kulturwanderweg jagst

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K U L T U R W A N D E R W E G Wandern z wischen Natur und Kultur

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Wanderbroschüre Wandern zwischen Natur und Kultur in Hohenlohe. 105 km Wandergenuss zu Kleinoden im Jagsttal.

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Page 1: Kulturwanderweg Jagst

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K U L T U R W A N D E R W E G

Wandern z wischen

Naturund

Kultur

Page 2: Kulturwanderweg Jagst

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Wande rn im J ag s t t a l v o n

Burgen, Brücken, Bauernland:Hören Sie, was die Jagst erzähltNun, bis zur Quelle der Jagst ist esrelativ weit. Sicher ein ehrgeizigesZiel für geübte „Weitwanderer“.Um das Land an „der Jagenden“(Jagst) auch für Leute wanderbarzu machen, die nicht mit „Sieben-meilen-Stiefeln“ unterwegs sind,wurden diese ersten acht Etappeneingerichtet.Der Kulturwanderweg an der Jagstist die „fußläufige“ Alternativezum längst etablierten und beliebten Kocher-Jagst-Radweg. Er führtmeist in halber Hanghöhe durchdas Land, aber auch mitten in dieDörfer, zu Schlössern und Kapellen und gewährt fast immer großartige Ausblicke ins naturschöne Tal.Sie können die rund 100 Kilometer lange Tour in beide Richtungen in-dividuell planen. Ob Start in Lan-genburg oder in Jagstfeld – ganz egal – beide Male werden Sie eine herrliche Flusslandschaft durch-wandern.

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„Kulturwanderweg“ heißt dieserneue Themenpfad an der Jagst –und dies können Sie wörtlich neh-men: Sie erleben die Kultur derKirchen und Kapellen von derRomanik bis zur Klassik. Die Kul-turlandschaft an der Jagst erschließt sich dem Betrachter anhand des Wein- und Ackerbaus. Sie können eigene Schwerpunkte zur Geschichte und Kultur setzen. Die Möglichkeit einer Kult-Tour (z. B. zur Pferde-wallfahrt) oder einer Ku(h)ltur ist gegeben. Die letzte jedoch mit vielen Vierbeinern (Schafen, Ziegen und Zebus).Die Region ist eine Variation ausverschiedensten Einflüssen:Hohenlohe, Baden und Württem-berg und viel Fränkisches kommenhier zusammen. Sie machen dasLand bunt und interessant.

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s e i n e r s c h ö n s t e n S e i t e

Deutsche Geschichte – die oftauch „Grenz-Geschichte“ war – isthier zum Greifen nah. Lassen Siesich darauf ein: Römer und Ala- mannen und der Limes, die Epoche der Kelten und das klösterlicheMittelalter. Kultur und Natur er-gänzen sich: Weinberge, Weideland und Wallfahrts-Stätten.Hören Sie zu, was Ihnen die Jagst

erzählt. Wir wün-schen Ihnen vieleErlebnisse undbleibende Eindrü -cke auf dem Kul-turwanderweg ander Jagst.Übrigens: Sie

können auch Kanu fahren auf derJagst. Aber achten Sie immer aufIhre Mitwelt. Denn Land undFluss sind vollerLeben.

Tourenlänge: ca. 100 kmWegecharakteristik: asphaltierteWege in den Ortschaften, befes-tigte und naturnahe Wege aufhalber Höhe durch Wälder,Weinberge und Wiesen, lang-gezogene Auf- und Abstiege.Besonderheiten: Kultur- undNaturerlebnisse, Zeitreise zu-rück in die Jungsteinzeit unddas Mittelalter, zu Kelten,Römern, Alamannen.Themen: z. B. Götz von Berli-chingen, Zisterzienser, Weinbau,ein „wachsender Bach“, Grenz-geschichten, Hohenloher Fürsten.Möglichkeiten: Kanu fahren,Rad fahren, Einkaufen auf demBauernhof ...

Kurzinformation

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Die Etappen:

1 Jagstfeld - Untergriesheim - Neudenau

2 Neudenau - Siglingen - Möckmühl

3 Möckmühl -Widdern - Jagsthausen

4 Jagsthausen - Schöntal - Westernhausen5 Westernhausen - Gommersdorf - Krautheim

6 Krautheim - Dörzbach - Hohebach

7 Hohebach - Mulfingen - Heimhausen

8 Heimhausen - Unterregenbach - Langenburg

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J a g s t : N a t u r e r w a n d e r n ,

Die Jagst ist voller Leben, im Tal,am Hang, im Fluss – undein naturnaher Leckerbissen

Keltisch ist der Name der Jagst:„Jagese“ soll man sie genannt haben, die Jagende. „Jaxt“ hat sie auch schon geheißen. Das klingt nicht nach Ge-mütlichkeit, sondern nach Sturm und Drang. Und trotzdem ist das Jagsttal eine Idylle – und die Jagst selbst einer der Flüsse, die der Natur

am nächsten sind. Die Jagst hat mit dem Muschelkalk in Jahrmillionen die Landschaft geformt.In vielen Windungen,

sogar Kehrtwendungen, hat sich der Fluss tief ins Gestein eingegraben. Daneben sind Prallhänge und Gleit-hänge gewachsen – und imposante Felsformationen, wie der Bärenstein. Genau 196 km durchquert die Jagst von der Ostalb (519 m über NN) bis zur Mündung in den Neckar (144 m über NN) das Land. Der Fluss hat Leben ermöglicht und auch bewahrt. An vielen Stellen haben sich wahre Biotope etabliert. Kenner schwärmen von einer „Tier- und Pflanzenwelt, die ihresgleichen

sucht“. Der seltene Eisvogel brütet an

den Ufern.In Flachwasser-zonen und auf

Kiesbänken lebt der störungsempfind-

liche Flussuferläufer; hier finden Sie Laichplätze und „Kinderstuben „vieler Flussfische.

Und wenn Sie genau hinschauen,entdecken Sie auch Kleinstlebe-wesen: Libellen- und Eintagsfliegen-larven, Muscheln und Schnecken…Auf den Steinen der Jagst sitzen dieMännchen der seltenen Kleinen Zangenlibelle und warten auf vorbei fliegende Weibchen.Tipp für Naturfreun-de: Gehen Sie „auf Zehenspitzen“ übers Land – Flora und Fauna dankenes Ihnen. Und wer denRückweg nicht unbedingt zu Fuß antreten möchte, kann an manchen Abschnit-ten den Wasserweg mit dem Kanu wählen. Die Jagst trägt jeden Besucher gut flussabwärts. Allerdings hat der Naturschutz „Vorfahrt“. Die Pegel- regelung – Bestandteil der Jagst- verordnung – sagt: Fällt der Jagst-pegel unter ein bestimmtes Niveau, darf nicht mehr gefahren werden.An den gut erwärmten Talhängenlebt und gedeiht vieles, das auf der„Roten Liste gefähr-deter Tier- und Pflanzenarten“steht.

sucht“. Der seltene Eisvogel brütet an

Kiesbänken

fliegende Weibchen.Tipp für Naturfreun-de: Gehen Sie „auf Zehenspitzen“ übers Land – Flora und

nicht unbedingt zu Fuß antreten möchte, kann an manchen Abschnit-ten den Wasserweg

wählen. Die Jagst trägt jeden Besucher

lebt und gedeiht vieles, das auf der„Roten Liste gefähr-deter Tier- und Pflanzenarten“

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Der Rotflügligen Ödlandschreckebegegnet man gerade an Felsbändernim Unteren Muschelkalk. Sie er-kennen sie an den auffallend rotenFlügeln, die auf Fraßfeinde abschre-ckend wirken sollen. Auch der sehr seltene „Schmetterlingshaft“ schwirrt an heißen Junitagen an denTrockenhängen der Jagst.

Und wer mit „geologischen Augen“durch die Landschaft wandert, wirdreich belohnt: Die Steine im Jagsttalsind sehenswert. Es gibt Ammonitenaus den Bänken des Muschelkalks –ein marines Sedimentgestein, gebo-ren im Urmeer vor vielen Millionen Jahren. Kenner werden hier und da Dolinen entdecken: trichter- oder schüsselartige Bodenvertiefungen, eine Eigenschaft der Kalksteine.

