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Landwirtschaft und ländliche Entwicklung Kultur und Bildung Regionale Entwicklung Verkehr und Fremdenverkehr GENERALDIREKTION INTERNE POLITIKBEREICHE FACHABTEILUNG STRUKTUR- UND KOHäSIONSPOLITIK B Fischerei

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Landwirtschaft und ländliche Entwicklung

Kultur und Bildung

Fischerei

Regionale Entwicklung

Verkehr und Fremdenverkehr

B Rolle

Die Fachabteilungen sind Forschungsreferate, die die Ausschüsse, interparlamentarischen Delegationen und andere parlamentarische Einrichtungen beraten.

PolitikbereicheLandwirtschaft und ländliche EntwicklungKultur und BildungFischereiRegionale EntwicklungVerkehr und Fremdenverkehr

DokumenteSiehe Website des Europäischen Parlaments: http://www.europarl.europa.eu/studies

FachabteilungStruktur- und kohäSionSpolitik

Bildnachweise: istock international inc., Photodisk, Phovoir

Generaldirektion interne Politikbereiche

Generaldirektion interne Politikbereiche

FachabteilungStruktur- und kohäSionSpolitik B

Verkehr und Fremdenverkehr

Regionale Entwicklung

Fischerei

Kultur und Bildung

Landwirtschaft und ländliche Entwicklung

GENERALDIREKTION INTERNE POLITIKBEREICHE DER UNION

FACHABTEILUNG B: STRUKTUR- UND KOHÄSIONSPOLITIK

FISCHEREI

DIE FISCHEREI IM BASKENLAND

VERMERK

Dieses Dokument wurde vom Fischereiausschuss des Europäischen Parlaments angefordert. VERFASSER Jesús Iborra Martín Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik Europäisches Parlament E-Mail: [email protected] SPRACHEN Original: ES Übersetzungen: DE, EN, FR, IT, PT ZUM HERAUSGEBER Kontaktaufnahme zur Fachabteilung oder Abonnement ihres monatlichen Mitteilungsblattes über: [email protected] Redaktionsschluss: Januar 2010 Brüssel, © Europäisches Parlament, 2010 Dieses Dokument ist im Internet verfügbar unter: http://www.europarl.europa.eu/studies HAFTUNGSAUSSCHLUSS Die hier wiedergegebenen Auffassungen sind ausschließlich die der Verfasser und entsprechen nicht unbedingt dem offiziellen Standpunkt des Europäischen Parlaments. Vervielfältigungen und Übersetzungen sind zu nicht gewerblichen Zwecken unter Angabe der Quelle und nach vorheriger Information des Herausgebers sowie Übersendung eines Belegexemplars erlaubt.

GENERALDIREKTION INTERNE POLITIKBEREICHE DER UNION

FACHABTEILUNG B: STRUKTUR- UND KOHÄSIONSPOLITIK

FISCHEREI

DIE FISCHEREI IM BASKENLAND

VERMERK

Inhalt: Information für den Besuch einer Delegation des Fischereiausschusses des Europäischen Parlaments in der Autonomen Gemeinschaft Baskenland (Spanien) vom 15.-17. Februar 2010. Beschreibung der Fischereiflotte des Baskenlandes, der Fischereien und Fischereihäfen. Darüber hinaus werden folgende Bereiche erläutert: Aquakultur, Verarbeitungsindustrie, Vermarktung der Fischereierzeugnisse, fischereibezogene Forschung und das Meeres- und Küstenumfeld.

IP-B-PECH-NT-2010-01 Januar 2010 PE 431.583 DE

Die Fischerei im Baskenland

INHALT

ABKÜRZUNGEN 5

TABELLENÜBERSICHT 7

GRAFIKKARTENÜBERSICHT 7

KARTENÜBERSICHT 8

KURZBERICHT 8

KURZFASSUNG 9

1. GEOGRAFISCHER RAHMEN 13 1.1. Politische Organisation und Verwaltungsorganisation 13 1.2. Physische Umwelt, Meeresgrund und Hydrographie 15

2. FISCHEREIFLOTTE 17 2.1. Küstenfischereiflotte 20 2.2. Hochseefischereiflotte 21 2.3. Kabeljauflotte 21 2.4. Thunfisch-Frosterflotte 22

3. FISCHEREIHÄFEN 25

4. FISCHEREIEN 31 4.1. Pelagische Arten 31 4.2. Demersale Arten 32 4.3. Thunfische 34

5. AQUAKULTUR 37

6. VERMARKTUNG 39

7. VERARBEITUNGSINDUSTRIE 41

8. VERBÄNDE 43

9. FORSCHUNG 45

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Die Fischerei im Baskenland

ABKÜRZUNGEN

ANFACO Asociación Nacional de Fabricantes de Conservas de Pescados y Mariscos (Nationale Vereinigung der Erzeuger von Fisch- und Muschelkonserven)

ARBAC Asociación de Empresas de Pesca de Bacalao, Especies Afines y Asociadas (Vereinigung der Fischereiunternehmen für Kabeljau, Kabeljauartige und vergesellschaftete Arten)

CAPV Autonome Gemeinschaft Baskenland

CICAA ICCAT – Internationale Kommission zur Erhaltung der Thunfischbestände im Atlantik

CIEM ICES - Internationaler Rat für Meeresforschung

DCP Dispositivos Concentradores de Pescado (Vorrichtungen für die Anhäufung von Fisch)

IFOP FIAF – Finanzierungsinstrument für die Ausrichtung der Fischerei

MARM Ministerio de Medio Ambiente y Medio Rural y Marino (Ministerium für Umwelt, ländliche Gebiete und Meeresumwelt)

OCM GMO – Gemeinsame Marktorganisation

OP Organización de Productores (Erzeugerorganisation)

OPAGAC Organización de Productores Asociados de Grandes Atuneros Congeladores (Erzeugerorganisation der großen Thunfischfroster)

OPANO Organización de Pesquerías del Atlántico Noroeste (Organisation für die Fischerei im Nordwestatlantik)

OPEGUI Organización de Productores de Pesca de Bajura de Guipuzcoa (Erzeugerorganisation der Küstenfischerei von Guipuzcoa)

OPESCAYA Organización de Productores de Pesca de Bajura de Vizcaya (Erzeugerorganisation der Küstenfischerei von Biskaya)

OPPAO Organización de Productores de Pesca de Altura del Puerto de Ondárroa (Erzeugerorganisation der Hochseefischerei des Hafens von Ondárroa)

OPTUC Organización de Productores de Túnidos Congelados (Organisation der Erzeuger von gefrorenem Thunfisch)

PIB BIP – Bruttoinlandsprodukt

PYSBE Pesquerías y Secaderos de Bacalao de España (Fischerei und Trocknung von Kabeljau in Spanien)

POP MAP – Mehrjähriges Ausrichtungsprogramm

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

SIP Servicio de Inspección Pesquera (Fischereiaufsicht)

ZEE AWZ – Ausschließlich Wirtschaftszone

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Die Fischerei im Baskenland

TABELLENÜBERSICHT Tabelle 1: Städte mit der höchsten Einwohnerzahl 14

Tabelle 2: Verteilung der baskischen Fischereiflotte pro Segment. 2008 18 Tabelle 3: Verteilung der pro Hafen registrierten Flotte. 2010 26

Tabelle 4: Verteilung der Anlandungen der Küstenfischerei pro Hafen. Durchschnitt 2003-2008. 27

Tabelle 5: Aquakultur-Unternehmen 37

Tabelle 6: Wichtigste Kennziffern der Fischverarbeitungsindustrie im Baskenland. 2007 41

Tabelle 7: Erzeugerorganisationen im Baskenland 43

GRAFIKKARTENÜBERSICHT

Grafik 1: Verteilung der baskischen Fischereiflotte pro Segment. 2008 17

Grafik 2: Entwicklung der Anzahl der Schiffe pro Flottensegment. 1995=100 19 Grafik 3: Entwicklung der baskischen Fischereiflotte 19

Grafik 4: Entwicklung der Tonnage bei den in den wichtigsten Häfen registrierten Schiffen 27

Grafik 5: Küstenfischerei. Anlandungen von pelagischen Fischen. 32

Grafik 6: Küstenfischerei. Anlandungen von Seehecht. 33 Grafik 7: Küstenfischerei. Anlandungen von Thunfischen. 34

Grafik 8: Aquakulturproduktion im Baskenland 38

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

KARTENÜBERSICHT

Karte 1: Geografische Lage der Autonomen Gemeinschaft Baskenland 13

Karte 2: Provinzen und Kreise im Baskenland 14 Karte 3: Orographie des Baskenlandes 15 Karte 4: Relief der Erde und des Ozeans 16

Karte 5: Wichtigste Fischereihäfen 25

KURZBERICHT Kurzbericht 1: Piraterie im Indischen Ozean 23

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Die Fischerei im Baskenland

KURZFASSUNG

Gegenstand Die vorliegende Mitteilung soll den Mitgliedern einer Delegation des Fischereiausschusses des Europäischen Parlaments, die vom 15.–17. Februar 2010 die Autonome Gemeinschaft Baskenland (Spanien) besucht, als Unterstützung dienen. Einführung Im Hinblick auf die Fischerei und die Verarbeitungsindustrie für Fischereierzeugnisse ist das Baskenland nach Galizien die zweitwichtigste Autonome Gemeinschaft Spaniens. Allerdings entfällt auf die Fischerei ein Anteil von nicht einmal 1 % am BIP bzw. an der Beschäftigung in der Autonomen Gemeinschaft Baskenland (CAPV). Doch in einigen Gebieten, in denen die Fischereitätigkeit stärker konzentriert ist, erreicht der Anteil am BIP bis zu 7 % und an der Beschäftigung bis zu 20 %, denn jeder Arbeitsplatz auf See schafft etwas mehr als vier Arbeitsplätze. An Bord der Fischereifahrzeuge sind mehr als 2 500 Menschen beschäftigt, in der Verarbeitungsindustrie sind es etwa 2 000 und in der Vermarktung ungefähr 1 500. Der baskische Fischereisektor durchlebt wie generell die Fischerei in Europa eine schwere Krise, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einsetzte. Gleichwohl waren seine Probleme und die Strategien zu ihrer Überwindung einzigartig und spezifisch. Für diese Unterschiede gibt es vielfältige Gründe, die auf historische, strukturelle und konjunkturelle Bedingungen zurückgehen. Um die gegenwärtige Situation zu verstehen, ist es notwendig, in die Geschichte zurückschauen, als in den in den 1960er Jahren und teilweise in den 1970er Jahren eine Politik des groß angelegten Baus von Schiffen betrieben wurde. Hinzu kamen die fortschreitende Verringerung der Fischbestände, der immer stärker eingeschränkte Zugang zu den traditionellen Fischfanggründen der baskischen Flotte und immer wieder auftretende Wirtschaftskrisen. Diese Probleme wurden durch Vermarktungsschwierigkeiten zum Beispiel wegen der Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Markt für Salz- oder Gefrierfisch und der Versteigerungsmethoden, die dem Angebot abträglich sind, verschärft. Neue Faktoren der Instabilität in der Fischereiwirtschaft entstanden schließlich aufgrund der Konzentration des Vertriebs auf die großen Verbrauchermärkte und der Konkurrenz sowohl im Fischfang als auch in der Aquakultur durch die Produktion aus Drittländern und auch wegen erhöhter Treibstoffpreise und der Kaufkraftminderung infolge der Wirtschaftskrise. Heutzutage ist nicht zu übersehen, dass die Instrumente der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) nicht effektiv genug die Probleme bei der Vermarktung oder in Bezug auf die Bewirtschaftungs- und Wiederauffüllungspläne bestimmter Fischbestände mildern können. Es sollte auch über die in Fischereiabkommen mit Drittländern festgelegten Bedingungen und über die Zugangsmodalitäten zu den Fischereiressourcen nachgedacht werden. Die Fänge der baskischen Fischereiflotte belaufen sich jährlich auf etwa 200 000 t und beschränken sich auf eine begrenzte Zahl an Beständen. Rund 78 % der Fänge entfallen auf Thunfische, 15 % auf pelagische Arten und die übrigen 7 % auf demersale Arten in europäischen Gewässern. Der Fischereisektor ist nicht flexibel genug, um den Fang auf andere Bestände neu auszurichten. Im Allgemeinen wird Mehrartenfischerei betrieben.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

