rose. Foto: Fischer

Mitt och, 24. De ember 2 8 SportSPRH1

e-paper für: 6069489

Page 5: Kaiser:„DerAlltagisteingekehrt“docshare02.docshare.tips/files/958/9581876.pdfZurPerson BERNDKAISER(49),verheiratet, zweiKinder,istseit1992Presse-sprecherderMTMelsungen.Seit 1996moderiertderDiplom-ÖkonomundInhabereinerMar-

oder 5 -Jähriger. Trot demhat das Schreiben eines Buchüber mich sicher noch Zeit.Wie nimmt Sie die Öffent-

lichkeit wahr: als Olympiasie-ger? Als Olympiasieger mit ei-nem besonderen Schicksal?Oder als normalen Menschen?

STEINER: Kinder nehmenmich als Ol mpiasieger ahr.Kinder sehen das Besondere –und Ol mpia ist et as Großesfür sie. Bei den Er achsenenist das unterschiedlich. Für siebin ich der menschliche Ol m-piasieger.Wie äußern die Leute das?STEINER: Ich bekomme iele

Briefe, und iele Menschensprechen mich gan einfachan. Sie sind da überhauptnicht urückhaltend. Aber dasist schön. Die Menschen sagennicht: Den kenne ich aus demFernsehen. Sondern sie sagen:Den kenne ich aus dem Fern-sehen, eil... Die Leute bedan-ken sich or allem dafür, dassich ihnen Mut gemacht habe.Das gibt mir iederum Kraft.Ich eiß dann, dass ich michnicht umsonst gequält habe.Let tlich ist das auch eine Ver-pflichtung, eiterhin alles ugeben. Das tut gut.

sieg. Im Lotto ge innt manschließlich nur durch Glück.Sie haben imWettkampf ge-

pokert und am Ende 10 Kilomehr auflegen lassen. War Ih-nen in dem Augenblick des Po-kerns bewusst, dass es ein sol-ches Glücksgefühl geben kann?

STEINER: Es ist mir schon be-usst ge esen, dass es ein be-

sonderer Moment erdenkann. Aber ich konnte nicht

issen, dass es so schön, dasses ein totales Glücksgefühlohne Ende ird. Das hört janicht einfach so auf.Und das hält bis heute an –

auch trotz des Rummels?STEINER: Ja.Ist das ein permanentes

Glücksgefühl, oder erfahren Siees in bestimmten Situationen?

STEINER: Das kommt meis-tens, enn ich uhause binund meine Ruhe habe. Da sur-fe ich im Internet oder seheein Bild on Ol mpia, unddann erinnere ich mich ie-der gan genau an diesen Mo-ment und bekomme immer

ieder Gänsehaut. Es ist fas i-nierend, ie solch ein Mo-ment das Leben beeinflusst.Gibt es schon jemand, der

Ihre Geschichte verfilmen will?STEINER: Verfil-

men nicht, aberes gibt schon

ei Autoren,die ein Buchüber michschreiben ol-len. Das kann ichmir aber nursehr sch er or-stellen. Mit 26muss noch keinBuch über michauf dem Marktsein, auch ennich sicher iel er-lebt habe. Ichhabe mehrdurchgemachtals manch 4 -

tiver Erfahrungen?STEINER: Ja. Schließlich ist al-

les, as on den elektroni-schen Medien festgehalten

ird, gesagt. Ich kann danachnicht behaupten: Das habe ichnie gesagt. Deshalb: Vorherüberlegen und dann sprechen.Ganz spontan: Welches Bild

des Jahres 2008 bleibt für Siefür immer?

STEINER: Gan klar: Das Bild,nachdem ich die 258 Kilo-gramm in Peking gestoßenhabe. Das ird nie ieder ausmeinem Kopf gehen. Das arder Moment, in dem ich uss-te, dass mein Ol mpiasiegendgültig ist.Was haben Sie da gedacht?STEINER: Das kann ich nicht

erklären. Ich eiß nur: Das istder schönste Moment im Le-ben. Fertig. Das ist so einGlücksgefühl, das man nur ha-ben kann, enn man dafürjahrelang gekämpft, geschuf-tet, er ichtet und harte Zei-ten durchlaufen hat. Nur dannkommt solch ein Glücksge-fühl durch. Ein Sechser im Lot-to ist bestimmt auch schön,aber die Freude darüber irdnicht so lange anhalten ieüber einen solchen Ol mpia-

und ich die Zeit ischendrinnut e, um u trainieren. DerTrainingsalltag ist schon ie-der da, aber noch nicht so, ieer ar und er auch demnächst

ieder sein soll. Das ist abernormal. Nach Ol mpia ist dieein ige Zeit, mal ein bisschenAbstand u ge innen om Ge-

ichtheben. Aber es gibt danneinen Stichtag, o du definiti

ieder intensi anfangenmusst u trainieren. Ab Januarbestimmt das Trainingspro-gramm ieder das Rahmen-programm – nicht umgekehrt.Nochaber istDezember, und

das Rahmenprogramm domi-niert.Mussten Sie erlernen,wieSie sich in derÖffentlichkeit ge-ben, wie Sie sich verhalten?