Oder die Kalksinterfelsen, die mit der Zeit zu ansehnlichen Felsen her-anwachsen können. Der „Kuharsch“, ein wachsender Bach bei Krautheim, ist ein gutes Beispiel in Etappe 5.

Doch es gibt noch viel mehr Natur-erlebnisse: Wenn die Klingen feucht sind, wachsen die Schluchtwälder.Bergahorn und Esche, Bergulme und Sommerlinde finden Sie hier – auch Kostbarkeiten wie Mondviole und Hirschzungenfarn. Und im Wasser zeigt sich hier und da der schwarz-gelbe Feuersalamander.Aber nicht nur die Natur ist sichhier treu geblieben – mit Streuobst- wiesen, Weinhängen und Mager-rasen. Auch die Leute an der Jagst haben Jahrhunderte „bäuerlich“ überdauert.Die Steinriegel, von Weinbauern an den Grundstücksgrenzen angehäuft, sind beeindruckende Zeugnisse.In diesen viele Jahrhunderte alten Steinhaufen lesen Kenner wie ineinem Sachbuch: Die Mächtigkeit sagt viel aus überdie Intensität der Landnutzung.So sind z. B. die „Altenberge“ meistortsnah; es waren die besseren Wein-bergslagen und haben dadurch auch die mächtigsten Steinriegel. Lesen auch Sie im offen aufgeschla-genen steinernen „Riegel-Buch“.

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K u l t u r e r l e b e n

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J a g s t f e l d U n t e r g r i e s h e i m N e u d e n a u

Von Salzstollen bis Silbersteige– Entdeckungen unter und über der Erde

Der Einstieg zum Kulturwanderweg an der Mündung der Jagst in den Neckar lohnt immer einen„zweiten Blick“ – auf die Staufer-stadt Bad Wimpfen, vor allem aberauf Bad Friedrichshall selbst. Dieberühmte Saline des württem-bergischen Königs Friedrich liegt direkt am Neckar, nur zehn Minu-ten von Jagstfeld entfernt: Steigen Sie hinab – der Salzstollen im Besu-cherbergwerk wird Ihrer Entdecker-tour die richtige Würze geben. Auf dem Wendelinusturm in Jagstfeld genießen Sie eine schöne Aussicht (geöffnet April - Okt. Wochenende und Feiertag).Die „Burg des Dudo“ (Duttenberg)ist das nächste Ziel – vorbei an vie-len Kastanienbäumen mit Blick auf bunte Getreidefelder in der Jagstaue und die Weinberge am Hang. Der fruchtbare Lehmboden war sicher ein Grund, dass das

Dorf bereits im 8. Jahrhundert er-wähnt wird, bestimmt aber viel älter ist. Vielleicht halten Sie innere Einkehrin der kleinen „Anna-Kapelle“, die seit 1475 dem Heiligen Kreuzgeweiht ist.Jenseits der Jagst sehen Sie Heuch-lingen mit sei-nem ehemaligenDeutschordens-Schloss.

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Genießen Sie die Aussicht ins natur-schöne Jagsttal und auf Untergries-heim. Auf Ihrer Etappe liegt nach knapp 4 km, unweit des Wander-weges, die Höchstberger Wallfahrts-kapelle „Unserer Lieben Frau vom Nussbaum“ .Sie verlassen den Wald nach demNeudenauer Kreuzweg mitBlick auf das im Tal liegende Her-bolzheim. Dieses Pfarrdorf begrüßteschon als „Herboldesheim“ im Jahr 965 Kaiser Otto den Großen mit seinen Söhnen. Von der Burg des Heriboldis ist noch ein 30 Meter hoher und sechs Meter dicker Bergfried mit Ringmauer übrig. Man steht dort auf uraltem Siedlungsboden, den schon Kelten, Römer und Germanen betreten haben.

1 Besucherbergwerk Bad Friedrichshall, Kochendorf (bis Mai 2011 geschlossen)

2 Schachtsee, Jagstfeld

3 Anna-Kapelle (Kreuzkapelle), Duttenberg

4 Deutschordens-Schloss, Bad Friedrichshall-Heuchlingen

5 Höchstberger Wallfahrtskapelle „Unserer Lieben Frau vom Nussbaum“

6 Herbolzheimer Kreuzweg

7 Ruine Kirnburg – „Heriboldis Burg“, Herbolzheim-Bleichheim

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KurzinformationTourenlänge: ca. 13 kmLaufdauer: ca. 4 StundenWegecharakteristik: am Anfangdurch bebautes Gebiet, späterauf befestigten Wegen an derJagst entlang. Kurzes Stück amKocher-Jagst-Radweg. Ab Unter-griesheim Anstieg auf befestigtenund unbefestigten Waldwegen.Besonderheiten: Schachtsee inner-orts, offene Tallandschaft,Waldaspekt mit Talausblicken.

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die Erde und Aufstiege in die Höhecharakterisieren diese erste Etappe.Gehen Sie durch den schönen Wege-„Naturtunnel“ , nahe beim Kleinwasserkraftwerk an der Jagst(Jagstfeld) – ein kulturhistorischesDenkmal (20. Jh.): Wasserkraft alserneuerbarer Energieträger ist einBeitrag zum Klimaschutz.Heuchlingen – ursprünglich Heu-

chelheim, Heim desHuchilo – lockt imTal mit der ehemaligenBurg des deutschenOrdens .Sie ist massiv gebaut

mit Türmen und Mauern und iminneren Schlosshof steht das alteSchloss mit dem mächtigen, vier-stöckigen Hauptgebäude. Doch essind in Heuchlingen auch Ruineneiner ehemaligen Burganlage und Reste eines römischen Wachturms zu sehen.

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Würze des Lebens: Salz, Steine und Stille im Tal der Jagst

Es ist nicht nur das„Salz in der Suppe“–es war weißes Gold(und Geld) für dieganze Region. DieRede ist vom „uner-messlichen Reichtuman Stein- und Koch-

salz“ (Originalton 19. Jh.) derKöniglichen Saline Friedrichshall.Hier beginnt derKulturwanderwegan der Jagst. Siesind an einem der„natürlichsten“Flüsse des Landes –und zwar im wahren Wort-Sinneursprünglich und naturnah.Portale nach „innen“ und „außen“,Eingänge in

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stöckigen Hauptgebäude. Doch essind in Heuchlingen auch Ruineneiner ehemaligen Burganlage und Reste eines römischen Wachturms zu sehen.

Eingänge in

Salz, Steine und Stille im

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Mit einem kleinen Abstecher linksvom Wanderweg finden Sie dieWallfahrtskapelle am Höchstberg.Und das ist ihre Marien-Legende:Einst sah ein frommer Schäfer dieMuttergottes mit Jesuskind ineinem Nussbaum stehen, die ihmauftrug hier eine Kirche zu bauen.Das Gnadenbild steht heute imNussbaum.

Tipp: Ihr Abstieg zuralten Furt durch dieJagst bei Untergriesheimwird belohnt.Hören Sie, was Wasserund Dichter sagen:

„Nur die Stille am Fluß / lehrt dich verstehen / was die Steine murmeln / wenn das Wasser sie streichelt / Geweihter Ort…

Im Rauschen des Wassers / herbeigetragen von den Wellen / aus fernen Tagen hörst du / das Hohngelächter des Götz von Berlichingen /den Fluch des Ritters von Katzenstein / die Litaneien der Mönche von Schöntal /die Trommelwirbel der Landsknechte / die Seufzer der Hungernden in den Jahren der Not / das Lachen auf den Tanzböden…“

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Mitten im Mittelalter beginnen Siedie Tour 2 des Kulturwanderwegesan der Jagst am Engelsbrunnen aufdem Marktplatz von Neudenau .Kaiser Barbarossa hat Nydenowe1236 zur Stadt erhoben. Und diessicher mit gutem Grund. Dennnicht nur das Städtchen selbst hat„Vergangenheit“ – das ganze Gebietatmet große Geschichte. Ganz be-sonders bei der 800-jährigenSt. Gangolf-Kapelle .Nach der „Kalten Hecke“ und dem„Fischerwäldle“ kommen Sie nachgut 3 km zum Dorf Siglingen.Steil fallen die Hänge ins Tal derJagst, darunter auch tausend Jahrealte Rebfluren .Der Kulturwanderweg führt Sienun im großen Nordbogennach Domeneck.

