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38 profil 17 • 23. April 2012 KONJUNKTUREN Zwanzig Betriebsräte auf Tuchfühlung mit dem Niedriglohn-Ungeheuer: Die meisten verloren wiRTsChAfT

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38 profil17•23.April2012

KonjunKturen der ZuversichtZwanzigBetriebsräteaufTuchfühlungmitdemNiedriglohn-Ungeheuer:DiemeistenverlorenihreAngst,einpaaraberfürchtensichjetztmehralszuvor.EineReportageausChina,Teil2.

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KonjunKturen der ZuversichtZwanzigBetriebsräteaufTuchfühlungmitdemNiedriglohn-Ungeheuer:DiemeistenverlorenihreAngst,einpaaraberfürchtensichjetztmehralszuvor.EineReportageausChina,Teil2.

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TextundfotosvonEdithMeinhart

Arnulf Gressel, 29, ist ein launigerRedner. Rasante Einführungsvor-trägegehörenzuseinemJob.seit

zweieinhalbJahrenarbeitetderschlaksi-gesalzburgerimAußenhandelscenterderwirtschaftskammerinPeking,wosichPo-litiker,KonzernlenkerundinvestorendieKlinkeindiehandgeben.

fürsiewirftGresselstatistikenandiewand,diedas1,3-Milliarden-Landfassbarmachensollen,beantwortetfragenundfädeltKontakteein.DieAbordnung,dieihnvorvierwochenimBeijingsunflow-erTowerheimsucht,bugsiertihneinwe-nigausderRoutine:ZwanzigBetriebsräteauf Tuchfühlung mit dem AngstmacherChina sind ihmnochnichtuntergekom-men.„Ausgezeichnet!“,rufterundklatschtindiehände:„waswollensiewissen?“

sozialsystem,Lohnpolitik,streiks,Ar-beitsrecht,Marktchancen,Justizreformen,Verkehr,Alltagsleben,Gesundheit,Umwelt,Korruption:Diefragehättewohlbessergelautet,wasdieGästenichtinteressierte.siewarenangereist,umjenemfeuerspei-endenNiedriglohn-UngeheuerinsAugezublicken,mitdemihreDienstgebersieseit Jahr und Tag ängstigten: schneller,fleißiger,flexibler sollten sie sein,dabeimaßvoller in ihren forderungen. DanngebeeseineChance,ihreJobszuhalten.

solcheTönehattensieimOhr,alssiesich auf ein bettelarmes China gefasstmachten,aufMillionenstädtevollerRad-fahrer,aufeinLand,indemMenschenfüreinenhungerlohnjedesUnbillertragen.NunistdieReisegruppeeinewochelangunterwegsgewesen,hatinshanghai,suz-houundNanjingdiewerkeheimischerindustriebetriebebesuchtundüberalldasGegenteil von dem gesehen,was sie er-wartethatte:indenurbanenZentrenstau-tensichAutokolonnen,dazwischenein-geklemmteinpaarRadfahrer.indensau-bergekehrtenfabrikensahensieArbeiteranMaschinenhantieren,dieihrenzuhau-sebisaufdieletzteschraubeglichen.

sie bekamen eine Ahnung von der

Volksrepublikmitteninihrematemberau-bendenProzessderindustrialisierung.„Al-lesläufthierparallel,Plan-undMarktwirt-schaft, unbegrenzte Möglichkeiten undsämtliche Verwerfungen“, formuliert esDennisTamesberger,wirtschaftsexperteder Arbeiterkammer Oberösterreich. indenMillionenmetropolen–vondenenesimLandganze125gibt–stehendiehim-melvollerKräne.AufChinaentfallen45ProzentdesweltweitenBetonbedarfs,27ProzentderNachfrageanEisenundstahl.shanghaiwillbis2015dasgrößteU-Bahn-Netzderwelthaben,dasgrößteBusnetz–mit1.100Linien–hatesbereits.„Manschaut am Abend aus dem fenster aufeine Baustelle, amnächsten Tag ist dashauszweistockwerkehöher“,sagtderchi-nesischeGuide,denderEinfachheithal-beralle„Richard“nennen.