STEINER: Ich hab’ das über-haupt nicht erlernt. Das istaber auch gut so. Die Medien

ollen et as Natürliches. Icher ähle das, as ich denke –oder auch nicht. Hauptsache,ich er ähle irgend as. Da

ächst man ja auch rein.Schließlich bekommt man dasöffentliche Interesse nicht ge-schenkt, sondern man hat et-

as getan dafür.„Oder auch nicht“ – ist Ihr

Zusatz auch das Ergebnis nega-

VON F LOR I AN HAG EMANNUND G E RA LD SCHAUMBURG

KASSEL. Er ist einer, den orOl mpia kaum einer kannte.Dann holte sich Ge ichtheberMatthias Steiner in PekingGold im Supersch erge icht.Nun ist er stärkster Mann derWelt, Sportler des Jahres –und fast jeder kennt seinSchicksal: Seine Frau erun-glückte im ergangenen Jahrbei einem Verkehrsunfall töd-lich. Ihr Bild hielt Steiner beider Siegerehrung in die Kame-ras – neben der Goldmedaille.Herr Steiner, Sie waren in

vielen TV-Sendungen mit vielProminenz zu Gast. Wer hat Sieammeisten beeindruckt?

STEINER: Bei „Wetten,dass..?“ saß ich neben KidRock. Den fand ich schon im-mer toll, eil seine Stimmeeinfach gut ist. Solche T pensind immer locker drauf. Dasgefällt mir. Allerdings: Wiediese T pen irklich sind,

eiß ich auch nicht.Sind Sie dennoch in einer für

Sie neuen Welt zuhause, wennSie plötzlich auf der Couch beiThomas Gottschalk sitzen?

STEINER: Es ist sicher auchfür einen Ol mpiasieger et asAußerge öhnliches, plöt lichGast bei „Wetten, dass..?“ usein. Jeder ird da nicht einge-laden. Das ist eine neue Welt,die mich sehr beeindruckt.Sind sie angespannt vor sol-

chen Terminen?STEINER: Überhaupt nicht.

Solche Termine machen mirSpaß. Nur: Ich trenne das ganklar. Das hat nichts mit mei-nem Pri atleben u tun. Ich

eiß: Was ich bei solchen Auf-tritten erlebe, ist eine Schein-

elt. Eine Welt, in der mansich keine große Hoffnung umachen braucht. Sie ist sehrschnelllebig. Man muss auchimmer et as bieten können,damit man in dieser Weltbleibt. Des egen genieße ichdas, aber mehr auch nicht.Auch wenn gerade bei Ihnen

die Fragen sehr in das Privategehen.

STEINER: Ich gehe nur so eitmit der Ant ort, so eit ichdas für mich erant ortenkann. Es ist das gute Recht ei-nes jeden, mich alles u fra-gen. Aber man darf nicht er-

arten, dass ich auf alles ant-orte. Wenn jemand blöd

fragt, gibt es keine Ant ort.Wir werden uns Mühe ge-

ben: Haben Sie derzeit eigent-lich einen Alltag?

STEINER: Der eit sieht es soaus, dass ich fast jeden drittenTag in einer anderen Stadt bin

„Totales Glücksgefühl ohne Ende“Matthias Steiner im Interview über den größten Moment seines Lebens und seine Auftritte nach Olympia

Der Moment des Jubels: Matthias Steiner lässt auf der Heber-Bühne in Peking nach dem entscheidenden Versuch die Anspannung raus. Foto: dpa

Gold, Blumen und Susanns Bild: Matthias Steiner in Peking. Foto: ap

D iese Begeisterung fürMatthias Steiner machtuns fast sprachlos.“ Zu-

frieden erfolgt Claus Umbachdie Welle der S mpathie, dieden Ol mpiasieger trägt. DerBaunataler, Präsident des Bun-des erbandes Deutscher Ge-

ichtheber (BVDG) eiß, dass„Matthias nicht diese Lichtge-stalt sein kann, die Boris Be-cker für das Tennis ar“. AberUmbach ist sicher, dass dasGe ichtheben seit Rolf MilserAnfang der Acht igerjahrekeinen solchen Vor eigeathle-

ten hatte: „Wie keiner seitherist er im Fernsehen auf allenKanälen präsent, ist dabei au-thentisch und s mpathisch.Bei Matthias stimmt das Paketaus Leistung, Erfolg, T p undpersönlicher Geschichte.“

Auch Bundestrainer FrankMantek eiß, dass Steiner mitseiner Popularität „für uns He-ber in eine neue Dimensionorstößt“. Seine Goldmedaille

mache es dem Verband leich-ter, an Fördermittel und neueSponsoren heran ukommen.Wirtschaftlich messbar aber

ist der Zuge inn für den Ver-band nicht. Noch nicht. Erstmittelfristig erden der Ol m-piasieg und Steiners Medien-präsen „für uns auf sehr iel-fältige Weise Gold ert sein“,sagt Umbach. So seien die Rah-menbedingungen gra ierendbesser ge orden, um diesenSport öffentlich positi dar u-stellen. „Wir merken, dassVorurteile fallenn dass irendlich besser ins Blickfeldon Jugendlichen kommenn

dass Eltern aufgeschlossenersind und geneigter, enn ihre

Kinder diesen Sport auspro-bieren ollen“, beschreibt derHeber-Präsident. Neue Talentekommen um Training, eiferndem Idol nach. „Von der Deut-schen Meisterschaft habenerstmals seit Jahren iederTV-Sender berichtet – dabei

ar Steiner nicht am Start.“Nun, so Umbach, „müssenir alles tun, diesen großarti-

gen Anschub u nut en füreine mittel- bis langfristige Si-cherung des Ge ichthebens“.Mit Matthias Steiner als per-fektem Aushängeschild. (sam)

Aushängeschild, das neue Türen öffnet

Zur PersonMATTHIAS STEINER, geboren am25. August 1982 inWien, wurdenach der EM 2005 in Österreichals international untauglich ab-geschrieben, lernte Susann ausZwickau kennen, heiratete sieund startet seither für denChemnitzer AC. Am16. Juli 2007verunglückte die Ehefrau töd-lich.Anfang 2008 wurde Steiner ein-gebürgert und gewannOlympia-gold im Limit über 105 kg Kör-pergewicht. Seine Leistungen:Reißen203kg+Stoßen258kg=461 kg im Zweikampf.