Die meisten von der baskischen Fischereiflotte gefangenen Fischarten befanden bzw. befinden sich in einem prekären Zustand. Am besten steht es mit den Beständen an tropischem Thunfisch. 46 % der Fänge der baskischen Flotte von tropischem Thunfisch bestehen aus Echtem Bonito (Katsuwonus pelamis), dessen Bestand unterfischt ist. Auch auf den Gelbflossenthun (Thunnus albacares) entfallen 46 % der Fänge, und es gibt keine ernsthaften Probleme damit. Der Großaugenthun (Thunnus obesus) im Atlantischen und Indischen Ozean ist allerdings von asiatischen Langleinenfängern überfischt. Er macht nur 8 % der Fänge der baskischen Flotte aus. Weitere Zielarten befinden sich in einem bedenklichen Zustand. Der Rote Thun oder gewöhnliche Thun (Thunnus thynnus) steht kurz vor dem Aussterben. Die Sardellenfänge (Engraulis encrasicolus) sind seit 2006 eingestellt. Viele demersale Arten sind in einem schlechten Erhaltungszustand. Ganz besonders Seehecht und Kaisergranat sind Teil eines umfassenden Wiederauffüllungsplans. Dagegen sind die Bestände von nördlichem Seehecht dabei, sich voll und ganz zu erholen. Die Fischereiflotte ist beträchtlich reduziert worden. Frosttrawler gibt es seit 2003 nicht mehr, und es sind lediglich drei Kabeljauschiffe geblieben. Einen starken Rückgang verzeichneten sowohl die Küstenfischereiflotte als auch die Hochseefischereiflotte. Als einziges Segment haben sich die Thunfischfroster dynamisch entwickelt, die in den tropischen Gewässern des Atlantischen und Indischen Ozeans unterwegs sind. Die Küstenfischereiflotte verwendet zwei Fangmethoden – die maßgeblichere Oberflächenfischerei und die handwerkliche Fischerei. An der Küste werden durch die Oberflächenfischerei pelagische Arten mit dem Umschließungsnetz oder mit der Schleppangelleine gefangen. Eine andere Fangmethode ist die handwerkliche Fischerei demersaler Arten in der Nähe des Küstenstreifens. In den letzten Jahrzehnten hatte die Hochseefischereiflotte mit widrigen Umständen zu kämpfen und hat sich beträchtlich verkleinert. Die Bestände vieler Zielarten sind in einem höchst problematischen Zustand. Die demersale Arten fangende Fischereiflotte hat sich in den letzten fünfzehn Jahren um 60 % reduziert. Sie verwendet verschiedene Fanggeräte: Schleppnetz, Leinen, Kiemennetze, die alle für unterschiedliche Fangmethoden zum Einsatz kommen. Die traditionellen Schleppnetze sind abgewandelt worden, es kommen jetzt Gespannschleppnetze und andere Neuerungen als Fanggeräte zum Einsatz. Ein kleiner Teil der Flotte verwendet stationäre Fanggeräte, Langleinen oder Kiemennetze. Parallel zur Verschlechterung des Zustands der Bestände und zur Quotenreduzierung kam es zum Niedergang der baskischen Kabeljauflotte. 1973 gab es allein im Hafen Pasajes 73 Kabeljaufänger, heute sind es nur noch drei in der gesamten Autonomen Gemeinschaft Baskenland. Das Segment der Thunfischfroster entwickelt sich am dynamischsten. Doch sind Schiffe, die im Indischen Ozean auf Fang gehen, von Piraterie bedroht. 68 % der Thunfischfänge entfallen auf die tropischen Gewässer des Indischen Ozeans, 26 % auf die tropischen Gewässer des Atlantiks und 6 % auf gemäßigte Gewässer. Zwar halten sich die Fänge von tropischem Thunfisch stabil, doch die Preise sind nicht genauso wie die Kosten gestiegen, weil dieser Markt unter dem Druck der Importe von ganzen Thunfischen aus Asien und Südamerika steht. Im Gemeinschaftlichen Fischereiflottenregister sind 24 Fischereihäfen eingetragen, doch die Fischereitätigkeit konzentriert sich vor allem auf die Häfen von Ondárroa, Pasajes, Guetaria, Bermeo und Fuenterrabía, auf die 70 % der Gesamteinkünfte und 75 % der

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Die Fischerei im Baskenland

Beschäftigung im Fischereisektor der CAPV entfallen. Berücksichtigt man nur den Fangsektor, so erhöhen sich diese Prozentsätze auf 93 % bzw. 88 %. Die Gemeinden Guetaria, Ondárroa und Bermeo hängen am stärksten von der Fischereitätigkeit ab. Die Häfen im Baskenland haben sich nun auf bestimmte Fischereien spezialisiert. Die Kabeljaufänger liegen traditionell in Pasajes und die Thunfischfroster in Bermeo. Zwar wurden die Häfen modernisiert, doch bezog sich die Modernisierung nur auf die Hafeninfrastruktur für die Steuerung und den Umschlag der Fänge. Sie ist keineswegs vergleichbar mit der Modernisierung der Häfen Galiciens, Kantabriens oder Frankreichs. In den Häfen der Autonomen Gemeinschaft Baskenland ist nicht genug Platz, es fehlen zweckmäßige Einrichtungen für die Lagerung, Verarbeitung und Vermarktung des Fischs, und das Angebot integrierter Dienste ist ungenügend. Fischereihäfen der Autonomen Gemeinschaft Baskenland mit Fischauktionshallen gibt es in Bermeo, Lequeitio, Ondárroa, Motrico, Guetaria, San Sebastián, Pasajes und Fuenterrabía. Der Vermarktungssektor ist schwach und kann kaum auf den immer stärker konzentrierten Vertrieb reagieren. Außerdem reichen die Anlagen der in den Häfen tätigen Großhändler nicht aus, um bei Produktionsspitzen den angelandeten Fisch zu vertreiben. Die Konservenindustrie nimmt etwa 75 % der Fänge ab und schafft drei Viertel der Arbeitsplätze in der Verarbeitungsindustrie. Bedeutung hat auch die Herstellung von Gefriererzeugnissen, auch Räucherfisch wird produziert. Was die Beschäftigung betrifft, so überwiegen die Klein- und Kleinstunternehmen, auch wenn es noch zehn mittlere bzw. große Betriebe gibt. Die Verarbeitungsindustrie im Baskenland hat zu hohe Produktionskapazitäten und sieht sich dem Preisdruck der Importe aus Drittländern mit geringeren Produktionskosten ausgesetzt. Die Arbeitsbelastung in der Konservenindustrie verteilt sich saisonbedingt sehr unterschiedlich, denn der Industriezweig hängt sehr stark von nur wenigen Arten ab (Bonito, Sardelle, Makrele, Bastardmakrele). In der Autonomen Gemeinschaft Baskenland gibt es vier Erzeugerorganisationen. Die Berufsvereinigungen der Fischer sind Organisationen öffentlichen Rechts und vertreten die Bereiche Fischerei, Organisation und Vermarktung der Fischereierzeugnisse. Sie haben im Baskenland zwei Provinzverbände. Offiziell und einzeln anerkannt sind die Berufsvereinigungen von acht Häfen in der Provinz Biscaya (Ondárroa, Bermeo, Lequeitio, Armintza, Elanchove, Mundaca, Santurce und Ciérvana) und von sechs Häfen in der Provinz Guipúzcoa (Guetaria, Pasajes, Fuenterrabía, San Sebastián, Motrico und Orio). Im Baskenland ist die Aquakultur aufgrund fehlender geeigneter Flächen nur sehr wenig entwickelt. Es gibt kaum Aquakultur-Arten, die der starken Strömung, dem Wellengang und der Temperatur im Kantabrischen Meer angepasst sind. Zudem erschweren – wenn nicht gar verhindern – die meteorologischen und hydrografischen Bedingungen die Aquakultur auf offener See. Die Konkurrenz um die Nutzung des Küstenstreifens bzw. die geringe Verfügbarkeit von Flächen an der Küste schränken ebenfalls die Möglichkeiten ein. Im Baskenland befasst sich die Stiftung AZTI-Tecnalia mit der Forschung zum Fischerei- und Küstenzonenmanagement und zur Meeresumwelt. Sie erforscht auch Meeres- und Fischfangtechnologien und arbeitet für die Lebensmittelindustrie.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Die Fischerei im Baskenland

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1. GEOGRAFISCHER RAHMEN Die Autonome Gemeinschaft Baskenland (CAPV) liegt an der östlichsten kantabrischen Küste. Im Norden grenzt sie an das Kantabrische Meer und an Frankreich, im Süden an La Rioja, im Westen an Kantabrien und Kastilien-León und im Westen an Navarra.

Karte 1: Geografische Lage der Autonomen Gemeinschaft Baskenland

Das Baskenland erstreckt sich über 7 234 km² (1,4 % der Fläche Spaniens) und hat 2 128 801 Einwohner (4,9 % der Bevölkerung Spaniens). Die Bevölkerungsdichte beträgt 294 Einwohnern/km². Der Anteil am gesamtstaatlichen BIP (2008) beläuft sich auf 6,3 %. Auf die Primärsektoren – Landwirtschaft, Viehzucht, Fischerei – entfallen 0,95 % des BIP der Autonomen Gemeinschaft, auf die Sektoren Energie 3,32 %, Industrie 24,14 %, Bauwesen 8,84 % und Dienstleistungen 54,30 %.

1.1. Politische Organisation und Verwaltungsorganisation Die Autonome Gemeinschaft Baskenland (CAPV) ist eine der 17 Autonomen Gemeinschaften Spaniens. 1979 Mit der Annahme des Autonomiestatuts erlangte das Baskenland im Jahr 1979 seine Autonomie. Dieses Autonomiestatut (Statut von Guernica) räumt dem Baskenland die Zuständigkeit in den Bereichen Gesundheitsfürsorge, Bildung, Sicherheit, Wohnungswesen, Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei und Finanzverwaltung ein und erkennt das Bestehen einer Regierung mit exekutiver Zuständigkeit und eines Parlaments mit allgemeiner Legislativgewalt an. Durch das Statut von Guernica gibt es bestimmte Unterschiede zu anderen Autonomen Gemeinschaften, da es eine Aktualisierung der verfassungsmäßigen Sonderstellung der drei baskischen Provinzen im Rahmen der spanischen Verfassung darstellt. So gibt es zwei auf die baskische Sonderrechtstradition zurückgehende territoriale Organe: die Generalversammlungen, die ähnliche Aufgaben wie ein Parlament haben und gesetzliche Regelungen beschließen können, und die Regionalregierungen als Exekutivorgane, mit deren Hilfe die Autonome Gemeinschaft sehr dezentralisiert verwaltet wird. Zudem erhält das Baskenland neben anderen Befugnissen eine exklusive Finanzierung auf der Grundlage des aktualisierten Finanzausgleichs der baskischen Provinzen, der mit

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

Abschaffung der Sonderrechte 1876 eingerichtet und in Álava beibehalten wurde, während er in Guipúzcoa und Biscaya mit dem Ende des Bürgerkrieges außer Kraft gesetzt wurde. Im Autonomiestatut ist eine eigene Polizei – die Ertzaintza – vorgesehen. Die Autonome Gemeinschaft Baskenland ist verwaltungsmäßig in drei Provinzen bzw. „historische Gebiete“ gegliedert: Álava, Guipúzcoa und Biscaya. Es gibt 20 Kreise und 251 Städte und Gemeinden, von denen 51 in Álava, 88 in Guipúzcoa und 112 in Biscaya liegen.

