komm - ver.di

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08/2016 WWW.TK-IT.VERDI.DE ARBEITEN 4.0 Arbeit und Digitalisierung Dialogprozess über den Wandel in der Arbeitswelt abgeschlossen Seite 7 SAP 10 Jahre Betriebsrat Ein Erfolgsmodell auf dem Weg Seiten 8 und 9 JAHRESRÜCKBLICK Streiks führten zu Ergebnissen Eine Auswahl der Ereignisse des Jahres 2016 Seiten 12 und 13 KOMM Weiter geht es auf den Seiten 4 bis 5" Die deutsche IT-Dienstleistungsbranche entwickelt sich rasant. Vor allem die Digitalisierung aller Lebens- und Wirtschaftsbereiche wird das Wachs- tum weiter antreiben. Eine Studie im Auftrag von ver.di bietet Einblick in die Strukturen der Beschäftigung und Unternehmen sowie deren Entwick- lungen und gegenwärtige Trends. VON MARIO DAUM Seit der überstandenen Krise der New Economy Anfang der 2000er-Jahre befin- det sich die IT-Dienstleistungsbranche in einem kontinuierlichen Wachstum, das sich auch während der Finanz- und Wirt- schaftskrise 2008/2009 fortsetzte. Im Jahr 2014 bestand die deutsche IT-Dienstleis- tungsbranche aus insgesamt 82 847 Un- ternehmen, die einen Gesamtumsatz von rund 121,9 Milliarden Euro erwirt- schafteten. Damit machten die IT-Dienst- leistungsunternehmen knapp drei Viertel aller Unternehmen des Dienst- leistungssektors „Information und Kommunikation“ aus (72,1 Prozent). In 2015 waren rund 760 000 Men- schen in der Branche tätig. Davon waren etwa 664 000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei einem der zahlreichen IT-Dienstleister und Softwareunterneh- men beschäftigt. Es ist davon auszuge- hen, dass die Zahl der Beschäftigten auch in Zukunft zunehmen wird. Bemerkenswert ist vor allem das ra- sante Wachstum, das die Branche seit der überstandenen Krise der New Economy genommen hat: Seit dem Jahr 2000 sind knapp 300 000 neue Arbeitsplätze ent- standen. Die Zahl der Unternehmen hat sich seit 2004 nahezu verdoppelt. Und das Umsatzvolumen verdoppelte sich von 58,5 Milliarden Euro in 2004 auf 121,9 Milliarden Euro in 2014. Das Wachstum der vergangenen Jah- re geht mit einer Zunahme der gesell- schaftlichen und volkswirtschaftlichen Bedeutung der Informationstechnologie (IT) einher. Die IT nimmt in nahezu allen Wirtschaftsbranchen die bedeutendste Schnittstelle ein. Ohne die IT wären viele aktuelle Wertschöpfungsprozesse nicht vorstellbar. Somit ist die IT-Dienstleis- tungsbranche zu einer der essenziellsten Querschnittsbranchen der deutschen Wirtschaft avanciert. IT- und Software- lösungen werden mehr denn je zum Kern der Lösungen gegenwärtiger Her- ausforderungen. IT-DIENSTLEISTUNGSBRANCHE Wo wachsen wir hin? Foto: Werner Bachmeier

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08/2016 WWW.TK-IT.VERDI .DE

ARBEITEN 4.0Arbeit und DigitalisierungDialogprozess über den Wandelin der Arbeitswelt abgeschlossen

➔ Seite 7

SAP10 Jahre BetriebsratEin Erfolgsmodell aufdem Weg

➔ Seiten 8 und 9

JAHRESRÜCKBLICKStreiks führten zu ErgebnissenEine Auswahl der Ereignissedes Jahres 2016

➔ Seiten 12 und 13

KOMM

Weiter geht es auf den Seiten 4 bis 5

Die deutsche IT-Dienstleistungsbranche entwickelt sich rasant. Vor allemdie Digitalisierung aller Lebens- und Wirtschaftsbereiche wird das Wachs-tum weiter antreiben. Eine Studie im Auftrag von ver.di bietet Einblick indie Strukturen der Beschäftigung und Unternehmen sowie deren Entwick-lungen und gegenwärtige Trends.

VON MARIO DAUM

Seit der überstandenen Krise der NewEconomy Anfang der 2000er-Jahre befin-det sich die IT-Dienstleistungsbranche ineinem kontinuierlichen Wachstum, dassich auch während der Finanz- und Wirt-schaftskrise 2008/2009 fortsetzte. Im Jahr2014 bestand die deutsche IT-Dienstleis-tungsbranche aus insgesamt 82 847 Un-ternehmen, die einen Gesamtumsatzvon rund 121,9 Milliarden Euro erwirt-schafteten. Damit machten die IT-Dienst-leistungsunternehmen knapp dreiViertel aller Unternehmen des Dienst-

leistungssektors „Information undKommunikation“ aus (72,1 Prozent).

In 2015 waren rund 760 000 Men-schen in der Branche tätig. Davon warenetwa 664 000 Arbeitnehmerinnen undArbeitnehmer bei einem der zahlreichenIT-Dienstleister und Softwareunterneh-men beschäftigt. Es ist davon auszuge-hen, dass die Zahl der Beschäftigtenauch in Zukunft zunehmen wird.

Bemerkenswert ist vor allem das ra-sante Wachstum, das die Branche seit derüberstandenen Krise der New Economygenommen hat: Seit dem Jahr 2000 sindknapp 300 000 neue Arbeitsplätze ent-

standen. Die Zahl der Unternehmen hatsich seit 2004 nahezu verdoppelt. Unddas Umsatzvolumen verdoppelte sichvon 58,5 Milliarden Euro in 2004 auf121,9 Milliarden Euro in 2014.

Das Wachstum der vergangenen Jah-re geht mit einer Zunahme der gesell-schaftlichen und volkswirtschaftlichenBedeutung der Informationstechnologie(IT) einher. Die IT nimmt in nahezu allenWirtschaftsbranchen die bedeutendsteSchnittstelle ein. Ohne die IT wären vieleaktuelle Wertschöpfungsprozesse nichtvorstellbar. Somit ist die IT-Dienstleis-tungsbranche zu einer der essenziellstenQuerschnittsbranchen der deutschenWirtschaft avanciert. IT- und Software-lösungen werden mehr denn je zumKern der Lösungen gegenwärtiger Her-ausforderungen.

IT-DIENSTLEISTUNGSBRANCHE

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KOMM Nr. 8/2016

16. Jahrgang

Herausgeber:Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Bundesvorstand:Frank Bsirske; Lothar Schröder, Fachbereich TK/IT;Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin, Telefon: 0 30/69 56-0,Internet: http://tk-it.verdi.de

Erscheinungsweise: 8 Ausgaben pro Jahr

Redaktion: Christoph Heil, Silke Leuckfeld

E-Mail: [email protected]

Gesamtherstellung: alpha print medien AG, Darmstadt

Auflage: 106500

Anzeigen und Beilagen:Christoph Heil, Silke Leuckfeld, Telefon: 0 30/69 56 24 61,Fax: 0 30/69 56 31 59, Mail: [email protected]

Ahlen: BeG Senioren Münsterland-Süd FB 10, Mitgliedertreff,1. Mittwoch im Monat, 10 bis 12 Uhr, AWO, Freiheit 1.

Albstadt-Ebingen: BeG Senioren Zollernalb FB 9/10, Stammtisch,3. Donnerstag im Monat, 14 Uhr, „Grüne Au“.

Aschaffenburg: BeG Senioren FB 9/10, Stammtisch, 1. Donners-tag im Monat (nicht im März, Juli, August, Dezember), Jahres-hauptversammlung, 15 Uhr, Schloss, „Turmstube“, Tel. 06022/1400.

Bad Kreuznach: BeG Senioren Bad Kreuznach, FB 9/10, 26.Januar 2016, 14 Uhr, Mitgliederversammlung, Rheinhessen-halle, Hackenheim mit Nachwahlen zum Vorstand. Anschlie-ßend Kreppelkaffee. Anmeldung bei Karlfried Göllner, Tel.06753/2117.

Berlin-Charlottenburg-Spandau: ver.di-Senioren, 31. Januarund 27. Februar um 18 Uhr, „Zur Sorgenpause“, Krowelstraße7, 13581 Berlin.

Berlin-Tempelhof: BeG Senioren FB 9/Telekom, jeden 3. Diens-tag im Monat um 14 Uhr, Gaststätte „Koch“, Friedrich-Wil-helm-Straße 68, 12099 Berlin/Tempelhof.

Bottrop: BeG Senioren FB 9/10, Stammtisch, 1. Montag im Mo-nat, 17.30 Uhr, „Hürter“, Gladbecker Straße 19 a.

Braunschweig/Salzgitter: Senioren OV FB 9/10, Info-Nachmit-tag jeden letzten Dienstag im Monat, 15 Uhr, Vereinsgaststät-te „Rote Wiese“, Braunschweig, Kontakt: Rainer Klose, Tel.05331/2424.

Bremen: Senioren OV FB 9/10, Treff jeden 1. Dienstag im Monat,16 Uhr, DGB-Haus, Bahnhofsplatz.

Forchheim: BeG Senioren FB 9/10, Stammtisch, 1. Donnerstagim Monat, 15 Uhr, „Eichhorn“, Bambergerstraße 9, Programmunter www.oberfranken-west.verdi.de/personengruppen/seniorinnen

Frankfurt/Main: BeG Senioren Post/Telekom, Stammtisch jeden1. Mittwoch im Monat, 15 Uhr und Skatstammtisch jeden2. Montag im Monat, 16 Uhr, „Affentorschänke“, Neuer Wall 9.

Fürth: BeG Fürth, FB 9/10, Stammtisch jeden 1. Dienstag imMonat, 14 Uhr, Pfarrzentrum St. Heinrich, „Heinrichsklause“,Sonnenstraße 21. In den ungeraden Monaten finden Vorträ-ge statt; 27. Januar, Winterwanderung nach Zautendorf zumSchlachtschüsselessen; 14. Februar, Besuch des Leonie Museumsin Roth.

Göppingen: BeG Senioren FB 9/10, 5. Januar, 14 Uhr, Stamm-tisch „Ist Europa noch zu retten?“, Vortrag und Lesung mitBuchautor, Vereinsheim Gartenfreunde; 2. Februar, 14 Uhr,Stammtisch und Jahreshauptversammlung mit GastreferentBenjamin Stein, Vorsitzender ver.di-Bezirk Fils-Neckar-Alb,Vereinsheim Gartenfreunde, Paul-Köpff-Weg 65, 73037 Göp-pingen.

Hamburg: BeG Senioren Hamburg, Sprechstunde jeden1. Mittwoch im Monat von 10 bis 12 Uhr, Gewerkschaftshaus HH,Besenbinderhof 60, Tel. 040/28584093, Internet: https://tk-it-nord.verdi.de/personengruppen/senioren

Heidelberg: BeG Senioren, FB 9, jeden 2. Mittwoch im Monat,15 Uhr, Gaststätte „Löwenkeller“, Rohrbacher Straße 92.