O L Y M P I A - T A G E

TAG 1: Eine Gewichthebe-rin namens Chen Xiexiagewinnt die erste Goldme-daille fürChina.AberkeineAngst: Die anderen chine-sischen Olympiasiegerwerden hier im Folgendennicht alle einzeln aufge-führt. Deutschland?War-tet auf das erste Gold, war-tet auf die erste Medaille.In Peking regnet es.TAG 2: Sollten Sie diesenNamen bis heute verges-sen haben, nicht schlimm:Hier ist ernocheinmal, derName der unaussprech-lichsten Olympiasiegerinaller Zeiten: PrapawadeeJaroenrattanatarakoon.Die Thailänderin holt Goldim Gewichtheben. US-Schwimmer MichaelPhelps holt sein erstesGold. Und Deutschland?Wartet weiter auf Gold,aber immerhin: Heike Fi-scher und Ditte Kotziangewinnen Bronze im Syn-chronspringen.TAG 3: Deutschland ist imSynchronspringfieber,weil Sascha Klein und Pa-trick Hausding Silber ho-len. Deutschland wartetweiter auf Gold, klettertimMedaillenspiegel aberauf Platz 19. Davor befin-den sich Länder wie Aser-baidschan, Thailand (we-gen Prapawadee Jaroen-rattanatarakoon) und In-dien. Schütze Abhinav Bin-dra ist einVolksheld. Nochnie zuvor gewann einSportler aus IndienGold ineinem Einzelwettkampf.Michael Phelps holt seinezweite Goldmedaille.TAG 4: Der Deutschland-Achter wird Letzter imHoffnungslauf, undTurnerFabian Hambüchen patztim Kampf um eine Team-Medaille. Bevor aber dieNation in kollektive Trauergleitet, regnet es rechtzei-tig Goldmedaillen: DieOlympiasieger heißen Ale-xander Grimm, Ole Bi-schof und Hinrich Romei-ke, der im Einzel und imTeam gewinnt. Sie ma-chen Kanu-Slalom, Judound Vielseitigkeitsreiten.Ansonsten? Holt MichaelPhelps seine dritte Gold-medaille.TAG 5: Die Fechter Benja-min Kleibrink und BrittaHeidemann jubeln inner-halb von 20 Minuten je-weils über Olympia-Gold.Michael Phelps schwimmtweiter und weiter und ge-winnt weiter und weiter.Goldmedaillen vier undfünf.TAG 6: Auf die Dressurrei-ter bleibt Verlass: Gold imTeamwettbewerb. FabianHambüchen dagegenstürzt am Reck. Es läuftnicht. Michael Phelps holtsein – Stopp. Heute nicht.

4 Olympische Spiele

........ aktuell........ erschienen........ geplant

Das Jahr geht u Ende. Auchdas Jahr im Sport. Wir erfeneinen Blick urück auf die

ichtigsten Ereignisse. Undführen da u ahlreiche Ge-spräche. Über den Sport, abernicht nur mit Sportlern.

Jahresgespräche2008 im Sport

RÜCKBLICK-SERIE

6 Rückblick regional

3 KSV Hessen Kassel

1 MTMelsungen

7 Das Sportjahr 2008

2 Die Fußball-EM

5 Kassel Huskies

Samstag, 27. De ember 2 8 SportSPGE2

e-paper für: 6069489

Page 6: Kaiser:„DerAlltagisteingekehrt“docshare02.docshare.tips/files/958/9581876.pdfZurPerson BERNDKAISER(49),verheiratet, zweiKinder,istseit1992Presse-sprecherderMTMelsungen.Seit 1996moderiertderDiplom-ÖkonomundInhabereinerMar-

