krebsim mund-, kiefer-, gesichts- bereich · 2011. 1. 20. · krebsimmund-,kiefer-,gesichtsbereich...

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Krebs im Mund-, Kiefer-, Gesichts- bereich Die blauen Ratgeber 12

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  • Krebs imMund-,Kiefer-,Gesichts-bereich

    Die blauenRatgeber 12

  • Herausgeber:Deutsche Krebshilfe e.V.Buschstraße 3253113 Bonn

    Medizinische Beratung:Prof. Dr. Dr. J. E. ZöllerDirektor der Interdisziplinären Poliklinikfür Orale Chirurgie und Implantologieund der Klinik und Poliklinik für Mund-,Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgiedes Klinikums der Universität zu KölnKerpener Str. 6250931 Köln

    Prof. Dr. M. BambergLtd. Ärztlicher DirektorUniversitätsklinikum TübingenRadiologische UniversitätsklinikHoppe-Seyler-Str. 372076 TübingenText und Redaktion:Isabell-Annett Beckmann, Deutsche Krebshilfe

    Stand 7/2008Druck auf chlorfreiem Papier

    ISSN 0946-4816Art.-Nr. 012 0078

    Krebs imMund-,Kiefer-,Gesichts-bereichEin Ratgeberfür Betroffene,Angehörige undInteressierte

  • KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 3

    Inhalt

    Vorwort 5

    Einleitung 8

    Krebs im Mund-, Kiefer-, Gesichtsbereich –warum entsteht er? 12

    Früherkennung 15

    Untersuchungen bei Verdacht (Diagnostik) 18Ihre Krankengeschichte (Anamnese) 19Klinische Untersuchung 19Gewebe-Entnahme (Biopsie) 21Weitere Untersuchungen(Spiegelung/Panendoskopie) 21Röntgenaufnahmen 22Computertomographie (CT) 22Kernspintomographie(Magnet-Resonanz-Tomographie, MRT) 23Ultraschalluntersuchung (Sonographie) 24Szintigraphie 24Laboruntersuchungen 24Urinuntersuchung 25Diagnostik von Hauttumoren 25

    Diagnose Krebs – wie geht es weiter? 26

    Klassifikation des Tumors 30

    Therapie von Krebs im Mund-,Kiefer-, Gesichtsbereich 32Die Operation 33

    Wie alle Schriften der Deutschen Krebshilfe wird auch diese Broschüre vonnamhaften onkologischen Spezialisten auf ihre inhaltliche Richtigkeit über-prüft. Der Inhalt wird jährlich aktualisiert. Der Ratgeber richtet sich in ersterLinie an medizinische Laien und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.Er orientiert sich an den Qualitätsrichtlinien DISCERN und Check-In für Pati-enteninformationen, die Betroffenen als Entscheidungshilfe dienen sollen.

    Die Deutsche Krebshilfe ist eine gemeinnützige Organisation, die ihre Akti-vitäten ausschließlich aus Spenden und freiwilligen Zuwendungen finanziert.Öffentliche Mittel stehen ihr nicht zur Verfügung. In einer freiwilligen Selbst-verpflichtung hat sich die Organisation strenge Regeln auferlegt, die denordnungsgemäßen, treuhänderischen Umgang mit den Spendengeldern undethische Grundsätze bei der Spendenaquisition betreffen. Dazu gehört auch,dass alle Informationen der Deutschen Krebshilfe neutral und unabhängigsind.

    Diese Druckschrift ist nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt. Nach-druck, Wiedergabe, Vervielfältigung und Verbreitung (gleich welcher Art)auch von Teilen oder von Abbildungen bedürfen der schriftlichen Genehmi-gung des Herausgebers.

    „Deutsche Krebshilfe” ist eine eingetragene Marke (DPMA Nr. 396 39 375)

    QuellenangabenZur Erstellung dieser Broschüre wurden die nachstehend aufgeführten Infor-mationsquellen herangezogen*:

    � Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, H.-H. Horch, Urban und Fischer- Verlag,Bd. 10. 2007

    � Chirurgische Therapie von Kopf-Hals-Karzinomen. K. Vinzenz,H. W. Waclawiczek. Springer-Verlag 1992

    � Krebsrisiken im Kopf-Hals-Bereich H. Maier, H. Weidauer.Springer-Verlag 1991

    � Risikofaktoren für Plattenepithelkarzinoome im Kopf-Hals-Bereich,HVBGDCM-Verlag 1994

    � Zur malignen Transformation des Epithels der Mundschleimhaut unterChemotherapie und Chemoprävention. J. E. Zöller Quintessenz-Verlag 1995

    * Diese Quellen sind nicht als weiterführende Literatur für Betroffene gedacht, sonderndienen als Nachweis des wissenschaftlich abgesicherten Inhalts des Ratgebers.

  • 4 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 5

    Vorwort

    Liebe Leserin, lieber Leser,

    Sie halten eine Broschüre in den Händen, die Ihnen Infor-mationen über Krebs im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbe-reich geben soll. Vielleicht haben Sie nur rein interesse-halber nach diesem Ratgeber gegriffen: Dann möchtenwir Ihnen besonders die Themen Risikofaktoren, Warn-signale und Früherkennung empfehlen. Vielleicht bestehtbei Ihnen aber auch der Verdacht, dass Sie an Krebs er-krankt sind: Dann möchten wir Sie im medizinischen Teilausführlich darüber informieren, was Sie bei der Diagno-stik erwartet, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibtund wie die Nachsorge aussieht. Außerdem finden SieTipps und Hinweise, was Sie sonst noch für sich tun kön-nen. Abschließend erläutern wir, wie und wofür Sie beiBedarf konkrete Hilfe durch die Deutsche Krebshilfe be-kommen können.

    An einer Krebserkrankung der Mundhöhle und des Ra-chens erkranken pro Jahr in der Bundesrepublik Deutsch-land etwa 10.400 Menschen neu. Davon sind fast 75 Pro-zent Männer. Auch wenn diese Zahl in Anbetracht vonjährlich insgesamt 436.000 Krebsneuerkrankungen nied-rig erscheint: Kaum eine andere Krebsart wirkt sich sooffensichtlich auf das Leben des Betroffenen aus und istdaher für ihn – auch aus sozialen Gründen – so schwer zuakzeptieren wie eine Krebserkrankung im Gesicht, Kiefer,Hals und Mundboden.

    Diese Tatsache bringt für den Betroffenen zwangsläufigProbleme mit sich, die über die rein medizinische Be-handlung hinausgehen, denn sie greifen sein Selbstwert-gefühl und -empfinden stark an. Der behandelnde Arzt

    Die Strahlentherapie 36Nebenwirkungen der Strahlentherapie 39

    Die Chemotherapie 44

    Rehabilitation und Wiederherstellung 47Wiederherstellung durch operative Maßnahmen 47Wiederherstellung der Zähne 50Wiederherstellung durch Gesichtsprothesen 52

    Ernährungshinweise 54

    Tun Sie etwas für sich 57Lebensqualität 60Bewegung und Sport 63

    Tumornachsorge 65

    Hier erhalten Sie Informationen und Rat 70Informationen im Internet 74

    Erklärung von Fachausdrücken 79

    Informationen für Betroffene und Angehörige 89Informationen zur Krebsvorbeugungund Krebs-Früherkennung 90

    Sagen Sie uns Ihre Meinung! 91

  • 6

    hat dann die schwierige Aufgabe, den Kranken trotz al-lem für eine geduldige und realitätsorientierte Mitarbeitzu gewinnen, so dass er die ärztlichen Bemühungen an-nimmt und unterstützt.

    Eine Krebserkrankung im Kiefer- und Gesichtsbereich istzweifellos eine schwere Krankheit. Viele dieser Krebspa-tienten können heute aber aufgrund verbesserter Be-handlungsmethoden geheilt werden.

    Die vorliegende Broschüre soll einige grundlegende Infor-mationen darüber geben, wo genau eine Krebserkran-kung im Kiefer- und Gesichtsbereich auftreten kann undwarum sie entsteht. Anschließend beschreiben wirWarnzeichen, die auf eine bösartige Erkrankung hinwei-sen könnten. Solche Warnzeichen zu kennen und zu be-achten ist wichtig, denn je früher ein Tumor erkannt undbehandelt wird, desto besser sind die Heilungs- undÜberlebenschancen.

    Für Krebs in der Mundhöhle und im Rachen gibt es keinejährlichen Früherkennungsuntersuchungen, wie die ge-setzlichen Krankenkassen sie zum Beispiel für Brust-, Ge-bärmutterhals-, Darm- oder Prostatakrebs anbieten. Neuseit dem 1. Juli 2008 ist das Hautkrebs-Screening für alleVersicherten ab 35 Jahren, bei dem nach Hautkrebsvor-stufen und Hautkrebs selbst gesucht wird. Darüber hinaussollte jeder selbst auf seine Gesundheit und auf Verände-rungen seines Körpers achten und beizeiten zum Arzt ge-hen. Dies gilt besonders für Menschen, die ein erhöhtesRisiko haben, an einer dieser Krebsarten zu erkranken.

    Es gibt Risiken, die die Entstehung von Krebs in derMundhöhle und im Rachen fördern können. Besondersgefährdet sind vor allem Menschen, die rauchen und re-gelmäßig und zu viel Alkohol trinken. Krebs an der Lippeund im Gesicht kann als Folge lang andauernder Sonnen-

    KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 7

    bestrahlung und häufiger Sonnenbrände entstehen.Diese eben genannten Risiken lassen sich ohne großeProbleme vermeiden.

    Diese Broschüre kann und darf das Gespräch mit IhremArzt nicht ersetzen. Wir möchten Ihnen dafür (erste) Infor-mationen vermitteln, so dass Sie ihm gezielte Fragen überIhre Erkrankung und zu Ihrer Behandlung stellen können.Das Leben verändert sich bei einer Krebserkrankung:Nicht nur der Körper ist krank, auch die Seele gerät ausdem Gleichgewicht: Ängste, Hilflosigkeit, das Gefühl vonOhnmacht machen sich breit und verdrängen Sicherheitund Vertrauen. Doch Ihre Ängste und Befürchtungen kön-nen abnehmen, wenn Sie wissen, was mit Ihnen ge-schieht. Helfen Sie mit, Ihre Krankheit aktiv zu bekämpfen!

    Wir hoffen, dass wir Sie mit diesem Ratgeber dabei un-terstützen können, das Leben mit Ihrer Erkrankung zu be-wältigen, und wünschen Ihnen alles Gute. Darüber hin-aus helfen Ihnen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter der Deutschen Krebshilfe gerne weiter. Wenn SieFragen haben, rufen Sie uns an!

    IhreDeutsche Krebshilfe

    Eine Bitte in eigener Sache:Wir hoffen, dass wir Ihnen mit dieser Broschüre in Ihrerneuen Lebenssituation helfen können. Wir freuen uns,wenn Sie uns hierzu eine Rückmeldung geben. Am Endedieses Ratgebers finden Sie einen Fragebogen, mit demwir von Ihnen erfahren möchten, ob die Broschüre dievon Ihnen benötigten Informationen tatsächlich vermit-teln konnte. Wir sind Ihnen dankbar, wenn Sie uns die-sen Fragebogen gelegentlich zuschicken.Vielen Dank.

  • KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 98 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH

    unter dem Mikroskop anhand einer kleinen Gewebe-probe aus dem Tumor von einem Facharzt für Pathologiegestellt. Dabei kann der Pathologe meist genau sagen,von welchem Gewebe die Geschwulst ihren Anfang ge-nommen hat beziehungsweise aus welchem Gewebe siehervorgegangen ist. So stammen zum Beispiel die häu-figsten Tumoren in der Mundhöhle, die so genanntenPlattenepithelkarzinome, von der Mundschleimhaut ab.Daneben gibt es noch eine Vielzahl anderer histologi-scher Diagnosen. Ausgehend vom Ursprungsgewebekönnen dies sein Tumoren des Speichel- und Drüsenge-webes (Adenome, adenoidzystische Karzinome, Adeno-karzinome), des Knochen-, Muskel- und Fettgewebes(Sarkome), der Mundschleimhaut oder Haut (Platten-epithelkarzinome) oder des Lymphsystems (Lymphome).Wichtige Tumor-

    merkmale

    Einleitung

    Diese Informationsschrift soll Sie beraten und Ihnen hel-fen, die körperliche und seelische Unsicherheit vor,während und nach einer Tumorbehandlung zu verringern.Gerade Geschwülste im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbe-reich bringen viele spezielle Fragen für den Betroffenenund für seine Umgebung. Wir möchten Ihnen deshalb inden verschiedenen Kapiteln dieses Heftes einen Einblickin die Ursachen und Formen der Tumoren, in die Behand-lungsmöglichkeiten und die wichtigsten Fragestellungenbei deren Nachbehandlung geben.

