konzert klangvoller abschied nach 160 jahren · nachtsgottesdienst von pfarrer jens keil...

1
hüler sind den Stromfressern auf der Spur Mit einem Abschiedskonzert in der Margaretenkirche endet die Ära des Liederkranzes Aldingen. Wegen fehlenden Nachwuchses löst sich der Verein auf. Foto: Oliver Bürkle KONZERT Klangvoller Abschied nach 160 Jahren Beim letzten Auftritt des Liederkranzes Aldingen liegt Wehmut in der Luft – Ausnahmsweise „O du Fröhliche“ angestimmt Ein musikalisches Meisterstück hat der Frauenchor des Liederkranzes Aldingen mit seinem Abschiedskonzert abgeliefert. Zum letzten Mal sind die Sängerinnen am Mittwochabend in der Margaretenkirche aufgetreten und haben Weihnachtslieder gesungen. Ausnahmsweise durften sie als Schlusslied „O du Fröhliche“ anstimmen. Bisher war dieses Stück immer dem Weih- nachtsgottesdienst von Pfarrer Jens Keil vorbehalten. Nach 160 Jahren endete die Ära des Lie- derkranzes, und so lag bei dem letzten Konzert Wehmut in der Luft. „Wir werden uns mit diesem Konzert von Ihnen verab- schieden“, richtete sich Petra Böhnke vom Vorstand an die zahlreichen Konzertbesu- cher, die auf den Kirchenbänken Platz ge- nommen hatten. Unter ihnen befand sich auch Remsecks Oberbürgermeister Dirk Schönberger. Vorstandsmitglied Olga Abt sprach später von einem „richtig traurigen Moment“. „Wir sind dankbar für die Zeit, die wir beieinander waren“, sagte sie. Künftig werden die Donnerstage nicht mehr für die Chorprobe reserviert sein. Das sei ein komisches Gefühl, an das man sich erst einmal gewöhnen müsse, so Abt. Ein Jahr lang hatten die Sängerinnen unter der Leitung von Carina Engel für ihr Weihnachtskonzert geprobt. Mit Mareike Benz und Johanna Gauß wurde der Chor von zwei Studentinnen der Musikhoch- schule Stuttgart stimmgewaltig unter- stützt. Die Begleitung an Klavier und Orgel übernahm Christian Schmid. Ausgerech- net beim letzten Konzert, für das so lange geprobt worden war, konnte Chormitglied Ulrike Börner nicht mitsingen. „Ich habe seit zwei Tagen eine Bronchitis“, sagte sie mit Tränen in den Augen. So blieb es für sie beim Zuhören. Fünf Jahre ist es her, dass die Lieder- kranz-Sängerinnen die Messe brève bei ei- nem Konzert gesungen haben: Am Mitt- wochabend ertönte die „kurze Messe“, die der Franzose Léo Delibes (1836-1891) komponiert hat, erneut. Hier stellten die 25 Sängerinnen eindrucksvoll ihr musika- lisches Können unter Beweis. Das Reper- toire an diesem Abend erinnerte an eine musikalische Reise um die Welt. Das Lied „Es ist für uns eine Zeit gekommen“ stammt aus der Schweiz, bei „In dulci ju- bilo“ handelt es sich um ein deutsches Kir- REMSECK chenlied aus dem 14. Jahrhundert. Durch- aus fröhlicher wirkte „Folgen wir den Hir- ten“, ein spanisches Weihnachtslied. Aus Österreich stammt „Der Heiland ist gebo- ren“, „Haben Engel wir vernommen“ hat seine Wurzeln in Frankreich, während „Es wird schon gleich dumpa“ aus Tirol stammt. Bei „Als die Welt verloren“, han- delt es sich um eines der bedeutendsten Weihnachtslieder Polens, erfuhren die Zu- hörer von Carina Engel. Sie hatte nicht nur die musikalische Leitung übernommen, sondern präsentierte sich beim instru- mentalen Zwischenspiel mit Christian Schmid an der Orgel als brillante Violinis- tin. Pfarrer Keil trägt Lieblingsballaden vor Pfarrer Jens Keil ließ die Gäste in der Margaretenkirche an seinen Kindheitser- innerungen teilhaben. Viele Jahre habe er das Glück gehabt, mit Eltern und Großel- tern gemeinsam das Weihnachtsfest ver- bringen zu können. Und so wie seine Oma Grete an Heiligabend begeisterte, so fes- selte auch Jens Keil seine Zuhörer, als er drei seiner Lieblingsballaden vortrug. Gute Wünsche dürfen bei einem Ab- schied nicht fehlen, und so stimmte der Chor die irischen Segenswünsche an, be- vor alle gemeinsam das bekannte Weih- nachtslied „O du Fröhliche“ anstimmten. Nach dem Ausklang im Gemeindehaus war dann wirklich Schluss: Der Lieder- kranz Kornwestheim wird nach der Ver- einsauflösung nur noch Geschichte sein. VON MARION BLUM Krise seit 2010 as Weihnachtskonzert in der Mar- garetenkirche hat den Schluss- punkt hinter 160 Jahre Lieder- kranz Aldingen gesetzt. Der fehlende Nachwuchs hat zur Auflösung des Traditi- onsvereins geführt. Der Liederkranz hatte zuletzt nur noch 21 aktive und 44 passive Mitglieder. Der Frauenchor war das einzig verbliebene Ensemble. In den guten Zei- ten waren unter dem Dach des Lieder- kranzes ein gemischter Chor, ein Doppel- Quartett, ein Kinderchor und eine Thea- tergruppe angesiedelt. Der Tod des Diri- genten Paul Mühlschlegel, der den Verein seit 1979 geleitet hatte, führte den Chor im Jahr 2010 in eine Krise. Seitdem hatten Studierende der Musikhochschule Stutt- gart die Chorleitung übernommen. (mb) D