O L Y M P I A - T A G E

TAG 7:Deutschland kanndoch noch schwimmen.Britta Steffen zumindest.Über 100 Meter Freistilsiegt die Berlinerin undvergießt anschließendTränen bei Franziska vanAlmsick, die für das Fern-sehen kommentiert. Mi-chael Phelps holt seinesechste Goldmedaille.TAG8:DerWeltrekorddesLeichtathleten Usain Boltaus Jamaika über 100 Me-ter stellt alles in den Schat-ten – auch Michael Phelpssiebtes Gold. Bolts Gold-marke: 9,69 Sekunden.Und das alles mit erlaub-ten Mitteln. Wirklich?TAG 9: Britta Steffen istjetzt Doppel-Olympiasie-gerin, weil sie auch über50 Meter Freistil gewinnt.Michael Phelps hat mitt-lerweile das Vierfache anGoldmedaillen gesam-melt und damit den Re-kord von Mark Spitz ver-bessert. Und das alles miterlaubten Mitteln. Wirk-lich?TAG 10: Ab jetzt ist keineRedemehr von MichaelPhelps. DeutschlandsHandballer scheiden aus,die deutschen Springrei-ter gehen leer aus,Deutschlands Tischtennis-spieler gewinnen Silber.Immerhin. China gewinntim Tischtennis, weint abertrotzdem: HürdenläuferLiu Xiang muss verletztpassen. Er sollte der Starder Spiele werden.TAG 11: Am Tag der Emo-tionen jubeln Gewichthe-ber Matthias Steiner undTriathlet Jan Frodeno überGold, Fabian Hambüchenweint über Bronze amReck. Berühmt wird Sach-mo, das Pferd von IsabellWerth bockt und führt sei-ne Reiterin zu Silber. Nurzu Silber. Es geht hierschließlich um Dressurrei-ten, und da hat bisher im-mer ein Deutscher gewon-nen. Also fast zumindest.TAG 12: Usain Bolt verkas-pert die Konkurrenz, er-läuft über 200 Meter sei-nen zweitenWeltre-kord:19,30 Sekunden. DieSportwelt feiert „Super-steiner“, den stärkstenMann derWelt. Die deut-schen Hockey-Damen ver-lieren als TitelverteidigerimHalbfinale gegenChina.TAG 13: Christina Oberg-föll geht in die Geschichtedieser Spiele ein: als einzi-ge deutsche Leichtathle-tin, die mit einer Medaillenachhause fährt. Bronzeim Speerwerfen. ReiterChristian Ahlmann fährtohneMedaille nachhause.Ziemlich Knall auf Fall. ImBlut seines Pferdes Cösterwurden Dopingsubstan-zen entdeckt.TAG 14: Deutschlandbleibt eine Kanu-Nation:zweimal Gold, einmal Sil-ber, einmal Bronze. ImModernenFünfkampf,denkaumeinerkannte, isteineambesten, die kaumeinerkannte: Lena Schöneborn.Was sie gemacht hat: Siehat geschossen, gefoch-ten, ist geschwommen, ge-ritten und gelaufen.TAG 15: Die Hockey-Her-ren sind jetzt das, was dieDamen vor vier Jahren ge-worden sind: Olympiasie-ger. Und imMountainbikeüberrascht Sabine Spitzmit Platz eins. Eine andereist enttäuscht: Hochsprin-gerin Ariane Friedrich, diein Nordhessen aufgewach-sen ist, wird nur Siebte.TAG 16: Die Spiele in Pe-king sind Geschichte. Chi-na hat 51 Goldmedaillengeholt. (hag)

Hindernisse um Sieg. Dasierte Gold! Was für ein Tag!Dem ein eiterer bemer-

kens erter folgt. Verant ort-

Hinrich Romeike hatten sichschon bei Dressur und Gelän-deritt in glän ender Verfas-sung orgestellt. Auch beimabschließenden Springeneigt die deutsche Equipe star-

ke Ner en, siegt schließlichsou erän or Australien undGroßbritannien. Bei der Ein-elentscheidung set t Romei-

ke schließlich noch eins drauf.Der 45-jährige Zahnar t ausRendsburg fliegt auf seinemSchimmel Marius über die

VON FRANK Z I EMK EUND G E RD BR EHM

Am Anfang ar Warten.Die ersten drei ol mpi-schen Tage in Peking

bedeuteten aus deutscherSicht or allem eins: ent-täuschte Hoffnungen. Schüt-in Sonja Pfeilschifter und Ju-

doka Y onne Bönisch erlorenfrüh jede Gold-Hoffnung,Sch immer und Ruder-Achterließen die Konkurren iehen,und dann pat te auch nochVor eige-Turner Fabian Ham-büchen ausgerechnet amReck. Am ierten Tag der Spie-le aber urde alles anders.„Der Tag, als es Gold regnete“,titelte unsere Zeitung am 13.August.

Randsport im RampenlichtEs ar der Tag, an dem die

Ol mpia-Stimmung schlagar-tig stieg. Und ie so oft arenes Sportler aus sonst nicht soim Blickpunkt stehendenSportarten, die urplöt lich insRampenlicht traten: Ein Kanu-te, ein Judoka und ein Vielsei-tigkeitsreiter. Oder anders ge-sagt: ein Bundes ehrsoldat,ein Student der Volks irt-schaft und ein Zahnar t.

Der Soldat heißt Ale anderGrimm und sit t im Kanu, mitdem er sich durch ildes Was-ser und Slalomstangenkämpft. Der 21-Jährige irdmit einem rasanten Rennender erste deutsche Goldme-daillen-Ge inner in China.

Auch Judoka Ole Bischof,der Volks irtschaftler, ist inPeking als Außenseiter ange-treten. Dann aber kämpfte derReutlinger sich in seiner Ge-

ichtsklasse, dem Halbmittel-ge icht, bis ins Finale. Gegnerist der Südkoreaner Kim Jae-bum. Bischof, 2 5 immerhinschon einmal Europameister,punktet früh und lässt sichden Vorsprung nicht mehrnehmen. Gold Nummer eiist perfekt.

Und es folgen ei eiteredurch die Vielseitigkeitsreiter.Frank Ostholt, Andreas Di-bo ski, Ingrid Klimke und

Der Tag, als es Gold regneteDeutschlands Sportler mussten in Peking lange auf Gold warten, aber am vierten Tag gab es vier Siege

lich diesmal: die Fechter. Brit-ta Heidemann und BenjaminKleibrink ollbrachten einegan besondere Leistung - siege annen ihre Goldmedailleninnerhalb on 2 Minuten. BeiKleibrink ar das eine Sensati-on. Der 23-Jährige ging als Au-ßenseiter ins Turnier und en-dete als erster deutscher Flo-rett-Ol mpiasieger überhaupt.