DasistdieeineseiteChinas.Aufderanderenstehendiewanderarbeiter,dieinschwindelerregenderhöhestahlteilezu-sammenschweißenundoftumihrEntgeltbetrogenwerden.ÜberihrenKampfumgerechteBezahlungundbessereArbeits-bedingungenberichteteprofilinderver-gangenenwoche(sieheprofil16/2012).sowidersprüchlichChina sich zeigt, sowi-dersprüchlichfallendieResümeesaus,mitdenendieArbeitnehmervertretervonih-remRealityCheckzurückkehren:fürdiemeistenwirddieBilligfabrikderweltih-renschreckenverlorenhaben.Einpaarwenigewerdendasfürchtenerstsorich-tiggelernthaben.

BeimViskoseproduzentenLenzingAGhattedieAngstbereitsvorzehnJahrenhochkonjunktur,erzähltKonzernbetriebs-ratRudolfBaldinger:„inzwischenistsieverflogen,weilwirgesehenhaben,dassuns nichts weggenommen wird.“ 2007stellte der oberösterreichische Konzernum200MillionenUs-Dollareinefabrikindenhongshan-industrieparkbeiNan-jing,einerstadtmitsiebenMillionenEin-wohnernundeinerMillionUni-Absolven-tenjährlich.Lenzinggehörtzudengrößtenheimischen investoren in China. inzwi-schenerzeugenhier800Mitarbeiterandrei

Produktionslinien140.000Tonnenfasernim Jahr. Bis 2015 soll der Ausstoß auf250.000Tonnen fast verdoppeltwerden.AmeuropäischenMarkt ist LenzingdieNummereins,inChinarangiertesaufPlatzsechs–noch.Dassollsichändern,sagtMarkstubbs,britischstämmigerGeneralMana-gervonLenzing inNanjing: „wirverfol-geneinenaggressivenExpansionsplan.“

indenwerkshalleninNanjingdampftundzischtes,alswäredasReichderMit-tebereitsdemViskoserauscherlegen.Ganzfalschistdasnicht.Derchinesischefaser-marktwächstjährlichum15Prozent.DasistderGrund,warumBetriebsratBaldin-gerdurcheinechinesischefabrikstapfenkann,diefrappantandasstammwerkinLenzingerinnert–„nurdasshierallesneuist“–undtrotzdemguteLaunehat:„wirsindjanichtwegenderniedrigenLöhnehier,sondernwegenderAbsatzchancen.“LenzingzahltdenArbeiternGehälter,die100ProzentüberdemMindestlohnliegen.„DasreichtfüreinLebenohneLuxus“,sagtfrankZhang,VorsitzenderderlokalenGe-werkschaft.wenndieMindestlöhnestei-gen,mussderViskosekonzernmitdenist-Löhnennachziehen,umdieBelegschaftzuhalten.Trotzdemdenktmannichtdar-an,nachBangladeschzuziehen,woAr-beitnochvielbilligerzuhabenist.

Daswäreauchnichtsoeinfach.inderBetriebskantine treffen die Lenzing-Mit-arbeiteraufihreKollegenderLinzTextilAG. Der oberösterreichische spinnerei-undwebereikonzernhattesich2007vonderChina-EuphoriederLenzingAGmit-reißenlassenundaufdemselbenindust-riearealeinehochtechnologischespinne-rei errichtet. 45Mitarbeiter verarbeitenhierim3-schicht-Betriebtäglich20Ton-nenfasern,einZehnteldesAusstoßesderLenzing-fabrik von nebenan. florianKuntner,Neffedesgleichnamigen,verstor-benenwienerweihbischofs,leitetdieNie-derlassunginNanjing.AuchchinesischespinnereienliefertenordentlicheQualität,dieKonkurrenzseienorm,klagter.Nachdrei harten Anfangsjahren rechnete erdurch,waseskostete,dieAnlageabzubau-en:„Eswarunerschwinglich.“Derchine-sischestaat lasseUnternehmenungernziehen. im industrieparkmacht die Ge-schichte einer australischen firma dieRunde, die sämtlicheMaschinen liegenundstehenließ,umbloßwegzukommen:„Diesindrichtiggehendgeflüchtet.“

fürdasGrosderKonzerneistdasoh-nediesnichtdiehauptsorge.weitausquä-lenderistfürsiediefrage,woherzusätz-