    Krebserkrankungen im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbe-reich können verschiedene Bereiche beziehungsweiseStrukturen des Kopfes befallen: Diese Geschwülste be-finden sich vorwiegend im Bereich der Mundhöhle, wo-bei hier insbesondere die Zunge, der Mundboden, dieWangen, der Gaumen oder andere benachbarte Struktu-ren betroffen sein können. Darüber hinaus können sieauch im Bereich der Nasennebenhöhlen auftreten. Dar-unter versteht man die Nasenhaupthöhle, die sich hinterder Nase entwickelt, die beiden Kieferhöhlen, welchesich rechts und links der Nase beziehungsweise oberhalbdes Oberkiefers befinden, die Stirnhöhle, die hinter be-ziehungsweise zwischen den Augenbrauen liegt, sowiedie Keilbeinhöhle hinter der Nasenhaupthöhle.

    Neben diesen Tumoren im Inneren des Schädels könnenGeschwülste auch im Bereich der Gesichtshaut, der Lip-pen oder der behaarten Kopfhaut entstehen.

    Außer der Lage (Lokalisation) eines Tumors ist sein mi-kroskopisches Erscheinungsbild (histologische Diagnose)das wichtigste Merkmal. Die histologische Diagnose wird

    Nasenhöhle

    Speiseröhre

    Luftröhre

    Lunge

    Zunge

    Mundhöhle

    RachenKehlkopf

    Mundhöhle und Rachen

  • mehr oder verständlichere Informationen benötigen,bevor Sie eine Entscheidung treffen, dann fragen Sienach.

    Eine gut funktionierende Verständigung zwischendem Arzt und dem Betroffenen ist außerordentlichwichtig für den Erfolg der Behandlung.

    Die Behandlung eines Tumors im Mund-, Kiefer- oder Ge-sichtsbereich hat leider oft körperlich und seelisch bela-stende Folgen für den Patienten: Die operative Entfer-nung der Geschwulst ist vielfach sichtbar, der Kranke istin wichtigen Körperfunktionen wie Sprechen, Kauen oderSchlucken eingeschränkt.

    Deshalb stellt die funktionelle und kosmetische Re-konstruktion einen wichtigen Teil der Behandlungdar.

    Sie können davon ausgehen, dass jeder „Defekt”, der imBereich der Weichteile oder auch der Knochen entsteht,entweder sofort oder im Rahmen einer zweiten Opera-tion behoben werden kann. Alle chirurgischen Maßnah-men werden darauf ausgerichtet sein, Ihre Gesichtsformund die besonderen Funktionen der verschiedenen Ge-sichts- oder Schädelregionen zu erhalten beziehungs-weise wiederherzustellen.

    KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 1110

    Wiederherstellungvon Form undFunktion

    Gutartige Tumoren wachsen am Ort ihrer Entstehung,ohne das umgebende Nachbargewebe zu zerstören undohne Tochtergeschwülste (Metastasen) zu bilden. Halb-gutartige Tumoren dehnen sich am Ort ihrer Entstehungaus, wobei sie sich in das umgebende Gewebe ausdeh-nen und dieses dadurch zerstören; sie bilden jedochkeine Tochtergeschwülste. Bösartige Neubildungenwachsen ebenfalls in das umgebende Gewebe hineinund zerstören dieses; gleichzeitig bilden manche dieserTumoren aber noch Tochtergeschwülste, die an anderenStellen des Körpers auftreten können.

    Bei Krebserkrankungen im Mund-, Kiefer- und Gesichts-bereich sind diese Metastasen meist auf die umgeben-den Lymphknoten im Halsbereich beschränkt. Vereinzelttreten sie aber auch weiter entfernt zum Beispiel in derLunge und in den Knochen auf.

    Wie schnell ein Tumor wächst, ob, wo und wie rasch erMetastasen bildet, hängt von vielen Faktoren ab, die vonPatient zu Patient unterschiedlich sind. Welche Behand-lung in Frage kommt, hängt von diesen persönlichen Tu-mormerkmalen, dem Allgemeinzustand des Betroffenensowie von seinen Wünschen und Vorstellungen ab.

    Zusammen mit anderen Fachärzten wie zum Beispieldem Strahlenfacharzt, dem Facharzt für Hals-, Nasen-und Ohrenheilkunde, dem Augenarzt oder dem Facharztfür Neurochirurgie wird Ihr behandelnder Arzt eine Thera-pie planen, mit Ihnen die Behandlungsmöglichkeiten dis-kutieren und entsprechend Ihrer gemeinsamen Entschei-dung die erforderlichen Schritte einleiten.

    Verstehen Sie sich dabei ruhig als Teil eines Teams,das den für Sie besten Weg auswählen will. WennSie etwas nicht verstanden haben oder wenn Sie

    KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH

    VerschiedeneTumoren

    Behandlunggemeinsam planen

  • KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 1312 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH

    Sie können einer Krebserkrankung des Mund-, Kiefer-,Gesichtsbereichs am besten vorbeugen, wenn Sieganz auf das Rauchen verzichten und Ihren Alkohol-konsum einschränken.

    Darüber hinaus gibt es weitere Risikofaktoren für die Ent-stehung einer Geschwulst in der Mundhöhle wie etwachronisch wunde Stellen im Bereich der Mundschleim-haut aufgrund scharfer Zahn- oder Prothesenkanten, aberauch eine schlechte Mundhygiene. Manche Patientenentwickeln einen Tumor im Bereich der Mundhöhle ohneeine erkennbare Ursache; dieses Risiko steigt besondersmit zunehmendem Alter.

    Da in der Bevölkerung sowohl das Rauchen als auch derAlkoholkonsum in den vergangenen Jahren zugenom-men haben und gleichzeitig das Durchschnittsalter stetigsteigt, hat auch die Anzahl der Mundhöhlentumoren inden vergangenen Jahren deutlich zugenommen.

    Spricht man von Krebserkrankungen im Mund-, Kiefer-und Gesichtsbereich, darf man Erkrankungen der Lippeund der Haut nicht außer acht lassen.

    Für die Entstehung von Hautkrebs sind insbesonderelang andauernde Sonnenbestrahlung und häufigeSonnenbrände wichtige Auslöser.

    Denn so entsteht Hautkrebs: Durch die Aufnahme vonUV-Strahlen wird das Erbgut in den Zellkernen der Hauterheblich beschädigt. Entweder sterben die betroffenenZellen ab oder sie werden durch den zelleigenen Repara-turdienst instand gesetzt. Kommt die Haut allerdings mitder Reparatur nicht mehr nach, können sich die angegrif-fenen Zellen zu Krebs verändern.

    Krebs der Lippeund der Haut

    Krebs im Mund-, Kiefer-,Gesichtsbereich –warum entsteht er?

    Für viele Krebsarten sind die Ursachen, warum sie ent-stehen, nach wie vor unklar. Aber in manchen Fällen ha-ben wissenschaftliche Untersuchungen – in Fachkreisenspricht man von Untersuchungen zur Krebsepidemiologie– Zusammenhänge zum Beispiel zwischen bestimmtenLebensgewohnheiten und bestimmten Krebsarten fest-gestellt.

    So ist inzwischen erwiesen, dass neunzig Prozent allerBronchialkarzinome auf das Rauchen zurückzuführensind. Auch bei Krebserkrankungen der Mundhöhle ließensich solche Risikofaktoren identifizieren:

    Diese Tumoren entstehen häufig bei Menschen, dieregelmäßig rauchen und/oder regelmäßig Alkoholtrinken. Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt,dass besonders die Kombination von Rauchen undAlkohol das Risiko für die Entstehung eines Mund-höhlentumors deutlich erhöht.

    Aber auch das alleinige Rauchen oder der alleinige starkeAlkoholgenuss können zur Entstehung eines Mund-höhlentumors führen. Je länger ein Mensch gerauchtoder regelmäßig Alkohol getrunken hat, um so wahr-scheinlicher wird es, dass sich ein Tumor im Bereich derMundschleimhaut entwickelt. Besonders hochprozentigeAlkoholika (Schnaps, Cognac) und das Rauchen filterloseroder starker Zigaretten erhöhen das Risiko für die Entste-hung einer Krebserkrankung in der Mundhöhle deutlich.

    Risikofaktoren Rauchenund Alkohol

  • KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 1514 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH

    Früherkennung

    Krebs ist grundsätzlich heilbar, wenn er frühzeitig erkanntwird. Dann können die Fortschritte, die die Medizin invielen Bereichen gemacht hat, auch voll genutzt werden.

    Die wichtigste Rolle bei der Früherkennung spielenSie selbst.

    Tumoren im Bereich der Mundhöhle können prinzipiellberei ts zu einem frühen Zeitpun kt vom Betroffene nselbst erkannt werden. Trotzdem suchen viele Patientenerst in einem sehr späten Krankheitsstadium ihren Arztwegen einer Veränderung im Bereich der Mundhöhleauf.

    Ein typisches Erkennungsme rkmal für einen Mund-höhlentumor ist eine länger als zwei Wochen beste-hende wunde Stelle im Bereich der Mundhöhle, ein so-genanntes Ulcus. Eine solche chronisch wunde Stellewird von den Patienten häufig als Prothesendruckstelleverkannt, so dass wertvolle Zeit verloren geht.

    Wenn Sie in Ihrer Mundhöhl e eine wunde Stelle ent-decken, die länger als zwei Wochen besteht, suchen Sieumgehend einen Zahnarzt oder einen Facharzt für Mund-,Kiefer- und Gesichtschirurgie auf.

    Weitere frühe Erkennungsmerkmale sind leicht blutendeWunden im Bereich der Mundhöhle, Schluckbeschwer-den, Sprechbehinderung, Schmerzen beim Sprechen,„Kloßgefühl” (Globusgefühl) im Bereich des Mundbo-dens oder der Zunge, Atemnot oder länger bestehenderMundgeruch.

    Früherkennungvon Mundhöhlen-karzinomen

    Deshalb finden sich etwa achtzig Prozent aller Hauttumo-ren im Bereich derjenigen Körpertei le, die regelmäßigdem Sonnenlicht ausgesetzt sind: im Gesicht, auf denHänden und den Unterarmen. Vor allem Menschen miteinem hellen Hauttyp (blonde oder rote Haare) sind auf-grund der fehlenden oder schwachen natürlichen Haut-bräunung (Pigmentierung) gefährdet. Aber auch dunkel-haarige oder farbige Menschen können an Hauttumorenerkranken.

    Die Entstehung von Hautkrebs ist die schwerwie-gendste Spätfolge der UV-Bestrahlung.

    Zur Vorbeugung, Früherkennung, Diagnose und Behand-lung von Hautkrebs können Sie bei der Deutschen Krebs-hilfe eigene Broschü ren bestel len: „Hautkrebs – Dieblauen Ratgeber 5“, „Ihr bester Schutzfaktor – Hautkrebsfrüh erkennen – Präventionsratgeber 6“, „Achtung Sonne!– (Kinder)Haut schützen – Präventionsratgeber 7“ (Bestell-adresse siehe Seite 71).

    Neben diesen äußeren Risikofaktoren gibt es eine Anzahlweiterer möglicher Ursachen, wie zum Beispiel vererbte(genetische) Defekte oder Störungen des Immunsystems.So sind besonders Patienten betroffen, denen ein Organtransplantiert wurde und die deshalb regelmäßig Medika-mente einnehmen müssen, um das körperei gene Ab-wehrsystem zu unterdrücken (Immunsupression).

    Wunde Stellensind verdächtig

    RisikofaktorUV-Strahlen

  • 16 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 17

    Hautkrebsvorstufen und der Hautkrebs selbst sind ohnetechnische Hilfsmittel und Eingriffe sicht- und fühlbar.Daher lassen sie sich frühzeitig und einfach erkennen.

    Seit dem 1. Juli 2008 kann jeder Versicherte ab 35Jahren alle zwei Jahre seine Haut auf Hautkrebsuntersuchen lassen (Hautkrebs-Screening). NutzenSie diese Chance!

    Sie können die Untersuchung beim Hausarzt machen las-sen – dazu gehören Fachärzte für Allgemeinmedizin, In-ternisten, Praktische Ärzte und Ärzte ohne Gebietsbe-zeichnung – oder bei einem Facharzt für Haut- und Ge-schlechtskrankheiten. Voraussetzung ist, dass der Arztan einer speziellen Fortbildung teilgenommen und eineentsprechende Genehmigung erhalten hat. Welcher Arztin Ihrer Nähe diese Voraussetzung erfüllt, können Sie aufder Internetseite www.hautkrebs-screening.de oder beider Deutschen Krebshilfe unter www.krebshilfe.de er-fahren.

    Außerdem sind Sie natürlich selbst Ihr wichtigster Ver-bündeter.

