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Kommunale Wärmeplanung –Beitrag zur Wärmewende in Niedersachsen
Fachtagung Föderal Erneuerbar 2018
Berlin, 05.12.2018
Lothar Nolte 1
Worum geht‘s
Die Wärmewende ist für viele Städte und Gemeinden eine der zentralen
Herausforderungen im Rahmen der Energiewende. Die bisherigen Aktivitäten von Energieversorgern,
Gebäudeeigentümern und Verbrauchern zum Umstieg auf erneuerbare Energien sowie zur Steigerung der Energieeffizienz reichen bei weitem
nicht aus, um die klima- und energiepolitischen Ziele der Bundesregierung zu erreichen. Die ergriffenen Maßnahmen sind in ihrem
Anspruch vielfach nicht ambitioniert genug und ihnen fehlt nicht selten die Einbettung in ganzheitliche
wärmepolitische Strategien auf gesamtstädtischer Ebene. Die daraus resultierenden Ineffizienzen und ungenutzten
Potenziale haben in jüngster Zeit zu einem vermehrten Ruf nach einer kommunalen Wärmeplanung
geführt.
Aus einem Einladungstext zu einer Fachveranstaltung
Lothar Nolte 2
Herausforderungen
• Bewusstsein
• Ressourcen (Know-How, Geld, Personal)
• Rahmenbedingungen (Kosten-/Nutzen-Verhältnis, Komplexität der
Förderungprogramme)
Lothar Nolte 3
Wärmeplanung – eine kommunale Aufgabe
Die Siedlungsplanung soll den Klimaschutz, die Nutzung erneuerbarer Energien
und die effiziente Nutzung von Energie fördern. (insbes. §§1 und 5 BauGB*)
Die Wärmeplanung unterstützt die systematische Berücksichtigung des
Klimaschutzes in der Siedlungsplanung!
Wer sonst, außer der Kommune, soll die Wärmewende im Interesse der
Allgemeinheit neutral, umfassend, kompetent und langfristig moderieren und
umsetzen?
Lothar Nolte 44
* siehe auch: Gesetz zur Förderung des Klimaschutzes bei der Entwicklung in den Städten und Gemeinden vom 22. Juli 2011
Internet-Plattform NIKiS
2009 Einrichtung der Plattform mit
Beispielen zur energetischen Stadtsanierung
Themen
› Flächenentwicklung
› Siedlungsplanung
› Mobilität
› Klimafolgenanpassung
Lothar Nolte 6
Kommunalwettbewerb
Seit 2012 werden alle 2 Jahre kommunale
Klimaschutzkonzepte imWettbewerb
Klima kommunal ausgezeichnet.
Projekte zur klimafreundlichen Wärmever-
sorgung und Mobilität gewinnen an Bedeutung.
Lothar Nolte 7
Energetische Quartierssanierung
Seit 2015 Top-up-Förderung des Landes zum
KfW-Programm 432 (nur Konzepte)
Im Mittelpunkt der Quartierssanierung stehen
die energetische Gebäudesanierung
und Wärmeversorgungskonzepte.
Lothar Nolte 8
Beratungs- und Informationskampagnen
Lothar Nolte 9
Seit 2014/2015 pro Jahr mehr als 3.500 Vor-Ort-
Beratungen in Kooperation mit regionalen Partnern
und der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
Gut 600 Gebäude wurden mit Grüner Hausnummer
ausgezeichnet.
Kommunales Energiemanagment
Lothar Nolte 11
Seit 2014 energiemanager kommunal als 6-tägiges
Schulungsangebot für Liegenschaftsverantwortliche,
Seit 2017 Fachvorträge für
Kommunalpolitiker
Seit 2017 Hausmeister-
schulungen
Abwärmepotenzialabschätzung
Lothar Nolte 12
2017 Konzeptstudie zur einfachen Abschätzung
von Abwärmepotenzialen
Definition Wärmeplanung
Die kommunale Wärmeplanung [als Teil der kommunalen Energieplanung] ist ein
strategischer Planungsprozess [zur Unterstützung der Energiewende] mit dem Ziel
einer klimaneutralen Wärmeversorgung.
Sie umfasst eine
– den Wärmebedarf der Gebäude [für Heizung und Warmwasser],
– die Energieinfrastrukturen und
– die nachhaltigen Wärmequellen [einschließlich Abwärme]
betreffende Bestandsaufnahme [auf Gemeindeebene] sowie
eine Wärmebedarfe und nachhaltige Wärmequellen koordinierende
Maßnahmenplanung.
Lothar Nolte 14
Kommunale Wärmeplanung - 1. Schritt
Definition einer „Ziel-Situation 2050“
Was ist das strategische Ziel der Kommune?
Ziel:
Breite Identifikation und
politische Autorisierung durch Ratsbeschluss.
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Beispiel Borkum
Lothar Nolte 16
Die Gemeinde Borkum hat die Bevölkerung
zum Thema Klimaschutz befragt und
anschließend den Beschluss gefasst, bis 2030
klimaneutral zu werden.
Grobe Analyse der „Ist-Situation“
Welche Entwicklungspfade sind (sicher nicht) denkbar?