Heilbronn: BeG Senioren FB 9/10, Stammtisch/Veranstaltungen,jeden 3. Donnerstag im Monat, 14 Uhr, Restaurant „Hofwie-sen“, Hofwiesenstraße 40, Heilbronn-Sontheim.

Idar-Oberstein: BeG Senioren Nahe-Hunsrück FB 9/10, Sprech-stunde, 1. Montag im Monat, 14 bis 17 Uhr, DGB-Haus,Wilhelmstraße 25, unbedingt Anmeld.: Tel. 06785/9993055,0151/75083776.

Ingolstadt: BeG Senioren FB 1/9/10, Stammtisch, 1. Mittwochim Monat, 14.30 Uhr, „Fohlenweide“, Fohlenweide 1.

Jena: BeG Senioren FB 9/10, Wandergruppe, 1. Dienstag imMonat, 10 Uhr, Info: Tel. 03641/449912; 10. Januar, 14 Uhr,Verkehrsteilnehmerschulung, Seniorenzentrum „Jahresringe“,Leipziger Straße 61.

Kaiserslautern: Senioren FB 9/10, jeden 1. Mittwoch im Monat,15.30 Uhr, Treffen Gaststätte „Licht Luft“, Entersweilerstraße51, Kaiserslautern.

Kirchheim/Teck: BeG Senioren FB 9/10, Stammtisch, 3. Mitt-woch im Monat, 15 Uhr, „Hasen“, Siechenwiesen 1.

Landshut: BeG Senioren Post/Telekom, Stammtisch jeden2. Montag im Monat ab 14 Uhr, Gaststätte „Huberwirt“, Gstau-dach 3, 84032 Altdorf. Weitere Aktivitäten werden an denStammtischen bekannt gegeben.

München: BeG Senioren FB 9/10/1, 7. Februar, 14 Uhr, Gewerk-schaftshaus München (Großer Saal), Jahreshauptversammlungder Betriebsgruppe mit Infos und dem Geschäftsbericht. An-meldung ist nicht erforderlich.

Münster: Senioren BeG Postbank-Post-Telekom, 2. Januar, Jah-resrückblick 2016 mit Fotos von unserer Kollegin Elke Roth,Münster gestern und heute (Koll. Niedersen); 11. Januar, 11Uhr, Neujahrsempfang der Senioren Münster-Warendorf, Café

„Uferlos“; 19. Januar, Grünkohlessen im Restaurant „Reiterstu-ben“ in Angelmodde, Clemens-August-Platz 2 (Anmeldung er-forderlich, Kontakt: Hans W. Roth, Tel. 0251/235381); 6. Feb-ruar, Mitgliederversammlung unserer Betriebsgruppe, Vortrag:Kollege Benedikt Lutter-Gras. Infonachmittage: Beginn 15 Uhr,Casino der Telekom, Dahlweg 100, Münster.

Nahe-Hunsrück: ver.di Senioren-Gruppe Nahe-Hunsrück FB9/10, Sprechstunden jeden 1. Montag im Monat von 14 Uhr bis17 Uhr im DGB-Haus in Idar-Oberstein, Wilhelmstraße 25. Bitteunbedingt Anmeldung bei Alfred Weis, Tel. 06785/9993055oder 0151/75083776.

Neuss: BeG Senioren FB 9/10, Sprechstunde, 1. Montag im Mo-nat, 10 bis 12 Uhr, ver.di, Glockhammer 31, Info: Tel. 02133/71930.

Nürnberg: BeG Senioren Nürnberg/Schwabach/Roth/Lauf FB1/9/10, jeden 1. Donnerstag im Monat um 14.30 Uhr in der Gast-stätte „Genossenschaftssaalbau“, Matthäus-Hermann-Platz 2;9. Februar, Fasching, Wilhelmsdorf, Abf. Langwasser Süd, 11 Uhr.

TERMINE

IMPRESSUM

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3 KOMM 08/2016

TERMINE

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Offenburg: BeG Senioren P/T, Sprech-stunde jeden 1. Mittwoch, 11 bis 12Uhr, ver.di-Geschäftsstelle Offenburg,Okenstraße 1c, auch Tel. 07 81/91 71 14.

Oldenburg: OV Senioren FB 9/10,Digitalfotos, Info: W. Neugebauer, Tel.0441/201203, Basteln, Malen, Skat, Klö-nen, Info: I. Frank, Tel. 04 41/30 29 72u. E. Schaumberg, Tel. 0 44 02/42 05,beide Gruppen 2. Dienstag im Monat,9 Uhr, Vereinslokal TV Metjendorf 04, AmSportplatz, Oldenburg; alle drei WochenJakkolo, Info: Colberg, Tel. 04488/3252und D. Punke, Tel. 0441/505137.

Pfaffenhofen: BeG Senioren FB 9/10,Stammtisch, 3. Dienstag im Monat, 14Uhr, Hofbergsaal.

Reutlingen: BeG Senioren FB 9/10,Stammtisch, 2. Donnerstag im Monat,14.30 Uhr, Sportparkgaststätte.

Saalfeld: BeG Senioren FB 9/10, 8. Febru-ar, 14 Uhr, Info-Veranstaltung Kranken-kasse, Café „Waage“, Brudergasse 11.

Schwäbisch Gmünd: BeG Senioren FB9/10, Stammtisch, 2. Dienstag im Monat,14.30 Uhr, Casino Altenheim St. Anna.

Ulm Neu-Ulm: BeG VE P/T, 14. Januar,14.30 Uhr, „Krone“, Jahresfeier; 2. Feb-

ruar, 14.30 Uhr, Mitgliederversammlungund Monatstreff, Krone Ulm-Söfingen,Endhaltestelle Straßenbahnlinie 1.

Weiden: BeG Senioren Nordoberpfalz FB9/10, Treff 1. Mittwoch im Monat; „Neu-es Pflegestärkungsgesetz“, Ref. AOK,1. Februar; Jahresversammlung, 1. März;„Steuertipps für Senioren“, Ref. Herr Pir-zer, jeweils 14.30 Uhr, Café Mitte, AmStockerhutpark 1.

Wolfenbüttel: Senioren OV FB 9/10,Sprechstunde jeden Montag für ver.di-Mitglieder, 9.30 bis 12 Uhr, ver.di-Service-Büro, Harzstraße 7, 38100Wolfenbüttel ver.di-Lohnsteuer-Service:05331/882689.

Würzburg: BeG Senioren FB 9/10, 4. Ja-nuar, Krippentour (Mittwoch), s. Main-Post; 5. Januar, 14 Uhr, Versammlung

„Vier Jahreszeiten“; 18. Januar, Anwan-dern; 2. Februar, 14 Uhr, Versammlung

„Vier Jahreszeiten“; 22. Februar, 13 Uhr,Fahrt nach Bullenheim (Fasching).

Zerbst: BeG Senioren FB 9/10, 11. Februar,14 Uhr, Kulturfesttage, Museum.

Redaktionsschluss nächstes Heft:16. Januar 2017

Page 4: KOMM - ver.di

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Wo wachsen wir hin?

Die IT-Dienstleistungsbranche zeichnetsich durch einige Besonderheiten aus.Mit Blick auf die Unternehmensstruktu-ren für das Jahr 2014 (Tabelle 1) wirdersichtlich, dass die große Anzahl an Un-ternehmen vor allem auf die große Zahlvon Solo-Selbstständigen und Kleinst-Un-ternehmen mit bis zu neun tätigenPersonen zurückzuführen ist. In derIT-Dienstleistungsbranche machten So-lo-Selbstständige und Kleinst-Unterneh-men knapp 90 Prozent aller Unterneh-men aus. Solo-Selbstständige repräsen-tierten die Hälfte aller Unternehmenund setzen insgesamt vier MilliardenEuro um. Der durchschnittliche Umsatzder Solo-Selbstständigen lag bei 94 495Euro. 30 602 Unternehmen sind soge-nannte Kleinst-Unternehmen. Bei denKleinst-Unternehmen der IT-Dienstleis-tungsbranche arbeiteten 68 981 abhän-gig Beschäftigte. Der durchschnittlicheUmsatz von Kleinst-Unternehmen betrug335 630 Euro.

Zu den sogenannten Großunterneh-men (mehr als 250 Beschäftigte) zählten2014 lediglich 289 Unternehmen. Sie er-wirtschafteten jedoch mit 62,3 MilliardenEuro die Hälfte des Branchenumsatzesund beschäftigten 229 581 Arbeitneh-mer/-innen (36,5 Prozent). 2008 beschäf-tigten die damals 165 IT-Großunterneh-men mit 100 000 Beschäftigten geradeeinmal etwas weniger als die Hälfte derheutigen Beschäftigtenzahl. Und zu-gleich zeige sich, dass das Beschäfti-gungswachstum bei den Großunterneh-men nahezu doppelt so hoch war, wiebei den Solo-Selbstständigen undKleinst-Unternehmen zusammengefasst.

Dieser positive Trend ist zumindest mitBlick auf die Top 5 der deutschenIT-Dienstleistungsbranche für die Beschäf-tigten in Deutschland nicht im gleichenMaß nachzuzeichnen: SAP stellt dabeieine Ausnahme dar, dort wuchs die Be-schäftigung vor allem im Ausland seit2008 um 65 Prozent; im Inland wiederumnur um 14 Prozent. Bei T-Systems fiel glo-bal gesehen seit 2011 nahezu jeder zehn-te Arbeitsplatz weg. Auch bei den zahl-reichen IBM-Gesellschaften wurden in derVergangenheit zahlreiche Arbeitsplätzeabgebaut. Zuletzt wurde angekündigt,dass bis Ende 2017 weitere 1500 Stellenvon derzeit rund 16 500 wegfallen sollen.

Die Studie hat neben den Entwicklun-gen der Branche und der Unternehmenauch die Beschäftigungsstrukturen unterdie Lupe genommen:

Schaubild 1 verdeutlicht zunächst dasbeachtliche Beschäftigungswachstumder Branche seit dem Jahrtausendwech-sel. In 2015 waren bereits 663 692 Arbeit-nehmer/-innen in der Branche beschäf-tigt. Darüber hinaus wird aus demSchaubild auch die Entwicklung des Ge-schlechterverhältnisses in der Branchedeutlich. Lediglich drei von zehn Be-schäftigten in der IT-Dienstleistungs-branche sind weiblich. Und der Anteil istseit dem Jahr 2000 – trotz allgemeinemBeschäftigungszuwachs – rückläufig. Bei

der Ursachensuche wird man vor allemim Beschäftigungszuwachs selbst fündig.Für die hinzugekommenen Arbeitsplätzewerden überwiegend IT-Fachkräfte ge-sucht, die – trotz Förderung von Frauenin MINT-Berufen – wiederum mehrheit-lich männlich sind. Auch in Zukunft wirdvoraussichtlich der Frauenanteil weiterzurückgehen, wie das gegenwärtige Ge-schlechterverhältnis bei den IT-Studien-gängen beziehungsweise Studienabsol-venten und Ausbildungsgängen zeigt.