„teenager zu sein ist in china wirklich keine Gaudi. Mit zwölf jahren ist es mit

sport und spaß vorbei“Arnulf Gressel,

Wirtschaftskammer-experte in Peking

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Akademikerdieerstefirma,istdieChan-cehoch,dassmanihnnacheinemJahrverliert.istmanschondiedritte,kannessein,dassereinpaarJahrebleibt.“„ManchmalspringenLeutenochwäh-

rendderProbezeitab,unddaswegen50Yuan“,stöhntauchTeddyZhao,Personal-chefvonsKfAutomotiveTechnologyinshanghai.DabeigehörterselbstzudenJobhoppern. Bis vor eineinhalb Jahrenwar er beim taiwanesischen Elektronik-fertigerundApple-ZuliefererfoxconnfürAusbildungzuständig.DasUnternehmen,dasinChina1,2MillionenMenschenbe-schäftigt,wardurcheineserievonArbei-terselbstmorden in Verruf gekommen.Daraufangesprochen,lächeltZhaoschief:„Es ist uns jedesMal schlecht gegangen,wenneinselbstmordschlagzeilengemachthat.“Reporter,KameraleuteundBetriebs-fremdehattenzufoxconnkeinenZutritt.

Bei seinem jetzigen Arbeitgeber sKfführt man die Besucher ganz selbstver-ständlichdurchdiefertigungshalle.Mar-tinfarthoferistMaschinenschlosserbeimwälzlagerherstellersKfinsteyr.seitder

KonzerninAsienproduziert,gehtinOber-österreichdiesorgeum.inshanghaistandder30-jährigeOberösterreichermitschutz-brille,helmundleuchtenderwarnwesteinderchinesischenNiederlassungderKon-zerngruppeundblinzelteungläubigumsich.EinpaarschriftzeichenstacheninsAuge,auffallendvielefrauenandenMa-schinen.Daswarauchschonalles,wasihnfremdanmutete:„wennmanmirjetztsagt,wirsindinfrankreich,glaubeiches.“

Unddochfährtfarthofer,sowieseineKollegen von hörbiger, eher entspanntnachhause:„DasArbeitstempokannmitunseremnichtmithalten,beiforschungundEntwicklunghabenwirdieNasevorn.“ÄhnlichsiehtesMartinMolnar,hörbiger-Betriebsratinwien-simmeringunddortinderAbteilungforschungundEntwick-lung beschäftigt: imwerk in shanghaigebeesMitarbeiter,diedenganzenTagmiteinemBeserlherumgehenundallessaubermachen: „Das zahlt bei uns nie-mandmehr.MirkommtdasvorwiebeiunsvorfünfzehnJahren.“

DieMibaPrecisionComponentsgehört

lichesPersonalkommtundwieesgehal-tenwerdenkann.DerDeutscheAndreasKozack leitet die Kompressionstechnik-sparteindenasiatischenNiederlassungender hörbiger-Gruppe. Der Konzern be-schäftigtweltweit 6700Mitarbeiter, 450davonineinemwerkinshanghai.UnterdenBetriebsräten,dieKozackdurchdiefertigunglotst,sindhörbiger-Mitarbeiterauswien-simmering.AndenMaschinenhängendiefotosihrerchinesischenKol-legen.Aufjedersindzweiangelernt,fällteineraus,springtderandereein.

NichtsfürchtenPersonalverantwortli-chemehralsdaschinesischeNeujahr.„Dawirdkollektivnachgerechnet,wasmange-leistethatundwasherausgesprungenist,undwennmanenttäuschtist,kommtmannicht mehr“, seufzt hörbiger-ManagerKozack.UmüberdieseKlippezukommen,seimandazuübergegangen,BonifürdasabgelaufeneJahrerstimAprilauszuzah-len.DasistzwarhartanderNötigung,aberwirksam. Auch Bus-shuttles, Kantinen-essenundansehnlicheTitelsollendieMit-arbeiter zumBleibenanimieren. „wennaufderVisitenkarteManagersteht,istdas200YuanMonatslohnwert“,sagtKozack.

300bis400Euroverdienteinhörbiger-ArbeiterinChina.Dasistnichtschlecht,abernichtgenugfüreinenjungenMen-schen,dervorwärtskommenwill.Gesell-schaftlicherAufstiegfunktioniertoftnurüberBeziehungenundheirat.MännermitEigentumswohnunghabenbeiderBraut-schau bessere Chancen. wer zur Mietewohnt,kannderAuserwähltennureine„nacktehochzeit“bieten.imBallungsraumshanghaiverschlingtdieMiete füreine60-Quadratmeter-wohnungbiszu3000Yuan,soviel,wieeinArbeiter ineinemMonat verdient. wohngemeinschaftensinddeshalbweitverbreitet.