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Mitten im Mittelalter:Götz gefangen, Hexen im Turm– und ein Mord aus Eifersucht2

Unten im Tal das Dorf Züttlingenund das Rokoko-Schloss Assum-stadt . Schloss Domeneck– heute im „Dornröschenschlaf“ –gehörte einst dem Stumpf vonSchweinsberg, dem Widersacherdes Götz von Berlichingen. DieFehde der beiden hat Geschichteund Geschichten geschrieben.Hoch über Möckmühl, dem Endedieser Etappe – oder einer Zwi-schenstation auf dem Kulturwan-derweg an der Jagst – erhebt sichdie alte Burg, in der Götzvon Berlichingen 1519als Gefangenersaß.

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Kurzinformation4

Tourenlänge: ca. 12 kmLaufdauer: ca. 3,5 StundenWegecharakteristik: auf befes-tigten Wegen über Felder undWeinberge. Kurze Waldstrecken.Eher flache Charakteristik.Besonderheiten: Kapelle St.Gangolf, Fachwerkbauten in Neudenau und Möckmühl, Freilichttheater “Jagsttalbühne”am Ruchsener Tor.

Hier am Zusammenfluss von Seck-ach und Jagst ist die Stadt organischgewachsen, umgeben von der knapp8 Meter hohen Stadtmauer. Das Talist typisch für die Landschaftsformdes Hauptmuschelkalks.Und wenn Sie ans Möckmühler Tor-haus kommen (schauen Sie auf ’sSühnebild), sollten Sie hören, wieeine Gräfin zur Mörderin wurde:Aus Eifersucht schlug siedem Geliebten denKopf ab.

Zur Strafe an den Pranger gestellt– der noch am Rathaus zu sehenist – wurde sie dann vom Scharf-richter enthauptet. In schönenMondnächten soll sie oft überJagst und Seckach schweben, bevorsie oben in der alten Burg ver-schwindet.

1 Marktplatz Neudenau

2 Pferdewallfahrts-Kapelle St. Gangolf

3 Steile Rebhänge bei Siglingen

4 Schloss Assamstadt

5 Schloss Domeneck

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N e u d e n a u S i g l i n g e n M ö c k m ü h l

2 Der Jahrtausend- Kultplatz:War Sankt Gangolf ein „Pferdeflüsterer“?

Hinter Neudenau kommen Sie an einen ganz besonderen Platz, an dem sich Kult und Kultur die Hand reichen – und dies seit vielen Jahr-tausenden. Die St. Gangolf-Kapellesteht auf einem uralten Kultplatz

mit heil-kräftiger Quelle, der schon vor überzweitau-send Jah-ren der

keltischen Pferdegöttin Epona geweiht war. Zur Römerzeit habenberittene Legionäre vom Limes dasalte Heiligtum besucht. Und nachder Völkerwanderung weihten frän-kische Mönche die romanischeKapelle. Die Wandmalereiensind mittelalterlich, die Ausstattung spätgotisch.„St. Gangolf im Son-nenglast ist Musik, eine Melodie, die … all die Jahrhunderte über-dauerte und weiter-

klingen wird bis an das Ende“, so beschreibt H. Kunze diesen Platz.An drei romanischen Rundbogen-Portalen aus Eichenholz hängenviele Hufeisen . Angeheftet zuEhren des christlichen Pferde-Schutzpatrons Sankt Gangolf;dieser ist identisch mit dem Heer-führer und Jäger Gangulfus amMerowinger-Hof König Pippins,dem Vater Karls des Großen. Ersoll, nach einer Überlieferung derHroswitha von Gandersheim, umdas Jahr 760 von einem Priesterauf Geheiß seiner eigenen Ehefrauermordet worden sein.St. Gangolf ist ein stiller Kraftplatzfür eine heilende „Reise nachinnen“, nicht nur für Vierbeiner.Vielleicht kommen Sie zur

Pferdewallfahrt (seit 1497)– immer am 2. Sonntag im

Mai, wenn sich fränki-sche Bauern hoch zu Ross hier versammeln.Dann allerdings ist der Wallfahrtsort sehr belebt.

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Kapelle. Die Wandmalereien Pferdewallfahrt (seit 1497)– immer am 2. Sonntag im

Mai, wenn sich fränki-sche Bauern hoch zu Ross hier versammeln.

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N e u d e n a u S i g l i n g e n M ö c k m ü h l

In Möckmühl begegnen Sie wiedereinmal dem Ritter mit der Eiser-nen Hand. 1519 war Götz vonBerlichingen Obervogt von HerzogUlrich, verteidigte die belagerteBurg in Möckmühl, musste sichaber schließlich aus Mangel anMunition und Lebensmitteln demHeerhaufen des SchwäbischenBundes ergeben. Götz kam danachfür einige Zeit ins Gefängnis.Der Möckmühler „Hexenturm“ er- zählt schaurige Geschichten ausden finsteren Zeiten der Inquisi-tion.Aber es gibt natür-lich auch Schönes zu berichten: Schil-lers Schwester war 30 Jahre lang Pfar-rersfrau von Möck-mühl – von 1805 bis 1834. Ihr Grab finden Sie auf dem Friedhof.Für Kräuterfreunde:Auf dem kalkhaltigen Grund des Jagsttales

gedeiht auch prächtig der „Wilde Majoran” , eine Gewürz- und Heilpflanze, fachlich:Oregano(Origani Herba) oder Dost.Es soll das Krautsein, das gegenKummer hilft –daher heißt es auch„Wohlgemut”. Im„Aberglauben” des Mittelalters schützt es vor Teufel und Hexen. Und schon bei den Griechen war es ein Heilmittel: gegen Hämorrhoiden und zur Geburtsbeschleunigung.

Die Südhänge sind Wein-berge geblieben, alte Steinriegel mit Lesestei-nen legen Zeugnis ab für die Kulturlandschaft.

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Majoran” , eine Gewürz- und Heilpflanze, fachlich:

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„Grenzland“: Mal Rom und Germanien, mal Baden und Württemberg3

Der Rückblick in dieVergangenheit fördert an der Jagstgroße Geschichte und auch vieleGeschichten zutage – vor allemGrenzland-Geschichten.Zweitausend Jahre können Sie somühelos nacherleben. Nehmen Siesich Zeit für Land und Leute.Vom mittelalterlichen Möckmühlwandern Sie in den Ortsteil Ruchsenunterhalb der „Engelburg“. Danacherhebt sich schon vor Ihnen die 84 mhohe und 950 m lange Autobahn-brücke über der Jagst – einemoderne Ingenieurleistung.Widdern kommt in Sicht, diekleinste (selbstständige) StadtBaden-Württem-bergs.