    Betrachten Sie Ihre Haut – besonders die dem Lichtausgesetzten Bereiche – regelmäßig und achten Sieauf Veränderungen. Achten Sie auch auf Muttermale,ob sie sich in Größe, Form und/oder Farbe verändern.Damit Sie nichts übersehen, ist es natürlich wichtig,dass Sie sich dafür ganz ausziehen.

    Im Bereich der Lippen und der Haut sind es vor allemraue Stellen oder dunkle, häufig unregelmäßig begrenzteFlecken, die von einem Arzt begutachtet werden müs-sen. Da es bei Hautkrebs unterschiedlich aggressive For-men gibt – darunter das besonders bösartige maligneMelanom – ist es (lebens-)wichtig, eine „auffällige Stelle”ohne Verzögerung abklären zu lassen.

    Wenn Ihnen in Ihrer Mundhöhle oder auf Ihrer Hautirgendetwas verdächtig vorkommt, fragen Sie um-gehend Ihren Zahnarzt, einen Arzt für Mund-, Kiefer-und Gesichtschirurgie oder einen Hautarzt.

    Hautkrebs früherkennen

    Verdächtige Stellenabklären lassen

    Vorstufe eines Tumors des Mundbodens Zungenrand-Plattenepithel-Karzinom(Leukoplakie) vor der Therapie

    Internetadressen

  • KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 1918 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH

    feststellen, wo der Tumor sitzt, wie groß er ist, aus wel-cher Art von Zellen er besteht und ob er vielleicht schonTochtergeschwülste gebildet hat.

    Ihr Arzt wird Ihnen erklären, welche Untersuchungen not-wendig sind, um die Diagnose zu sichern. Meist wird esmehrere Tage oder sogar Wochen dauern, bis alle Unter-suchungen abgeschlossen sind. Werden Sie dabei nichtungeduldig, denn je gründlicher Sie untersucht werden,desto genauer kann die weitere Behandlung auf Sie zu-geschnitten werden. Auf den folgenden Seiten beschrei-ben wir die gängigsten Untersuchungsverfahren und er-klären ihre Bedeutung.

    Sind die Untersuchungen beendet und alle Ergebnisseliegen vor, muss entschieden werden, wie es weiter-geht. Ihr Arzt wird Ihnen genau erklären, welche Behand-lungsmöglichkeiten es gibt, wie sich die Behandlung aufIhr Leben auswirkt und mit welchen NebenwirkungenSie rechnen müssen. Die endgültige Entscheidung überIhre Behandlung werden Sie gemeinsam mit den behan-delnden Ärzten treffen. Dabei ist es von Anfang an wich-tig, dass sich ein vertrauensvolles Patienten-Arzt-Verhält-nis entwickelt.

    Fühlen Sie sich allerdings bei Ihrem behandelndenArzt nicht gut aufgehoben oder möchten Sie, dassein anderer Arzt die vorgeschlagene Behandlung be-stätigt, dann scheuen Sie sich nicht, eine zweite Mei-nung bei einem anderen (Fach-)Arzt einzuholen.

    Untersuchungen beiVerdacht (Diagnostik)

    Viele Menschen haben Angst, in eine medizinische„Mühle“ zu geraten, wenn sie den Verdacht haben, dasssie an Krebs erkrankt sein könnten. Deshalb schieben sieden Besuch beim Arzt immer weiter hinaus. So verständ-lich diese Angst auch ist: Es ist wichtig, dass Sie mög-lichst bald zum Arzt gehen, denn je früher ein Tumor er-kannt und behandelt wird, desto besser sind die Hei-lungs- und Überlebenschancen.

    Bei den Untersuchungen werden folgende Fragen ge-klärt:

    1. Haben Sie wirklich einen Tumor?2. Ist dieser gut- oder bösartig?3. Welche Krebsart ist es genau?4. Wo sitzt der Tumor?5. Wie ist Ihr Allgemeinzustand?6. Wie weit ist die Erkrankung fortgeschritten?

    Gibt es Metastasen?7. Mit welcher Behandlung kann für Sie der beste Erfolg

    erreicht werden?8. Welche Behandlung kann Ihnen zugemutet werden?

    Eine Behandlung lässt sich nur dann sinnvoll planen,wenn vorher genau untersucht worden ist, woran Sieleiden.

    Dabei haben alle diagnostischen Schritte zwei Ziele: Siesollen den Verdacht, dass Sie an Krebs erkrankt sind, be-stätigen oder ausräumen. Wenn sich der Verdacht be-stätigt, müssen Ihre behandelnden Ärzte ganz genau

    VertrauensvollesPatienten-Arzt-Verhältnis

    Gründliche Diagnostikbraucht Zeit

    Keine Angst vor denUntersuchungen –und den Ergebnissen!

  • 20 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 21

    Ihre Krankengeschichte (Anamnese)In einem ausführlichen Gespräch wird der Arzt sich mitIhnen über Ihre aktuellen Beschwerden und deren Dauer,über Vor- und Begleiterkrankungen und eventuelle Risiko-faktoren (vergleiche dazu Seite 12 ff.) unterhalten.

    Vielleicht machen Sie sich vor dem Arztbesuch schon einpaar Notizen, damit Sie in dem Gespräch auch an allesdenken.

    Schildern Sie Ihrem Arzt all Ihre Beschwerden undVorerkrankungen. Jede Ihnen noch so unwichtig er-scheinende Einzelheit kann für Ihren Arzt eine wich-tige Information sein. Er wird Sie aber auch nach be-stimmten Dingen fragen und sich so ein umfassendesBild machen.

    Wenn bei Ihnen typische Symptome vorliegen, die denVerdacht auf eine Krebserkrankung im Mund, Kiefer oderGesicht nahe legen, sollte Ihr Arzt umgehend weitereUntersuchungen veranlassen, um nicht wertvolle Zeit zuverlieren.

    Klinische Untersuchung

    Zu Beginn sollte eine ausführli che klin ische Untersu -chung erfolgen. Der behandelnde Arzt wird die verdäch-tige Stelle zunächst in Augenschein nehmen und sie unddas umgebende Gewebe mit den Fingern abtasten (pal-pieren), um die Beweglichkeit des Tumors und der um-gebenden Strukturen zu beurteilen. Anschließend wird erIhren Hals mit den Händen abtasten und nach Tochterge-schwülsten im Bereich der Halslymphknoten suchen.

    Gewebe-Entnahme (Biopsie)Sollte sich der Verdacht auf das Vorliegen eines Tumorsim Bereich der Mundhöhle erhärten, so wird unter Um-ständen anschließend unter örtlicher Betäubung (Loka-lanästhesie) eine kleine Gewebeprobe entnommen (Biop-sie) und unter dem Mikroskop untersucht. Nur so lässtsich eine sichere Diagnose stellen.

    Die Biopsie ist ein wichtiges Untersuchungsverfahren.Sie brauchen keine Angst zu haben, dass bei der Ent-nahme Tumorzellen „ausgeschwemmt“ werden, diedann Metastasen bilden.

    Bei dringendem Verdacht auf das Vorliegen eines Mund-höhlentumors wird der behandelnde Arzt den Patientenhäufig direkt in eine Fachklinik für Mund-, Kiefer- und Ge-sichtschirurgie überweis en, wo verschiedene weitereUntersuchungen erfolgen. Erst nach deren Abschlusswird unter Lokalanästhesie eine kleine Gewebeprobe ausdem verdächtigen Tumorareal entnommen, diese an-schließend unter dem Mikroskop untersucht und eineendgültige Diagnose gestellt.

    Weitere Untersuchungen(Spiegelung/Panendoskopie)

    Sollte sich der Verdacht auf einen Tumor im Bereich derMundhöhle bestätigen, erfolgt häufig im Rahmen einerkurzen Vollnarkose eine Untersuchung der Speiseröhre,des Kehlkopfes und des Nasenrachenraumes, um sicher-zustellen, dass keine weiteren Tumoren im Bereich die-ser Organstrukturen vorliegen.

    Untersuchung inFachklinik

  • 22 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 23

    RöntgenaufnahmenBei Röntgenaufnahmen des Kiefers und des Schädelswird der Kopf in verschiedenen Ebenen und teilweiseauch in speziellen Schichten geröntgt, um Veränderun-gen an den Zähnen oder den Knochen beurteilen zu kön-nen. Dabei ist besonders darauf zu achten, ob der frag-liche Tumor bereits zu Zerstörungen im Bereich der Kno-chen geführt hat.

    Computertomographie (CT)

    Die Computertomographie ist eine spezielle Röntgenun-tersuchung, die innere Organe im Bauch- und Brustraum,das Schädelinnere und auch vergrößerte Lymphknotendarstellen kann. Bei dem Verfahren wird ein Röntgen-strahl in einem Kreis um den liegenden Patienten herum-geführt, und aus den empfangenen Röntgensignalenwerden dann durch komplizierte RechenverfahrenSchnittbilder hergestellt. Anders als das normale Rönt-genbild zeigen sie den Körper im Querschnitt und infor-mieren über Sitz und Größe eines Tumors.

    Bei Patienten mit einem Mundhöhlentumor ist sie beson-ders hilfreich, um nach vergrößerten Lymphknoten, vorallem im Halsbereich, zu suchen. Außerdem kann damitdie Größe beziehungsweise die Ausdehnung des Tumorsim Bereich der Mundhöhle oder den angrenzenden Struk-turen, insbesondere den Kieferknochen, beurteilt wer-den. Der Chirurg erhält dadurch wichtige Hinweise da-rüber, ob der Tumor operativ entfernt werden kann undwie umfangreich die Operation sein wird.

    Bei der Computertomographie liegen Sie auf einer be-weglichen Liege, auf der Sie in den Computertomogra-phen „hineinfahren“ werden. Während der Aufnahmen

    müssen Sie mehrfach jeweils für einige Sekunden dieLuft anhalten. Die Computertomographie wird oft als„Röhrenuntersuchung“ bezeichnet, obwohl die heutigenComputertomographen eher dünne Ringe als Röhren dar-stellen. Durch diesen Fortschritt können auch Menschenmit Platzangst meist problemlos untersucht werden. DieUntersuchung ist nicht schmerzhaft.

    Kernspintomographie (Magnet-Resonanz-Tomographie, MRT)Die Kernspintomographie (auch Magnet-Resonanz-Tomo-graphie genannt) ist ein auf Magnetwirkung beruhendesUntersuchungsverfahren. Durch Anlegen und Lösen star-ker Magnetfelder werden Signale des Gewebes hervor-gerufen, die je nach Gewebeart unterschiedlich ausge-prägt sind. Die Verarbeitung dieser Signale ergibt Schnitt-bilder mit einer sehr hohen Auflösung.

    Diese Methode hat den Vorzug, dass sie besonders dieWeichgewebe im Bereich des Halses, der Zunge oderdes Mundbodens gut darstellen kann.

    Auch diese Untersuchung ist nicht schmerzhaft. Aller-dings „fährt” der Betroffene bei dieser Untersuchungs-methode langsam in einen relativ engen Tunnel, wasmanche Menschen als beklemmend empfinden. Weilstarke Magnetfelder erzeugt werden, dürfen Sie keineMetallgegenstände mit in den Untersuchungsraum neh-men. Bei Menschen mit Herzschrittmachern oder Metall-implantaten (zum Beispiel künstlichen Hüftgelenken)kann die Kernspintomographie nur im Einzelfall erfolgen.

  • KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 2524 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH

    Gleichzeitig kann er dabei nach Tumormarkern suchen,welche als Hinweis auf das Vorliegen eines Tumors gel-ten. Es handelt sich hierbei um Stoffe, die vom Tumorselbst stammen oder von Organen des Patienten infolgedes Tumorleidens gebildet und vom menschlichen Kör-per als fremd erkannt werden (= tumorassoziierte Anti-gene). Aus ihrer Konzentration im Blut und dem Verlaufder Werte sind mit gewissen Vorbehalten Rückschlüsseauf ein Tumorleiden möglich.

    Urinuntersuchung

    Diese Urinuntersuchung ist wichtig, um die Funktion derNieren zu prüfen, denn nur bei gut funktionierenden Nie-ren können gewisse Chemotherapien zur Behandlungdes Tumors eingesetzt werden. Zur Beurteilung der Nie-renfunktion kann es nötig sein, dass der Patient über 24Stunden den Urin in einem Gefäß sammeln muss. DieserUrin wird dann zur weiteren Untersuchung in ein Laboreingesandt.

    Diagnostik von Hauttumoren

    Bei Tumoren im Bereich der Gesichts- oder Kopfhautsind meist weniger Untersuchungen erforderlich, so dassoft bereits direkt nach der klinischen Untersuchung einekleine Probenentnahme in Lokalanästhesie vorgenom-men wird. Oftmals erfolgt die chirurgische Entfernungdes Tumors auch sofort nach der klinischen Untersu-chung. Die Gewebeprobe oder der gesamte Tumor wirddann ebenfalls zur mikroskopischen (histologischen) Un-tersuchung eingesandt, um die eindeutige Diagnose stel-len zu können beziehungsweise um sicherzustellen, dassder Tumor vollständig entfernt wurde.