Upload: others

Post on 18-Aug-2020

6 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: KONZERT Klangvoller Abschied nach 160 Jahren · nachtsgottesdienst von Pfarrer Jens Keil vorbehalten. Nach 160 Jahren endete die Ära des Lie-derkranzes, und so lag bei dem letzten

lkz.de/facebook lkz.de/twitterDie LKZ im Social Media –So erreichen Sie uns:

14. DEZEMBER 201812 Neckartal WWW.LKZ.DE ■■■■■■FREITAG

Flattichschüler sind den Stromfressern auf der SpurEnergiemanager Martin Meyer zeigt Grundschülern der Flattichschule im Auftrag der Ludwigsburger Energieagentur Einsparpotenzial im Haushalt

FREIBERG

„Wenn wir das Klima schützenwollen, muss jeder Einzelne vonuns sein Verhalten ändern“, sagteder Freiberger Bürgermeister DirkSchaible. Er ist am Mittwochvor-mittag mit gutem Beispiel voran-gegangen und nicht mit seinemDienstwagen, sondern zu Fußvom Rathaus in die Flattichschulegelaufen.

Dort nahm der Schultes an ei-ner besonderen Unterrichtsstun-de teil: Energiemanager MartinMeyer ist im Auftrag der Ludwigs-burger Energieagentur zwei Tagelang an der Freiberger Grund-schule zu Gast. Am ersten Taghatte er Messgeräte im Gepäckund machte sich gemeinsam mitden Grundschülern auf die Suchenach Stromfressern, die in jedem

Haushalt haufenweise zu findensind. Am zweiten Tag standendann eher globalere Themen wieder Klimawandel und die Folgenexzessiven Energieverbrauchs aufdie weitere Entwicklung des Pla-neten auf der Tagesordnung. Je-weils zwei Stunden unterrichteteder Energiemanager in den bei-den vierten Klassen der Flattich-schule.

Es war Meyers zweite Stippvisi-te. Der aktuelle baden-württem-bergische Bildungsplan schreibtAngebote in den Bereichen Nach-haltigkeit und Energie vor. Des-halb kooperiert die Grundschuleseit vergangenem Schuljahr mitder Ludwigsburger Energieagen-tur. „Wenn das jemand von au-ßerhalb übernimmt, sind dieSchüler noch aufmerksamer“,meinte Rektor Folkert Schröderschmunzelnd.

nur Energie verbrauchen, wennsie in Betrieb sind: Auch derStandby-Modus frisst Strom, undzwar gar nicht wenig.

Besonders extrem ist das Ver-hältnis bei DVD-Playern. Die Kin-der messen im Stand-by-Betriebeinen Verbrauch von 3,4 Watt. Aufdas Jahr hochgerechnet fallen sozwei Kilowattstunden an, wennjeden zweiten Tag eine DVD ein-gelegt wird. Im Stand-by-Modusverbraucht das Gerät in den zwölfMonaten etwa 30 Kilowattstun-den, für die der Besitzer neun Eu-ro bezahlen muss.

„Da wird richtig viel Energieverschwendet“, lautete das Fazitdes Energiemanagers. Bei den an-deren Geräten ist das Verhältniszwischen Betrieb und Stand-byzwar etwas günstiger als beimDVD-Player. Stromfresser sind sieaber allesamt, auch wenn sie aus-

geschaltet sind. „Die elektrischeZahnbürste ist nach sieben Stun-den Ladezeit so voll, dass es füreine Woche reicht“, erklärte Mey-er. „Ich ziehe dann den Steckerraus, so verbraucht die Zahnbürs-te keine Energie.“ Auch Mehr-fachsteckdosen mit An- und Aus-schalter könnten den Verbrauchreduzieren, sind nach Rückmel-dungen der Kinder auch schonweit verbreitet.