Britta Heidemann hatteeine gan andere Ausgangssi-tuation. Die Degen-Kämpferin

aus Le erkusen musste mitdem Druck der Fa oritenbür-de umgehen - und machte dassou erän. Im Finale ließ sieder Rumänin Ana Maria Bran-a keine Chance.

Steffens AufholjagdAm Ende der Spiele haben

die deutschen Sportler insge-samt 16 Mal Gold geholt. Undneben der on Ge ichtheberMatthias Steiner bleibt die ei-ner Sch immerin besondersin Erinnerung. Britta Steffenliefert über 1 Meter Freistilein gan besonderes Rennen:

Nach 5 Metern haben - soscheint es - noch siebenSch immerinnen eine Chan-ce, Gold u ge innen. Nur fürSteffen scheint das Rennen ge-laufen. Die 24-jährige Berline-rin, endet mit Abstand alsLet te. Dann beginnt die Auf-holjagd. Kur or dem Ziel hatBritta Steffen fünf Konkurren-tinnen überholt. Der drittePlat ist drin, der dritte Platist großartig, denn or ihr sindnur noch die Australierin Lis-beth Trickett und NatalieCoughlin aus den USA.

Heute issen ir, dass Brit-ta Steffen am 15. August dasUnmögliche geschafft hat. Siehat auch Coughlin und Tri-ckett überholt, sie hat 53,12Sekunden gebraucht. Sie hatGold ge onnen. Aber nichtnur das Rennen gehört u denun ergesslichen Momentender Spiele. Weil Fran iska anAlmsick für die ARD arbeitet,fangen die Kameras ein, aseigentlich nicht für die Öffent-lichkeit gedacht ar. UnterTränen bedankt sich BrittaSteffen bei ihrem Idol, das siedrei Jahre or Peking in ihreTrainingsgruppe aufgenom-men und den Triumph damiterst möglich gemacht hatte.

Als ob eine GoldmedailleFlügel erleihen könnte, holtsich Britta Steffen auch nochden Sieg über 5 Meter Frei-stil. Die Britta Steffen, die sichnach den Ol mpischen Spie-len 2 4 in Athen öllig frus-triert om Leistungssport er-abschiedet hatte.

Das Strahlen von Peking: Freistilschwimmerin Britta Steffen holte sich auf beiden Strecken - 100Me-ter und 50Meter - die Goldmedaille. Foto: dpa

Gold auf der Matte: Judoka OleBischof. Foto: dpa

Gold im Wildwasser: KanuteAlexander Grimm. Foto: dpa

Gold hoch zu Ross: Vielseitig-keitsreiter Hinrich Romeike.

TRÄNEN IM LANDDas Bild hat sich ins kollekti eGedächtnis der Chinesen ein-gebrannt ie kein anderes:Hürdenläufer Liu Xiang alleinim Stadiontunnel im Momentseiner größten Niederlage. Ge-rade hat er seinen Start beim11 -Meter-Lauf abgebrochenund damit die gesamte Nationenttäuscht. Die Goldhoffnungaus Shanghai gibt erlet ungs-bedingt auf, China steht unterSchock, und alle lassen ihrenTränen freien Lauf.

KLARER HIMMELGlit ernde Abendsonne aufdem Wasser der Ruderstrecke,die Silhouette der Bergkettenor olkenlosem Himmel.

Klare Luft ie sonst nirgend-o in der Ol mpiastadt. Drau-

ßen or den Toren Pekings a-ren die Spiele nicht so ge al-tig und bombastisch ie imVogelnest, aber mindestensgenauso schön. Den Lärm unddas Chaos der 17-Millionen-Metropole konnte man an derKanu- und Ruderstrecke inShun i fast ergessen. Hier

ar der Sport mehr als anders-o gan auf sich gestellt. Was-

ser, Boote, Ziellinie. Gold, Sil-ber, Bron e. Sonst nichts.Manchmal ünscht man sichdie Leichtigkeit jener Pekin-ger Sommertage urück.

druck offenbarte sich auch,dass es bei Ol mpia eben nichtnur ums Siegen geht. Mancheiner, ie der 22-jährige Turn-floh aus Wet lar, musste ersteinmal das Verlieren lernen.Z eimal ar er in den Kunst-turn ettbe erben abgestür tund ar damit aus seinenGold-Träumen auf den hartenBoden der Realität gefallen –genauer gesagt auf die blauenMatten unterm Reck. DieBron emedaille, u der es imallerlet ten Wettkampf dochnoch gerade eben reichte, arangesichts dieser Niederlagennur ein sch acher Trost. Aberfür London 2 12 hat Hambü-chen seine Lektion gelernt.Gan sicher.

te sich dann, as er irklichar oder u sein orgab: ein

gan normaler amerikani-scher Junge aus dem Bundes-staat Mar land, der sich ual-lererst bei seiner Mama be-dankte, ohne die seineSch immkarriere undenkbarge esen äre.