    Ultraschalluntersuchung (Sonographie)Mit der Ultraschalluntersuchung kann der Arzt innere Or-gane und Strukturen im Bereich des Halses und desMundbodens sichtbar machen. Mit ihrer Hilfe lassen sichdie Halslymphknoten untersuchen, wobei speziell nachTochtergeschwülsten gefahndet wird. Außerdem kannman mit Hilfe der Ultraschalluntersuchung die Tumor-größe und Tumorausdehnung beurteilen. Diese Methodehat den Vorteil, dass sie beliebig oft wiederholt werdenkann, da die Patienten keiner Strahlenbelastung ausge-setzt sind.

    Szintigraphie

    Mit einer Szintigraphie können Tumorabsiedelungen inden Knochen (Knochenmetastasen) dargestellt werden.Hierbei handelt es sich um ein schonendes Suchverfah-ren, bei welchem dem Patienten eine schwach radio-aktive Substanz in eine Vene der Ellenbeuge gespritztwird. Diese Substanz reichert sich vorzugsweise in Kno-chen mit Krebszellen an. Der Nachweis der Tochterge-schwülste erfolgt dann mit Hilfe einer speziellen Kamera,welche die vermehrte radioaktive Strahlung im Bereichder Metastasen sichtbar macht.

    Laboruntersuchungen

    Untersuchungen des Blutes geben Aufschluss über denallgemeinen Zustand des Patienten sowie über die Funk-tion einzelner Organe. So erhält der behandelnde Arzt In-formationen, die auch im Hinblick auf eine Narkose odereine weiterführende Behandlung wichtig sind.

  • 26 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 27

    Diagnose Krebs –wie geht es weiter?

    Wenn die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut,kommt meistens nichts Gutes dabei heraus. Genauso istes, wenn mehrere Ärzte und Therapeuten einen Krankenbehandeln und einer nichts vom anderen weiß.

    Sie haben inzwischen einige Untersuchungen hinter sich,und der Verdacht auf eine Krebserkrankung im Mund-,Kiefer- oder Gesicht hat sich bestätigt. Nun werden Sievon Ihrem Arzt an eine Klinik überwiesen, die auf die Dia-gnostik und Behandlung dieser Krankheit spezialisiert ist.Fragen Sie Ihren Arzt ruhig, ob Ihre Klinik wirklich qualifi-ziert ist, Ihre Erkrankung zu behandeln.

    In der ersten Behandlungsphase werden Sie von einerganzen Reihe von Ärzten betreut, denn bei einer Krebser-krankung müssen verschiedene Spezialisten Hand inHand zusammenarbeiten. Dazu kommen das Pflege-personal, vielleicht auch Psychologen, Sozialarbeiter oderSeelsorger. Nicht zuletzt werden Ihnen Ihre Familie undIhr Freundeskreis helfend und unterstützend zur Seitestehen.

    Am besten suchen Sie sich aus dem Kreis der Ärzteeinen heraus, zu dem Sie das meiste Vertrauen habenund mit dem Sie alles, was Sie bewegt und belastet,besprechen können. Dazu gehören auch die Entschei-dungen über die verschiedenen Behandlungsschritte.

    Das Gesicht ist für uns Menschen das Medium, durchdas wir Gefühle wie Freude, Trauer oder Angst, aus-drücken. Im Gesicht spiegelt sich, so sagt man, unsere

    Seele wider. Es ist daher sehr verständlich, dass Sie aufdie Mitteilung des Arztes, er müsse im Gesichts- oderMundhöhlenbereich operieren, mit Ablehnung, Schock, jaAngst und Verzweiflung reagieren. Wie werde ich aus-sehen? Werden mich die Leute anstarren? Wie werdeich essen können? Fragen, die Sie, aber auch Ihre An-gehörigen, schon vor der Operation beschäftigen undauch belasten.

    Suchen Sie sich Vertraute, mit denen Sie über dieseSorgen und Ängste offen sprechen können. Vielleichtfällt es Ihnen leichter, mit Fremden darüber zu reden.Dann können Sie sich zum Beispiel an einen Seel-sorger, einen Sozialarbeiter aus der Klinik, an Men-schen, die selbst von dieser Krankheit betroffen sind,und natürlich an Ihren Arzt wenden.

    Sobald das Ergebnis der feingeweblichen (histologi-schen) Analyse vorliegt und die Untersuchungen abge-schlossen sind, wird der behandelnde Arzt Sie in einemausführlichen Gespräch über die Ergebnisse der Untersu-chungen unterrichten.

    Lassen Sie sich die einzelnen Behandlungsschritte genauerläutern und fragen Sie auch, ob es andere Möglichkei-ten dazu gibt. Wenn Sie etwas nicht verstanden haben,fragen Sie nach, bis Ihnen alles klar ist. Alle an der Be-handlung beteiligten Ärzte werden dann gemeinsam mitIhnen die für Sie am besten geeignete Behandlungsstra-tegie festsetzen. Sollten Sie Zweifel haben oder eine Be-stätigung suchen, holen Sie von einem anderen Arzt einezweite Meinung ein.

    Denn „Patienten haben ein Recht auf detaillierte Informa-tion und Beratung, sichere, sorgfältige und qualifizierteBehandlung und angemessene Beteiligung“, heißt es indem Dokument „Patientenrechte in Deutschland heute“,

    Spezialisten arbeitenzusammen

    Fragen Sie nach, bisSie alles verstandenhaben

    Ausführlichere Arzt-Patienten-Gespräche

    Ihre Rechteals Patient

  • 28 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 29

    das die Konferenz der Gesundheitsminis ter 1999 ver-öffentlicht hat.

    Je besser Sie informiert und aufgeklärt sind, destobesser verstehen Sie, was mit Ihnen geschieht. Umsomehr können Sie zum Partner des Arztes werden undaktiv an Ihrer Genesung mitarbeiten.

    Ihre Rechte als Patient – so sehen sie ausSie haben Anspruch auf:� angemessene und qualifizierte Versorgung� Selbstbestimmung� Aufklärung und Beratung� eine zweite ärztliche Meinung (second opinion)� Vertraulichkeit� freie Arztwahl� Dokumentation und Schadenersatz

    Weitere Informationen zum Thema Patientenrechte fin-den Sie im Internet. Die Bundesärztekammer veröffent-licht unter www.bundesaerztekammer.de die „Rechtedes Patienten“. Die „Patientenrechte in Deutschland“der Gesund hei tsminister-Konfe renz finden Sie unterwww.bmj.de/media/archive/1025.pdf.

    Sprechen Sie mit Ihrem Arzt auch darüber, wie sichdie einzelnen Therapiemöglichkeiten auf Ihre Lebens-qualität auswirken, also auf Ihren körperlichen Zu-stand, wichtiger aber noch auf Ihr seelisches Wohl-befinden.

    Im Gegensatz zu anderen Operationen beeinträchtigt eineOperation im Gesicht oder Mund, am Kopf oder im Halsoft das Aussehen des Betroffenen oder schränkt wichtigeFunktionen wie Kauen oder Schlucken ein. Deshalb wird

    der behandelnde Arzt mit Ihnen ausführlich über die Fol-gen der geplanten Therapie sprechen. Lassen Sie ihm da-bei eine gewisse Entscheidungsfreiheit über das Ausmaßder Therapie, damit Sie wirklich die besten Heilungschan-cen haben. In diesem und weiteren Gesprächen könnenSie auch alle Fragen und Sorgen, die Sie im Zusammen-hang mit Ihrer Tumorerkrankung haben, gegenüber demArzt offen und ehrlich ansprechen. Vielleicht nehmen Siezu diesen Gesprächen eine Vertrauensperson (zum Bei-spiel Ehepartner, Verwandte etc.) mit.

    Die Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen führenleider oft dazu, dass für Gespräche zwischen Arzt, Pati-ent und Angehörigen zu wenig Zeit bleibt.

    Setzen Sie sich energisch durch: Wenn sich Ihr Arztnicht genug Zeit für Sie nimmt, fragen Sie ihn, wannSie ein ausführlicheres Gespräch mit ihm führenkönnen.

    Oft ist dies möglich, wenn der Termin zu einer anderenUhrzeit stattfindet, etwa am Ende der Praxiszeit. Wert-volle Tipps für ein vertrauensvolles Patienten-Arzt-Ver-hältnis finden Sie in der Broschüre „TEAMWORK –Krebs-Patienten und Ärzte als Partner – Die blauen Rat-geber 43“ der Deutschen Krebshilfe (BestelladresseSeite 71).

    Für Angehörige von krebskranken Menschen bietet dieDeutsche Krebshilfe eine Broschüre mit Informationen,Hinwe isen und Gespr äch shi lfen an: „Hilf en für An-gehörige – Die blauen Ratgeber 42”. Dieses Heft könnenSie kost enlos unter der auf Sei te 71 angegebenenAdresse bestellen.

    Informationenim Internet

  • 30 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 31

    Klassifikation des Tumors

    Mittlerweile konnte Ihr Arzt durch die verschiedenen Un-tersuchungen sozusagen den genauen „Steckbrief“ IhrerErkrankung zusammenstellen. Dazu gehören die Informa-tionen darüber, zu welchem Zelltyp der Krebs gehört, wiebösartig er ist, wie schnell er wächst, ob er bereits dieOrgangrenzen überschritten oder sich sogar im Körperausgebreitet hat.

    Es ist sehr wichtig, diese Einzelheiten genau zu kennen.Erst dann lässt sich eine Behandlung zusammenstellen,die für Sie und den Verlauf Ihrer Erkrankung maßge-schneidert ist.

    Aus allen Ergebnissen ermittelt der Arzt das genaueKrankheitsstadium (Staging, Stadieneinteilung). Darausergibt sich wiederum, welche Behandlung am besten ge-eignet ist. Um das Krankheitsstadium so zu beschreiben,dass jeder Arzt es richtig einordnen kann, gibt es eineinternational einheitliche „Sprache”: die TNM-Klassifi-kation.

    T bedeutet Tumor,N bedeutet benachbarte Lymphknotenmetastasen,M steht für Metastasen, also Tochtergeschwülste.

    Man verwendet deshalb auch den Begriff TNM-Klassifika-tion. Durch Zuordnung von Indexzahlen wird das Ausbrei-tungsstadium der Krankheit näher beschrieben: So be-zeichnet zum Beispiel T1 einen kleinen, T4 einen sehrgroßen Tumor; N0 sagt aus, dass in den Halslymphknotenkeine Metastasen, bei N1 kleine und bei N3 große Meta-stasen vorhanden sind; bei M0 können keine Fernmeta-stasen nachgewiesen werden, bei M1 dagegen schon.

    Die Begriffe zu T (Tumor) bedeuten:T0 = ein Primärtumor lässt sich nicht nachweisenT1 = der Primärtumor ist kleiner als 2 cmT2 = der Primärtumor ist 2 bis 4 cm großT3 = der Primärtumor ist größer als 4 cmT4 = Tumor jeder Größe mit direkter Ausdehnung in

    der Nachbarschaft (zum Beispiel Knochen)

    Die Bezeichnungen zu N (Nodi = Knoten) lauten:Nx = Lymphknoten lassen sich auf Krebsbefall nicht

    beurteilenN0 = kein Befall der benachbarten LymphknotenN1 = Metastasen in Lymphknoten kleiner als 3 cm GrößeN2a= eine Metastase in einem Lymphknoten der be-

    troffenen Halsseite zwischen 3 und 6 cm GrößeN2b= mehrere Metastasen in mehreren Lymph-

    knoten der betroffenen Halsseite zwischen 3und 6 cm Größe

    N2c= mehrere Metastasen in mehreren Lymphknotenauf beiden Halsseiten oder Metastasen in Lymph-knoten auf der dem Tumor gegenüberliegendenHalsseite

    N3 = Metastasen in Lymphknoten mit mehr als 6 cmGröße

    FürM (Metastasen) gelten folgende Unter-begriffe:Mx = Vorhandensein oder Fehlen von Fernmetastasen

    kann nicht beurteilt werdenM0 = kein klinischer Nachweis von TochtergeschwülstenM1 = Fernmetastasen nachweisbar

    Ein Karzinom im Frühstadium ohne Metastasierungwürde damit zum Beispiel als T1N0M0 bezeichnet. DieseEinteilung ist international anerkannt.