Die Annahme, dass in der IT-Dienstleis-tungsbranche ausschließlich IT-Fachkräftearbeiten, ist grundsätzlich falsch. DenBerufen der klassischen IT-Fachkräfte las-sen sich knapp die Hälfte aller Beschäf-tigten zuordnen. 84 Prozent der IT-Fach-kräfte sind männlich. Frauen stellen le-diglich in der Berufsgruppen Büro undSekretariat, Rechnungswesen und Perso-nalwesen die Mehrheit der Beschäftigten.

Eine Erkenntnis ist das hohe Qualifika-tionsniveau der Beschäftigten und dashohe Anforderungsniveau der Branche.40 Prozent der Beschäftigten besitzeneinen akademischen Berufsabschluss.Und aus Schaubild 2 wird das, im Ver-gleich zur Gesamtbeschäftigung, sehrhohe Anforderungsniveau deutlich. Na-hezu 70 Prozent der Arbeitnehmerinnenund Arbeitnehmer in der Branche übenTätigkeiten aus, die als Spezialisten- oder

Fortsetzung von Seite 1

Unternehmen/Einrichtungen mit …bis … tätigen Personen

Unternehmen/Einrichtungen Gesamtumsatz Abhängig Beschäftigte

Anzahl Anteil 1000 EUR Anteil Anzahl Anteil

Insgesamt 82 847 100% 121902592 100 % 629069 100%

davon:

1 Person 42724 51,6% 4037194 3,3% 1683 0,3%

2 bis 4 Personen 23343 28,2% 4916317 4,0% 30243 4,8%

5 bis 9 Personen 7259 8,8% 5354636 4,4% 38738 6,2%

10 bis 19 Personen 4411 5,3% 6778093 5,6% 54698 8,7%

20 bis 49 Personen 3048 3,7% 12117476 9,9% 89483 14,2%

50 bis 99 Personen 1068 1,3% 11053070 9,1% 71875 11,4%

100 bis 249 Personen 705 0,9% 15382842 12,6% 112768 17,9%

250 bis 499 Personen 176 0,2% 11175001 9,2% 59682 9,5%

500 und mehr Personen 113 0,1% 51087963 41,9% 169899 27,0%

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Tabelle 1: Anzahl der Unternehmen, Gesamtumsatz und Anzahl abhängig Beschäftigter nach Anzahl der tätigen Personenfür das Jahr 2014. Quelle: Statistisches Bundesamt (2016b), Sonderauswertung, eigene Berechnungen und Darstellung.

IT-DIENSTLEISTUNGSBRANCHE

TABELLE 1

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5 KOMM 08/2016

Expertentätigkeiten zu charakterisierensind. In der Gesamtbeschäftigung sinddies lediglich 25,5 Prozent.

Mit dem hohen Qualifikations- undAnforderungsniveau geht auch ein hohesEntgeltniveau einher: Mehr als die Hälfteder Beschäftigten in Vollzeit erzielten in2013 ein monatliches Bruttoentgelt vonmindestens 4000 Euro. Lediglich achtProzent der Beschäftigten erhielten einBruttoentgelt von weniger als 2000 Euro.

Die Bezahlung stellt jedoch nur dieeine Seite dar. Die andere Seite der Me-daille sind die Arbeitsbedingungen jen-seits des Entgelts. So kommt vor allemder Arbeitszeit eine große Bedeutung zu.In der IT-Dienstleistungsbranche ist dasunentgeltliche Arbeiten außerhalb derArbeit bei Teilen der Beschäftigten weitverbreitet. Viele Beschäftigten arbeitenzu eher unüblichen Arbeitszeiten (z. B.abends zwischen 18 und 23 Uhr) odersind auch außerhalb ihrer üblichen Ar-beitszeit für ihre Arbeit erreichbar.

Diese Arbeitsweise hat auch ganzkonkrete Auswirkungen auf die Gesund-heit der Beschäftigten. Die Arbeitsbelas-tung aufgrund des hohen Arbeitsauf-kommens und des damit verbundenenZeitdrucks ist häufig einer der Mitverur-sacher oder auch Hauptursache vonKrankheitsbildern, wie psychischen undpsychosomatischen Erkrankungen. Zu-mindest subjektiv arbeiten viele Beschäf-tigte an ihrer gesundheitlichen Belas-tungsgrenze. Verantwortlich hierfür sindmeist die betriebsinternen Strukturen,die hohe Eigenverantwortlichkeiten,starke Belastungssituationen, ein „Sys-tem der permanenten Bewährung“ undhohe Erwartungshaltungen mit sich ge-bracht haben.

Die kollektive Interessenvertretungfunktionierte in der IT-Dienstleistungs-branche nach einem anderen Modus,meist fernab von Gewerkschaften undBetriebsratsgremien. Einige Autoren be-gründeten dies mit den guten Arbeitsbe-dingungen in einer Vielzahl von Unter-nehmen bis zur New Economy-Krise.

Lediglich 17 Prozent der Beschäftigtenprofitierten in 2010 von einem Branchen-oder Firmentarifvertrag. In diesem Zu-sammenhang steht auch der geringe ge-werkschaftliche Organisationsgrad in derBranche. Beide Befunde dürften maßgeb-lich auf zwei Ursachen zurückzuführensein: Einerseits besteht die IT-Dienstleis-tungsbranche zu 90 Prozent aus Solo-Selbstständigen und Kleinst-Unterneh-men, das die Organisation von Gewerk-schaftsmitgliedern und den Tarifabschlussstrukturell einschränkt. Und andererseits

verbinden viele Beschäftigte mit einemTarifvertrag lediglich die Aussicht auf einbesseres Entgelt. Da das Entgeltniveau inder Branche relativ hoch ist, besteht inAugen vieler Beschäftigten keine Not-wendigkeit eines Tarifabschlusses.

Im Bereich der betrieblichen Interes-senvertretung sind jedoch positive Ent-wicklungen zu beobachten. Seit Anfangder 2000er-Jahre etablieren sich ver-mehrt Betriebsratsgremien. Der WSI-Be-triebsrätebefragung zufolge wurde dieMehrheit der befragten Betriebsratsgre-mien in den vergangenen 15 Jahren ge-gründet. Dies ist insbesondere auf diemultiplen Herausforderungen und Ver-schlechterung der Arbeitsbedingungender vergangenen Jahre zurückzuführen:Personalabbau durch Outsourcing, Ar-

beitszeitkonflikte, gesundheitliche Pro-bleme in der Belegschaft und die indi-rekte Steuerung der Beschäftigten durchZielvereinbarungen und Erhöhung desLeistungsdrucks.

Für Gewerkschaften und betrieblicheInteressenvertreter existieren Chancenund Herausforderungen zugleich: Dergegenwärtige Zuwachs von Unterneh-men und Beschäftigten ermöglicht dieGründung weiterer Betriebsräte mit An-bindung an ver.di. Dabei gilt es erstensdie Betriebsräte adäquat in ihren Rech-ten zu schulen, auf die Themen Arbeits-zeit und Gesundheitsschutz hinzuweisensowie eine weitere Transparenz hinsicht-lich der Entgeltstrukturen der Branchefür kollektivvertragliche Verhandlungenzu schaffen.

2,5%

28,2%

40,1%

29,1%

11,8%

62,7%

14,2% 11,3%0%

10%

20%

30%

40%

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70%

Helfer Fachkraft Spezialist Experte

AnforderungsniveauIT-Dienstleistungsbranche im Vergleich zur Gesamtbeschäftigung

IT-Dienstleistungsbranche Gesamtbeschäftigung

2000 2004 2008 2010 2011 2012 2013 2014 2015Anteil Frauen 33,9% 32,3% 32,2% 31,6% 31,3% 31,3% 31,2% 30,9% 30,6%

Insgesamt 372098 417910 487106 519210 545541 581125 609775 641166 663692

Männer 245936 283027 330363 355164 374546 399160 419794 443250 455809

Frauen 126162 134883 156743 164046 170995 181965 189981 197916 202986

28%

29%

30%

31%

32%

33%

34%

35%

0

100000

200000

300000

400000

500000

600000

700000

AnteilweiblicherBeschäftigter

BeschäftigteinabsolutenZahlen

Entwicklung der Beschäftigung und des Geschlechterverhältnissesinsgesamt, nach Geschlecht getrennt und Anteil weiblicher Beschäftigter

2000 bis 2015

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2015), eigene Berechnungen.Anmerkungen: Stichtag ist jeweils der 30. Juni des jeweiligen Jahres.

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2015a), eigene Berechnungen und Darstellung.Anmerkung: N=610400. N (Gesamtbeschäftigung) = 30528 396. Stichtag: 31. März 2015.

SCHAUBILD 1

SCHAUBILD 2

Page 6: KOMM - ver.di

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IBM

Watson: Maschine gegen MenschVor einem Jahr kündigte die IBM den Aufbau eines Watson-Innovationszen-trums mit 1000 neuen Jobs in München an. „Welcome to the cognitive era– outthink your limits“ wirbt IBM in diesem Zusammenhang. Inzwischensind die imposanten Geschäftsräume in den München High-Towers bezo-gen. Mit herrlicher Aussicht auf die Alpen will IBM mit ihren Kunden an derWeiterentwicklung der künstlichen Intelligenz arbeiten. IBMs Markennamedazu ist Watson – eine Mischung aus Soft- und Hardware.

VON BERT STACH

Zuerst wurde Watson bekannt als Teilneh-mer der amerikanischen Quizshow Jeo-pardy. Das Spiel Maschine gegen Menschkonnte Watson natürlich ganz klar fürsich entscheiden. Für den Gameshow-Ge-winner fand sich schnell eine Anschluss-verwertung: Second-Level-Support füreine US-amerikanische Krankenkasse.

In mehreren Watson-Innovationszen-tren weltweit arbeitet IBM nun an derWeiterentwicklung ihrer künstlichen In-

telligenz – ihres cognitive computing.Die Skaleneffekte dabei sind gigantisch.Einmal vom Second-Level-Support direktzum Callcenter-Agent umprogrammiert,

kann Watson unzählige Gesprächegleichzeitig führen und alle Gesprächsin-halte gleich mit auswerten. So gewonne-ne Daten sind ein kostbarer Schatz fürUnternehmen und besonders die IBM.Die Daten sind ökonomisierbar, wennsich aus ihnen Produkte neu- oder wei-terentwickeln lassen. Eine funktionieren-de künstliche Intelligenz in der cogniti-ven Ära muss das leisten können, wennsie konkurrenzfähig sein will. Als Ne-beneffekt wird dann jede Entwicklungs-abteilung überflüssig gemacht. Dernächste Schritt liegt auf der Hand: DenAufbau und Betrieb einer sich daraus er-gebenden Produktionsstätte sollte Wat-son dann bestenfalls gleich mit anbietenkönnen – alles ganz ohne Menschen.