Von einem Franken („Wittero“) ge-gründet, wird „Witteroheim“ schonum 1300 Stadt und ist offenbardamals sehr beliebt. Denn schonwenige Jahrzehnte später wirdWiddern „Ganerben-Stadt“, alsoGemeinbesitz vieler Herren. Diese„Erbengemeinschaft“ hat bekannteNamen – z. B. von Sickingen undvon Gemmingen, von Neippergund von Berlichingen… Die Chro-nik sagt unverblümt: „Sie warenRaubritter und verübten … vieleschlimme Streiche.“Teilung war das Schicksal der klei-nen Stadt mit den verwinkeltenStraßen und Gassen. Im 19. Jh. ge -hörte das „Condominat“ zu Baden,der Rest zu Württemberg –„baden-württembergisch“

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1 Historisches Möckmühl

2 Autobahnbrücke über die Jagst

3 Widdern, kleinste Stadt im Land

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5 Römisches Bad und Kohortencastell

6 Weißes Schloss, Jagsthausen

7 Götzenburg mit Burgfestspielen im Schlosshof, Jagsthausen

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Kurzinformation

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Tourenlänge: ca. 14 kmLaufdauer: ca. 4,5 StundenWegecharakteristik: befestigteWege durch Dörfer.Geschotterte und unbefestigteWege mit Anstiegen verbinden die attraktivenDörfer miteinander.Besonderheiten: Widdern,kleinste Stadt in Baden-Würt-temberg, viele Schlösser der von Berlichingens und Bezüge zum „Götz“.

also schon damals. Doch die Zer-splitterung war noch grotesker: AlsGanerbenschaft hatten die Würt-temberger Krone und die Fürstenvon Löwenstein Anteil.Wenn auch diese Besitzverhältnisseheute Vergangenheit sind, Widdernist ein lebender Zeitzeuge der Politikdes „teile und herrsche“. FolgenSie dem historischen Rundwegdurch den alten Ortskern, gehenSie durchs Tor zum „Kaisersaal“,vielleicht auch ans Schloss derervon Gemmingen (16. Jh.) und ander Stadtmauer vorbei – bevor Sienach Jagsthausen wandern.Und hier geht’s dann weiter mitden Grenzlinien, damals römisch-germanisch (hier querte der Limesdie Jagst) und schließlich stehenSie mitten in einem literarischenSchauspiel von Krieg und Frieden,Verrat und Treue – beim Götz vonBerlichingen in Jagsthausen ...

Sie gehen in historischen Spuren. Und über schreitenGrenzen, die heute nur nochGeschichte sind.

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Die Burgfestspiele

Das Land um die Jagst könnte auch„Burgenland“ heißen – so vieleZinnen, Türme und Bergfriede er-heben sich links und rechts desFlusses.Auf der Götzenburg derer vonBerlichingen spielt man alljährlichdas Drama um Goethes „Götz“ –Burgfestspiele von nationalemRang. Und natürlich noch anderehochkarätige Stücke.Das Weiße Schloss und dasRote Schloss sind ebenfallsBerlichinger Besitz in Jagst-hausen. Doch bevor Siehierher kommen, könntenSie unten im Tal derJagst einen Abstechermachen: Im DorfOlnhausenwar der Schmied

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zu Hause, der dem Götz die Eiser-ne Hand verschaffte. Denn als man dem Götz bei der Belagerung von Landshut mit einer Kanonen-kugel – übrigens „friendly fire“, also der Beschuss eigener Verbünde-ter – die Hand zerfetzte, haderte er mit dem Schicksal. Hier in Olnhausen fand sich ein Schmied, der gleichzeitig ein Künstler war.

Deutschlands größter Dichterhat dem Götz von Berlichingenauch literarischen Ruhm ver-schafft. Genießen Sie hier imSchlosshof das Schauspiel: Wieder Götz zwischen Bauern, Bür- gern und Fürsten schwankt, nach tödlichem Spießruten- laufen von Standesgenossen nicht ganz freiwillig Führer der Aufrührer wird… Und wie er dann auch die markig- berüchtigten Worte spricht.

Das Weiße Schloss und dasRote Schloss sind ebenfallsBerlichinger Besitz in Jagst-hausen. Doch bevor Siehierher kommen, könntenSie unten im Tal derJagst einen Abstecher

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6 der Götz zwischen Bauern, Bür- gern und Fürsten schwankt, nach tödlichem Spießruten- laufen von Standesgenossen nicht ganz freiwillig Führer der Aufrührer wird… Und wie er dann auch die markig- berüchtigten Worte spricht.

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Und der die Eisen-hand fertigte, beider sich durchDruck auf einenKnopf alle Fingerauf einmal schlos-sen – viele Jahrhun-derte später Vorbild

für des berühmten Professor Sauer-bruchs Prothesen.Doch die Reise durch die Zeit kannam Ortsrand von Jagsthausen biszu den Römern gehen: 400 mhinter dem ehemaligen Limes sehenSie Reste einer Militärsiedlung amäußersten Rand des antiken Welt- reichs, das Kohortenkastell Jagst-hausen – und ein römisches Badmit dem Relief der Fortuna balnea-ris, einer Schutzgöttin antiker

Badefreuden. Der „Wochengötter-stein“ zeigt die sieben Planetengöt-ter Luna (Mond), Mars, Merkur,Jupiter, Venus, Saturn und Sol(Sonne). Daneben das Kopfstückeiner Jupiter-Gigantensäule undeine Bronze-Statuette des Herkules.

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Beim nostalgischenGartenhäuschen

am Weißen Schlossin Jagsthausen

können Sie gut dieZeit verträumen

und vergessen.

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Krieger und Künstler,große Schauspieler und ein

berühmter Schmied...

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Zeitreise in die Weltder Römer, Ritter und„grauen Mönche“4

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Auch die Wander-Etappevon Jagsthausen bis Westernhausenführt Sie mitten ins Mittelalter.Die Berlichingen sind hier zuHause – ja, natürlich auch der mitder Eisernen Hand – und die Beben-burger, die Herren von Hausen…Siedlungsgebiet war das Jagsttalschon früh: Neolithiker und Keltenhaben Grabhügel und Ringwällehinterlassen, die Römer den Limes,die erste germanische „Demarka-tionslinie“ (548 km vom Rhein biszur Donau, zweitlängstes Boden-denkmal der Welt). Alamannen(Endung „ingen“) und Franken(„heim“) haben den Sied-lungen Namen ge-geben.

Doch die Zeitreise führt Sie nochviel weiter zurück – bis zu denNeandertalern, den „Ureinwohnern“Europas. Ein Werkzeugfund inBieringen zeigt in die Altsteinzeit,als hier noch mächtige Mammutszu Hause waren.Links und rechts des Wanderwegsan der Jagst können Sie deutscheKulturgeschichte und europä-ische Baustile bewun-dern:

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Kurzinformation

In der Romanik-Epoche (ab 950)gegründet sind Orte und Kirchen,gotisch und barock ist das ehemaligeZisterzienserkloster .Innerhalb eines Tages können Sieweit über zweitausend Jahre Kultur-historie erleben – hautnah. Esist ein echter KultURwanderweg –im wahrsten Sinne desWortes.

Er führt durch ehemalige undheutige Weinberge. Und Sie sindunterwegs im „Land des Götz“,zwischen Hecken, Streuwiesenund Wald. Aber immer mit groß-artigen Ausblicken ins fruchtbareJagsttal.

Tourenlänge: ca. 16 kmLaufdauer: ca. 4,5 StundenWegecharakteristik: abwechslungs-reiche Landschaften werdenmit befestigten und immer wie-der auch kurzen unbefestigtenStrecken erschlossen.Besonderheiten: Götzenburg amBeginn der Etappe in Jagsthausen,Kloster Schöntal mit Tiergarten,schöne Dörfchen entlang derganzen Strecke.

Im Jagsttal erwartenSie Kultur, Kunst undregionale Leckerbissen– auch zum Mitnehmen.

1 Götzenburg: Schlossmuseum, Burgenfestspiele

2 Stammschloss derer von Berlichingen

3 Zisterzienserkloster Schöntal

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Lust auf Literatur: Goethes Götz und die Knittelverse im Kloster

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Götz von Berlichingen

Die Zeitreise hier im vierten Ab-schnitt des Kulturwanderweges hatgroße Bandbreite vonA-Z – von Apfelwiesenbis Zisterzienser, wennSie möchten.Der Reichsritter vonBerlichingen ist IhrBegleiter: Im Schloss-museum der Götzen-burg sehen Sie seine(echte) Eiserne Hand,ein Meisterstück mittelalterlicherOrthopädietechnik. Im Burghofhält Goethes Theaterdichtung dieGeschichte (auch die mit demberüchtigten „l.m.i.A.“) auf der

Freilichtbühne am Leben.In Berlichingen erinnertein Denkmal an denReichsritter und Bauern-führer Götz.

