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„Kontaktseminar des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesanstalt für Arbeit (BA) in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
(WZB)“, 24.-27. November 2003
Berufliche Selbständigkeit von Frauen und Männern als flexible Form der Erwerbstätigkeit
Henning LohmannUniversität zu Köln
Projekt (Universität Mannheim – Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung):„Sozio-ökonomische Entwicklung von Selbständigen im internationalen Vergleich“(Thyssen-Stiftung):
Universität zu Köln, WiSo-Fakultät - Lehrstuhl für Empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung

Gliederung:
1. Entwicklung 1991-2002
2. Flexibilität und Selbständigkeit
3. Rahmenbedingungen
4. Daten und Methoden
5. Ergebnisse
6. Diskussion
Henning Lohmann Universität zu Köln, WiSo-Fakultät - Lehrstuhl für Empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung
IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003

1. Entwicklung 1991-2002
Henning Lohmann Universität zu Köln, WiSo-Fakultät - Lehrstuhl für Empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung
IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003

Selbständigkeit 1991-2002 (Frauen)
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0,05
0,1
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Henning Lohmann Universität zu Köln, WiSo-Fakultät - Lehrstuhl für Empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung
Abb. 1IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003
Quelle: eigene Berechungen auf Basis von EUROSTAT/OECD (15-64 Jahre, ohne Landwirtschaft)
Anmerkungen: Quoten für USA ohne „incorporated self-employment“

Selbständigkeit 1991-2002 (Männer)
0
0,05
0,1
0,15
0,2
0,25
0,3
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
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Henning Lohmann Universität zu Köln, WiSo-Fakultät - Lehrstuhl für Empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung
Abb. 2IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003
Quelle: eigene Berechungen auf Basis von EUROSTAT/OECD (15-64 Jahre, ohne Landwirtschaft)
Anmerkungen: Quoten für USA ohne „incorporated self-employment“

Selbständigkeit 1991-2002 (M/F)
1
2
3
41991
1992
1993
1994
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1996
1997
1998
1999
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Henning Lohmann Universität zu Köln, WiSo-Fakultät - Lehrstuhl für Empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung
Abb. 3IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003
Quelle: eigene Berechungen auf Basis von EUROSTAT/OECD (15-64 Jahre, ohne Landwirtschaft)
Anmerkungen: Quoten für USA ohne „incorporated self-employment“

2. Flexibilität und Selbständigkeit
Henning Lohmann Universität zu Köln, WiSo-Fakultät - Lehrstuhl für Empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung
IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003

Ausgangspunkte:
• ”[W]omen are [...] more likely than men to cite flexibility of schedule and other family-related factors as reasons for becoming self-employed, and this difference is especially pronounced among self-employed men and women with young children” (Boden 1999: 82)
• “The most important direction for new research is to investigate gender differences in self-employment in other industrial nations [...] [W]elfare states, in varying degrees, have taken on some responsibility for the provision of childcare, elder care, and services for the disabled. Organizing these services within the public sector has consequences for the structure of female employment, both within and outside the self-employment sector” (McManus 2001a: 90f)
Henning Lohmann Universität zu Köln, WiSo-Fakultät - Lehrstuhl für Empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung
IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003

Hypothesen (allgemein)
• H1: Berufliche Selbständigkeit bietet mehr als andere Erwerbsformen Flexibilität, um Familie und Beruf zu vereinbaren. Dies u. a. deshalb, da berufliche Selbständigkeit sowohl in zeitlicher als auch räumlicher Hinsicht durch relative Freiheit charakterisiert sein kann.
• H2: Die angenommenen Flexibilitätsgewinne bei beruflicher Selbständigkeit sind für Frauen entscheidender als für Männer.
• H3: Teilzeit-Selbständigkeit ist für höherqualifizierte Erwerbstätige häufig eine attraktivere Option als abhängige Teilzeit-Beschäftigung. Dabei sind Bildung und Berufserfahrung wichtige Ressourcen.
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IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003

Hypothesen (vergleichend)
• H4: Länderspezifische institutionelle Rahmenbedingungen schaffen unterschiedliche Möglichkeiten für berufliche Selbständigkeit und strukturieren daher die Zusammensetzung der Selbständigen. Die Rahmenbedingungen wirken auf allgemeiner Ebene.
• H5: Die Notwendigkeit Flexibilität über berufliche Selbständigkeit zu erzielen ist durch die Ausgestaltung von Wohlfahrtsstaaten im Bereich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedingt. In Wohlfahrtsstaaten, deren Grundorientierung auf Doppelverdienerhaushalte ausgelegt ist, ist der Einfluss der familiären Situation auf die Wahrscheinlichkeit selbständig zu sein, am geringsten.
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IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003