Die Konsequenz von „outthink yourlimits“ könnte dann durchaus lauten

„work somewhere else“. Nur wo?

Zwischenbilanz GesundheitsmanagementEnde 2013 wurde zwischen ver.diund IBM der Tarifvertrag Gesund-heitsmanagement abgeschlossen.Mit der tarifvertraglichen Regelungbetraten ver.di und der IT-Konzerntatsächlich Neuland. Es war der ers-te Tarifvertrag, der die Durchfüh-rung einer Gefährdungsbeurteilungregelte und damit auch das Ziel hat-te, Maßnahmen zum Belastungs-schutz zu etablieren und den Ge-sundheitsschutz in der deutschenTochter des IT-Giganten auf ein neu-es Niveau zu heben.

Bereits weit fortgeschrittenes entgrenz-tes Arbeiten, indirekte Steuerung durchZielvorgaben und viele weitere Aspektedes Arbeitens in einem globalen digita-len Umfeld sind Rahmenbedingungen,die bei IBM längst Normalität sind.

Der erste Meilenstein war die Durch-führung einer konzernweiten Gefähr-dungsbeurteilung. Die Vorbereitung wargründlich. Ein vorgeschalteter Testdurch-lauf in einer IBM-Lokation erbrachte vie-le Erkenntnisse, die dann im großen Roll-out berücksichtigt wurden. Es wurdenfast 15 000 Beschäftigte befragt und rund60 Workshops mit Beschäftigten durch-

geführt. Das war wahrscheinlich die bisdahin gründlichste und größte Erfassungpsychischer Gefährdungen in einemdeutschen Konzern. Mithilfe einer kom-petenten wissenschaftlichenBegleitung konnten am Endeder Auswertung im erstenQuartal etliche Hauptgefähr-dungen identifiziertwerden.

„Klarheit bei derDiagnose bedeutetaber nicht automa-tisch Einigkeit über die Thera-pie“, beschreibt ver.di-Verhand-lungsleiter Bert Stach den Sach-stand in der Gesundheitskommission beiIBM, die die durchzuführenden Maßnah-men beschließt. Er führt weiter aus:

„Maßnahmen können nur im Konsensbeschlossen werden und den haben wirleider nicht immer. Darum ist es wichtig,dem Arbeitgeber immer wieder klarzu-machen, wie wichtig guter Gesundheits-schutz auch für die IBM ist.“

Aber genau hier liegt die Herausfor-derung: Intelligente Maßnahmen habenweder das Ziel, das Rad zurückzudrehen,noch dürfen sie ignorieren, dass alte Lö-sungen manchmal trotzdem gut waren.

Darum wurden zum Beispiel für virtuelleTeams wieder echte Teamtreffen einge-führt. Im Laufe des Jahres 2016 wurdennoch weitere wichtige Maßnahmen ver-abschiedet und umgesetzt. So muss nunzur Minderung zu hoher Arbeitsintensi-tät bei Zeitsouveränität und bei einem

Stundensaldo von 250 Stun-den ein Abbauplan verein-bart und umgesetzt werden.Unternehmenskommunika-tionen mit rechtlicher Rele-

vanz – so wurde es ebenfalls von derGesundheitskommission beschlossen– werden in einem Konzern, dessenUmgangssprache Englisch ist, auch in

Deutsch verbreitet. Auch hat die Ge-schäftsführung inzwischen entspre-chend eines Beschlusses der Gesund-heitskommission über den korrektenUmgang mit Erreichbarkeiten informiert– außerhalb der Arbeitszeit gilt Nicht-Er-reichbarkeit.

„Fertig sind wir aber noch langenicht“, stellt Bert Stach fest, „es fehlennoch viele Maßnahmen, zum Beispiel zuguter Führung und vielem mehr, und dieErhebung zu den sogenannten klassi-schen Gefährdungen steht auch nochbevor.“ RED

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ARBEITEN 4.0

Arbeit und DigitalisierungMit dem Weißbuch „Arbeiten 4.0“schließt das Arbeitsministerium ei-nen achtzehnmonatigen Dialogpro-zess über den Wandel der Arbeits-welt ab, den BundesministerinAndrea Nahles im April 2015 mit derVorlage eines Grünbuchs begonnenhatte. Arbeiten 4.0 ist ein Kürzel fürdie Veränderungen in der gesamtenArbeitswelt und ihre Folgen für dieGesellschaft. Diese Veränderungensollte man nicht nur über sich erge-hen lassen, sondern aktiv gestalten.Eine wichtige Rolle schreibt Nahlesdabei den Tarifparteien zu.

VON CHRISTOPH HEIL

Das deutsche Tarifvertragssystem wirdzu Recht von Wirtschaft, Wissenschaftund Politik positiv bewertet und als eineder Säulen deutscher Wirtschaftsstabili-tät und als wichtigster Schutzwall vor dersozialen Erosion hochgehalten. „AlsDeutschland 2010 nur zwei Jahre nachder Finanzkrise von 2008 beim Wirt-schaftswachstum wieder dicke schwarzeZahlen schrieb, waren sich alle einig:Ohne das deutsche Tarifvertragssystemmit seinen Puffern für Beschäftigungs-schwankungen wäre die Wirtschaft nichtso schnell durch diese Krise gekommen.“(Handelsblatt, 30.11.16). Das Weißbuchgreift das Instrument Tarifvertragssystem

auf und nutzt es als Kreativmoment fürdie zukünftige Gestaltung einer sichdurch die rasant fortschreitende Digita-lisierung verändernde Arbeitswelt.

Spannungsfeld der Interessen

Im Mittelpunkt der Debatte zum Weiß-buch Arbeiten 4.0 standen Arbeitsfor-men und Arbeitsverhältnisse der Zu-kunft. Arbeiten 4.0 wird vernetzter, digi-taler und flexibler sein. Diese Entwick-lungen haben Auswirkungen auf dieOrganisation von Arbeit und die sozialeSicherung. Sie bieten enorme Chancenfür mehr Selbstbestimmung der Arbeit-nehmer/-innen über Ort und Zeit vonArbeit, aber auch für ganz neue Ge-schäftsmodelle der Unternehmen. Be-rufsbilder und Anforderungen an Quali-fizierung werden sich ändern, neue digi-tale Märkte entstehen und Arbeits- undDatenschutz von Beschäftigten werdenvor neue Herausforderungen gestellt. Esentsteht ein Spannungsfeld zwischenbetrieblichen Bedarfen, Kundenanforde-rungen und dem Bedürfnis der Beschäf-tigten nach mehr Eigenverantwortungund Arbeit in flexiblen Strukturen einer-seits und dem Bedürfnis nach Verlässlich-keit und Sicherheit andererseits.

Tarifverträge schützen

ver.di macht konkrete Vorschläge dazu,wie die Arbeitsqualität im digitalen

Wandel verbessert werden kann. DieseVorschläge zielen auf Handlungsfelderwie Sicherung von Teilhabe an Arbeitoder die Gestaltung einer lebensphasen-orientierten Arbeits- und Sozialpolitik,gerechte Löhne und soziale Sicherheit,Qualifizierung für die Arbeit von heuteund morgen, Gute Arbeit im digitalenWandel und Gute Unternehmenskulturund demokratische Teilhabe.

Das Weißbuch greift in vielen Belan-gen die Vorschläge von ver.di auf. Zieldes Weißbuches ist es, offensiv und op-timistisch auf die Veränderungen zu re-agieren und soziale Antworten auf denWandel zu finden. Das Weißbuch willeinen Impuls zur gesellschaftlichen Ge-staltung der Zukunft der Arbeit setzen.Die digitale Revolution soll aktiv vonver.di und anderen Gewerkschaften imRahmen einer Sozialen Marktwirtschaftund unter Einbeziehung von Sozialpart-nerschaften begleitet werden. DerDruck auf die Gesellschaft in Bezug aufWeiterbildung, Transformation, Flexibi-lität wird sich erhöhen, sodass eine früh-zeitige Auseinandersetzung mit diesenEntwicklungen und eine Bewusstseins-schärfung für den Wandel erforderlichsind.

ver.di ist gut vorbereitet, bei der Ge-staltung der Arbeit in den kommendenJahren eine aktive, kreative, aber aucheine kritische Rolle einzunehmen.

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Robert Schuschning-Fowler, Mitglied des Auf-sichtsrats, stellvertreten-der Vorsitzender des SAPSE WoC Europe, Mitglieddes Betriebsrats der SAPSE, Mitglied des Vorstands

der ver.di-Betriebsgruppe „upgrade“: „Ge-rade als US-Amerikaner schätze ich die be-triebliche Mitbestimmung sehr und stehevoll und ganz dahinter. Das Gute ist, siehört nicht an der Grenze Deutschlands auf.Als stellvertretender Vorsitzender des SAPSE WoC Europe (SAP SE Betriebsrat Europa)weiß ich um die Vielfalt unseres global auf-gestellten Unternehmens und der Verän-derungsthemen. Zukünftige SAP-Arbeits-modelle weltweit, und insbesondere inEuropa, brauchen besondere Skills. Zentra-le Aufgabe ist, was wir unseren Kollegenmit auf den Weg geben: Auch als Arbeit-nehmervertreter im Aufsichtsrat und Mit-glied des SE Betriebsrat hat die Gestaltungder ‚neuen’ Arbeitswelt in einer digitali-sierten Welt einen hohen Stellenwert inmeiner Arbeit. Strategische Personalpla-nung, Beschäftigungssicherung und Quali-fizierung spielen eine wichtige Rolle. Diesbringe ich auf allen Ebenen bis hin zur,upgrade’-Betriebsgruppe ein.“

Sabine Deimel, Vorsitzende der ver.di-Betriebsgruppe „upgrade“,zweite Stellvertretende Vorsitzende des Konzernbetriebsrats derSAP SE, Mitglied im Betriebsrat der SAP SE: „Als der Betriebsrat derSAP gegründet wurde, war es bereits 5 vor 12. Wir wussten es nurnoch nicht. Wie viele meiner Kollegen war ich damals der Meinung,dass wir bei SAP so besonders seien, dass wir keinen Betriebsratbräuchten. Als Betriebsratsmitglied der ersten Stunde musste ichjedoch schnell lernen, dass SAP nach den Regeln eines ganz normalen Konzerns spieltund wir ganz normale Mitarbeiter dieses Konzerns sind. Dennoch verzichteten wirfreiwillig auf eine der mächtigsten Säulen der Interessenvertretung – nämlich die derGewerkschaften. Da ich denselben Fehler ungern zweimal mache und nicht wartenwollte, bis es wieder 5 vor 12 ist, bin ich 2009 bei ver.di eingetreten. Es ist meine fes-te Überzeugung, dass wir nur dann optimale Ergebnisse für die SAP-Mitarbeiter er-zielen können, wenn alle Säulen der Interessenvertretung – Aufsichtsrat, Betriebsratund Gewerkschaften – Hand in Hand miteinander und nicht gegeneinander arbeiten.Dafür stehe ich und dafür setze ich mich in meiner Arbeit als Betriebsrätin und Ge-werkschaftsmitglied ein.“

