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KULTURWANDERWEG DEFEREGGENTAL Einzigartig, sehenswert Urlaubsregion Defereggental, Tel. +43.50.212.600, [email protected], www.defereggental-info.at

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KULTURWANDERWEG DEFEREGGENTAL Einzigartig, sehenswert

Urlaubsregion Defereggental, Tel. +43.50.212.600, [email protected], www.defereggental-info.at

Lesen Sie in den folgenden Seiten Wissenswertes über das Defereggental in Osttirol, auf der Südseite der Alpen, über seine Geschichte, Leute und lohnenswerte Wanderungen im Tal mit einem Mix aus Natur und Kultur.

Mit Beiträgen von Dr. M. Huber ,Mag. H. Kröll und Dr. W. Potacs.

Aus dem Inhalt:Historischer Überblick Bauer-Händler-Fabrikanten St. Jakob in Defereggen St. Veit in Defereggen Hopfgarten in Defereggen

Literaturhinweise (allgemein zum Defereggental):W. Mair, Osttiroler Wanderbuch, Innsbruck 1, Auflage, 1978Das Wanderbuch enthält neben praktischen Wandervorschlägen auch zahlreiche kulturhistorische Erläuterungen.

Deferegger KostbarkeitenDiese Buchserie wurde im Jahre 2000 begonnen. Sie wird vom Verein „Heimat Defereggen“ herausgegeben.

H. Kröll – G. Stemberger, Defereggen. Eine Landschaft in Tirol, Wien 1985Dieses Buch ist das Standardwerk zum Defereggental: Natur, Geschichte, Brauchtum, Dialekt … - alles ist hier zu finden.

H. Kröll, St. Jakob in Defereggen. Tal und Leute um 1900, Wien 1989Das photographische Werk des Tischlers Josef Ladstätter, vulgo Kofler Sepp.

H. Kröll, Eine postalische Wanderung durch das Defereggental, Wien 1997eine historische Postkartensammlung .

H. Kröll, Defereggen mit Pinsel und Stift, Defereggen 2002Eine Sammlung von Zeichnungen und Gemälden, die das Defereggental gesehen durch Künstler zeigt

Österreichische Kunsttopographie, Bd. 57, Teil 3Osttirol: Isel-, Defereggen-, Kalser-, Virgental, Horn 2007, S. 199-298.

KULTURFühRER DEFEREGGENTAL

hISTORISChER üBERBLICK

Die frühesten menschlichen Spuren von Osttirol wurden im Gebiet von St. Jakob gefunden. Sie stammen aus der Mittleren Steinzeit (8. - 6. Jh. v. Chr.). Spuren einer Besiedelung sind sie je-doch nicht. Eine solche wird erst durch Funde in St. Veit fassbar, die aus den letzten vorchrist-lichen Jahrhunderten stammen. Diese Siedler waren wohl Kelten. Zu ihnen gesellten sich (im 6. und 7. Jh. n. Chr. Slawen. Von beiden Siedlungsgruppen blieben Flurnamen bis heute erhalten. Ob die Slawen bereits Bergbau betrieben ist nicht geklärt. Der Bergname Rudnig (slawisch: „Erzberg“) im Gebiet von Hopfgarten deutet jedoch darauf hin, dass man um die Existenz von Erzvorkommen wusste. Zuletzt kamen die Bajuwaren und zwar von Westen und Süden. Zu-nächst als christliche Missionare, die dann Siedler nachzogen.

Der Bergbau wird im 15. Jh. fassbar. Er fand seinen Höhepunkt im 16. und 17. Jh. Gleichzeitig kam es zum Aufkommen des Protestantismus, der durch harte Maßnahmen (Aussiedlungen) unterdrückt wurde. Nach dem Niedergang des Bergbaus begann der Wanderhandel mit Decken und Wetzsteinen. - Einzelne dieser Händler brachten es zu Ansehen und Wohlstand. Im 19. Jh. wandelten sich einige der Händler zu Fabrikanten (v. a. Strohhutfabriken), die ihre Niederlassungen in der gesamten ehemaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie hatten. Beide Weltkriege forderten einen hohen Blutzoll, wenn auch direkte Kampfhandlungen im Tal selbst nicht stattfanden.