    Genauer „Steckbrief”des Tumors

  • 32 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 33

    Jede Behandlung hat zum Ziel, den Tumor – und wennTochtergeschwülste vorliegen, möglichst auch diese –vollständig zu entfernen oder zu vernichten, so dass einedauerhafte Heilung möglich ist. Eine solche Behandlungheißt kurative Therapie. Lässt sich dieses Ziel nicht errei-chen, versucht man, den Tumor möglichst lange „inSchach zu halten“.

    Für die Behandlung von Tumoren im Mund-, Kiefer- undGesichtsbereich stehen heute hauptsächlich drei Verfah-ren zur Auswahl: Die Operation, die Strahlen- und dieChemotherapie. Darüber hinaus gibt es begleitende undneue Therapieansätze, welche jedoch zur Zeit noch eineuntergeordnete Rolle bei der Behandlung dieser Krebsartspielen.

    In Abhängigkeit von der feingeweblichen Diagnose, derGröße und Lokalisation des Tumors und dem Alter undGesundheitszustand des Patienten wird der behandelndeArzt ein Konzept erarbeiten, welches aus einer Einzelthe-rapie oder einer Kombination verschiedener Therapiefor-men bestehen kann.

    Wenn eine Krebserkrankung im Mund-, Kiefer oderGesichtsbereich nicht behandelt wird, breitet sie sichaus, streut im Körper Tochtergeschwülste, und führtfrüher oder später zum Tod.

    Die Operation

    Bei den heute bekannten Behandlungsmöglichkeiten vonTumoren der Mundhöhle und der Kiefer nimmt die Ope-ration eine zentrale Bedeutung ein. Ziel der Operation istes, die Geschwulst, alle ihre Ausläufer und eventuell vor-handene Tochtergeschwülste sicher zu entfernen.

    Therapie von Krebsim Mund-, Kiefer-,Gesichtsbereich

    Wenn zweifelsfrei feststeht, dass Sie Krebs im Mund-,Kiefer oder Gesicht haben, werden Sie mit Ihrem Arztausführlich sprechen: über das genaue Ergebnis der Un-tersuchungen, über Ihre Behandlung und über ihre Hei-lungschancen (Prognose).

    Dieses Gespräch sollte in Ruhe und ohne Zeitdruck statt-finden. Lassen Sie sich genau erklären, welche Behand-lungsschritte Ihr Arzt für sinnvoll und am besten geeignethält. Wenn Sie sich mit der vorgeschlagenen Behandlungunwohl fühlen, fragen Sie ihn, ob es auch andere Mög-lichkeiten gibt.

    Achten Sie darauf, dass Sie Ihren Arzt verstehen und fra-gen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben.Lassen Sie sich unbekannte Fremdwörter erklären. VieleÄrzte bemerken oft nicht, dass sie Fachwörter benutzen,die Sie nicht kennen. Prüfen Sie in Ruhe, ob der Arzt IhreFragen beantwortet hat und ob Sie die Antworten desArztes verstanden haben.

    Wenn Sie möchten, nehmen Sie einen Familienangehöri-gen, einen Freund oder eine Freundin zu dem Gesprächmit. Bei einem Nachgespräch zeigt sich häufig, dass vierOhren mehr gehört haben als zwei. Damit Sie sich nichtalles merken müssen, können Sie sich die wichtigstenAntworten des Arztes auch aufschreiben.

    Einzeltherapieoder kombinierteBehandlung

    Operation hatzentrale Bedeutung

    Gespräche ohneZeitdruck

    Nehmen Sie jemandenzu dem Gespräch mit

  • 34 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 35

    aus dem Berei ch der Brust , des Untera rmes, desRückens oder von anderen Stellen in die Mundhöhle oderdas Gesicht übertragen (transplantiert). Für den Ersatzvon knöchernen Defekten kann Knochen aus der Becken-schaufel, dem Wadenbein, den Rippen oder anderenknöche rnen Strukturen eingesetzt beziehungs wei setransplantiert werden (vergleiche dazu auch das KapitelRehabilitation und Wiederherstellung ab Seite 47).

    Alle diese plastisch-rekonstruktiven Maßnahmenhaben zum Ziel, die durch die Tumorentfernung ent-standene Lücke zu verschließen und somit die Formals auch die Funktionen dieser Körperregion (zumBeispiel Sprechen, Essen, Schlucken oder Atmen)zu erhalten beziehungsweise weitestgehend wieder-herzustellen.

    Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Lebens-qualität eines Patienten mit einer Krebserkrankung imMund-, Kiefer- oder Gesichtsbereich.

    Nach einer Operation werden Sie unter Umständen vor-übergehend auf einer Intensivstation untergebracht, woalle lebenswichtigen Körperfunktionen rund um die Uhrunter Kontrolle sind. Sollte bei Ihnen eine umfangreicheTumoroperation erforderlich sein, erschrecken Sie nicht,wenn bei Ihnen ein sogenannter Luftröhrenschnitt vorge-nommen wird. Dabei öffnet der Arzt von außen mit ei-nem kleinen Schnitt die Luftröhre und gewährleistet da-mit, dass Sie problemlos atmen können. Die Öffnungwird häufig bereits nach wenigen Tagen oder Wochenwieder verschlossen.

    Nach der Operation müssen Sie – wie nach anderen Ein-griffen auch – vorübergehend mit Schmerzen rechnen,die sich jedoch im Rahmen der modernen Schmerzbe-handlung gut beheben lassen. Scheuen Sie sich nicht,

    Dabei wird es oftmals notwendig sein, die abführendenLymphgefäße und Lymphknoten im Bereich des Halsesmit zu entfernen. Dies ist erforderlich, weil Tumoren imBereich der Mundhöhle und der Kiefer häufig über dieLymphbahnen Tochtergeschwülste ausstreuen, die dannvon den Lymphknot en im Halsbereich herausgefilt ertwerden und dort neue Tumoren bilden. Durch die opera-tive Entfernung der Halslymphknoten sollen diese Meta-stasen entfernt werden.

    Tumoren im Bereich der Mundhöhle und der Kiefer bil-den nur selten Fernmetastasen über die Blutbahn (häma-togene Metastasen) in entfernte Organe wie zum Bei-spiel die Leber oder die Lunge.

    Für die Operation wurden Methoden erarbeitet, welchedas Tumorgewebe radikal entfernen, gleichzeitig aberdarauf ausgerichtet sind, die Form und Funktion im Be-reich der Mundhöhle wie auch im Bereich der Lippen unddes Gesichtes möglichst zu erhalten beziehungsweisesofort wiederherzustellen.

    Dementsprechend kann man Tumoroperationen im Kopf-und Halsbereich in zwei Schritte unterteilen: In einer er-sten Phase wird das Tumorgewebe entfernt (Resektion),in der sich daran anschließenden zweiten Phase erfolgtder Wiederaufbau des operierten Gebietes (plastischeRekonstruktion). Dies kann zum Teil bereits während dereigentlichen Tumoroperation, in anderen Fällen erst imRahmen eines späteren operativen Eingriffes geschehen.

    Bei der plastischen Rekonstruktion kann es notwendigsein, das durch die Tumorentfernung fehlende Gewebedurch eine Übertragung von Gewebe (Weichteile oderKnochen) aus einer anderen Körperregion zu ersetzen.Für diese Aufgaben stehen zahlreiche plastische Opera-tionsmethoden zur Verfügung: So wird zum Beispiel Haut

    Beschwerdengehen vorüber

    Tumorentfernungund Wiederaufbau

    Lymphknotenentfernen

    Gewebeübertragung

  • 36 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 37

    nach Schmerzmitteln zu fragen. Vorübergehend könnenauch Beschwerden beim Sprechen, Schlucken oderKauen auftreten. Hier kann für einige Zeit die Ernährungüber eine Magensonde hilfreich sein.

    Je nach Krankheitsbild kann die Operation mit einerStrahlen- und/oder einer Chemotherapie kombiniert wer-den, die vor oder auch nach dem chirurgischen Eingriffzum Einsatz kommt. Die Bestrahlung und/oder die Che-motherapie vor einer Operation hat zum Ziel, den Tumorselbst und eventuell vorhandene Tochtergeschwülste inden Halslymphknoten zu verkleinern. Nach der Operationsollen die ergänzenden Behandlungsmethoden Strahlenoder/und Chemotherapie eventuell noch verbliebene Tu-morzellen, die bei der Operation nicht vollständig entferntwerden konnten, vernichten.

    Die Strahlentherapie

    Ziel einer jeden Strahlenbehandlung (Radiotherapie) ist,im zu bestrahlenden Gebiet eine möglichst hohe Strah-lenkonzentration zu erreichen und dabei gleichzeitig dasumgebende gesunde Gewebe so weit wie möglich zuschonen.

    Die Wirkung der Strahlentherapie beruht darauf, dassKrebszellen, die durch die Operation nicht erfasst wur-den, vernichtet werden. Ionisierende Strahlen führen zuVeränderungen im Erbgut der Zellen, die von normalen,gesunden Zellen in der Regel wieder repariert werden.Krebszellen haben hingegen ein weniger gut funktionie-rendes Reparatursystem, so dass die durch die Bestrah-lung verursachten Einwirkungen nicht behoben werdenkönnen: Die Krebszelle stirbt ab.

    Die Strahlen, die dabei zum Einsatz kommen, sind denje-nigen vergleichbar, mit denen auch Röntgenuntersuchun-gen durchgeführt werden. Sie haben jedoch eine um einVielfaches höhere Energie, die besser in das Gewebeeindringt. Die Behandlung erfolgt durch einen speziellhierfür ausgebildeten Arzt – den Radioonkologen –, derSie gemeinsam mit anderen Spezialisten durch diese Zeitbegleiten wird.

    Wie zuvor erwähnt, kann die Strahlentherapie in Kombi-nation mit einer Operation und/oder Chemotherapie erfol-gen. In manchen Fällen wird sie aber auch allein oder nurin Kombination mit einer Chemotherapie eingesetzt. Dieskommt vor allem bei sehr weit fortgeschrittenen Tumo-ren vor, bei denen zur Entfernung des bösartigen Gewe-bes eine besonders umfangreiche Operation erforderlichwäre. Auch wenn die Geschwulst sich an Stellen befin-det, bei denen eine operative Entfernung schwierig odermit einschneidenden Konsequenzen für das Aussehenund das weitere Leben des Patienten verbunden wäre,wird auf eine Operation verzichtet.

    Bevor die Strahlenbehandlung beginnen kann, müssensich Ihre Zähne in einem einwandfreien Zustand befin-den, weil sie durch die Therapie stark in Mitleidenschaftgezogen werden. Kranke Zähne würden dann oft Entzün-dungen im Bereich des Kieferknochens hervorrufen, diewiederum sehr weitreichende Folgen nach sich ziehenwürden. Hierzu zählen zum Beispiel eine chronische Ent-zündung (Strahlenosteomyelitis) oder ein Absterben(Osteoradionekrose) des Kieferknochens. Beide Erkran-kungen können dazu führen, dass größere Teile des Kie-ferknochens entfernt und durch aufwendige Operationenwiederaufgebaut werden müssen.

    KombinierteBehandlung

    Krebszellen sterben ab

    Zähne müssengesund sein

  • 38 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 39

    Deshalb wird der behandelnde Mund-, Kiefer- undGesichtschirurg Ihr Gebiss vor der Strahlentherapiegründlich untersuchen und Ihnen bei Bedarf empfeh-len, defekte Zähne zu reparieren oder, falls dies nichtmöglich ist, auch zu entfernen.

    Am Anfang jeder Strahlentherapie steht die Bestrah-lungsplanung, bei der das Bestrahlungsfeld genau festge-legt und die erforderliche Strahlung sorgfältig berechnetund dosiert wird. Für diese Planung kann ein speziell an-zufertigendes Computertomogramm erforderlich sein.

    Sind die Bestrahlungsfelder festgelegt, werden diese mitFilzstift und Tätowierungspunkten auf speziellen Ge-sichtsmasken markiert, die zur Fixierung und exaktenLagerung des Kopfes erforderlich sind. Die Markierungensind notwendig, damit die Strahlenquelle immer wiederexakt auf das einmal festgelegte Bestrahlungsfeld aus-gerichtet werden kann. Müssen in Einzelfällen einmalMarkierungen direkt auf der Haut (mit im Alltag unsicht-barer Tinte) angebracht werden, dürfen diese in den fol-genden Wochen der Strahlenbehandlung nicht wegge-wischt werden.

    Die Strahlentherapie selbst nimmt mehrere Wochen inAnspruch, wobei jeden Tag nur wenige Minuten be-strahlt wird. Der Erfolg einer solchen langfristigen Be-handlung beruht darauf, dass durch eine Aufteilung derStrahlendosis in zahlreiche kleine Einzeldosen die Tumor-zellen erfolgreich bekämpft und gleichzeitig die umge-benden gesunden Zellen besser geschont werden. DieStrahlenbehandlung lässt sich oft ambulant durchführen,das heißt Sie brauchen nur zur Bestrahlung in die Klinikzu kommen und können anschließend wieder nachHause gehen. Die Behandlung erfolgt meistens vonMontag bis Freitag; die Wochenenden sind als Ruhepau-sen vorgesehen, in denen Sie sich erholen können.