Nicht zuletzt soll der Energie-manager auch als Multiplikatorwirken. „Ihr könnt die Tipps andie Erwachsenen weitergeben“,meinte Bürgermeister Schaible,der sich selbst erstaunt über dasgroße Einsparpotenzial im Haus-halt zeigt. „Wenn ihr das euren El-tern, Großeltern und Verwandtenerzählt, wird das eine große Wir-kung haben“, gab der Schultesden Kindern mit auf den Weg.

VON FRANK KLEIN

Energiemanager Martin Meyer (hinten links) erklärte den Grundschülern, wieman Strom sparen kann. Daneben: Rektor Folkert Schröder und Bürgermeis-ter Dirk Schaible. Foto: Holm Wolschendorf

Aufmerksam waren die Schülerin der Tat. So stellten sie nachumfassenden Messungen von sie-

ben elektronischen Geräten fest,dass Computer, Telefone, DVD-Player und Elektrobürsten nicht

Mit einem Abschiedskonzert in der Margaretenkirche endet die Ära des Liederkranzes Aldingen. Wegen fehlenden Nachwuchses löst sich der Verein auf. Foto: Oliver Bürkle

KONZERT

Klangvoller Abschied nach 160 JahrenBeim letzten Auftritt des Liederkranzes Aldingen liegt Wehmut in der Luft – Ausnahmsweise „O du Fröhliche“ angestimmt

Ein musikalisches Meisterstück hat derFrauenchor des Liederkranzes Aldingenmit seinem Abschiedskonzert abgeliefert.Zum letzten Mal sind die Sängerinnen amMittwochabend in der Margaretenkircheaufgetreten und haben Weihnachtsliedergesungen. Ausnahmsweise durften sie alsSchlusslied „O du Fröhliche“ anstimmen.Bisher war dieses Stück immer dem Weih-nachtsgottesdienst von Pfarrer Jens Keilvorbehalten.

Nach 160 Jahren endete die Ära des Lie-derkranzes, und so lag bei dem letztenKonzert Wehmut in der Luft. „Wir werdenuns mit diesem Konzert von Ihnen verab-schieden“, richtete sich Petra Böhnke vomVorstand an die zahlreichen Konzertbesu-cher, die auf den Kirchenbänken Platz ge-nommen hatten. Unter ihnen befand sichauch Remsecks Oberbürgermeister DirkSchönberger. Vorstandsmitglied Olga Abtsprach später von einem „richtig traurigenMoment“. „Wir sind dankbar für die Zeit,die wir beieinander waren“, sagte sie.Künftig werden die Donnerstage nichtmehr für die Chorprobe reserviert sein.

Das sei ein komisches Gefühl, an das mansich erst einmal gewöhnen müsse, so Abt.

Ein Jahr lang hatten die Sängerinnenunter der Leitung von Carina Engel für ihrWeihnachtskonzert geprobt. Mit MareikeBenz und Johanna Gauß wurde der Chorvon zwei Studentinnen der Musikhoch-schule Stuttgart stimmgewaltig unter-stützt. Die Begleitung an Klavier und Orgelübernahm Christian Schmid. Ausgerech-net beim letzten Konzert, für das so langegeprobt worden war, konnte ChormitgliedUlrike Börner nicht mitsingen. „Ich habeseit zwei Tagen eine Bronchitis“, sagte siemit Tränen in den Augen. So blieb es fürsie beim Zuhören.

Fünf Jahre ist es her, dass die Lieder-kranz-Sängerinnen die Messe brève bei ei-nem Konzert gesungen haben: Am Mitt-wochabend ertönte die „kurze Messe“, dieder Franzose Léo Delibes (1836-1891)komponiert hat, erneut. Hier stellten die25 Sängerinnen eindrucksvoll ihr musika-lisches Können unter Beweis. Das Reper-toire an diesem Abend erinnerte an einemusikalische Reise um die Welt. Das Lied„Es ist für uns eine Zeit gekommen“stammt aus der Schweiz, bei „In dulci ju-bilo“ handelt es sich um ein deutsches Kir-

REMSECK chenlied aus dem 14. Jahrhundert. Durch-aus fröhlicher wirkte „Folgen wir den Hir-ten“, ein spanisches Weihnachtslied. AusÖsterreich stammt „Der Heiland ist gebo-ren“, „Haben Engel wir vernommen“ hatseine Wurzeln in Frankreich, während „Eswird schon gleich dumpa“ aus Tirolstammt. Bei „Als die Welt verloren“, han-delt es sich um eines der bedeutendstenWeihnachtslieder Polens, erfuhren die Zu-hörer von Carina Engel. Sie hatte nicht nurdie musikalische Leitung übernommen,sondern präsentierte sich beim instru-mentalen Zwischenspiel mit ChristianSchmid an der Orgel als brillante Violinis-tin.