Der wirtschaftliche Aufschwung setzte nach dem Zweiten Weltkrieg erst nach der Unter-zeichnung des Staatsvertrages und dem Abzug der Besatzungsmächte ein. Heute ist das Tal weitgehend vom Sommer- und Wintertourismus geprägt.

Das Handelhaus in St. Jakob (17. Jahrhundert)

Altes Bauernhaus in Defereggen

Durch die Jahrhunderte prägte die bäuerliche Struktur das Tal. In den alpinen Lagen ist die Arbeit schwer und der Ertrag bescheiden, verglichen mit den größeren Anwesen in flacheren Lagen. Die Menschen waren auf ein weiteres Zubrot angewiesen. Eine Zeit lang gab das Umfeld des Kupferbergbaus dazu eine Möglichkeit, wenn auch die Fachleute, die Knappen, von auswärts kamen. Heute würde man sagen, der Bergbau wurde in der frühen Neuzeit ein Opfer der Globalisierung. Das nach Europa importierte Erz aus Südamerika machte die Gruben unrentabel.

Die Bauern, die im Allgemeinen in den Bergtälern, wie dem Defereggental, autark wirtschaf-teten, brachten ein Stück Vieh zu den regionalen Jahrmärkten und versorgten sich mit Waren, die sie nicht selbst herstellen konnten: Sensen, Sicheln, Werkzeug, Salz und als „Luxusware“ vielleicht einen Zuckerhut. Da man mehr nach Hause tragen konnte, als man selbst benöti-gte, versorgte man auch jene Bauern, die nicht zu Markte fuhren und daraus entwickelte sich ein Wanderhändlertum, das die Menschen mit Notwendigem versorgte: besagten Sensen, Wetzsteinen, Birnmehl, das sind gestoßene, getrocknete Birnen (Kletzen), zum Süßen von Speisen und vor allem im Defereggen selbst hergestellte Schüsseln aus Zirbenholz. Im hinteren Defereggental befindet sich auch heute noch der größte zusammenhängende Zirbenwald der Ostalpen.

Die „Teppichkrämer“Die Sternstunde und den Höhepunkt der Deferegger Wanderhändler bildete ein Produkt, dem sie ihren Namen gaben: die Teppiche, auch Kotzen genannt. Gewebt wurden sie in Heimarbeit in St. Sigismund, in der Nähe von Bruneck im Pustertal, aus Schafwolle, Kuh- und Ziegenhaaren und dienten als Teppiche, Decken oder Überwürfe. Sie wurden von den Deferegger Bauern in der Winterszeit, wenn am Hof weniger Arbeit anfiel, auf ihren Wanderschaften als „Deferegger Teppiche“ in ganz Europa zum Kauf angeboten. Kaum ein Hof, aus dem nicht einer oder mehrere Männer, oft Vater und Sohn, auf Wanderschaft gingen. Sie gründeten „Kompanien“ zur Konzentration ihres Kapitals, versicherten sich gegen-seitig gegen Krankheit und andere Fährnisse, sie legten Depots für die Waren in vielen Städten der Monarchie und „im Reich“ an, von wo aus sie Tag für Tag mit ihren „Kraxen“, dem Tragegestell am Rücken, ihre Teppiche von Haus zu Haus feilboten.

Die handelstätigkeiten führten von Paris bis St. Petersburg und Moskau, von Holland und England bis in die Levan-te. Das verschaffte den Deferegger Familien daheim ein wirtschaftliches Überleben. Zur Heumahd kehrten die Männer nach Hause zurück, wo in der Zwischenzeit die Hauptlast der Arbeit am Hof bei den Bäuerinnen lag.