    Sie brauchen nicht zu befürchten, dass diese Pausennegative Auswirkungen auf den Therapieerfolghätten.

    Die Strahlenbehandlung selbst ist vollkommen schmerz-frei. Zum Schutz der Mitglieder des Behandlungsteamsmüssen Sie jedoch allein in dem Behandlungsraum blei-ben. Dennoch brauchen Sie sich nicht allein gelassen zufühlen, denn die Verbindung zu Ihnen wird die ganze Zeitüber Fernsehkameras gehalten. Bleiben Sie ruhig und be-wegen Sie sich nicht, bis die medizinisch-technischeAssistentin Ihnen sagt, dass die Behandlung beendet ist.

    Nebenwirkungen der Strahlentherapie

    Trotz sorgfältiger Therapieplanung und -durchführungmüssen Sie bei der Strahlenbehandlung mit eventuellauftretenden unerwünschten Begleitreaktionen rechnen.Manche treten unmittelbar während der Therapie auf(Akutreaktionen), manche werden als so genannte Spät-folgen erst Wochen oder Monate nach der Behandlungbemerkt. Der Strahlentherapeut wird Sie über die zu er-wartenden Nebenwirkungen eingehend unterrichten.

    Mit folgenden Nebenwirkungen müssen Sierechnen� Mundtrockenheit� Veränderung oder Verlust der Geschmacks-

    empfindungen� Schleimhautentzündungen im Mund oder

    Rachen� bei Männern: Haarausfall im Bartbereich

    Nebenwirkungenkönnen sofort oderspäter eintreten

    Genaue Bestrahlungs-planung

    Hautmarkierungen

    Behandlung dauertmehrere Wochen

  • 40 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 41

    neutralen Waschlotion, ohne dabei die Einzeichnungenauf der Haut abzuwischen. Männern wird angeraten,während der Bestrahlung auf Rasierwasser oder eineNassrasur zu verzichten und sich elektrisch zu rasieren.Sie werden außerdem feststellen, dass Ihr Bartwuchs imbestrahlten Bereich deutlich geringer wird. Dies kannauch nach Abschluss der Behandlung noch für einige Zeitso bleiben.

    Zu den Nebenwirkungen der Strahlentherapie gehört fer-ner die Mundtrockenheit. Gewöhnlich nimmt schon in-nerhalb der ersten Wochen nach Beginn der Strahlenbe-handlung die Speichelmenge deutlich ab, und der Spei-chel wird dickflüssiger. Dies kommt daher, weil die Be-strahlung auch das Gewebe der Speicheldrüsen in gewis-sem Umfang schädigt. Die Beschwerden können sich biszu einer sehr ausgeprägten Mundtrockenheit steigernund können dann über die Bestrahlungszeit hinaus fürmehrere Monate anhalten. Die Speichelmenge und -qua-lität bleiben in diesen Fällen meist langfristig verändert.

    Als Folge der Bestrahlung kommt es auch zu einer deutli-chen Einschränkung des Geschmacksempfindens. Dieskann bis zum vollständigen Verlust des Geschmackesführen. Die Einschränkung des Geschmacksempfindenist jedoch nur vorübergehend und klingt nach Beendigungder Strahlenbehandlung meist wieder vollständig ab.

    Nach dem Beginn der Strahlenbehandlung müssen Siemit einer Entzündung der Mundschleimhaut rechnen. Sieist eine Folge der direkten Schädigung des Gewebesdurch die Bestrahlung und kann äußerst schmerzhaftsein, wodurch dann das Schlucken und Sprechen einge-schränkt werden. Hier können schmerzlindernde Medika-mente, spezielle Mundspül-Lösungen oder die Ernährungüber eine Magensonde deutliche Linderung bringen.Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an.

    Eine große Rolle spielen auch Ihre Ernährungsgewohn-heiten und die Frage, ob Sie rauchen oder Alkohol trin-ken. Sprechen Sie darüber mit Ihrem Arzt.

    Die akuten Reaktionen gehen im Allgemeinen inner-halb der ersten drei Monate nach Abschluss derStrahlentherapie zurück.

    Die Haut kann in manchen Fällen neben einer trockenenSchuppung auch mit Rötung reagieren; gelegentlich kannes auch zu einer Bräunung (Pigmentation) der bestrahltenHautareale kommen.

    Die bestrahlte Haut ist gegenüber mechanischen Reizenempfindlich und darf ab der ersten Bestrahlung bis dreiWochen nach Ende der Behandlung nicht mechanischbeansprucht werden. Vermeiden Sie an diesen Stellendeshalb hautreizende Seifen, Kratzen, Bürsten, Frottie-ren, Anwendung von Alkohol, Benzin, Äther, Parfum,Deospray, hautreizende Pflaster, (Rheuma-) Einreibemit-tel, Wärmebehandlung (warme und heiße Umschläge, In-frarotbestrahlung oder Höhensonne) sowie beengendeund scheuernde Kleidungsstücke (vor allem aus Kunst-fasern).

    Bei intakter Haut sind keine speziellen Pflegemaßnah-men notwendig. Bei Auftreten von trockener und/oderjuckender und/oder geröteter Haut benutzen Sie einekühlende, rückfettende Creme. Bei trockener Schuppungder Haut verwenden Sie eine Dexpanthenol-haltige Salbezur Rückfettung, die täglich zwei- bis dreimal dünn aufge-tragen wird. Alternativ dazu können Sie die Haut täglichzwei- bis dreimal mit einem schmerzlindernden, haut-schonenden und entzündungshemmenden Puder, ambesten Babypuder, behandeln. Waschen Sie sichwährend der Bestrahlung bis zum völligen Abklingen derHautreaktionen nur mit lauwarmen Wasser und einer pH-

    Mundtrockenheit

    Geschmacks-empfinden

    Mundschleimhautentzündet sich

    Schonen Sie Ihre Haut

    Spezielle Haut-pflegeprodukte

  • 42 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 43

    Selbstreinigung des Mundes durch die Speichel-eindickung erheblich vermindert ist und dieZähne in dieser Zeit besonders kariesanfällig sind.Reinigen Sie Ihre Zähne nach jeder Mahlzeit!

    � Einmal täglich soll nach der Zahnreinigung eineSpezialfluorbehandlung mit einer speziellen Fluo-ridierungszahncreme vorgenommen werden.Hierzu wird Ihr behandelnder Arzt eine Fluoridie-rungsschiene anfertigen, die Sie mit der Fluorid-zahncreme füllen und anschließend für mehrereMinuten über die Zähne stülpen

    Übrigens: Bei Rauchern ist der Körper schlechter durch-blutet als bei Nichtrauchern. Bei krebskranken Men-schen, die weiter rauchen, führt das zum Beispiel dazu,dass eine Chemo- oder Strahlentherapie weniger gutwirkt.

    Deshalb raten wir Betroffenen dringend: Hören Sie aufzu rauchen. Wenn Sie es allein nicht schaffen, lassenSie sich von der Raucher-Hotline der Deutschen Krebs-hilfe und des Deutschen Krebsforschungszentrumshelfen.

    Krebskranke und deren Angehörige, die mit dem Rau-chen aufhören möchten, aber es allein nicht schaffen,können werktags zwischen 14 und 18 Uhr die Raucher-Hotline der Deutschen Krebshilfe und des DeutschenKrebsforschungszentrums anrufen. Dort können sie sichzwischen zwei Möglichkeiten der telefonischen Beratungentscheiden. Entweder für ein einmaliges Gespräch: da-bei geht es zum Beispiel um die Vorgeschichte des Anru-fers (Anamnese), um seine Beweggründe, es könnenkonkrete Maßnahmen zum Rauchstopp geplant undDurchhaltemöglichkeiten besprochen werden. Oder wer

    Erfahrungsgemäß heilt die Mundschleimhautentzündungwenige Tage bis Wochen nach Beendigung der Strah-lentherapie ebenfalls wieder vollständig ab.

    Auch wenn Sie es nicht bemerken, so wird sich infolgeder Strahlenbehandlung die Durchblutung des Kieferkno-chens verschlechtern. Diese Nebenwirkung bleibt langfri-stig bestehen und führt dazu, dass die Abwehrlage desKieferknochens bei Entzündungen deutlich herabgesetztist. Deshalb sollte ein bestrahlter Patient seinen behan-delnden Zahnarzt bei jedem Besuch über die erfolgte Be-strahlung unterrichten, auch wenn diese schon mehrereJahre zurückliegt. Dies ist insbesondere dringend bei ei-ner Wurzelbehandlung oder beim Ziehen eines Zahnesnotwendig, da Ihr Zahnarzt gewisse Vorsichtsmaßnah-men, wie zum Beispiel die Gabe von Antibiotika, erwä-gen muss.

    Sie können aber durch Ihr persönliches Verhalten dazubeitragen, die Nebenwirkungen zu mildern.

    So mildern Sie Nebenwirkungen� Rauchen Sie während der Strahlentherapie auf

    gar keinen Fall, da dies alle beschriebenenNebenwirkungen verstärkt und den Appetit ver-mindert

    � Meiden Sie hochprozentige alkoholische Ge-tränke und scharfe Gewürze

    � Bemühen Sie sich, durch häufigere und kleinereMahlzeiten eine Gewichtsabnahme zu vermei-den, auch wenn die Schleimhautentzündung undder eingeschränkte Geschmackssinn das Essenoft deutlich erschwert

    � Die tägliche Zahnpflege ist während und nach derStrahlenbehandlung besonders wichtig, da die

    Raucher-Hotline

    Informieren Sie IhrenZahnarzt über dieStrahlentherapie

  • 44 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 45

    möchte, kann Folgeanrufe vereinbaren: Um einen Rück-fall zu vermeiden, geht es dabei um Fortschritte, schwie-rige Situationen sowie Entzugssymptome.

    Sie erreichen dieses Rauchertelefon:Montag bis Freitag von 14 - 18 UhrTelefon: 0 6221/ 4242 24Internet: www.tabakkontrolle.de

    Außerdem gibt die Deutsche Krebshilfe die Broschüre„Aufatmen – Erfolgreich zum Nichtraucher” heraus, diekost enlos angefordert werden kann (Bestel ladressesiehe Seite 71).

    Die Chemotherapie

    Bei der Chemotherapie handelt es sich um Zellgifte, wel-che vor allem die sich rasch teilenden Zellen des Tumor-gewebes angreifen und die Zellen des normalen Gewe-bes weitestgehend schonen. Eine solche medikamen-töse Behandlung von Mundhöhlentumoren erfolgt meistin Kombination mit einer Strahlentherapie und/oder Ope-ration, und zwar entweder vor oder nach der Operationbeziehungsw eise während oder nach der Strahle nbe-handlung.

    Mit der Anwendung der Chemotherapie vor einer Opera-tion will man die Krebsgeschwulst verkleinern, um dieAusgangssituation für den chirurgischen Eingriff günsti-ger zu gestalten. Wird die Chemotherapie nach einerOperation oder nach der Bestrahlung eingesetzt, sollenhierdurch eventuell noch vorhandene Tumorzellen ver-nichtet werden. Eine Chemotherapie während der Be-strahlung dient dazu, die Zellen für die Strahlentherapieempfindlicher zu machen.

    Eine Chemotherapie zieht allerdings auch gesunde Zellendes Körpers, die sich rasch teilen, in Mitle idenschaft:Hierzu gehören vor allem die Magen- und Darmschleim-haut und die Haare. Sie müssen deshalb vorübergehendmit unerwünschten Nebenwirkungen der Medikamenterechnen. Vorübergehend kann es zu Übelkeit und Erbre-chen oder Haarausfall kommen.

    Diese Nebenwirkungen der Chemotherapie ver-schwinden nach der Beendigung meist sofort wieder.

    Zur Linderung der Übelkeit und es Erbrechens gibt esspezielle Medikamente (Antiemetika). Ob und in wel-chem Ausmaß diese Nebenwirkungen eintreten, hängtvom eingesetzten Medikament und der verabreichtenDosis ab. Wann und welches Chemotherapeutikum ver-abre icht wird und mit welchen Nebenw irkungen Sierechnen müssen, wird Ihr Arzt mit Ihnen besprechen.