Karte 2: Provinzen und Kreise im Baskenland

Hauptstadt der CAPV ist das in der Provinz Álava gelegene Vitoria mit Sitz des Baskischen Parlaments und der Baskischen Regierung. In lediglich zehn Städten mit jeweils mehr als 35 000 Einwohnern konzentrieren sich 56 % der Einwohner der Autonomen Gemeinschaft. Die größte Stadt ist Bilbao, Vitoria folgt an zweiter Stelle. Von den zehn einwohnerstärksten Städten liegen sechs in der Provinz Biscaya. Sie machen 24 % der Bevölkerung der Autonomen Gemeinschaft aus. In Guipúzcoa gibt es nur drei große Städte, in denen 8 % der Einwohner leben. Die Hauptstadt Álava hat als einzige Stadt in dieser Provinz über 35 000 Einwohner und damit einen Anteil von 8 % an der Bevölkerung in der Region. Tabelle 1: Städte mit der höchsten Einwohnerzahl

PROVINZ STADT EINWOHNER % EINWOHNER CAPV Biskaya Bilbao 353 340 17 % Álava Vitoria 232 477 11 % Guipúzcoa San Sebastián 184 248 9 % Biskaya Baracaldo 97 328 5 % Biskaya Guecho 81 260 4 % Guipúzcoa Irún 60 914 3 % Biskaya Portugalete 48 205 2 % Biskaya Santurce 47 004 2 % Biskaya Basauri 42 966 2 % Guipúzcoa Rentería 38 505 2 %

Quelle: Nationales Statistisches Institut (2008)

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Die Fischerei im Baskenland

1.2. Physische Umwelt, Meeresgrund und Hydrographie Das Baskenland ist aufgrund seine Lage zwischen den westlichen Ausläufern der Pyrenäen und dem östlichen Rand des Kantabrischen Gebirges sehr hügelig. Die kantabrisch-mittelländische Wasserscheide bestimmt die Geomorphologie der Region. Sie besteht aus einer Reihe von nicht sehr hohen Gebirgsketten wie die Sierra de Aralar, die Sierra de Aizkorri-Urkilla-Elgea, das Gebirgsmassiv von Urkiola, die Sierra del Gorbea und die Sierra Salvada. Der Aitxuri ist mit 1 551 m der höchste Berg. Karte 3: Orographie des Baskenlandes

Im Norden fließen mehrere Flüsse mit starkem Gefälle in Süd-Nord-Richtung in das Kantabrische Meer. Das Ebro-Flussgebiet hat ein weniger ausgeprägtes Relief, und die Höhenunterschiede sind geringer, da die mittelländischen Flüsse in einer Höhe von annähernd 600 m fließen. Die Llanada Alavesa ist eine große zentrale Hochebene, durch die der Fluss Zadorra fließt. Sie wird von mehreren Gebirgszügen umgeben, die sie vom Ebrobecken trennen. Es gibt vier Klimazonen: im Norden herrscht atlantisches Klima, in den westlichen Tälern von Álava und in der Llanada Alavesa herrscht subatlantisches Klima, und es gibt auch ein Gebiet mit submediterranem Klima. Im Süden, im Ebrobecken und in der Rioja Alavesa, herrscht Kontinentalklima mit trockenen und heißen Sommern. Die Küste der Autonomen Gemeinschaft Baskenland erstreckt sich über eine Länge von 246 km, das entspricht 5,1 % der gesamten spanischen Küsten. Guipúzcoa hat eine 92 km lange Küste, Biscayas Küste ist 154 km lang. Der Golf von Biscaya ist der Teil des Atlantischen Ozeans zwischen Kap Ortegal in Galicien (Spanien) und der Landspitze von Penmarc'h in der Bretagne (Frankreich). Gelegentlich

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

bezieht sich der Begriff „Golf von Biscaya” ganz klar auf den östlichsten Teil dieses Meeresabschnitts. In Spanien nimmt man häufig das Kantabrische Meer als geografischen Bezug. Es ist ein Teil des Meeres, das an der Küste Kantabriens liegt.

Karte 4: Relief der Erde und des Ozeans

Die Südküste ist steil und abschüssig. Der Festlandsockel ist sehr schmal und wechselt fast übergangslos in die Kontinentalfußzone. Es gibt kleine Buchten, die meistens von den fjordartigen Flussmündungen geformt werden und sich an einer so zerklüfteten Küste sehr gut als Häfen eignen. Doch wird durch das Gefälle der Flüsse Gestein angeschlämmt, das sich aufhäufen kann und dadurch den Zugang zu den Häfen erschwert. Zwischen Deva und Zumaya gibt es eine Gezeitenebene, die sich weniger ausgeprägt bis nach Ondárroa erstreckt. Diese Formation ist durch den Einfluss der Brandung auf die Steilküste entstanden, wo sich durch die Gezeiten eine Stufe herausgebildet hat. An diesem Teil der Küste sind die Voraussetzungen für Häfen am schlechtesten. Das Kantabrische Meer stellt einen Übergang zwischen den kalten nördlichen und den gemäßigten tropischen Meeren dar. Das zeigt sich auch aus ökologischer Sicht, denn es ist eine Übergangszone für Kaltwasserpflanzen und -tiere. Die Wassertemperatur ist nahe der französischen Küste höher. Der Salzgehalt variiert je nach den Regenfällen. Die Gezeiten sind stark ausgeprägt. Durch das Kantabrische Meer fließt der Golfstrom, der den Konturen des Festlandsockels entgegen dem Uhrzeigersinn folgt. Der Wind weht überwiegend aus Nordwest. Er entsteht aus der Kombination zwischen dem Azorenhoch und den Tiefdruckgebieten über den Britischen Inseln und der Nordsee. Deshalb ist das Kantabrische Meer sehr stürmisch und die Wellen erreichen Höhen zwischen 2,5 und 3 m. Im April/Mai und September/Oktober kann der Wind plötzlich umschlagen und aus Westen wehen. Dann erreichen die Wellen eine Höhe von über 9 m.

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Die Fischerei im Baskenland

2. FISCHEREIFLOTTE In dieser Mitteilung finden nur baskische Fischereifahrzeuge Berücksichtigung, die unter spanischer Flagge fahren. Daneben sind baskische Schiffseigner an Unternehmen aus anderen Mitgliedstaaten oder Drittländern oder an gemischtwirtschaftlichen Unternehmen beteiligt. Andere besitzen Schiffe, die unter der Flagge anderer Mitgliedstaaten oder von Drittländern fahren. Es ist schwierig, diese Flotte zahlenmäßig darzustellen und zu untersuchen. Gleichwohl sind diese Schiffe in die Fischereitätigkeit des Baskenlandes eingebunden, sei es durch die Anlandungen oder durch die Anheuerung von in der Autonomen Gemeinschaft ansässigen Besatzungsmitgliedern. Innerhalb der spanischen Fischereiflotte nimmt die baskische nach der galicischen Flotte den zweiten Platz ein. Sie verfügt zwar lediglich über 2 % der Schiffe, hat aber einen Anteil von 19 % an der Tonnage und von 14 % an der Maschinenleistung. Dies ist den sehr großen Abmessungen der Schiffe in einigen Segmenten wie beispielsweise der Thunfisch-Frosterflotte oder der Hochseefischereiflotte geschuldet. Die Schiffseigner haben sich spezialisiert, d. h. ihre Schiffe gehören zu jeweils ganz spezifischen Segmenten, und zwar zur:

• Küstenfischereiflotte, • Hochseefischereiflotte, • Thunfisch-Frosterflotte und • Kabeljauflotte. • Ein fünftes Segment – die Frosttrawler – gibt es seit 2003 nicht mehr.

Grafik 1: Verteilung der baskischen Fischereiflotte pro Segment. 2008

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

Schiffe 77% 12% 2% 9%

Tonnage 21% 11% 5% 63%

Maschinenleistung 32% 10% 4% 54%

Küstenfischereiflotte

Hochseefischereiflotte

KabeljauflotteThunfischfroste

r

Quelle: EUSTAT. Vom Verfasser erstellt

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

Tabelle 2: Verteilung der baskischen Fischereiflotte pro Segment. 2008

Segment Anzahl Schiffe

Tonnage (t) Leistung (kW) t/Schiff kW/Schiff

Küstenfischereiflotte 210 12 963 64 005 62 305Hochseefischereiflotte 34 7 046 20 222 207 595Kabeljauflotte 5 3 261 8 60 652 1 772Thunfisch-Frosterflotte 25 39 145 108 946 1 566 4 358Insgesamt 274 62 415 202 033 228 737

Quelle: EUSTAT. Vom Verfasser erstellt Die Fischereiflotte des Baskenlandes ist schnell gewachsen, nachdem 1961 das Gesetz über die Erneuerung und Erhaltung der Fischereiflotte (Lei de Renovación y Protección de la Flota Pesquera)1 verkündet wurde. Es zielte auf die beschleunigte Modernisierung des Fischereiwesens ab, sollte aber auch einigen in Schwierigkeiten geratenen Werften Arbeit verschaffen. Bis 1974 wurde vor allem die Hochseeflotte mit öffentlichen Geldern finanziert, mit deren Hilfe hauptsächlich Schiffe mit einer Tonnage von über 150 t gebaut wurden. Am stärksten gewachsen sind die Kabeljauflotte und die Thunfisch-Frosterflotte, in geringerem Ausmaß die Hochseeflotte. Die handwerkliche Flotte vergrößerte sich ebenfalls, während sich die Zahl der Küstenfischereifahrzeuge (zu denen damals laut Definition Schiffe mit einer Tonnage von 20 bis 100 t zählten) leicht verringert hat, obwohl ihre Tonnage und vor allem ihre Leistung gestiegen sind. Nach einer kurzen, gleichwohl intensiven Wachstumsphase sah sich die Flotte mit unerwarteten Problemen konfrontiert. 1977 wurden die Ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) überall auf 200 Seemeilen erweitert. Dem von den USA 1945 mit der „Truman-Erklärung” eingeleiteten Prozess schlossen sich 1952 Peru, Chile und Ekuador an. Die Folgen waren jedoch in der baskischen Fischereiflotte bereits 1976 zu spüren, als Kanada und Norwegen ihre AWZ ausdehnten. Die Lage wurde noch schwieriger, als die Mitgliedstaaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1977 nachzogen. Deshalb musste ein Teil der Flotte in weiter entfernte Fischfanggründe aufbrechen. Infolge der ersten Erdölkrise fiel das mit einem Preisanstieg bei den Treibstoffen zusammen. Zudem befanden sich viele für die baskische Flotte maßgebliche Bestände in einem kritischen Zustand. Innerhalb kurzer Zeit war die Flotte besonders im Segment der größeren Schiffe für die verfügbaren Bestände überdimensioniert. Die Überdimensionierung blieb nicht das einzige Problem, denn auch die technischen Leistungsmerkmale und die Erträge verringerten sich drastisch. Andererseits schrumpfte der Markt für Stockfisch. Mit der zunehmenden Kaufkraft in Spanien wurde statt Stockfisch eher Frischfisch konsumiert. Zudem verloren einige gefasste Beschlüsse das Große und Ganze aus den Augen. Das Segment der Frosttrawler wurde gefördert, selbst, als der Vertrieb und die Haushalte noch gar keine Geräte zur Aufrechterhaltung der Kühlkette besaßen. Deshalb hatte die Frosttrawler-Flotte Absatzschwierigkeiten auf dem Markt. Alles in allem erfuhr die baskische Flotte ein sehr schnelles Wachstum, dem kurz darauf eine tiefe Krise folgte. Die Flotte musste umstrukturiert werden, und so wurden Maßnahmen für ein besseres Flottenmanagement ergriffen. Da nach wie vor ein Missverhältnis zwischen den Fischbeständen und der Kapazität der Fischereiflotte besteht, gelten diese Maßnahmen bis heute.

1 Gesetz 147/1961 vom 23. September über die Erneuerung und Erhaltung der Fischereiflotte. Staatsanzeiger:

Amtsblatt Madrid Nummer 311 vom 29.12.1961.

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Die Fischerei im Baskenland

Grafik 2: Entwicklung der Anzahl der Schiffe pro Flottensegment. 1995=100

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KüstenfischereiflotteHochseefischereiflotteKabeljauflotteThunfischfrosterFrosttrawlerTOTAL

Quelle: EUSTAT. Vom Verfasser erstellt

Die baskische Fischereiflotte durchlief einen massiven Umstrukturierungsprozess, der sowohl von Reduzierung als auch von Erneuerung und Modernisierung gekennzeichnet war. Insgesamt ist der Bestand in allen Segmenten geschrumpft, auch wenn die Zahl der Thunfischfroster nicht so stark gesunken ist. Die deutlichste Flottenreduzierung erfolgte während des dritten Mehrjährigen Ausrichtungsprogramms (MAP III) von 1992 bis 1996. Grafik 3: Entwicklung der baskischen Fischereiflotte

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SchiffeTonnageMachinenleistung

Quelle: Gemeinschaftliches Fischereiflottenregister. Vom Verfasser erstellt

Die Flottenreduzierung im Rahmen des MAP III hielt bis 1998 an. Dann wurde nach Inkrafttreten des Zugang/Abgang-Systems in einem weitaus geringeren Umfang reduziert. Die Anzahl der Schiffe hat sich viel stärker verringert als die Tonnage oder die

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

Maschinenleistung. Die Leistung hat sich nur unerheblich verringert, und die Tonnage verblieb auf dem Niveau von 1998. Im Verlauf der Umstrukturierung hat sich das Durchschnittsalter der baskischen Flotte ganz besonders bei den Küstenfischereifahrzeugen spürbar verringert. Hingegen ist die Kabeljauflotte viel älter als die anderen Segmente.