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Schöntal – lateinisch „Speciosa Vallis“:Im ehemaligen Zisterzienserkloster

der „grauen Mönche“(heute die Keimzelle desHohenloher Kultursom-mers) stehen Sie stau-nend vor großen Bau-stilen: Romanisch dieAnfänge (1157), gotischdie Torkapelle (1310),barock die Kirche mitAlabaster-Altar aus

dem 17. Jh. – eine „Symbiose vonKunst, Religion und Brüderlichkeit“.

Reichsritter und Bauernführer,* 1480 in Jagsthausen, † 1562,im Kreuzgang Kloster Schöntalbeigesetzt. Verliert 1504 imLandshuter Erbfolgekrieg dierechte Hand. 1516 Ausspruchdes berühmten Götz-Zitats inKrautheim / Jagst. 1525 obersterHauptmann der Rebellen im Bau-ernkrieg. Seine Memoiren sinddie Vorlage für Goethes Theater(Götzenburg-Festspiele).

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Reinstes Barock auch der Oktogon-Bau des Balthasar Neumann aufdem Hügel. Und das kunstvolleTreppenhaus der neuen Abtei er-laubt einen Blick ins verspielteRokoko.In die Barockzeit passt die bedeu-tende Persönlichkeit des humor-vollenAbtes Benedikt Knittel(1683-1732). Mit seinen „Knittel-versen“ hat er sich selbst ein literari-sches Denkmal gesetzt – aktuellbis heute, wenn man liest:

„Drei gute Dinge gibt’s im Leben:Im Glas den süßen Saft der Reben,den guten Rat in der Gemeind’und in der Not den guten Freund“.

Die Atmosphäre der Abtei ist kon-templativ und kulturell – der wilde„Tiergarten“ ergänzt das Areal mitUrnatur. Doch dasAmbiente ist nebensakral auch sportiv– man kann rundum das berühmteKloster auf der Jagstgut Kanu fahren.

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Auf dem Weg nach Westernhausengibt’s noch viele Lockrufe – natur-nahe wie das märchenhafte Erlen-bachtal, weinselige und kulinarischein den Dörfern: Gaststätten bietenRostbraten und Riesling, Bauern-höfe heimisches Lammfleisch,Grünkern und Dinkelnudeln.

Abt Benedikt Knittelstand 49 Jahre lang demKloster vor. Unter ihmwurde die von LeonhardDientzenhofer geplanteBarockkirche erbaut, inder Götz von Berlichin-gen begraben liegt.

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5 Grenzsteine und grandioseAusblicke ins Tal der Jagst

Auch bei dieser Etappe vonWesternhausen bis Krautheim sinddie „historischen Grenzen“ ständigeBegleiter. Und früher warendiese auch echte Verkehrsbehinde-rungen…Bevor Sie starten, werfen Sie einenBlick auf das Wehr der Jagst,dahinter ist wichtiger Lebensraumzahlreicher Fischarten. Und wennSie Zeit haben, schauen Sie inAschhausen vorbei: Aus der Ritter-burg und einem barocken Sommer-sitz der Schöntaler Äbte wurde imMittelalter das Schloss der Reichs-grafen von Zeppelin .Auf dem Weg ab Westernhausenliegt über der Jagst das kleine DorfWinzenhofen – einst der äußers-te Zipfel des badischen KreisesBuchen.

Noch vor einem halben Jahrhundertmussten die Bauern hier ihre hoch-beladenen Rinderwagen durch eineFurt der Jagst bringen – dort, woSie heute von Ihrem Wanderwegauf die (stillgelegte) Eisenbahn-brücke schauen. Die WinzenhofenerSage vom „Schatz im See“ ist einGleichnis dafür, dass jeder Erfolgstets Arbeit und Mühe voraussetzt.Bevor Sie in Marlach die Jagstüberqueren: Am Ufer desSindelbachs steht diestattliche Kirchezum HeiligenGeorg.

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Kurzinformation

Tourenlänge: ca. 10 kmLaufdauer: ca. 3 StundenWegecharakteristik: befestigteWege führen aus Westernhausenund wechseln immer wieder –passend zur Landschaft – vongeschotterten Wegen über Felderzu unbefestigten natürlichenWegen durch den Wald.Besonderheiten: wunderschöneAusblicke auf die Jagst, histori-sche Grenzsteine und geologischeBodenschnitte am Weg.

Die Heiligkreuz-Kapelle in Altdorfschaut bis ins 14. Jh. zurück; undvielleicht kommen Sie ja geraderechtzeitig zum historischen Georgs-ritt durch Feld und Flur.Gommersdorf ist der nächsteOrt auf Ihrer Tour; hier kommenSie der Jagst wieder ganz „nahe“:50 m über der Jagst am Prallhangverläuft der Weg bis Sieschließlich dasEtappen-

ziel erreichen: Krautheim mitder Burg hoch über dem Fluss unddem alten Dorf in der Talaue.Und hier werden Sie dann wiedereinem alten Bekannten begegnen:Dem Reichsritter Götz von Berli-chingen, der mit der „EisernenHand“…

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1 Schloss der Reichsgrafen von Zeppelin, Aschhausen

2 Wehr an der Jagst, Westernhausen

3 Winzenhofen

4 Heiligkreuz-Kapelle, Altdorf

5 Gommersdorf

6 Burg in Krautheim

7 Original Schauplatz des Götz-Zitates

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„Grenzen“ sind auch hier das Etap-pen-Thema. Besonders eindrücklichund für lange Zeit eine ärgerlicheund zeitraubende „Verkehrs-Behin-derung” war der Wegesprung vonetwa zehn Metern direkt an der Ge-markungsgrenze von Gommersdorf.Da der Weg nicht durchgängig, son-dern seitlich versetzt ist, musstenfrüher die Zugtiere der Fuhrwerkeausgespannt werden, um die Karrendann mit Muskelkraft auf derVorderachse drehen zu können.

Jetzt mussten die Tiere wiedereingespannt werden,

damit der Transport fortgesetztwerden konnte. Bei diesem Weghandelt es sich lediglich um einenreinen Wirtschaftsweg, der nie alsOrtsverbindungsweg fungierte.Heute können Sie als „Grenzgänger“diese kleine Umleitung – und lus -tige kommunale Frotzelei – mitHumor nehmen.Fazit: Grenzen sind nicht nurschöne „Steine“, wie dieser ,der Baden von Württemberg trennt.Bevor Sie Ihr Etappen-Ziel Kraut-heim mit seiner Burg vor sichsehen, geht es in halber Höhe – mitweitem Blick ins Tal der Jagst– vorbei am schroffen Steilhangvon Gommersdorf hinunter zumFluss .

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Grenzmarken, Steilhängeund ein gefährlicher Wege- sprung in Gommersdorf

Sie können sichein bisschenmit praktischerGeologie be-schäftigen: DerMuschelkalk

entstand vor ca. 240 Millionen Jah-ren und spielt im Gebiet eine wich-tige Rolle.Zum Beispielfür den Wein:Dieser Bodenerwärmt sichzwar langsam,gibt aber nach heißen Tagen danngleichmäßig die ganze NachtWärme an die Reben ab. Entdeckerfinden im Urgestein viele Fossilien.Krautheim: Unten im Tal liegt Alt-krautheim, um die schon weithinsichtbare Burg drängt sich Berg-krautheim – wieder eine Grenze:Altkrautheim württembergisch,Krautheim badisch. Ja, das histori-sche Krautheim hat zwei Wurzeln –bäuerlich-bürgerliche links undritterliche (12. Jh.) rechts derJagst.