BAUERN - häNDLER - FABRIKANTEN Die „huterer“ - die hutfabrikantenWurde den Defereggern das Tragen der Teppiche zu schwer? Fest steht, dass sie im Venezia-nischen mit den dort hergestellten Strohhüten in Berührung kamen und um 1800 den Handel mit diesen begannen und dass sich binnen weniger Jahrzehnte daraus ein florierendes Strohhutge-werbe mit Fabriken und Verkaufslokalen in kleinen und großen Städten der Österreichisch-Unga-rischen Monarchie entwickelte. Ja, Deferegger Familien wurden zu Fabrikanten.Namen und Firmen wie Oberwalder, Mellitzer, Tegischer, Stemberger, Veider, aber vor allem Ladstätter waren überall bekannt. Ihre Fabriken erzeugten den Hauptanteil aller Strohhüte, die in den Städten der Monarchie getragen wurden. Allein die Fabrik der Deferegger Firma P. Ladstätter & Söhne in Domschale/Krain, im heutigen Slowenien, beschäftigte zweitausend Personen. Die Strohgeflechte wurden in Heimarbeit im Umland der Fabriken hergestellt und zu Hüten der neu-esten Mode verarbeitet. Das Prädikat: „k.u.k. Hoflieferant“ war wohl die Krönung des wirtschaft-lichen Erfolgs – und der Qualität der Produkte.

Die Fabrikanten und ihre Familien, viele Leute aus dem Tal, die in den Fabriken und in den Verkaufslokalen von Florenz bis Lemberg, von Prag über Wien, bis Bukarest, von Marostica bis Temesvar Arbeit fanden, wurden zu Städtern. Auch als solche hielten sie mit dem Tal innigen Kontakt. Hier nannte man sie einfach die „Huterer“, oder „Foschtgiener“ (Fortgeher). Doch sie gingen nicht nur fort, sie kamen auch immer wieder in ihre Heimat, zumindest auf Urlaub zurück. Ihre Begeisterung für das Defereggental teilen sie heute mit den vielen Stammgästen, die seit Jahren das Tal besuchen. Denn längst ist der Tourismus neben der Landwirtschaft das größte wirtschaftliche Standbein der Menschen im Tal geworden.

St. Jakob in DefereggenVon der Kirche über die „Knappenstube“ zum Museumdas historische Ortszentrum von St. JakobBereits im Jahre 1299 wird eine Kirche in St. Jakob zum ersten Mal erwähnt: Vom romanischen Kirchenbau hat sich noch ein Rest in Form der Friedhofskapelle erhalten, während die heutige Pfarrkirche ein mächtiger klassizistischer Bau des frühen 19. Jahrhunderts ist. Ihre Einzigartig-keit beruht auf den 1934/35 entstandenen Deckenfresken des Südtiroler Malers Johann Baptist Oberkofler, die u. a. ein Christkönigsbild mit dem letzten österreichischen Kaiser Karl I. unddem kurz zuvor (25. Juli 1934) von den Nationalsozialisten ermordeten österreichischen Bun-deskanzler Engelbert Dollfuß zeigen.Als zweites Wahrzeichen erhebt sich in unmittelbarer Nähe der Kirche der mächtige Steinbau des so genannten handelhauses, das auf die Zeit des besonders während des Dreißigjährigen Krieges (1618-48) blühenden Kupferbergbaues zurückgeht. In ihm befindet sich das Postamt, eine Dauerausstellung über den Oberhauser Zirbenwald und das Kaffeehaus „Knappenstube“, dessen Name an die Bergwerke erinnert. Fundgegenstände aus den Bergwerken (Werkzeuge, Gebrauchsgegenstände u. a.) befinden sich im 2005 eröffneten Museum Zeitreise Defereggental, ebenfalls im Ortszentrum. Zu den Besonderheiten dieses Museums zählen aber die steinzeitlichen Werkzeuge aus Feuerstein und Bergkristall (ca. 10.000 Jahre alt), die am Hirschbichl in etwa 2200 m Höhe gemacht wurden.Das Prunkstück des Museums ist jedoch der rund 1000 Jahre alte Einbaum aus dem Obersee, Staller Sattel, bei dem es sich um den höchstgelegenen archäologischen Schiffsfund Europas handelt. Das Museum weist auch kleine Sonderausstellungen aus und ist täglich von 9.00 - 20.00 Uhr geöffnet (Eintritt frei).