2.1. Küstenfischereiflotte Durchschnittlich arbeiten auf einem Küstenfischereifahrzeug sieben Besatzungsmitglieder. Die mittlere Tonnage liegt bei 62 t, die mittlere Leistung bei 305 kW, wobei es große Unterschiede gibt. Die Küstenfischereiflotte praktiziert in Abhängigkeit von den gefangenen Fischen, den eingesetzten Fanggeräten und auch von der Größe des Schiffes zwei Fangmethoden. Die wichtigste Fangmethode ist die „Oberflächenfischerei“, bei der wandernde pelagische Arten mit dem Umschließungsnetz oder mit der Schleppangelleine gefangen werden. Die zweite Methode ist die „handwerkliche Fischerei oder Seehechtfischerei” für den Fang demersaler Arten in Küstennähe. Die Zielarten der handwerklichen Fischerei sind sehr vielfältig, während die Oberflächenfischerei sehr stark auf dem Fang von Sardellen und Bonito beruht. Die Küstenfischer fangen von März bis Juni Sardellen und von Juni bis Oktober Bonito. Danach läuft ein Teil der Fischereifahrzeuge zum Atlantik oder zum Mittelmeer aus. Die übrigen Schiffe bleiben in Küstennähe und fischen Sardinen, Bastardmakrelen und andere Arten. Etwa 75 % der Küstenfischereiflotte betreibt handwerkliche Fischerei. Die durchschnittlichen Parameter fallen bei der handwerklichen Fischerei geringer aus. So besteht die Besatzung im Durchschnitt aus nicht einmal vier Mitgliedern, die durchschnittliche Tonnage liegt bei 29 t, und die mittlere Maschinenleistung liegt bei 177 kW. Vorwiegend handelt es sich um Familienunternehmen, bei denen der Eigentümer auch Schiffsführer ist oder zur Besatzung gehört. Traditionell sind die Besatzungsmitglieder der Küstenfischereiflotte gewinnbeteiligt. Die Betriebsausgaben für das Schiff werden vom Verkaufsertrag für die Fänge abgezogen. Von dem sich daraus ergebenden Betrag bekommen die Besatzungsmitglieder 47 % und der Schiffseigner 53 %. Dieses System zwingt zur Steigerung der Fänge, um ein höheres Einkommen zu erzielen. Der Einführung technischer Neuerungen in der Fangtätigkeit war es allerdings nicht förderlich. Die handwerkliche Küstenfischereiflotte läuft zum Fang in die Küstengebiete bis zu zwölf Seemeilen aus und bleibt normalerweise weniger als 24 Stunden im Einsatz. Für den Fang von Bonito mit Schleppangelleinen fahren einige größere Schiffe jedoch im Sommer in weiter entlegene Fanggründe. In der handwerklichen Fischereiflotte werden recht unterschiedliche Fanggeräte eingesetzt, deren Vielfalt mit der Zeit weiter abnehmen wird. Generell handelt es sich um selektives Fanggerät wie Schleppangelleinen, Vertikalleinen, Langleinen oder Kiemennetze. Die Hochseefischereiflotte ist umfassend erneuert worden. Dieses Segment wurde grundüberholt, und die neu eingeführte Technik erlaubt ein besseres Arbeiten an Bord. Trotzdem muss die Fangtätigkeit vor allem bei Umschließungsnetzen und Lebendködern weiter mechanisiert und automatisiert werden. Diese Notwendigkeit ergibt sich aus den hohen Anforderungen, die an qualifizierte Arbeitskräfte gestellt werden, an denen es

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Die Fischerei im Baskenland

mitunter mangelt. Es waren zwar wesentliche Fortschritte zu verzeichnen, gleichwohl können die Arbeitsbedingungen und vor allem die Sicherheit an Bord noch verbessert werden. Durch den Einbau neuer Technologien gelang es, den Treibstoffverbrauch bei den Fangmethoden, für die weitere Wege zurückzulegen sind, zum Beispiel beim Fang von Bonito mit Schleppangelleinen oder Lebendköder, zu senken.

2.2. Hochseefischereiflotte Dieses Segment hatte am meisten mit den widrigen Umständen der letzten Jahrzehnte zu kämpfen. Es war direkt vom eingeschränkten Zugang zu den Fischereiressourcen betroffen. Die Hochseefischereiflotte lief traditionell zum Fang im Gran Sol, in der Irischen See, und zum 58. Grad nördlicher Breite aus. 1977 wurde ihre Fangtätigkeit durch die Erweiterung der AWZ stark eingeschränkt. Zudem wurden die Bestände einiger ihrer Zielarten sehr stark dezimiert. Die Erträge gingen zurück. Gegenwärtig leidet das Segment aus kommerzieller Sicht unter der Konkurrenz von Erzeugnissen aus Drittländern. Die Hochseefischereiflotte lag in den Häfen von Pasajes, Ondárroa und Bilbao. Die Krise, von der dieses Segment seit Mitte der 1970er Jahre erfasst wurde, hat diesen Häfen sehr stark zugesetzt. Im Hafen von Pasajes waren die Auswirkungen doppelt zu spüren, da auch die Kabeljauflotte betroffen war. In Pasajes ist die Fischereitätigkeit stark eingeschränkt worden, in Bilbao ist sie sogar ganz zum Erliegen gekommen. Zur Besatzung in der Hochseefischereiflotte gehören im Durchschnitt pro Schiff zwölf Mitglieder an. Die durchschnittliche Tonnage beträgt 207 t, die durchschnittliche Maschinenleistung liegt bei 595 kW. Die Trawler verwendeten traditionelle Fanggeräte, die so genannten bakas und bous. Diese Fanggeräte mussten über die Bordwand ausgeworfen und eingeholt werden. Heutzutage hat sich ihre Nutzung überlebt. Die meisten Fischereifahrzeuge, die „bakas” verwendet haben, sind durch Schiffe mit Heckrampe ersetzt worden, womit der Ablauf schneller und sicherer wird. Es gibt aber noch das eine oder andere Schiff, das die klassischen „bakas“ einsetzt. Dagegen sind die „bous“ sind verschwunden. Meist sind sie durch Gespannschleppnetze ersetzt worden. Die Investitionen für die weitere Umstellung auf Gespannschleppnetze sind jedoch ebenso wie die Erträge zurückgegangen. Jedenfalls ist die Handhabung dieser Fanggeräte durch den Einsatz von Sensoren umfassend modernisiert worden. Neben den Fischereifahrzeugen, die Schleppnetze verwenden, gibt es einige wenige Schiffe, auf denen stationäres Fanggerät, Langleinen oder Kiemennetze zum Einsatz kommen. Infolge des bedenklichen Zustands der Seehechtbestände kam es auch zu einer Diversifizierung der Zielarten, besonders bei den Schiffen, die Langleinen verwenden.

2.3. Kabeljauflotte Parallel zur Verschlechterung des Zustands der Bestände und zur Quotenreduzierung kam es zum Niedergang der baskischen Kabeljauflotte, die heute nicht mehr als ein Schatten dessen ist, was sie vor einigen Jahrzehnten war und nur noch über drei Schiffe verfügt. Es sei daran erinnert, dass es 1973 im Hafen von Pasajes noch 73 Kabeljaufänger gab.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

Bevor der Zustand der Kabeljaubestände kritisch wurde, gab es in der Kabeljauflotte eine sehr starke Unternehmenskonzentration. Ende der 1960er Jahre war „Pesquerías y Secaderos de Bacalao de España” (PYSBE) Eigentümer einer Flotte, auf die mehr als 23 % der Tonnage der Flotte im Hafen von Pasajes entfielen. Das Unternehmen hatte auch einen eigenen Kai zur Verfügung und besaß Trocknungsanlagen für Kabeljau. Ende der 1960er Jahre brach die Krise aus und die Fänge verringerten sich drastisch. Die PYSBE-Schiffe waren auf Kabeljau für Stockfisch spezialisiert und hatten keine oder nur geringe Möglichkeiten, sich auf andere Zielarten einzustellen. Daraufhin legte PYSBE 1974 einen Krisenbericht vor und stellte seine Tätigkeit ein. Das Unternehmen gab seine Konzession für den Kai an den Staat zurück, und die Anlagen wurden abgerissen. Als 1976 Norwegen und Kanada ihre Ausschließlichen Wirtschaftzonen ausdehnten, wurde die Lage noch misslicher. Mit der zunehmenden Kaufkraft in Spanien Ende der 1970er Jahre wandte man sich auch anderen Erzeugnissen zu. Es sank der Preis für Kabeljau, und die Warenvorräte an „grünem Stockfisch“ (gesalzener, aber noch nicht getrockneter Stockfisch) häuften sich an. Der Niedergang in diesem Segment zeigte sich sowohl in der Überalterung und fehlenden Erneuerung der Schiffe als auch im Rückgang der Fischereitätigkeit in solchen Häfen wie Pasajes. Die Überalterung dieser Flotte ist unübersehbar: lediglich ein Schiff wurde 2006 gebaut, die beiden übrigen sind vierzig Jahre alt. Zurzeit sieht es so aus, dass die Fischereitätigkeit in diesem Segment sehr stark zurückgegangen ist und nur noch drei oder vier Monate im Jahr ausgeübt. Obwohl die Flotte im Nordwestatlantik (OPANO) über eine Quote für Schwarzen Heilbutt verfügt, konzentriert sie sich im Wesentlichen auf den Fang von arktischem Kabeljau und Schellfisch in diesen Gewässern. Im Durchschnitt arbeiten auf einem Kabeljaufänger 25 Besatzungsmitglieder. Die durchschnittliche Tonnage beträgt 652 t, die durchschnittliche Maschinenleistung liegt bei 1 772 kW.

2.4. Thunfisch-Frosterflotte Die Thunfisch-Frosterflotte ist überwiegend im Hafen von Bermeo registriert, aber die meisten Schiffe operieren von entfernten Häfen aus. Die Ringwadenfischereiflotte ist zum Fang in den tropischen Gebieten des Atlantischen und Indischen Ozeans unterwegs. Die Thunfisch-Frosterflotte ist in der baskischen Fischereiflotte das dynamischste Segment. Im Durchschnitt arbeiten auf jedem Thunfischfroster 25 Besatzungsmitglieder. Die durchschnittliche Tonnage beträgt 1 566 t, die durchschnittliche Maschinenleistung liegt bei 4 358 kW. Doch gibt es im Ergebnis des Erneuerungsprozesses in diesem Segment Thunfischfänger sehr unterschiedlicher Größe. Sechs Schiffe haben eine Länge über alles von mehr als 100 m, weitere zehn Schiffe haben eine Gesamtlänge zwischen 75 und 88 m. Die Erneuerung der Flotte zeigte sich nicht nur an der zunehmenden Größe der Schiffe. Es wurden auch das Tiefgefrieren an Bord eingeführt und neue Netzeinholer zum Verstauen der Netze eingebaut. Die Fänge von tropischem Thunfisch sind mehr oder weniger stabil geblieben, doch die Preise stiegen nicht in demselben Maße wie die Kosten. Der Markt ist dem Druck der Importe von ganzen Thunfischen aus Asien und Südamerika ausgesetzt.

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Die Fischerei im Baskenland

Kurzbericht 1: Piraterie im Indischen Ozean

Im Indischen Ozean sind die Thunfischfänger von Piraten bedroht, die von Somalia aus operieren. In der Tat sind zwei baskische Thunfischfänger entführt worden. Die im Eigentum des baskischen Fischereiunternehmens „Pesquera Vasco Montañesa (Pevasa)” stehende „Playa de Bakio“ war vom 20. bis zum 26. April 2008 in den Händen der Entführer. Am 2. Juni 2008 hat der UN-Sicherheitsrat eine Resolution verabschiedet, der zufolge ausländische Schiffe nach vorheriger Zustimmung durch die somalischen Behörden Piratenschiffe in den Gewässern Somalias verfolgen dürfen. Die Resolution stützt sich auf Kapitel VII der Charta der Vereinten Nationen, wonach zur Umsetzung der Beschlüsse des Sicherheitsrates die Anwendung von Gewalt möglich ist. Später, am 3. September 2009, gelang es der im Eigentum des Unternehmens „Echebastar fleet S.L.” stehenden „Alakrana“, 495 Seemeilen von Somalia entfernt einer versuchten Entführung zu entgehen. Allerdings wurde sie dann am 3. Oktober 2009 413 Seemeilen vor der Südküste Somalias, weit entfernt vom Operationsgebiet der Mission Atalanta, entführt. Am 17. November 2009 wurde das Schiff nach 47 Tagen befreit. Am 2. November 2009 wurde die spanische Gesetzgebung geändert2: Dem Sicherheitspersonal ist es nun erlaubt, auf den unter spanischer Flagge fahrenden Schiffen Bewaffnung bis 12,7 mm zu verwenden. Auf Schiffen, die unter der Flagge der Seychellen fahren, ist die Anwesenheit von militärischem Personal und der Besitz von mehr Waffen als auf spanischen Schiffen erlaubt.