3. Rahmenbedingungen
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IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003

Länderauswahl
Henning Lohmann Universität zu Köln, WiSo-Fakultät - Lehrstuhl für Empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung
Wohlfahrts- regime
Index *S.-Quote
Männer
S.-Quote
Frauen
F konservativ 64,9 0,122 0,053
D-W konservativ 34,1 0,114 0,063
D-O - - 0,093 0,049
I konservativ 50,6 0,273 0,161
S sozialdem. 61,9 0,126 0,048
UK liberal 21,6 0,161 0,065
US liberal 17,1 0,119 0,072
IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003
*) „Policy index“: Unterstützung der Erwerbstätigkeit von Frauen mit Kindern unter 6 Jahren (Gornick et al. 1997: 61)

4. Daten und Methoden
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IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003

Daten• Verwendete Datensätze
– Enquête Emploi 1994 (Frankreich)– Mikrozensus 1996 (Deutschland)– Rilevazione Trimestrale delle Forze di Lavoro 1996 (Italien)– Labour Force Survey 1996 (Großbritannien)– Arbetskraftundersökningarna 1997 (Schweden)– Current Population Survey – Annual Demographic File 1996
(USA)
• Grundgesamtheit– Alter 20-59 Jahre– Erwerbstätige, Haupterwerbstätigkeit– keine mithelfenden Familienangehörigen– keine Landwirtschaft
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IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003

Methoden
• Multinomiale Logit Modelle
– abh. Variable: abh. Vollzeitbeschäftigung (Referenz)
abh. Teilzeitbeschäftigung
Selbständigkeit Teilzeit
Selbständigkeit Vollzeit
– unabh. Variablen: Alter, Bildung, Kinder im Haushalt, Familienstand (Nationalität, Wirtschaftszweig)
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IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003

5. Ergebnisse
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IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003

Henning Lohmann Universität zu Köln, WiSo-Fakultät - Lehrstuhl für Empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung
Tab. 1
Anmerkungen: multinomiales Logit-Modell, Referenzkategorie: abhängige Vollzeitbeschäftigung, Signifikanzniveaus: * 5%, ** 1%, *** 0,1%
Quelle: eig. Berechnungen, Daten siehe Abschnitt 4. Alter 20-59 Jahre, ohne LWS.
F D-W D-O I S UK US
Abh. Teilzeitbeschäftigte
Familientyp: Familienstand/Alter des jüngsten Kindes in Jahren (Referenz: unverheiratet, keine Kinder)
verheiratet/keine Kinder 0,526 *** 1,055 *** 0,470 *** 0,455 *** 0,645 *** 0,817 *** 0,249 ***
unverheiratet/unter 6 0,775 *** 1,876 *** 0,713 *** 1,081 *** 0,815 *** 2,330 *** 0,383 ***
unverheiratet/unter 14 0,513 *** 1,536 *** 0,343 ** 0,140 0,711 *** 1,749 *** 0,297 **
verheiratet/unter 6 1,133 *** 2,363 *** 1,273 *** 0,881 *** 1,106 *** 2,684 *** 0,918 ***
verheiratet/unter 14 1,270 *** 2,525 *** 0,893 *** 0,701 *** 0,983 *** 2,296 *** 1,049 ***
Teilzeit-Selbständige
verheiratet/keine Kinder 0,410 0,773 *** 0,227 0,660 *** 1,327 ** 0,676 *** 1,042 ***
unverheiratet/unter 6 0,527 1,781 *** 1,461 -0,507 1,789 ** 2,150 *** 0,504
unverheiratet/unter 14 0,910 * 0,941 *** -0,278 -0,035 1,390 * 1,691 *** -0,200
verheiratet/unter 6 1,256 *** 2,580 *** 2,290 *** 0,968 *** 2,699 *** 3,293 *** 2,361 ***
verheiratet/unter 14 1,267 *** 2,260 *** 0,846 1,042 *** 2,377 *** 2,279 *** 1,601 ***
Vollzeit-Selbständige
verheiratet/keine Kinder 0,151 0,134 ** 0,131 0,404 *** 0,534 ** 0,162 0,290 **
unverheiratet/unter 6 0,261 0,534 ** 0,337 0,551 * 0,287 0,461 -0,122
unverheiratet/unter 14 0,168 0,441 *** 0,235 -0,279 0,203 0,141 0,061
verheiratet/unter 6 0,373 ** 0,658 *** 0,428 * 0,540 *** 0,813 ** 1,153 *** 0,590 ***
verheiratet/unter 14 0,387 *** 0,793 *** 0,232 0,436 *** 0,364 1,015 *** 0,465 ***
Ergebnisse: ausgewählte Koeffizienten(Frauen, Referenz: abh. Vollzeitbeschäftigung)
IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003