Hier treffen Sie wieder einmal aufden Götz von Berlichingen, der1516 die Burg belagerte, die vomKurmainzer und „Erzfeind“ Amt-mann Max Stumpf erfolgreich ver-teidigt wurde.1111

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Götz von Berlichingen„Er soll mich…“Im von Götz niedergebranntenSchafhaus sollen die denkwürdi-gen Worte gegenüber dem Vertei-diger der Krautheimer Burggefallen sein . Ritter von Ber-lichingen stellt es in seinenMemoiren so dar: „…da schrieich wider zu ihme hinauff, er soltmich hinden leckhen.“

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6 Ein Weinberg mit Grillen –und ein wachsender Bach, der „Kuharsch“ heißt

Diese Wander-Etappekann ein Wohlfühlweg für Wein-und Naturliebhaber werden.Als Tipp für Kultur-Interessierte:Die Krautheimer Stauferburgmit Kapelle und Museum, Portalund Palais ist immer einen Besuch.wert. Ihre Wanderung führt Sienach Klepsau, wo Weinbau bereitsseit 1252 urkundlich nachgewiesenist, sicher aber noch älter sein dürfte.Denn hier wurde ein fränkischesGräberfeld des 5. Jh. aus-gegraben. Die gefundenenTeile einer Spatha

(ein fünf Zentimeter breites Lang-schwert) deuten die Herkunft ausmerowingischer Zeit an.Die Klepsauer gehören zum Wein-baugebiet Badisch-Franken. Liebhaber schätzen die fruchtigen, aromareichen halbtrockenen und trockenen Weine. Am Heiligenberg und am Altenberg dominieren die Rebsorten Spätbur-gunder, Schwarzriesling und Kerner, in den oberen Lagen die Sorte Müller-Thurgau.

Kurzinformation

Tourenlänge: ca. 12 kmLaufdauer: ca. 4 StundenWegecharakteristik: wechselndeBodenbeläge führen über z. T.steile Steigungen durch Waldund auf halber Höhe an Wein-bergen vorbei.Besonderheiten: reizvolle Tal-blicke, Kapelle St. Wendel zumStein und der “Kuharsch”.

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Etwas nördlich des Kulturwander-wegs an der Jagst – eine halbe Stun-de Fußweg – lockt das LaibacherRenaissance-Schloss (16. Jh.)kulturhistorisch Interessierte mitRosenkranz-Madonna in der Ka-pelle. Vielleicht ist das ein Ziel füreinen späteren Ausflug?Weiße Störche als Wahrzeichen undein Wasserschloss mit ehemaligemGesindehaus; ein alter Weinbergmit seltenen Grillen, eine schöneBrücke über die Jagst und eine Öl-mühle – das alles und nochmehr erwartet Sie in Dörzbach. AmAltenberg wurden Lebensräumean der „Wellenkalkbank“ geschaffen, ein wahres Biotop.

An der steilen Böschung zeigt sichein Ausschnitt des viele MillionenJahre alten Unteren Muschelkalks,den Geologen als „Wellengebirge“bezeichnen.Wenn Sie sich Zeit nehmen, werdenSie viel entdecken: Schlingnatterund einen Schmetterling namensSchwalbenschwanz, Feldhase, Igelund Zauneidechse. Auch der sehrseltene Schmetterlingshaft schwirrthier an heißen Junitagen an denTrockenhängen. Die süd-südwest-liche Ausrichtung schafft eine rich-tige „Wärme-Oase“. So fühlen sichauch seltene Tiere wohl: die vomAussterben bedrohte RotflügeligeÖdlandschrecke zum Beispiel.Die Dörzbacher „Schubertiade“,ein sommerliches Freiluft-Konzertzwischen Efeu bewachsenen Schloss- hof-Mauern, verspricht Werke berühmter Komponisten wie Schubert, Mozart, Beethoven…

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1 Stauferburg, Krautheim

2 “Kuharsch” bei Krautheim

3 Fränkisches Gräberfeld, Klepsau

4 Renaissance-Schloss, Laibach

5 Rebhänge am Altenberg bei Dörzbach

6 Ölmühle, Dörzbach

7 Kapelle St. Wendel zum Stein

8 Judenfriedhof, Hohebach

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6 Was hat Friedrich Schiller mit„Schillerwein“ zu tun?

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Eigentlich gar nichts – obwohlWein und Literatur sich gut vertra-gen und auch viel miteinander zutun haben können…Schillerwein treffen Sie hier an derJagst sehr oft: „Neudenau baut seinbuntes Sortengemisch durchweg als‚Schiller’ aus“, stellt das HohenloherWeinbrevier fest. Und die Wein-gärtnergenossenschaft Unteres Jagsttal (Möckmühl) verkauft ihre Weine ausschließlich als trockenen „Schiller“. Über 20 Rebsortenkommen hier zusammen.

Hier in Dörz-bach haben SieEinblick in mit-telalterlicheWeinkultur: DerRebenhang am Altenberg dürftewohl schon über tausend Jahre altsein. Seit einigen Jahren ist er querterrassiert; auch hier wird „Schiller“ausgebaut. Während der Flur-Neu-ordnung fand man dort auch eineRarität: die „Östliche Grille“ ,sie lebt nur hier und am Rhein.Deshalb gibt es auch einen Dörzba-cher Grillenwein, einen Riesling.Aber Friedrich Schiller hat sicherauch schon Schillerwein von derJagst getrunken. Schließlich hatseine Schwester drei Jahrzehnte alsPfarrersfrau in Möckmühl gewohnt.

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2Der wachsende Bach bei Kraut-heim: der „Kuharsch“ ist einbeeindruckendes Zeugnis für dieGestaltungskraft der Natur. BeimWasseraustritt wächst mit dem aus- fallenden Kalk das Bachbett. Aberes braucht Zeit. Der Wall mit derRinne wird wohl in 100 Jahren

etwa 30 cmhöher. Der„wachsendeBach“ dürftealso 400 Jah -re alt sein.

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St. Wendel zum SteinDie Kapelle direkt am Tuffstein-felsen erzählt eine besondereLegende. St. Wendelinus ist derSchutzpatron der Schäfer – undein frommer Schafhirte, dereinen Schatz im Fluss fand, warauch der Gründer.Für Wallfahrer: Wendelinstag istder 20. Oktober.Für Abenteurer: Hinter derFelsenkapelle soll in einer rauch-schwarzen Höhle das „Peitschen-babele“, eine berüchtigte Vaga-bundin, gehaust haben.

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Judenfriedhof bei Hohebach:Auf dem “Pfad der Stille”liegt hinter dem schmiedeeisernenTor eine eigene Welt.

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7 Von Zebus,Ziegen und anderenBewohnern

„Ein kleines Paradies“ sei dasGebiet bis Mulfingen, sagen dieLiebhaber der Landschaft – und siemeinen damit vor allem deren be-sondere Bewohner.Auf Ihrer Tour entlang der Jagstwerden Sie Ihnen begegnen: Lim-purger Rinder und Schafe, heimi-sche Ziegen und auch exotischeZwerg-Zebus… Dass Sie hier imBauernland sind, sagen schon dieGewann-Namen: Den „Geißberg“gibt es gleich zweimal. Der Gal-genberg, Mulfingen gegenüberliegend, kündet jedoch von ganzanderen „Tätigkeiten“…Kurz vor Ailringen führt der Wegan einem ehemaligen Kalkofen vor- bei; hier wurde Kalk – sog. „Stück-kalk“ – zur Weiterverarbeitung fürFarben oder Mörtel gebrannt.Schon nach gut zwei Kilometernstehen Sie vor der gotischen KircheSt. Martin in Ailringen. Innenist sie barockisiert, die spätgotischen

Holzskulpturen sind sehenswert.Am besten, Sie wandern mittendurch den Ort, in dem der Flussjetzt eine Wende nimmt. SchauenSie sich das Rathaus an; es ist einFachwerk-Meisterstück der Re-naissance. Und gehen Sie zumAlten Amtshaus der Deutschordens-ritter (seit 1580) – ebenfalls ein Renaissancebau, in dem Sieübrigens auch „ritterlich“ tafelnkönnen.

Kurzinformation

Tourenlänge: ca. 14 kmLaufdauer: ca. 4,5 StundenWegecharakteristik: langgezogeneAuf- und Abstiege auf befestigtenund natürlichen Wegen.Besonderheiten: schöne Trocken-hänge mit attraktiven Steinriegelnund grasenden Weidetierenwie Limpurger Rind, Schafe,Ziegen und Zebus.