2 Die Verfügung PRE/2914/2009 vom 30. Oktober führt die Bestimmungen der Königlichen Anordnung 1628/2009

vom 30. Oktober aus. Hier werden bestimmte Vorschriften aus der per Königlicher Anordnung 2364/1994 vom 9. Dezember beschlossenen Verordnung über Privatversicherungen und aus der per Königlicher Anordnung 137/1993 vom 29. Januar beschlossenen Waffenverordnung geändert.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Die Fischerei im Baskenland

3. FISCHEREIHÄFEN Im Gemeinschaftlichen Fischereiflottenregister sind 24 Fischereihäfen eingetragen. In letzter Zeit ist in einigen Häfen die Fischereitätigkeit eingestellt worden und es gibt Häfen, in denen überhaupt kein Fischereifahrzeug registriert ist. 1990 waren in 21 Häfen Fischereifahrzeuge registriert, heute sind es nur noch 16 Häfen, von denen drei (Elanchove, Mundaca und Bilbao) jeweils für lediglich ein Schiff Heimathafen sind. In den letzten zwanzig Jahren sind die Fischereifahrzeuge aus fünf Häfen (Zumaya, Zarauz, Deva, Las Arenas und Algorta) verschwunden. Früher waren in den wichtigsten Häfen des Baskenlandes Fischerei- und Handelstätigkeit miteinander verbunden. Die kleinen Häfen waren aber traditionell auf den Fischfang und dabei vor allem auf die Küstenfischerei spezialisiert. Doch in den letzten Jahrzehnten hat sich die Arbeit in den Häfen grundlegend geändert. Karte 5: Wichtigste Fischereihäfen

Die Häfen im Baskenland haben sich auf bestimmte Fischereien spezialisiert. Das ist auf die natürlichen Bedingungen der Häfen und auf andere Faktoren wie die Ansiedlung bestimmter Betriebe oder unternehmerische Entscheidungen zurückzuführen. Die bewegte Geschichte der Fischerei in den letzten fünfzig Jahren hat zu radikalen Veränderungen in der Fischereitätigkeit in einigen Häfen geführt. So wurde aufgrund der Probleme der Hochseeschiffe und Frosttrawler die Fischereitätigkeit im Hafen von Bilbao praktisch eingestellt. Auch im Hafen von Pasajes haben die seit den 1970er Jahren bestehenden Schwierigkeiten im Kabeljaufang einen Rückgang der Fischereitätigkeit bewirkt. Daher haben sich die Häfen von Bilbao und Pasajes auf die Handelstätigkeit spezialisiert. Im Hafen von Pasajes gibt es noch eine ansehnliche Fischereitätigkeit, aber sie

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

ist viel weniger bedeutend als die Handelstätigkeit. In Bilbao dagegen ist die Fischereitätigkeit völlig unerheblich. Dafür ist die Bedeutung des Hafens von Bermeo dank der Konservenindustrie und der Entscheidungen einiger Schiffseigner gestiegen – zumindest wuchs die Zahl der registrierten Schiffe wegen der Thunfischfroster. Die Fischereitätigkeit ist hauptsächlich auf fünf Häfen aufgeteilt: Guetaria, Ondárroa, Bermeo, Pasajes und Fuenterrabía. Zwei davon – Ondárroa und Bermeo – liegen in der Provinz Biscaya. Dort sind die meisten Schiffe der Hochseefischereiflotte eingetragen. In den drei wichtigsten Häfen in Guipúzcoa (Guetaria, Pasajes und Fuenterrabía) wird dagegen ein hoher Prozentsatz der Fänge der Küstenfischerei angelandet. Auf die Häfen von Ondárroa, Pasajes, Guetaria, Bermeo und Fuenterrabía entfallen 70 % der Gesamteinkünfte und 75 % der Beschäftigung im Fischereisektor der CAPV. Berücksichtigt man nur den Fangsektor, so erhöhen sich diese Prozentsätze auf 93 % bzw. 88 %. Tabelle 3: Verteilung der pro Hafen registrierten Flotte. 2010

HAFEN Anzahl Schiffe

Tonnage (BRT)

Leistung (kW)

Durchschnittl. Tonnage

(BRT/Schiff)

Durchschnitll. Leistung

(kW/Schiff) BERMEO 28 % 71 % 65 % 794 1.225 ONDARROA 13 % 12 % 9 % 291 380 PASAJES 9 % 5 % 4 % 179 256 FUENTERRABIA 12 % 4 % 8 % 118 365 GUETARIA 11 % 4 % 6 % 122 285 ORIO 3 % 2 % 3 % 191 562 LEQUEITIO 5 % 1 % 1 % 47 160 SAN SEBASTIAN 5 % 0 % 1 % 29 115 MOTRICO 1 % 0 % 0 % 81 195 SANTURCE 4 % 0 % 1 % 22 102 CIERVANA 3 % 0 % 1 % 30 108 Andere Häfen 7 % 0 % 1 % 8 46 INSGESAMT 100 % 100 % 100 % 317 534

Quelle: Gemeinschaftliches Fischereiflottenregister. Vom Verfasser erstellt Der Anteil an Tonnage und Leistung ist im Hafen von Bermeo so hoch, weil dort die Thunfisch-Frosterflotte eingetragen ist. Normalerweise laufen diese Schiffe von Häfen aus, die in den tropischen Gebieten des Atlantischen und Indischen Ozeans liegen. Im Hafen von Ondárroa ist wiederum ein großer Teil der Hochseefischereiflotte registriert. In den anderen Häfen ist vor allem die Küstenfischereiflotte zu Hause, wobei der Hafen von Pasajes drei Kabeljaufänger verzeichnet, die noch in Betrieb sind. Im Hafen von Pasajes ist die Flotte der kleinen Küstenfischereifahrzeuge mit der abnehmenden Zahl der Kabeljaufänger und Frosttrawler angewachsen. Um zu überleben sind einige arbeitslose Fischer aus anderen Bereichen auf die Küstenfischerei mit kleinen Schiffen ausgewichen. Im Hafen von Pasajes liegt bei 14 der 23 registrierten Fischereifahrzeuge die Tonnage unter 20 t.

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Die Fischerei im Baskenland

Grafik 4: Entwicklung der Tonnage bei den in den wichtigsten Häfen registrierten Schiffen

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PASAJESFUENTERRABIAGUETARIABERMEOONDARROA

Quelle: Gemeinschaftliches Fischereiflottenregister. Vom Verfasser erstellt Auf Grund der Spezialisierung der Häfen spiegelt die Entwicklung der in ihnen registrierten Schiffe die dynamische Entwicklung der einzelnen Flottensegmente wider. So hat sich die Flotte im Hafen von Bermeo erweitert, während in den anderen Häfen ein Rückgang zu verzeichnen ist. Das ist darauf zurückzuführen, dass nur das Segment der Thunfischfroster wächst und so die Reduzierung anderer Flottensegmente ausgleicht. Tabelle 4: Verteilung der Anlandungen der Küstenfischerei pro Hafen.

Durchschnitt 2003-2008. HAFEN Sar-

delle Thun Bonito Bastard-

makrele See-hecht

Grau-barsch

Makre-le

Andere Arten

Insge-samt

Guetaria 27 % 27 % 39 % 13 % 55 % 31 % 25 % 27 %

Ondárroa 26 % 3 % 10 % 62 % 0 % 26 % 12 % 29 % 22 %

Bermeo 7 % 1 % 27 % 2 % 3 % 35 % 12 % 19 %

Pasajes 16 % 0 % 1 % 17 % 99 % 3 % 2 % 19 % 14 %

Fuenterrabía 19 % 66 % 17 % 3 % 0 % 11 % 16 % 10 % 13 %

San Sebastián 1 % 3 % 3 % 1 % 0 % 1 % 2 % 3 % 2 %

Lequeitio 3 % 0 % 2 % 1 % 0 % 0 % 3 % 1 % 2 %

Motrico 1 % 0 % 0 % 0 % 0 % 0 % 0 % 0 %

Armintza 0 % 0 % 0 % 0 % 0 % 0 %

Elanchove 0 % 0 % 0 % 0 % 0 %

Mundaca 0 % 0 % 0 % 0 % 0 %

Santurce 0 % 0 % 0 %

Insgesamt 100 % 100 % 100 % 100 % 100 % 100 % 100 % 100 % 100 %

Quelle: EUSTAT. Vom Verfasser erstellt Die Registrierung eines Schiffs in einem bestimmten Hafen bedeutet nicht unbedingt, dass die Anlandungen zum Hafenbetrieb beitragen. Die in Bermeo registrierten Thunfischfroster zum Beispiel verrichten ihre Arbeit in fernen Meeren; im Hafen von Bermeo liegen sie fast

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

nur in Ausnahmefällen. Deshalb soll für die Untersuchung des Hafenbetriebs auch die Verteilung der Anlandungen der Küstenfischereiflotte berücksichtigt werden (siehe Tabelle 4). Hauptsächlich werden die Fänge der Küstenfischerei in Guetaria und Bermeo angelandet. Dafür steigt die Bedeutung der Häfen von Ondárroa und Pasajes dank der Anlandungen der Hochseefischereiflotte. In diesen beiden Häfen werden die meisten Entladungsarbeiten durchgeführt. Auf die Häfen von Ondárroa, Pasajes, Guetaria, Bermeo und Fuenterrabía entfallen 70 % der Gesamteinkünfte und 75 % der Beschäftigung im Fischereisektor der Autonomen Gemeinschaft Baskenland. Berücksichtigt man nur den Fangsektor, so erhöhen sich diese Prozentsätze auf 93 % bzw. 88 %. Die wichtigsten Fischereihäfen verfügen über Auktionshallen für den Fischverkauf, Gefrieranlagen, Eisfabriken, Stapler, Kräne, Waagen und andere Strukturen. Bermeo, Lequeitio, Ondárroa, Motrico, Guetaria, San Sebastián, Pasajes und Fuenterrabía sind in der Autonomen Gemeinschaft Baskenland die Fischereihäfen mit Auktionshallen. Im Zeitraum von 1980 bis 2000 wurden beispielsweise die Häfen in Ondárroa, Fuenterrabía, Guetaria und Bermeo modernisiert. Die Modernisierung umfasste allerdings nur die Hafeninfrastruktur für die Steuerung und den Umschlag der Fänge. In den Häfen der Autonomen Gemeinschaft Baskenland ist nicht genug Platz, es fehlen zweckmäßige Einrichtungen für die Lagerung, Verarbeitung und Vermarktung des Fischs, und das Angebot integrierter Dienste ist ungenügend. Die Kaianlagen sind dürftig, und die Käufer finden keine geeigneten Einrichtungen vor. Da besonders Silos mit gekühltem Wasser für die Lagerung zu Lande fehlen, müssen Kisten mit Eis verwendet werden. Das bedeutet einen Arbeitsschritt mehr und verschlechtert die Lagerungsbedingungen. In Lagersilos mit gekühltem Wasser könnte der Fisch bis zum Verarbeiten oder Gefrieren unter optimalen Bedingungen lagern. Es gibt auch keine passenden Anlagen für die Sortierung und Vorbereitung der zu verarbeitenden Fische, hauptsächlich Makrelen, Bastardmakrelen und Sardinen. Im Übrigen ist die Modernisierung der Fischereihäfen der Autonomen Gemeinschaft Baskenland keineswegs vergleichbar mit der Modernisierung der Häfen Galiciens, Kantabriens oder Frankreichs, deren Flotten ihre Fänge mit geringeren Umschlagskosten vermarkten können. Deshalb landet die baskische Flotte ihre Fänge immer häufiger in anderen Häfen an. In Bermeo ist die größte Küstenfischereiflotte des Baskenlands zu Hause. Im dortigen Hafen sind auch die meisten Thunfischfroster registriert. Daneben gibt es in Bermeo eine große Zahl von Großhandels- und Exportunternehmen, Konservenbetrieben und Reederverbänden. Mit dem Bau des Außenhafens und einer neuen Auktionshalle ist der Hafen modernisiert worden. Guetaria gehört zu den wichtigsten Häfen für die Küstenfischereiflotte des Baskenlandes. Neben Exportbetrieben und Herstellern von gesalzenem Fisch gibt es in dort Bassins für Muscheln und Krustentiere und einen Hubschrauberlandeplatz. Aufgrund der Entfernung zwischen dem Kai und den Anlagen der Großhändler sind im Hafen von Guetaria die Transportkosten höher und der Umschlag des Fischs dauert länger. Der Hafen von Ondárroa liegt an der Flussmündung des Artibai. Von Belang sind die Anlandungen von Bastardmakrelen, Graubarschen, Sardellen und anderen Küstenfischen. Es ist der wichtigste Hochseefischereihafen im Baskenland, er beherbergt jedoch auch einen großen Teil der handwerklichen und der Küstenfischereiflotte. Bei der Modernisierung