Thomas Mink, Mitglied im SAP SE WoC Europe, Mitglied des Kon-zernbetriebsrats der SAP SE, Sprecher der BSV Ratingen, Mitglieddes Betriebsrats der SAP Deutschland, Mitglied des Vorstands derver.di-Betriebsgruppe „upgrade“: „Als der Betriebsrat in der SAPSE gegründet wurde, haben in der deutschen Landesgesellschaftdie meisten Mitarbeiter einen analogen Vorgang für undenkbargehalten. Wir waren zwei Hände voll, die dies anders sahen und

nach vielen konspirativen Treffen gab es im Dezember 2006 auch einen Betriebsratin der SAP Deutschland. In den unterschiedlichsten Positionen und Gremien habe ichmich für die Interessen der Mitarbeiter eingesetzt, aber auch die Grenzen in denVerhandlungen erfahren müssen. Deshalb habe ich mich 2012 entschieden, der ver.dibeizutreten, um noch mehr für die Kollegen erreichen zu können. Das war eine guteEntscheidung und ich hoffe, diesen Weg weitergehen zu können und ebenfalls an-dere Kollegen für den besseren Weg zu gewinnen.“

10 JAHRE BETRIEBSRAT BEI SAP

CHRISTINE MUHR

„Die Betriebsratsgremien müssen sichdie Augenhöhe zum Arbeitgeber nocherarbeiten, interne Reibereien sind nochzu groß und der gewerkschaftliche Zu-sammenhalt fehlt“, fasst Sabine Deimel,selbstkritisch zusammen. Spätestensnach dem Restrukturierungsprogramm„Simplify & Optimize“ gab es eine Zäsurin der Personalpolitik der SAP. Da be-triebsbedingte Kündigungen drohten,hatten sich die Betriebsräte trotz „klarerpolitischer Gegenpositionen zusammen-gerauft“, so Carmen Voigt. Das gemein-same Ziel, ein gutes Vorruhestands- undFreiwilligenprogramm, wurde erreicht.

Auf der europäischen Ebene hat sichseit der Umfirmierung der SAP in eine SEviel getan. „Nach der SE-Beteiligungsver-einbarung genießen alle Mitglieder desSAP SE Works Council Europe den glei-chen Schutz wie deutsche Betriebsräte“,betont Robert Schuschnig-Fowler. „Dasverschafft uns einen starken Rückhalt beider Interessenvertretung“. Der Aufsichts-rat hat an gewerkschaftlichem Profil ge-wonnen. „Bei der letzten Wahl wurdeerstmals ein externer Gewerkschaftsver-treter, sogar mit einem traumhaften Er-gebnis, gewählt“, sagt Andreas Hahn.Die Arbeitnehmerseite wurde so durch

Ein Erfolgsmodellauf dem Weg!

Betriebsräte bei SAP sind, nach einer turbulenten Gründungsphase,die geprägt war von einem heftigen Schlagabtausch zwischen Be-

-n, heute ein etablierter und anern und -gegnertriebsratsbefürwortero-etung. Zwei gressenvertrkannter Bestandteil der betrieblichen Inter

n und elfemien, das der SAP SE mit 41 Mitgliederße Betriebsratsgr nListen sowie das der SAP Deutschland SE & Co. KG mit 31 Mitglieder .ennn-i/egll Kor deessinrfüd Beie dür fhrorchar Spdin sentis Lhtcd anu

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Andreas Hahn, Mitglieddes Aufsichtsrats, Mit-glied des Betriebsratsder SAP SE, Mitglied desVorstands der ver.di-Be-triebsgruppe „upgrade“:„Meine Reise in dieWelt der Mitbestimmung begann 2006mit der Wahl des ersten Betriebsrats, da-mals auf der Liste der Betriebsratsgegner.Mit immer größerer Bestürzung habe ichdabei die reale Welt hinter der heilenFassade kennengelernt, und habe 2009die ver.di-Betriebsgruppe „upgrade“ mit-gegründet. Mir war klar, ohne die Kom-petenz und Rückendeckung einer Ge-werkschaft ist keine wirkungsvolle Mit-bestimmung durchsetzbar, insbesondereauf internationaler Ebene. Denn so ge-schlossen wie die SAP als multinationalerKonzern in den lokalen Märkten auftritt,so müssen auch die lokalen Arbeitneh-mervertreter auftreten, in einem ge-meinsamen und koordinierten Vorgehen.Seit der letzten Aufsichtsratswahl ist dieZusammenarbeit der deutschen Betriebs-räte mit dem europäischen SE-Betriebsratund dem Aufsichtsrat sehr gut abge-stimmt – ein erfolgreiches Zusammen-spiel das bereits viele Früchte trägt.“

Peter Januschke, Mit-glied des Betriebsratsder SAP SE, Mitglieddes Vorstands derver.di-Betriebsgruppe„upgrade“: „Als 2006quasi aus dem Nichtsdie Gründung des Betriebsrats in der da-maligen SAP AG anstand, hatte ich michals Unterstützer einer Liste angeschlos-sen. Es stand bald fest, dass es damitnicht getan war. Als Konsequenz führtedas 2009 zur Beteiligung an der Grün-dung unserer ver.di-Betriebsgruppe, bishin zur aktiven Kandidatur als Betriebs-rat bei der Wahl in 2014. Ich möchtediese ,Politik der kleinen Schritte‘ auf-grund meiner Erfahrungen aus den ver-gangenen Jahren auch so weiterführen.Vorleben anstatt nur ,auf die Pauke zuhauen‘ erscheint mir in unserer Brancheder erfolgversprechende Weg zu sein.Bemerkenswert ist, dass ich immerhäufiger um Rat und Mitarbeit ange-fragt werde, sowohl innerhalb als auchaußerhalb des Betriebsrats. Auf dieseWeise lassen sich unsere gewerkschaft-lichen Anliegen und Themen nach mei-ner Erfahrung sehr gut vermitteln undverbreiten.“

Clemens Bischof, Mitglied des Vorstands der ver.di-Betriebsgruppe„upgrade“: „Die betriebliche Mitbestimmung lebt von guten Netz-werken. Wir haben uns für die gewerkschaftliche Unterstützung undden Austausch von überbetrieblichen Lösungen, die in anderenIT-Unternehmen wie IBM oder T-Systems schon erarbeitet wurden,entschieden. Die Positionsfindung erfolgt in der ver.di-Betriebsgrup-pe ,upgrade‘. Unsere ver.di-Mitglieder und -Interessierten sind überunseren ,Betriebsrats-Talk‘ in aktuelle Themen eingebunden. Betriebliche Mitbestim-mung kann nur so gut sein, wie die Menschen, die hinter ihr stehen. Deshalb müssenwir gewerkschaftlich Aktive bei SAP gewinnen. Wir werden von ver.di auf allenEbenen vom Ortsverein Heidelberg bis zum Bundesfachbereich unterstützt. Dorthaben wir Zugriff auf bewährte Lösungen zu verschiedenen Fragen und können diebeste für unsere Arbeit bei SAP übernehmen. In den sieben Jahren unserer Zusam-menarbeit haben wir schon viel von ver.di gelernt. Aber was für uns und auch für dieGewerkschaft sehr wichtig ist: ver.di hat auch schon einiges von uns SAP’lern ge-lernt.“

Carmen Voigt, stellvertretende Vorsitzende der ver.di-Betriebs-gruppe „upgrade“, Mitglied im Betriebsrat der SAP Deutschland:„Seit 2014 bin ich Mitglied im Betriebsrat. Als stellvertretende Spre-cherin des Ausschusses für Aufbau- und Ablauforganisation liegtdort mein Schwerpunkt auf Restrukturierungen und Neuorganisa-tionen. In weiteren Ausschüssen kümmere ich mich um die Gesund-heits- und Entlohnungsthemen. Ich investiere viel Zeit in persön-liche Gespräche. Es ist mir wichtig, mich für die Mitarbeiter einzusetzen und dieThemen dort zu transportieren, wo der Schuh drückt. Mit diesem Anspruch bringeich mich auch in die Gewerkschaftsarbeit ein. Mit der Betriebsgruppe haben wirschon viele Themen in die Diskussion bei SAP eingebracht und wichtige Impulsegesetzt. Seit diesem Jahr bin ich auch stellvertretende Betriebsgruppenvorsitzende.Bei ver.di fühle mich unter Freunden mit gleichen Interessen und Motiven. Es machtSpaß, gemeinsam an unseren Zielen weiter zu arbeiten. Ich hoffe, dass wir nochviele gewinnen können, denn wir müssen mehr bei SAP werden.“

zusätzliches externes Know-how in ihrerWirkungskraft deutlich gestärkt.

Der IT-Branchenumbruch und neueGeschäftsmodelle prägen auch die SAP.Neue Skills und Veränderungen in derPersonalstruktur sowie Standortkonsoli-dierungen werfen neue Themen in derSAP-Mitbestimmung auf. Da hilft derBlick über den Tellerrand, wie regelt eseine IBM oder T-Systems, um bestmög-liche und sozialverträgliche Lösungen zugestalten.

Für die Aktiven der ver.di-Betriebs-gruppe ist klar, will man die Digitalisie-rung der Arbeitswelt mitgestalten, gehtes nicht ohne überbetriebliche Vernet-zung und gesellschaftliche Teilhabe. Mitdem regelmäßigen „upgrade-Betriebs-rats-Talk“ und mit Veranstaltungen zumBeispiel zu Arbeiten 4.0 oder zeitgemä-ßen Vorruhestandsangeboten, bietendie „upgrade“-Aktiven den SAP-Mit-arbeitern Foren, um sich in diese Diskus-sion einzubringen. Dazu werden mehrver.di-Mitglieder bei SAP gebraucht, umüber ver.di die Interessen der SAP-Mit-arbeiter auch in Gremien, Politik undGesellschaft stärker zu positionieren.„Wir könnten hier mit anderen Vorrei-ter sein für Gewerkschaftsarbeit, diezudem noch Spaß macht“, so ClemensBischof.

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20 JAHRE T-AKTIE

Turbokapitalismus in MAGENTAIm November 1996 startete eine neue Ära für private Kleinanleger. Mithilfevon Schauspieler und Werbe-Ikone Manfred Krug wurde den Bundesbür-gern Vertrauen in die „Volksaktie“ der Telekom eingeimpft. „Die Telekomgeht an die Börse, und ich gehe mit“, raunte der beliebte Schauspieler inzahlreichen Fernsehspots seinen Zuschauern zu. Millionen Kleinanlegerfolgten ihm. Für 28,50 D-Mark (14,57 Euro) zeichneten sie T-Aktien. Alle 713Millionen angebotenen Aktien waren im Nu im Volk verteilt. Nutznießerwar zuallererst Vater Staat, der mit dem Börsengang sein Tafelsilber vergol-dete. Dem Finanzminister flossen für die ehemalige Fernmeldesparte derDeutschen Bundespost satte zehn Milliarden Euro zu.