Auf alten Wegen zu alten häusern: Der WiesenwegIm Ortszentrum haben sich noch einige Steinhäuser erhalten, die auf die Knappenzeit zurück-gehen. Dazu gehört das Barmer Haus und der Gasthof Unterrain. Vom Ortszentrum Richtung Osten verläuft hangseitig der so genannte Wiesenweg, der einstige Hauptweg, als es noch keine Straße gab. Er gibt einen schönen Blick auf den Talboden von St. Jakob frei und ermöglicht Einblicke in die historische Architektur des Tales. Am Ende dieses Weges erreicht man den Ortsteil Oberegg, wo sich jahrhundertealte Bauernhäuser erhalten haben. Die Hofgruppe „Hirbe“ ist ein besonders schönes Beispiel für die bergbäuerliche Archi-tektur im Defereggental.

St. Leonhard, ein gotisches Juwel in DefereggentalAnders als die Pfarrkirche hat die etwa 3 km östlich von St. Jakob-Dorf gelegene Filialkirche St. Leonhard ihr mittelalterliches Ausse-hen fast unversehrt bewahrt. Erbaut Ende des 15. Jahrhunderts stellt sie ein hervorragendes Beispiel der Tiroler Gotik dar, die sich durch eine feine architektonische Formensprache auszeichnet. Im Inneren der Kirche befinden sich Fresken des Südtiroler Malers Simon von Taisten (im Pustertal), eines Schülers von Michael Pa-cher, und eine wertvolle Renaissancezeichnung, die eine hoch-gestellte Persönlichkeit – vermutlich einen Unternehmer aus dem Bergwerkswesen – zeigt. Auch im Ortsteil St. Leonhard und dem benachbarten Ortsteil sieht man zahlreiche Beispiele der Defereg-ger Bauernhäuser, die zur Gänze aus Holz errichtet wurden.

Vitrine im Museum Zeitreise Defereggental

Inneres der Pfarrkirche von St. Veit im Defereggental

Ein Almdorf wie im Bilderbuch:Die Brugger Alm (1.818 m)Wer ein richtiges Almdorf erleben will, dem sei die Wanderung zur Brugger Alm empfohlen: Der Anstieg erfolgt entweder vom Ortszen-trum aus in ca. 2 Stunden, oder aber man fährt mit der Seilbahn auf die Brunnalm (2050 m) und geht dann über den Almweg in einer knappen Stunde zur Alm hinunter. Die Brug-ger Alm wird in ihrer Geschlossenheit und Dichte nur von der Jagdhausalm (siehe unten) übertroffen. Für den hungrigen und durstigen Wanderer besteht die Möglichkeit der Einkehr in der Jausenstation „Brugger Alm“.

über klappernde Mühlen zu hochalpinen Bergwerken: Das Trojer AlmtalMitten durch den Ort St. Jakob fließt der Trojer Almbach, der im Mittelalter auch Mühlbach genannt wurde. Der Name verrät bereits, dass hier einst zahlreiche Mühlen betrieben wurden. Heute sind noch die beiden obersten – erreichbar nach etwa halbstündiger Wanderung – als Schaumühlen in Betrieb. Hochalpin ist hingegen der Anstieg in das weitläufige Gelände des einstigen Bergwerkgebietes „Im Blindis“, das sich bis auf eine Höhe von 2500 m Seehöhe erstreckt. Zu sehen sind die Ruinen der einstigen Knappenhäuser (eines davon wurde archäologisch erforscht und teilweise überdacht) und die riesigen Abraumhalden. Im Sommer werden vom Nationalpark Hohe Tauern regelmäßig geführte Wanderungen angeboten.

Schöne Aussichten: Die Wanderung nach TögischEine leichte Wanderung führt uns in ca. 1 Stunde vom Ortszentrum in den kleinen Weiler Tögisch ). Durch die exponierte Lage blieben in dem kleinen Dörfchen noch einige vom Wetter gebräunte uralte Bauernhäuser erhalten. Unvergleichlich ist die Aussicht in das Talbecken von St. Jakob. Der Wanderer kann sich im Gasthaus „Schöne Aussicht“ stärken.Wer noch nicht genug hat, kann von hier in knapp drei Stunden zu den Knappengruben im „Tögischer Bachl“, dem Almtal oberhalb von Tögisch, ansteigen. Mit einer Seehöhe von 2620 m zählen sie zu den höchstgelegenen Bergwerksanlagen in Tirol.