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Die Fischerei im Baskenland

wurden neue Zugänge mit einer Brücke über den Fluss sowie eine neue Auktionshalle und zwei Hafenbecken gebaut, und der Hafen verfügt über ein Schleppschiff. Fuenterrabía ist ein wichtiger Küstenfischereihafen. Er liegt an der Flussmündung des Bidasoa. Die Infrastruktur ist verbessert worden, ein neues Hafenbecken und eine neue Auktionshalle für den Fischverkauf wurden gebaut. Der Hafen verfügt über Werftanlagen. Der Hafen von Pasajes liegt an der Flussmündung des Arditurri. Wie bereits erläutert, wird in Pasajes gleichzeitig Fischerei- und Handelstätigkeit betrieben, wobei der Handel überwiegt. In der Vergangenheit war die Fischereitätigkeit sehr bedeutend, aber wie die Flotte und die Kabeljau verarbeitende Industrie, von der sie in großem Maße abhing, ging auch sie zurück.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Die Fischerei im Baskenland

4. FISCHEREIEN Die Fischereitätigkeit wird von der Fischereiaufsicht (SIP) der Direktion für Fischerei und Aquakultur der Baskischen Regierung und den Dienststellen des Ministeriums für Umwelt, ländlichen Raum und Meeresumwelt (MARM) überwacht und kontrolliert. Der SIP steht bedeutend mehr Personal zur Verfügung als dem MARM. Die baskische Fischereiflotte fängt jährlich etwa 200 000 t Fisch, die auf wenige Arten beschränkt sind. Der Fischereisektor ist nicht flexibel genug, um den Fang auf andere Bestände neu auszurichten. Im Allgemeinen wird Mehrartenfischerei betrieben. Etwa 78 % der Fänge entfallen auf Thunfisch, 15 % auf pelagische Arten und die restlichen 7 % auf demersale Arten aus europäischen Gewässern. Die von der handwerklichen Flotte befischten Ressourcen fallen wirtschaftlich kaum ins Gewicht, sie sind aber für den Lebensunterhalt der von der Fischerei abhängigen Bevölkerung sehr wichtig. Die Populationen der von der baskischen Fischereiflotte gefangenen Zielarten waren bzw. sind in einem schwierigen Zustand. Am problematischsten ist die Lage für den Kabeljau im Nordwestatlantik, für den Roten Thun, den nördlichen Seehecht und die Sardelle. Der Fang von nördlichem Seehecht und von Sardellen ist vorübergehend eingestellt worden. In den letzten dreißig Jahren ist die baskische Fischereiflotte in ihrer Tätigkeit enorm eingeschränkt worden. Als Gründe sind dafür unter anderem die Ausdehnung der Ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) 1977, die Änderungen der Vorschriften vor dem Beitritt Spaniens zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und eine extrem lange Übergangszeit zu nennen. Auch die Flottenreduzierung und der schlechte Zustand der Fischbestände haben dazu beigetragen.

4.1. Pelagische Arten Für die Fischerei im Baskenland waren die kleinen pelagischen Arten schon immer sehr wichtig, wobei sie allerdings in den letzten Jahren an Bedeutung verloren haben. Sardellen (Engraulis encrasicolus) und Makrelen bzw. Europäische Makrelen (Scomber scombrus) machen den größten Teil der Fänge von kleinen pelagischen Fischen aus. Es wurden auch größere Mengen an Bastardmakrelen bzw. Stöcker (Trachurus trachurus) und Sardinen (Sardina pilchardus) gefangen. Die meisten Fänge werden in den ICES-Bereichen VIIIc und VIIIb von der mit dem Umschließungsnetz arbeitenden Flotte getätigt. Bastardmakrelen werden auch von Schiffen, die Schleppnetze und Langleinen einsetzen, gefangen. Die mit Handleinen ausgerüsteten Fischereifahrzeuge fangen auch Makrelen. Die pelagischen Bestände in den europäischen Gewässern befinden sich in einem besseren Zustand als die demersalen Bestände. Allerdings hat sich der Zustand der Sardellenbestände im Golf von Biscaya derart verschlechtert, dass die Fischerei 2006 eingestellt werden musste. Bastardmakrelen und Makrelen sind überfischt. Zum anderen kam es zu konjunkturellen Problemen. So gingen beispielsweise die Sardinen- und Makrelenfänge 2003 infolge der vom Untergang der „Prestige“ verursachten Ölpest sehr stark zurück.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

Grafik 5: Küstenfischerei. Anlandungen von pelagischen Fischen.

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SardelleBastardmakreleMakrele

Quelle: EUSTAT. Vom Verfasser erstellt Nachdem die Sardellenfischerei im Golf von Biscaya fünf Jahre lang eingestellt war, wird sie 2010 wieder aufgenommen. Doch sind nur sehr geringe Fangmengen zugelassen (5 400 t für Spanien und 1 600 t für Frankreich). Da etwa 25 % der Fänge für den Frischverzehr bestimmt sind, muss sich die Konservenindustrie weiter mit Sardellen versorgen, die außerhalb des Kantabrischen Meeres gefischt werden.

4.2. Demersale Arten Der größte Teil der demersalen Arten, seien es Fische, Krustentiere oder Kopffüßer, wird von der Hochseefischereiflotte im Kantabrischen Meer oder in weiter entfernten Gewässern der Gemeinschaft gefangen. Etwa 60 % der demersalen Arten werden in Gewässern der Gemeinschaft und 40 % vor Spitzbergen gefangen. Traditionell handelte es sich hier um eine typische Küstenfischerei. Dann begann die baskische Flotte, in weiter entfernte Gewässer zum Fang auszulaufen, bis zu den Fischgründen im Gran Sol und Keltischen Meer, zur Porcupine Bank und den westlichen Gewässern Irlands, zu den Gewässern im Nordwesten Schottlands und sogar zum Rockall-Plateau. Wegen des Zugangs zu diesen Fanggründen nannte man die Fische „Hochsee-Frischfische”, weil sie gekühlt angelandet wurden. Wichtigste Zielart ist der Seehecht (Merluccius merluccius) mit den größten Fangmengen und dem höchsten wirtschaftlichen Wert. Doch handelt es sich um Mehrartenfischereien, bei denen auch die Fänge von Kaisergranat (Nephrops norvegicus), Seeteufel (Lophius piscatorius) und Flügelbutt (Lepidorhombus spp) von Belang sind. Es gibt weitere Beifänge wie bestimmte Kopffüßerarten oder Tiefseefische. Viele demersale Zielarten befinden sich in einem schlechten Zustand. Insbesondere für Seehecht und Kaisergranat gibt es einen umfassenden Wiederauffüllungsplan. Dagegen sind die Bestände von nördlichem Seehecht dabei, sich voll und ganz zu erholen.

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Die Fischerei im Baskenland

Grafik 6: Küstenfischerei. Anlandungen von Seehecht.

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SeehechtGraubarsch

Quelle: EUSTAT. Vom Verfasser erstellt Die Zahl der demersale Arten fangenden Fischereifahrzeuge hat sich in den letzten fünfzehn Jahren um 60 % verringert. Diese Flotte verwendet verschiedene Fanggeräte: Schleppnetze, Leinen oder Kiemennetze, und alle dienen verschiedenen Fangmethoden. Einige traditionelle Schlepptechniken wie die „bous“ oder „bakas“ werden nach und nach von Doppelnetzen (für Plattfische oder Seeteufel) oder Gespannschleppnetzen mit großer vertikaler Öffnung abgelöst. Noch gibt es eine gewisse Zahl von „bakas“, mit denen mehrere Arten gefangen werden. Auch die Verwendung von Langleinen unterliegt der Veränderung und ist nur noch außerhalb des Golfs von Biscaya üblich. Auf einigen Schiffen, auf denen Langleinen zum Einsatz kamen, hat man sich auf Netze mit großer vertikaler Öffnung umgestellt, aber auch auf Stellnetze. In der Küstenfischerei werden hin und wieder noch Langleinen verwendet. Kiemennetze kamen traditionell bei der handwerklichen Küstenfischerei zum Einsatz. Aber auch einige Langleinenfänger verwenden sie jetzt für den Seehechtfang. Von den demersalen Arten seien aufgrund der Besonderheiten und der Geschichte der Kabeljauflotte insbesondere der Kabeljau und vergesellschaftete Arten erwähnt. Neben Kabeljau (Gadus morhua) fischt die Kabeljauflotte auch Schwarzen Heilbutt (Reinhardtius hippoglossoides) und Schellfisch (Melanogrammus aeglefinus). Die baskische Kabeljauflotte hat in Pasajes ihren Heimathafen. Diese Flotte war traditionell in den Fischgründen von Neufundland (NAFO-Gebiet) zum Fang unterwegs. Doch gerade in den Gewässern vor Neufundland bestehen die größten Probleme mit den Beständen, und die drei für die baskische Kabeljauflotte zugänglichen Kabeljau-Populationen drohen auszusterben und unterliegen einem Fangstopp. Angesichts der Probleme in diesem Fanggrund zählen nur noch drei Schiffe zur Kabeljauflotte. Zudem ist ein Teil der Fischereitätigkeit in die nordöstliche Arktis, insbesondere nach Spitzbergen (ICES-Bereich IIB) und an die norwegische Küste verlegt

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

worden. Die baskische Flotte war bereits zuvor in diesem Gebiet unterwegs, jedoch nur saisonal. Wegen des erschwerten Zugangs zu den Fischgründen im Nordwestatlantik und dem schlechten Zustand der Bestände weicht die baskische Kabeljauflotte besonders im Sommer immer mehr in das Gebiet von Spitzbergen aus, um ihre Quoten für Kabeljau und arktischen Schellfisch zu fangen.

4.3. Thunfische Thunfische werden sowohl von der Küstenfischereiflotte als auch von den Thunfischfrostern gefangen. Die Küstenfischereiflotte fängt Thunfischarten aus den gemäßigten Gewässern im Golf von Biscaya, die Thunfischfroster betreiben den Fang in den tropischen Gewässern des Atlantischen, Indischen und Pazifischen Ozeans. 68 % der Thunfischfänge stammen aus den tropischen Gewässern des Indischen Ozeans, 26 % aus den tropischen Gewässern des Atlantiks und 6 % aus gemäßigten Gewässern. Zielarten der Küstenfischerei sind weißer Thun oder Langflossenthun (Thunnus alalunga) und Roter Thun oder gewöhnlicher Thun (Thunnus thynnus). Der Weiße Thun ist für die baskische Küstenfischereiflotte kommerziell besonders interessant. Weißer Thun wird mit Lebendködern oder Schleppangelleinen im Golf von Biscaya oder in dessen Nähe gefangen. Wenn keine Saison für die Küstenfischerei ist, fährt ein Teil der Flotte mitten in den Zentralatlantik oder ins Mittelmeer. Der Zustand der Bestände ist bei Weißem Thun nicht so dramatisch wie bei Rotem Thun, aber seine Fänge gehen langsam zurück. Grafik 7: Küstenfischerei. Anlandungen von Thunfischen.

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2.000

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Roter Thun

Thun oderLangflossenthun

Quelle: EUSTAT. Vom Verfasser erstellt Traditionell wird Roter Thun mit Lebendködern von Schiffen aus Fuenterrabía und in geringerem Maße aus Guetaria gefangen. Die Fänge stammen aus den östlichen Beständen (Ostatlantik und Mittelmeer). Diese Population steht kurz vor dem Aussterben, und über ihre Quoten wird akribisch in der Internationalen Kommission zur Erhaltung der Thunfischbestände im Atlantik (ICCAT) verhandelt.