YangYunstammtausshangdong,ei-nerProvinzanderOstküste.ErarbeitetseitvierJahrenbeihörbigerundistdamitfastschoneinVeteran.Erhabeiminter-netlangenacheinergutbezahltenstellegesucht, diese sei diebeste gewesen, er-zählter.Jobhoppingistinzwischensoet-waswieeinVolkssport:UmdasGehalthö-her zu schrauben, wird alle eineinhalbJahrederDienstgebergewechselt.DasKla-geliedderfluktuation erklingt allerorts.imAVLTechnicalCenterinshanghai,ei-nerAuslandstochterdessteirischenMess-technik-UnternehmensAVLList,hatGe-schäftsführer Bernhard Bodlos einendurch leidvolle Erfahrung geschärftenBlickfürLebensläufe:„istmanfüreinen

„Alles läuft parallel, Plan- und Markt-wirtschaft, unbegrenzte Möglichkeiten und sämtliche verwerfungen“dennis tamesberger,Arbeiterkammer-experte aus oberösterreich

Wachstumsglück1976, als Deng

Xiaoping das Land beherrschte, ver-zeichnete die Statistik für privat verkaufte Limousi-nen eine Null. Die breiten Boulevards der chine-sischen Metropole Peking gehörten den Radfahrern. 2012 geht eine Million Li-mousinen in private Hände, pro Monat wohlgemerkt. Es ist eine von vielen Zah-len, die Arnulf Gressel vom Außenwirtschaftscenter der Wirtschaftskammer in Peking bemüht, um die Ra-sanz der Entwicklungen in China zu beschreiben. In den Jahren zwischen 2006 und 2011 stieg das Brutto-

inlandsprodukt der Volks-republik um 84 Prozent. Im selben Zeitraum wuchs der Inlandskonsum um 102 Prozent, das verfügbare Einkommen der Städter um 79 Prozent, das der Landbevölkerung um 65 Prozent. „Glückliches Wachstum“ wünscht sich die chinesische Regierung nun – und stellte den zwölften Fünfjahresplan für die Jahre 2011 bis 2015 unter dieses Motto: Die Wirtschaft soll um sieben Prozent wachsen, für chi-nesische Verhältnisse gera-dezu moderat. Um China aus der Abhängigkeit von den ermatteten Export-

märkten Europas und der USA zu lösen, soll die Bin-nennachfrage angekurbelt werden, etwa durch eine bessere soziale Absiche-rung der Bevölkerung, günstig bereitgestellten Wohnraum und höhere Mindestlöhne. Letztere sollen innerhalb von fünf Jahren auf das Doppelte steigen. Ehrgeizige Ziele verfolgt die politische Füh-rung auch in der Ökologie: So sollen der Energiever-brauch und die CO2-Emissi-onen gemessen am BIP um 16 bzw. 17 Prozent sinken, der Anteil erneuerbarer Energien auf 11,4 Prozent ausgebaut werden.

zumReichdesoberösterreichischenAutozu-lieferersMibaAG.Daswerkinsuzhou,einer10-Millionen-stadtinderNähevonshanghai,diewegenihrerpittoreskenKanäle„VenedigdesOstens“genanntwird,wurde2007eröff-net.GeleitetwirdesvoneinemaufgeräumtenChinesennamensAnthonywang.DerMana-germitdemhabitus internationalerKader-schmiedenwilldasGeschäftkräftigausweiten:„wirsindeinkleinerfischineinemriesigenfluss“,sagterundlachtgenießerisch.DieLis-teseinerKundenistschonjetztreputierlich:Audi,GM,Peugeot,Vw,Magna,hörbiger.

inderfabrikinsuzhouräumteinMannTeileineineholzkiste.Manches,washierma-nuellgemachtwird,erledigenandernortsMa-schinen.„infünfJahrenschautesganzandersaus“,sagteinfürdensinter-Bereichzuständi-gerManageraufdemGangdurchdaswerk.Johannforstner,AnwendungstechnikerundseitdreiJahrenfreigestellterMiba-Betriebs-ratinOberösterreich,jagtdaskeinenschre-ckenein,weilgroßteilsfürdenBinnenmarktproduziertwird.DasseinfacheTeilederfer-tigungkünftigvonLaakirchennachsuzhouabwandernkönnten,nimmtersportlich:„Esgibtgenughightech-Komponenten,dieChi-naauchindennächstenJahrennichtherstel-lenwirdkönnen.DiesenVorsprungmüssenwirnützen.“

forstnerkannsichanChinarichtigbegeis-tern,„weilhierallessoenergiegeladenist“.DasReichderMitteschwingesichzuseineraltenGrößeauf.stattdaraufzustarren,aufwelchenfeldernmanesbesiegenkönne,sollteEuropasichfragen,wases–fürbeideseitensinnvoll