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Etwa drei Stunden wandern Siedurch das bäuerliche Paradies ander Jagst – vorbei an Wiesen, Waldund Weiden.Der Marktflecken Mulfingen emp-fängt Sie mit offenen Armen undgroßem Angebot: Sie können imStausee baden oder sich auf demTaubenmarkt, der jährlich am ersten Samstag im Februar stattfindet, um-schauen. Wenn Sie am 26. Juli (im katholischen Kalender der „Anna-tag“ – auf Original hohenlohisch: „Annedooch“) kommen, können Sie sich der Wallfahrt zur St. Anna-Kapelle anschließen.Und wenn Sie schon hier in Mul-fingen sind, dann könnte man jaauch noch auf den Berg steigen(Jagstberg), hoch über den Fluss.Diese vorwitzige „Bergnase warlange Zeit in den Händen tüchtigerRaubritter“, berichtet ein Chronist,„die von hier aus ihr Handwerk,den Straßenraub, lukrativ aus-übten“. Was natürlich schon gerau-me Zeit vorbei ist…Im Besucherzentrum Buchenbachbekommen Sie ab 2009 neben tou-ristischen Informationen auch die schönsten und wichtigsten Land- schaftsräume und deren Entwick-lung vermittelt. Oder Sie nehmen das Etappenziel Heimhausen direkt ins Visier, das noch etwa eine knappe Gehstunde flussaufwärts liegt.

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1 Steinriegel, Ailringen

2 Gotische Martinskirche, Ailringen

3 Wallfahrtskapelle St. Anna, Mulfingen

4 Besucherzentrum Buchenbach

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7 Ländliche Leckerbissen und Einkaufen direkt beim Erzeuger

Direkt an der Quelle einkaufen –das kann man hier im bäuerlichenWeideland an der Jagst sehr gut. DieBauern öffnen ihre Höfe; „Direkt-vermarktung“ ist das Zauberwort.Das Limpurger Rind jedenfallsist in vielen Angeboten enthaltenund steht auch auf den Speisekartender Gaststätten.Doch auch Wasserfreuden erwartenSie hier in Mulfingen, im Stauseeoder an der Jagst.

Haben Sie auf die weißen undbraunen Kreuze bei der Ail-ringerMartinskirche geachtet? Weiße Far-be steht für „Unschuld“, braun für„verheiratet“. Weshalb die Pfarrerebenfalls braune Kreuze erhielten,konnte noch niemand erklären...In der gotischen St. Annakapellestehen Sie sicher bewundernd vordem schönen Schrein-Altar (1514).Gehen Sie mit offe-nen Augen durchdas Land: Elemen-tar mutet der Stein-riegel an, derhier in Jahrhunder-ten entstanden ist.Und von allen vier-beinigen „Bewoh-nern“ ist sicher dasasiatische Zwerg-Zebu der auf-fälligste. Was aber sind Zebus? Siegehören zu den kleinsten Rinder-rassen der Welt. Schon früh habensich die Rinderrassen getrennt; derZebu-Buckel unterscheidet sie von-einander.

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Und warum Zebus an der Jagst?Sie sind „pflegeleicht” in der Hal- tung, haben im Vergleich zu heimi-schen Rindern eine höhere Wärme-toleranz – und sie kalben „leichter“, vor allem aber haben sie – so sagen die Fachleute – eine bessere Futter-verwertung. Zebus sind genügsam beim Futter und selbst in harten Wintern können sie auf der Weide bleiben. Die erfolgreiche Aufzucht hat in Dörzbach begonnen – und

alle sind zufrieden: die Leute und auch die Landschaft.Noch ein Wort zu den blumen-bunten Wiesen: Natur und Weide-tiere sorgen dafür, dass dieses„Landschafts-Gemälde“ alle ihrefünf Sinne anregt.Schalten Sie einenGang herunter –und hören Sie aufdie Grillen im Gras.„Gottes-Apotheke“nannten die Alten diese Naturwie-sen. Schließlich schätzte man dasBergheu als Arznei für krankesVieh; es hatte immer einen beson-deren Platz im Stall. Und Heubädersind ja heute ganz modern….

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8 Hoch oben die HohenloherFürsten – und im Keller ein„kryptisches Rätsel“

Zurück zu den Spurender Staufer gehen Sie bei dieser ach-ten Etappe des Kulturwanderwegesan der Jagst. Sie starten im Mulfin- ger Weiler Heimhausen. Zu den kirchlichen „Grenzen“: Ab Heim-hausen sind Sie in protestantischemGebiet – von Ailringen bis Mulfin- gen ist man katholisch.Gestern und Heute treffen sich hier: Alte Herrschaftsgebiete sind bis in unsere Zeit noch als „Glaubens“-grenzen erhalten.Das Tagesziel ist das Schloss derFürsten zu Hohenlohe-Langenburg , einer Gründerburg der Staufer-zeit.„Weingärten“ ist auch der Gewann-Name des Teilstücks bis zum idyl-lischen Eberbach, Geburtsort desKulturphilosophen Theodor Hae-cker, der auch Vergil und Kierke-gaard übersetzt hat.Aber vorher liegt Schloss Buchen-bach am Weg, eine altersgraueRitterburg. Hier hat ein Herr vonStetten seinem Hund ein steinernesDenkmal gesetzt. Die rührendeGeschichte aus dem 16. Jahrhundertist dort nachzulesen: Der Hund hat seinem Herrn beim Sturz aus dem Fenster das Leben gerettet…Noch 1852 verglich Nikolaus Gerber(Kocher- und Jagstbote) den Fahr-weg zwischen Buchenbach und Eber-bach mit „Wildniswegen Amerikas“und nennt auch den an diesem (da-maligen) Zustand Schuldigen:„Die Jagst schaltet und waltet mitder wahren Damenlaune einer des-potischen Königin in den Gütern

der Talbewohner…“. Sie können nun unschwer den Vergleich mit heute ziehen.Kleiner Tipp für Entdecker:„Das größte Rätsel Würt-tembergs“ finden Sie inUnterregenbach: Das Ton-nengewölbe auf acht Pfeilernim Pfarrhaus-„Keller“ ist dieKrypta einer längst verschwunde-nen Kirche. Schließlich wurdennoch die Mauerreste einer 47 mlangen, drei schiffigen Basilika ent-deckt, die im 14. Jahrhundert ineine Saalkirche umgewandelt wurde– heute St. Veit. Daneben fand man einen weit über tausendjährigenkleinen, karolingischen Sakralbau.Ergebnis: Das Rätsel von Unter-regenbach bleibt ungelöst.Der kleine Weiler Oberregenbachkann Sie mit der Steinbrücke überdie Jagst beeindrucken – sie istvom Kulturwanderweg aus gutsichtbar.

Kurzinformation

Tourenlänge: ca. 11 kmLaufdauer: ca. 3,5 StundenWegecharakteristik: mehrfacheÜberquerung der Jagst auf befes-tigten und geschotterten Wegen, Anstiege durch offenes Gelände und Wald.Besonderheiten: romantischesDorf und Holzbrücke bei Unter-regenbach, Schloss Langenburgmit Einkehr und einem attrakti-ven Blick ins Tal.

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Am Ziel der Etappe er-wartet Sie ein kultur-historischer Höhepunkt:Hohenlohe breitet seinegroße Geschichte vorIhnen aus. Lassen Siesich darauf ein.

Für die Stadt Langenburgsollten Sie genügend Zeitmitbringen; hinter demhistorischem Stadttor gibtes viel zu sehen: Zwischendem kleinen PfarrdorfBächlingen unten am Flussund dem herrschaftlichenSchloss hoch oben auf dem„Langen Berg“ warten vieleEntdeckungen auf Sie.