Mariahilf: Ein Wallfahrtsort mit TraditionRund zwei Kilometer westlich vom Ortszentrum – erreichbar auf der Landesstraße, aber auch auf nahezu eben verlaufenden Wanderwegen, dem Großen Wassererlebnisweg – gelangt man in den kleinen idyllischen Wallfahrtsort Mariahilf. Die Kapelle, in der regelmäßig Gottesdienst gefeiert wird, geht auf das Jahr 1669 zurück und wurde in der heutigen Form Ende des 18. Jahrhunderts errichtet. In ihr befindet sich eine Kopie des berühmten Mariahilf-Bildes von Lukas Cranach aus dem Innsbrucker Dom. Wer in Mariahilf ist, sollte nicht den Abstecher zum herrlichen Wasserfall (ca. 10 min) versäu-men. – Ein anderer Wanderweg führt schattseitig nach Erlsbach, vorbei an der uralten Hofgrup-pe Pötsch mit einer noch vorhandenen Getreidemühle.

Die Jagdhausalm: Wanderung in eine fremde WeltEinzigartig für ganz Österreich ist die Jagdhausalm, die von der Oberhausalm im hinteren Defereggental in ca. zwei Stunden auf einem bequemen Weg erreichbar ist. Auf rund 2.000 m

Seehöhe befindet sich ein Almdorf, das zur Gänze aus 15 in Stein errichteten, jahrhundertealten Gebäuden besteht. Die Alm gehört Südtiroler Bauern, die alljährlich im Frühsommer über das Klammljoch (2.288 m) ihr Vieh treiben. Jagdhaus wird bereits im Jahre 1212 erstmals erwähnt und kam erst 1919 durch die Grenzziehung nach dem 1. Weltkrieg zur Gemeinde St. Jakob (zuvor Gemeinde Rein in Taufers, Südtirol).

Steinzeit im hinteren Defereggental - Vom Obersee zum hirschbichlDer Staller Sattel (Grenzübergang, 2.052 m), erreichbar mit dem PKW, Postauto oder zur Fuß (Wanderweg), zeichnet sich nicht nur durch landschaftliche Schönheiten aus, sondern ist auch ein äußerst geschichtsträchtiger Boden: Der 2.016 m hoch gelegene Obersee ist Fundort des 1000 Jahre alten Einbaums, der sich jetzt im „Museum Zeitreise Defereggen“ befindet. Wir wissen aus Urkunden, dass der Bischof von Brixen seit dem 11. Jh. seine Fische aus dem Obersee bezog!Aber auch urgeschichtliche (mittelsteinzeitliche) Funde wurden hier vereinzelt gemacht. Der in diesem Zusammenhang wichtigste Fundplatz ist der hirschbichl (2.141 m). Er ist auf einem Wanderweg zu erreichen, der etwa zwei Kilometer unterhalb des Staller Sattels von der Straße abzweigt. Das weitläufige Gelände befindet sich knapp über der Baumgrenze. Im Jahre 1989 fand hier eine archäologische Grabung statt, die u. a. zahlreiche Werkzeuge aus der Mittelstein-zeit zu Tage brachte (heute im Museum Zeitreise Defereggental, St. Jakob).

St. Veit in DefereggenEin Dorf in luftiger höhe:Die Kirche zum hl. Vitus gehört zu den höchst-gelegenen Pfarrkirchen TirolsDie Pfarrkirche von St. Veit geht auf das 14. Jahrhundert zurück und wurde in der Barockzeit erweitert. Zu ihren Besonderheiten zählen die gotischen Fresken vom An-fang des 15. Jhs. sowie die so genannte Protestanten-glocke, die an die Ausweisung hunderter Protestantenam Ende des 17. Jhs. erinnert. Im malerischen Friedhofrund um die Kirche befinden sich zahlreiche Grabsteinevon Defereggern, die sich in der Fremde als Wander-händler und später als Fabrikanten ihr Brot verdienten.In St. Veit wird das Kirchenjahr mit insgesamt sechsfeierlichen Prozessionen besonders festlich begangen.Den Abschluss stellt die Prozession am 15. August(Mariä Himmelfahrt oder Hoher Frauentag, zugleichTiroler Landesfeiertag) dar. Nur wenige Meter westlich derKirche steht der Reimmichlbrunnen, ein Denkmal für denhier geborenen Priester, Journalisten und SchriftstellerSebastian Rieger (Pseudonym: Reimmichl; 1867-1953).