VON CHRISTOPH HEIL

Alle freuten sich: Der Staat freute sichüber die glänzenden Erlöse aus dem Ver-kauf der Telekom, die EU freute sichüber den Fortschritt bei der lange gefor-derten Privatisierung der Bundespost,die Anleger freuten sich über einen fi-delen Kursverlauf der T-Aktie und damiteinhergehend über vermeintlich tolleGewinne innerhalb von wenigen Jahren.Die Gier war geweckt. Der Bund nahmdie Nachfrage nach T-Aktien zum Anlass,um bereits im Juni 1999 weitere Aktienauf den Markt zu bringen. Auch zu ei-nem Kurs von 39,50 Euro griffen dieAnleger beseelt vom schnellen Geld zu.Auch diese Emission brachte wiederrund 10 Milliarden Euro ein. Wer jetzt

kaufte – und das taten die Deutschenreichlich – konnte noch einmal abräu-men: Ein Dreivierteljahr später kostetedie T-Aktie 103,50 Euro.

Unternehmen, Märkte und Anlegerbefanden sich zu dieser Zeit in der Hoch-phase der New Economy, eine Zeit, in deralle Unternehmen mit Rang und Namenan die Börse strebten. Aber auch zahlrei-che No-Names und Startups rochen dasschnelle Geld, stampften Geschäftsmo-delle aus dem Boden und verkauftenihre – wie sich oft schon kurze Zeit späterherausstellte – Luftblasen an den Börsen.Auch Ron Sommer, der ehemalige Vor-standschef der Deutschen Telekom AG,wollte von dieser Euphorie profitieren.Bereits im Sinkflug der T-Aktie gelang esihm, eine dritte Tranche der Anteilsschei-

ne für 66,50 Euro zu veräußern. Außer-dem wurde eine Tochtergesellschaft ge-gründet und ebenfalls an die Börse ge-bracht. Die T-Online-Papiere kamen für27 Euro pro Aktie aufs Parkett.

Der Aufschlag auf den Boden der Re-alität war brutal. Der Aktienkurs rutscht2001 rasant tiefer und tiefer, die Tele-kom musste Anlagevermögen wertbe-richtigen und strich damit Milliarden aus

den Büchern. Gleichzeitigerwarb die Telekom dieamerikanischen Mobilfunk-unternehmen Voicestreamund Powertel für ca. 39,4Milliarden Euro (inklusiveübernommener Schulden).Angesichts der Höhe desPreises, der der Telekom ei-nen Schuldenberg aufbürde-te, der bis heute nicht abge-tragen ist, ging ein Aufschreidurch die Öffentlichkeit. DieAktie stürzte in den Kellerund endet auf dem Tief-punkt bei 8,14 Euro.

Heute sieht alles besseraus: Mittlerweile erholt sichdie T-Aktie langsam wieder.Beliebt ist sie nach wie vor,weil eine stabile Dividendewinkt. Seit 2005 schüttet derMagenta-Riese Jahr für Jahrzwischen 50 und 78 Eu-rocent pro Aktie aus. DieUS-amerikanische Beteili-gung heißt heute T-MobileUSA und ist zu einem wich-

tigen Ertragsbringer mutiert. Und aufdem deutschen Markt darf die Dominanzder Telekom als stabil betrachtet wer-den. Der Schuldenberg ist immer nochgroß, aber angesichts der historisch nied-rigen Zinsen stellt das kein Problem dar.Alles in allem betrachten die Analystendie Deutsche Telekom als eine solide Fi-nanzanlage.

Zieht man Bilanz aus der jungen Ge-schichte der T-Aktie, so fällt diese ge-mischt aus. Millionen Menschen interes-sierten sich Mitte der Neunziger Jahrefür Börse, Börsenkurse und Aktien. Daswar neu und in den Auswirkungen spek-takulär. Heute ist die T-Aktie wohl eingewichtiger Grund, warum gerade priva-te Kleinanleger lieber wieder die Fingervon Aktiengeschäften lassen.

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CWA kündigt Widerstand anEnde November fand in San Anto-nio (Texas) erstmals eine von derCommunications Workers of Ameri-ca (CWA) veranstaltete, große Mo-bilfunkkonferenz unter dem Titel„One Industry, One Workforce, OneFight“ statt.

VON ADO WILHELM

Die CWA, die führende US-Gewerkschaftfür die Telekommunikationsbranche,hatte Aktive aus den GesellschaftenT-Mobile, AT&T, Verizon und Cricket ein-geladen, um über die Beschäftigungsbe-dingungen und die Entwicklung derBranche zu diskutieren. Natürlich war indieser Veranstaltung auch die T-MobileUS und deren antigewerkschaftlichePraktiken ein großes Thema.

Auf Einladung der CWA nahmen alsVertreter von ver.di Kornelia Dubbel undAdo Wilhelm, die in Deutschland maßgeb-lich die Kampagne WE EXPECT BETTER(WEB) koordinieren und organisieren, so-wie Eric Daum, Vorsitzender des Gesamt-betriebsrats der DTKS (Deutsche TelekomKundenservice), an der Konferenz teil.

Eric Daum stellte die Entwicklung unddie Veränderungen in der Brache dar. Erbetonte, dass sich in globalen Unterneh-men auch die Beschäftigten global orga-nisieren müssen. Ein Beispiel dafür sei dieGründung der gemeinsamen Organisa-tion TU. CWA-Präsident Chris Sheltonhielt eine Grundsatzrede, in der die poli-

tische Entwicklung nach der Präsidenten-wahl den Schwerpunkt bildete. Er mach-te deutlich, dass viele der von DonaldTrump angekündigten Veränderungenauf den erbitterten Widerstand der CWAund aller amerikanischen Gewerkschaf-ten stoßen werden. Chris Shelton rief dieTeilnehmer der Konferenz nachdrücklichdazu auf, die Bemühungen zur Organisa-tion von Gewerkschaftsmitgliedern zuverstärken, um den Widerstand gegendie sich abzeichnenden politischen Ver-änderungen zu organisieren.

Im Rahmen der Konferenz fand auchein Workshop mit den Aktiven aus derT-Mobile statt. Schwerpunkt war, wie

noch mehr Power in die Kampagne WEBgebracht werden kann, um die T-Mobilezu zwingen, ihr antigewerkschaftlichesVerhalten gegenüber den Beschäftigtenund der CWA einzustellen.

Die deutschen Konferenzteilneh-mer/-innen versprachen den US-Kol-leg/-innen, die Bemühungen in Deutsch-land zu verstärken, um über die Mutter-gesellschaft Deutsche Telekom AG undderen Hauptanteilseigner, die Bundesre-gierung, Einfluss auf das US-Manage-ment auszuüben, damit Respekt, An-stand und Fairness, statt Druck, Drohun-gen und Repressalien, ins Unternehmeneinkehren.

CWA-Aktive protestieren vor einem Hotel des künftigen US-Präsidenten Trump.

T-Mobile US: Kampagne geht auch 2017 weiterEs wurde ein Gutachten über die rechtliche Verantwortung, Möglichkeitenund Pflichten der Bundesregierung und der Deutschen Telekom erstellt,wie sie auf das amerikanische Management einwirken können und müssen,um es zu fairem Verhalten gegenüber den Beschäftigten anzuhalten. DasErgebnis: Gewerkschaftsfreiheit als Menschenrecht wird von vielen Orga-nisationen als einklagbar angesehen.

VON ADO WILHELM/KORNELIA DUBBEL

Auch die Bundesregierung hatte in einerAntwort auf eine kleine Anfrage im Bun-destag darauf hingewiesen, dass Scha-densersatzklagen vor deutschen Gerich-ten wegen Menschenrechtsverletzungenim Ausland durch Unternehmen, die in

der Verantwortung deutscher Konzernesind, möglich seien. Die Frage, welchesGericht zuständig ist, soll nun auch mitUnterstützung des EUROPEAN CENTERFOR CONSTITUTIONAL AND HUMANRIGHTS geklärt werden.

Denn statt die überwiegend sozial-partnerschaftliche Umgangskultur aus

Deutschland ins Ausland mitzunehmen,werden fehlende oder leicht dehnbareRegelungen schamlos ausgenutzt. Sowill man beim Telekom-Konzern nichteinsehen, dass man darauf verzichtensollte, die Beschäftigten der T-Mobile USvon heute auf morgen kündigen zu kön-nen. Andernfalls würde der deutscheKonzernvorstand mit seiner Mehrheitder Stimmen im amerikanischen Boardhier etwas ändern.

Gut zu wissen, dass die Beschäftigtenin den deutschen Telekom-Betrieben dieKolleg/-innen bei der T-Mobile USA vollund ganz unterstützen.

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JAHRESRÜCKBLICK

STRABAG PFS

In der Tarifrunde 2016 bei der STRABAGProperty & Facility Services (STRABAGPFS) war der Arbeitgeber erst nach flä-chendeckenden Warnstreiks bereit, einverhandelbares Angebot vorzulegen.Beschäftigungssicherung hatte dabei fürver.di oberste Priorität. Der Tarifvertragzum Rationalisierungsschutz konnte fürdrei Jahre bis Ende 2018 verlängert wer-den und damit auch der Ausschluss be-triebsbedingter Beendigungskündigun-gen. Ein weiterer Erfolg ist die Einigungüber Altersteilzeitangebote, die bereits2016 mit einem ersten Kontingent von50 Verträgen startete.

Vodafone Deutschland

Mit der Vodafone Deutschland und derVodafone Kabel Deutschland konntenwir eine Vereinbarung abschließen, diesicherstellt, dass im Falle der rechtlichenIntegration der Vodafone Kabel Deutsch-land in die Vodafone Deutschland, Ver-handlungen zu Besitzständen geführtwerden, um günstigere Regelungen fürdie ehemaligen Beschäftigten der KabelDeutschland zu sichern. Hierbei geht esum die betriebliche Altersversorgung,Entgeltsicherung, besonderen Kündi-gungsschutz für ältere Arbeitnehmer/-in-nen, Krankengeldzuschuss und spezifi-sche Regelungen für die eingesetztenbeurlaubten Beamt/-innen. Zudem wur-de für die Beschäftigten der VodafoneKabel Deutschland ein Tarifabschlusserreicht. Neben einer Einmalzahlung inHöhe von 150 Euro steigen die Einkom-men ab 1. September 2016 um zwei Pro-zent und ab 1. Mai 2017 um 2,8 Prozent.