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Die Fischerei im Baskenland

Zielarten der Thunfischfroster sind Echter Bonito (Katsuwonus pelamis), Gelbflossenthun (Thunnus albacares) und Großaugenthun (Thunnus obesus). 46 % der von der baskischen Flotte eingeholten Fänge von tropischen Thunfischen entfallen auf den Echten Bonito, dessen Bestände unterfischt sind. Gelbflossenthun hat einen Anteil von 46 % an den Fängen. Der Großaugenthun im Atlantischen und im Indischen Ozean ist überfischt, auf ihn entfallen jedoch lediglich 8 % der Fänge. Der Zustand hat sich bei einigen dieser Populationen durch die Nutzung von Fischsammelvorrichtungen in den 1990er Jahren verschlechtert. Treibende Objekte ziehen den Fisch an und erhöhen so die Fangkapazität und die Fänge von Jungfischen. Die asiatischen Langleinenfischer haben ihren Aufwand in Bezug auf den Laicherbestand ebenfalls verstärkt, vor allem beim Großaugenthun. Seit 1997 haben die drei europäischen Organisationen der Schiffseigner von Thunfischfrostern vereinbart, Schutzgebiete einzurichten und zu bestimmten Zeiten treibende Objekte zu verwenden. Diese Maßnahme ist seit 1999 von der ICCAT zur Anwendung im tropischen Atlantik übernommen worden.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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Die Fischerei im Baskenland

5. AQUAKULTUR Im Baskenland ist die Aquakultur aufgrund fehlender geeigneter Flächen nur sehr wenig entwickelt. Es gibt kaum Aquakultur-Arten, die der starken Strömung, dem Wellengang und der Temperatur im Kantabrischen Meer angepasst sind. Zudem erschweren – wenn nicht gar verhindern – die meteorologischen und hydrografischen Bedingungen die Aquakultur auf offener See. Des Weiteren ist die Küste zu sehr zerklüftet. Die ausgedehnte Gezeitenebene und fehlende saubere breite Flussmündungen erschweren die Entwicklung der Aquakultur an der Küste. Einschränkend wirkt, dass um die Küstennutzung konkurriert wird (Erhaltung, Tourismus, Strände, Stadtplanung usw.) und dass nur wenig Boden an der Küste zur Verfügung steht. Die bestehenden Anlagen verwenden sowohl für die Meeres- als auch für die Süßwasser-Aquakultur meist Behälter mit Rezirkulationssystem. Tabelle 5: Aquakultur-Unternehmen

Provinz Unternehmen Ort Gezüchtete Arten

Guipúzcoa Acuivas Usurbil Europäischer Aal Guipúzcoa Orrua Itxasondo Arraiak, S.A. Guetaria Steinbutt Guipúzcoa Piscifactoría de Irún

(Regierungsbezirk Guipúzcoa) Irún Atlantischer Lachs,

Meerforelle Guipúzcoa Piscifactoria de Rodaballo Culmanor,

S.A. San Sebastián Steinbutt

Guipúzcoa Sociedad de Pesca de Tolosa (Regierungsbezirk Guipúzcoa)

Tolosa Atlantischer Lachs, Meerforelle

Biscaya Diputación Foral de Vizcaya (Regierungsbezirk Biscaya)

Bilbao Atlantischer Lachs, Meerforelle

Álava Nuestra Señora de Ibernalo (NUSI) Campezo Regenbogenforelle, Forellen n.n.b.

Unter diesen Bedingungen gibt es sehr wenige Meeres- und Binnenfischzuchtbetriebe. Es gab Initiativen für die Erzeugung von Teppichmuscheln und anderen Arten (Tintenfisch, Hummer, Wolfsbarsch usw.), doch das waren immer kleine Projekte eher zu Forschungszwecken. In den Regierungsbezirken Guipúzcoa und Biscaya gibt es Aufzuchtbetriebe für Süßwasserfische und in Motrico eine Schule für Aquakultur.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

Grafik 8: Aquakulturproduktion im Baskenland

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2003 2004 2005 2006 2007 2008

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Regenbogenforelle

Aal

Steinbutt

Quelle: EUSTAT. Vom Verfasser erstellt Die Steinbutterzeugung ist aufgegeben worden, weil sie nach Inbetriebnahme der galicischen Fischzuchtanlagen nicht mehr rentabel war. Außerdem ist die Wassertemperatur des Kantabrischen Meeres im Sommer der Zucht von Steinbutt nicht dienlich. In der Fischzuchtanlage Orrua, in der bisher ausschließlich Steinbutt erzeugt wurde, soll Kabeljau gezüchtet werden. Ab Februar 2010 wird mit der Aufzucht von Kabeljau-Fischbrut begonnen. Das wird die erste Erfahrung dieser Art im Süden Europas sein. Das Projekt soll in Guetaria mit Unterstützung des Zentrums für Meerestechnologie und Nahrungsmittel (AZTI-Tecnalia) und eines norwegischen Unternehmens entwickelt werden.

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Die Fischerei im Baskenland

6. VERMARKTUNG An der Vermarktung sind die Fischauktionshallen für den Erstverkauf, die exportierenden Großhändler, die Zentralmärkte, die Einzelhändler und die großen Verbrauchermärkte beteiligt. Fischereihäfen mit Auktionshallen gibt es in Bermeo, Lequeitio, Ondárroa, Motrico, Guetaria, San Sebastián, Pasajes und Fuenterrabía. Die Häfen mit den meisten Abnehmern sind Ondárroa (60 Groß- und mittelständische Abnehmer) und Pasajes (40). Von sehr viel weniger Bedeutung sind die Häfen in Bermeo (6), Guetaria (4) und Fuenterrabía (3). Im Rahmen der Umgestaltungen und Erneuerungen der Küstenfischereiflotte wurden die Hafeninfrastrukturen für die Steuerung und den Umschlag der Fänge nicht ausgebaut. Die Modernisierung der Fischereihäfen in der Autonomen Gemeinschaft Baskenland ist nicht so weit vorangeschritten wie in den Häfen Galiciens, Kantabriens oder Frankreichs, wo die Umschlagskosten geringer sind. Deshalb landet die baskische Flotte ihren Fang immer häufiger in anderen Häfen an. Aus diesem Grund und wegen des anhaltenden Rückgangs der Fänge verringern sich die in den Auktionshallen vermarkteten Mengen merklich. In den Auktionshallen werden die Anlandungen im Hafen und Fische, die mit Lastkraftwagen von anderen Bezugsquellen angeliefert werden, vermarktet. Die ständige Zunahme der Fischimporte, die sich bei einigen Arten bereits auf mehr als 50 % der Gesamtmenge belaufen, spielen eine ausschlaggebende Rolle bei der Preisbildung. In den Auktionshallen wird nur mit Frischfisch gehandelt. Sie tragen nicht durch Erstverarbeitung zur Wertschöpfung bei. Das mindert die Wettbewerbsfähigkeit der einheimischen Produktion gegenüber importierten Erzeugnissen, die schon gesäubert und filetiert ankommen. Die einzelnen Flottensegmente, insbesondere die Küstenfischereiflotte und die Hochseefischereiflotte, arbeiten eigenständig und unkoordiniert. Das Fischangebot der Küstenfischerei ist nicht gut geordnet und der Konkurrenz durch den immer stärker konzentrierten Vertrieb kaum gewachsen. Der Vermarktungssektor ist desorganisiert und kann kaum auf den immer stärker konzentrierten Vertrieb reagieren. Die Anlagen der in den Häfen tätigen Großhändler reichen nicht aus, um bei Produktionsspitzen den angelandeten Fisch zu vertreiben. Mitunter werden durch die Entfernung zwischen dem Kai und den Anlagen der Großhändler die Transportkosten in die Höhe getrieben und der Umschlag zieht sich hin. MERCABILBAO ist ein wichtiger Großmarkt. Der Anteil der in der Autonomen Gemeinschaft Baskenland erzielten Fänge an den im MERCABILBAO vermarkteten Frischfischmengen beläuft sich auf 25 %. Aus der CAPV stammender Gefrierfisch macht etwas mehr als 1 % der Gesamtmengen aus. Im Baskenland bestehen etwas mehr als dreihundert Fischvermarktungseinrichtungen mit über 1 500 Beschäftigen. Im Augenblick versorgen sich die Haushalte noch vorwiegend in traditionellen Geschäften, an zweiter Stelle stehen die Supermärkte und weit dahinter kommen die Verbrauchergroßmärkte. Der Marktanteil der Supermärkte und Verbrauchergroßmärkte wächst jedoch ständig. Für die Veränderungen in der Vermarktung gibt es sehr unterschiedliche Gründe:

• der wachsende Verbrauch durch die Restaurants,

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

• die Diskrepanz zwischen den einheimischen Fangmengen und der steigenden Nachfrage,

• die Stagnation des lokalen Angebots • die zunehmende Bedeutung des Vertriebs über die großen Verbrauchermärkte

anstelle der traditionellen Geschäfte.

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Die Fischerei im Baskenland

7. VERARBEITUNGSINDUSTRIE Die Verarbeitungsindustrie im Baskenland hat zu hohe Produktionskapazitäten, die das Ergebnis großer Investitionen aus FIAF-Mitteln sind. Gleichzeitig zur Kapazitätssteigerung schwanden die traditionellen Fischgründe, so dass auf Rohstoffe aus anderen Quellen zurückgegriffen werden musste. Auch der Preisdruck durch Importe aus Drittländern mit geringeren Produktionskosten wirkt sich negativ auf die Verarbeitungsindustrie aus. Die Konservenindustrie nimmt etwa 75 % der Fänge ab und schafft drei Viertel der Arbeitsplätze in der Verarbeitungsindustrie. Bedeutung hat auch die Herstellung von Gefriererzeugnissen, auch Räucherfisch wird produziert. In der Autonomen Gemeinschaft Baskenland gibt es 70 Fischverarbeitungsbetriebe. Die meisten Betriebe befinden sich in Guipúzcoa. Der Ort mit den meisten Betrieben ist Bermeo. Es gibt weitere Industrieansiedlungen in Ondárroa und den Nachbargemeinden Motrico und Berriatúa. Was die Beschäftigung betrifft, so überwiegen die Klein- und Kleinstunternehmen, auch wenn es noch zehn mittlere bzw. große Betriebe gibt. Tabelle 6: Wichtigste Kennziffern der Fischverarbeitungsindustrie im Baskenland.

2007

Beschäftigte 1 954

Verkauf Produkt (in Tausend EUR) 473 088 Rohstoffverbrauch (in Tausend EUR) 273 525 Investitionen in Sachanlagen (in Tausend EUR) 25 288 Nettoverkauf Produkt/Beschäftigter (in Tausend EUR) 242,1 Personalausgaben/ Nettoverkauf Produkt (%) 10,5 % Rohstoffverbrauch / Nettoverkauf Produkt (%) 57,8 % Wertschöpfung/Beschäftigter (in Tausend EUR) (*) 46,3 Betriebsüberschuss (in Millionen EUR) (**) 40,9 Bruttomarge (%) (***) 8,7 % (*) Wertschöpfung/Beschäftigter = Produktivität (**) Betriebesüberschuss = Wertschöpfung -Personalausgaben (***) Bruttomarge = (Betriebsüberschuss/ Nettoverkäufe Produkt)*100

Quelle: Generaldirektion für Industrie und Nahrungsmittelmärkte des Ministeriums für Umwelt, ländliche Gebiete und Meeresumwelt

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

Die Entwicklung der Konservenindustrie begann mit Bonito und Sardellen. Sie hängt von wenigen Fischarten ab (Bonito, Sardelle, Makrele und Bastardmakrele). Einige dieser Arten werden nur gefangen, wenn die Küstenfischerei Saison hat. Diese Saisonabhängigkeit hat Auswirkungen auf die Arbeitsbelastung in der Konservenindustrie. Im Sektor vollziehen sich umfangreiche Umstrukturierungen. In den letzten zehn Jahren sind vierzehn Betriebe aufgegeben worden, die überwiegend Gefrierfisch hergestellt hatten. Nichtsdestoweniger ist die Produktion der Verarbeitungsindustrie gestiegen.