• Ausgangssituation grob umreißen:
Wärmeverbräuche/-bedarfe und Wärmequellen
• Potenziale für (i) Verbrauchsminderung
und (ii) Integration Erneuerbarer
Ziel:
Definition und Priorisierung von Quartieren
Vorbereitung detaillierter Analysen, ggf. zur Ausschreibung
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Kommunale Wärmeplanung - 2. Schritt
Überblick verschaffen I
Typische Quartierstypen (großräumig):
• Hoher Wärmebedarf
− Historischer Stadtkern & Gründerzeit-Quartiere
− Mehrfamilienhaus-Siedlungen
− Großwohnsiedlungen
• Wärmebedarf altersabhängig
− Einfamilien- & Reihenhaus-Siedlungen
Gebäudenutzungen und Zustand
Informationsquellen: Flächennutzungsplan, Bebauungsplan,
Bauakten; punktuell Vor-Ort-Begehungen
16.11.2018 18Lothar Nolte
Überblick verschaffen II
• Versorgungsinfrastrukturen wie Wärme-, Gasnetze.
• Potenzial nachhaltiger Wärmequellen:
− Flächen zur Erzeugung Erneuerbarer,
− Abwärme.
• lokale K.O.-Kriterien für bestimmte technologische Entwicklungspfade.
19Lothar Nolte
Neubaugebiet im
KfW-55-Haus Standard
und
Förderprogramm Altbaumodernisierung
Fotos: Gemeinde Cremlingen
Kommunale Wärmeplanung - 3. Schritt
Detaillierte Bestandsaufnahme und Analyse im Quartier
(energetisches Quartierskonzept) bzw. Siedlungsplan
• Einsparpotenziale bzw. Effizienzstandards
• Nutzbare erneuerbare Wärmequellen, ggf. Abwärme
• Maßnahmenvorschläge
Ziel:
Voraussetzung für die Festlegung technologischer
Entwicklungspfade / Maßnahmen schaffen.
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Einsparpotenziale bzw. Effizienzstandards
• Abschätzung nach Typologien
− Aktueller Energiebedarf (Gebäude IWU 2015, Siedlung Blesl 2002)
− zukünftiger Energiebedarfe durch Sanierungsabschläge (IWU 2015)
• Vor-Ort-Begehung
Den Aufwand in Grenzen halten!
Lothar Nolte 2323
Ausgangspunkt: Durch Effizienzmaßnahmen
1. werden die Bedarfe absinken
2. verändert sich die Infrastruktur
der Heizung im Gebäude –
Absenkung der Heiztemperatur
Beides unterstützt grundlegend die
Integration nachhaltiger Wärmequellen!
Die Integration der Erneuerbaren muss steuerbar sein (Wärmenetze!)
Wechselspiel Effizienz und Integration EE
25Lothar Nolte
Nutzung nachhaltiger Wärmequellen –Technologien
Solarthermie – solarthermische Anlagen mit und ohne saisonale Speicherung
Umweltwärme – stromgetriebene Wärmepumpe (Luft, Gewässer, Erdreich)
Biomasse – KWK und Feuerungsanlagen
Abwärme – industrielle Prozesse
und Abwässer (auch Kanalisation)
(Tiefengeothermie –
in Nds. nicht relevant)
26Lothar Nolte
Nutzung nachhaltiger Wärmequellen –Bewertungskriterien
Solarthermie Wärmepumpe Biomasse Abwärme
Typ. Deckungsbeitrag gering bis moderat i. A. hoch moderat moderat
Flächenbedarf gering gering (Erdsonde) hoch
(Erdkollektor)sehr hoch sehr gering
CO2-Einsparung hoch moderat bis hoch hoch moderat bis hoch
Anmerkungen
Deckungsbeitrag
begrenzt; weitere
Wärmequelle notwendig
Ertrag stark abh. von
lokaler Geologie;
Potenzial
Grünstromausbau
Weitere Wärmequelle;
Lokale Emissionen von
Feinstaub, Lärm, VOC,...
Weitere Wärmequelle;
"Lock-In"-Effekte;
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Der Leitfaden, was soll er leisten?
Lothar Nolte 28
Im Rahmen dieses Leitfadens werden folgende Arbeitshilfen zur Hilfestellung und Konkretisierung zur Verfügung gestellt:
Anlage 1: Bestandsaufnahme: Daten und Datenquellen
Anlage 2: Technologien und Potentiale
Anlage 3: Energieeffizienzpotenziale
Anlage 4: Wärmeversorgungsstrukturen im Quartier
Anlage 5: Beispiele kommunaler Wärmeplanung und Wärmeversorgung
Anlage 6: Fördermöglichkeiten
Fazit
• Die Wärmewende ist eine zentrale Herausforderung im Rahmen der
Energiewende und des Klimaschutzes,
• die nur mit den Städten und Gemeinden gelingen kann,
• indem diese die dafür erforderlichen Maßnahmen auf der Grundlage einer
strategische Wärmeplanung initiieren bzw. unterstützen.
• Ein Leitfaden zur kommunalen Wärmeplanung soll dazu Unterstützung und
Anregung bieten.
Lothar Nolte 2929
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
16.11.2018 Lothar Nolte 30
Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen GmbH
Geschäftsführer
Lothar Nolte 0511 897039-12