Telekom-Konzern

Am 13. April 2016 ist in der Tarifrundeim Telekom-Konzern 2016 für die Kon-zern-Mutter und die Gesellschaften des

sogenannten Deutschlandsegmentseine Tarifeinigung erzielt worden. DieEinkommen steigen im zwei Schrittenum 4,7 Prozent beziehungsweise diehöheren um 4,3 Prozent für die Jahre2016 und 2017. Die seit Januar 2016laufende Tarifrunde ist durch zielge-richtete Arbeitskampfmaßnahmen be-gleitet worden. Insgesamt waren ca.50 000 teil- und vollschichtige Streik-tage verhandlungsbegleitend notwen-dig. Die Verhandlungsergebnisse wur-den in sechs regionalen Streikdelegier-tenkonferenzen mit den betrieblichenFunktionsträger/-innen diskutiert. DerBundesfachbereich hat im Telekom-Konzern in Ergänzung der bereits vor-handenen Telearbeits-Tarifverträge ta-rifvertragliche Regelungen zur Ausge-staltung von „mobiler Arbeit“ (TV mo-bile working) durchgesetzt. Bei derDeTeFleetServices konnten nach vielenJahren endlich Tarifverträge für alle Be-schäftigten abgeschlossen werden. Die

Telekom baut den Konzern um, die Fol-gen für die Beschäftigten konnte ver.diabmildern.

Telekom Shop VertriebsgesellschaftmbH (TSG)

Für die Telekom Shop Vertriebsgesell-schaft mbH (TSG) wurde in der Tarifrun-de 2016 durchgesetzt, dass die Entgelt-tabellen der Entgeltgruppen E bis J so-wie die individuellen tariflichen Entgeltemit Wirkung zum 1. August 2016 um2,2 Prozent sowie für die Entgeltgrup-pen A bis D um 2,6 Prozent angehobenwerden. Zum 1. August 2017 erfolgt eineErhöhung um weitere 2,1 Prozent füralle. Bis zum 31. Dezember 2018 sind be-triebsbedingte Beendigungskündigun-gen ausgeschlossen.

T-Systems

In der Tarifrunde hatte sich die Arbeitge-berseite erst nach Streiks und Protestendeutlich bewegt. Vereinbart wurde eineBeschäftigungssicherung bis Ende 2018.Die unteren Einkommen werden in zweiSchritten um drei Prozent erhöht. Für diehöheren Einkommen wurde eine Steige-rung von 2,5 Prozent abgeschlossen. Au-ßerdem wurde verbindlich vereinbart,für ältere Arbeitnehmer/-innen in dennächsten zwei Jahren 680 Altersteilzeit-verträge abzuschließen.

Kampagne „Wir Erwarten Besseres“

Bereits 2008 wurde die Gewerkschaft„TU: T-Mobile Workers United“ vonder US-amerikanischen Gewerkschaft„Communications Workers of America(CWA)“ und dem Fachbereich TK/IT alsgemeinsame Organisation für Beschäf-tigte der Deutschen Telekom und derT-Mobile US gegründet. Seit Februar2016 wird daran gearbeitet, der Orga-nisation eine formelle Struktur zu ge-ben. Mit gemeinsamen Gremien, zumBeispiel einem TU-Rat, mit Ämtern undFunktionen, wie zum Beispiel TU-Ver-trauensleuten, wird die Zusammen-arbeit intensiviert. Das Ganze ist nochin der Abstimmung zwischen CWA undver.di begriffen. Außerdem ist es seitFebruar 2016 für die Beschäftigten vonT-Mobile möglich, online TU-Mitgliedzu werden. Das erleichtert den Organi-

Streiks führten zu ErgebnissenEine kleine Auswahl der Ereignisse des Jahres 2016

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sationsprozess ungemein, so hat TU inden USA bereits 1186 Mitglieder (Stand9. Mai 2016). Ende April wurden in denUSA TU-Vertrauensleute gewählt. Damithaben auch die Beschäftigten, die nichtin einem gewerkschaftlich organisiertenBetrieb arbeiten und damit kein Mit-glied der CWA sein können, die Mög-lichkeit, sich gewerkschaftlich vertretenzu lassen und sich selbst aktiv in die Ge-werkschaftsarbeit einzubringen.

Auch für die Kolleg/-innen der Deut-schen Telekom wird es bald möglichsein, online (symbolisch) Mitglied zuwerden. Die ver.di-Mitgliedschaft ist da-bei Voraussetzung. Ein Beitrag wirdnicht erhoben. Im März 2016 wurde da-mit begonnen, auf deutscher Seite eineJugendgruppe aufzubauen. InteressierteMitglieder aus der Fachbereichsjugendkönnen in Partnerschaften und Ak-tionen der Kampagne eingebundenwerden.

Telefónica Deutschland

Die Betreuung von Betrieben im Te-lefónica Deutschland-Konzern wurdefortgeführt. Zwischenzeitlich hat die Ge-schäftsführung eine weitere Welle desPersonalabbaus, die Auslagerung vonTeilen der IT und die organisatorischeSeparierung der Callcenter-Standortedurchgeführt.

Callcenter

Die Betreuungsarbeit bei Arvato wurdeverstetigt und fortgeführt.

DFMG

Die Tarifverhandlungen bei der Deut-schen Funkturm (DFMG) wurden miteiner vorgeschalteten Vertrauensleute-Konferenz zur Beratung der Tarifforde-rung vorbereitet. Die Aktions- undMobilisierungsfähigkeit wurde in derKonferenz thematisiert. Der Entgelt-Tarifvertrag bei der DFMG wurde zum31. Juli 2016 gekündigt.

IBM

Nach der Ankündigung der IBM vom30. März 2016, fast 1000 Stellen bei derIBM D B&TS GmbH, IBM D GBS GmbHund IBM D MBS GmbH abbauen zu wol-len, protestieren die ver.di-Tarifkom-mission und die ver.di-Betriebsgruppen-vorsitzenden im IBM-Konzern gegendiese Maßnahme in einem offenenBrief an die deutsche Geschäftsführungder IBM.

In der Tarifrunde 2016 wurde nachzahlreichen Aktionen und Protesten derBeschäftigten ein Tarifabschluss erreicht.

Die Tarifgehälter steigen um zwei Pro-zent mit einer Laufzeit von zwölf Mona-ten. Die Erhöhung der Tarifgehälter umzwei Prozent wird auch bei der IBM D AISGmbH und der IBM D AIWS GmbH ange-wendet. Auch zu den dual Studierendenbei der IBM wurden Vereinbarungen ge-troffen. Die Ausbildungsvergütungensteigen ebenfalls um zwei Prozent. Diever.di-Mitgliederzahl konnte um 50 Pro-zent gesteigert werden.

ver.di IT-Netzwerkkonferenz 2016

ver.di hat auch in diesem Jahr wieder er-folgreich eine ver.di IT-Netzwerkkonfe-renz unter dem Thema: „Digital World– Great Life?“ vom 15./16. September inKassel durchgeführt.

Jugend

Gemeinsam mit der Fachbereichsjugendund der Konzernauszubildendenvertre-tung der DTAG wurde ermittelt, welcherHandlungsbedarf sich aus dem mit derTelekom vereinbarten „ZukunftskonzeptAusbildung“ ergibt. Es wurde eine Befra-gung der dual Studierenden zur Qualitätdes Studiums bei der Deutschen Telekomdurchgeführt.

Frauen

Der Frauenvorstand des Bundesfachbe-reichs hat auch in diesem Jahr wieder vierSitzungen durchgeführt; in der Klausur-tagung wurde das Arbeitsprogramm dis-kutiert und vereinbart. Gemeinsam mitdem IKT-Projekt wurden vier Frauen-Newsletter herausgegeben – u. a. zumInternationalen Frauentag am 30. Märzsowie mit einem Bericht nach derUNI-Europa-Frauenkonferenz. Wegender Beendigung des IKT-Projektes kannder Frauen-Newsletter ab dem nächstenJahr leider nicht mehr erscheinen.

Beamtenpolitik

Das Auslaufen des gesetzlich geregel-ten Vorruhestands zum Ende des Jahres2016 führt zu einem Ansturm auf diesesPersonalabbauinstrument. Es sind 4000Anträge von Beamt/-innen der Telekom

auf Vorruhestand gestellt worden. Die-se Zahlen zeigen, dass der Vorruhe-stand für einen sozialverträglichen Um-bau der Deutschen Telekom unabding-bar ist.

Die diesjährige Beurteilungsrundewurde geteilt. Zuerst wurden die Be-amt/-innen des einfachen (A) und mitt-leren (B) Dienstes, später werden danndie Beamt/-innen des gehobenen (C) undhöheren (D) Dienstes beurteilt. Die Er-fahrung aus der diesjährigen Beurtei-lungsrunde für die Beamt/-innen deseinfachen und mittleren Dienstes zeigt,dass in der Regel die beurlaubten Be-amt/-innen bessere Beurteilungsnotenerhalten, da hier ihre ausgeübte höher-wertige Tätigkeit, sich positiv auswirkt.Dies führt zum Teil zu der Situation, dassim letzten Jahr beförderte Beamt/-innennun soweit oben auf der Beförderungs-liste stehen, dass sie gleich wieder beför-dert werden, da mehr als ein Jahr seitder letzten Beförderung ins Land gegan-gen ist. Sehr ärgerlich ist, dass die Quoteder beantragten Planstellen für Beförde-rungen von bisher vier Prozent auf nurnoch drei Prozent abgesenkt wurde.

In der diesjährigen Besoldungsrundegibt es eine Übernahme des Tarifergeb-nisses des öffentlichen Dienstes. UnterAbzug der Versorgungsrücklage nur imJahr 2016 in Höhe von 0,2 Prozent, gabes ab März 2016 eine lineare Anhebungum 2,2 Prozent. Ab dem 1. Februar 2017wird es eine lineare Anhebung um 2,35Prozent geben. Dies gilt in vollem Um-fang für die Beamt/-innen und Pensio-när/-innen der Postnachfolgeunterneh-men.

Schwerbehindertenvertretungen

Am 10. Mai wurde auf der Jahresver-sammlung der Schwerbehindertenver-tretungen des Deutschlandsegments derTelekom über die sich abzeichnendenÄnderungen im Bundesteilhabegesetzsowie im SGB IX und den dazu aufge-stellten ver.di-Positionen informiert. Am30. Mai wurde der Aktionsplan „Inklu-sion@DT“ gemeinsam vom Vorstand Per-sonal der DTAG, Dr. Christian P. Illek , demVorsitzenden der KSchwbV, Peter Kleine-berg und dem Konzernbetriebsratsvorsit-zenden Jupp Bednarski vorgestellt.

Gewerkschaft

Am 1. Mai 2016 hat das auf fünf Jahreangelegte Projekt des Fachbereichs zurStärkung der Ortsvereine (4. Ebene) sei-ne Arbeit mit den beiden Projektsekre-tären Timo Elpelt und Tim Feise aufge-nommen.