    Eine Chemotherapie als alle inige Therap ie bei Mund-höhlentumoren ohne begleitende Operation oder Strah-lentherapie kann einen Tumor oft nicht vollständig besei-tigen. Diese Behandlungsvariante wird daher meist nurbei Patienten mit einem nicht operierbaren großen Tu-mor eingesetzt, um so das Fortschreiten der Erkrankungzu verlangsamen. Ziel dieses Therapieansatzes ist esdann jedoch nicht, den Patienten zu heilen, sondern dasweitere Tumorwachstum aufzuhalten und Beeinträchti-gungen etwa beim Kauen, Schlucken oder Sprechenmöglichst gering zu halten (palliativeMedizin).

    Ausführliche Informationen zur Palliativmedizin und Hos-pizarbeit finden Sie in der Broschüre „Palliativmedizin –Die blauen Ratgeber 57” sowie im Patienten-Informa-tionsfilm auf DVD „Palliativmedizin” der Deut schenKrebshilfe. Beides erhalten Sie kostenlos (BestelladresseSeite 71).

    UnerwünschteNebenwirkungen

    Mit ChemotherapieTumor verkleinern

    Palliative Behandlung

  • 46 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 47

    Unter dem Titel „Leben Sie wohl“ hat die DeutscheKrebshilfe außerdem ein Hörbuch zum Thema Palliativ-medizin herausgegeben. Patienten und Angehörige, dieim Mildred Scheel Haus Köln betreut wurden, aber auchÄrzte und Pflegende kommen zu Wort. Auch dieses Hör-buch kann kostenlos bei der Deutschen Krebshilfe be-stellt werden.

    Rehabilitation undWiederherstellung

    Wiederherstellung durchoperative Maßnahmen

    Bei Operationen von Tumoren im Mund-, Kiefer- und Ge-sichtsbereich müssen oft größere Abschnitte des Kiefer-knochens und der angrenzenden Gesichts- und Hals-weichteile entfernt werden. Die dadurch entstehendenLücken – erschrecken sie nicht vor dem Begriff des „Ge-webedefektes” – können mit körpereigenem oder kör-perfremden Material (zum Beispiel Metall, Kunststoff,Spenderknochen) ersetzt werden.

    Die verschiedenen Möglichkeiten der plastischen Chirur-gie und der Wiederherstellungschirurgie müssen in je-dem Einzelfall sorgfältig erörtert werden, da die Ausdeh-nung der Geschwulst, das Lebensalter und der Allge-meinzustand des Patienten sowie lokale Faktoren dieOperationsmethode bestimmen.

    Auch wenn die Diagnose und die bevorstehendenoperativen Eingriffe Sie zunächst beunruhigen, sokönnen Sie davon ausgehen, dass die heutigen ope-rativen Möglichkeiten in fast jedem Fall eine befriedi-gende Wiederherstellung erlauben, und zwar sowohlwas das Aussehen betrifft als auch in Bezug auf dieKau-, Sprech- und anderen Funktionen.

    Dieser Aspekt ist für die Zukunft des Patienten, für seineWiedereingliederung in das Berufs- und Alltagsleben undfür seine Lebensqualität von größter Wichtigkeit.

    Hörbuch

  • 48 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 49

    Ihr behandelnder Arzt wird bemüht sein, schonwährend der Tumoroperation eine weitestgehendeWiederherstellung (Rekonstruktion) beziehungs-weise einen Ersatz des entfernten Gewebes vorzunehmen.

    Unter Umständen kann es jedoch auch nötig sein, dieoperative Rekonstruktion oder plastische Korrekturenund Verbesserungen auf einen späteren Zeitpunkt zu ver-schieben. Vielleicht erfordert die operative Wiederher-stellung sogar mehrere nachfolgende Korrekturoperatio-nen. Welche Möglichkeiten zur Rekonstruktion bestehen,wird Ihr behandelnder Arzt mit Ihnen in einem Gesprächausführlich besprechen.

    Für den Ersatz von Gesichtshaut stehen zahlreiche lokaleplastische Maßnahmen zur Verfügung. Bei kleinerenTumoren kann meist die benachbarte Haut zum Ver-schließen der Wunde herangezogen werden (Verschiebe-plastik). Manchmal ist es jedoch notwendig, dass zusätz-lich zu den Hautschnitten, die für die Entfernung der Ge-schwulst notwendig sind, noch weitere Schnitte ge-macht werden müssen, um die Beweglichkeit der Ge-sichtshaut wiederherzustellen. Der Operateur wird je-doch in den meisten Fällen dafür sorgen, dass die entste-henden Narben im Verlauf der so genannten Hautspan-nungslinien verlaufen und somit kaum sichtbar sind.

    Bei größeren Flächen ist die Übertragung (Transplanta-tion) von Hautanteilen etwa vom Unterarm, von der Brustoder vom Rücken notwendig. Bei dem Ersatz von Ge-sichtshautanteilen ist besonders das kosmetische Ergeb-nis wichtig. Hier müssen zu einem späteren Zeitpunktoftmals Korrekturmaßnahmen vorgenommen werden.

    Teile der Mundhöhle und der Mundschleimhaut werdenebenfalls durch Gewebetransplantationen – zum Beispielvom Unterarm, von der Brust oder vom Rücken – ersetzt.Vereinzelt wird auch ein Stück Darmschleimhaut zum Er-satz der Mundschleimhaut verwendet. Für die Gewebe-übertragung ist es wichtig, dass das Gewebe ausrei-chend durchblutet wird, da es sonst am Empfängerort(zum Beispiel in der Mundhöhle) nicht einheilen kann.Deshalb müssen größere Gewebetransplantate immeran ein sie versorgendes Blutgefäß angeschlossen sein.Hierfür gibt es ausgefeilte und erfolgreiche Operations-methoden. Ihr Arzt wird Sie Ihnen ausführlich erklären.

    Ist es im Rahmen der Tumoroperation notwendig, Kno-chenanteile zu entfernen, so stehen für den Knochener-satz verschiedene Materialien, zum Beispiel aus Metalloder aus Kunststoff, zur Verfügung. Es gibt auch speziellaufgearbeitete Präparate aus Spenderknochen, wobei ge-nauestens darauf geachtet wird, dass hierbei keine Infek-tionen übertragen werden.

    Soweit machbar, wird man jedoch fehlende Knochenan-teile aus Ihren eigenen Knochen ersetzen, da die Heilungdabei am besten ist. Infrage kommen Knochen aus demBereich der Beckenschaufel, der Wadenbeine, der Schul-terblätter, des Schienbeinkopfes oder auch einzelne Rip-penknochen. Was für Sie am geeignetsten ist, wird Ihrbehandelnder Arzt mit Ihnen genau besprechen.

    Für die Rekonstruktion von Nerven gibt es ebenfalls ver-schiedene Möglichkeiten. Insbesondere im Bereich derGesichtsnerven kann dadurch in gewissem Umfang diemotorische Funktion wieder hergestellt werden.

    Auch wenn die Operationstechniken immer besser wer-den, können in Einzelfällen Eingriffe, bei denen Gewebeübertragen wird, auch einmal nicht gelingen, das heißt

    Ersatz von Knochen

    Übertragung vonGewebe

    Ihr Arzt wird Sieberaten

    Verschiedeneplastische Maß-nahmen

  • 50 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 51

    das Gewebe wächst am neuen Ort nicht richtig an, son-dern stirbt ab. In diesem Fall wird der behandelnde Arztdas weitere Vorgehen mit dem Patienten besprechenund unter Umständen eine Wiederholung der Operationoder eine andere Möglichkeit der Wiederherstellung vor-schlagen.

    Bei der Implantation von körperfremdem Material be-steht immer die Gefahr einer Infektion. Deshalb müssenwährend und nach dem Eingriff oft Antibiotika gegebenwerden.

    Wiederherstellung der Zähne

    Bei der Behandlung von Tumoren im Bereich der Mund-höhle ist es in manchen Fällen notwendig, Zähne oderauch ganze Kieferabschnitte zu entfernen. Der Patientkann als Folge dieses Eingriffs Schwierigkeiten beimKauen haben, und je nach Umfang der Operation kannsie auch Auswirkungen auf sein Aussehen haben. Mei-stens wird der Ersatz der Zähne nicht bereits im Rahmender Tumoroperation erfolgen; oft lässt sich sogar erst ei-nige Wochen oder Monate danach die Möglichkeit einesZahnersatzes beurteilen. Für den Betroffenen bringtdiese Wartezeit häufig erhebliche psychische Belastun-gen mit sich, und er braucht deshalb eine intensive, ein-fühlsame Betreuung durch seinen Arzt und die Unterstüt-zung seiner Angehörigen.

    Am einfachsten lassen sich entfernte Zähne durch eineZahnprothese ersetzen. Narben, die infolge der Tumoro-peration entstanden sind, oder Gewebeübertragungenmachen den Einsatz einer solchen Prothese jedoch oft-mals schwierig und erfordern manchmal sogar einen wei-teren vorbereitenden Eingriff. Hat der Patient noch ei-gene Zähne, ist die Befestigung beziehungsweise das

    Verankern einer Prothese einfacher. Auch durch das Ein-pflanzen von Zähnen in den Kieferknochen (Zahnimplan-tate) lässt sich eine Prothese besser befestigen. Inwie-weit dies im Einzelfall möglich ist, kann der behandelndeArzt oder Zahnarzt anhand der klinischen Untersuchungund des Röntgenbildes beurteilen.

    Nach der Entfernung von Tumoren im Bereich des Ober-kiefers fehlt oft Gewebe im Bereich des harten und wei-chen Gaumens, das im Gegensatz zu anderen Tumor-lokalisationen (zum Beispiel im Bereich des Mundbodensoder des Unterkiefers) meist nicht im Rahmen der ei-gentlichen Tumoroperation ersetzt werden kann. Die soentstandene Lücke erschwert dem Kranken das Essen,da Mundhöhle und Nase nicht mehr vollständig voneinan-der getrennt sind und die Gefahr besteht, dass Nahrungvom Mund in die Nase gerät. Diese Lücke kann mit Hilfeeiner Oberkieferprothese, einer so genannten Obturator-prothese, vorübergehend geschlossen beziehungsweiseabgedichtet werden. Da die Patienten mit Hilfe einer sol-che Prothese oft auch besser sprechen können, bedeu-tet dies eine wesentlich verbesserte Lebensqualität.

    Häufig ist eine Obturatorprothese einer chirurgischenKorrektur beziehungsweise einem operativen Verschlussdes Oberkieferdefektes überlegen. Darüber hinaus lässtsich bei der Tumornachsorge das Gebiet, in dem dieGeschwulst ursprünglich entstanden war, leichter unter-suchen, da die Prothese einfach erhausgenommen wer-den kann. Solche Gründe sprechen jedoch nicht dage-gen, unter Umständen einige Monate bis Jahre nach derprimären Tumoroperation einen Verschluss des Ober-kiefers mit Hilfe eines Gewebetransplantates durchzu-führen.

    Oberkieferprothese

    Prothese erleichtertdie Nachsorge

    Zahnprothese

  • 52 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 53

    Wiederherstellung durchGesichtsprothesen

    Ist nach der Entfernung von Tumoren im Gesichtsbereicheine Wiederherstellung mit körpereigenem Gewebenicht möglich, so besteht auch hier die Möglichkeit, feh-lendes Gewebe mit Hilfe einer Prothese zu ersetzen (Epi-these). Sie werden von besonders ausgebildeten Techni-kern angefertigt und dem Gesicht so naturgetreu wiemöglich aus weichem Kunststoff nachgebildet. Beson-ders wenn Lücken im Bereich der Augenhöhlen, derNase oder der Ohren abgedeckt werden müssen, sindEpithesen einer chirurgischen Rekonstruktion mit körp-ereigenem Gewebe häufig überlegen. Ihr Arzt wird mitIhnen ausführlich besprechen, welche Möglichkeit die fürSie beste ist.

    Von dem entsprechenden Gesichtsteil wird zunächst einAbdruck genommen und ein Modell hergestellt, auf demdie zu ersetzenden Anteile in Wachs modelliert werden.Dabei arbeit der Techniker auch kleine Details wie Faltenund Poren mit ein. Anschließend wird aus diesem Modelldie Epithese hergestellt und durch die passende Haut-farbe und durch Haare vervollständigt.

    Die Befestigung einer Epithese kann auf verschiedeneWeise erfolgen, zum Beispiel durch einen speziellen Kle-ber, der auf die Haut aufgetragen wird. Ähnlich wie beimZahnersatz gibt es aber auch Implantate, die im Bereichdes Gesichtsknochens verankert werden und an denensich die Epithese befestigen lässt. Manchmal stabilisiertbeziehungsweise befestigt man sie auch mit Hilfe einerBrille.

    Da sich das Gesicht des Patienten im Laufe der Jahreverändert und auch Epithesen altern, müssen diese re-gelmäßig erneuert beziehungsweise korrigiert werden.Die Kosten für die Erstanfertigung und für den Ersatz äl-terer Epithesen werden meist von der Krankenkassengetragen. Lassen Sie sich entsprechend beraten.