Am SonnenhangWer vom Ortszentrum von St. Veit talauswärts blickt, dem wird auffallen, dass sich die mei-sten Häuser auf einer Höhe von 1.400 - 1.500 m befinden (also rund 200 - 300 m über dem Talboden). Dies hängt damit zusammen, dass die Hänge trotz der Steilheit klimatisch begün-

Kapelle Mariä Heimsuchung in Zotten

stigt sind. Seit dem 12. Jh. lassen sich hier einzelne Bauernhöfe nachweisen, und viele Häuser haben noch einen jahrhundertealten Kern. Besonders empfehlenswert ist der Weg vom Weiler Außeregg nach Mellitz und weiter nach Moos mit seiner am Abhang gelegenen Kapelle „Zur schmerzhaften Muttergottes“. Es bieten sich herrliche Blicke ins Tal. Man kann den Höhenweg auch Richtung Hopfgarten fortsetzen.

Leben am SteilhangEin besonders reizvoller Wanderweg (Rundwanderung; Ausgangspunkt St. Veit-Ort) ist der Natur- und Kulturlehrweg „Leben am Steilhang“, der – mit einer Gesamtgehzeit von rund drei Stunden – die Härten des Bergbauerntums in extremer Lage zeigt. Man erfährt hier etwas über Getreideanbau und Kornmahlen (z. B. in der Holzer Mühle in Bruggen), ebenso wie über den Flachsanbau oder die einstige Selbstversorgerwirtschaft der Bauern. – Besonders erwähnenswert ist der Weiler Gassen mit seinen teils jahrhundertealten (allerdings in jüngster Zeit dezimierten) Holzbauten und die Kapelle Mariä Heimsuchung in Zotten, eine Miniaturausgabe einer typischen Tiroler Barockkirche. Von dort führt ein Kreuzweg zurück ins Ortszentrum von St. Veit.

Von der Zwangsauswanderung zur Versöhnungsfeier:Das Denkmal für die Deferegger Protestanten (1684 – 2002)Im 16. und 17. Jahrhundert breiteten sich auch im scheinbar so abgeschiedenen Defereggental die Lehren Luthers aus und fanden zahlreiche Anhänger. Gegen Ende des 17. Jhs. wurde die kirchliche (damals zugleich auch weltliche Obrigkeit), das Erzbistum Salzburg, darauf aufmerk-sam. Nach vergeblichen Bekehrungsversuchen kam es zu einer Ausweisung der Protestanten im Winter 1684. – Im Herbst 2002 kam es im Anschluss an die große Vergebungsbitte von Papst Johannes Paul II. für die Fehler der Kirche zu einer Versöhnungsfeier zwischen katho-lischer und evangelischer Kirche. Dabei wurde in der Kapelle von Bruggen ein Denkmal des aus St. Veit stammenden Künstlers Georg Planer zur Erinnerung an die traurigen Ereignisse eingeweiht. – Wenige hundert Meter westlich des Kirchleins befindet sich das traditionsreiche Gasthaus Defereggerhof und der aus Stein gemauerte Hof Jörgelis, zwei auf das 16. Jh. zu-rückgehende Häuser.

hopfgarten in DefereggenDas Ortszentrum und die Kirche zum hl. Johannes NepomukIn geschichtlicher Hinsicht gilt Hopfgarten als der jüngste Ort des Tales. Erst in der Mitte des 18. Jhs. kristallisierte sich hier mit der neu entstandenen Pfarrkirche ein Mittelpunkt des Dorfes heraus. Die Pfarrkirche stellt einen für Tirol typischen spätbarocken Bau dar, der sich durch Helligkeit und farbenprächtige Ausstattung auszeichnet.Das eigentliche Dorf Hopfgarten weist nach einem Brand im Jahre 1938 nur mehr wenige historische Gebäude auf. Umso mehr kommen Freunde modernen Architektur beim 2003 eröffneten Kulturhaus auf ihre Rechnung. Dort befinden sich auch das Tourismusbüro und ein Kaffeehaus.