1 Schloss Buchenbach

2 Eiskellerhäuser bei Eberbach

3 Holzbrücke bei Unterregenbach

4 Schloss Langenburg mit Museum und Deutschem Automuseum

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Die Familie von Hohenlohe – das „Seelchen“ und ein demokritscher Denker

Die Familie von Hohenlohe – das „Seelchen“ und ein demokritscher Denker

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8Die Herren von Hohenlohe, späterReichsgrafen und Reichsfürsten, er-scheinen in den Geschichtsbüchernschon zur Stauferzeit. Verwandtwaren und sind siebis heute mit vieleneuropäischen Mon-archien. Zum Bei-spiel mit der Briten-Königin Victoria;Queen Elisabethstattete 1965 beim Deutschland-Besuch auch ihrer Verwandtschaftim kleinen Langenburg einen Be-such ab.Das Schloss auf dem „LangenBerg“ ist ein echtes Herrscherhausund bestimmt auch architektonischStadt und Landschaft. Wenn dieFamilienfahne weht, ist der Fürst von Hohenlohe-Langenburg im Hause.

1576 wurde das Schloss der Grafenvon Hohenlohe aus dem 15. Jahr-hundert im Renaissance-Stil umge-baut. Doch vermutlich hatte man

schon im 13. Jahrhun-dert mit dem Ausbau einer Burg begonnen.Mächtige Rund-türme flankierenden hellen, rechtecki-gen Bau – im Westen

die Bastei „Lindenstamm“, im Nord-osten der mächtige Hexen- und Bettenturm.Gehen Sie durch den barockenInnenhof und spazieren Sie durchdie Laubengänge – die gartenkünst-lerische Anordnung atmet großeKultur. Von hier haben Sie einetraumhafte Aussicht auf das Jagst-tal.

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Das Schloss ist Gastgeber derKonzerte zum jährlichen „Hohen-loher Kultursommer“. Und derWanderweg an der Jagst erfährthier einen weiteren Höhepunktund bestätigt seinen kulturellenAnspruch.Das Schlossmuseum lässt einenBlick in die Geschichte Hohenloheszu und zeigt u.a. Waffen undPorzellan.Im Deutschen Automuseum treffensich Mittelalter und Moderne:Hier können Sie im historischenMarstall des Schlosses 80 fahrtüch-tige Benzinkutschen aus derZeit von 1893 bis 1939 bestaunen.Schauen Sie sich unbedingt dieKult-Rede des AltbürgermeistersGronbach in bewegten Bildern an.

Doch auch die Bürger Langenburgshaben von sich reden gemacht:Carl Julius Weber ist hier geboren(1767-1832). Der Philosoph giltals Demokrit Hohenlohes – undseine „Reise durch das KönigreichWürttemberg“ wurde ein Bestseller.Wer den Roman „Die Heilige undihr Narr“ gelesen (oder den Filmgesehen) hat, wird unschwer„Thorstein“ als Schloss Morsteinund „Brauneck“ als Schloss Langen-burg identifiziert haben. Die Auto-rin Agnes Günther (1863-1911) leb-te als Frau des Dekans lange Jahre in Langenburg. Das „Seelchen“ im Roman ist Agnes Günther im Leben.

„Fortsetzung folgt“ – Blickvom Schloss auf Bächlingenund Aussicht auf weitereEtappen des Kulturwander-weges an der Jagst.

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ImpressumHerausgeber:TouristikgemeinschaftHohenlohe e.V.Allee 1774653 KünzelsauTelefon: +49(0)7940/18206Fax: +49(0)7940/18363E-Mail: [email protected]: www.hohenlohe.de

in Zusammenarbeit mit:

TouristikgemeinschaftHeilbronner Land e.V.Lerchenstraße 4074072 HeilbronnTelefon: +49(0)7131/994-1390Fax: +49(0)7131/994-1391E-Mail: [email protected]: www.HeilbronnerLand.de

Wir bedanken uns ganz besondersbei Michael Buß vom LandratsamtHohenlohekreis (Dezernat fürUmwelt und Ordnung/Baurechtund Naturschutz) in Künzelsau.Ohne ihn, sein Fachwissen und dieLiebe zur Hohenloher Landschaftwürde es den Kulturwanderwegnicht geben.

Ebenso bedanken wir uns bei HerrnOgger (Landschaftserhaltungsverband Heilbronn) der im HeilbronnerLand alternative Wegführungen aufzeigte.

Der Kulturwanderweg ist ein Projektim Modellgebiet Hohenlohemit Partnerregion Heilbronn.Daher bedanken wir uns auch beimBundesministerium für Ernährung,Landwirtschaft und Verbraucher-schutz für die Unterstützung imRahmen des Modell- und Demon-strationsvorhabens „REGIONENAKTIV – Land gestaltet Zukunft“.

Gefördert durch:

Touristikgemeinschaft Hohenlohe

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Projektgesamtkoordination:Andreas Dürr, Touristikgemein-schaft Hohenlohe e.V. undTanja Seegelke, Touristikgemein-schaft Heilbronner Land e.V.

Konzeption und Projektleitung:Michael Buß, Landratsamt Hohen-lohekreis und Guido Buchweitz,Geigenmüller & Buchweitz

Redaktion, Recherche, Texte:Gerhardt Armin Hepp, EuroPlanTourismusBeratung

Grafische Konzeption, Umsezung: Geigenmüller & Buchweitz, Filderstadt

Fotos:G. Buchweitz, M. Buß, K. Ditté,K. Geigenmüller, E. Kraiss,H. Lindekamp, H. Obinger,M. Reuter, J. Schwab, T. Seegelke,M. Schlund, J. Trautner, Mitglieds-städte und -gemeinden

Kartengrundlage:Topographische Karte 1:50 000 –©Landesvermessungsamt Baden-Württemberg (www.lv-bw.de), vom07.10.2008, Az.: 2851.2-D/6089.

Stand:Sept. 2008, alle Rechte vorbehalten!

KartenlegendeBushaltestelle

Parkplatz

Bahnhof

Touristinformation

Gasthof

Übernachtungsmöglichkeit

Zeltplatz

Badeplatz

Besondere Sehenswürdigkeit

0 1km

Maßstab

Die Einzeletappen können Sie auch auf Ihr GPS-Gerät unterwww.hohenlohe.dedownloaden.

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Die Jagst lädt Sie ein

Der ökologisch und historisch wert-vollen Kulturlandschaft im Jagsttalsoll ein neuer gesellschaftlicher undtouristischer Wert verliehen werden.Im Laufe der Zeit wuchsen viele be-gehbare Wege mit Büschen undBäumen zu. Damit entfielen immermehr reizvolle Ausblicke auf dasJagsttal und seine Hänge, die dieserLandschaft ihren unverwechselbarenCharakter verleihen.

Dieser verlorene Schatz soll fürMenschen mit Sinn und Bewusst-sein für besondere Landschafts-bilder gehoben werden. Dadurchsoll sichergestellt werden, dass das,was schutzwürdig bzw. neu zuschaffen ist, die Gesellschaft be-stimmt – und nicht die Wissen-schaft.

Der Kulturwanderweg fördert sonachhaltig den Landschaftstouris-mus und schafft gleichzeitig einhöheres Bewusstsein für die Vorteileder Symbiose von Natur und Kultur, Tradition und Freizeit.Gleichzeitig verbindet er insgesamtzehn Jagsttalkommunen in drei Landkreisen. Trotz aller (unterwegs)sichtbarer Grenzzeichen, steht der ca. 100 Kilometer lange Kultur-wanderweg für ein gebietsüber-greifendes Gemeinschafts-Projekt innerhalb Hohenlohes und dem Heilbronner Land.Der Weg lädt Gäste und Einhei-mische zum Wandern ein – mit herrlichen Landschaftseindrücken ineinem der schönsten FlusstälerBaden-Württembergs.

Der Kulturwanderweg ist keineRennstrecke. Vielmehr wäre es wün-schenswert, wenn er seine Besucher„ausbremsen und entschleunigen“würde. Und dass er sie dazu brächte,einen oder – noch besser – gleichzwei Gänge „herunter zu schalten“.Sich Zeit nehmen, auf einen Steinsetzen, die Füße baumeln lassenund das Juwel Jagsttal genießen –all das und noch viel mehr könnenSie auf dem Jagst-Kulturwander-weg erleben. Sie sind herzlich ein-geladen.Wann kommen Sie?