Wer mit „Weltumspannend arbeiten“ (www.weltum-spannend-arbeiten.at) eine Reise tut, kann was erzäh-

len. Allerdings werden die Geschichten nur am Rande von Sehenswürdigkeiten handeln, denn der gewerkschaftsnahe Verein mit Sitz in Linz veranstaltet soziale Expeditionen, um Arbeitnehmer aus Österreich mit Kollegen rund um den Glo-bus zusammenzubringen. Der Reality Check – der jüngste galt dem 1,3-Milliarden-Land China, das derzeit zum Sprung von der Billigfabrik der Welt zur Hightech-Nation ansetzt – soll Vorurteile abbauen und den Blick für Entwicklungen, Wi-dersprüche und Chancen schärfen, sagt Vereinsgründer Sepp Wall-Strasser: „Angst ist ein schlechter Ratgeber. Dieser alte Spruch gilt besonders für Betriebsräte.“ Wie es mit Europa weitergehe, hänge nicht von China ab, sondern von uns selbst. Mit diesem Fazit kehrte der Gewerkschafter aus dem Reich der Mitte zurück: „Auch wir brauchen Lohnerhö-hungen, einen kräftigen Anteil am Produktivitätsfortschritt und nicht das Lohn- und Sozialdumping, das allen voran Deutschland nun seit Jahren praktiziert.“

die Arbeit der anderen

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– beitragen könne,meint auch ingrid stipa-novsky,EurobetriebsrätinbeimPharmakon-zernNovartis.stichworte:Urbanisierung,Ge-sundheit,Ökologie.DiesuperreichendesLan-desbrechenihreZelteinPekingab,weildieLuftselbstbeiKaiserwetterkaumzuatmenist.inshanghaiwirdersteinDrittelderAb-wässergeklärt.DieRegierungwilldenAuto-verkehreindämmenunderneuerbareEner-gienfördern.DaseröffnetneueMärkte.106MilliardenDollarflossen2010anDirektinves-

tionenausdemAuslandnachChina,25,3Mil-lionenUs-DollarkamenausÖsterreich.

DochnichtalleteilendenEnthusiasmus.AndreasBrandstätterundharaldwagner,Be-triebsrätebeiDsMinLinz,fielbeimBesuchderBeijingNovartisPharmaLtd.dieLadeher-unter.ihreigenesUnternehmen,dasausTei-len der altenChemie LinzAG entstand, er-zeugt–nebendiversenChemikalien–Vor-produkte für Pharmafirmen: „wir habengesehen,dassdieLeute inChinavielmehrkönnen,alswirgedachthaben.Jetztfragenwiruns,wielangeesunserefabriknochgibt.“ZurzeitringendieBetriebsräteumeineneueGehaltsordnung. JungeKollegen sollenumwenigerGeldeingestelltwerden,keinegesi-cherteGehaltsentwicklungmehrhabenundsodenDruckauf jeneerhöhen,diebereitslängerhierarbeiten.DaswolledasManage-ment.DenArbeitnehmervertretern,diedage-genanrennen,droheesmitwerksschließun-geninEuropa.

KeinVorsprung ist für die Ewigkeit. DiejungenChinesinnenundChinesenhungernnachAufstieg.„Teenagerzuseinisthierkei-neGaudi“,konstatiertAußenhandelsexperteGressel:„Mitzwölfistesmitsportundspaßvorbei.“DannbeginnedasstrebernfürdenGaukau-Test, jenes Multiple-Choice-Verfah-rens,dasentscheidet,aufwelcherUnimanlandet.Unddavonwiederumhängeab,wiehochmanaufderKarriereleiterkomme.Vie-lefamilienlegenzusammen,damitderNach-wuchs in Europa oder Amerika studierenkann.DieRegierung fördertAuslandserfah-rungenmitstipendien.

schonprophezeienChina-Kenner,daswer-desichschonbaldauchinderforschungundEntwicklungbezahltmachen–einesderletz-tenTerrains,aufdenenEuropasichunschlag-barwähnt. ■

„Angst ist ein schlechter ratgeber. dieser alte spruch gilt ganz besonders für Betriebsräte“sepp Wall-strasser,Gewerkschafter und vereinsgründer