Frauen- und Gleichstellungspolitik: Mehr bewegen!

Vereinte

Dienstleistungs-

gewerkschaft

KURZE VOLLZEIT FÜR ALLEZEIT GENUG

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VER.DI

Gewerkschaftsarbeit im Betrieb stärkenZum 1. Mai 2016 ist das auf fünfJahre angelegte „Projekt 4. Ebene“im Fachbereich TK/IT gestartet. Mitder „4. Ebene“ ist die Arbeit derver.di-Betriebsgruppen und -Orts-vereine gemeint.

VON TIMO ELPELT UND TIM FEISE

Die Betriebsgruppen und Ortsvereinesind das Gesicht von ver.di vor Ort. Diegewerkschaftlichen Vertrauensleute in-formieren die Kolleg/-innen in ihren Be-reichen und beantworten Fragen zu ge-werkschaftlichen Aktivitäten, zur Tarif-politik und zu Bildungsangeboten. Fürdie Mitglieder sind sie die ersten An-sprechpartner/-innen.

Worauf basiert der Umfangdes Projekts?

Die Gremien der „4. Ebene“ wurden ineiner Umfrage gefragt, wo sie Unter-stützung für ihre gewerkschaftlichenAufgaben benötigen. Anhand der Er-gebnisse haben sich daraufhin Vertre-ter/-innen aus allen Regionen Deutsch-lands Gedanken gemacht, was nötig ist,um diesen Bedarf abzudecken. Die dortentwickelten Eckpunkte mündeten ineinem Projektauftrag. Das Projekt sollden Gremien in Zeiten von ständigenUmstrukturierungen und Personalab-baumaßnahmen das nötige Werkzeugin die Hand geben, um die örtlicheGewerkschaftsarbeit zu gestalten undzu erleichtern.

Welche Angebote sind geplant?

Der Schwerpunkt des Projekts ist dieSammlung und Entwicklung von gutenIdeen im Sinne von Best Practice. Diesewerden so aufbereitet, dass sie einfachanwendbar sind. Über geeignete Medienstehen sie dann allen Aktiven zur Verfü-gung. Hier geht es um Handlungsemp-

fehlungen und (Bedienungs-)Anleitun-gen für Aktionen, Treffen, Konferenzen,Publikationen oder auch für konkrete,anlassbezogene Themen wie zum 1. Maiund zum Internationalen Frauentag.Die Angebote des Projekts zur Qualifi-zierung für die gewerkschaftlichen Ver-trauensleute sind vielfältig. Damit siekünftig noch qualifizierter politische undökonomische Zusammenhänge im Be-trieb vermitteln können, werden ihnenSeminare zu diesen Themen angeboten.Des Weiteren sollen die persönliche An-sprache und Kommunikationsmethodenin Seminaren trainiert werden.

Ein gewerkschaftliches Kernthema sindnatürlich die für die Kolleg/-innen im je-weiligen Unternehmen geltenden Tarif-verträge. Hierzu werden Tarif-Vertrau-ensleute geschult, damit sie qualifiziertAuskunft geben können.Um bundesweit Informationen für unter-schiedliche Zielgruppen austauschen zukönnen, wird eine Kommunikationsplatt-form entwickelt. Hier werden unter an-derem die Best-Practice-Beispiele zur Ver-fügung gestellt. Vorgesehen sind auchForen und Blogs, um sich auszutauschen.

Wer sind die Handelnden im Projekt?

Verantwortlich für das Projekt sind diebeiden Projektsekretäre Tim Feise und

Timo Elpelt. Tim Feise war vor dem Wech-sel zu ver.di als Betriebsrat bei der MEDIABROADCAST GmbH tätigt. Timo Elpelthat vorher als Gewerkschaftssekretär imver.di-Fachbereich Finanzdienstleistun-gen und als Bildungssekretär in Gladen-bach gearbeitet. Beide haben jahrelangAufgaben im Telekom-Konzern sowie alsEhrenamtliche in ver.di wahrgenommen.

Wie sehen die einzelnenZuständigkeiten aus?

Das Projektteam hat eine regionale Zu-ordnung. Timo Elpelt ist Ansprechpart-ner für die Regionen Baden-Württem-

berg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz/Saarland und Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen. Tim Feise ist Ansprechpartnerfür die Regionen Berlin/Brandenburg,Niedersachsen/Bremen, Nord/Hamburgund Nordrhein-Westfalen.

Wie sahen die ersten Monateim Projektteam aus?

Nach der Ausarbeitung des Projekt-auftrags haben sich Tim Feise und TimoElpelt in einer bundesweiten Tour einenÜberblick über die jeweiligen Strukturenund die vorhandenen Angebote zu denThemen Kommunikation, Vernetzungund Vertrauensleute-Qualifizierungenverschafft.

Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Im Laufe des Jahres 2017 werden diegesammelten Best-Practice-Beispiele inVeranstaltungen den aktiven Kolleg/-in-nen vorgestellt und gemeinsam mit ih-nen weiterentwickelt. Ab Anfang 2018soll den Vertrauensleuten Seminare an-geboten werden. Im kommenden Jahrwerden die Teamenden dafür qualifi-ziert.

Tim Feise (links) und Timo Elpelt(rechts) freuen sich über ihre neueAufgabe und wollen gemeinsam mitden Kolleg/-innen in den Regioneneinen entscheidenden Beitrag zurStärkung der betrieblichen Gewerk-schaftsarbeit leisten.

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15 KOMM 08/2016

In der KOMM Ausgabe 3/2016 wur-de über eine Studie zur Qualität desdualen Studiums bei der DeutschenTelekom AG berichtet. Die Ergebnis-se der Befragung liegen nun vor.

VON THOMAS PÄßLERUND SVEN WEIGER

Mehr als 730 dual Studierende bei derTelekom haben sich im Frühjahr 2016 ander Umfrage beteiligt. Dies bedeutet ei-nen Rücklauf von etwa 50 Prozent. Die-ser Wert ist sehr gut für eine freiwilligeBefragung.

Es haben Studierende aller bei derTelekom angebotenen Studiengängeteilgenommen. Das Durchschnittsalterbeträgt 21 Jahre, rund ein Drittel derTeilnehmenden sind weiblich.

Zusammengefasst ergeben sich ausden Ergebnissen der Studie mehrereHandlungsfelder.

So sind Studierende in den Klausur-phasen zeitlich sehr stark belastet.Weiterhin belasten insbesondere dieausgelagerten Hochschulphasen die Stu-dierenden finanziell sehr.

Das duale Studium soll sich, so sieht esder Wissenschaftsrat, insbesonderedurch die integrative Verzahnung zwi-schen Theorie und Praxis auszeichnen.Die Studierenden geben mehrheitlichjedoch an, dass die theoretischen Studi-eninhalte in den Praxisphasen nicht gut

aufgegriffen und durch die fehlendepraktische Anwendung nicht verinner-licht werden. Dafür notwendige Einsatz-wechsel finden oft nicht oder nicht aus-reichend statt.

Die Globalisierung und damit verbun-dene Anforderungen an Arbeitnehmererfordern immer mehr sprachliche undinterkulturelle Kompetenzen von Studie-renden. Studierende bei der DTAG ha-ben jedoch nur zu einem geringen Teildie Möglichkeit, an Auslandseinsätzenteilzunehmen. Insgesamt bewerten dieStudierenden die Fremdsprachenförde-rung im Studium als unzureichend.

Die in Aussicht gestellte Übernahmeim Konzern mit entsprechenden Karriere-chancen ist eine der größten Motivationfür das duale Studium bei der DTAG. Eszeigt sich jedoch, dass dem Studien-schwerpunkt entsprechende Übernah-mequoten nur für einen Bruchteil derStudierenden zur Verfügung stehen. Indiesem Zusammenhang planen undwünschen sich einige der Studierenden,dass sie direkt im Anschluss an das dualeBachelorstudium mit einem Masterstudi-um anschließen können.

Die Fachbereichsjugend leitet aus derumfangreichen Auswertung folgendeHandlungsfelder ab: Theorie und Praxismüssen besser verzahnt werden. Die Stu-dierenden benötigen mehr Zeit für dieKlausur- und Prüfungsphasen. Die Förde-rung der Internationalität und der inter-kulturellen Kompetenz muss verbessertwerden.

Um diese qualitativen Veränderungendurchzusetzen, wird genauso wie füreine etwaige Erhöhung der Vergütungoder anderen finanziellen Unterstützun-gen, eine breite Solidarität der Studie-renden benötigt. Um dies zu erreichen,werden vielfältige Aktionen der ver.di-Jugend zur Mitgliederwerbung durchge-führt. Studierende erkennen immermehr, dass sie mehr gemeinsam für ihreInteressen eintreten müssen.

JUGEND

Für duale Studiengänge gibt esunterschiedliche Regelungen nachBundesländern und Unmengenverschiedenster Studienangebote.Dual Studierende sind „Beschäftigtein Ausbildung“ – mit allen Rechten,aber auch allen Pflichten. Wir beglei-ten dich durch diesen Dschungel undverschaffen dir einen besseren Über-blick mit fundierten Hintergrundinfosund zahlreichen Tipps.www.dualstudierende.verdi.de

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Für ein gutes

bei der Telekom

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JUGEND

Für ein gutes duales StudiumUm ihre Interessen zu vertreten,erkennen immer mehr dual Studie-rende, dass sie dafür gemeinsameintreten müssen. Eine Möglichkeitsich für die Interessen einzusetzen,ist die Kandidatur bei einer Wahlzur (Jugend- und) Auszubildenden-vertretung.

VON SVEN WEIGER

Stellvertretend für alle dual Studierenden,die sich dieser Wahl gestellt haben,möchten wir Alina Koboldzu ihrer Wahl beglückwün-schen und sie kurz vorstel-len. Alina ist 22 Jahre jung.Sie hat im Herbst ihr dualesStudium Bachelor of Arts inBetriebswirtschaftslehre ander Provadis School of Inter-national Management and

Technology in Frankfurt am Main erfolg-reich abgeschlossen. Seit zwei Jahren en-gagiert sie sich in der Auszubildendenver-tretung und ist Mitglied der Arbeitsgrup-pe duales Studium der Konzernauszubil-dendenvertretung Telekom. Sie hat sichtatkräftig und mit wichtigen Hinweisenbei der Vorbereitung und Durchführungder „Befragung zur Qualität des dualenStudiums“ eingebracht. Fast logisch er-scheint es da, dass sie nunmehr zurVorsitzenden der Auszubildendenver-tretung Bonn gewählt wurde. Sie trittdamit die Nachfolge von Marko No-wak an. Beiden wünschen wir für ih-ren nun folgenden Lebensabschnittviel Erfolg. Alina ist ver.di-Mitglied,weil „nur mittels der solidarischenGemeinschaft und einem hohen Or-ganisationsgrad die Lebens- undArbeitssituation junger Menschenverbessert werden kann.“

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