Pfarrer Keil trägt Lieblingsballaden vor

Pfarrer Jens Keil ließ die Gäste in derMargaretenkirche an seinen Kindheitser-innerungen teilhaben. Viele Jahre habe erdas Glück gehabt, mit Eltern und Großel-tern gemeinsam das Weihnachtsfest ver-bringen zu können. Und so wie seine OmaGrete an Heiligabend begeisterte, so fes-selte auch Jens Keil seine Zuhörer, als erdrei seiner Lieblingsballaden vortrug.

Gute Wünsche dürfen bei einem Ab-schied nicht fehlen, und so stimmte der

Chor die irischen Segenswünsche an, be-vor alle gemeinsam das bekannte Weih-nachtslied „O du Fröhliche“ anstimmten.Nach dem Ausklang im Gemeindehauswar dann wirklich Schluss: Der Lieder-kranz Kornwestheim wird nach der Ver-einsauflösung nur noch Geschichte sein.

VON MARION BLUM

� Krise seit 2010as Weihnachtskonzert in der Mar-garetenkirche hat den Schluss-punkt hinter 160 Jahre Lieder-

kranz Aldingen gesetzt. Der fehlendeNachwuchs hat zur Auflösung des Traditi-onsvereins geführt. Der Liederkranz hattezuletzt nur noch 21 aktive und 44 passiveMitglieder. Der Frauenchor war das einzigverbliebene Ensemble. In den guten Zei-ten waren unter dem Dach des Lieder-kranzes ein gemischter Chor, ein Doppel-Quartett, ein Kinderchor und eine Thea-tergruppe angesiedelt. Der Tod des Diri-genten Paul Mühlschlegel, der den Vereinseit 1979 geleitet hatte, führte den Chor imJahr 2010 in eine Krise. Seitdem hattenStudierende der Musikhochschule Stutt-gart die Chorleitung übernommen. (mb)

DREMSECK

Unbekannter beschädigtgeparktes AutoVermutlich beim Ein- oder Aus-parken wurde ein Audi beschä-digt, der zwischen Mittwoch,20.30 Uhr, und Donnerstag, 6.20Uhr, in der Straße „Auf der Steige“im Ortsteil Neckarrems abgestelltwar. Ohne sich um den Front-schaden von rund 3000 Euro zukümmern, machte sich der Verur-sacher anschließend aus demStaub. Hinweise nimmt das Poli-zeirevier Kornwestheim, Telefon(0 71 54) 1 31 30, entgegen. (red)

POLIZEIREPORT

KREIS LUDWIGSBURG

Stadt erhält Geldfür Entwicklungeiner Bürger-AppAls eine von 45 Preisträgern imWettbewerb „Städte, Gemeinden,Landkreise 4.0 – Future Commu-nities“ wurde die Stadt Remseckvon Digitalisierungsminister Tho-mas Strobl ausgezeichnet. Bewor-ben hatte sich die Stadt mit demProjekt einer „Bürger-App“, fürderen Entwicklung und Umset-zung sie nun 50 000 Euro vomLand Baden-Württemberg er-hält. Mit der App sollen Bürgerdie Möglichkeit bekommen, sichstärker und aktiver am Leben inRemseck beteiligen zu können,heißt es in einer Pressemitteilungder Stadt. Um diese Ziele zu errei-chen, soll die App mit einigen be-sonderen Features ausgestattetwerden. Über einen „Schadens-melder“ können Bürger beispiels-weise schnell und einfach Mängel– wie Schlaglöcher und defekteStraßenlaternen – auch von un-terwegs melden. Über die Appsollen sie Informationen darübererhalten, was die Stadtverwaltungplant, um sich mit nur einemKlick direkt einzubringen. Mit Vo-tings sollen die Bürger die Mög-lichkeit bekommen, das Gesche-hen in der Stadt mitzubestim-men. Die Bürger-App bietet derStadtverwaltung die Möglichkeit,auch später neue Features einzu-bauen, wie zum Beispiel zu denThemen E-Government, Mobili-tät, Gesundheit oder digitaler Inf-rastruktur.

Remseck ist nicht die einzigeausgezeichnete Stadt im Land-kreis. Rund 13 000 Euro fließennach Kornwestheim und annä-hernd 12 000 Euro nach Eberdin-gen. Das Land fördert jeweils Pro-jekte für die Straßenerfassung mitkünstlicher Intelligenz. (red)

germannv
Schreibmaschinentext
LKZ 14.12.2018