VERLIEREN LERNENDer Gesichtsausdruck sagte al-les, als Fabian Hambüchen inder so genannten Mi ed Zone,

o sich Sportler und Journa-listen nach den Wettkämpfentrafen, auftauchte. So un-glücklich sieht normaler eiseniemand aus, der gerade eineMedaille ge onnen hat. Aberin Hambüchens Gesichtsaus-

Saal drängten, bekamen nurnoch Stehplät e. Vorne aufdem Podium saß ein et as un-gelenker Junge aus Baltimoreund grinste der ersammeltenWeltpresse entgegen. MichaelPhelps hatte gerade alle ol m-pischen Rekorde in den Schat-ten gestellt und mit seinerachten Goldmedaille seinenLandsmann Mark Spit omThron des erfolgreichstenOl mpioniken aller Zeiten ge-stoßen. Im Sch immstadion,dem bläulich schimmerndenWasser ürfel, ar Phelps u-or durchs Wasser gepflügt

und hatte nicht nur seine ame-rikanischen Fans u Begeiste-rungsstürmen hingerissen.Aber im Medien entrum eig-

VON RUTH K I R CHN ER

KLARE REGELNSo einfach ie ährend jener16 Tage im August ist das Le-ben selten: Gold, Silber, Bron-e. Sonst nichts. Da mag die

chinesische Führung dieOl mpischen Sommerspiele2 8 politisch überfrachtetund u einer Demonstrationder eigenen Stärke hochstili-siert haben, aber let tendlichählte doch nur der Sport. Ge-

nau das machte das Besonderejenes kur en Pekinger Som-mers aus. Von Finan - undWirtschaftskrise redete da-mals noch keiner. Selbst dieDiskussionen um bürgerlicheFreiheiten im Reich der Mitte,um Autonomie in Tibet – alles,

as die China-Debatte mona-telang bestimmt hatte, tratauf einmal in den Hinter-grund. Zumindest innerhalbdes ol mpischen Grüns. Hin-ter den Zäunen und Absper-rungen des Ol mpiageländesfolgte das Leben seinen eige-nen, gan klaren Regeln undZielen: Gold, Silber Bron e.Sonst nichts.

DANK ANMAMADer große Saal des ol mpi-schen Medien entrums arbis auf den let ten Plat be-set t. Viele, die noch in den

Die Leichtigkeit eines SommersWährend der Olympischen Spiele herrschte eine besondere Atmosphäre – Einige Momentaufnahmen

Erfolgreichster Olympia-Teilnehmer: Der US-Schwimmer Michael Phelps. Foto: dpa

Samstag, 27. De ember 2 8SportSPGE3

e-paper für: 6069489

Page 7: Kaiser:„DerAlltagisteingekehrt“docshare02.docshare.tips/files/958/9581876.pdfZurPerson BERNDKAISER(49),verheiratet, zweiKinder,istseit1992Presse-sprecherderMTMelsungen.Seit 1996moderiertderDiplom-ÖkonomundInhabereinerMar-

4 Olympische Spiele

........ aktuell........ erschienen........ geplant

Das Jahr geht u Ende. Auchdas Jahr im Sport. Wir erfeneinen Blick urück auf die

ichtigsten Ereignisse. Undführen da u ahlreiche Ge-spräche. Über den Sport, abernicht nur mit Sportlern.

Jahresgespräche2008 im Sport

RÜCKBLICK-SERIE

6 Rückblick regional

3 KSV Hessen Kassel

1 MTMelsungen

7 Das Sportjahr 2008

2 Die Fußball-EM

5 Kassel Huskies

Stationen desHuskies-Jahres18. Januar:Erste HeimniederlageSeit Ende September stehen dieHuskies an der Tabellenspitze,und sie sind vor allem zuhauseeine Macht. Aber am 18. Januargeht eine schöne Serie zu Ende.Das 4:6 gegen Essen ist die ersteHeimniederlage im 19. Spiel.

10. Februar:Playoffs geschafftDas 3:2 gegen Crimmitschaubringt die Huskies bereits zwölfSpieltage vor dem Hauptrun-denabschluss in die Playoffs.SechsWochen später wird diePunkterundemit 27 ZählernVorsprung abgeschlossen.

20. März: Viel Mühegegen CrimmitschauIm Playoff-Viertelfinale gegenCrimmitschau brauchen dieHuskies überraschend sechsSpiele, umsich fürdasHalbfinalegegen Schwenningen zu qualifi-zieren. Die Ergebnisse aus Kasse-ler Sicht: 4:2, 3:7, 4:2, 0:3, 4:1, 4:1

4. April: Kein Problemmit SchwenningenNach vier Begegnungen in derVorschlussrunde gegen dieSchwarzwälder ist die Playoff-Fi-nalserie erreicht. Die Ergebnisse:4:1, 1:3, 3:0, 5:3.

15. April: Spannunggegen LandshutDas hatten sich die Huskiesleichter vorgestellt, aber in derFinalserie sind die Landshut Can-nibals ein harter Brocken, ehe -siehe oben auf dieser Seite - dasHappyendumso schöner ist: DieErgebnisse: 0:1, 6:0, 5:0, 4:5nachVerlängerung, 3:2 nach Verlän-gerung.

5. September:Auftakt nachMaßDie Rückkehr in die DEL wird fürdie Huskies zum Triumphzug.Beim ersten Spiel in Hamburggibt es nach Toren von Auger,Kraft, Klinge und Gaucher einen4:3-Sieg. Zwei Tage später wirdauch das erste Heimspiel ge-wonnen, denn Burym, Gaucherund Pellegrims verwandeln ei-nen 0:2-Rückstand gegen Ingol-stadt in einen3:2-Erfolg. Nach ei-ner Niederlage gegen Augsburgund einem Sieg in Köln stehendie Huskies nach vier Spieltagenauf demdritten Platz. Aber es istkeine Überraschung, dass dasKasseler Team in den folgendenWochen diese großartige Plat-zierung nicht erfolgreich vertei-digen kann.