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Die Fischerei im Baskenland

8. VERBÄNDE In der Autonomen Gemeinschaft Baskenland gibt es vier Erzeugerorganisationen, von denen drei bereits vor dem Beitritt Spaniens zu den Europäischen Gemeinschaften anerkannt waren. Lediglich die Erzeugerorganisation der Hochseefischerei des Hafens von Ondárroa (OPPAO) wurde erst 2001 anerkannt. Tabelle 7: Erzeugerorganisationen im Baskenland

Provinz Ort Erzeugerorganisation Nr. EO Datum der Anerken-

nung

Fischerei-tätigkeit

GUIPUZCOA San Sebastián

Organización de productores de pesca de bajura de Guipuzcoa (Erzeugerorganisation der Küstenfischerei von Guipuzcoa) (OPEGUI)

OPP-5 07/07/1986 Küsten- und Hochsee-fischerei

BISCAYA Bermeo Organización de productores de túnidos congelados (Organisation der Erzeuger von gefrorenem Thunfisch) (OPTUC)

OPP-2 07/07/1986 Hochsee-fischerei

BISCAYA Bilbao Organización de productores de pesca de bajura de Vizcaya (Erzeugerorganisation der Küstenfischerei von Biskaya) (OPESCAYA)

OPP-6 07/07/1986 Küsten- und Hochsee-fischerei

BISCAYA Ondárroa Organización de Productores de Pesca de Altura del Puerto de Ondárroa (Erzeugerorganisation der Hochseefischerei des Hafens von Ondárroa) (OPPAO)

OPP-52 04/05/2001 Hochsee-fischerei

Quelle: ABEG (98/C 92/03 vom 27/3/98). Vom Verfasser erstellt Einige Fischereiunternehmen des Baskenlandes gehören auch zu Erzeugerorganisationen anderer Autonomer Gemeinschaften. Beispielsweise gehören zu der in Madrid ansässigen Erzeugerorganisation der großen Thunfischfroster (OPAGAC) Unternehmen wie Aiztzugana (Mundaca, Biscaya), Igorre, S.L. (Mundaca, Biscaya) oder Nicra 7 (Bermeo, Biscaya). Zwei Schiffe dieser Unternehmen sind im Atlantik und zwei im Pazifik zum Fischfang unterwegs. Die OPAGAC und die OPTUC gehören zum Branchenverband INTERATUN. Daneben gibt es Verbände der Verarbeitungsindustrie und des Vermarktungssektors wie die Nationale Vereinigung der Erzeuger von Fisch- und Muschelkonserven (ANFACO) und der Nationale Verband der Vereinigungen der Konservenhersteller. Einige Fischereiunternehmen des Baskenlandes sind auch in anderen Vereinigungen organisiert, zum Beispiel in der Vereinigung der Fischereiunternehmen für Kabeljau, kabeljauartige und vergesellschaftete Arten (ARBAC). Die Frischfischfänger gehören zur Vereinigung kleiner und mittlerer Hochseefischer Nord- und Nordostspaniens (NORPESC). Vor Jahren gab es zwei weitere Organisationen, die in Erzeugerorganisationen aufgegangen sind. Die Berufsvereinigungen der Fischer sind Organisationen öffentlichen Rechts mit eigener Rechtspersönlichkeit. Sie sind rechtlich verankert als Bindeglied für das Zusammenwirken des Fischereisektors mit der öffentlichen Verwaltung und als Interessenvertreter des Fischereisektors und der Organisation und Vermarktung seiner Erzeugnisse.

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

Grundlage für die die Arbeit der Berufsvereinigungen der Fischer bilden das Gesetz 16/1998 vom 25. Juni über die Berufsvereinigungen der Fischer und der Erlass 115/2005 vom 17. Mai über die Registrierung der Berufsvereinigungen der Fischer und der Dachverbände der Berufsvereinigungen im Baskenland und die Kommunikationssysteme. Alle Berufsvereinigungen der Autonomen Gemeinschaft Baskenland und ihre Dachverbände sind in einem Register bei der Direktion für Fischerei und Aquakultur erfasst. Die Eintragung im Register ist Voraussetzung für ihre Existenz und Rechtsgültigkeit. Alle Berufsvereinigungen der Fischer im Baskenland sind zurzeit in zwei Provinzverbänden organisiert. Offiziell und einzeln anerkannt sind nur die Berufsvereinigungen in acht Häfen der Provinz Biscaya (Ondárroa, Bermeo, Lequeitio, Armintza, Elanchove, Mundaca, Santurce und Ciérvana) und in sechs Häfen der Provinz Guipúzcoa (Guetaria, Pasajes, Fuenterrabía, San Sebastián, Motrico und Orio). In den Berufsvereinigungen sind die Schiffseigner und die Besatzungen vertreten, die ihre Tätigkeit an Bord von Fischereifahrzeugen ausüben, deren Heimathafen im Bereich der Berufsvereinigung liegt. In den Berufsvereinigungen können darüber hinaus Personen mit Sitz aber ohne Stimmrecht mitarbeiten, die in den letzten fünf Jahren ihrer Berufstätigkeit Mitglieder waren, aber nun für immer erwerbsunfähig oder berentet sind.

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Die Fischerei im Baskenland

9. FORSCHUNG Die integrierte Bewirtschaftung der Meeresressourcen und ihre Verarbeitung zu Nahrungsmitteln erfordert ein umfassendes spezialisiertes Wissen. Sowohl öffentliche Verwaltungen als auch Institutionen und Unternehmen, deren Arbeitsschwerpunkt die Meeresumwelt ist, fordern für ihre Managemententscheidungen ständig Informationen zu Innovationen und technologischen Fortschritten an. Die Stiftung AZTI ist ein Technologiezentrum, das auf die Meeresforschung, Fischereiwissenschaft und Nahrungsmittelforschung spezialisiert ist. Als Rechtspersönlichkeit ist sie eine gemeinnützige private Stiftung, deren Ziel die soziale Entwicklung und bessere Wettbewerbsfähigkeit der Fischerei und der damit verbundenen Tätigkeiten durch Forschung und technologische Innovation ist. Sie entwickelt spezielle und ganzheitliche Projekte für den Umgang mit der Meeresumwelt, die nachhaltige Fischerei und die damit verbundene Nahrungsmittelindustrie. Die Stiftung, deren Umsatz sich 2008 auf 17 Millionen Euro belief, hat über 200 Beschäftigte. AZTI-Tecnalia arbeitet an der Untersuchung der Meeresressourcen und ihrer Verarbeitung zu Qualitätserzeugnissen, um zur nachhaltigen Entwicklung der Meeresumwelt beizutragen. Darüber hinaus ist die Forschung auf die Nachhaltigkeit der Fischereitätigkeit, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der Flotte, die verantwortungsvolle Fangpraxis und die Steigerung der Qualität und Wertschöpfung der Fischereierzeugnisse gerichtet. AZTI-Tecnalia hat sechs Forschungs- und Entwicklungsbereiche:

• Fischereimanagement, • Meerestechnologie, • Innovative Technologien in der Aquakultur, • Lebensmitteltechnologie, • Integriertes Küstenzonenmanagement und • Operationelle Ozeanographie.

FORSCHUNGS- UND ENTWICKLUNGSBEREICHE

Fischereimanagement

Bewertung der Fisch- und Meeresfrüchte-bestände

Entwicklung von Managementmodellen zur Simulierung verschiedener Bewirtschaftungs- und Fangszenarien unter Verwendung von Instrumenten für die Raum-Zeit-Analyse und die Anwendung auf multispezifische Fischereien und verschiedene Flotten

Erforschung neuer Bewertungsmethoden der Bestände durch direkte Maßnahmen mit ichthyologisch-planktonischen, akustischen und optischen Methoden sowie CUFES (Continuous, Underway Fish Egg Sampler)

Fischerei-biologie

Untersuchung der biologischen Parameter (Genetik, Wachstum, Reproduktion, Pathologie und Parasitenbefall) und des Verhaltens (Verteilung und Wanderung) bei verschiedenen kommerzialisierten Arten

Meeres-ökosysteme

Erforschung der Auswirkungen der Veränderlichkeit der Natur und des Klimawandels auf die biologische Produktivität, Planktonaktivität, Aufstockung der Bestände, Kopplung biologischer und physikalischer Modelle usw.

Sozioökonomie der Fischerei

Entwicklung neuer Modelle für die Fischereiforschung einschließlich des sozioökonomischen Elements für eine neue Bewirtschaftung der Fischbestände

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

Meerestechnologie

Innovative Fanggeräte und Fischereibetrieb

Entwicklung von Prototypen für Fanggeräte und Fischereiausrüstungen

Erforschung des Verhaltens der Arten gegenüber Fanggeräten, Gerätschaften, Ortungs- und Anlockungssystemen (Akustik, Lebendköder usw.)

Verbessertes Design der Fanggeräte und Gerätschaften durch Modellversuche und visuelle und akustische Überwachung

Entwicklung von sicheren und komfortablen Anlagen an Bord der Fischereifahrzeuge

Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnologien im Fischereibetrieb

Entwicklung neuer Technologien zur Meeresbeobachtung

Entwicklung schwimmender Plattformen ohne Besatzung (UAV) und mit Instrumenten bestückter Bojen für die Analyse der Meeresumwelt, sowie robuster Sensoren für Kontaminierungen vor Ort

Entwicklung neuer spezifischer Schlagwörter für die Untersuchung der Meerestiere (tags)

Software für Datenverarbeitung und Ad-hoc-Benutzerschnittstelle

Innovative Technologien in der Aquakultur

Entwicklung von Ausrüstungen für das Telemonitoring der Aquakulturanlagen durch akustische und optische Technologien

Entwicklung der Technologie für die Produktion von Fischbrut in Inkubatoren

Verbesserung der Fischzucht in Käfigen im offenen Meer

Lebensmitteltechnologie

Neue Produkte

Entwicklung von Halb- und Fertigerzeugnissen aus Fisch

Entwicklung von Fischereierzeugnissen mit funktionalen Eigenschaften

Entwicklung neuer Formate und Verpackungen

Beschreibung von im Fisch enthaltenen Biomolekülen und Bestandteilen

Nahrungsmittel-qualität und Nahrungsmittel-sicherheit

Entwicklung von Ortungssystemen

Entwicklung von Validierungsmodellen zur Gewährleistung der Qualität und Herkunft der Produkte

Vorbeugung gegen Ernährungsrisiken

Entwicklung neuer Technologien für die Konservierung, Dekontamination und Sortierung von Fisch

Entwicklung von Verfahren für die Nutzung und Aufwertung von Nebenprodukten

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Die Fischerei im Baskenland

Integriertes Küstenzonenmanagement

Umweltmanagement der Meeresumwelt

Erforschung der Entwicklung der Umweltqualität im Küstengebiet

Entwicklung neuer Umweltindikatoren (AMBI ©)

Umweltbelastung Entwicklung von Bewertungsmodellen und –methoden in Bezug auf anthropogene Einwirkungen und Einflüsse auf die natürliche Umwelt

Schutz und Erholung der Meeresumwelt und Mündungs-gebiete

Entwicklung von Nutzungsmodellen

Anfertigung von Studien für die Erklärung zum Meeresschutzgebiet und über bedrohte Meeresfische

Operationelle Ozeanographie

Entwicklung und Verbesserung prädiktiver Modelle

Erforschung neuer biophysikalischer Modelle und ihrer Optimierung für die Datenassimilation

Entwicklung von Vorhersagemodellen in Bezug auf Wellengang und Sturm zur besseren Kenntnis der Wechselwirkung Atmosphäre-Ozean und des Verhaltens der Meeresströmungen

Beobachtung der Meeresumwelt

Anwendung bestehender und in Entwicklung befindlicher Technologien

Entwicklung von Informationssystemen zum Wechselklima, gestützt auf die Satelliteninformation mit hoher Raumauflösung

Einführung in Entwicklung befindlicher Technologien zur Küstenüberwachung (Videoüberwachung, mehrstrahlige Sonden, Ozeanwetterstationen, SAR - Synthetic Aperture Radar -, LIDAR - Light Detection And Ranging-, usw.)

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Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik

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NOTIZEN

Landwirtschaft und ländliche Entwicklung

Kultur und Bildung

Fischerei

Regionale Entwicklung

Verkehr und Fremdenverkehr

B Rolle

Die Fachabteilungen sind Forschungsreferate, die die Ausschüsse, interparlamentarischen Delegationen und andere parlamentarische Einrichtungen beraten.

PolitikbereicheLandwirtschaft und ländliche EntwicklungKultur und BildungFischereiRegionale EntwicklungVerkehr und Fremdenverkehr

DokumenteSiehe Website des Europäischen Parlaments: http://www.europarl.europa.eu/studies

FachabteilungStruktur- und kohäSionSpolitik

Bildnachweise: istock international inc., Photodisk, Phovoir

Generaldirektion interne Politikbereiche

Generaldirektion interne Politikbereiche

FachabteilungStruktur- und kohäSionSpolitik B

Verkehr und Fremdenverkehr

Regionale Entwicklung

Fischerei

Kultur und Bildung

Landwirtschaft und ländliche Entwicklung