Modellkoeffizienten: verheiratet / Kind < 6 J. (Frauen)
Henning Lohmann Universität zu Köln, WiSo-Fakultät - Lehrstuhl für Empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung
Abb. 4
Anmerkungen: multinomiales Logit-Modell, Referenzkategorie: abhängige Vollzeitbeschäftigung, unverheiratet/keine Kinder Signifikanzniveaus: * 5%, ** 1%, *** 0,1%
Quelle: eig. Berechnungen, Daten siehe Abschnitt 4. Alter 20-59 Jahre, ohne LWS.
-1
0
1
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3
4
UK S D-W D-E US FR IT
Ko
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selbst. TZ abh. TZ selbst. VZ
IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003

Veränderung: vorherg. Wahrscheinlichkeiten (Frauen)
Henning Lohmann Universität zu Köln, WiSo-Fakultät - Lehrstuhl für Empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung
Abb. 5
-0,6
-0,4
-0,2
0
0,2
0,4
0,6
F D-W D-O I S GB US
abh. Teilzeit selbst. Teilzeit selbst. Vollzeit abh. Vollzeit
IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003
Quelle: Ergebnisse des multivariaten Modells, Daten siehe Abschnitt 4. Alter 20-59 Jahre, ohne LWS. Unverheiratet, keine Kinder gegenüber verheiratet, Kind unter 6 Jahren. Konstante Werte für übrige Variablen (35 Jahre, CASMIN 1c+2, Nat. des Landes, and. Dienstleistungen)

Veränderung: vorherg. Wahrscheinlichkeiten (Männer)
Henning Lohmann Universität zu Köln, WiSo-Fakultät - Lehrstuhl für Empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung
Abb. 6
-0,6
-0,4
-0,2
0
0,2
0,4
0,6
F D-W D-O I S GB US
abh. Teilzeit selbst. Teilzeit selbst. Vollzeit abh. Vollzeit
IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003
Quelle: Ergebnisse des multivariaten Modells, Daten siehe Abschnitt 4. Alter 20-59 Jahre, ohne LWS. Unverheiratet, keine Kinder gegenüber verheiratet, Kind unter 6 Jahren. Konstante Werte für übrige Variablen (35 Jahre, CASMIN 1c+2, Nat. des Landes, and. Dienstleistungen)

6. Diskussion
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IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003

Hypothesen und Ergebnisse
• H1 (Flexibilität): Kinder im Haushalt erhöhen deutlich die Wahrscheinlichkeit eine Teilzeit-Selbständigkeit auszuüben. Häufig ist dieser Einfluss sogar stärker als bei abhängiger Teilzeitbeschäftigung.
• H2 (Frauen/Männer – Flexibilität): Kinder im Haushalt sind als Erklärung für Selbständigkeit vor allem bei Frauen relevant.
• H3 (Qualifikation/Teilzeit): Das Qualifikationsprofil der Teilzeit-Selbständigen ähnelt dem der Vollzeit-Selbständigen.
• H4 (Länderunterschiede): Sowohl im Niveau der Selbständigkeit als auch im Qualifikationsprofil der Selbständigen gibt es starke Länderunterschiede (jeweils ähnlich für Frauen und Männer).
• H5 (Wohlfahrtsstaaten): Der Einfluss von Kindern im Haushalt auf die Wahrscheinlichkeit selbständig zu sein, unterscheidet sich zwischen den betrachteten Ländern. Ein eindeutiger Einfluss der unterschiedlichen Ausgestaltung von Wohlfahrtsstaaten im Bereich „Familie und Beruf“ ist jedoch nicht festzustellen.
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IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003

Offene Fragen
• Einfluss privater Kinderbetreuung (sowohl bezogen auf das Angebot von als auch auf die Nachfrage nach selbständiger Tätigkeiten)
• Nichterwerbstätigkeit als Alternative zu abh. Teilzeitbeschäftigung und beruflicher Selbständigkeit
• Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Bedeutung von Ressourcen und Motivation für die Wahrscheinlichkeit beruflicher Selbständigkeit
• Erklärung der „Lücke“ zwischen Selbständigenquoten von Frauen und Männern
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IAB-Kontaktseminar am WZB, 24.-27. November 2003