21. November: Sieggegen Frankfurt6100 Zuschauer sehen in derausverkauften Kasseler Eissport-halle das Hessenderby gegenFrankfurt. Die Fanswerden nichtenttäuscht, denn die Huskies ge-winnen nach Treffern von Bois-vert und Leavitt mit 2:1. (geb)

Und irgendwo mitten drin der Torschütze: Drew Bannister hat das erlösende Tor geschossen, das den Huskies den Aufstieg bringt,Mannschaft Trainer und Betreuer haben das Eis gestürmt. Foto: Fischer/nh

folgt. Ich habe ährend desSpiels sicher über 3 Zigaret-ten geraucht. Dre s Tor habeich also gar nicht gesehen. Alsich den Jubel gehört habe, binich sofort raus in die Halle.Erst u meiner Frau Britta undden Kindern. Danach runterauf das Eis. Es ar unglaub-lich. Als ich endlich alle Jungsumarmt hatte, stand ich ir-gend ann da, und es hat Klickgemacht in meinem Kopf. Ichmusste daran denken, iesehr ir alle diesen Erfolg ge-

ollt haben, und ie unfass-bar er trot dem ist, jet t o

ir am Ziel sind. Das Tor habeich mir später auf DVD un äh-lige Male angesehen. Und je-des Mal bekomme ich eineGänsehaut. Ich kann sagen,dass dieser Abend nach derGeburt meiner Kinder deremotionalste Moment meinesLebens ge esen ist. (fr )Rainer Lippe (47) ist Eigner derKassel Huskies.

I ch habe in meinem Lebennoch nie so unter Spannung

gestanden ie an diesemAbend. Es ging für uns ja umalles oder nichts. Das ar un-erträglich. Als es in die Verlän-gerung ging, konnte ich mirdas nicht mehr angucken. Ichbin im Vip-Raum auf und abgelaufen, habe geraucht unddas Spiel nur akustisch er-

Der Boss: Rainer Lippe

Das Beten half: Rainer Lippe amAbend des Aufstiegs. Foto: Fischer

D iesen Abend erde ichnie ergessen. Er ar so

ichtig für uns alle. Es ar sooll in der Halle, ich stand un-

ter unglaublicher Anspan-nung. Als der Schuss on Dreins Tor ging,das ar ein

underbarerMoment. Dergan e Druck,unter dem irseit ei Jah-ren gestandenhaben, ist ab-gefallen. Trot -dem hat es ei-nige Tage gedauert, bis irgend-

ann nach den gan en Feiern,ehe ich irklich realisierthabe, as da passiert ist. Soein Eishocke spiel ird Kassel

ohl nie ieder erleben.Stéphane Richer (42) ist seit2 5 Trainer des Huskies.

Der Trainer:Stéphane Richer

StéphaneRicher

Der Puck landete halbhoch inder langen Ecke, und asdann kam, nenne ich or al-lem Erleichterung. Es araber auch eine Mischung mitanderen Gefühlen. Stol ardabei und eine unbeschreibli-che Glückseligkeit. DieserTreffer ird für immer mein

ichtigstes Tor bleiben. (geb)Drew Bannister (34) ist seit2 5 Huskies-Verteidiger.

H ugo Bois ert führte dieScheibe hinter dem

Landshuter Tor. Und irgend-ie hatte ich das Gefühl, dass

er mich gesucht hat. Eigent-lich hätte ich die Blaue Linieabdecken müssen, aber ich

ar sicher, dass Hugo denPuck nicht erlieren ürde,und dann habe ich alles ris-kiert. Langsam habe ich michRichtung Bull kreis nach orngeschlichen, und in diesemMoment hatte Hugo das Torauch schon umkur t. Er hateine großartige Übersicht undsofort gesehen, dass ich in ei-ner günstigen Position ar.Dann kam der Rückpass, undich hatte die Gelegenheit, mei-ne Spe ialität an u enden -ein Schlagschuss ohne dieScheibe orher u stoppen.Landshuts Tor art hatte arschon iele solcher Schüssepariert, aber Gott sei Dankhabe ich es erneut ersucht.

Der Torschütze: Drew Bannister

Stolz und glücklich: TorschützeDrew Bannister. Foto: Koch

les so schnell, und plöt lichhaben sie die Raupe ohnemich gemacht. Ich konnte nur

ischen den Reihen herlau-fen. Schade, darauf hatte ichmich so lange gefreut. (sam)

Liesel Burk (83) aus Kaufungenist Fan seit 198 und hat seit25 Jahren den StammplatBlock C, Reihe 11, Sit 15.

on der Vi emeisterschaft ’96und den neuen, den Glücksbe-cher fürs Bier und den Plüsch-husk mit der langen Zunge.Einen Mittagsschlaf auf demSofa ollte ich dann machen,

ie immer, aber ich ar ielu aufgeregt und habe nur an

das Spiel gedacht.Beim Landshuter Ausgleich

um 2:2 habe ich geflucht undgedacht, in der Verlängerungge innen ir nie im Leben.Ich hatte mir e tra eine neueblaue Perücke gekauft, aberdie habe ich ieder egge-packt. Ehrlich, ich habe nichtmehr dran geglaubt. Unddann trifft der Bannister. Das

ar doch unglaublich, oder?Ein tolles Ding. Junge, dannmusste ich aufs Eis, auf demschnellsten Weg und meineJungs drücken. Einen nachdem anderen. Aber es ging al-

I ch hatte iele schöne Tagein diesem Jahr, die Siege ge-

gen Wolfsburg, gegen Frank-furt - aber der 25. April ardas Größte! Auch enn dieserAufstieg mich iel Ner en ge-kostet hat. Alle Nase lang ka-men die Reporter on der Zei-tung und om Fernsehen umir, dabei ollen die Leutemich altes Huhn doch garnicht sehen!