    Krankenkassen über-nehmen die Kosten

    Naturgetreue Nach-bildung aus weichemKunststoff

    Sichere Befestigung

  • 54 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 55

    Ernährungshinweise

    Nach der Behandlung eines Tumors ist erfahrungsgemäßder Körper zunächst sehr geschwächt. Damit sich IhrOrganismus der Krankheit widersetzen kann, müssen Siein einer guten körperlichen Verfassung sein.

    Dazu gehört vor allem auch eine angemessene Ge-wichtszunahme, die Sie im Anschluss an die akute Be-handlungsphase durch eine geeignete Kost und eventuelldiätetische Maßnahmen erreichen können.

    Allerdings werden Sie feststellen müssen, dass die Nah-rungsaufnahme nach Operation und Bestrahlung häufigerschwert ist: Viele Patienten können für kurze Zeit nichtrichtig oder nur erschwert kauen und schlucken, leidenmanchmal unter der strahlenbedingten Mundtrockenheitund schmerzhaften oberflächlichen, aber meist nur kurz-fristigen Schleimhautentzündungen. Gegen diese Entzün-dungen kann Ihr Arzt Ihnen spezielle Mundspül-Lösungenoder Schmerzmedikamente verschreiben, die Sie voroder nach dem Essen einnehmen.

    Lassen sich die Schluckbeschwerden auch hiermit nichtausreichend behandeln, kann vorübergehend die Ernäh-rung über einen kleinen Schlauch, der durch die Nase inden Magen führt (Magensonde) helfen. Über dieseSonde fließt dann flüssige Nahrung direkt in den Magen.

    Um zu vermeiden, dass Sie weiter an Gewicht ver-lieren, können Sie aber auch Ihre Essgewohnheitenumstellen. Sie werden dann hoffentlich bald in einerbesseren körperlichen Verfassung sein.

    Ist bereits zu Beginn der Tumorbehandlung absehbar,dass die Schluckbeschwerden länger bestehen bleibenwerden, kann auch schon vor Beginn der Therapie eineMagensonde durch die Bauchwand direkt in den Magengelegt werden. Bei dieser Form der Sonde ist sowohl dieHandhabung als auch die Pflege der Sonde leichter.

    Nützliche Hinweise für Betroffene mit Schluckbe-schwerden nach der Tumorbehandlung� Nehmen Sie Ihre Nahrung möglichst in flüssiger

    oder breiiger Form zu sich. Sie brauchen diesenicht extra zuzubereiten, sondern können zumBeispiel eine normal zubereitete Mahlzeit mit ei-nem handelsüblichen Mixgerät problemlos inMus oder Brei umwandeln.

    � Achten Sie darauf, dass die Nahrung kalorien-reich, vitaminreich, eiweißreich und insgesamtausgewogen ist. Nehmen Sie zusätzliche Vita-minpräparate nur in Absprache mit Ihrem Arzt ein.

    � Das Essen wird nach der Tumortherapie oftmalssehr anstrengend sein. Deshalb empfiehlt essich, anstelle von drei Hauptmahlzeiten mehrerekleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Das Essenkleinerer Portionen ist weniger anstrengend.

    � Sollten Sie trotzdem weiter an Gewicht verlieren,so kann Ihnen Ihr behandelnder Arzt flüssigehochkalorische Kost, sogenannte Astronauten-kost, verschreiben, die Sie in der Apotheke erhal-ten. Es stehen verschiedene Präparate mit unter-schiedliche Geschmacksrichtungen und Nähr-stoffzusammensetzungen zur Verfügung.

    � Verzichten Sie während und in der Zeit nach derBestrahlung besonders auf scharf gewürzte Spei-sen und frische Fruchtsäfte, da diese die Mund-

    Hilfe durchMagensonde

    Gewichtszunahmeist wichtig

    Hilfe bei Schleim-hautentzündungen

  • KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 5756 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH

    TunSie etwas für sich

    Wenn bei Ihrem Auto die Bremsen kaputt sind, lassenSie diese in der Werkstatt reparieren, und alles ist wiederin Ordnung. Sind Sie selbst krank, ist es mit der „Repara-tur” allein vor allem bei einer schweren Krankheit wieKrebs meist nicht getan. Denn an Krebs erkrankt nichtnur der Körper, auch die Seele gerät aus dem Gleichge-wicht. Eine Selbstverständlichkeit also, dass Krebs-Be-troffene nicht nur die bestmögliche medizinische Be-handlung brauchen, um wieder gesund zu werden, son-dern auch seelische Begleitung. Sie wird ihnen helfen, inihrem Leben mit Krebs wieder Halt zu finden, nachdemdie Diagnose bei den meisten einen „Sturz aus der Wirk-lichkeit” ausgelöst hat.

    „Sie haben Krebs”. Dieser Satz verändert schlagartig dasLeben der Betroffenen, löst Unsicherheit und Ängsteaus: Angst vor der Behandlung und ihren Nebenwirkun-gen, vor Schmerzen, vor dem Tod, Angst um die Familie.Irgendwie werden Sie lernen, mit der neuen Situationfertig zu werden. Immer wieder werden Sie sich aberwohl die Frage stellen: „Warum ich?“ Vielleicht denkenSie dann an ein zurückliegendes Ereignis, das Sie sehrbelastet hat. Vielleicht suchen Sie die Ursache in IhrerLebensweise. So verständlich diese Suche ist, Sie wer-den keine Antwort darauf finden, warum ausgerechnetSie krank geworden sind.

    Niemand ist „Schuld“ an Ihrer Krankheit. AkzeptierenSie Ihre Erkrankung als Schicksalsschlag und schauenSie nach vorn. Nehmen Sie den Kampf gegen IhreKrankheit auf und suchen Sie sich Verbündete, die Sieunterstützen.

    schleimhaut zusätzlich angreifen und die beste-hende Entzündungen weiter verschlechtern.

    � Soll te Sie nach einer Bes trahlung die Mund -trockenheit beim Schlucken und Essen zu sehrbehindern, so kann Ihr behandelnder Arzt IhnenSpeichelersatzpräparate verschreiben. Oftmals istes aber bereits hilfreich, die Nahrung mit vielFlüssigkeit zu sich zu nehmen. Viele Patiententragen wegen der bestehenden Mundtrockenheitständig ein kleines Fläschchen mit Wasser beisich, um bei Bedarf einen kleinen Schluck zu trin-ken beziehungsweise die Mundhöhle anzufeuch-ten. Hierbei ist jedoch darauf zu achten, dass essich um zuckerfreie Getränke handelt, da Zuckerdie durch die Strahlentherapie bereits angegriffe-nen Zähne weiter schädigt.

    � Wie bereits im Kapitel Strahlentherapie erwähnt,werden die Zähne durch die Bestrahlung stark inMitleidenschaft gezogen. Reinigen Sie deshalbnach jeder Mahlzeit die Zähne sorgfältig. Hierzuempfehlen sich besonder s aminofluor idhaltigeZahnpastas.

    � Da Rauchen und Alkohol zu den wichtigsten Aus-lösern von Tumoren im Bereich der Mundhöhlegehören, verzichten Sie unbedingt auf das Rau-chen und den Genuss von hochprozentigen Alko-holika beziehungsweise auf regelmäßigen Alko-holkonsum. Dies bedeutet nicht, dass Sie nichtgelegentlic h ein Glas Bier oder Wein trinkendürfen.

    Mehr Einzelheiten enthält die Broschüre „Ernährung beiKrebs – Die blauen Ratgeber 46” der Deutschen Krebs-hilfe (Bestelladresse Seite 71).

    An Krebs erkrankenKörper und Seele

  • KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 5958 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH

    über den Behandlungszeitraum hinaus, und beeinträch-tigt die Lebensqualität Betroffener meist erheblich.

    Ausführliche Informationen dazu enthält die Broschüre„Fatigue – Chronische Müdigkeit bei Krebs – Die blauenRatgeber 51“ sowie der Patienten-Informationsfilm aufDVD „Fatigue” der Deutschen Krebshilfe. Beides könnenSie kostenlos bestellen (Adresse Seite 71).

    Nach großen Operat ionen oder belastenden medika-mentösen Behandlungen haben Sie wahrscheinlich vorallem einen Wunsch: Sie möchten sich zurückziehen,Ihre Ruhe haben und sich von den Strapazen erholen.Dies ist völlig verständlich. Manche Kranke sind auchängstlich oder niedergeschlagen.

    Solche Gemütslagen dürfen Ihren Alltag allerdings nicht zulange bestimmen, sonst wird der Weg zurück ins „nor-male Leben” immer schwerer. Deshalb empfehlen wir Ih-nen, möglichst frühzeitig wieder am öffentlichen Leben,an Famil ienakt ivitäten oder Festen teil zunehmen. Viel -leicht gehen Sie erst stundenweise zu einer Geburtstags-feier, wenn Ihnen ein ganzer Abend zu anstrengend ist?Vielleicht interessieren Sie sich auch für die Mitarbeit in ei-ner privaten, kirchlichen oder pol itischen Organisationoder in einem Verein? Haben Sie schon einmal darübernachgedacht, in eine Krebs-Selbsthilfegruppe zu gehen?

    Wir möchten Sie auch ermutigen, mit erfahrenen Seel-sorgern oder Psychotherapeuten zu sprechen. Vielen fälltes leichter, einem „Fremden“ alle Sorgen und Nöte zuschildern und dem Rat eines Menschen zu vertrauen, derdie Probleme Krebsbetroffener aus seiner Arbeit kennt.Sie brauchen nicht zu befürch ten, dass Sie psychischkrank sind, wenn Sie diese Hilfe in Anspruch nehmen.Sie nutzen lediglich die Chance, Ihre Krankheit aktiv zuverarbeiten.

    Viele Betroffene werden durch die Krankheit „stumm“:Sie verheimlichen, dass sie überhaupt krank sind oderverschweigen zumindest, was sie haben – aus Scham,aus Angst vor der Reaktion der anderen, vielleicht ausAngst vor beruflichen Folgen.

    Es ist aber wichtig ist, dass Sie über Ihre Erfahrungenund Gefühle sprechen.

    Ihre Angehörigen und Freunde werden zunächst vor dengleichen Schwierigkeiten stehen wie Sie: Soll ich sie/ihnauf die Krankheit ansprechen? Soll ich so tun, als wüssteich nichts? Verletze ich sie/ihn, wenn ich frage? Am An-fang wird es – so die Erfahrung vieler Betroffener – nichtleicht sein, ein offenes Gespräch miteinander zu führen.

    Trotzdem möchten wir Sie und Ihre Angehörigen er-mutigen: Reden Sie ehrlich miteinander. Sie werdendie Ängste gemeinsam überwinden und einen offe-nen Umgang mit der Erkrankung finden.

    Wenn Ihre Behandlung zunächst einmal beendet ist, wer-den Sie sich zunehmend mit den Folgen Ihrer Krebser-krankung und vielleicht auch mit den späten Auswirkun-gen der Behandlung beschäftigen.

    Es kann sein, dass eine quälende Müdigkeit Ihren Tages-ablauf belastet – eine Folge der Chemotherapie. Diesedauerhafte Erschöpfung bei Krebs wird auch als „Fati-gue” bezeichnet, ein französisches Wort, das „Ermü-dung oder Mattigkeit“ bedeutet. Die normale Müdigkeit,die man abends, nach Gartenarbeit, Sport oder anderenkörperlichen Anstrengungen spürt, ist am nächsten Mor-gen nach einer Nacht mit ausreichend Schlaf vorbei .Anders bei Fatigue: Schlaf hilft dabei nicht. Das Fatigue-Syndrom kann oft Wochen bis Monate dauern, lange

    Verheimlichen SieIhre Krankheit nicht

    Starke Müdigkeit

    Igeln Sie sich nichtzu lange ein

    Seelsorger oderPsychotherapeutenkönnen helfen

  • KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH 6160 KREBS IM MUND-, KIEFER-, GESICHTSBEREICH

    fachliche Hilfe – etwa bei einer Paarberatungsstelle oderbei einem Psycho-Onkologen.

    Noch ein Tipp: Beschäftigen Sie sich mit Ihrer Erkran-kung und verdrängen Sie sie nicht. Achten Sie aber dar-auf, dass sich Ihr Leben nicht ausschließlich darum dreht,sondern gehen Sie so weit wie möglich Ihren bisherigenInteressen nach.

    Lassen Sie sich von der Krankheit nicht lähmen. Las-sen Sie nicht zu, dass Ihre Ängste alles verdrängen.Denken Sie daran, dass das Leben weitergeht.

    Wenn Sie mit Ihren psychischen Belastungen nichtallein fertig werden, nehmen Sie die Hilfe eines er-fahrenen Psycho-Onkologen in Anspruch.

    So können Sie mit psychischen