Von Mühlen, Brechllöchern und KapellenDas Wasser spielt in einer Berggemeinde wie Hopf-garten naturgemäß eine große Rolle. Nutzungsmög-lichkeiten des Wassers, aber auch Gefahren wie z. B.Hochwasser werden entlang des Wasserwanderwegesdokumentiert. Der Weg führt vom Ortszentrum entlangder Schwarzach schattseitig taleinwärts u. a. vorbei ander Blosbrücke, einer 1941/43 errichteten gedeckten Holzbrücke, und der Böck’n-Mühle, wo im Sommer Getreide gemahlen wird.Wer will, kann bis zum Weiler Plon gehen, wo es die Antoniuskapelle zu sehen gibt, eine von insgesamt sie-ben Kapellen im Gemeindegebiet von Hopfgarten, die großteils im 19. und 20. Jh. entstanden und Zeugnis der tiefen Religiosität der Bevölkerung sind.Der Rückweg kann auf der Sonnseite auf dem so genannten Brechelweg erfolgen. Er führt vor-bei an alten Bauernhöfen, am Zathamer Kirchl und an einem Brechelloch: das ist eine gemau-erte rechteckige Grube, wo einst die Flachspflanzen über einem Feuer durch Rösten trocken und spröde gemacht wurden, um die Flachsfasern zur Leinengewinnung gewinnen zu können.

hoch hinaus: Alte Kirchwege in sonnige höhenJahrhunderte lang waren kleine Fußwege die einzige Verbindung zwischen dem Tal und den hochgelegenen Weilern Hof, Lerch und Rajach. Diese Wege wurden insbesondere für den sonntäglichen Kirchgang genutzt. Heute sind sie durch Fahrwege ersetzt. – Ein Abstecher führt auch zum Bergwerk im Hofergraben, wo man im 16. Jh. Kupfererz abgebaut hat.Von den drei Kapellen ist die Allerheiligenkapelle in Hof die älteste und die Marienkapelle in Rajach die jüngste. In Hof befindet sich auch eine Informationstafel über diesen 1299 erstmals erwähnten Ortsteil von Hopfgarten. Von überall hat man einen herrlichen Blick ins Tal. Ein-drucksvoll sind nicht nur die vom Wetter gebräunten, uralten Bergbauernhöfe, sondern auch die Heuaufzüge, die auf den extrem steilen Wiesen das einzige technische Hilfsmittel darstellen, um das Heu zu den Höfen zu bringen. Wer weiter nach Westen wandern will, kann über Moos und Mellitz bis nach St. Veit gehen.

Im Reich des ApolloDer Naturlehrpfad „Im Reich des Apollo(falters)“ weist mit der Höhensiedlung Ratzell auch ein einzigartiges Stück lebendiger Kultur- und Siedlungsgeschichte auf. Urkundlich bereits 1177

Kreuzweg von Zotten nach St. Veit

Böck’n-Mühle

erwähnt, wurde dieser Weiler auf rund 1.400 m Seehöhe erst vor wenigen Jahren durch eine Straße erschlossen. Bis 1972 gab es hier sogar eine eigene Volksschule! Das Tal war lediglich zu Fuß bzw. über eine Seilbahn erreichbar. In Ratzell steht eine der sieben Hopfgarter Kapellen mit qualitätsvoller, spätbarocker Einrichtung.

Die hohe BrückeWer von Huben im Iseltal nach Hopfgarten fährt, quert nach ca. 2 km Fahrt zum ersten Mal die Schwarzach, den Deferegger Talbach. Neben der modernen, 1979 errichteten Betonbrücke verbindet noch die über 100 Jahre alte gemauerte Bogenbrücke die beiden Ufer. Sie zählt zu den wenigen erhaltenen derartigen Denkmälern in Tirol. Von der Brücke aus hat man einen Blick in die Schwarzach, die sich von hier aus durch eine tiefe Schlucht den Weg ins Iseltal bahnt.

Information & Buchung:Regionsbüro DefereggentalUnterrotte 44, 9963 St. Jakob [email protected]

Im Reich des Apollo