„Ich weiß, dass ich ir-gendwann hier sterbenwerde. Aber es muss janicht heute sein!“

L I ESEL BURK IM F INALEBE IM STAND VON 2:2

Und dann das Spiel. Meinlieber Freund. Am Vormittaghabe ich die Utensilien rausge-legt - das Fantrikot, den Schal

Der treue Fan: Liesel Burk

Mit blauer Perücke beim Auf-stieg: Liesel Burk. Foto: Meyer

stehen und größer sind. Ban-nister schießt und trifft, im Vi-deo sehe ich’s mir später an.Der Jubel, das ist irre. Wie eineErlösung. Ich haue gegen dieBande; Kohmann, Pellegrimsund Rau nehmen mich als Ers-te in die Arme. Ich ill auf’sEis, natürlich, aber der Kreis-lauf macht schlapp. Die An-spannung ar doch u groß.

Später gehe ich los und er-suche so iele Ausrüstungstei-le ie möglich u retten. Ir-gend ann trinke ich auch ausdem Pokal. Ich eiß gar nichtmehr, ob es Sekt ar oder Bieroder eine Mischung aus allem.Aber das ist so as on egal.Meine goldene Medaille ondamals hängt heute über mei-nem Bett. (sam)Frank Schönewolf (42) ist

seit 2 4 ehrenamtlich Be-treuer.

K lar, diesen 25. April erdeich nie ergessen! Das ar

ie Weihnachten, Ostern undmein Geburtstag am 13. Juliusammen. Ich bin in Sorge,as passiert, enn ir den

Aufstieg erpassen. In derNacht habe ich kein Auge u-gemacht und nehme Pillenur Beruhigung ein. Schon

nachmittags um halb drei binich in der Halle und bereite al-les or. Trikots, Trinkflaschen- ie immer.

Landshut führt, ich bin fiund fertig. Dann, die Wende.2:1 für uns. Ich gucke mehrauf die Uhr als aufs Eis. Unddoch der Schock. Ich bin gera-de in der Kabine und hole tro-ckene Handschuhe fürMcNeil, als das 2:2 fällt. Sch...

Verlängerung. Ich stehehinter der Spielerbank - undsehe nichts, eil alle or mir

Der Betreuer: Frank Schönewolf

Und immer wieder der Blick hinauf zur Uhr: Betreuer Frank Schö-newolf fiebert an der Spielerbank bei einem späteren Spiel mit.

Foto: MeyerBoris Rousson kriegt immernoch Gänsehaut. Foto: Koch

gesehen. Rückpass, Schlag-schuss, und ich hatte soforteine Gänsehaut. Ich bekommeimmer noch eine Gänsehaut,

enn ich an diese S ene den-ke. Dann bin ich so schnell ichkonnte u der Spielertraubegelaufen. Alle haben sichumarmt, und da ollte ich un-bedingt dabei sein. (geb)Boris Rousson (38) ar Torhü-ter der Huskie. Er beendete imDe ember seine Karriere.

E in harmloser Schuss kamauf unser Tor. Ich habe die

Scheibe kontrolliert und DreBannister angespielt. DessenPass landete bei Sha nMcNeil. Der hat Hugo Bois erteingeset t, und der ist mit derScheibe hinter das LandshuterTor gelaufen. Ich habe aberauch gesehen, ie sich Dreim Bull kreis freigelaufen hat.Ich habe gehofft, dass Hugoihn sieht. Natürlich hat er ihn

Der Torhüter: Boris Rousson

VON FRANK Z I EMK E ,G E RD BR EHM UNDG E RA LD SCHAUMBURG

KASSEL. Den 25. April 2 8ird kein Huskies-Fan je er-

gessen. Es ist der Tag, an demdas ichtigste Spiel der Kasse-ler Eishocke -Geschichte statt-findet. Im entscheidendenSpiel der Finalserie gegen dieLandshut Cannibals geht esnicht nur um den Aufstieg indie DEL, sondern um die E is-ten der Klubs. Wie in der ge-samten Serie hat der sou erä-ne Vorrundensieger mehrMühe mit den Cannibals, alsihm lieb ist. Trot klarer Über-legenheit steht es nach 6 Mi-nuten 2:2. Das entscheidendeTor muss in der Verlängerungfallen. Mindestens 7 Zu-schauer in der restlos überfüll-ten Eishalle erleben dramati-sche Minuten. Doch dann, inder 72. Minute, kommt derPuck u Dre Bannister, derausholt und trifft: 3:2, der Auf-stieg! Und ein unglaublicherJubelsturm. Wir haben Erin-nerungen gesammelt on de-nen, die dabei aren.

Bannisters Schuss ins GlückAm unglaublichsten Abend des Kasseler Eishockeys schaffen die Huskies die DEL-Rückkehr

Montag, 29. De ember 2 8 SportSPRH1

e-paper für: 6069489